Mishnah Yevamot משנה יבמות Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de] https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung Mishnah Yevamot Chapter 1 Fünfzehn Frauen1 Die mit dem Bruder ihres kinderlos verstorbenen Mannes derart verwandt sind, dass er (bei Todesstrafe) keine von ihnen heiraten darf. befreien2 Da ihnen selbst die Leviratsehe mit diesem Schwager verboten ist. Dies wird in Jeb. 3b mittelst der Norm der „Wort- und Begriffsanalogie“ (גזרה שוה) aus den Worten עליה in Lev. 18,18 und Deut. 25,5 abgeleitet, wonach die allgemeine Vorschrift, dass der Levir die Witwe seines kinderlos verstorbenen Bruders ehelichen solle (Deut. 25, 5), in dem Sinne beschränkt wird, dass diese Ehe nicht stattfinden darf, wenn die Witwe die Schwester der Frau des überlebenden Bruders ist. Dasselbe ist der Fall, wenn überhaupt der Levir mit der Witwe blutsverwandt ist. ihre Nebenfrauen3 D. h. die Frauen, die ihr Mann neben ihnen noch hatte, die aber sonst in keiner verwandtschaftlichen Beziehung zu dem Bruder ihres Mannes standen. Wenn der verstorbene Bruder zwei Frauen hinterlassen, von denen die eine dem überlebenden Bruder zur Ehe verboten ist, so fällt für diesen überhaupt die Pflicht der Leviratsehe gegenüber dem Hause seines verstorbenen Bruders fort, und er darf auch dessen Nebenfrauen nicht heiraten, was Jeb. 3b aus לצרר, Lev. 18, 18 abgeleitet wird. — Allgemein sei hier noch bemerkt: Jede wegen Blutsverwandtschaft bei Strafe der Ausrottung zur Ehe verbotene Frau heisst mit Bezug auf den Blutsverwandten ערוה. Die Nebenfrau einer solchen zur Ehe verbotenen Frau heisst צרת ערוה. Vgl. auch die folgende Mischna. und die Nebenfrauen ihrer Nebenfrauen4 S. das Beispiel im zweiten Satz der folgenden Mischna. von der Chaliza5 Entschuhungs-Act, Deut. 25, 7 ff. und der Leviratsehe6 Deut. 25, 5. bis ins Unendliche;6a Vgl. Note 39. und zwar sind dies folgende: Seine7 Des überlebenden Bruders. Tochter,8 Die er ausserehelich gezeugt hat. Das Verbot, diese zu ehelichen, wird durch ק״ו (Schluss a minori ad majus, vom Leichtern auf das Schwerere) von ובת בתך, Lev. 18, 10 (wo die Tochter seines unehelichen Kindes gemeint ist) abgeleitet; vgl. Jeb. 97a. Die eheliche Tochter ist in בת אשתו, dem vierten Falle dieser Mischna, einbegriffen. Ebenso ist die Tochter seiner ehelichen Tochter in בת בתה, dem sechsten Falle dieser Mischna, einbegriffen u. s. w. die Tochter seiner Tochter,9 D. h. seiner unehelichen Tochter. die Tochter seines Sohnes;10 D. h. seines unehelichen Sohnes. die Tochter seiner Frau,11 Seine Stieftochter. die Tochter ihres Sohnes,12 Die Tochter seines Stiefsohnes. die Tochter ihrer Tochter;13 Die Tochter seiner Stieftochter. Die drei letztgenannten Frauen sind durch Lev. 18,17 zur Ehe verboten. seine Schwiegermutter,14 Wenn z. B. Ruben die (verwitwete) Schwiegermutter seines Bruders Simon geheiratet hatte und dann kinderlos gestorben ist, so darf Simon an dieser seiner Schwägerin als an seiner Schwiegermutter die Leviratsehe nicht vollziehen, nach Lev. 18, 17 und 20, 14. So Raschi z. St. Wir könnten auch den Fall setzen, dass Simon die Tochter seines Bruders Ruben geheiratet, diese aber später durch den Tod verloren hat. Wenn nun Ruben stirbt, so darf Simon an dessen Witwe als an seiner Schwiegermutter die Leviratsehe nicht vollziehen, da man die Schwiegermutter auch nach dem Tode seiner Frau nicht heiraten darf, vgl. Sanh. IX, 1 und Note 1 das. Allein nach Raschi Sanh. 76b s. v. ר״ע übertritt man in diesem Falle nur das Verbot Deut. 27, 23, wird aber nicht mit himmlischer Ausrottung bestraft. (Vgl. auch Magg. Mischne zu Maim. Hilch. Issure Biah II, 7). die Mutter seiner Schwiegermutter,14a Die Grossmutter seiner Frau mütterlicherseits. die Mutter seines Schwiegervaters;14b Die Grossmutter seiner Frau väterlicherseits. seine Schwester mütterlicherseits,15 Die seinen Bruder väterlicherseits geheiratet hatte, der nun kinderlos gestorben ist. Das Verbot folgt aus Lev. 18, 9. Das Gebot der Leviratsehe hat nur bei den Söhnen eines Vaters statt, die auch מיוחדים בנחלה im Erbrecht verbunden sind, was Jeb. 17b aus אחים יחדו Deut. 25, 5 abgeleitet wird. die Schwester seiner Mutter,16 S. vorige Note. Das Verbot folgt aus Lev. 18, 13. die Schwester seiner Frau,17 Lev. 18, 18. die Frau seines Bruders mütterlicherseits,18 Z. B. Simons Stiefbruder war mit Rahel verheiratet. Nach dessen Tode heiratete sie Ruben, den (richtigen) Bruder Simons, der nun kinderlos gestorben ist. In diesem Falle darf Simon an Rahel nicht die Leviratsehe vollziehen, weil sie ihm als Frau des Stiefbruders nach Lev. 18, 16 zur Ehe verboten war; unter אחיך in diesem Verse ist nach Jeb. 55a auch der Halbbruder zu verstehen. die Frau seines Bruders, der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat,19 S. Jeb. II, 1. seine Schwiegertochter20 Die nach dem Tode ihres Mannes, der ein Sohn Simons war, Ruben, den Bruder Simons, geheiratet hat, der nun kinderlos gestorben ist. Das Ehelichen der Schwiegertocher ist aber dem Schwiegervater nach Lev. 18, 14 und 29 bei Strafe der Ausrottung verboten. — alle diese befreien ihre Nebenfrauen und die Nebenfrauen ihrer Nebenfrauen von der Chaliza und der Leviratsehe bis ins Unendliche. Sind sie21 Die genannten 15 Frauen. aber gestorben,22 Vor dem Tode ihres Gatten, so dass die Leviratsehe nicht erfolgen konnte; vgl. folgende Mischna. oder haben ihre Weigerung erklärt,23 Z. B. Simon hat seine minderjährige Tochter Rahel an Dan, der mit ihm nicht verwandt ist, verheiratet; sie wird dann, noch als Minderjährige, von diesem Manne geschieden. Durch das Verheiraten seitens des Vaters verliert dieser das fernere Recht an seiner Tochter, so dass sie, wenn geschieden oder verwitwet, יתומה בחיי האב, „eine Waise bei Lebzeiten des Vaters“ genannt wird. Wenn sie nun als Minderjährige Ruben, den Bruder ihres Vaters, heiratet, so genügt, um diese Ehe, die nur rabbinisch giltig ist, aufzulösen, eine Erklärung vor Zeugen, dass sie sich weigert (מאן) die Ehe fortzusetzen. (Vgl. Jeb. XIII, 1). Hat sie diese Erklärung abgegeben, so sind ihre Nebenfrauen dem Simon zur Ehe erlaubt, da bei ihr eine Verpflichtung zur Leviratsehe nicht eintrat. oder sind geschieden,24 Von ihrem (letzten) Gatten (Ruben, dem Bruder des Simon). Da in diesem Falle die Pflicht der Leviratsehe fortfällt, ist die Nebenfrau dem Ruben zur Ehe gestattet. oder als unfruchtbar25 אילונית (von איל = Widder), widderähnlich, zum Gebären unfähig; so erklärt es auch der Talmud Ketub. 11a mit דוכרנית = einem Manne ähnlich. Die Merkmale einer solchen sind Jeb. 80b aufgezählt. befunden,26 Da nach Jeb. VIII, 5 bei der Unfruchtbaren das Gebot der Leviratsehe nicht in Kraft tritt, darf ihr Schwager ihre Nebenfrau heiraten. so sind ihre Nebenfrauen (zur Leviratsehe) erlaubt. Bei seiner Schwiegermutter, der Mutter seiner Schwiegermutter und der Mutter seines Schwiegervaters kann man jedoch nicht sagen, dass sie als unfruchtbar befunden worden27 Da sie ja geboren hatten, bevor sie die letzte Ehe (mit Ruben) eingingen. oder ihre Weigerung erklärt haben.28 Da die Weigerungs-Erklärung nur bei Minderjährigen die Ehe auflöst, die genannten drei Frauen aber erwachsen sind. Diese Mischna vertritt die Ansicht des R. Jehuda, Jeb. XI, 1. Nach der recipierten Halacha jedoch (Maim. Hil. Iss. Biah II, 13, Eben haëser Cap. 15, § 5) darf der Sohn die Frau heiraten, der sein Vater ausserehelich (mit Anwendung von Gewalt oder Überredung) beigewohnt hat. Somit ergiebt sich noch ein 16. Fall: Wenn Ruben, ein Bruder väterlicherseits des Simon, dessen Mutter geheiratet, die der Vater vergewaltigt hatte, und dann kinderlos gestorben ist, so darf Simon weder an seiner Mutter noch an deren Nebenfrauen die Leviratsehe vollziehen. Was heisst: „sie29 Die 15 in der vorigen Mischna genannten Frauen. befreien ihre Nebenfrauen?“30 S. den Anfang der ersten Mischna. War (z. B.) seine31 Des überlebenden Bruders (Simon). Tochter oder eine von diesen31a In der ersten Mischna genannten. wegen Blutsverwandtschaft ihm (zur Ehe) verbotenen Frauen mit seinem Bruder verheiratet, der noch eine andre Frau hatte und nun gestorben ist:32 Mit Hinterlassung nur dieses einen Bruders. dann ist wie seine Tochter33 S. oben Note 2. auch deren Nebenfrau (von der Leviratsehe) frei.34 S. oben Note 3. Ging die Nebenfrau seiner31 Des überlebenden Bruders (Simon). Tochter hin und heiratete dessen zweiten Bruder,35 Ist ein zweiter überlebender Bruder (Levi) vorhanden, so darf er an einer der Frauen des verstorbenen Bruders (Ruhen) die Leviratsehe vollziehen, da er ursprünglich zu diesen Frauen in keiner verwandtschaftlichen Beziehung gestanden. Im Falle der Mischna vollzog er nun die Leviratsehe an der Nebenfrau seiner Nichte (seiner Schwägerin). der noch eine andre Frau hatte, und darauf starb dieser:36 Ohne Kinder zu hinterlassen, so dass Simon als einziger Bruder zur Leviratsehe verpflichtet wäre. dann ist wie die Nebenfrau seiner Tochter auch die Nebenfrau deren Nebenfrau (von der Leviratsehe) frei,37 Da Simon die Nebenfrau seiner Tochter aus der Ehe mit Ruben nicht heiraten darf, so ist ihm auch deren Nebenfrau aus der Ehe mit Levi verboten; vgl. oben Note 3. selbst wenn es hundert38 Brüder. sind.39 Ist z. B. ein dritter überlebender Bruder (Juda) vorhanden, so darf er an einer der Frauen des verstorbenen Bruders (Levi) die Leviratsehe vollziehen. Stirbt er nun kinderlos mit Hinterlassung noch einer anderen Frau, so darf Simon als Levir keine von diesen heiraten; vgl. oben Note 3. Was heisst: „sind sie29 Die 15 in der vorigen Mischna genannten Frauen. gestorben, so sind ihre Nebenfrauen (zur Leviratsehe) erlaubt?“40 S. den zweiten Teil der ersten Mischna. War (z. B.) seine31 Des überlebenden Bruders (Simon). Tochter oder eine von diesen31a In der ersten Mischna genannten. wegen Blutsverwandtschaft ihm (zur Ehe) verbotenen Frauen mit seinem Bruder verheiratet, der noch eine andre Frau hatte, und es stirbt seine Tochter oder sie wird geschieden41 Oder sie erklärt ihre Weigerung oder sie ist unfruchtbar., und nachher stirbt sein Bruder: so ist deren Nebenfrau (zur Leviratsehe) erlaubt.42 Weil sie in dem Momente, da für den überlebenden Bruder die Pflicht der Leviratsehe eintritt, d. h. da ihr Gatte stirbt, nicht צרת ערוה, die Nebenfrau einer dem Levir zur Ehe verbotenen Frau, in unserem Falle Nebenfrau seiner Tochter ist. War sie43 Die Gattin des verstorbenen und die Tochter des überlebenden Bruders. zur Weigerung berechtigt,44 Wenn sie noch minderjährig war, vgl. Note 28. hat jedoch diese Erklärung nicht abgegeben,45 Und ihr Mann ist gestorben. so muss ihre Nebenfrau die Chaliza vollziehen,46 Da die Ehe der Minderjährigen nur rabbinisch giltig ist, also (nach der Thora) für die Nebenfrau die Pflicht zur Leviratsehe vorliegt, so muss diese wenigstens Chaliza vollziehen, um sich anderweitig verheiraten zu können. darf aber den Schwager nicht heiraten.47 Weil die Ehe der Minderjährigen (rabbinisch) giltig ist, könnte es sonst scheinen, als ob die צרת הבת, die Nebenfrau seiner Tochter in diesem Falle zur Leviratsehe erlaubt wäre. Bei sechs Frauen, die (dem Manne) wegen Blutsverwandtschaft zur Ehe verboten sind, ist das Gesetz noch strenger als bei jenen,48 Die in der ersten Mischna aufgezählt sind. indem sie nur Andre49 Und nicht dessen Bruder väterlicherseits. heiraten dürfen, und deshalb sind ihre Nebenfrauen (zur Ehe) erlaubt:50 Wenn ihre Gatten gestorben sind, dürfen ihre Nebenfrauen diesen Mann, dem die Frauen zur Ehe verboten waren, heiraten, weil das Gebot der Leviratsehe nur bei Brüdern (Söhnen eines Vaters) statt hat (vgl. oben Note 15), und somit das Verbot von צרת ערוה nur diese betrifft. Selbst wenn der Bruder (Ruben) jenes Mannes (Simon) widerrechtlich die verbotene Ehe mit einer dieser 6 Frauen (z. B. mit dessen Mutter) eingegangen und dann kinderlos gestorben ist, dürfen dessen Nebenfrauen dennoch jenen (Simon) heiraten, da diese Ehe gesetzlich ungiltig war (אין קידושין תופסין ) und daher nicht von צרת ערוה die Rede sein kann. seine Mutter,51 Lev. 18, 7. Auch diese Mischna vertritt die Ansicht des R. Jehuda, Jeb. XI, 1, wonach unter keinen Umständen der Sohn die Frau seines Vaters heiraten darf. Vgl. jedoch oben Note 28. die Frau seines Vaters,52 Lev. 18, 8. die Schwester seines Vaters,53 Lev. 18, 12. seine Schwester väterlicherseits,54 Lev. 18, 9. die Frau seines Vaterbruders55 Lev. 18, 14. und die Frau seines Bruders väterlicherseits.56 Der beim Tode Kinder hinterlassen. Wenn dann dessen Frau einen zweiten Mann geheiratet und auch diesen durch den Tod verloren hat, so darf ihre Nebenfrau den Bruder ihres ersten Gatten heiraten. Bet-Schammai57 Vgl. Edujot IV, 8. erlaubt die Nebenfrauen58 Der in der ersten Mischna aufgezählten 15 Frauen. den Brüdern (zur Leviratsehe);59 Obgleich die Nebenfrauen צרות ערוה sind (vgl. oben Note 3). Die Deutung des Wortes לצרר (s. das.) ist für ihn nicht massgebend. Bet-Hillel aber verbietet es.60 Bei Strafe der Ausrottung. Haben sie61 Die Nebenfrauen. die Chaliza vollzogen,62 Um von der Leviratsehe befreit zu werden. so erklärt sie Bet-Schammai für ungeeignet, einen Priester zu heiraten;63 Da die Chaluza (nach den Rabbinen) keinen Priester heiraten darf (vgl. Jeb. II, Note 35). Bet-Hillel aber erklärt sie für geeignet.64 Da die Leviratsehe verboten war, ist die Chaliza überflüssig und wird als nicht geschehen betrachtet. Ist an ihnen61 Die Nebenfrauen. die Leviratsehe vollzogen,65 Nachdem sie wieder Witwen wurden. so erklärt sie Bet-Schammai für geeignet (zur Priesterehe),66 Denn die Leviratsehe war nach der Ansicht des Bet-Schammai erlaubt. Bet - Hillel aber für ungeeignet.67 Die Leviratsehe, die nach der Ansicht des Bet Hillel bei Todesstrafe verboten war, stempelt die Frau zu einer Buhlerin (זונה), die nach Lev. 21, 7 einem Priester zur Ehe verboten ist. Obgleich die Einen (Manches verbieten, was die Andren erlauben,) Manche für ungeeignet (zur Ehe) erklären, die die Andren für geeignet halten, trug dennoch das Haus Schammai’s68 Die Männer aus der Schule Schammais. kein Bedenken, Frauen aus dem Hause Hillels69 Die Töchter der Anhänger Hillels. zu heiraten, und das Haus Hillels (trug kein Bedenken), Frauen aus dem Hause Schammai’s zu heiraten.70 „Obgleich die Kinder aus den Ehen, die nach Bet-Hillel bei Strafe der Ausrottung verboten sind, von ihnen als ממזרות (Jeb. IV, 13) nicht geheiratet werden dürften, so haben sie dennoch die eheliche Verbindung mit den Töchtern der Schammaiten nicht gescheut, weil sie sich darauf verlassen konnten, dass die Schammaiten ihnen im betreffenden Falle mitteilen werden, dass nach der Ansicht von Bet-Hillel die Ehe verboten sei.“ (Vgl. Edujot IV, 8, Note 75). Auch hinsichtlich alles Reinen und Unreinen, das die Einen für rein, die Andren aber für unrein erklärten, trugen die Einen kein Bedenken, die Geräte der Andren zur Bereitung von Reinem zu gebrauchen.71 Weil die Einen den Andren mitteilten, was nach der Ansicht der letzteren unrein sei. Chapter 2 Wie ist zu verstehen: „Die Frau seines1 Des Überlebenden. Bruders, der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat?“1a Die nach Jeb. I, 1 ihre Nebenfrau von Leviratsehe und Chaliza befreit. Wenn von zwei2 Verheirateten. Brüdern einer stirbt3 Ohne Kinder zu hinterlassen. und ihnen dann noch ein Bruder geboren wird, darauf der zweite (Bruder) an der Frau seines (ersten) Bruders die Leviratsehe vollzieht und stirbt:3 Ohne Kinder zu hinterlassen. so ist die erste4 Die zuerst mit dem ersten, dann mit dem zweiten Bruder verheiratet war. frei (von der Leviratsehe-Pflicht) als Frau seines Bruders, der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat,5 Nach Deut. 25, 5 (כי ישבו אחים) muss der Bruder, der die Leviratsehe an der Frau des verstorbenen Bruders zu vollziehen hat, mit diesem „gleichzeitig auf Erden gewesen sein.“ (Jeb. 17b sind bei der Begründung dieses Gesetzes nur die drei Wort כי ישבו אחים zu lesen, während aus יחדו ein andres Gesetz abgeleitet wird, vgl. Jeb. I, Note 15. Im Sifré § 228 sowie im Alfes z. St. findet sich auch die richtige Lesart.) Dadurch aber, dass der erste Bruder starb, bevor der dritte geboren wurde, ist diesem die Frau des Ersteren (bei Strafe der Ausrottung) für immer zur Ehe verboten, obgleich in diesem Falle für den dritten Bruder die Pflicht zur Leviratsehe (mit der Frau des Ersteren) erst mit dem Tode des zweiten Bruders eintritt, mit dem er wohl gleichzeitig gelebt hat. und die zweite5a Die ursprünglich mit dem zweiten Bruder verheiratet war. als deren Nebenfrau.6 Sie ist צרת ערוה, vgl. Jeb. I, Note 3. Hält er7 Der zweite Bruder. nur die „Heirats-Ansprache“8 מאמר eig. Spruch, Ansprache. „Darunter versteht man die nach Bet-Hillel nur rabbinisch giltige Antrauung der zur Leviratsehe verpflichteten Schwägerin durch einen Wertgegenstand, den der Levir ihr überreicht, indem er dabei, wie bei sonstigen Trauungen, die Formel הרי את מקודשת לי וכו׳ spricht. מאמר (Spruch) heisst diese Antrauung im Gegensatz zu der in der Thora erwähnten Beiwohnung (יבא עליה, Deut. 25, 5), welche (ebenso wie die Chaliza) מעשה, Tat genannt wird (Jeb. IV, 9) und die Leviratsehe vollendet.“ S. Edujot IV, Note 79. an sie8a Die Frau des ersten Bruders. und stirbt darauf,9 Ohne ihr beigewohnt zu haben, sodass die Leviratsehe nach der Thora noch nicht vollendet ist. so muss die zweite die Chaliza vollziehen,10 Da der Levir sich die Schwägerin nach der Thora durch Maamar nicht vollständig angeeignet hat, so ist die zweite Frau nicht in dem Grade צרת ערוה, dass sie ohne weiteres sich verheiraten könnte. darf aber den Schwager nicht heiraten.11 Weil sie wenigstens nach den Rabbinen, die eine Ehe durch Maamar für giltig erklären, als צרת ערוה erscheint; in allen Fällen aber, wo die Ehe keine vollgilltige ist, muss die Witwe Chaliza vollziehen, darf jedoch den Levir nicht heiraten. Wenn von zwei Brüdern einer stirbt,3 D. h. die Frauen, die ihr Mann neben ihnen noch hatte, die aber sonst in keiner verwandtschaftlichen Beziehung zu dem Bruder ihres Mannes standen. Wenn der verstorbene Bruder zwei Frauen hinterlassen, von denen die eine dem überlebenden Bruder zur Ehe verboten ist, so fällt für diesen überhaupt die Pflicht der Leviratsehe gegenüber dem Hause seines verstorbenen Bruders fort, und er darf auch dessen Nebenfrauen nicht heiraten, was Jeb. 3b aus לצרר, Lev. 18, 18 abgeleitet wird. — Allgemein sei hier noch bemerkt: Jede wegen Blutsverwandtschaft bei Strafe der Ausrottung zur Ehe verbotene Frau heisst mit Bezug auf den Blutsverwandten ערוה. Die Nebenfrau einer solchen zur Ehe verbotenen Frau heisst צרת ערוה. Vgl. auch die folgende Mischna. der zweite an der Frau seines Bruders die Leviratsehe vollzieht, dann ihnen noch ein Bruder geboren wird12 Dem also die Pflicht zur Leviratsehe gegenüber der Frau des ersten Bruders niemals oblag. und jener13 Der zweite, der die Leviratsehe vollzogen. stirbt:3 Ohne Kinder zu hinterlassen. so ist die erste4 Die zuerst mit dem ersten, dann mit dem zweiten Bruder verheiratet war. frei (von der Leviratsehe-Pflicht) als Frau seines Bruders, der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat,5 Nach Deut. 25, 5 (כי ישבו אחים) muss der Bruder, der die Leviratsehe an der Frau des verstorbenen Bruders zu vollziehen hat, mit diesem „gleichzeitig auf Erden gewesen sein.“ (Jeb. 17b sind bei der Begründung dieses Gesetzes nur die drei Wort כי ישבו אחים zu lesen, während aus יחדו ein andres Gesetz abgeleitet wird, vgl. Jeb. I, Note 15. Im Sifré § 228 sowie im Alfes z. St. findet sich auch die richtige Lesart.) Dadurch aber, dass der erste Bruder starb, bevor der dritte geboren wurde, ist diesem die Frau des Ersteren (bei Strafe der Ausrottung) für immer zur Ehe verboten, obgleich in diesem Falle für den dritten Bruder die Pflicht zur Leviratsehe (mit der Frau des Ersteren) erst mit dem Tode des zweiten Bruders eintritt, mit dem er wohl gleichzeitig gelebt hat. und die zweite5a Die ursprünglich mit dem zweiten Bruder verheiratet war. als deren Nebenfrau.6 Sie ist צרת ערוה, vgl. Jeb. I, Note 3. Hält er7 Der zweite Bruder. nur die „Heirats-Ansprache“8 מאמר eig. Spruch, Ansprache. „Darunter versteht man die nach Bet-Hillel nur rabbinisch giltige Antrauung der zur Leviratsehe verpflichteten Schwägerin durch einen Wertgegenstand, den der Levir ihr überreicht, indem er dabei, wie bei sonstigen Trauungen, die Formel הרי את מקודשת לי וכו׳ spricht. מאמר (Spruch) heisst diese Antrauung im Gegensatz zu der in der Thora erwähnten Beiwohnung (יבא עליה, Deut. 25, 5), welche (ebenso wie die Chaliza) מעשה, Tat genannt wird (Jeb. IV, 9) und die Leviratsehe vollendet.“ S. Edujot IV, Note 79. an sie8a Die Frau des ersten Bruders. und stirbt darauf,9 Ohne ihr beigewohnt zu haben, sodass die Leviratsehe nach der Thora noch nicht vollendet ist. so muss die zweite die Chaliza vollziehen,10 Da der Levir sich die Schwägerin nach der Thora durch Maamar nicht vollständig angeeignet hat, so ist die zweite Frau nicht in dem Grade צרת ערוה, dass sie ohne weiteres sich verheiraten könnte. darf aber den Schwager nicht heiraten.11 Weil sie wenigstens nach den Rabbinen, die eine Ehe durch Maamar für giltig erklären, als צרת ערוה erscheint; in allen Fällen aber, wo die Ehe keine vollgilltige ist, muss die Witwe Chaliza vollziehen, darf jedoch den Levir nicht heiraten. R. Simon sagt: er darf14 Im ersten Falle dieser Mischna, wenn nämlich der zweite die Leviratsehe vollzogen. jede beliebige von beiden als Levir heiraten15 Da er nach Vollzug der Leviratsehe der ersten geboren wurde, sodass er ihr gegenüber nie die Pflicht hatte, sie als Levir zu heiraten. oder jeder beliebigen Chaliza erteilen.16 חלץ = (den Schuh) ausziehen, zunächst von der Frau, Deut. 25, 9, später häufig vom Manne, der sie veranlasst, ihn zu entschuhen, den Chaliza-Act zu vollziehen, „Chaliza erteilen.“ Eine Regel haben sie17 Die Weisen. in Bezug auf die Schwägerin18 Deren Mann kinderlos gestorben ist, sodass Leviratsehe oder Chaliza erfolgen muss. gesagt: Jede, die wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe)19 Für den Levir. verboten ist,20 Nach dem Gesetze der Thora; z. B. eine von den 15 in Jeb. I, 1 aufgezählten Frauen. braucht nicht die Chaliza zu vollziehen und darf den Levir nicht heiraten21 S. Jeb. I, Note 2 und 3. Dasselbe gilt auch für ihre Nebenfrauen, sowie für eine zum Gebären Unfähige (אילונית), die Frau eines von Natur Verstümmelten (סרים חמה, Jebamot VIII, 5) oder eines Zwitters (אנדרוגינוס, VIII, 6), eines Proselyten oder eines freigelassenen Sklaven (XI, 2).; ist sie infolge einer (rabbinischen) Satzung22 S. folgende Mischna. oder wegen der Heiligkeit (des Standes)23 Des Standes des Levir resp. des eigenen. S. folgende Mischna. (zur Ehe) verboten, so muss sie die Chaliza vollziehen,24 Da nach der Thora die Ehe giltig wäre, ist sie eigentlich durch die Pflicht der Leviratsehe an den Schwager gebunden (זקוקה ליבם) und daher nicht ohne weiteres für jedermann zur Ehe erlaubt. darf aber den Levir nicht heiraten;25 Weil zu befürchten ist, dass der Levir, wenn ihm die Leviratsehe gestattet wäre, ihr mehr als einmal beiwohnen würde, während ihm nur der erste Concubitus gesetzlich gestattet ist, um die Leviratsehe zu vollenden. ist ihre26 Der wegen Blutsverwandtschaft zur Ehe verbotenen Frau (ערוה). Schwester (zugleich) ihre Schwägerin,27 Wenn nämlich 2 Brüder 2 Schwestern geheiratet haben und dann kinderlos gestorben sind, die eine von diesen aber dem dritten (überlebenden) Bruder als ערוה z. B. als seine Schwiegermutter) verboten ist; vgl. Jeb. III, 3. so darf sie die Chaliza vollziehen oder den Levir heiraten.28 Da ihm deren Schwester (als ערוה) gegenüber die Pflicht zur Leviratsehe nicht oblag, heisst sie nicht אחות זקוקתו = die Schwester der Frau, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe verbindet, die (rabbinisch) wie die Schwester seiner Frau betrachtet wird; sie darf daher den Levir heiraten. „Infolge einer Satzung29 Nämlich der Pflicht (מצוה), auf die Worte der Weisen zu hören. (zur Ehe) verboten“ heissen die zweiten Verwandtschafts-Grade, (die) nach der Bestimmung der Schriftgelehrten30 סופר = γραμματεύς = Kenner der heiligen Schrift, vgl. Esra 6, 7, 11. (zur Ehe verboten sind).31 Das Verbot der Rabbinen erstreckt sich um einen Grad weiter, als das der Thora; z. B. das Verbot der Thora, die Mutter zu ehelichen, wird von den Rabbinen auch auf die Grossmutter ausgedehnt, u. s. w. Nach dem Talmud (Jeb. 21a) sind noch 20 Personen zur Ehe verboten: 1) Die Mutter des Vaters, 2) die Mutter der Mutter; 3) die Mutter des Grossvaters väterlicherseits, 4) die Mutter des Grossvaters mütterlicherseits, 5) die Gattin des Grossvaters väterlicherseits, 6) die Gattin des Grossvaters mütterlicherseits, 7) die Gattin des Bruders des Vaters mütterlicherseits, 8) die Gattin des Bruders der Mutter (väterlicher- und mütterlicherseits), 9) die Enkelin des Sohnes in weiblicher Linie, 10) die Enkelin der Tochter in weiblicher Linie, 11) die Enkelin des Sohnes in männlicher Linie, 12) die Enkelin der Tochter in männlicher Linie, 13) die Enkelin der Tochter seiner Frau in weiblicher Linie, 14) die Enkelin des Sohnes seiner Frau in männlicher Linie, 15) die Mutter der Grossmutter der Gattin in weiblicher Linie, 16) die Mutter der Grossmutter der Gattin in männlicher Linie, 17) die Mutter des Grossvaters der Gattin in weiblicher Linie, 18) die Mutter des Grossvaters der Gattin in männlicher Linie, 19) die Schwiegertochter des Sohnes, 20) die Schwiegertochter der Tochter. — In den Fällen 1 und 2 ist auch die Mutter der Mutter des Vaters (resp. der Mutter), sowie deren Mutter u. s. w. verboten; im Falle 5 auch die Gattin des Urgrossvaters väterlicherseits u. s. w.; im Falle 19 auch die Schwiegertochter des Enkels u. s. w. in männlicher Linie. In den übrigen Fällen bleibt das Verbot (nach Maimon. Hil. Ischut I, 6) nur auf die Genannten beschränkt, während es nach Eb. Haëser Cap. XV in den Fällen 9—18 sich auch auf alle folgenden Glieder der Ascendenz resp. der Descendenz erstreckt. „Wegen Heiligkeit“ (des Standes)32 Lev. 21, 6. sind (zur Ehe) verboten: die Witwe dem Hohenpriester,33 Lev. 21, 14. Wenn die Frau zuerst mit einem gemeinen Priester verheiratet war, der kinderlos starb, und der überlebende Bruder ein Hohepriester ist. die Geschiedene34 Die ein Priester gesetzwidrig (Lev. 21, 7) geheiratet hat. und die Chaluza35 Eine Frau, die durch Chaliza den Schwager von der Leviratsehe entbunden, und trotz des Verbotes der Rabbinen (die sie wie eine „Geschiedene“ betrachten) einen Priester geheiratet hat. dem gemeinen Priester, der weibliche Bastard36 Eine in Blutschande Gezeugte, s. Jeb. IV, 13; das Verbot Deut. 23, 3. und die Nethina37 נתינים werden die Nachkommen der Gibeoniten genannt, die Josua zu Tempelsklaven „bestimmt“ hatte (ויתנם, Jos. 9, 27). Die Verschwägerung mit ihnen ist nach Maimonides (Hil. Issure Biah XII, 22) von den Rabbinen, nach Tosaphot (Ketub. 29a s. v. אלו) durch Thoragesetz (Deut. 7, 3) verboten. einem Israeliten, und die Tochter eines Israeliten einem Nathin und einem Bastard. Wenn jemand irgend einen Bruder38 Selbst einen in Blutschande gezeugten (ממזר). hat, so verpflichtet dieser die Frau seines Bruders zur Leviratsehe39 Weil er (nach dem zweiten Satz dieser Mischna) von der Leviratsehe befreit, vermag er auch unter Umständen zu dieser zu verpflichten; Jeb. 22a. und gilt als dessen Bruder in jeder Hinsicht,40 Er beerbt ihn, wenn keine bevorrechtigten Erben da sind (Num. 27, 9), und, falls er Priester ist, darf (und muss) er sich an ihm (d. h. an seiner Leiche) verunreinigen (Lev. 21, 2). ausser wenn er der Sohn einer Sklavin41 Bei dieser gilt der Grundsatz ולדה כמותה, dass das Kind gesetzlich den Character der Mutter trägt, was Jeb. 33a aus האשה וילדיה Ex. 21, 4 abgeleitet wird. Der Sohn wird daher nicht als בנו (Sohn des Vaters) betrachtet; vgl. Tosaphot zu Kid. 68 b, s. v. ולדה. oder Nichtjüdin42 Auch bei dieser gilt der Satz ולדה כמותה, was der Talmud (l. c.) durch folgende Deduction ableitet: Es heisst Deut. 7, 3: בתך לא חתן לבנו deine Tochter sollst du nicht geben seinem (des Heiden) Sohne; hieran schliesst sich die Begründung (v. 4): כי יסיר את בנך מאחרי, denn er wird deinen Sohn von mir entfernen, d. h. der (heidnische) Gatte deiner Tochter wird „deinen Sohn“ (d. i. das Kind deiner (jüdischen) Tochter) von mir entfernen. בנך מישראלית קרוי בנך die Thora nennt also den Sohn (resp. den Enkel), der von der Jüdin geboren wird, „deinen Sohn“. Nun heisst es in v. 3 auch: ובתו לא תקח לבנך seine Tochter sollst du nicht nehmen für deinen Sohn; an diesen letzten Teil des Verses schliesst sich aber nicht die Begründung an etwa: כי תסיר את בנך מאחרי, sie (die Heidin) wird deinen Sohn (d. i. das Kind deiner heidnischen Schwiegertochter) von mir entfernen; also אין בנך הבא מן הנכרית קרוי בנך אלא בנה, die Thora nennt den Sohn (resp. den Enkel), der von der Heidin geboren wird, nicht „deinen“, sondern „ihren“ Sohn (Baschi). ist. Wenn jemand irgend einen Sohn43 S. oben Note 38. hat, so befreit dieser die Frau seines Vaters von der Leviratsehe-Pflicht,44 Die Worte ובן אין לו (Deut. 25, 4) sind nach Jeb. 22b (עיין עליו = untersuche erst) in prägnantem Sinne zu fassen, als jede Descendenz, sei es durch männliche oder weibliche Nachkommenschaft, also auch ממזר. ist schuldig,44a Er wird mit dem Tode bestraft. wenn er ihn (den Vater) schlägt45 Ex. 21, 15. oder ihm flucht,46 Ex. 21, 27. Nach dem Talmud (l. c.) ist der Sohn nur dann des Todes schuldig, wenn der Vater zuvor seine Sünde (hier das Beiwohnen der ihm zur Ehe verbotenen Frau) bereut hat; im Nichtfalle ist er jedoch frei von Todesstrafe, weil dann der Vater אינו עושה מעשה עמך durch seine Taten beweist, dass er nicht „im Volke“ steht (בעמך Ex. 22, 27), sich nicht, gleich dem Volke, dem Gesetze unterordnet. und gilt als dessen Sohn in jeder Hinsicht,40 Er beerbt ihn, wenn keine bevorrechtigten Erben da sind (Num. 27, 9), und, falls er Priester ist, darf (und muss) er sich an ihm (d. h. an seiner Leiche) verunreinigen (Lev. 21, 2). ausser wenn er der Sohn einer Sklavin41 Bei dieser gilt der Grundsatz ולדה כמותה, dass das Kind gesetzlich den Character der Mutter trägt, was Jeb. 33a aus האשה וילדיה Ex. 21, 4 abgeleitet wird. Der Sohn wird daher nicht als בנו (Sohn des Vaters) betrachtet; vgl. Tosaphot zu Kid. 68 b, s. v. ולדה. oder Nichtjüdin42 Auch bei dieser gilt der Satz ולדה כמותה, was der Talmud (l. c.) durch folgende Deduction ableitet: Es heisst Deut. 7, 3: בתך לא חתן לבנו deine Tochter sollst du nicht geben seinem (des Heiden) Sohne; hieran schliesst sich die Begründung (v. 4): כי יסיר את בנך מאחרי, denn er wird deinen Sohn von mir entfernen, d. h. der (heidnische) Gatte deiner Tochter wird „deinen Sohn“ (d. i. das Kind deiner (jüdischen) Tochter) von mir entfernen. בנך מישראלית קרוי בנך die Thora nennt also den Sohn (resp. den Enkel), der von der Jüdin geboren wird, „deinen Sohn“. Nun heisst es in v. 3 auch: ובתו לא תקח לבנך seine Tochter sollst du nicht nehmen für deinen Sohn; an diesen letzten Teil des Verses schliesst sich aber nicht die Begründung an etwa: כי תסיר את בנך מאחרי, sie (die Heidin) wird deinen Sohn (d. i. das Kind deiner heidnischen Schwiegertochter) von mir entfernen; also אין בנך הבא מן הנכרית קרוי בנך אלא בנה, die Thora nennt den Sohn (resp. den Enkel), der von der Heidin geboren wird, nicht „deinen“, sondern „ihren“ Sohn (Baschi). ist. Wer sich eine von zwei Schwestern47 Oder überhaupt eine von zwei Frauen, die mit einander blutsverwandt sind. angetraut hat und nicht weiss, welche er sich angetraut hat, muss der einen wie der andren einen Scheidebrief geben.48 Da bei jeder der Zweifel besteht, ob sie nicht die Schwester der Angetrauten ist, die ihm (als אחות אשה) zur Ehe verboten ist. Stirbt er und hat (nur noch) einen Bruder, so muss dieser beiden die Chaliza erteilen.49 Er darf an keiner von beiden die Leviratsehe vollziehen, da sie vielleicht die Schwester derjenigen Frau ist, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe verbindet (אחות זקוקתו), die er aber nach den Rabbinen nicht ehelichen darf (s. oben Note 28); und selbst wenn er zuerst der einen die Chaliza erteilt, darf er als Levir die andre nicht heiraten, weil die Schwester der Chaluza nach den Rabbinen dem Levir zur Ehe verboten ist, solange die Chaluza lebt. Hat er zwei (Brüder), so muss der eine die Chaliza erteilen,50 Der einen von den zwei Schwestern. und der andre darf (dann) die Leviratsehe51 An der andren. vollziehen;52 Ist sie nämlich die wirkliche Schwägerin, so ist die Leviratsehe geboten und zulässig; ist sie aber deren Schwester, so ist sie nicht mehr זקוקתו אחות (Note 49), weil durch die Chaliza, die sein Bruder der andren Schwester erteilt hat, die זיקה, d. i. das Band, das ihn durch die Pflicht der Leviratsehe mit dieser verknüpft, aufgelöst ist. Er darf sie also auch in diesem Falle heiraten. haben sie53 Die beiden Brüder. aber voreilig54 D. h. ohne in dieser Angelegenheit das Gericht befragt zu haben. geheiratet, so werden die Ehen nicht getrennt.55 Eigentlich: so fordert man sie (die Frauen) von ihm nicht zurück, weil jeder sagen kann, er habe rechtmässig geheiratet. Selbst wenn der erste Bruder nicht die wirkliche Schwägerin, sondern deren Schwester geheiratet hätte, die ihm eigentlich als אחות זקוקתו verboten war, darf er dennoch seine Frau behalten, weil durch die inzwischen erfolgte Ehe des zweiten Bruders die זיקה (Note 52), die ihn mit dessen Gattin verband, aufgelöst ist. Wenn zwei (Männer)56 Die mit einander nicht verwandt sind. sich zwei Schwestern angetraut haben und der eine wie der andre nicht weiss, welche er sich angetraut hat, so muss jeder von ihnen zwei Scheidebriefe geben.48 Da bei jeder der Zweifel besteht, ob sie nicht die Schwester der Angetrauten ist, die ihm (als אחות אשה) zur Ehe verboten ist. Sterben sie und jeder hat (nur noch) einen Bruder, so muss jeder von diesen den beiden (Frauen) die Chaliza erteilen.49 Er darf an keiner von beiden die Leviratsehe vollziehen, da sie vielleicht die Schwester derjenigen Frau ist, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe verbindet (אחות זקוקתו), die er aber nach den Rabbinen nicht ehelichen darf (s. oben Note 28); und selbst wenn er zuerst der einen die Chaliza erteilt, darf er als Levir die andre nicht heiraten, weil die Schwester der Chaluza nach den Rabbinen dem Levir zur Ehe verboten ist, solange die Chaluza lebt. Hat der eine (nur noch) einen (Bruder), der andre aber (deren) zwei, so muss der einzelne beiden die Chaliza erteilen,49 Er darf an keiner von beiden die Leviratsehe vollziehen, da sie vielleicht die Schwester derjenigen Frau ist, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe verbindet (אחות זקוקתו), die er aber nach den Rabbinen nicht ehelichen darf (s. oben Note 28); und selbst wenn er zuerst der einen die Chaliza erteilt, darf er als Levir die andre nicht heiraten, weil die Schwester der Chaluza nach den Rabbinen dem Levir zur Ehe verboten ist, solange die Chaluza lebt. und von den zweien muss der eine die Chaliza erteilen,50 Der einen von den zwei Schwestern. und der andre darf (dann) die Leviratsehe51 An der andren. vollziehen;52 Ist sie nämlich die wirkliche Schwägerin, so ist die Leviratsehe geboten und zulässig; ist sie aber deren Schwester, so ist sie nicht mehr זקוקתו אחות (Note 49), weil durch die Chaliza, die sein Bruder der andren Schwester erteilt hat, die זיקה, d. i. das Band, das ihn durch die Pflicht der Leviratsehe mit dieser verknüpft, aufgelöst ist. Er darf sie also auch in diesem Falle heiraten. haben sie53 Die beiden Brüder. aber voreilig54 D. h. ohne in dieser Angelegenheit das Gericht befragt zu haben. geheiratet, so werden die Ehen nicht getrennt.55 Eigentlich: so fordert man sie (die Frauen) von ihm nicht zurück, weil jeder sagen kann, er habe rechtmässig geheiratet. Selbst wenn der erste Bruder nicht die wirkliche Schwägerin, sondern deren Schwester geheiratet hätte, die ihm eigentlich als אחות זקוקתו verboten war, darf er dennoch seine Frau behalten, weil durch die inzwischen erfolgte Ehe des zweiten Bruders die זיקה (Note 52), die ihn mit dessen Gattin verband, aufgelöst ist. Hat jeder57 Der beiden verstorbenen Männer. zwei Brüder, so muss der eine Bruder des einen der einen (Schwester) die Chaliza erteilen und der eine Bruder des andren der andren die Chaliza erteilen, und der andre Bruder des ersten darf (dann) an der Chaluza des ersten und der andre Bruder des zweiten an der Chaluza des zweiten die Leviratsehe vollziehen.52 Ist sie nämlich die wirkliche Schwägerin, so ist die Leviratsehe geboten und zulässig; ist sie aber deren Schwester, so ist sie nicht mehr זקוקתו אחות (Note 49), weil durch die Chaliza, die sein Bruder der andren Schwester erteilt hat, die זיקה, d. i. das Band, das ihn durch die Pflicht der Leviratsehe mit dieser verknüpft, aufgelöst ist. Er darf sie also auch in diesem Falle heiraten. Haben die beiden Brüder (des einen) voreilig54 D. h. ohne in dieser Angelegenheit das Gericht befragt zu haben. die Chaliza erteilt, so dürfen die beiden (andren Brüder) die Leviratsehe nicht vollziehen,58 Denn bei demjenigen von ihnen, der zuerst die Leviratsehe vollziehen würde, ist zu befürchten, dass er nicht seine (wirkliche) Schwägerin, sondern deren Schwester heiratet, die ihm aber als אחות זקוקתו zur Ehe noch verboten ist, da ja sein Bruder keine Chaliza erteilt hat. sondern einer (von ihnen) muss die Chaliza erteilen,50 Der einen von den zwei Schwestern. und der andre darf (dann) die Leviratsehe51 An der andren. vollziehen.52 Ist sie nämlich die wirkliche Schwägerin, so ist die Leviratsehe geboten und zulässig; ist sie aber deren Schwester, so ist sie nicht mehr זקוקתו אחות (Note 49), weil durch die Chaliza, die sein Bruder der andren Schwester erteilt hat, die זיקה, d. i. das Band, das ihn durch die Pflicht der Leviratsehe mit dieser verknüpft, aufgelöst ist. Er darf sie also auch in diesem Falle heiraten. Haben sie59 Das zweite Brüderpaar. aber voreilig54 D. h. ohne in dieser Angelegenheit das Gericht befragt zu haben. geheiratet, so werden die Ehen nicht getrennt.55 Eigentlich: so fordert man sie (die Frauen) von ihm nicht zurück, weil jeder sagen kann, er habe rechtmässig geheiratet. Selbst wenn der erste Bruder nicht die wirkliche Schwägerin, sondern deren Schwester geheiratet hätte, die ihm eigentlich als אחות זקוקתו verboten war, darf er dennoch seine Frau behalten, weil durch die inzwischen erfolgte Ehe des zweiten Bruders die זיקה (Note 52), die ihn mit dessen Gattin verband, aufgelöst ist. Dem Ältesten (Bruder) liegt die Pflicht ob, die Leviratsehe zu vollziehen;60 Nach der Tradition (Jeb. 24a) ist das Subject zu והיה הבכור, Deut. 25, 6 dasselbe wie das der zweiten Hälfte des vorhergehenden Satzes (v. 5), nämlich „der Levir“, sodass v. 6 also zu erklären ist: „Und er (der Levir) wird das erste Kind, das sie (dem Verstorbenen) gebiert, d. h. nicht erst durch die in dieser Ehe von ihr zu erwartenden Kinder, in deren Hinblick die Leviratsehe geschieht, sondern sofort mit Ehelichung der Witwe wird dem Verstorbenen ein Fortträger seines rechtsbezüglichen Namens“. So S. R. Hirsch in seinem Kommentar zu Deut. 25, 6. Nach Maimon. (Hil. Jibbum II, 6) ist das Subject zu אשר תלד die „Mutter“ der beiden Brüder (von der freilich weder in diesem, noch im vorhergehenden Verse die Rede ist). Aus der unmittelbaren Aufeinanderfolge der Worte ולקחה לו לאשה ויבמה (v. 5) und והיה הבכור (v. 6), sowie aus der Bezeichnung des Levir als בכור wird nun abgeleitet, dass die Pflicht zur Leviratsehe zunächst an den ältesten Bruder herantritt. Der Ausdruck בכור ist aber hier nicht wörtlich (als Erstgeborener) zu nehmen, sondern nur zu dem Zwecke gewählt, um dem