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"language": "en",
"title": "Mishnah Shekalim",
"versionSource": "https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung",
"versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
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"priority": 0.5,
"license": "Public Domain",
"versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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"languageFamilyName": "german",
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"heTitle": "משנה שקלים",
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"Mishnah",
"Seder Moed"
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"text": [
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"Am ersten Adar werden Bekanntmachungen in Bezug auf die Tempelsteuer und die gemischten Arten erlassen. Am fünfzehnten liest man die „Rolle“ in befestigten Städten, setzt Wege und Strassen und Wasserbehältnisse wieder in Stand, erledigt alle öffentlichen Angelegenheiten, bezeichnet die Gräber und veranstaltet auch Streifzüge wegen der gemischten Arten.",
"R. Juda sagte: Anfangs riss man sie aus und warf sie ihnen vor die Füsse; als die Gesetzesübertreter überhand nahmen, warf man das Ausgerissene auf die Strassen; später führte man ein, dass das ganze Feld als herrenlos erklärt werde.",
"Am fünfzehnten liessen sich Banken in der Provinz nieder, am fünfundzwanzigsten liessen sich welche im Heiligtum nieder. Sowie sich solche im Heiligtum niedergelassen hatten, fing man zu pfänden an. Wen pfändet man? Leviten und [andere] Israeliten, Proselyten und freigelassene Sklaven, nicht aber Frauen, Sklaven und Minderjährige. Hat ein Vater für sein minderjähriges Kind einmal die Steuer zu entrichten begonnen, so setzt er nicht mehr aus. Priester werden aus Rücksichten der Billigkeit nicht gepfändet.",
"R. Juda sagte: Ben Bochri bekundete in Jabne, dass der Priester, der den Schekel entrichtet, keine Sünde begeht, worauf ihm Rabban Joḥanan b. Zakkai erwiderte: Nicht so, vielmehr sündigt jeder Priester, der diese Steuer nicht entrichtet; aber die Priester legen folgenden Schriftvers zu ihren Gunsten aus: „Jedes Mehlopfer eines Priesters soll ein Ganzopfer sein, es darf nicht gegessen werden.“ Wären nun das ‘Omer, die beiden Brote und das innere Brot unser, wie könnten sie gegessen werden?",
"Obwohl sie gesagt haben, dass man Frauen, Sklaven und Minderjährige nicht pfändet, nimmt man den Schekel, wenn sie ihn freiwillig entrichten, von ihnen an; wenn aber ein Heide oder ein Kutäer die Steuer entrichten wollen, nimmt man sie von ihnen nicht an. Auch Vogelopfer der flusssüchtigen Männer Vogelopfer der flusssüchtigen Frauen und Vogelopfer der Wöchnerinnen Sünd- und Schuldopfer nimmt man nicht aus ihrer Hand, wohl aber nimmt man Spenden und Geschenke von ihnen an. Die Norm ist: Was gespendet und geschenkt werden kann, wird aus ihrer Hand angenommen, was aber nicht gespendet oder geschenkt werden kann, nimmt man von ihnen nicht an. Das wurde schon von ‘Ezra klar ausgesprochen, denn es heisst: „Nicht sollt ihr mit uns ein Haus unserm Gotte bauen.“",
"Folgende sind zu einem Aufgeld verpflichtet: Leviten und [andere] Israeliten, Proselyten und freigelassene Sklaven, nicht aber Priester und Frauen, Sklaven und Minderjährige. Wer im Auftrage eines Priesters, einer Frau, eines Sklaven oder eines Minderjährigen die Steuer entrichtet, ist [vom Aufgeld] befreit. Zahlt er für sich und einen Andern, ist er zu einfachem Aufgeld verpflichtet; R. Meïr meint, zu zweifachem. Gibt er einen Sela‘ und bekommt einen Schekel heraus, ist er zu doppeltem Aufgeld verpflichtet.",
"Wer für einen Armen, für seinen Nachbar, für seinen Ortsgenossen den Schekel entrichtet, ist [zu einem Aufgeld] nicht verpflichtet, wohl aber, wenn er ihnen denselben nur geliehen hat. Brüder und Gesellschafter sind, wenn sie zu Aufgeld verpflichtet sind, von der Verzehntung ihres Viehstandes befreit, und wenn sie zur Verzehntung des Viehstandes verpflichtet sind, vom Aufgeld befreit. Wie viel beträgt das Aufgeld? Einen Silbergroschen nach den Worten des R. Meïr, nach Ansicht der Weisen aber die Hälfte."
