Mishnah Yevamot
משנה יבמות
Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]
https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung
Mishnah Yevamot
Chapter 1
Fünfzehn Frauen befreien ihre Nebenfrauen und die Nebenfrauen ihrer Nebenfrauen von der Chaliza und der Leviratsehe bis ins Unendliche; und zwar sind dies folgende: Seine Tochter, die Tochter seiner Tochter, die Tochter seines Sohnes; die Tochter seiner Frau, die Tochter ihres Sohnes, die Tochter ihrer Tochter; seine Schwiegermutter, die Mutter seiner Schwiegermutter, die Mutter seines Schwiegervaters; seine Schwester mütterlicherseits, die Schwester seiner Mutter, die Schwester seiner Frau, die Frau seines Bruders mütterlicherseits, die Frau seines Bruders, der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat, seine Schwiegertochter — alle diese befreien ihre Nebenfrauen und die Nebenfrauen ihrer Nebenfrauen von der Chaliza und der Leviratsehe bis ins Unendliche. Sind sie aber gestorben, oder haben ihre Weigerung erklärt, oder sind geschieden, oder als unfruchtbar befunden, so sind ihre Nebenfrauen (zur Leviratsehe) erlaubt. Bei seiner Schwiegermutter, der Mutter seiner Schwiegermutter und der Mutter seines Schwiegervaters kann man jedoch nicht sagen, dass sie als unfruchtbar befunden worden oder ihre Weigerung erklärt haben.
Was heisst: „sie befreien ihre Nebenfrauen?“ War (z. B.) seine Tochter oder eine von diesen wegen Blutsverwandtschaft ihm (zur Ehe) verbotenen Frauen mit seinem Bruder verheiratet, der noch eine andre Frau hatte und nun gestorben ist: dann ist wie seine Tochter auch deren Nebenfrau (von der Leviratsehe) frei. Ging die Nebenfrau seiner Tochter hin und heiratete dessen zweiten Bruder, der noch eine andre Frau hatte, und darauf starb dieser: dann ist wie die Nebenfrau seiner Tochter auch die Nebenfrau deren Nebenfrau (von der Leviratsehe) frei, selbst wenn es hundert sind. Was heisst: „sind sie gestorben, so sind ihre Nebenfrauen (zur Leviratsehe) erlaubt?“ War (z. B.) seine Tochter oder eine von diesen wegen Blutsverwandtschaft ihm (zur Ehe) verbotenen Frauen mit seinem Bruder verheiratet, der noch eine andre Frau hatte, und es stirbt seine Tochter oder sie wird geschieden, und nachher stirbt sein Bruder: so ist deren Nebenfrau (zur Leviratsehe) erlaubt. War sie zur Weigerung berechtigt, hat jedoch diese Erklärung nicht abgegeben, so muss ihre Nebenfrau die Chaliza vollziehen, darf aber den Schwager nicht heiraten.
Bei sechs Frauen, die (dem Manne) wegen Blutsverwandtschaft zur Ehe verboten sind, ist das Gesetz noch strenger als bei jenen, indem sie nur Andre heiraten dürfen, und deshalb sind ihre Nebenfrauen (zur Ehe) erlaubt: seine Mutter, die Frau seines Vaters, die Schwester seines Vaters, seine Schwester väterlicherseits, die Frau seines Vaterbruders und die Frau seines Bruders väterlicherseits.
Bet-Schammai erlaubt die Nebenfrauen den Brüdern (zur Leviratsehe); Bet-Hillel aber verbietet es. Haben sie die Chaliza vollzogen, so erklärt sie Bet-Schammai für ungeeignet, einen Priester zu heiraten; Bet-Hillel aber erklärt sie für geeignet. Ist an ihnen die Leviratsehe vollzogen, so erklärt sie Bet-Schammai für geeignet (zur Priesterehe), Bet - Hillel aber für ungeeignet. Obgleich die Einen (Manches verbieten, was die Andren erlauben,) Manche für ungeeignet (zur Ehe) erklären, die die Andren für geeignet halten, trug dennoch das Haus Schammai’s kein Bedenken, Frauen aus dem Hause Hillels zu heiraten, und das Haus Hillels (trug kein Bedenken), Frauen aus dem Hause Schammai’s zu heiraten. Auch hinsichtlich alles Reinen und Unreinen, das die Einen für rein, die Andren aber für unrein erklärten, trugen die Einen kein Bedenken, die Geräte der Andren zur Bereitung von Reinem zu gebrauchen.
Chapter 2
Wie ist zu verstehen: „Die Frau seines Bruders, der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat?“ Wenn von zwei Brüdern einer stirbt und ihnen dann noch ein Bruder geboren wird, darauf der zweite (Bruder) an der Frau seines (ersten) Bruders die Leviratsehe vollzieht und stirbt: so ist die erste frei (von der Leviratsehe-Pflicht) als Frau seines Bruders, der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat, und die zweite als deren Nebenfrau. Hält er nur die „Heirats-Ansprache“ an sie und stirbt darauf, so muss die zweite die Chaliza vollziehen, darf aber den Schwager nicht heiraten.
Wenn von zwei Brüdern einer stirbt, der zweite an der Frau seines Bruders die Leviratsehe vollzieht, dann ihnen noch ein Bruder geboren wird und jener stirbt: so ist die erste frei (von der Leviratsehe-Pflicht) als Frau seines Bruders, der nicht mit ihm gleichzeitig gelebt hat, und die zweite als deren Nebenfrau. Hält er nur die „Heirats-Ansprache“ an sie und stirbt darauf, so muss die zweite die Chaliza vollziehen, darf aber den Schwager nicht heiraten. R. Simon sagt: er darf jede beliebige von beiden als Levir heiraten oder jeder beliebigen Chaliza erteilen.
Eine Regel haben sie in Bezug auf die Schwägerin gesagt: Jede, die wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe) verboten ist, braucht nicht die Chaliza zu vollziehen und darf den Levir nicht heiraten; ist sie infolge einer (rabbinischen) Satzung oder wegen der Heiligkeit (des Standes) (zur Ehe) verboten, so muss sie die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten; ist ihre Schwester (zugleich) ihre Schwägerin, so darf sie die Chaliza vollziehen oder den Levir heiraten.
„Infolge einer Satzung (zur Ehe) verboten“ heissen die zweiten Verwandtschafts-Grade, (die) nach der Bestimmung der Schriftgelehrten (zur Ehe verboten sind). „Wegen Heiligkeit“ (des Standes) sind (zur Ehe) verboten: die Witwe dem Hohenpriester, die Geschiedene und die Chaluza dem gemeinen Priester, der weibliche Bastard und die Nethina einem Israeliten, und die Tochter eines Israeliten einem Nathin und einem Bastard.
Wenn jemand irgend einen Bruder hat, so verpflichtet dieser die Frau seines Bruders zur Leviratsehe und gilt als dessen Bruder in jeder Hinsicht, ausser wenn er der Sohn einer Sklavin oder Nichtjüdin ist. Wenn jemand irgend einen Sohn hat, so befreit dieser die Frau seines Vaters von der Leviratsehe-Pflicht, ist schuldig, wenn er ihn (den Vater) schlägt oder ihm flucht, und gilt als dessen Sohn in jeder Hinsicht, ausser wenn er der Sohn einer Sklavin oder Nichtjüdin ist.
Wer sich eine von zwei Schwestern angetraut hat und nicht weiss, welche er sich angetraut hat, muss der einen wie der andren einen Scheidebrief geben. Stirbt er und hat (nur noch) einen Bruder, so muss dieser beiden die Chaliza erteilen. Hat er zwei (Brüder), so muss der eine die Chaliza erteilen, und der andre darf (dann) die Leviratsehe vollziehen; haben sie aber voreilig geheiratet, so werden die Ehen nicht getrennt.
Wenn zwei (Männer) sich zwei Schwestern angetraut haben und der eine wie der andre nicht weiss, welche er sich angetraut hat, so muss jeder von ihnen zwei Scheidebriefe geben. Sterben sie und jeder hat (nur noch) einen Bruder, so muss jeder von diesen den beiden (Frauen) die Chaliza erteilen. Hat der eine (nur noch) einen (Bruder), der andre aber (deren) zwei, so muss der einzelne beiden die Chaliza erteilen, und von den zweien muss der eine die Chaliza erteilen, und der andre darf (dann) die Leviratsehe vollziehen; haben sie aber voreilig geheiratet, so werden die Ehen nicht getrennt. Hat jeder zwei Brüder, so muss der eine Bruder des einen der einen (Schwester) die Chaliza erteilen und der eine Bruder des andren der andren die Chaliza erteilen, und der andre Bruder des ersten darf (dann) an der Chaluza des ersten und der andre Bruder des zweiten an der Chaluza des zweiten die Leviratsehe vollziehen. Haben die beiden Brüder (des einen) voreilig die Chaliza erteilt, so dürfen die beiden (andren Brüder) die Leviratsehe nicht vollziehen, sondern einer (von ihnen) muss die Chaliza erteilen, und der andre darf (dann) die Leviratsehe vollziehen. Haben sie aber voreilig geheiratet, so werden die Ehen nicht getrennt.
Dem Ältesten (Bruder) liegt die Pflicht ob, die Leviratsehe zu vollziehen; ist aber der jüngere zuvorgekommen, so hat er (sie) erworben. Wer verdächtigt wird wegen einer Sklavin, die (später) freigelassen oder wegen einer Nichtjüdin, die (später) Proselytin wurde, darf sie nicht heiraten; hat er sie geheiratet, so wird die Ehe nicht getrennt. Wenn jemand verdächtigt wird wegen der Ehefrau eines Andren, und man die Ehe mit diesem getrennt hat, so wird, wenn jener sie auch geheiratet hat, seine Ehe getrennt.
Wenn jemand (einer Frau) einen Scheidebrief (von ihrem Gatten) aus einem fernen Lande bringt und erklärt: „in meiner Gegenwart ist er geschrieben und unterzeichnet,“ so darf er dessen Frau nicht heiraten. (Erklärt er:) „Er ist gestorben,“ (oder) „ich habe ihn getötet,“ (oder) „wir haben ihn getötet:“ so darf er dessen Frau nicht heiraten. R. Jehuda sagt: (Erklärt er:) „ich habe ihn getötet,“ so darf dessen Frau sich nicht (wieder) verheiraten; (erklärt er:) „wir haben ihn getötet,“ so darf sich dessen Frau (wieder) verheiraten.
Ein Gelehrter, der eine Frau durch (deren) Gelübde ihrem Gatten verboten hat, darf diese nicht heiraten. Hat sie in seiner Gegenwart ihre Weigerung erklärt oder die Chaliza vollzogen, so darf er sie heiraten, weil dies (nur) vor Gericht geschieht. In allen obigen Fällen dürfen sie, wenn sie Frauen hatten und diese gestorben sind, jene heiraten. Waren diese mit Andren verheiratet und wurden geschieden oder verwitwet, so dürfen sie jene (Männer) heiraten; in allen Fällen sind sie deren Söhnen oder Brüdern (zur Ehe) erlaubt.
Chapter 3
Wenn zwei von vier Brüdern zwei Schwestern geheiratet haben und die mit den Schwestern Verheirateten sterben, so müssen diese (letzteren) die Chaliza vollziehen, dürfen aber den Schwager nicht heiraten. Haben sie sie voreilig geheiratet, so müssen sie sie wieder entlassen. R. Elieser sagt: „Bet-Schammai sagt: sie dürfen sie behalten, und Bet-Hillel sagt: sie müssen sie entlassen.“
Ist eine von ihnen dem einen (Bruder) wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe) verboten, so darf er nicht diese, wohl aber ihre Schwester heiraten, und dem andren (Bruder) sind beide (zur Ehe) verboten. Ist eine von ihnen (zur Ehe) verboten infolge einer (rabbinischen) Satzung oder wegen der Heiligkeit (des Standes), so muss sie die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten.
Ist die eine von ihnen dem einen (Bruder) und die andre dem andren wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe) verboten, so ist immer diejenige, die dem einen (zur Ehe) verboten ist, dem andren erlaubt. Dies ist der Fall, von dem man (oben) sagte: „Ist ihre Schwester (zugleich) ihre Schwägerin, so darf sie die Chaliza vollziehen oder den Levir heiraten.“
Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern, oder einer Frau und deren Tochter, oder einer Frau und deren Enkelin in weiblicher Linie oder einer Frau und der Tochter ihres Sohnes verheiratet waren, so müssen diese die Chaliza vollziehen, dürfen aber den Levir nicht heiraten; R. Simon aber befreit sie (auch von Chaliza). War eine von ihnen ihm wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe) verboten, so darf er nicht diese, wohl aber ihre Schwester heiraten; (war eine von ihnen ihm zur Ehe verboten) infolge einer (rabbinischen) Satzung oder wegen der Heiligkeit (des Standes), so muss sie die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten.
Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind, der dritte aber ledig ist, und es stirbt einer der Männer der Schwestern, der Ledige hält die „Heirats-Ansprache“ an sie und der andre Bruder stirbt, so sagt Bet-Schammai: Seine Frau (bleibe) bei ihm, die andre aber ist frei (von der Leviratsehe-Pflicht) als „Schwester seiner Frau.“ Bet-Hillel aber sagt: Er muss seine Frau durch Scheidebrief und Chaliza und die Frau seines Bruders durch Chaliza entlassen. Dies ist der Fall, in dem man zu sagen pflegt: „Wehe ihm wegen seiner Frau und wehe ihm wegen der Frau seines Bruders.“
Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind und der dritte eine Fremde zur Frau hat, es stirbt einer der Männer der Schwestern, der Mann der Fremden heiratet dessen Frau und stirbt: so ist die erste frei (von der Leviratsehe-Pflicht) als „Schwester seiner Frau“, und die zweite als deren Nebenfrau; hat er nur die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten und stirbt, so muss die Fremde die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten. Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind und der dritte eine Fremde zur Frau hat, es stirbt der Mann der Fremden, einer der Männer der Schwestern heiratet dessen Frau und stirbt: so ist die erste frei (von der Leviratsehe-Pflicht) als „Schwester seiner Frau“ und die zweite als deren Nebenfrau; hat er nur die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten und stirbt, so muss die Fremde die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten.
Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind und der dritte eine Fremde zur Frau hat, es stirbt einer der Männer der Schwestern, der Mann der Fremden heiratet dessen Frau, die Frau des Zweiten stirbt und dann auch der Mann der Fremden: so ist ihm diese für immer (zur Ehe) verboten, weil sie ihm eine Zeit lang schon verboten war. Wenn zwei von drei Brüdern mit zwei Schwestern verheiratet sind und der dritte eine Fremde zur Frau hat, es scheidet sich einer der Männer der Schwestern von seiner Frau, der Mann der Fremden stirbt, dann heiratet diese der Geschiedene und stirbt: so ist dies der Fall, von dem es hiess: „Sind sie gestorben oder geschieden, so sind ihre Nebenfrauen (zur Leviratsehe) erlaubt.
War in allen obigen Fällen die Trauung oder die Ehescheidung zweifelhaft, so müssen die Nebenfrauen die Chaliza vollziehen, dürfen aber den Levir nicht heiraten. Wann heisst die Trauung zweifelhaft? Wenn er (der Mann) ihr (der Frau) das Trauungs-Object zuwirft und es zweifelhaft ist, ob (es) näher zu ihm oder zu ihr (liegt), dann ist die Trauung zweifelhaft. (Wann heisst) die Ehescheidung zweifelhaft? Wenn er ihn (den Scheidebrief) eigenhändig schreibt und keine Zeugen darunter stehen; wenn Zeugen darunter stehen, aber keine Zeit darin angegeben ist; wenn die Zeit darin angegeben ist, aber nur ein Zeuge darunter steht: dann ist die Ehescheidung zweifelhaft.
Wenn drei Brüder mit drei fremden Frauen verheiratet sind, der eine von ihnen stirbt, der zweite nur die „Heirats-Ansprache“ an sie (dessen Witwe) hält und stirbt: so müssen diese die Chaliza vollziehen, dürfen aber den Levir nicht heiraten; denn es heisst (Deut. 25,5): „(Wenn zwei Brüder zusammen wohnen) und es stirbt einer von ihnen … so wohne ihr Schwager ihr bei …“ d. h. also derjenigen, der gegenüber nur einem Schwager die (Leviratsehe)- Pflicht obliegt, aber nicht zweien. R. Simon sagt: er darf die Leviratsehe vollziehen, an welcher er will, und muss der andren die Chaliza erteilen. Wenn zwei Brüder mit zwei Schwestern verheiratet sind, und es stirbt einer von ihnen und dann stirbt die Frau des Andren: so ist jene diesem für immer (zur Ehe) verboten, weil sie ihm bereits eine Zeit lang verboten war.
Wenn zwei Männer sich zwei Frauen angetraut haben und man diese bei ihrem Eintritt unter den Trauhimmel mit einander vertauscht hat, so sind jene (Männer) schuldig, sofern jede eine Ehefrau ist; waren es Brüder, (so sind sie) auch (schuldig), sofern jede die Frau des Bruders ist; waren es Schwestern, (so sind sie) auch (schuldig), sofern jede die Schwester seiner Frau ist; waren es Menstruierende, (so sind sie) auch (schuldig), sofern jede eine Menstruierende ist. Man sondert sie drei Monate (von den Männern) ab, weil sie vielleicht schwanger geworden sind. Waren es Minderjährige, die zum Gebären noch unfähig sind, so giebt man sie sofort (ihren Gatten) zurück. Waren es Priestertöchter, so verlieren sie das Recht, Hebe zu geniessen.
Chapter 4
Wenn jemand seiner Schwägerin die Chaliza erteilt, und es ergiebt sich dann, dass sie schwanger war, und sie gebiert: so darf, wenn das Kind lebensfähig ist, er ihre und sie seine Verwandten heiraten, und er hat sie (durch die Chaliza) zur Priester-Ehe nicht ungeeignet gemacht. Ist das Kind nicht lebensfähig, so darf weder er ihre noch sie seine Verwandten heiraten, und er hat sie zur Priester-Ehe ungeeignet gemacht.
Wenn jemand an seiner Schwägerin die Leviratsehe vollzieht und es ergiebt sich, dass sie schwanger war, und sie gebiert: so muss er sie, wenn das Kind lebensfähig ist, entlassen, und beide müssen ein Opfer bringen. Ist das Kind nicht lebensfähig, so muss er sie behalten. Ist es zweifelhaft, ob es ein Neunmonatskind (aus der Ehe) des ersten oder ein Siebenmonatskind (aus der Ehe) des zweiten Mannes ist, so muss er sie entlassen, das Kind gilt als legitim, und beide müssen ein „Schuldopfer wegen des Zweifels“ bringen.
Wenn einer auf die Leviratsehe wartenden Frau Güter zufallen, so stimmen Bet-Schammai und Bet-Hillel darin überein, dass sie (sie) verkaufen und verschenken darf und dies rechtskräftig ist. Wie hat man, wenn sie stirbt, mit ihrer Ketuba und dem mit ihr ein- und ausgehenden Vermögen zu verfahren? Bet-Schammai sagt: es teilen die Erben des Gatten mit den Erben ihres Vaters. Bet-Hillel sagt: die Güter bleiben in ihrem Rechtszustand, die Ketuba (bleibt) im Besitze des Gatten, das mit ihr ein- und ausgehende Vermögen im Besitze der Erben ihres Vaters.
Hat er an ihr die Leviratsehe vollzogen, so gilt sie als seine Gattin in jeder Hinsicht, nur dass ihre Ketuba zu Lasten des Vermögens ihres ersten Gatten ist.
Dem ältesten (Bruder) liegt die Pflicht ob, die Leviratsehe zu vollziehen. Will er es nicht, so wendet man sich an alle (andren) Brüder. Wollen diese nicht, so kehrt man zu dem ältesten zurück und sagt zu ihm: „Dir liegt die Pflicht ob; erteile die Chaliza oder vollziehe die Leviratsehe!“
Will er (mit seiner Entscheidung) warten, bis ein minderjähriger (Bruder) heranwächst oder der älteste aus einem fernen Lande heimkehrt oder ein Taubstummer oder ein Schwachsinniger genesen, so hört man nicht auf ihn, sondern sagt zu ihm: „Dir liegt die Pflicht ob; erteile die Chaliza oder vollziehe die Leviratsehe!“
Wer seiner Schwägerin die Chaliza erteilt, gilt (dennoch) als gleichberechtigt mit jedem der Brüder in Bezug auf die Erbschaft; lebt aber der Vater noch, so gehört das Vermögen dem Vater. Wer an seiner Schwägerin die Leviratsehe vollzieht, erwirbt (dadurch) das Vermögen seines Bruders. R. Jehuda sagt: In beiden Fällen gehört, wenn der Vater noch lebt, das Vermögen dem Vater. Wenn jemand seiner Schwägerin die Chaliza erteilt, so darf weder er ihre noch sie seine Verwandten heiraten. Er darf nicht heiraten: ihre Mutter, die Mutter ihrer Mutter, die Mutter ihres Vaters, ihre Tochter, die Tochter ihrer Tochter, die Tochter ihres Sohnes und ihre Schwester, so lange jene am Leben ist; seine Brüder jedoch dürfen diese heiraten. Sie darf nicht heiraten: seinen Vater, den Vater seines Vaters, (den Vater seiner Mutter), seinen Sohn, den Sohn seines Sohnes, seinen Bruder und den Sohn seines Bruders. Man darf die Verwandte der Nebenfrau seiner Chaluza, aber nicht die Nebenfrau der Verwandten seiner Chaluza heiraten.
Wenn jemand seiner Schwägerin die Chaliza erteilt und sein Bruder deren Schwester heiratet und stirbt: so muss sie die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten. Wenn sich jedoch jemand von seiner Frau scheidet und sein Bruder deren Schwester heiratet und stirbt: so ist diese frei von der Chaliza und der Leviratsehe.
Wenn, während eine Frau auf die Leviratsehe wartet, ein Bruder (des Levir) deren Schwester sich angetraut hat, so lehrt R. Jehuda ben Bethera: man sagt zu ihm: „Warte, bis Dein älterer Bruder eine Handlung vollzogen hat!“ Wenn der Bruder ihr die Chaliza erteilt oder an ihr die Leviratsehe vollzogen hat, darf jener seine Frau ehelichen. Ist die Schwägerin gestorben, so darf er seine Frau ehelichen. Ist der Levir gestorben, so muss er seine Frau durch Scheidebrief entlassen und der Frau seines Bruders die Chaliza erteilen.
Die (zur Leviratsehe verpflichtete) Schwägerin soll nicht die Chaliza vollziehen oder den Levir heiraten, bevor drei Monate vorüber sind; desgleichen sollen alle andren Frauen sich nicht wieder verloben oder verheiraten, bevor drei Monate vorüber sind, sei es, dass sie noch Jungfrauen sind, sei es, dass man ihnen schon beigewohnt hat, seien sie geschieden oder verwitwet, seien sie verheiratet oder (nur) verlobt. R. Jehuda sagt: die bereits verheiratet Gewesenen dürfen sich (sogleich) wieder verloben und die Verlobten (sogleich) verheiraten, ausser den Verlobten in Judäa, weil er (der Bräutigam) hier mit ihr (der Braut) mehr vertraut ist. R. Jose sagt: alle Frauen dürfen sich (sogleich) wieder verloben, ausser der Witwe, weil sie Trauer hat.
Wenn vier von mehreren Brüdern mit vier Frauen verheiratet sind und sterben, so darf der Älteste von ihnen, wenn er will, an allen die Leviratsehe vollziehen. Wenn jemand zwei Frauen hat und stirbt, so macht die (Levirats-) Ehe oder die Chaliza der einen ihre Nebenfrau frei. Ist die eine (zur Priesterehe) geeignet und die andre ungeeignet, so muss er (der Levir), wenn er die Chaliza erteilt, diese der Ungeeigneten erteilen; will er jedoch die Leviratsehe vollziehen, so darf er auch die (zur Priesterehe) Geeignete ehelichen.
Wenn jemand seine Geschiedene wieder heiratet, oder seine Chaluza oder die Blutsverwandte seiner Chaluza ehelicht, so muss er sie entlassen, und das Kind ist ein Bastard: dies die Worte des R. Akiba. Die Weisen aber sagen: Das Kind ist kein Bastard. Sie stimmen jedoch darin überein, dass, wenn jemand die Blutsverwandte seiner Geschiedenen heiratet, das Kind ein Bastard ist.
Wer ist ein Bastard? Jeder, der aus irgend einer fleischlichen Vermischung abstammt, die durch Gesetz verboten ist; dies die Worte des R. Akiba. Simon der Temanite sagt: nur aus solcher, auf die die Strafe der göttlichen Ausrottung gesetzt ist; und die Halacha entscheidet nach seinen Worten. R. Josua sagt: nur aus solcher, auf die eine gerichtliche Todesstrafe gesetzt ist. Darauf sagte R. Simon, Sohn Asai’s: ich fand ein Geschlechtsregister in Jerusalem, in dem geschrieben stand: „N. N. ist ein Bastard, von einer (unzüchtigen) verehelichten Frau (geboren)“, sodass dies die Worte des R. Josua bestätigt . Wenn (einem Manne) seine Frau stirbt, darf er ihre Schwester heiraten; wenn er sich von ihr geschieden und sie stirbt, darf er ihre Schwester heiraten; wenn sie einen Andren geheiratet und stirbt, darf er deren Schwester heiraten. Wenn seine (ihm zur Leviratsehe verpflichtete) Schwägerin stirbt, darf er ihre Schwester heiraten; wenn er ihr die Chaliza erteilt und sie stirbt, darf er deren Schwester heiraten. (Wenn sie einen Andren geheiratet und stirbt, darf er ihre Schwester heiraten).