Levir das Recht an dem Vermögen des verstorbenen Bruders nur in demselben beschränkten Maasse zuzuweisen (לגריעותא, Jeb. 24b), wie es dem „erstgeborenen Sohne“ zusteht; vgl. Bechorot VIII, 9. ist aber der jüngere zuvorgekommen, so hat er (sie) erworben.61 Die Leviratsehe bleibt giltig. Wer verdächtigt62 נטען, eig. mit etwas belastet werden, daher beschuldigt, verdächtigt werden. wird wegen einer Sklavin,63 Mit ihr verbotenen Umgang gepflogen zu haben. die (später) freigelassen oder wegen einer Nichtjüdin, die (später) Proselytin wurde, darf sie64 Selbst nachdem sie freigelassen resp. Proselytin geworden ist. nicht heiraten;65 Damit man nicht den Verdacht für begründet hält. hat er sie geheiratet, so wird die Ehe nicht getrennt.66 Da die Ehe gesetzlich giltig ist und man eine Ehe nicht auf ein blosses Gerücht hin trennt. Wenn jemand verdächtigt wird wegen der Ehefrau eines Andren,63 Mit ihr verbotenen Umgang gepflogen zu haben. und man67 Das Gericht. die Ehe mit diesem67a Mit ihrem Gatten. getrennt hat, so wird, wenn jener sie auch geheiratet hat, seine Ehe getrennt.68 Weil nach Sota V, 1 die des Ehebruchs verdächtige Frau nicht nur ihrem Gatten verboten ist, sondern auch den Mann nicht heiraten darf, der des Ehebruchs mit ihr verdächtig geworden (נשם שאסורה לבעל כך אסורה לבועל). Wenn jemand (einer Frau) einen Scheidebrief (von ihrem Gatten) aus einem fernen Lande69 מדינת הים eig. Gegend jenseits des Meeres, überseeisches Land; darunter versteht man (nach Raschi) mit Bezug auf Palästina alle Länder ausserhalb desselben. bringt und erklärt: „in meiner Gegenwart ist er geschrieben und unterzeichnet,“69a Wie die Aussage des Zeugen in diesem Falle lauten muss, s. Gittin I, 1. so darf er dessen Frau nicht heiraten.70 Weil hier nur die Aussage dieses einzigen Zeugen vorliegt und zu fürchten ist, dass er diese nur gemacht hat, um dann die Frau heiraten zu können. (Erklärt er:) „Er71 Der Gatte. ist gestorben,“ (oder) „ich habe ihn getötet,“ (oder) „wir haben ihn getötet:“ so darf er dessen Frau nicht heiraten.72 S. Note 70. Die Frau darf sich aber anderweitig verheiraten, weil ihr dies auch auf die Aussage nur eines Zeugen gestattet ist, damit sie nicht, durch die Ehe gebunden, ihr ganzes Leben (עגונה) vereinsamt bleibe (Gittin 3a). R. Jehuda sagt: (Erklärt er:) „ich habe ihn getötet,“ so darf dessen Frau sich nicht (wieder) verheiraten;73 Weil sein Zeugnis als das eines „Bösewichts“ (רשע) nach Ex. 23, 1 ungiltig ist. (erklärt er:) „wir haben ihn getötet,“74 D. h. ich befand mich in der Gesellschaft derer, die ihn getötet, war aber selbst am Morde nicht beteiligt. so darf sich dessen Frau (wieder) verheiraten.75 Nach der Halacha jedoch, die gegen die Ansicht des R. Jehuda entscheidet, darf die Frau sich auch dann wieder verheiraten, wenn der Zeuge erklärt: הרגתיו, ich habe ihn getötet, weil man annimmt, dass „Niemand sich selbst (durch seine eigene Aussage) zum Bösewicht stempelt“ (אין אדם משים עצמו רשע); man glaubt deshalb dem Zeugen den Tatbestand, dass nämlich der Gatte getötet ist, aber nicht die Aussage, dass er selbst (der Zeuge) ihn getötet hat. Ein Gelehrter,76 Der (nach Chag. 10a) das Recht hat, ein Gelübde für giltig oder ungiltig zu erklären. der eine Frau durch (deren) Gelübde76a Wenn die Frau gelobt hat, sich jedes Umganges mit ihrem Gatten zu enthalten. ihrem Gatten77 Der gegen dieses Gelübde keine Einsprache erhoben, vgl. Num. 30, 8. verboten hat,78 Indem er das Gelübde für verbindlich erklärte, weil er Mangels ausreichender Gründe sie nicht veranlassen konnte, es zu bereuen. darf diese nicht heiraten.79 Damit er nicht in den Verdacht kommt, dass er bei seiner Entscheidung nur die Absicht hatte, diese Frau zu heiraten. Hat sie in seiner Gegenwart ihre Weigerung erklärt80 Vgl. Jeb. I, Note 23. oder die Chaliza vollzogen, so darf er sie heiraten, weil dies (nur) vor Gericht81 Nach Sanh. I, 3 vor einem Gericht, das aus 3 Männern besteht. Nach der Halacha (Jeb. 107b) ist die Weigerungs-Erklärung auch vor Zweien giltig, während bei Chaliza zu den Dreien (der Mischna) noch zwei hinzutreten müssen, damit der Act öffentlich bekannt werde (Jeb. 101b). geschieht.82 Der Verdacht (Note 79) fällt hier fort. In allen obigen Fällen dürfen sie,83 Der Bote, der den Scheidebrief brachte (II, 9), der Zeuge, der den Tod des Gatten meldete (ibid.), und der Gelehrte, der das Gelübde der Frau für verbindlich erklärte. wenn sie Frauen hatten84 Während sie ihre Erklärung abgaben. und diese gestorben sind, jene85 Die betreffenden Frauen. heiraten.82 Der Verdacht (Note 79) fällt hier fort. Waren diese85 Die betreffenden Frauen. mit Andren verheiratet und wurden geschieden oder verwitwet, so dürfen sie jene (Männer) heiraten; in allen Fällen sind sie deren Söhnen oder Brüdern (zur Ehe) erlaubt.86 Der Verdacht fällt hier fort, da nicht zu befürchten ist, dass jemand zu Gunsten seiner Verwandten eine gesetzwidrige Erklärung abgeben wird. Chapter 3 Wenn1 Vgl. Edujot V, 5. zwei von vier Brüdern zwei Schwestern geheiratet haben und die mit den Schwestern Verheirateten sterben, so müssen diese (letzteren) die Chaliza vollziehen, dürfen aber den Schwager nicht heiraten.2 Weil jede der beiden Schwestern mit jedem der beiden Brüder durch das Band der Leviratsehe-Pflicht verbunden (זקוקה) ist, sodass diesen jede Schwester als אחות זקוקתו (s. Jeb. II, Note 49) zur Ehe verboten ist. Haben sie sie voreilig geheiratet,3 Ein jeder der beiden Brüder hat eine von den beiden Schwestern geheiratet. so müssen sie sie wieder entlassen.4 Da אחות זקוקתו nach den Rabbinen wie die Schwester der Ehefrau zur Ehe verboten ist. R. Elieser5 Aus Jeb. 28a ist ersichtlich, dass hier R. Eleasar zu lesen ist. Diese Lesart hat auch Ms. München zu Edujot V, 5; sie verdient vor der unsrigen den Vorzug, weil R. Eleasar (b. Schammua) der Zeitgenosse des R. Jehnda, R. Jose und R. Simon war, die Edujot V, 1—3 im Namen von Bet-Schammai und Bet-Hillel referieren. Vgl. die Anmerkung des R. Samuel Straschun z. St. sagt: „Bet-Schammai sagt: sie dürfen sie behalten, und Bet-Hillel sagt: sie müssen sie entlassen.“6 Nach der Relation des Abba Saul (Jeb. 28a) hat Bet-Hillel die erleichternde Ansicht, nach der des R. Simon (ibid, und Tosefta Jeb. V, 1) ist überhaupt keine Controverse zwischen B-S. und B-H. beide sind vielmehr der Ansicht, dass die Männer die Frauen behalten dürfen, und so entscheidet auch die Halacha. Ist eine von ihnen7 Den beiden Schwestern (in der ersten Mischna.) dem einen (Bruder) wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe) verboten,8 Z. B. als Schwiegermutter u. dgl. so darf er nicht diese8a S. Jeb. II, 3., wohl aber ihre Schwester9 Diese ist nicht אחות זקוקתו, weil die andre Schwester (als Blutsverwandte) nicht durch die Pflicht der Leviratsehe mit ihm verbunden war. heiraten, und dem andren (Bruder) sind beide (zur Ehe) verboten.10 Denn jede von beiden ist hier אחות זקוקתו. Ist eine von ihnen (zur Ehe) verboten infolge einer (rabbinischen) Satzung11 S. Jeb. II, 4. oder wegen der Heiligkeit (des Standes),11 S. Jeb. II, 4. so muss sie12 D. h. jede von den beiden Schwestern. die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten.13 Weil nach der Thora die Ehe keine verbotene wäre; vgl. Jeb. II, 3 und Note 24 und 25. Ist die eine von ihnen7 Den beiden Schwestern (in der ersten Mischna.) dem einen (Bruder) und die andre dem andren wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe) verboten, so ist immer diejenige, die dem einen (zur Ehe) verboten ist, dem andren erlaubt. Dies ist der Fall, von dem man (oben)14 Jeb. II, 3. sagte: „Ist ihre Schwester (zugleich) ihre Schwägerin, so darf sie die Chaliza vollziehen oder den Levir heiraten.“ Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern, oder einer Frau und deren Tochter, oder einer Frau und deren Enkelin in weiblicher Linie oder einer Frau und der Tochter ihres Sohnes verheiratet waren,14a Und dann kinderlos gestorben sind. so müssen diese15 Die beiden verwitweten Schwestern. die Chaliza vollziehen, dürfen aber den Levir nicht heiraten;16 Weil jede der beiden Schwestern mit dem überlebenden Bruder durch das Band der Leviratsehe-Pflicht verbunden ist, sodass ihm jede als אחות זקוקתו zur Ehe verboten ist (Vgl. Note 2). R. Simon aber befreit sie (auch von Chaliza).17 Da für den dritten Bruder die Pflicht der Leviratsehe den beiden Schwestern gegenüber in demselben Momente eintritt, nämlich mit dem Tode ihres Gatten, so werden die beiden als Nebenfrauen betrachtet. Von diesen aber lehrt Lev. 18, 18 nach der Deutung des R. Simon (Jeb. 28b), dass der „Levir nicht eine Frau und deren Schwester heiraten dürfe, wenn diese beiden (לצרו) Nebenfrauen sind.“ War eine von ihnen ihm wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe) verboten,8 Z. B. als Schwiegermutter u. dgl. so darf er nicht diese,8a S. Jeb. II, 3. wohl aber ihre Schwester heiraten;9 Diese ist nicht אחות זקוקתו, weil die andre Schwester (als Blutsverwandte) nicht durch die Pflicht der Leviratsehe mit ihm verbunden war. (war eine von ihnen ihm zur Ehe verboten) infolge einer (rabbinischen) Satzung11 S. Jeb. II, 4. oder wegen der Heiligkeit (des Standes),11 S. Jeb. II, 4. so muss sie die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten.13 Weil nach der Thora die Ehe keine verbotene wäre; vgl. Jeb. II, 3 und Note 24 und 25. Wenn18 Vgl. Edujot IV, 9. zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind, der dritte aber ledig18a Oder mit einer Fremden (nicht Verwandten) verheiratet. ist, und es stirbt einer der Männer der Schwestern, der Ledige18b Der nun an der Witwe die Leviratsehe zu vollziehen hat. hält die „Heirats-Ansprache“19 S. Jeb. II, Note 8. an sie20 Die Witwe des verstorbenen Bruders. und der andre Bruder stirbt, so sagt Bet-Schammai: Seine Frau21 Die er (der Ledige) sich durch „Maamar“ angetraut hat. (bleibe) bei ihm,22 D. h. er darf sie heiraten, weil nach Ansicht des Bet-Schammai der Levir sich die Schwägerin durch Maamar vollständig aneignet, sodass er deren Schwester gegenüber nicht mehr zur Leviratsehe verpflichtet ist. die andre aber ist frei (von der Leviratsehe-Pflicht) als „Schwester seiner Frau.“23 Die ihm nach Lev. 18, 18 zur Ehe verboten ist. Bet-Hillel aber sagt: Er muss seine Frau24 Die ihm nach Ansicht des Bet-Hillel durch „Maamar“ nur rabbinisch, jedoch nicht nach dem Gesetz der Thora angetraut war, nun aber durch den Tod seines Bruders אחות זקוקתו wird, weil ihn mit dessen Witwe das Band der Leviratsehe-Pflicht verbindet. durch Scheidebrief25 Um die Antrauung durch „Maamar“ aufzuheben. und Chaliza26 Um das Band der Leviratsehe-Pflicht zu lösen. und die Frau seines Bruders durch Chaliza26 Um das Band der Leviratsehe-Pflicht zu lösen. entlassen. Dies ist der Fall, in dem man zu sagen pflegt:27 Von jemand, der neben seiner Frau durch das Leviratsehe-Gesetz noch die Frau seines verstorbenen Bruders erhalten sollte und statt dessen beide entlassen muss; vgl. XIII, 7. „Wehe ihm wegen28 Des Verlustes. seiner Frau und wehe ihm wegen der Frau seines Bruders.“ Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind und der dritte eine Fremde29 Die weder mit den Brüdern noch mit den Schwestern verwandt ist. zur Frau hat, es stirbt einer der Männer der Schwestern, der Mann der Fremden heiratet30 Als Levir. dessen Frau und stirbt: so ist die erste31 Die den Levir geheiratet hatte. frei (von der Leviratsehe-Pflicht) als „Schwester seiner Frau“,23 Die ihm nach Lev. 18, 18 zur Ehe verboten ist. und die zweite32 Die ursprünglich mit den Brüdern nicht verwandt war. als deren Nebenfrau;33 Nach Jeb. I, 1. hat er34 Der Mann der Fremden. nur die „Heirats-Ansprache“19 S. Jeb. II, Note 8. an sie20 Die Witwe des verstorbenen Bruders. gehalten und stirbt, so muss die Fremde die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten.35 Weil sie die Nebenfrau derjenigen ist, mit deren Schwester ihn die Pflicht der Leviratsehe verband. Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind und der dritte eine Fremde zur Frau hat, es stirbt der Mann der Fremden, einer der Männer der Schwestern heiratet30 Als Levir. dessen Frau und stirbt: so ist die erste36 Die mit dem zuletzt verstorbenen Bruder zuerst verheiratet war. frei (von der Leviratsehe-Pflicht) als „Schwester seiner Frau“23 Die ihm nach Lev. 18, 18 zur Ehe verboten ist. und die zweite37 Die er als Levir geheiratet hatte. als deren Nebenfrau;33 Nach Jeb. I, 1. hat er38 „Einer der Männer der Schwestern“. nur die „Heirats-Ansprache“ an sie39 Dem einzigen überlebenden Bruder. gehalten und stirbt, so muss die Fremde die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten.35 Weil sie die Nebenfrau derjenigen ist, mit deren Schwester ihn die Pflicht der Leviratsehe verband. Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind und der dritte eine Fremde29 Die weder mit den Brüdern noch mit den Schwestern verwandt ist. zur Frau hat, es stirbt einer der Männer der Schwestern, der Mann der Fremden heiratet30 Als Levir. dessen Frau, die Frau des Zweiten stirbt und dann auch der Mann der Fremden: so ist ihm39 Dem einzigen überlebenden Bruder. diese40 Die zuerst mit dem einen, dann mit dem andren Bruder (dem Gatten der Fremden) verheiratet war. für immer (zur Ehe) verboten, weil sie ihm eine Zeit lang schon verboten war.41 Als nämlich ihr erster Gatte starb und ihre Schwester, die Gattin des andren Bruders, noch lebte, war sie diesem als „Schwester seiner Frau“ zur Ehe verboten. Auch die Fremde ist dem überlebenden Bruder zur Ehe verboten, weil sie ihm eine Zeit lang als Nebenfrau der Schwester seiner Frau verboten war. Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind und der dritte eine Fremde zur Frau hat, es scheidet sich einer der Männer der Schwestern von seiner Frau, der Mann der Fremden stirbt, dann heiratet30 Als Levir. diese der Geschiedene und stirbt: so ist dies der Fall, von dem es hiess:42 Jeb. I, 1. „Sind sie gestorben oder geschieden, so sind ihre Nebenfrauen (zur Leviratsehe) erlaubt.43 Der überlebende Bruder darf die Witwe des zweiten heiraten, weil sie dieser erst heiratete, nachdem er sich von seiner Frau geschieden hatte, sodass jene nicht צרת ערוה, die Nebenfrau einer ihm (dem überlebenden Bruder) zur Ehe verbotenen Frau (hier: der Schwester seiner Frau) war. War in allen obigen Fällen44 Bei den in Jeb. I, 1 genannten Frauen. die Trauung45 Seitens des verstorbenen Bruders. oder die Ehescheidung45 Seitens des verstorbenen Bruders. zweifelhaft,46 D. h. die gesetzliche Giltigkeit des betreffenden Aktes war zweifelhaft. so müssen die Nebenfrauen die Chaliza vollziehen,47 War z. B. die Trauung ungiltig resp. die Ehescheidung giltig, so sind die Nebenfrauen nicht צרות ערוה, d. h. Nebenfrauen einer (dem Bruder) zur Ehe verbotenen Frau und müssen die Chaliza vollziehen, um das Band der Leviratsehe-Pflicht zu lösen. dürfen aber den Levir nicht heiraten.48 War z. B. die Trauung giltig resp. die Ehescheidung ungiltig, so sind die Nebenfrauen als צרות ערות dem Levir zur Ehe verboten. Wann heisst die Trauung zweifelhaft? Wenn er (der Mann) ihr (der Frau) das Trauungs-Object49 Den Wertgegenstand oder den Trauschein, vgl. Kidd. I, 1. zuwirft50 Auf einem Fusssteige oder an der Seite einer Strasse, wo man nach der Anordnung der Rabbinen die Gegenstände, die innerhalb seiner 4 Ellen liegen, als Eigentum erwirbt. und es zweifelhaft ist, ob (es) näher zu ihm oder zu ihr (liegt),51 Wenn z. B. die Entfernung zwischen beiden Personen genau 8 Ellen beträgt und der Gegenstand gerade in die Mitte fällt, sodass es zweifelhaft ist, ob die Frau ihn erworben hat oder nicht. dann ist die Trauung zweifelhaft.52 Dasselbe ist nach Gittin VIII, 2 auch bei der Ehescheidung der Fall. (Wann heisst) die Ehescheidung zweifelhaft? Wenn53 S. Gittin IX, 4. er ihn (den Scheidebrief) eigenhändig schreibt und keine Zeugen darunter stehen; wenn Zeugen darunter stehen, aber keine Zeit darin angegeben ist; wenn die Zeit darin angegeben ist, aber nur ein Zeuge darunter steht: dann ist die Ehescheidung zweifelhaft.54 In diesen drei Fällen ist der Scheidebrief nach der Thora giltig, nach den Rabbinen (ibid.) aber ungiltig. Wenn drei Brüder mit drei fremden Frauen55 Die untereinander nicht verwandt sind. verheiratet sind, der eine von ihnen stirbt, der zweite nur die „Heirats-Ansprache“19 S. Jeb. II, Note 8. an sie (dessen Witwe) hält und stirbt:56 Ohne die Leviratsehe durch Concubitus vollendet, zu haben. so müssen diese57 Die beiden Witwen. die Chaliza vollziehen, dürfen aber den Levir nicht heiraten; denn es heisst (Deut. 25,5): „(Wenn zwei Brüder zusammen wohnen) und es stirbt einer von ihnen … so wohne ihr Schwager ihr bei …“ d. h. also derjenigen, der gegenüber nur einem Schwager die (Leviratsehe)- Pflicht obliegt, aber nicht zweien.58 Da der zuletzt verstorbene Bruder nur die „Heirats-Ansprache“ an die Witwe des ersten gehalten hat, die nach der Thora keine giltige Ehe bewirkt, war das Band der Leviratsehe-Pflicht ihm gegenüber noch nicht gelöst; durch seinen Tod trat nun auch für den dritten Bruder die Pflicht ein, an jener Schwägerin die Leviratsehe zu vollziehen. In diesem Falle trat also die Pflicht der Leviratsehe für den dritten Bruder infolge des Todes zweier Brüder ein. Nach Jeb. 31b ist diese Leviratsehe nur von den Rabbinen verboten, weil zu befürchten ist (גזרה), dass man sonst glauben könnte, der Levir dürfe an zwei Frauen, die ein Bruder hinterlassen, die Leviratsehe vollziehen, was aber verboten ist, s. Jeb. IV, 11. Die Chaliza muss erteilt werden, weil Maamar nach den Rabbinen eine giltige Ehe bewirkt, die Witwe sich also nicht ohne weiteres verheiraten darf. R. Simon sagt: er59 Der überlebende Bruder. darf die Leviratsehe vollziehen, an welcher er will,60 Da die Frage ist, ob der zuletzt verstorbene Bruder durch Maamar sich die Frau des ersten vollständig oder gar nicht angeeignet hat; im ersten Falle tritt für ihn die Pflicht der Leviratsehe ihr gegenüber nur durch den Tod des zweiten Bruders, im zweiten Falle nur durch den Tod des ersten Bruders ein. Er darf jedoch nicht beide Witwen als Levir heiraten, weil vielleicht Maamar eine vollständig giltige Ehe bewirkt, die Witwe des ersten Bruders somit die richtige Frau des zweiten Bruders (wie seine eigene) gewesen wäre; der Levir darf aber nicht zwei von einem Bruder hinterlassene Frauen heiraten, Jeb. IV, 11. und muss der andren die Chaliza erteilen.61 Vgl. den Schluss der Note 58. Wenn zwei Brüder mit zwei Schwestern verheiratet sind, und es stirbt einer von ihnen und dann stirbt die Frau des Andren: so ist jene diesem für immer (zur Ehe) verboten, weil sie ihm bereits eine Zeit lang62 Als „Schwester seiner Frau“, während diese noch lebte. verboten war. Wenn zwei Männer sich zwei Frauen angetraut haben und man diese bei ihrem Eintritt unter den Trauhimmel mit einander vertauscht hat,63 Das החליפו ist hier in passivem Sinne dahin zu verstehen, dass sie irrtümlich vertauscht wurden; denn wenn die Männer sie absichtlich vertauscht hätten, dürften sie sie unter keinen Umständen, auch nicht nach dreimonatlicher Absonderung (s. den zweiten Teil dieser Mischna) behalten. so sind jene (Männer) schuldig,64 Jeder Mann und jede Frau muss ein Sündopfer bringen, wenn jene diesen beigewohnt haben. sofern jede eine Ehefrau ist;65 Das Verbot Lev. 18, 20. waren es Brüder, (so sind sie) auch (schuldig),66 Es muss jeder noch ein Sündopfer bringen. sofern jede die Frau des Bruders ist;67 Lev. 18, 16; obwohl sonst der Grundsatz gilt: אין איסור חל על איסור, „ein Verbot kann nicht zu einem andren hinzutreten“, d. h. ein bereits verbotenes Objekt kann nicht von einem neuen Verbot betroffen, nicht aus zwei Gesetzestiteln verboten werden, sodass der Übertretende etwa doppelt bestraft werden müsste: kann hier dennoch zu dem Verbot, der Frau eines Andren (אשת איש) beizuwohnen, das Verbot, der Frau des Bruders (אשת אח) beizuwohnen, hinzutreten, weil beide Verbote (בבת אחת) gleichzeitig in Kraft treten; denn sobald einer der Brüder die Frau des Andren ehelicht, übertritt er beide Verbote zugleich. waren es Schwestern, (so sind sie) auch (schuldig),66 Es muss jeder noch ein Sündopfer bringen. sofern jede die Schwester seiner Frau ist;68 Das Verbot Lev. 18, 18. Auch das Verbot, die Schwester der Frau zu ehelichen (אחות אשה), kann zu den genannten Verboten hinzutreten, um jeden mit einer neuen Strafe zu belegen, weil dieses Verbot sich auf mehr Objekte erstreckt, als bereits von den andren Verboten betroffen sind (איסור כולל). Denn dadurch, dass z. B. der erste (zweite) Bruder die Schwester der Frau des zweiten (ersten) sich antraute, wurden ihm alle Schwestern derselben verboten (als אחות אשה), also auch die Frau seines Bruders (die er jetzt irrtümlich geehelicht). waren es Menstruierende, (so sind sie) auch (schuldig),66 Es muss jeder noch ein Sündopfer bringen. sofern jede eine Menstruierende ist.69 Das Verbot Lev. 18, 19. Auch das Verbot, einer Menstruierenden (נדה) beizuwohnen, kann zu den genannten Verboten hinzutreten, um jeden mit einer neuen Strafe zu belegen, weil dieses Verbot auch solche Personen trifft, denen das Objekt unter Umständen erlaubt wäre (איסור מוסיף). Während nämlich die Gattin, wenn sie nicht Menstruierende ist, ihrem Gatten (zur Beiwohnung) erlaubt ist, wird sie ihm, sobald sie Menstruierende ist, verboten. Dadurch nun, dass hier die Frau als Menstruierende dem Manne verboten war, der sie sich angetraut, wird sie als solche auch für dessen Bruder verboten, der sie irrtümlich geehelicht. Durch das Zusammenwirken von איסור כולל ,איסור בת אחת und איסור מוסיף müssen demnach von den 2 Brüdern und 2 Schwestern im Ganzen 16 Sündopfer gebracht werden. Vgl. Tosefta Jeb. V, 9. Man sondert sie drei Monate (von den Männern) ab,70 Bevor sie zu ihren rechtmässigen Gatten zurückkehren. weil sie vielleicht schwanger70a Durch den verbotenen Concubitus. geworden sind.71 Die Kinder wären dann Bastarde (ממזרים), Jeb. IV, 13; es ist aber wichtig, feststellen zu können, welche Kinder Bastarde und welche legitim sind, vgl. Jeb. IV, 10. Waren es Minderjährige, die zum Gebären noch unfähig sind, so giebt man sie sofort (ihren Gatten) zurück. Waren es Priestertöchter,72 Und die Männer Nicht-Priester. so verlieren sie73 Wenn sie kinderlos bleiben und die Männer gestorben sind. das Recht, Hebe zu geniessen.74 Weil (nach Lev. 22, 12, 13) jeder geschlechtliche Umgang mit einem Manne, der ihr „fremd“ (זר) bleiben sollte, d. h. ihr zur Ehe verboten ist, die Priestertochter für immer vom Genuss der Hebe ausschliesst (Jeb. 68 a). Chapter 4 Wenn jemand seiner Schwägerin die Chaliza erteilt, und es ergiebt sich dann, dass sie schwanger war,1 Von ihrem verstorbenen Gatten. und sie gebiert: so darf, wenn das Kind lebensfähig ist,1a Es lebt mindestens 30 Tage, oder wenigstens eine Stunde, wenn es bestimmt volle 9 Monate ausgetragen ist. er ihre und sie seine Verwandten2 Die Jeb. IV, 7 aufgezählt sind. heiraten,3 Da das Kind lebensfähig ist, war die Chaliza unnötig und wird als nicht geschehen betrachtet. und er hat sie (durch die Chaliza) zur Priester-Ehe3 Da das Kind lebensfähig ist, war die Chaliza unnötig und wird als nicht geschehen betrachtet. nicht ungeeignet gemacht. Ist das Kind nicht lebensfähig,4 Es ist eine Fehlgeburt, oder ein Kind, das nicht 30 Tage alt geworden ist und von dem man nicht weiss, ob es volle 9 Monate ausgetragen ist. so darf weder er ihre noch sie seine Verwandten heiraten, und er hat sie zur Priester-Ehe5 Und er oder einer seiner Brüder muss ihr nochmals die Chaliza erteilen, da die seitens der Schwangern vollzogene Chaliza als nicht geschehen betrachtet wird und das Kind nicht lebensfähig war. Zur Priesterehe bleibt sie ungeeignet, weil man sonst leicht glauben könnte, eine Chaluza sei dem Priester zur Ehe gestattet. ungeeignet gemacht. Wenn jemand an seiner Schwägerin die Leviratsehe vollzieht und es ergiebt sich, dass sie schwanger war,1 Von ihrem verstorbenen Gatten. und sie gebiert: so muss er sie, wenn das Kind lebensfähig ist, entlassen,6 Ohne Scheidebrief, da sie ihm zur Ehe verboten war (Maim.). und beide müssen ein Opfer7 Ein Sündopfer. bringen.8 Weil der Mann der Frau seines Bruders beigewohnt hat, ohne dass ihm die Pflicht der Leviratsehe oblag; vgl. Keritot I, 1 u. 2. Ist das Kind nicht lebensfähig, so muss er sie behalten.9 D. h. (nach R. Simon b. Lakisch, Jeb. 35b) er muss ihr noch einmal beiwohnen, um der Leviratsehe-Pflicht zu genügen, da der erste Concubitus, als mit einer Schwangern, nicht in Betracht kommt. Ist es zweifelhaft, ob es ein Neunmonatskind (aus der Ehe) des ersten oder ein Siebenmonatskind (aus der Ehe) des zweiten Mannes ist,10 Wenn der Levir die Witwe innerhalb der 3 Monate nach dem Tode des Bruders geehelicht und die Frau im siebenten Monat der Leviratsehe ein Kind geboren hat, so dass es zweifelhaft ist, ob dieses vom ersten Manne nach neunmonatlicher oder vom zweiten nach siebenmonatlicher Schwangerschaft abstammt. so muss er sie entlassen,11 Durch Scheidebrief; er darf sie nicht behalten, weil das Kind vielleicht von dem verstorbenen Bruder ist, sodass für den überlebenden die Leviratsehe-Pflicht nicht vorlag. das Kind gilt als legitim,12 Denn es ist entweder ein legitimes Kind des Verstorbenen oder ein legitimes Kind des Levir. und beide müssen ein „Schuldopfer wegen des Zweifels“ bringen.13 Dieses Opfer (Lev. 5, 17 ff) ist (nach Ker. I, 2) in dem Falle zu bringen, wenn Jemand „im Zweifel darüber ist“, ob er gegen ein Verbot gehandelt, dessen mutwillige Übertretung mit der Strafe der Ausrottung bedroht ist und dessen unvorsätzliche Übertretung zum Darbringen eines Sündopfers verpflichtet. Wenn14 Ketubot VIII, 6 ist diese ganze Mischna wiederholt. einer auf die Leviratsehe wartenden Frau15 שומרת יבם, eig. eine Frau, die auf den Levir wartet, d. h. seiner Entscheidung entgegensieht] ob er sie ehelichen oder ihr die Chaliza erteilen wird. Güter15a Aus dem Nachlass ihres Vaters oder durch Schenkung. zufallen,16 Während sie auf die Leviratsehe wartet. so stimmen Bet-Schammai und Bet-Hillel darin überein,17 Im Gegensatz zu Ketub. VIII, 1, wo Bet-Schamai und Bet-Hillel verschiedener Meinung darüber sind, ob eine Angetraute (ארוסה), der vor der Hochzeit Güter zufallen, das Recht hat, diese selbständig zu verkaufen. In diesem Falle nämlich bestreitet ihr Bet-Hillel dies Recht, weil sie bereits in dem Grade dem Manne angehört, dass der Fremde, der ihr beiwohnt, mit dem Steinigungstode bestraft wird, während die יבם שומרת dem Levir nur in dem Grade angehört, dass der Fremde, der ihr beiwohnt, nur mit Geisselung bestraft wird. dass sie (sie) verkaufen und verschenken darf und dies rechtskräftig ist. Wie hat man, wenn sie stirbt, mit ihrer Ketuba18 כתובה eig. das Geschriebene, Dokument, worin der Mann sich verpflichtet, im Scheidungs- oder Todesfalle der Frau eine gewisse Summe zukommen zu lassen; dann auch = die verschriebene Summe (vgl. Ketubot I, 2), 200 resp. 100 Sus nebst dem, was der Mann zu dieser bestimmten Morgengabe hinzugefügt hat (תוספת כתובה). und dem mit ihr ein- und ausgehenden Vermögen19 Das sind die Güter, die die Frau in die Ehe mitbringt und die im Scheidungsfall ihr Eigentum verbleiben. An diesen Gütern steht dem Manne nur das Recht des Niessbrauchs zu (נכסי מלוג, s. Jeb. VII, 1). zu verfahren? Bet-Schammai sagt: es teilen die Erben des Gatten mit den Erben ihres Vaters.20 Wenn der Levir die „Heiratsansprache“ (Maamar) an sie gehalten, (was nach Raba, Jeb. 39a, in diesem Falle zu ergänzen ist) sodass es zweifelhaft ist, ob sie als geehelicht (נשואה) gilt oder nicht, dann gehört die eine Hälfte der Niessbrauchsgüter dem Levir als dem event. Rechtsnachfolger des verstorbenen Gatten, der (nach Baba batra VIII, 1) seine Frau beerbt, die andre Hälfte dem Vater, der seinerseits seine Tochter als deren Rechtsnachfolger (ibid.) beerbt. Der Ausspruch des Bet-Schammai אשתו עמו (Jeb. III, 5), aus dem zu entnehmen war, dass er sich die Frau durch Maamar vollständig angeeignet hat (vgl. das. Note 22), ist dahin zu erklären, dass durch Maamar die Frau als angetraut (ארוסה) gilt, sodass deren Schwester zur Leviratsehe nicht verpflichtet werden kann, aber nicht als vollständig geehelicht (ודאי נשואה), sodass etwa der Levir sie völlig beerben könnte. Bet-Hillel sagt: die Güter21 Die Mitgift der Frau (צאן ברזל נכסי , s. Jeb. VII, 1). bleiben in ihrem Rechtszustand,22 Bet-Hillel erklärt nicht, ob im Besitz der Erben der Frau, der sie eigentlich gehörten, oder der des Mannes, der für jene haftbar war. Beide Parteien haben daher als gleichberechtigte die gleichen Ansprüche an die Erbschaft und teilen. die Ketuba (bleibt) im Besitze des Gatten,23 Da der Gatte das Recht an der Ketuba mit dem Tode der Gattin erwirbt, so tritt hier der Levir in diesem Augenblicke als sein Rechtsnachfolger ein. das mit ihr ein- und ausgehende Vermögen im Besitze der Erben ihres Vaters.24 Von dem sie ursprünglich herstammen. Vgl. zu dieser Mischna Baba batra IX, 9. Hat er an ihr die Leviratsehe vollzogen,25 Durch Beiwohnung. Vgl. auch Ketubot VIII, 7. so gilt sie als seine Gattin in jeder Hinsicht,26 Er darf sich von ihr scheiden mittelst eines Scheidebriefes, ohne ihr Chaliza zu erteilen; auch darf er sie dann wieder heiraten, obgleich in diesem Falle nicht mehr die Leviratsehe - Pflicht vorliegt. nur dass ihre Ketuba zu Lasten des Vermögens ihres ersten Gatten ist.27 D. h. der verstorbene Gatte (und nicht der Levir) haftet mit seinem Vermögen für die Ketuba. Hat er kein Vermögen hinterlassen, so muss der Levir der Witwe eine Ketuba, jedoch nur im Betrage von 100 Sus, ausstellen, für die er mit seinem Vermögen haftet. Dem ältesten (Bruder) liegt die Pflicht ob, die Leviratsehe zu vollziehen.28 S. Jeb. II, 8. Will er es nicht,29 Sondern nur die Chaliza erteilen. so wendet man sich an alle (andren) Brüder.30 D. h. zunächst an den zweitältesten, dann an den nächstfolgenden u. s. w. Wollen diese nicht, so kehrt man zu dem ältesten zurück und sagt zu ihm: „Dir liegt die Pflicht ob; erteile die Chaliza oder vollziehe die Leviratsehe!“ Will er (mit seiner Entscheidung) warten,31 תלה = hängen, in der Schwebe lassen, daher schwanken, zweifelhaft sein; תלה ב׳ = jemand etwas anhängen, zuschieben, von jem. etwas abhängig machen. Hier sind beide Bedeutungen verschmolzen: er schwankt mit seiner Entscheidung und macht sie abhängig von dem Umstande, dass z. B. ein minderjähriger Bruder heranwächst u. s. w., und erst wenn dieser sich weigert, will er die Leviratsehe vollziehen oder die Chaliza erteilen. bis ein minderjähriger (Bruder) heranwächst oder32 Wenn er nur der älteste der gerade anwesenden Brüder ist. der älteste aus einem fernen Lande heimkehrt oder ein Taubstummer oder ein Schwachsinniger genesen, so hört man nicht auf ihn, sondern sagt zu ihm: „Dir liegt die Pflicht ob; erteile die Chaliza oder vollziehe die Leviratsehe!“33 Denn dem ältesten der anwesenden Brüder liegt es ob, diese Pflicht ungesäumt zu erfüllen. Wer seiner Schwägerin die Chaliza erteilt, gilt (dennoch)34 Obgleich er durch die Chaliza für die andren Brüder das Verbot herbeiführte, die Schwägerin zu heiraten. als gleichberechtigt mit jedem der Brüder in Bezug auf die Erbschaft;35 Des verstorbenen Bruders. lebt aber der Vater noch, so gehört das Vermögen dem Vater.36 Weil der Vater in Bezug auf die Erbschaft das Vorrecht vor allen seinen Nachkommen besitzt; Baba batra VIII, 2. Wer an seiner Schwägerin die Leviratsehe vollzieht, erwirbt (dadurch) das Vermögen seines Bruders.37 Auch wenn der Vater noch lebt, oder wenn er sich nach vollzogener Leviratsehe von ihr scheidet, da er einmal „in die Rechtsbefugnis seines verstorbenen Bruders eingetreten ist“ (Deut 25, 6). R. Jehuda sagt: In beiden Fällen gehört, wenn der Vater noch lebt, das Vermögen dem Vater.38 Da der Levir auch (l. c.) בכור, Erstgeborener genannt wird (vgl. Jeb. II, Note 60), so kann er ebensowenig wie dieser bei Lebzeiten seines Vaters erben. Die Halacha entscheidet jedoch nach der ersteren Ansicht. Wenn jemand seiner Schwägerin die Chaliza erteilt, so darf weder er ihre noch sie seine Verwandten heiraten.39 Die Chaluza wird nach der Anordnung der Rabbinen wie seine wirkliche Frau (von der er sich geschieden) angesehen, sodass alle wegen Verwandtschaft mit dem Ehegatten resp. der Ehegattin nach der Thora bestehenden Eheverbote rabbinisch auch bei der Chaluza gelten. Er darf nicht heiraten: ihre Mutter, die Mutter ihrer Mutter, die Mutter ihres Vaters, ihre Tochter, die Tochter ihrer Tochter, die Tochter ihres Sohnes und ihre Schwester, so lange40 Diese Beschränkung bezieht sich nur auf diesen letzten Fall. jene41 Die Schwägerin. am Leben ist;42 Die 7 hier aufgezählten Frauen sind ihm, wenn sie die Blutsverwandten seiner Ehefrau sind, nach der Thora, und Wenn sie die Blutsverwandten seiner Chaluza sind, nach den Rabbinen zur Ehe verboten. seine Brüder jedoch dürfen diese heiraten. Sie darf nicht heiraten: seinen Vater,43 Als dessen Schwiegertochter. den Vater seines Vaters,44 Als die Schwiegertochter seines Sohnes, obgleich diese auch sonst nur nach den Rabbinen zur Ehe verboten ist; vgl. Jeb. II, Note 31, N. 19. (den45 In der Mischna der Talmudausgaben fehlen diese Worte. Vgl. Tosafot Jeb. 40b s. v. שמע. Vater seiner Mutter),46 Als die Schwiegertochter seiner Tochter, obgleich diese auch sonst nur nach den Rabbinen zur Ehe verboten ist; vgl. Jeb. II, Note 31, N. 20. seinen Sohn,47 Als die Frau seines Vaters. den Sohn seines Sohnes,48 Als die Frau seines Grossvaters väterlicherseits, obgleich diese auch sonst nur nach den Rabbinen zur Ehe verboten ist; vgl. l. c. N 5. In unserer Mischna fehlt hier noch: „Den Sohn seiner Tochter“, als die Frau seines Grossvaters mütterlicherseits, die auch sonst nur rabbinisch zur Ehe verboten ist, ibid. N. 6. seinen Bruder49 Als die Frau seines Bruders. und den Sohn seines Bruders.50 Als die Frau seines Vaterbruders. Man darf die Verwandte der Nebenfrau seiner Chaluza,51 Denn das Verbot, die Blutsverwandte (z. B. die Schwester) der Chaluza zu heiraten, erstreckt sich nicht auch auf die Blutsverwandte ihrer Nebenfrau. aber nicht die Nebenfrau der Verwandten seiner Chaluza52 Es waren z. B. zwei Brüder, Ruben und Simon, mit zwei Schwestern, Lea und Rahel, verheiratet; Ruben starb, und ein dritter Bruder, Juda, erteilt dessen Witwe Lea die Chaliza. Wenn nun auch Simon stirbt, dann darf Juda dessen Witwe Rahel nicht heiraten, da sie die Schwester seiner Chaluza (Lea) ist, aber auch die Nebenfrau der Rahel nicht, d. i. „die Nebenfrau der Verwandten seiner Chaluza“; er muss vielmehr einer von beiden die Chaliza erteilen. Der Grund dieses Eheverbotes ist folgender: In der Regel pflegt eine Frau, die die Chaliza vollziehen will, ihre nahe Verwandte, z. B. ihre Schwester nach dem Gerichte mitzunehmen. Da nun nicht jeder Anwesende genau weiss, welche von beiden Schwestern die Chaluza ist, so kann leicht Rahel für die Chaluza gehalten werden. Wenn dann Juda die Nebenfrau der Rahel heiraten würde, könnte man glauben, die Nebenfrau der Chaluza sei zur Ehe erlaubt. — L. Heller giebt in seinen Tosafot folgenden Grund an: Die Chaluza ist eher mit einer Geschiedenen zu vergleichen, da mit beiden ein gerichtlicher Act vorgenommen ist; die Nebenfrau der Blutsverwandten einer Chaluza, welche (Blutsverwandte) mit einem Bruder verheiratet ist, gleicht daher einer צרת ערוה und ist darum zur Ehe verboten. Die Nebenfrau einer Chaluza hingegen ist nicht mit einer Geschiedenen zu vergleichen, weil mit ihr kein gerichtlicher Act vollzogen ist; ihre Verwandten erscheinen daher nicht als צרות ערוה und sind darum zur Ehe erlaubt. Vgl. auch Tosafot Jeb. 41a s. v. הך. heiraten. Wenn jemand seiner Schwägerin die Chaliza erteilt und sein Bruder deren Schwester heiratet und stirbt: so muss sie die Chaliza vollziehen,53 Sie darf ohne Chaliza sich nicht wieder verheiraten, weil nach der Thora der Levir an ihr die Leviratsehe vollziehen musste. darf aber54 Solange ihre Schwester, die Chaluza, lebt. den Levir nicht heiraten.55 Weil man nach den Rabbinen die Schwester seiner Chaluza nicht heiraten darf, solange diese am Leben ist; s. vorige Mischna. Wenn sich jedoch56 Das וכן der Mischna ist nach dem Talmud hier im Sinne von אבל zu nehmen. jemand von seiner Frau scheidet und sein Bruder deren Schwester heiratet und stirbt: so ist diese frei von der Chaliza und der Leviratsehe.57 Da, wie aus עליה בחייה Lev. 18, 18 folgt, einem Manne die Schwester seiner geschiedenen Frau nach der Thora zur Ehe verboten ist, solange die Geschiedene lebt, fällt hier die Leviratsehe - Pflicht überhaupt fort. Wenn, während eine Frau auf die Leviratsehe wartet,58 Vgl. oben Note 15. ein Bruder (des Levir) deren Schwester sich angetraut hat,59 Nachdem mit dem Tode seines Bruders für ihn die Pflicht eintrat, an dessen Witwe die Leviratsehe zu vollziehen. so lehrt R. Jehuda ben Bethera: man sagt zu ihm: „Warte,60 Mit der Ehelichung der dir Angetrauten, die dir vorläufig noch zur Ehe verboten ist als die Schwester derjenigen, mit der du durch das Band der Leviratsehe-Pflicht verbunden bist (אחות זקוקה). bis Dein älterer61 Das גדול ist hier nicht zu urgieren, sondern nur darum hinzugefügt, weil zunächst der älteste Bruder zur Leviratsehe verpflichtet ist, s. Mischna 5. Bruder eine Handlung62 Leviratsehe oder Chaliza. vollzogen hat!