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"Man darf die Schekelstücke mit Rücksicht auf die Last der Reise in Dareiken umwechseln. Wie es Büchsen im Heiligtum gab, waren solche auch in der Provinz vorhanden. Hatten die Bewohner einer Ortschaft ihre Schekel abgeschickt, diese aber sind gestohlen worden oder abhanden gekommen, so leisten [die Boten], wenn die Teruma schon abgehoben war, den Schatzmeistern den Eid, andernfalls leisten sie ihn den Ortsleuten, und diese müssen dann die Schekel aufs Neue entrichten. Wurden sie wieder gefunden oder von den Dieben zurückgegeben, sind diese wie jene als Tempelsteuer zu behandeln, ohne ihnen fürs nächste Jahr angerechnet zu werden.",
"Gibt jemand seinen Schekel einem Andern, damit ihn dieser für ihn entrichte, er aber entrichtet ihn für sich selbst, so hat er, wenn die Teruma schon abgehoben war, eine Veruntreuung an Tempelgut begangen. Entrichtet jemand seinen Schekel vom Gelde des Heiligtums, so begeht er, wenn die Teruma schon abgehoben und ein Opfer dargebracht war, eine Veruntreuung an Tempelgut; [hat er ihn] vom Gelde des zweiten Zehent oder vom Gelde des siebenten Jahres [entrichtet], so verzehre er einen entsprechenden Betrag.",
"Wenn man Geld zusammenspart und spricht dabei: dies sei für meine Tempelsteuer, so fällt nach Ansicht der Schule Schammais ein etwaiger Überschuss der Spendenkasse zu, während die Schule Hillels meint, der Überschuss sei Privatbesitz; [sagt man dagegen:] damit ich davon meine Tempelsteuer entrichte, so stimmen sie überein, dass der Überschuss Privateigentum ist. [Sagt man:] dies sei zu meinem Sündopfer, stimmen sie überein, dass der Überschuss der Spendenkasse zufällt; [sagt man dagegen:] damit ich davon mein Sündopfer darbringe, stimmen sie überein, dass der Überschuss Privatbesitz ist.",
"Dazu bemerkte R. Simon: Was ist der Unterschied zwischen Tempelsteuer und Sündopfer? Für die Tempelsteuer gilt ein fester Betrag, für das Sündopfer dagegen ist kein Betrag festgesetzt. R. Juda aber meinte: Auch für die Tempelsteuer gibt es keinen festgesetzten Betrag; denn als Israel aus der Verbannung heraufkam, bildeten Dareiken die Tempelsteuer, später Doppelschekel, dann wieder Schekelstücke, zuletzt wollten sie Denare entrichten (was jedoch nicht angenommen wurde). Darauf entgegnete R. Simon: Immerhin war die Leistung Aller dieselbe; was aber das Sündopfer betrifft, so bringt der Eine ein solches für einen Sela‘, ein Anderer für zwei, ein Dritter für drei.",
"Der Überschuss über die Tempelsteuer ist Privateigentum, der Überschuss [über den Preis] des Efazehntels, des Vogelopfers der flusssüchtigen Männer, der flusssüchtigen Frauen und der Wöchnerinnen, des Sünd- und Schuldopfers fällt der Spendenkasse zu. Die Norm ist: Was für den Zweck eines Sündopfers oder eines Schuldopfers bestimmt ist, dessen Überschuss fällt der Spendenkasse zu. Der Überschuss [über die Kosten] eines Ganzopfers ist zu einem Ganzopfer, eines Mehlopfers zu einem Mehlopfer, eines Friedensopfers zu Friedensopfern, eines Pessachopfers zu Friedensopfern zu verwenden. Was von [einer Geldsammlung für] Nasiräeropfer übrigbleibt, ist für Nasiräeropfer auszugeben; Überschüsse des einzelnen Nasiräers fallen dagegen der Spendenkasse zu. Überschüsse [aus einer Geldsammlung] zu Gunsten Armer sind für andere Arme, zu Gunsten eines bestimmten Armen, nur für diesen zu verwenden, zur Befreiung Gefangener, für andere Gefangene, zur Befreiung eines bestimmten Gefangenen, nur für diesen Gefangenen, zur Bestattung von Leichen, für andere Leichen, zur Bestattung eines bestimmten Toten, nur für dessen Erben. R. Meïr sagt: Was [von einer Geldsammlung] für einen Toten übrigbleibt, liege bis Elijahu kommt. R. Natan sagt: Man verwendet es zu einem Denkmal auf seinem Grabe."
