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Mishnah Maaser Sheni
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Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]
https://www.nli.org.il/he/books/NNL_ALEPH002378149/NLI
Mishnah Maaser Sheni
Chapter 1
Den zweiten Zehnt darf man nicht verkaufen, nicht als Pfand nehmen (oder geben), nicht vertauschen, nicht als Gewicht anwenden; und Niemand darf in Jerusalem zum Andern sagen: Da hast Du Wein, gieb mir Öl dafür, und so bei allen übrigen Früchten, aber man darf sie einander schenken.
Den Zehnt vom Vieh darf man, wenn es fehlerfrei ist, nicht lebendig<sup class="footnote-marker">1</sup><i class="footnote"> Auch nicht geschlachtet, sondern das Fett und Blut wird geopfert und das Fleisch in Jerusalem gegessen. Das fehlerhafte und fehlerfreie unterscheidet sich nur dadurch, dass letzteres geopfert, ersteres aber überall gegessen werden darf.</i> verkaufen, und wenn es fehlerhaft ist, weder lebendig noch geschlachtet; man darf auch damit kein Weib erwerben. Das Erstgeborne vom Vieh darf man aber, wenn es fehlerfrei ist lebendig, und das fehlerhafte lebendig oder geschlachtet verkaufen, und darf der Priester damit ein Weib erwerben. Den zweiten Zehnt darf man nicht auslösen durch Metall ohne Gepräge<sup class="footnote-marker">2</sup><i class="footnote"> <span dir="rtl">אסימן</span> = ἂσημον = ohne Zeichen, ohne Gepräge, wo weder im Avers (Hauptseite) noch Revers (Rückseite) ein ausgeprägtes Bild und Wappen bezeichnet ist, sondern es sind runde Stücke Metall, die eingerichtet sind, dass man mit dem Stempel die bezeichneten Bilder und Buchstaben darauf präge. Man vergleiche die Sammter’sehe Übersetzung von Baba mezia S. 44 b in der Erklärung N. 19.</i>, oder durch Münze, die nicht gangbar ist, oder durch Geld, das man nicht in seinem Besitze hat.
Wenn Jemand<sup class="footnote-marker">3</sup><i class="footnote"> Für das Geld des zweiten Zehnt, wozu es namentlich bestimmt ist.</i> Vieh zu Freudenopfer kauft, oder Wild zum Genusse des Fleisches, so wird die Haut <span dir="rtl">חולין</span>, auch wenn die Haut mehr wert ist, als das Fleisch. Von zugemachten Weinkrügen wird an Orten, wo sie in diesem Zustande gewöhnlich verkauft werden, der Krug <span dir="rtl">חולין</span>. Von Nüssen und Mandeln, werden die Schalen <span dir="rtl">חולין</span>. Lauer-Wein darf bevor er gegohren hat, nicht für Geld vom zweiten Zehnt gekauft werden, wohl aber, nach dem er gegohren hat.
Wenn Jemand Wild zum Freudenopfer, oder Vieh zum Genusse des Fleisches dafür kauft<sup class="footnote-marker">4</sup><i class="footnote"> Beides nämlich darf nicht geschehen, Wild wird nicht geopfert und Vieh soll nur, nach der Verordnung der Rabbinen, als Freudenopfer gekauft werden.</i>, wird die Haut nicht <span dir="rtl">חולין</span>. Von offenen Krügen, oder zugemachten, die man gewöhnlich offen<sup class="footnote-marker">5</sup><i class="footnote"> Nämlich ohne den Krug.</i> verkauft, wird der Krug nicht <span dir="rtl">חולין</span>. (Kauft man) Körbe voll Oliven, oder Weintrauben mit dem Gefäss, so wird der Wert des Gefässes nicht <span dir="ltr">חולין</span>.
Hat Jemand für das Geld Wasser, Salz, am Boden haftende Früchte, oder solche, die nicht bis nach Jerusalem gebracht werden können, gekauft, so hat er keinen Zehnt erworben<sup class="footnote-marker">6</sup><i class="footnote"> Das Geld ist nicht <span dir="rtl">חולין</span> geworden.</i>. Hat Einer dafür aus Versehen Früchte gekauft, so muss das Geld wieder herausgegeben werden<sup class="footnote-marker">7</sup><i class="footnote"> Der Handel hat nämlich keine Gültigkeit.</i>. Geschah es mit Wissen, so müssen die Früchte nach Jerusalem gebracht und dort verzehrt werden, und wenn kein Heiligtum daselbst ist, müssen sie der Fäulniss<sup class="footnote-marker">8</sup><i class="footnote"> Dem Verderben.</i> überlassen werden.
Wenn Jemand aus Versehen Vieh dafür kauft, muss das Geld zurückgegeben werden; wenn aber mit Wissen, so muss es nach Jerusalem gebracht und verzehrt werden; und wenn kein Heiligtum daselbst ist, muss man es, wenn es stirbt, mit der Haut begraben.
Man darf nicht Sklaven, Sklavinnen, liegende Gründe, oder unreines Vieh für das Geld des zweiten Zehnt kaufen, und wenn man es getan, muss man den Wert dafür<sup class="footnote-marker">9</sup><i class="footnote"> Als zweiten Zehnt in Jerusalem.</i> verzehren. Man darf nicht Geflügel — Opfer für genesene flusskranke Männer oder Frauen, oder für Wöchnerinnen, auch nicht Sünd- und Schuldopfer für Geld vom zweiten Zehnt darbringen, und wenn man es getan, muss man den Wert dafür als zweiten Zehnt verzehren.— Dies ist die Regel: In so fern man etwas was nicht zum Essen oder Trinken oder Salben für Geld des zweiten Zehnt gekauft hat, muss man dessen Wert als zweiten Zehnt verzehren.
Chapter 2
Der zweite Zehnt ist bestimmt zum Essen, Trinken oder Salben, nämlich nur das zu essen, was man gewöhnlich isst, zu trinken, was man gewöhnlich trinkt und zu salben, mit dem womit man sich gewöhnlich salbt. Man darf sich nicht mit Wein oder Essig salben; wohl aber mit Öl. Man darf nicht Öl vom zweiten Zehnt mit Gewürz zurichten, auch nicht gewürztes Öl dafür kaufen; aber Wein darf man würzen. Wenn Honig oder Gewürz hineingefallen war und ihn verbessert hat, so wird das Lösegeld nach Massgabe des verbesserten Weines<sup class="footnote-marker">1</sup><i class="footnote"> Zum Beispiel, wenn das Verhältniss des Weines zum Gewürz, wie zwei zu einem war, und der Wert des Ganzen dadurch um ein Drittel vermehrt wurde, so löset man den Wein durch zwei und zwei Drittel seines frühem Wertes und ein und ein Drittel bleibt für das Gewürz.</i> berechnet. Wenn Fische durch angekochte Lauchköpfe<sup class="footnote-marker">2</sup><i class="footnote"> <span dir="rtl">קפלוטות</span> griech. = κεφάλωτος = mit einem Kopf ( κϵϕαλύ ) versehen, Lauchköpfe, Porrelauch. Aruch.</i> vom zweiten Zehnt im Wert verbessert wurden, so rechnet man nach Massgabe der Verbesserung. Wenn man Teig vom zweiten Zehnt gebacken und dadurch verbessert hat, so wird der erhöhete Wert zweiter Zehnt. Dies ist die Regel: Wenn bei einer Wertverbesserung das zu Verbessernde erkennbar ist, so wird nach Verhältniss gerechnet, wo nicht, so wird es zum zweiten Zehnt gerechnet.
