10870_10823_000000 wie aber kam sie hier auf meinen tisch und warum schauderte ich wenn ich sie ansah diese fragen wollten sich in keiner weise beantworten lassen meine blicke fielen schließlich auf den unterstrichenen satz eines offen vor mir liegenden buches 10870_10823_000001 dass die veränderung die berenices unglückselige krankheit in ihrem seelenzustand hervorgerufen hatte mir häufig gelegenheit für dies intensive und anormale nachsinnen gegeben hätte das ich soeben nach bestem können zu beschreiben versucht habe 10870_10823_000002 und als die zeit nahte da wir hochzeit halten wollten saß ich an einem winternachmittag eines jener wunderbar warmen stillen und umschleierten tage die man die amme des schönen eisvogels nennt wie ich vermeinte ganz allein im innern gemach der bibliothek 10870_10823_000003 ich sank in meinen sitz zurück und verharrte regungslos und hielt den atem an und heftete meine augen durchdringend auf ihre gestalt 10870_10823_000004 und der besonders leuten von starker einbildungskraft eigentümlich ist es war nicht einmal wie man leichthin hätte annehmen können ein besonders übertriebenes stadium dieses hinträumens sondern etwas ganz und gar anderes 10870_10823_000005 ich konnte stundenlang von der belanglosesten textstelle oder randglosse eines buches gefesselt werden ich konnte den größten teil eines sonnentages damit zubringen irgendeinen schwachen schatten zu beobachten der über eine wand oder den fußboden hinzog 10870_10823_000006 er deutete auf meine kleider sie waren von erde beschmutzt und mit blut bespritzt ich sagte nichts und er ergriff sanft meine hand 10870_10823_000007 ah leibhaftig steht ihr bild jetzt vor mir so wie in den jungen tagen ihrer leichtherzigkeit und ihres frohsinns oh wunderbare himmlische schönheit oh sylphe die durch die gebüsche arnheims schwebte 10870_10823_000008 so ist es nicht erstaunlich dass ich mit überraschten brennenden blicken in diese welt starrte dass ich meine knabenjahre im durchstöbern von büchern vergeudete meine jünglingszeit in träumen verschwendete 10870_10823_000009 sie trug frische kratzwunden von fingernägeln er lenkte meine aufmerksamkeit auf einen an die wand gelehnten gegenstand es war ein spaten mit schrillem aufschrei sprang ich an den tisch und riss die schachtel an mich die dort lag 10870_10823_000010 unter der gefolgschaft dieser ernsten verderbenbringenden krankheit die eine so grässliche umwandlung in körper und seele meiner cousine herbeiführte 10870_10823_000011 während die wunderlichen ideen aus traumlanden nicht nur meinem täglichen leben inhalt gaben sondern ganz und gar zu meinem täglichen leben selber wurden 10870_10823_000012 ich beschwöre ihren namen herauf und aus den grauen trümmern des gedenkens erheben sich jäh tausend ungestüme erinnerungen 10870_10823_000013 sondern als ein thema zu tiefgründigem erforschen und jetzt jetzt schauderte ich bei ihrem nahen und erbleichte bei ihrem anblick 10870_10823_000014 et sepultus resurrexit certum est quia impossibile est mich zu tiefem fruchtlosem nachsinnen veranlasste und viele wochen lang meine zeit gänzlich in anspruch nahm 10870_10823_000015 berenice war meine kusine und wir wuchsen zusammen in den hallen meiner väter auf doch wir entwickelten uns sehr verschieden ich schwächlich von gesundheit und dem trübsal verfallen 10870_10823_000016 man hat unser geschlecht ein geschlecht von hellsehern genannt und dieser glaube wurde bestärkt durch allerlei sonderlichkeiten im baustil des herrenhauses in den fresken des hauptsaales in den wandteppichen der schlafgemächer 10870_10823_000017 ich hatte irgendetwas getan was war es ich stellte mir laut diese frage und die flüsternden echos des zimmers antworteten mir was war es 10870_10823_000018 erstaunlich welch vollständige umwandlung mit meinem wesen mit meinem ganzen denken vor sich ging die realitäten des lebens erschienen mir wie visionen und immer nur wie visionen 10870_10823_000019 diese sonderbare und grauenhafte vernichtung ihrer wirklichen sichtbaren persönlichkeit weit mehr fesselte sicherlich habe ich sie in den strahlenden tagen ihrer unvergleichlichen schönheit nie geliebt 10870_10823_000020 und wenn sie endeten so hatten sie der gegenstand von dem sie ausgingen für mich ein unnatürlich gesteigertes interesse bekommen und eben dies war es was den charakteristischen zug meines übels ausmachte 10870_10823_000021 mehr und mehr besitz von mir und entwickelte sich zu einer neuartigen und äußerst seltsamen monomanie die von stunde zu stunde an stärke zunahm und schließlich unerhörte macht über mich gewann 10870_10823_000022 sie waren hier waren dort waren überall sichtbar und greifbar vor mir lang schmal und übermäßig weiß umwunden von den bleichen lippen 10870_10823_000023 wenn auch die bücher mit denen ich mich damals beschäftigte diesen krankhaften zustand nicht gerade hervorgerufen hatten so trug ihr phantastischer und oft unlogischer inhalt immerhin viel dazu bei mein leiden so eigenartig auszubilden 10870_10823_000024 sondern als abstraktion eines solchen nicht als etwas das man bewundern sondern als etwas dem man nachsinnen müsse nicht als ein wesen zum lieben 10870_10823_000025 ich versuchte sie zu entziffern aber es war unmöglich und zwischendurch wie das gespenst eines verklungenen rufes gellte hin und wieder der schrille und durchdringende schrei einer weiblichen stimme mir in den ohren 10870_10823_000026 ich konnte eine ganze nacht lang das stille lampenlicht betrachten oder dem flammenspiel des kaminfeuers zuschauen ganze tage verträumte ich über dem duft einer blüte oder ich sprach irgendein monotones wort so lange vor mich hin 10870_10823_000027 sie teilten sich zu einem sonderbar bedeutungsvollen lächeln und enthüllten meinem blick langsam der veränderten berenice zähne wolle gott dass ich sie nie gesehen hätte oder dass ich nachdem ich sie sah gestorben wäre 10870_10823_000028 einige abgerissene sätze hörte ich er sprach von einem wilden schrei der das schweigen der nacht gebrochen habe daß das hausgesinde zusammengeströmt sei daß man in der richtung des schreies auf die suche gegangen sei 10870_10823_000029 o najade die seine quellen und bäche belebte und dann dann wird alles grauenvolles geheimnis wird zu seltsamer spukgeschichte die verschwiegen werden sollte 10870_10823_000030 ach sie war entsetzlich abgemagert nicht eine einzige linie nicht eine einzige kontur verriet noch eine spur ihrer früheren persönlichkeit meine brennenden blicke fielen schließlich auf ihr antlitz 10870_10823_000031 bei mir die kraft des nachdenkens um fachausdrücke zu vermeiden sich eifrig betätigte sich verbiß und vergrub in die betrachtung sogar der allergewöhnlichsten dinge von der welt 10870_10823_000032 ich fand mich im bibliothekzimmer sitzen und wieder allein dort sitzend es schien als sei ich wiederum aus einem wirren und aufregenden traum erwacht 10870_10823_000033 doch es ist überflüssig zu sagen dass ich schon früher gelebt dass meine seele schon ein früheres dasein gehabt hatte ihr leugnet es 10870_10823_000034 ich wusste dass jetzt mitternacht war und ich wusste recht gut dass man berenice bei sonnenuntergang in die erde gebettet hatte doch von den nachfolgenden dunklen stunden hatte ich keine bestimmte und klare erinnerung 10870_10823_000035 so konnte mein verstand den nur die trivialsten dinge aus dem gleichgewicht brachten mit jenem meeresfelsen verglichen werden von dem ptolomäus hephästion sagt dass er allen menschlichen angriffen widerstand 10870_10823_000036 ja selbst der heftigen wut von wind und wellen trotzte der aber erbebte sobald er mit der blume asphodelos berührt wurde ein oberflächlicher beurteiler möchte wohl nun mit bestimmtheit annehmen 10870_10823_000037 hielt sie in jede beleuchtung ich betrachtete sie von allen allen seiten ich studierte ihren charakter ich verweilte bei ihren einzelnen eigentümlichkeiten 10870_10823_000038 und das ließ sich nicht mehr vertreiben das flüchtige lächeln von berenices lippen hatte genügt jedes schattenfleckchen auf dem schimmernden email 10870_10823_000039 ist als quälendste und hartnäckigste erscheinung eine art epilepsie zu nennen die nicht selten in starrsucht endete in starrsucht die endgültiger auflösung täuschend ähnlich sah 10870_10823_000040 und immer noch saß ich regungslos in jenem einsamen zimmer und immer noch saß ich in betrachtungen vergraben und immer noch übte das gespenst der zähne das da mit lebhafter und gräßlicher deutlichkeit im wechsel von licht und schatten durchs zimmer schwebte 10870_10823_000041 jene monomanie wenn ich so sagen muss bestand in einer krankhaften reizbarkeit jener geistigen eigenschaft die man mit auffassungsvermögen bezeichnet 10870_10823_000042 das erwachen aus diesem zustand war in den meisten fällen erschreckend jäh inzwischen nahm meine eigene erkrankung denn als solche sagte man mir sei mein zustand anzusehen 10870_10823_000043 oder der faltenfluss ihres grauen gewandes was ihr so verschwommene konturen gab ich konnte es nicht sagen sie sprach kein wort und ich 10870_10823_000044 auf dem tisch neben mir brannte eine lampe und daneben lag eine kleine schachtel sie hatte durchaus nichts auffallendes und ich hatte sie schon manchmal gesehen denn sie war eigentum des hausarztes 10870_10823_000045 ich erhob mich von meinem sitz und als ich die tür zum vorzimmer aufwarf fand ich dort eine magd die mir in tränen aufgelöst berichtete dass berenice nicht mehr sei sie war am frühen morgen einem anfall von epilepsie erlegen 10870_10823_000046 infolge meiner seltsamen anomalie waren meine gefühle nie vom herzen waren meine neigungen stets vom verstand ausgegangen im frühen morgengrau im schattigen gitterwerk des mittäglichen waldes nächtens in der stille meines studierzimmers 10870_10823_000047 jene träumer und phantasten die von irgendeinem meist wirklich interessanten gegenstande angezogen werden verlieren dieses ursprüngliche objekt bald aus den augen weil sein anblick eine ganze gedankenkette in ihnen aufrollt und eine unzahl von folgerungen und betrachtungen in ihnen erweckt 10870_10823_000048 jede einkerbung der schneiden kurz jedes kleinste merkmal ihrer zähne tief in mein gedächtnis einzubrennen ich sah sie jetzt sogar deutlicher als vorhin da ich sie wirklich vor augen hatte die zähne die zähne 10870_10823_000049 mannigfach sind trübsal und not unglück und gram sind vielgestaltig auf erden gleich dem regenbogen spannt sich das unglück von horizont zu horizont 10870_10823_000050 ihr ganzes wesen ihre ganze persönlichkeit weh der zerstörer kam und ging und das opfer wo blieb es ich kannte es nicht mehr erkannte es nicht mehr als berenice 10870_10823_000051 es ist mehr als wahrscheinlich dass ich nicht verstanden werde aber ich fürchte in der tat dass es ganz unmöglich ist dem verständnis des durchschnittslesers einen auch nur annähernden begriff davon zu geben mit welcher nervösen interessierten hingabe 10870_10823_000052 sie ausgelassen anmutig und von übersprudelnder lebenskraft ihrer warteten die spielenden freuden draußen in freier natur meiner die ernsten studien in klösterlicher einsamkeit 10870_10823_000053 und jetzt beim hereinbrechen der nacht wartete das grab auf seinen bewohner alle vorbereitungen zur bestattung waren beendet 10870_10823_000054 wie kommt es dass schönheit mir zum kummer wurde dass selbst aus friedsamkeit ich nur gram zu schöpfen wusste doch wie die ethik lehrt dass das böse eine konsequenz des guten sei so lehrt uns das leben dass die freude die trauer gebiert 10870_10823_000055 wann und wo sie mir je vor augen trat immer war es mir als sei sie nicht die lebende atmende berenice sondern eine traumgestalt sie erschien mir nicht als ein irdisches geschöpf 10870_10823_000056 und so wurde es abend und nacht kam und verweilte und ging und wieder dämmerte der tag und die nebel einer zweiten nacht sammelten sich rings 10870_10823_000057 in jenem zimmer also wurde ich geboren da ich solcherweise aus der langen nacht des scheinbaren nichts erwachend in ein wahres märchenland eintrat in einen palast von vorstellungen und träumen in die wunderlichen reiche klösterlich einsamen denkens und wissens 10870_10823_000058 dennoch gedachte ich ihrer voller grauen einem grauen das um so entsetzlicher war als ich es nicht an bestimmte vorgänge zu binden vermochte 10870_10823_000059 aber ich beklagte ihren verfall bitter und ich erinnerte mich dass sie mich seit langem liebte und so kam es dass ich ihr in einer schlimmen stunde von heirat sprach 10870_10823_000060 ein erinnern das sich nicht bannen lässt ein erinnern das einem schatten gleich sich nicht von meiner vernunft loslösen lässt solange ihr sonnenlicht bestehen wird 10870_10823_000061 sie die zähne sie allein waren meinem geistigen auge gegenwärtig und sie in ihrer ausgesprochenen individualität wurden zum einzigen gedanken meines geistes 10870_10823_000062 meine gedanken schweiften nur wenig ab und kehrten stets eigensinnig wieder zu ihrem ausgangspunkt zurück diese grübeleien waren niemals angenehm 10870_10823_000063 in meinem falle jedoch war es stets ein ganz nichtiger gegenstand an den meine betrachtung sich knüpfte wenngleich er infolge meines krankhaft intensiven anschauungsvermögens vielfältige und übertriebene bedeutsamkeit bekam 10870_10823_000064 und gleich den farben des regenbogens sind seine farben vielfältig und scharf abgegrenzt und dennoch innig miteinander verwoben 10870_10823_000065 nicht um alles in der welt hätte ich ein wort hervorbringen können ein eisiger frost durchrieselte mich eine unerträgliche angst befiel mich eine verzehrende neugier durchdrang meine seele 10870_10823_000066 es war in den aufzeichnungen meines lebens das furchtbarste blatt über und über mit dunklen gräßlichen und unfaßbaren erinnerungen bekritzelt 10870_10823_000067 aber als ich aufblickte sah ich berenice vor mir stehen war es meine eigene fiebernde einbildungskraft oder eine wirkung der dunstigen atmosphäre oder das trübe dämmerlicht im zimmer 10870_10823_000068 kurz gesagt in meinem fall handelte es sich um ein abnorm konzentriertes anschauungsvermögen während das wachträumen normaler menschen auf ein analysieren und folgern hinausläuft 10870_10823_000069 ich lauschte und lebte nur meinem eigenen herzen und ergab mich mit leib und seele dem angestrengtesten und qualvollsten nachdenken 10870_10823_000070 ich vertiefte mich in die übereinstimmungen und abweichungen die die zähne in ihrer formbildung aufwiesen ich entsetzte mich als ich ihnen in gedanken die fähigkeit sinnlichen empfindens und auch ohne dass die lippen sie unterstützten seelisches ausdrucksvermögen zuschrieb 10870_10823_000071 und dann wurde seine stimme unheimlich deutlich als er von grabschändung redete von einem aus dem sarg gerissenen entstellten körper der noch atmete noch pulste noch lebte 10870_10823_000072 fußnote denn da jupiter während der winterzeit zweimal sieben tage wärme schenkt so haben die menschen diese milde und gemäßigte zeit die amme des schönen eisvogels genannt simonides ende der fußnote 10870_10823_000073 und wenn sie dann aus solchen meist angenehmen träumereien erwachen so ist der gegenstand der diese träumereien veranlaßte ihrem bewußtsein völlig entschwunden 10870_10823_000074 des großen werkes des heiligen augustinus die stadt gottes und ferner des tertullian de carne christi in welchem der paradoxe satz mortuus est dei filius credibili est quia ineptum est 10870_10823_000075 sie waren ganz so wie sie unter analogen umständen weitaus die meisten menschen würden angestellt haben es ist vielmehr bezeichnend für die eigenart meines übels dass mich die unwichtigere doch augenfälligere wandlung in berenices physischem zustand 10870_10823_000076 bis es keinen sinn mehr hatte und nur noch klang zu sein schien ich verlor jedes bewusstsein meiner physischen existenz indem ich mich vollkommener ruhe hingab mich nicht rührte und regte und halsstarrig stundenlang so verweilte 10870_10823_000077 ah war dies der idiotische gedanke der mich zugrunde richten sollte der idee ah das war es weshalb ich diese zähne so wahnsinnig begehrte ich fühlte dass einzig ihr besitz mir frieden bringen mich der vernunft zurückgeben konnte 10870_10823_000078 die stirn war hoch und sehr bleich und sonderbar starr und war über den hohlen schläfen von zahllosen löckchen des einst pechschwarzen haares beschattet das jetzt von lebhaftem gelb war und dessen phantastische ringel mit der souveränen melancholie des antlitzes seltsam kontrastierten 10870_10823_000079 dies sind einige der häufigsten und harmlosesten grillen die mich plagten die folge eines geisteszustandes der vielleicht gar nicht so selten ist sicherlich aber jeder analyse oder erklärung spottet 10870_10823_000080 alle gegenstände und ereignisse um mich her schienen zu versinken ich hatte nur noch gedanken für diese zähne nach ihnen trug ich ein wahnsinniges verlangen die welt und alles was mich mit ihr verband schwanden hin vor diesem einen einzigen bild 10870_10823_000081 die augen waren ohne leben und ohne glanz und anscheinend ohne pupillen und ich schauderte unwillkürlich vor ihrem glasigen starren ausdruck zurück und wandte mich der betrachtung der dünnen und eingesunkenen lippen zu 10870_10823_000082 sie schlenderte sorglos durchs leben und achtete nicht der schatten die auf ihren weg fielen und nicht der rabenschwarzen schwingen mit denen die stunden schweigend entflohen 10870_10823_000083 in den ornamenten einiger gewölbepfeiler der waffenhalle besonders aber in der galerie alter gemälde in form und ausstattung des bibliothekzimmers und schließlich auch in seinen äußerst seltsamen bücherschätzen selbst 10870_10823_000084 ganz so wie in jenem augenblick da jenes verhängnisvolle lächeln sie zuerst enthüllte dann kam meine monomanie mit voller wut über mich und ich wehrte mich vergeblich gegen ihre unerklärliche bezwingende gewalt 10870_10823_000085 nun wir wollen nicht streiten selbst überzeugt suche ich nicht zu überzeugen jedoch ich habe ein erinnern an luftzarte gestalten an geisterhafte bedeutsame augen an harmonische doch trauervolle laute 10870_10823_000086 das schließen einer tür schreckte mich auf und aufblickend bemerkte ich dass meine kusine das gemach verlassen hatte aber in der wüsten kammer meines gehirns war etwas zurückgeblieben das weiße gespenstbild ihrer zähne 10870_10823_000087 und verstreuten sich rings auf den fußboden 10870_10823_000088 seine blicke waren voll wahnsinnigen entsetzens und er sprach bebend zu mir mit gedämpfter heiserer stimme was sagte er 10870_10823_000089 die erinnerung an meine frühesten lebensjahre ist mit jenem zimmer und seinen büchern von denen ich nichts näheres mehr sagen will innig verknüpft hier starb meine mutter hier wurde ich geboren 10870_10823_000090 krankheit verhängnisvolle krankheit befiel ihren körper plötzlich vor meinen augen fast brach die zerstörung über sie herein durchdrang ihren geist ihr gebaren ihren charakter und vernichtete mit schrecklicher unheimlicher gründlichkeit 10870_10823_000091 seine schreckliche gewalt da brach ich meine traumversunkenheit ein ruf voll grausen und bestürzung und nach einer pause vernahm ich geräusch banger stimmen untermischt mit klagelauten des schmerzes 10870_10823_000092 entweder ist die erinnerung vergangener seligkeit die pein unseres gegenwärtigen seins oder die qualen die sind haben ihren ursprung in den wonnen die gewesen sein könnten 10870_10823_000093 aber es wollte mir nicht gelingen sie zu öffnen und sie entglitt meinen zitternden händen und schlug hart zu boden und sprang in stücke und heraus rollten klappernd zahnärztliche instrumente und zweiunddreißig kleine weiße elfenbeinschimmernde dinger 10870_10823_000094 warum nur standen mir die haare zu berge als ich dies las warum erstarrte mir das blut in den adern es wurde leise an die tür geklopft und bleich wie der tod trat ein diener auf zehenspitzen herein 10870_10823_000095 aber nein dies war in keiner weise der fall in meinen klaren stunden bereitete mir ihr leiden allerdings schmerz denn dieser völlige zusammenbruch ihres heiteren und edlen lebens ging mir tief zu herzen 10870_10823_000096 doch man darf mich nicht missverstehen die an so nichtige dinge gehängte tiefernste krankhaft übertriebene aufmerksamkeit ist nicht mit jenem hang zu grübeleien zu verwechseln den mehr oder weniger wohl alle menschen besitzen 10870_10823_000097 erstaunlich aber ist es welch ein stillstand über die sprudelnden quellen meines lebens kam als die jahre dahingingen und auch mein mannesalter mich noch im stammhaus meiner väter sah 10870_10823_000098 und ich fragte mich oft bekümmert welch grauenhafte mächte einen so unerhörten umsturz hatten herbeiführen können aber solche betrachtungen hingen mit meiner idiosynkrasie nicht zusammen 10870_10823_000099 mein taufname ist egäus meinen familiennamen will ich verschweigen doch gibt es keine burg im lande die stolzer und ehrwürdiger wäre als mein stammschloss mit seinen düstern grauen hallen 9514_12264_000000 und wirklich sieht den krieg nur einer der irgendwie keine zeit für ihn hat der soldat vielleicht wenn er daheim bei seinem weibe ruht 9514_12264_000001 weiber halten haus der trost der klugen hielte den wein nicht aus der wein der würde verraten es weint das land es trauert der geist nur bureaumädchen blieb noch verstand 9514_12264_000002 und du bist wie die großen geister du machst uns stolz bis wir hintaumeln machst uns stark bis du uns umwirfst freund verführer und herr denn dein heiliges sein ist nicht erkannt nicht gewürdigt 9514_12264_000003 darum laßt uns verehren es wäre ja schmählich wollten wir deshalb verehren weil wir wüßten denn von jeher liebte ein mensch ins hirn dem andern zu spucken 9514_12264_000004 erfüllung was tun du ranke danken dir und der stunde danken das glück gibt demut fleisch und brot und wein und tod 9514_12264_000005 weinlied aus unser täglich gift von otfried krzyzanowski aufgenommen für librivox punkt org diese aufnahme ist in der public domain weinlied starker goldener wein du bist wie das glück im spiel 9514_12264_000006 ewig gleich aus deinem innern ob wir wild werden toll werden bös werden strahlt die verlockung du und ein fragendes kind ihr weckt das arge wissen in uns doch ihr gebt auch das vergessen 9514_12264_000007 du bist die lust zu gestehen bist die lust zu verhehlen dein ist klarheit und heimlichkeit ewig gleich aus deinem innern ob wir traurig sind ob wir froh sind strahlt die verlockung 9514_12264_000008 drei wochen später da erzähltest du mir ich dachte dass diese dinge ewig die gleichen sind das ist das schöne dass er dir gift geschickt hat weil du ihn batest darum in der stunde der scham ist schön 9514_12264_000009 ein geschändeter leichnam erschlagen im walde ende von ballade 9514_12264_000010 aristogeiton drei frühlingstage war ich bang um dich ich wusste nichts doch ahnte ich böses schöner knabe folgsam der sünde später vergaß ich 9514_12264_000011 jugend sünde und daß du mir all das erzählen mußtest folgsam den göttern schöner knabe dem tode entronnen wie ich dich liebe 9514_12264_000012 der wein wo kam er hin er gab uns glut dem geist besinnung und dem toren mut der gute wein wo ist er hingekommen ich glaube die klugen haben ihn fort genommen die männer starben 9514_12264_000013 ich musste doch lachen das gewissen tilgt den dünkel nicht und die götter müssen uns verdammen alles tun und unsre einsicht ist furchtbare frechheit 9514_12264_000014 man darf nur danken dir und der frohen stunde 9514_12264_000015 ästhetik des kriegs nur der erschaut die schönen berge wirklich der keine zeit hat sie zu bewundern 9514_12264_000016 zweifel ach wir wissen von keinem gedanken wann er neu war von keiner schönheit wann sie schwand und erschien von keiner tat wir erkennen unsre schuld nicht 9514_12264_000017 die soldaten im süden nicht die touristen sehn die dolomiten am besten denn die natur ob sie schön oder grausam sei für unsre leere zeit ist sie nicht gemacht 9514_12264_000018 da horcht er sie lauern ihm auf narrheit ist betteln ist angst verlangt es die wölfe nach blut tauch auf es enttauchte der furcht seine seele und lachte der kälte enttaucht wie lüsternen grimms er nach seinem dolche griff 9514_12264_000019 einst war mir der gedanke traurig daß diese dinge ewig die gleichen jugend sünde scham verwirrung erwachen dann fand ich das ewige schön 9514_12264_000020 als hätte ich sehnsucht gelitten machst du mich traurig oh gott die traute stunde verrät mir wie böse mein stolz war glück gibt uns demut fleisch und brot wein weib von gott kommt stolz und tod was tun 9514_12264_000021 ballade ein geschändeter leichnam erschlagen im walde seinen feinden wehe zu tun hat keiner verstanden wie er nacht war's und einsam der weg 9514_12836_000000 zinklar aus dem dänischen nach edward storm herr zinklar zog von schottland ab mit norweg wollt er kriegen in guldbrands felsen fand er sein grab da musst er blutig erliegen 9514_12836_000001 doch wo sie kamen brachten sie die sitten die götter mit sich und den nordischen sinn das tu ich auch und so nicht mehr gestritten ich ziehe freudig nach italia hin und in den schönen blonden lombardinnen bewundere ich nichts als meine landsmänninnen 9514_12836_000002 du meinst es ist nicht nordisch so von dannen zu ziehen von dem teuren vaterherd mein freund und weißt du nicht dass die normannen einst überströmten rings die ganze erd 9514_12836_000003 doch dort wohin die ganze kraft sich richtet was irrend noch kein pilger fand wovon kein sänger uns gedichtet das eigentliche vaterland 9514_12836_000004 er steht in dem italienischen gefilde singt miserere mit und weint mit robinson bekämpft er wilde und macht sich einen schwarzen freund er schaudert vor des tigers zahne und flieht der klapperschlange blick 9514_12836_000005 er kann in kühlen grotten gehen bewegt sich nur der zauberstab im alabasterschloss der feen in alter heiden königsgrab 9514_12836_000006 er folgte cecrops auf der flotte mit bacchus zog er nach des ganges fluss er war auf pindus mit dem dichtergotte und da bekam er seinen pegasus 9514_12836_000007 der wahre gatte treu und stark und bieder muss lange taumeln auf dem lebensmeer er kommt gewiss einmal zurücke wieder und stellt den alten frieden wieder her sein bogen fällt der leidenschaften söhne sein ist das haus und er befreit die schöne 9514_12836_000008 herzenklar zog übers blaue meer für schwedisches geld zu kämpfen helfe dir gott mit deinem heer den mut wird norweg dämpfen mondhell leuchtet die dunkle nacht die welle leise klinget eine meerfei steigt aus der welle sacht ein warnungslied sie singet 9514_12836_000009 drum sei verdammt der feige hund der jetzt sein blut will sparen die bauern vom lande fern und nah mit scharfem beil auf dem nacken bei bredabiög sich sammelten da den schotten wollten sie packen 9514_12836_000010 von vielen blumen muss die biene saugen den honig womit sie die zelle füllt was nicht als bild gestanden vor den augen nicht als gefühl mir aus der seele quillt 9514_12836_000011 da lässt er bragis harfe klingen da singt er odin as und alf und herrlich auf den breiten schwingen trägt ihn der schnee nach walaskialf 9514_12836_000012 die leichen fielen vor dem geschoss die raben zerhackten die leiber das jugendblut das reichlich floss beweinten die schottischen weiber lebendig entkam kein einz'ger mann dem lande dort ein erzähler was sich der feind erwarten kann der heimsucht norwegs täler 9514_12836_000013 er segelt in tagen er segelt drei mit seinen mietstrabanten den vierten tag ich sag es frei tat er in norweg landen bei romsdals ufer legt er an will jetzt das land gewinnen ihm folgten vierzehnhundert mann die hatten böses in sinnen 9514_12836_000014 der bräutigam der sich bewegt und handelt muss sich der hütte nahen der stillen braut so wird in lust das leben erst verwandelt so wird der himmel einzig angeschaut so wird erlangt und wieder gern gegeben und so entsteht genuss geburt und leben 9514_12836_000015 er freut sich in der drurylane und in der opera comique spricht in der werkstatt mit den meistern policinell verschmäht er nicht und zittert auf dem kirchhof vor den geistern um mitternacht im mondenlicht 9514_12836_000016 da raseten sie mit spieß und schwert den wütrich nichts versöhnte des greises ohnmacht war ihm nichts wert der witwentränen höhnte 9514_12836_000017 im herbste heult der sturm im tale und rasselt's in dem eichenbaum dann steht mit shakespeare er im rittersaale und denkt an einen großen traum 9514_12836_000018 zurück du schotte du glaub es mir es gilt dein schönes leben kommst du nach norweg sag ich dir dein blut da musst du geben wie garstig stets dein lied mir schallt du bist mir gar zuwider fang ich dich erst in meine gewalt zerhau ich dir die glieder 9514_12836_000019 dort strebt er hin alles auch verloren das ahnt sein herz danach sein wunsch begehrt der ist ein wurm und für den tod geboren der diesen flug nicht liebt und ehrt 9514_12836_000020 an einen freund als ich nach italien ging du willst mein freund ich soll nicht ferner reisen du meinst ich werde nicht viel neues sehen 9514_12836_000021 mit kokles steht er auf der brücke mit kolon er nach westen zieht entlarvt mit luthern pfaffentücke und stürzt in speere sich mit winkelried 9514_12836_000022 kindlein schlugen sie grausam tot die müttern am busen lachten doch bald die kunde von dieser not die boten ins land umbrachten 9514_12836_000023 wo nebel nicht des morgens purpur trüben wo keine blumen untergehen wo jesus baldur sokrates sich lieben und brüderlich vor gottes throne stehn 9514_12836_000024 er zieht das schwert er folgt den bomben weint mit den weibern in der stadt geht von eleusis nach den katakomben wenn er aus mimers born getrunken hat 9514_12836_000025 mit werthern schwärmt er auf den blumenmatten und liebt unglücklich mehr wie je er dichtet in den sommerschatten froh mit homer die odyssee 9514_12836_000026 ihr freunde wünscht ihr zu erfahren des dichters heimat sein gebiet dann will ich kühn es offenbaren es streckt sich hin von norden bis nach süd 9514_12836_000027 er wohnte mit den ältesten hirten die höhe am roten meer war sein er trug in äthiopiens syrten zum obelisk den felsenstein 9514_12836_000028 gen osten grenzt es zu dem roten morgen zu edens jugendlicher pracht gen westen wo das falbe licht verborgen unmerklich sich getaucht in meeresnacht 9514_12836_000029 dort klares eis hier blaue wellen wieder und rund um das erhabne vaterland schlägt sich die sonne mittags wieder als diamantnes ordensband 9514_12836_000030 er sitzt auf weichem blumenhalme im walde bei der quell allein in wüsten bei der schlanken palme auf einer felsenburg am rhein 9514_12836_000031 am felsen brannte das feuerlicht da konnte gefahr man sehen norwegs söhne verbargen sich nicht das mussten schotten gestehen soldaten sind nicht im land jetzt und dem könig folgten die scharen 9514_12836_000032 wer wagt es kühn ihn zu begleiten auf seinem rosse silbergrau schwingt er im raum sich durch die zeiten wie n vogel durch das heil'ge blau 9514_12836_000033 denn wie das blut sich muss in adern regen damit der körper wärme beibehält so muss der mensch sich tätig auch bewegen und die gefühle teilen mit der welt 9514_12836_000034 dass es mein vaterland wird nicht vergeben wenn es mich sieht nach fremder tugend streben das kannst du alles nicht so ernstlich meinen so tönt um mich zu halten dein gedicht der ewig blieb daheim stets bei den seinen wer kennt das mannigfalt'ge leben nicht 9514_12836_000035 er kämpft mit hrolf die letzten stunden wenn hochverrat den edlen droht mit roland hat er treu gefunden bei ronziswal den christentod 9514_12836_000036 gerade bei leyde da geht der steg den nennt man da den kringen die lauge schießt da ihren weg drein sollen die feinde springen die alten schützen graubehaart sich tief im walde schleichen der nöcke hebet den nassen bart und wartet mit schnee der leichen 9514_12836_000037 das schöne pferd hat dunkelbraune flügel und heilige kraft in jedem gliede wohnt und herrlich über tal und hügel er mit dem königsadler thront 9514_12836_000038 dass wer die schönheit fand in engen kreisen braucht in die ferne nicht ihr nachzugehen dass vieles wird dir draußen nicht gefallen wenn da ich suche meine lebenslust und dass des himmels schönste hallen sind ewig drinnen in der eigenen brust 9514_12836_000039 drum muss ich meine kleinen flügel schwingen oh lieber freund oh halt mich nicht zurück ich muss das wesen die natur besingen darin besteht mein leben und mein glück so lass mich denn ein stündlein dorthin eilen ich werde lange nicht nicht lange weilen 9514_12836_000040 beim ersten schuss herr zinklar fiel er brüllend verlor sein leben da wurde gefährlich den schotten das spiel gott mag uns rettung geben hervor normannen keck heraus schlagt trost ihr helden gute da wünscht der schott sich wieder nach haus es ward ihm übel zumute 9514_12836_000041 der mond des starren sinns kann bleich nur scheinen und moos bedeckt die züge auf den steinen wie ein homer'scher saal muss er sich ründen voll leben und bewegung und voll tat da müssen viele freier ein sich finden um die geliebte werben früh und spat 9514_12836_000042 ja selbst des daseins enge schranken zerbricht er ohne mühe leicht wenn auf der leiter der gedanken er forschend mit dem grübler steigt 9514_12836_000043 und kömmt der winter fallen alle blätter entfernen sich die farben ganz dann funkelt er wie walhals götter hoch in dem lichten sternenkranz 9514_12836_000044 fragt ihr wie lang zu welchen zeiten dies hohe schauspiel ihn erfreut dann klingen meine harfensaiten so lang er will zu jeder zeit 9514_12836_000045 noch steht ein pfahl unweit der laug den keine zeit verdunkelt dem normann wehe dessen aug wenn er ihn sieht nicht funkelt ende von zinklar 9514_12836_000046 wo die azurne ehrensäule durch die unendlichkeit sich streckt wo engel mit der schweren herkulskeule hinschweben die mit blumen überdeckt 9514_12836_000047 es reicht von spitzbergs kaltem eise da wo der urwelt große mumie ruht bis wo die letzte insel leise unmerklich sich verliert in südens flut 9514_12836_000048 die musen sitzen auf dem fernen berge wer sie will sehen muss sich dem tempel nahen stets in den höhlen schmieden nur die zwerge sie können nicht das hohe leben fahen 9514_12836_000049 der busen ist die schönste hall von allen da sprichst du wahrheit aber schließt er sich dann wird er wie die ossianschen hallen verödet abgestorben schauerlich 9514_12836_000050 so hat den tag der griechen er gesehen und klar nachher die helle ritternacht als er wie faust mit sturmeswehen von mephistophiles umhergebracht 13255_13109_000000 das weib und den hund nannten sie diese eisenklötze die für sie ein ganz unschätzbares kleinod waren das einzige eisen in den arktischen regionen 13255_13109_000001 aber aus solchen goldenen leuchtenden haarverhältnissen dürften vermutungsweise auch goldene leuchtende schuppen fallen und das sind dann die so richtig benannten sternschuppen 13255_13109_000002 nach fünfstündiger