“ Wenn der Bruder ihr die Chaliza erteilt oder an ihr die Leviratsehe vollzogen hat, darf jener seine Frau ehelichen. Ist die Schwägerin gestorben, so darf er seine Frau ehelichen.63 Denn selbst wenn er die Schwägerin geheiratet hätte, dürfte er nach deren Tode ihre Schwester ehelichen. Ist der Levir64 Dessen Ehe sie entgegensah. gestorben,65 Ohne noch einen andren Bruder zu hinterlassen. so muss er seine Frau durch Scheidebrief entlassen66 Da er jetzt verpflichtet ist, an seiner verwitweten Schwägerin die Leviratsehe zu vollziehen, ist seine eigene Frau אחות זקוקתו, und er darf die Ehe mit ihr nicht fortsetzen. und der Frau seines Bruders die Chaliza erteilen.67 Weil diese die Schwester der von ihm geschiedenen Frau ist, vgl. Note 57. Die Chaliza muss aber in diesem Falle geschehen, weil die Leviratsehe-Pflicht eintrat, bevor er sich seine Frau (die nunmehr Geschiedene) angetraut hat. Die Anwendung des Sprichwortes: „wehe ihm ob des Verlustes seiner Frau, wehe ihm ob des Verlustes der Frau seines Bruders“, Jeb. II, 5, würde hier nicht zutreffen, weil er durch das Antrauen seiner Frau, bevor an deren Schwester seitens seines Bruders die Leviratsehe vollzogen war, es selbst verschuldet hat, dass er seine eigene Frau nicht behalten darf, was in II, 5 nicht der Fall war. Die (zur Leviratsehe verpflichtete) Schwägerin soll nicht die Chaliza vollziehen68 Da die Chaliza nur dann stattzufinden hat, wenn auch die Leviratsehe vollzogen werden dürfte. oder den Levir heiraten, bevor drei Monate vorüber sind;68a Nach dem Tode des Gatten. desgleichen sollen alle andren Frauen sich nicht wieder verloben69 Unter ארוסין ist immer auch קדושין, die Antrauung zu verstehen. oder verheiraten, bevor drei Monate69a D. h. 90 Tage, wobei der Todestag des Gatten oder der Tag der Ehescheidung und der Tag der Wiederverlobung oder der Wiederverheiratung nicht mitgerechnet werden. vorüber sind,70 Damit man feststellen kann, ob das nächste Kind, das die Frau gebiert, aus der ersten oder der zweiten Ehe stammt; vgl. auch oben Note 10. sei es, dass sie noch Jungfrauen sind, sei es, dass man ihnen schon beigewohnt hat, seien sie geschieden oder verwitwet, seien sie verheiratet oder (nur) verlobt.71 D. h. seien es Jungfrauen, die nach erfolgter Verlobung, oder Frauen, die nach vollzogener Ehe (Concubitus) verwitwet oder geschieden wurden. R. Jehuda sagt: die bereits verheiratet Gewesenen dürfen sich (sogleich) wieder verloben72 Der Grund, Note 70, fällt hier fort, da der Mann seiner Verlobten nicht beiwohnen darf. und die Verlobten (sogleich) verheiraten,73 Denn von dem Verlobten können sie nicht schwanger geworden sein. ausser den Verlobten in Judäa, weil er (der Bräutigam) hier mit ihr (der Braut) mehr vertraut74 לבו גס בה eig. sein Herz wird gross, schwillt ihr gegenüber; daher = er wird vertrauter, intimer mit ihr. In Judäa pflegten nämlich Braut und Bräutigam schon vor der Ehe öfter zusammenzukommen, um sich leichter an einander zu gewöhnen (Tosefta Ketubot I, 6). Hier lag also die Gefahr eines verbotenen Umgangs vor. ist. R. Jose sagt: alle Frauen dürfen sich (sogleich) wieder verloben, ausser der Witwe, weil sie Trauer hat.75 Sie darf sich erst nach den 30 Tagen ihrer Trauer verloben. Wenn vier von mehreren Brüdern mit vier Frauen verheiratet sind und sterben, so darf der Älteste von ihnen,76 D. i. von den Überlebenden. wenn er will, an allen die Leviratsehe vollziehen. Wenn jemand zwei Frauen hat und stirbt, so macht die (Levirats-) Ehe oder die Chaliza der einen77 Er darf nicht an beiden Witwen die Leviratsehe vollziehen, weil es Deut. 25, 9 heisst: „… Der nicht erbauen will das Haus (Sing.) seines Bruders“; und da die Chaliza nur dort zulässig ist, wo auch die Leviratsehe gestattet wäre (vgl. Note 68), darf er auch nicht beiden die Chaliza erteilen. ihre Nebenfrau frei.78 Sie darf ohne weiteres eine neue Ehe eingehen. Ist die eine (zur Priesterehe) geeignet und die andre ungeeignet,79 Sie war z. B. von einem früheren Manne geschieden. so muss er (der Levir), wenn er die Chaliza erteilt, diese der Ungeeigneten erteilen;80 Um nicht durch Chaliza auch die Andre zur Priesterehe ungeeignet zu machen. Der Talmud (Jeb. 44a) drückt dies sprichwörtlich so aus: Es soll niemand das Wasser seines Brunnens ausgiessen, das noch Andre gebrauchen können, wenn er selbst es auch nicht nötig hat. will er jedoch die Leviratsehe vollziehen, so darf er auch die (zur Priesterehe) Geeignete ehelichen. Wenn jemand seine Geschiedene81 Nachdem sie inzwischen mit einem Andren verheiratet war. wieder heiratet,82 Gegen das Verbot Deut. 24, 4. oder seine Chaluza83 Das Verbot, seine Chaluza zu heiraten, wird aus dem Ausdruck אשר לא יבנה, Deut, 25, 9 abgeleitet, indem im Anschluss hieran gelehrt wird: כיון שלא בנה שוב לא יבנה (Jeb. 10b), sobald der Levir durch Erteilung der Chaliza es unterlassen, das „Haus seines Bruders zu erbauen“, darf er es überhaupt nicht mehr erbauen, d. h. die Chaluza heiraten. oder die Blutsverwandte seiner Chaluza84 Nach R. Akiba wird die Chaluza nach dem Thoragesetz wie seine Frau angesehen, sodass die Blutsverwandten der Chaluza dem Levir im selben Grade zur Ehe verboten sind wie die seiner Ehefrau. ehelicht, so muss er sie entlassen, und das Kind85 Das event. aus solcher verbotenen Ehe stammt. ist ein Bastard: dies die Worte des R. Akiba.86 R. Akiba erklärt jedes Kind für einen Bastard, das einer Ehe entstammt, die nach einem Verbot der Thora unzulässig ist, auch wenn die Übertretung dieses Verbotes nicht mit der göttlichen Strafe der Ausrottung bedroht ist; s. folgende Mischna. Die Weisen aber sagen: Das Kind ist kein Bastard. Sie stimmen jedoch darin überein, dass, wenn jemand die Blutsverwandte seiner Geschiedenen heiratet,87 Die Geschiedene wird wie seine Ehefrau betrachtet, sodass ihre Blutsverwandten dem Geschiedenen ebenso bei Strafe der Ausrottung zur Ehe verboten sind, wie die seiner Ehefrau. das Kind ein Bastard ist.88 Die Weisen (ibid.) erklären nur das Kind für einen Bastard, das einer bei Strafe der Ausrottung (oder bei gerichtlicher Todesstrafe) verbotenen Ehe entstammt; s. folg. Mischna. Wer ist ein Bastard?89 Von dem das Verbot Deut. 23, 3 gilt. Jeder, der aus irgend einer fleischlichen Vermischung abstammt, die durch Gesetz90 D. h. durch ein einfaches Verbot, wenn auch dessen Übertretung nicht mit Ausrottungsstrafe bedroht ist. verboten ist; dies die Worte des R. Akiba. Simon der Temanite sagt: nur aus solcher, auf die die Strafe der göttlichen Ausrottung gesetzt ist; und die Halacha91 Vgl. auch Kidduschin III, 12. entscheidet nach seinen Worten.92 Eine Ausnahme bildet das Kind, das aus dem Concubitus mit einer Menstruierenden stammt; obgleich nach Lev. 18, 19 und 29 dieser mit Ausrottung bestraft wird, ist dennoch das Kind kein Bastard, Kidd. 68a. R. Josua sagt: nur aus solcher, auf die eine gerichtliche Todesstrafe gesetzt ist. Darauf sagte R. Simon, Sohn Asai’s: ich fand ein Geschlechtsregister93 Vgl. ספר היחש, Neh. 7, 5. in Jerusalem, in dem geschrieben stand: „N. N. ist ein Bastard, von einer (unzüchtigen) verehelichten Frau (geboren)“, sodass dies die Worte des R. Josua bestätigt .94 Die Unzucht mit der Ehefrau eines Andren wird (nach Sanh. XI, 1) mit Erdrosselung geahndet. Aus der Bemerkung in dem Geschlechtsregister folgt also, dass ein Kind nur dann ein Bastard ist, wenn es einem mit gerichtlicher Todesstrafe bedrohten Concubitus entstammt. Erdrosselung gilt nun (nach Sanh. VII, 2) als die leichteste der gerichtlichen Todesstrafen; wenn somit der Concubitus mit Steinigung oder Verbrennung bedroht ist, so ist das Kind gewiss ein Bastard. Wenn (einem Manne) seine Frau stirbt, darf er ihre Schwester heiraten; wenn er sich von ihr geschieden und sie stirbt, darf er ihre Schwester heiraten; wenn sie einen Andren geheiratet und stirbt, darf er deren Schwester heiraten.95 Das Verbot, die Schwester seiner Frau zu heiraten, gilt nur bei Lebzeiten der Gattin (עליה בחייה). Vgl. Note 57. Wenn seine (ihm zur Leviratsehe verpflichtete) Schwägerin stirbt, darf er ihre Schwester heiraten;96 Wenn schon das Verbot, die Schwester seiner Gattin zu heiraten, mit dem Tode dieser ausser Kraft tritt, dann muss das Verbot, die Schwester seiner Jebama zu heiraten, gewiss mit dem Tode dieser erlöschen (Tos.). wenn er ihr die Chaliza erteilt und sie stirbt, darf er deren Schwester heiraten. (Wenn sie einen Andren geheiratet und stirbt, darf er ihre Schwester heiraten). Chapter 5 Rabban Gamliel sagt: ein Scheidebrief nach einem andren (bereits erteilten) hat keine Giltigkeit1 Wenn der Levir erst der einen der Witwen seines Bruders und dann auch der andren einen Scheidebrief gegeben, so hat der letztere keine rechtliche Giltigkeit, d. h. die Blutsverwandten der zweiten sind dem Levir nicht zur Ehe verboten als die „Verwandten seiner Geschiedenen.“ Denn da durch Erteilung des ersten Scheidebriefes das Band der Leviratsehe-Pflicht gegenüber dem „Hause seines Bruders“ aufgelöst ist, sodass er weder die Geschiedene selbst noch deren Nebenfrau heiraten darf, wird die Erteilung des zweiten Scheidebriefes als nicht geschehen betrachtet. Dasselbe ist der Fall, wenn der Verstorbene nur eine Frau, dagegen zwei (oder mehr) Brüder hinterlassen. Erteilt erst der eine, dann der andre Bruder der Witwe einen Scheidebrief, so hat der zweite keine Giltigkeit, und der zweite Bruder darf die Blutsverwandten der Witwe heiraten., ebensowenig eine „Heirats - Ansprache“ nach einer andren,2 Maamar verpflichtet zur Vollendung der Leviratsehe, und falls er diese nicht vollziehen, sondern die Chaliza erteilen will, auch zur Erteilung eines Scheidebriefes. Wenn nun ein Bruder an zwei Witwen oder zwei Brüder an eine und dieselbe Witwe des verstorbenen Bruders die Heiratsansprache gehalten, so hat immer die zweite keine Giltigkeit und bedarf zu ihrer Annullierung nicht erst des Scheidebriefes; im ersten Falle darf der Levir die Verwandten der zweiten Witwe heiraten, in zweiten Falle der zweite Bruder die Verwandten der Witwe. eine Beiwohnung nach einer andren,3 Die Beiwohnung seitens des Levir ist (nach Deut. 25, 5) die Vollendung der Leviratsehe. Wenn nun ein Levir oder zwei Brüder beiden Witwen des Verstorbenen beigewohnt haben, so hat die Beiwohnung der zweiten (die nur als unzüchtige Handlung angesehen wird) keine rechtliche Giltigkeit, verpflichtet nicht zur Erteilung eines Scheidebriefes und verbietet nicht deren Verwandte dem betreffenden Levir zur Ehe. eine Chaliza nach einer andren.4 Die Erteilung der ersten Chaliza hebt das Band der Leviratsehe-Pflicht vollständig auf, sodass die zweite Chaliza als nicht geschehen betrachtet wird. Es ist daher die zweite Witwe durch diese Chaliza zur Priesterehe nicht untauglich geworden, noch sind deren Verwandte dem Levir zur Ehe verboten. Die Weisen aber sagen: es hat wohl Giltigkeit ein Scheidebrief nach einem andren5 Denn die Erteilung des Scheidebriefes an die erste Witwe seitens des einen Levir (resp. an die einzige Witwe seitens des einen der beiden Brüder) hebt das Band der Leviratsehe-Pflicht noch nicht vollständig auf, da ja noch Chaliza zu erfolgen hat, um die Witwe ganz frei zu machen. Es hat daher die Erteilung des zweiten Scheidebriefes die Folge, dass die Verwandten dieser Geschiedenen dem Levir zur Ehe verboten sind. und eine „Heirats-Ansprache“ nach einer andren,6 Durch Maamar allein war der Leviratsehe-Pflicht noch nicht genügt, solange nicht auch Beiwohnung erfolgte. Es muss daher jede Heiratsansprache noch durch Scheidebrief annulliert und der einen der beiden Witwen die Chaliza erteilt werden, um sie beide völlig frei zu machen. aber nichts (hat Giltigkeit) nach einer (erfolgten) Beiwohnung7 Weil hierdurch der Leviratsehe - Pflicht vollkommen genügt ist. oder einer Chaliza.8 Weil hierdurch das Band der Leviratsehe-Pflicht vollkommen gelöst ist. Wie ist dies9 Dass nämlich nach erfolgter Beiwohnung oder Chaliza nichts mehr Giltigkeit hat. zu verstehen? Wenn10 Diese und die folgende Mischna behandeln die Frage: welche rechtlichen Folgen hat bei einem Levir und einer Schwägerin 1) die Erteilung des Scheidebriefes, die Chaliza und die Beiwohnung nach vorausgegangener Heirats - Ansprache? 2) Maamar, Beiwohnung und Chaliza nach erfolgter Erteilung des Scheidebriefes? 3) Maamar, Scheidebrief und Beiwohnung nach stattgehabter Chaliza? 4) Maamar, Scheidebrief und Chaliza nach geschehener Beiwohnung? er (der Levir) an seine Schwägerin die „Heirats-Ansprache“ gehalten und ihr dann einen Scheidebrief gegeben, so muss er ihr noch die Chaliza erteilen.11 Um das Band der Leviratsehe-Pflicht (זיקה) vollständig zu lösen. Er darf sie aber nicht heiraten, da er durch Erteilung des Scheidebriefes gezeigt hat, dass er „das Haus seines Bruders nicht erbauen will“, sodass für ihn jetzt das Verbot eintritt לא יבנה, dass er es fortan nicht mehr erbauen darf. Vgl. Jeb. IV, Note 83. Hat er die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten und ihr dann die Chaliza erteilt, so muss er ihr noch einen Scheidebrief geben.12 Um die Heiratsansprache zu annullieren; denn die Chaliza kann nur die זיקה auflösen, aber nicht die durch Maamar erfolgte Antrauung. Der Umstand aber, dass sie hier trotz vorausgegangener Chaliza noch einen Scheidebrief nötig hat, widerspricht nicht der Behauptung der Weisen in der ersten Mischna, dass nach der Chaliza nichts mehr Giltigkeit hat, da dieser Satz nur für den Fall gilt, dass vor der Chaliza kein Maarnar erfolgt ist; ist dieser erfolgt, so muss das für die Witwe durch Maamar eingetretene Verbot, einen Andren zu heiraten, durch Erteilung eines Scheidebriefes wieder aufgehoben werden. Hat er die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten und ihr dann beigewohnt, so ist dies nach der Vorschrift (gehandelt).13 Die Weisen haben angeordnet, dass vor der Beiwohnung, die nach der Thora allein zur Vollziehung der Leviratsehe erforderlich ist, der Levir sich die Schwägerin durch Erteilung eines Gegenstandes im Werte einer Peruta in Gegenwart zweier Zeugen regelrecht antrauen muss, was eben durch Maamar geschehen ist.. Wenn er ihr einen Scheidebrief gegeben und dann die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten, so bedarf sie noch eines Scheidebriefes14 Um die Heiratsansprache zu annullieren. und der Chaliza.15 Um die זיקה vollständig zu lösen. Hat er ihr einen Scheidebrief gegeben und ihr dann beigewohnt, so bedarf sie noch eines Scheidebriefes16 Die Beiwohnung war eine unerlaubte, da er ja durch die Erteilung des Scheidebriefes bewiesen hatte, dass er die Leviratsehe nicht vollziehen will; er darf sie daher nicht behalten und muss ihr einen Scheidebrief geben. und der Chaliza.15 Um die זיקה vollständig zu lösen. Hat er ihr einen Scheidebrief gegeben und dann die Chaliza erteilt, so hat nach dieser Chaliza nichts mehr Giltigkeit.8 Weil hierdurch das Band der Leviratsehe-Pflicht vollkommen gelöst ist. Wenn er ihr die Chaliza erteilt und dann die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten oder ihr einen Scheidebrief gegeben oder ihr beigewohnt hat, oder wenn er ihr beigewohnt und dann die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten oder ihr einen Scheidebrief gegeben oder ihr die Chaliza erteilt hat, so hat nach der Chaliza17 Bezw. nach der Beiwohnung. nichts mehr Giltigkeit,18 D. h. wenn er nach erfolgter Beiwohnung die Heiratsansprache an sie hält oder ihr die Chaliza erteilt, so ist dieses ungiltig, da sie durch den Concubitus rechtmässig seine Ehefrau geworden ist, von der er sich nur durch Erteilung eines Scheidebriefes trennen kann. Hat er diesen erteilt, so braucht nicht etwa noch Chaliza zu erfolgen, da sie seine rechtmässige Gattin gewesen, deren Scheidung nur durch Scheidebrief geschieht. Desgleichen hat nach erfolgter Chaliza wieder Maamar noch Beiwohnung rechtliche Folgen, da die Jebama dem Levir durch die Chaliza zur Ehe verboten wurde (לא יבנה, s. Note 11). Diese Mischna aber vertritt die Ansicht des R. Akiba (Jeb. 10b), dass Ehen, bei deren Eingehung die Gatten ein Verbot der Thora übertreten, ungiltig sind (אין קידושין תופסין בחייבי לאוין). Die Halacha entscheidet jedoch nach der Ansicht der Weisen, dass solche Ehen wohl giltig sind; es kann daher eine Trauung nach erfolgter Chaliza nur durch Scheidebrief wieder aufgehoben werden. — Im zweiten Falle unsrer Mischna חלץ ועשה מאמר וכו׳ sind die beiden Worte נתן גט eigentlich überflüssig; denn das Verbot, die Verwandten seiner Schwägerin, von der er sich geschieden, zu heiraten, trat bereits mit der Erteilung der Chaliza ein. Die Worte נתן גט sind hier nur wegen des Parallelismus mit dem folgenden Falle eingeschaltet. Ebenso sind in diesem dritten Falle או בעל וכו׳ die Worte ועשה מאמר eigentlich überflüssig; denn Maamar nach erfolgter Beiwohnung kann keine andren rechtlichen Folgen haben als diese selbst, da die Verwandten der Jebama dem Levir bereits durch die Beiwohnung dieser zur Ehe verboten wurden. Die Worte ועשה מאמר sind nur wegen des Parallelismus mit dem vorhergehenden Falle eingeschaltet. gleichviel, ob dies bei einer Schwägerin und einem Schwager, oder bei zwei Schwägerinnen und einem Schwager vorkommt.19 In beiden Fällen hat nach der Erteilung des ersten Scheidebriefes (s. oben Note 5) oder der ersten Heiratsanprache (Note 6) noch manches Giltigkeit, aber nichts (nach der Ansicht des R. Akiba) nach erfolgter Chaliza oder Beiwohnung. Nach der Halacha jedoch kann der Levir, wenn er nach erfolgter Chaliza die Chaluza oder deren Nebenfrau sich angetraut hat, diese Trauung nur durch Scheidebrief wieder aufheben (s. vorige Note). Hat er aber der Jebama beigewohnt, so ist zwar bei ihr jeder nachfolgende Akt (wie Maamar oder Chaliza) ungiltig (ibid.); wenn er jedoch nach Beiwohnung der Jebama deren Nebenfrau sich angetraut oder ihr beigewohnt hat, so kann er diese Ehe, da sie eine giltige ist, nur durch Scheidebrief trennen. (Maim. Hil. Jibbum V, 16; Eb. haëser Cap. 170, § 12). Wie ist dies20 Nämlich der letzte Fall der vorigen Mischna, dass zwei Schwägerinnen und ein Schwager da waren. zu verstehen? Wenn er (der Levir) an jede (Schwägerin) die „Heirats-Ansprache“ gehalten, so muss er ihnen zwei Scheidebriefe geben21 Da nach der Ansicht der Weisen (Jeb. V, 1) ein Maamar nach einem bereits erfolgten Giltigkeit hat, so muss jeder einzelne durch Scheidebrief annulliert werden. Er darf jedoch (nach Jeb. IV, 11 Note 77) nicht an beiden die Leviratsehe vollziehen, aber auch (nach derselben Mischna) nicht an einer von beiden, da ja auch die andre durch Maamar mit ihm verbunden ist. Und selbst wenn er einer von beiden einen Scheidebrief erteilt hätte, dürfte er die andre nicht heiraten, da er durch diesen Scheidebrief gezeigt hat, dass er „das Haus seines Bruders nicht erbauen will“; vgl. oben Note 11. und der einen die Chaliza15 Um die זיקה vollständig zu lösen. erteilen.22 Wodurch die andre vollkommen frei wird, s. Jeb. IV, 11. Hat er an eine die „Heirats-Ansprache“ gehalten und der andren einen Scheidebrief gegeben,23 Durch diesen Scheidebrief aber wird ihm die erste zur Ehe verboten, da er einmal mit der Scheidung begonnen. so muss er (jener) einen Scheidebrief geben14 Um die Heiratsansprache zu annullieren. und (einer von beiden) die Chaliza15 Um die זיקה vollständig zu lösen. erteilen.22 Wodurch die andre vollkommen frei wird, s. Jeb. IV, 11. Hat er an eine die „Heirats-Ansprache“ gehalten und der andren beigewohnt, so muss er ihnen zwei Scheidebriefe geben24 Der einen, um den Maamar zu annullieren, und der andren, weil sie ihm infolge des an die erste gehaltenen Maamar zur Ehe verboten wurde. und der einen die Chaliza15 Um die זיקה vollständig zu lösen. erteilen.22 Wodurch die andre vollkommen frei wird, s. Jeb. IV, 11. Hat er an eine die „Heirats-Ansprache“ gehalten und der andren die Chaliza erteilt, so muss er der ersteren einen Scheidebrief geben25 Um den Maamar zu annullieren, was durch die Chaliza der andren nicht geschieht. Hat er jeder einen Scheidebrief gegeben, so muss er einer von ihnen die Chaliza erteilen.26 Da nach der Ansicht der Weisen (Jeb. V, 1) ein Scheidebrief nach einem bereits erteilten Giltigkeit hat, muss er einer von beiden die Chaliza erteilen und darf dann auch die Blutsverwandten der zweiten nicht heiraten. Hat er der einen einen Scheidebrief gegeben und der andren beigewohnt, so muss er dieser einen Scheidebrief geben27 Er darf sie nicht behalten, da er durch den ersten Scheidebrief gezeigt hat, dass er die Leviratsehe nicht vollziehen will. und die Chaliza erteilen.28 Der Scheidebrief allein genügt nicht, um die rechtlichen Folgen der Beiwohnung aufzuheben, da diese eine unerlaubte war. Hat er der einen Scheidebrief gegeben und an die andre die „Heirats-Ansprache“ gehalten, so muss er (dieser) einen Scheidebrief geben14 Um die Heiratsansprache zu annullieren. und (einer von beiden) die Chaliza15 Um die זיקה vollständig zu lösen. erteilen.22 Wodurch die andre vollkommen frei wird, s. Jeb. IV, 11. Hat er der einen Scheidebrief gegeben und der andren die Chaliza erteilt, so hat nach dieser Chaliza nichts mehr Giltigkeit.29 Auch diese Mischna vertritt die Ansicht des R. Akiba; s. jedoch oben Note 19. Wenn er (der Levir) der einen und dann auch der andren die Chaliza erteilt hat, oder wenn er der einen die Chaliza erteilt und an die andre die „Heirats-Ansprache“ gehalten oder ihr einen Scheidebrief gegeben oder ihr beigewohnt hat, oder wenn er der einen und dann auch der andren beigewohnt hat, oder wenn er der einen beigewohnt und an die andre die „Heirats-Ansprache“ gehalten oder ihr einen Scheidebrief gegeben oder die Chaliza erteilt hat: so hat nach der Chaliza17 Bezw. nach der Beiwohnung. nichts mehr Giltigkeit;30 D. h. immer der zweite Act nach der Chaliza resp. der Beiwohnung hat keine rechtliche Folge, und der Levir darf die Blutsverwandten der zweiten heiraten; auch macht er diese durch Erteilung der Chaliza zur Priesterehe nicht untauglich. Vgl. auch oben Note 18. gleichviel, ob dies bei einem Schwager und zwei Schwägerinnen oder zwei Schwägern und einer Schwägerin31 Oder auch bei zwei Schwägerinnen und zwei Schwägern; denn der Bruder des Levir darf dessen Nebenfrau nicht heiraten. vorkommt. Wenn er ihr die Chaliza erteilt und dann die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten oder ihr einen Scheidebrief gegeben oder ihr beigewohnt hat, oder wenn er ihr; beigewohnt und dann die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten oder ihr einen Scheidebrief gegeben oder ihr die Chaliza erteilt hat, so hat nach der Chaliza nichts mehr Giltigkeit,32 Dieser Teil der Mischna stand bereits am Schlusse der dritten Mischna in diesem Abschnitte und ist nur wegen des nachfolgenden Satzes wiederholt. gleichviel, ob diese zu Anfang33 Wenn er der einen die Chaliza erteilt, an die andre die Heiratsansprache gehalten, und dann dieser einen Scheidebrief gegeben hat. oder in der Mitte34 Wenn er der einen einen Scheidebrief, der andren die Chaliza erteilt und dann an die eine oder die andre die Heiratsansprache gehalten, so hat diese keine Giltigkeit und bedarf zu ihrer Annullierung nicht eines Scheidebriefes. oder am Ende35 Wenn er an die eine die Heiratsansprache gehalten, dann ihr den Scheidebrief gegeben und ihr (oder deren Nebenfrau) darauf die Chaliza erteilt hat, so hat ein zweiter Maamar keine Giltigkeit mehr und bedarf zu seiner Annullierung keines Scheidebriefes. S. jedoch Note 19. stattgefunden; was jedoch die Beiwohnung betrifft, so hat, wenn diese zu Anfang36 D. h. vor Maamar und Scheidebrief. stattgefunden, nach ihr nichts mehr Giltigkeit,37 Denn durch die Beiwohnung war (nach der Thora) der Leviratsehe-Pflicht genügt und die זיקה aufgelöst. wenn sie aber in der Mitte38 Wenn er der einen einen Scheidebrief erteilt und der andren beigewohnt, so hat die Heiratsansprache an die dritte Schwägerin noch Giltigkeit und er darf deren Blutsverwandte nicht heiraten, da die Beiwohnung der zweiten infolge des vorausgegangenen Maamar eine unerlaubte und die זיקה daher nicht vollständig aufgelöst war. Ebenso darf er, wenn er der einen einen Scheidebrief gegeben, der andren beigewohnt und dann an die erstere die Heiratsansprache gehalten, die Verwandten derselben nicht heiraten; nur sind ihm dieselben auch schon aus dem Grunde verboten, weil sie die Verwandten seiner Geschiedenen sind. oder am Ende39 Wenn er der einen einen Scheidebrief erteilt und an die andre die Heiratsansprache gehalten, dann einer von beiden beigewohnt, so ist die Beiwohnung infolge des vorausgegangenen Scheidebriefes eine unerlaubte; die Frau, der er beigewohnt, kann daher nicht durch Scheidebrief, sondern nur durch Chaliza wieder frei werden. stattgefunden40 Auch nach geschehener Beiwohnung braucht weder auf Maamar ein Scheidebrief noch auf diesen die Chaliza zu erfolgen., wohl noch etwas Giltigkeit. R. Nehemia sagt: sowohl wenn die Beiwohnung als auch wenn die Chaliza zu Anfang oder in der Mitte oder am Ende stattgefunden, hat nachher nichts mehr Giltigkeit. Chapter 6 Wer seiner Schwägerin beiwohnt, sei es aus Versehen1 Indem er sie irrtümlich für seine Frau oder die Gattin eines Andren hält. oder aus Mutwillen,2 Nur in der Absicht, Unzucht mit ihr zu treiben, nicht aber die Pflicht der Leviratsehe zu erfüllen. sei es gezwungen3 Er wurde gewaltsam gezwungen, seiner Schwägerin beizuwohnen. oder freiwillig,4 In der Absicht, die Leviratsehe zu vollziehen. Dieser vierte Fall, der an sich überflüssig erscheint, ist nur darum hinzugefügt, weil die Mischna in der Regel neben אונס auch den Gegensatz רצון nennt. selbst wenn er aus Versehen und sie aus Mutwillen,5 Beide hatten also nicht die Absicht, die Leviratsehe zu vollziehen, während in den obigen Fällen zum mindesten einer von beiden diese Absicht hatte. er aus Mutwillen und sie aus Versehen, er gezwungen und sie nicht gezwungen,6 Aber aus Versehen oder Mutwillen; dasselbe ist aber auch der Fall, wenn beide gezwungen waren. sie gezwungen und er nicht gezwungen handelt, gleichviel ob er sie dabei nur entblösst7 D. h. nur die Eichel, aber nicht das ganze Glied einführt, Jeb. 55b. Der Ausdruck ist Lev. 20, 18 entlehnt. (Levy in seinem talmudischen Wörterbuch nimmt (nach dem Vorgange David Kimchis im ס׳ השרשים, Buxtorfs im Lexicon chaldaicum u. A.) einen Stamm ערה an = an etwas bringen, anhängen, anschliessen sc. die Geschlechtsteile). oder die Beiwohnung vollendet — erwirbt sie8 Sie gilt in jeder Hinsicht als seine Ehefrau, sodass ihre Ehe nur durch Scheidebrief getrennt werden kann, er sie bei ihrem Ableben beerbt u. s. w. als Gattin;9 Denn unter dem Ausdruck יבא עליה, Deut. 25, 5 ist jede Art der Beiwohnung zu verstehen, gleichviel ob sie aus Versehen oder Mutwillen u. s. f. geschieht. Dass aber die „Entblössung“ (העראה) der Menstruierenden als vollendete Beiwohnung gilt, folgt aus מקרה הערה, Levit. 20, 18; von dieser wird das Gesetz (nach Lev. 18, 29) auf alle andren Frauen übertragen. auch macht hierbei die Art der Beiwohnung keinen Unterschied.10 Die Pluralform משכבי אשה, Lev. 20, 13 weist auf die natürliche und widernatürliche Art der Beiwohnung hin. Desgleichen: wer einer von den in der Thora wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe) verbotenen oder den (zur Ehe) ungeeigneten Frauen beiwohnt,11 Unter den in der vorigen Mischna genannten Umständen. wie es eine Witwe für einen Hohenpriester,12 Vgl. Jeb. II, 4. eine Geschiedene und eine Chaluza für einen gemeinen Priester, ein weiblicher Bastard und eine Nethina für einen Israeliten, die Tochter eines Israeliten für einen Bastard und einen Nathin ist — macht sie hierdurch (zu gewissen Dingen)13 Zur Priesterehe und zum Genusse von Hebe. untauglich;14 Denn die Beiwohnung einer Witwe seitens eines Hohenpriesters oder einer Geschiedenen seitens eines gemeinen Priesters stempelt sie zur „Entweihten“ (חללה), die keinen Priester heiraten (Lev. 21, 7 u. 14) und, wenn sie die Tochter eines Priesters ist, von der Hebe ihres Vaters nicht geniessen darf (Lev. 22, 12); die Chaluza ist nach den Rabbinen dem Priester zur Ehe verboten (s. Jeb. II, Note 35). Der weibliche Bastard und die Nethina dürfen als solche bereits keinen Priester heiraten; die Mischna zählt sie nur deshalb mit auf, um zu sagen, dass ihre „Entblössung“ (העראה) ebenso strafbar ist wie ihre vollendete Beiwohnung. Die Verbindung der Tochter eines Israeliten mit einem Bastard oder einem Nathin stempelt jene (nach Raschi und Maimonides) zur „Buhlerin“ (זונה), bei der gleichfalls die oben genannten Verbote Platz greifen. Auch die Frau eines Israeliten, die vergewaltigt wurde, darf, obgleich sie ihrem Manne dadurch nicht verboten wurde, weder einen Priester heiraten noch Hebe geniessen, da die Beiwohnung eine unerlaubte war und sie zur „Buhlerin“ stempelt (Jeb. 56b). auch macht hierbei die Art der Beiwohnung keinen Unterschied.10 Die Pluralform משכבי אשה, Lev. 20, 13 weist auf die natürliche und widernatürliche Art der Beiwohnung hin. Eine Witwe, die mit einem Hohenpriester, eine Geschiedene und eine Chaluza, die mit einem gemeinen Priester verlobt sind, dürfen15 Wenn sie Priestertöchter sind. keine Hebe geniessen.16 Da die Verlobung (ארוסין), worunter im Talmud stets die Verbindung durch Antrauung (קדושין) zu verstehen ist, eine unerlaubte war und somit eine verbotene Eheschliessung zu befürchten ist. R. Elieser und R. Simon erklären sie (hierzu) für geeignet.17 Erst durch erfolgte Beiwohnung, wodurch sie חללות werden, ist ihnen der Genuss der Hebe verboten. Die Halacha entscheidet jedoch nach der ersteren Ansicht. Wurden sie nach der Verehelichung verwitwet oder geschieden, so sind sie hierzu ungeeignet;18 Da sie durch die vollzogene Ehe חללות wurden. wurden sie es nach der Verlobung, so sind sie hierzu geeignet.19 Denn auch der Vertreter der ersteren Ansicht (ת״ק) verbietet einer mit einem Hohenpriester verlobten Witwe den Genuss der Hebe nur solange, als sie verlobt ist, weil eine verbotene Beiwohnung zu befürchten ist; durch den Tod des Gatten ist aber hier diese Befürchtung ausgeschlossen. Ein Hoherpriester darf keine Witwe heiraten, sei sie nach der Verlobung oder nach der Verehelichung Witwe geworden. Auch darf er keine Mannbare20 בגר (verw. mit בכר) reif, mannbar sein. Unter בוגרת versteht man ein Mädchen nach zurückgelegtem Alter von 12 Jahren und 6 Monaten, das bereits im mit 12 Jahren Zeichen der Mannbarkeit aufzuweisen hatte, während ein Mädchen, bei dem sich Zeichen der Pubertät gezeigt haben und das erst 12 Jahre und einen Tag alt ist, נערה genannt wird; vgl. auch Nidda V, 7—8. heiraten;21 Nach Lev. 21, 13 muss das Mädchen, das der Hohepriester heiratet, „in ihrer ganzen Jungfräulichkeit“ (בבתוליה) erhalten sein. R. Elieser und R. Simon erklären eine Mannbare für geeignet.22 Die Halacha entscheidet jedoch nach der ersteren Ansicht. Auch darf er keine Verletzte23 Ein Mädchen, dessen Hymen durch ein Stück Holz oder irgend einen Unfall verletzt wurde. heiraten. Hatte er24 Als gemeiner Priester. sich mit einer Witwe verlobt und wurde erst dann zum Hohenpriester ernannt, so darf er sie heimführen.25 Da die Antrauung eine erlaubte war. Der Talmud Jeb. 61a leitet dies aus dem scheinbar überflüssigen Worte אשה in Lev. 21, 14 ab, indem die Worte יקה אשה besagen wollen, dass der Hohepriester unter Umständen auch eine „Frau“ heiraten darf. So geschah es auch, dass Josua, Sohn Gamlas, der sich die Martha,26 Im Midrasch rabba zu Threni I, 16 (§ 47) wird sie מרים genannt. (Levy in seinem talmud. Wörterbuch vermutet, dass die Frauen, deren hebräischer Namen מרים lautete, in der aramäischen Volkssprache oft מרתא genannt werden, weil die beiden Namen in ihrer Anfangssilbe מר = Herrin bedeuten. Indessen ist der Ursprung und die Bedeutung des Namens מרים noch sehr fraglich, und es ist hier nicht der Ort, auf die Litteratur, die bereits über diesen Namen existiert, näher einzugehen). Tochter des Boëthos, angetraut hatte,27 Nachdem sie Witwe geworden; vgl. auch Sifré zu Deut. § 281. diese heimführte, nachdem der König28 Nicht aber die Priester und das Synhedrium, die ihn nicht für geeignet hielten. Martha hatte den König Jannai mittelst einer grossen Summe Geldes bestochen, den Josua zum Hohepriester zu ernennen (Jeb. 61a). ihn zum Hohenpriester ernannte. Wenn eine auf die Leviratsehe wartende Frau29 Vgl. Jeb. IV, Note 15. einem gemeinen Priester zufällt und dieser zum Hohenpriester ernannt wird, so darf er sie nicht ehelichen,30 Weil der Ausdruck אשה (s. Note 25) buchstäblich in dem Sinne zu fassen ist, dass die Jebama ausgeschlossen ist. wenn er auch die „Heirate-Ansprache“ an sie gehalten. Ein Hoherpriester, dessen Bruder gestorben ist, muss (seiner Schwägerin) die Chaliza erteilen, darf aber nicht die Leviratsehe vollziehen.31 Ist sie nach vollzogener Ehe Witwe geworden, so darf der Hohepriester sie darum nicht heiraten, weil das Gebot der Leviratsehe das Verbot, eine Witwe zu heiraten, zu dem noch das Gebot, nur eine Jungfrau zu heiraten, hinzutritt, nicht verdrängen kann (אין עשה דוחה לא תעשה ועשה). Ist sie aber bereits nach der Antrauung und vor vollzogener Ehe verwitwet, sodass eigentlich das Gebot der Leviratsehe wohl das Verbot, eine Witwe zu heiraten, verdrängen könnte ( עשה דוחה לא תעשה), so darf er sie darum nicht ehelichen, weil zu befürchten ist, dass er ihr dann mehr als einmal beiwohnen würde, während ihm gesetzlich nur der erste Concubitus gestattet ist, um die Leviratsehe zu vollenden. Dieses ganze Gesetz war eigentlich bereits in dem unmittelbar vorhergehenden Satze enthalten; die Mischna hebt es indess nochmals ausdrücklich hervor, um zu sagen, dass der Act der Chaliza, der an dem Hohepriester zu vollziehen ist, für diesen nichts Entehrendes hat (Tos.). Ein gemeiner Priester darf keine zum Gebären Unfähige heiraten, es sei denn, dass er bereits eine Frau oder32 Das ו׳ in וכנים ist hier = או zu erklären; er hat entweder eine Frau, die ihm noch Kinder gebären kann, oder er hat bereits Kinder. Kinder hat.33 Diese Vorschrift gilt überhaupt für jeden Israeliten, da das Gebot der Fortpflanzung (s. folg. Mischna) keine Ausnahme kennt. Es ist hier nur deshalb als Subject der „Priester“ gesetzt, weil in der folgenden Controverse zwischen R. Jehuda und den Weisen lediglich vom Priester die Rede ist. R. Jehuda sagt: auch wenn er bereits eine Frau oder Kinder hat, darf er eine zum Gebären Unfähige nicht heiraten, denn diese ist in der Thora (Lev. 21, 7) unter der „Unzüchtigen“ verstanden.34 Anschliessend an Hos. 4,10: „הזנו ולא יפרצו, sie buhlen aber sie vermehren sich nicht,“ nennt R. Jehuda jeden geschlechtlichen Umgang, der nicht die Fortpflanzung zum Ziele hat, Unzucht. Die Weisen aber sagen: „Unzüchtige“ heisst nur eine Proselytin,35 Wegen des unsittlichen Lebens der Heiden. eine Freigelassene36 Wegen ihres Umganges mit Sklaven. und eine solche, mit der man Unzucht getrieben hat.37 Darunter sind zunächst solche Frauen zu verstehen, die eine bei gerichtlicher Todesstrafe (חייבי מיתת ב״ד, Lev. 20, 10—12, 14) oder himmlischer Ausrottung (חייבי כריתות, Lev. 20, 17 f.) verbotene Ehe geschlossen haben (so Tosafot und R. Ascher); nach Raschi und Maimonides auch solche, die bei der Eheschliessung ein (einfaches) Verbot übertreten, z. B. eine Chaluza, die den Levir heiratet (חייבי לאוין דשאר), eine Jebama, die sich ohne vorangegangene Chaliza anderweitig verheiratet, eine Jüdin, die einen Bastard, Ammoniter oder Moabiter geheiratet (חייבי לאוין דלאו דשאר), sowie solche, die bei der Eheschliessung ein Verbot übertreten, dass aus einem Gebote erschlossen wird (לאו הבא מכלל עשה), z. B. eine Jüdin, die einen zum Judentum übergetretenen Egypter oder Edomiten oder deren Sohn geheiratet (Deut. 23, 9). Eine Geschiedene jedoch, die einen gemeinen Priester, und eine Witwe, die einen Hohenpriester geheiratet, fallen nicht unter den Begriff זונה, sondern חללה (vgl. auch Jeh. VI, Note 14). Es soll sich niemand der Fortpflanzung enthalten, es sei denn, dass er bereits Kinder hat, und zwar sagt Bet-Schammai: zwei Söhne,38 Denn auch Moses enthielt sich, nachdem er zwei Söhne hatte, des Umganges mit seiner Gattin, s. Deut. 5, 28. Bet-Hillel aber: einen Sohn und eine Tochter, denn es heisst (Gen. 5,2): „Männlich und weiblich schuf er sie.“39 Nach Bet-Hillel ist jenes Verhalten des Moses nicht massgebend, da es ihm durch ausdrücklichen Befehl Gottes vorgeschrieben war. Während es nämlich den Israeliten gestattet war, nach der Gesetzgebung am Sinai in ihr Haus, in ihr eheliches Leben zurückzukehren (Deut. 5, 27), von dem sie sich drei Tage hatten fern halten müssen (Ex. 19, 15), war dem Moses diese Rückkehr auch für alle folgende Zeit von Gott untersagt. Hat jemand eine Frau geheiratet und mit ihr zehn Jahre gelebt (und gewartet),40 שהה, in der Mischna sehr häufig, ist syr. ܐܳܗܺܝ und arab. ثوى zögern, verweilen, sich aufhalten; vgl. Barth, etymolog. Studien, S. 66. ohne dass sie geboren, so darf er sich nicht länger41 Zur Begründung dieses Satzes „erinnert“ der Talmud (Jeb. 64a, זכר לדבר) daran, dass Abraham, nachdem seine Ehe mit Sara zehn Jahre lang kinderlos geblieben war (Gen. 16, 3), die Hagar zum Weibe nahm, die ihm den Ismael geboren. (jener Pflicht) entziehen.42 Er soll vielmehr sich von dieser scheiden (und ihr die Ketuba auszahlen), oder aber (was nach dem Talmud noch zulässig ist) eine zweite Frau neben der ersten heiraten. Diese zehn Jahre werden aber utiliter (zum Vorteile der Frau) berechnet, d. h. die Dauer der Abwesenheit oder der Krankheit eines Ehegatten muss abgerechnet werden. Hat er sich von ihr geschieden, so darf sie einen Andren heiraten,43 Weil die Unfruchtbarkeit der ersten Ehe vielleicht nicht ihr, sondern dem Manne zuzuschreiben ist. Blieb aber auch diese zweite Ehe kinderlos, so darf sie einen dritten Mann nicht mehr heiraten, es sei denn, dass dieser bereits Kinder (oder noch eine zweite Frau) hat, weil jetzt als sicher gelten kann (חזקה), dass sie nicht fähig ist zu gebären. und der zweite Gatte darf wiederum zehn Jahre mit ihr leben (und warten); hat sie abortiert, so zählt man [diese] von dem Momente an, da sie abortiert.44 Die Fehlgeburt unterbricht also die zehnjährige Frist zu Gunsten der Gebärenden. Dem Manne ist die Fortpflanzung zur Pflichtgemacht, aber nicht der Frau.45 Obwohl die Schrift die Gründung eines Hauses durch die Pluralform פרו ורבו (Gen. 1, 28) dem Manne und dem Weibe zur Pflicht macht, will sie doch durch die detecte Schreibung des Wortes וכבשה (ibid.) andeuten, dass die Aufgabe der Familiengründung zunächst nur dem männlichen Geschlecht obliegt. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha. R. Jochanan, Sohn Beroka’s, sagt: von beiden heisst es (Gen. 1,28): „Gott segnete sie; und Gott sprach zu ihnen: seid fruchtbar und vermehret euch!“ Chapter 7 Wenn eine Witwe einem Hohenpriester, eine Geschiedene oder eine Chaluza einem gemeinen Priester Sklaven des Niessbrauchs1 מלוג wird von Vielen, so auch von Levy in seinem Neuhebr. Wörterbuch als ܡܠܰܓ ἀμέλγω, mulgeo, melken erklärt; in übertragenem Sinne bedeute es „abrupten, die Federn entfernen“, vgl. מולגין את הראש Beza 34a. Indessen bemerkt Fleischer in seinen Nachträgen zu Levy’s Wörterbuch (S. 311), dass ملج im eigentlichen Sinne nur von Kindern und jungen Tieren gebraucht wird, die an den Brustwarzen und Zitzen „saugen.“ Die speciell arabische Bedeutung ist vielmehr umgekehrt eine Entwickelung aus der allgemeinen Grundbedeutung der Wurzeln מל und מר = streifen, streichen (vgl. auch das lat. mulceo), welche durch den Zutritt der dreifach abgestuften Gaumenlaute כ ,ג und ק entsprechend modificiert werden. — Unter נכסי מלוג sind also die Güter zu verstehen, die der Herr „zupft, abrupft“, die mithin in ihrem Kerne erhalten bleiben (ähnlich dem Vogel, dem die Federn entfernt werden, oder der Kuh, der die Milch entzogen wird), daher = Güter, die zwar Eigentum der Frau sind, deren Nutzniessungsrecht (usus fructus) aber dem Manne zusteht. עבדי מלוג sind demnach Sklaven, die Eigentum der Frau sind, an denen aber der Mann das Recht des Niessbrauchs hat. Nach Pick, Assyr. und Talmud, S. 24, vom assyr. muligu, mulugu, nach Fr. Delitzsch, Handwrtb. 