Chapter 5
Rabban Gamliel sagt: ein Scheidebrief nach einem andren (bereits erteilten) hat keine Giltigkeit, ebensowenig eine „Heirats - Ansprache“ nach einer andren, eine Beiwohnung nach einer andren, eine Chaliza nach einer andren. Die Weisen aber sagen: es hat wohl Giltigkeit ein Scheidebrief nach einem andren und eine „Heirats-Ansprache“ nach einer andren, aber nichts (hat Giltigkeit) nach einer (erfolgten) Beiwohnung oder einer Chaliza.
Wie ist dies zu verstehen? Wenn er (der Levir) an seine Schwägerin die „Heirats-Ansprache“ gehalten und ihr dann einen Scheidebrief gegeben, so muss er ihr noch die Chaliza erteilen. Hat er die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten und ihr dann die Chaliza erteilt, so muss er ihr noch einen Scheidebrief geben. Hat er die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten und ihr dann beigewohnt, so ist dies nach der Vorschrift (gehandelt)..
Wenn er ihr einen Scheidebrief gegeben und dann die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten, so bedarf sie noch eines Scheidebriefes und der Chaliza. Hat er ihr einen Scheidebrief gegeben und ihr dann beigewohnt, so bedarf sie noch eines Scheidebriefes und der Chaliza. Hat er ihr einen Scheidebrief gegeben und dann die Chaliza erteilt, so hat nach dieser Chaliza nichts mehr Giltigkeit. Wenn er ihr die Chaliza erteilt und dann die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten oder ihr einen Scheidebrief gegeben oder ihr beigewohnt hat, oder wenn er ihr beigewohnt und dann die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten oder ihr einen Scheidebrief gegeben oder ihr die Chaliza erteilt hat, so hat nach der Chaliza nichts mehr Giltigkeit, gleichviel, ob dies bei einer Schwägerin und einem Schwager, oder bei zwei Schwägerinnen und einem Schwager vorkommt.
Wie ist dies zu verstehen? Wenn er (der Levir) an jede (Schwägerin) die „Heirats-Ansprache“ gehalten, so muss er ihnen zwei Scheidebriefe geben und der einen die Chaliza erteilen. Hat er an eine die „Heirats-Ansprache“ gehalten und der andren einen Scheidebrief gegeben, so muss er (jener) einen Scheidebrief geben und (einer von beiden) die Chaliza erteilen. Hat er an eine die „Heirats-Ansprache“ gehalten und der andren beigewohnt, so muss er ihnen zwei Scheidebriefe geben und der einen die Chaliza erteilen. Hat er an eine die „Heirats-Ansprache“ gehalten und der andren die Chaliza erteilt, so muss er der ersteren einen Scheidebrief geben Hat er jeder einen Scheidebrief gegeben, so muss er einer von ihnen die Chaliza erteilen. Hat er der einen einen Scheidebrief gegeben und der andren beigewohnt, so muss er dieser einen Scheidebrief geben und die Chaliza erteilen. Hat er der einen Scheidebrief gegeben und an die andre die „Heirats-Ansprache“ gehalten, so muss er (dieser) einen Scheidebrief geben und (einer von beiden) die Chaliza erteilen. Hat er der einen Scheidebrief gegeben und der andren die Chaliza erteilt, so hat nach dieser Chaliza nichts mehr Giltigkeit.
Wenn er (der Levir) der einen und dann auch der andren die Chaliza erteilt hat, oder wenn er der einen die Chaliza erteilt und an die andre die „Heirats-Ansprache“ gehalten oder ihr einen Scheidebrief gegeben oder ihr beigewohnt hat, oder wenn er der einen und dann auch der andren beigewohnt hat, oder wenn er der einen beigewohnt und an die andre die „Heirats-Ansprache“ gehalten oder ihr einen Scheidebrief gegeben oder die Chaliza erteilt hat: so hat nach der Chaliza nichts mehr Giltigkeit; gleichviel, ob dies bei einem Schwager und zwei Schwägerinnen oder zwei Schwägern und einer Schwägerin vorkommt.
Wenn er ihr die Chaliza erteilt und dann die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten oder ihr einen Scheidebrief gegeben oder ihr beigewohnt hat, oder wenn er ihr; beigewohnt und dann die „Heirats-Ansprache“ an sie gehalten oder ihr einen Scheidebrief gegeben oder ihr die Chaliza erteilt hat, so hat nach der Chaliza nichts mehr Giltigkeit, gleichviel, ob diese zu Anfang oder in der Mitte oder am Ende stattgefunden; was jedoch die Beiwohnung betrifft, so hat, wenn diese zu Anfang stattgefunden, nach ihr nichts mehr Giltigkeit, wenn sie aber in der Mitte oder am Ende stattgefunden, wohl noch etwas Giltigkeit. R. Nehemia sagt: sowohl wenn die Beiwohnung als auch wenn die Chaliza zu Anfang oder in der Mitte oder am Ende stattgefunden, hat nachher nichts mehr Giltigkeit.
Chapter 6
Wer seiner Schwägerin beiwohnt, sei es aus Versehen oder aus Mutwillen, sei es gezwungen oder freiwillig, selbst wenn er aus Versehen und sie aus Mutwillen, er aus Mutwillen und sie aus Versehen, er gezwungen und sie nicht gezwungen, sie gezwungen und er nicht gezwungen handelt, gleichviel ob er sie dabei nur entblösst oder die Beiwohnung vollendet — erwirbt sie als Gattin; auch macht hierbei die Art der Beiwohnung keinen Unterschied.
Desgleichen: wer einer von den in der Thora wegen Blutsverwandtschaft (zur Ehe) verbotenen oder den (zur Ehe) ungeeigneten Frauen beiwohnt, wie es eine Witwe für einen Hohenpriester, eine Geschiedene und eine Chaluza für einen gemeinen Priester, ein weiblicher Bastard und eine Nethina für einen Israeliten, die Tochter eines Israeliten für einen Bastard und einen Nathin ist — macht sie hierdurch (zu gewissen Dingen) untauglich; auch macht hierbei die Art der Beiwohnung keinen Unterschied.
Eine Witwe, die mit einem Hohenpriester, eine Geschiedene und eine Chaluza, die mit einem gemeinen Priester verlobt sind, dürfen keine Hebe geniessen. R. Elieser und R. Simon erklären sie (hierzu) für geeignet. Wurden sie nach der Verehelichung verwitwet oder geschieden, so sind sie hierzu ungeeignet; wurden sie es nach der Verlobung, so sind sie hierzu geeignet.
Ein Hoherpriester darf keine Witwe heiraten, sei sie nach der Verlobung oder nach der Verehelichung Witwe geworden. Auch darf er keine Mannbare heiraten; R. Elieser und R. Simon erklären eine Mannbare für geeignet. Auch darf er keine Verletzte heiraten. Hatte er sich mit einer Witwe verlobt und wurde erst dann zum Hohenpriester ernannt, so darf er sie heimführen. So geschah es auch, dass Josua, Sohn Gamlas, der sich die Martha, Tochter des Boëthos, angetraut hatte, diese heimführte, nachdem der König ihn zum Hohenpriester ernannte. Wenn eine auf die Leviratsehe wartende Frau einem gemeinen Priester zufällt und dieser zum Hohenpriester ernannt wird, so darf er sie nicht ehelichen, wenn er auch die „Heirate-Ansprache“ an sie gehalten. Ein Hoherpriester, dessen Bruder gestorben ist, muss (seiner Schwägerin) die Chaliza erteilen, darf aber nicht die Leviratsehe vollziehen.
Ein gemeiner Priester darf keine zum Gebären Unfähige heiraten, es sei denn, dass er bereits eine Frau oder Kinder hat. R. Jehuda sagt: auch wenn er bereits eine Frau oder Kinder hat, darf er eine zum Gebären Unfähige nicht heiraten, denn diese ist in der Thora (Lev. 21, 7) unter der „Unzüchtigen“ verstanden. Die Weisen aber sagen: „Unzüchtige“ heisst nur eine Proselytin, eine Freigelassene und eine solche, mit der man Unzucht getrieben hat.
Es soll sich niemand der Fortpflanzung enthalten, es sei denn, dass er bereits Kinder hat, und zwar sagt Bet-Schammai: zwei Söhne, Bet-Hillel aber: einen Sohn und eine Tochter, denn es heisst (Gen. 5,2): „Männlich und weiblich schuf er sie.“ Hat jemand eine Frau geheiratet und mit ihr zehn Jahre gelebt (und gewartet), ohne dass sie geboren, so darf er sich nicht länger (jener Pflicht) entziehen. Hat er sich von ihr geschieden, so darf sie einen Andren heiraten, und der zweite Gatte darf wiederum zehn Jahre mit ihr leben (und warten); hat sie abortiert, so zählt man [diese] von dem Momente an, da sie abortiert. Dem Manne ist die Fortpflanzung zur Pflichtgemacht, aber nicht der Frau. R. Jochanan, Sohn Beroka’s, sagt: von beiden heisst es (Gen. 1,28): „Gott segnete sie; und Gott sprach zu ihnen: seid fruchtbar und vermehret euch!“
Chapter 7
Wenn eine Witwe einem Hohenpriester, eine Geschiedene oder eine Chaluza einem gemeinen Priester Sklaven des Niessbrauchs und Sklaven des eisernen Fonds eingebracht hat, so dürfen die Sklaven des Niessbrauchs keine Hebe geniessen, die Sklaven des eisernen Fonds aber dürfen sie geniessen. Sklaven des Niessbrauchs sind solche, die, wenn sie sterben, ihr (zu ihrem Schaden) sterben, und wenn sie [an Wert] zunehmen, ihr (zu ihrem Nutzen) zunehmen; obgleich er (der Mann) verpflichtet ist sie zu ernähren, dürfen sie dennoch keine Hebe geniessen. Sklaven des eisernen Fonds sind solche, die, wenn sie sterben, ihm (zu seinem Schaden) sterben, und wenn sie [an Wert] zunehmen, ihm (zu seinem Nutzen) zunehmen; da er für sie haften muss, so dürfen sie Hebe geniessen.
Wenn die Tochter eines Israeliten einen Priester heiratet und ihm Sklaven einbringt, so dürfen sowohl die Sklaven des Niessbrauchs als auch die Sklaven des eisernen Fonds Hebe geniessen. Wenn die Tochter eines Priesters einen Israeliten heiratet und ihm Sklaven des Niessbrauchs oder Sklaven des eisernen Fonds einbringt, so dürfen sie keine Hebe geniessen.
Wenn die Tochter eines Israeliten einen Priester heiratet und dieser stirbt und sie schwanger hinterlässt, so dürfen ihre Sklaven keine Hebe geniessen wegen des Anteils des Fötus; denn der Fötus kann zum Genusse der Hebe ungeeignet machen, aber nicht berechtigen. Dies sind die Worte des R. Jose. Da sagten sie (die Weisen) zu ihm: Wenn Du uns dies von der Tochter eines Israeliten behauptest, die einen Priester geheiratet, dann dürften ja auch die Sklaven einer Priestertochter, die einen Priester geheiratet, der dann gestorben ist und sie schwanger hinterlassen, keine Hebe geniessen wegen des Anteils des Fötus!
Der Fötus, der Levir, die Verlobung, der Taubstumme, der Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, machen [zum Genusse der Hebe] ungeeignet, berechtigen aber nicht [dazu], sei es auch zweifelhaft, ob er (der Knabe) neun Jahre und einen Tag alt ist oder nicht, oder ob er zwei Haare hervorgebracht hat oder nicht. Ist ein Haus über einem Manne und der Tochter seines Bruders zusammengestürzt und es ist unbekannt, wer von ihnen zuerst gestorben ist, so muss deren Nebenfrau die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten.