R. Simeon sagt: Man darf sich nicht mit Öl vom zweiten Zehnt in Jerusalem salben<sup class="footnote-marker">3</sup><i class="footnote"> Er hat die Meinung, dass das Öl des zweiten Zehnt blos zum Essen und nicht zum Salben benutzt werden darf.</i> ; die Weisen erlauben es. Sie wenden nämlich dem R. Simeon ein: Wenn es bei der sonst strenger beachteten <span dir="rtl">תרומה</span> in dieser Beziehung nachgegeben wird, wie sollten wir es bei dem sonst minder strengen Gesetzen unterliegenden zweiten Zehnt nicht nachgeben? Er erwiederte ihnen: Nicht also; wenn man bei der strengeren <span dir="rtl">תרומה</span> hierin nachgelassen, weil dabei auch in Rücksicht auf Wicken und griechisch Heu etwas nachgelassen hat, so folgt nicht, dass wir beim zweiten Zehnt, ungeachtet der sonst minder strengen Gesetze, dieses nachlassen, da man selbst in Rücksicht auf Wicken und griechisch Heu, es nicht getan hat.
Griechisches Heu vom zweiten Zehnt darf nur gegessen werden und zwar wenn es noch junge Pflanze ist<sup class="footnote-marker">4</sup><i class="footnote"> Später wird es hart und ungeniessbar.</i>. Das von <span dir="rtl">תרומה</span> erfordert nach Bet Samai, dass alle damit vorzunehmenden Verrichtungen in Reinheit geschehen, ausser dem Reiben<sup class="footnote-marker">5</sup><i class="footnote"> Oder Kämmen, denn man hatte die Gewohnheit sich mit griechischem Heu zu kämmen.</i> damit; nach Bet Hillel kann jede Verrichtung damit in Unreinigkeit geschehen, ausgenommen das Einweichen<sup class="footnote-marker">6</sup><i class="footnote"> Man bediente sich der Samen zu Umschlägen.</i> desselben.
Wicken vom zweiten Zehnt dürfen nur gegessen werden und zwar als noch zarte Früchte; sie dürfen, nachdem sie in Jerusalem eingeführt waren, wieder ausgeführt werden<sup class="footnote-marker">7</sup><i class="footnote"> Ausnahmsweise, weil sie nur zur Not in Hungerjahren von Menschen gegessen werden.</i>. Sind sie unrein geworden; so soll man sie nach R. Tarphon in kleine Teige von zweitem Zehnt verteilen, die Weisen sagen: Man soll sie auslösen. Wicken von <span dir="rtl">תרומה</span>, dürfen nach Bet Samai nur bei Reinigkeit geweicht oder abgestreift, aber bei Unreinigkeit dem Vieh als Futter gegeben werden. Bet Hillel sagt: Man darf sie nur bei Reinigkeit weichen, aber bei Unreinigkeit abstreifen, oder dem Vieh geben<sup class="footnote-marker">8</sup><i class="footnote"> Unter dem Ausdruck: „Etwas in Unreinigkeit tun‟ wird verstanden, ohne vorher sich die Hände zu waschen; so wird Hebe <span dir="rtl">פסול</span> (verwerflich), wenn man dieselbe mit Händen, die man vorher nicht gewaschen, berührt hat, obschon man sich nicht bewusst ist, dass man vorher etwas Unreines berührt hat.</i>. Samai behauptet: Man darf sie nur sehr trocken<sup class="footnote-marker">9</sup><i class="footnote"> <span dir="rtl">צריד</span> wohl verwandt mit dem lateinischen torrides, aridus = trocken, dürre.</i> dem Vieh als Futter geben. R. Akiba meint: Man kann Alles daran in Unreinigkeit verrichten.
Wenn Geld von <span dir="rtl">חולין</span> und zweitem Zehnt verstreut worden, so ist das, was man davon allmälig aufliest, zweiter Zehnt, bis zu dessen vollem Betrage, und das Übrige ist <span dir="rtl">חולין</span>. Ist es aber in einander geschüttet und man nimmt immer eine Handvoll auf, so geht es nach Verhältniss-Berechnung. Dies ist die Regel: Was allmälig aufgelesen wird, gilt zunächst als zweiter Zehnt, was in Masse aufgehoben wird, nach Verhältniss-Berechnung<sup class="footnote-marker">10</sup><i class="footnote"> Wenn z. B. 200 Gulden <span dir="rtl">חולין</span> und 100 Gulden zweiter Zehnt vorhanden waren, so bestimmt er für den einen Teil zwei Drittel und für den andern ein Drittel.</i>.
Ist ein <span dir="rtl">סלע</span> zweiter Zehnt und ein <span dir="rtl">סלע חולין</span> vermengt worden, so bringt man für einen <span dir="rtl">סלע</span> Kupfergeld und spricht: Der <span dir="rtl">סלע</span> zweiter Zehnt, sei durch dieses Geld, er befinde sich, wo er wolle, ausgelöst. Dann wählt er den schönsten von beiden und entheiligt mit ihm das Kupfergeld. Dies darf geschehen, weil man verordnet hat: Man darf im dringenden Notfall Silber durch Kupfer entheiligen, und zwar nicht damit es so bleibe, sondern indem man nachher das Kupfer wieder durch Silber auslöse.
Bet Samai sagt: Man darf nicht seine <span dir="rtl">סלעים</span> in Gold-Denare umwechseln; Bet Hillel erlaubt es. R. Akiba erzählt: Ich habe für Rabban Gamliel und R. Josua das Silber (des zweiten Zehnt) in Gold - Denare umgewechselt.
Wenn Jemand einen <span dir="rtl">סלע</span> für Kupfermünze von zweitem Zehnt einwechseln will, so muss er nach Bet Samai das ganze Kupfergeld für einen <span dir="rtl">סלע</span> umsetzen. Bet Hillel sagt: Er kann für einen Sekel<sup class="footnote-marker">11</sup><i class="footnote"> Das ist ein halber <span dir="rtl">סלע</span>.</i> Silber nehmen und für einen Sekel Kupfer behalten<sup class="footnote-marker">12</sup><i class="footnote"> Weil er für das Kupfergeld, wenn er nach Jerusalem kommt, seine Bedürfnisse sofort einkaufen kann.</i>. R. Meïr lehrt: Man darf nicht Silber und Früchte zusammen durch anderes Silber auslösen. Die Weisen erklären es für zulässig.