wanderung die nur durch eine halbstündige frühstücksrast unterbrochen worden war sahen unsre freunde die sonne hinter sich emporsteigen wie flitmore richtig vermutet hatte löschte ihr glanz den hauptreiz des wunderplaneten aus 13255_13109_000003 dafür ist besonders der berühmte bielakomet ein lehrreiches beispiel dieser kam achtzehnhundertsechsundvierzig dem jupiter zu nahe und zersprang dadurch in zwei stücke die achtzehnhundertzweiundfünfzig zu richtiger zeit wiederkehrten aber achtzehnhundertachtundfünfzig als sie wieder erscheinen sollten 13255_13109_000004 gestohlen fragte heinz erstaunt jawohl dieser peary fand bei den eskimos eiserne werkzeuge überrascht hiervon erkundigte er sich woher das eisen stamme 13255_13109_000005 erstens einmal sind ihre bahnen denen der kometen durchaus ähnlich zweitens aber hat man schon beobachtet dass kometen die der sonne oder dem jupiter zu nahe kamen sich in meteorschwärme aufgelöst haben 13255_13109_000006 alle lächelten über diese gelungene echt volkstümliche wortableitung der professor aber sagte lachend brav mein sohn bleibe nur bei dieser erklärung so behältst du alles am besten inne 13255_13109_000007 es stand in allen zeitungen und ist so gut bezeugt dass ein gebildeter mensch es glauben muss ja dann glaube ich es natürlich selbstverständlich auch sagte rieger selbstbewusst 13255_13109_000008 an einzelnen stellen brach ein milchweißes licht hervor das seine strahlengarben hoch emporsandte gleich einem elektrischen scheinwerfer da und dort schwammen buntdurchleuchtete nebelwolken über dem boden 13255_13109_000009 der professor hielt immer wieder die hand auf den boden denn er glaubte es müsse eine gewaltige steigerung der temperatur erfolgen aber er konnte nichts dergleichen wahrnehmen und auch das angelegte thermometer stieg innerhalb einer halben stunde um nur ein grad 13255_13109_000010 am ersten oktober dreizehnhundertvier fielen bei friedburg an der saale feurige steine wie hagel und richteten großen schaden an am siebten november neunzehnhundertzweiundvierzig fiel bei ensisheim ein zweihundertsechzig pfund schweres meteor 13255_13109_000011 aufs gemeinste hat peary das ihm entgegengebrachte vertrauen missbraucht unter großen schwierigkeiten ließ er die drei meteore ja alle drei heimlich an bord schaffen und beraubte so die armen eskimos die wahrhaft hart genug ums dasein zu kämpfen haben ihres kostbarsten schatzes 13255_13109_000012 von dem ein stück noch heute in der dortigen kirche hängt am vierten september fünfzehnhundertelf ereignete sich bei crema ein ungeheurer steinregen der die sonne verfinsterte 13255_13109_000013 schade dass wir uns so rasch vom mars entfernen sagte schultze bedauernd es wäre äußerst interessant und lehrreich gewesen bei tageslicht aus nächster nähe die veränderung zu beobachten die das erdbeben auf der oberfläche des planeten hervorgerufen hat 13255_13109_000014 das leuchtet mir spezifisch ein sagte john befriedigt dass die motore von den kometen herkommen denn man nennt doch die kometen haarsterne weil sie sozusagen eine goldene mähne haben 13255_13109_000015 es stürzten etwa tausendzweihundert meteore herab darunter solche von zweihundertsechzig und hundertzwanzig pfund sie erschlugen vögel vieh und fische auch einen mönch 13255_13109_000016 und dann erzittern sie wenn sie zu dreizehnt am tische sitzen weil das ein kommendes unglück bedeuten soll oder wenn ihnen eine schwarze katze über den weg läuft ja 13255_13109_000017 herr friedung soll es in der zweiten wache ebenso machen und sie professor übernehmen die morgenwache und vollführen das gleiche manöver nur müssen heinz und sie wohl aufpassen dass sie den strom nicht allzu lange unterbrechen damit uns nicht etwa eine unsanfte vielleicht gefährliche landung begegnet 13255_13109_000018 wärme strahlt er unter allen umständen aus denn die temperatur steigt wenn auch kaum merklich ich denke wir können es wagen uns ins freie zu begeben meinte der engländer es fragt sich nur noch wie die luftverhältnisse sind 13255_13109_000019 entweder ist die schutzhülle der sannah von ganz wunderbarer vortrefflichkeit sagte schultze erstaunt oder sie behalten recht lord zu eis erstarrt ist der planetoid aber keinesfalls 13255_13109_000020 solche treten aber nur sehr selten und immer vereinzelt auf während sternschnuppen und meteore in ganzen schwärmen vorkommen natürlich willst du nun wissen woher diese dinge eigentlich stammen 13255_13109_000021 auch der professor und der lord waren mit mietjes vorschlag einverstanden und ersterer bemerkte es ist überhaupt ein besonders glücklicher gedanke 13255_13109_000022 alles in bengalischer beleuchtung zur feier unserer ankunft rief münchhausen als er mühsam aber mit begierigem eifer die schwankende strickleiter hinabkletterte die unter seiner last knirschte und stöhnte 13255_13109_000023 und sich ohne irgendein zeichen von missbehagen vielmehr seelenvergnügt auf dem leuchtenden boden tummelten hakte er die strickleiter ein und ließ sie hinabfallen 13255_13109_000024 damit waren alle einverstanden zunächst wurde jetzt daran gegangen die einzelnen zimmer den schwerpunktverhältnissen der sannah anzupassen denn ihre rotation hatte wieder begonnen 13255_13109_000025 kurz darauf geriet die sannah in einen meteorschwarm flitmore hatte behufs verlangsamung der fahrt den fliehstrom abgestellt als ein gepolter losging 13255_13109_000026 aber bildungsdurstig wie er stets war wandte er sich an professor schultze der es besser verstand sich seinem verständnis anzupassen mit untertänigst gnädigstem verlaub herr professor hub er an 13255_13109_000027 tipekitanga rief münchhausen begeistert brava brava unsre tipekitanga verdient wahrhaftig solche ehre wir müssen hier bemerken dass der kapitän der italienischen sprache mächtig war und daher einer dame gegenüber 13255_13109_000028 flitmore machte fleißig farbige photographische aufnahmen die sich späterhin als von wunderbarer wirkung erwiesen und ein herrliches und dauerndes andenken an die buntleuchtende pracht der tipekitanga bildeten 13255_13109_000029 aber wahrscheinlich teilt die weltatmosphäre in ihrer bahn diese bewegung möglicherweise hat auch jeder noch so kleine meteor seine eigene lufthülle die es aus der raumatmosphäre an sich zieht dadurch wird die reibung aufgehoben oder auf ein geringes maß beschränkt 13255_13109_000030 nicht das männliche bravo gebrauchte wie es bei unwissenden üblich ist sondern das einzig richtige brava das einem weiblichen wesen zukommt dem man beifall spendet 13255_13109_000031 ja ja aber so arme eskimos bestehlen das ist ja wohl etwas anderes eine heldentat fügte schultze grimmig bei als der professor seine empörung über die schuftigkeit eines berühmten mannes einigermaßen überwunden hatte 13255_13109_000032 sie enthalten allerlei kieselsäure magnesia eisen nickel kupfer wasserstoff sauerstoff auch kohlenstoff und zweifellos organische bestandteile 13255_13109_000033 das heißt spuren von pflanzen oder lebenden wesen die uns kunde geben daß auch andere welten solche besitzen wie wir jetzt ja auf dem mars mit eigenen augen sehen manchmal findet man sogar diamanten im innern eines 13255_13109_000034 ein leiser luftzug trieb sie zuweilen weiter und je nach der färbung der strahlen die vom grunde aufstiegen über den sie schwebten wechselte auch ihre farbe in zauberschönem spiel eine würzige lauwarme luft wehte dem lord entgegen und als er sah dass die schimpansen den erdboden erreicht hatten 13255_13109_000035 in der regel war das gestein dunkel doch auch hier waren schichten selbstleuchtender mineralien eingesprengt und einen besonders feenhaften anblick gewährte es wenn man über geröll dahinwanderte das aus lichtsprühenden steinchen aller färbungen bestand 13255_13109_000036 die sache ist sehr einfach weil sie eben zuvor keiner oder doch nur einer geringen reibung ausgesetzt sind sehen sie ich erkläre mir den vorgang so die meteorenschwärme haben ja wohl ihre eigenbewegung 13255_13109_000037 manchmal geht ein ganzer hagel von meteoren nieder vom jahr achthundertdreiundzwanzig wird berichtet dass in sachsen durch einen solchen meteorhagel menschen und vieh erschlagen und fünfunddreißig dörfer vom feuer verzehrt worden sind 13255_13109_000038 zwar erschienen die leuchtenden farben auch jetzt noch von einer pracht mit der nichts auf der erde sich vergleichen ließ und man konnte das eigene licht des erdbodens des wassers und der pflanzen ganz deutlich unterscheiden aber das feenhafte schauspiel das sie im nächtlichen dunkel boten war es nun doch nicht mehr 13255_13109_000039 höre auch heutzutage kommen sie häufig vor so ist zum beispiel bei mugello in der nähe von florenz am dritten februar neunzehnhundertzehn ein hagel von meteoriten in glühendem zustand niedergegangen die straßen felder und weinberge bedeckten und die kulturen vielfach zerstörten 13255_13109_000040 fühlte er sich bewogen john noch eine besonders interessante mitteilung über die meteoriten zu machen du siehst sagte er es fallen zu zeiten recht stattliche eisenblöcke vom himmel 13255_13109_000041 aber alle aus alter zeit heutzutage dürfte wohl so etwas überhaupt nicht mehr vorkommen in unserm aufgeklärten zeitalter da sehe einmal einer den zweifler polterte schultze lachend also auch du bist noch nicht überzeugt mein sohn brutus dass die meteorfälle auf erden tatsache sind 13255_13109_000042 dann kamen gebüsche und stauden mit zartviolettem blattwerk bäume zwischen deren mattlichten blättern orangerote und goldgelbe auch purpurne und silbergraue früchte förmlich strahlten und gleich venezianischen laternen die umgebung erhellten 13255_13109_000043 nun denn ließ sich mietje vernehmen ich trage im herzen das bild einer stolzen und zugleich anmutigen prinzessin einer heldin der wir alle außer herrn friedung der nicht das glück hat sie zu kennen unendlich viel verdanken 13255_13109_000044 die beiden versprachen alle vorsicht und bewiesen sie hernach auch so daß die sannah beim anbruch des morgens sich nur wenige kilometer über der marsoberfläche befand 13255_13109_000045 das ist allerdings ein schurkenstreich erster güte eiferte schultze empört in meinen augen hat peary seinen ruhm damit aufs schmählichste befleckt und sehen sie so ist unsere europäische und amerikanische christenmoral fuhr der lord fort jedermann weiß was dieser peary da verübt 13255_13109_000046 dass die meteoriten nur beim eintritt in die atmosphäre aufleuchten infolge der reibung mit derselben der lord lächelte ich vergesse nichts schauen wir leuchtende meteore so ist dies ein neuer beweis für meine theorie dass eben der ganze weltraum mit verdünnter luft erfüllt ist 13255_13109_000047 und ähnliche fälle kamen noch zu dutzenden in deutschland frankreich spanien und italien vor wobei mehrfach menschen ums leben kamen eine ganze anzahl derselben wurde ausführlich beschrieben oft von einwandfreien gelehrten und professoren 13255_13109_000048 aber müsste dann nicht auch die erde in glut geraten fragte heinz die ist geschützt durch ihre atmosphärische hülle die sie vor der reibung mit den stoffen des raums bewahrt 13255_13109_000049 nirgends zu finden waren seither hat man ihn nicht wieder gesehen als jedoch die erde achtzehnhundertzweiundsiebzig und achtzehnhundertfünfundachtzig seine bahn kreuzte geriet sie in einen meteorschwarm der als prächtiger sternschnuppenhagel das auge entzückte das waren die überreste des stolzen kometen 13255_13109_000050 meistens sind es größere oder kleinere eisenblöcke ja mischte sich der lord in die auseinandersetzung und drei solche hat der berühmte nordpolforscher peary gestohlen 13255_13109_000051 infolge der abstoßenden wirkung die sie auf alle der schwerkraft unterworfenen körper ausübte flitmore lud die reisegesellschaft ein sich in ein auf der nachtseite gelegenes zimmer zu begeben 13255_13109_000052 und glaubt den kläglichsten blödsinn allerdings sagte flitmore dabei merkt aber der ärmste gar nicht daß auch seine vermeintliche weisheit nur glaube ist wenn auch ein unvernünftiger 13255_13109_000053 allerdings wurde sie durch einen alsbald erfolgenden großartigen steinregen in frankreich gründlich blamiert aber man sieht daraus wie zäh die zweifelsucht beschränkter köpfe ist die sich für leuchten der welt halten 13255_13109_000054 diesen meteorenschwarm nannte man die leoniden weil er aus dem sternbild des löwen zu kommen schien zuletzt ist auch dieser meteorschwarm verschwunden 13255_13109_000055 einer edlen seele die wir bewundern eines goldnen herzens das wir lieben lernten wie seh ich ihr leuchtendes auge im geiste mich anblitzen und wie schmeichelt sich mir der klang ihres namens ins ohr 13255_13109_000056 vielmehr glaubt und behauptet er auf dem boden unfehlbarer wissenschaftlicher ergebnisse zu stehen wer an unfehlbare wissenschaftliche ergebnisse überhaupt glauben kann schloß schultze dem ist schon nicht zu helfen 13255_13109_000057 der berühmte arzt und chemiker avicenna beschreibt genau meteoritenfälle die um tausendzehn in ägypten persien und anderwärts niedergingen 13255_13109_000058 die aus dem schlamm hervorleuchteten der sich in ihren gassen und um sie her abgesetzt hatte nun begreife ich erst wie die ganze marsbevölkerung nach und nach zugrunde gehen konnte sagte schultze 13255_13109_000059 sie erstiegen nun das nordpolzimmer in dem die andern ihrer harrten die luke wurde vorsichtig geöffnet und dick gegen den spalt geschoben der affe wich nicht zurück im gegenteil er drängte den kopf gegen die öffnung ein zeichen dass keinerlei giftige gase einströmten 13255_13109_000060 wenn nun die erde in ihre nähe kommt werden sie von ihr angezogen und sie stürzen mit größerer oder kleinerer geschwindigkeit in die lufthülle der erde je rascher sie hineinstürzen desto mehr erhitzen sie sich aber um so mehr verlieren sie auch an fallkraft 13255_13109_000061 er leidet an einem verstandes oder willensfehler ein gebildeter mensch der zu klarem denken fähig ist muss einsehen dass es wohl ergebnisse der beobachtung gibt aber niemals zweifellose ergebnisse der wissenschaft wobei zu bemerken ist dass auch die reinen beobachtungsergebnisse 13255_13109_000062 aus dieser vorgefaßten meinung heraus geben sie sich unendliche mühe mit einem fabelhaften aufwand von phantasie und mangel an logik die prophetischen weissagungen der bibel 13255_13109_000063 taghelle herrschte freilich nicht aber ein wunderbares entzückendes sanftes schimmern in allen farbabstufungen hier glänzte alles in grünem schein dort glühte es rot dort wieder blau und violett 13255_13109_000064 nach diesem feuerregen zerriss plötzlich der dunstschleier und es zeigte sich ein komet von strahlendem glanze und das ist wirklich und wahrhaftig geschehen wirklich und wahrhaftig 13255_13109_000065 man antwortete ihm stets vom eisenberg wo sich aber dieser rätselhafte eisenberg befand wussten nur die ältesten männer des stammes und diese verrieten ihr geheimnis nicht 13255_13109_000066 um aber jeglicher gefahr aus dem wege zu gehen ließ der lord rasch wieder den strom durch die sannah kreisen und alsbald bewährte sich die wirkung der fliehkraft denn die meteore wichen dem weltschiff von ferne aus 13255_13109_000067 und es galt allerlei möbel und gerätschaften in den zimmern die auf einen anderen schwerpunkt eingerichtet waren von den wänden oder der decke zu lösen und sie am fußboden festzuschrauben 13255_13109_000068 noch eine oder zwei so gewaltige verheerungen und auch das tierleben wird auf dem planeten erloschen sein bis auf das seegetier und die grässlichen sumpfwürmer höchstens die vögel mögen noch dem verderben entgehen 13255_13109_000069 die seite des planetoiden auf der die sannah festlag war von der sonne abgewendet das heißt es herrschte zur zeit nacht auf ihr allein es war durchaus nicht dunkel dort unten große dunkle flächen zeigten sich allerdings aber sie schwammen wie inseln in einem leuchtenden meer 13255_13109_000070 auf späteren reisen erwarb sich peary nach und nach das vertrauen der eskimos in so hohem grade dass sie endlich seinem drängen nachgaben und ihn zu dem rätselhaften eisenberg führten der aus drei gewaltigen meteoren bestand die eskimos hatten ihnen namen gegeben die zehn 13255_13109_000071 gebe ich zu aber hernach sehe ich es ehrlich ein und hülle mich nicht in eigensinn und überlegenes lächeln am meisten nahm der lord das wort belustigen mich die gelehrten die aus erhabenem wissenschaftlichen wirklichkeitssinn jede möglichkeit leugnen ein mensch könne zukünftiges vorhersagen 13255_13109_000072 märchenschön erschienen die teiche und seen deren gewässer in verschiedenen farben vom lichtesten blau bis zum dunkelsten violett vom zartesten rosa bis zum düstersten purpur glühten 13255_13109_000073 übertreffen sie an glanz die hellsten sterne so heißt man sie boliden verbreiten sie einen ganz außerordentlichen oft taghellen glanz so bezeichnet man sie als feuerkugeln 13255_13109_000074 es ist die sorte die nie ausstirbt und gegen welche götter selbst vergebens kämpfen sachte sachte professorchen lachte münchhausen sie sind auch nicht immer gläubig und haben sich schon manchmal mit ihren zweifeln verrannt 13255_13109_000075 solche kleingeister spötteln heute über die wünschelrute das hellsehen die weissagungen der propheten und wollen gar die geschichtlichkeit eines jesus leugnen genau wie jene akademiker an keine meteoriten glauben wollten 13255_13109_000076 es ist heute nicht anders es gibt jetzt noch genug vertreter dieser wissenschaftlichen beschränktheit die vor den augenfälligsten tatsachen wie der vogel strauß den weisheitgeschwollenen kopf in den sand stecken sobald ihnen etwas über den horizont geht 13255_13109_000077 und doch feiert man ihn ja man bewundert noch die kühnheit und list mit der er die eskimos hintergangen und bestohlen hat hätte er einem amerikaner solche wertgegenstände geraubt so käme er dafür ins zuchthaus 13255_13109_000078 sie erhöhten in ihrem teil den reiz des ganzen und der zauberhafte eindruck des farbenbunten lichtes hätte sicher einbuße erlitten wenn nicht die schatten es wirksam unterbrochen und gehoben hätten 13255_13109_000079 nachdem nun diese frage zu allgemeiner genugtuung erledigt war wurde eine entdeckungsreise auf dem neugetauften planeten unternommen gehen wir nach westen schlug der lord vor ich vermute dass der anblick dieser lichtwelt bei nacht am reizendsten ist und wir gehen in dieser richtung der sonne aus dem wege 13255_13109_000080 diese massiven felsen die sich aus der ebene erhoben stellenweise auch als tafelartige flächen in der ebene selber lagen bildeten die dunklen flecken die unsern freunden gleich zu anfang aufgefallen waren 13255_13109_000081 wir haben keine eile entgegnete flitmore da wir ja nun in sicherheit sind und es ist uns ein leichtes über nacht in der marsatmosphäre zu verweilen ich übernehme die erste nachtwache und werde den strom alle zehn minuten unterbrechen sodass wir wieder sinken 13255_13109_000082 john rieger konnte diesen erörterungen nicht recht folgen er hatte aber noch eine frage betreffend der meteore auf dem herzen die er jetzt anbrachte als die herren schwiegen sie haben so viele vorkommnisse von steinregen benannt herr professor 13255_13109_000083 gerät aber die erde in einen solchen meteorenschwarm so lässt die anziehungskraft der erde die meteore mit rasender geschwindigkeit stürzen beim eintritt in die dichtere erdatmosphäre werden sie ihrer lufthülle plötzlich beraubt der widerstand der luft streift sie ihnen gleichsam ab 13255_13109_000084 nun wurde die marsbahn endgültig verlassen und flitmore schlug vor nach dem jupiter dem koloss unter den planeten zu fahren und dann dem saturn einen besuch abzustatten ehe die rückreise nach der erde angetreten werde 13255_13109_000085 nun öffnete der lord die türe weit und dick und bobs sprangen vergnügt hinaus um alsbald an den rampen hinabzuklettern flitmore trat unter die türe und sah hinaus 13255_13109_000086 sehr gerne mein freund erwiderte der professor bereitwilligst wie du ganz richtig bemerkt hast sind meteore und sternschnuppen im grunde dasselbe es sind kleinere oder größere körper die im weltraum sich befinden 13255_13109_000087 wenn sie die erde erreichen sind sie durchaus nicht besonders heiß was eben daher kommen mag dass ihr sturz je tiefer desto langsamer wird die meisten aber kommen gar nicht bis zur erde herab weil sie hoch oben schon so heiß werden dass sie sich in gase auflösen 13255_13109_000088 dann stieg er als erster in die tiefe ein lautes ah des entzückens erscholl aus mietjes munde als sie hinter ihm aus der türe trat und auch die nachfolgenden hielten überraschte ausrufe der bewunderung nicht zurück 13255_13109_000089 alles schien durchleuchtet flitmore brach zuerst das schweigen lasst uns dieser wunderwelt die wir entdeckten und die uns einen neuen einblick in die schöpferische allmacht gewährt einen namen geben mietje nach dir möchte ich den lieblich und herrlich zugleich erschimmernden stern benennen 13255_13109_000090 so dass sie weiter unten nicht schneller stürzen als diejenigen die von anfang an langsamer fielen die erhitzung mag mehrere tausend grad betragen dabei kommen sie zum leuchten und schmelzen an der oberfläche wogegen sie im inneren ziemlich kalt bleiben 13255_13109_000091 ich habe es mein ganzes leben lang beobachtet wer die ewigen wahrheiten nicht glauben will verliert die fähigkeit des klaren denkens hält fantasien für beweise 13255_13109_000092 da jede neue schicht nur um sehr wenig geringere bewegung aufweist als die darunter liegende mochte dem sein wie ihm wollte jedenfalls war es tatsache dass man ganze schwärme von kleineren und größeren meteoren zu sehen bekam ein entzückendes feuerwerk 13255_13109_000093 sie haben ja recht behalten lord gestand schultze nun ein aber rätselhaft bleibt es mir warum wenn doch offenbar die reibung an der dünnen weltatmosphäre genügt um die meteore zu entzünden die irdischen sternschnuppen erst dann zum leuchten kommen wenn sie in die erdatmosphäre eintreten 13255_13109_000094 denn schuppen oder schnuppen sind in grunde schnuppe und schuppen können zwar lästig sein aber so ein hartnäckiger schnuppen ist doch noch weit unangenehmer aber noch weißt du nicht aus was für stoffen die meteore eigentlich bestehen 13255_13109_000095 und die lufthülle selber bleibt deshalb vor zu starker reibung bewahrt weil sie einen teil der weltatmosphäre mit sich fortreißt und diese bewegung mit der zunehmenden höhe nur immer schwächer wird sodass die reibung der erdatmosphäre mit der weltatmosphäre an keinem punkte stark auftreten kann 13255_13109_000096 das sind dann sternschnuppen gelangen sie jedoch bis zur erde so sind es meteore so nennt man sie aber auch wenn sie besonders groß und hell erscheinen 13255_13109_000097 über ihnen schwebten die beweglichen durchleuchteten nebelwolken die sich vom nachthauch getrieben in zerflatternden streifen über wiesen und auen hinzogen die berge die stellenweise zu überklettern waren zeigten sich stets von mäßiger höhe und boten keine besonderen schwierigkeiten 13255_13109_000098 es war als schritte man über diamanten rubine saphire und andre edelsteine hinweg die im eigenen glanze funkelten und bei jedem tritt bunt durcheinanderrollten mit melodischem klingen und wunderbarem geblitz und geflimmer 13255_13109_000099 ich denke daß wir auf der schattenseite ein herrliches schauspiel von leuchtenden sternschnuppen und meteoren genießen werden meinte er sie vergessen warf schultze ein 13255_13109_000100 diesem planetoiden den namen einer zwergprinzessin beizulegen sind doch diese weltkörper die zwerge unter den planeten und der von uns betretene scheint mir in seinem leuchtenden geschmeide eine prinzessin unter den asteroiden zu sein 13255_13109_000101 jedenfalls aber ihre reibung an der weltatmosphäre stark genug wird sie in weißglut zu versetzen john rieger lauschte mit offenem munde diesen großartigen ausführungen seines herrn die ihm um so mehr ehrfurcht einflößten als er nicht das mindeste davon begriff 13255_13109_000102 nun zeigte sich aber deutlich dass ähnliche katastrophen den unseligen mars schon früher heimgesucht hatten denn das neue dem meeresgrund entstiegene festland war mit städten und dörfern aus buntem gestein übersät 13255_13109_000103 wie in einem märchentraum waren die wandrer bisher dahingewandelt schwelgend in nie geahnter seligkeit des schauens jetzt brachte das altgewohnte licht des tagesgestirns das erwachen doch konnte es nicht die eindrücke verwischen die sich ihnen unauslöschlich eingeprägt hatten 13255_13109_000104 man glaubte den leuchtenden saft in den stengeln emporsteigen und in dem feinen geäder der blütenblätter kreisen zu sehen das weiße licht entstrahlte dem boden an stellen die des pflanzenwuchses bar waren und die aus leuchtender kreide oder kalkstein zu bestehen schienen 13255_13109_000105 sogar wissenschaftliche kommissionen untersuchten die aerolithen und trotzdem wollte die wissenschaft nicht daran glauben ja die französische akademie der wissenschaften erklärte es feierlich für einen blödsinn wenn man behaupte es könnten steine vom himmel fallen 13255_13109_000106 nein mein lieber verwahrte sich mietje entschieden weder fühle ich mich würdig einer solch außerordentlichen pracht meinen namen leihen zu lassen noch ist der schlichte klang dieses namens geeignet diese herrliche strahlende welt zu kennzeichnen sie bedarf eines klangvollen namens 13255_13109_000107 wunderbar erschien vor allem das silberleuchten der bäche die sich durch die auen schlängelten und der weißaufblitzende schaum der wasserfälle die sich von felsigen hügeln herabstürzten 13255_13109_000108 nun so sollst du jedenfalls das recht haben den namen zu wählen sagte ihr gatte und fügte höflich hinzu falls die herren nichts dagegen haben das wäre noch schöner rief schultze wir haben weder ein recht dazu noch wüßten wir eine würdigere wahl zu treffen 13255_13109_000109 sie reden da so viel äußerst belehrendes von den motoren oder sternschuppen aber wenn sie einmal die gütigste liebenswürdigkeit hätten mich genauestens aufzuklären was diese leuchtenden motoren von grund aus sind so wäre ich ihnen vorzugsweise verbunden 13255_13109_000110 bald waren alle unten versammelt es schien eine wiese zu sein die sie betreten hatten und das gras leuchtete in grünem schimmer von innen heraus aber auch der erdboden selber wo er zwischen den gräsern sichtbar wurde phosphoreszierte in weißem und gelblichem schimmer 13255_13109_000111 es war ein überraschendes bild das sich nun unsern freunden bot der meeresgrund hatte sich gehoben und das bisherige festland das sich gesenkt hatte war vom meer bedeckt wenigstens zum größten teile 13255_13109_000112 selbst wenn sie jahrzehnte hindurch von den verschiedensten beobachtern bestätigt werden durchaus keine gewähr der richtigkeit bieten wie schon die berühmten marskanäle beweisen 13255_13109_000113 den sie so lange unter strengstem geheimnis gehütet hatten in new york erhielt er zweihunderttausend mark für seinen raub ob er wohl das sündengeld mit gutem gewissen eingesackt hat 13255_13109_000114 als die sannah auf dem planetoiden landete begab sich der lord mit schultze in den untersten raum dessen wände auf der oberfläche des weltkörpers aufruhten hier wollte er abwarten ob eine merkliche erhitzung der wandungen stattfinde ehe der ausstieg gewagt wurde 13255_13109_000115 anfangs waren es nur einzelne kleine meteoriten die die umhüllung des schiffes trafen bald aber prasselte es auf sie hernieder wie ein regelrechtes hagelwetter beschädigt wurde die solide hülle nicht denn die meteore waren wohl auch nicht größer als 13255_13109_000116 auch dieser vorschlag fand keinen widerspruch und so wanderten unsere freunde durch die leuchtenden auen von einem entzücken ins andere geratend der grünen wiese schloss sich eine blumige au an die roten gelben und blauen blumen strahlten jede ihr eigentümliches licht aus 13255_13109_000117 eine zahl und eine katze halten sie für propheten und den prophetischen geist begreifen sie nicht nirgends sieht man es so deutlich bewiesen da sie sich für weise hielten sind sie zu narren geworden so ist es immer sagte der kapitän mit ungewohntem ernst 13494_13109_000000 in diesem augenblick erschienen dick und bobs die bisher auf eigene faust in der umgegend entdeckungen gemacht und sich an den herrlichen früchten der wälder edens gelabt hatten 13494_13109_000001 es wäre mir doch eine interessant zu prüfende frage hob der diener des lords an ob hier das holz von unserer erde im wasser ebenso untersinkt wie auf dem saturn der fall sich augenscheinlich ereignete 13494_13109_000002 da die anziehungskraft des ersten sie noch genügend zurückhielt die meisten sternbilder am nördlichen und südlichen himmel erschienen durchaus nicht viel anders als von der erde aus gesehen die entfernung dieser gestirne war so groß dass die dreieinhalb lichtjahre die man ihren näher beziehungsweise ferner gekommen war 13494_13109_000003 sogar nach menge und mischung können sie erkannt werden auf diese weise weiß man die stoffe welche in der sonne und den sternen enthalten sind das spektroskop verrät sie uns 13494_13109_000004 sternschnuppenregen und meteorsteinfälle wandte heinz ein tatsächlich werden eben doch teile eines kometen oder seines schweifes von der erde angezogen gewiss 13494_13109_000005 es wäre wirklich interessant zu erleben welcher von beiden es gewinnt kommt die sannah los vom kometen amina so führt dieser andere komet wahrscheinlich zurück nach unserem sonnensystem wirklich hochinteressant sagte der kapitän spottend nur schade dass wir das ende des kampfes nicht erleben 13494_13109_000006 aber sie sind doch nicht durch wasserstoff zu solcher fülle gebläht viel mehr als luftiges gas wird meine leibeshülle zur zeit nicht enthalten behauptete der schalk wenigstens fühle ich mich ganz leer und ausgehungert obgleich es eine schande ist dies zu gestehen angesichts dieser paradiesischen landschaft 13494_13109_000007 das ist derselbe fraunhofer dem wir vorzüglich auch die fortschritte der spektralanalyse verdanken john schnappte auch diese worte sofort auf und sagte bescheiden wenn es ihnen nicht zuviel sein dürfte herr professor meine wenigkeit auch 13494_13109_000008 das okular muss in der richtung der erdbewegung um so viel zurückliegen als sich die erde vorwärts bewegt in der zeit die das licht braucht um den weg vom objektiv bis zum okular zurückzulegen 13494_13109_000009 jedenfalls wäre klar warum der komet unsere fliehkraft mit geladenen sannah anziehen und mit sich fortreißen müsste ich begreife sagte der professor und teils die rasende geschwindigkeit der fahrt teils das vorhandensein anziehender elemente im schweife verhinderten es dass wir durch ausschalten des stroms freikommen konnten 13494_13109_000010 das alles heischte sein recht und nötigte zu immer neuen ausrufen des staunens in jedem hinblick glaubte irgend wer in der gesellschaft etwas neues entdeckt zu haben das alles bisher geschaute in schatten stellte und man machte einander aufmerksam darauf und augen und seelen feierten einen ununterbrochenen festtag beseligenden genießens 13494_13109_000011 es eilte ihm offenbar ungeheuer und er konnte es nicht abwarten bis die da drinnen ihm den zugang frei legten er drückte auf den knopf und langsam drehte sich die dicke metallplatte in ihren scharnieren nun musste die luft vollends in den leeren raum entweichen aber was machte das schließlich aus sie war ja gift und ein rasches ende konnte nur willkommener sein als ein langwieriger todeskampf 13494_13109_000012 als sie mit dem abwärtsklettern begannen hatten sie wieder das gleiche gefühl wie am morgen als sie auf der strickleiter die sannah verließen es schien ihnen als kostete jeder schritt eine besondere anstrengung als gälte es ein unsichtbares hindernis zu überwinden ja als gehe es nicht eigentlich bergab sondern sehr steil aufwärts 13494_13109_000013 niemand verhehlte sich die furchtbare gefahr in der alle schwebten das schreckliche schicksal das ihnen drohte vorerst gelang es ja immer noch mittelst der reichen vorräte an gepresstem sauerstoff und ozon eine gesunde luft in den zimmern zu erhalten 13494_13109_000014 diese sterne gehören sozusagen dem algoltypus an oder wie freund john sagt dem alkoholtyphus nur dass ihre begleiter nicht dunkel sind sondern selbstleuchtende sonnen manche allerdings schon im erlöschen begriffen wie bei sirius 13494_13109_000015 begreifst du nun dass die entfernung von alpha centauri eine kleinigkeit ist allerdings sozusagen nach der verhältnismäßigkeit betrachtet nun gibt es aber möglicherweise unter den fixsternen riesige sonnen gegen die auch diese unausdenklichen kolosse nur sonnenstäubchen sind 13494_13109_000016 diese zeit ist zwar sehr kurz aber doch ist die erde inzwischen weitergeteilt und die richtung des fernrohrs hat sich verschoben um daher den stern überhaupt durch das fernrohr sehen zu können und ihn dauernd zu beobachten muss man dem rohr eine andere richtung geben als die strahlen des sternes eigentlich verfolgen 13494_13109_000017 dabei wurden sämtliche irgend vorhandenen luken geöffnet um die verdorbene luft entweichen und die frische atmosphäre einströmen zu lassen und sagen dass wir um ein haar allesamt elend erstickt wären da uns die lebensluft noch rings umgab sagte münchhausen gestorben wären wir nur weil wir nicht wussten dass es eigentlich gar keine not hatte 13494_13109_000018 ich fühle mich leichter als eine feder in meiner zartesten jugend fühlte ich mich nie so frisch ich bin mehr als verjüngt wirklich neugeboren so wenig gewicht spüre ich mehr daß ich kaum herabkomme es ist mir 13494_13109_000019 aber da geschah ein wunder ende von abschnitt fünfunddreißig aufgenommen andre tesch w w w punkt instagram punkt com schrägstrich lyrical w b 13494_13109_000020 so wurde der polarstern als doppelstern mit viertägiger periode und bloß drei kilometern sekundengeschwindigkeit erkannt sein begleiter muss ihn also äußerst nahe sein man hat tausende solcher doppelsterne entdeckt und kann getrost sagen sie scheinen die regel zu bilden und ein sonnensystem wie das irdische mit einer einfachen sonne ist eine ausnahme 13494_13109_000021 begann immer mehr etwas beklemmendes und beängstigendes auf die gemüter auszuüben wo war man wo eilte man im unendlichen ins endlose 13494_13109_000022 münchhausen allein war sitzen geblieben er konnte die reste seines mahles nicht im stiche lassen weil zufällig einmal das wasser aufwärts floß was ja weiter nicht gefährlich sein konnte und ihn daher ziemlich kalt ließ 13494_13109_000023 und wirklich eine kletterpartie darstelle die mühsam und ermüdend hätte sein müssen wenn der ozonreiche äther den sie atmeten sie nicht mit solcher morgenfrischer jugendkraft und überschwellender lust die neuen kräfte zu betätigen erfüllt hätte 13494_13109_000024 groß war auch die verblüffung als auch da keine messbare parallaxe der fixsterne zu finden war erst mittels äußerst verfeinerter instrumente gelang es struve