Wenn jemand eine Frau vergewaltigt oder verführt oder wenn ein Schwachsinniger einer Frau beiwohnt, so machen sie diese [zum Genusse der Hebe] weder ungeeignet noch berechtigen sie dazu; sind es aber Personen, die nicht in [die Gemeinde] Israel kommen dürfen, so machen sie sie ungeeignet. Wie [ist dies zu verstehen]? Wenn ein Israelit einer Priestertochter beiwohnt, so darf sie Hebe geniessen; wird sie schwanger, so darf sie keine Hebe geniessen; ist der Fötus in ihrem Innern zerstückelt, so darf sie sie geniessen. Wenn ein Priester der Tochter eines Israeliten beiwohnt, so darf sie keine Hebe geniessen; wird sie schwanger, so darf sie sie nicht geniessen; hat sie geboren, so darf sie sie geniessen. Es zeigt sich [demnach] der Einfluss des Sohnes grösser als der des Vaters. Der Sklave macht [die Frau] ungeeignet infolge der Beiwohnung, aber nicht als Nachkomme. Wie [ist dies zu verstehen]? Wenn die Tochter eines Israeliten mit einem Priester, oder eine Priestertochter mit einem Israeliten [verheiratet ist] und von ihm einen Sohn gebiert, der Sohn dann einer Sklavin beiwohnt, und diese von ihm einen Sohn gebiert, so ist dieser ein Sklave. War nun die Mutter seines Vaters die Tochter eines Israeliten, die mit einem Priester verheiratet gewesen, so darf sie keine Hebe geniessen; war sie aber eine Priestertochter, die mit einem Israeliten verheiratet gewesen, so darf sie Hebe geniessen. Ein Bastard kann [zum Genusse der Hebe] unfähig machen und auch dazu berechtigen. Wie [ist dies zu verstehen]? Wenn die Tochter eines Israeliten mit einem Priester, oder eine Priestertochter mit einem Israeliten [verheiratet ist] und sie von ihm eine Tochter gebiert, die Tochter dann einen Sklaven oder einen Heiden ehelicht und von ihm einen Sohn gebiert, so ist dieser ein Bastard. War nun die Mutter seiner Mutter die Tochter eines Israeliten, die mit einem Priester verheiratet gewesen, so darf sie Hebe geniessen; war sie eine Priestertochter, die mit einem Israeliten verheiratet gewesen, so darf sie keine Hebe geniessen.
Der Hohepriester kann unter Umständen [zum Genusse der Hebe] ungeeignet machen. Wie [ist dies zu verstehen]? Wenn eine Priestertochter mit einem Israeliten verheiratet ist und von ihm eine Tochter gebiert, diese Tochter dann einen Priester ehelicht und von ihm einen Sohn gebiert, so ist dieser geeignet, Hoherpriester zu werden und den Dienst auf dem Altar zu verrichten, er berechtigt seine Mutter [zum Genusse der Hebe], macht aber seine Grossmutter hierzu ungeeignet; diese (letztere) kann also sagen: [Mögen] nicht Viele [sein] wie mein Enkel, der Hohepriester, der mich zum Genusse der Hebe ungeeignet macht!
Chapter 8
Der Unbeschnittene und alle Unreinen dürfen keine Hebe geniessen; ihre Frauen und ihre Sklaven dürfen Hebe geniessen. Ein durch Druck Verstümmelter [Priester] und ein am Glied Verschnittener dürfen [Hebe] geniessen, ebenso ihre Sklaven; ihre Frauen aber dürfen sie nicht geniessen. Hat er ihr jedoch nicht beigewohnt, nachdem er durch Druck verstümmelt oder am Glied verschnitten worden, so dürfen jene [Frauen Hebe] geniessen.
Wer heisst ein durch Druck Verstümmelter? Derjenige, dem die Hoden verstümmelt sind, und sei es auch nur eine von diesen. [Wer heisst] ein am Glied Verschnittener? Derjenige, dem das Glied abgeschnitten ist; wenn aber von der Eichel auch nur ein Haar breit übrig geblieben ist, so ist er [zur Ehe] geeignet. Ein durch Druck Verstümmelter und ein am Glied Verschnittener dürfen eine Proselytin und eine Freigelassene heiraten, sie dürfen nur nicht in die Gemeinde [Gottes] kommen, denn es heisst (Deut. 23,2): „Der durch Druck Verstümmelte und der am Glied Verschnittene darf nicht in die Gemeinde des Ewigen kommen.”
Der Ammoniter und der Moabiter sind [zur Ehe] verboten, und dieses Verbot gilt für alle Zeiten; ihre weiblichen Nachkommen aber sind sofort erlaubt. Der Ägypter und der Edomiter sind nur bis zum dritten Geschlechte [zur Ehe] verboten, sowohl die männlichen als die weiblichen. R. Simon erlaubt die weiblichen sofort. Es sagte [nämlich] R. Simon: Dieses kann man durch einen „Schluss vom Leichtern auf das Schwerere“ folgern: Wenn nämlich dort, wo die männlichen [Nachkommen] für immer verboten sind, die weiblichen sofort erlaubt sind, müssen wir nicht dort, wo die männlichen nur bis zum dritten Geschlechte verboten sind, die weiblichen gewiss sofort erlauben! Darauf sagten sie (die Weisen) zu ihm: Wenn dies ein überliefertes Gesetz ist, so nehmen wir es an; ist es aber nur eine Schlussfolgerung, so giebt es dagegen einen Einwand. Da sagte er zu ihnen: Nicht doch, ein überliefertes Gesetz spreche ich aus. Die Bastarde und die Nethinim sind [zur Ehe] verboten, und dieses Verbot gilt für alle Zeiten, sowohl für die männlichen als für die weiblichen [Nachkommen].
R. Josua sagte: Ich habe vernommen, dass [zuweilen] der Verschnittene Chaliza erteilen und man seiner Frau Chaliza erteilen muss, sowie dass [zuweilen] der Verschnittene Chaliza nicht zu erteilen und man seiner Frau Chaliza nicht zu erteilen braucht, und ich kann mir dies nicht erklären. Darauf sagte R. Akiba: Ich will es erklären: Der von Menschenhand Verschnittene muss Chaliza erteilen und dessen Frau muss man Chaliza erteilen, weil es für ihn eine Zeit des normalen Zustandes gab; der von Natur Verstümmelte braucht nicht Chaliza zu erteilen, noch braucht man seiner Frau Chaliza zu erteilen, weil es für ihn keine Zeit des normalen Zustandes gab. R. Elieser sagte: Nicht so; sondern der von Natur Verstümmelte muss Chaliza erteilen und seiner Frau muss man Chaliza erteilen, weil es für ihn eine Heilung giebt, der von Menschenhand Verschnittene aber braucht nicht Chaliza zu erteilen, noch braucht man seiner Frau Chaliza zu erteilen, weil es für ihn keine Heilung giebt. Es bezeugte R. Josua ben Bethera, dass man an der Frau des ben Megusath, der in Jerusalem lebte und ein von Menschenhand Verschnittener war, die Leviratsehe vollzog, sodass dies die Worte des R. Akiba bestätigt.
Der [von Natur] Verstümmelte braucht nicht Chaliza zu erteilen und darf die Leviratsehe nicht vollziehen; ebenso braucht die Unfruchtbare nicht die Chaliza zu vollziehen, noch darf sie den Levir heiraten. Der Verschnittene, der seiner Schwägerin Chaliza erteilt, macht sie dadurch nicht ungeeignet [zur Priesterehe]; hat er ihr aber beigewohnt, so macht er sie [hierzu] ungeeignet, weil dies eine unzüchtige Beiwohnung ist. Desgleichen machen die Brüder eine Unfruchtbare, der sie Chaliza erteilen, nicht ungeeignet [zur Priesterehe]; haben sie ihr aber beigewohnt, so machen sie sie ungeeignet, weil ihre Beiwohnung Unzucht ist.
Ein von Natur verstümmelter Priester, der die Tochter eines Israeliten heiratet, macht sie [hierdurch] zum Genusse der Hebe geeignet. R. Jose und R Simon sagen: ein priesterlicher Zwitter, der die Tochter eines Israeliten heiratet, macht sie [hierdurch] zum Genusse der Hebe geeignet. R. Juda sagt: ein Geschlechtsloser, der [an den Geschlechtsteilen] aufgerissen wurde und sich als Mann erwies, braucht nicht Chaliza zu erteilen, weil er einem Verschnittenen gleicht. Der Zwitter darf [eine Frau] ehelichen, aber nicht [als solche] geehelicht werden. R. Elieser sagt: Wegen [der Beiwohnung] eines Zwitters ist man wie wegen der eines Mannes des Steinigungstodes schuldig.
Chapter 9
Es gibt Frauen, die ihren Gatten [zur Ehe] erlaubt, aber ihren Schwägern verboten sind, Frauen, die ihren Schwägern erlaubt, aber ihren Gatten verboten sind, Frauen, die beiden erlaubt und Frauen, die beiden verboten sind. Folgende sind ihren Gatten erlaubt und ihren Schwägern verboten: Wenn ein gemeiner Priester eine Witwe heiratet und er einen Bruder hat, der Hohepriester ist; wenn ein Entweihter eine [zum Priesterstande] Geeignete heiratet und er einen Bruder hat, der [zum Priesterstande] geeignet ist; wenn ein Israelit die Tochter eines Israeliten heiratet und er einen Bruder hat, der ein Bastard ist; wenn ein Bastard einen weiblichen Bastard heiratet und er einen Bruder hat, der ein Israelit ist — so sind die Frauen ihren Gatten erlaubt, aber ihren Schwägern verboten.
Folgende sind ihren Schwägern erlaubt, aber ihren Gatten verboten: Wenn ein Hohepriester eine Witwe sich antraut und er einen Bruder hat, der ein gemeiner Priester ist; wenn ein [zum Priesterstande] Geeigneter eine Entweihte heiratet und er einen entweihten Bruder hat; wenn ein Israelit einen weiblichen Bastard heiratet und er einen Bruder hat, der ein Bastard ist; wenn ein Bastard die Tochter eines Israeliten heiratet und er einen Bruder hat, der ein Israelit ist — so sind die Frauen ihren Schwägern erlaubt, aber ihren Gatten verboten. [Folgende sind] beiden verboten: Wenn ein Hohepriester eine Witwe heiratet und er einen Bruder hat, der Hohepriester oder gemeiner Priester ist; wenn ein [zum Priesterstande] geeigneter Priester eine Entweihte heiratet und er einen Bruder hat, der [zum Priesterstande] geeignet ist; wenn ein Israelit einen weiblichen Bastard heiratet und er einen Bruder hat, der ein Israelit ist; wenn ein Bastard die Tochter eines Israeliten heiratet und er einen Bruder hat, der ein Bastard ist — so sind die Frauen beiden verboten; alle andren Frauen sind ihren Gatten und ihren Schwägern erlaubt.
Von den zweiten Verwandtschaftsgraden, [die] nach der Bestimmung der Schriftgelehrten [zur Ehe verboten sind, gilt Folgendes]: Ist eine Frau im zweiten Grade mit dem Gatten, aber nicht mit dem Schwager verwandt, so ist sie dem Gatten [zur Ehe] verboten, dem Schwager aber erlaubt. Ist sie im zweiten Grade mit dem Schwager, aber nicht mit dem Gatten verwandt, so ist sie dem Schwager [zur Ehe] verboten, dem Gatten aber erlaubt. Ist sie mit beiden im zweiten Grade verwandt, so ist sie beiden [zur Ehe] verboten, sie hat weder Anspruch auf die Ketuba, noch auf die Früchte, noch auf Verpflegung, noch auf [Ersatz für] die Abnutzung, das Kind ist [zum Priesterstande] geeignet, aber man zwingt ihn, sich von ihr zu scheiden. Ist eine Witwe an einen Hohenpriester, eine Geschiedene oder eine Chaluza an einen gemeinen Priester, ein weiblicher Bastard oder eine Nethina an einen Israeliten, die Tochter eines Israeliten an einen Nathin oder an einen Bastard verheiratet: so haben sie (die Frauen) Anspruch auf die Ketuba.
Diew Tochter eines Israeliten, die mit einem Priester verlobt oder von einem Priester schwanger ist oder auf die Leviratsehe seitens eines Priesters wartet, ebenso die Tochter eines Priesters [in den gleichen Verhältnissen] zu einem Israeliten, darf keine Hebe geniessen. Die Tochter eines Israeliten, die mit einem Leviten verlobt oder von einem Leviten schwanger ist oder auf die Leviratsehe seitens eines Leviten wartet, ebenso die Tochter eines Leviten [in den gleichen Verhältnissen] zu einem Israeliten darf keinen Zehnt geniessen. Die Tochter eines Leviten, die mit einem Priester verlobt oder von einem Priester schwanger ist oder auf die Leviratsehe seitens eines Priesters wartet, ebenso die Tochter eines Priesters [in den gleichen Verhältnissen] zu einem Leviten darf weder Hebe noch Zehnt geniessen.