Wenn Jemand einen <span dir="rtl">סלע</span> von zweitem Zehnt in Jerusalem gegen Kupfermünze verwechseln will, so muss er nach Bet Samai stets den ganzen <span dir="rtl">סלע</span> umsetzen; Bet Hillel aber sagt: Er kann einen Sekel Silber und für einen Sekel Kupfergeld nehmen: Die vor den Weisen entschieden<sup class="footnote-marker">13</sup><i class="footnote"> Es waren Simon ben Asai und Simeon ben Soma und Chanan der Egypter, ferner Chananja ben Chachinai und Simeon ben Nannas, diese Alle hatten das gehörige Alter noch nicht erreicht, sassen daher im Lehrhause auf dem Erdboden und haben den ältern Gelehrten, die vorgelegten Fragen beantwortet.</i>, sagten: Man könne drei Denare in Silber und für einen Denar Kupfergeld nehmen<sup class="footnote-marker">14</sup><i class="footnote"> Ein <span dir="rtl">סלע</span> beträgt vier Denare.</i>. R. Akiba lehrt: Drei Denare in Silber und vom vierten ein Viertel in Kupfergeld. R. Tarphon meint: Vier Aspern<sup class="footnote-marker">15</sup><i class="footnote"> Asper ist auch jetzt noch eine kleine türkische Silbermünze, so viel als ein Silbergroschen. Ein <span dir="rtl">סלע</span> hat 20 Aspern.</i> in Silber, Samai entscheidet: Man soll einen <span dir="rtl">סלע</span> in einen Laden nieder legen und bis zu seinem Betrage einzeln Früchte zum Verbrauche nehmen.
Wessen Kinder teils rein, teils unrein sind, der lege einen <span dir="rtl">סלע</span> nieder und spreche: Der Teil, den die reinen trinken werden, sei jetzt an diesem <span dir="rtl">סלע</span> schon ausgelöst. Auf diese Weise können die reinen und die unreinen aus einem Kruge trinken<sup class="footnote-marker">16</sup><i class="footnote"> Denn die unreinen Kinder dürfen nicht von dem Wein trinken, der für das zweite Zehnt-Geld gekauft ist.</i>.
Chapter 3
Man darf nicht zum Andern sprechen: Bringe diese meine Früchte nach Jerusalem, dafür sollst Du daran Teil haben<sup class="footnote-marker">1</sup><i class="footnote"> Da es dem Eigentümer selbst obliegt die Früchte nach Jerusalem zu bringen, wenn er ihm also einen Teil verspricht, bezahlt er seine Schuld mit dem Gelde vom zweiten Zehnt.</i> Aber man darf sagen: Trage sie nach Jerusalem, damit wir sie dort zusammen essen und trinken<sup class="footnote-marker">2</sup><i class="footnote"> Das sieht aus, als lade er ihn bei sich zum Essen und Trinken ein und das ist erlaubt.</i> ; und kann überhaupt einer dem Andern ein freiwilliges Geschenk damit machen.
Man darf nicht <span dir="rtl">תרומה</span> für Geld des zweiten Zehnt kaufen, weil man dadurch die Zahl der Geniessenden vermindert. R. Simeon erklärt es für erlaubt. Er wendet nämlich ein: Wenn man die Verwendung desselben zu Freudenopfern, wodurch man den zweiten Zehnt möglicher Weise als Verwerfliches<sup class="footnote-marker">3</sup><i class="footnote"> <span dir="rtl">פגול</span> = Verwerfliches. Wenn man nämlich während der Darbringung des Opfers im Sinne gehabt hat, auch nach der Zeit, welche zum Genuss desselben bestimmt ist, davon zu essen; oder den Gedanken hatte, die Teile des Opfers in Rauch aufgehen zu lassen, auch nach der Zeit, die für dieselben bestimmt ist, das ist <span dir="rtl">פגול</span>.</i> oder als Übrigbleibendes oder als Unreinwerdendes, unbrauchbar macht, zugelassen hat; warum sollen wir denn nicht eben so gelinde, in Hinsicht der <span dir="rtl">תרומה</span> urteilen? Man erwiederte ihm: Wenn man auch in Betreff der Freudenopfer, die jedem Nicht priester erlaubt sind, nachgegeben hat, so folgt nicht, dass wir dasselbe in Betreff der <span dir="rtl">תרומה</span> zulassen, die nicht Jedermann gestattet ist.
Wenn Jemand Geld<sup class="footnote-marker">4</sup><i class="footnote"> Vom zweiten Zehnt.</i> in Jerusalem hat und<sup class="footnote-marker">5</sup><i class="footnote"> Zu anderweitigen Ausgaben.</i> dasselbe nötig braucht, so kann er zu einem Freunde, der Früchte hat, sagen: Dieses Geld soll durch Deine Früchte ausgelöst sein; nunmehr muss dieser seine Früchte in Reinheit essen, und Jener kann sein Geld zu seinem Bedarf verwenden. Jedoch soll er zu einem Unkundigen<sup class="footnote-marker">6</sup><i class="footnote"> Der wegen Reinheit nicht sorgfältig ist.</i> dies nicht sagen, es sei denn, im Falle, dass das Geld von <span dir="rtl">דמאי</span> herrührt.
Hat Jemand in Jerusalem Früchte, und Geld vom zweiten Zehnt auf dem Lande, so kann er sprechen: Dieses Geld sei ausgelöst durch jene Früchte. Ist aber Geld vom zweiten Zehnt in Jerusalem und Früchte ausserhalb, so kann er sprechen: Dieses Geld sei ausgelöst durch jene Früchte. Diese aber müssen dann nach Jerusalem gebracht und daselbst verzehrt werden.
Gelder vom zweiten Zehnt können in Jerusalem ein- und wieder ausgeführt werden: Früchte aber dürfen nach ihrem Eingange nicht wieder ausgeführt werden. Rabban Simeon ben Gamliel sagt: Auch eingebrachte Früchte dürfen wieder ausgeführt werden<sup class="footnote-marker">7</sup><i class="footnote"> Um zubereitet und nachher wieder in Jerusalem verzehrt zu werden.</i>.