achtzehnhundertsechsunddreißig und bessel achtzehnhundertneununddreißig die erste fixsternparallaxe zu messen 13494_13109_000025 oder gar die korona der sonne durchsaust zwar zertrümmert und aufgelöst werden kann niemals aber auf diese weltkörper fällt auch das stimmte der lord zu nun aber zieht fliehkraft die fliehkraft an 13494_13109_000026 hier soll eben ihre wissenschaft vollends gründlich zu schanden werden lachte der kapitän in der fernen ebene konnte man hügel und täler flüsse und seen erkennen unter anderem auch einen sehr großen see mit mehreren inseln 13494_13109_000027 der gebildete diener wusste nämlich dass der tee aus china stammt und glaubte daher der fremdartige name der teemaschine müsse chinesisch sein er hat gar nicht so unrecht mit dem semaphor nahm ihn der kapitän in schutz die aufsteigenden dämpfe des biedern kessels sind wahrhaftig telegraphische zeichen die von ferne einen köstlichen labetrank ankündigen 13494_13109_000028 wir können also für den stern keine parallaxe finden je weiter wir jedoch von einander entfernt sind desto mehr werden sich die teleskope gegen einander neigen wenn wir sie auf denselben punkt richten man könnte also hoffen die parallaxe eines sterns zu finden 13494_13109_000029 na na bruddelte münchhausen in komischer entrüstung als er jetzt den boden betrat sie bleiben doch stets unvernünftig einsichtslos und zweifelsüchtig oller professor warten sie nur ab 13494_13109_000030 oder zusammengesetzten formen emporstrebend im hintergrunde ragten wälder von früchtebeladenen bäumen empor teils schlanke teils knorrige stämme mit zweigen voll anmut im schwunge der linien 13494_13109_000031 canopus der hellste stern am südlichen himmel gar zweihundertneunundsechzig lichtjahre entfernt er leuchtet zehntausend bis fünfzehntausend mal so hell als die sonne und ist anderthalb millionen mal so groß das ist das mindeste er kann auch hundert tausend und millionen mal größer sein das entzieht sich unserer berechnung 13494_13109_000032 wie sie jetzt wissen dürften dabei machte der unvorsichtige eine ungeschickte bewegung die an solch ausgesetzter stelle lebensgefährlich war und tatsächlich er glitt aus und stürzte ins leere 13494_13109_000033 anzugehören von der erde aus betrachtet sind wir hier unter den fixsternen von hier aus betrachtet aber sind uns die fixsterne ebenso entlegen wie der erde wogegen uns die irdische sonne einen bestandteil des fixsternhimmels auszumachen scheint ende von abschnitt fünfunddreißig aufgenommen von andre tisch 13494_13109_000034 mit blättern gleich durchbrochenen spitzen in allen erdenklichen musterungen und das alles blinkte und glitzerte wo es das licht zurückwarf während es vollkommen durchsichtig erschien wo die strahlen hindurchdrangen 13494_13109_000035 wunderwelten von friedrich wilhelm mader abschnitt ein wunder schultze der der öffnung ganz nahe stand spürte einen frischen luftzug hereinwehen 13494_13109_000036 auch münchhausen beteiligte sich mit eifer an dem heiteren gehüpfe nachdem er sich überzeugt hatte dass es kein traum war sondern dass er wirklich gleich allen andern eine neue reizvolle fähigkeit besaß 13494_13109_000037 ihm passte das ersticken durchaus nicht und er sehnte sich nach einer frischen seebrise so murmelte er denn hie und da etwas vor sich hin das nicht danach klang als habe er mit der schnöden welt bereits abgeschlossen 13494_13109_000038 da ist es immerhin möglich dass wir auf einem dunklen stern landen wieso dunkle sterne gibt es sozusagen auch rief john aufs neue überrascht gewiss bestätigte der lord unsere erde ist ein solcher stern ebenso diese planeten 13494_13109_000039 ich ahnte was geschehen und blickte durch das seitenwandfenster in den raum der durch das licht des kometen erhellt wurde das durch die zertrümmerte decke eindringt eine tiefe niedergeschlagenheit bemächtigte sich aller nur john entfernte sich stillschweigend 13494_13109_000040 richtet man nun ein fernrohr auf einen stern so braucht der lichtstrahl der das äußerste ende des teleskops das objektiv trifft einige zeit um bis zum untern ende dem okular zu gelangen 13494_13109_000041 und das nennen sie dann eine kleinigkeit das tun sie wohl sozusagen aus spaßhaftigkeit ja ja mein sohn denn solche zahlen sind so ungeheuerlich dass man seinem humor etwas aufhelfen muss wenn man von ihm redet sonst steht einem der verstand still 13494_13109_000042 john aber ließ sich nicht drausbringen wie sieht es denn aber wohl aus auf dem alphasaurus zu dem wir hinfliegen fragte er jetzt dieser stern ist der dritthellste am firmament aber nur von der südlichen erdhalbkugel aus zu sehen 13494_13109_000043 brummte münchhausen und nun ward es wieder stille im zimmer man hörte nur noch stöhnen und röcheln flitmore beugte sich über seine gattin sie hatte das bewusstsein verloren und würde es wohl auch nicht wiedererlangen es wäre zwecklos und grausam gewesen sie wieder zur besinnung zurückzurufen zu wollen 13494_13109_000044 münchhausen jedenfalls brauchte noch luft zum leben das spürte er nur zu sehr john aber rief herab es herrschen ja sozusagen die herrlichsten atmosphärischen verhältnisse hier draußen wirklich werter herr kapitän eine köstliche atmosphäre 13494_13109_000045 ja sagte schultze gekränkt das gebietet doch die vernunft sind hier einmal die naturgesetze auf den kopf gestellt so muss uns das doch auch für alle fälle gelten aber einmal so einmal anders das ist wissenschaftlich einfach unzulässig nanu 13494_13109_000046 auch mehrere inseln tauchten aus den fluten des ozeans auf darunter sehr ausgedehnte und manche mit gebirgsmassen von erstaunlicher höhe die wie dunkle 13494_13109_000047 flitmore aber sagte unser freund hat recht erledigen wir zuvor dieses leibliche bedürfnis dann können wir unsere entdeckungsreise umso länger ausdehnen es wäre schade wenn eingetretener hunger uns frühzeitig zu deren unterbrechung oder gar zur rückkehr nötigte 13494_13109_000048 er lebt noch er bewegt sich er scheint ganz munter das ist ja die reinste unmöglichkeit inzwischen war john außen auf die dicke scheibe niedergekniet winkte und klopfte aus leibeskräften 13494_13109_000049 es gibt aber nicht bloß doppelsterne sondern auch vielfache systeme wie auch schon die nebelflecke ein bis vier zentralkerne aufweisen man hat bis zu neunfachen systeme entdeckt 13494_13109_000050 seine lunge keuchte und röchelte und seine kiefer umsonst nach luft schnappten ein dunkler nebel umfing seine sinne aber der gleiche gedanke der mietje bewogen hatte sich opfern zu wollen dämmerte auch im hintergrund von johns seele als er zur luke hinaufkletterte er wollte von dem letzten restchen luft seinem herrn nichts mehr wegatmen 13494_13109_000051 aus der verschiebung dieser linien konnte man die umlaufszeit nach sekundenkilometern berechnen selbst ohne die entfernung der betreffenden himmelskörper zu kennen alle spektroskopisch entdeckten doppelsterne haben sehr kurze umlaufzeiten von einem tag bis zu drei jahren 13494_13109_000052 andrerseits befürchte ich dass wir dort unten einer ganz unerträglichen hitze ausgesetzt werden da die temperatur auf diesen höhen so milde ist während man sie sich unter ewigem eis und schnee begraben erwarten durfte das werden wir ja auch sehen 13494_13109_000053 auch ein einziges mal eine luke ein klein wenig geöffnet so wäre uns frische luft entgegengeströmt natürlich sagte der lord wieder das wagten wir nicht daran dachten wir überhaupt nicht weil wir stets im wahne befangen waren dort außen gebe es keine luft die wir atmen könnten 13494_13109_000054 heinz und münchhausen in die nase gedrungen da raffte sich der kapitän auf und bewegte seine leibesmasse schwerfällig empor um die köstliche atmosphäre aus erster hand zu genießen als er mit kopf und brust aus der luke emporgetaucht war 13494_13109_000055 wohl aber merkwürdige felsbildungen in den tälern und ebenen wie auch auf einzelnen höhen blöcke türme zacken und schroffen die vereinzelt aufstrebten aber meist so dicht beieinander standen dass sie den eindruck von dörfern und städten dem unbewaffneten auge leicht vortäuschten 13494_13109_000056 herrscht bei ihnen eine abscheuliche stickluft rief john hierein indem er den kopf in die luke steckte kommen sie doch schnell alle heraus kannst du denn schnaufen im luftleeren raum 13494_13109_000057 da er neunundzwanzig sonnenentfernungen von dieser hat während neptun sich in hundertfünfundsechzig jahren um die sonne bewegt braucht die nebensonne unser alpha centauri einundachtzig jahre um ihr zentralgestirn zu umkreisen welches etwa die doppelte größe der irdischen sonne hat und nun 13494_13109_000058 flitmore fand zuerst seine fassung wieder wie schwer können wir uns doch von alt eingewurzelten vorstellungen losmachen sagte er haben wir es nicht selber erst vor kurzem äh genüge erprobt wie leicht die luft hier unsere körper trägt wie schnell wir das emporkommen und wie gemächlich das niedersinken erfolgt und doch konnten wir die folgerungen daraus nicht ziehen 13494_13109_000059 man fand für den stern einundsechzig im schwan auf diese weise eine entfernung von neuneinhalb lichtjahren bessel dankte seinen erfolg dem von fraunhofer hergestellten vorzüglichen heliometer 13494_13109_000060 auch weitere versuche mit blättern und zweigen die in den bach geworfen wurden bestätigten dies das ist um den verstand zu verlieren grollte der professor der sich nicht beruhigen konnte wie soll man denn so etwas erklären 13494_13109_000061 in wirklichkeit sind sie durch himmelweiten von einander getrennt und sind durchaus nicht das was man doppelsterne und mehrfache systeme nennt die wirklichen doppelsterne sind zwei sonnen eines sonnensystems deren eine die andere umkreist 13494_13109_000062 diese chinesischen ausdrücke kann ich sozusagen nicht genau behalten weil die chinesische sprache in meiner schule nicht gelernt wurde und sie verstehen ja schon ob ich nun semaphor oder samopher sage was ja ziemlich einerlei klingt 13494_13109_000063 und das merkwürdigste ist man fällt gar nicht herunter von der sannah ich bin vom nordpolfenster bis hier heraufgestiegen wie ich der meinung nach gesagt haben würde aber in wirklichkeit konnte ich von einer steigung nichts verspüren 13494_13109_000064 es ist klar sagte er endlich mit schwacher stimme ein neuer komet ist die ursache des verhängnisses dieser neue komet ist durch den schweif der amina gefahren und ein fester bestandteil seines eignen schweifes hat unsre sannah getroffen 13494_13109_000065 verzichten wir vorerst auf eine erklärung meinte flitmore gewöhnen wir uns vielmehr gleich an den gedanken daß die naturgesetze unserer kleinen erdenwelt nicht auf allen welten gleiche gültigkeit haben 13494_13109_000066 aufgelösten massen dieses stoffes mit solcher wucht von der sonne abgestoßen werden daß sie einen schweif von vielen millionen kilometern bilden das würde auch erklären fügte schultze bei warum ein komet wenn er durch die geschwindigkeit seines laufes die zentrifugalkraft bis zu einem gewissen grade unwirksam machend dem jupiter sehr nahe 13494_13109_000067 münchhausen lachte herzlich da haben wir's einmal wieder sagte er vor kaum einer stunde gebärdete sich der professor wie rasend weil einmal ein bach bergauf fließt und jetzt erscheint es ihm bereits unbegreiflich wieso einer bergab fließen könne 13494_13109_000068 doch er war kein hasenfuß und kein zweifler gewiß fand er sich auch noch in sein schicksal er mußte nur zuvor noch einiges überwinden im stillen bewunderte er professor schultze 13494_13109_000069 nun war es heraus jetzt aber wandte er sich zurück und rief in die stube hinab was wollt ihr denn dort unten noch länger mit der atemnot kämpfen macht dass ihr herauskommt tatsächlich ist hier draußen eine luft die lebendig und gesund macht 13494_13109_000070 und die landschaft die sie von unten her anlachte übte einen solchen zauber auf sie aus dass sie wirklich nicht wussten ob das ein traumbild sei oder wirklichkeit seine könne übrigens überkam alle das seltsame gefühl als ob der abstieg einen ganz außerordentlichen kraftaufwand erfordere 13494_13109_000071 eilen wir in die küche ein festmahl zuzubereiten so rasch wir eines zustande bringen wir müssen uns heut aller geburtstag feiern brava rief münchhausen brava mylady das ist ein genialer gedanke in der tat wir sind heute zu allen neuem leben wiedergeboren 13494_13109_000072 aber niemand konnte wissen wie lange diese fahrt noch dauern werde und ob sie überhaupt zu einem ziele führe ja nach menschlicher voraussicht schien es höchst unwahrscheinlich dass in absehbarer zeit ein weltkörper erreicht werden könnte der menschliche wesen die notwendigen lebensbedingungen gewähren würde 13494_13109_000073 somit wäre das weltschiff aus der gezwungenen gefolgschaft der amina befreit worden offenbar dadurch dass der neue komet die sannah ebenfalls angezogen hatte ohne sie jedoch ganz mit sich fortreißen zu können 13494_13109_000074 so wurde denn zuvor das mittagsmahl bereitet und getafelt und steter heiterkeit und in dauernd gehobener stimmung eine wirkung welche der wunderbaren luft und der herrlichen landschaft wohl mit recht zugeschrieben werden konnte 13494_13109_000075 mit den beiden punkten bildet an denen die durch unsere teleskope gehenden strahlen des beobachteten punktes den fußboden treffen wir können also ausrechnen wie weit der betreffende punkt vom fußboden entfernt ist 13494_13109_000076 bald waren alle um münchhausen versammelt und schüttelten ihm anerkennend die hände als ob es absicht und wagemut gewesen wäre die ihn veranlasst hätten ihnen das dankenswerte beispiel zu geben 13494_13109_000077 aber noch mehr hat es uns verraten wenn eine lichtquelle sich rasch bewegt so verschieben sich die spektrallinien gegen das violette ende des farbenspektrums wenn sich die lichtquelle nähert gegen das rote ende wenn sie sich entfernt 13494_13109_000078 brachen in ein krampfhaftes gelächter aus denn ein solcher anblick überbot doch alles was sie je komisches gesehen münchhausen schnellte nämlich wohl drei meter hoch in die luft der luftballon war fertig majestätisch schwebte sie in der höhe diese menschliche kugel und langsam senkte sie sich wieder herab 13494_13109_000079 und könnten doch wissen wie leicht wir hier schwebend hinab können nun aber man los aber der professor musste nun an sich selber erfahren dass lady flitmore doch nicht so unrecht gehabt hatte mit ihrer bemerkung denn als er den weniger schroffen seitenhang verließ und an den rand der jähen felsmauer trat 13494_13109_000080 so durchsichtig zeigten sich die blütenblätter daß man tatsächlich wie durch feinstes buntes glas den hintergrund deutlich durchschimmern sehen konnte je nachdem aber das licht auffiel wurde es in den zartesten farben zurückgeworfen so daß farbige 13494_13109_000081 ehe wir ihm die gebührende ehre angetan haben ihnen wäre dies gewiss auch sehr schmerzlich lachte der lord aber sie haben recht alles hat seine zeit also john gedulde dich nach dem essen will ich dir auseinandersetzen woher man weiß dass es dunkle sterne gibt auch wenn man sie nicht sehen kann 13494_13109_000082 der mangel an lebensluft und stoffwechsel ließ keinen rechten hunger aufkommen nicht einmal bei mir bestätigte der kapitän was viel sagen will spottete schultze komm john gebot lady flitmore 13494_13109_000083 dadurch tritt eine scheinbare verschiebung des sternes ein das heißt man sieht ihn nicht genau an der stelle des himmels wo er sich eigentlich befindet oder vielmehr befand als das licht von ihm ausging das jetzt unser auge trifft 13494_13109_000084 gab flitmore zu wir müssen uns eben vorstellen dass zwar die fliehkraft in den kometen überwiegt einzelne bestandteile aber doch positiv magnetisch sind gerade das könnte die lockere schweifbildung erklären da sich dann bestandteile darin finden würden die einander bis zu einem gewissen grade abstoßen müssten 13494_13109_000085 daraus hat man bei den fixsternen die sich auf die erde zu oder von ihr weg bewegen sogar die schnelligkeit der bewegung berechnen können ich meinte aber die fixsterne bewegen sich nicht wandte john ein das glaubte man wohl früher jetzt aber weiß man dass sie ihre eigenbewegung haben 13494_13109_000086 wunderwelten von friedrich wilhelm mader abschnitt in der fixsternwelt die frische luft regte den appetit mächtig an und münchhausen war der erste der dies bemerkte wie wäre es 13494_13109_000087 da wir ja so hoch sprangen dass unter irdischen bedingungen der sturz auf den erdboden zurück verhängnisvoll hätte werden müssen entgegnete der lord ja toren sind wir bestätigte schultze da plagen wir uns mit dem beschwerlichen abstieg der zwar nicht ermüdet aber äußerst langwierig werden muss 13494_13109_000088 so stelle ich es mir allerdings vor sagte der lord nun hat uns der andere komet aus dem anziehungsbereich der amina fortgerissen ohne uns jedoch festhalten zu können weil die miteinander streitenden kräfte unserer sonne schließlich an die grenze der anziehungssphäre beider kometen brachten 13494_13109_000089 ihr sollt nicht so lange leiden müssen sagte er wir wollen alle drei hinaussteigen wo keine luft ist dann sind wir gleich tot gleichzeitig begab er sich zur luke um sich mit den affen in den leeren raum zu stürzen 13494_13109_000090 ebenso gut kann man dies erreichen wenn ein einzelner beobachter von demselben ort aus den stern zu verschiedener nachtzeit beobachtet wenn die umdrehung der erde seinen standpunkt um etliche tausend kilometer verschoben hat 13494_13109_000091 um schließlich vielleicht in eine ferne sonne zu stürzen und in einem augenblick in glühende gase aufgelöst zu werden mit allem was sie enthielt john allein blieb im innersten ganz ruhig und vergnügt weil er nicht so klar sah und meinte 13494_13109_000092 rief die lady alles andre vergessend wir wollen uns auf unser ende vorbereiten erwiderte flitmore dumpf es ist keine hoffnung mehr für uns mit dem leben davonzukommen 13494_13109_000093 das mit größter überraschung und einem wahren jubelausbruch begrüßt wurde denn seit dem verlassen des irdischen sonnensystems war das blasse licht des kometen und der schein der elektrischen glühbirnen der sannah das einzige licht gewesen das man gekannt sofort nach beendigtem mahl eilten alle ins freie um das neue schauspiel zu genießen 13494_13109_000094 ferner unterbrechen auch helle und farbige linien das spektrum und kirchhoff und bunsen wiesen nach dass man aus diesen streifen linien und bändern genau die stoffe erkennen kann die sich als glühende gase in einer lichtquelle befinden 13494_13109_000095 sollte eine solche sinnestäuschung möglich sein fragte heinz der bach scheint doch ein ziemliches gefälle zu besitzen und nun erweist er sich als ein zufluss zum see und nicht als ein abfluss das gelände muss also dorthin ansteigen und nicht abwärts gehen wie es doch aussieht 13494_13109_000096 blieb er atemlos stehen und stützte sich mit den armen auf den türrahmen und jetzt atmete und pustete er wie eine dampfmaschine he mahnte schultze machen sie dass sie vollends herauskommen münchhausen schüttelte den kopf muten sie mir keine übermenschlichen anstrengungen zu hier will ich verschnaufen ah herrlich köstlich 13494_13109_000097 sodass sie sich einander bis zu der entfernung nähern wo anziehung und abstoßung sich ausgleichen und einander aufheben nun scheint mir in der kometenmaterie die fliehkraft zu überwiegen daher kommt es dass die durch die 13494_13109_000098 sterne die durch die sichtbare veränderung ihrer lage bestimmt werden konnte beträgt im mindestmaß fünf komma sieben jahre doppelsterne mit noch kürzerer umlaufzeit stehen einander zu nahe um auch mit den besten teleskopen noch getrennt gesehen werden zu können hier hat uns denn das spektroskop neue enthüllungen gebracht 13494_13109_000099 damit warf er ein holzscheitchen weit hinaus in den bach der den abfluss des sees zu bilden schien denn man befand sich hier am äußersten ende des letzteren alle sahen dem scheite nach aber höchstes erstaunen spiegelte sich in ihren mienen und schultze sprang auf die beine mit dem rufe 13494_13109_000100 eine geschlagene viertelstunde bieten wir ihnen zum ergötzen und zur erleichterung das nie gesehenste schauspiel jetzt wollen wir unsererseits uns an ihren sprüngen weiden ja lieber sagte mietje versuche es doch auch einmal ich sage dir ein herrlicheres gefühl kann es nicht geben 13494_13109_000101 war der wandel im freien wahrhaftig zu nennen nicht nur wegen der gesunden luft die begrifflicher weise anfangs allen das wichtigste war sondern auch wegen der wechselnden aussicht die man auf den sternenhimmel genoss die oberfläche der kugel mit ihren mehr als dreiundsechzigeinhalb ar 13494_13109_000102 in der tat konnte ein wonnigeres gefühl kaum geben als dieses leichte mühelose emporsteigen in die balsamischen lüfte und dann dieses sanfte herabschweben alle körperliche schwere schien abgestreift und wie ein freier beseligter geist kam man sich vor 13494_13109_000103 aus der entfernung in der wir uns jetzt befinden sehen wir keinen einzigen der planeten unseres sonnensystems mehr ebensowenig sehen wir von der erde aus die dunklen weltkörper der fixsternwelt die kein eigenes licht mehr haben 13494_13109_000104 sein herr wisse wohl wo er hinfahre und wo er landen werde inzwischen sparte flitmore die sauerstoffvorräte so viel als möglich um die endkatastrophe so weit hinauszuschieben als es nur immer anging 13494_13109_000105 ich habe nun auch eine erklärung dafür gefunden warum der komet amina uns entführt hat sie wissen meine herrn dass nach meiner ansicht alle körper mit anziehungskraft und fliehkraft ausgestattet sind und sich demnach gleichzeitig anziehen und abstoßen 13494_13109_000106 und nun krabbelte er vollends heraus jetzt kamen der lord und heinz nach die mietje an die freie luft emportrugen die lady war noch immer ohnmächtig als sie aber draußen in die sauerstoff 13494_13109_000107 ich hab's rief heinz haben sie nicht auch jules vernes buch hektor servadac gelesen herr professor da wird ja eine ganz ähnliche erscheinung geschildert die ganz einfach aus der geringen anziehungskraft zu erklären ist 13494_13109_000108 und dass die rückfahrt in unser sonnensystem uns ziemlich einerlei sein kann denn was kümmerts uns wo unser großer sarg landet ja wenn sie uns verkünden könnten 13494_13109_000109 ich bezweifle sagte er ob wir in drei tagemärschen das tiefland erreichen können wir haben durchaus keine eile erwiderte flitmore gewiß nicht wenn uns die lebensmittel nicht ausgehen gab der professor zu 13494_13109_000110 ein verhängnisvoller zusammenstoß gott sei uns gnädig was war das schrie lady 13494_13109_000111 erwiderte münchhausen seelenruhig und erhob sich nicht mehr gehen meinen sie hüpfen kann ich tanzen springen wenn sie wollen das essen hat mich rein gar nicht beschwert wie es ja bei meiner mäßigkeit auch nicht anders denkbar ist im gegenteil ich fühle mich noch leichter als zuvor seit ich wieder etwas im magen habe 13494_13109_000112 schultze in seiner ratlosen aufregung über das haarsträubende wunder das seiner aussicht nach jedermann alles andere hätte vergessen lassen sollen empörte sich heillos über münchshausen bodenlose gleichgültigkeit 13494_13109_000113 es ist für uns von großem interesse wenigstens die richtung unserer fahrt kennen zu lernen meinte flitmore aber haben sie auch die aberration in betracht gezogen 13494_13109_000114 und siehe da die schimpansen kamen sozusagen durch die luft geflogen denn sie machten fünf bis sechs meter hohe sätze und mochten mit jedem dieser sprünge ihre fünfundzwanzig meter zurücklegen 13494_13109_000115 so scheinen uns die beiden gestirne von hier aus recht nahe beieinander in wirklichkeit sind sie fünfundzwanzig mal weiter voneinander entfernt als unsere erde von ihrer sonne also beinahe so weit als unsere äußersten planeten neptun von der erde entfernt ist 13494_13109_000116 doch was ihnen den ganz besondern reiz gab war ihre unendliche zartheit die selbst die frühlingsblüten der erde in schatten stellte wie ein lichthauch wie ein körperloser duft so wiegten sich diese sterne und kelche in der balsamischen luft die von ihren tausend wohlgerüchen erfüllt war 13494_13109_000117 da sind ja sozusagen zwei sonnen rief john aufs höchste überrascht wenn ich mir erlauben darf mich nicht wesentlich zu täuschen was nicht der fall sein dürfte alle sahen empor nach den blendenden tagesgestirnen die allerdings zu zweit anscheinend dicht neben einander am himmel leuchteten so merkwürdig dies aussah 13494_13109_000118 dabei wirkten diese durchsichtigen formen vielfach wie kristalle und prismen brachen tausendfach die lichter in allen regenbogenfarben wodurch je nach der eigenen färbung des gegenstands und der farbe der durchscheinenden strahlen die wundersamsten 13494_13109_000119 überall war ich oben und wenn ich dann meinte ich müsste mit größter vorsichtigkeit an der rampe hinunterklettern weil es überall rund hinunter ging so war das auch wieder gar nicht so und keinerlei redensart von einem vorhandenen abstieg sondern immer nur oben die affen springen um die ganze sannah rings herum 13494_13109_000120 über diesen mir noch dunklen punkt aufzuklären so wäre ich besonders dankbar was ich schon lange wünsche zu erfahren was mit dieser spektral anna liese für eine bewandtnis hat 13494_13109_000121 was ist das wenn sie gestatten ein lichtjahr das ist der weg den das licht in einem jahr zurücklegt nämlich die kleinigkeit von neuntausendvierhundertdreiundsechzig milliarden kilometern 9514_13109_000000 von diesen werden etwa dreißigtausend durch die stahlkammern ausgefüllt die gepressten sauerstoff enthalten und ungefähr achttausend sind mit ozon angefüllt denn was wir vor allem brauchen ist luft gesunde stets erneuerte luft 9514_13109_000001 die äußersten kammern unter der oberfläche sind durch besondere gänge miteinander verbunden die ich meridiangänge benenne weil sie gleichsam als innere längen- und breitengrade im innern der kuppel verlaufen 9514_13109_000002 mit all den genannten räumen aber warf schultze ein ist der raum ihrer kugel noch lange nicht ausgenützt gewiss nicht mein weltschiff hat einen umfang von hunderteinundvierzig komma drei metern 9514_13109_000003 dann gab es noch gar vieles zu berichten über ihre erlebnisse und arbeiten in der zeit da sie den lord nicht mehr gesehen punkt zehn uhr jedoch hielt flitmore seine häusliche abendandacht worauf sich alles zur ruhe begab 9514_13109_000004 mietje seine gattin eine geborene burin aus südafrika gab sich keinerlei mühe ihre gefühle hinter gemessener würde zu verbergen sie kam den freunden mit strahlendem lächeln entgegen und schüttelte allen kräftig die hand 9514_13109_000005 dieser mittelraum bildet die grundlage für die einzelnen zimmer die von ihm nach sechs seiten hin ausstrahlen bis an die hülle hin jedes dieser zimmer fünf meter breit und etwa drei meter hoch sodass sich allemal fünf solcher säle übereinander befinden deren äußerster als wohn- und beobachtungszimmer dient 9514_13109_000006 das uns auf einer reise voll unbekannter gefahren zur heimat werden soll freut mich rief münchhausen mit sannah bin ich mit besonderer vorliebe gereist und ich bin überzeugt diese neue sannah wird ihrem namen ehre machen uns treue beweisen und die reise so angenehm wie möglich gestalten 9514_13109_000007 doch das war nur äußerlich obgleich er nicht viel worte machte und seine begrüßung ziemlich trocken klang merkte man doch die warme herzlichkeit und die aufrichtige freude heraus 9514_13109_000008 sie haben ja kein geheimnis aus ihrer wunderbaren erfindung gemacht dem ausgezeichneten akkumulator der ihre lore trieb nun solche akkumulatoren system münchhausen nehme ich mehrere mit und erzeuge wie sie die nötige reibungselektrizität 9514_13109_000009 außer den wohn und schlafzimmern habe ich hier werkstätten eingerichtet eine schreinerei eine schmiede ein chemisches laboratorium die übrigen räume dienen abwechselnd zum aufenthalt wenn die verbrauchte luft in den andern erneuert werden muss 9514_13109_000010 sie erwähnten vorhin die elektrische heizung nahm der kapitän wieder das wort ich darf wohl annehmen dass auch küche schmiedewerkstatt und chemisches laboratorium nur auf elektrischem wege geheizt werden um jede rauchentwicklung zu vermeiden ganz richtig bestätigte flitmore 9514_13109_000011 der engländer aber fuhr fort ich habe übrigens meiner kugel einen eigenen namen gegeben der schöne gedanke den sie hatten herr kapitän als sie ihr automobil lore tauften hat mir eingeleuchtet und so gab ich meiner erfindung den namen sannah 9514_13109_000012 wir müssen damit rechnen dass wir auf unserer fahrt temperaturen antreffen werden die nicht nur unser leben sondern auch unser fahrzeug vernichten könnten gegen die kälte des weltraums die ich übrigens nicht für gar so schlimm halte wie man meistens annimmt schützt uns die elektrische heizung 9514_13109_000013 sobald wir jedoch einer hitze ausgesetzt würden die meinen fenstern gefährlich werden könnte genügt der druck auf einen knopf im innern des schiffes um im augenblick sämtliche fenster mit einem schutzdeckel völlig dicht zu schließen wie mit einem augenlid 9514_13109_000014 ungeheure größenverhältnisse hat ihr weltschiff das muss ich sagen bemerkte der kapitän bewundernd eigentlich sind sie gering erwiderte der engländer ein zeppelinsches luftschiff zum beispiel hat noch ganz andere maße meine kugel hat fünfundvierzig meter im durchmesser 9514_13109_000015 das ist also ihr luftschiff bemerkte der professor als sie bewundernd an der mächtigen sphäre heraufblickten weltschiff verbesserte flitmore ein luftschiff ist an die atmosphäre gefesselt wir aber wollen mit diesem fahrzeug den luftraum verlassen wenigstens die lufthülle die unseren erdball umgibt 9514_13109_000016 haben sie doch in den schilderungen der australischen reise meiner freunde stets eine hervorragende und sympathische rolle gespielt für die ankömmlinge war ein wahres festmahl gerichtet und sie wurden fürstlich bewirtet 9514_13109_000017 zu ehren ihrer liebenswürdigen schwägerin der mutigen gattin unseres freundes doktor leusohn in ostafrika fragte schultze gewiss fiel mietje ein wir kamen beide sofort auf den gedanken den namen meiner fernen schwester für das gefährt zu wählen 9514_13109_000018 um den mittelpunkt befindet sich ein raum von fünfzehn metern in der länge breite und höhe der summe ist dreitausenddreihundertfünfundsiebzig kubikmeter rauminhalt hat hier sind die reisevorräte verstaut in mehreren pyramidenförmigen abteilungen mit der spitze nach unten das heißt nach dem mittelpunkte zu 9514_13109_000019 wir können aber auch durch weltnebel und kosmische staubwolken mit einer solchen geschwindigkeit sausen dass sannah in weißglut geriete wie die meteore die in unsere atmosphäre stürzen 9514_13109_000020 sannah das weltschiff eine woche später landeten schultze münchhausen und heinz friedung in brighton und fuhren dann mit der bahn nach lord flitmores besitzung die sich in der grafschaft sussex befand 9514_13109_000021 darum können wir füglich von einem luftschiff nicht mehr reden die ganze welt der unendliche raum steht diesem vehikel offen sie haben recht gab schultze zu also weltschiff 9514_13109_000022 von weitem schon konnte man über die baumwipfel eine riesenkuppel emporragen sehen die im sonnenschein glitzerte das ist des lords weltschiff rief heinz friedung 9514_13109_000023 schultze schüttelte den kopf dies fahrzeug muss ein fabelhaftes gewicht haben meinte er wie sich flitmore damit in die luft erheben will oder gar über die atmosphäre ist mir rein unerfindlich 9514_13109_000024 aber das ist ja alles bloß übereinkommen betrachten sie die linie die vom zenithzimmer über das ost und antipodenzimmer zum westzimmer läuft als äquator so stimmt die sache wieder und wir haben zwei einander senkrecht schneidende äquatorlinien 9514_13109_000025 so daß wir hoffen dürfen ohne schaden auch längere zeit hindurch uns den höchsten temperaturen aussetzen zu dürfen aber die fenster warf schultze ein 9514_13109_000026 abgesehen von den äußersten gemächern die sich unmittelbar unter der wölbung der kugelhülle befinden bietet jede dieser dreißig aufenthaltsgelegenheiten einen raum von zweihundert bis zweihundertfünfundzwanzig im ganzen etwas über sechstausend kubikmetern 9514_13109_000027 eine oberfläche von sechstausenddreihundertachtundfünfzig komma fünf quadratmetern und einen inhalt von siebenundvierzigtausendsechshundertachtundachtzig komma sieben fünf kubikmetern 9514_13109_000028 leiterartige treppen führen von einem stockwerk zum anderen die obersten zimmer sind fünfzehn meter lang die anderen werden nach dem zentrum zu etwas kürzer 9514_13109_000029 stellen also füglich längengrade dar den sechs sälen die sich unmittelbar unter der äußeren hülle der kugel befinden gab ich aus praktischen gründen besondere namen zu oberst befindet sich das zenithzimmer zu unterst das antipodenzimmer 9514_13109_000030 rechnen wir den raum der dreißig zimmer der vorratskammern und der meridiangänge ab auf die zusammen etwa zehntausend kubikmeter kommen so verbleiben noch beinahe achtunddreißigtausend kubikmeter 9514_13109_000031 aus was für einem stoff besteht eigentlich ihr weltschiff fragte nun heinz friedung es glitzert ja wie glimmer diese schimmernde hülle ist flintglas erklärte flitmore 9514_13109_000032 aus dem einfachen grunde weil meine kugel nicht in grade eingeteilt ist aus der wir eine andere bezeichnung für den längsäquator hernehmen könnten und weil ich meine rampenmeridiane vom zenith statt von einem polzimmer ausgehen ließ 9514_13109_000033 auch außen haben sie scheint es meridiane angebracht bemerkte münchhausen sie meinen die rampen fragte der lord diese kleinen geländer die ich für bestimmte zwecke für vorteilhaft hielt strahlen allerdings auch von einem punkte aus und kreuzen sich wieder im entgegengesetzten punkte 9514_13109_000034 lord flitmore hatte die gäste um diese stunde erwartet und kam ihnen mit seiner jugendlichen frau bis an das parktor entgegen er war ein hochgewachsener mann mit rötlichem backenbart eine ernste würde verlieh ihm etwas steifes echt englisches 9514_13109_000035 der kapitän aber entgegnete brauchen sie auch nicht zu erfinden professor seien sie getrost das genie unsres englischen freundes hat zweifellos die aufgabe gelöst sonst hätte er uns nicht zur fahrt eingeladen 9514_13109_000036 das gleiche wird ihr drohen wenn wir uns der sonne oder einem andern glühenden weltkörper nähern ich habe daher die hülle meines weltschiffes genau so herstellen lassen wie die wandungen der feuerfestesten kassenschränke und auch diese hülle noch mit dem unverbrennlichen flintglas überkleidet 9514_13109_000037 durch eine maschine hauptsächlich mit handbetrieb so weit meine batterien nicht dazu ausreichen sollten ende von abschnitt zwei 9514_13109_000038 am anderen morgen nach dem frühstück führte der lord seine gäste auf die weite wiese auf der die gewaltige kugel ruhte die schon bei ihrer ankunft das