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"In drei Abschnitten vollzieht man jährlich die Kammerhebe, im Halbmonat des Pesachfestes, im Halbmonat des Wochenfestes, im Halbmonat des Hüttenfestes. Dies sind zugleich die Fälligkeitszeiten für die Verzehntung des Viehstandes nach den Worten des R. ‘Akiba. Ben Azzai sagt: Der neunundzwanzigste Adar, der erste Siwan und der neunundzwanzigste Ab. R. El‘azer und R. Simon meinen: Der erste Nisan, der erste Siwan und der neunundzwanzigste Elul. Warum sagten sie: der neunundzwanzigste Elul? warum sagten sie nicht: der erste Tischri? Weil dieser ein Feiertag ist und man am Feiertage nicht verzehnten kann; darum haben sie es auf den neunundzwanzigsten Elul zurückgeschoben.",
"In drei Körben von je drei Seâ vollzieht man die Kammerhebe. Dieselben waren mit Alef, Bet, Gimel bezeichnet. R. Isma‘el sagt: Sie waren griechisch mit Alpha, Beta, Gamma bezeichnet. Der mit der Hebung Betraute geht nicht in einem Ärmelkleide hinein, nicht in Schuhen, nicht in Sandalen, nicht mit Tefillin und nicht mit einem Amulet; vielleicht wird er arm, und man wird sagen, dass er ob der Versündigung an der Kammer verarmte, oder er wird reich, und man wird sagen, dass er sich an der Kammerhebe bereicherte. Man muss nämlich den Menschen ebenso Genüge tun, wie man Gott Genüge tun muss; denn es heisst: … wenn ihr rein sein werdet vor Gott und vor Israel. Ferner heisst es: Und finde Gunst und Anerkennung in den Augen Gottes und der Menschen.",
"Die Angehörigen des Hauses Rabban Gamliel traten mit dem Schekel zwischen den Fingern ein und warfen ihn vor den mit der Hebung Betrauten, der es sich angelegen sein liess, ihn in den Korb zu schieben. Der Beauftragte hebt nicht ab, ehe er gefragt hat: Soll ich abheben? und man ihm antwortet: Hebe ab, hebe ab, hebe ab! Dreimal.",
"Nach der ersten Hebung legte er eine Decke auf, nach der zweiten legte er abermals eine Decke auf, nach der dritten legte er keine mehr auf. Er könnte sonst aus Vergesslichkeit von dem Teil abheben, an welchem die Hebe bereits vollzogen wurde. Die erste Hebung erfolgte im Hinblick auf das Land Israels, die zweite im Hinblick auf die benachbarten Städte, die dritte im Hinblick auf Babylonien, Medien und die entfernten Gebiete."