Wenn Früchte, an welchen alle Arbeit fertig ist<sup class="footnote-marker">8</sup><i class="footnote"> Vor dem Verzehnten.</i>,durch Jerusalem geführt worden sind, so muss der zweite Zehnt derselben wieder nach Jerusalem gebracht und daselbst verzehrt werden<sup class="footnote-marker">9</sup><i class="footnote"> Und findet keine Auslösung dabei statt.</i>. War die Arbeit noch nicht fertig, wie z. B. wenn es Körbe mit Trauben für die Kelter, oder Körbe mit Feigen für den Trockenplatz waren, so sagt Bet Samai: Ihr zweiter Zehnt, muss wieder nach Jerusalem zurück gebracht und daselbst verzehrt werden; Bet Hillel dagegen lehrt: Man kann ihn auslösen und überall verzehren. R. Simeon Sohn Juda’s sagt im Namen R. Jose’s: Bet Samai und Bet Hillel sind darüber nicht geteilter Meinung, dass von unfertigen Früchten der zweite Zehnt ausgelöst und überall verzehrt werden dürfe; worüber sind sie geteilter Meinung? Über Früchte deren Arbeit fertig war; Bet Samai nämlich sagt: Ihr zweiter Zehnt müsse nach Jerusalem zurückgebracht und daselbst verzehrt werden; wogegen Bet Hillel behauptet: Sie können ausgelöst und überall verzehrt werden. Demai darf ein- und ausgeführt und ausgelöst werden.
Wenn ein Baum<sup class="footnote-marker">10</sup><i class="footnote"> An der Stadtmauer Jerusalems.</i> innerhalb steht und sich nach Aussen neigt, oder ausserhalb steht und sich nach Innen neigt, so gilt der Teil von der Mauer einwärts als innerhalb, und der von der Mauer auswärts, als ausserhalb.— Bei Kelterhäusern<sup class="footnote-marker">11</sup><i class="footnote"> An der Stadtmauer.</i>, deren Eingänge nach innen und deren Hohl-Raum ausserhalb, oder deren Ausgänge nach aussen und deren Hohl-Raum sich innerhalb befinden, erklärt Bet Samai alles für innerhalb; Bet Hillel dagegen lehrt: Von der Mauer nach Innen, gilt als innerhalb, und von ihr nach Aussen, gilt als ausserhalb.
An den Gemächern, die an den heiligen Tempelvorhof gebaut, und nach dem Ungeheiligten zu, offen sind, ist der innere Raum ungeheiligt, aber die Dächer darüber sind heilig. Die im Ungeheiligten gebaut und nach dem Heiligen zu offen sind, ist der innere Raum heilig<sup class="footnote-marker">12</sup><i class="footnote"> Dieses alles in Beziehung auf die Zulässigkeit, daselbst die leichtern Opfer zu schlachten, Allerheiligstes zu essen und wegen Unreinigkeit sich zu versündigen.</i>, aber die Dächer darüber sind nicht heilig. Sind sie teils im Heiligen, teils im Ungeheiligten gebaut und nach beiden Seiten offen, so ist ihr innerer Raum und ihr Dach, vom Heiligen an einwärts heilig, und vom Ungeheiligten an auswärts, nicht heilig.
Wenn der in Jerusalem eingeführte zweite Zehnt unrein geworden, sei es nun durch eine Unreinheit höherer<sup class="footnote-marker">13</sup><i class="footnote"> Z. B. durch ein Kriechtier (<span dir="rtl">שרץ</span>,) Aas und dergleichen.</i> oder untergeordneter Art<sup class="footnote-marker">14</sup><i class="footnote"> Z. B. wenn er Gefässe berührte, welche durch Flüssigkeiten verunreinigt worden waren.</i>, es sei erst innerhalb der Stadt, oder schon ausserhalb geschehen, so sagt Bet Samai: Er muss ausgelöst und dennoch innerhalb verzehrt werden; ausgenommen, wenn er schon ausserhalb durch eine Unreinheit höherer Art verunreinigt worden. Bet Hillel dagegen behauptet: Er muss ausgelöst und darf ausserhalb verzehrt werden; ausser wenn er durch eine Unreinheit von untergeordneter Art innerhalb verunreinigt worden.
Wenn das, was man für Geld von zweitem Zehnt gekauft hat, verunreinigt wurde, darf es ausgelöst werden. R. Jehudah sagt: Es muss vergraben werden. Man wendete dem R. Jehudah ein: Wie? wenn zweiter Zehnt selbst, der unrein geworden, ausgelöst werden kann, müsste nicht folglich auch, was dafür gekauft ist, im Fall der Verunreinigung ausgelöst werden dürfen? Er erwiederte: Nicht wie Ihr bei zweitem Zehnt selbst entscheidet, der im reinen Zustande wegen Ortsentfernung ausgelöst werden darf, dürft Ihr, bei dem dafür Erkauften, entscheiden, der im reinen Zustande, wegen Ortsentfernung nicht ausgelöst werden darf.
Wenn ein Hirsch, den man für Geld vom zweiten Zehnt gekauft hat, stirbt, muss er mit der Haut begraben werden. R. Simeon sagt: Man darf ihn auslösen. Hat man ihn lebendig gekauft und geschlachtet, er wird aber verunreinigt, so darf man ihn auslösen. R. Jose sagt: Man muss ihn begraben. Hat man ihn geschlachtet gekauft und er wird verunreinigt, so ist er Früchten gleich zu behandeln<sup class="footnote-marker">15</sup><i class="footnote"> Siehe oben Mischna 10.</i>.
Wenn Jemand Krüge ausdrücklieh zum zweiten Zehnt verleiht, so sind sie, auch wenn er sie zustopft<sup class="footnote-marker">16</sup><i class="footnote"> Er verstopfte ihre Öffnung mit Pech, nachdem er sie gefüllt hatte.</i>,nicht mit im Zehnt begriffen. Hat er<sup class="footnote-marker">17</sup><i class="footnote"> Seinen Wein.</i> ohne nähere Erklärung hineingeschüttet, so sind sie, so lange er sie nicht zugestopft hat, nicht mit im Zehnt begriffen; sobald er sie zugestopft hat, sind sie selbst Zehnt geworden. Eben so<sup class="footnote-marker">18</sup><i class="footnote"> Wenn ein Krug <span dir="rtl">תרומה</span> unter andere <span dir="rtl">חולין</span> geraten ist.</i> geht er, in so fern man die Krüge nicht zugestopft hatte, in hundert und einem auf, nach dem Zustopfen aber werden sie in jedem Verhältniss<sup class="footnote-marker">19</sup><i class="footnote"> Als <span dir="rtl">מדומע</span>.</i> heilig. Ebenso kann man vor dem Verstopfen, von einem für alle <span dir="rtl">תרומה</span> geben, nach dem Zustopfen aber, muss man von jedem besonders geben.