erstaunen unserer freunde geweckt hatte 9514_13109_000039 wie aber beschaffen sie die elektrische kraft der lord lachte sie kennen ja meine mächtigen batterien von afrika her kapitän aber ich gestehe ehrlich die hauptsache für die elektrische speisung meiner sannah verdanke ich ihnen 9514_13109_000040 ich habe allerdings sechs große fenster die aus sehr dickem glas bestehen und einen ausblick nach allen seiten gestatten unter jeder dieser scheiben befindet sich ein mächtiges fernrohr da wir mit bloßem auge meist nicht viel zu sehen bekämen 9514_13109_000041 in der mitte dem äquator wenn sie wollen zeigt sich vor uns das nordpolzimmer dem hinten das südpolzimmer entspricht rechts das ostzimmer links das westzimmer wie sie sehen verfuhr ich etwas unwissenschaftlich mit diesen benennungen da ich nord und südpol auf den äquator verlegte 9514_13109_000042 schultze und münchhausen waren alte bekannte des lords von afrika her an heinz wandte sich der engländer mit den worten sie herr friedung sind mir auch schon lange bekannt und wert wenn ich sie auch persönlich noch nie traf 9514_13109_000043 ein prächtiges altes schloss von einem ausgedehnten park umgeben an den felder wiesen und waldungen stießen ein ganzes kleines königreich wurde den ankömmlingen als des lords residenz bezeichnet 9514_13109_000044 wie auch wände decken und fußböden sich mit dicken gummiplatten ausgelegt erwiesen was aber aus holz und metall bestand hobelbank amboss herd und so weiter war am fußboden festgeschraubt 9514_13109_000045 sie kennen die schwerkraft und ihre gesetze und wissen auch dass die wissenschaft keine ahnung davon hat was diese schwerkraft ihrem wesen nach eigentlich ist die anziehungskraft der weltkörper ist ja wohl eine erklärung für die schwerkraft aber wir wissen eben gerade so wenig was die anziehungskraft ist und worauf sie beruht 9514_13109_000046 das ist das ganze geheimnis alle versuche die ich anstellte hatten den gleichen erfolg jeder körper den ich mit fliehkraft lud und wenn er sonst noch so schwer war erhob sich in die luft mit wachsender geschwindigkeit und verschwand auf nimmerwiedersehen 9514_13109_000047 würde sie auf der umdrehung oder rotation beruhen so müssten wir zum beispiel gegen die erdachse angezogen werden während tatsächlich die anziehungskraft gegen den mittelpunkt der erde sich richtet 9514_13109_000048 wunderwelten von friedrich wilhelm mader abschnitt eine wunderbare entdeckung nach diesen erklärungen lud flitmore seine gäste ein die innenräume zu besichtigen was diese unter seiner führung mit regstem interesse taten 13871_14768_000000 es ist eine pracht ihn schlingen zu sehen darum habe ich ihn nur noch lieber überhaupt das ist eben das unglück daß wir einander so fürchterlich lieb haben und uns doch immer zanken müssen es ist rein zum verrücktwerden 13871_14768_000001 und warf ihn im bogen so hoch durch die lüfte dass er beim niederfallen arme und beine zerbrochen hätte wäre er nicht zum guten glück mit den füßen voran in eine sumpfstelle geraten in die er bis zum halse hineinsank aber das wilde weib war schon da und zog ihn lachend beim kopfe heraus 13871_14768_000002 befand die mit felstrümmern übersät und hie und da von streifigen schneeflecken bedeckt war grade vor seinen füßen aber schimmerte im mondlicht ein ganz kleiner see in dessen glasklarem wasser sich die wilden berggestalten ringsumher mit so scharfen linien und farben spiegelten 13871_14768_000003 sprach sie verächtlich was kann dabei herauskommen das ist bei uns ganz anders bei mir nämlich und meinem verlobten wenn wir uns zanken prügeln wir uns daß die knochen krachen und die funken stieben da weiß man doch was man hat und wir zanken uns fast immer wenn wir beieinander sind 13871_14768_000004 dies vorläufig als handgeld sagte sie freundlich wenn das werk getan ist darfst du übers jahr dir alle taschen vollstopfen und auch meinetwegen noch einen sack oder eine kiepe mitbringen da freute er sich über die maßen und beschloß alle kraft an die durchführung des werkes zu setzen 13871_14768_000005 gegen wein und schönheit mag sie die fackel ihres zorns schwingen vor dem ruhme und der wissenschaft muss sie erbleichen bist du anderer meinung so heiße ich dich mit deinen eigenen worten einen philister einen duckmäuser ein kamel eine nachtmütze ja einen frosch 13871_14768_000006 und das wird gewöhnlich so schlimm dass die berge und täler weithin widerhallen und die leute in der ebene wohl denken hier oben sei ein unwetter auch setzt es dann geknickte und ausgerissene bäume denn man will doch etwas in der hand haben zu seiner verteidigung und das sage ich bloß unterkriegen lass ich mich nicht 13871_14768_000007 aber auch mut forschte jener ernst auch mut versicherte vogel gleichfalls mit schönem ernst es wird aber ein bißchen 13871_14768_000008 nein das wahrhaftig nicht rief vogel erstaunt dreihundertjährigen rheinwein aus der rose im bremer ratskeller das war das äußerste und der ist schon gar nicht mehr süffig 13871_14768_000009 es ist meiner frau ganz recht dachte er trotzig wenn ich hier in einen sumpf gerate und elend ersaufe ohne dass sie jemals erfährt was aus mir geworden ist das hat sie von ihrem zanken ich armer mensch 13871_14768_000010 und da sollen wir hin fragte vogel nun doch schon leise verängstigt es ist etwa an dem bestätigte der marmorne du kennst die geschichte vom zwergkönig laurin und seinem wunderbaren rosengarten in welchem er die schöne similde gefangen hielt ich sollte wohl meinen versicherte vogel 13871_14768_000011 das ist eben das unglück wer ist denn dein verlobter fragte peter zaghaft der wilde mann natürlich erwiderte sie 13871_14768_000012 ein bürger der stadt altenau im harz mit namen peter ein noch jüngerer mann doch schon seit jahren verheiratet hatte sich wieder einmal mit seiner frau gezankt oder genauer gesprochen war von ihr ausgezankt worden 13871_14768_000013 ich weiß ich weiß unterbrach ihn vogel etwas ungeduldig nun gut sprach der vogelweider ruhig diese dinge sind geschehen vor reichlich tausend jahren 13871_14768_000014 und ehe sich's peter versah legte sie die hände an den mund und stieß einen schrei aus der so fürchterlich gellte dass er von dem luftdruck zu boden stürzte doch sobald er sich aufgerappelt hatte spähte er aufmerksam nach der klippe hinüber und nach kurzer zeit sah er eine gestalt auf dem steine hervortreten 13871_14768_000015 sonst war sie nur mit einem breiten schurz von eichenblättern bekleidet aus voller nähe betrachtet hatte sie auch ganz vernünftige menschliche augen nur daß sie ungewöhnlich funkelten und rollten aber riesengroß war sie und von gewaltigen gliedern daß der stattliche mann sich wie ein kind daneben vorkam 13871_14768_000016 das muss unangenehm sein bemerkte das wilde weib aber wenn mein verlobter das täte und nach fremden weibern sähe ich schlüg ihm alle knochen im leibe entzwei 13871_14768_000017 walter von der vogelweide heftete einen scharfen forschenden und doch nicht unfreundlichen blick auf ihn hast du schon einmal tausendjährigen wein gekostet fragte er dann plötzlich nach einem längeren schweigen 13871_14768_000018 der menschliche gast war wirklich dadurch recht verängstigt und beklommen doch sein marmorner gefährte schlug ihm nunmehr ermunternd auf die schulter und mahnte freundschaftlich bitte nur zuzugreifen 13871_14768_000019 wenn ich es könnte hätte ich es gewiß doch schon lange getan denn diese ewige zänkerei ist eine schwarze schattenseite des ehelichen glückes das wilde weib nickte kummervoll und dachte ein wenig nach 13871_14768_000020 ich bin das wilde weib sprach sie als sie herangekommen war mit einer rauhen und fast drohenden stimme und wer bist du und was willst du auf meiner stillen höhe peter meinte er würde vor schreck keinen ton aus der kehle bringen 13871_14768_000021 gegliederte pfeiler reihten sich an pfeiler feste wände glätteten sich und schoben sich aneinander der see festigte sich zu einem spiegelglatten estrich und über dem ganzen klar durchgestalteten raume wölbte sich eine mächtige kuppel von bläulich dunkler färbung mit wenigen mattschimmernden goldpünktchen übersprengt 13871_14768_000022 das war als ob diese welt umher in einem tiefen traume läge oder als ob er selbst träumte bald kamen die einzelnen tannen am rande der moorfläche ihm vor wie menschliche gestalten jedoch fratzenhaft verzerrte unheimliche gesellen 13871_14768_000023 aber hättest du lust einmal tausendjährigen bozener zu versuchen der niemals aufgepumpt wird und verteufelt süffig ist und ob ich lust habe welch eine frage entgegnete vogel mit mildem vorwurf 13871_14768_000024 dass er meinte da in einen unergründlich tiefen kessel hinabzuschauen und darob von einem schweren schwindel überwältigt ward hier ist die stätte sprach der von der vogelweide dumpf also ich bitte sehr hopp 13871_14768_000025 ballten sich in klumpen und klommen an den felsen beweglich hinauf und hinab wie spielende luftgeister und zugleich erklang eine wundersame musik von allen seiten gedämpften schalles und doch dröhnend und gewaltig 13871_14768_000026 die anderen die länge eines kleinen kindes nicht übersteigend eine viel seltsamere erscheinung aber war die dass sie bei flüchtigerem hinblicken erkennbare gesichter hatten glutfunkelnde augen kupferrote nasen und höchst kriegerische schnurrbärte und zwar das alles die kleinen noch schlimmer als die großen 13871_14768_000027 es ist nur dass sie mich zu bessern beflissen ist ich habe nämlich glaub ich einige kleine naturfehler die sie mir austreiben möchte und welches sind diese fehler fragte sie neugierig wild scheinst du mir nicht zu sein das glaube ich auch nicht bestätigte peter 13871_14768_000028 hier stemmte sie arme und beine gegen die seitenwände und rutschte mit furchtbarer geschwindigkeit in eine endlose tiefe der arme peter verlor fast die besinnung bei dieser schauerlichen fahrt 13871_14768_000029 er bat jedoch wehmütig dergleichen nicht wieder zu beginnen denn wir menschen sagte er sind so sehr zerbrechlich sie versprach ihm das auch und er erholte sich allmählich von der ausgestandenen angst sie fragte nun weiter 13871_14768_000030 es ist aber auch nicht nötig denn sie ist gar nicht wild sondern sanft und gemächlich überhaupt mit allen tugenden der frauen geziert sie ist häuslich und fleißig gescheit und sparsam tüchtig und züchtig und noch vieles andere sie hat nur den einen einzigen fehler daß sie ein bißchen unduldsam ist 13871_14768_000031 indem er den so erwachsenen großartigen saal mit immer neuer verwunderung übermusterte entdeckte er je zwischen den pfeilern gewisse runde derbe dicke bauchige gebilde 13871_14768_000032 auch würde es dein schade nicht sein bemerkte sie mit nachdruck wenn du mit mir in mein schloss kommen willst kann ich dir reichtümer zeigen dass dir die augen übergehen werden und davon magst du mitnehmen was du tragen kannst sobald du uns geholfen hast und da will ich dir auch ein mittelchen einflößen das dich von deinen lastern ganz von selber befreien wird 13871_14768_000033 und der garten ist tief in den berg versenkt der jetzt nach ihm der rosengarten heißt und ist eingerichtet zu einer großartigen kellerei und die wollen wir jetzt besuchen und zusehen ob wir mit laurin und seinem gesinde fertig werden können 13871_14768_000034 endlich sprach sie mit einem froheren blicke da ließe sich am ende nachhelfen wenn du wirklich den ehrlichen willen hast uns zu erlösen den habe ich versicherte er kurz 13871_14768_000035 übrigens pumpen sie ihn ja auch immer wieder neu auf vom ersten jahrgang werden kaum noch ein paar tropfen dabei sein das ist ein unsolides verfahren bemerkte der marmorne 13871_14768_000036 wer die senkung überschreitet die das brockenfeld heißt würde augenblicklich des todes sein aber möchtest du ihn nicht einmal sehen eigentlich wohl lieber nicht bekannte er ängstlich 13871_14768_000037 da wusste er dass er auf dem tiefen rücken des hohen bruchberges stand dem der brocken gerade gegenüber liegt und erschrak nun tiefer denn hier oben war weder er selbst noch irgend jemand sonst aus altenau oder den anderen ortschaften und siedelungen dieses gebirgsteils jemals gewesen 13871_14768_000038 eine möglichkeit gibt's freilich uns von dem fluche zu erlösen wenn sich nämlich ein menschliches ehepaar findet das sich ein jahr lang niemals gezankt hat dann ist der bann gebrochen und wir können wieder zueinander kommen 13871_14768_000039 er wird eben eine bessere natur haben als ich sagte peter gedankenvoll aber das ist doch nicht meine schuld dass ich so empfindlich geschaffen bin und das ist dein einziger fehler 13871_14768_000040 niemals zurück und wieder in die tiefe und als er sich an den anfänglichen schwindel ein wenig gewöhnt hatte sah er oder glaubte er zu sehen dass er in wahrheit vollkommen unbewegt in der freien luft ruhte dass aber das mondbeschienene rosengartengebirge langsam und in ungeheurer majestät auf ihn zu 13871_14768_000041 und ehe er weiteres einwenden konnte hob sie ihn in die luft wie eine leichte puppe setzte ihn rittlings über ihren kopf hinweg auf ihre breiten schultern und stieg mit ihm in den schacht 13871_14768_000042 sind sie jetzt unschädlich fragte vogel bedeutsam das kann man nicht behaupten beschied ihn der marmorne sie sind solide bei kräften allein ich denke zwei männer wie du und ich du sagtest du habest mut hab ich knurrte jener 13871_14768_000043 laurin hatte einen ring und einen gürtel so erzählte der dichter deren jeder ihm die stärke von zwölf männern verlieh das macht zusammen vierundzwanzig dazu eine kappe die ihn unsichtbar machte aber dietrich von bern kam mit seinen recken und besiegte ihn endlich doch ihn und alle seine riesen und zwerge die für ihn stritten 13871_14768_000044 als er sich aber ermannte und die augen zum umschauen auftat sah er mit gewaltigem staunen daß er sich genau an derselben stelle befand von der aus er ins wasser gesprungen war den see vor seinen füßen und die mächtigen felsgebilde rings um sich her 13871_14768_000045 nicht wie durch eiskaltes wasser sondern eher wie durch einen molligen lockeren und wohlriechenden kuchenteig endlich gab es einen ziemlich harten ruck und er stand auf festem steinigem grunde 13871_14768_000046 er sieht dich ja überhaupt nicht du bist viel zu klein und es macht einem doch freude seinen bräutigam zu zeigen und bewundern zu lassen also schau einmal scharf hinüber zu den klippen dort die man die hirschhörner nennt da wird er gleich auftauchen 13871_14768_000047 wohnt ihr eigentlich zusammen fragte peter bescheiden bis jetzt noch nicht versetzte sie traurig aber wir waren gewillt uns wirklich zu heiraten getrauten uns nur noch nicht recht denn wenn ein brautpaar sich schon so viel prügelt was soll unter eheleuten werden 13871_14768_000048 für alle fälle bietet so ein naturschauspiel einen prächtigen vorwand doch da fällt mir ein in den tiefen des rosengartens harren deiner hochinteressante und wissenschaftlich bedeutsame aufschlüsse über gewisse urwurzeln altgermanischer sagenbildung wie sie bisher noch von keinem gelehrten erkannt und bloßgelegt worden sind 13871_14768_000049 nun hause ich hier einsam auf dem öden bruchberg und mein liebster auf dem königsberg zwischen den mooren und klippen so können wir uns wohl von ferne sehen und einander zurufen und winken aber zueinander dürfen wir nicht 13871_14768_000050 riesenkeule drohend durch die luft schwang dann aber sie hinwerfend plötzlich beide arme sehnsüchtig ausbreitete und vorstreckte zugleich sah peter mit einem seitenblicke dass die riesin neben ihm genau die gleichen bewegungen machte 13871_14768_000051 das mag wohl sein gab peter zu vielleicht allerlei was so drum und dran hängt ein bißchen gefräßig zum beispiel kann man mich wohl nennen pah wenns weiter nichts ist fiel sie ihm ins wort 13871_14768_000052 und vogel fühlte einen starken ruck und es gab einen plumps und er sank in das wasser und er sank sehr lange gewiß mehrere minuten in unendliche tiefen aber es war ein angenehmes fast beruhigendes gleiten 13871_14768_000053 sie hat von der similde den zauberring geerbt der alle türen öffnet was wollen wir mehr ich kann mir nicht denken dass du jetzt noch zögern magst das schönste weib der erde ich kann dir nur sagen du wirst an ihrem hingestreckten leibe den inbegriff von allen himmeln sehen 13871_14768_000054 an einer nummer von eurer sorte habe ich gerade genug ach sei nicht so ein hasenfuß rief sie voll unmut was kann er dir denn tun auf diese entfernung 13871_14768_000055 es ist etwas anderes ich trinke nämlich für mein leben gern wein vornehmlich guten auch echtes bier verschmähe ich nicht und ebenso wenig bin ich altem wernigeröder oder nordhäuser abhold und von allen diesen sachen trinke ich am liebsten recht viel 13871_14768_000056 das moor war aber zumeist trocken und wo sich sumpfige stellen fanden erkannte er sie leicht an den andersartigen pflanzen und hütete sich wohl da hinein zu tappen sondern umging sie mit sorgfalt so gern er seiner frau auch den tort angetan hätte 13871_14768_000057 aber doch kam's ihm heraus als ob ein fremder aus ihm spräche ich habe mich mit meinem weibe gezankt und suchte die einsamkeit auf dieses bekenntnis begann das wilde weib auf einmal freundlicher zu blicken und fragte mit ganz gelindem ton ihrer starken stimme also dein weib ist stärker als du hat sie dich sehr geprügelt 13871_14768_000058 das machte dieser berg war verrufen weil er wie kein anderer ganz und gar mit moor und bruchland bedeckt und außerdem wie man weiß für den wilden jäger und ähnliche 13871_14768_000059 hier packte sie einen gewaltigen stein mit beiden händen und schob ihn beiseite und nun sah er an der stelle ein weites loch und blickte hinab in eine schwarze tiefe dies ist der schacht der zu meinem schlosse führt erklärte das wilde weib 13871_14768_000060 trotz des trügerischen friedensmahls wo die helden hinterlistig durch einen zaubertrank betäubt wurden und der garten ward zerstampft und die jungfrau befreit aber mühe und gefahr hat es selbst dem großen berner gekostet und es hing an einem haare so wäre er doch unterlegen 13871_14768_000061 siehst du wohl wie wild ich bin sagte sie heiter so kam er mit dem schrecken davon allerdings sah auch seine kleidung nicht mehr so sehr sauber aus sie aber streichelte ihn freundlich über kopf und rücken und daraus ersah er dass sie es nur als ein fröhliches scherzspiel gemeint hatte 13871_14768_000062 und ehe er sich's versah löste sich die geschlossene kette vor seinen augen mehr und mehr auf in ihre einzelnen riesenglieder und diese verworrenen steinklumpengebilde kuppen klötze und spitzen schoben sich in gelassenem gleiten rund um ihn her bis sie endlich stillstanden und er sich ruhend in der gewaltigsten berg 13871_14768_000063 nicht doch antwortete er schnell wir prügeln uns niemals das gilt bei uns nicht als gute sitte übrigens bin ich um vieles stärker als sie wie kann man sich zanken ohne sich zu prügeln 13871_14768_000064 wenn man sie freilich fester und ernster ins auge fasste war dies verschwunden und nur die gewöhnliche plumpe tonnenform sichtbar doch war dies wesen um so unheimlicher als es immer wieder und wieder auftauchte und nie für längere zeit aus den blicken zu bannen war 13871_14768_000065 die sich bei näherer betrachtung als gar nichts anderes denn als richtige fässer erwiesen allerdings nicht aus holz gefügt sondern aus rötlichgrauem dolomitgestein und mit granitenen dauben gebunden merkwürdig war dass sie zweierlei größe hatten die einen kolossalisch zu dreimannshöhe aufragend 13871_14768_000066 da solltest du meinen wilden mann einmal fressen sehen ein eber ist ein schlechtes wildpret pflegt er zu sagen und er prahlt durchaus nicht einer zum frühstück ist zu wenig und zwei sind zu viel 13871_14768_000067 das dauerte eine ziemliche weile und er vermochte vor angst keinen fuß zu bewegen aber nun glitt die erscheinung vorwärts und kam auf das offene moor heraus und gerade auf ihn zu und je näher sie kam desto klarer formte sich in seinen augen ein riesiges menschenbild 13871_14768_000068 die riesenhaft sein mußte um auf solche entfernung noch deutlich gesehen zu werden auch war zu erkennen daß der wilde mann erst wütend die faust ballte und mit der anderen die 13871_14768_000069 forschte sie weiter das wohl doch nicht sprach er etwas bedrückt dann ist noch dies dass die weiber mich meist so gern haben und freundlich nach mir blicken 13871_14768_000070 den inbegriff von allen himmeln hm ich habe sie heute ohnehin schon ein bisschen lange warten lassen ja wenn du so unter dem pantoffel stehst bruder sagte der von der vogelweide mit leisem aber doch sehr empfindlichem spotte 13871_14768_000071 die christlichen teufel wohnen mehrere stockwerke tiefer als wohin wir gelangen denn das ist die allerniederträchtigste sorte gegen die alle heidnischen dämonen klassischer wie germanischer abkunft nur schüchterne waisenknaben sind an sich betrachtet freilich sind die auch ein ganz hanebüchenes geschlecht 13871_14768_000072 still war es freilich wie in einsamer mitternacht nicht einmal ein lufthauch machte sich vernehmbar und über dem schweigenden moor wie über den anderen höhen lag ein feiner seltsamer dunst ein stilles wallen und flimmern dass alles sonderbar aussah und anders als er sonst es erblickt hatte 13871_14768_000073 indessen ein haufe kerls von so und so viel pferdekraft das ist doch immer misslich sind denn wenigstens die gotischen helden noch da die uns als landsleute ihren beistand leisten könnten ich stamme nämlich von der ostsee wo die goten ursprünglich saßen 13871_14768_000074 in diesem punkte haben wir zu unserer zeit trotz all unserem minnegesäusel uns doch immer einen breiteren spielraum gewahrt übrigens ist es bis zum sonnenaufgang noch ziemlich weit und den wirst du doch wenigstens abwarten wollen 13871_14768_000075 und er heißt so mit recht denn er ist ganz fürchterlich wild er behauptet freilich ich sei noch wilder als er aber das ist eine verleumdung so viel aber ist richtig zu zähmen bin ich auch nicht und gerade weil er mich immer zahm haben will so kommen wir ins zanken 13871_14768_000076 unser gemeinsamer ahnherr hat uns verwunschen erklärte die riesin der alte hackelberg nämlich der drüben im brocken wohnt und mächtiger ist als wir durch seine dienenden geister und auch noch ein bisschen wilder der hat uns voneinander verbannt weil der lärm von unserem prügeln ihn störte 13871_14768_000077 nein die sind ja doch als sieger von dannen gezogen sprach achselzuckend der dichter und die schöne similde ist freilich auch nicht mehr da aber statt ihrer weilt jetzt dort eine andere und diese zwar eine spezialität ersten ranges nämlich nichts geringeres als das schönste weib der erde 13871_14768_000078 allein obgleich er sich je länger je mehr in ganz guter sicherheit fühlte überkam ihn doch allmählich mit aller gewalt ein wunderliches bangen dafür er sich keine erklärung wusste das war wie manche leute auf einem kirchhofe um mitternacht von einem quälenden grauen erfasst werden 13871_14768_000079 ein laut aber war nicht zu hören weder tritte noch ein rauschen der büsche und wie er still schaudernd und festgebannt starrte sah er das rätselhafte ding an einer hohen tanne still stehen und erkannte ein großes menschenantlitz das mit weiten augen zu ihm herüberschaute aber diese augen sahen ganz weiß und verblichen aus 13871_14768_000080 doch merkte er bald dass sowohl die wände als die gewölbte decke mit lauter funkelnden diamanten übersät waren von denen das gewaltige leuchten herkam das wilde weib löste einen dieser kostbaren steine und schenkte ihn petern 13871_14768_000081 und dazu tausendjährigen wein ich meine das muss genügen in der tat erwiderte vogel in lebhafter erregung für meine person genügt das vollauf und ich würde zu jedem wagnis bereit sein nur bin ich nicht ganz sicher ob meine kleine frau mit dem abenteuer recht wird einverstanden sein 13871_14768_000082 an hölle und teufel glaubt man heute nicht mehr und schließlich hat virgil den dante auch da glücklich durchbugsiert so schlimm wird es in der tat nicht beruhigte der dichter 13871_14768_000083 warum aber zankst du dich mit deiner frau ist sie auch wild und du willst sie zähmen ach nein seufzte peter solchen versuch werde ich niemals machen denn ich weiß schon lange dass ein weib zu zähmen ein unmögliches ding ist 13871_14768_000084 das feste weite schritte machte und in der ausgreifenden hand eine mächtige fichte mit knorren und zacken als knüttel oder keule trug und er sah dass es ein weib war ein mächtiger haarwall quoll von ihrem scheitel und umhüllte den ganzen leib bis hinab zu den füßen 13871_14768_000085 furchtbar schwer ist auch die erste wir suchen und suchen seit unzählbaren jahren und haben in der welt noch nirgends solch wunderpaar gefunden aber sag mal peterchen 13871_14768_000086 in seine schmerzhaften gedanken vertieft merkte er lange zeit nicht wie der wald allmählich lichter wurde dafür aber die einzelnen tannen immer seltsamere gestalten zeigten knorrig zerzaust verbogen die wunderlich verworrenen zweige mit dichtem grauem moose bewachsen 13871_14768_000087 von allen die leben fragte vogel hoch aufhorchend von allen die leben und je gelebt haben sprach der vogelweider feierlich und ihrer hilfe sind wir zuletzt sicher wenn wir etwa wirklich anfangs unterliegen sollten 13871_14768_000088 geschöpfe ein beliebtes unfugsgebiet ist zugleich mit dem schrecken aber erwachte auch eine neugier in ihm und etlicher stolz dass er so etwas gewagt hatte wenn auch ohne wissenden willen und er fing an sich schüchtern ein wenig umzusehen ja bald auch vorsichtig einige schritte vorwärts in das moor hineinzugehen 13871_14768_000089 im gleichen augenblicke hatte vogel ein gefühl als ob er karussell führe oder richtiger in einer russischen schaukel denn es war eine mehr lotrechte kreisbewegung doch seltsamerweise schwebte er trotz alles kreisens immer nur aufwärts und weiter 13871_14768_000090 flüsterte der marmorne warnend natürlich keller sind allemal unterirdisch warf vogel leicht hin doch nicht ganz ohne einen geheimen inneren schauder aber sehr viel unterirdischer betonte der vogelweider macht nichts brummte der andere 13871_14768_000091 alles im flimmernden mondschein und schaurig zu sehen doch allmählich bemerkte er daß sich etwas veränderte nebel stiegen aus dem wasser huschten hin und her zerteilten sich in streifen 13871_14768_000092 ja aber wie soll ich da hinunterkommen fragte er sorgenvoll ich möchte nicht zum zweiten male arme und beine und wahrscheinlich auch das genick daran wagen schade daß du deines zeichens kein schornsteinfeger bist sagte sie lächelnd dann würdest du es können aber es soll auch so gehen laß mich nur machen 13871_14768_000093 zum glück bin ich das einzige weib seiner gattung mit menschlichen dingerchen kann er sich doch nicht einlassen und mit zwerginnen erst recht nicht so bin ich seiner sicher aber hast du sonst noch 13871_14768_000094 aber endlich sah er tief unten ein starkes licht schimmern und gleich darauf stand die riesin auch schon auf festem boden und hob ihn hinunter da sah er mit staunen eine glänzend erleuchtete halle obgleich von oben her nicht die leiseste spur von tageslicht hineindrang und in dem raume selbst nur ein winziges grubenlicht brannte 13871_14768_000095 heiraten allerdings dürfen wir auch dann noch nicht dazu muss noch eine andere fast noch schwerere bedingung erfüllt werden doch das sind spätere sorgen 13871_14768_000096 da kommt es denn manchmal dass ich des guten allzu viel tue und nachher nicht mehr so ganz sicher auf den beinen bin und im kopfe allerlei flausen habe und das vermerkt sie dann übel und zankt mich aus dass es ein elend ist zu hören 13871_14768_000097 vogel war überwunden nun denn es sei um der wissenschaft willen sagte er tiefernst ich stehe zur verfügung na dann also los sagte walter von der vogelweide und er schlug seinen weiten weißen mantel um ihn der die beiden männer gänzlich umhüllte 13871_14768_000098 rief die riesin erstaunt wir zanken uns mit worten beschied er sie und darin allerdings ist meine frau um vieles stärker darum bin ich vor ihr entwichen das ist ein armseliges zanken 13871_14768_000099 glaubst du dass deine kleine frau aufhören würde zu zanken wenn du deine bösen laster ablegtest und dass ihr dann ein jahr lang frieden halten könntet dessen bin ich ganz sicher sprach er mit zuversicht aber ob ich die kleinen fehlerchen ablegen kann das ist eine ganz andere frage 13871_14768_000100 aber plötzlich blickte er auf durch irgend etwas erschreckt er wusste selbst nicht durch was einen ton oder einen hauch und er fand sich auf einer ziemlich ebenen blöße die sich seinem kundigen blicke als ein langgestrecktes moor darstellte 13871_14768_000101 da nahm sie ihn fest bei der hand und zog ihn mit sich fort sie ging aber so rasch mit ihren mächtigen schritten dass er um mitzukommen so große sprünge machen müsste als ob er flöge so eilten sie den breiten kamm des bruchberges entlang bis sie die felsmasse erreichten die den namen der wolfswarte führt 13871_14768_000102 und zähmen erst recht nicht ich bin stark genug mich gewaltig zu wehren wünschest du es vielleicht zu erproben peter wünschte das gar nicht aber sie nahm ihn gelassen mit einer hand beim kragen 13871_14768_000103 das hörte sich an wie ein rieseln und plätschern und rauschen und brausen von tausend rinnenden quellen und manchmal ein paukenschlag dazwischen wie von stürzendem gestein und unter dieser musik verwandelten mit den luftigen nebeln zugleich auch die felsen ihre gestalten sie formten sich langsam aus ihrer wirrnis zu geordneten gebilden 13871_14768_000104 wir wollten deshalb lieber erst versuchen uns vor der hochzeit ein bißchen zu bessern aber nun ist uns überhaupt ja der fluch dazwischen gekommen was für ein fluch fragte er verwundert 13871_14768_000105 und näher und näher geschwebt kam das war ein anblick voll erhabenen entsetzens immer deutlicher zeichneten sich die riesigen felsmassen die jähen zacken und türme die eingerissenen schluchten die senkrecht abstürzenden glatten oder narbigen wände 13871_14768_000106 und das kann ich nicht vertragen ich kann es nicht lassen dann wieder freundlich zu blicken und ein bisschen zu scharwenzeln meine frau habe ich deshalb doch sehr lieb und sie ist mir die allerbeste aber sie ist so unduldsam und quält mich entsetzlich mit zetern und zanken 13871_14768_000107 zuletzt rannen ihr die tränen stromweise über die wangen und diese tränen waren so groß wie weinbeeren oder kleine kirschen es ist zu trostlos jammerte sie dass wir so voneinander getrennt sind und haben uns doch so lieb 13871_14768_000108 eine ganz einfache sache überlege dir den fall er machte große augen vor staunen und begierde und erklärte sich unverzüglich bereit mit ihr zu gehen und alles zu tun was sie von ihm verlangte 13871_14768_000109 und doch war es die volle mittagsstunde und im heißen sonnenglanze schimmerten die hohen kuppen drüben der brocken mit dem königsberg der wurmberg und der steile achtermann mit seiner spitzen felskappe über die weite talsenkung herüber 13871_14768_000110 und plötzlich sah er ganz deutlich wie zwischen diesen wunderlichen bäumen etwas bewegt hinhuschte wie ein lichter schatten oder eine nebelsäule nicht ein tier des waldes sondern aufrecht wie ein mensch nur von riesiger größe 13871_14768_000111 aber sie sollte doch einsehen dass so etwas vorkommt und dass es nicht an mir liegt sondern an dem wein und dass es nicht aus absicht und bosheit geschehen ist das verstehe ich nicht recht sprach das wilde weib mein bräutigam kann zechen so viel er will er wird niemals betrunken 13871_14768_000112 und das zog er sich diesmal mit so viel grimm und gram zu herzen dass er aus dem hause und der stadt entwich sich in den wald warf und dem laufe der oker aufwärts folgend immer weiter in die wildnis und immer höher auf den berg kam 13871_14768_000113 und so leicht anfängt zu zanken ja warum tut sie das denn fragte das wilde weib das kann doch kein vergnügen sein sich so bloß mit worten zu zanken nein zu ihrem vergnügen tut sie's auch nicht antwortete peter und zu meinem erst recht nicht 13871_14768_000114 weitere worte vermochte er nicht hervorzubringen sondern schlürfte und schlürfte in nur gesteigertem entzücken dies ist ein weißer kreuzbichler von achthundertdreiundvierzig vertrag von verdun 13871_14768_000115 oh du abscheulicher diese rücksichtslosigkeit schon auf der hochzeitsreise die ganze nacht lieg ich schlaflos und ängstige mich um dich und du treibst dich umher und denkst an nichts als an deine versimpelte mondschein schwärmerei aber du lieber himmel wie siehst du denn aus der ganz neue reiseanzug 13871_14768_000116 mit dem heiraten freilich das hat noch seinen haken welchen das kann ich dir jetzt noch nicht sagen vielleicht später einmal aber traurig ist es daß wir immer noch warten müssen vielleicht ins unendliche 13871_14768_000117 da fiel er auf die knie jammerte und krümmte sich und flehte um gnade stoß dir nur keine verzierungen ab sagte sie böse ein bisschen durchlöchern wird dieser wein dich ja wohl doch überstehen wirst du's dafür verbürge ich mich 13871_14768_000118 und genau so erging es ihm als er danach zum schlummerschoppen das gewohnte wirtshaus aufsuchte nicht bloß der wein erregte ihm schaudern und bittere übelkeit sondern leider auch das bier und der schnaps und alle anderen starken getränke 13871_14768_000119 er sprudelte und zischte und spritzte einen teil der flüssigkeit wieder hinaus aber die hälfte mußte er doch schlucken und das wilde weib meinte lächelnd das genüge vollkommen 1946_1712_000000 von gottfried august bürger 3277_2086_000000 ja meines erachtens würden sich mit notwendigkeit wie nach dem walten eines naturgesetzes gerade diejenigen elemente um sie versammeln an deren unschädlichmachung und exemplarischer bestrafung dem hohen rat in seiner unermüdlichen sorge um das wohl des staates 3277_2086_000001 er küsste sie zärtlich wild und flüsterte du musst es dem abbate nicht sagen teresina auch in der beichte nicht und wenn du später einen liebhaber kriegst oder einen bräutigam oder gar einen mann der braucht es auch nicht zu wissen 3277_2086_000002 doch er schwieg er fühlte wie ein plan in ihm dumpf erstand dem er vor allem zeit lassen musste sich klar zu gestalten sie sollen ihr geld noch heute vor anbruch der nacht haben sagte lorenzi in einer stunde bin ich in mantua 3277_2086_000003 mein lieber casanova heute endlich befinde ich mich in der angenehmen lage ihnen eine nachricht zu senden die wie ich hoffe in der hauptsache ihren wünschen gerecht werden dürfte 3277_2086_000004 aber man sollte ihn wieder kennenlernen er war freilich nicht mehr jung und schön genug um ein tugendhaftes mädchen zu verführen und kaum mehr gewandt und gelenkig genug um aus kerkern zu entwischen und auf dachfirsten zu turnen aber klüger war er noch immer als alle 3277_2086_000005 es ist wohl nicht so wichtig für mich nicht so sehr meinte der marchese aber