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"Was geschieht nun mit der Hebe? Man verwendet sie zum Ankauf der täglichen und der Musafopfer nebst ihren Mehl- und Weinopfern, des ‘Omer, der beiden Brote, des innern Brotes und all der [übrigen] öffentlichen Opfer. Die zur Bewachung des Nachwuchses im siebenten Jahre bestellten Feldhüter erhielten ihren Lohn aus der Kammerhebe. R. Jose meinte: Wer da will, kann sich auch als unbesoldeter Hüter zur Verfügung stellen. Man entgegnete ihm aber: Auch du behauptest doch, dass all das nur aus öffentlichen Mitteln dargebracht werden darf.",
"Die Kuh, der zu verschickende Bock und das Kermesband werden aus der Kammerhebe beschafft. Der Brückensteg für die Kuh, der Brückensteg für den zu verschickenden Bock und das Band zwischen seinen Hörnern, der Wasserarm, die Stadtmauer und ihre Türme wie überhaupt alle Bedürfnisse der Stadt werden aus den Überschüssen der Kammer bestritten. Abba Saul meint: Den Brückensteig für die Kuh bauten die Hohenpriester aus eigenen Mitteln.",
"Was geschah mit dem Rest der Kammerüberschüsse? Man verwandte ihn zum Ankauf von Wein, Öl und Mehl, deren Erlös dem Heiligtum zufiel. So die Worte des R. Isma‘el, R. ‘Akiba dagegen sagt: Man macht keine Geschäfte mit Tempelgut, noch mit Armengeld.",
"Wie verwendet man den Rest der Hebe? Zu Goldplatten für die Bekleidung des Allerheiligsten. R. Isma‘el sagt: Die Überschüsse der Früchte sind für den Nachtisch des Altars bestimmt, der Rest der Hebe dient zur Anschaffung von Dienstgeräten. R. ‘Akiba sagt: Der Rest der Hebe für den Nachtisch des Altars, der Überschuss der Wein- und Mehlopfer für Dienstgeräte; R. Ḥananja, der Priestervorsteher sagt: Der Überschuss der Mehl- und Weinopfer für den Nachtisch des Altars, der Rest der Hebe für Dienstgeräte. Dieser wie jener räumt [einen Handel] mit Früchten nicht ein.",
"Wie verfährt man mit dem Rest des Räucherwerks? Man sondert davon den Lohn der Handwerker ab, gibt es diesen, nachdem es gegen den ihnen zukommenden Geldbetrag ausgelöst worden, als ihren Lohn und kauft es aus der neuen Hebe, wieder zurück. War die neue [Tempelsteuer] rechtzeitig eingekommen, kaufte man es aus der neuen Hebe, sonst aus der alten.",
"Weiht jemand sein Eigentum dem Heiligtum, und es befinden sich darunter Gegenstände, die sich zu öffentlichen Opfern eignen, sollen sie den Handwerkern in Zahlung gegeben werden. So die Worte des R. ‘Akiba. Da sagte Ben ‘Azzai zu ihm: Das ist nicht dasselbe Maass! Vielmehr sondert man von ihnen den Lohn der Handwerker ab, gibt sie diesen, nachdem man sie gegen den ihnen zukommenden Geldbetrag ausgelöst hat, als ihren Lohn und kauft sie aus der neuen·Hebe wieder zurück.",
"Wenn jemand sein Eigentum dem Heiligtum weiht, und es befindet sich Vieh darunter, das für den Altar geeignet ist, Männchen und Weibchen, so werden nach Ansicht des R. Eli‘ezer die Männchen an Leute verkauft, die Ganzopfer brauchen, und die Weibchen an solche, die Friedensopfer brauchen, der Erlös aber fällt mit den übrigen Gütern dem Tempelschatze zu. R. Josua dagegen meint, die Männchen werden ohne weiteres als Ganzopfer dargebracht, die Weibchen aber an Personen, die Friedensopfer brauchen, verkauft und für den Erlös Ganzopfer beschafft, während die übrigen Güter dem Tempelschatze zufallen. Dazu bemerkte R. ‘Akiba: Ich finde die Worte des R. Eli‘ezer einleuchtender als die des R. Josua; denn R. Eli‘ezer führt sein Prinzip gleichmässig durch, R. Josua aber macht Unterschiede. R. Pappaios sagte: Ich hörte eine Ansicht, die beiden gerecht wird. Hat man nämlich mit ausdrücklicher Bestimmung geweiht, so ist nach R. Eli‘ezer zu verfahren; hat man dagegen schlechthin geweiht, so ist die Meinung des R. Josua zu befolgen.",
"Weiht jemand sein Vermögen dem Heiligtum, und es sind Dinge darunter, die sich für den Altar eignen: Wein, Öl, Mehl, Geflügel, so werden diese gemäss einer Entscheidung des R. El‘azar an Leute, die ein entsprechendes Opfer brauchen, verkauft und für den Erlös Ganzopfer dargebracht, während die übrigen Güter dem Tempelschatze zufallen.",
"Alle dreissig Tage macht die Kammer ihre Abschlüsse. Wer die Lieferung des Mehls zu vier übernimmt, muss es auch dann, wenn es zu drei verkauft wird, zu vier liefern; [übernimmt er] zu drei, und man bekommt es später zu vier, so muss er fortan zu vier liefern. Denn das Heiligtum hat die Oberhand. Ist das Mehl wurmig geworden, ist es ihm wurmig geworden; ist der Wein Essig geworden, ist er ihm Essig geworden. Er bekommt sein Geld erst, wenn der Altar die Sühne bewirkt hat."