412a = Mitgift. und Sklaven des eisernen Fonds2 עבדי צאן ברזל sind Sklaven, die die Frau dem Manne in die Ehe mitbringt (Mitgift), für die er haftet und deren Wert er im Scheidungs- oder Todesfalle der Gattin zu zahlen sich verpflichtet. Der Ausdruck צאן ברזל, eigentl. „eisernes Kleinvieh“ ist deshalb gewählt, weil der Mann als Übernehmer für jeden Schaden haftet und für die Frau als die Eigentümerin (wie etwa bei eisernem Vieh) keinerlei Risiko entstehen kann. [Vgl. auch B. Mez. V, 6. Nach Brunner, mitgeteilt in Levy’s Neuhebr. Wörterb. s. v. צאן, kannte auch das germanische Recht eine ähnliche Institution unter dem Namen „Immervieh, Immerrind“, die bis in das 13. Jahrhundert zurückgeht. Desgleichen erwähnt Honigmann (ibid.) einen sog. „Eisernvieh-Vertrag“ im deutschen Recht, der darin bestand, dass der Verpächter eines Gutes dem Pächter einen bestimmten Viehbestand (lebendes Inventarium) übergab, und der Pächter sich dagegen verpflichtete, dieselbe Zahl und Qualität an Vieh zurückzuliefern. Weil dieses Vieh für den Eigentümer niemals untergeht, trägt es den Namen „eisernes Vieh“. S. auch Grimm’s deutsches Wörterbuch III, S. 376]. eingebracht hat, so dürfen die Sklaven des Niessbrauchs keine Hebe geniessen,3 Weil für sie als Eigentum der Frau die gleichen Gesetze wie für diese selbst gelten (vgl. Note 8), die Frau aber als Entweihte (Jeb. VI, 3) keine Hebe geniessen darf. die Sklaven des eisernen Fonds aber dürfen sie geniessen. Sklaven des Niessbrauchs sind solche, die, wenn sie sterben, ihr4 Das לה ist Dativus incommodi, wie er sich auch in der Bibel findet; z. B. נגזרנו לנו Ez. 37, 11. (zu ihrem Schaden) sterben, und wenn sie [an Wert] zunehmen, ihr (zu ihrem Nutzen) zunehmen; obgleich er (der Mann) verpflichtet ist sie zu ernähren,5 Dafür, dass er das Recht der Nutzniessung an ihnen hat. dürfen sie dennoch keine Hebe geniessen. Sklaven des eisernen Fonds sind solche, die, wenn sie sterben, ihm (zu seinem Schaden) sterben, und wenn sie [an Wert] zunehmen, ihm (zu seinem Nutzen) zunehmen; da er für sie haften muss, so dürfen sie Hebe geniessen.6 Sie werden als sein Eigentum betrachtet, da er für sie aufkommen muss; der Priester macht zwar durch seine gesetzwidrige Ehe die ihm aus dieser Ehe hervorgehenden Söhne zu Entweihten (חללים Lev. 21, 15), denen der Genuss der Hebe verboten ist, er selbst aber wird nicht חלל, behält vielmehr den Priestercharacter bei (s. Kidd. 77a). Ebenso wie er, dürfen nun auch die Sklaven, die als sein Eigentum gelten, Hebe geniessen. Wenn die Tochter eines Israeliten7 Darunter ist hier wie in den folgenden Mischnas im Gegensatz zum Priester der Nichtpriester zu verstehen. einen Priester heiratet7a Nach Lev. 22, 11 darf die Frau eines Priesters schon nach erfolgter Antrauung (קידושין) Hebe geniessen, da die persönliche Aneignung (כי יקנה נפש) seitens des Gatten bereits stattgefunden hat. Nach den Rabbinen jedoch hat sie dieses Recht erst nach vollzogener Heimführung (נישואין), weil sich Umstände heraussteilen könnten, die die Giltigkeit der Trauung aufheben, oder weil sie, solange sie im Hause ihrer Eltern ist, leicht dazu kommen könnte, auch ihre Geschwister von der ihr gestatteten Hebe mitgeniessen zu lassen (Ket. 57 b). Es ist hier daher der Ausdruck ניסת wörtlich zu nehmen. und ihm Sklaven einbringt, so dürfen sowohl die Sklaven des Niessbrauchs als auch die Sklaven des eisernen Fonds Hebe geniessen.8 Die Sklaven des eisernen Fonds gelten als sein Eigentum, vgl. oben Note 6; aber auch für die Sklaven des Niessbrauchs leitet der Talmud (Jeb. 66a) dieses Recht aus Lev. 22, 11 ab, indem er in diesem Verse die scheinbar überflüssigen Worte קנין כספו als Subject und נפש als dazu gehöriges Object nimmt und ihm folgende Deutung giebt: Wenn Personen, die der Priester sich angeeignet hat, z. B. seine Frau oder seine Sklaven, eine andre Person erwerben, so darf auch diese die Speise des Priesters geniessen. Die Frau des Priesters, die durch ihre Ehe das Recht erworben hat, Hebe zu geniessen, kann demnach auch allen denen dieses Recht erteilen, die wiederum ihr als Eigentum angehören (קנין אוכל מאכיל), in unsrem Falle also auch den Sklaven des Niessbrauchs. Wenn die Tochter eines Priesters einen Israeliten heiratet und ihm Sklaven des Niessbrauchs oder Sklaven des eisernen Fonds einbringt, so dürfen sie keine Hebe geniessen.9 Da weder der Israelit noch dessen Gattin, die Priestertochter, Hebe geniessen dürfen, Lev. 22, 10. 12. Wenn die Tochter eines Israeliten einen Priester heiratet und dieser stirbt und sie schwanger hinterlässt, so dürfen ihre Sklaven10 Die Form ניסת ist aus נשאת durch Eintreten des ס für ש und Ausstossung des Wurzelbuchstaben א entstanden. Die Sklaven des eisernen Fonds, die als Erbgut den Kindern zufallen. keine Hebe geniessen11 Auch wenn der Mann Kinder hinterlassen, die der Frau den Genuss der Hebe möglich machen. wegen des Anteils des Fötus;12 Der Fötus gilt nach R. Jose auch als erbfähig und kann aus zwei Gründen den Sklaven den Genuss der Hebe verbieten: entweder weil der Fötus der Tochter eines Nichtpriesters als Nichtpriester gilt und somit, da sich nicht bestimmen lässt, welcher Sklave ihm als Erbe zufällt, jedem Sklaven die Hebe verbietet, oder weil die Worte יאכלו בלחמו Lev. 22, 11 causativ, (als defecte Hiphil - Form wie Deut. 8, 3. 16) in dem Sinne von יאכילו (= zu essen geben) gedeutet werden und demnach besagen, dass nur das bereits geborene Kind (יליד ביתו) den Sklaven den Genuss der Hebe gestattet, nicht aber das Kind im Mutterschosse (ילוד מאכיל, שאינו ילוד אינו מאכיל, Jeb. 67 a). denn der Fötus kann zum Genusse der Hebe ungeeignet machen,13 Die Priestertochter, die einen Israeliten geheiratet, der nun kinderlos stirbt, wird durch die zu erwartende Nachkommenschaft als noch zum Hause des Israeliten zugehörig betrachtet und ist deshalb vom Genusse der Hebe ausgeschlossen, sie darf nicht „in das Vaterhaus zurückkehren“ (Lev. 22, 13), um Hebe zu geniessen. Sie hat dieses Recht nur בנעוריה (ibid.), d. h. wenn sie wie im Zustand ihrer Jungfräulichkeit heimkehrt, aber nicht, wenn sie schwanger ist. aber nicht berechtigen.14 Die Tochter eines Israeliten, die einen Priester geheiratet, der nun kinderlos stirbt, hat trotz der zu erwartenden Nachkommenschalt nicht das Recht, Hebe zu geniessen, ebensowenig haben es ihre Sklaven; erst das geborene Kind verschafft ihr dieses Recht, s. Note 12. Dies sind die Worte des R. Jose. Da sagten sie (die Weisen) zu ihm:15 Die Weisen gehen von der Voraussetzung aus, nach R. Jose sei den Sklaven die Hebe nur aus dem zweiten der oben (Note 12) genannten Gründe verboten (ילוד מאכיל), dass einem Fötus in keinem Falle, d. h. auch wenn keine andren Söhne da sind, ein Eigentumsrecht zuerkannt werden kann, und fragen deshalb: Wenn Du u. s. w. Wenn Du uns dies von der Tochter eines Israeliten behauptest, die einen Priester geheiratet, dann dürften ja auch die Sklaven einer Priestertochter, die einen Priester geheiratet, der dann gestorben ist16 Ohne Nachkommen zu hinterlassen. und sie schwanger hinterlassen, keine Hebe geniessen wegen des Anteils des Fötus!17 Der Fötus hat vielmehr niemals Anteil an den Sklaven, und diese dürfen Hebe geniessen als Erbgut der Nachkommen des Verstorbenen, oder, falls solche nicht vorhanden sind, als Eigentum irgend eines Rechtsnachfolgers des Priesters (בשביל המשפחה), da unter seinen Ascendenten oder deren Descendenten, und sei es auch im entferntesten Gliede, ein erbberechtigter Verwandter existieren wird. (Vgl. R. Alfes z. St.). Der Fötus,18 S. vorige Mischna und Note 13 u. 14. der Levir,19 Ist der Levir ein Israelit, der an einer Priestertochter die Leviratsehe zu vollziehen hat, so macht er sie durch die bevorstehende Ehe zum Genuss der Hebe ungeeignet, da die Priestertochter nur dann nach dem Tode ihres Gatten Hebe geniessen darf, wenn sie ungehindert „in das Haus ihres Vaters zurückkehren kann“ (Lev. 22, 13); in unsrem Falle aber ist sie an den Levir gebunden (שומרת יבם). Ist wiederum der Levir ein Priester und die Jebama die Tochter eines Israeliten, so berechtigt er sie, solange die Leviratsehe noch nicht vollzogen ist, nicht zum Genusse der Hebe, weil der Levir das Recht auf seine Schwägerin nur kraft des Leviratsehe-Gesetzes, nicht aber mittelst seines Geldes erwirbt. Es dürfen aber nur solche Personen Hebe geniessen, die der Priester sich „mit seinem Gelde aneignet“, קנין כספו Lev. 22, 11. Nach vollzogener Ehe gilt sie jedoch als seine Gattin in jeder Hinsicht, s. Jeb. IV, 4. die Verlobung,20 Hat sich ein Israelit mit einer Priestertochter verlobt, so macht er sie dadurch zum Genusse der Hebe ungeeignet, Lev. 22, 12; denn durch die Verlobung, worunter auch die Antrauung (קידושין) zu verstehen ist, gehört sie bereits dem Manne an. Hat sich aber ein Priester mit der Tochter eines Israeliten verlobt, so berechtigt sie dies noch nicht zum Genusse der Hebe aus dem oben Note 7a angegebenen Grunde. der Taubstumme,21 Die Ehe eines Taubstummen ist nur nach den Rabbinen giltig, s. Jeb. XIV, 1. Wenn also ein taubstummer Israelit eine Priestertochter heiratet, so macht er sie dadurch zum Genusse der Hebe ungeeignet; denn nach den Rabbinen gilt sie nunmehr als seine Gattin. Wenn jedoch ein taubstummer Priester die Tochter eines Israeliten heiratet, so berechtigt er sie dadurch noch nicht zum Genusse der Hebe; denn nach der Thora ist diese Ehe nicht giltig und die Frau daher nicht die Gattin des Priesters. der Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist,22 Wenn ein zur Priesterschaft unfähiger Knabe, z. B. ein Entweihter, einer Priestertochter (oder auch der Tochter eines Leviten oder Israeliten) beiwohnt, so macht er sie hierdurch zur Priesterehe und zum Genusse der Hebe ungeeignet, Lev. 22, 12; vgl. Jeb. III, Note 74. Wenn er aber kein Entweihter ist und die Tochter eines Israeliten heiratet, so berechtigt er sie dadurch noch nicht zum Genusse der Hebe, weil die Ehe eines Minderjährigen rabbinisch ungiltig ist. machen [zum Genusse der Hebe] ungeeignet, berechtigen aber nicht [dazu], sei es auch zweifelhaft,23 Dieser Satz kann nicht zum Schlusssatz dieser Mischna gehören, da die Ehe eines Minderjährigen wegen seiner Erwerbsunfähigkeit ungiltig ist und daher von Leviratsehe nicht die Rede sein kann; vgl. Jeb. X, 8 und Tosefta Jeb. XI, 10. Er ergänzt vielmehr den vorhergehenden Satz dahin, dass selbst wenn es zweifelhaft ist, ob der Knabe zur Zeit der Beiwohnung neun Jahre alt war, diese dennoch der Frau den Genuss der Hebe verbietet. ob er (der Knabe) neun Jahre und einen Tag alt ist oder nicht, oder ob er zwei Haare24 An den Schamteilen als Zeichen der Pubertät. Dies gilt jedoch nur bei einem Knaben, der mindestens dreizehn Jahre und einen Tag alt ist, vor diesem Alter wird dies nur als ein Mal (שומא) angesehen, vgl. Sanh. VIII, 1. hervorgebracht hat25 Zur Zeit der Beiwohnung. oder nicht.26 Obwohl in diesem Falle die Giltigkeit seiner Ehe noch zweifelhaft ist, macht er dennoch, wenn er ein Nichtpriester ist, seine Frau zum Genusse der Hebe ungeeignet, und wenn er ein Priester ist, berechtigt er sie noch nicht dazu. — Maimon. Hil. Terumot VIII, 11 stellt gleichfalls diese drei Sätze zusammen; in seinem Mischnakommentar z. St. jedoch giebt er den beiden Sätzen ספק שהוא וכו׳ und ספק הביא וכו׳ folgende Erklärung: Wenn der Knabe die Leviratsehe vollzog und es zweifelhaft war, ob er damals neun Jahre alt war, oder wenn er seiner Schwägerin die Chaliza erteilte und es zweifelhaft war, ob er damals mannbar war, so ist die Giltigkeit jener beiden Akte zweifelhaft und es ist die Entscheidung in erschwerendem Sinne zu treffen. Ist ein Haus über einem Manne und der Tochter seines Bruders27 Die seine Gattin ist. zusammengestürzt und es ist unbekannt, wer von ihnen zuerst gestorben ist,28 Ist er zuerst gestorben, so würde der Levir weder an der Frau seines Bruders als an seiner Tochter, noch an deren Nebenfrau als der Nebenfrau einer ihm selbst zur Ehe verbotenen Frau (צרת הבת) die Leviratsehe vollziehen dürfen, und aus demselben Grunde würde auch die Chaliza fortfallen; vgl. Jeb. I, 1. Ist aber sie zuerst gestorben, so würde die Nebenfrau nicht צרת ערוה sein, weil sie in dem Momente, da für den überlebenden Bruder die Pflicht der Leviratsehe eintritt, d. h. da ihr Gatte stirbt, nicht mehr die Nebenfrau seiner Tochter ist; vgl. Jeb. I, Note 42. so muss deren Nebenfrau die Chaliza vollziehen,29 Sie darf nicht ohne weiteres sich verheiraten, weil sie, wenn die Frau zuerst gestorben, durch die Pflicht der Leviratsehe an den Levir gebunden ist. darf aber den Levir nicht heiraten.30 Weil sie, wenn der Mann zuerst gestorben, צרת ערוה ist. — Dieser Schlusssatz der Mischna ist hier deshalb angefügt, weil auch in den vorhergehenden Sätzen von zweifelhaften Fällen die Rede ist. Wenn jemand eine Frau vergewaltigt oder verführt31 Nur die rechtmässig vollzogene Ehe erwirkt der Frau das Recht auf Genuss der Hebe; vgl. oben Note 7a. oder wenn ein Schwachsinniger32 Selbst wenn der Schwachsinnige die Frau vorschriftsmässig geehelicht hat, ist seine Ehe ungiltig, da er rechtsgiltige Verträge nicht abschliessen kann, s. Tosefta Jeb. XI, 10. einer Frau beiwohnt, so machen sie33 Wenn sie Israeliten sind und die Frau eine Priestertochter ist. diese [zum Genusse der Hebe] weder ungeeignet noch berechtigen sie34 Wenn sie Priester sind und die Frau die Tochter eines Israeliten ist. dazu; sind es aber Personen, die nicht in [die Gemeinde] Israel kommen dürfen,35 D. h. solche Personen, mit denen wegen ihrer Körperbeschaffenheit, Geburt oder Abstammung die Ehe gesetzlich verboten ist, s. Deut. 23, 2—9. so machen sie sie ungeeignet.36Durch die eheliche Verbindung mit einem solchen Manne wird die Frau zum Genusse der Hebe ungeeignet, s. Lev. 22, 12 und Jeb. III, Note 74. Wie [ist dies zu verstehen]? Wenn ein Israelit einer Priestertochter beiwohnt,37 Mit Anwendung von Gewalt oder Überredung, aber nicht um sie dadurch zu ehelichen. so darf sie Hebe geniessen;38 Bis zum vierzigsten Tage nach der Beiwohnung, denn bis dahin wird die Frucht noch nicht als Fötus angesehen, der der Mutter den Genuss der Hebe verbietet. Nach dem vierzigsten Tage aber darf sie Hebe nicht mehr geniessen, da sie vielleicht schwanger geworden ist. wird sie schwanger, so darf sie keine Hebe geniessen;39 S. den Anfang der vorigen Mischna und oben Note 13. ist der Fötus in ihrem Innern zerstückelt,40 Das späthebräische חתך, das sich in der Bibel nur einmal (Dan. 9, 24) und hier auch nur in übertragenem Sinne findet (vgl. גזר), erscheint in der Mischna und dem Talmud sehr häufig; es entspricht dem arab. هتك = durchschneiden, durchreissen. Vgl. Barth, etymol. Studien, S. 23. so darf sie sie geniessen.41 Dasselbe gilt, wenn das Kind tot geboren wird. Wenn ein Priester der Tochter eines Israeliten beiwohnt,37 Mit Anwendung von Gewalt oder Überredung, aber nicht um sie dadurch zu ehelichen. so darf sie keine Hebe geniessen;42 Weil der Priester sie durch jenen Concubitus sich nicht angeeignet hat. wird sie schwanger, so darf sie sie nicht geniessen;43 S. den Anfang der vorigen Mischna und oben Note 14. hat sie geboren, so darf sie sie geniessen.44 Denn selbst der Bastard berechtigt seine Mutter zum Genusse der Hebe, s. weiter Note 54. Es zeigt sich [demnach] der Einfluss des Sohnes grösser als der des Vaters.45 Der Priester, der ihr beiwohnt, verschafft ihr nicht das Recht, Hebe zu geniessen, aber das Kind, das aus diesem Concubitus hervorgeht, wohl. Der Sklave macht [die Frau] ungeeignet46 Zum Genusse der Hebe resp. zur Priesterehe. infolge der Beiwohnung,47 Wenn ein Sklave einer Priestertochter beiwohnt, so verliert sie das Recht auf Genuss der Hebe, weil nach Lev. 22, 13 nur die Priestertochter zum Genuss der Hebe zurückkehren darf, die „Witwe oder Geschiedene“ wird; da aber die Verbindung eines Sklaven und einer Jüdin verboten ist (s. Kidd. III, 12), so ist sie auch nicht „Witwe oder Geschiedene“ im Sinne des Gesetzes. Ist sie die Tochter eines Nichtpriesters, so wird sie durch die Beiwohnung seitens eines Sklaven zur Priesterehe ungeeignet, da auch sie in jenem Schriftvers einbegriffen ist. Der Talmud (Jeb. 69 a) folgert dies aus den Worten ובת כהן (v. 13), die eigentlich überflüssig sind, da das Subject בת כהן bereits im vorgehenden Verse genannt ist. aber nicht als Nachkomme. Wie [ist dies zu verstehen]? Wenn die Tochter eines Israeliten mit einem Priester, oder eine Priestertochter mit einem Israeliten [verheiratet ist] und von ihm48 Barth, etymol. Studien, S. 58 will die schwierige Form הימנו, die in der Mischna sich häufig anstatt des hebr. ממנו findet, aus der aethiop. Form ’emna mit vorgetretenem Alifu’l Waṣli erklären. einen Sohn gebiert, der Sohn dann einer Sklavin beiwohnt,49 נכבש eig. sich niederdrücken auf jemand = feminam subigere, vgl. Esth. 7, 8; Neh. 5, 5. und diese von ihm einen Sohn gebiert, so ist dieser ein Sklave.50 Nach dem Grundsatz ולדה במוחה, dass das Kind einer Sklavin gesetzlich den Character der Mutter trägt, s. Jeb. II, Note 41. War nun die Mutter seines Vaters die Tochter eines Israeliten, die mit einem Priester verheiratet gewesen, so darf sie51 Wenn ihr Sohn, das Kind des Priesters, gestorben und ihr Enkel, der gesetzlich den Character eines Sklaven hat, am Leben ist. keine Hebe geniessen;52 Weil der Enkel nicht als Kind ihres Sohnes gilt, sondern den Character der Mutter trägt; die Nachkommenschaft kommt hier daher nicht in Betracht. war sie aber eine Priestertochter, die mit einem Israeliten verheiratet gewesen, so darf sie Hebe geniessen.53 Weil hier der Enkel als nicht vorhanden gilt, so steht ihr nach Lev. 22, 13 das Recht zu, Hebe zu geniessen. Ein Bastard54 Die Worte וזרע אין לה, Lev. 22, 13, sind nach Jeb. 70a (עיין עלה = untersuche erst) in prägnantem Sinne als jede auch noch so entfernte Descendenz zu fassen, sei sie legitim oder nicht. Vgl. auch Jeb. II, Note 44. kann [zum Genusse der Hebe] unfähig machen und auch dazu berechtigen. Wie [ist dies zu verstehen]? Wenn die Tochter eines Israeliten mit einem Priester, oder eine Priestertochter mit einem Israeliten [verheiratet ist] und sie von ihm eine Tochter gebiert, die Tochter dann einen Sklaven oder einen Heiden ehelicht und von ihm einen Sohn gebiert,55 Und dann stirbt. so ist dieser ein Bastard.56 Nach der recipierten Halacha jedoch (s. Kidd. III, 12) gilt nur das Kind als Bastard, das aus einer geschlechtlichen Verbindung zweier Personen stammt, die an sich einer Ehe mit Andren fähig wären, zwischen denen aber nach dem Gesetze eine Ehe nichtig ist, vgl. Jeb. IV, 13. Wenn hingegen dem Vater und der Mutter überhaupt die Qualifikation zur Eingehung einer jüdischen Ehe fehlt, so gilt das Kind nicht als Bastard, sondern trägt gesetzlich den Character der Mutter, so z. B. das Kind einer Sklavin, s. oben Note 50. Ebenso ist das Kind, das aus der Verbindung eines Heiden oder eines Sklaven mit einer Jüdin stammt, legitim, נכרי ועבד הבא על בת ישראל הולד כשר (Jeb. 45b). Ob eine aus solcher Verbindung hervorgegangene Tochter auch einen Priester heiraten darf, oder nicht (פגום לכהונה), ist unter den Decisoren streitig. Nach R. Alfes ist diese Frage unentschieden, ebenso nach Nachmanides; nach Maimonides, (Hil. Iss. Biah XV, 3) darf die Tochter einen Priester heiraten, nach R. Ascher (zu Jeb. 45b) und Josef Karo (Eb. haëser Cap. 4, § 19) nicht. Hat sie einen Priester geheiratet, so braucht die Ehe nicht getrennt zu werden. War nun die Mutter seiner Mutter die Tochter eines Israeliten, die mit einem Priester verheiratet gewesen, so darf sie Hebe geniessen;57 Der lebende Enkel berechtigt sie dazu. war sie eine Priestertochter, die mit einem Israeliten verheiratet gewesen, so darf sie keine Hebe geniessen.58 Weil sie noch einen lebenden Nachkommen hat. Der Hohepriester kann unter Umständen [zum Genusse der Hebe] ungeeignet machen. Wie [ist dies zu verstehen]? Wenn eine Priestertochter mit einem Israeliten verheiratet ist und von ihm eine Tochter gebiert, diese Tochter dann einen Priester ehelicht und von ihm einen Sohn gebiert, so ist dieser geeignet, Hoherpriester zu werden und den Dienst auf dem Altar zu verrichten, er berechtigt seine Mutter59 Wenn sein Vater gestorben ist. [zum Genusse der Hebe], macht aber seine Grossmutter hierzu ungeeignet60 Denn wäre er nicht vorhanden, so hätte seine Grossmutter nach dem Tode ihrer Tochter (seiner Mutter) das Recht, in ihrem väterlichen Hause Hebe zu geniessen.; diese (letztere) kann also sagen: [Mögen] nicht Viele [sein] wie mein Enkel61 בן hier = Enkel, vgl. Gen. 29, 5., der Hohepriester, der mich zum Genusse der Hebe ungeeignet macht! Chapter 8 Der Unbeschnittene1 D. h. ein Priester, dem bereits zwei Brüder an den Folgen der Beschneidung gestorben sind und der deshalb unbeschnitten bleiben darf (Jeb. 64b). Das Gesetz, dass ein solcher Hebe nicht geniessen darf, wird mittelst der Norm der „Wort- und Begriffsanalogie“ (ג״ש) vom Pessachopfer abgeleitet. Für beides gilt die gleiche Vorschrift, dass der Beisasse und der Mietling nicht daran teilnehmen dürfen, Lev. 22, 10 und Ex. 12, 45. Ebenso wie nun der Unbeschnittene an dem Pessach nicht teilnehmen darf, Ex. 12, 48, ist ihm auch der Genuss der Hebe verboten. und alle Unreinen2 Das Verbot für die levitisch Unreinen, Hebe zu geniessen, ist in Lev. 22, 4 enthalten, wo von den „Heiligtümern“ die Rede ist, die allgemein und dauernd den Nachkommen des Hohenpriesters Aron überwiesen sind, דבר ששוה בזרעו של אהרן, Jeb. 74 a; darunter ist aber nur Hebe zu verstehen. dürfen keine Hebe geniessen; ihre Frauen und ihre Sklaven dürfen Hebe geniessen.3 Denn die Priester verlieren infolge der Unterlassung der Beschneidung oder ihrer Unreinheit nicht den priesterlichen Character, und es ist ihnen selbst der Genuss der Hebe nur solange verboten, als sie unbeschnitten oder unrein sind. Ein durch Druck Verstümmelter [Priester] und ein am Glied Verschnittener4 Deut. 23, 2. Die Definition s. in der folgenden Mischna. dürfen [Hebe] geniessen, ebenso ihre Sklaven; ihre Frauen aber dürfen sie nicht geniessen.5 Die nach Deut. 23, 2 unzulässige Eheschliessung verbietet ihnen den Genuss der Hebe; s. Jeb. III, Note 74. Hat er ihr jedoch nicht beigewohnt,6 ירע hier = beiwohnen, wie Gen. 4, 1 u. o. nachdem er durch Druck verstümmelt oder am Glied verschnitten worden, so dürfen jene [Frauen Hebe] geniessen.7 Wenn die Männer bei der Eheschliessung noch normal waren, so dürfen die Frauen die Hebe, die ihnen vor der Erkrankung ihrer Gatten erlaubt war, nach dieser noch weiter geniessen. Die Tochter eines Israeliten zwar, die mit einem Priester verheiratet war, verliert durch den Tod ihres Gatten das Recht Hebe zu geniessen, vgl. Jeb. VII, 3; aber nur deshalb, weil das rechtliche Verhältnis zu ihrem Manne mit dessen Ableben aufhört. In unserer Mischna ist dies jedoch nicht der Fall. Waren aber die Männer bereits bei der Eheschliessung erkrankt, so dürfen die Frauen keine Hebe geniessen, da sofort eine verbotene Beiwohnung zu erwarten war. S. Jeb. VI, 3, Note 16 u. 17. Wer heisst ein durch Druck Verstümmelter? Derjenige, dem die Hoden verstümmelt sind, und sei es auch nur eine von diesen. [Wer heisst] ein am Glied Verschnittener? Derjenige, dem das Glied8 Oberhalb der Eichel nach dem Körper zu. גיד eig. Ader, Sehne, sodann das ganze männliche Glied. abgeschnitten ist; wenn aber von der Eichel8a עטרה = Krone, corona glandis, Eichel. auch nur ein Haar breit9 Rings um die ganze Eichel. חוט eig. Faden, sodann Alles, was wie ein Faden aussieht; חוט השערה = ein einzelnes Haar. übrig geblieben ist, so ist er [zur Ehe] geeignet. Ein durch Druck Verstümmelter und ein am Glied Verschnittener dürfen10 Auch wenn sie Priester sind. eine Proselytin und eine Freigelassene heiraten, sie dürfen nur nicht in die Gemeinde [Gottes] kommen,11 D. h. sich mit Jüdinnen verheiraten; Proselyten und Sklaven fallen nicht unter den Begriff der „Gemeinde Gottes.“ denn es heisst (Deut. 23,2): „Der durch Druck Verstümmelte und der am Glied Verschnittene darf nicht in die Gemeinde des Ewigen kommen.” Der Ammoniter und der Moabiter sind [zur Ehe] verboten,12 Deut. 23, 4. und dieses Verbot13 Die Häufung des Ausdrucks אסור erinnert an die Wiederholung des Verbotes לא יבא in dem genannten Schriftverse (Tos. Jom tob). gilt für alle Zeiten;14 D. h. selbst nach ihrem Übertritt zum Judentum und in allen folgenden Geschlechtern. ihre weiblichen Nachkommen aber sind sofort15 Nach ihrem Übertritt zum Judentum. erlaubt.16 Mit den männlichen Ammonitern ist die Ehe verboten, weil „sie den Israeliten nicht mit Speise und Trank entgegengekommen waren“ (Deut. 23, 5); die Frauen aber trifft dieser Vorwurf nicht, weil ihnen die öffentliche Ausübung jener internationalen Pflicht nicht obliegt, לא דרכה של אשה לקדם, Jeb. 76 b. Der Ägypter und der Edomiter sind nur bis17 Das עד ist hier in exclusivem Sinne zu fassen (ולא עד בכלל). zum dritten Geschlechte [zur Ehe] verboten,18 Deut. 23, 8—9. Dem dritten Geschlecht, d. i. dem Enkel oder der Enkelin eines zum Judentum übergetretenen Ägypters oder Edomiters ist die Ehe mit Juden gestattet; bis dahin dürfen sie nur unter einander oder mit andren Proselyten sich verheiraten. sowohl die männlichen als die weiblichen.19 Der umfassende Ausdruck אשר יולדו להם (v. 9) schliesst auch die weiblichen ein. R. Simon erlaubt die weiblichen sofort. Es sagte [nämlich] R. Simon: Dieses kann man durch einen „Schluss vom Leichtern auf das Schwerere“20 Genauer müsste es heissen: vom Schwereren auf das Leichtere, da hier eine Erleichterung gefolgert werden soll. Der Ausdruck קל וחומר wird jedoch für beide Arten dieses Schlusses (conclusio de minore ad majus) gebraucht. folgern: Wenn nämlich dort, wo die männlichen [Nachkommen] für immer verboten sind, die weiblichen sofort erlaubt sind, müssen wir nicht dort, wo die männlichen nur bis zum dritten Geschlechte verboten sind, die weiblichen gewiss sofort erlauben! Darauf sagten sie (die Weisen) zu ihm: Wenn dies ein überliefertes Gesetz ist, so nehmen wir es an; ist es aber nur eine Schlussfolgerung,21 Die du selbst gezogen hast. so giebt es dagegen einen Einwand.22 Wir könnten nämlich einwenden: Die Verbote wegen Inzests (Lev. 18, 10. 17) erstrecken sich auch nur bis auf das dritte Geschlecht und treffen dennoch in gleicher Weise die männlichen wie die weiblichen Nachkommen, da z. B. dem Grossvater seine Enkelin zur Ehe verboten ist, gleichviel ob sie die Tochter seines Sohnes oder die seiner Tochter ist. Du könntest uns zwar entgegenhalten: Die Verbote wegen Incests sind nicht beweiskräftig, da deren Übertretung mit der Strafe der Ausrottung geahndet wird (Lev. 18, 29), während in unsrem Falle, bei der Eheschliessung mit einem Ägypter, nur die Übertretung eines Verbotes vorliegt, das aus einem Gebote (Deut. 23, 9) erschlossen wird (vgl. Jeb. VI, Note 37). Allein, wir erwidern dann: Das Moment der Strafe ist für unsre Frage nicht entscheidend. Denn wenn z. B. der Hohepriester ein Mädchen ehelicht, das Unzucht getrieben hat, so übertritt er auch nur ein Verbot, welches erst aus einem Gebote (Lev. 21, 13) erschlossen wird, und dennoch sind die Kinder dieser Ehe, sowohl die Söhne als die Töchter, „Entweihte“ (חללים). Wir behaupten daher, dass das Verbot, das in Deut. 23, 9 enthalten ist, sich auf die weiblichen ebenso wie auf die männlichen Nachkommen erstreckt. [Vgl. jedoch die Bemerkung des R. S. Edels zu Raschi, Jeb. 77b, s. v. עריות]. Da sagte er zu ihnen: Nicht doch,23 Das לא כי ist = לא כן, vgl. I Kön. 3, 22. 23, II Kön. 20, 10, Jes. 30, 16, wo Accente und Punctation beweisen, dass לא und כי zusammengehören. In der Mischna folgt hierauf in der Regel אלא, vgl. folg. Mischna, Ketub. I, 6 u. o. Die Mischna zum jerus. Talmud [ed. Lowe, Cambridge 1893] liest in der Tat auch hier לא כי אלא. Der mit לא כי eingeführte Satz ist eine Ellipse und so zu erklären: Nicht so, wie ihr glaubt, dass meine Halacha, wenn sie nur durch einen Schluss gefolgert wäre, widerlegt werden könnte; das ist nicht der Fall, denn sie wäre auch dann unumstösslich. R. Simon ist nämlich der Ansicht, dass Kinder aus Ehen, bei deren Eingehung ein Verbot übertreten ist, das erst aus einem Gebote erschlossen ist, nicht als Entweihte zu betrachten sind. Der zweite Einwand der Weisen (Note 22) ist daher nicht stichhaltig und die Folgerung des R. Simon richtig. ein überliefertes Gesetz spreche ich aus.24 D. h. für euch, die ihr in dieser Frage (betreffs der Entweihten) andrer Ansicht seid, spreche ich ein Gesetz aus, das ich von meinen Lehrern überkommen habe und das somit eine Widerlegung nicht zulässt. Die Halacha entscheidet jedoch nach der Ansicht der Weisen. — Die Mischna will hier nur die in Deut. 23, 4—9 niedergelegten Gesetze erklären. Seit den Eroberungszügen des Sanherib aber waren die ursprünglichen Einwohner der Länder Ammon, Moab u. s. w. aus ihren Sitzen vertrieben und infolge ihrer Vermischung mit andren Völkern nicht mehr zu erkennen. Es ist daher jeder zum Judentum übergetretene Nichtjude, auch von den heute in Ammon u. s. w. wohnenden Völkerschaften, ohne weiteres dem Juden zur Ehe erlaubt. Vgl. Jadajim IV, 4. Die Bastarde25 S. Jeb. IV, 13 und VII, Note 56. und die Nethinim26 S. Jeb. II. Note 37. sind [zur Ehe] verboten, und dieses Verbot gilt für alle Zeiten, sowohl für die männlichen als für die weiblichen [Nachkommen].27 Die Ableitung dieses Gesetzes geschieht (Jeb. 78b) nach der Norm: דון מינה ואוקי באתרה = leite etwas davon ab und setze es dann an seine Stelle! D. h. „wenn auch aus einer Stelle eine Bestimmung für ein andres Gesetz abgeleitet wird, so müssen dennoch einzelne Modalitäten dieser Bestimmung den im abgeleiteten Gesetze in andren Fällen geltenden Normen entsprechen; die deducierte Bestimmung wird an die neue Stelle gesetzt und nach den hier geltenden Vorschriften modificiert.“ (S. Schebuot V, Note 7). In unsrem Falle wird also von dem Gesetze über den Ammoniter (v. 4) für das über den Bastard (v. 3) die Bestimmung abgeleitet, dass hier wie dort das דור עשירי durch עד עולם erklärt und ergänzt wird, dass also die Ehe mit einem Bastard „für alle Zeiten“ verboten ist. Es ist aber nun die Ehe mit einem weiblichen Bastard nicht etwa sofort erlaubt wie bei dem Ammonitern; hier bleibt vielmehr der Begriff ממזר = מום זר (Jeb. 76 b) massgebend, wonach dieses Wort ein „Gebrechen“ bedeutet, das dem Gesetze „fremd“ ist, im Rahmen des Gesetzes keine Stätte hat, das daher nicht die Bezeichnung einer Person, sondern gleichsam ein sachlicher Begriff ist, der das männnliche und weibliche Geschlecht umfasst. Ebenso wie also (nach v. 3) die weiblichen Bastarde der ersten zehn Generationen zur Ehe verboten sind, weil dieses in dem Begriffe ממזר liegt, bleiben sie auch in allen folgenden Geschlechtern (עד עולם, v. 4) verboten. Für die Nethinim ist das Verbot ולא תתחתן בם, Deut. 7, 3 entscheidend, welches die Ehe mit der kanaanitischen Bevölkerung auch dann verbietet, wenn diese zum Judentum übergetreten ist. Zwischen Juden und Nichtjuden kann von חתנות (Verschwägerung, ehelicher Verbindung) keine Rede sein (Kidd. 68 b); die Worte ולא תתחתן בם können daher nur eine solche Ehe verbieten, bei der der Begriff חתנות zulässig wäre, d. h. also eine Ehe mit einem Kanaaniter, nachdem er Jude geworden, Jeb. 76a. Da nun bei diesem Verbot nicht ausdrücklich angegeben ist, bis zur wievielten Generation es sich erstrecken soll, so richtet es sich (in erschwerendem Sinne) nach dem Gesetze über den Bastard und gilt für alle Zeiten und beide Geschlechter; נמוקי יוסף z. St. Vergl. jedoch Jeb. II, Note 37. R. Josua sagte: Ich habe vernommen, dass [zuweilen] der Verschnittene Chaliza erteilen und man28 D. i. der Bruder des Verschnittenen. seiner Frau Chaliza erteilen muss, sowie dass [zuweilen] der Verschnittene Chaliza nicht zu erteilen und man seiner Frau Chaliza nicht zu erteilen braucht, und ich kann mir dies nicht erklären.29 Ich weiss nicht mehr, in welchem Falle Chaliza zu erfolgen hat und in welchem nicht. Darauf sagte R. Akiba: Ich will es erklären:30 In ähnlicher Weise löst R. Akiba einen Zweifel des R. Josua in Pesachim IX, 6. Der von Menschenhand Verschnittene31 סריס = Verschnittener, Entmannter, Castrat. סריס אדם ist einer, dem nach seiner Geburt die Zeugungsorgane, das männliche Glied oder die Hoden oder der Samenstrang (חוטי הביצים), durch Menschenhand zerstört sind. muss Chaliza erteilen32 Er darf aber nicht die Leviratsehe vollziehen, da ihm die Ehe mit einer Jüdin überhaupt verboten ist, Deut. 23, 2. Ist jedoch die verwitwete Schwägerin eine Proselytin, so darf er sie heiraten, vgl. oben Mischna 2 und Note 11. Nach dem Talmud (Jeb. 79b) gab es zwei Überlieferungen im Namen des R. Akiba. Nach der einen heisst nur dasjenige Kind ein Bastard, welches aus einer Ehe stammt, bei deren Eingehung ein aus Verwandtschaft entspringendes Verbot übertreten ist (חייבי לאוין דשאר), vgl. Jeb. VI, Note 37; ist aber ein andres einfaches Verbot übertreten, dann ist das Kind kein Bastard. Nach der andren Überlieferung heisst ein Kind, welches aus einer durch einfaches Verbot (לאו גרידא) untersagten Ehe stammt, ebenso gut ein Bastard, wie das, welches aus einer bei Ausrottungsstrafe verbotenen Ehe entspringt; s. Jeb. IV, 13. Werden aber diese beiden Ehen einander gleichgestellt, so kann weder von Leviratsehe noch von Chaliza die Rede sein, s. Einleitung, 1. Der Tanna unsrer Mischna kann also nur der ersteren Überlieferung folgen. und dessen Frau muss man Chaliza erteilen,33 Es ist sogar die Leviratsehe zulässig und geboten. Der Ausdruck Chaliza ist nur wegen des Parallelismus mit den Worten des R. Josua gebraucht. weil es für ihn eine Zeit des normalen Zustandes34 Des vollen Besitzes der Mannheit, der Zeugungskraft. gab; der von Natur Verstümmelte35 סריס חמה ist einer, dem von Natur die Hodenfunktion, die Zeugungskraft gestört ist. Im jerus. Talmud Jeb. VIII, 5 wird es erklärt: כל שלא ראתו החמה בכשר אפילו שעה אחת, einer, den die Sonne auch nicht eine Stunde in seinem normalen Zustande beschienen hat. Nach dem Aruch s. v. סריס bedeutet es einen, der infolge einer fieberhaften Erscheinung im Mutterschosse als Verstümmelter zur Welt gekommen ist; vgl. Jeb. 80a. S. באר בגולה in אה"ע 172,2. Jes. Berlin Addimenta 2,34. braucht nicht Chaliza zu erteilen,36 Zur Leviratsehe ist nur derjenige verpflichtet, der den Zweck dieser Ehe, nämlich „den Namen seines Bruders aufrecht zu erhalten“ (Deut. 25,7), d. h. ihm Nachkommen zu verschaffen, erfüllen kann. Der Verstümmelte darf daher die Leviratsehe nicht vollziehen und ist somit auch von der Erteilung der Chaliza befreit. Hat er jedoch die Chaliza vollzogen, so wird diese als nicht geschehen betrachtet und hat keine rechtlichen Folgen; er macht daher seine Schwägerin durch die Chaliza nicht unfähig zur Priesterehe, s. folg. Mischna. noch braucht man seiner Frau Chaliza zu erteilen,37 Man darf an ihr die Leviratsehe nicht vollziehen, da diese nur erfolgen soll, damit „der Name des Verstorbenen nicht aus Israel ausgelöscht werde,“ Deut. 25,6; in unsrem Falle aber gilt sein Name schon bei seinen Lebzeiten als erloschen, da er von Geburt an verstümmelt war und niemals die Kraft hatte, sein Geschlecht fortzupflanzen. Da nun die Leviratsehe verboten ist, fällt auch die Pflicht zur Erteilung der Chaliza fort. weil es für ihn keine Zeit des normalen Zustandes gab. R. Elieser sagte: Nicht so;23 Das לא כי ist = לא כן, vgl. I Kön. 3, 22. 23, II Kön. 20, 10, Jes. 30, 16, wo Accente und Punctation beweisen, dass לא und כי zusammengehören. In der Mischna folgt hierauf in der Regel אלא, vgl. folg. Mischna, Ketub. I, 6 u. o. Die Mischna zum jerus. Talmud [ed. Lowe, Cambridge 1893] liest in der Tat auch hier לא כי אלא. Der mit לא כי eingeführte Satz ist eine Ellipse und so zu erklären: Nicht so, wie ihr glaubt, dass meine Halacha, wenn sie nur durch einen Schluss gefolgert wäre, widerlegt werden könnte; das ist nicht der Fall, denn sie wäre auch dann unumstösslich. R. Simon ist nämlich der Ansicht, dass Kinder aus Ehen, bei deren Eingehung ein Verbot übertreten ist, das erst aus einem Gebote erschlossen ist, nicht als Entweihte zu betrachten sind. Der zweite Einwand der Weisen (Note 22) ist daher nicht stichhaltig und die Folgerung des R. Simon richtig. sondern der von Natur Verstümmelte muss Chaliza erteilen38 Nach Nidda V,9 scheint R. Elieser der Ansicht zu sein, dass der von Natur Verstümmelte nicht Chaliza zu erteilen braucht. Der Talmud (Jeb. 80a) erklärt deshalb, dass entweder R. Elieser von seiner in unsrer Mischna ausgesprochenen Ansicht später zurückgetreten ist, oder dass er dort nur in dem Sinne sich der Ansicht des Bet-Hillel angeschlossen hat, um auszudrücken, dass der Verstümmelte bis zu einem gewissen Alter in Bezug auf Strafmündigkeit als Minderjähriger zu betrachten ist. und seiner Frau muss man Chaliza erteilen, weil es für ihn eine Heilung giebt, der von Menschenhand Verschnittene aber braucht nicht Chaliza zu erteilen, noch braucht man seiner Frau Chaliza zu erteilen, weil es für ihn keine Heilung giebt. Es bezeugte R. Josua ben Bethera, dass man an der Frau des ben Megusath, der in Jerusalem lebte und ein von Menschenhand Verschnittener war, die Leviratsehe vollzog, sodass39 Vgl. Jeb. IV,13 לקים דברי רבי יהושע. Nach Raschi ist in beiden Fällen der Infinitiv לקים von dem Prädicat des Hauptsatzes (אמר resp. העיד) abhängig, also hier: er bezeugte, um dadurch zu bestätigen. dies die Worte des R. Akiba bestätigt.40 Die Halacha entscheidet auch nach der Ansicht des R. Akiba; s. folg. Mischna. Der [von Natur] Verstümmelte braucht nicht Chaliza zu erteilen und darf die Leviratsehe nicht vollziehen;41 S. oben Note 36. ebenso braucht die Unfruchtbare42 Vgl. Jeb. I, Note 25. nicht die Chaliza zu vollziehen, noch darf sie den Levir heiraten.43 Nach Deut. 25,6 muss die Witwe fähig sein Kinder zu gebären (אשר תלד); ist dies aber nicht der Fall, so fehlt die Voraussetzung, die den Zweck der Leviratsehe bildet, und diese darf daher nicht stattfinden. Vgl. auch Jeb. II, Note 21. Der Verschnittene, der seiner Schwägerin Chaliza erteilt, macht sie dadurch nicht ungeeignet [zur Priesterehe];44 S. oben Note 36. hat er ihr aber beigewohnt, so macht er sie [hierzu] ungeeignet, weil dies eine unzüchtige Beiwohnung ist.45 Da hier die Pflicht der Leviratsehe fortfällt (Note 36), übertritt er durch den Concubitus das Verbot Lev. 18,16; die Frau darf in Folge des Concubitus keine Hebe geniessen, s. Jeb. III, Note 74. Desgleichen machen die Brüder eine Unfruchtbare, der sie Chaliza erteilen, nicht ungeeignet [zur Priesterehe]; haben sie ihr aber beigewohnt, so machen sie sie ungeeignet, weil ihre Beiwohnung Unzucht ist. Ein von Natur verstümmelter Priester, der die Tochter eines Israeliten heiratet, macht sie [hierdurch] zum Genusse der Hebe geeignet.46 Der von Natur Verstümmelte fällt nicht unter das Verbot Deut. 23,2. Die Ehe ist daher eine gesetzlich zulässige und erwirkt der Gattin das Recht auf Genuss der Hebe, Lev. 22,11. R. Jose und R Simon sagen: ein priesterlicher Zwitter,47 ’ἀνδρόγυνος = ein Mensch beiderlei Geschlechts, ein Zwitter. der die Tochter eines Israeliten heiratet, macht sie [hierdurch] zum Genusse der Hebe geeignet.48 Da er als Mann betrachtet wird. Nach Tosefta Bikkurim II,7 erklärt R. Jose den Zwitter für ein eigenartiges Geschöpf (בריה בפני עצמו), bei dem die Frage, ob er als Mann oder als Weib zu beurteilen sei, unentschieden ist. Da aber in zweifelhaften Fällen die Entscheidung in erschwerendem Sinne zu treffen ist, darf die Frau des Zwitters keine Hebe geniessen. R. Juda sagt: ein Geschlechtsloser,49 טומטום [Nominalbildung mit Wiederholung des ganzen Stammes טום = dem in der Bibel häufigen אטם, oder von dem bibl.