für meine gattin finden sie nicht er lachte in einer abstoßenden heiseren art 3277_2086_000006 nimm ihn sagte olivo zu teresina indem er ihr die etwas verwirrten haare zurechtstrich und bring ihn dem boten und hier fügte casanova hinzu sind zwei goldstücke die gibst du dem mann 3277_2086_000007 verzeihen sie mein bester olivo sagte casanova daß ich warten ließ ich mußte meinen brief erst zu ende schreiben er hielt ihn olivo wie ein beweisstück entgegen 3277_2086_000008 ein gott der sich wann es ihm beliebte zum teufel wandelte reichtum in armut unglück in glück und lust in verzweiflung kehrte hast du deinen spaß mit uns und wir sollen zu dir beten 3277_2086_000009 nur an seinem ganz außerordentlichen fast tierischen hunger der ihn immer nach starken aufregungen zu überfallen pflegte erkannte er selbst daß die ordnung in seiner seele noch keineswegs völlig hergestellt war 3277_2086_000010 es ist noch zeit genug rücken sie nur mit ihren eigenen goldstücken heraus so wenig es sein mögen und er warf ihm eine karte hin ich habe nicht ein einziges goldstück mehr sprach lorenzi müde was sie nicht sagen 3277_2086_000011 sehen sie meine herren der smaragd hat einen kleinen fehler sonst wäre er zehnmal soviel wert der rubin ist tadellos aber nicht sehr groß 3277_2086_000012 die beiden ricardi lachten brachen aber gleich wieder ab es ist klar wandte sich olivo an den marchese dass sie dem leutnant lorenzi vor allem einmal gestatten müssen sich zu entfernen 3277_2086_000013 ich nehme ihre bürgschaft nicht an sagte der marchese um ihretwillen sie würden ihr geld verlieren casanova sah wie sich alle blicke auf das gold richteten das vor ihm lag 3277_2086_000014 aber nur in den seltensten fällen gelingt es die schuldigen auf frischer tat zu ertappen oder ihnen etwas sicheres nachzuweisen da gerade gewisse 3277_2086_000015 er lachte laut auf komm sagte er dann komm meine kleine frau wir wollen arm in arm im saal unten erscheinen sie zierte sich wohl ein wenig lächelte aber dabei nicht unzufrieden 3277_2086_000016 da ihre anstellung aus begreiflichen gründen nicht so sehr einen öffentlichen als einen vertraulichen charakter tragen soll bitte ich sie ihre antwort die ich mich anheischig mache dem hohen rate in der nächsten heute über acht tage stattfindenden sitzung mitzuteilen 3277_2086_000017 auch wenn es ein dienst von einer art wäre wie sie dem oberflächlich und nicht patriotisch denkenden bürger als minder würdig zu erscheinen pflegen 3277_2086_000018 wenn ich für lorenzi bürgte dachte er wenn ich für ihn zahlte dies könnte der marchese nicht zurückweisen wär es nicht beinahe meine verpflichtung es ist ja das gold des marschese 3277_2086_000019 und wenn er nur einmal in venedig war so konnte er dort treiben und lassen was ihm beliebte es kam nur darauf an endlich dort zu sein 3277_2086_000020 sie waren besser unterrichtet als ich es gewesen bin unser regiment marschiert in der tat bereits morgen vor abend aus der marchese schien erstaunt und das sagen sie uns erst jetzt 3277_2086_000021 wenn sie sich bereit fänden in dem oben angedeuteten sinne sofort nach ihrer heimkehr bei den nun genügend gekennzeichneten elementen anschluss zu suchen 3277_2086_000022 der auch einmal jung gewesen ist ihnen zur erwägung zu geben dass es niemals als unehrenhaft gelten kann seinem geliebten vaterlande irgendeinen für dessen gesichertes weiterbestehen notwendigen dienst zu erweisen 3277_2086_000023 schon in der nächsten viertelstunde wurden diese höher und vor ablauf der darauffolgenden hatte lorenzi seine vierhundert dukaten an den marchese verloren 3277_2086_000024 zog einen ring vom finger und ließ ihn auf den tisch gleiten der marchese nahm ihn der mag für tausend gelten 3277_2086_000025 kein lautes wort wurde gewechselt nur die karten sprachen und sie sprachen deutlich genug der zufall des spieles wollte dass alles bargeld zu casanova hinüberfloss 3277_2086_000026 und seine ganze kraft verwandte er darauf sich zurückzuhalten ohne daß er zu sagen gewußt hätte wovor denn hier im hause war ja niemand an dem er seinen ungeheuren zorn hätte austoben können 3277_2086_000027 war es etwa gar bragadino selbst warum nicht ein greis so schamlos geworden dass er diesen brief an casanova zu schreiben wagte 3277_2086_000028 wie ihnen vielleicht nicht bekannt ist mein lieber casanova da wir ja ihre gegenwart so lange entbehren mussten haben sich die innern verhältnisse unsrer teuern vaterstadt im laufe der letzten zeit sowohl in politischer 3277_2086_000029 wer hätte auch das wort zu finden vermocht das jetzt bis in lorenzis seele gedrungen wäre der noch immer mit über dem tisch erhobenem arm dastand wie vorher 3277_2086_000030 casanova packte sie bei den schultern hauchte ihr seinen atem ins gesicht zog sie mit sich warf sie aufs bett sie sah ihn mit großen hilflosen augen an in denen das glimmen erloschen war 3277_2086_000031 als der wagen vor olivos hause hielt aus dem ihnen schon einladend der geruch von braten und allerlei gewürzen entgegenströmte war casanova gerade in der äußerst appetitreizenden schilderung 3277_2086_000032 auf der folter erzwungene geständnisse sich als so unzuverlässig erwiesen haben dass einige mitglieder unseres hohen rats sich dafür aussprachen in hinkunft von einer solchen grausamen und dabei oft irreführenden untersuchungsmethode lieber abzusehen 3277_2086_000033 beide steine stammen aus einem schmuck den ich selbst einmal meiner frau geschenkt habe und da ich doch nicht annehmen kann daß die marchesa diese steine für den leutnant lorenzi zu ringen hat fassen lassen 3277_2086_000034 oder des abbate über das lange ausbleiben der kleinen ihm bedenken verursacht haben mochten seine züge erheiterten sich sofort als er casanova wie zum scherz in die kleine eingehängt auf der schwelle stehen sah 3277_2086_000035 er hatte sich ja selber nur eine vertrackte komödie vorgespielt in diesen letzten jahren aus langeweile und ekel er an gott glauben was war denn das für ein gott der nur den jungen hold war und die alten im stich ließ 3277_2086_000036 er stand auf niemand erwiderte seinen gruß und er ging für eine kurze weile ward es so still daß wieder das lachen der kinder vom garten her wie in übertriebener lautheit vernehmlich wurde 3277_2086_000037 da beabsichtigt wird die tätige dankbarkeit die sie in zahlreichen briefen in aussicht gestellt haben baldigst in anspruch zu nehmen 3277_2086_000038 eine gebieterisch unwillige bewegung wehrte jeden versuch einer einmischung ab und mit einem höflichen neigen des kopfes verließ er ohne hast den raum 3277_2086_000039 in irgendeiner verkleidung wollte er sich nach venedig schleichen und all die wichte auf listige weise vom leben zum tode bringen oder wenigstens den einen der den jämmerlichen plan ausgeheckt hatte 3277_2086_000040 und wenn man zum schein etwa den antrag der herren annahm so war es die leichteste sache von der welt gerade diejenigen leute zu verderben die man verderben wollte 3277_2086_000041 casanova der als einziger auf seinem platz sitzengeblieben war fand ein unwillkürliches künstlerisches gefallen an dieser zwar sinnlos gewordenen 3277_2086_000042 frost warf ihn hin und her und der ekel stieg ihm bis zum halse hinauf so daß er glaubte auf der stelle ersticken zu müssen einen klaren gedanken zu fassen war er vorerst außerstande 3277_2086_000043 der pförtner stand am tor empfing sein almosen und die gäste stiegen in den wagen der sie ohne weiteren verzug heimwärts führte 3277_2086_000044 nicht eines wiederholte lorenzi wie angeekelt was tut's rief der marchese mit einer plötzlichen nicht sehr angenehm wirkenden freundlichkeit sie sind mir für zehn dukaten gut und wenn's sein muß für mehr 3277_2086_000045 ein verzweifelter ja ein zu bösem tun bereiter mann war er jetzt nicht sanft gütig und zu so lustigen späßchen aufgelegt dass die kleinen töchter olivos sich manchmal vor lachen schüttelten 3277_2086_000046 als da sind freihalten des einen oder anderen individuums kleine geschenke an frauenspersonen und so weiter ohne bedenklichkeit und knickerei ersetzt würden 3277_2086_000047 gab auftrag dem boten speise und trank zu reichen dann wandte er sich an seinen gast mit den worten lassen sie sich nicht stören chevalier lesen sie ruhig ihren brief 3277_2086_000048 und dass ich selbst wenn ich auch das hier erwähnen darf als einundachtzigjähriger greis nach aller menschlicher berechnung auf die freude verzichten müsste sie jemals in meinem leben wiederzusehen 3277_2086_000049 es war die höchste zeit dass sie aus der tür traten denn olivo kam eben erhitzt mit gerunzelten brauen die treppe herauf und casanova vermutete gleich dass unzarte scherze des marchese 3277_2086_000050 ich danke sagte casanova und ließ sein antlitz wieder sehen dem er nun dank seiner außerordentlichen verstellungskunst einen ruhigen ausdruck zu verleihen vermocht hatte 3277_2086_000051 er saß mit dem rücken gegen das fenster und wandte sich nicht um noch einmal versuchte er zugunsten lorenzis er wusste selbst nicht warum den marchese zum weiterspielen zu bewegen 3277_2086_000052 der marchese schüttelte den kopf ich danke sagte er nun ist es genug für mich ist das spiel zu ende aus dem garten klang das lachen und rufen der kinder casanova hörte teresinas stimme heraus 3277_2086_000053 dass sogar scheinbar feindliche elemente auf die friedlichste weise darin zusammenwohnten er selbst vor kurzem noch ein im tiefsten aufgewühlter 3277_2086_000054 an dir zweifeln ist das einzige mittel das uns bleibt dich nicht zu lästern sei nicht denn wenn du bist so muß ich dir fluchen er ballte die fäuste zum himmel er reckte sich auf 3277_2086_000055 auch die ricardis näherten sich und der abbate schien sich zu einer anrede entschließen zu wollen da fuhr es durch lorenzis glieder wie ein kurzes beben 3277_2086_000056 olivo schien verlegen amalia entrückt marcolina jedoch völlig unberührt und allzu absichtlich wie es casanova dünkte 3277_2086_000057 ich danke meine herren dies wird nun er zögerte für lange mein letztes spiel in diesem gastfreundlichen hause gewesen sein und nun mein verehrter herr olivo gestatten sie mir noch mich von den damen zu verabschieden 3277_2086_000058 um casanova schien sich das glück nicht zu kümmern er gewann verlor und gewann wieder in fast lächerlich regelmäßigem wechsel lorenzi atmete auf als sein letztes goldstück zum marchese hinübergerollt war und erhob sich 3277_2086_000059 du sollst überhaupt immer lügen auch vater und mutter und geschwister sollst du anlügen auf dass es dir wohl ergehe auf erden merk dir das 3277_2086_000060 da sind sie wenn sie wünschen alle auf ein blatt marchese damit sie ihrem gelde nicht lange nachzulaufen haben casanova verspürte plötzlich eine art mitleid für lorenzi 3277_2086_000061 mit ihrer erlaubnis erwiderte casanova erhob sich mit einer leichten verneigung vom tisch trat ans fenster und öffnete das schreiben mit gut gespielter gleichgültigkeit 3277_2086_000062 dieser erwiderte nur durch ein noch entschiedeneres kopfschütteln lorenzi erhob sich ich werde mir erlauben herr marchese die summe die ich ihnen schulde morgen vor zwölf uhr mittags persönlich in ihre hände zu übergeben 3277_2086_000063 er nehme die gnade des hohen rats mit freudiger dankbarkeit an und erwarte den wechsel mit wendender post um sich seinen gönnern vor allem seinem hochverehrten väterlichen freunde bragadino sobald als möglich zu füßen legen zu dürfen 3277_2086_000064 als es ihm schwerfiel anzunehmen dass dieses zarte fräulein das sich mit anderen kaum erwachsenen mädchen im gras herumzuwälzen liebte eine gelehrte korrespondenz mit dem berühmten saugrenue in paris unterhielt 3277_2086_000065 die fenster waren gegen den garten zu offen casanova hörte stimmen die sich näherten marcolina und amalia kamen vorüber blickten flüchtig in den saal verschwanden und waren dann nicht mehr zu sehen 3277_2086_000066 ich reite nach mantua entgegnete lorenzi ungeduldig der marchese ohne darauf zu achten sprach weiter 3277_2086_000067 casanova übernahm die bank und hatte noch mehr glück als der marchese es war indes wieder ein spiel zu dreien geworden heute ließen sich's auch die brüder ricardi ohne einspruch gefallen mit olivo und dem abbate waren sie bewundernde zuschauer 3277_2086_000068 geschmackssache mein bester herr voltaire man wird die werke merlins noch lesen wenn die pucelle längst vergessen ist und auch meine sonette wird man möglicherweise dann noch schätzen die sie mir mit einem so unverschämten lächeln zurückgaben 3277_2086_000069 dann war es vielleicht gar nicht nötig irgendwen umzubringen es gab allerlei arten von rache witzigere teuflischere als eine gewöhnliche mordtat wäre 3277_2086_000070 mit vergnügen herr leutnant entgegnete der marchese sobald sie ihre schuld bezahlt haben olivo aufs peinlichste berührt sagte ein wenig stotternd ich bürge für die summe 3277_2086_000071 casanovas sache in venedig mit mehr eifer als die anderen gönner zu führen schien der brief ausnehmend zierlich nur von etwas zittriger hand geschrieben lautete wörtlich 3277_2086_000072 der marchese lachte kurz ich bin neugierig wie sie das anstellen wollen herr leutnant lorenzi es gibt keinen menschen in mantua oder anderswo der ihnen auch nur zehn dukaten leihen würde 3277_2086_000073 so können sie so kann offenbar der ganze schmuck nur gestohlen sein also das pfand genügt mir herr leutnant bis auf weiteres lorenzi rief olivo 3277_2086_000074 casanova hatte längst zu ende gelesen aber noch immer hielt er das blatt vors gesicht um die totenblässe seiner verzerrten züge nicht merken zu lassen 3277_2086_000075 eines polnischen pastetengerichts begriffen der auch marcolina mit einer liebenswürdig hausfraulichen von casanova als schmeichelhaft empfundenen teilnahme zuhörte 3277_2086_000076 tun sie ganz nach ihrem belieben chevalier sagte olivo aber vergessen sie nicht dass in einer stunde das spiel beginnt casanova ging auf sein zimmer sank auf einen stuhl kalter schweiß brach an seinem ganzen körper aus 3277_2086_000077 so schwachsinnig dass er casanova casanova den er doch einst gekannt hatte für einen spion eben gut genug hielt ah er kannte eben casanova nicht mehr niemand kannte ihn mehr so wenig in venedig als anderswo 3277_2086_000078 versuchte sie mit amalia ein gespräch über angelegenheiten der hauswirtschaft einzuleiten das aber olivo an stelle seiner gattin aufnehmen musste 3277_2086_000079 ich verhehle mir keineswegs daß sie gewisse skrupel werden niederzukämpfen haben ehe sie sich in dem von uns gewünschten sinne entscheiden sollten aber erlauben sie mir als ihrem alten und aufrichtigen freunde 3277_2086_000080 er fühlte ohne die mienen der anderen zu sehen dass sie alle der meinung waren er beeile sich nun dasjenige zu tun was sie die ganze zeit über von ihm erwartet und werde lorenzi die gewonnene geldsumme zur verfügung stellen 3277_2086_000081 gegen ein pfand rief der marchese mit funkelnden augen als machte ihm sein einfall ein besonderes vergnügen das scheint mir nicht übel sagte casanova etwas zerstreut denn sein plan reifte heran 3277_2086_000082 abgesehen von extragratifikationen in einzelnen besonders wichtigen fällen sowie ihnen natürlich auch alle ihnen in ausübung ihres dienstes erwachsenden kosten 3277_2086_000083 ihm machte es ebenso große mühe sich vorzustellen daß seine gesittete nachbarin dieselbe marcolina war aus deren fenster er heute nacht einen jungen offizier hatte flüchten sehen der offenbar noch in der sekunde vorher in ihren armen gelegen war 3277_2086_000084 zweifellos gerade in den verdächtigen kreisen von denen hier die rede ist sofortiger sympathie und bei einiger geschicklichkeit von seiner seite bald einem rückhaltlosen vertrauen begegnen müsste 3277_2086_000085 schienen sich alle besonders aber casanova in so irdisch alltäglicher atmosphäre vorzüglich zu behagen und 3277_2086_000086 übrigens ein wenig doch auch für mich da ich gestern vierhundert dukaten an sie verloren habe und am ende keine zeit bleibt sie zurückzugewinnen 3277_2086_000087 die sie seinerzeit unter den bleidächern zwar hart doch wie auch sie heute einsehen wenn wir ihren brieflichen versicherungen glauben dürfen nicht ganz ungerecht büßen mussten 3277_2086_000088 es handelt sich um die philosophie um gott wir wollen die klingen kreuzen herr voltaire sterben sie mir nur gefälligst nicht zu früh schon dachte er daran seine arbeit auf der stelle zu beginnen als ihm einfiel daß der bote auf antwort wartete 3277_2086_000089 unwillkürlich drängte sich ein verhasster name auf seine lippen voltaire ja nun war er in der rechten verfassung seine schrift gegen den alten weisen von ferney zu vollenden zu vollenden 3277_2086_000090 ihr ehrenwort sagte der marchese kalt ist mir nicht einmal einen dukaten wert viel weniger zweitausend 3277_2086_000091 er möge sich beeilen daß der brief noch heute richtig von mantua nach venedig abgehe und meiner wirtin möge er bestellen daß ich heute abend wieder daheim bin heute abend rief olivo unmöglich 3277_2086_000092 ich bin zufrieden entgegnete der marchese schmunzelnd um so mehr als diese ringe gestohlen sind lorenzi wandte sich rasch um und über den tisch hin erhob er die faust um sie auf den marchese niedersausen zu lassen 3277_2086_000093 gleichsam versteinerten aber drohend edlen geste die den ganzen jüngling in ein standbild zu verwandeln schien endlich wandte sich olivo an ihn wie mit einer gebärde der beschwichtigung 3277_2086_000094 am meisten gelegen ist und so würden wir es nicht nur als einen beweis ihres patriotischen eifers mein lieber casanova sondern auch als ein untrügliches zeichen ihrer vollkommenen abkehr von all jenen tendenzen betrachten 3277_2086_000095 als auch in sittlicher hinsicht einigermaßen bedenklich gestaltet geheime verbindungen bestehen die gegen unsre staatsverfassung gerichtet sind ja einen gewaltsamen umsturz zu planen scheinen 3277_2086_000096 und nicht diejenigen auf die es der hohe rat abgesehen hatte und die unter allen venezianern gewiss die allerbravsten kerle waren wie 3277_2086_000097 der hohe rat hat sich in seiner letzten sitzung die gestern abend stattfand nicht nur bereit erklärt ihnen die rückkehr nach venedig zu gestatten sondern wünscht sogar dass sie diese ihre rückkehr tunlichst beschleunigen 3277_2086_000098 und den dumpfen einfall daß marcolina irgendwie an der namenlosen schmach mitschuldig sei die ihm widerfahren vermochte er immerhin noch als tollheit zu erkennen 3277_2086_000099 während der marchese die karten auflegte wandte sich lorenzi mit großer höflichkeit an casanova ich mache ihnen mein kompliment 3277_2086_000100 nein nun erst sollte sie begonnen werden eine neue eine andre in der der lächerliche greis hergenommen werden sollte wie er es verdiente um seiner vorsicht seiner halbheit seiner kriecherei willen 3277_2086_000101 das er sich selbst nicht recht erklären konnte doch da er von seinem ahnungsvermögen etwas hielt war er überzeugt dass der leutnant im ersten gefechte das ihm bevorstand fallen werde 3277_2086_000102 und so werden sie selbst es in der hand haben in berücksichtigungswerten fällen gnade vor recht ergehen zu lassen und immer nur denjenigen der strafe zuzuführen dem eine solche ihrer eigenen überzeugung nach gebührt 3277_2086_000103 es sind vortreffliche nachrichten die ich hier aus venedig erhalten habe und ich muß unverzüglich meine antwort absenden ich bitte daher um entschuldigung wenn ich mich sofort zurückziehe 3277_2086_000104 glück und frauen begann der abbate und der marchese schloß statt seiner zwingt wer mag lorenzi streute seine goldstücke wie achtlos vor sich hin 3277_2086_000105 zwar ist kein mangel an leuten die sich gern in den dienst der regierung stellen zum besten der öffentlichen ordnung und des staatswohls aber gerade von diesen leuten sind die meisten als gesinnungstüchtige anhänger der bestehenden verfassung zu sehr bekannt 3277_2086_000106 geschweige zweitausend insbesondere heute da sie morgen ins feld gehen und es ist nicht so ausgemacht dass sie zurückkehren sie werden ihr geld morgen früh acht uhr erhalten herr marchese auf ehrenwort 3277_2086_000107 wie hatte er sich aufgespielt der gute herr voltaire ah mein guter herr casanova ich bin ihnen ernstlich böse was gehen mich die werke des herrn merlin an sie sind schuld dass ich vier stunden mit dummheiten verbracht habe 3277_2086_000108 vor allem aber bedenken sie daß die erfüllung ihres sehnlichsten wunsches ihre rückkehr in die vaterstadt wenn sie den gnädigen vorschlag des hohen rates ablehnen sollten auf lange ja wie ich fürchte auf unabsehbare frist hinausgeschoben wäre 3277_2086_000109 teresina lief und casanova nickte vergnügt es machte ihm einen ganz besondern spaß das dirnchen deren mutter und großmutter ihm auch schon gehört hatten im angesicht ihres eigenen vaters für ihre gunst zu bezahlen 3277_2086_000110 er hasste die regierung noch hundertmal mehr und mit besseren gründen als jene taten und ein ketzer war er sein leben lang gewesen war es heute noch und mit heiligerer überzeugung als sie alle 3277_2086_000111 so lästerte er und teresina mußte es wohl für einen segen halten den er über sie sprach denn sie nahm seine hand und küßte sie andächtig wie die eines priesters 3277_2086_000112 freilich gibt es kaum einen unter diesen der es an erfahrung und geist mit ihnen mein lieber casanova aufzunehmen imstande wäre 3277_2086_000113 auch möchte ich noch hinzufügen daß sie casanova ja menschenkenner genug sind um den leichtfertigen vom verbrecher oder den spötter vom ketzer zu unterscheiden 3277_2086_000114 in einer seltsam beruhigten beinahe vergnügten stimmung über die er selbst verwundert war saß er dann mit den andern bei tische und machte marcolinen in einer scherzhaft aufgeräumten weise den hof 3277_2086_000115 und der hier lorenzi schleuderte einen zweiten ring vor den marchese hin dieser nickte und meinte für ebenso viel sind sie nun zufrieden herr marchese sagte lorenzi und schickte sich an zu gehen 3277_2086_000116 als er sich zur not gesammelt war sein erster gedanke an den schurken rache zu nehmen die geglaubt hatten ihn als polizeispion dingen zu können 3277_2086_000117 weil sie feinde dieser niederträchtigen regierung waren weil sie als ketzer galten sollten sie in dieselben bleikammern wo er vor fünfundzwanzig jahren geschmachtet oder gar unters beil 3277_2086_000118 ein dukaten also sagte lorenzi und nahm karten auf der marchese schlug sie mit den seinen lorenzi spielte weiter als verstände sich das nun von selbst und bald war er dem marchese hundert dukaten schuldig 3277_2086_000119 die andern hielten den atem an doch lorenzi erwiderte nur anscheinend ohne tiefere erregung sie werden mir genugtuung geben herr 3277_2086_000120 und er schalt sich zugleich ob dieser lächerlichen trägheit seiner phantasie hatte er nicht schon unzählige male erfahren dass in jedes wahrhaft lebendigen menschen seele nicht nur verschiedene 3277_2086_000121 das geräusch des mahles mit tellergeklapper und gläsergeklirr ging indes weiter doch niemand sprach ein wort endlich ließ sich amalia schüchtern vernehmen die schüssel wird kalt chevalier wollen sie sich nicht bedienen 2974_2124_000000 ist es wahr fragte sie das luftschiff liegt noch draußen gewiss und in sechs stunden kann man zum nordpol gelangen grunthe nickte bestätigend 2974_2124_000001 jenseits unzugänglicher meere und eiswüsten kurz vor beginn der ewigen nacht angewiesen auf das mitleid einiger armseliger eskimos 2974_2124_000002 der ballon gescheitert die gehofften stolzen resultate verloren wie konnte er heimkehren und wann und sie sie hatte ihn ermutigt ihm zugeredet als er darum sorgte sie allein zurückzulassen 2974_2124_000003 ich beurlaube dich von der begleitung nach rom paris und london dagegen kürze ich unsern aufenthalt in europa ab und komme von petersburg aus nicht erst hierher zurück sondern gehe sogleich von dort nach norden 2974_2124_000004 da er glücklich aus dem ballon auf die erde gelangt ist und im schutz der eskimos steht so droht ihm unmittelbar keine gefahr aber der winter 2974_2124_000005 ja so machst du ihren wunsch zu dem deinen vollständig ich möchte dir deine erste bitte nicht abschlagen aber es ist noch ein prinzipielles bedenken 2974_2124_000006 vielleicht erhalten wir noch eine nachricht er hat ja noch tauben sehen sie er streichelte ihre hand und versuchte zu lächeln verzeihen sie mir aber die depesche die ihnen nur trauriges meldete für mich war sie eine erlösung 2974_2124_000007 isma ergriff seine hände oh ell ell verzeihen sie mir er sah sie erstaunt an sie halten ihn für gerettet rief sie indem ihr das blut in die wangen stieg im ewigen eis in der polarnacht wie soll er gerettet werden 2974_2124_000008 und wie ist es mit der reise nach den hauptstädten fragte ell die mache ich morgen ich habe es mir nach deinen karten und angaben schon berechnet 2974_2124_000009 dazu wäre er ohnehin entschlossen gewesen und nur die zurückführung grunthes und die aufsuchung ells hätten zuvor erledigt werden müssen übrigens würde schon jetzt nach torm gesucht da noch ein kleineres luftboot 2974_2124_000010 ell öffnete die kleine tür in der mauer sie führte auf einen promenadenweg der von den friedauern vielfach benutzt wurde da er zu einem beliebten spazierort führte es war inzwischen neun uhr geworden 2974_2124_000011 isma stand einen augenblick unschlüssig sie sah sich in der kajüte des luftschiffes um in welcher sie saßen ill drückte auf einen griff auf beiden seiten der kajüte öffnete sich je eine tür hier sind noch zwei kabinen je für einen gast sagte er 2974_2124_000012 al stöhnte er sah wie sie entschlossen der tür zuschritt sie drehte sich noch einmal um mit tiefer trauer im antlitz bleiben sie isma rief er ich bringe ihnen hugo wenn es in der macht der menschen steht und der nume 2974_2124_000013 freilich zu weiteren reisen nicht verwendbar in dienst gestellt werde er sähe daher nicht ein wozu es notwendig sei dass ell oder gar isma zu diesem zweck ihm an den pol folgen sollten 2974_2124_000014 ich bin heute früh selbst in einer stunde nach wien und wieder zurückgefahren setzte ell hinzu ich danke ihnen sagte isma zurücktretend 2974_2124_000015 hätte sie den mut auch gehabt wenn nicht ell sie gebeten hätte wenn sie nicht dem freund zuliebe dem sie das eine lebensglück versagt nun zur erreichung seines innigsten wunsches ein opfer hätte bringen wollen 2974_2124_000016 ei ei die frau doktor sind es hm hm na ich will gleich einmal fragen kommen sie nur inzwischen herein es ist freilich hm 2974_2124_000017 und darauf war er mussten wir alle gefasst sein dass ein solcher unfall eintrat nein isma liebste freundin ängstigen sie sich nicht wir werden dafür sorgen dass im frühjahr auf allen seiten des pols nach ihm gesucht wird 2974_2124_000018 wenn es uns gelingt torm zu retten wenn er durch die nume hierhergebracht wird so haben wir das zutrauen der menschen und ihren glauben an uns in viel höherem grad gewonnen als sie selbst durch mein fernsein verloren werden könnten 2974_2124_000019 aber ich werde mich daran gewöhnen es ist schon wieder besser in der freien luft ill wird es gewiss arrangieren können dass sie nicht immer in der marsschwere zu sein brauchen 2974_2124_000020 wieder lehnte sie an seiner schulter er führte sie an das sofa fassen sie sich liebste freundin fassen sie sich ich weiß nicht was ich tun soll sagte sie unter tränen sie zog die depesche aus ihrer tasche und reichte ihm das zerknitterte papier 2974_2124_000021 und nun bitte grunthe rief ell tun sie mir den gefallen und geben sie frau torm einen kurzen bericht über ihre erlebnisse kommen sie setzen wir uns 2974_2124_000022 tun sie was sie wollen sagte ell ich habe keine zeit er schloss die tür hinter sich und ging zu grunthe zurück 2974_2124_000023 sie ringt die hände und geht auf und ab im zimmer sie blickt nach der geschlossenen tür und glaubt seine stimme zu hören sie blickt nach der uhr und der gedanke läßt sie nicht los nur sechs stunden in sechs stunden kann alles entschieden sein 2974_2124_000024 ich aber empfing diese nacht durch grunthe die nachricht dass der ballon abgestürzt und ihr mann verschwunden sei ich glaubte ihn tot und wusste nicht wie ich ihnen isma aber was ist ihnen 2974_2124_000025 zugegeben deine abwesenheit von hier für kurze zeit wäre allenfalls belanglos es könnte aber ein unglücklicher zufall eintreten der uns verhindert hierher zurückzukehren 2974_2124_000026 sie hatte sich eingebildet der großen sache der wissenschaft mutig das opfer ihres häuslichen glückes zu bringen aber nun kam es über sie wie eine schreckliche anklage 2974_2124_000027 ell sagte sie sie stockte einen augenblick wie verlegen bei ihrer freundschaft wenn sie mich liebhaben isma wollen sie mir eine bitte erfüllen was sie wollen 2974_2124_000028 dagegen werden wir unsere fahrt wenn wir erst jenseits der alpen sind und dann in frankreich und england zum teil absichtlich langsam und möglichst vor aller augen ausführen die menschen sollen sehen was wir können sie werden dann grunthe eher glauben 2974_2124_000029 ich weiß welches opfer sie mir bringen und ich habe es nicht um sie verdient mit tränen in den augen reichte sie ihm die hände also übermorgen 2974_2124_000030 schon so früh interessanten besuch gehabt wie sagte der andere wohl sehr besorgt um den herrn gemahl ell sah den sprecher von oben bis unten an und drehte ihm ohne ein wort zu sagen den rücken 2974_2124_000031 sie werden es etwas eng aber sonst ganz bequem haben es versteht sich von selbst dass ihr meine gäste seid setzte er zu ell gewendet hinzu 2974_2124_000032 er ist nur als zufall zu behandeln ich kann morgen tot sein auch wenn ich nicht aus meinem zimmer gehe ich habe mich nun einmal um ismas willen entschlossen was daraus wird muss ich mit meinem gewissen abmachen dass ich nicht eigennützig handle weißt du 2974_2124_000033 ell fand nicht sogleich worte das hatte er nicht erwartet oh isma isma rief er endlich was verlangen sie diese reise ist nichts für sie 2974_2124_000034 nehmen sie mich mit kommen sie zu ill alles hängt von seiner entscheidung ab ell brachte isma zu seinem oheim 2974_2124_000035 beide sahen sich tief in die augen ell sprang auf und machte einige schritte durch das zimmer dann blieb er vor isma stehen ich dachte einen augenblick eine möglichkeit aber nein es geht nicht 2974_2124_000036 mit ihm wird sie allein sein der ihr so wert ist so lieb und nun vor ihr steht in einem neuen geheimnisvollen licht der sohn einer höheren welt zu dem sie aufblickt nein nein sie will nicht allein sein und nicht allein mit ihm 2974_2124_000037 isma saß regungslos ihre weitgeöffneten augen hingen an ell es überkam sie wie ein gefühl der ehrfurcht und nun ich hier bin schloss grunthe darf ich keine minute versäumen den bericht fertigzustellen 2974_2124_000038 er stürzte hinaus vor der tür des bibliothekzimmers hielt er an er mußte sich erst sammeln dann trat er ein ruhig gefaßt aber das herz schlug ihm sein gesicht war bleich und übernächtig 2974_2124_000039 er stutzte bei ihrem anblick die trauer und angst aus ihren zügen war verschwunden sie stand aufgerichtet vor ihm aus ihren tiefblauen augen sprach jene innigkeit des gefühls die ihn immer hingerissen hatte auf ihren lippen lag es wie ein leises lächeln 2974_2124_000040 noch eins sagte ill eine bedingung die ich machen muss unsere nachforschungen werden am zwölften september beginnen sie müssen aber am zwanzigsten unter allen umständen aufhören sind wir bis dahin nicht glücklich gewesen so müssen sie es tragen 2974_2124_000041 ell sprang in die höhe er dankte ill und sagte freudig zu isma wir dürfen mit aber wir müssen übermorgen reisefertig sein und mit ernsterem ausdruck setzte er hinzu 2974_2124_000042 wenn es ein unrecht war daß sie um des wunsches des freundes willen den mann nicht zurückhielt so mochte dies ihre buße sein und die seinige 2974_2124_000043 bis dahin sei er wieder zu hause inzwischen reiche grunthe vollständig aus die erforderliche auskunft zu geben es stehe also dabei eigentlich weiter nichts in frage als dass die martier sich der mühe unterzögen noch einmal eine fahrt vom pol nach friedau und zurück zu machen 2974_2124_000044 mit diesen worten ging der kastellan ab sie hat nachrichten rief ell erbleichend und sie kommt selbst um diese zeit woher kann sie es wissen 2974_2124_000045 persönlich würde es mich sehr freuen dich bei mir zu haben und sogar sachlich könnte es von vorteil sein da fälle denkbar sind in denen wir unser schiff verlassen müssen um das land zu betreten und dann würdest du mit den eskimos die wir mitnehmen werden mehr leisten können als wir 2974_2124_000046 sonst hätte dein wunsch für uns nicht existiert so aber da es sich nur um chancen des gelingens oder misslingens handelt dürfen wir auch nicht vergessen dass mit der größeren wahrscheinlichkeit unserer reise das verständnis zwischen dem planeten fördern wird 2974_2124_000047 das dauert zu lange können sie mich nicht hier aus dem parkpförtchen lassen dann spare ich weg gewiss ich habe den schlüssel hier 2974_2124_000048 sie können sich denken isma was ich in ihrer seele fühlte wie mir zumute war als ich sie jetzt vor mir sah da atmete ich auf als ich ihre depesche las nach dem was ich wußte ist es vielleicht die beste nachricht die sich überhaupt erhoffen ließ 2974_2124_000049 das aber sei doch in zwölf stunden erledigt ell führte dies hin und wieder von seinem oheim unterbrochen in eifriger rede aus isma hörte dem gespräch von dem sie kein wort verstand geduldig zu 2974_2124_000050 in sechs stunden konnte man am nordpol sein nur sechs stunden so lange braucht der schnellzug nach berlin das ist eine spazierfahrt sechs stunden nur trennten sie von hugo 2974_2124_000051 was ist ihnen isma ich ich sagte sie die hand auf das herz pressend ich habe wohl nicht recht verstanden oder oder sagten sie nicht 2974_2124_000052 ich wundere mich aber warum du für den wunsch der frau torm so eifrig eintrittst der eigentlich nur einer stimmung man möchte fast sagen einer einbildung entspringt 2974_2124_000053 er stellte daher ill vor dass sich seine reise wohl mit seinen pflichten gegen die martier vereinen lasse da sie doch nicht länger als acht bis zehn tage dauern würde denn gleichviel ob torm gefunden werde oder nicht vor ihrer abreise nach dem mars würden ja die martier ihn und isma zurückbringen 2974_2124_000054 entschuldigen sie mich einen augenblick ich bin sogleich wieder hier sagte elle zu isma indem er mit grunthe das zimmer verließ sie nickte schweigend ihre gedanken waren bei dem luftschiff 2974_2124_000055 diese furchtbare ungewissheit nein das konnte das wollte sie nicht ertragen und die fragen die ewigen und das mitleid und das höhnische zischeln ob sie sich wohl tröstet oh 2974_2124_000056 das ist ja alles gleichgültig nun will ich nur schnell nach hause sie können sich denken daß ich viel zu tun habe sagte sie mit schwachem lächeln warten sie ich will einen wagen holen lassen 2974_2124_000057 vor dem blick ells wich er erschrocken