Bet Samai sagt: Man öffnet<sup class="footnote-marker">20</sup><i class="footnote"> Beim Verkaufe des Weines für Geld vom zweiten Zehnt.</i> in Jerusalem die Krüge und schüttet<sup class="footnote-marker">21</sup><i class="footnote"> Den Wein.</i> in die Kelter<sup class="footnote-marker">22</sup><i class="footnote"> Dadurch sind die Krüge nicht mit verkauft.</i>. Bet Hillel aber lehrt: Man brauche nur zu öffnen und nicht auszuschütten. Wobei gilt dies? An den Orten, wo man gewöhnlich in zugemachten Krügen verkauft; aber da, wo es üblich ist, aus offnen Krügen zu verkaufen, wird der Krug auf keinen Fall <span dir="rtl">חולין</span>; wenn aber Einer es streng nimmt, den Wein nach dem Maasse zu verkaufen, so bleibt der Krug <span dir="rtl">חולין</span>. R. Simeon sagt: Auch wenn Einer zum Andern spricht: Dies Fass verkaufe ich Dir, ausser dem Gefässe selbst, so bleibt dies <span dir="rtl">חולין</span>.
Chapter 4
Wenn Jemand Früchte vom zweiten Zehnt von einem teuren Orte, nach einem wohlfeilen gebracht hat, und umgekehrt, so löset er ihn aus nach dem Preise des Ortes<sup class="footnote-marker">1</sup><i class="footnote"> Nach dem Preis des Ortes wo die Auslösung statt fand, mag es teurer oder wohlfeiler sein.</i>. Wenn Jemand Früchte aus der Scheune, oder Krüge mit Wein aus der Kelter nach der Stadt bringt, so kommt der erhöhte Preis dem zweiten Zehnt zu Gute, und die Auslagen müssen vom anderweitigen Vermögen bestritten werden.
Man darf den zweiten Zehnt nach dem wohlfeilem Preise auslösen, nämlich wie der Krämer sie kauft, nicht wie er sie verkauft; und Geld wie der Wechsler die Münze ausgiebt; nicht wie er sie einzieht. Man darf nicht zweiten Zehnt nach blosser Schätzung auslösen; wenn der Wert erkennbar ist, kann man nach dem Aussprache eines Zeugen ihn auslösen; ist der Preis nicht erkennbar, so löse man ihn nach dem Ausspruche dreier Zeugen aus, wie z. B. sauer gewordener Wein, in Fäulniss geratene Früchte, rostige und unkenntlich gewordene Münze.
Wenn der Eigentümer für seinen zweiten Zehnt, um ihn auszulösen, einen <span dir="rtl">סלע</span> bietet und ein Anderer bietet auch einen <span dir="rtl">סלע</span>, so geht der Eigentümer vor, weil er ein Fünftel zulegen muss. Bietet der Eigentümer einen <span dir="rtl">סלע</span>, und ein Andrer einen <span dir="rtl">סלע</span> und einen <span dir="ltr">איסר</span><sup class="footnote-marker">2</sup><i class="footnote"> Das ist ein Sechsundneunzigstel von einem <span dir="rtl">סלע</span>.</i>, so geht dieser vor, weil er das Stammgut vergrössert. Wer seinen eigenen zweiten Zehnt auslöset, es sei die Frucht ursprünglich die seinige oder sie sei ihm geschenkt worden, der legt ein Fünftel zu<sup class="footnote-marker">3</sup><i class="footnote"> Und giebt ein Viertel des Wertes.</i>.
Man kann sich in Betreff des zweiten Zehnts<sup class="footnote-marker">4</sup><i class="footnote"> Um das Fünftel zu sparen.</i> eines klugen Vorteils bedienen: wie so? Man kann zu seinem Sohn, oder zu seiner Tochter, die schon erwachsen, oder zu seinem Sklaven oder seiner Sklavin, welche <span dir="rtl">עבדים</span> sind<sup class="footnote-marker">5</sup><i class="footnote"> Diese werden nie ganz Eigentum des Herrn, können also ein Geschäft für sich abschliessen.</i> sagen: Da hast Du Geld, löse dir dafür diesen zweiten Zehnt aus. Aber man kann nicht zu seinem Sohne, oder zu seiner Tochter, die noch minderjährig, und zu seinem Sklaven oder seiner Sklavin, die <span dir="rtl">כנענים</span> sind, so sprechen, weil ihr Tun wie sein eigenes Tun betrachtet wird.
Ferner, wenn Einer in der Scheune steht und kein Geld bei sich hat, kann er zum Freunde sagen: Diese Früchte sind Dir hiermit geschenkt; und dann<sup class="footnote-marker">6</sup><i class="footnote"> Wenn der zweite Zehnt bestimmt worden.</i> sagt er: Diese Früchte seien ausgelöst durch das Geld, welches ich zu Hause habe.
Wenn Jemand für einen <span dir="rtl">סלע</span> zweiten Zehnt gekauft und hingenommen, aber noch nicht gezahlt hatte<sup class="footnote-marker">7</sup><i class="footnote"> Nur dann ist es erlaubt, den zweiten Zehnt zu verkaufen, wenn er durch das Kaufgeld ausgelöst wird und dasselbe die Heiligkeit des zweiten Zehnt annimmt.</i>, als schon der Preis auf das Doppelte stieg, so giebt er einen <span dir="rtl">סלע</span> und gewinnt den andern und dieser <span dir="rtl">סלע</span> zweiter Zehnt daran, gehört dem Käufer. Wenn Einer für zwei <span dir="rtl">סלע</span> zweiten Zehnt käuflich an sich genommen, aber noch nicht gezahlt hatte, als der Preis auf einen herabsank, so giebt er ihm einen <span dir="rtl">סלע</span> von <span dir="rtl">חולין</span> und einen <span dir="rtl">סלע</span> von seinem zweiten Zehnt. Wenn der Verkäufer ein <span dir="rtl">עם הארץ</span> ist, giebt er ihm beide <span dir="rtl">סלעים</span> vom <span dir="rtl">חולין</span>-Gelde<sup class="footnote-marker">8</sup><i class="footnote"> Nach anderer Leseart vom Damaigelde.</i>.
Wenn Jemand zweiten Zehnt auslöst und nicht den Namen des zweiten Zehnt über das Geld ausgesprochen hatte, so ist es nach R. Jose ausreichend. R. Jehudah meint: Er muss es ausdrücklich sagen. Eben so, wenn Jemand mit einem Frauenzimmer in Angelegenheit ihres Scheidebriefes oder des ihr zu gebenden Trau - Angeldes spricht und ihr alsdann ihren Scheidebrief oder ihr Trau - Angeld giebt, ohne dies ausdrücklich als solches zu bezeichnen, so sagt R. Jose: Es sei ausreichend. R. Jehudah hingegen behauptet: Er muss es ausdrücklich sagen.