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"Dies sind die Beamten, die im Heiligtum waren: Joḥanan ben Pineḥas über die Marken, Aḥija über die Mehl- und Weinopfer, Matitja ben Schemuel über die Auslosungen, Petaḥja über die Vogelopfer [Petaḥja ist Mordechai. Warum wurde er Petaḥja genannt? Weil er die Worte zu erschliessen und auszulegen pflegte, da er siebenzig Sprachen verstand], Ben Aḥija über die Krankheiten der Eingeweide, Neḥunja der Brunnengräber, Gabini der Herold, Ben Geber über die Schliessung der Tore, Ben Bêbai über die Beleuchtung, Ben Arza über die Musik, Hygros ben Lewi über den Gesang, das Haus Garmo über die Bereitung des innern Brotes, das Haus Abtinos über die Herstellung des Räucherwerks, El‘azar über die Vorhänge, Pineḥas über die Bekleidung.",
"Die Zahl der Schatzmeister beträgt nicht weniger als drei und die der Vorsteher nicht weniger als sieben. Man setzt über die Gemeinde keine zur Vermögensverwaltung berufene Behörde, die aus weniger als zwei Personen besteht. Eine Ausnahme bilden Ben ‘Aḥija, der Pharmazeut für Krankheiten der Eingeweide, und El‘azar, der Verwalter der Vorhänge, mit denen die (Mehrheit der) Gemeinde sich einverstanden erklärte.",
"Vier Marken gab es im Heiligtum, mit folgender Aufschrift: Kalb, Widder, Böcklein, Sünder. Ben Azzai sagt: Es waren ihrer fünf und die Aufschrift war aramäisch: Kalb, Widder, Böcklein, unbemittelter Sünder, wohlhabender Sünder. „Kalb“ bedeutet die Mehl- und Weinopfer zu altem oder jungem, männlichem oder weiblichem Rindvieh; „Böcklein“ entspricht den Mehl und Weinopfern zu altem oder jungem, männlichem oder weiblichem Kleinvieh mit Ausnahme der Widder; „Widder“ bezeichnet ausschliesslich die Mehl- und Weinopfer zu Widdern; „Sünder“ bezieht sich auf die Mehl- und Weinopfer zu den drei Opfertieren der Aussätzigen.",
"Wer Mehl- und Weinopfer wünscht, begibt sich zu Joḥanan, der über die Marken gesetzt ist, zahlt das Geld ein und erhält dafür eine Marke, mit welcher er zu Aḥija geht, der wieder die Mehl- und Weinopfer verwaltet, und dem er die Marke überreicht, um von ihm die Mehl- und Weinopfer in Empfang zu nehmen. Abends kamen sie zusammen, Aḥija zeigte die Marken vor und bekam den entsprechenden Geldbetrag. Ergab sich ein Überschuss, so fiel er dem Tempelschatze zu; ergab sich ein Fehlbetrag, so musste Joḥanan aus seiner Tasche ergänzen, denn der Tempelschatz hat die Oberhand.",
"Verliert jemand seine Marke, so vertröstet man ihn auf den Abend; findet sich dann [ein Überschuss] entsprechend seiner Marke, so befriedigt man ihn, wo nicht, so hatte er keine. Wegen der Betrüger war das Tagesdatum auf ihnen bezeichnet.",
"Zwei Kammern waren im Tempel: erstens die Kammer der Verschwiegenen, zweitens die Kammer der Geräte. In die Kammer der Verschwiegenen taten zartfühlende Leute heimlich ihre Gaben, und aus ihr erhielten Bedürftige aus guter Familie heimlich ihren Unterhalt. In die Kammer der Geräte warf jeder das Gerät, das er spenden wollte, und alle dreissig Tage wurde sie von den Schatzmeistern geöffnet, die jedes Gerät, das sie für die Zwecke des Tempelschatzes geeignet fanden, liegen liessen, während sie die übrigen verkauften und den Erlös der Kammer des Tempelschatzes zuwiesen."