Die Tochter eines Israeliten, die an einen Priester verheiratet ist, darf Hebe geniessen. Ist er gestorben und hat sie von ihm ein Kind, so darf sie Hebe geniessen. Ist sie an einen Leviten verheiratet, so darf sie Zehnt geniessen; ist er gestorben und hat sie von ihm ein Kind, so darf sie Zehnt geniessen. Ist sie [dann] an einen Israeliten verheiratet, so darf sie weder Hebe noch Zehnt geniessen; ist er gestorben und hat sie von ihm ein Kind, so darf sie weder Hebe noch Zehnt geniessen; ist ihr Kind von dem Israeliten gestorben, so darf sie [wieder] Zehnt geniessen; ist ihr Kind vom Leviten gestorben, so darf sie [wieder] Hebe geniessen; ist ihr Sohn vom Priester gestorben, so darf sie weder Hebe noch Zehnt geniessen.
Die Tochter eines Priesters, die an einen Israeliten verheiratet ist, darf keine Hebe geniessen; ist er gestorben und hat sie von ihm ein Kind, so darf sie keine Hebe geniessen. Ist sie an einen Leviten verheiratet, so darf sie Zehnt geniessen; ist er gestorben und hat sie von ihm ein Kind, so darf sie Zehnt geniessen. Ist sie an einen Priester verheiratet, so darf sie Hebe geniessen; ist er gestorben und hat sie von ihm ein Kind, so darf sie Hebe geniessen. Ist ihr Kind von dem Priester gestorben, so darf sie Hebe nicht geniessen; ist ihr Kind von dem Leviten gestorben, so darf sie Zehnt nicht geniessen; ist ihr Kind von dem Israeliten gestorben, so darf sie in ihr Vaterhaus zurückkehren, und von dieser heisst es (Lev. 22, 13): „Sie darf zurückkehren in das Haus ihres Vaters, wie in ihrer Jugend, von dem Brote ihres Vaters darf sie essen.“
Chapter 10
Wenn man einer Frau, deren Gatte nach einem fernen Lande gegangen ist, meldet: „Dein Gatte ist gestorben,“ und sie sich verheiratet und dann ihr [erster] Gatte zurückkommt, so muss sie von diesem wie von jenem getrennt werden und von diesem wie von jenem einen Scheidebrief empfangen, sie hat weder Anspruch auf die Ketuba, noch auf die Früchte, noch auf Verpflegung, noch auf [Ersatz für] die Abnutzung weder bei diesem noch bei jenem [Gatten]; hat sie von dem einen oder dem andren etwas entnommen, so muss sie es zurückerstatten; das Kind von dem einen wie von dem andren ist ein Bastard; beide [Gatten] dürfen sich an ihr nicht verunreinigen, und beide haben kein Anrecht an ihrem Funde noch an ihrem Erwerbe, noch das Recht ihre Gelübde zu lösen. Ist sie die Tochter eines Israeliten, so wird sie [dadurch] zur Priesterehe ungeeignet; ist sie die Tochter eines Leviten, so darf sie keinen Zehnt, ist sie die Tochter eines Priesters, so darf sie keine Hebe geniessen; weder die Erben des einen, noch die Erben des andren erben ihre Ketuba; wenn sie (die Gatten) gestorben sind, so müssen die Brüder des einen wie die Brüder des andren Chaliza erteilen, dürfen aber nicht die Leviratsehe vollziehen. R. Jose sagt: ihre Ketuba ist zu Lasten des Vermögens ihres ersten Gatten. R. Elasar sagt: Der erste hat das Anrecht an ihrem Funde, an ihrem Erwerbe sowie das Recht ihre Gelübde aufzulösen. R. Simon sagt: Die Beiwohnung oder die Erteilung der Chaliza seitens eines Bruders des ersten befreit ihre Nebenfrau, und das Kind von ihm ist kein Bastard. Hat sie sich verheiratet, ohne [dass] Erlaubnis des Gerichtes [nötig gewesen wäre], so darf sie zu ihm wieder zurückkehren.
Hat sie sich auf die Entscheidung des Gerichtes hin wieder verheiratet, so muss sie geschieden werden und ist frei vom Opfer; [geschah es] nicht auf die Entscheidung des Gerichtes hin, so muss sie geschieden werden und ein Opfer bringen. Die Kraft des Gerichtes hat [also] den Vorzug, denn sie befreit vom Opfer. Hat das Gericht entschieden, dass sie sich wieder verheiraten darf und sie schliesst eine verbotene Ehe, so muss sie [dennoch] ein Opfer bringen, denn jenes hat ihr nur erlaubt, sich wieder zu verheiraten.
Wenn man einer Frau, deren Gatte und Sohn nach einem fernen Lande gingen, gemeldet hat: „Dein Gatte ist gestorben und später ist Dein Sohn gestorben,“ und sie sich wieder verheiratet, man ihr aber später meldet, es sei umgekehrt gewesen, so muss sie geschieden werden, und sowohl das frühere wie das spätere Kind sind Bastarde. Wenn man ihr gemeldet hat: „Dein Sohn ist gestorben und später ist Dein Gatte gestorben“, und sie ihren Schwager heiratet, man ihr aber später meldet, es sei umgekehrt gewesen, so muss sie geschieden werden, und sowohl das frühere als das spätere Kind sind Bastarde. Wenn man ihr gemeldet hat: „Dein Gatte ist gestorben,“ und sie sich wieder verheiratet, man ihr aber später meldet: „er war [damals noch] am Leben, ist aber dann gestorben,“ so muss sie geschieden werden, und das frühere Kind ist ein Bastard, das spätere aber ist kein Bastard. Wenn man ihr gemeldet hat: „Dein Gatte ist gestorben,“ und sie [nur] getraut wurde, später aber ihr Gatte heimkehrt, so darf sie zu ihm zurückkehren; auch wenn ihr der [Gatte] einen Scheidebrief gegeben hat, macht er sie zur Priesterehe nicht ungeeignet. Dieses folgerte R. Elasar, Sohn Matja’s, [also]: „und eine Frau, geschieden von ihrem Gatten…“ (Lev. 21,7), aber nicht von einem Manne, der nicht ihr Gatte ist.
Wenn man einem Manne, dessen Gattin nach einem fernen Lande gegangen ist, gemeldet hat: „Deine Gattin ist gestorben,“ und er dann deren Schwester heiratet, später aber seine Gattin heimkehrt, so darf sie zu ihm zurückkehren, er darf die Verwandten der zweiten [Frau] und die zweite darf seine Verwandten heiraten; ist die erste gestorben, so darf er die zweite heiraten. Wenn man ihm gemeldet hat: „Deine Gattin ist gestorben,“ er dann deren Schwester heiratet, man ihm aber später meldet: „sie war [damals noch] am Leben, ist aber dann gestorben,“ so ist das frühere Kind ein Bastard, das spätere aber ist kein Bastard. R. Jose sagt: wer für Andre [ihre Frau zur Ehe] ungeeignet macht, der macht [seine Frau] für sich ungeeignet; wer aber für Andre [ihre Frau] nicht ungeeignet macht, der macht auch [seine Frau] für sich nicht ungeeignet.
Meldet man jemand: „Deine Gattin ist gestorben,“ und er heiratet deren Schwester väterlicherseits, „sie ist gestorben,“ und er heiratet deren Schwester mütterlicherseits, „sie ist gestorben,“ und er heiratet deren Schwester väterlicherseits, „sie ist gestorben,“ und er heiratet deren Schwester mütterlicherseits, und dann findet sich, dass alle am Leben waren, so sind ihm die erste, die dritte und fünfte [als Gattin] erlaubt, und sie befreien ihre Nebenfrauen, die zweite und vierte aber sind ihm verboten, and die Beiwohnung einer von diesen befreit ihre Nebenfrau nicht. Hat er der zweiten erst nach dem Tode der ersten beigewohnt, so sind ihm die zweite und vierte [als Gattin] erlaubt, und sie befreien ihre Nebenfrauen, die dritte und fünfte aber sind verboten, und die Beiwohnung einer von diesen befreit ihre Nebenfrau nicht.
Ein Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, kann [seine Schwägerin] für seine Brüder [zur Ehe] ungeeignet machen, und die Brüder können [sie] für ihn ungeeignet machen, nur dass er sie blos zuerst ungeeignet machen kann, die Brüder aber sie zuerst und zuletzt ungeeignet machen können. Wie [ist dies zu verstehen]? Wenn ein Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, seiner Schwägerin beiwohnt, so macht er sie für die Brüder ungeeignet; wenn die Brüder ihr beiwohnen oder die „Heirats-Ansprache“ an sie halten oder ihr einen Scheidebrief geben oder die Chaliza erteilen, so machen sie sie für ihn ungeeignet.
Wenn ein Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, seiner Schwägerin beiwohnt und nachher sein Bruder ihr beiwohnt, der neun Jahre und einen Tag alt ist, so macht er sie für jenen [als Gattin] ungeeignet. R. Simon sagt: er macht sie nicht ungeeignet.
Wenn ein Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, seiner Schwägerin und nachher, deren Nebenfrau beiwohnt, so macht er sie [beide] für sich [zur Ehe] ungeeignet. R. Simon sagt: er macht sie nicht ungeeignet. Wenn ein Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, seiner Schwägerin beiwohnt und dann stirbt, so muss diese die Chaliza vollziehen, darf aber den Schwager nicht heiraten. Hat er eine Frau geheiratet und ist dann gestorben, so ist diese frei.
Wenn ein Knabe, der neun Jahre und einen Tag alt ist, seiner Schwägerin beiwohnt und nachdem er erwachsen ist, eine andre Frau heiratet und dann stirbt, so muss, wenn er der ersten nicht beigewohnt hat, nachdem er erwachsen war, die erste die Chaliza vollziehen, darf aber den Schwager nicht heiraten, und die zweite darf die Chaliza vollziehen oder den Schwager heiraten. R. Simon sagt: er darf die Leviratsehe vollziehen, an welcher [von beiden] er will, und muss [dann] der andren die Chaliza erteilen. Es ist gleichviel, ob er neun Jahre und einen Tag alt ist oder ob er zwanzig Jahre alt ist, aber noch nicht zwei Haare hervorgebracht hat.
Chapter 11
Man darf die nahen Verwandten einer Frau heiraten, die man vergewaltigt oder verführt hat. Wer die nahen Verwandten seiner Ehefrau vergewaltigt oder verführt, ist schuldig. Man darf die von seinem Vater Vergewaltigte oder Verführte sowie die von seinem Sohne Vergewaltigte oder Verführte heiraten. R. Jehuda verbietet die vom Vater Vergewaltigte oder Verführte [dem Sohne zur Ehe].
Wenn mit einer Proselytin auch ihre Söhne [zum Judentum] übertreten, so erteilen diese nicht die Chaliza und vollziehen nicht die Leviratsehe, selbst wenn der erste empfangen wurde, als die Heiligkeit noch nicht auf ihr ruhte und empfangen wurde, als bereits die Heiligkeit auf ihr ruhte, der zweite aber empfangen und geboren wurde, als bereits die Heiligkeit auf ihr ruhte. Dasselbe ist der Fall, wenn mit einer Sklavin auch ihre Söhne freigelassen werden.
Wenn die Kinder von fünf Frauen vertauscht wurden, diese Vertauschten heranwachsen, Frauen heiraten und sterben: so müssen vier [von den überlebenden Söhnen] einer Frau die Chaliza erteilen, und der andre (der fünfte) darf dann an ihr die Leviratsehe vollziehen; sodann erteilt dieser nebst drei (überlebenden Söhnen] einer [andren] Frau die Chaliza, und der andre (der fünfte) darf dann an ihr die Leviratsehe vollziehen [u. s. w.]. Es ergiebt sich also, dass jede Frau viermal die Chaliza und dann erst die Leviratsehe vollzieht.
Wenn das Kind einer Frau mit dem Kinde ihrer Schwiegertochter vertauscht wurde, die Vertauschten heranwachsen, Frauen heiraten und sterben: so müssen die Söhne der Schwiegertochter die Chaliza erteilen, dürfen aber die Leviratsehe nicht vollziehen, weil es zweifelhaft ist, ob sie die Frau des Bruders oder die Frau des Vaterbruders ist; die Söhne der Grossmutter jedoch dürfen die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen, denn es ist [nur] zweifelhaft, ob sie die Frau des Bruders oder die Frau des Brudersohnes ist. Wenn aber die Unbezweifelten sterben, so müssen die Vertauschten den Witwen der Söhne der Grossmutter die Chaliza erteilen, dürfen aber an ihnen nicht die Leviratsehe vollziehen, weil es zweifelhaft ist, ob sie die Frau des Bruders oder die Frau des Vaterbruders ist; der Witwe jedoch des Sohnes der Schwiegertochter erteilt der eine (der Vertauschten) die Chaliza, und der andre darf sie dann heiraten.