-hebr. אטם mit Wiederholung des zweiten und dritten und Abstossung des ersten Wurzelconsonanten, wie צאצאים von יצא] eig. der Verstopfte. Darunter verstand man ein menschliches Wesen, dessen Geschlechtsteile durch ein Membran verschlossen und daher unkenntlich sind. Erst durch Trennung (נקרע) dieses Membrans ist das Geschlecht zu ermitteln. der [an den Geschlechtsteilen] aufgerissen wurde und sich als Mann erwies, braucht nicht Chaliza zu erteilen, weil er einem Verschnittenen50 D. h. einem durch Menschenhand Verschnittenen, bei dem die Operation gleichfalls durch Menschenhand ausgeführt ist, s. oben Mischna 4. Da die Halacha aber nach der Ansicht des R. Akiba (ibid.) entscheidet, so erklärt Maimonides in seinem Mischnakommentar z. St., dass der Geschlechtslose wohl Chaliza erteilen muss; nach Hil. Jibbum VI, 4 darf er sogar die Leviratsehe vollziehen. Nach R. Ascher bewirkt er durch seine Chaliza, dass die Schwägerin den andren Brüdern zur Ehe verboten ist; ist er jedoch der einzige überlebende Bruder, so muss er Chaliza erteilen, darf aber die Leviratsehe nicht vollziehen. Vgl. auch Bechorot 42 b. gleicht. Der Zwitter darf [eine Frau] ehelichen, aber nicht [als solche] geehelicht werden.51 Da er als Mann gilt, ist der Concubitus mit ihm sowohl auf natürliche als auf widernatürliche Weise verboten, Lev. 18, 22. R. Elieser sagt: Wegen [der Beiwohnung] eines Zwitters52 D. h. nur dann, wenn man mit dem Zwitter Päderastie getrieben hat. ist man wie wegen der eines Mannes des Steinigungstodes schuldig.53 Nach Sanh. 23a bedeutet der Ausdruck דמיהם בם (ihre Blutschuld haftet an ihnen) den Tod durch Steinigung, da diese Worte in Lev. 20, 27 bei der Strafe der Steinigung gebraucht werden. Chapter 9 Es gibt Frauen, die ihren Gatten [zur Ehe] erlaubt, aber ihren Schwägern verboten sind, Frauen, die ihren Schwägern erlaubt, aber ihren Gatten verboten sind, Frauen, die beiden erlaubt und Frauen, die beiden verboten sind. Folgende sind ihren Gatten erlaubt und ihren Schwägern verboten: Wenn ein gemeiner Priester eine Witwe1 Dasselbe ist der Fall, wenn er eine Jungfrau heiratet, da sie ja auch durch den Tod ihres Gatten Witwe wird. Die Mischna spricht hier nur deshalb von der Witwe, weil diese auch in der folgenden Mischna genannt ist, oder um beiläufig zu sagen, dass der gemeine Priester auch eine Witwe ehelichen darf. heiratet und er einen Bruder hat, der Hohepriester ist;2 S. Jeb. VI, Note 31. wenn ein Entweihter3 Unter חלל versteht man den Sohn aus einer solchen Ehe, bei deren Eingehung eines der priesterlichen Ehegesetze übertreten ist (z. B. wenn ein Priester eine Geschiedene ehelicht u. s. w.); die Söhne und Töchter eines חלל sind auch חללים. Wenn hingegen eine Entweihte einen Nichtpriester heiratet, so ist die Tochter aus dieser Ehe keine חללה. Vgl. Kidd. IV,6. eine [zum Priesterstande] Geeignete heiratet4 Was ihm gesetzlich erlaubt ist. und er einen Bruder hat, der [zum Priesterstande] geeignet ist;5 Dieser darf seine Schwägerin nicht heiraten, da sie durch die Ehe mit dem חלל selbst eine Entweihte wurde, was aus Lev. 22,12 gefolgert wird. Das Gebot der Leviratsehe kann hier nicht das Verbot, eine Entweihte zu heiraten, aufheben, weil zu befürchten ist, dass der Priester seiner Schwägerin mehr als einmal beiwohnen würde, während ihm nur der erste Concubitus gestattet ist, um die Leviratsehe zu vollenden; vgl. Jeb. II, Note 25. — Die Mischna des jerus. Talmud hat hier die Lesart: כשר שנשא כשרה ויש לו אח חלל , woraus im Talmud geschlossen wird, dass es einer zum Priesterstande geeigneten Frau verboten ist, einen hierzu Ungeeigneten zu heiraten, sowie dass auch ein Entweihter keine zum Priesterstande geeignete Frau heiraten darf. Der babyl. Talmud hingegen lehrt im Anschluss an unsere Mischna, dass es den zum Priesterstande geeigneten Frauen nicht untersagt ist, die Ehe mit einem hierzu Ungeeigneten einzugehen, לא הוזהרו כשרות לינשא לפסולים, Jeb. 85 a. Maimonides hatte gleichfalls die Lesart des jerus. Talmud, bemerkt aber in seinem Kommentar z. St., dass aus dem genannten Grunde die Halacha nach der Lesart unserer Mischna entscheiden müsse. — Woher die Varianten in dieser Mischna stammen, ist nicht zu ermitteln. Rapoport erklärt zwar die Verschiedenheit der Mischna zum babyl. und jerus. Talmud aus dem Umstande, dass R. Jehuda hanassi zwei verschiedene Recensionen der Mischna veranstaltet, d. h. die frühere Recension einer späteren Überarbeitung unterzogen habe und weist hierfür auf Stellen hin wie B. mezia IV, 1 und Ab. sara IV, 4. Allein hier bemerkt der Talmud ausdrücklich, dass Rabbi in seinem Alter andrer Ansicht gewesen sei als in seiner Jugend, בילדותיה סבר…בזקנותיה סבר; in dem Talmud zu unserer Mischna fehlt jedoch diese Bemerkung. Vgl. Frankel, Monatsschrift II, S. 328. wenn ein Israelit5a Unter Israelit ist hier wie in den folg. Mischnas ein Nichtpriester zu verstehen. die Tochter eines Israeliten heiratet und er einen Bruder hat, der ein Bastard ist;6 S. Jeb. VIII,3. wenn ein Bastard einen weiblichen Bastard heiratet7 Diese Ehe ist gesetzlich erlaubt, s. Kidd. IV,3. und er einen Bruder hat, der ein Israelit ist — so sind die Frauen ihren Gatten erlaubt, aber ihren Schwägern verboten. Folgende sind ihren Schwägern erlaubt, aber ihren Gatten verboten:8 D. h. in folgenden Fällen muss die Leviratsehe vollzogen werden, obgleich die Ehe des Verstorbenen eine verbotene war. Wenn ein Hohepriester eine Witwe sich antraut9 Wenn er sie aber ehelicht, so ist sie חללה und als solche nicht nur ihrem Gatten, sondern auch ihrem Schwager verboten. und er einen Bruder hat, der ein gemeiner Priester ist; wenn ein [zum Priesterstande] Geeigneter eine Entweihte heiratet und er einen entweihten Bruder hat; wenn ein Israelit einen weiblichen Bastard heiratet und er einen Bruder hat, der ein Bastard ist; wenn ein Bastard die Tochter eines Israeliten heiratet und er einen Bruder hat, der ein Israelit ist — so sind die Frauen ihren Schwägern erlaubt, aber ihren Gatten verboten. [Folgende sind] beiden verboten: Wenn ein Hohepriester eine Witwe heiratet und er einen Bruder hat, der Hohepriester10 Oder auch der Priester, der vor Beginn des Krieges die Mahnrede an das Volk zu halten hatte (משוח מלחמה, Deut. 20,1 ff.) und die Stellung eines Hohenpriesters einnahm, s. Horajot 12 a. Ihn traf auch das Verbot Lev. 21,14. oder gemeiner Priester ist; wenn ein [zum Priesterstande] geeigneter Priester eine Entweihte heiratet und er einen Bruder hat, der [zum Priesterstande] geeignet ist; wenn ein Israelit einen weiblichen Bastard heiratet und er einen Bruder hat, der ein Israelit ist; wenn ein Bastard die Tochter eines Israeliten heiratet und er einen Bruder hat, der ein Bastard ist — so sind die Frauen beiden verboten; alle11 Das „alle“ ist nicht wörtlich zu nehmen, und die Aufzählung in der Mischna ist unvollständig. So sind z. B. die 15 in Jeb. I,1 genannten Frauen ihren Gatten erlaubt, ihren Schwägern aber verboten; ebenso ist der von Menschenhand Verschnittene seiner Frau verboten, während diese ihrem Schwager erlaubt ist, s. Jeb. VIII, Note 32 u. 33. (Jerus. Talmud). andren Frauen sind ihren Gatten und ihren Schwägern erlaubt. Von den zweiten Verwandtschaftsgraden, [die] nach der Bestimmung der Schriftgelehrten12 Vgl. Jeb. II, 4. [zur Ehe verboten sind, gilt Folgendes]: Ist eine Frau im zweiten Grade mit dem Gatten, aber nicht mit dem Schwager verwandt,13 Wenn z. B. jemand die Mutter seiner Mutter geheiratet hat, was nur von den Rabbinen verboten ist, und einen Bruder väterlicherseits hinterlässt. so ist sie dem Gatten [zur Ehe] verboten, dem Schwager aber erlaubt. Ist sie im zweiten Grade mit dem Schwager, aber nicht mit dem Gatten verwandt, so ist sie dem Schwager [zur Ehe] verboten,14 S. Jeb. II, 3. dem Gatten aber erlaubt. Ist sie mit beiden im zweiten Grade verwandt,15 D. h. jede Frau, die mit einem Manne die Ehe geschlossen, mit dem sie im zweiten Grade verwandt war. so ist sie beiden [zur Ehe] verboten, sie hat weder Anspruch auf die Ketuba,16 S. Jeb. IV, Note 18. Das Recht auf die Ketuba wird ihr abgesprochen, weil man auf Grund des Erfahrungssatzes, dass das Verlangen nach der Ehe bei dem Weibe grösser ist als beim Manne, annimmt, dass sie gewissermassen den Gatten zu dieser Ehe veranlasst hat, aus der ein Nachteil weder für sie noch für ihre Kinder erwächst. Was ihr jedoch der Mann darüber hinaus freiwillig zugesichert (תוספת כתובה ), hat sie zu beanspruchen. noch auf die Früchte,17 D. h. auf Ersatz der Nutzung, die der Gatte von ihren Niessbrauchsgütern (s. Jeb. VII, Note 1) gehabt hat. Obgleich der Gatte dieses Niessbrauchsrecht nur deshalb hat, weil er seinerseits verpflichtet ist, seine Frau, falls sie gefangen wird, loszukaufen (Ketub. IV, 4), in unsrem Falle aber diese Pflicht für ihn fortfällt, da er ohnedies die Ehe nicht fortsetzen darf, so verliert sie hier dennoch jenen Anspruch ebenso wie den auf die Ketuba. Nach Tosafot (B. mezia 67 a, s. v. ובלאות) braucht der Mann ihr selbst dann den Gewinn aus den Niessbrauchsgütern nicht zu ersetzen, wenn dieser in natura vorhanden und noch nicht verbraucht ist. noch auf Verpflegung,18 Aus dem Vermögen des Gatten nach dessen Tode. Bei seinen Lebzeiten hat er ebensowenig wie der Hohepriester, der eine Witwe geheiratet, die Pflicht, seine Gattin zu ernähren, da er die Ehe nicht fortsetzen darf. Ebenso braucht er nicht für die Schulden aufzukommen, die seine Frau in seiner Abwesenheit zum Zwecke ihrer Ernährung gemacht hat, wie auch der Hohepriester, der eine Witwe geheiratet, in diesem Falle von dieser Pflicht entbunden ist. Nur wenn dieser eine gesetzlich zulässige Ehe eingegangen, muss er die Schulden, die seine Frau zu ihrer Beköstigung gemacht hat, bezahlen. Hat er aber eine Witwe geheiratet, so hat sie nach dem Tode des Gatten Anspruch auf Verpflegung, während die Frau, die vor der Ehe mit ihrem Gatten im zweiten Grade verwandt war, auch dieses Recht verliert. noch auf [Ersatz für] die Abnutzung,19 בלאות (von בלה, Deut. 8,4) eig. abgetragene Kleider, vgl. בלואים, Jer. 38,12. Der Gatte braucht nicht den Minderwert, den die Niessbrauchsgüter infolge der Abnutzung haben, zu ersetzen; ebensowenig haftet er für den Fall, dass sie gestohlen oder verloren gegangen sind. Wenn aber der Gatte sie verkauft hat, so muss er sie ersetzen. [So Maimonides. Nach Raschi und Tosafot ist er auch in diesem Falle nicht ersatzpflichtig]. Die Niessbrauchsgüter jedoch, die in natura vorhanden sind, sowie die Güter des eisernen Fonds (s. Jeb. VII, Note 2) bleiben Eigentum der Frau. das Kind ist [zum Priesterstande] geeignet, aber man zwingt ihn, sich von ihr zu scheiden.20 Selbst wenn Kinder aus dieser Ehe vorhanden sind, bleiben Zweifel, die gegen die Legitimität derselben erhoben werden, unberücksichtigt. Ist21 Vgl. Jeb. II,4. eine Witwe an einen Hohenpriester, eine Geschiedene oder eine Chaluza an einen gemeinen Priester, ein weiblicher Bastard oder eine Nethina an einen Israeliten, die Tochter eines Israeliten an einen Nathin oder an einen Bastard verheiratet: so haben sie (die Frauen) Anspruch auf die Ketuba.22 Unter כתובה sind hier auch alle Gerechtsame verstanden, die sie auf Grund ihrer Ketuba haben; nur in Bezug auf die Verpflegung gilt die Beschränkung, die wir oben (Note 18) erwähnt haben. Die Frauen können die Ansprüche jedoch nur dann erheben, wenn der Gatte wusste, dass er eine verbotene Ehe eingeht, wenn z. B. der Hohepriester wusste, dass die Frau bereits Witwe ist; war dies aber dem Gatten unbekannt, so verliert die Frau jeden Anspruch auf die Ketuba. Bei den zweiten Verwandtschaftsgraden (im ersten Teile dieser Mischna) fällt dieser Unterschied fort, obwohl dort die Ehen nur durch rabbinische Satzung verboten sind, weil „die Weisen für ihre Verordnungen einer stärkeren Stütze bedürfen,“ um ein Übertreten zu verhüten, als für die Gesetze der Thora (דברי סופרים צריכין חיזוק, Jeb. 85b). Diew Tochter eines Israeliten, die mit einem Priester verlobt oder von einem Priester schwanger ist oder auf die Leviratsehe seitens eines Priesters wartet, ebenso die Tochter eines Priesters [in den gleichen Verhältnissen] zu einem Israeliten, darf keine Hebe geniessen.23 S. Jeb. VII,4. Die Tochter eines Israeliten, die mit einem Leviten verlobt oder von einem Leviten schwanger ist oder auf die Leviratsehe seitens eines Leviten wartet, ebenso die Tochter eines Leviten [in den gleichen Verhältnissen] zu einem Israeliten darf keinen Zehnt geniessen.24 Diese Mischna vertritt die Ansicht des R. Meir, nach dem der erste Zehnt, den man vom Getreide, Wein und Oel dem Leviten geben muss, dem Israeliten zum Genusse verboten ist. R. Meir begründet seine Ansicht damit, dass Num. 18,24 der Zehnt auch eine „Hebe“ (תרומה) genannt wird; ebenso nun wie die Hebe, die der Priester erhält, dem Nichtpriester verboten ist, darf auch vom Zehnt der Nichtlevit nicht geniessen. Nach den Weisen jedoch will der Ausdruck „Hebe“ besagen, dass der Genuss von Getreide u. s. w., das noch nicht verzehntet ist, ebenso bei Todesstrafe verboten ist, wie der Genuss von Getreide, von dem noch keine Hebe abgeschieden ist, der Zehnt aber darf auch von dem Israeliten genossen werden; und so entscheidet auch die Halacha. Die Tochter eines Leviten, die mit einem Priester verlobt oder von einem Priester schwanger ist oder auf die Leviratsehe seitens eines Priesters wartet, ebenso die Tochter eines Priesters [in den gleichen Verhältnissen] zu einem Leviten darf weder Hebe noch Zehnt geniessen.25 D. h. man darf weder der Tochter eines Priesters noch der eines Leviten, die mit einem Leviten resp. einem Priester verlobt oder verheiratet ist, in der Tenne Zehnt resp. Hebe verabreichen, weil zu befürchten ist, dass man auch der Tochter eines Israeliten, die mit einem Leviten (oder Priester) verheiratet war und dann geschieden ist, Zehnt (oder Hebe) geben würde. Das מאורסת im letzten Satze ist nicht wörtlich zu nehmen, denn auch für die Verheiratete gilt dieses Verbot; es ist nur wegen des Parallelismus mit den ersten Sätzen der Mischna gewählt. Die Tochter eines Israeliten, die an einen Priester verheiratet ist, darf Hebe geniessen. Ist er gestorben und hat sie von ihm ein Kind, so darf sie Hebe geniessen.26 Vgl. Jeb. VII, 3. Ist sie an einen Leviten verheiratet,27 Nachdem sie aus der Ehe mit dem Priester ein Kind bekommen hat. so darf sie Zehnt geniessen;28 Aber nicht Hebe, obgleich ihr Kind am Leben ist; denn durch die Ehe mit dem Leviten verliert sie wieder die Zugehörigkeit zur Familie des Priesters, ist er gestorben und hat sie von ihm ein Kind, so darf sie Zehnt geniessen.29 Weil sie durch ihre Kinder noch als zur Familie des Leviten gehörig betrachtet wird. Aus diesem Grunde darf sie aber Hebe nicht geniessen; denn das scheinbar überflüssige ובת Lev. 22,13 (vgl. Jeb. VII, Note 47) will sagen: ebenso wie die Priestertochter, die mit einem Nichtpriester verheiratet war, nach dem Tode ihres Gatten nicht wieder Hebe geniessen darf, solange sie von diesem einen Nachkommen hat, darf auch die Tochter eines Israeliten, die mit einem Priester verheiratet war und von diesem ein Kind hatte, Hebe nicht mehr geniessen, sobald sie aus der Ehe mit einem Nichtpriester Nachkommen hat (Jeb. 87 a); erst nach dem Tode dieses Kindes darf sie wieder Hebe geniessen. Ist sie [dann] an einen Israeliten verheiratet, so darf sie weder Hebe noch Zehnt geniessen; ist er gestorben und hat sie von ihm ein Kind, so darf sie weder Hebe noch Zehnt geniessen; ist ihr Kind von dem Israeliten gestorben, so darf sie [wieder] Zehnt geniessen; ist ihr Kind vom Leviten gestorben, so darf sie [wieder] Hebe geniessen; ist ihr Sohn vom Priester gestorben, so darf sie weder Hebe noch Zehnt geniessen. Die Tochter eines Priesters, die an einen Israeliten verheiratet ist, darf keine Hebe geniessen;30 Lev. 22,12. ist er gestorben und hat sie von ihm ein Kind, so darf sie keine Hebe geniessen.31 Folgt aus Lev. 22, 13. Für das Weitere vergl. auch Note 29. Ist sie an einen Leviten verheiratet, so darf sie Zehnt geniessen; ist er gestorben und hat sie von ihm ein Kind, so darf sie Zehnt geniessen. Ist sie an einen Priester verheiratet, so darf sie Hebe geniessen; ist er gestorben und hat sie von ihm ein Kind, so darf sie Hebe geniessen. Ist ihr Kind von dem Priester gestorben, so darf sie Hebe nicht geniessen; ist ihr Kind von dem Leviten gestorben, so darf sie Zehnt nicht geniessen; ist ihr Kind von dem Israeliten gestorben, so darf sie in ihr Vaterhaus zurückkehren, und von dieser heisst es (Lev. 22, 13): „Sie darf zurückkehren in das Haus ihres Vaters, wie in ihrer Jugend, von dem Brote ihres Vaters darf sie essen.“ Chapter 10 Wenn man1 D. h. ein Zeuge. Der Plural אמרו ist hier nicht buchstäblich zu nehmen, denn erst der Schlusssatz der Mischna behandelt den Fall, dass zwei Zeugen auftreten. Vgl. auch Kerit. III, 1, Anfang. einer Frau, deren Gatte nach einem fernen Lande2 S. Jeb. II, Note 69. gegangen ist, meldet: „Dein Gatte ist gestorben,“ und sie sich verheiratet3 Auch wenn der zweite Gatte ihr nicht beiwohnt. und dann ihr [erster] Gatte zurückkommt, so muss sie von diesem wie von jenem getrennt werden4 Nach dem Grundsatze, dass die unzüchtige Frau sowohl ihrem Gatten als auch dem Manne verboten ist, der mit ihr Unzucht getrieben hat, vgl. Jeb. II, Note 68. Wenn auch sonst die Frau auf die Aussage nur eines Zeugen sich anderweitig verheiraten darf (Jeb. II, Note 72), so ist dies nur deshalb, weil man voraussetzt, dass die Frau wegen der eventuellen Folgen sich gewissenhaft versichern wird, ob sie eine neue Ehe eingehen darf; da dies aber hier nicht geschehen ist, macht sie sich strafbar. und von diesem wie von jenem einen Scheidebrief empfangen,5 Obgleich die zweite Ehe eine ungiltige ist, muss die Frau dennoch auch von dem zweiten Gatten einen Scheidebrief erhalten, da es sonst den Anschein haben könnte, als wäre die nach der Scheidung des ersten Gatten mit dem zweiten geschlossene Ehe ohne Scheidebrief getrennt worden. Diese Bestimmung ist nur rabbinisch. sie hat weder Anspruch auf die Ketuba,6 Weder auf die 100 resp. 200 Gulden, auf die die Ketuba lautet, noch auf das, was ihr der Mann darüber hinaus zugesichert (תוספת כתובה). noch auf die Früchte,7 D. h. auf Ersatz der Nutzung, die der zweite Gatte von ihren Niessbrauchsgütern hatte, bis der erste zurückkehrte. noch auf Verpflegung,8 Selbst auf Zahlung der Schulden, die sie zum Zwecke ihrer Verpflegung gemacht hat. noch auf [Ersatz für] die Abnutzung9 Der Güter des eisernen Fonds sowie der des Niessbrauchs; was jedoch von diesen Gütern in natura noch vorhanden ist, gehört ihr. weder bei diesem noch bei jenem [Gatten]; hat sie von dem einen oder dem andren etwas10 Von der Ketuba oder den Niessbrauchsgütern. entnommen,11 Nachdem der erste Gatte zurückgekehrt war. so muss sie es zurückerstatten;12 Was sie jedoch von dem zweiten Gatten vor der Rückkehr des ersten entnommen hatte, braucht sie nicht zu ersetzen, da durch die Aussage des Zeugen ihre zweite Ehe als eine rechtmässige angenommen wurde und sie daher mit Recht Ansprüche an den zweiten Gatten erheben konnte. das Kind von dem einen wie von dem andren ist ein Bastard;13 Ist das Kind von dem zweiten Gatten gezeugt, bevor die Ehe mit dem ersten geschieden war, so ist es nach der Thora ein Bastard, da die Beiwohnung einer fremden Ehefrau bei Todesstrafe verboten ist, s. Jeb. IV, 13. Ist es aber nach der Trennung der ersten Ehe gezeugt, so ist es nur nach den Rabbinen ein Bastard; desgleichen, wenn es vom ersten Gatten gezeugt ist, bevor die zweite Ehe geschieden war. War aber die zweite Ehe bereits geschieden, so ist das Kind kein Bastard, denn auch das Kind eines Mannes, der gesetzwidrig seine Geschiedene wieder ehelicht, nachdem sie anderweitig verheiratet gewesen, ist kein Bastard, da jener bei seiner Wiederverheiratung nur ein einfaches Verbot (Deut. 24,4) übertreten hat. So Maimonides. Nach Andren gilt das Kind auch dann (rabbinisch) als Bastard, wenn es von dem ersten Gatten gezeugt ist, nachdem die zweite Ehe getrennt war. Vgl. die Kommentare zu Eb. haëser Cap. 4, § 16. beide [Gatten] dürfen sich an ihr nicht verunreinigen,14 Wenn sie Priester sind und die Frau gestorben ist. Nach Lev. 21,4 darf der priesterliche Ehegatte sich nicht verunreinigen „an etwas, das ihn entweiht“ (להחלו), d. h. an seiner Frau, die für ihn zur Ehe verboten war (Jeb. 90 b); in unsrem Falle aber ist die Frau dem Priester zur Ehe verboten nach Lev. 21,7. und beide haben kein Anrecht an ihrem Funde15 Der Fund der Frau ist sonst nur deshalb dem Manne zugesprochen, um Feindschaft zwischen den Ehegatten zu verhüten, hier aber ist diese Besorgnis hinfällig, da die Ehe ohnedies getrennt werden muss. noch an ihrem Erwerbe,16 Der Erwerb der Frau ist sonst dem Manne nur als Entgelt für ihren Unterhalt zuerkannt; da aber hier der Mann die Frau nicht zu ernähren braucht, verliert er auch jenes Recht. noch das Recht ihre Gelübde zu lösen.17 Der Mann hat sonst nur deshalb das Recht, die Gelübde seiner Frau zu lösen, um sie eventuell vor Schande zu bewahren, wenn sie z. B. gelobt hat, sich einen Lebensgenuss zu versagen; hier aber fällt dieser Grund fort. Ist sie die Tochter eines Israeliten, so wird sie [dadurch] zur Priesterehe ungeeignet;18 Sie darf, wenn die Gatten gestorben sind, ohne dass die Ehe geschieden war, keinen Priester heiraten, weil sie als Unzüchtige (זונה Lev. 21,7) gilt. ist sie die Tochter eines Leviten, so darf sie keinen Zehnt,19 obgleich sonst einer Unzüchtigen der Genuss des Zehnt erlaubt ist, haben die Rabbinen in Falle die Frau bestraft. Nach R. Meïr (Jeb. IX, Note 24) darf sie ohnedies keinen Zehnt geniessen. ist sie die Tochter eines Priesters, so darf sie keine Hebe geniessen;20 Auch solche Hebe nicht, die nur nach den Rabbinen abzuscheiden ist. weder die Erben des einen, noch die Erben des andren erben ihre Ketuba;21 Da die Frau überhaupt keinen Anspruch auf die Ketuba hat (oben Note 6), so sind hier unter Ketuba die Voransprüche zu verstehen, die sonst ihre Söhne auf die Ketuba über ihren Kindesteil gehabt hätten, s. Ketub. IV, 10. wenn sie (die Gatten) gestorben sind, so müssen die Brüder des einen wie die Brüder des andren Chaliza erteilen,22 Die Brüder des ersten Gatten müssen nach der Thora Chaliza erteilen, da die erste Ehe eine rechtmässige war, während ihnen die Leviratsehe von den Rabbinen verboten ist; die Brüder des zweiten Gatten müssen nach den Rabbinen Chaliza erteilen, wie auch die Erteilung des Scheidebriefes seitens des zweiten Gatten nur rabbinisch ist. S. oben Note 5. dürfen aber nicht die Leviratsehe vollziehen. R. Jose sagt: ihre Ketuba ist zu Lasten des Vermögens ihres ersten Gatten.23 Der Ausdruck wie Jeb. IV, 4. Nach R. Jose erhält die Frau bei dem Ableben des ersten Gatten wohl die Ketuba. R. Elasar sagt: Der erste hat das Anrecht an ihrem Funde, an ihrem Erwerbe sowie das Recht ihre Gelübde aufzulösen.24 Nach R. Elasar soll man den Gatten wegen des Vergehens seiner Frau nicht bestrafen. R. Simon sagt: Die Beiwohnung oder die Erteilung der Chaliza seitens eines Bruders des ersten befreit ihre Nebenfrau,25 R. Simon ist der Ansicht, dass die Leviratsehe hier wohl vollzogen werden darf. Der Ausdruck פוטרת ist hier nur im Gegensatz zu Jeb. XIII, 8 gewählt, wo die Beiwohnung der einen Frau ihre Nebenfrau noch nicht befreit. und das Kind von ihm ist kein Bastard.26 Wenn der erste Gatte sie wieder zur Frau genommen. — Die Halacha entscheidet jedoch nicht nach der Ansicht dieser drei Tannaiten. Hat sie sich verheiratet, ohne [dass] Erlaubnis des Gerichtes [nötig gewesen wäre],27 Wenn nämlich zwei Zeugen den Tod ihres ersten Gatten ausgesagt haben, sodass sie sich ohne weiteres verheiraten durfte. so darf sie zu ihm wieder zurückkehren.28 Da sie vollständig unter dem Zwange eines Irrtums (אנוסה) handelte und daher straffrei ist. Nach der Halacha jedoch gelten alle Bestimmungen der Mischna auch für den Fall, dass der Tod des ersten Gatten von zwei Zeugen bestätigt wurde. Hat sie sich auf die Entscheidung des Gerichtes hin29 Wenn das Gericht auf Grund der Aussage nur eines Zeugen entschieden hat und der erste Gatte dann zurückkehrt. wieder verheiratet, so muss sie geschieden werden und ist frei vom Opfer;30 Diese Mischna vertritt nur die Ansicht des R. Jehuda (vgl. Hor. I, 1), nach der der Einzelne, der auf Grund einer irrtümlichen Entscheidung des Gerichtes ein Verbot übertreten, kein Sündopfer zu bringen braucht. Die Halacha entscheidet jedoch nach der Ansicht der Weisen, wonach er in diesem Falle wohl ein Opfer zu bringen hat. Nach ihnen ist bei einer irrtümlichen Entscheidung des Gerichtes das „Gemeinde-Sündopfer“ (פר העלם דבר Lev. 4, 14) zu bringen, wenn die Mehrheit der Bevölkerung oder die Mehrheit der jüdischen Stämme sich vergangen hat, ein gewöhnliches Sündopfer aber, wenn der Einzelne sich vergangen. [geschah es] nicht auf die Entscheidung des Gerichtes hin,31 Sondern auf Grund der Aussage zweier Zeugen. so muss sie geschieden werden und ein Opfer bringen. Die Kraft des Gerichtes hat [also] den Vorzug, denn sie befreit vom Opfer. Hat das Gericht entschieden, dass sie sich wieder verheiraten darf und sie schliesst eine verbotene Ehe,32 Eig. sie verdarb, handelte schlecht, indem sie z. B. als Witwe einen Hohenpriester heiratete. Wenn sie aber Unzucht trieb, braucht sie kein Opfer zu bringen, weil sie sich auf die Entscheidung des Gerichtes berufen kann, wonach sie als ledig gilt. so muss sie [dennoch] ein Opfer bringen, denn jenes hat ihr nur erlaubt, sich wieder zu verheiraten. Wenn man einer Frau, deren Gatte und Sohn nach einem fernen Lande gingen, gemeldet hat: „Dein Gatte ist gestorben und später ist Dein Sohn gestorben,“33 Die Frau ist also zur Leviratsehe nicht verpflichtet, da beim Tode des Gatten noch ein Nachkomme am Leben war. und sie sich wieder verheiratet,34 Mit einem Fremden. man35 D. h. zwei Zeugen, die das Alibi des ersten Zeugenpaares behaupten; s. Makk. I, 1. ihr aber später meldet, es sei umgekehrt gewesen,36 Die Frau sei also zur Leviratsehe verpflichtet gewesen. so muss sie geschieden werden,37 Weil ihre zweite Ehe gegen das Verbot Deut. 25,5 geschlossen ist. und sowohl das frühere wie das spätere Kind38 D. h. gleichviel, ob das Kind vor oder nach der Aussage des zweiten Zeugenpaares über den Tod des Gatten geboren ist. sind Bastarde.39 Diese Mischna vertritt nur die Ansicht des R. Akiba, Jeb. IV, 13, nach der jedes Kind, das aus einer verbotenen Ehe stammt, als Bastard gilt. Nach der Halacha (ibid.) ist jedoch das Kind in unserem Falle kein Bastard. Wenn man ihr gemeldet hat: „Dein Sohn ist gestorben und später ist Dein Gatte gestorben“, und sie ihren Schwager heiratet, man ihr aber später meldet, es sei umgekehrt gewesen, so muss sie geschieden werden,40 Weil ihre zweite Ehe gegen das Verbot Lev. 18,16 geschlossen ist. und sowohl das frühere als das spätere Kind sind Bastarde.41 Auch nach der Ansicht der Weisen, da diese Ehe mit der Strafe der Ausrottung (Lev. 18, 29) bedroht ist; vgl. Jeb. IV, 13. Wenn man ihr gemeldet hat: „Dein Gatte ist gestorben,“ und sie sich wieder verheiratet, man ihr aber später meldet: „er war [damals noch] am Leben, ist aber dann gestorben,“ so muss sie geschieden werden,42 Obgleich der erste Gatte bereits gestorben ist, muss die Ehe dennoch nach den Rabbinen getrennt werden, weil die Frau sich hätte vergewissern müssen, ob sie eine neue Ehe eingehen darf. und das frühere Kind43 Das zu Lebzeiten des ersten Gatten geboren ist. ist ein Bastard,44 Vgl. oben Note 13. das spätere45 Das nach dem Tode des ersten Gatten geboren ist. aber ist kein Bastard.46 Nach der Thora. Nach Einigen gilt das Kind rabbinisch als Bastard, vgl. Eb. haëser Cap. 17, § 57. Wenn man ihr gemeldet hat: „Dein Gatte ist gestorben,“ und sie [nur] getraut47 Aber nicht geehelicht. wurde, später aber ihr Gatte heimkehrt, so darf sie zu ihm zurückkehren;48 Hier wird sie nicht gezwungen ihre erste Ehe zu trennen, da anzunehmen ist, dass sie vor der Heimführung seitens des zweiten Gatten sich erst über ihre Berechtigung zur zweiten Eheschliessung vergewissern würde; und da eine verbotene Beiwohnung (oder Vereinigung der Gatten unter der Chuppa) noch nicht stattgefunden, braucht sie auch von dem zweiten Manne keinen Scheidebrief zu empfangen. Die oben Note 5 ausgesprochene Befürchtung ist hier nicht zutreffend. auch wenn ihr der [Gatte] einen Scheidebrief gegeben hat, macht er sie zur Priesterehe nicht ungeeignet.49 Da dieser Scheidebrief überflüssig war. Dieses folgerte R. Elasar, Sohn Matja’s, [also]: „und eine Frau, geschieden von ihrem Gatten…“50 „… sollen sie (die Priester) nicht nehmen“. (Lev. 21,7), aber nicht von einem Manne, der nicht ihr Gatte ist. Wenn man51 D. h. zwei Zeugen. Auf die Aussage nur eines Zeugen dürfte er deren Schwester nicht heiraten, da die Aussage eines einzelnen Zeugen nur dort genügend ist, wo über das betreffende Objekt keine Präsumtion vorwaltet (לא אתחזק אסורא); hier aber hat ihm die Schwester seiner Frau nach Lev. 18,18 als verboten zu gelten. einem Manne, dessen Gattin nach einem fernen Lande gegangen ist, gemeldet hat: „Deine Gattin ist gestorben,“ und er dann deren Schwester heiratet, später aber seine Gattin heimkehrt, so darf sie zu ihm zurückkehren,52 Die zweite Ehe war nichtig und gilt nur als Unzucht; durch die Unzucht aber mit der Schwester seiner Frau wird diese selbst ihm nicht verboten. Nur die Unzucht, die mit seiner Frau selbst getrieben ist, würde ihm die Fortsetzung der Ehe verbieten, was (Jeb. 95 a) aus den Worten ושכב איש אותה Lev. 5,13 abgeleitet wird. er darf die Verwandten der zweiten [Frau]53 Die Verwandten einer Frau, der ein Mann ausserehelich beigewohnt hat, sind diesem zur Ehe erlaubt, s. Jeb. XI,1. und die zweite darf seine Verwandten heiraten;54 Z. B. seinen Sohn, denn ein Sohn darf auch die Frau heiraten, der der Vater ausserehelich beigewohnt hat, entgegen der Ansicht des R. Jehuda (ibid.). ist die erste gestorben, so darf er die zweite heiraten.55 Das Verbot, die Schwester seiner Frau zu heiraten, hört mit dem Tode der letztern auf, was aus עליה בחייה Lev. 18,18 folgt. Wenn man ihm gemeldet hat: „Deine Gattin ist gestorben,“ er dann deren Schwester heiratet, man ihm aber später meldet: „sie war [damals noch] am Leben, ist aber dann gestorben,“ so ist das frühere Kind56 Das vor dem Tode der ersten Gattin geboren ist. ein Bastard, das spätere57 Das nach dem Tode der ersten Gattin geboren ist. aber ist kein Bastard.57a Die Worte והאחרון אינו ממזר sind eigentlich überflüssig, da er ja die zweite Frau behalten darf, s. oben Note 55. Sie sind nur wegen des Parallelismus mit dem entsprechenden Satze in der dritten Mischna hierhergesetzt. R. Jose sagt: wer für58 על ידי hier = für; diese Bedeutung finden wir öfter in der Mischna, z. B. השוקל על ידי כהן Schek. I,6 (7); אביו או רבו עוברין על ידו Meg. IV, 3; קוצץ אדם על ידי עצמו B. mezia VII,6. Andre [ihre Frau zur Ehe] ungeeignet macht, der macht [seine Frau] für sich ungeeignet;59 Diesen Satz des R. Jose erklärt der Talmud (Jeb. 95b) also: Aus den Worten des ersten (anonymen) Tanna מותרת לחזור לו geht hervor, dass die Frau (nennen wir sie Rahel) unter allen Umständen zu ihrem Gatten (Ruben) zurückkehren darf, gleichviel ob sie mit ihm verehelicht (נשואה) oder verlobt (ארוסה, d. h. ihm angetraut) war; selbst wenn deren Schwester (Lea) mit einem Andren (Simon) verheiratet gewesen und der Tod ihres Gatten nur durch einen Zeugen bestätigt war, woraufhin sie Ruben geheiratet, und Simon und Rahel, die für tot galten, zurückkehren, darf Ruben die ihm angetraute Rahel wieder zur Frau nehmen, während Lea zu Simon nicht zurückkehren darf, weil sie auf die Aussage nur eines Zeugen den Ruben geheiratet (vgl. oben Note 4). R. Jose hingegen sagt: Wenn Rahel, die dem Ruben nur angetraut war, und ihr Schwager Simon nach einem fernen Lande geben, Ruben sodann die Lea heiratet und jene schliesslich zurückkehren, so muss Ruben dieser zweiten Frau einen Scheidebrief geben; denn man wird annehmen, dass seine Ehe mit Rahel keine giltige war, weil irgend eine Bedingung, unter der diese Ehe vollzogen werden sollte, nicht erfüllt wurde, sodass er mit Recht deren Schwester Lea heiratete. Durch den Scheidebrief aber, den er dieser erteilen muss, damit es nicht den Anschein habe, als könnte eine giltige Ehe auch ohne solchen getrennt werden, bewirkt er, dass Simon seine frühere Gattin Lea nicht wieder zur Frau nehmen darf, damit man nicht glaube, er dürfe seine Geschiedene wieder heiraten, nachdem sie mit einem Andren (Ruben) verheiratet gewesen. Ebenso aber bewirkt er auch, dass ihm die ihm angetraute Rahel zur Ehe verboten wird, damit man nicht sage, er habe die Schwester seiner Geschiedenen (Lea) geheiratet, was nach der Thora verboten ist; vgl. Jeb. IV, Note 57. wer aber für Andre [ihre Frau] nicht ungeeignet macht, der macht auch [seine Frau] für sich nicht ungeeignet.60 Wenn Rahel mit Ruben verehelicht war und dieser auf die Kunde von ihrem Tode deren Schwester heiratet, so stellt sich durch die Rückkehr Rahels heraus, dass die zweite Ehe nur irrtümlich geschlossen war, da niemand seine Ehe als eine unzüchtige stempeln wird; Lea braucht daher keinen Scheidebrief zu empfangen, sondern darf ohne weiteres zu ihrem Gatten Simon zurückkehren Denn dass eine Ehefrau, die sich auf die Aussage eines einzelnen Zeugen anderweitig verheiratet hat, nicht zu ihrem ersten Gatten zurückkehren darf, ist nach R. Jose’s Ansicht nicht deshalb, weil sie sich über die Zulässigkeit ihrer zweiten Ehe nicht genügend vergewissert hat, sondern weil man glauben könnte, dass sie, obwohl geschieden, dennoch nach der Ehe mit einem Andren von ihrem ersten Gatten wieder zur Frau genommen würde, eine Befürchtung, die in unserem Falle nicht zutreffend ist. Ebenso darf nun auch Ruben seine erste Gattin Rahel behalten; denn da seine zweite Ehe nur irrtümlich geschlossen war, Lea mithin nicht als die von ihm Geschiedene gilt, ist die Annahme ausgeschlossen, dass es erlaubt sei, die Schwester seiner Geschiedenen zu heiraten. — Nach der Halacha jedoch (Jeb. 94 b) darf Rahel, wenn sie mit Ruben verehelicht war, zu diesem zurückkehren, wenn sie ihm aber nur angetraut war, nicht; Lea hingegen darf in keinem Falle zu ihrem Gatten Simon zurückkehren, s. Eb. haëser Cap. XV, § 27 u. 28. Meldet man jemand: „Deine Gattin ist gestorben,“ und er heiratet deren Schwester väterlicherseits, „sie61 D. h. meldet man ihm dann: „Diese letztere ist gestorben“. ist gestorben,“ und er heiratet deren Schwester mütterlicherseits,62 Die dritte Frau ist also mit der ersten nicht verwandt. „sie61 D. h. meldet man ihm dann: „Diese letztere ist gestorben“. ist gestorben,“ und er heiratet deren Schwester väterlicherseits,63 Die vierte Frau ist also weder mit der ersten noch mit der zweiten verwandt. „sie61 D. h. meldet man ihm dann: „Diese letztere ist gestorben“. ist gestorben,“ und er heiratet deren Schwester mütterlicherseits,64 Die fünfte Frau ist also mit den drei ersten nicht verwandt. und dann findet sich, dass alle am Leben waren, so sind ihm die erste, die dritte und fünfte [als Gattin] erlaubt,65 Diese drei Frauen sind nicht mit einander verwandt. Obgleich die dritte Frau die Schwester der zweiten ist, darf er jene dennoch behalten, da die Ehe mit der zweiten als mit der Schwester der ersten ungiltig ist und nur als Unzucht betrachtet wird; die Verwandten aber einer Frau, der ein Mann ausserehelich beigewohnt hat, sind diesem zur Ehe erlaubt, s. Jeb XI, 1. Desgleichen ist die Ehe mit der vierten Frau als mit der Schwester der dritten ungiltig, weil die Ehe mit der dritten rechtmässig geschlossen war; daher ist auch die Ehe mit der fünften wieder erlaubt. und sie befreien ihre Nebenfrauen,66 Von der Leviratsehe-Pflicht. Wenn nämlich der Gatte gestorben ist und ein Bruder an einer der Witwen die Leviratsehe vollzieht, so dürfen die andren Frauen sich anderweitig verheiraten. die zweite67 Als die Schwester der ersten, deren Ehe rechtmässig geschlossen war, s. Note 65. und vierte68 Als die Schwester der dritten. aber sind ihm verboten, and die Beiwohnung einer von diesen befreit ihre Nebenfrau nicht. Hat er der zweiten erst nach dem Tode der ersten beigewohnt,69 Wenn sich nämlich die Nachricht vom Tode der ersten bestätigt, aber die vom Tode der übrigen nicht. so sind ihm die zweite und vierte [als Gattin] erlaubt, und sie befreien ihre Nebenfrauen, die dritte70 Als die Schwester der zweiten, die er rechtmässig geheiratet. und fünfte71 Als die Schwester der vierten, die mit der zweiten nicht verwandt ist. aber sind verboten, und die Beiwohnung einer von diesen befreit ihre Nebenfrau nicht. Ein Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, kann [seine Schwägerin] für58 על ידי hier = für; diese Bedeutung finden wir öfter in der Mischna, z. B. השוקל על ידי כהן Schek. I,6 (7); עוברין על ידו אביו או רבו Meg. IV, 3; קוצץ אדם על ידי עצמו B. mezia VII,6. seine Brüder [zur Ehe] ungeeignet machen,72 Wenn er seiner Schwägerin beiwohnt oder die „Heiratsaussprache“ (Jeb. II, Note 8) an sie hält, weil er sie in gewissem Sinne dadurch erwirbt. Hat er ihr jedoch einen Scheidebrief oder die Chaliza erteilt, so würde dies keine rechtliche Giltigkeit haben; vgl. Jeb. XII, 4. und die Brüder können [sie] für ihn ungeeignet machen, nur dass er sie blos zuerst ungeeignet machen kann, die Brüder aber sie zuerst und zuletzt ungeeignet machen können.73 Nach dem Talmud (Jeb. 96 a) bezieht sich dieser Satz nur auf Maamar, d. h. nur wenn der Knabe zuerst die Heiratsansprache an die Schwägerin gehalten hat, macht er sie für die Brüder ungeeignet, während er, wenn zuerst die Brüder und dann erst er die Heiratsansprache an sie gehalten, sie für jene nicht ungeeignet macht. Wenn er dagegen der Schwägerin beigewohnt, so macht er sie auf jeden Fall für die Brüder ungeeignet, gleichviel ob die Beiwohnung vor oder nach der Heiratsansprache seitens der Brüder erfolgt ist. Wie [ist dies zu verstehen]?74 Dass nämlich die Beiwohnung des Knaben die Schwägerin immer für die Brüder ungeeignet macht. Wenn ein Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, seiner Schwägerin beiwohnt, so macht er sie für die Brüder ungeeignet;75 Auch wenn sie zuvor die Heiratsansprache an sie gehalten. wenn die Brüder ihr beiwohnen oder76 Das ו in ועשו ist hier = oder zu erklären. die „Heirats-Ansprache“ an sie halten oder ihr einen Scheidebrief geben oder die Chaliza erteilen, so machen sie sie für ihn ungeeignet.77 Und er darf sie nicht als Frau behalten. Wenn ein Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, seiner Schwägerin beiwohnt und nachher sein Bruder ihr beiwohnt, der neun Jahre und einen Tag alt ist, so macht er sie für jenen [als Gattin] ungeeignet.78 Obgleich sonst der Grundsatz gilt, dass eine Beiwohnung nach einer andren, ihr vorangegangenen, keine rechtliche Folge hat (Jeb. V, l), hat hier dennoch die Beiwohnung des zweiten die Wirkung, dass der erste sie nicht heiraten darf, weil die Beiwohnung eines Minderjährigen rechtlich dieselbe Folge hat, wie die Heiratsansprache eines Erwachsenen, nämlich die Wirkung einer rabbinisch giltigen Antrauung; Maamar aber hat auch nach einem andren, ihm vorangegangenen, rechtliche Folge, s. Jeb. V, 4. R. Simon sagt: er macht sie nicht ungeeignet.79 Nach R. Simon ist es zweifelhaft, ob ein Knabe durch Heiratsansprache oder Beiwohnung die Schwägerin vollständig oder gar nicht sich aneignet. Im ersteren Falle hätte die Beiwohnung seitens des zweiten Knaben keine rechtliche Folge und der erste dürfte sie behalten; im letzteren Falle hätte weder die Beiwohnung seitens des ersten noch die seitens des zweiten Knaben rechtliche Folge, und die Beiwohnung seitens des zweiten würde sie auch dann für den ersten nicht ungeeignet machen. — Die Halacha entscheidet jedoch nach der Ansicht des ersten Tanna. Wenn ein Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, seiner Schwägerin und nachher, deren Nebenfrau beiwohnt, so macht er sie [beide] für sich [zur Ehe] ungeeignet.80 Durch die Beiwohnung hat er sich jede einzelne in gewissem Sinne angeeignet (s. Note 72). Da er nun nicht zwei Frauen behalten darf, die als Witwen seines Bruders zurückbleiben (s. Jeb. IV, Note 77), und er eine von ihnen entlassen muss, so darf er auch die andre nicht heiraten nach dem Grundsatze: כיון שלא בנה שוב לא יבנה, dass, wenn er einmal das Haus seines Bruders nicht gebaut, d. h. die Pflicht der Leviratsehe nicht erfüllt hat, er es überhaupt nicht mehr bauen, also die Leviratsehe nicht mehr vollziehen darf; vgl. Jeb. IV, Note 83. R. Simon sagt: er macht sie nicht ungeeignet.81 Danach R. Simon die rechtliche Folge der Beiwohnung seitens eines Minderjährigen zweifelhaft ist, s. Note 79. Die Nebenfrau darf er aber nicht behalten, da er vielleicht die erste durch seine Beiwohnung sich angeeignet hat. Wenn ein Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, seiner Schwägerin beiwohnt und dann stirbt, so muss diese die Chaliza vollziehen, darf aber den Schwager nicht heiraten.82 Da die Beiwohnung seitens des Minderjährigen nur der Heiratsansprache eines Erwachsenen entspricht, die aber nach der Thora keine giltige Ehe bewirkt, war das Band der Leviratsehe-Pflicht gegenüber dem ersten, verstorbenen Gatten noch nicht gelöst. Durch den Tod des Knaben tritt also die Pflicht der Leviratsehe für den dritten Bruder infolge des Todes zweier Brüder ein. In einem solchen Falle aber hat nach Jeb. III, 9 (Note 58) nicht die Leviratsehe, sondern Chaliza stattzufinden. Hat er eine Frau83 Die nicht seine Schwägerin ist. geheiratet und ist dann gestorben,84 Mit Hinterlassung eines Bruders. so ist diese frei.85 Von Chaliza und Leviratsehe. Die Beiwohnung seitens des Minderjährigen stempelt die Frau nicht zu seiner Ehefrau, da er nach dem Gesetze erst dann als erwerbsfähig