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"Dreizehn Büchsen, dreizehn Tische, dreizehn Verneigungen gab es im Heiligtum. Das Haus des Rabban Gamliel und das Haus des Rabbi Ḥananja, des Priestervorstehers, machte vierzehn Verbeugungen. Und wo die besondere? Gegenüber dem Holzstoss. Sie besassen nämlich eine Überlieferung von ihren Vätern, dass dort die Lade verborgen liegt.",
"Einst bemerkte ein dort beschäftigter Priester, dass einer der Pflastersteine sich von den übrigen unterschied; er eilte und erzählte es einem Genossen, hatte aber die Mitteilung noch nicht vollendet, als er den Geist aufgab. Nun wusste man bestimmt, dass dort die Lade verborgen ruht.",
"Wo verneigte man sich? Viermal im Norden, viermal im Süden, dreimal im Osten und zweimal im Westen, gegenüber den dreizehn Toren. Die südlichen Tore waren, von Westen aus gezählt: das oberste Tor, das Feuertor, das Tor der Erstgeborenen, das Wassertor [Warum nannte man es das Wassertor? Weil man durch dieses den Kelch mit Opferwasser am Hüttenfeste hereinbrachte. R. Eli‘ezer b. Jacob meint: Weil hier das Wasser sprudelt, das dereinst unter der Schwelle des Tempels hervorquellen wird]; ihnen gegenüber waren im Norden, von Westen aus gezählt, das Jechonjator, das Opfertor, das Frauentor, das Liedertor [Und woher der Name Jechonjator? Weil Jechonja aus ihm heraustrat, als er in die Verbannung ging]; im Osten war das Nikanortor, das zwei Seitenpforten hatte, eine zur Rechten und eine zur Linken; im Westen endlich waren zwei Tore, die aber keinen Namen hatten.",
"Dreizehn Tische waren im Heiligtum: acht aus Marmor im Schlachthause, auf denen man die Eingeweide spülte; zwei im Westen der Rampe, einer aus Marmor und einer aus Silber [auf den marmornen legte man die Opferteile und auf den silbernen die Dienstgeräte]; zwei im Ulam innen am Eingang zum Hause, einer aus Marmor und einer aus Gold [auf den marmornen tat man das innere Brot, bevor es hineingetragen wurde, auf den goldenen, wenn man es hinaustrug, da in Bezug auf Heiliges eine Erhöhung des Ranges, aber nicht eine Erniedrigung angemessen ist]; endlich ein goldner im Innern, auf dem das innere Brot ständig lag.",
"Dreizehn Büchsen waren im Heiligtum, [je eine] mit der Aufschrift: Neue Schekelsteuern, alte Schekelsteuern, Vogelopfer, Tauben zum Ganzopfer, Hölzer, Weihrauch, Gold zum Deckel und sechs [mit der Aufschrift] Spende. „Neue Schekelsteuern“: die Jahr für Jahr zu entrichtenden; „alte“: wer im vergangenen Jahre keine entrichtet hat, entrichtet sie im folgenden Jahre. „Vogelopfer“ sind Turteltauben und „Tauben zum Ganzopfer“ junge Tauben, beides aber Ganzopfer. So die Worte des R. Jehuda. Die Weisen dagegen sagen: „Vogelopfer“ bestehen aus je einem Sünd- und einem Ganzopfer, „Tauben zum Ganzopfer“ sind lauter Ganzopfer.",
"Sagt jemand: „Ich gelobe „Hölzer“, soll er nicht weniger als zwei Scheiter geben; „…Weihrauch“, nicht weniger als eine Handvoll; „…Gold“, nicht weniger als einen Golddenar. „Sechs [mit der Aufschrift] Spende“: Wie wurde die Spende verwendet? Man kaufte dafür Ganzopfer — das Fleisch für Gott, die Felle für die Priester. Folgende Schriftauslegung trug der Hohepriester Jojada‘ vor: „Ein Schuldopfer ist es, dem Ewigen schuldet er die Busse“. Das bedeutet den Grundsatz, dass für alles, was wegen einer Sünde und wegen einer Schuld einkommt, Ganzopfer gekauft werden sollen, deren Fleisch dem Ewigen geweiht ist, während die Felle den Priestern zufallen, so dass beide Schriftstellen bewährt werden: „Dem Ewigen schuldet er’s“ und „Ein Schuldopfer ist es“, den Priestern gehörig. In diesem Sinne heisst es: Geld vom Schuldopfer und Geld von Sündopfern soll nicht dem Hause des Ewigen zugeführt werden; den Priestern soll es gehören."