zurück und aus ärger über seine eigene verlegenheit rief er ell protzig nach na na man wird doch wohl fragen dürfen 2974_2124_000058 ich weiß es es ist der gedanke der mich zuerst der bitte von frau torm widerstehen ließ der mich in konflikt mit mir selbst brachte aber gerade weil wir nicht allwissend sind dürfen wir einen solchen umstand nicht in die berechnung ziehen 2974_2124_000059 die ganze fahrt von hier nach rom über paris nach london und von dort zurück könnten wir in kaum fünf stunden zurücklegen wir werden uns aber viel mehr zeit nehmen 2974_2124_000060 wo ist das schiff fragte isma ich will die nume bitten sie werden einer verlassenen frau nicht abschlagen was der einzige freund ihr nicht gewähren will isma seien sie vernünftig 2974_2124_000061 ist der herr doktor schon zu sprechen fragte sie den öffnenden kastellan der alte nahm sein käppchen ab und kratzte sich verlegen hinter dem ohr 2974_2124_000062 das vernünftige ist die pflicht und dies ist der einzige weg sie zu erfüllen und meine pflicht ist die versöhnung der planeten dagegen muß das geschick des einzelnen zurücktreten 2974_2124_000063 sie fasste seine hände und sah ihn flehend an zwei tränen traten in ihre augen und kommen sie selbst mit setzte sie hinzu 2974_2124_000064 sie sah entzückend aus ell wendete sich ab er konnte den anblick nicht länger ertragen isma legte ihre hand auf seinen arm verzeihen sie mir mein lieber freund sagte sie herzlich erzählen sie mir 2974_2124_000065 sagen sie ich müsste den herrn doktor sofort sprechen es sind wichtige nachrichten angekommen der alte schlurfte ins haus ell beriet mit grunthe die form welche den ersten mitteilungen zu geben sei als ihm frau torm gemeldet wurde 2974_2124_000066 dann bin ich also ganz allein sagte isma leise nein nein ich komme bald wieder isma wandte sich schweigend ab dann kehrte sie plötzlich zurück und sagte fast hart 2974_2124_000067 in dieser zeit aber sei er um so entbehrlicher als sich die erste aufregung über das erscheinen der martier erst einigermaßen legen müsse ehe es zu ernsthaften entschlüssen der regierung kommen könnte 2974_2124_000068 ell sah sie schmerzlich enttäuscht an und schüttelte nur den kopf sie verstand seinen vorwurfsvollen blick eine feine röte überzog ihr gesicht und sie schlug ihre großen sanften augen wie bittend zu ihm auf 2974_2124_000069 wo die eskimos überwintern wird es ihrem mann auch gelingen es ist gewiss keine angenehme aussicht aber wie viele forscher haben schon einen winter in den schneehütten der eskimos zugebracht 2974_2124_000070 nur hier breche ich ungesehen auf vor sonnenaufgang denn da wir wieder hierher zurückkommen würde ich dir und uns die ganze bevölkerung auf den hals ziehen und vielleicht ernstliche schwierigkeiten haben wenn man von unserm hiersein wüsste 2974_2124_000071 war noch einen augenblick stehen geblieben und hatte ihr nachgeblickt als er in die tür zurücktreten wollte waren die beiden spaziergänger herangekommen ach guten morgen herr doktor sagte der eine mit näselnder stimme was macht der nordpol 2974_2124_000072 wir haben alle unsre kräfte anzustrengen das zu beweisen was uns niemand wird glauben wollen ich darf daher wohl auf entschuldigung rechnen wenn ich mich jetzt wieder zurückziehe würden sie mir noch einen augenblick schenken setzte er zu ell gewendet hinzu 2974_2124_000073 ballon durch unbekannte kraft in die höhe gerissen ich verlor das bewusstsein erwachte als der ballon auf dichte wolkendecke schnell abstürzte korb gekentert ballon nur durch stärkste erleichterung zu retten grunthe und saltner bewusstlos nicht transportierbar 2974_2124_000074 an dem höchsten was erlebt wurde und was ihr herz so erwartungsvoll schlagen macht und sie muß es allein erleben und vielleicht nur sechs stunden 2974_2124_000075 sprach in seiner knappen fast trockenen weise da war nichts übertrieben keine vermutungen kein subjektives urteil alles klar wie ein mathematischer beweis 2974_2124_000076 ill der isma mit herzlichster teilnahme begegnete versprach sofort dass nach seiner rückkehr mit hilfe des luftschiffes die sorgfältigste durchforschung des arktischen gebietes vorgenommen werden solle so lange die martier dazu noch zeit hätten 2974_2124_000077 sprechen sie bei ihrem oheim für mich dass er mich in seinem luftschiff mit nach dem pol nimmt und mich wieder hierherbringt wenn wir hugo gefunden haben ja ja ich ich werde ihn finden wenn ich mit dem luftschiff ihn suchen darf oh weigern sie sich nicht 2974_2124_000078 ill blickte seinem neffen mit herzlichkeit ins auge du liebst diese frau ell schwieg und du willst sie mitnehmen und begleiten um ihr den gatten wiederzugeben 2974_2124_000079 ell las er atmete tief auf gott sei gedankt rief er aus tiefstem herzen isma sprang auf und wich zurück ihr blick fiel feindlich auf ihn ihre augen wurden starr sie drohte zusammenzubrechen 2974_2124_000080 darum eben gehe ich allein das werde ich nie zugeben ich will sagte isma finster ich will zu meinem mann 2974_2124_000081 nur sechs stunden das luftschiff zog sie mit magischer gewalt an sie wollte fort sie wollte an den pol sie würde ihn finden den verlorenen sie isma torm 2974_2124_000082 alles was grunthe und saltner von ihrem mann wussten bestand darin dass er aus dem ballon verschwunden war als sie von ihrer ohnmacht erwachten der fallschirm wurde im meer gefunden von torm keine spur 2974_2124_000083 von den sternen steigen die götter herab um die menschen zu laden zu ihrem seligen wandel hier in dieser stadt in diesem hause wird ein neues zeitalter geboren und er weiß nichts davon kann nicht teilnehmen an dem großen was die ganze erde erfüllt 2974_2124_000084 oh sie stampfte mit dem fuß auf und presste die hände krampfhaft zusammen dann stand sie still wie ein bild aus stein und nun wusste sie es sie atmete tief auf die starrheit löste sich ihr entschluss war gefasst 2974_2124_000085 isma verstand nicht seine worte aber seine handbewegung sie streckte ill schüchtern ihre hand entgegen die er zwischen die seinigen nahm ich danke ihnen sagte sie von ganzem herzen 2974_2124_000086 sie setzte sich und überdachte alles noch einmal in voller ruhe es war das richtige es musste so sein isma erhob sich und schritt auf die tür zu als ihr ell aus derselben entgegentrat 2974_2124_000087 dann wandte sie sich zu ell sie sah ihn mit einem blick an dem er nicht widerstehen konnte oh zürnen sie mir nicht mein lieber treuer freund ich werde es ihnen nie vergessen was sie heute für mich taten 2974_2124_000088 entdeckte spuren von wandernden eskimos und fand ihr lager ziehe mit ihnen nach süden habe noch zwei tauben hoffe auf glückliche heimkehr sei unbesorgt ich bin unverletzt und bei kräften thorben 2974_2124_000089 er ist länger draußen aufgehalten aber er wird kommen er wird kommen so wie heute dann jeden tag der einzige vertraute mit dem sie alles teilen muß was das herz bewegt 2974_2124_000090 ich glaube also dass wir im interesse der planeten selbst wirken wenn wir torm suchen dieser grund ist mir allerdings erst jetzt eingefallen ill lächelte wieder 2974_2124_000091 wollt ihr also mit so müsst ihr wir haben heute nach eurer zeitrechnung den neunten september nun gut so haltet euch bereit im laufe des elften septembers mit uns aufzubrechen 2974_2124_000092 ell der jetzt erst hörte und im übrigen erriet was isma zur reise antrieb fühlte seinen widerstand gebrochen er unterstützte nunmehr ihre bitten und wollte sie unter keinen umständen verlassen 2974_2124_000093 wenn das glück günstig war wenn das schiff die richtige bahn beschrieb so musste man ihn bemerken so konnte man ihn aufnehmen und zurückbringen noch heute konnte er in friedau sein 2974_2124_000094 ell drehte sich um nein herr von schnabel was einen nichts angeht wird man nicht fragen dürfen adieu ich bitte doch soll das vielleicht eine zurechtweisung sein dann möchte ich allerdings noch um eine aufklärung bitten 2974_2124_000095 ja wenn sie mitfahren könnte durch die lüfte reisen nach dem reich des eises wo er weilt sie würde ihn finden sie würde ihn ausspähen wo er sich auch bärge im boot von seehundsfell in der hütte von schnee 2974_2124_000096 er würde auch gelten wenn frau torm uns nicht begleitete wir gewinnen aber durch sie eine zeugin die uns von nutzen sein kann doch gleichviel so will ich denn einen vorschlag machen das äußerste was ich zugeben kann 2974_2124_000097 es geht nicht er setzte sich ihr gegenüber hören sie zu sagte er was ich ihnen jetzt sage wird ihnen unglaublich erscheinen aber die beweise sollen sie selbst sehen grunthe ist hier und saltner ist auf der reise nach dem mars 2974_2124_000098 wie können wir uns des erreichten freuen und er dem wir es verdanken hat nichts von alledem den langen winter ach wohl noch ein jahr ist es denn nicht möglich noch jetzt gleich etwas für ihn zu tun 2974_2124_000099 allein den ganzen winter allein in solcher zeit wo seele zu seele gehört allein ja wenn sie allein wäre aber der freund wo bleibt er 2974_2124_000100 oh er würde ihr helfen sie glaubte an ihn eine stunde später zog sie die klingel an dem großen eisernen gitter das den vorgarten des wohngebäudes neben der sternwarte von der straße abschloss 2974_2124_000101 ich verließ den ballon mit dem fallschirm konnte brieftauben mitnehmen ich fiel langsam durch wolken trieb vom pol in unbekannter richtung ab konnte mich auf festland retten 2974_2124_000102 wollen sie nicht lieber von ihrem vorhaben abstehen sie können gewiss sein daß die nume alles tun werden um hugo aufzufinden bleiben sie hier isma 2974_2124_000103 die nume werden selbst suchen sie suchen schon und was die nicht finden werden auch sie nicht finden ich werde es was sind fremde augen gegen die der frau ich werde sehen wo andere nicht hinblicken es sind nur sechs stunden so nahe 2974_2124_000104 am morgen des einundzwanzigsten september setzt sie dieses schiff wieder hier ab und so gott will schon früher und zu dreien ell übersetzte isma die worte gott sei uns gnädig sagte sie leise 2974_2124_000105 er verbeugte sich gegen isma und wollte gehen da sprang isma auf und trat dicht vor grunthe der mit zusammengekniffenen lippen stehenblieb 2974_2124_000106 isma starrte in die ferne das schicksal torms nahm noch alle ihre gedanken in anspruch und ist ihnen denn dies alles gleichgültig geworden fragte ell sie fragen nicht einmal woher ich meine nachricht habe 2974_2124_000107 um gottes willen ell hören sie auf rief isma zurückweichend die gefalteten hände nach ihm ausstreckend in ihren augen malte sich angst sie fürchtete für seinen verstand war das seine fixe idee die jetzt mit ihren wahnvorstellungen zum ausbruch kam 2974_2124_000108 er sprang auf und warf die feder weg führen sie die gnädige frau sogleich in die bibliothek es sind wichtige nachrichten da sagte die frau doktor 2974_2124_000109 sie klammerte sich an die letzten worte hoffe auf glückliche heimkehr sei unbesorgt ich bin unverletzt und bei kräften aber wo wo 2974_2124_000110 sie erschrak wenn sie aus ills augen auf eine ablehnende antwort schließen zu müssen glaubte jetzt aber lächelte ill und sagte die transportfrage euch beide mitzunehmen und wieder herzubringen ist für uns kein hindernis 2974_2124_000111 ich brauche nicht zu sagen wie sehr ich den unfall ihres mannes bedauere sie aber dürfen stolz sein er hat sich selbst geopfert und die gefährten dadurch gerettet alle resultate der expedition sind geborgen selbst meine kühnsten hoffnungen erfüllt 2974_2124_000112 ich kann nicht hierbleiben ich will hinaus und wenn sie mitgehen so danke ich ihnen denn unter diesen fremden allein es ist mir alles so beängstigend und keiner versteht mich aber mit ihnen oh 2974_2124_000113 und wenn das opfer angenommen war sie schauderte zusammen nein nein sie wollte nicht mutlos sein das durfte sie sich ja sagen sie hatte sich nie verhehlt dass sie jeden augenblick auf das schlimmste gefaßt sein musste 2974_2124_000114 führen sie mich zu ihrem oheim ich will ihn bitten und wenn sie nicht fortkönnen lassen sie mich allein mitgehen lassen sie mich hingehen ell ell kämpfte mit sich mit düsteren blicken starrte er durchs fenster 2974_2124_000115 er stand auf und ging zur tür isma blieb ratlos sitzen nur wenige augenblicke dann sprang sie auf grunthe trat in das zimmer er machte seine steife verbeugung isma starrte auf ihn wie auf eine erscheinung 2974_2124_000116 lesen sie diese depesche sagte ell zu grunthe frau torm hat sie heute früh empfangen grunthe las sah noch einmal nach dem datum und sagte dann das ist eine sehr günstige nachricht unter den einmal vorhandenen umständen 2974_2124_000117 aber was sie dann tun würde das hatte sie niemals sich zur vollen klarheit gebracht jetzt musste es sein sie wollte handeln wenn hilfe möglich war es gab von den menschen nur einen der hier helfen konnte 2974_2124_000118 ersterer wäre jetzt in deutschland nicht zu entbehren um grunthe in der darstellung der resultate der expedition zu unterstützen man würde ihn auch jedenfalls seitens der regierung zu rate ziehen 2974_2124_000119 sie hegt nun einmal den wunsch erwiderte ell etwas verlegen sie hält die reise für ihre pflicht und es ist der einzige trost den ich ihr gegenwärtig geben kann wenn ich ihren wunsch zu erfüllen suche 1593_2431_000000 nun sollte der vater auch bei der geburt des sohnes nicht gegenwärtig sein er sollte den namen nicht bestimmen bei dem man ihn künftig rufen würde 1593_2431_000001 und alles was zu tun und zu besorgen war blieb nicht bloß hoffnungsvolle mühe wie bisher sondern ward zum heitern genusse an dem gärtner aber hatte sie zu trösten über manche durch lucianens wildheit entstandene lücke 1593_2431_000002 es hat ihn gepflückt ehe du vom schlaf erwachtest und das bittende sieht dich so freundlich an wie die gabe niemand sieht erbärmlich aus der sich einiges recht fühlt fordern zu dürfen 1593_2431_000003 es konnte keinen anderen namen führen als den namen des vaters und des freundes es bedurfte der entschiedenen zudringlichkeit dieses mannes um die hunderterlei bedenklichkeiten das widerreden zaudern stocken 1593_2431_000004 er fand sich ein und zwar sehr behaglich kaum dass er seinen triumph in gegenwart ottiliens verbarg so sprach er sich gegen charlotten laut aus und war der mann alle sorgen zu heben und alle augenblicklichen hindernisse beiseitezubringen 1593_2431_000005 davon können wir uns kaum einen begriff machen sogar größere städte tragen jetzt ihre wälle ab die gräben selbst fürstlicher schlösser werden ausgefüllt die städte bilden nur große flecken 1593_2431_000006 nun war er im zuge recht glänzend zu schließen aber er bemerkte bald dass der alte dem er das kind hinhielt sich zwar erst gegen dasselbe zu neigen schien nachher aber schnell zurücksank 1593_2431_000007 er fing daher an gegen das ende des akts mit behaglichkeit sich an die stelle des geistlichen zu zu versetzen in einer munteren rede seine taten pflichten und hoffnungen zu äußern und um so mehr dabei zu verweilen 1593_2431_000008 dass der herbst ebenso herrlich würde wie der frühling dafür war gesorgt alle sogenannten sommergewächse alles was im herbst mit blühen nicht enden kann und sich der kälte noch keck entgegenwickelt 1593_2431_000009 die dereinst seiner kindheit so freundlich entgegenlachen sollten zwischen jungen sträuchen und pflanzen die mit ihm in die höhe zu wachsen durch eine jugend bestimmt schienen 1593_2431_000010 nichts konnte sie vor völliger verworrenheit retten als dass sie jeden tag ihre pflicht tat ein sohn war glücklich zur welt gekommen und die frauen versicherten sämtlich es sei der ganze leibhafte vater 1593_2431_000011 denn ob er gleich alles was die baum- und küchengärtnerei betraf auch die erfordernisse eines alten ziergartens vollkommen zu leisten verstand 1593_2431_000012 wenn dieser in einer periode lebt wo man lust hatte sich manches zuzueignen dieses eigentum zu sichern zu beschränken einzuengen und in der absonderung von der welt seinen genuss zu befestigen 1593_2431_000013 so dass sie sich nicht anders zu helfen wusste als dass sie immer wieder das nächste mit anteil ja mit leidenschaft ergriff dass alles was eduarden besonders lieb war auch ihre sorgfalt am stärksten an sich zog lässt sich denken 1593_2431_000014 selbst in großen und reichen familien die ihren vorfahren vieles schuldig sind pflegt es so zu gehen daß man des großvaters mehr als des vaters gedenkt 1593_2431_000015 viel bei ihm hätten fruchten sollen so wenig der gärtner sich durch andere liebhabereien und neigungen zerstreuen darf so wenig darf der ruhige gang unterbrochen werden den die pflanze zur dauernden oder zur vorübergehenden vollendung nimmt 1593_2431_000016 warum nur das jahr manchmal so kurz manchmal so lang ist warum es so kurz scheint und so lang in der erinnerung mir ist es mit dem vergangenen so und nirgends auffallender als im garten 1593_2431_000017 erschrak sie nicht wenig an seinen offenen augen denn sie glaubte in ihre eigenen zu sehen eine solche übereinstimmung hätte jeden überraschen müssen 1593_2431_000018 wenn sie sich abends zur ruhe gelegt und im süßen gefühl noch zwischen schlaf und wachen schwebte schien es ihr als wenn sie in einen ganz hellen doch mild erleuchteten raum 1593_2431_000019 wie wünschenswert war es zu diesem allen dass er vor den augen des vaters der mutter aufwüchse und eine erneute frohe verbindung bestätigte 1593_2431_000020 die feier des taufaktes sollte würdig aber beschränkt und kurz sein man kam zusammen ottilie und mittler sollten das kind als taufzeugen halten 1593_2431_000021 ein junger zweig verbindet sich mit einem alten stamme gar leicht und gern an den kein erwachsener ast mehr anzufügen ist es freute den gehülfen in dem augenblick da er abschied zu nehmen sich genötigt sah 1593_2431_000022 das leben ihrer seele war getötet warum sollte der körper noch erhalten werden führten sie auf diese weise gar manchmal die unerfreulichen begebenheiten des tags auf die betrachtung der vergänglichkeit des scheidens des verlierens 1593_2431_000023 astern besonders waren in der größten mannigfaltigkeit gesät und sollten nun überallhin verpflanzt einen sternhimmel über die erde bilden 1593_2431_000024 so wiederholt sich denn abermals das jahresmärchen von vorn wir sind nun wieder gott sei dank an seinem artigsten kapitel veilchen und maiblumen sind wie überschriften oder vignetten dazu 1593_2431_000025 wird vielleicht von niemand mehr als vom gärtner verlangt diese eigenschaften besaß der gute mann in einem hohen grade deswegen auch ottilie so gern mit ihm wirkte aber sein eigentliches talent konnte er schon einige zeit nicht mehr mit behaglichkeit ausüben 1593_2431_000026 daraus entsteht nach und nach eine neue ansicht der dinge das nützliche erhält wieder die oberhand und selbst der vielbesitzende meint zuletzt auch das alles nutzen zu müssen 1593_2431_000027 glauben sie mir es ist möglich daß ihr sohn die sämtlichen parkanlagen vernachlässigt und sich wieder hinter die ernsten mauern und unter die hohen linden seines großvaters zurückzieht 1593_2431_000028 und hatte überhaupt die art sich sogleich in jedem falle zu denken wie er nun reden wie er sich äußern würde diesmal konnte er sich um so weniger zurückhalten als es nur eine kleine gesellschaft von lauter freunden war die ihn umgab 1593_2431_000029 als er auf die wiederkehr eduards eigentlich gegründet war dessen abwesenheit man in diesem wie in manchem andern falle täglich nachteiliger empfinden mußte 1593_2431_000030 er fügte sich deshalb in die umstände und kehrte mit diesen aussichten und hoffnungen wieder zur vorsteherin zurück charlottens niederkunft nahte heran 1593_2431_000031 und wenn man so auf reisen das ansieht sollte man glauben der allgemeine friede sei befestigt und das goldne zeitalter vor der tür 1593_2431_000032 vom fall kaum abgehalten ward er in einem sessel gebracht und man musste ihn ungeachtet aller augenblicklichen beihilfe für tot ansprechen 1593_2431_000033 wie vergängliches und dauerndes ineinandergreift und doch ist nichts so flüchtig das nicht eine spur das nicht seinesgleichen zurücklasse 1593_2431_000034 und wer widersteht dem strome seiner umgebungen die zeit rückt fort und in ihr gesinnungen meinungen vorurteile und liebhabereien 1593_2431_000035 so möchte wohl gegen die bemerkung nichts einzuwenden sein sollte man denn aber einem solchen naturgang nichts entgegensetzen sollte man vater und sohn eltern und kinder nicht in übereinstimmung bringen können 1593_2431_000036 haben sie wohl einen begriff mein freund dass man aus diesem in einen anderen in den vorigen zustand zurückkehren könne warum nicht versetzte der gehülfe jeder zustand hat seine beschwerlichkeit der beschränkte sowohl als der losgebundene 1593_2431_000037 aber noch auf eine viel andere weise war sie veranlasst für ihn zu wirken sie hätte vorzüglich die sorge für das kind übernommen dessen unmittelbare pflegerin sie umso mehr werden konnte 1593_2431_000038 ward es ihr auf einmal klar dass ihre liebe um sich zu vollenden völlig uneigennützig werden müsste ja in manchen augenblicken glaubte sie diese höhe schon erreicht zu haben 1593_2431_000039 manchmal sah sie ihn auch umgeben besonders von etwas beweglichem das dunkler war als der helle grund aber sie unterschied kaum schattenbilder die ihr zuweilen als menschen als pferde als bäume und gebirge vorkommen konnten 1593_2431_000040 dann steigt sie über ihre klasse hinüber und scheint jedem gefiederten andeuten zu wollen was eigentlich singen heiße ein leben ohne liebe ohne die nähe des geliebten ist nur eine comedy à tiroirs ein schlechtes schubladenstück 1593_2431_000041 sie sollten gleich ausgefertigt sein denn ihm war selbst höchlich daran gelegen ein glück das er für die familie so bedeutend hielt auch der übrigen mitunter misswollenden und missredenden welt bekanntzumachen und 1593_2431_000042 mittler der zunächst das kind empfing stutzte gleichfalls indem er in der bildung desselben eine so auffallende ähnlichkeit und zwar mit dem hauptmann erblickte dergleichen ihm sonst noch nie vorgekommen war 1593_2431_000043 es gibt wenig menschen die sich mit dem nächstvergangenen zu beschäftigen wissen entweder das gegenwärtige hält uns mit gewalt an sich 1593_2431_000044 gleichen diesem vater und sohn den sie schildern von jenen zuständen da jede kleine stadt ihre mauern und gräben haben musste da man jeden edelhof noch in einem sumpf baute und die geringsten schlösser nur durch eine zugbrücke zugänglich waren 1593_2431_000045 und die hohen lindenalleen die regelmäßigen anlagen die sich von eduards vater herschrieben bewundert hatte sie waren vortrefflich gediehen in dem sinne desjenigen der sie pflanzte 1593_2431_000046 je überraschender sie vorgelegt wurde ottilie allein betrachtete den eingeschlummerten der noch immer seine freundliche einnehmende miene behalten hatte mit einer art von neid 1593_2431_000047 sie haben mir freundlich einen knaben geweissagt müsste denn der gerade mit seinem vater im widerspruch stehen zerstören was seine eltern erbaut haben anstatt es zu vollenden und zu erheben wenn er in demselben sinne fortfährt 1593_2431_000048 ja warum sollte sie nicht hoffen dass er selbst nun bald wiederkommen dass er die fürsorgliche dienstlichkeit die sie dem abwesenden geleistet dankbar gegenwärtig bemerken werde 1593_2431_000049 indem nun die pflanzen immer mehr wurzel schlugen und zweige trieben fühlte sich auch ottilie immer mehr an diese räume gefesselt gerade vor einem jahre trat sie als fremdling als ein unbedeutendes wesen hier ein wie viel hatte sie sich seit jener zeit nicht erworben 1593_2431_000050 charlotte war im stillen erfreut sich einen sohn verkündigt zu hören und verzieh dem gehilfen deshalb die etwas unfreundliche prophezeihung wie es dereinst ihrem lieben schönen park ergehen könne sie versetzte deshalb ganz freundlich 1593_2431_000051 aber freilich wenn wir es genau ansehen so sind es nur die plane die neigungen der zeit die wir mit auszuführen genötigt sind gewiss sagte der gehilfe 1593_2431_000052 er machte bei seiner rückkehr charlotten die bemerkung die sie nicht ungünstig aufnahm indem uns das leben fortzieht versetzte sie glauben wir aus uns selbst zu handeln unsre tätigkeit unsre vergnügungen zu wählen 1593_2431_000053 wenn sie um sich her sah so verbarg sie sich nicht zu welchem großen reichen zustande das kind geboren sei denn fast alles wohin das auge blickte sollte dereinst ihm gehören 1593_2431_000054 als er charlottens beifall in ihrer zufriedenen miene zu erkennen glaubte dass der gute alte mann sich gern gesetzt hätte entging dem rüstigen redner der noch viel weniger dachte dass er ein größeres übel hervorzubringen auf dem wege war 1593_2431_000055 die gestalt bis aufs kleinste ausgemalt bewegte sich willig vor ihr ohne dass sie das mindeste dazu tat ohne dass sie wollte oder die einbildungskraft anstrengte 1593_2431_000056 in keinem sonderlichen verhältnisse stand er hatte sich darüber nach mancherlei versuchen eine art von plan gemacht in welchem ihn ottilie um so mehr bestärkte 1593_2431_000057 bemerken wir nicht dass sie gleich tätig sind sobald es was zu tun gibt kaum entfaltet die natur ihre freundlichen schätze so sind die kinder dahinterher um ein gewerbe zu eröffnen keines bettelt mehr jedes reicht dir einen strauß 1593_2431_000058 man lässt sich den winter auch gefallen man glaubt sich freier auszubreiten wenn die bäume so geisterhaft so durchsichtig vor uns stehen sie sind nichts aber sie decken auch nichts zu 1593_2431_000059 wie aber einmal knospen und blüten kommen dann wird man ungeduldig bis das volle laub hervortritt bis die landschaft sich verkörpert und der baum sich als eine gestalt uns entgegendrängt 1593_2431_000060 er lasse ihn mitbauen pflanzen und erlaube ihm wie sich selbst eine unschädliche willkür eine tätigkeit lässt sich in die andere verweben keine an die andere anstückeln 1593_2431_000061 und indem man alle verhältnisse schonen will immer der fall eintritt einige zu verletzen alle meldungsschreiben und gevatterbriefe übernahm mittler 1593_2431_000062 nähmen wir uns aber zugleich die mühe aus den briefen unserer freunde eigentümliche bemerkungen originelle ansichten flüchtige geistreiche worte auszuzeichnen so würden wir sehr reich werden 1593_2431_000063 menschen die ihren grund und boden zu nutzen genötigt sind führen schon wieder mauern um ihre gärten auf damit sie ihrer erzeugnisse sicher seien 1593_2431_000064 sie hielt sich mehr in ihren zimmern die frauen die sich um sie versammelt hatten waren ihre geschlossenere gesellschaft ottilie besorgte das hauswesen indem sie kaum daran denken durfte was sie tat 1593_2431_000065 sie wünschte nur das wohl ihres freundes sie glaubte sich fähig ihm zu entsagen sogar ihn niemals wiederzusehen wenn sie ihn nur glücklich wisse aber ganz entschieden war sie für sich niemals einem andern anzugehören 1593_2431_000066 wie denn überhaupt einem vor dem andern dieses oder jenes gelingt ob er schon in behandlung der orangerie der blumenzwiebeln der nelken und aurikelnstöcke die natur selbst hätte herausfordern können 1593_2431_000067 er müsse die herannahende epoche von charlottens niederkunft erst vorbeigehen lassen bevor er wegen ottiliens irgendeine entscheidung hoffen könne 1593_2431_000068 denn nachdem er das verhältnis eines jeden anwesenden zum kinde mit nachdruck geschildert und ottiliens fassung dabei ziemlich auf die probe gestellt hatte so wandte er sich zuletzt gegen den greis mit diesen worten 1593_2431_000069 alles vollkommene in seiner art muss über seine art hinausgehen es muss etwas anderes unvergleichbares werden in manchen tönen ist die nachtigall noch vogel 1593_2431_000070 und freilich waren die bisherigen leidenschaftlichen vorfälle dem publikum nicht entgangen das ohnehin in der überzeugung steht alles was geschieht geschehe nur dazu damit es etwas zu reden habe 1593_2431_000071 der frühling war gekommen später aber auch rascher und freudiger als gewöhnlich ottilie fand nun im garten die frucht ihres vorsehens alles keimte grünte und blühte zur rechten zeit 1593_2431_000072 ottilie fühlte dies alles so rein dass sie sich's als entschieden wirklich dachte und sich selbst dabei gar nicht empfand unter diesem klaren himmel bei diesem hellen sonnenschein 1593_2431_000073 aus ottiliens tagebuche einen guten gedanken den wir gelesen etwas auffallendes das wir gehört tragen wir wohl in unser tagebuch 1593_2431_000074 manches was hinter wohlangelegten glashäusern und beeten vorbereitet worden trat nun sogleich der endliche von außen wirkenden natur entgegen 1593_2431_000075 der alte geistliche unterstützt vom kirchdiener trat mit langsamen schritten heran das gebet war verrichtet ottilien das kind auf die arme gelegt und als sie mit neigung auf dasselbe heruntersah 1593_2431_000076 es macht uns immer einen angenehmen eindruck wenn wir sie in dem buche des lebens wieder aufschlagen wir schelten die armen besonders die unmündigen wenn sie sich an den straßen herumlegen und betteln 1593_2431_000077 und nun da sie erst anerkannt und genossen werden sollten sprach niemand mehr von ihnen man besuchte sie kaum und hatte liebhaberei und aufwand gegen eine andere seite hin ins freie und weite gerichtet 1593_2431_000078 oder anderswissen das schwanken meinen um und wiedermeinen zu beseitigen da gewöhnlich bei solchen gelegenheiten aus einer gehobenen bedenklichkeit immer wieder neue entstehen 1593_2431_000079 was die herrschaft voriges jahr zu verschrieben angefangen hielt er um so mehr für unnützen aufwand und verschwendung als er gar manche kostbare pflanze ausgehen sah und mit den handelsgärtnern die ihn wie er glaubte nicht redlich genug bedienten 1593_2431_000080 die pflanze gleicht den eigensinnigen menschen von denen man alles erhalten kann wenn man sie nach ihrer art behandelt ein ruhiger blick eine stille konsequenz in jeder jahrszeit in jeder stunde das ganz gehörige zu tun 1593_2431_000081 nur ottillie konnte es im stillen nicht finden als sie der wöchnerin glück wünschte und das kind auf das herzlichste begrüßte schon bei den anstalten zur verheiratung ihrer tochter war charlotten die abwesenheit ihres gemahls höchst fühlbar gewesen 1593_2431_000082 zu solchen betrachtungen ward unser gehülfe aufgefordert als er an einem der schönen tage an welchen der scheidende winter den frühling zu lügen pflegt durch den großen alten schloßgarten gegangen war 1593_2431_000083 aber leider wieviel hatte sie nicht auch seit jener zeit wieder verloren sie war nie so reich und nie so arm gewesen das gefühl von beidem wechselt augenblicklich miteinander ab ja durchkreuzte sich aufs innigste 1593_2431_000084 wir sind beide noch nicht alt genug um dergleichen widersprüche mehrmals erlebt zu haben allein wenn man sich in seine frühe jugend zurückdenkt sich erinnert worüber man von älteren personen klagen gehört länder und städte mit in die betrachtung aufnimmt 1593_2431_000085 so waren ihm doch die neuen zierbäume und modeblumen einigermaßen fremd geblieben und er hatte vor dem unendlichen felde der botanik das sich nach der zeit auftat und den darin herumsummenden fremden namen eine art von scheu die ihn verdrießlich machte 1593_2431_000086 briefe hebt man auf um sie nie wieder zu lesen man zerstört sie zuletzt einmal aus diskretion und so verschwindet der schönste unmittelbarste lebenshauch unwiederbringlich für uns und andere ich nehme mir vor dieses versäumnis wieder gutzumachen 1593_2431_000087 der letztere setzt überfluss voraus und führt zur verschwendung lassen sie uns bei ihrem beispiel bleiben das auffallend genug ist sobald der mangel eintritt sogleich ist die selbstbeschränkung wiedergegeben 1593_2431_000088 fällt die jugend eines sohnes gerade in die zeit der umwendung so kann man versichert sein daß er mit seinem vater nichts gemein haben wird 1593_2431_000089 die schwäche des guten alten geistlichen hatte ihn gehindert die taufhandlung mit mehrerem als der gewöhnlichen liturgie zu begleiten mittler indessen voll von dem gegenstande gedachte seiner früheren amtsverrichtungen 1593_2431_000090 dazu gibt es auch wohl ein vernünftiges mittel versetzte der gehülfe das aber von den menschen selten angewandt wird der vater erhebe seinen sohn zum mitbesitzer 1593_2431_000091 als man es keiner amme übergeben sondern mit milch und wasser aufzuziehen sich entschieden hatte es sollten in jener schönen zeit der freien luft genießen und so trug sie es am liebsten selbst heraus trug das schlafende unbewusste zwischen blumen und blüten her 1593_2431_000092 unter den topfgewächsen über die zerstörte symmetrie mancher baumkrone sie machte ihm mut dass sich das alles bald wieder herstellen werde aber er hatte zu ein tiefes gefühl zu einen reinen begriff von seinem handwerk als dass diese trostgründe 1593_2431_000093 so waren ihr dagegen wundersame nächtliche erscheinungen zum trost gegeben die ihr das dasein des geliebten versicherten und ihr eigenes befestigten und belebten 1593_2431_000094 so unmittelbar geburt und tod sarg und wiege nebeneinander zu sehen und zu denken nicht bloß mit der einbildungskraft sondern mit den augen diese ungeheuren gegensätze zusammenzufassen war für die umstehenden eine schwere aufgabe 1593_2431_000095 und sie mein würdiger altvater können nunmehr mit simeon sprechen herr lass deinen diener in frieden fahren denn meine augen haben den heiland dieses hauses gesehen 1593_2431_000096 die taufe sollte nicht lange aufgeschoben werden der alte geistliche mit einem fuß schon im grabe sollte durch seinen segen das vergangene mit dem zukünftigen zusammenknüpfen otto sollte das kind heißen 1593_2431_000097 in diesem sah sie eduarden ganz deutlich und zwar nicht gekleidet wie sie ihn sonst gesehen sondern im kriegerischen anzug jedesmal in einer andern stellung die aber vollkommen natürlich war und nichts phantastisches an sich hatte stehend gehend liegend reitend 1593_2431_000098 charlotten zufälligerweise etwas angenehmes gesagt und ihre gunst aufs neue dadurch befestigt zu haben schon allzulange war er von hause weg doch konnte er zur rückreise sich nicht eher entschließen als nach völliger überzeugung 1593_2431_000099 oder wir verlieren uns in die vergangenheit und suchen das völlig verlorene wie es nur möglich sein will wieder hervorzurufen und herzustellen 1593_2431_000100 man schiebt eine nach der andern heraus und wieder hinein und eilt zur folgenden alles was auch gutes und bedeutendes vorkommt hängt nur kümmerlich zusammen man muss überall von vorn anfangen und möchte überall enden 1593_2431_000101 der erste von allen freunden die sich beglückwünschend sehen ließen war mittler der seine kundschafter ausgestellt hatte um von diesem ereignis sogleich nachricht zu erhalten 1593_2620_000000 um acht ein viertel uhr ruft der bootsmann seinen leuten zu he ihr da auf dem kastell was wollen sie meister antwortet einer der matrosen ich glaube o'ready habt ihr die jolle dort nein meister 1593_2620_000001 eile tut not denn der mastkorb des mittelmastes ragt nur noch zehn fuß über