Wenn Jemand einen <span dir="rtl">איסר</span> als Lösegeld für zweiten Zehnt hinlegt und für einen halben <span dir="rtl">איסר</span> dafür verzehrt, und geht dann an einen andern Ort, wo der <span dir="rtl">איסר</span> ein <span dir="ltr">פונדיון</span><sup class="footnote-marker">9</sup><i class="footnote"> Ein Pondion entält zwei Issrin, es bleibt ihm demnach ein Issar übrig.</i> gilt, so kann er für noch einen <span dir="rtl">איםר</span> zweiten Zehut essen. Wenn Jemand einen <span dir="rtl">פונדיון</span> hinlegt und für dessen halben Wert verzehrt, und geht dann an einen andern Ort, wo der <span dir="rtl">פונדיון</span> nur einen <span dir="rtl">איסר</span> gilt, so darf er noch für einen halben <span dir="rtl">איסר</span> verzehren. Wenn Jemand einen <span dir="rtl">איסר</span> vom zweiten Zehnt niederlegt, isst er bis ein Elftel Demai<sup class="footnote-marker">10</sup><i class="footnote"> Nach einer andern Meinung bis ein Elftel <span dir="rtl">ודאי</span> und bis ein Hundertstel <span dir="rtl">דמאי</span>.</i> und bis ein Hundertstel <span dir="rtl">איסר ודאי</span> dagegen. Bet Samai sagt: jedenfalls nur bis ein Zehntel. Bet Hillel dagegen lehrt: bei <span dir="rtl">ודאי</span> bis ein Elftel und bei Demai bis ein Zehntel<sup class="footnote-marker">11</sup><i class="footnote"> Damit der <span dir="rtl">איפר</span> zu <span dir="rtl">חולין</span> werde.</i>.
Alle Gelder, die man findet, sind als <span dir="rtl">חולין</span> anzusehen, selbst wenn man einen Denar in Gold mit Silber- und Kupfergeld zusammen findet<sup class="footnote-marker">12</sup><i class="footnote"> Da man diese Münzen nicht zusammen zu mischen pflegt, könnte man denken, diese Gelder seien vom zweiten Zehnt (indem man solches in Gold umzusetzen pflegt) und was nicht bis zum Gold-Denar reicht, habe man in die andre Münzen angelegt; trotzdem besorgen wir dieses nicht.</i>. Wenn man aber dabei einen Scherben findet, worauf das Wort: <span dir="rtl">מעשר</span> geschrieben steht, so ist das Geld zweiter Zehnt.
Wenn Jemand ein Gefäss findet, worauf das Wort: <span dir="rtl">קרבן</span> (Opfer) geschrieben steht, so sagt R. Jehudah: Ist solches Gefäss irden, so ist es selbst <span dir="ltr">חולין</span><sup class="footnote-marker">13</sup><i class="footnote"> Weil man kein irdenes Gefäss zu heiligen pflegt.</i>, aber sein Inhalt Geheiligtes; ist es aber von Metall, so ist das Gefäss heilig, aber der Inhalt <span dir="rtl">חולין</span>. Man wendete ihm aber ein: Es ist nicht üblich, in ein geheiligtes Gefäss <span dir="rtl">חולין</span> zu tun.
Wenn Jemand ein Gefäss findet, worauf geschrieben steht: <span dir="rtl">ק׳</span>, so heisst es <span dir="rtl">מ׳ ,קרבן</span> heisst <span dir="rtl">ד׳ ,מעשר</span> heisst <span dir="rtl">תרומה = ת׳ ,טבל = ט׳ ,דמאי</span>, denn zur Zeit der Gefahr<sup class="footnote-marker">14</sup><i class="footnote"> Wo die tyrannische Regierung die Gesetze zu halten verbot.</i> schrieb man <span dir="rtl">ת׳</span> für <span dir="rtl">תרומה</span> und so weiter. R. Jose sagte: Alle solche Bezeichnungen sind als Namen von Menschen anzusehen<sup class="footnote-marker">15</sup><i class="footnote"> Also Alles ist <span dir="rtl">חולין</span>.</i>. R. Jose behauptet: Sogar wenn man ein Fass voll Früchte findet, worauf <span dir="rtl">תרומה</span> geschrieben steht, sind die Früchte <span dir="rtl">חולין</span>; denn ich nehme an, es war im vorigen Jahre mit <span dir="rtl">תרומה</span> angefüllt, und man hat diese herausgenommen.
Sagt Jemand zu seinem Sohne: Der zweite Zehnt ist in jenem Winkel, und er findet nur etwas in einem andern, so ist dieses <span dir="rtl">חולין</span>. Sollten an der angewiesenen Stelle hundert Denare liegen und er findet zweihundert Denare, so ist der Überschuss <span dir="rtl">חולין</span>. Sollten zweihundert da sein und er findet nur hundert, so ist Alles zweiter Zehnt.
Chapter 5
Einen Weinberg im vierten Jahre seiner Anpflanzung<sup class="footnote-marker">1</sup> Die Verordnung beim Weinberge gilt nach der als Halacha rezipierten Ansicht, auch bei jedem Fruchtbaum, die ersten drei Jahre nach der Anpflanzung, darf man nämlich keine Baumfrucht oder den Ertrag des Weinberges geniessen. Die Frucht des vierten Jahres, wird wie zweiter Zehnt in Jerusalem verzehrt, oder vorher durch Geld ausgelöst.</i>, muss man mit angelegten Erdschollen<sup class="footnote-marker">2</sup><i class="footnote"> <span dir="rtl">בקוזזות</span> — Rothstein, Siegelerde, Erdkloss, Klunpen, Bolus, Aruch.</i> bezeichnen; einen solchen von <span dir="ltr">ערלה</span><sup class="footnote-marker">3</sup><i class="footnote"> Das heisst in den ersten drei Jahren der Anpflanzung.</i> mit Töpfererde<sup class="footnote-marker">4</sup><i class="footnote"> Gebrannte Erde.</i> ; an Gräber legt man<sup class="footnote-marker">5</sup><i class="footnote"> Zur Warnung für Priester und <span dir="rtl">נזיר</span>.</i> Kalk, den man löscht<sup class="footnote-marker">6</sup><i class="footnote"> <span dir="rtl">ממחה</span> von <span dir="rtl">מחה</span> weich machen, löschen. Eine Leseart im Aruch ist: <span dir="rtl">ממחה</span> d. h. er erweicht die Erdklösse und giesst sie hin.</i> und hingiesst. Rabban Simeon ben Gamliel sagt: In welchem Falle ist diese obige Bezeichnung verordnet? — Im Brachjahre<sup class="footnote-marker">7</sup><i class="footnote"> Da nämlich Jedermann die Früchte hinnehmen darf; aber in den übrigen Jahren, wo manche kommen die Früchte zu stehlen, sagt man: lasse den Bösewicht fressen, dass er sterbe.</i>. Die Sorgfältigen<sup class="footnote-marker">8</sup><i class="footnote"> Die es mit der Gesetzesbeobachtung sehr genau nehmen, wenn sie im Brachjahre einen Weinberg im vierten Jahre haben.</i> legen Geld nieder und sagen: Alles was etwa von dieser Pflanzung sollte gesammelt werden, soll durch dieses Geld ausgelöst sein.