gilt, wenn sich bei ihm die Zeichen der Pubertät zeigen. Nur in Bezug auf seine Schwägerin hat seine Beiwohnung dieselbe rechtliche Folge wie Maamar eines Erwachsenen, weil sie mit ihm durch das Band der Leviratsehe-Pflicht verbunden ist. Wenn ein Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, seiner Schwägerin beiwohnt und nachdem er erwachsen ist, eine andre Frau heiratet und dann stirbt, so muss, wenn er der ersten nicht beigewohnt hat, nachdem er erwachsen war, die erste86 Die Schwägerin. die Chaliza vollziehen, darf aber den Schwager nicht heiraten,87 Da er als Erwachsener der ersten nicht beigewohnt, hat er die Pflicht der Leviratsehe noch nicht erfüllt, sodass für den dritten Bruder die Pflicht der Leviratsehe infolge des Todes zweier Brüder eintritt, vgl. Note 82. und die zweite darf die Chaliza vollziehen oder den Schwager heiraten.88 Der Tanna dieser Mischna folgt nicht der Ansicht des Tanna Jeb. III, 9, nach dem auch die Nebenfrau nur Chaliza, aber nicht die Leviratsehe vollziehen darf. Die Halacha entscheidet nach der letztern Ansicht. R. Simon sagt: er darf die Leviratsehe vollziehen, an welcher [von beiden] er will,89 Da nach R. Simon (s. Note 79) die rechtliche Wirkung der Beiwohnung seitens eines Minderjährigen, die dem Maamar eines Erwachsenen entspricht, fraglich ist; vgl. Jeb. III, Note 60. und muss [dann] der andren die Chaliza erteilen.90 Weil sie, falls die Beiwohnung des Knaben gar keine rechtliche Wirkung hat, nicht die Nebenfrau der andren ist, durch deren Leviratsehe sie etwa frei werden könnte. Andrerseits darf er nicht beide heiraten, weil der Knabe sich die Frau durch seine Beiwohnung vollständig angeeignet hat, der Levir aber nicht zwei von einem Bruder hinterlassene Witwen heiraten darf (s. Note 80). Es ist gleichviel,91 D. h. die Gesetze, die in den Mischnas 6—9 enthalten sind, gelten in gleicher Weise für einen Minderjährigen wie für einen Erwachsenen, der aber noch nicht die Zeichen der Mannbarkeit hervorgebracht. ob er neun Jahre und einen Tag alt ist oder ob er zwanzig Jahre alt ist, aber noch nicht zwei Haare92 S. Jeb. VII, Note 24. hervorgebracht hat.93 Solange er nicht dieses Pubertätszeichen hat, gilt er als Minderjähriger, jedoch nur bis er 35 Jahre und einen Tag alt ist, d. h. den grösseren Teil des biblischen Alters (Ps. 90, 10) zurückgelegt hat; Jeb. 97a. Zeigt es sich bei ihm auch dann noch nicht, so gilt er als ein von Natur Verstümmelter, s. Jeb. VIII, Note 35. Chapter 11 Man darf die nahen Verwandten1 על hier = neben, zu, wie על נשיו Gen. 28, 9. einer Frau heiraten, die man vergewaltigt oder verführt hat.2 Jeb. 97a wird aus dem Ausdruck יקח Lev. 20, 14 und תקח Lev. 18, 18 abgeleitet, dass nur die eheliche Verbindung, aber nicht ein blos geschlechtlicher Umgang Verwandtschaft begründet; der letztere wird mit שכב bezeichnet, Lev. 20, 11—13. Wenn daher jemand einer Frau ausserehelich beiwohnt, so darf er ihre Tochter, Mutter, Schwester u. s. w. ehelichen, da er mit diesen noch nicht als verwandt gilt und somit die sonst durch die Ehe eintretenden Eheverbote hier nicht statthaben. Nach den Rabbinen ist jedoch dem Manne diese Ehe erst nach dem Tode der Vergewaltigten oder Verführten gestattet, weil sonst zu befürchten ist, dass er dieser noch beiwohnen wird, nachdem er bereits ihre Verwandte geehelicht, was aber strafbar ist, s. weiter. Wer die nahen Verwandten seiner Ehefrau vergewaltigt oder verführt, ist schuldig.3 Todes oder Ausrottungsstrafe, Lev. 20, 14 und 18, 29. Man darf die von seinem Vater Vergewaltigte oder Verführte sowie die von seinem Sohne Vergewaltigte oder Verführte heiraten.4 Weil die aussereheliche Beiwohnung keine Verwandtschaft begründet, s. Note 2. R. Jehuda verbietet die vom Vater Vergewaltigte oder Verführte [dem Sohne zur Ehe].5 R. Jehuda deutet die Worte ולא יגלה כנף אביו Deut. 23, 1 dahin, dass der Sohn nicht „das Gewand aufdecken“ darf, welches der Vater bereits (gewaltsam) aufgedeckt hatte; dass aber in diesem Verse die Vergewaltigte gemeint sei, lehre sein unmittelbarer Anschluss an Deut. 22, 28—29, wo auch von der Vergewaltigten die Rede ist. Die Halacha entscheidet jedoch nicht nach der Ansicht des R. Jehuda. Wenn mit einer Proselytin auch ihre Söhne [zum Judentum] übertreten, so erteilen diese6 Falls einer von ihnen verheiratet war und kinderlos stirbt. nicht die Chaliza und vollziehen nicht die Leviratsehe,7 Da das Leviratsehe-Gesetz nur bei Brüdern, Söhnen eines Vaters gilt (s. Jeb. I, Note 15); hier aber gelten die Söhne nicht als Brüder, weil der nichtjüdische Vater zwischen seinen jüdischen Kindern keine Verwandtschaft begründet. Sie dürfen daher nach der Thora ihre Schwägerinnen heiraten, auch wenn diese Kinder haben; die Rabbinen haben es jedoch verboten, weil man sie leicht mit geborenen Israeliten verwechseln könnte. selbst wenn der erste empfangen wurde, als die Heiligkeit8 Der jüdischen Religion. noch nicht auf ihr ruhte und empfangen wurde, als bereits die Heiligkeit auf ihr ruhte,9 D. h. also, bevor sie übergetreten war. der zweite aber empfangen und geboren wurde, als bereits die Heiligkeit auf ihr ruhte.10 Obgleich beide Söhne erst nach dem Übertritt der Mutter geboren wurden, sie also scheinbar als Israeliten gelten könnten, darf die Witwe sich dennoch ohne Chaliza anderweitig verheiraten, da das Leviratsehe-Gesetz hier nicht statt hat; die Leviratsehe darf jedoch nach den Rabbinen nicht vollzogen werden. Dasselbe ist der Fall, wenn mit einer Sklavin auch ihre Söhne freigelassen werden.11 Obwohl die Söhne eines Sklaven nicht als Verwandte gelten (עבד אין לו חיים Jeb. 62 a), dürfen sie dennoch nach den Rabbinen ihre Schwägerinnen nicht heiraten. Wenn die Kinder12 D. h. Söhne. von fünf12a Die Zahl ist hier beliebig und wohl nur mit Rücksicht auf das Ereignis Kid. II, 7 gewählt; vgl. auch Jeb. XV, 7. Frauen vertauscht wurden,13 Jede Frau aber ausserdem noch je einen Sohn hat, die nicht vertauscht wurden. diese Vertauschten heranwachsen, Frauen heiraten und sterben:14 Ohne Kinder zu hinterlassen. so müssen vier [von den überlebenden Söhnen]15 Die nicht vertauscht waren. einer Frau die Chaliza erteilen,16 Weil es bei jedem zweifelhaft ist, ob er nicht an der Frau als seiner Schwägerin die Leviratsehe vollziehen müsste. und der andre (der fünfte) darf dann an ihr die Leviratsehe vollziehen;17 Ist sie nämlich die Frau seines verstorbenen Bruders, so vollzieht er an ihr die Leviratsehe, ist sie es aber nicht, so hat ihr ja ihr wirklicher Schwager bereits die Chaliza erteilt. sodann erteilt dieser nebst drei (überlebenden Söhnen] einer [andren] Frau die Chaliza, und der andre (der fünfte) darf dann an ihr die Leviratsehe vollziehen17 Ist sie nämlich die Frau seines verstorbenen Bruders, so vollzieht er an ihr die Leviratsehe, ist sie es aber nicht, so hat ihr ja ihr wirklicher Schwager bereits die Chaliza erteilt. [u. s. w.].18 Die Beiden, die die Leviratsehe vollzogen, und zwei andre Söhne erteilen der dritten Witwe die Chaliza und der fünfte heiratet sie u. s. w. Es ergiebt sich also, dass jede Frau viermal die Chaliza und dann erst die Leviratsehe vollzieht.19 Es darf nicht einer der Söhne eine Witwe ehelichen, bevor die vier andren ihr die Chaliza erteilt haben, weil sie vielleicht nicht die Frau seines Bruders und somit noch dem Levir zur Ehe verpflichtet ist. Gesetzlich dürfte auch einer sämtliche Witwen heiraten, nachdem die vier andren ihnen die Chaliza erteilt haben; die Anordnung der Mischna ist jedoch vorzuziehen, weil es danach möglich ist, dass gerade der eine, der die eine der Witwen heiratet, die Pflicht der Leviratsehe erfüllt, wenn nämlich diese wirklich seine Schwägerin ist. Wenn das Kind einer Frau mit dem Kinde ihrer Schwiegertochter vertauscht wurde, die Vertauschten heranwachsen, Frauen heiraten und sterben: so müssen die Söhne der Schwiegertochter20 Die sie ausser dem Vertauschten hatte. die Chaliza erteilen, dürfen aber die Leviratsehe nicht vollziehen, weil es zweifelhaft ist, ob sie21 D. h. jede der beiden Witwen. die Frau des Bruders oder die Frau des Vaterbruders22 Die ihm nach Lev. 18, 14 zur Ehe verboten ist. ist; die Söhne der Grossmutter jedoch dürfen die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen,23 Nachdem die Söhne der Schwiegertochter ihnen zuvor die Chaliza erteilt haben. denn es ist [nur] zweifelhaft, ob sie die Frau des Bruders oder die Frau des Brudersohnes24 Die zur Ehe erlaubt ist. ist. Wenn aber die Unbezweifelten25 D. h. die Söhne beider Frauen, über deren Abstammung kein Zweifel besteht. sterben, so müssen die Vertauschten den Witwen der Söhne der Grossmutter die Chaliza erteilen, dürfen aber an ihnen nicht die Leviratsehe vollziehen, weil es zweifelhaft ist, ob sie die Frau des Bruders oder die Frau des Vaterbruders ist; der Witwe jedoch des Sohnes der Schwiegertochter26 Die Lesart in Parenthese ist die bessere, da das לבני הכלה dem לבני הזקנה gegenübersteht, während für beides בני התערובות Subject bleibt. erteilt der eine (der Vertauschten) die Chaliza, und der andre darf sie dann heiraten.27 War es nämlich der Sohn der Schwiegertochter, der die Chaliza erteilte, so darf der andre die Witwe heiraten, da sie die Frau seines Brudersohnes ist, der ihr rechtmässiger Schwager bereits die Chaliza erteilte; war es aber der Sohn der Grossmutter, der die Chaliza erteilte, so wird dieser Act als von einem Fremden und nicht vom Levir vollzogen, als nicht geschehen betrachtet, und der andre vollzieht an ihr rechtmässig die Leviratsehe. Wenn das Kind einer Priestergattin mit dem ihrer Sklavin vertauscht wurde, so dürfen sie Hebe geniessen,28 Denn auch der Sklave eines Priesters darf Hebe geniessen, Lev. 22,11. erhalten [nur] gleichzeitig28a אחד hier = כאחד, zusammen, gleichzeitig. ihren Anteil in der Tenne,29 Die Mischna folgt hier der Ansicht des R. Jehuda, nach dem man dem Sklaven eines Priesters nur in Gegenwart seines Herrn Hebe verabreichen darf, um dem Irrtum vorzubeugen, als wäre jener auch von priesterlicher Abkunft. dürfen sich nicht an Toten verunreinigen30 Weil bei jedem der Zweifel besteht, ob er nicht ein Priester ist. Wenn jedoch der Vater des einen gestorben ist und jener Priester war, so dürfen die Vertauschten auf jeden Fall sich an dem Toten verunreinigen. und weder [zur Priesterehe] geeignete noch ungeeignete Frauen heiraten.31 Die zur Priesterehe Geeigneten dürfen sie nicht heiraten, da es bei jedem Einzelnen fraglich ist, ob er nicht ein Sklave ist, und die Ungeeigneten nicht, da es bei jedem einzelnen fraglich ist, ob er nicht ein Priester ist. Wenn die Vertauschten herangewachsen sind und sich gegenseitig freigelassen haben,32 Nach Jeb. 100 a zwingt sie das Gericht, einander freizulassen, weil sie sonst weder eine Freie (als Sklaven) noch eine Sklavin (als Freie) heiraten dürften. Tem. 8a und Git. 42b wird diese Mischna mit der Variante משחררין zitiert. so dürfen sie nur [zur Priesterehe] geeignete Frauen heiraten und sich an Toten nicht verunreinigen;32a Weil jeder möglicherweise ein Priester ist. haben sie sich jedoch verunreinigt, so erhalten33 ספג eig. etwas mit einem Schwamm aufnehmen, vgl. σπογγίζω; in Verbindung mit ארבעים sc. מלקות = Schläge, Geisselhiebe erhalten. Die Zahl 40 entspricht nur dem biblischen Ausdruck Deut. 25, 3; nach der Tradition waren es nur 39 Hiebe, s. Makk. III,10. sie die vierzig [Geisselhiebe] nicht;34 Da die Abkunft jedes Einzelnen zweifelhaft ist, so kann jeder behaupten, er sei kein Priester. sie dürfen Hebe nicht geniessen, haben sie sie jedoch genossen, so brauchen sie den vollen Wert und das Fünftel35 Lev. 22, 14. nicht zu ersetzen;36 Weil jeder von Beiden behaupten kann, er sei ein Priester, der Priester aber, der die Hebe von ihnen einfordern wolle, zuvor nachweisen müsse, dass sie keine Priester sind. Sie müssen jedoch die entsprechende Menge als Hebe abscheiden und dürfen sie dann nach Belieben einem Priester verkaufen, weil die Zahlung des vollen Wertes und des Fünftels auch sonst nicht sowohl als Entschädigung des Priesters, denn als „sühnende Wiederherstellung“ (כפרה) der heiligen Hebe zu betrachten ist (Tos.). sie erhalten keinen Anteil in der Tenne;37 Selbst wenn sie gleichzeitig dort erscheinen und jeder seinen Anteil fordert, indem er erklärt: Bin ich ein Priester, so gieb meinen Anteil mir als Priester, und ist mein Genosse ein Priester, so gieb ihn mir für jenen; denn sie könnten sonst leicht die ihnen verbotene Hebe für erlaubt halten. sie dürfen die Hebe38 Von ihrer eigenen Ernte. Sie brauchen diese Hebe nicht einem Priester zu schenken, weil dieser erst beweisen müsste, dass sie in der Tat keine Priester sind. verkaufen und den Erlös behalten; sie haben keinen Anteil an den Heiligtümern des Tempels,39 Weder an Opfern, noch selbst an den Fellen der Opfertiere oder dem Banngut (Num. 18, 14), weil sie ihre priesterliche Abkunft nicht erweisen können. man übergiebt ihnen keine Heiligtümer40 Damit sie sie etwa selbst darbringen oder auch nur einem beliebigen Priester, der nicht gerade Dienst in der Wochen-Abteilung hat, zum Darbringen weitergeben. Auch das Erstgeborene vom Vieh (Num. 18, 17.18) giebt man ihnen nicht. und fordert die ihrigen von ihnen nicht heraus;41 D. h, man zwingt sie nicht, ihre Opfer den Priestern der betreffenden Wochen-Abteilung zum Darbringen zu übergeben; sie können vielmehr jeden beliebigen Priester damit beauftragen. Desgleichen fordert man ihnen das Erstgeborene ihres Viehs nicht ab. sie sind frei [vom Abscheiden] von Vorderfuss, Kinnbacken und Magen;42 Das sind die Teile, die man von jedem geschlachteten und geniessbaren Tiere (ausser von Opfern und Wild) den Priestern geben musste. Deut. 18, 3. sein43 D. h. jedes Einzelnen. Man hätte eigentlich, analog den vorhergehenden Sätzen. ובכורן erwarten sollen; allein dies könnte zu dem Irrtum verleiten, dass sie nur deshalb ihr Erstgeborenes nicht dem Priester zu geben brauchen, weil an diesem Tier auch ein Priester Anteil hat, wie ja auch sonst (Chul. X, 3) der Israelit von den priesterlichen Abgaben befreit ist, sobald ein Priester Anteil an dessen Tiere hat; s. S. Straschun in seinen Noten zu Jeb. 99b. erstgeborenes [Tier] muss weiden, bis es einen Fehler bekommt,44 יסתאב ist Hithpaël von סאב (bibl.-hebr. שיב) = alt, hinfällig, mit Leibesfehlern behaftet werden. — Man kann sie nicht zwingen, das Tier einem Priester zu geben, da ihre nichtpriesterliche Abkunft nicht zu erweisen ist; sie selbst aber dürfen es, wenn ein Priester es dargebracht hat, nicht geniessen, da ein Erstgeborenes, das fehlerfrei ist, nur von Priestern gegessen werden darf, Num. 18, 18. Hat das Tier aber einen Fehler bekommen, so dürfen sie es wie jeder andre Israelit geniessen, Deut. 15, 22. Die Priester können nicht klagen, dass sie ihnen eine Abgabe entzogen hätten, da sie erst nachweisen müssen, dass jene keine Priester sind. und man legt ihnen die Erschwerungen der Priester und die der Israeliten auf.45 Nach Jeb. 100a bezieht sich dieser Schlusssatz der Mischna auf das von ihnen gebrachte Speiseopfer (Mincha). Wenn nämlich ein Nichtpriester ein Speiseopfer brachte, so musste davon eine Hand voll (Komez) abgeschieden und auf dem Altar dargebracht werden, während der Best den Priestern gehörte, Lev. 2, 1—3. Brachte aber ein Priester ein Speiseopfer, so musste es vollständig in Rauch aufgehen und durfte auch nicht zum Teil verzehrt werden, Lev. 6, 13—16. In unsrem Falle nun musste Komez abgeschieden und verbrannt werden, da bei jedem Darbringenden möglich ist, dass er ein Nichtpriester ist; der Rest aber muss gleichfalls verbrannt werden, da jeder möglicherweise ein Priester ist. Obwohl schliesslich beides verbrannt wird, darf dennoch das Abscheiden des Komez nicht unterbleiben, da dies die Giltigkeit des Speiseopfers ebenso bedingt, wie etwa das Schlachten des Tieres die des Tieropfers. Wenn eine Frau nach [der Trennung46 Durch Scheidung oder Todesfall. von] ihrem Gatten nicht drei Monate gewartet, sondern geheiratet und geboren hat und man nicht weiss, ob es ein Neunmonatskind (aus der Ehe) des ersten oder ein Siebenmonatskind (aus der Ehe) des zweiten Gatten ist und sie noch Söhne vom ersten und vom zweiten Gatten hat: so müssen diese die Chaliza erteilen,47 Der Frau des Sohnes, dessen Abstammung zweifelhaft ist. Je einer der Söhne aus erster und aus zweiter Ehe muss dieser die Chaliza erteilen, da er vielleicht ein Bruder des Verstorbenen väterlicherseits ist. dürfen aber die Leviratsehe nicht vollziehen;48 Da bei Jedem zu befürchten ist, dass er nur ein Bruder des Verstorbenen mütterlicherseits ist, die Leviratsehe aber nur bei Söhnen eines Vaters stattfinden darf, s. Jeb. I, Note 15. ebenso muss er49 Der Sohn, dessen Abstammung zweifelhaft ist. ihnen50 D. h. ihren Witwen. die Chaliza erteilen, darf aber die Leviratsehe nicht vollziehen. Hat er Brüder von ihrem ersten und von ihrem zweiten Gatten, aber nicht von derselben Mutter, so darf er die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen,51 An der Witwe des Bruders vom ersten oder vom zweiten Gatten. Ist er nämlich wirklich der Bruder väterlicherseits, so vollzieht er mit Recht die Leviratsehe; ist er es nicht, so ist er mit der Witwe überhaupt nicht verwandt und darf sie gleichfalls heiraten. Die Mischna handelt hier von dem Fall, dass er der einzige überlebende Sohn ist; denn wäre noch ein zweiter vorhanden, so wäre zu befürchten, dass die Jebama [gegen das Gesetz Deut. 25,5] einen Fremden heiratet, wenn nämlich jener kein Bruder des letzteren ist. Das אחים ist hier nicht zu urgieren oder auch so zu erklären, dass noch ein Sohn geboren wurde, nachdem an der Witwe die Leviratsehe vollzogen war. von jenen aber muss der eine52 Der Sohn des ersten oder des zweiten Gatten. die Chaliza erteilen und der andre53 Der Sohn des zweiten oder des ersten Gatten. darf dann die Leviratsehe vollziehen.54 Die Befürchtung, dass die Jebama einen Fremden heiratet (Note 51), trifft hier nicht zu, da sie ja bereits Chaliza vollzogen hat, es ihr also freisteht, sich anderweitig zu verheiraten. War der eine [dieser Gatten] ein Israelit, der andre ein Priester, so darf er49 Der Sohn, dessen Abstammung zweifelhaft ist. nur eine [zur Priesterehe] geeignete Frau heiraten und sich an Toten nicht verunreinigen,55 Da er vielleicht der Sohn des Priesters ist. hat er sich jedoch verunreinigt, so erhält er nicht die vierzig [Geisselhiebe];56 Da er vielleicht der Sohn des Israeliten ist. — Zu diesem wie zu den folgenden Sätzen dieser Mischna vgl. oben Note 33—45. er darf Hebe nicht geniessen, hat er sie jedoch genossen, so braucht er den vollen Wert und das Fünftel nicht zu ersetzen; er erhält keinen Anteil in der Tenne; er darf die Hebe verkaufen und den Erlös behalten, er hat keinen Anteil an den Heiligtümern des Tempels, man giebt ihm keine Heiligtümer und fordert die seinigen nicht von ihm heraus; er ist frei [vom Abscheiden] von Vorderfuss, Kinnbacken und Magen; sein erstgeborenes [Tier] muss weiden, bis es einen Fehler bekommt, und man legt ihm die Erschwerungen der Priester und die der Israeliten auf. Waren beide [Gatten] Priester, so muss er um sie und sie müssen um ihn trauern;57 Er darf, wenn die Gatten gestorben sind, am Tage der Bestattung weder Dienst im Tempel verrichten, noch Heiligtümer geniessen, was Seb. 101b aus Lev. 10,19 abgeleitet wird. Das Gleiche gilt von den Gatten, wenn der Sohn gestorben ist. Die Mischna kann hier nicht von dem Falle handeln, dass die Frau binnen drei Monaten nach dem Tode des ersten Gatten sich wieder verheiratet hat, da sonst die folgenden Worte: „sie (also beide Gatten) trauern um ihn“ unverständlich wären; auch nicht von dem Falle, dass sie vom ersten Gatten geschieden wurde, da sonst der Sohn beim Tode des ersten Gatten sich an diesem jedenfalls verunreinigen dürfte, während die Mischna ihm dieses verbietet. Ist er nämlich der Sohn des ersten Gatten, so darf er sich an diesem als an seinem Vater verunreinigen, Lev. 21, 2; ist er aber der Sohn des zweiten Gatten, so darf er sich auch an jenem verunreinigen, da er ja als Sohn einer Geschiedenen, die einen Priester geheiratet, ein Entweihter (חלל) ist, dem die Verunreinigung überhaupt nicht verboten ist. Die Mischna kann endlich auch nicht von dem Falle handeln, dass die beiden Männer ihr ausserehelich beigewohnt haben, wodurch der Sohn nicht zum Entweihten wird; denn er dürfte dann nach den Rabbinen keinen Tempeldienst verrichten, weil im Anschluss an die Worte והיתה לו ולזרעו אחריו ברית כהנת עולם Num. 25, 13 gelehrt wird, dass nur derjenige als vollberechtigter Priester gilt, der seinen priesterlichen Vater mit Bestimmtheit nachweisen kann, während er nach dem Schlusssatze der Mischna zum Tempeldienst wohl zugelassen wird. Es kann vielmehr hier nur davon die Rede sein, dass der erste Gatte die Frau nur unter einer bestimmten Bedingung sich angetraut hatte, die aber dann nicht erfüllt wurde. In einem solchen Falle ist die Ehe ungiltig, und die Frau darf auch ohne Scheidebrief einen andren Mann heiraten; der Sohn ist demnach ein legitimer Priester. er darf sich nicht an ihnen und sie dürfen sich nicht an ihm verunreinigen;58 Da es bei jedem Manne zweifelhaft ist, ob er der Vater ist. er beerbt sie nicht,59 Denn die sicheren Erben, z. B. die Söhne jedes Gatten können von ihm den Beweis verlangen, dass er wirklich ihr Bruder sei. Wenn keine Söhne, sondern nur Brüder der Gatten hinterblieben sind, so ist es fraglich, ob er erbberechtigt ist, da ihm jeder entgegenhalten kann, er sei bestimmt mit dem Verstorbenen verwandt, was jener nicht mit Bestimmtheit behaupten kann; s. die Bemerkung des R. Akiba Eger z. St. sie aber beerben ihn;60 Zu gleichen Teilen, wenn er keine Kinder hinterlassen; denn der Vater geht allen seinen Nachkommen vor, die nicht Descendenten des Verstorbenen sind, s. B. bathra VIII, 2 u. Note 19. er ist straffrei, wenn er den einen oder den andren schlägt oder ihm flucht;61 D. h. wenn er das Verbrechen gegen die beiden Männer nicht gleichzeitig begeht. Die Mischna folgt hier der Ansicht des R. Jehuda, nach der die Verwarnung, die zur Straffälligkeit einer verbotenen Handlung erforderlich ist, nur dann wirksam ist, wenn über die Übertretung des Verbotes kein Zweifel besteht (התראת ספק לא שמה התראה); hier aber konnte die Verwarnung nicht wirksam sein, da es in jedem einzelnen Falle zweifelhaft war, ob er das Verbrechen wirklich gegen seinen Vater verübt. Hat er es jedoch gleichzeitig gegen Beide begangen, so ist er strafbar, da der eine sicherlich sein Vater ist. Die Verbote s. Ex. 21, 15. 17. er zieht auf62 Um den Tempeldienst zu verrichten. mit der [Wochen-] Abteilung63 S. Taanith II, 6. Es gab 24 Priesterabteilungen, von denen jede eine Woche den Tempeldienst zu verrichten hatte. Jede Abteilung zerfiel wiederum in 6 Familien-Abteilungen, בתי אבות, von denen jede an je einem Wochentage Dienst hatte. des einen und des andren,64 D. h. die Familie jedes Einzelnen kann, wenn ihre Wochenabteilung gerade Dienst hat, ihn zwingen, einen Teil ihrer Arbeiten im Tempel zu übernehmen, damit man nicht die Ehre dieser Familie angreife (משום פגם משפחה Jeb. 101a) und sage, dass ein Mitglied derselben zum Tempeldienst untauglich sei. erhält aber keinen Anteil [mit ihnen];65 An den Opfern; denn jede Abteilung kann von ihm den Beweis verlangen, dass er gerade zu ihr gehöre. waren jedoch beide in einer [Wochen-] Abteilung,66 Und zugleich in derselben Familienabteilung; denn sonst könnte jede derselben den gleichen Beweis verlangen. so erhält er einen einfachen Anteil. Chapter 12 Die Chaliza muss vor drei Richtern geschehen,1 Der Plural הזקנים Deut. 25, 7 bedeutet zunächst zwei Richter; da aber ein Gericht nicht aus einer geraden Zahl von Richtern bestehen darf (אין ב״ד שקול Sanh. I, 6), so muss noch eine Person hinzutreten. auch wenn diese [sonst] Laien sind.1a Sie müssen nur imstande sein, die vorgeschriebenen Formeln (s. Mischna 6) richtig vorzutragen. Nach der Halacha jedoch sollen noch zwei Personen zugezogen werden, damit der Act öffentlich und feierlich vollzogen werde, vgl. Jeb. II, Note 81. Vollzieht sie die Chaliza mit einem Schuh,2 Aus weichem Leder. so ist die Chaliza giltig;3 Man soll aber nicht von vornherein einen solchen Lederschuh verwenden, da zu befürchten ist, dass die Frau an einem solchen die Chaliza auch dann vornehmen würde, wenn er zerrissen ist; in diesem Falle aber wäre die Chaliza unter allen Umständen ungiltig, da der zerrissene Lederschuh den Fuss nicht genügend schützt, vgl. weiter Note 5. mit einer Filzsocke,4 Impilia (lat.) vom griech. πἰλος = Filz. Raschi z. St. erklärt es durch קלצו״ן = französ. chausson [vom lat. calceus], ein Filzschuh ohne Absatz, wie man ihn beim Spielen, Fechten u. dergl. trug. so ist die Chaliza ungiltig;5 Weil die Filzsocke den Fuss nicht genügend schützt. Dass aber diese Eigenschaft erforderlich ist, folgt aus dem Ausdrucke נעלו Deut. 25, 9, der einen Gegenstand bedeutet, der den Fuss „verwahrt, einschliesst“, und dass der Schuh aus Leder sein muss, findet der Talmud (Jeb. 102 b) in ואנעלך תחש Ez. 16, 10 angedeutet. mit einer Sandale,6 Σάνδαλον, ein Schuh aus festem Leder, der aus einer Sohle und niedrigen Seitenteilen besteht und mit Riemen befestigt wird. woran eine Sohle7 Nach Raschi bedeutet עקב eine Sohle. Dieser scheinbar überflüssige, weil selbstverständliche Satz ist nur wegen des Nachsatzes hinzugefügt, nach welchem die Chaliza, die an einer Sandale ohne Sohle vollzogen ist, als ungeschehen betrachtet wird. עקב kann aber auch den Absatz, den Teil der Sandale bedeuten, der die „Ferse“ bedeckt, vgl. Bertinoro zu Kelim XXVI, 4. Die Mischna lehrt dann Folgendes: Eigentlich muss es eine Sandale sein, an der sich Absatz und Sohle befinden. Fehlt jedoch die Sohle, aber der Absatz ist vorhanden, so ist die Chaliza, wenn geschehen, als giltig zu erklären, weil der Absatz den Fuss dermassen schützt, dass er sein Ausgleiten verhindert; fehlt aber auch der Absatz, dann ist die Chaliza unter allen Umständen ungiltig. ist, so ist sie giltig; woran keine Sohle ist, so ist sie ungiltig; von dem Knie abwärts,8 D. h. wenn die Riemen unterhalb des Knies befestigt sind; jerus. T. z. St. so ist die Chaliza giltig,9 Das מעל רגלו Deut. 25, 9 bedeutet auch den Teil des Beines, der unmittelbar oberhalb des Fusses ist. von dem Knie aufwärts, so ist die Chaliza ungiltig.10 Nach Raschi ist der Schlusssatz so zu erklären: Wenn dem Levir die untere Hälfte des Beines fehlt und die Chaliza am Knie vollzogen wurde, so ist sie ungiltig; wurde aber die Chaliza unterhalb des Knies vollzogen, so ist sie giltig. Nach Maimonides und Andren ist jedoch in einem solchen Falle die Chaliza überhaupt unzulässig. Vgl. auch R. Ascher z. St. Vollzieht sie die Chaliza mit einer Sandale, die nicht ihm (dem Levir) gehört,11 נעלו Deut. 25, 9 bedeutet zunächst den ihm gehörigen Schuh; durch das allgemein gehaltene הנעל v. 10 ist aber auch der Schuh eines Fremden gestattet. oder mit einer Sandale aus Holz,12 Die aber mit Leder überzogen ist; andernfalls ist die Chaliza ungiltig, s. oben Note 5. oder mit einer des linken Fusses, [die aber] am rechten [sass], so ist die Chaliza giltig. Vollzieht sie die Chaliza mit einem zu grossen [Schuh], in dem er aber noch gehen kann, oder mit einem zu kleinen, der aber noch den grössten Teil seines Fusses bedeckt, so ist die Chaliza giltig.13 Wenn sie einmal geschehen ist, braucht die Chaliza nicht wiederholt zu werden. נעלו bezeichnet auch einen Schuh, der ihm, seinem Fusse angemessen ist. Von vornherein darf man aber die nicht passenden Schuhe nicht zur Chaliza verwenden, weil sonst zu befürchten ist, dass man auch einen Schuh verwenden würde, in dem er gar nicht gehen kann, oder der nur den kleinsten Teil seines Fusses schützt; in diesem Falle aber wäre die Chaliza ungiltig. Vollzieht sie die Chaliza in der Nacht, so ist die Chaliza giltig, R. Elieser aber erklärt sie für ungiltig;14 Die Chaliza wird gleichzeitig als der Beginn eines Vermögensprozesses angesehen, weil die Jebama auf Grund der vollzogenen Chaliza ihre Ketuba einfordern kann; Vermögensprozesse aber müssen am Tage begonnen werden, Sanh. IV, 1. Die Halacha entscheidet auch in diesem Sinne. Der erste (anonyme) Tanna jedoch vergleicht die Chaliza mit dem Abschluss eines Prozesses, der auch in der Nacht stattfinden darf (ibid.). an dem linken [Fass], so ist die Chaliza ungiltig,15 Aus den Worten רגלו Deut. 25, 9 (bei der Chaliza) und רגלו הימנית Lev. 14, 25 (bei dem Aussätzigen) wird mittels der Norm der „Wort- und Begriffsanalogie“ (ג״ש) geschlossen, dass in der erstgenannten Stelle auch der rechte Fuss gemeint ist; und so entscheidet auch die Halacha. R. Elieser aber erklärt sie für giltig.16 Nach R. Elieser sind wohl die Worte רגלו הימנית überflüssig (מופנה), weil sie in dem analogen Falle Lev. 14, 14 bereits ausdrücklich stehen, dagegen ist רגלו Deut. 25, 9 nicht überflüssig. Es darf aber — nach R. Elieser — die Norm der ג״ש nur dann angewendet werden, wenn in beiden korrespondierenden Stellen sich überflüssige Worte finden (מופנה משני צדדין); findet sich jedoch ein solches nur an einer Stelle, so ist die Ableitung unzulässig, sobald sich dagegen ein Einwand erheben lässt (מופנה מצד אחד למדין ומשיבין). In unsrem Falle nun lässt sich einwenden, dass bei dem Aussätzigen gewisse Bedingungen erfüllt werden müssen (עץ ארז ושני תולעת ואזוב Lev. 14, 4), die bei der Chaliza fortfallen. Es fehlt somit der Beweis, dass in Deut. 25, 9 durchaus der rechte Fuss gemeint ist, und die Chaliza ist darum auch giltig, wenn sie am linken Fuss vollzogen ist. Vgl. auch die Kontroverse über diese Frage (מופנה מצד אחד) zwischen R. Ismael und den Weisen Nidda 22b, wo unter den Weisen — nach Jeb. 70b — R. Elieser zu verstehen ist. Wenn sie den Schuh ausgezogen und ausgespieen, aber nicht [die bestimmten Worte] ausgesprochen,17 S. Mischna 6. so ist die Chaliza giltig.18 Denn nur das Unterlassen einer vorgeschriebenen Handlung macht die Chaliza ungiltig, s. weiter. Wenn sie sie ausgesprochen und ausgespieen, aber nicht den Schuh ausgezogen, so ist die Chaliza ungiltig.19 Hiermit soll nicht etwa gesagt sein, dass, wenn sie den Schuh später ausgezogen hat, die Chaliza ungiltig sei, denn die Reihenfolge der einzelnen Handlungen des Chalizaaktes bedingt nicht dessen Giltigkeit; es soll nur angedeutet werden, dass sie mit dem Aussprechen der Formeln und dem Ausspeien das Band der Leviratsehe-Pflicht noch nicht gelöst hat. Wenn sie den Schuh ausgezogen und [die Formel] ausgesprochen, aber den Schuh nicht ausgezogen, so sagt R. Elieser, die Chaliza ist ungiltig, R. Akiba aber sagt, die Chaliza ist giltig. Es sagte [nämlich] R. Elieser: [Es heisst Deut. 25, 9] „Also geschehe …“ Alles, was durch eine Handlung geschehen muss, verhindert20 Das ככה will andeuten, dass die folgenden Handlungen unbedingt geschehen müssen. מעכב = es verhindert, sc. die Giltigkeit eines Aktes, findet sich in der Mischna oft in elliptischem Sinne; es ist zu ergänzen: wenn es nicht geschehen ist. [im Unterlassungsfall die Giltigkeit]. Darauf sagte R. Akiba zu ihm: Eben daher ist auch mein Beweis. [Es heisst dort:] „Also geschehe dem Manne ….“ Alles, was an dem Manne geschieht, [verhindert im Unterlassungsfall die Giltigkeit.].21 Das Ausspeien aber ist keine Handlung, die an dem Manne vollzogen wird. Die Halacha entscheidet auch nach der Ansicht des R. Akiba. Wenn an einem Taubstummen die Chaliza vollzogen wird,22 Während sonst bei dem Manne der Ausdruck חולץ gebraucht wird, weil er die Jebama zum Vollzuge der Chaliza veranlasst und damit beabsichtigt, ihr die Möglichkeit einer zweiten Ehe zu verschaffen (s. Jeb. II, Note 16), heisst es hier נחלץ, weil die Handlung nicht auf den Taubstummen (als Subject) zurückgeführt werden kann. oder eine Taubstumme die Chaliza vollzieht,23 Die Chaliza der Taubstummen ist darum ungiltig, weil sie die vorgeschriebenen Formeln (s. Mischna 6) nicht aussprechen können. Die Unterlassung der Verlesung der Formeln hindert die Giltigkeit der Chaliza (oben Mischna 3) nur in dem Falle nicht, wenn die Personen imstande waren, sie auszusprechen; sobald ihnen aber diese Fähigkeit überhaupt fehlt, ist die Chaliza ungiltig. oder wenn die Jebama an einem Minderjährigen die Chaliza vollzieht,24 Nach Deut. 25, 7 tritt für den Levir die Pflicht der Leviratsehe erst dann ein, wenn er erwachsen (איש), d. h. 13 Jahre und einen Tag alt ist, für die Jebama, auf welche die Gesetze des Levir übertragen werden, wenn sie 12 Jahre und einen Tag alt ist; dasselbe Alter ist auch für die Chaliza erforderlich. so ist die Chaliza ungiltig.25 Im Allgemeinen bedeutet der Ausdruck חליצתה פסולה, dass die Chaliza ungiltig, nicht wirksam ist, sodass hierdurch die Verwandten der Jebama dem Levir zur Ehe verboten werden, sie selbst zur Priesterehe ungeeignet sowie auch den Brüdern des Levir zur Ehe verboten wird und nicht eher einen Fremden heiraten darf, als bis die Chaliza vorschriftsmässig geschehen ist; und das bedeutet jener Ausdruck nach manchen Dezisoren auch hier. Nach Andren ist hier פסולה soviel als nichtig, nicht geschehen, sodass die genannten Eheverbote nicht eintreten. Vgl. Maim. Hil. Jib. IV, 16 und Eb. haëser, Cap. 169 § 43. Wenn eine Minderjährige die Chaliza vollzogen, so muss sie sie, wenn sie erwachsen ist, [nochmals] vollziehen;24 Nach Deut. 25, 7 tritt für den Levir die Pflicht der Leviratsehe erst dann ein, wenn er erwachsen (איש), d. h. 13 Jahre und einen Tag alt ist, für die Jebama, auf welche die Gesetze des Levir übertragen werden, wenn sie 12 Jahre und einen Tag alt ist; dasselbe Alter ist auch für die Chaliza erforderlich. hat sie sie dann nicht vollzogen, so ist die Chaliza ungiltig.26 Die Mischna zum jerus. Talmud liest hier כשרה; Tosefta z. St. lautet: אם לא חלצה חליצתה פסולה דברי רבי אליעזר, וחכמים אומרים אם לא חלצה חליצתה כשרה Wenn sie [nur] vor Zweien27 Die zu Richtern tauglich waren. die Chaliza vollzog, oder vor Dreien, von denen sich aber einer als verwandt28 Mit einem der beiden andren Richter oder dem Levir oder der Jebama. oder [zum Richter] untauglich erwies, so ist die Chaliza ungiltig.29 S. oben Note 1. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha. R. Simon und R. Jochanan hassandlar erklären sie für giltig. Einst geschah es, dass Jemand seiner Schwägerin, während er mit ihr allein im Gefängnisse war, die Chaliza erteilte,30 Während zwei Zeugen den Vorgang von fern beobachteten, Jeb. 105b. und als die Sache vor R. Akiba kam,31 Der gleichfalls im Gefängnis war; vergl. den jerus. Talmud z. St. erklärte er sie für giltig.32 R. Akiba ist der Ansicht, dass die Anwesenheit von drei Richtern die Giltigkeit der Chaliza nicht in dem Masse bedingt, dass die vor weniger als Dreien vollzogene Chaliza als ungiltig zu erklären wäre, wie er auch das Ausspeien nicht für eine unerlässliche Bedingung erklärt (s. Mischna 3). Die Chaliza muss so geschehen: Er (der Levir) erscheint mit seiner Schwägerin vor Gericht. Sie (die Richter) erteilen ihm den Rat, der für ihn der geeignetste ist,33 Ist er jung und sie alt, er alt und sie jung, so sagen sie ihm: „Warum willst Du eine so alte, warum willst Du eine so junge Frau? Suche Dir eine, die für Dich passend ist, und bringe keinen Streit in Dein Haus!“ (Jeb. 101b). War aber ihr Alter entsprechend, so rieten sie ihm, die Leviratsehe der Chaliza vorzuziehen (Maim.). denn es heisst (Deut. 25, 8): „Die Ältesten seiner Stadt sollen ihm zurufen und zureden.“ Sie spricht (v. 7): „Mein Schwager weigert sich, seinem Bruder einen Namen aufrecht zu erhalten in Israel, er will mich nicht heiraten.“ Er erwidert (v. 8): „Ich will sie nicht nehmen.“ In der heiligen Sprache sagten sie dies.34 Die Begründung s. Sota VII, 4. Dann (v. 9) nähert sich ihm seine Schwägerin vor den Augen der Ältesten, zieht ihm seinen Schuh von seinem Fusse, speit vor ihm aus — und zwar soviel Speichel, dass er von den Richtern gesehen wird35 Die Worte לעיני הזקנים, v. 9, beziehen sich auf den ganzen Act, also auch auf das Ausspeien. — hebt an und spricht: „Also geschehe dem Manne, der das Haus seines Bruders nicht bauen will.“ So weit las man [die Formel früher]. Als aber R. Hyrkanos unter der Eiche in Kefar Etam36 Vgl. II Chron. 11, 6. [die Formel] lesen und den ganzen Abschnitt37 Auch v. 10. vortragen liess, wurde bestimmt, dass man den ganzen Abschnitt vortrage. [Die Worte:] „Es soll sein Name in Israel genannt werden: das Haus des Entschuhten“ (v. 10) gelten als Vorschrift für die Richter,38 Nur die Richter brauchen die Worte חלוץ הנעל auszurufen. aber nicht für die Schüler.39 Die in Gegenwart ihres Lehrers dem Chalizaakte beiwohnen. R. Jehuda sagt: Es ist Pflicht aller dort Anwesenden auszurufen: „Entschuhter, Entschuhter, Entschuhter.