das meer empor und vom bugspriet ist nur die äußerste schief aufsteigende spitze noch sichtbar 1593_2620_000002 sind sie überein gekommen zu entfliehen und haben drei matrosen durch geld bestochen sich des kleinen bootes zu bemächtigen auch über den schwarzen punkt den ich verwichene nacht vorübergehend sah geht mir nun ein licht auf 1593_2620_000003 die herren letourneur stehen an meiner seite der vater umschlingt mit den armen den sohn den er bei dem heftigen rollen des schiffes zu halten sucht 1593_2620_000004 die nacht verging ohne allen weiteren zufall am morgen beim ersten tagesgrauen habe ich die hand der toten ergriffen welche schon ganz erkaltet und starr war 1593_2620_000005 dieser mastkorb wird brechen ruft mr letourneur der in der beschränkten plateform die uns trägt ein krachen vernommen hat miß herbey erhebt sich bei diesen worten und zeigt auf die neben ihr liegende mrs kear 1593_2620_000006 der elende hat seine frau im stiche gelassen der unwürdige kapitän sein schiff sie haben uns die jolle gestohlen das einzige noch übrig gebliebene boot fünf gerettete 1593_2620_000007 die plattform ist aus planken der schanzkleidung hergestellt welche die wellen abgerissen haben und die man geschickt verwendet hat schon im laufe des nachmittags beginnt man es mit allem was an lebensmitteln segelwerk instrumenten und werkzeugen gerettet worden ist zu beladen 1593_2620_000008 da ruft einer der leute die sich in den strickleitern befinden uns die entsetzlichen worte zu da um diese leiche wird es uns noch leid thun ich drehe mich um owen war es der also sprach 1593_2620_000009 zwei schwarze schatten ganz am hintertheile heben sich von der helleren farbe des wassers ab diese schatten sind der kapitän kurtis und der 1593_2620_000010 ich erhebe mich packe die um unseren luftigen aufenthalt gezogenen leinen und versuche mir darüber klar zu werden was unter mir und um mich herum vorgeht 1593_2620_000011 ich würde mich sehr wundern wenn der morgende tag nicht der letzte des chancellor wäre und in welchem moralischen zustande befinden wir uns nun 1593_2620_000012 ich habe einige stunden schlafen können um vier uhr morgens erweckt mich das pfeifen des windes und ich vernehme robert kurtis stimme welche noch das brausen der windstöße unter denen die masten erzittern hörbar durchdringt 1593_2620_000013 der chancellor wird jetzt im wasser nicht mehr ganz im gleichgewicht gehalten und er droht allmälig unterzugehen glücklicherweise soll das floß noch diesen abend fertig werden und man wird sich auf demselben einrichten können 1593_2620_000014 dann beschleicht mich aber der gedanke daß die lebensmittel uns wirklich mit der zeit ausgehen könnten 1593_2620_000015 mr letourneur lebt ganz in seinem sohne der einerseits wieder nun an den vater denkt andré zeigt übrigens eine mutige würdige christliche resignation die ich nicht besser als mit derjenigen miss herbeys zu vergleichen vermag 1593_2620_000016 jetzt wird mir der gegenstand der gestrigen unterhaltung zwischen kear und dem ex kapitän klar in der befürchtung daß der chancellor noch vor fertigstellung des flosses untergehen könne 1593_2620_000017 nach und nach wird es heller der wind hat sich zwar nicht vollkommen verkehrt aber ein ebenso verderblicher umstand für uns er bläst aus nordwesten und entfernt uns von dem lande 1593_2620_000018 von den matrosen sind zwei oder drei ganz ruhig die andern aber nahe daran den kopf zu verlieren einige scheint ihr rohes naturell zu excessen zu verführen 3862_2999_000000 diese lernete mich vor das wohlreden mit der leimstange laufen doch war dieser mangel damals bei mir nicht so heftig und stark dass man ihn mit seneca ein göttliches rasen 3862_2999_000001 konnte ich auch die tränen nicht enthalten bat also dem äußerlichen ansehen nach mit höchster andacht nach gesprochenem vater unser vor alles anliegen der christenheit vor meine freunde und feinde und dass mir gott in dieser zeitlichkeit nach seinem willen also zu leben verleihen wolle 3862_2999_000002 welcher aber solche herauslässt wird vor einen gehalten weil teils ihn gar nicht andere aber nur halb sehen lassen welche ihren gar unterdrücken sein rechte sauertöpfe 3862_2999_000003 hiervon fingen etliche weichherzige zuseher auch beinahe an zu weinen weil sie ein trefflich mitleiden mit mir trugen ja meinem herrn selbst stunden die augen voller wasser dessen er sich wie mich deuchte selbst schämte 3862_2999_000004 überkam er des gubernators gunst dahero gab ihm derselbige dienste und machte ihn bei der garnison zum kaplan welches in so schwerer zeit kein geringes war und ich ihm herzlich wohl gönnete 3862_2999_000005 es war mir aber alles nur um die liebe jungfern zu tun und obgleich ich bei einer oder der andern nicht fand was ich suchte denn es gab auch noch etliche die es verhalten konnten so ging ich doch einen weg als den andern zu ihnen damit sie diejenige die mir mehr gunst erzeigete 3862_2999_000006 und also keinen meinesgleichen hatte der mir gesellschaft leisten mögen hielt ich mich zu beiden teilen und bekam dahero täglich kameraden genug die ich ungetränkt nicht bei mir ließ 3862_2999_000007 die unvergleichliche arcadia aus deren ich die wohlredenheit lernen wollte war das erste stück das mich von den rechten historien zu den liebebüchern und von den wahrhaften geschichten zu den heldengedichten zog 3862_2999_000008 um dieselbige zeit fiel martini ein da fängt bei uns deutschen das fressen und saufen an und währet bei teils bis in die fastnacht da ward ich an unterschiedliche örter sowohl bei offizierern als bürgern die martinsgans verzehren zu helfen eingeladen 3862_2999_000009 oder wie es in thomä thomai weltgärtlein beschrieben wird eine beschwerliche krankheit hätte nennen können denn wo meine liebe hinfiel da erhielt ich leichtlich und ohne sonderbare mühe was ich begehrete 3862_2999_000010 dieweil ich vor diesem ganz einfältig und unwissend mich erzeigt nunmehr aber sachen vorzubringen wisse dass sich darüber zu verwundern der pfarrer dem meine beschaffenheit am besten bekannt war antwortete man sollte solches bedacht haben ehe man mich zum narren zu machen unterstanden hätte 3862_2999_000011 sooft ich dem obristen aufwartete behielt er mich auch an der tafel da setzte es dann je zuweilen solche diskurse dadurch mein vorsatz sinn und gedanken ausgeholt werden sollte 3862_2999_000012 und dahero sich entschuldigt mit vorwand sein herz im leib möchte ihme zerspringen wann er eine solche betrübte gestalt sehe die seine verlorene schwester so natürlich vor augen stelle 3862_2999_000013 er fragte mich ob ich studiert hätte als ich noch ein mensch gewesen ich wüsste nicht was studieren sei war meine antwort aber lieber herr sagte ich weiters sage mir was studen vor dinger sein damit man studieret nennest du vielleicht die kegel so damit man keglet 3862_2999_000014 so saget man auch von einem phantasten der geglaubt habe seine nase sei so lang dass sie ihm bis auf den boden reiche dem habe man eine wurst an die nase gehängt 3862_2999_000015 als ehrlichen jungfern gebühret in keinen bösen verdacht bringen sondern glauben sollten dass ich mich bei denselbigen auch nur diskurs halber aufhielte und das überredete ich eine jede insonderheit dass sie es von den andern glaubte 3862_2999_000016 hierauf fielen unterschiedliche urteil über mich die meines herrn tischgenossen gaben der sekretarius hielt davor ich sei vor närrisch zu halten weil ich mich selbst vor ein unvernünftig tier schätze und dargebe maßen diejenige so einen sparren zu viel oder zu wenig hätten 3862_2999_000017 ich versichere dich dass es dein größtes glück gewesen dass du gefangen worden dann wärest du heimkommen so hätten dich einzige kerl welche dir den tod geschworen weil du ihnen beim frauenzimmer bist vorgezogen worden auf der jagd erwürgt 3862_2999_000018 kann also wie diesen personen dem guten simplicio wohl auch wieder geholfen werden dieses alles glaubte ich wohl antwortete mein herr 3862_2999_000019 aber es war nit genug mich vorm müßiggang der ein ursprung vielen übels ist allerdings zu behüten vornehmlich weil niemand war der mir zu gebieten hatte 3862_2999_000020 und wann sie mich also betrachteten wusste ich zu meinen neuen buhlenliedern die ich selber machte so anmutige blicke und gebärden hervorzubringen dass sich manches hübsches mägdlein darüber vernarrte und mir unversehens hold ward 3862_2999_000021 aber lass hören fuhr er weiter fort wie pflegst du zu beten darauf kniete ich nieder hub augen und hände auf gut einsiedlerisch gen himmel und weilen meines herrn reue die ich gemerkt hatte mir das herz mit trefflichem trost berührte 3862_2999_000022 dass er sich aber in der welt nicht schicken können war die ursache dass er bei seinem vater einem groben bauer und bei eurem schwager in der wildnis in aller einfalt erzogen worden hätte man sich anfänglich ein wenig mit ihm geduldet so würde er sich mit der zeit schon besser angelassen haben 3862_2999_000023 so und dürfte ich noch wohl zu einer zeit wieder zu einem menschen werden das wünsche ich dir sagte mein herr mit einem ziemlichen seufzen daraus ich leichtlich schließen konnte dass ihn eine reue ankommen weil er mich zu einem narren zu machen unterstanden 3862_2999_000024 allah legt mir an dass er zuvor so unwissend gewesen nunmehr aber von sachen zu sagen weiß solche auch so perfekt daher erzählet dergleichen man bei älteren erfahrenen und beleseneren leuten als er ist nicht leichtlich finden wird 3862_2999_000025 ich antwortete wie kann jemand mit mir eifern da ich doch dem frauenzimmer nichts nachfrage versichert sagte sie wirst du des sinns nicht verbleiben wie du jetzt bist so wird dich das frauenzimmer mit spott und schande zum land hinausjagen 3862_2999_000026 dieser lehrete mich wie ich komponieren sollte item auf dem instrument besser schlagen sowohl als auch auf der harfe so war ich ohnedass auf der laute ein meister schaffte mir dahero eine eigne und hatte schier täglich meinen spaß damit 3862_2999_000027 zum organisten allda machte ich aus den bürgern die beste kundschaft weil ich die musik liebte und ohne ruhm zu melden eine treffliche gute stimme hatte die ich bei mir nicht verschimmeln lassen wollte 3862_2999_000028 dass ich würdig werden möchte ihn in ewiger seligkeit zu loben maßen mich mein einsiedel ein solches gebet mit andächtigen konzipierten worten gelehret hat 3862_2999_000029 da setzte es dann zuzeiten so etwas weil ich bei solchen gelegenheiten mit dem frauenzimmer in kundschaft kam meine laute und gesang die zwangen eine jede mich anzuschauen 3862_2999_000030 wann ich aber ohn diese andere besuchte so geschah es nur entweder aus obgesagter ursache oder weilen es fremd und neu war und ich ohndas nichts ausschlug oder verachtete indem ich nicht immer an demselben ort zu bleiben gedachte 3862_2999_000031 und kann ich bei meinen birn wohl merken wann andere zeitig sein hui geck möchte mir einer antworten wann du ein narr bist meinest du darum andere sein es auch 3862_2999_000032 schleppte solche in gedachte festung und ließ mich an als ob ich ewig bei den schweden wohnen wollte auf demselbigen weg kam die wahrsagerin von soest zu mir die sagte schaue mein sohn habe ich dir hiebevor nicht wohl geraten dass du dein geld außerhalb der stadt soest verbergen solltest 3862_2999_000033 mein hausvatter war des kommandanten spürhund und mein hüter maßen ich merkte dass er all mein tun und lassen demselben hinterbrachte zwar konnte ich's dem obristen nicht verdenken denn wann ich kommandant gewesen wäre und einen solchen gast gehabt hätte wie ich geachtet wurde 3862_2999_000034 als wäre ich niemals kein soldat gewesen und nur darum da wäre meinen täglichen exerzitien deren ich erst gedacht abzuwarten ich wünschte zwar dass meine sechs monat bald herum wären es konnte aber niemand abnehmen welchem teil ich alsdann dienen wollte 3862_2999_000035 welchen er überall mit lumpen umwinden lassen damit er nicht zerspringen sollte hierauf ließ ich das wasser aus dem zuber durch den hahn hinweglaufen darüber sich der tropf herzlich erfreuete nach solcher verrichtung die lumpen von sich tät und in wenig tagen wieder allerdings zurechtkam 3862_2999_000036 im übrigen hielt ich mich sehr still und eingezogen also dass sich die leute verwunderten wann sie sahen dass ich stets über den büchern saß wie ein student da ich doch raubens und blutvergießens gewohnt gewesen 3862_2999_000037 der bei den leuten mehr daraus machte als es war dieselbige aber verwunderten sich wo ich doch alles hergebracht haben müsste dann es war genugsam erschollen dass ich meinen gefundenen schatz zu köln liegen hatte weil der kornett des kaufmanns handschrift gelesen da er mich gefangen bekommen 3862_2999_000038 und nicht anders meinete als wäre sie allein diejenige die sich meiner erfreuete ich hatte gerad sechs die mich liebten und ich sie hinwiederum doch hatte keine mein herz gar oder mich allein 3862_2999_000039 so hätte ich's auch so gemacht ich konnte mich aber artlich darein schicken dann ich gedachte des kriegswesens kein einzig mal und wann man davon redte tät ich 3862_2999_000040 die aber den ihrigen nach gelegenheit der zeit bisweilen ein wenig mit den ohren herfürragen und atem schöpfen lassen damit er nicht gar bei ihnen ersticke dieselbige halte ich vor die beste und verständigste leute 3862_2999_000041 das achtzehnte kapitel simplex der jäger zu buhlen fängt an ihm seien die jungfrauen gar sehr zugetan mein vorsatz die büchsenmeisterei und fechtkunst in diesen sechs monaten vollkommen zu lernen war gut und ich begriff's auch 3862_2999_000042 als ich denselben besuchte klagte er mir dass er auf drei oder vier ohm wasser im leib hätte wann solches von ihm wäre so getraute er wohl wieder gesund zu werden mit bitte ich wollte ihn entweder aufschneiden lassen damit solches von ihm laufen könnte 3862_2999_000043 oder ihn in rauch hängen lassen damit dasselbe auströckne darauf sprach ich ihm zu und überredete ihn ich könnte das wasser auf eine andre manier wohl von ihm bringen 3862_2999_000044 ich ließ den meinen nur zu weit heraus da ich mich in einem so freien stand sahe und noch geld wusste maßen ich einen jungen annahm den ich als einen edelpage kleidete und zwar in den närrischte farben nämlich veielbraun und gelb ausgemacht so meine liberei sein musste weil mirs so gefiel 3862_2999_000045 du hast mich jederzeit verlacht wann ich dir etwas zuvorgesagt habe wolltest du mir abermal nicht glauben wann ich dir mehr sagte findest du an dem ort wo du jetzt bist nicht geneigtere leute als in soest 3862_2999_000046 und solches tät der pfarrer mehr um seines als meines nutzens wegen dann mit diesem dass er so ab und zuging und sich stellete als wann er meinethalben sich bemühe und große sorge trage 3862_2999_000047 auf solche weise ist einem andern geholfen worden der sich eingebildet er habe allerhand pferdegezeug zäume und sonst sachen im leib demselben gab sein doktor eine purgation ein und legte dergleichen dinge untern nachtstuhl also dass der kerl glauben musste solches sei durch den stuhlgang von ihm kommen 3862_2999_000048 dies wollte sie mir noch zu guter letzt vertrauet haben dass ich nämlich wann ich wohl fahren wollte tapfer schmieren und anstatt des frauenzimmers wehr und waffen lieben müsste 3862_2999_000049 so hatte ich auch den ruf eines klugen und guten soldaten und nicht eines narren der die kinderschuhe noch träget ich dingte mich und meinen jungen meinem hausvatter in die kost und gab ihm an bezahlung auf abschlag was mir der kommandant wegen meines pferdes an fleisch und holz verehret hatte 3862_2999_000050 man lieset von einem der hat festiglich geglaubt er sei zu einem irdenen krug worden bat dahero die seinige sie sollten ihn wohl in die höhe stellen damit er nicht zerstoßen würde 3862_2999_000051 ich antwortete hochgeehrter herr obrister stehet doch einem weib wohl an wann sie nach ihres manns tod nicht gleich wieder heiratet warum sollte ich mich dann nicht sechs monat patientieren 3862_2999_000052 es war eben ein fromm einfältig kind das die boshaftige welt noch nicht kannte doch zweifle ich gar nicht dass er nicht wiederum zurechtzubringen sei wann man ihm nur die einbildung benehmen kann und ihn dahin bringet dass er nicht mehr glaubet er sei zum kalb worden 3862_2999_000053 und deren zwar nicht wenig gewesen durchgangen und weil der knabe ein gut gedächtnis hat jetzt so aber in seinem gemüt müßig ist und seiner eigenen person vergisst kann er gleich hervorbringen was er hiebevor ins hirn gefasst ich versehe mich auch dass er mit der zeit wieder zurechtzubringen sei 3862_2999_000054 sollte ihm aber wider verhoffen solches verhängt und zugelassen worden sein so hätte man es bei gott schwerlich zu verantworten maßen ohne das beinahe keine größere sünde sei als wann ein mensch den anderen seiner vernunft berauben 3862_2999_000055 mein jung der ein erzschelm war hatte genug zu tun mit kuppeln und buhlenbrieflein hin und wieder zu tragen und wusste reinen mund und meine lose händel gegen einer und der anderen so geheimzuhalten dass nichts drüber war 3862_2999_000056 zum getränk aber musste mein jung den schlüssel haben weil ich denen die mich besuchten gern davon mitteilete dann sintemal ich weder bürger noch soldat war 3862_2999_000057 sich zu jenem gesellten und ihn überredeten dass jetziger zeit die geister auch zu essen und zu trinken pflegen wodurch er dann wieder zurechtgebracht worden ich habe selbsten einen kranken bauer in meiner pfarr gehabt 3862_2999_000058 solches schrie mich immerzu an es wollte gern wieder unter die leute ich sollte es auslassen wann ich angesehen sein wollte ich folgte auch gar gern dann weil ich ziemlich hoffärtig war prangte ich mit meinem gut und ließ solches meinen wirt ohn scheu sehen 3862_2999_000059 also satzte der pfarrer den gubernator zwischen forcht und hoffnung er verantwortete mich und meine sache auf das beste und brachte mir gute tage ihm selbst aber einen zutritt bei meinem herrn zuwege ihr endlicher schluss war man sollte noch eine zeitlang mit mir zusehen 3862_2999_000060 lachte darauf überlaut und hinge daran dass sie mir von sich selbst mehr gesagt als andern die sie darum gebeten hätten hinfort würde ich wenig von ihr vernehmen 3862_2999_000061 an der einen gefielen mir nur die schwarze augen an der andern die goldgelbe haare an der dritten die liebliche holdseligkeit und an den übrigen auch so etwas das die andere nicht hatte 3862_2999_000062 darum ließ ich mir nur ein schlechtes jägerkleid machen in demselbigen strich ich bei nacht denn ich wusste alle wege und stege in die soestische börde und holete meine verborgenen schätze hin und wieder zusammen 3862_2999_000063 und sich jedoch weis zu sein dünkten die allerartlichste oder visierlichste narren wären andere sagten wann man mir die imagination benähme dass ich ein kalb sei oder mich überreden könnte dass ich wieder zu einem menschen worden wäre so würde ich vor vernünftig oder witzig genug zu halten sein 3862_2999_000064 nach der mahlzeit schickte mein herr nach obgemeldtem pfarrherrn dem erzählte er alles was ich vorgebracht hatte und gab damit zu verstehen dass er besorge es gehe nicht recht mit mir zu und dass vielleicht der teufel mit unter der decke läge 3862_2999_000065 dies war die erste torheit so ich in dieser stadt beging welche obgleich sie ziemlich groß war ward sie doch von niemand gemerkt viel weniger getadelt aber was machet es die welt ist der torheiten so voll dass sie keiner mehr acht noch selbige verlacht oder sich darüber verwundert weil sie deren gewohnt ist 3862_2999_000066 ich hatte geld und ließ mich dasselbe nicht dauren und über dass eine gute stimme übte mich stetig auf allerhand instrumenten anstatt des tanzens dem ich nie bin hold worden weil ich mich nicht recht darein zu schicken wusste 3862_2999_000067 so erlangte ich auch beim kommandanten dass mich einer von seinen konstablen die büchsenmeistereikunst und etwas mit dem feurwerk umzugehen um die gebühr lernete 3862_2999_000068 er hat mir viel eigenschaften der tiere erzählet und meine eigene person so artlich beschrieben als wann er sein lebtag in der welt gewesen also dass ich mich darüber verwundern und seine reden beinahe vor ein orakel oder warnung gottes halten muss 3862_2999_000069 derselbe musste mir aufwarten als wann ich ein freiherr und kurz zuvor kein dragoner oder vor einem halben jahr ein armer lausiger rossbub gewesen wäre 3862_2999_000070 freilich antwortete ich ich habe ja meine unsterbliche menschliche seele noch die wird ja wie du leichtlich gedenken kannst nicht in die hölle begehren vornehmlich weil mir's schon einmal so übel darin ergangen ich bin nur verändert wie vor diesem nabukodono 3862_2999_000071 ich antwortete ihr wann sie ja so viel wüsste als sie sich davor ausgebe so sollte sie mir davor sagen wie es mit meinen eltern stünde und ob ich mein lebtag wieder zu denselben kommen würde 3862_2999_000072 davon bekam er von den schleppsäcken ein haufen favor so mich aber am meisten kosteten maßen ich hierdurch ein ansehnliches verschwendete und wohl sagen konnte was mit trommeln gewonnen wird gehet mit pfeifen wieder dahin 3862_2999_000073 sie sollte aber nicht so dunkel sondern sein teutsch mit der sprache heraus darauf sagte sie ich sollte alsdann nach meinen eltern fragen wann mir mein pflegvatter unversehens begegne und führe meiner säugammen tochter am strick daher 3862_2999_000074 mein herr selbst sagte ich halte ihn für einen narren weil er jedem die wahrheit so ungescheut sagt hingegen seien seine diskursen so beschaffen dass solche keinem narren zustehen und solches alles redeten sie auf latein damit ich's nicht verstehen sollte 3862_2999_000075 ein anderer bildete sich nicht anders ein als er sei ein hahn dieser krähete in seiner krankheit tag und nacht noch ein anderer vermeinte nicht anders als er sei bereits gestorben und wandere als ein geist herum 3862_2999_000076 dieselbe nach und nach bis an die nase selbst hinweggeschnitten und als er das messer an der nase empfunden hätte er geschrien seine nase sei jetzt wieder in rechter form 3862_2999_000077 ich hatte damals ein schön stück geld und viel köstliche ringe und kleinodien beieinander dann wo ich hiebevor unter den soldaten etwas von edelgesteinen wusste oder auf partei und sonst antraf brachte ich's an mich und dazu nicht einmal um halb geld was es gültig war 3862_2999_000078 alte schelle sagte ich das tue ich ja sie antwortete ja ja es wird schon bald anderst kommen hernach machte sie sich weil ich sie nur anfing zu foppen geschwind von mir als ich ihr zuvor etliche taler verehret weil ich doch schwer am silbergeld zu tragen hatte 3862_2999_000079 ich saß zwar emsig über allerhand büchern aus denen ich viel gutes lernete es kamen mir aber auch teils unter die hände die mir wie dem hund das gras gesegnet wurden 3862_2999_000080 das siebzehnte kapitel simplex sagt was er sechs monat will machen und die wahrsagerin sagt ihm viel sachen ich glaube es sei kein mensch in der welt der nicht einen hasen im busen habe dann wir sind ja alle einerlei gemächts 3862_2999_000081 ich antwortete aber jederzeit so vorsichtig dass man nicht wissen konnte was sinns ich sei und sich doch alles gutes gegen mir versehen musste einsmals sagte er zu mir wie stehet es jäger wollet ihr noch nicht schwedisch werden gestern ist mir ein fähnrich gestorben 3862_2999_000082 wann ich dann satt war zu musizieren ließ ich den kürschner kommen der mich im paradeis in allen gewehren unterwiesen mit demselben exerzierte ich mich um noch perfekter zu werden 3862_2999_000083 dergestalt entging ich jederzeit und kriegte doch des obristen gunst je länger je mehr so gar dass er mir sowohl in als außerhalb der festung herumzuspazieren vergonnte 3862_2999_000084 nahm demnach einen hahn wie man zu den wein oder bierfässern brauchet band einen darm daran und das andere ende band ich an den zapfen eines bauchzubers den ich zu solchem ende voll wasser tragen lassen stellete mich darauf als wann ich ihm den hahn in bauch steckte 3862_2999_000085 auch es ohne das vor eine unsinnige torheit hielte wiese ich die gerade meines leibes wann ich mit meinem kürschner fochte über das hatte ich einen trefflichen glatten spiegel und gewöhnte mich zu einer freundlichen lieblichkeit also dass mir das frauenzimmer wennschon ich mich dessen nicht sonderlich annahm 3862_2999_000086 und also dem lob und dienst gottes dazu er vornehmlich erschaffen worden entziehen wollte ich habe hiebevor versicherung getan dass er witz genug gehabt 3862_2999_000087 wollte derowegen weder arznei noch speise und trank mehr zu sich nehmen bis endlich ein kluger arzt zween kerl anstellete die sich auch vor geister ausgaben darneben aber tapfer zechten 3862_2999_000088 ja ich durfte endlich den hasen feldhühnern und vögeln nachstellen welches seinen eigenen soldaten nicht gegönnt war so fischte ich auch in der lippe und war so glücklich damit dass es das ansehen hatte als ob ich beides fische und krebse aus dem wasser bannen könnte 3862_2999_000089 menschen seien ebenbilder gottes mit welchen und bevorab mit so zarter jugend nicht wie mit bestien zu scherzen sei doch wolle er nimmermehr glauben daß dem bösen geist zugelassen worden sich mit in das spiel zu mischen dieweil ich mich jederzeit durch inbrünstiges gebet gott befohlen gehabt 3862_2999_000090 dabei hielt ich meine sache so geheim dass mich der hunderte vor keinen buhler halten konnte ohn der pfarrer bei welchem ich nicht mehr so viel geistliche bücher entlehnete als zuvor 3862_2999_000091 und damit ich nicht vor einen hungerleider gehalten würde stellete ich auch zwo gastereien die eine zwar vor die offizierer und die andere vor die vornehmste bürger an dadurch ich mir bei beiden teilen gunst und einen zutritt vermittelte weil ich kostbar auftragen und trefflich traktieren ließ 3862_2999_000092 herr antwortete der pfarrer dieses kann natürlicherweise wohl sein ich weiß dass er wohl belesen ist maßen er sowohl als sein einsiedel gleichsam alle meine bücher die ich gehabt 3862_2999_000093 solcherlei gattungen brachte ich zuwege wo ich konnte und wann mir eins zuteil ward hörete ich nicht auf bis ichs durchgelesen und sollte ich tag und nacht darüber gesessen sein 3862_2999_000094 also dass ich keine ursache zu klagen bekam wie andere buhler und leimstängler die voller phantastischer gedanken mühe begierden heimlich leiden zorn eifer rachgier rasen weinen protzen drohen und dergleichen tausendfältigen torheiten stecken und ihnen vor ungeduld den tod wünschen 3862_2999_000095 nein das sage ich nicht dann es wäre zu viel geredt aber dies halte ich davor dass einer den narren besser verbirgt als der ander es ist einer darum kein narr wannschon er närrische einfälle hat dann wir haben in der jugend gemeiniglich alle dergleichen 3862_2999_000096 ich schwöre dir dass sie dich nur gar zu lieb haben und dass dir solche übermachte liebe zum schaden gereichen wird wann du dich nicht nach derselbigen akkomodierest 3862_2999_000097 mit diesen schelmenbeinern zwackten laureten und stahlen sie einander ihr geld ab welches sie vielleicht auch geraubt oder wenigst mit leib und lebensgefahr oder sonst saurer mühe und arbeit erobert hatten 3862_2999_000098 scholderer wollte ich sagen und hätte doch schier schinder gesagt dieser amt war dass sie richter seien und zusehen sollten dass keinem unrecht geschehe 3862_2999_000099 unter den falschen würfeln befanden sich niederländer welche man schleifend hineinrollen mußte diese hatten so spitzige rucken darauf sie die fünfer und sechser trugen als wenn die magere esel darauf man die soldaten setzt andere waren oberländisch denselben musste man die bayrische höhe geben wann man treffen wollte 3862_2999_000100 etliche begehrten redliche würfel andere hingegen wünschten falsche auf den platz und führten solche unvermerkt ein die aber andere wieder hinwegwurfen zerschlugen und mit zähnen zerbissen und den scholderern die mäntel zerrissen 3862_2999_000101 ja die solches buch nur einmal lesen ein solch abscheuen vor dem spielen gewinnen sollen als wann sie saumilch welche man den spielsüchtigen wider solche ihre krankheit unwissend eingibt gesoffen hätten und also damit der ganzen christenheit dartun dass der liebe gott von einer einzigen compagnia spieler merk 3862_2999_000102 dann etliche trafen etliche fehlten etliche gewannen etliche verspielten derowegen auch etliche fluchten etliche donnerten etliche betrogen und andere wurden wieder über den tölpel geworfen 3862_2999_000103 augen geben lasse wie es seiner prinzipalen interesse erfordere dabei sollte ich bedenken dass sich der teufel freilich nicht umsonst des spielens so eiferig annehme sondern ohne zweifel seinen trefflichen gewinn dabei zu schöpfen wisse dabei merke ferner dass gleichwie neben dem spielplatz auch einzige schacherer und juden 3862_2999_000104 dann du schalk bist auf den spielplatz gangen der meinung mit eines andern schaden reich zu werden verspielest du dann so ist es mit der buße darum nicht ausgericht dass du des deinigen entbehren musst 3862_2999_000105 so kannst du mir deine sache verwandtnis erzählen so will ich hingegen wo möglich mit rat und tat bedacht sein wie dir etwan zu helfen sein möchte damit du aus deinem narrenkleid kommest 3862_2999_000106 das spielen ist bereits zu unterschiedlichen malen bei leib und lebensstrafe verboten und aus befelch der generalität durch rumormeister profosen henker und steckenknechte mit gewaffneter hand offentlich und mit gewalt verwehret worden 3862_2999_000107 sondern du hast es wie der reiche mann bei gott schwerlich zu verantworten dass du dasjenige so unnütz verschwendet welches er dir zu dein und der deinigen lebensaufenthalt verliehen gehabt 3862_2999_000108 ja ich will den geiz den zorn den neid den eifer die falschheit den betrug die vorteilsucht den diebstahl und mit einem wort alle unsinnigen torheiten beides der würfel und kartenspieler mit ihren lebendigen farben dermaßen abmalen und vor augen stellen dass diejenige 3862_2999_000109 stund auch auf und erzählete gott dem allmächtigen danksagungsweise alle guttaten die er mir mein lebtag erwiesen und alle gefahren aus welchen er mich errettet hatte 3862_2999_000110 weil mein hofmeister mehr alt als jung war also konnte er auch die ganze nacht nicht durchgehend schlafen solches war eine ursache dass er mir in der ersten woche hinter die briefe kam und ausdrücklich vernahm dass ich kein solcher narr war wie ich mich stellete 3862_2999_000111 wie man da siehet dass etliche die ganze nacht durch und durch rasslen und vor das beste essen und trinken hineinspielen und sollten sie auch ohn hemd davon gehen 3862_2999_000112 befahle ihm auch ferner mein tun und lassen mit inbrünstiger andacht und bat nicht allein um vergebung meiner sünden die ich in meinem narrenstand beginge sondern auch dass mich gott aus meinem narrenkleid erretten und unter andere vernünftige menschen rechnen zu lassen gnädiglich belieben wolle 3862_2999_000113 wann einer nur einen fuß hierher setzt in meinung zu spielen so hat er das zehende gebot schon übertreten welches will du sollst deines nächsten gut nicht begehren 3862_2999_000114 mein hofmeister antwortete mir ich will nicht sagen darum dieweil teils offizierer selbst mitmachen sondern es geschiehet deswegen weil es die soldaten nicht mehr lassen wollen ja auch nicht lassen können 3862_2999_000115 hierauf fiel ich ihm um den hals und erzeigte mich vor übriger freude nicht anders als wann er ein engel oder wenigst prophet gewesen wäre mich von meiner narrenkappe zu erlösen und nachdem wir auf die erde gesessen erzählete ich ihm mein ganzes leben 3862_2999_000116 so wisse dass dieses der allerärgste und abscheulichste ort im ganzen läger ist dann hier suchet man eines andern geld und verlieret das seinige darüber 3862_2999_000117 legte mich hernach wieder nieder mit schweren seufzen und schlief vollends aus mein hofmeister hörete alles tät aber als wann er hart schliefe und solches geschahe etliche nächte nacheinander also dass er sich gnugsam versichert hielt dass ich mehr verstand hätte als mancher betagter der sich viel einbilde 3862_2999_000118 ich weiß dass du kein narr bist wie du dich stellest zumalen auch in diesem elenden und verächtlichen stand nicht zu leben begehrest wann dir nun deine wohlfahrt lieb ist und du von herzen wünschest was du alle nacht von gott bittest auch zu mir als einem ehrlichen mann dein vertrauen setzen willst 3862_2999_000119 einstmals ging ich hinter das läger spazieren welches er gern geschehen ließ damit er ursache hätte mich zu suchen und also die gelegenheit bekäme allein mit mir zu reden 3862_2999_000120 doch redete er nichts mit mir im zelt hiervon weil sie zu dünne wände hätte und er gewisser ursachen halber nicht haben wollte dass noch zurzeit und eh er meiner unschuld versichert wäre jemand anders dieses geheimnis wüsste 4001_2999_000000 so hatte dasselbe eine seltsame natur an sich dann erstlich machte es mich hoffärtiger als ich zuvor war so gar dass mich auch im herzen verdroß dass ich nur simplicius heißen sollte 4001_2999_000001 solchergestalt war ich resolviert mich zu ändern und noch auf diesem weg den anfang zu machen ich machte aber die zeche ohn den wirt und wurde mein anschlag aller auf einmal zu wasser 4001_2999_000002 deswegen hielt er auch das versprochene quartier sehr ehrlich und auf holländisch deren gebrauch ist ihren gefangenen spanischen feinden von demjenigen was der gürtel beschleußt nichts zu nehmen 4001_2999_000003 aber geschwind reuete michs wieder vornehmlich da ich bedachte was vor ein freies leben ich führte und was vor hoffnung ich hätte ein großer hans zu werden da gedachte ich dann 4001_2999_000004 ich bekam von ihm wohl närrische anschläge und seltsame grillen ins hirn und folgte doch keinem einzigen einfall den ich kriegte einmal kam mir's in sinn ich sollte den krieg quittieren mich irgend hin setzen und mit einem schmutzigen maul zum fenster aussehen 4001_2999_000005 indem ich neben hundert dragonern etliche kaufleute und güterwägen von münster dorthin konvojirn helfen musste packte ich meinen gefundenen schatz zusammen nahm ihn mit und gab ihn einem von den vornehmsten kaufleuten daselbst gegen aushändigung einer spezifizierten handschrift aufzuheben 4001_2999_000006 die übrige gingen durch und hatten das herz nicht dem feind im freien feld die beute wieder abzujagen das sie fein hätten tun können weil sie alle zu pferd waren 4001_2999_000007 dann ist jemand in der welt der dessen kräfte und beinahe göttliche tugenden erfahren hat so bin ichs ich weiß wie einem zumut ist der dessen einen ziemlichen vorrat hat 4001_2999_000008 es ist kein teufel in der hölle der simplicissimus heißet da antwortete ich so ist vermutlich keiner in der hölle der eusebius heißt 4001_2999_000009 indessen hörte ich stracks an der salve welche die unserigen empfingen was die glocke geschlagen trachtete derowegen nach der flucht aber der kornett hatte alles vorbedacht und uns den