Wenn das Kind einer Priestergattin mit dem ihrer Sklavin vertauscht wurde, so dürfen sie Hebe geniessen, erhalten [nur] gleichzeitig ihren Anteil in der Tenne, dürfen sich nicht an Toten verunreinigen und weder [zur Priesterehe] geeignete noch ungeeignete Frauen heiraten. Wenn die Vertauschten herangewachsen sind und sich gegenseitig freigelassen haben, so dürfen sie nur [zur Priesterehe] geeignete Frauen heiraten und sich an Toten nicht verunreinigen; haben sie sich jedoch verunreinigt, so erhalten sie die vierzig [Geisselhiebe] nicht; sie dürfen Hebe nicht geniessen, haben sie sie jedoch genossen, so brauchen sie den vollen Wert und das Fünftel nicht zu ersetzen; sie erhalten keinen Anteil in der Tenne; sie dürfen die Hebe verkaufen und den Erlös behalten; sie haben keinen Anteil an den Heiligtümern des Tempels, man übergiebt ihnen keine Heiligtümer und fordert die ihrigen von ihnen nicht heraus; sie sind frei [vom Abscheiden] von Vorderfuss, Kinnbacken und Magen; sein erstgeborenes [Tier] muss weiden, bis es einen Fehler bekommt, und man legt ihnen die Erschwerungen der Priester und die der Israeliten auf.
Wenn eine Frau nach [der Trennung von] ihrem Gatten nicht drei Monate gewartet, sondern geheiratet und geboren hat und man nicht weiss, ob es ein Neunmonatskind (aus der Ehe) des ersten oder ein Siebenmonatskind (aus der Ehe) des zweiten Gatten ist und sie noch Söhne vom ersten und vom zweiten Gatten hat: so müssen diese die Chaliza erteilen, dürfen aber die Leviratsehe nicht vollziehen; ebenso muss er ihnen die Chaliza erteilen, darf aber die Leviratsehe nicht vollziehen. Hat er Brüder von ihrem ersten und von ihrem zweiten Gatten, aber nicht von derselben Mutter, so darf er die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen, von jenen aber muss der eine die Chaliza erteilen und der andre darf dann die Leviratsehe vollziehen.
War der eine [dieser Gatten] ein Israelit, der andre ein Priester, so darf er nur eine [zur Priesterehe] geeignete Frau heiraten und sich an Toten nicht verunreinigen, hat er sich jedoch verunreinigt, so erhält er nicht die vierzig [Geisselhiebe]; er darf Hebe nicht geniessen, hat er sie jedoch genossen, so braucht er den vollen Wert und das Fünftel nicht zu ersetzen; er erhält keinen Anteil in der Tenne; er darf die Hebe verkaufen und den Erlös behalten, er hat keinen Anteil an den Heiligtümern des Tempels, man giebt ihm keine Heiligtümer und fordert die seinigen nicht von ihm heraus; er ist frei [vom Abscheiden] von Vorderfuss, Kinnbacken und Magen; sein erstgeborenes [Tier] muss weiden, bis es einen Fehler bekommt, und man legt ihm die Erschwerungen der Priester und die der Israeliten auf. Waren beide [Gatten] Priester, so muss er um sie und sie müssen um ihn trauern; er darf sich nicht an ihnen und sie dürfen sich nicht an ihm verunreinigen; er beerbt sie nicht, sie aber beerben ihn; er ist straffrei, wenn er den einen oder den andren schlägt oder ihm flucht; er zieht auf mit der [Wochen-] Abteilung des einen und des andren, erhält aber keinen Anteil [mit ihnen]; waren jedoch beide in einer [Wochen-] Abteilung, so erhält er einen einfachen Anteil.
Chapter 12
Die Chaliza muss vor drei Richtern geschehen, auch wenn diese [sonst] Laien sind. Vollzieht sie die Chaliza mit einem Schuh, so ist die Chaliza giltig; mit einer Filzsocke, so ist die Chaliza ungiltig; mit einer Sandale, woran eine Sohle ist, so ist sie giltig; woran keine Sohle ist, so ist sie ungiltig; von dem Knie abwärts, so ist die Chaliza giltig, von dem Knie aufwärts, so ist die Chaliza ungiltig.
Vollzieht sie die Chaliza mit einer Sandale, die nicht ihm (dem Levir) gehört, oder mit einer Sandale aus Holz, oder mit einer des linken Fusses, [die aber] am rechten [sass], so ist die Chaliza giltig. Vollzieht sie die Chaliza mit einem zu grossen [Schuh], in dem er aber noch gehen kann, oder mit einem zu kleinen, der aber noch den grössten Teil seines Fusses bedeckt, so ist die Chaliza giltig. Vollzieht sie die Chaliza in der Nacht, so ist die Chaliza giltig, R. Elieser aber erklärt sie für ungiltig; an dem linken [Fass], so ist die Chaliza ungiltig, R. Elieser aber erklärt sie für giltig.
Wenn sie den Schuh ausgezogen und ausgespieen, aber nicht [die bestimmten Worte] ausgesprochen, so ist die Chaliza giltig. Wenn sie sie ausgesprochen und ausgespieen, aber nicht den Schuh ausgezogen, so ist die Chaliza ungiltig. Wenn sie den Schuh ausgezogen und [die Formel] ausgesprochen, aber den Schuh nicht ausgezogen, so sagt R. Elieser, die Chaliza ist ungiltig, R. Akiba aber sagt, die Chaliza ist giltig. Es sagte [nämlich] R. Elieser: [Es heisst Deut. 25, 9] „Also geschehe …“ Alles, was durch eine Handlung geschehen muss, verhindert [im Unterlassungsfall die Giltigkeit]. Darauf sagte R. Akiba zu ihm: Eben daher ist auch mein Beweis. [Es heisst dort:] „Also geschehe dem Manne ….“ Alles, was an dem Manne geschieht, [verhindert im Unterlassungsfall die Giltigkeit.].
Wenn an einem Taubstummen die Chaliza vollzogen wird, oder eine Taubstumme die Chaliza vollzieht, oder wenn die Jebama an einem Minderjährigen die Chaliza vollzieht, so ist die Chaliza ungiltig. Wenn eine Minderjährige die Chaliza vollzogen, so muss sie sie, wenn sie erwachsen ist, [nochmals] vollziehen; hat sie sie dann nicht vollzogen, so ist die Chaliza ungiltig.
Wenn sie [nur] vor Zweien die Chaliza vollzog, oder vor Dreien, von denen sich aber einer als verwandt oder [zum Richter] untauglich erwies, so ist die Chaliza ungiltig. R. Simon und R. Jochanan hassandlar erklären sie für giltig. Einst geschah es, dass Jemand seiner Schwägerin, während er mit ihr allein im Gefängnisse war, die Chaliza erteilte, und als die Sache vor R. Akiba kam, erklärte er sie für giltig.
Die Chaliza muss so geschehen: Er (der Levir) erscheint mit seiner Schwägerin vor Gericht. Sie (die Richter) erteilen ihm den Rat, der für ihn der geeignetste ist, denn es heisst (Deut. 25, 8): „Die Ältesten seiner Stadt sollen ihm zurufen und zureden.“ Sie spricht (v. 7): „Mein Schwager weigert sich, seinem Bruder einen Namen aufrecht zu erhalten in Israel, er will mich nicht heiraten.“ Er erwidert (v. 8): „Ich will sie nicht nehmen.“ In der heiligen Sprache sagten sie dies. Dann (v. 9) nähert sich ihm seine Schwägerin vor den Augen der Ältesten, zieht ihm seinen Schuh von seinem Fusse, speit vor ihm aus — und zwar soviel Speichel, dass er von den Richtern gesehen wird — hebt an und spricht: „Also geschehe dem Manne, der das Haus seines Bruders nicht bauen will.“ So weit las man [die Formel früher]. Als aber R. Hyrkanos unter der Eiche in Kefar Etam [die Formel] lesen und den ganzen Abschnitt vortragen liess, wurde bestimmt, dass man den ganzen Abschnitt vortrage. [Die Worte:] „Es soll sein Name in Israel genannt werden: das Haus des Entschuhten“ (v. 10) gelten als Vorschrift für die Richter, aber nicht für die Schüler. R. Jehuda sagt: Es ist Pflicht aller dort Anwesenden auszurufen: „Entschuhter, Entschuhter, Entschuhter.“
Chapter 13
Bet-Schammai sagt: Es dürfen nur Verlobte die Weigerung erklären; Bet-Hillel aber sagt: Verlobte und Verheiratete. Bet-Schammai sagt: [nur] dem Gatten, aber nicht dem Levir; Bet-Hillel aber sagt: dem Gatten und dem Levir. Bet-Schammai sagt: [nur] in seiner Gegenwart; Bet-Hillel aber sagt: in seiner Gegenwart und in seiner Abwesenheit. Bet-Schammai sagt: [nur] vor Gericht; Bet-Hillel aber sagt: vor Gericht und ausser Gericht. Bet-Hillel sagte zu Bet-Schammai: sie darf, so lange sie minderjährig ist, auch vier oder fünf mal die Weigerung erklären. Darauf sagte Bet-Schammai zu ihm: die Töchter Israels sind [doch] nicht preisgegeben! Sie erklärt vielmehr die Weigerung und wartet, bis sie erwachsen ist, oder sie erklärt die Weigerung und heiratet [sogleich einen Andren].
Welche Minderjährige muss die Weigerung erklären? Diejenige, die ihre Mutter oder ihre Brüder mit ihrer Zustimmung verheiratet haben; haben sie sie ohne ihre Zustimmung verheiratet, so braucht sie die Weigerung nicht zu erklären. R. Chanina, Sohn des Antigonus, sagt: jedes Mädchen, das sein Trauungs-Objekt noch nicht aufzubewahren versteht, braucht die Weigerung nicht zu erklären. R. Elieser sagt: die Handlung einer Minderjährigen ist ungiltig; sie gilt nur als eine Verführte; ist sie die Tochter eines Israeliten und an einen Priester verheiratet, so darf sie keine Hebe geniessen; ist sie die Tochter eines Priesters und an einen Israeliten verheiratet, so darf sie Hebe geniessen.
R. Elieser, Sohn Jacobs, sagt: sobald das Verweilen [in der Ehe] des Mannes wegen geschah, gilt sie als seine [gewesene] Gattin; sobald aber das Verweilen nicht des Mannes wegen geschah, gilt sie nicht als seine [gewesene] Gattin.
Wenn [nämlich] eine [minderjährige] Frau dem Manne die Weigerung erklärt, so darf er ihre und sie seine Verwandten heiraten, und er macht sie zur Priesterehe nicht ungeeignet. Giebt er ihr jedoch einen Scheidebrief, so darf weder er ihre, noch sie seine Verwandten heiraten, und er macht sie zur Priesterehe ungeeignet. Wenn er ihr einen Scheidebrief giebt und sie [später] wiederheiratet, sie ihm dann die Weigerung erklärt und einen Andren heiratet und [schliesslich] verwitwet oder geschieden wird: so darf sie zu jenem zurückkehren. Wenn sie ihm jedoch die Weigerung erklärt und er sie wiederheiratet, er ihr dann einen Scheidebrief giebt und sie einen Andren heiratet und [schliesslich] verwitwet oder geschieden wird: so darf sie zu jenem nicht zurückkehren. Dies ist die Regel: erfolgt Scheidebrief nach einer Weigerung, so darf sie zu ihm nicht zurückkehren, erfolgt Weigerung nach einem Scheidebrief, so darf sie zu ihm zurückkehren.
Wenn eine Frau ihrem Manne die Weigerung erklärt, dann einen Andren heiratet, der sich von ihr scheidet, dann wieder einen Andren, dem sie die Weigerung erklärt, dann wieder einen Andren, der sich von ihr scheidet, (dann wieder einen Andren, dem sie die Weigerung erklärt,) so darf sie zu den Männern, von denen sie durch Scheidebrief getrennt wurde, nicht zurückkehren, zu denen aber, von denen sie durch Weigerungs-Erklärung getrennt wurde, darf sie wohl zurückkehren.
Wenn jemand sich von seiner Frau scheidet und sie dann wiederheiratet, so ist sie dem Levir [zur Ehe] erlaubt; R. Elieser aber verbietet sie. Desgleichen, wenn sich jemand von einer Waise scheidet und sie dann wiederheiratet, so ist sie dem Levir [zur Ehe] erlaubt; R. Elieser aber verbietet sie. Eine Minderjährige, die ihr Vater verheiratet hatte und die dann geschieden wurde, gilt als Waise beim Leben des Vaters; hat er (der Gatte) sie wieder geheiratet, so sagen alle [Weisen], dass sie dem Levir [zur Ehe] verboten ist.