“40 Die Halacha entscheidet nach der Ansicht des R. Jehuda. Chapter 13 Bet-Schammai1 Wenn eine Minderjährige nach dem Tode ihres Vaters von ihrer Mutter oder ihren Brüdern verheiratet wurde, so genügt zur Auflösung dieser nur rabbinisch giltigen Ehe ihre vor Zeugen abgegebene Erklärung, dass sie „sich weigert“, diese Ehe fortzusetzen. Dasselbe gilt, wenn die Unmündige von ihrem Vater rechtsgiltig verheiratet worden und dann, nachdem diese Ehe durch Scheidung oder Tod des Gatten aufgelöst war, eine zweite Ehe schliesst. Die Gewalthaberschaft des Vaters ist damit erloschen und er hat nicht mehr die Befugnis, sie rechtsgiltig zu verheiraten. In einem solchen Falle wird sie יתומה בחיי האב „eine Waise bei Lebzeiten des Vaters“ genannt, s. weiter Mischna 6. sagt: Es dürfen nur Verlobte die Weigerung erklären;2 Denn wenn die Weigerungs-Erklärung auch nach vollzogener Ehe zulässig wäre, so ist zu fürchten, dass die Männer sich nicht leicht zur Ehe entschliessen werden. Bet-Hillel aber sagt: Verlobte und Verheiratete.3 Bet-Hillel teilt diese Befürchtung nicht, da es den Verlobten lieb sein wird, sich zu verheiraten und als Eheleute zu gelten. Bet-Schammai sagt: [nur] dem Gatten, aber nicht dem Levir;4 Wenn der Gatte gestorben ist, ohne dass sie die Weigerung erklärte, so darf sie dies auch dem Levir gegenüber nicht tun; die Ehe mit dem Levir kann vielmehr nur getrennt werden, wenn sie grossjährig geworden und dann die Chaliza vollzieht. Bet-Hillel aber sagt: dem Gatten und dem Levir. Bet-Schammai sagt: [nur] in seiner Gegenwart;5 Weil sie in seiner Gegenwart sich vielleicht genieren wird, die Weigerung zu erklären. Bet-Hillel aber sagt: in seiner Gegenwart und in seiner Abwesenheit. Bet-Schammai sagt: [nur] vor Gericht;5 Weil sie in seiner Gegenwart sich vielleicht genieren wird, die Weigerung zu erklären. Bet-Hillel aber sagt: vor Gericht und ausser Gericht.6 Nach der Halacha genügen zwei Zeugen, s. Jeb. II, Note 81. Bet-Hillel sagte zu Bet-Schammai: sie darf, so lange sie minderjährig ist, auch vier oder fünf mal die Weigerung erklären.7 Wenn sie sich immer wieder verheiratet. Darauf sagte Bet-Schammai zu ihm: die Töchter Israels sind [doch] nicht preisgegeben! Sie erklärt vielmehr die Weigerung und wartet,8 Mit ihrer zweiten Verlobung. bis sie erwachsen ist,9 Dann ist die Weigerungs-Erklärung nicht mehr zulässig. oder10 Das ו ist hier = oder. sie erklärt die Weigerung und heiratet [sogleich einen Andren].11 Dann ist, da sie bereits verehelicht ist, die Weigerungs-Erklärung gleichfalls unzulässig; s. oben. Welche Minderjährige muss die Weigerung erklären?12 Wenn sie die Ehe nicht eingehen resp. nicht fortsetzen will. Diejenige, die ihre Mutter oder13 Das ו ist auch hier = oder; vgl. Ket. VI, 6: יתומה שהשיאוה אמה או אחיה. ihre Brüder mit ihrer Zustimmung14 Der jerus. Talmud z. St. erklärt das לדעתה also: Man bereitet ihr den Trauhimmel, bekleidet sie mit Schmucksachen und erwähnt in ihrer Gegenwart des zukünftigen Gatten. verheiratet haben;15 D. h. mit dem Gatten unter der Chuppa vereint, wenngleich sie das Trauungsobjekt, den Wertgegenstand oder die Trauungsurkunde (Kidd. I, 1), für ihre Tochter resp. Schwester in Empfang genommen haben; wenn sie jedoch nur das letztere getan haben, so ist die Ehe nichtig und bedarf zu ihrer Auflösung nicht einmal der Weigerungs-Erklärung, da die Minderjährige nicht das Recht hat, einen Andren mit ihrer Vertretung zu bevollmächtigen, אין שליחות לקטן. haben sie sie ohne ihre Zustimmung verheiratet, so braucht sie die Weigerung nicht zu erklären.16 Und sie darf ohne weiteres eine neue Ehe eingehen. R. Chanina, Sohn des Antigonus, sagt: jedes Mädchen, das sein Trauungs-Objekt noch nicht aufzubewahren versteht,17 Nach der Halacha wird bei einem Mädchen unter sechs Jahren angenommen, dass ihm noch das Verständnis dafür fehlt, dass durch Empfangnahme dieses Objektes die Trauung vollzogen ist; bei einem Mädchen über zehn Jahren wird dieses Verständnis vorausgesetzt. Bei einem Mädchen von sechs bis zehn Jahren muss erst ermittelt werden, ob es dies Verständnis hat, und je nach dem Ergebnis der Untersuchung ist die Weigerungs-Erklärung erforderlich oder überflüssig. Ist das Mädchen zwölf Jahre und einen Tag alt und im Besitze der Pubertätszeichen, so kann es, auch wenn der Gatte ihm noch nicht beigewohnt, die Weigerung nicht erklären, da es bereits grossjährig ist; desgleichen wenn der Gatte dem Mädchen beigewohnt, auch wenn die Pubertätszeichen nicht vorhanden sind, da er es durch die Beiwohnung zu seiner rechtmässigen Frau gemacht hat. In beiden Fällen kann die Ehe nur durch Scheidebrief getrennt werden. braucht die Weigerung nicht zu erklären. R. Elieser sagt: die Handlung einer Minderjährigen ist ungiltig;18 R. Elieser meint dies nicht etwa in dem Sinne, dass sie nicht einmal die Weigerung zu erklären brauchte, um die Ehe aufzulösen, denn in Mischna 7 lehrt er selbst, man solle in gewissen Fällen die Minderjährige veranlassen, die Weigerung auszusprechen. Er erklärt vielmehr die Ehe der Unmündigen nur in dem Sinne für ungiltig, dass ihr Mann nicht wie sonst das Anrecht an ihrem Funde oder an ihrem Erwerbe hat, oder sie beerbt, oder sich an ihr verunreinigen darf u. s. w. Nach der Halacha jedoch (s. Jeb. 108a und Tos. Jeb. XIII, 3) haben ihm die Weisen jene Befugnisse wohl eingeräumt; er darf auch ihr Gelübde auflösen, da jede Frau nur im Sinne ihres Gatten, d. h. in der Voraussetzung seiner Zustimmung ein Gelübde ausspricht, und er darf sich als Priester an ihr verunreinigen, weil zu befürchten ist, dass ihre Verwandten, da sie sie nicht beerben, auch für ihre Bestattung nicht sorgen werden, so dass sie als מת מצוה gilt, d. i. als eine verlassene, unversorgt liegende Leiche, an der sich auch der Priester verunreinigen muss. sie gilt nur als eine Verführte; ist sie19 Die beiden folgenden Sätze sind nur die Konsequenzen der Ansicht des R. Elieser, dass die Ehe der Unmündigen ungiltig ist. die Tochter eines Israeliten und an einen Priester verheiratet, so darf sie keine Hebe geniessen; ist sie die Tochter eines Priesters und an einen Israeliten verheiratet, so darf sie Hebe geniessen. R. Elieser, Sohn Jacobs, sagt: sobald das Verweilen [in der Ehe] des Mannes wegen geschah,20 Sie hatte ihre Weigerung nicht erklärt, die Ehe war vielmehr durch den Scheidebrief, den der Mann ihr gab, getrennt worden. gilt sie als seine [gewesene] Gattin; sobald aber das Verweilen nicht des Mannes wegen geschah,21 Die Trennung der Ehe geschah vielmehr nach ihrem Belieben, indem sie die Weigerung erklärte. gilt sie nicht als seine [gewesene] Gattin22 Diese Mischna wird in der folgenden durch Spezialisierung der einzelnen Fälle näher erklärt.. Wenn [nämlich] eine [minderjährige] Frau dem Manne die Weigerung erklärt, so darf er ihre und sie seine Verwandten heiraten, und er macht sie zur Priesterehe nicht ungeeignet.23 Denn die Minderjährige, die die Weigerung erklärt, gilt weder als mit dem Manne verwandt noch als von ihm geschieden. Giebt er ihr jedoch einen Scheidebrief, so darf weder er ihre, noch sie seine Verwandten heiraten, und er macht sie zur Priesterehe ungeeignet.24 Der Scheidebrief hat für die Minderjährige dieselben Folgen wie für die Grossjährige. Wenn er ihr einen Scheidebrief giebt und sie [später] wiederheiratet, sie ihm dann die Weigerung erklärt und einen Andren heiratet und [schliesslich] verwitwet oder geschieden wird: so darf sie zu jenem zurückkehren.25 Durch ihre Weigerung hebt die Minderjährige die Wirksamkeit des Scheidebriefes auf, sodass sie nicht als „Geschiedene“ gilt und der Mann, wenn er sie zum zweiten Male heiratet, nicht [gegen Deut. 24, 4] seine Geschiedene ehelicht, die inzwischen mit einem Andren verheiratet war. Wäre jedoch die Weigerung nicht erfolgt, so hätte er sie als seine Geschiedene nicht wieder heiraten dürfen. Wenn sie ihm jedoch die Weigerung erklärt und er sie wiederheiratet, er ihr dann einen Scheidebrief giebt und sie einen Andren heiratet und [schliesslich] verwitwet oder geschieden wird: so darf sie zu jenem nicht zurückkehren.26 Da sie als seine Geschiedene gilt. Dies ist die Regel: erfolgt Scheidebrief nach einer Weigerung, so darf sie zu ihm nicht zurückkehren,27 D. h. wenn die Minderjährige zunächst ihre Weigerung erklärt, dann denselben Mann wieder heiratet und von diesem einen Scheidebrief erhält, so darf sie, wenn sie jetzt einen andren Mann ehelicht und von diesem geschieden (oder verwitwet) wird, den ersten Mann nicht wieder heiraten. erfolgt Weigerung nach einem Scheidebrief, so darf sie zu ihm zurückkehren.28 D. h. wenn sie von ihrem Manne einen Scheidebrief erhält, ihn dann wieder heiratet und ihre Weigerung erklärt, so darf sie, wenn sie jetzt einen Andren heiratet und von diesem geschieden (oder verwitwet) wird, den ersten Mann wieder heiraten. Dieses darf sie beliebig oft wiederholen, solange sie minderjährig ist und den jedesmaligen Scheidebrief ihres ersten Mannes durch darauf folgende Weigerungs-Erklärung aufhebt. Wenn eine Frau ihrem Manne die Weigerung erklärt, dann einen Andren heiratet, der sich von ihr scheidet, dann wieder einen Andren, dem sie die Weigerung erklärt, dann wieder einen Andren, der sich von ihr scheidet, (dann wieder einen Andren, dem sie die Weigerung erklärt,) so darf sie zu den Männern, von denen sie durch Scheidebrief getrennt wurde, nicht zurückkehren,29 Denn die Weigerung, die sie dem einen Manne erklärt, hebt nicht den Scheidebrief auf, den sie von einem andren, vorhergehenden erhalten. Wäre dies nämlich wohl der Fall, so wäre zu befürchten, dass der Mann, der seiner minderjährigen Frau den Scheidebrief gegeben, [den sie ja auch gegen ihren Willen annehmen musste,] diese zu überreden versuchte, ihrem zweiten Manne die Weigerung zu erklären, um ihm, ihrem ersten Gatten, wieder anzugehören. Hingegen hebt die Weigerung, die sie einem Manne erklärt, den Scheidebrief auf, den sie von demselben Manne erhalten, sodass sie, wenn sie darauf einen zweiten Mann geheiratet und von diesem getrennt wird, den ersten wieder heiraten darf; denn hier fällt jene Befürchtung fort, weil ein Versuch, sie dem zweiten Gatten abspenstig zu machen, um zu ihm, ihrem ersten Manne, zurückzukehren, wirkungslos bleiben würde, nachdem sie ihm ausdrücklich ihre Weigerung erklärt und somit zu verstehen gegeben, dass sie ihn nicht liebt und die Ehe mit ihm nicht fortzusetzen wünscht. — Aus dem letzten Falle der vorigen Mischna ist zu schliessen, dass die Weigerung, die sie dem einen Manne erklärt, wohl den Scheidebrief aufhebt, den ein andrer Mann ihr gegeben. Denn aus dem Wortlaut נתן לה גט ונשאת לאחר ונתארמלה או נתגרשה אסורה לחזור לו, dass sie nur dann ihren ersten Mann, von dem sie geschieden ist, nicht wieder heiraten darf, wenn der zweite gestorben oder ihr einen Scheidebrief erteilt, folgt, dass sie, wenn sie dem zweiten die Weigerung erklärt, zu dem ersten wieder zurückkehren darf. Der Tanna der obigen. Mischna ist daher mit dem der unsrigen nicht identisch (Jeb. 108 b). Nach R. Ula (ibid.) handelt unsre Mischna von dem Falle, dass sie dreimal einen Scheidebrief erhalten, sodass es den Anschein hat, als sei sie bereits grossjährig, und nur deshalb kann die Weigerung den Scheidebrief eines Andren nicht aufheben; im Allgemeinen aber pflichtet der Tanna dieser Mischna dem der obigen bei. Es sind nach dieser Erklärung in unsrer Mischna noch die Worte לאחר וגרשה לאחר ומיאנה בו hinzuzudenken, vgl. die Note des R. S. Straschun z. St. zu denen aber, von denen sie durch Weigerungs-Erklärung getrennt wurde, darf sie wohl zurückkehren.30 S. Note 23. Wenn jemand sich von seiner Frau scheidet und sie dann wiederheiratet, so ist sie dem Levir [zur Ehe] erlaubt;31 Die Frau gilt für den Bruder nicht etwa als „Geschiedene seines Bruders“, die ihm unter allen Umständen zur Ehe verboten ist (Lev. 18, 16); denn die Pflicht der Leviratsehe tritt für ihn nicht bereits mit dem Momente ein, da der Bruder die Ehe eingeht, sondern erst da dieser stirbt. R. Elieser aber verbietet sie.32 Weil zu befürchten ist, dass man eine solche Ehe dem Levir auch dann erlauben wird, wenn die Frau als Minderjährige von ihrem Vater verheiratet, sodann geschieden und nach zweimaliger Ehe als Minderjährige Witwe wurde; in diesem Falle ist aber nach dem Schlusssatze unserer Mischna die Ehe verboten. Die Halacha entscheidet jedoch nicht nach der Ansicht des R. Elieser. Desgleichen, wenn sich jemand von einer Waise33 Die minderjährig und deren Ehe nur rabbinisch giltig ist. scheidet und sie dann wiederheiratet, so ist sie dem Levir [zur Ehe] erlaubt; R. Elieser aber verbietet sie.32 Weil zu befürchten ist, dass man eine solche Ehe dem Levir auch dann erlauben wird, wenn die Frau als Minderjährige von ihrem Vater verheiratet, sodann geschieden und nach zweimaliger Ehe als Minderjährige Witwe wurde; in diesem Falle ist aber nach dem Schlusssatze unserer Mischna die Ehe verboten. Die Halacha entscheidet jedoch nicht nach der Ansicht des R. Elieser. Eine Minderjährige, die ihr Vater verheiratet hatte und die dann geschieden wurde, gilt als Waise beim Leben des Vaters;34 S. oben Note 1. hat er (der Gatte) sie wieder geheiratet,35 Und ist gestorben, während sie noch minderjährig war. so sagen alle [Weisen], dass sie dem Levir [zur Ehe] verboten ist.36 Weil die zweite Ehe, die sie selbständig schloss, als die einer Minderjährigen, nur rabbinisch giltig ist; durch die Scheidung aber, die nach der Thora rechtsgiltig ist, gilt sie für den Levir als Geschiedene seines Bruders. Ist jedoch der Mann erst gestorben, nachdem sie grossjährig geworden, so würde ihre zweite Ehe durch den ersten Concubitus, den sie als Grossjährige vollzogen, volle Rechtskraft erlangen. Wenn zwei Brüder mit zwei verwaisten, unmündigen Schwestern verheiratet sind und der Gatte der einen stirbt, so ist sie frei37 Von Leviratsehe und von Chaliza. als Schwester der Frau;38 Die ihm nach Lev. 18, 18 zur Ehe verboten ist. desgleichen wenn beide [Frauen] taubstumm sind.39 Da ihre Ehe wie die der Minderjährigen nur rabbinisch giltig ist. Wenn die eine erwachsen und die andre minderjährig ist und der Gatte der Minderjährigen stirbt, so ist diese frei37 Von Leviratsehe und von Chaliza. als Schwester der Frau; stirbt aber der Gatte der Erwachsenen,40 Die Ehe der Erwachsenen ist auch nach der Thora giltig; für den Levir tritt daher die Pflicht der Leviratsehe ein. Hierdurch aber wird ihm die Fortsetzung seiner Ehe mit der Minderjährigen als אחות זקוקתו verboten, s. Jeb. II. Note 49. so sagt R. Elieser, man veranlasse die Minderjährige, ihm (ihrem Gatten) die Weigerung zu erklären.41 Hierdurch löst sie ihre Ehe, sodass ihr Gatte dann die Jebama ehelichen darf. Würde er der Minderjährigen einen Scheidebrief geben, so dürfte er deren erwachsene Schwester als אחות גרושתו nicht heiraten; würde er wiederum der Erwachsenen die Chaliza erteilen, so dürfte er die Ehe mit seiner minderjährigen Frau nicht fortsetzen, da sie dann אחות חלוצתו wäre, vgl. Jeb. IV, Note 39 (wo übrigens „die Chaluza“ zu lesen ist). Rabban Gamliel sagt: wenn sie die Weigerung erklärt, so ist es gut,42 Und er darf die Erwachsene heiraten. wenn aber nicht, so warte sie,43 D. h. bleibe sie als seine Gattin bei ihm. bis sie erwachsen ist, dann ist jene43a הלזו ist verstärktes Demonstrativpronomen, entsprechend dem arab. الَّذى, vgl. Ezech. 36, 35. (die Andre) frei als Schwester der Frau.44 Nach R. Gamliel ist das Band der Leviratsehe-Pflicht nicht so stark, dass die Verwandte der Jebama ihm sofort zur Ehe verboten wird (אין זיקה). Durch den Eintritt ihrer Grossjährigkeit erlangt ihre Ehe volle Rechtskraft, und für ihren Gatten fällt dann die Pflicht der Leviratsehe fort. R. Josua sagt: Wehe ihm wegen seiner Frau und wehe ihm wegen der Frau seines Bruders!45 Vgl. Jeb. III, 5. Er muss seine Frau durch Scheidebrief46 Man soll Minderjährige nicht zur Erklärung der Weigerung veranlassen, da sie diese später vielleicht bereuen könnten. Er darf aber die Frau nicht behalten, weil nach R. Josua das Band der Leviratsehe-Pflicht so stark ist, dass die Verwandte der Jebama, hier also seine eigene Frau, ihm zur Ehe verboten wird (יש זיקה). und die Frau seines Bruders durch Chaliza47 Er darf sie nicht heiraten, da sie die Schwester der von ihm Geschiedenen ist. entlassen. Wenn jemand mit zwei unmündigen Waisen48 Die mit einander nicht verwandt sind. verheiratet ist und stirbt, so befreit die Beiwohnung oder die Chaliza49 Die der Levir der einen nach Eintritt ihrer Grossjährigkeit erteilt; denn solange sie minderjährig ist, ist ihre Chaliza ungiltig, s. Jeb. XII, 4. der einen ihre Nebenfrau;50 Von der Leviratsehe oder der Chaliza, vgl. Jeb. IV, Note 77. desgleichen bei zwei Taubstummen.51 D. h. auch bei zwei Taubstummen befreit die Beiwohnung der einen die andre; Chaliza hingegen ist bei einer Taubstummen überhaupt unzulässig, s. Jeb. XII, Note 23. Ist die eine minderjährig, die andre taubstumm,52 Aber erwachsen. so befreit die Beiwohnung der einen ihre Nebenfrau nicht.53 Ihre Ehen sind zwar beide gleichwertig, insofern beide nur rabbinisch giltig sind; hier aber ist es zweifelhaft, ob der Verstorbene die Minderjährige eher für seine rechtmässige Frau hielt, weil sie später im Vollbesitze ihrer geistigen Kräfte und „geschäftsfällig“ sein wird, oder die Taubstumme, weil sie bereits erwachsen ist und er mit ihr schon jetzt Umgang pflegen kann. Ist die eine vollsinnig,54 D. h. sie kann sprechen. פקח gewöhnlich von einem, der sehen kann, hier wie in den folgenden Mischnas von einem, der hören und sprechen kann, vgl. פקוח אזנים Jes. 42, 20. die andre taubstumm, so befreit wohl die Beiwohnung der Vollsinnigen die Taubstumme,55 Die Beiwohnung derjenigen, deren Ehe auch nach der Thora giltig ist, befreit diejenige, deren Ehe nur rabbinisch giltig ist, aber nicht umgekehrt. aber die Beiwohnung der Taubstummen befreit die Vollsinnige nicht.56 Auch die Chaliza der Vollsinnigen befreit die Taubstumme von Chaliza und Leviratsehe; die Umkehrung ist hier jedoch unzulässig, weil die Chaliza der Taubstummen überhaupt ungiltig ist. Deshalb ist in diesem Satze nur die Beiwohnung erwähnt. Ist die eine erwachsen, die andre minderjährig, so befreit wohl die Beiwohnung der Erwachsenen die Minderjährige, aber die Beiwohnung der Minderjährigen befreit die Erwachsene nicht.55 Die Beiwohnung derjenigen, deren Ehe auch nach der Thora giltig ist, befreit diejenige, deren Ehe nur rabbinisch giltig ist, aber nicht umgekehrt. Wenn jemand mit zwei unmündigen Waisen verheiratet ist und stirbt und der Levir zunächst der einen und dann auch der andren beiwohnt, oder wenn dessen Bruder der zweiten beiwohnt, so macht er die erstere [zur Fortsetzung der Ehe] nicht ungeeignet; desgleichen bei zwei Taubstummen57 Da die Ehe einer Minderjährigen und einer Taubstummen nach der Thora nicht rechtsgiltig ist, so ist es fraglich, ob der Levir die Jebama durch die Beiwohnung als Frau erwirbt, oder nicht. Im ersteren Falle wird die erste seine rechtmässige Gattin und die Beiwohnung der zweiten gilt als Unzucht, wodurch ihm aber die Fortsetzung seiner Ehe mit jener nicht verboten wird. Im letzteren Falle hingegen gelten die beiden Unmündigen als mit ihm [oder mit einander] nicht verwandt, da ja auch die Beiwohnung seitens des verstorbenen Gatten keine rechtsgiltige Ehe bewirkte. Auf jeden Fall darf er daher die erste als Gattin behalten, die zweite aber nicht, da er vielleicht durch die Beiwohnung sich die erste zur rechtmässigen Gattin gemacht, wodurch ihm die zweite zur Ehe verboten wird, s. Jeb. IV, Note 77. Hat wiederum der Bruder des Levir der zweiten beigewohnt, so gilt im ersteren Falle diese Beiwohnung als Unzucht, da der Levir bereits die erste rechtmässig geheiratet hat; im zweiten Falle darf er die Frau behalten, da sie dann mit dem verstorbenen Gatten als nicht verwandt betrachtet wird. Ist die eine minderjährig und die andre taubstumm und der Levir wohnt zunächst der Minderjährigen und dann auch der Taubstummen bei, oder wenn dessen Bruder der Taubstummen beiwohnt, so macht er die Minderjährige nicht ungeeignet.58 Bezüglich der Ehe einer Minderjährigen ist es zweifelhaft, ob sie, weil die Unmündige nach erlangter Grossjährigkeit zum ehelichen Umgang geeignet ist, vollständige Rechtsgiltigkeit hat oder gar keine; die Ehe der erwachsenen Taubstummen hingegen gilt als zum Teil rechtsgiltig. Ist daher die Ehe der Unmündigen rechtsgiltig, so hat die nachträgliche Beiwohnung der Taubstummen keine rechtliche Folge; ist sie es nicht, so war auch die Ehe mit dem Verstorbenen nicht bindend, die Unmündige gilt dann als mit diesem nicht verwandt und der Levir darf sie als Gattin behalten, die Taubstumme jedoch muss er durch Scheidebrief entlassen. Wohnt aber der Levir zunächst der Taubstummen bei und dann auch der Minderjährigen, oder wenn dessen Bruder der Minderjährigen beiwohnt, so macht er die Taubstumme ungeeignet.59 Denn die Beiwohnung der Minderjährigen bewirkt vielleicht [nach den Rabbinen] die vollständige Rechtsgiltigkeit der Ehe, sodass die Ehe der Taubstummen an rechtlicher Bedeutung zurücktreten muss; der Levir darf daher die Taubstumme nicht als Gattin behalten, sondern muss sich von ihr durch Scheidebrief trennen und der andren nach erlangter Grossjährigkeit die Chaliza erteilen. Wenn die eine vollsinnig und die andre taubstumm ist und der Levir zunächst der Vollsinnigen und dann auch der Taubstummen beiwohnt, oder wenn dessen Bruder der Taubstummen beiwohnt, so macht er die Vollsinnige nicht ungeeignet. Wenn aber der Levir zunächst der Taubstummen und dann auch der Vollsinnigen beiwohnt, oder wenn dessen Bruder der Vollsinnigen beiwohnt, so macht er die Taubstummen ungeeignet.60 Diese beiden Sätze ergeben sich mit Notwendigkeit aus der vorhergehenden Mischna, denn die Ehe einer Vollsinnigen ist auch nach der Thora rechtsgiltig. Wenn die eine erwachsen und die andre minderjährig ist und der Levir zunächst der Erwachsenen und dann auch der Minderjährigen beiwohnt, so macht er die Erwachsene nicht ungeeignet. Wenn aber der Levir zunächst der Minderjährigen und dann auch der Erwachsenen beiwohnt, oder wenn dessen Bruder der Erwachsenen beiwohnt, so macht er die Minderjährige ungeeignet. R. Elasar61 Hier ist R. Elasar zu lesen, d. i. R. Elasar ben Schammua, ein Schüler des R. Akiba, während oben, Mischna 7, R. Elieser ben Hyrkanos, der Zeitgenosse des R. Josua und R. Gamliel gemeint ist. sagt: man veranlasst die Minderjährige, ihm die Weigerung zu erklären.62 Damit dann der Levir die nach der Thora vorgeschriebene Leviratsehe an der Erwachsenen vollziehen kann. Im letzten Falle der Mischna 9 jedoch, wo es sich nicht um eine gesetzlich vorgeschriebene Leviratsehe handelt, veranlasst man die Minderjährige nicht zur Erklärung ihrer Weigerung. Für Taubstumme wiederum ist diese Erklärung unzulässig, weil die Männer leicht Anstand nehmen würden, Taubstumme zu heiraten, wenn sie immer eine Weigerungs-Erklärung zu befürchten hätten; bei Minderjährigen jedoch fällt diese Besorgnis fort, denn da sie nur bis zu erlangter Grossjährigkeit die Weigerung erklären dürfen, werden sich die Männer bestreben ihnen keine Veranlassung zur Trennung der Ehe zu geben. — Nach Maimonides (Hil. Jib. V, 28) und Eb haëser Cap. 171 § 8 veranlasst man die Minderjährige auch in diesem Falle (Mischna 9), ihre Weigerung zu erklären, damit sie nicht bis zur Grossjährigkeit unversorgt (עגונה) bleibe und dann noch infolge der Chaliza das Recht verliere, einen Priester zu heiraten. In der Tat hatten einige Kommentatoren in dieser Mischna die Lesart, die auch die Tosefta XIII, 7 aufweist: בכולן מלמדים הקטנה שתמאן בו, sodass sich dieser Satz auch auf die obige Mischna bezieht. Wenn ein minderjähriger63 D. h. im Alter von 9 Jahren und einem Tage; denn vor diesem Alter hat die Beiwohnung eines Knaben keinerlei rechtliche Folge; vgl. auch Jeb. X, 6. Levir seiner minderjährigen Schwägerin beiwohnt, so müssen sie mit einander aufwachsen.64 Er kann ihr erst dann einen giltigen Scheidebrief geben, wenn er erwachsen ist und sie diesen Schein aufzubewahren versteht. Wohnt er seiner erwachsenen Schwägerin bei, so muss sie warten, bis er erwachsen ist.65 Eig. „sie muss ihn grossziehen, gross werden lassen.“ Wenn er grossjährig geworden, muss er ihr beiwohnen, um die Leviratsehe, die bis dahin noch keine rechtsgiltige war, zu vollenden (vgl. Jeb. X, Note 82); will er dann die Ehe lösen, so muss er ihr einen Scheidebrief geben. Hat er ihr aber als Erwachsener nicht beigewohnt, so muss er ihr, um das Band der Leviratsehe - Pflicht zu lösen, die Chaliza erteilen und auch einen Scheidebrief geben. Wenn die Jebama binnen dreissig Tagen66 Nachdem der Levir sie geheiratet. erklärt: „Er (der Levir) hat mir nicht beigewohnt, “67 Er aber erklärt, ihr wohl beigewohnt und dann einen Scheidebrief gegeben zu haben (Jeb. 102 a); er weigert sich nun ihr die Chaliza zu erteilen, um sich die Möglichkeit freizuhalten, sie später wieder heiraten zu können, was ihm nach vollzogener Chaliza unmöglich wäre (vgl. Jeb. IV, Note 83), oder auch um dem Chalizaacte, mit dem das Ausspeien vor ihm in Gegenwart des Gerichtes verbunden ist, aus dem Wege zu gehen, so zwingt man ihn, ihr die Chaliza zu erteilen.68 Binnen 30 Tagen nach geschlossener Ehe glaubt man der Frau, dass der Mann sich noch der Beiwohnung enthalten; er muss ihr daher die Chaliza erteilen, um das Band der Leviratsehe-Pflicht vollständig zu lösen, sodass sie sich anderweitig verheiraten darf. Er selbst aber darf sie nicht heiraten, nachdem er ihr den Scheidebrief erteilt hat, s. Jeb. V, Note 11. [Wenn sie dies] nach dreissig Tagen [erklärt], so ersucht man ihn nur, ihr die Chaliza zu erteilen.69 Nach 30 Tagen wird angenommen, dass der Levir ihr beigewohnt und der gegenteiligen Aussage der Jebama kein Glauben beigemessen; da er also die Leviratsehe rechtmässig vollzogen und diese dann durch Scheidebrief gelöst hat, so kann er nicht mehr zur Erteilung der Chaliza gezwungen werden. Ohne diese darf aber die Jebama keine neue Ehe eingehen, nachdem sie selbst erklärt hat, dass der Levir ihr nicht beigewohnt, mithin das Band der Leviratsehe-Pflicht noch nicht gelöst hat. Wenn er es jedoch eingesteht, so zwingt man ihn, selbst nach zwölf Monaten, ihr die Chaliza zu erteilen.70 Wenn sie jedoch erklärt, dass der Levir ihr beigewohnt, er selbst aber dies bestreitet, so ist sie beglaubt und darf auch ohne Chaliza eine neue Ehe eingehen, denn es wird angenommen, dass er ihr, nachdem er sie heimgeführt, auch beigewohnt hat. Ob diese Annahme auch innerhalb des ersten Monats nach der Eheschliessung zulässig ist, ist unter den Decisoren streitig, s. Josef Karo zu Maimon. Hil. Jib. II, 5. Wenn sich eine Frau bei dem Leben ihres Gatten durch ein Gelübde den Genuss ihres Levir versagt, so zwingt man ihn. ihr die Chaliza zu erteilen;71 Weil anzunehmen ist, dass sie beim Aussprechen des Gelübdes nicht daran dachte, dass ihr Gatte sterben und sie dann dem Levir zur Ehe verboten sein würde; sie erhält darum auch die Ketuba ausgezahlt. [tat sie es] nach dem Tode ihres Gatten, so ersucht man ihn nur, ihr die Chaliza zu erteilen.72 Und wenn er in die Chaliza einwilligt, so hat sie die Ketuba zu beanspruchen; andrenfalls aber wird sie, da sie das Gelübde nach dem Tode ihres Gatten getan, einer Frau gleichgestellt, die sich weigert (מורדת), die Ehe zu schliessen und büsst ihre Ketuba ein. Hat sie aber nur dieses73 Nämlich durch ihr Gelübde dem Levir zur Ehe verboten zu werden. beabsichtigt, so kann man ihn, selbst wenn es beim Leben ihres Gatten geschah, [auch] nur ersuchen, ihr die Chaliza zu erteilen.74 Da sie sich weigert, die Ehe mit dem Levir zu schliessen. Ist er zur Chaliza bereit, so erhält sie die Ketuba; wenn er jedoch in die Chaliza nicht einwilligt, sie aber bei ihrer Weigerung verharrt und auf die Auszahlung ihrer Ketuba verzichtet, so kann man ihn zur Erteilung der Chaliza zwingen. Chapter 14 Wenn ein Taubstummer eine Vollsinnige oder ein Vollsinniger eine Taubstumme geheiratet hat, so kann er, wenn er will, sie entlassen, und wenn er will, sie behalten;1 Ihre Ehe ist, wenn auch nicht nach der Thora, so doch rabbinisch giltig, während die Ehe eines Schwachsinnigen oder Minderjährigen auch nach den Rabbinen ungiltig ist. wie er sie durch Zeichen2 רמז, رمز, hebr. mit Umstellung des zweiten und dritten Radikals רזם (Hiob 15, 12), mit den Augen winken, ein Zeichen geben. heimführt, so entlässt er sie auch durch Zeichen.3 Vgl. Git. V, 7. Wenn ein Vollsinniger eine Vollsinnige heiratet und diese dann taubstumm wird,4 Das Nithpaël bedeutet hier wie das hebr. Hiphil das Eintreten in einen Zustand und das Verharren in demselben, cf. Git. II, 6 נשתטה, נסתמא, נשתפה, נתפתח, נתפקח, ibid. VII, 1 נשתתק. so kann er, wenn er will, sie entlassen,5 Obgleich die Ehe auch nach der Thora rechtsgiltig ist, da beide Gatten bei der Eheschliessung vollsinnig waren, so kann er doch die Ehe nach Belieben trennen, da die Scheidung auch gegen den Willen der Frau erfolgen kann. und wenn er will, sie behalten; wird sie schwachsinnig, so darf er sie nicht entlassen.6 Selbst wenn sie die Bedeutung eines Scheidebriefes versteht und ihn auch aufzubewahren weiss, sodass ihre Scheidung nach der Thora zulässig wäre, soll diese nach den Rabbinen dennoch unterbleiben, damit die Frau, die dann ohne jede Obhut bliebe, nicht der Unzucht verfalle. Hat er ihr jedoch den Scheidebrief erteilt, so darf sie eine neue Ehe eingehen. Wird er aber taubstumm oder schwachsinnig, so kann er sie nie entlassen.7 Der Scheidebrief eines Tauben oder Schwachsinnigen ist nach der Thora ungiltig und kann daher die rechtsgiltige Ehe nicht auflösen. Wenn er ihr nach erfolgter Erkrankung dennoch einen Scheidebrief erteilt und sie eine zweite Ehe eingegangen ist, so muss diese unter allen Umständen getrennt werden. R. Jochanan, Sohn Nuri’s, sagte: warum soll eine Frau, die taubstumm geworden, entlassen werden können, der Mann aber, der taubstumm geworden, nicht entlassen können?8 Er ist vielmehr der Ansicht, dass auch die taubstumm gewordene Frau nicht durch Scheidebrief entlassen werden kann. Da sagte man zu ihm: der Mann, der entlässt, ist nicht zu vergleichen mit der Frau, die entlassen wird; denn die Frau kann sowohl mit ihrer Einwilligung als auch gegen ihre Einwilligung entlassen werden, der Mann aber kann nur mit seinem [freien] Willen entlassen. Es9 Vgl. Gittin V, 5, Edujot VII, 9. bezeugte R. Jochanan,10 In Edujot Nechunja. Sohn Gudgeda’s, dass eine Taubstumme, die ihr Vater verheiratet hatte,11 Während sie noch minderjährig, d. h. noch nicht 12½ Jahre alt war, vgl. Kid. IV, 4. durch einen Scheidebrief entlassen werden kann.12 Obgleich die Ehe nach der Thora (Deut. 22, 16) giltig war, kann sie dennoch durch Scheidebrief gelöst werden, weil nach der Thora eine Scheidung auch gegen den Willen der Frau erfolgen kann; sie muss also den Scheidebrief annehmen, auch nachdem sie grossjährig geworden. Da sagte man13 Die Weisen, die in der vorigen Mischna die Gegner des R. Jochanan waren. zu ihm:14 R. Jochanan, Sohn Nuri’s. auch mit dieser15 Der Vollsinnigen, die nach der Eheschliessung taubstumm geworden ist. ist dies der Fall.16 Aus dem Ausspruch des R. Jochanan b. Gudgeda folgt, dass auch eine nach der Thora giltige Ehe gegen den Willen der Frau durch Scheidebrief aufgelöst werden kann. Wenn zwei taubstumme Brüder mit zwei taubstummen Schwestern oder mit zwei vollsinnigen Schwestern verheiratet sind, oder mit zwei Schwestern, von denen die eine taubstumm, die andre vollsinnig ist, oder wenn zwei taubstumme Schwestern mit zwei vollsinnigen Brüdern oder mit zwei taubstummen Brüdern verheiratet sind,17 Dieser Fall ist mit dem ersten Falle dieser Mischna identisch; er ist nur deshalb nochmals aufgezählt, damit die beiden Sätze שני אחים und שתי אחיות mit einander vollständig correspondieren. oder mit zwei Brüdern, von denen der eine taubstumm, der andre vollsinnig ist, so sind sie frei von der Chaliza oder der Leviratsehe.18 Sowohl die Giltigkeit der Ehe als auch die Pflicht der Leviratsehe ist hier nur rabbinisch; die Witwe seines Bruders gilt daher für den Levir als die „Schwester seiner Frau“ und er darf sie darum nicht heiraten. Wenn sie (die Frauen) aber nicht mit einander verwandt sind, so müssen jene sie heiraten;19 Wenn er oder sie taubstumm ist, darf die Chaliza nicht stattfinden, s. Jeb. XII, 4. wenn sie sie dann entlassen wollen, so können sie sie entlassen.20 Durch den Scheidebrief, der auch durch Zeichen erfolgt, s. Git. V, 7. Die Leviratsehe-Pflicht trat für den Levir auch nur infolge einer Ehe ein, die sein Bruder durch Zeichen geschlossen hatte. Wenn zwei Brüder, von denen der eine taubstumm, der andere vollsinnig ist, zwei vollsinnige Schwestern geheiratet haben und der Taubstumme, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? [Nichts,] jene ist frei21 Von der Leviratsehe oder der Chaliza. als Schwester seiner Frau. Wenn aber der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Taubstumme, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? Er muss seine Frau durch Scheidebrief entlassen,22 Denn die Ehe seines Bruders war nach der Thora giltig, es tritt daher für ihn auch die Pflicht der Leviratsehe nach der Thora ein; seine eigene Frau darf er also nicht behalten, da sie die Schwester derjenigen ist, mit der ihn die Pflicht der Leviratsehe noch verbindet (אחות זקוקתו). Diese Pflicht aber ist nicht etwa durch die Ehe mit seiner Frau aufgehoben, da diese Ehe nur rabbinisch giltig ist. und die Frau seines Bruders ist ihm immer [zur Ehe] verboten.23 Er kann ihr als Taubstummer nicht die Chaliza erteilen und darf sie auch nicht heiraten, da sie die Schwester seiner Frau ist. Wenn zwei vollsinnige Brüder mit zwei Schwestern verheiratet sind, von denen die eine taubstumm, die andre vollsinnig ist, und der Vollsinnige, der Gatte der Taubstummen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? [Nichts,] jene ist frei21 Von der Leviratsehe oder der Chaliza. als Schwester seiner Frau. Wenn der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Taubstummen zu tun? Er23a Vgl. Jeb. IV, 9 Ende. muss seine Frau durch Scheidebrief und die Frau seines Bruders durch [Erteilung der] Chaliza entlassen. Wenn zwei Brüder, von denen der eine taubstumm, der andre vollsinnig ist, mit zwei Schwestern verheiratet sind, von denen die eine taubstumm, die andre vollsinnig ist, und der Taubstumme, der Gatte der Taubstummen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? [Nichts,] jene ist frei21 Von der Leviratsehe oder der Chaliza. als Schwester seiner Frau. Wenn aber der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Taubstumme, der Gatte der Taubstummen, zu tun? Er muss seine Frau durch Scheidebrief entlassen,24 Eigentlich sollte der Taubstumme in diesem Falle seine Frau behalten dürfen, da er für seine Handlungen ebensowenig verantwortlich ist, wie der Minderjährige; von diesem aber gilt der Satz: קטן אוכל נבלות אין בית דין מצווין להפרישו, das Gericht ist nicht verpflichtet, einen Minderjährigen von dem Übertreten eines Verbotes (z. B. vom Genusse verbotener Speisen) zurückzuhalten. Der Taubstumme muss jedoch seine Frau entlassen, weil sonst zu befürchten wäre, dass man seine nur rabbinisch giltige Ehe für so rechtskräftig halten könnte, dass für ihn die Pflicht der Leviratsehe gegenüber seiner Schwägerin als der Schwester seiner Frau gar nicht eintritt; die Jebama könnte dann vielleicht eine neue Ehe eingehen, ohne dass tatsächlich das Band der Leviratsehe-Pflicht, das sie mit dem Levir verbindet, gelöst ist. und die Frau seines Bruders ist ihm immer [zur Ehe] verboten.25 Er darf sie nicht heiraten, da sie die Schwester seiner Frau ist, deren Ehe wenigstens nach den Rabbinen giltig war. Wenn zwei Brüder, von denen der eine taubstumm, der andre vollsinnig ist, mit zwei vollsinnigen Frauen verheiratet sind, die nicht mit einander verwandt sind, und der Taubstumme, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? Er muss entweder die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen. Wenn aber der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Taubstumme, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? Er muss sie heiraten und darf sie niemals entlassen.26 Der Taubstumme ist hier nach der Thora zur Leviratsehe verpflichtet, da die Ehe seines Bruders auch nach der Thora giltig war; der Scheidebrief, den der Taubstumme erteilen würde, hätte aber nur rabbinische Giltigkeit und könnte jenes Band der Leviratsehe-Pflicht nicht auflösen. Wenn zwei vollsinnige Brüder mit zwei Frauen verheiratet sind, die nicht miteinander verwandt sind und von denen die eine vollsinnig, die andre taubstumm ist, und der Vollsinnige, der Gatte der Taubstummen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? Er muss jene heiraten und kann sie dann, wenn er will, entlassen.20 Durch den Scheidebrief, der auch durch Zeichen erfolgt, s. Git. V, 7. Die Leviratsehe-Pflicht trat für den Levir auch nur infolge einer Ehe ein, die sein Bruder durch Zeichen geschlossen hatte. Wenn aber der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Taubstummen, zu tun? Er muss entweder die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen. Wenn zwei Brüder, von denen der eine taubstumm, der andre vollsinnig ist, mit zwei Frauen verheiratet sind, die nicht mit einander verwandt sind und von denen die eine taubstumm, die andre vollsinnig ist, und der Taubstumme, der Gatte der Taubstummen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? Er muss jene heiraten und kann sie dann, wenn er will, entlassen.20 Durch den Scheidebrief, der auch durch Zeichen erfolgt, s. Git. V, 7. Die Leviratsehe-Pflicht trat für den Levir auch nur infolge einer Ehe ein, die sein Bruder durch Zeichen geschlossen hatte. Wenn aber der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Taubstumme, der Gatte der Taubstummen, zu tun? Er muss jene heiraten und darf sie niemals entlassen.26 Der Taubstumme ist hier nach der Thora zur Leviratsehe verpflichtet, da die Ehe seines Bruders auch nach der Thora giltig war; der Scheidebrief, den der Taubstumme erteilen würde, hätte aber nur rabbinische Giltigkeit und könnte jenes Band der Leviratsehe-Pflicht nicht auflösen. Chapter 15 Wenn eine Frau mit ihrem Gatten nach einem fernen Laude1 S. Jeb. II, Note 69. gegangen ist, so darf sie, wenn2 Wie in der Regel anzunehmen ist. Frieden zwischen ihm und ihr3 Sodass nicht zu befürchten ist, dass sie ihre Aussage nur aus Abneigung macht oder in der Absicht, ihres Gatten entledigt zu werden. und auch Frieden in der Welt4 Sodass nicht zu befürchten ist, dass sie ihren Mann für tot hielt, weil er zu einer bestimmten Zeit nicht zurückkehrte oder weil sie ihn im Kriege verwundet zu Boden fallen sah. herrscht und sie zurückkommt und sagt: „mein Gatte ist gestorben“, sich wieder verheiraten;5 Die Frau ist beglaubt, weil man voraussetzt, dass sie wegen der eventuellen Folgen sich gewissenhaft versichern wird, ob in der Tat ihr Mann gestorben und sie sich wieder verheiraten darf; vgl. Jeb. X, Note 4. [wenn sie sagt:] „mein Gatte ist gestorben,“6 Ohne Nachkommen zu hinterlassen. so darf sie den Levir heiraten. Wenn jedoch Frieden zwischen ihm und ihr, aber Krieg in der Welt herrscht, oder wenn Zwist zwischen ihm und ihr,7 Wenn sie z. B. in seiner Gegenwart erklärt, er habe ihr vor zwei Zeugen den Scheidebrief gegeben, diese aber ihre Aussage Lügen strafen; Jeb. 116a. Das Wort קטטה = Zwiespalt, Streit, von dem bibl. קוט oder קטט = قَطَّ spalten, schneiden; cf. מחלקת = Streit, von חלק = teil en. aber Frieden in der Welt herrscht und sie zurückkommt und sagt: „mein Gatte ist gestorben,“ so ist sie nicht beglaubt, R. Jehuda sagt: sie ist niemals beglaubt, es sei denn, dass sie weinend und mit zerrissenen Kleidern zurückkehrt. Da sagten sie (die Weisen) zu ihm: in jedem Falle darf sie wieder heiraten.8 Denn sonst ist zu fürchten, dass ein kluge Frau ihre Aussage durch jene Zeichen zu bekräftigen suchen wird, um dadurch Glauben zu finden, der Einfältigen aber, die sich auf diese List nicht versteht, würde man keinen Glauben schenken. Die Halacha entscheidet auch nach der Ansicht der Weisen. Bet-Hillel9 Vgl. Edujot I, 12. sagt: wir haben dieses10 Dass nämlich die Aussage der Frau für glaubhaft gehalten wird. nur für den Fall gehört, dass sie von der Ernte11 Während der Ernte geschieht es häufig, dass Menschen durch Hitze oder durch giftige Schlangen getötet werden. kommt und zwar in demselben Lande12 Wo das Gericht ihre Aussage leicht prüfen kann. und wie die Begebenheit sich wirklich einmal zugetragen hat.13 Es kam einst eine Frau von der Ernte vor Gericht und erzählte, dass ihr Mann bei der Arbeit durch einen Schlangenbiss getötet sei. Das Gericht untersuchte diesen Fall und fand die Aussage der Frau bestätigt. Darauf wurde die Bestimmung getroffen, dass nur in einem solchen Falle die Frau, die da erklärt, ihr Mann sei gestorben, beglaubt ist (Jeb. 116 b). Darauf sagte Bet-Schammai zu ihnen: es ist gleich, ob sie von der Ernte oder vom Oliven-Sammeln oder von der Weinlese oder auch von einem andren Lande kommt; die Weisen haben nur darum von der „Ernte“ gesprochen, weil sich der Fall in Wirklichkeit so zugetragen hat.14 In diesem Sinne wird das בהווה auch in Erub. I, 10 gebraucht; s. jedoch Tos. chad. z. St. Da entschied Bet-Hillel wieder14a Eigentlich: sie kehrten zurück sc. von ihrer früheren Ansicht, sie widerriefen. wie Bet-Schammai. Bet-Schammai9 Vgl. Edujot I, 12. sagt: sie15 Die Frau, die vor Gericht erklärt, ihr Mann sei gestorben. darf wieder heiraten und erhält ihre Ketuba.16 S. Jeb. IV, Note 18. Bet-Hillel aber sagt: sie darf wieder heiraten, erhält aber ihre Ketuba nicht. Darauf sagte Bet-Schammai zu ihnen: bei dem wichtigen Eheverbot habt Ihr erleichtert,17 Denn wenn ihr Mann noch lebte, wäre es ihr bei Todesstrafe verboten, sich zu verheiraten. werdet Ihr da nicht bei der minder wichtigen Geldsache [gewiss] erleichtern? Da sagte Bet-Hillel zu ihnen: wir finden, dass die Brüder18 Die Kinder des angeblich verstorbenen Mannes. auf ihre19 Der Frau. Aussage die Erbschaft nicht antreten.20 Denn eine Entscheidung darf nur auf die Aussage zweier Zeugen getroffen werden, Deut. 19, 15. Nur zu heiraten ist der Frau auf die Aussage auch eines Zeugen erlaubt, s. Jeb. II, Note 72. Darauf sagte Bet-Schammai zu ihnen: können wir es nicht aus dem Scheine21 Aus dem Wortlaut, wie er für die Ketuba angeordnet ist. ihrer Ketuba ableiten? Er (der Gatte) verschreibt ihr doch: „wenn Du einen Andren heiratest, so erhältst Du, was Dir verschrieben ist.