Die Frucht des vierjährigen Weinberges musste von einer Tagereise nach allen Seiten in natura<sup class="footnote-marker">9</sup><i class="footnote"> Nicht ausgelöst.</i> nach Jerusalem gebracht werden. Welches sind die Grenzen? Elat im Süden, Akrabah im Norden, Lydda im Westen und der Jordan im Osten. Als aber die Früchte im Überfluss da waren, verordnete man: Dass sie bis dicht an die Mauer Jerusalems noch ausgelöst werden können. Dieses unterlag aber der Bedingung, dass die Behörde nach Befinden der Umstände alles wieder einführen könne, wie es vorher war. R. Jose sagt: Erst nach Zerstörung des Tempels ward diese Bedingung gemacht, nämlich wenn der Tempel wieder hergestellt werden würde, sollte alles, wie es war, eingeführt werden.
Bei den Früchten des vierjährigen Weinberges findet nach Bet Samai nicht die Zuzahlung des Fünftels, noch die Fortschaffung statt. Bet Hillel aber sagt: Beides findet statt. Bet Samai lehrt ferner: Es gelte dabei das Gesetz der Beeren- und Traubennachlese, und die Armen müssen dieselben für sich gegen Geld auslösen. Bet Hillel dagegen entscheidet: Alles kommt in die Kelter<sup class="footnote-marker">10</sup><i class="footnote"> Dieselbe <span dir="rtl">משנה</span> findet sich im Tractat <span dir="rtl">פאה</span> im Abschnitt 7, Mischnah 6.</i>.
Wie löst man vierjährige Früchte aus? Man setzt einen Korb mit Früchten hin und fordert das Gutachten dreier Sachkundigen, wie viel dergleichen Jemand wohl für einen <span dir="rtl">סלע</span>, unter der Bedingung alle Unkosten<sup class="footnote-marker">11</sup><i class="footnote"> Z. B. den Lohn für das Hüten, Jäten und Umgraben.</i> zu tragen, auslösen möchte? Dann legt er so viel Geld hin und spricht: Alles, was von diesen Früchten gesammelt wird, soll durch dieses Geld gelöset sein, für so und so viel Körbe um einen <span dir="ltr">סלע</span>.
Im Brachjahre löst man sie nach ihrem eigenen Werte<sup class="footnote-marker">12</sup><i class="footnote"> Ohne Unkosten — Abzug.</i>. Wenn dergleichen Früchte preisgegeben worden sind, darf man nur den Lohn für das Einsammeln abziehen. Wer seine eigenen Früchte des vierten Jahres auslöset, fügt ein Fünftel darüber hinzu; sie mögen ursprünglich ihm gehören, oder ihm zum Geschenk gegeben worden sein.
Am Tage vor dem ersten<sup class="footnote-marker">13</sup><i class="footnote"> Nach andern Lesarten heisst es <span dir="rtl">האחרון</span> des letzten Feiertages.</i> Festtage des <span dir="rtl">פסח</span> im vierten und siebenten Jahre<sup class="footnote-marker">14</sup><i class="footnote"> Der Jahrwoche.</i>, findet die Fortschaffung statt. Wie geschieht diese? Man gab die <span dir="rtl">תרומה</span> und <span dir="rtl">תרומת מעשר</span> denen sie zukam, den ersten Zehnt denen er zukam; und der zweite Zehnt und die Erstlinge wurden überall gänzlich weggeschafft<sup class="footnote-marker">15</sup><i class="footnote"> Sie wurden verbrannt.</i>. R. Simeon sagt: Die Erstlinge wurden den Priestern ebenso wie <span dir="rtl">תרומה</span> gegeben. An Speisen getane Früchte<sup class="footnote-marker">16</sup><i class="footnote"> Von Zweitzehnt oder vierjähriger Frucht.</i>, muss man nach Bet Samai fortschaffen. Bet Hillel lehrt: Es wird als fortgeschafft angesehen.
Wer in jetziger Zeit Früchte hat, wenn der Termin des Fortschaffens eintritt; muss solche nach Bet Samai durch Geld auslösen. Bet Hillel sagt: Es wäre ganz gleich, ob es Silber oder Frucht sei<sup class="footnote-marker">17</sup><i class="footnote"> Also die Auslösung ist unnütz.</i>.
R. Jehudah erzählt: Vormals schickte man zu den Eigentümern auf dem Lande<sup class="footnote-marker">18</sup><i class="footnote"> Den Befehl.</i>: Eilet und ordnet Eure Früchte, bevor die Zeit des Fortschaffens eintritt. Dies geschah bis R. Akiba auftrat und lehrte: Dass alle Früchte, die noch nicht in die Zehntpflichtigkeit gelangt sind, der Fortschaffung nicht unterliegen.
Derjenige, dessen Früchte von ihm fern liegen, muss namentlich bestimmen<sup class="footnote-marker">19</sup><i class="footnote"> Wem er die Abgaben davon entrichten will.</i>. Einst geschah es, dass Rabban Gamliel und die Ältesten sich im Schiffe befanden; da sprach R. Gamliel: Der erste Zehnt, den ich abmessen werde, gehöre dem Josua<sup class="footnote-marker">20</sup><i class="footnote"> Dieser war ein <span dir="rtl">לוי</span>.</i>, und dessen Ort, sei ihm von jetzt an, vermietet; der andere (Armen-) Zehnt, den ich abmessen werde, gehöre dem Akiba Sohn Josephs<sup class="footnote-marker">21</sup><i class="footnote"> Er war Armenvorsteher.</i>, damit er ihn für die Armen in Besitz nehme, und dessen Ort sei ihm vermietet. Darauf sprach R. Josua: Der Zehnt<sup class="footnote-marker">22</sup><i class="footnote"> Der Zehnt vom Zehnt, welchen der <span dir="rtl">לוי</span> von seinem Zehnt dem Priester zu geben verpflichtet ist.</i>, den ich abmessen werde, gehöre dem Elasar Sohn Asarjah’s<sup class="footnote-marker">23</sup><i class="footnote"> Derselbe war Priester und stammte als zehntes Glied von Esra ab.</i>, und dessen Ort sei ihm vermietet. Hierauf empfing Einer vom Andern das Mietsgeld.