Wenn zwei Brüder mit zwei verwaisten, unmündigen Schwestern verheiratet sind und der Gatte der einen stirbt, so ist sie frei als Schwester der Frau; desgleichen wenn beide [Frauen] taubstumm sind. Wenn die eine erwachsen und die andre minderjährig ist und der Gatte der Minderjährigen stirbt, so ist diese frei als Schwester der Frau; stirbt aber der Gatte der Erwachsenen, so sagt R. Elieser, man veranlasse die Minderjährige, ihm (ihrem Gatten) die Weigerung zu erklären. Rabban Gamliel sagt: wenn sie die Weigerung erklärt, so ist es gut, wenn aber nicht, so warte sie, bis sie erwachsen ist, dann ist jene (die Andre) frei als Schwester der Frau. R. Josua sagt: Wehe ihm wegen seiner Frau und wehe ihm wegen der Frau seines Bruders! Er muss seine Frau durch Scheidebrief und die Frau seines Bruders durch Chaliza entlassen.
Wenn jemand mit zwei unmündigen Waisen verheiratet ist und stirbt, so befreit die Beiwohnung oder die Chaliza der einen ihre Nebenfrau; desgleichen bei zwei Taubstummen. Ist die eine minderjährig, die andre taubstumm, so befreit die Beiwohnung der einen ihre Nebenfrau nicht. Ist die eine vollsinnig, die andre taubstumm, so befreit wohl die Beiwohnung der Vollsinnigen die Taubstumme, aber die Beiwohnung der Taubstummen befreit die Vollsinnige nicht. Ist die eine erwachsen, die andre minderjährig, so befreit wohl die Beiwohnung der Erwachsenen die Minderjährige, aber die Beiwohnung der Minderjährigen befreit die Erwachsene nicht.
Wenn jemand mit zwei unmündigen Waisen verheiratet ist und stirbt und der Levir zunächst der einen und dann auch der andren beiwohnt, oder wenn dessen Bruder der zweiten beiwohnt, so macht er die erstere [zur Fortsetzung der Ehe] nicht ungeeignet; desgleichen bei zwei Taubstummen Ist die eine minderjährig und die andre taubstumm und der Levir wohnt zunächst der Minderjährigen und dann auch der Taubstummen bei, oder wenn dessen Bruder der Taubstummen beiwohnt, so macht er die Minderjährige nicht ungeeignet. Wohnt aber der Levir zunächst der Taubstummen bei und dann auch der Minderjährigen, oder wenn dessen Bruder der Minderjährigen beiwohnt, so macht er die Taubstumme ungeeignet.
Wenn die eine vollsinnig und die andre taubstumm ist und der Levir zunächst der Vollsinnigen und dann auch der Taubstummen beiwohnt, oder wenn dessen Bruder der Taubstummen beiwohnt, so macht er die Vollsinnige nicht ungeeignet. Wenn aber der Levir zunächst der Taubstummen und dann auch der Vollsinnigen beiwohnt, oder wenn dessen Bruder der Vollsinnigen beiwohnt, so macht er die Taubstummen ungeeignet.
Wenn die eine erwachsen und die andre minderjährig ist und der Levir zunächst der Erwachsenen und dann auch der Minderjährigen beiwohnt, so macht er die Erwachsene nicht ungeeignet. Wenn aber der Levir zunächst der Minderjährigen und dann auch der Erwachsenen beiwohnt, oder wenn dessen Bruder der Erwachsenen beiwohnt, so macht er die Minderjährige ungeeignet. R. Elasar sagt: man veranlasst die Minderjährige, ihm die Weigerung zu erklären.
Wenn ein minderjähriger Levir seiner minderjährigen Schwägerin beiwohnt, so müssen sie mit einander aufwachsen. Wohnt er seiner erwachsenen Schwägerin bei, so muss sie warten, bis er erwachsen ist. Wenn die Jebama binnen dreissig Tagen erklärt: „Er (der Levir) hat mir nicht beigewohnt, “ so zwingt man ihn, ihr die Chaliza zu erteilen. [Wenn sie dies] nach dreissig Tagen [erklärt], so ersucht man ihn nur, ihr die Chaliza zu erteilen. Wenn er es jedoch eingesteht, so zwingt man ihn, selbst nach zwölf Monaten, ihr die Chaliza zu erteilen.
Wenn sich eine Frau bei dem Leben ihres Gatten durch ein Gelübde den Genuss ihres Levir versagt, so zwingt man ihn. ihr die Chaliza zu erteilen; [tat sie es] nach dem Tode ihres Gatten, so ersucht man ihn nur, ihr die Chaliza zu erteilen. Hat sie aber nur dieses beabsichtigt, so kann man ihn, selbst wenn es beim Leben ihres Gatten geschah, [auch] nur ersuchen, ihr die Chaliza zu erteilen.
Chapter 14
Wenn ein Taubstummer eine Vollsinnige oder ein Vollsinniger eine Taubstumme geheiratet hat, so kann er, wenn er will, sie entlassen, und wenn er will, sie behalten; wie er sie durch Zeichen heimführt, so entlässt er sie auch durch Zeichen. Wenn ein Vollsinniger eine Vollsinnige heiratet und diese dann taubstumm wird, so kann er, wenn er will, sie entlassen, und wenn er will, sie behalten; wird sie schwachsinnig, so darf er sie nicht entlassen. Wird er aber taubstumm oder schwachsinnig, so kann er sie nie entlassen. R. Jochanan, Sohn Nuri’s, sagte: warum soll eine Frau, die taubstumm geworden, entlassen werden können, der Mann aber, der taubstumm geworden, nicht entlassen können? Da sagte man zu ihm: der Mann, der entlässt, ist nicht zu vergleichen mit der Frau, die entlassen wird; denn die Frau kann sowohl mit ihrer Einwilligung als auch gegen ihre Einwilligung entlassen werden, der Mann aber kann nur mit seinem [freien] Willen entlassen.
Es bezeugte R. Jochanan, Sohn Gudgeda’s, dass eine Taubstumme, die ihr Vater verheiratet hatte, durch einen Scheidebrief entlassen werden kann. Da sagte man zu ihm: auch mit dieser ist dies der Fall.
Wenn zwei taubstumme Brüder mit zwei taubstummen Schwestern oder mit zwei vollsinnigen Schwestern verheiratet sind, oder mit zwei Schwestern, von denen die eine taubstumm, die andre vollsinnig ist, oder wenn zwei taubstumme Schwestern mit zwei vollsinnigen Brüdern oder mit zwei taubstummen Brüdern verheiratet sind, oder mit zwei Brüdern, von denen der eine taubstumm, der andre vollsinnig ist, so sind sie frei von der Chaliza oder der Leviratsehe. Wenn sie (die Frauen) aber nicht mit einander verwandt sind, so müssen jene sie heiraten; wenn sie sie dann entlassen wollen, so können sie sie entlassen.
Wenn zwei Brüder, von denen der eine taubstumm, der andere vollsinnig ist, zwei vollsinnige Schwestern geheiratet haben und der Taubstumme, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? [Nichts,] jene ist frei als Schwester seiner Frau. Wenn aber der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Taubstumme, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? Er muss seine Frau durch Scheidebrief entlassen, und die Frau seines Bruders ist ihm immer [zur Ehe] verboten.
Wenn zwei vollsinnige Brüder mit zwei Schwestern verheiratet sind, von denen die eine taubstumm, die andre vollsinnig ist, und der Vollsinnige, der Gatte der Taubstummen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? [Nichts,] jene ist frei als Schwester seiner Frau. Wenn der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Taubstummen zu tun? Er muss seine Frau durch Scheidebrief und die Frau seines Bruders durch [Erteilung der] Chaliza entlassen.
Wenn zwei Brüder, von denen der eine taubstumm, der andre vollsinnig ist, mit zwei Schwestern verheiratet sind, von denen die eine taubstumm, die andre vollsinnig ist, und der Taubstumme, der Gatte der Taubstummen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? [Nichts,] jene ist frei als Schwester seiner Frau. Wenn aber der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Taubstumme, der Gatte der Taubstummen, zu tun? Er muss seine Frau durch Scheidebrief entlassen, und die Frau seines Bruders ist ihm immer [zur Ehe] verboten.
Wenn zwei Brüder, von denen der eine taubstumm, der andre vollsinnig ist, mit zwei vollsinnigen Frauen verheiratet sind, die nicht mit einander verwandt sind, und der Taubstumme, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? Er muss entweder die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen. Wenn aber der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Taubstumme, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? Er muss sie heiraten und darf sie niemals entlassen.
Wenn zwei vollsinnige Brüder mit zwei Frauen verheiratet sind, die nicht miteinander verwandt sind und von denen die eine vollsinnig, die andre taubstumm ist, und der Vollsinnige, der Gatte der Taubstummen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? Er muss jene heiraten und kann sie dann, wenn er will, entlassen. Wenn aber der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Taubstummen, zu tun? Er muss entweder die Chaliza erteilen oder die Leviratsehe vollziehen.
Wenn zwei Brüder, von denen der eine taubstumm, der andre vollsinnig ist, mit zwei Frauen verheiratet sind, die nicht mit einander verwandt sind und von denen die eine taubstumm, die andre vollsinnig ist, und der Taubstumme, der Gatte der Taubstummen, stirbt, was hat dann der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, zu tun? Er muss jene heiraten und kann sie dann, wenn er will, entlassen. Wenn aber der Vollsinnige, der Gatte der Vollsinnigen, stirbt, was hat dann der Taubstumme, der Gatte der Taubstummen, zu tun? Er muss jene heiraten und darf sie niemals entlassen.
Chapter 15
Wenn eine Frau mit ihrem Gatten nach einem fernen Laude gegangen ist, so darf sie, wenn Frieden zwischen ihm und ihr und auch Frieden in der Welt herrscht und sie zurückkommt und sagt: „mein Gatte ist gestorben“, sich wieder verheiraten; [wenn sie sagt:] „mein Gatte ist gestorben,“ so darf sie den Levir heiraten. Wenn jedoch Frieden zwischen ihm und ihr, aber Krieg in der Welt herrscht, oder wenn Zwist zwischen ihm und ihr, aber Frieden in der Welt herrscht und sie zurückkommt und sagt: „mein Gatte ist gestorben,“ so ist sie nicht beglaubt, R. Jehuda sagt: sie ist niemals beglaubt, es sei denn, dass sie weinend und mit zerrissenen Kleidern zurückkehrt. Da sagten sie (die Weisen) zu ihm: in jedem Falle darf sie wieder heiraten.
Bet-Hillel sagt: wir haben dieses nur für den Fall gehört, dass sie von der Ernte kommt und zwar in demselben Lande und wie die Begebenheit sich wirklich einmal zugetragen hat. Darauf sagte Bet-Schammai zu ihnen: es ist gleich, ob sie von der Ernte oder vom Oliven-Sammeln oder von der Weinlese oder auch von einem andren Lande kommt; die Weisen haben nur darum von der „Ernte“ gesprochen, weil sich der Fall in Wirklichkeit so zugetragen hat. Da entschied Bet-Hillel wieder wie Bet-Schammai.
Bet-Schammai sagt: sie darf wieder heiraten und erhält ihre Ketuba. Bet-Hillel aber sagt: sie darf wieder heiraten, erhält aber ihre Ketuba nicht. Darauf sagte Bet-Schammai zu ihnen: bei dem wichtigen Eheverbot habt Ihr erleichtert, werdet Ihr da nicht bei der minder wichtigen Geldsache [gewiss] erleichtern? Da sagte Bet-Hillel zu ihnen: wir finden, dass die Brüder auf ihre Aussage die Erbschaft nicht antreten. Darauf sagte Bet-Schammai zu ihnen: können wir es nicht aus dem Scheine ihrer Ketuba ableiten? Er (der Gatte) verschreibt ihr doch: „wenn Du einen Andren heiratest, so erhältst Du, was Dir verschrieben ist.“ Da entschied Bet-Hillel wieder wie Bet-Schammai.
Alle sind beglaubt für sie Zeugnis abzulegen, ausser ihrer Schwiegermutter, der Tochter ihrer Schwiegermutter, ihrer Nebenfrau, ihrer Schwägerin und der Tochter ihres Gatten. Warum ist es anders bei [der Aussage über einen] Scheidebrief als bei [der über einen] Todesfall? Weil [dort] die geschriebene Urkunde beweisend ist. Wenn ein Zeuge sagt: „er (der Gatte) ist gestorben,“ sie sich daraufhin verheiratet und dann ein Andrer kommt und sagt: „er ist nicht gestorben,” so braucht sie die Ehe nicht zu trennen. Wenn ein Zeuge sagt: „er ist gestorben,“ und zwei sagen: „er ist nicht gestorben,“ so muss sie, selbst wenn sie sich schon wieder verheiratet hat, die Ehe trennen. Wenn Zwei sagen: „er ist gestorben,“ und Einer sagt: „er ist nicht gestorben,“ so darf sie, selbst wenn sie noch nicht wieder verheiratet ist, wieder heiraten.