“ Da entschied Bet-Hillel wieder wie Bet-Schammai. Alle sind beglaubt für sie Zeugnis abzulegen,22 Dass nämlich ihr Mann gestorben sei. ausser23 Bei den folgenden fünf Frauen ist zu befürchten, dass sie gegen jene feindselig gesinnt sind und sie zu schädigen suchen, weil hier auch ihre eigenen Interessen berührt werden. ihrer Schwiegermutter,24 Sie missgönnt vielleicht ihrer Schwiegertochter den Genuss des Vermögens, das sie selbst mühselig erworben. der Tochter ihrer Schwiegermutter,25 Sie will vielleicht durch ihre Aussage verhüten, dass die Frau das Vermögen der Mutter erbt, während sie selbst leer ausgeht. Die gleiche Befürchtung ist zu hegen, wenn die Tochter ihres Schwiegervaters als Zeuge auftritt. ihrer Nebenfrau,26 Bei ihr ist aus naheliegenden Gründen eine feindselige Gesinnung zu vermuten. ihrer Schwägerin27 D. i. die Frau ihres Schwagers. Sie erklärt vielleicht darum, ihr Schwager sei gestorben, weil sie befürchtet, dieser könnte, falls ihr eigener Gatte stirbt, an ihr die Leviratsehe vollziehen, sodass sie die Nebenfrau der andren werden würde. und der Tochter ihres Gatten.28 Sie missgönnt vielleicht ihrer Stiefmutter den Genuss des Vermögens, das ihre eigene Mutter erworben. Warum ist es anders bei [der Aussage über einen] Scheidebrief als bei [der über einen] Todesfall?29 Warum sind die genannten fünf Frauen [nach Git. II, 7] beglaubt, wenn sie den Scheidebrief dieser Frau vorlegen und erklären, er sei in ihrer Gegenwart geschrieben und unterfertigt, während sie nicht beglaubt sind, wenn sie erklären, ihr Mann sei gestorben? Weil [dort] die geschriebene Urkunde beweisend ist.30 Wir verlassen uns im Wesentlichen auf den Scheidebrief selbst. Wenn ein Zeuge sagt: „er (der Gatte) ist gestorben,“ sie sich daraufhin verheiratet31 Oder das Gericht ihr erlaubt sich zu verheiraten. und dann ein Andrer kommt und sagt: „er ist nicht gestorben,” so braucht sie die Ehe nicht zu trennen.32 יצא entlassen werden, Intrans. statt des Passivum, in der Mischna sehr häufig, vgl. יצא Pes. IX, 9; בא Pes. IX, 4; הלך Meïla III, 2; ירד עלה Seb. IX, 4. Die Aussage des ersten Zeugen ist, da dieser allein ausreichend ist, ebenso beglaubt, als ob zwei Zeugen sie gemacht hätten, sodass die spätere Aussage des einzelnen Zeugen nicht berücksichtigt wird. Sie soll jedoch, wenn das Gericht auf diese Aussage des Zeugen ihr zu heiraten erlaubt hat und dann ein Zeuge erklärt, ihr Mann sei noch am Leben, eine zweite Ehe nicht eingehen, bis die Sache aufgeklärt ist, Eb. haëser, Cap. 17 § 37, Note. Wenn ein Zeuge sagt: „er ist gestorben,“ und zwei sagen: „er ist nicht gestorben,“ so muss sie, selbst wenn sie sich schon wieder verheiratet hat, die Ehe trennen.33 Wenn der erste sowie die beiden andren Zeugen untauglich waren. Da nämlich in unsrem Falle ein Zeuge schon beglaubt ist, während im Allgemeinen zwei Zeugen zu einem giltigen Zeugnis erforderlich sind (Deut. 19, 15), so ist hier der Begriff „Zeuge“ überhaupt nicht entscheidend, man richtet sich vielmehr nur nach der Zahl der aussagenden Personen, und da die Mehrheit erklärte, der Mann sei noch am Leben, so muss die zweite Ehe getrennt werden; desgleichen wenn der erste ebenso als Zeuge tauglich war, wie die beiden Andren. Wenn jedoch der erste als Zeuge tauglich war, die beiden Andren aber nicht, so braucht, wenn der Frau vor der Aussage der letzten Zeugen die Erlaubnis zu einer zweiten Eheschliessung erteilt war, diese zweite Ehe nicht getrennt zu werden. So Maimon. Hil. Geruschin XII, 20 nach der Erklärung des R. Joseph Karo. Nach Nachmanides u. A. (ibid.) muss auch im letzten Falle die Ehe getrennt werden. Nur wenn ein Zeuge aussagt, ihr Mann sei gestorben, sie selbst auch erklärt, sie wisse bestimmt (Raschi) oder sei fest überzeugt (R. Nissim), dass ihr Mann gestorben sei und sie diesen Zeugen heiratet, darauf aber zwei Personen, die als Zeugen untauglich sind, aussagen, ihr Mann sei noch am Leben, dann braucht die Ehe nicht getrennt zu werden. Vgl. Ketub. 22b. Wenn Zwei34 Die als Zeugen untauglich sind. sagen: „er ist gestorben,“ und Einer sagt: „er ist nicht gestorben,“ so darf sie, selbst wenn sie noch nicht wieder verheiratet ist,35 Oder selbst wenn man ihr noch nicht erlaubt hat sich wieder zu verheiraten (R. Ascher). wieder heiraten.36 Da bei Personen, die als Zeugen untauglich sind, in jedem Falle die Stimmenmehrheit entscheidet; vgl. Note 33. Wenn eine Frau37 Die von einem fernen Lande heimkehrt. sagt: „er (mein Gatte) ist gestorben,“ und die andre38 D. h. die andre Frau desselben Gatten. sagt: „er ist nicht gestorben,“ so darf diejenige, die gesagt hat: „er ist gestorben“, wieder heiraten und erhält ihre Ketuba,39 S. oben Mischna 1 und 3. diejenige aber, die gesagt hat: „er ist nicht gestorben,“ darf nicht wieder heiraten und erhält ihre Ketuba nicht.40 Dass die Frau, die ihren Mann nicht für tot erklärt, auch nicht wieder heiraten darf, ist selbstverständlich. Die Mischna spricht hier daher von dem Falle, dass diese Frau nachher ihre erste Aussage zurücknimmt, indem sie erklärt, sie habe diese Aussage nur gemacht, um ihre Nebenfrau zu kränken und ihr eine neue Eheschliessung zu verbieten, in Wahrheit aber sei ihr Mann nicht gestorben; sie darf nun dennoch keine neue Ehe eingehen, denn die Aussage ihrer Nebenfrau, dass ihr Mann gestorben sei, ist für sie (nach der vorigen Mischna) nicht massgebend (Jeb. 118a). Wenn eine sagt: „er ist gestorben,“ und die andre sagt: „er ist erschlagen,“ so sagt R. Meir: da sie einander widersprechen, dürfen sie beide nicht wieder heiraten;41 Nach dem Talmud (ibid.) gilt dieser Ausspruch des R. Meir auch für den ersten Fall dieser Mischna; er ist nur deshalb im zweiten Falle angeführt, um den Anschein zu vermeiden, als stimmte R. Meir hierin mit R. Jehuda und R. Simon überein. R. Jehuda und R. Simon aber sagen: da sie beide darin übereinstimmen, dass er nicht mehr am Leben ist, so dürfen sie wieder heiraten.42 So entscheidet auch die Halacha. Wenn ein Zeuge sagt: er ist gestorben“, und ein andrer Zeuge sagt: „er ist nicht gestorben,“ [oder] wenn eine Frau sagt: „er ist gestorben,“ und eine andre Frau43 Die beide zugleich vor Gericht erscheinen. sagt; „er ist nicht gestorben“, so darf sie nicht wieder heiraten.44 Weil der Tod des Mannes zweifelhaft ist. Hat sie sich dennoch wieder verheiratet, so muss die zweite Ehe getrennt werden. Wenn eine Frau mit ihrem Gatten nach einem fernen Lande gegangen ist und dann zurückkehrt und sagt: „mein Gatte ist gestorben,“ so darf sie wieder heiraten und erhält ihre Ketuba,45 S. oben Mischna 3. ihrer Nebenfrau aber ist es verboten.46 Weil nach Mischna 4 das Zeugnis der andren Frau für sie ungiltig ist. War sie47 Diese Nebenfrau. die Tochter eines Israeliten47a D. i. eines Nichtpriesters. und mit einem Priester verheiratet, so darf sie Hebe geniessen;48 Da die andre Frau nicht beglaubt ist, ihr durch ihre Aussage das Eingehen einer neuen Ehe zu gestatten, so kann sie ihr auch den Genuss der Hebe nicht verbieten; die Nebenfrau darf vielmehr Hebe weiter geniessen, in der Annahme, dass ihr Mann noch lebt. dies sind die Worte des R. Tarphon.49 So entscheidet auch die Halacha. R Akiba aber sagt: dies ist nicht der rechte Weg, sie vor einer Sünde zu bewahren; es muss ihr vielmehr verboten sein, zu heiraten und Hebe zu geniessen. Wenn sie sagt: „mein Gatte ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Schwiegervater gestorben,“ so darf sie wieder heiraten und erhält ihre Ketuba, ihrer Schwiegermutter aber ist es verboten.50 Denn das Zeugnis der Schwiegertochter ist für die Schwiegermutter so wenig giltig als (nach Mischna 4) das Zeugnis dieser für jene. War sie die Tochter eines Israeliten und mit einem Priester verheiratet, so darf sie Hebe geniessen; dies sind die Worte des R. Tarfon.49 So entscheidet auch die Halacha. R. Akiba aber sagt: dies ist nicht der rechte Weg, sie vor einer Sünde zu bewahren; es muss ihr vielmehr verboten sein, wieder zu heiraten und Hebe zu geniessen. Wenn Jemand sich eine von fünf51 Vgl. Jeb. XI, Note 12 a. Frauen angetraut und dann nicht mehr weiss, welche er sich angetraut, jede aber behauptet: „mich hat er sich angetraut“: so erteilt er52 Wenn er nicht — was nach dem Talmud zulässig ist — alle fünf behalten will. jeder Einzelnen einen Scheidebrief, legt den Betrag der Ketuba53 Die er für die eine Frau ausgestellt und die dann verloren gegangen ist. So ist diese Mischna nach denjenigen zu erklären, die der Ansicht sind, dass die angetraute, aber noch nicht heimgeführte Frau nur dann Anspruch auf die Auszahlung der Ketuba hat, wenn ihr diese in Wirklichkeit ausgestellt oder doch ausdrücklich zugesichert ist, ארוסה אין לה כתובה; vgl. Maim. Hil. Ischut IX, 21. Die Mischna kann dann auch von dem Falle handeln, dass der Mann die Ketuba auf den Namen einer Frau ausgestellt, aber diesen Namen nicht genannt hat, oder aber dass wohl ein Name genannt war, die fünf Frauen aber zufällig den gleichen Namen trugen. Nach einigen Dezisoren aber (Nachmanides, R. Ascher, auch Tos. B. mezia 17 b s. v. מן הארוסין) hat die angetraute Frau unter allen Umständen Anspruch auf Auszahlung der Ketuba; nach diesen braucht in unsrem Falle eine Ketuba gar nicht ausgestellt zu sein, vgl. Eb. haëser, Cap. 55 § 6. für sie54 Eigentlich: unter sie, in ihre Mitte. In Wirklichkeit deponiert er den Betrag der Ketuba bei Gericht, bis erwiesen ist, welche von den fünf Frauen die Angetraute war. nieder und entfernt sich;55 D. h. er hat in dieser Angelegenheit weiter nichts zu tun. dies sind die Worte des R. Tarphon. R. Akiba aber sagt: dies ist nicht der rechte Weg, ihn vor einer Sünde zu bewahren; er muss vielmehr jeder Einzelnen einen Scheidebrief und die Ketuba geben.56 Nach Jeb. 118b gilt dieser Ausspruch des R. Akiba nur für den Fall, dass der Mann die Frau durch Beiwohnung sich angeeignet hat; zur Strafe dafür, dass er diese Form der Aneignung gewählt hat, welche die Rabbinen für unzulässig erklärten (s. Jeb. 52 a), soll er jeder Einzelnen die Ketuba auszahlen. In jedem andren Falle aber schliesst sich R. Akiba der Ansicht des R. Tarphon an. Wenn Jemand einem von Fünfen etwas geraubt hat und nicht mehr weiss, wem von ihnen er es geraubt hat, jeder Einzelne aber behauptet: „mich hat er beraubt“: so legt er den Raub für sie nieder und entfernt sich; dies sind die Worte des R. Tarphon. R. Akiba aber sagt: dies ist nicht der rechte Weg, ihn vor einer Sünde zu bewahren; er muss vielmehr jedem Einzelnen57 Der beschwört, dass er der Beraubte ist. den Raub ersetzen.58 In den beiden letzten Fällen dieser Mischna entscheidet die Halacha nach der Ansicht des R. Akiba. Wenn eine Frau mit ihrem Gatten und ihrem Sohne nach einem fernen Lande gegangen ist58a In einigen Mischnaausgaben sowie im Talmud ist die Lesart: למדינת הים ובנה עמהם האשה שהלכה היא ובעלה und dann zurückkommt, und sagt: „mein Mann ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Sohn gestorben“: so ist sie beglaubt.59 Denn dadurch, dass man sie mit einem Sohne fortziehen sah, konnte man annehmen, dass sie später den Levir nicht zu heiraten braucht, sondern eine beliebige Ehe eingehen darf; diese Annahme wird nun durch ihre Aussage, dass ihr Mann mit Hinterlassung eines Sohnes gestorben sei, nicht erschüttert und darum als zu Recht bestehend festgehalten. — Eine solche Annahme wird חזקה genannt, d. h. die Präsumtion, die betreffs des Charakters oder des Zustandes einer Person oder einer Sache solange festgehalten wird, bis das Gegenteil erwiesen wird, oder Umstände eintreten, die jene Voraussetzung erschüttern. [Sagt sie aber:] „mein Sohn ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Mann gestorben“: so ist sie nicht beglaubt,60 Denn durch ihre Aussage, wonach sie zur Leviratsehe gewillt und verpflichtet ist, erschüttert sie jene begründete Annahme. man berücksichtigt jedoch ihre Worte,61 Insofern, dass sie nicht ohne weiteres eine neue Ehe eingehen darf. und sie muss die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten. [Sagt sie:] „ein Sohn ward mir im fernen Lande geschenkt“,62 Zu diesem Ausdruck vergl. Jes. 9, 5. und erklärt: „mein Sohn ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Mann gestorben“: so ist sie beglaubt.63 Denn als sie nur in Begleitung ihres Gatten fortzog, musste man annehmen, dass sie später den Levir werde heiraten dürfen, und diese Annahme wird durch ihre jetzige Aussage nicht erschüttert; sie darf und muss daher den Levir heiraten. [Sagt sie aber:] „mein Mann ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Sohn gestorben“: so ist sie nicht beglaubt,64 Weil sie durch ihre jetzige Aussage, wonach sie zur Leviratsehe nicht verpflichtet sei, jene begründete Annahme erschüttert; sie darf daher nicht ohne weiteres eine neue Ehe eingehen. Dass im Allgemeinen die Frau wohl beglaubt ist, wenn sie den Tod ihres Mannes bezeugt, hat seinen Grund darin, dass sie diese Aussage nur nach gewissenhafter Prüfung machen wird, s. oben Note 5; wenn sie aber durch eine solche Aussage der Pflicht der Leviratsehe enthoben wird, so ist sie nicht ohne weiteres beglaubt, weil hier zu befürchten ist, dass sie diese Aussage nur gemacht, um den Levir, gegen den sie eine Abneigung hat, nicht heiraten zu müssen. man berücksichtigt jedoch ihre Worte,65 Insofern, dass sie den Levir nicht heiraten darf. und sie muss die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten.66 Die Mischna, die ihr hier die Vollziehung der Chaliza erlaubt, handelt nur von dem Falle, dass die Frau ohnedies, z. B. als Geschiedene oder Entweihte zur Priesterehe ungeeignet ist oder dass sie erklärt, sie wäre mit ihrem Gatten etwa in einer Höhle gewesen, als dieser starb, sodass kein Zeuge kommen könne, der ihre Aussage betreffs des Todes ihres Mannes bestätigt. Wenn dies aber nicht der Fall ist, so darf sie weder eine neue Ehe eingehen, noch den Levir heiraten, noch die Chaliza vollziehen, da zu fürchten ist, es könnten nach vollzogener Chaliza Zeugen kommen, die die Aussage der Frau bestätigen, sodass das Gericht dann genötigt wäre, öffentlich bekannt zu machen, dass die Chaliza ungiltig war, da sie gar nicht zu erfolgen brauchte, die Frau somit zur Priesterehe wohl geeignet ist (כרוז לכהונה Jeb. 119b); wenn sie dann wirklich einen Priester heiraten würde, so könnten diejenigen, die Zeugen des Chalizaaktes waren, aber von der Bekanntmachung des Gerichtes nichts erfuhren, leicht glauben, die Chaluza sei dem Priester zur Ehe erlaubt, was aber rabbinisch verboten ist, s. Jeb. II, Note 35. [Sagt sie:] „ein Levir ward mir im fernen Lande geboren,“67 Ihre Schwiegermutter habe also einen Sohn bekommen. und erklärt: „mein Mann ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Schwager gestorben“, [oder:] „mein Schwager [ist zuerst gestorben] und nachher mein Mann“: so ist sie beglaubt.68 Da man ohne ihr Zeugnis nicht wusste, dass sie einen Schwager habe, also annahm, dass sie zur Leviratsehe nicht verpflichtet sei, und erst durch ihre Aussage erfuhr, dass diese Pflicht für sie eingetreten, sie also für jeden Andren zur Ehe verboten sei, so glaubt man ihr auch die weitere Aussage, dass dieser Schwager gestorben, sie also zur Leviratsehe nicht mehr verpflichtet sei und eine beliebige neue Ehe eingehen dürfe (הפה שאסר הוא הפה שהתיר). Wenn sie mit ihrem Gatten und ihrem Schwager nach einem fernen Lande gegangen ist und dann sagt: „mein Mann ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Schwager gestorben“, [oder:] mein „Schwager [ist gestorben] und nachher mein Mann“: so ist sie nicht beglaubt;69 Vgl. oben Note 64. denn wenn die Frau sagt: „mein Schwager ist gestorben“, so ist sie nicht beglaubt sich wieder zu verheiraten, desgleichen, [wenn sie sagt:] „mein Schwager ist gestorben“, [so ist sie] nicht [beglaubt] in sein Haus einzutreten, und wenn der Mann sagt: „mein Bruder ist gestorben“, so ist er nicht beglaubt dessen Frau zu heiraten, desgleichen [wenn er sagt:] „meine Frau ist gestorben“, [so ist er] nicht [beglaubt], deren Schwester zu heiraten.70 In diesen Fällen ist zu befürchten, dass die genannten Personen diese Aussagen nur in der Absicht machen, die betreffenden Ehen schliessen zu können. Chapter 16 Wenn man einer Frau, deren Gatte mit ihrer Nebenfrau nach einem fernen Lande gegangen ist, berichtet: „Dein Mann ist gestorben“: so darf sie sich nicht wieder verheiraten1 Mit einem Fremden, da ihr Mann beim Antritt der Reise keine Kinder hatte, also zu vermuten war, dass sie den Levir werde heiraten müssen. Man könnte zwar annehmen, dass die Nebenfrau, wie die grosse Mehrheit aller Frauen, inzwischen geboren habe, sodass jene wohl eine beliebige Ehe eingehen dürfte; hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass zunächst die Annahme begründet war, diese Frau sei an den Levir gebunden und dürfe nicht eine beliebige Ehe eingehen, sodann dass die Nebenfrau vielleicht zu der Minderheit von Frauen gehörte, die nur eine Fehlgeburt hervorbringen oder überhaupt nicht gebären, sodass die Vermutung, dass sie zu jener grossen Mehrheit zu zählen sei, in diesem Falle stark erschüttert ist. und auch den Levir nicht heiraten, bis sie erfahren hat, ob ihre Nebenfrau schwanger ist.2 Wenn Zeugen aus dem fernen Lande kommen und erklären, dass die Nebenfrau nicht schwanger ist, so darf die Frau den Levir heiraten. Sobald aber jene ein lebensfähiges Kind geboren, ist diese dem Levir zur Ehe verboten und darf einen Fremden heiraten. Man könnte freilich der Frau den Rat erteilen, dass sie nach dem Tode ihres Mannes 9 Monate warten und dann dem Levir Chaliza erteilen solle, um eine beliebige Ehe eingehen zu dürfen, da ja ihre Nebenfrau, falls sie schwanger war, inzwischen geboren haben muss, falls aber nicht, die Chaliza bereits geschehen und das Band der Leviratshe-Pflicht somit aufgelöst ist. Es wäre dann jedoch zu befürchten, dass man vielleicht erst nach vollzogener Chaliza durch Zeugen erfährt, dass die Nebenfrau ein Kind geboren, sodass das Gericht öffentlich bekannt machen müsste, dass die Chaliza, weil überflüssig, als nicht geschehen zu betrachten und die Frau daher zur Priesterehe geeignet sei; diejenigen nun, die dem Chalizaacte beigewohnt, aber von der Bekanntmachung des Gerichtes nichts erfuhren, könnten dann, wenn sie einen Priester heiratet, leicht glauben, die Chaluza sei dem Priester zur Ehe erlaubt, vgl. Jeb. XV, Note 66. Wenn aber die Frau ohnedies z. B. als Geschiedene oder Entweihte einen Priester nicht heiraten darf, so ist in der Tat die Chaliza 9 Monate nach dem Tode des Mannes zulässig. — Die Worte היא צרתה, wobei das היא eigentlich überflüssig ist, wollen andeuten, dass man nur die Nebenfrau berücksichtigt, die mit dem Manne nach dem fernen Lande gegangen ist; sobald nun Zeugen aussagen, dass diese nicht schwanger ist, darf die andre Frau den Levir heiraten und braucht nicht zu befürchten, dass der Mann vielleicht noch eine dritte Frau geheiratet hat, die ihr event. die Ehe mit dem Levir verbieten könnte; Jeb. 119a und Raschi das. s. v. לצרה אחריתי. Nach Maim. Hil. Jib. III,14 wollen jene Worte besagen, dass die Nebenfrau, die den Mann begleitete, 3 Monate nach dessen Tode (s. Jeb. IV, 10) den Levir heiraten oder ihm die Chaliza erteilen darf und auf ihre Nebenfrau, d. i. die zurückgebliebene Gattin keine Rücksicht zu nehmen, d. h. nicht zu befürchten braucht, dass diese etwa beim Fortzuge des Mannes schwanger war. Hat sie eine Schwiegermutter,3 Im fernen Lande. so braucht sie4 Wenn ihr Mann gestorben, ohne Kinder und Brüder zu hinterlassen. dies nicht zu berücksichtigen.5 Sie braucht nicht zu befürchten, dass ihre Schwiegermutter vielleicht bei Lebzeiten ihres (der Schwiegertochter) Gatten einen Sohn geboren, an den als ihren Levir sie nun durch das Band der Leviratsehe-Pflicht gebunden wäre, denn hier waltet ein doppelter Zweifel ob (ספק ספיקא), ob sie nämlich eine Fehlgeburt oder ein lebensfähiges Kind zur Welt gebracht, und wenn das letztere der Fall, ob es ein Sohn gewesen. Ging sie schwanger fort, so muss sie es berücksichtigen;6 Sie muss befürchten, dass ihr ein Levir geboren wurde; denn durch den Umstand, dass die Schwiegermutter schwanger war, ist die Annahme, dass sie eine beliebige Ehe eingehen dürfe und an keinen Levir gebunden sei, erschüttert. Sie muss vielmehr das Ende der Schwangerschaft abwarten und dann, wenn sie einen Schwager bekommt, diesen heiraten, wenn nicht, darf sie einen Fremden heiraten; und so entscheidet auch die Halacha. R. Josua sagt: sie braucht es nicht zu berücksichtigen. Wenn von zwei Schwägerinnen7 Den Frauen zweier Brüder. die eine behauptet: „mein Mann ist gestorben“, und auch die andre behauptet: „mein Mann ist gestorben“: so darf keine von Beiden wegen des Gatten der andren sich wieder verheiraten.8 Da eine Frau, welche den Tod ihres Schwagers bezeugt, nicht beglaubt ist, so ist zu fürchten, dass der Levir noch lebt und die Leviratsehe stattfinden muss. Eine Frau, die den Tod ihres Mannes erklärt, ist nur für ihre Person beglaubt, d. h. sie darf sich anderweitig verheiraten, sie ist aber nicht in dem Maasse beglaubt, dass auf ihre Aussage hin ihre Schwägerin von der Pflicht der Leviratsehe befreit wäre. Hat die eine Zeugen,9 Die erklären, dass ihr Mann gestorben ist. Der Plural עדים ist hier nach den meisten Decisoren nicht buchstäblich zu nehmen (wie auch bei dem nachfolgenden בנים und יבמין selbstverständlich auch ein Kind resp. ein Schwager genügt, vgl. Jeb. IV, 11), es genügt vielmehr ein Zeuge; nach R. Ascher müssen es jedoch zwei Zeugen sein. Vgl. auch Jeb. X, Note 1. die andre keine Zeugen, so ist es derjenigen, die Zeugen hat, verboten [sich zu verheiraten],10 Weil der Tod des Levir nur durch ihre Schwägerin, aber nicht durch Zeugen bestätigt ist, also zu befürchten ist, dass der Levir noch lebt. der andren aber, die keine Zeugen hat, ist es erlaubt.11 Denn der Tod ihres Mannes ist durch ihre eigene Aussage, der Tod des Schwagers durch die von zwei Zeugen bestätigt. Hat die eine Kinder und die andre keine Kinder,12 Beide haben keine Zeugen, die ihre Aussagen bestätigen. so ist es derjenigen, die Kinder hat, erlaubt, der andren aber, die keine Kinder hat, verboten. Haben sie13 Die beiden Schwägerinnen, die keine Kinder und auch keine Zeugen für ihre Aussage haben. den Levir geheiratet und sind diese Schwäger gestorben,14 Ohne Kinder zu hinterlassen. so dürfen sie sich nicht wieder verheiraten.15 Weil jetzt wieder die Befürchtung eintritt, dass ihre ersten Gatten vielleicht noch leben. Denn dass diese Frauen auf Grund ihrer eigenen Aussage ihren Levir heiraten durften, man also glaubte, ihre Gatten seien gestorben, ist nur deshalb, weil die Frau, die da erklärt, ihr Mann sei gestorben, beglaubt ist und den Levir heiraten darf (Jeb. XV, 1); wenn es aber jetzt, nach dem Tode ihrer Schwäger ihnen gestattet sein sollte, sich anderweitig zu verheiraten, so geschähe es deshalb, weil jeder Einzelnen geglaubt würde, dass ihr Levir, also der Gatte der Andren gestorben sei; dies aber widerspräche der Mischna XV, 4, wonach eine Frau, die den Tod ihres Schwagers bezeugt, nicht beglaubt ist. Wären die Frauen jedoch von ihren Schwägern nach vollzogener Leviratsehe geschieden worden, so dürften sie sich wohl anderweitig verheiraten, denn selbst wenn die ersten Männer noch lebten, würde doch jedem die Frau des Andren als die Geschiedene seines Bruders zur Ehe verboten sein, Lev. 20, 21. R. Elieser16 In den Talmudausgaben R. Elasar. aber sagt: da sie den Schwägern [zur Ehe] erlaubt wurden, sind sie Jedem erlaubt.17 Da man auf Grund ihrer Aussage mit Recht annahm, ihre Gatten seien gestorben, und ihnen erlaubt hat den Levir zu heiraten, so hält man diese Annahme nun für alle Fälle für begründet. Man darf nur aussagen18 Wenn man als Zeuge erklären will, ein Mann sei gestorben, und diese Aussage nicht auf einzelne Merkmale, sondern auf das Wiedererkennen des Gesamteindruckes gegründet ist, wie dieser sich dem Auge eingeprägt hat (טביעת עין). auf Grund des Gesichts19 Πϱόσωπον, Gesicht, Anblick, Aussehen. samt der Nase, obwohl [sonstige] Kennzeichen an seinem Körper20 Merkmale, die nicht besonders klar und triftig sind (סימן שאינו מובהק ביותר), wie allgemeine Angaben des Grössenverhältnisses, der Farbe u. dergl. Wenn man jedoch sichere und untrügliche Kennzeichen angeben kann, wie das Fehlen eines bestimmten oder das Vorhandensein eines überflüssigen Gliedes, so sind diese Merkmale ausreichend, um die Identität des Verstorbenen festzustellen, auch wenn man über das Gesicht keine Aussagen machen kann. oder seinen Kleidern21 Hier genügen selbst sichere Merkmale nicht, da zu befürchten ist, dass vielleicht der Eigentümer der Kleider diese einem andren geliehen (חיישינן לשאלה), der in jenen Kleidern verstorben ist, sodass also aus den Kleidern die Identität des Toten nicht zu erweisen wäre. vorhanden sind. Man darf nicht eher aussagen, als bis seine Seele [ganz] ausgegangen, selbst wenn man ihn zerschnitten22 D. h. mit Schnittwunden bedeckt. מגיד [vgl. auch Ohalot I, 6] von גִיֵּד, syr. ܓܰܝܶܕ, denominat. von גיד, eigentlich = die Sehnen zerschneiden, dann überhaupt=zerstückeln, zerschneiden; oder auch von einer Wurzel גוד [= bibl. גדד] = schneiden, cf. Gen. 49, 19, Dan. 4, 11. 20. — Selbst wenn der Schnitt an einer Stelle des Körpers sich befand, wo er lebensgefährlich ist, gilt er nicht als sicheres Kennzeichen, da er vielleicht mit einem scharfen Instrument geführt war und noch geheilt werden konnte, Jeb. 120 b. oder aufgehängt23 צלב = arab. صَلَبَ, aufhängen; vgl. Onkelos zu Deut. 21, 22 ותצלוב = ותלית. oder ein wildes Tier an ihm fressen sah.24 Und zwar an einer Stelle des Körpers, wo die Wunde nicht lebensgefährlich ist; im andren Falle wäre ein solches Merkmal ausreichend. Man darf nur binnen drei Tagen25 Nach dem Eintritt des Todes; nach dieser Zeit ändert sich das Aussehen des Toten und kann leicht zu einem Irrtum über seine Person Veranlassung geben. In diesem Sinne entscheidet auch die Halacha. aussagen26 Eine Person sei gestorben.; R. Jehuda, Sohn Baba’s, sagt: nicht alle Menschen27 Manche Personen gehen schon in kürzerer Frist in Verwesung über. und nicht alle Orte28 In wärmeren Gegenden tritt die Verwesung schneller ein als in kälteren. und nicht alle Zeiten29 Die wärmere Jahreszeit beschleunigt den Eintritt der Verwesung. sind gleich.30 Man muss vielmehr bei der Feststellung der Identität einer Person diese Umstände berücksichtigen. Wenn Jemand ins Wasser fällt, sei dies begrenzt,31 D. h. die Ufer sind an allen Seiten sichtbar. sei dies unbegrenzt, so ist es seiner Frau verboten [sich wieder zu verheiraten];32 Denn selbst wenn man einige Tage am Ufer gestanden und den Verschwundenen nicht wieder gesehen hat, ist es möglich, dass er so lange im Wasser gelebt und dann wieder emporgekommen ist. R. Meir sagte [auch]: es geschah einst, dass Jemand in einen grossen Brunnen fiel und nach drei Tagen wieder emporkam. R. Jose [aber] sagte: es geschah einst, dass ein Blinder in eine Höhle hinabstieg, um zu baden, und sein Führer nach ihm hinabstieg; als man gewartet hatte, bis ihre Seele [vermutlich] ausgegangen war,33 Drei Stunden, s. die Kommentare zu Eb. haëser, Cap. 17 § 32. gestattete man ihren Frauen sich wieder zu verheiraten.34 R. Jose ist der Ansicht, dass, wenn der Mann in ein begrenztes Wasser gefallen ist und man am Ufer solange gewartet hat, bis er vermutlich gestorben ist, man aussagen darf, er sei tot. Wenn das Wasser jedoch unbegrenzt ist, so darf man dies nicht aussagen, da er vielleicht, vom Zeugen unbemerkt, an irgend einer Stelle wieder emporgekommen ist. So entscheidet auch die Halacha. Ferner geschah es einst in Asia,35 Nach Neubauer, la géogr. du Talmud, S. 38 wahrscheinlich Essa, eine Stadt östlich vom See von Tiberias, nicht mit dem im Talmud öfter vorkommenden אסיא zu identifizieren. Der jerus. Talmud z. St. (S. 15 d) liest jedoch אסיא. dass man Jemand in das Meer hinabliess36 שלשל denomin. von שלשלת, z. B. Kelim XIV, 3 (= bibl. שרשרת), an einer Kette oder einem Stricke hinablassen; vgl. Makkot II, Note 3. und nachher nur noch dessen Bein emporzog; da sagten die Weisen: war es vom Knie aufwärts,37 War das Bein oberhalb des Knies vom Körper getrennt, wo die Verletzung als tötlich gilt. so darf sie (dessen Frau) wieder heiraten,38 Nach Ablauf von 12 Monaten, da in der Regel der tötlich Verletzte nicht mehr 12 Monate lebt (טרפה אינה חיה). war es aber vom Knie abwärts, so darf sie nicht wieder heiraten.39 Denn da die Verletzung nicht tötlich ist, so ist zu befürchten, dass der Mann an irgend einer Stelle des Meeres unbemerkt emporgekommen ist. — Die Mischna handelt jedoch nur von dem Falle, dass man den Mann an einem Strick, der um sein Bein gebunden war, hinabgelassen hat, sodass anzunehmen ist, dass das emporgezogene Bein zu jenem Manne gehörte. Wenn aber der Mann ins Wasser gefallen ist und man nachher ein Bein, selbst vom Knie aufwärts, etwa mittelst eines Netzes heraufgeholt hat, so ist zu befürchten, dass dieses von einem Andren stammt, und man darf daher auf dieses hin nicht erklären, der Mann sei gestorben, es sei denn, dass man an diesem Bein ein sicheres Kennzeichen hatte. Wenn man auch nur Frauen40 Die nicht die Absicht hatten, mit ihren Worten ein Zeugnis abzulegen. sagen hörte: „N. N. ist gestorben“: so genügt es.41 Und man darf daraufhin erklären, der Mann sei gestorben, und die Frau darf dann eine neue Ehe eingehen. R. Jehuda sagt: wenn man auch nur Kinder sagen hörte: „wir gingen [soeben], N. N. zu betrauern und zu begraben“:42 Nach Jeb. 121b ist die Mischna dahin zu verstehen, dass die Kinder bei ihrer Rückkehr von der Bestattung imstande sind, einige genauere Angaben über diese zu machen, z. B. über die Teilnehmer, die Trauerredner u. dergl. so genügt es, sowohl wenn sie die Absicht hatten [Zeugnis abzulegen], als auch wenn sie diese Absicht nicht hatten. R. Jehuda, Sohn Baba’s, sagt: bei einem Israeliten [gilt es], obgleich (nur wenn) er jene Absicht hat, bei einem Heiden aber gilt, wenn er jene Absicht hat, sein Zeugnis nicht.43 Nur wenn er beiläufig, ohne jede Absicht, „in seiner Einfalt“ erzählt (מסיח לפי תומו), N. N. sei gestorben, darf die Frau daraufhin eine neue Ehe eingehen. Man darf aussagen44 N.N sei gestorben. [wenn man ihn auch nur gesehen] beim Schein des Lichts oder beim Mondschein; man darf auch der Frau gestatten wieder zu heiraten auf Grund eines Echos.45 Nach Tos. Jomtob z. St. ist hier unter בת קול eine Stimme zu verstehen, die man vernahm, ohne den Urheber zu sehen; das hierauf folgende Ereignis wäre dann ein passender Beleg. Es geschah einst, dass Jemand auf dem Gipfel eines Berges stand und ausrief: „N. N., Sohn des N. N., aus dem Orte N. N. ist gestorben.“ Als man dann dorthin ging und Niemand fand, gestattete man seiner Frau wieder zu heiraten. Ferner geschah es einst in Zalmon,45a Vergl. auch Kilaim IV, 9; vielleicht ein Ort am Berge Zalmon (Richter 9, 48) nahe bei Sichern (Neubauer, S. 275). dass Jemand ausrief: „mich, N. N., Sohn des N. N., hat eine Schlange gebissen und siehe da, ich sterbe“. Als man dann dorthin ging und ihn nicht mehr erkannte, gestattete man [dennoch] seiner Frau wieder zu heiraten. R. Akiba sagte: als ich einst nach Nehardea46 Nehardea, nach Einigen Nehardaa, die Hauptstadt des jüdischen Babylonien, Festung am Euphrat (vgl. Josephus, Antiquit. 18, 9. 16). ging, um ein Schaltjahr anzuordnen, da traf mich (ich) Nehemia aas Beth-Deli46a Vgl. Edujot VIII, 5. Dieser Ort, arab. باديال ist nicht mit Schwarz, das heil. Land, S. 89 und Neubauer, S. 263, in Palästina zu suchen und mit dem von Robinsohn, bibl. researches II, S. 412 erwähnten „Ouady ed-Dalieh“ (auf dem Wege von Tibnin nach Safed) zu identificieren; er lag vielmehr ausserhalb Palästinas, im Kreise מאזול, s. Kohut, Ar. compl. s. v. Hierfür spricht auch unsre Mischna, wonach R. Akiba den Nehemia aus Beth-Deli auf seinem Wege nach Nehardea in Babylonien traf. und er sagte zu mir: „ich habe gehört, dass in Palästina Niemand einer Frau auf die Aussage nur eines Zeugen wieder zu heiraten erlaubt, ausser R. Jehuda, dem Sohne Baba’s, “47 Vgl. Edujot VI, 1. und da sagte ich47a Die Form נומיתי ist schwierig. Das Verb נום = dem bibl.-hebr. נאם ist in der talmudischen Literatur sehr häufig, wie auch נאם selbst hier nicht selten ist; vgl. נאמתי Sifré § 22 (in Tosefta Nasir 4, 7 נמתי, in Nasir 4b und Parallelst. אמרתי), נאם Sifré § 22 (Tos. Nasir 4, 7 נם, Nasir 4b אמר), § 65. Es finden sich ferner folgende Formen:
נמתי Tosefta Jeb. XII, 11 (ed. princ. und Wiener Hdschr.), ibid. XIV, 5, Tos. Ohalot IV, Ende, Chullin 70 b.
נמיתי Tos. Ohalot V, Ende (Erf. Hdschr. ed. Zuckermandel) נמיתיך, ich sage dir´s Cod. 110 fol. Unter den talmud. Hdschr. der vatic. Bibl.; cf. ZDMG 1909, S. 369.
נומיתי Jerus. Schekalim V (S. 49 a), auch in Tos. Ohal. V, Ende (nach der Korrectur Kohuts im Aruch completum).
נומתי (so punctiert) in unsrer Mischna zum jerus. Talmud (ed. Lowe); auch die Ed. princ. der Mischna (Neapel 1492) liest hier נומתי; Tos. Jeb. XII, 11 (Erf. Hdschr.).
נם Tos. Ohalot IV, Ende u. o.
נימא Jerus. Nasir I (S. 51c).
נימה Tos. Jeb. XIV, 5 (Erf. Hdschr.), Jerus. Jeb. XII (S. 12c).
נומה Jerus. Jeb. XII, 1 (nicht in der ed. Krotoschin), Jerus. Nasir I, 6 (nach der Korrectur Kohuts im Aruch).
נומי Sebach. 46b, wie der Talmud die Mischna IV, 5 citiert und auch nach Raschi, Seb. 45b, sowie nach Schitta mekubbezet in dieser Mischna zu lesen ist; die Mischna zum jerus. Talmud (ed. Lowe) hat ebenfalls die Lesart נומי ר׳ שמעון.
נומית ,נומת in der Mischna ed. princ. der Mischna-Handschrift der Königl. Bibliothek zu Berlin Ms. Or. Fol. 567, den Talmudausgaben und der Mischna zum jerus. Talmud Jeb. XVI, Ende (wofür bei uns אמרה).
נמנו Gittin VI, 7 (9) in der ed. princ., wofür bei uns נומינו (in einigen von Kohut citierten Ausgaben נמינו) und נוִּמֵנוּ (so punctiert) in der Mischna ed. Lowe.
<ftnote>Aus dieser Zusammenstellung ist zu ersehen, dass die beiden Formen נום und נמה nebeneinander existiert haben. Von der ersteren sind abzuleiten: נמנו ,נם ,נמתי; von der letzteren (= نمى Jemand eine Mitteilung zutragen, überbringen) bei regelmässiger Bildung: נמינו ,נמיתי. Die andren Formen, bei denen zwischen נ und מ ein ו oder י eintritt, scheinen darauf hinzudeuten, dass eine fehlerhafte Neubildung aus dem hebr. נאום schon in der Zeit der lebendigen Gelehrtensprache, also in den Gelehrtenschulen selbst gemacht worden ist. (Mitteilung des Herrn Prof. Barth).
zu ihm: „so verhalten sich die Dinge.“48 Alle Gelehrten sind in dieser Frage andrer Ansicht als R. Jehuda b. Baba. Darauf sagte er zu mir: sage ihnen in meinem Namen: „Ihr wisst, dass diese Gegend von Kriegshorden49 גיס = جَيش Schaar, Horde, Bande. durchzogen50 שבש eig. verwickeln, durchziehen (verw. mit dem bibl. שבץ, flechten), daher auch verwirren, stören. ist51 Ich kann daher nicht selbst zu ihnen kommen, um ihnen dieses mitzuteilen. — ich habe die Überlieferung52 מקובלני = מקובל אני, vgl. auch Jadajim IV, 2 (III, 5). Das Subjectsuffix der ersten Person sing. wird unmittelbar an das Particip angehängt; cf. גוזרני Rosch hasch. II, 9, חוששני Sab. XVI, 7 u. o. von Rabban Gamliel dem Ältern, dass man einer Frau gestattet, auf die Aussage eines Zeugen hin sich wieder zu verheiraten, und als ich kam und diese Worte dem Rabban Gamliel53 Dem Jüngern, dem Enkel des vorhergenannten R. Gamliel. vortrug,54 Die Wurzel רצה kommt an einigen Stellen der Bibel in der Bedeutung „bezahlen“ resp. „bezahlt werden“ vor, s. Lev. 26, 34. 41. 43; Jes. 40, 2; II. Chron. 36, 21. Das Späthebräische und Jüdisch-Aramäische kennt ein Verbum הרצה und ארצי im Sinne von „aufzählen“, z. B. אסור להרצות מעות Sab. 22 a; daher dann = erzählen, darlegen, vortragen. Dieses Wort ist, wie die aramäische Form zeigt, von der Wurzel רצה = رضى ganz zu trennen; dagegen wird es mit jenem biblisch-hebräischen Worte identisch sein. Den Übergang von „Zählen“ zu „Zahlen, Bezahlen“ zeigt auch مَانَى bezahlen, verglichen mit מנה, ferner das griech. ἀϱιϑμεῖν, z. B. τὸ ἀϱγύϱιον. So S. Fraenkel in Stade’s Zeitschr. für alttestamentl. Wissensch. 1899, S. 181. Unabhängig von diesem stellt auch Ehrlich, מקרא כפשוטו S. 210, jene beiden Wörter zusammen und weist noch hin auf סָפַר und סִפֵּר, zählen u. erzählen; vgl. to tell, franz. compter = rechnen, zählen und conter = erzählen (von computare = berechnen), desgleichen ital. contare und span. contar in beiden Bedeutungen. da freute er sich über meine Worte und sagte: „wir haben nun für R. Jehuda, Sohn Baba’s, einen Genossen55 Der seine Ansicht teilt. gefunden.“ Bei diesem Anlass erinnerte sich Rabban Gamliel, dass einst mehrere Männer in Tel Arsa55a Die Lage dieses Ortes ist unbekannt. erschlagen wurden und dass Rabban Gamliel (der Ältere) ihren Frauen erlaubte, auf die Aussage eines Zeugen wieder zu heiraten; (es wurde dann bestimmt, dass den Frauen zu gestatten ist, auf die Aussage eines Zeugen wieder zu heiraten;) es wurde [ferner] bestimmt, dass ihnen zu gestatten ist, sich wieder zu verheiraten auf die Aussage eines Zeugen, der es56 Dass nämlich der Gatte gestorben sei. aus dem Munde eines andren Zeugen oder aus dem Munde eines Sklaven oder aus dem Munde einer Frau oder aus dem Munde einer Sklavin vernommen.57 So entscheidet auch die Halacha. R. Elieser und R. Josua sagen: man darf einer Frau nicht gestatten wieder zu heiraten auf die Aussage eines Zeugen hin; R. Akiba sagt: nicht auf die Aussage einer Frau (und nicht auf die Aussage eines Sklaven und nicht auf die Aussage einer Sklavin) und nicht auf die Aussage von Verwandten.58 Nach der Halacha ist jedoch ein solches Zeugnis wohl giltig. Da sagte man zu ihm: es geschah einst, dass Söhne eines Leviten nach Zoar, der Palmenstadt,58a Die in der Bibel zehnmal genannte Stadt an der südlichen Spitze des Toten Meeres, in den Ruinen, die heute den untern Teil von Ouady Kerak bedecken, s. Neubauer, S. 256. Nach Tos. Schebiit VII, 15 und Pesach, 53 a war Zoar sehr palmenreich, sodass es wie Jericho (Deut. 34, 3 u. ö.) schlechthin die Palmenstadt genannt wurde. Noch im Mittelalter zeichnete sich Zoar durch seinen Palmenreichtum aus; die Schriftsteller der Kreuzzüge Albertus Aquensis, Wilhelm von Tyrus u. A. bezeichnen die Stadt als Villa palmarum oder französiert Palmer, Paumier. Vgl. Graetz in der Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Jud. 1872, S. 338ff. gingen und einer von ihnen unterwegs erkrankte; diesen brachte man darauf in ein Gasthaus.59 Πανδοϰεία, Gasthaus, Gastwirtschaft. Als sie dann auf ihrer Rückkehr zur Wirtin60 Πανδόϰισσα. Sie war Heidin. sagten: „wo ist unser Geführte?“ da sagte61 In den Talmudausgaben נומית, s. oben Note 47 a. sie zu ihnen: „er ist gestorben, und ich habe ihn begraben;“ darauf gestattete man seiner Frau wieder zu heiraten. Da sagte man zu ihm:62 R. Akiba. sollte eine Priesterin63 Oder auch eine Jüdin, die zur Priesterehe geeignet ist. nicht ebenso [beglaubt] sein wie die Wirtin?64 Da Du doch erklärtest, dass keine Frau als Zeugin beglaubt ist. Darauf erwiderte er ihnen: wenn nur die Wirtin beglaubt wäre!65 לכשתהא hier = als ob, wenn nur; oder: wenn sie [wie die] Wirtin wäre, so wäre sie auch beglaubt. In Wirklichkeit glaubte man ihr nur deshalb, weil sie es ohne jede Nebenabsicht erzählte und ihre Worte durch das Vorlegen der Beweisstücke bestätigte. — Diese Häufung der Partikeln (vgl. למבראשונה I Chron. 15, 13) ist in der Mischna nicht selten; sie ist temporal und condicional zugleich, „für den Fall, dass.“ S. לכשיוציא Ket. III,4; לכשיצא Sota IV,5. Die Wirtin nämlich brachte ihnen seinen Stab, seine Tasche66 תרמיל, vom arab. رَمَلَ = zusammenweben, eine Tasche, ein Ranzen. Cod. J. K. N.: מקלו ומנעלו ותרמילו, in L.: מקלו ומנעלו וס"ת. – תרמיל oft mit מקל zus., s. Targ. I Sam. 17,40 (für ילקוט; s. Hai zu Kelim 19,8); Sab. 31a, Beza 25b; Tos. (ed. Romm) Beza 3, 11, B.mez. 8,6; Jer. Schebuoth 8, 38c. und die Thorarolle, die er bei sich gehabt hatte.