Zur Zeit des Abendopfers<sup class="footnote-marker">24</sup><i class="footnote"> Das ist <span dir="rtl">במנחה</span>.</i> im letzten Festtage<sup class="footnote-marker">25</sup><i class="footnote"> Von <span dir="rtl">פסח</span>.</i>, legte man das Bekenntnis ab<sup class="footnote-marker">26</sup><i class="footnote"> Wie es sich in Deuteron. 26, 13 findet.</i>. Wie lautete dieses? »Ich habe das Heilige aus dem Hause geschafft«, — nämlich zweiten Zehnt und vierjährige Frucht; »habe dem <span dir="rtl">לוי</span> gegeben«, — nämlich den, dem <span dir="rtl">לוי</span> zukommenden Zehnt: »und ihn auch gegeben<sup class="footnote-marker">27</sup><i class="footnote"> Das Wort <span dir="rtl">וגם</span> bezeichnet die Abgaben der <span dir="rtl">תרומה</span> und des <span dir="rtl">תרומת מעשר</span>.</i> «, — nämlich die grosse <span dir="rtl">תרומה</span> und die <span dir="rtl">תרומה</span> vom Zehnt; »dem Fremdling, der Waise und der Wittwe«, — nämlich Armenzehnt, Nachlese, Vergessenes und <span dir="rtl">פאה</span>, welche indess auch in so fern es nicht geschehen, die Bekenntnissformel nicht auf halten. »Aus dem Hause« bezieht sich auf <span dir="rtl">חלה</span>.
»Nach dem ganzen Inhalte des Gesetzes, das Du mir geboten«, deutet an, dass wenn Einer den zweiten Zehnt vor dem ersten; gesondert hat, er nicht das Bekenntniss aussprechen darf; »ich habe deine Gebote nicht übertreten«, heisst: Ich habe nicht von einer Art für die andere, nicht vom Gepflückten, für das noch Haftende; nicht vom Haftenden für das Gepflückte; nicht vom Neuen für Altes, nicht vom Alten für Neues, die Abgaben entrichtet; »und habe nicht vergessen«, heisst: Ich habe nicht verabsäumt Dir zu danken, und Deines Namens dabei zu gedenken.
»Ich habe nicht als Leidtragender davon gegessen<sup class="footnote-marker">28</sup><i class="footnote"> Den ganzen Tag, an welchem der Tod eines der in Lev. 21, 2f. erwähnten Verwandten erfolgt war, findet <span dir="rtl">אנינות</span>, das Gesetz des Leidtragens Seitens der Torah statt, selbst nach dem Begräbniss. Die Nacht nach der Sterbezeit gilt als <span dir="rtl">אנינות</span> Seitens der Rabbinen. Auch der Begräbnisstag, wenn er nach dem Todestage eintrat wird als <span dir="rtl">אנינות</span> Seitens der Rabbinen angesehen.</i> «; — wer aber als Leidtragender es gegessen hat, darf nicht das Bekenntniss aussprechen. »Ich habe nichts davon als Unreiner verwendet«, also wer im unreinen Zustande abgesondert hat, darf das Bekenntniss nicht aussprechen; »ich habe nichts davon für Todte hingegeben«, heisst: Ich habe es nicht zum Sarge oder zu Todtengewändern hingegeben, auch nicht andern Leidtragenden gegeben; »ich habe der Stimme des Ewigen meines Gottes Folge geleistet», heisst: Ich habe es in den auserwählten Tempel gebracht; »ich habe getan, in Allem, wie Du mir geboten«, ich habe mich gefreut und Andern Freude gemacht.
»Schaue herab aus Deiner heiligen Wohnung vom Himmel«, — wir haben getan, was Du uns zu tun bestimmt hast; so tue auch Du, wie Du uns versichert hast: »Schaue herab aus Deiner heiligen Wohnung vom Himmel und segne Dein Volk Israel«, nämlich mit Söhnen und Töchtern; »und das Erdreich, das Du uns geschenkt«, — nämlich mit Tau und Regen und Fruchtbarkeit des Viehes. »Wie Du unsern Eltern zugeschworen hast, ein Land, wo Milch und Honig fliesst«, heisst: Dass Du den Früchten guten Geschmack verleihest.
Hieraus hat man gefolgert: Dass echte Israeliten und <span dir="ltr">ממזרים</span><sup class="footnote-marker">29</sup><i class="footnote"> Aus Verbrechen gezeugte Kinder.</i> das Bekenntniss sprechen, aber nicht Fremdlinge und freigelassene Sklaven, weil sie keinen Teil am Lande haben. R. Meïr sagt: Auch nicht Priester und Leviten, weil sie keinen Teil am Lande erhielten. R. Jose aber entgegnete: Sie haben ja die Städte mit Freiplätzen erhalten.
Der hohe Priester Jochanan<sup class="footnote-marker">30</sup><i class="footnote"> Er verwaltete das hohe Priesteramt nach seinem Vater Simon, des Matatia’s Sohn.</i> hat das Bekenntniss für den Zehnt abgeschafft<sup class="footnote-marker">31</sup><i class="footnote"> Weil Esra die Leviten bestrafte, dass sie keinen Zehnt bekommen sollten, indem sie nicht aus dem babylonischen Exil mit ihm nach Palästina zogen, und befahl, dass man diesen Zehnt den Priestern verabreichen sollte; so hat Jochanan das Bekenntniss abgeschafft, weil man nicht sagen konnte: <span dir="rtl">וגם נתתיו ללוי</span>. „Ich habe es auch dem Leviten gegeben.</i>. Eben derselbe schaffte das Singen des Verses: »Erwache<sup class="footnote-marker">32</sup><i class="footnote"> Beim <span dir="rtl">דוכן</span> hatten die Leviten jeden Morgen den Vers (Psalm 44,24) <span dir="rtl">עורה למה תישן ה׳</span>. „Erwache! warum schläfst Du, Ewiger!‟ gesungen. Da sagte er: Ist denn bei Gott ein Schlaf, anzunehmen.</i>!» ab; auch das Verwunden<sup class="footnote-marker">33</sup><i class="footnote"> Das Verwunden der Opfertiere. Man pflegte dieselben nämlich zwischen den Hörnern zu verwunden, damit ihnen das Blut in die Augen trete und sie dadurch leichter zu binden und zu schlachten seien. R. Jochanan verbot es, damit es nicht den Anschein habe, als füge man dem Tiere einen Leibesfehler bei.</i>. Ferner war bis zu seiner Zeit<sup class="footnote-marker">34</sup><i class="footnote"> In den Zwischenfeiertagen.</i> der Hammer in Jerusalem in Tätigkeit<sup class="footnote-marker">35</sup><i class="footnote"> Was er untersagte.</i>. Auch brauchte man in seiner Zeit nicht wegen <span dir="rtl">דמאי</span> anzufragen<sup class="footnote-marker">36</sup><i class="footnote"> Weil Jeder nach seiner Verordnung, von den Früchten, die man auf dem Markte kaufte nur <span dir="rtl">תרומת מעשר</span> und zweiten Zehnt absonderte.</i>.