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"Geld, das zwischen der Schekel- und der Spendenbüchse gefunden wird, fällt der Schekelkasse zu, wenn es dieser näher liegt; liegt es der Spendenkasse näher, so fällt es dieser zu; ist es von beiden gleich weit entfernt, so fällt es der Spendenkasse zu. Wird es zwischen der Holz- und der Weihrauchkasse gefunden, so ist es, wenn es jener näher liegt, für Holz, wenn dieser, für Weihrauch, bei gleicher Entfernung aber für Weihrauch auszugeben. Findet es sich zwischen der mit „Vogelopfer“ und der mit „Tauben zum Ganzopfer“ bezeichneten Büchse, so wird es, wenn es jener näher liegt, zu Vogelopfern, wenn es dieser näher liegt, zu Taubenganzopfern, und wenn es zwischen beiden in der Mitte liegt, ebenfalls zu Taubenganzopfern verwendet. Wird es zwischen Unheiligem und zweitem Zehnt gefunden, so ist es, wenn es jenem näher liegt, als Unheiliges, wenn diesem, als zweiter Zehnt, bei gleicher Entfernung aber als zweiter Zehnt zu behandeln. Im allgemeinen richtet man sich nach der grössern Nähe [selbst] in erleichterndem Sinne, bei gleicher Entfernung aber ist zu erschweren.",
"Wird Geld vor den Viehhändlern gefunden, so ist es stets als Zehnt zu behandeln, auf dem Tempelberge, so ist es als Unheiliges zu betrachten; findet man es in Jerusalem zur Festzeit, so ist es als zweiter Zehnt, an allen anderen Tagen des Jahres, so ist es als Unheiliges anzusehen.",
"Findet man Fleisch in der Opferhalle, so sind in den ganzen Gliedern Ganzopfer, in den zerschnittenen Stücken Sündopfer zu vermuten; findet man welches in Jerusalem, so ist es als Friedensopfer anzusehen. Ob so oder so, lässt man sein Aussehen verkommen und schafft es hernach in den Verbrennungsraum. Wird in der Provinz welches gefunden, so sind ganze Glieder als Gefallenes anzusehen, zerschnittene Stücke aber erlaubt; zur Festzeit jedoch, wo es viel Fleisch gibt, sind auch ganze Glieder erlaubt.",
"Findet man Vieh von Jerusalem bis Migdal ‘Eder oder in gleicher Entfernung nach jeder Himmelsrichtung, sind die Männchen als Ganzopfer und die Weibchen als Friedensopfer zu betrachten. R. Jehuda sagt: Was sich zum Pesachopfer eignet, ist als solches anzusehen, wenn es innerhalb der dreissig Tage vor dem Feste gefunden wird.",
"Früher wurde der Finder gepfändet, damit er die zugehörigen Wein- und Mehlopfer bringe. Als man aber dazu überging, den Fund im Stiche zu lassen und zu entfliehen, ordnete der Gerichtshof an, dass die Mehl- und Weinopfer aus öffentlichen Mitteln gedeckt werden sollen.",
"R. Simon sagte: Sieben Einrichtungen hat der Gerichtshof getroffen, und diese war eine von ihnen. Hat ferner ein Nichtjude, der sein Ganzopfer aus überseeischem Lande hersendet, die Mehl- und Weinopfer mitgeschickt, so werden sie von seinem Eigentum dargebracht, wo nicht, so werden sie aus öffentlichen Mitteln dargebracht. Desgleichen, wenn bei einem Bekehrten, der bei seinem Tode Schlachtopfer hinterlässt, Wein- und Mehlopfer vorhanden sind, so werden sie von seinem Eigentum dargebracht, wo nicht, so werden sie aus öffentlichen Mitteln dargebracht. Auch ist es eine Verfügung des Gerichtshofes, dass nach dem Tode des Hohenpriesters sein Mehlopfer aus öffentlichen Mitteln dargebracht werde. [R. Jehuda dagegen meint: aus den Mitteln der Erben.] Es wurde übrigens ganz dargebracht.",
"Ferner bezüglich des Salzes und des Holzes, dass den Priestern ihre Benutzung freistehe; hinsichtlich der Kuh, dass ihre Asche nicht dem Gesetz über Veruntreuung unterliege; endlich in Betreff der untauglich gewordenen Vogelopfer, dass sie aus öffentlichen Mitteln ersetzt werden. R. Jose sagt: Wer die Vogelopfer liefert, muss die untauglich gewordenen ersetzen."