Wenn eine Frau sagt: „er (mein Gatte) ist gestorben,“ und die andre sagt: „er ist nicht gestorben,“ so darf diejenige, die gesagt hat: „er ist gestorben“, wieder heiraten und erhält ihre Ketuba, diejenige aber, die gesagt hat: „er ist nicht gestorben,“ darf nicht wieder heiraten und erhält ihre Ketuba nicht. Wenn eine sagt: „er ist gestorben,“ und die andre sagt: „er ist erschlagen,“ so sagt R. Meir: da sie einander widersprechen, dürfen sie beide nicht wieder heiraten; R. Jehuda und R. Simon aber sagen: da sie beide darin übereinstimmen, dass er nicht mehr am Leben ist, so dürfen sie wieder heiraten. Wenn ein Zeuge sagt: er ist gestorben“, und ein andrer Zeuge sagt: „er ist nicht gestorben,“ [oder] wenn eine Frau sagt: „er ist gestorben,“ und eine andre Frau sagt; „er ist nicht gestorben“, so darf sie nicht wieder heiraten.
Wenn eine Frau mit ihrem Gatten nach einem fernen Lande gegangen ist und dann zurückkehrt und sagt: „mein Gatte ist gestorben,“ so darf sie wieder heiraten und erhält ihre Ketuba, ihrer Nebenfrau aber ist es verboten. War sie die Tochter eines Israeliten und mit einem Priester verheiratet, so darf sie Hebe geniessen; dies sind die Worte des R. Tarphon. R Akiba aber sagt: dies ist nicht der rechte Weg, sie vor einer Sünde zu bewahren; es muss ihr vielmehr verboten sein, zu heiraten und Hebe zu geniessen.
Wenn sie sagt: „mein Gatte ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Schwiegervater gestorben,“ so darf sie wieder heiraten und erhält ihre Ketuba, ihrer Schwiegermutter aber ist es verboten. War sie die Tochter eines Israeliten und mit einem Priester verheiratet, so darf sie Hebe geniessen; dies sind die Worte des R. Tarfon. R. Akiba aber sagt: dies ist nicht der rechte Weg, sie vor einer Sünde zu bewahren; es muss ihr vielmehr verboten sein, wieder zu heiraten und Hebe zu geniessen. Wenn Jemand sich eine von fünf Frauen angetraut und dann nicht mehr weiss, welche er sich angetraut, jede aber behauptet: „mich hat er sich angetraut“: so erteilt er jeder Einzelnen einen Scheidebrief, legt den Betrag der Ketuba für sie nieder und entfernt sich; dies sind die Worte des R. Tarphon. R. Akiba aber sagt: dies ist nicht der rechte Weg, ihn vor einer Sünde zu bewahren; er muss vielmehr jeder Einzelnen einen Scheidebrief und die Ketuba geben. Wenn Jemand einem von Fünfen etwas geraubt hat und nicht mehr weiss, wem von ihnen er es geraubt hat, jeder Einzelne aber behauptet: „mich hat er beraubt“: so legt er den Raub für sie nieder und entfernt sich; dies sind die Worte des R. Tarphon. R. Akiba aber sagt: dies ist nicht der rechte Weg, ihn vor einer Sünde zu bewahren; er muss vielmehr jedem Einzelnen den Raub ersetzen.
Wenn eine Frau mit ihrem Gatten und ihrem Sohne nach einem fernen Lande gegangen ist und dann zurückkommt, und sagt: „mein Mann ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Sohn gestorben“: so ist sie beglaubt. [Sagt sie aber:] „mein Sohn ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Mann gestorben“: so ist sie nicht beglaubt, man berücksichtigt jedoch ihre Worte, und sie muss die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten.
[Sagt sie:] „ein Sohn ward mir im fernen Lande geschenkt“, und erklärt: „mein Sohn ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Mann gestorben“: so ist sie beglaubt. [Sagt sie aber:] „mein Mann ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Sohn gestorben“: so ist sie nicht beglaubt, man berücksichtigt jedoch ihre Worte, und sie muss die Chaliza vollziehen, darf aber den Levir nicht heiraten.
[Sagt sie:] „ein Levir ward mir im fernen Lande geboren,“ und erklärt: „mein Mann ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Schwager gestorben“, [oder:] „mein Schwager [ist zuerst gestorben] und nachher mein Mann“: so ist sie beglaubt. Wenn sie mit ihrem Gatten und ihrem Schwager nach einem fernen Lande gegangen ist und dann sagt: „mein Mann ist [zuerst] gestorben, und nachher ist mein Schwager gestorben“, [oder:] mein „Schwager [ist gestorben] und nachher mein Mann“: so ist sie nicht beglaubt; denn wenn die Frau sagt: „mein Schwager ist gestorben“, so ist sie nicht beglaubt sich wieder zu verheiraten, desgleichen, [wenn sie sagt:] „mein Schwager ist gestorben“, [so ist sie] nicht [beglaubt] in sein Haus einzutreten, und wenn der Mann sagt: „mein Bruder ist gestorben“, so ist er nicht beglaubt dessen Frau zu heiraten, desgleichen [wenn er sagt:] „meine Frau ist gestorben“, [so ist er] nicht [beglaubt], deren Schwester zu heiraten.
Chapter 16
Wenn man einer Frau, deren Gatte mit ihrer Nebenfrau nach einem fernen Lande gegangen ist, berichtet: „Dein Mann ist gestorben“: so darf sie sich nicht wieder verheiraten und auch den Levir nicht heiraten, bis sie erfahren hat, ob ihre Nebenfrau schwanger ist. Hat sie eine Schwiegermutter, so braucht sie dies nicht zu berücksichtigen. Ging sie schwanger fort, so muss sie es berücksichtigen; R. Josua sagt: sie braucht es nicht zu berücksichtigen.
Wenn von zwei Schwägerinnen die eine behauptet: „mein Mann ist gestorben“, und auch die andre behauptet: „mein Mann ist gestorben“: so darf keine von Beiden wegen des Gatten der andren sich wieder verheiraten. Hat die eine Zeugen, die andre keine Zeugen, so ist es derjenigen, die Zeugen hat, verboten [sich zu verheiraten], der andren aber, die keine Zeugen hat, ist es erlaubt. Hat die eine Kinder und die andre keine Kinder, so ist es derjenigen, die Kinder hat, erlaubt, der andren aber, die keine Kinder hat, verboten. Haben sie den Levir geheiratet und sind diese Schwäger gestorben, so dürfen sie sich nicht wieder verheiraten. R. Elieser aber sagt: da sie den Schwägern [zur Ehe] erlaubt wurden, sind sie Jedem erlaubt.
Man darf nur aussagen auf Grund des Gesichts samt der Nase, obwohl [sonstige] Kennzeichen an seinem Körper oder seinen Kleidern vorhanden sind. Man darf nicht eher aussagen, als bis seine Seele [ganz] ausgegangen, selbst wenn man ihn zerschnitten oder aufgehängt oder ein wildes Tier an ihm fressen sah. Man darf nur binnen drei Tagen aussagen; R. Jehuda, Sohn Baba’s, sagt: nicht alle Menschen und nicht alle Orte und nicht alle Zeiten sind gleich.
Wenn Jemand ins Wasser fällt, sei dies begrenzt, sei dies unbegrenzt, so ist es seiner Frau verboten [sich wieder zu verheiraten]; R. Meir sagte [auch]: es geschah einst, dass Jemand in einen grossen Brunnen fiel und nach drei Tagen wieder emporkam. R. Jose [aber] sagte: es geschah einst, dass ein Blinder in eine Höhle hinabstieg, um zu baden, und sein Führer nach ihm hinabstieg; als man gewartet hatte, bis ihre Seele [vermutlich] ausgegangen war, gestattete man ihren Frauen sich wieder zu verheiraten. Ferner geschah es einst in Asia, dass man Jemand in das Meer hinabliess und nachher nur noch dessen Bein emporzog; da sagten die Weisen: war es vom Knie aufwärts, so darf sie (dessen Frau) wieder heiraten, war es aber vom Knie abwärts, so darf sie nicht wieder heiraten.
Wenn man auch nur Frauen sagen hörte: „N. N. ist gestorben“: so genügt es. R. Jehuda sagt: wenn man auch nur Kinder sagen hörte: „wir gingen [soeben], N. N. zu betrauern und zu begraben“: so genügt es, sowohl wenn sie die Absicht hatten [Zeugnis abzulegen], als auch wenn sie diese Absicht nicht hatten. R. Jehuda, Sohn Baba’s, sagt: bei einem Israeliten [gilt es], obgleich (nur wenn) er jene Absicht hat, bei einem Heiden aber gilt, wenn er jene Absicht hat, sein Zeugnis nicht.
Man darf aussagen [wenn man ihn auch nur gesehen] beim Schein des Lichts oder beim Mondschein; man darf auch der Frau gestatten wieder zu heiraten auf Grund eines Echos. Es geschah einst, dass Jemand auf dem Gipfel eines Berges stand und ausrief: „N. N., Sohn des N. N., aus dem Orte N. N. ist gestorben.“ Als man dann dorthin ging und Niemand fand, gestattete man seiner Frau wieder zu heiraten. Ferner geschah es einst in Zalmon, dass Jemand ausrief: „mich, N. N., Sohn des N. N., hat eine Schlange gebissen und siehe da, ich sterbe“. Als man dann dorthin ging und ihn nicht mehr erkannte, gestattete man [dennoch] seiner Frau wieder zu heiraten.
R. Akiba sagte: als ich einst nach Nehardea ging, um ein Schaltjahr anzuordnen, da traf mich (ich) Nehemia aas Beth-Deli und er sagte zu mir: „ich habe gehört, dass in Palästina Niemand einer Frau auf die Aussage nur eines Zeugen wieder zu heiraten erlaubt, ausser R. Jehuda, dem Sohne Baba’s, “ und da sagte ich zu ihm: „so verhalten sich die Dinge.“ Darauf sagte er zu mir: sage ihnen in meinem Namen: „Ihr wisst, dass diese Gegend von Kriegshorden durchzogen ist — ich habe die Überlieferung von Rabban Gamliel dem Ältern, dass man einer Frau gestattet, auf die Aussage eines Zeugen hin sich wieder zu verheiraten, und als ich kam und diese Worte dem Rabban Gamliel vortrug, da freute er sich über meine Worte und sagte: „wir haben nun für R. Jehuda, Sohn Baba’s, einen Genossen gefunden.“ Bei diesem Anlass erinnerte sich Rabban Gamliel, dass einst mehrere Männer in Tel Arsa erschlagen wurden und dass Rabban Gamliel (der Ältere) ihren Frauen erlaubte, auf die Aussage eines Zeugen wieder zu heiraten; (es wurde dann bestimmt, dass den Frauen zu gestatten ist, auf die Aussage eines Zeugen wieder zu heiraten;) es wurde [ferner] bestimmt, dass ihnen zu gestatten ist, sich wieder zu verheiraten auf die Aussage eines Zeugen, der es aus dem Munde eines andren Zeugen oder aus dem Munde eines Sklaven oder aus dem Munde einer Frau oder aus dem Munde einer Sklavin vernommen. R. Elieser und R. Josua sagen: man darf einer Frau nicht gestatten wieder zu heiraten auf die Aussage eines Zeugen hin; R. Akiba sagt: nicht auf die Aussage einer Frau (und nicht auf die Aussage eines Sklaven und nicht auf die Aussage einer Sklavin) und nicht auf die Aussage von Verwandten. Da sagte man zu ihm: es geschah einst, dass Söhne eines Leviten nach Zoar, der Palmenstadt, gingen und einer von ihnen unterwegs erkrankte; diesen brachte man darauf in ein Gasthaus. Als sie dann auf ihrer Rückkehr zur Wirtin sagten: „wo ist unser Geführte?“ da sagte sie zu ihnen: „er ist gestorben, und ich habe ihn begraben;“ darauf gestattete man seiner Frau wieder zu heiraten. Da sagte man zu ihm: sollte eine Priesterin nicht ebenso [beglaubt] sein wie die Wirtin? Darauf erwiderte er ihnen: wenn nur die Wirtin beglaubt wäre! Die Wirtin nämlich brachte ihnen seinen Stab, seine Tasche und die Thorarolle, die er bei sich gehabt hatte.