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"Aller Speichel, der sich in Jerusalem — mit Ausnahme des obern Marktes — vorfindet, ist rein. Dies die Worte des R. Meïr. R. Jose sagt: An den übrigen Tagen des Jahres gehen die Unreinen in der Mitte [der Strasse] und die Reinen an den Seiten, zur Festzeit aber gehen die Reinen in der Mitte und die Unreinen an den Seiten, denn weil ihrer nur wenige sind, ziehen sie sich nach den Seiten zurück.",
"Alle Geräte, die in Jerusalem gefunden werden, sind unrein, wenn sie so daliegen, wie man sie zum Reinigungsbade hinabträgt; liegen sie aber so da, wie man sie hinaufzutragen pflegt, sind sie rein. Denn nicht so, wie sie hinunterkommen, kommen sie wieder herauf. So die Worte des R. Meïr. R. Jose meint: Sie alle sind rein mit Ausnahme des Korbes, der Schaufel und des Spatens, die ausschliesslich zur Leichenbestattung dienen.",
"Findet man ein Schlachtmesser am „Vierzehnten“, darf man damit ohne weiteres schlachten; findet man es am Dreizehnten, so muss es nochmals ins Reinigungsbad getaucht werden. Ein Hackmesser muss man in diesem wie in jenem Falle nochmals untertauchen. Fällt der Vierzehnte auf einen Sabbat, so darf man ohne weiteres damit schlachten; [findet man es] am Fünfzehnten, darf man ohne weiteres damit schlachten; findet es sich mit einem Schlachtmesser zusammengebunden, so ist es diesem gleich zu achten.",
"Wurde der Vorhang unrein, so wird er, wenn es durch übertragene Unreinheit geschah, drinnen ins Reinigungsbad getaucht und sofort wieder hereingebracht; geschah es aber durch einen Herd der Unreinheit, so wird er draussen untergetaucht und im Hêl ausgebreitet, da er des Sonnenuntergangs bedarf. Ist es ein neuer Vorhang, breitet man ihn auf das Dach des Säulenganges, damit die Leute das schöne Kunstwerk bewundern können.",
"Rabban Simon ben Gamliel berichtet im Namen des Vorstehers R. Simon: Der Vorhang hatte die Dicke einer Handbreite und war auf zweiundsiebenzig Schnüren gewoben, deren jede aus vierundzwanzig Fäden bestand; er hatte eine Länge von vierzig Ellen, eine Breite von zwanzig Ellen und wurde von zweiundachtzig jungen Mädchen angefertigt. Jährlich machte man zwei, und dreihundert Priester tauchten ihn ins Bad.",
"Wenn das Fleisch hochheiliger Opfer unrein wurde, sei es durch einen Herd der Unreinheit sei es durch übertragene Unreinheit, sei es drinnen, sei es draussen, so muss es nach Ansicht der Schule Schammais in allen Fällen drinnen verbrannt werden, mit Ausnahme des Falles, in welchem es durch einen Herd der Unreinheit draussen unrein würde, während es nach Ansicht der Schule Hillels in allen Fällen draussen zu verbrennen ist, mit Ausnahme des Falles, in welchem es durch eine übertragene Unreinheit drinnen unrein geworden.",
"R. Eli‘ezer meint: Was durch einen Herd der Unreinheit, sei es drinnen, sei es draussen, unrein geworden, wird draussen verbrannt; was aber durch übertragene Unreinheit, sei es drinnen, sei es draussen, unrein wurde, wird drinnen verbrannt. R. ‘Akiba sagt: Wo es unrein wurde, dort soll es verbrannt werden.",
"Die Glieder des täglichen Opfers wurden auf der untern Hälfte der Rampe im Westen niedergelegt, die der Musafopfer auf der untern Hälfte der Rampe im Osten, die der Neumondsopfer oben auf dem Rande des Altars. [Die Gesetze über] die Schekelsteuer und die Erstlinge gelten nur angesichts des Tempels; dagegen sind [die Bestimmungen über] Getreidezehnt, Viehzehnt und Erstgeborene vom Bestande des Tempels unabhängig. Wenn jemand Schekelsteuern und Erstlinge weiht, so sind sie heiliges Gut. R. Simon meint: Wenn jemand Erstlinge als heiliges Gut erklärt, sind sie dennoch nicht geweiht."
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"Chapter",
"Mishnah"
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