pass schon abgeschnitten 4001_2999_000010 es löschet aus die geile und unkeuschen begierden sonderlich weil man schöne weiber um geld kriegen kann in kürze es ist nicht auszusprechen was das liebe geld vermag 4001_2999_000011 auch anzuzeigen wie es abgeloffen und wer die gefangene sein davon es ein geläuf in der stadt geben das nit auszusagen weil jeder den wunder auszurichten gewohnten jäger gern sehen wollte 4001_2999_000012 so habe ich auch nicht nur einmal erfahren wie derjenige gesinnet sei der keinen einzigen heller vermag ja ich dürfte mich vermessen zu erweisen dass es alle tugenden und wirkungen viel kräftiger hat und vermag als alle edelgestein 4001_2999_000013 doch verehrte ich zuletzt dem kommandanten ein paar silberne und übergoldete duplet meinem hauptmann aber ein paar silberne salzfässer damit ich aber nichts anders ausrichtete als dass ich ihnen nur das maul auch nach dem übrigen wässerig machte weil es rare antiquitäten waren 4001_2999_000014 vornehmlich aber merkte ich klar dass meine eigene hoffart mich mit den meisten feinden beladen hatte deswegen hielt ich für nötig mich wieder demütig zu stellen obschon ich's nicht sei 4001_2999_000015 wie man mich gefragt so hätte ich geantwortet hoffte auch ich würde nicht unrecht daran getan haben darauf fragten sie mich um mein vaterland herkommen und geburt und vornehmlich 4001_2999_000016 ich antwortete ihm dass es mir sonst gleich gülte allein weil ich dem römischen kaiser einen eid geschworen hätte so dünkte mich es gebühre mir solchen zu halten 4001_2999_000017 ich antwortete auf alles behänd kurz und gut und zwar wegen soest und selbiger garnison so viel als ich zu verantworten getrauete konnte aber wohl verschweigen dass ich das narrenhandwerk getrieben weil ich mich dessen schämte 4001_2999_000018 hingegen hat es auch eine große kraft die ruhe und den schlaf zu befördern wie der hyazinth es stärket das herz vertreibet vergebliches erschröcken und machet den menschen freudig sittsam frisch und mild wie der saphir und amethyst 4001_2999_000019 dennoch aber ließ weder mein ehr noch geldgeiz zu viel weniger die hoffnung groß zu werden den krieg zu quittieren und mir ruhe zu schaffen sondern ich verblieb bei meinem ersten vorsatz und indem sich eben eine gelegenheit auf köln präsentierte 4001_2999_000020 wann sie sehen dass einst ledig und du bekommen solltest lerne nicht nur keine karpfen kennen denn mein vater war ein fischer halt mir's zugut bruder denn ich habe länger zugesehen wie es im krieg hergehet als du 4001_2999_000021 ich sann aus welcher ursache halber mich einer oder ander hassen möchte und erwug wie ich einem jeden begegnen müsse damit ich dessen gunst wiedererlange verwunderte mich darneben zum höchsten dass die kerl so falsch sein und mir lauter gute worte geben sollten da sie mich nicht liebten 4001_2999_000022 und indem ich durchzuhauen bedacht war bot er mir weil er mich vor einen offizier ansahe nochmals quartier an ich gedachte 4001_2999_000023 nachdem die beuten und gefangene geteilet worden gingen die schweden und hessen dann sie waren aus unterschiedlichen garnisonen noch selbigen abend voneinander 4001_2999_000024 da merkte ich dass er eusebius hieße weil ihn derselbe offizier so nannte darauf fragte er mich um meinen namen und nachdem ich ihm denselben genennet sagte er 4001_2999_000025 meinen jupiter brachte ich auch dahin weil er's begehrte und in köln ansehnlich verwandten hatte gegen denselben rühmte er die guttaten die er von mir empfangen und machte dass sie mir viel ehre erwiesen 4001_2999_000026 sagte auch dem kornett heimlich er sollte sehen dass ihm mein pferd sattel und zeug zuteil würde dann er im sattel dreißig dukaten finden würde und das pferd ohndas seinesgleichen schwerlich hätte 4001_2999_000027 so erinnerte ich mich auch dessen was mir die berühmte wahrsagerin zu soest ehemals gesagt und belud mich deshalber mit noch größeren sorgen mit diesen gedanken schärfte ich meinen verstand trefflich und nahm gewahr dass ein mensch der ohne sorgen dahinlebet fast wie ein vieh sei 4001_2999_000028 das verdross mich vornehmlich da ich ebenso junge soldaten bei ihnen gesehen als ich war antwortete derhalben die schwedische krieger haben mir meine schnellkugeln oder klicker genommen die wollte ich gern wiederholen 4001_2999_000029 so hat er gut glück dass er uns vor vier wochen nicht in die hände geraten dann zu selbiger zeit hätte ich ihm kein quartier geben noch halten dürfen dieweil man ihn da mal bei uns vor einen öffentlichen zauberer gehalten hat 4001_2999_000030 zudem so gebühret ihnen von rechts wegen mehr als dir solche beförderung wie du selber erkennest ich musste schweigen weil springinsfeld aus einem teutschen aufrichtigen herzen mir die wahrheit so getreulich sagte und nicht heuchelte 4001_2999_000031 simplex hat törichte grillen bei sich lässt sein gefunden geld nicht gern im stich diejenige die wissen was das geld gilt und dahero solches vor ihren gott halten haben dessen nicht geringe ursache 4001_2999_000032 dann es vertreibet alle melancholei wie der diamant es machet lust und beliebung zu den studiis wie der smaragd darum werden gemeiniglich mehr reicher als armer leute kinder studenten 4001_2999_000033 darauf befahl er uns zum gewaltiger zu führen und erlaubte doch dem kornett auf sein anhalten auf den abend uns zu gastiern weil ich hiebevor meine gefangene darunter sein bruder sich befunden auch solchergestalt traktieret hätte 4001_2999_000034 abschnitt zweiunddreißig von der abenteuerliche simplicissimus teil eins dies ist eine librivox aufnahme alle librivox aufnahmen sind in der public domain 4001_2999_000035 es vertreibet böse träume machet fröhlich schärfet den verstand und so man mit jemand zanket machet es dass man sieget wie der sardus vornehmlich wann man alsdann den richter brav damit schmieret 4001_2999_000036 dann springinsfeld hatte mir einen unruhigen floh ins ohr gesetzt und mich zu glauben persuadieret als ob mich jedermann neide wie es dann in der wahrheit auch nicht anders war 4001_2999_000037 meinem getreusten kameraden springinsfeld schenkte ich zwölf reichstaler der riet mir dagegen ich sollte meinen reichtum von mir tun oder gewärtig sein dass ich dadurch in unglück käme denn die offiziere sähen nicht gern dass ein gemeiner soldat mehr geld hätte als sie 4001_2999_000038 es machte mich zu einem perfekten rechenmeister dann ich überschlug was mein ungemünztes silber und gold wert sein möchte summierte solches zu demjenigen das ich hin und wieder verborgen und noch bei mir im säckel hatte und befand ohn die edelgesteine ein namhaftes fazit 4001_2999_000039 ich hatte mir von dem kaufherrn in köln hundert taler geben lassen solche samt interesse wieder zu erlegen wann er mir meinen schatz aushändigte dieselbe gedachte ich unterwegs der konvoi halb zu verspendiern weil ich nunmehr erkannte dass der geiz keine freunde machet 4001_2999_000040 das waren vierundsiebzig mark ungemünzt fein silber fünfzehn mark gold achtzig joachimstaler und in einem verpetschierten kästlein unterschiedliche ringe und kleinodien 4001_2999_000041 solcher und dergleichen einfälle hatte ich viel bis ich endlich resolvierte meine beste sachen irgendhin in einer wohlverwahrten stadt einem begüterten mann in verwahrung zu geben und zu verharren was das glück ferner mit mir machen würde 4001_2999_000042 so mit gold und edelgesteinen achthalb pfund in allem gewogen samt achthundertdreiundneunzig antiquische gemünzte goldstücke deren jedes anderthalb goldgülden schwer war 4001_2999_000043 mir aber riet er noch allezeit ich sollte mein geld besser anlegen und mir freunde davor kaufen die mich mehr als das gold in der kisten nutzen würden 4001_2999_000044 darum antwortete er damit ihr euch freunde dadurch machet und euer unnützen sorgen los werdet ich sagte dass ich lieber gern mehr hätte wer weiß wo ichs noch brauche 4001_2999_000045 alsdann fing ich an mir mein vollkommen männlich alter zu wünschen dann wann ich solches hätte sagte ich zu mir selber so nähmest du eine schöne junge reiche frau alsdann kauftest du irgendeinen adeligen sitz und führtest ein geruhiges leben 4001_2999_000046 es nimmt hinweg forchtsamkeit machet den menschen fröhlich und glückselig wie der rubin es ist dem schlaf oft hinderlich wie die granaten 4001_2999_000047 so hätte er auch wohl ehmals gesehen dass ein kamerad den andern um geldes halber heimlich ermordet bisher hätte ich wohl heimlich halten können was ich an beuten erschnappt und erüberigt 4001_2999_000048 dass ich keinen einzigen angeborenen freund hätte der sich meiner in nöten annehmen oder meinen tod so er geschehe heimlich oder öffentlich rächen würde auch konnte ich mir leicht einbilden wie die sache umständlich und an sich selbsten war 4001_2999_000049 da ich nun dergestalt bezahlte schämten sich seine beisitzende offizierer maßen einer anfing auf latein zu sagen er sollte von ernstlichen sachen mit mir reden er hörte wohl dass er kein kind vor sich hätte 4001_2999_000050 derowegen gedachte ich mich anzustellen wie die andere und zu reden was jedem aufs beste gefiel und am annehmlichsten war auch jedem mit ehrerbietung zu begegnen ob schon es mir nicht ums herz wäre 4001_2999_000051 dabei beflisse ich mich der bescheidenheit so viel mir immer möglich war denn ich konnte mir leicht einbilden dass dem kommandanten mein verhalten wieder notifiziert würde so auch geschehen maßen ich nachmals erfahren 4001_2999_000052 und weil ich hiebevor demselben ort viel dampfs angetan war mein name daselbst wohl bekannt ich selber aber mehr geförcht als geliebt da wir die stadt vor augen hatten schickte der kornett einen reuter voran seine ankunft dem kommandanten anzukündigen 4001_2999_000053 und deswegen ward mir der kornett so hold als ob ich sein leiblicher bruder wäre er saß auch gleich auf mein pferd und ließ mich auf dem seinigen reiten von der konvoi aber blieben nicht mehr als sechs tot und dreizehn wurden gefangen darunter acht beschädigt 4001_2999_000054 wie ich dann hiebevor in meinem schwarz und weiß etwas davon geschrieben wann man es nur recht zu gebrauchen und anzulegen weiß was das meinige anbelanget das ich damals beides mit rauben und findung dieses schatzes zuwegen gebracht 4001_2999_000055 es hinderte mir den schlaf wie der amethyst dann ich lag manche nacht und spekulierte was ich solches anlegen und noch mehr dazu bekommen möchte 4001_2999_000056 ich dachte der sache nach und befand zwar dass jupiter wohl von der sache rede der geiz aber hatte mich schon dergestalt eingenommen dass ich gar nicht gedachte etwas hinzuschenken 4001_2999_000057 es gab mir auch seine eigene angeborene schalkheit und böse natur zu versuchen indem es mir das sprichwort wo viel ist begehrt man immer mehr rechtschaffen auslegte und mich so geizig machte dass mir jedermann hätte feind werden mögen 4001_2999_000058 ich wollte mich auf die viehzucht legen und mein ehrlich auskommen reichlich haben können da ich aber wusste dass ich noch viel zu jung hierzu war musste ich diesen anschlag auch fahren und unterwegen lassen 4001_2999_000059 setzte sich irgendhin in sicherheit und ließe den lieben gott walten seine meinung wäre ich sollte das glück nicht weiters versuchen ich hätte ehr und gut genug erworben und meine sache so weit gebracht dass es unter tausenden kaum einem so wohl geraten ich antwortete 4001_2999_000060 ob ich nicht auch auf schwedischer seiten gedient hätte item wie es in soest beschaffen wie stark selbige garnison sei und was des dings mehr ist et cetera 4001_2999_000061 bezahlte ihn also gar artlich wie unseren musterschreiber cyriacum so aber von den offizieren nicht am besten aufgenommen ward maßen sie mir sagten ich sollte mich erinnern dass ich ihr gefangener sei und nicht scherzens halber wäre hergeholet worden 4001_2999_000062 mich und den korporal samt noch dreien dragonern behielt der kornett weil er uns gefangen bekommen dahero wurden wir in eine festung geführet die nicht gar zwei meilen von unsrer garnison lag 4001_2999_000063 hui simplici lass dich adeln und wirb dem kaiser eine eigene kompagnie dragoner aus deinem säckel so bist du schon ein ausgemachter junger herr der mit der zeit noch hochsteigen kann 4001_2999_000064 bis die ihrige unser konvoi selbst angegriffen und wir umkehrten uns auch zun wägen zu tun da gingen sie auf uns los und fragten ob wir quartier wollten 4001_2999_000065 den andern tag wurden wir gefangene und zwar einer nach dem andern vor den regim schulzen geführet welcher uns examinierte der korporal war der erste und ich der ander 4001_2999_000066 ja er war der diskretion dass er mich nicht einmal visitieren ließ ich aber war selbst der bescheidenheit das geld aus meinen schubsäcken zu tun und ihnen solches zuzustellen da es an ein partens ging 4001_2999_000067 sagte er zu mir liebster sohn schenket euer schindgeld gold und silber hinweg ich sagte warum mein lieber jove 4001_2999_000068 dieser kornett war ein tapferer junger kavalier und nicht über zwei jahre älter als ich er erfreuete sich trefflich dass er die ehre hatte den berühmten jäger gefangen zu haben 4001_2999_000069 ich vor meine person war wohl beritten denn ich hatte mein bestes pferd unter mir ich wollte aber gleichwohl nicht ausreissen schwang mich herum auf eine kleine ebene zu sehen ob da ehre einzulegen sein möchte 4001_2999_000070 siehest du nicht wie mancher feldwaibel bei seinem kurzen gewehr grau wird der vor vielen eine kompagnie zu haben meritierte vermeinest du sie sein nicht auch kerl die etwas haben hoffen dörfen 4001_2999_000071 er fragte mich ob ich nie auf schwedischer seite gedienet hätte und was ich für ein landsmann wäre als ich ihm nun die wahrheit sagte wollte er wissen ob ich nicht lust hätte wieder auf ihrer seite zu bleiben 4001_2999_000072 höre bruder wie kann ich die hoffnung die ich zu einem fähnlein habe so leichtlich in wind schlagen ja ja sagte springinsfeld hole mich dieser und jener wann du ein fähnlein bekommst die andere so auch darauf hoffen sollten dir eh tausendmal den hals brechen helfen 4001_2999_000073 sobald ich in den saal trat verwunderte er sich auch über meine jugend und sagte mir solche vorzurücken mein kind was hat dir der schwede getan dass du wider ihn kriegest 4001_2999_000074 lasset die alte schabhälse geizig sein ihr aber haltet euch wie es einem jungen wackern kerl zustehet ihr sollt noch viel eher mangel an guten freunden als geld erfahren 4001_2999_000075 da sagte einer dies der andere jenes von mir und war nicht anders anzusehen als ob ein großer potentat seinen einzug gehalten hätte wir gefangene wurden strack zum kommandanten geführet welcher sich sehr über meine jugend verwunderte 4001_2999_000076 dann da wir durch das bergische land passieren wollten passten uns an einem sehr vorteilhaften ort achtzig vollröhrer und fünfzig reute auf eben als ich selbst fünft mit einem korporal geschickt ward voranzureiten und die straße zu partieren 4001_2999_000077 also präsentierte ich ihm meinen degen und gab mich dergestalt gefangen er fragte mich gleich was ich vor einer sei dann er sähe mich vor einen edelmann und also auch vor einen offizierer an da ich ihm aber antwortete ich würde der jäger von soest genannt antwortete er 4001_2999_000078 darauf sagte er so sehet wo ihr mehr bekommt aber auf solche weise werdet ihr euch euer lebtag weder ruhe noch freunde schaffen 4001_2999_000079 damals hatte ich meinen jupiter noch bei mir denn ich konnte seiner nicht los werden derselbe redete zuzeiten sehr subtil und war etliche wochen gar klug hatte mich auch über alle maßen lieb weil ich ihm viel gutes täte und demnach er mich immer in tiefen gedanken gehen sahe 4001_2999_000080 mit den gemeinen kerlen wieder unten und oben zu liegen vor den höhern aber den hut in händen zu tragen und mich des kleiderprachts in etwas abzutun bis sich etwan mein stand änderte 4001_2999_000081 da nun der abend kam fanden sich unterschiedliche offiziere sowohl soldaten von fortun als geborne kavaliers beim kornett ein der mich und den korporal auch holen ließ da ward ich die wahrheit zu bekennen von ihnen überaus höflich traktiert 4001_2999_000082 sobald ich aber zu gemüt führete dass meine hoheit durch ein einzig unglücklich treffen fallen oder sonst durch einen friedenschluss samt dem krieg in bälde ein end nehmen könnte ließ ich mir diesen anschlag auch nicht mehr belieben 4001_2999_000083 ich machte mich so lustig als ob ich niemals verloren gehabt und ließ mich so vertreulich und offenherzig vernehmen als ob ich bei keinem feind gefangen sondern bei meinen besten freunden wäre 4001_2999_000084 das leben eigentlich davonzubringen ist besser als eine ungewisse hasard sagte derowegen ob er mir quartier halten wollte als ein redlicher soldat er antwortete ja rechtschaffen 4001_2999_000085 jedoch biss ich die zähne heimlich übereinander dann ich bildete mir damals trefflich viel ein doch erwug ich diese und meines jupiters reden sehr fleißig und bedachte 4001_2999_000086 simplex der jäger wird vom feind gefangen pfleget auch bald gute gunst zu erlangen auf dem zuruckweg machte ich mir allerhand gedanken wie ich mich inskünftige halten wollte damit ich doch jedermanns gunst erlangen möchte 4001_2999_000087 denn jeder machte den gefundenen schatz jetzt größer als er an sich sei und ich ohne das nicht mehr wie hier bevor spendierte er müsse oft hören was unter der bursch für ein gemurmel gehe sollte er anstatt meiner sein so ließe er den krieg krieg sein 4001_2999_000088 denn jedermann glaubete ich hätte alles wieder an kleider pferde und gewehr gehängt nunmehr aber würde ich niemand kein ding mehr verklaiben oder weismachen können dass ich kein übrig geld hätte 4001_2999_000089 der feind hielt sich still als wir in ihren halt kamen ließ uns auch passieren damit wann sie uns angegriffen hätten die konvoi nicht gewarnet würde bis sie auch zu ihnen in die enge käme schickte uns aber einen kornett mit acht reutern nach die uns im gesicht behielten 4001_2999_000090 ich ward dieses verweises wegen drum nicht rot bat auch nicht um verzeihung sondern antwortete weil sie mich vor einen soldaten gefangen hielten und nicht vor ein kind wieder laufen lassen würden so hätte ich mich versehen dass man mich auch nicht als ein kind gefoppt hätte 5595_3957_000000 nun kam die jüngste da freute sich der bucklige und dachte bei sich die weiß den namen nicht aber die jüngste rief ebenfalls indem sie eine noch tiefere verbeugung als ihre schwestern machte guten morgen general glitschinsky 5595_3957_000001 als sie vorgelassen worden waren hub die älteste an mein prinz wie groß sie waren vor fünf jahren ist leicht zu beantworten 5595_3957_000002 man kann sich denken dass sehr viele sich fanden die den prinzen zu heiraten sich rasch entschlossen allein es war eine bedingung an die wahl geknüpft die nicht so leicht zu lösen war 5595_3957_000003 wohlan denn vor fünf jahren waren sie verehrter herr nur halb so groß wie jetzt denn sie waren ein zwerg als kind trugen sie schon den hässlichen buckel den sie vor fünf jahren auch noch hatten und es ist natürlich daß man einen solchen panzer weder tag und nacht ablegt 5595_3957_000004 ich habe zu viel verstand um nicht einzusehen dass diese letzte frage nur aufgeworfen worden ist um zum scherz zu dienen und uns arme damen in verlegenheit zu setzen 5595_3957_000005 diejenige die mir meinen namen nennt soll mich nicht heiraten dürfen drei wochen geb ich euch frist sind die herum und ihr könnt mir nicht sagen wie ich heiße 5595_3957_000006 wir wollen in die stadt schreiben wo er her ist da wird man uns ja wohl seinen namen sagen ei freilich entgegnete die andere nichts leichter als das 5595_3957_000007 die teufel und hölle ineinander rührten und denen jedermann aus dem wege ging ende von general glitschinski gelesen von martin langer 5595_3957_000008 so geschah es weil der ganze hofstaat zuhörte und ich wie billig anstand nahm die dinge die ich recht gut wusste ihnen so laut ins gesicht zu sagen da sie aber darauf bestehen so tue ich's jetzt 5595_3957_000009 da öffnete sich die türe des ersten kabinetts und die älteste trat hervor machte eine tiefe verbeugung und rief guten morgen general 5595_3957_000010 deshalb waren sie auch nur an sie gerichtet die tugend und die demut die bescheidenheit und die klugheit empfängt jetzt die krone die ihr gebührt 5595_3957_000011 sie konnte nur niemals recht deutlich hören was er sagte in der letzten nacht die noch übrig von der frist 5595_3957_000012 und ich dir meinen fächer von sandelholz mit den kostbaren eingelegten figuren in gold ich werde sehen was ich tun kann entgegnete die jüngste die sehr bescheiden und demütig war 5595_3957_000013 die zweite woche verging ebenfalls in sorglosigkeit beim beginn der dritten woche sagte die älteste die sich für die klügste hielt zu ihrer schwester die nicht minder stolz und eingebildet war wie sie selbst was meinst du 5595_3957_000014 lasst sie in das tiefste gewölbe des schlosses werfen damit sie nie wieder an das licht des tages komme und die menschen ängstige pfui pfui meine damen rief der prinz wie hässlich macht sie der zorn 5595_3957_000015 endlich kam der letzte heran und sie wussten noch immer nicht den namen sie gingen zu der dritten schwester und sagten zu dieser wenn du uns den namen dieses widrigen zudringlichen herausbringen hilfst so will ich dir mein gelbstoffenes kleid mit den kleinen silberblumen schenken 5595_3957_000016 wir werden nicht so einfältig sein dir wort zu halten dumme trine riefen beide einstimmig geh uns aus den augen so klug wie du hätten wir auch sein können wenn wir uns nur irgend mühe gegeben wie das alberne mädchen nun groß tut oh ja mein gelbstoffenes kleid das sollte dir schon hübsch sitzen 5595_3957_000017 da ging der bucklige von dannen und kam nicht wieder die jüngste aber kam zu ihren schwestern und bat sich das kleid und den fächer aus 5595_3957_000018 nun gut ich will noch einmal auf euer wort bauen sagte die jüngste und nun gab sie den schwestern die einzig richtige beantwortung der fragen 5595_3957_000019 allein dies war nicht so leicht getan der schöne prinz und noch mehr der thron den er anbot kam ihnen tag und nacht nicht aus den gedanken 5595_3957_000020 in diesem augenblicke trat die dritte schwester in den saal und warf sich händeringend den beiden die sie eben verleugnet hatten zu füßen wo sind nun die gaben die ihr mir versprochen und die ehren die ihr mir habt erweisen wollen rief sie und hob beide hände flehend empor 5595_3957_000021 der bucklige fuhr ganz erstaunt zurück in dem augenblick öffnete sich auch die türe des zweiten kabinetts und heraus trat die mittlere schwester machte eine tiefe verbeugung und rief guten morgen 5595_3957_000022 soll man sie wo man ihrer habhaft werden kann in die tiefsten keller und gewölbe bringen damit werde ich so frei sein mit ihnen beiden die sie ihre arme kluge bescheidene und schöne schwester verraten und betrogen haben den anfang zu machen 5595_3957_000023 am anderen morgen ließen die zwei sich anmelden und die älteste hub mit einer stolzen und zuversichtlichen miene an mein prinz wenn wir ihnen neulich nicht die volle wahrheit sagten 5595_3957_000024 ich kann dies bezeugen setzte die zweite hinzu und haben sie keine zweite schwester fragte der prinz ich hatte eine allein die war ungeraten und der himmel hat uns schon früh von dieser last befreit 5595_3957_000025 welch einen panzer trug ich schon als kind und legte ihn nie ab weder tag noch nacht mit wem sprach ich als ich einst nachts auf einem hügel stand und was hatte ich damals in meiner linken hand und endlich 5595_3957_000026 in betracht ihrer jugend und schönheit und ihres ungewöhnlichen verstandes will ich ihnen jedoch gegen das gesetz das ich selbst gegeben noch drei tage zugestehen während welcher sie sich auf eine andere lösung meiner fragen besinnen mögen 5595_3957_000027 wer wird dadurch bekleidet dass man ihm die kleider auszieht diese fragen konnte keine der jungen damen die sich täglich zu ganzen scharen im palast einfanden beantworten 5595_3957_000028 die zwei schwestern gingen wütend von dannen was bildet sich der mensch ein rief die zweite wenn wir uns herablassen über seine albernen rätsel nachzudenken und sie ihm richtig beantworten macht er schwierigkeiten 5595_3957_000029 auf dem hügel nachts sprachen sie mit sich selber und in der linken hand hatten sie ihren rechten fuß und endlich indem sie die bucklige zwerggestalt ablegten 5595_3957_000030 sie hatten sich die beantwortung gemeinschaftlich ausgedacht und waren dabei übereingekommen dass die älteste den prinzen heiraten und die zweite als erste hofdame ihr zur seite bleiben sollte 5595_3957_000031 der prinz war im höchsten grade erstaunt und rief in der tat schöne damen meine rätsel sind alle gelöst allein darf ich fragen ob sie diese kenntnis ganz allein aus sich geschöpft haben 5595_3957_000032 die erste woche über waren sie ganz ruhig wir werden es schon herausbringen wie er heißt dachten sie bei sich und gaben sich keine mühe 5595_3957_000033 so muss eine von euch ohne gnad und barmherzigkeit mir in die brautkammer folgen die schwestern gingen diesen vertrag ein 5595_3957_000034 so dass sie selbst die jüngste wieder herbeirufen mussten damit nicht ihr eigentum vollends zugrunde gehe sie kam gutwillig und trug den törichten schwestern ihre übeltat nicht nach 5595_3957_000035 ich wußte es wohl daß nur die die ich damals als ich noch im zustande der bezauberung war mir zur gattin gewählt hatte meine fragen beantworten konnte 5595_3957_000036 ihr werdet doch nicht wieder undankbar sein die schwestern verkrochen sich hinter den jungen königssohn indem sie riefen bringt diese arme wahnsinnige fort wir kennen sie nicht 5595_3957_000037 und sie gingen zum buckligen und sagten wir wünschten den namen der stadt oder des dorfes zu wissen von wo ihr her seid wo werd ich euch das sagen entgegnete er da könnt ihr ja hinschreiben und erfahren wie ich heiße 5595_3957_000038 uns den preis den wir gewannen auszuliefern welche sorte von prinzen ist das hat man je einen kavalier und königssohn so handeln sehn gegen schöne und kluge damen wir wollen ihn aufgeben und ihn vergessen schwester 5595_3957_000039 allein dies geschah nicht sondern er sagte indem er die verneigung mit einem ebenso ehrfurchtsvollen gruße erwiderte es tut mir leid meine schöne dass ich ihnen sagen muss keine der beantwortungen ist die richtige 5595_3957_000040 es war dies eine bittere notwendigkeit und die drei schwestern hätten sich gern davon losgemacht wenn sie nur irgend gewusst hätten auf welche weise 5595_3957_000041 wir sind so ziemlich von einem alter und ich weiß sehr genau daß ich vor fünf jahren bereits ebenso groß und schön war wie ich jetzt bin welchen panzer sie als kind schon getragen haben 5595_3957_000042 die beiden rannten vor die spiegel und stießen einen lauten schrei aus der ganze hof lachte der prinz aber sagte sehr ernst und strenge ihr rat war gut meine damen damit die bösen nie wieder die guten ängstigen 5595_3957_000043 diese spur bestand in der entdeckung die sie gemacht daß der bucklige manchmal einsame spaziergänge unternahm und daß er bei dieser gelegenheit oft mit sich selber sprach so als wäre ein guter freund zugegen 5595_3957_000044 sie fingen jetzt die jüngste zu plagen an sie solle wie damals die sache ins klare zu bringen suchen dass ich eine närrin wäre antwortete diese ihr würdet mich dann wieder nachdem ihr erreicht was ihr gewollt zum hause hinaus jagen 5595_3957_000045 dies sang er noch zwei- oder dreimal und ging dann vom hügel herab die jüngste lief jetzt zu ihren schwestern und sagte ihnen den namen 5595_3957_000046 oh meine liebe im gegenteil riefen beide wir würden dich mit gold belohnen dir kleider und schmuck geben so viel du dessen wolltest und du solltest bei uns wohnen alle tage deines lebens hindurch wenn ich dessen ganz gewiss wäre 5595_3957_000047 mit ehrerbietigen abschiedsküssen was die vierte frage betrifft so erlauben eure königliche hoheit dass ich darüber errötend schweige noch niemand ist dadurch dass man ihm die kleider nahm bekleidet worden 5595_3957_000048 sie hatte schon längst sich um das geheimnis mühe gegeben und war zur enthüllung desselben bereits auf eine spur geraten welche sie ihren beiden hochmütigen schwestern jedoch sorglich verbarg 5595_3957_000049 endlich sagte der bucklige kleine da er merkte daß von den dreien keine ihn mochte ich will euch etwas sagen wenn ihr mich los sein wollt so suchet herauszubringen wie ich heiße 5595_3957_000050 und der fächer von sandelholz dazu hahaha geh uns aus den augen blödsinniges geschöpf ihr undankbaren rief die jüngste und weinte bitterlich 5595_3957_000051 die schwestern ruhten nicht eher als bis die arme das haus verließ und in die fremde zog aber da die schwestern nichts von guter ordnung und wirtschaft verstanden ging alles bald drunter und drüber in ihrem hause 5595_3957_000052 der schöne königssohn gab nämlich vier rätselfragen auf und welche ihm diese beantworten konnte sollte die erwählte sein die erste dieser fragen war wie groß war ich vor fünf jahren dann 5595_3957_000053 und sie setzten sich hin legten das papier zurecht spitzten die feder rührten die tinte um aber als sie nun die erste zeile schreiben wollten fiel ihnen ein daß sie die stadt ebenfalls nicht wußten von der er her war 5595_3957_000054 dann mit wem sie sprachen nachts auf dem hügel das will ich ihnen sagen teurer prinz sie nahmen von ihrer frau mutter der regierenden königin abschied um in die ferne zu ziehen und in ihrer linken hielten sie die hand ihrer majestät und besagte hand bedeckten sie 5595_3957_000055 diese frage entgegnete die älteste entrüstet ist gelind beurteilt zum mindesten unbescheiden mein prinz wer soll mir geholfen haben hier steht meine schwester und die wird mir bezeugen dass mein scharfsinn ohne die mindeste beihilfe anderer die lösung gefunden hat 5595_3957_000056 nun was kann dies anders für ein panzer gewesen sein als ein ihrem hohen range angemessener nämlich von silber reich vergoldet und mit purpurroter seide gefüttert 5595_3957_000057 sie meine gnädige haben plötzlich brandrotes struppiges haar bekommen und sie die scheußlichsten hexenaugen die ich je gesehen 5595_3957_000058 am anderen morgen kam der bucklige und wartete im vorzimmer dass eine nach der anderen hervorkommen sollte und dass keine den namen würde sagen können in dem fall hatte er seine wahl schon getroffen und alle anstalten zur vermählung schon gestellt 5595_3957_000059 wurden sie erst anständig und ihnen angemessen bekleidet nämlich mit jugend und schönheit und dem adel und der würde die sie jetzt zieren dies eure königliche hoheit wird wohl ein befriedigender bescheid auf ihre fragen sein 5595_3957_000060 fünf jahre waren vergangen da kam ein wunderschöner prinz ins land der da erklärte dass er eine frau suche die mit ihm seinen thron teilen und gemeinschaftlich mit ihm über sein land herrschen sollte 5595_3957_000061 du kannst dessen so gewiss sein als mein rabenschwarzes haar nicht rot ist und setzte die zweite hinzu mein klares augenpaar keine hässlichen triefaugen sind 5595_3957_000062 hiermit machte sie eine tiefe und anmutige verneigung und erwartete nun dass der prinz ihr um den hals fallen und sie als braut begrüßen werde 5595_3957_000063 die zwei schwestern ließen erst den gar zu stürmischen andrang etwas sich verlaufen ehe sie sich aufmachten um in dem palast zu erscheinen denn sie waren ihrer sache gewiss dass sie siegen würden 5595_3957_000064 die jüngste als sie königin geworden war doch so mildtätig ihre schwestern freizugeben und dame triefauge und dame rothaar lebten am hofe noch lange als zwei alte klatschen 5595_3957_000065 die schwestern gingen ohne auch nur um ein wort klüger geworden zu sein unwillig fort dabei war der dritte tag von der woche vergangen wir werden es schon erfahren riefen die beiden törichten und ließen auch den vierten und fünften tag vergehen 5934_4654_000000 darüber lag der geräumige dachboden in den vom herd des obergeschosses ausgehend die räucherkammer hineinragte im fußboden der mittelstube war ein viereckiger mit einer falltür gesicherter durchlass zu dem von unten eine schmale bohlenstiege hinaufführte 5934_4654_000001 er nahm evas rede wörtlich eine türöffnung wollte er in der mittelwand sägen und rund um das haus einen luftigen laubengang bauen dessen stützen vom erdboden bis zum dachrand ragen sollten 5934_4654_000002 peters weihnachtsgabe für frau und sohn war eine hochgebaute harfe mit siebzehn saiten hans verbrachte jede freie stunde in seiner sammlung 5934_4654_000003 was die dinge versprochen welche enttäuschungen sie gebracht was sie gehalten hatten was ihm an ihnen rätselhaft war und an welches ereignis sie erinnerten 5934_4654_000004 jetzt und in zukunft denn im garten wohnte ein bienenvolk nachdem peter und hans die rückseite des stocks mit einem brett verschlossen und die fugen mit lehm verstrichen hatten 5934_4654_000005 dann dachte er an das was die mutter gesagt hatte daß der allmächtige alles geschaffen hatte und seine ehrfurcht vor dem unsichtbaren gott wuchs der nur durch seinen willen alles hat werden lassen 5934_4654_000006 er nahm die honigwaben heraus und knetete die mit larven besetzten brutwaben an stäbchen fest verspreizte sie quer zwischen den wänden des stocks fegte mit einem entenflügel 5934_4654_000007 sie ritzte den boden nur leicht dem ließ sich durch einen aufgebundenen stein abhelfen tiefer wurde die beim ziehen gerissene furche 5934_4654_000008 wurde das geflecht dichter um das strickel zu spannen klemmte sie es zwischen zwei finger der linken hand und wickelte es um den zeigefinger den sie wie eine kunkel abspreizte 5934_4654_000009 es zog ihn mächtig zum neuen hammerwerk wo der vater gusseisenbrocken in schmiedeeisen umwandelte hans wollte bei dieser arbeit helfen und übernahm das blasebalgtreten 5934_4654_000010 weitaus feiner aber waren jene kleinen aus gehärtetem stahl gefertigten spannsägen mit denen er knochen und metall bearbeitete seine neuesten werkzeuge waren eine feile ein gewundener bohrer und ein nageleisen 5934_4654_000011 peter hatte gegenüber der mühle an die welle des wasserrades ein hammerwerk geschaltet das wie das schlagwerk eingerichtet war nur dass der amboss die stelle der klingenden pfanne einnahm während ein langer hammerstiel als hebel von den zapfen der welle angetrieben wurde 5934_4654_000012 die menschen draußen in der großen welt mochten wohl vieles wissen das er von ihnen erfahren könnte und wieder packte ihn die sehnsucht nach der ferne und drängte so dass er sich eiserne schuhe mit abwärts gebogenen scharfen rändern schmiedete 5934_4654_000013 eine woche später setzten die frühlingsregen ein vater und sohn verbrachten die nasse zeit in ihrer werkstatt sie halfen einander beim schnitzen der groben schmalen fensterrahmen die sich wie eine tür auf und zumachen lassen sollten 5934_4654_000014 aber auch das schieben kostete zeit da baute hans oberhalb der säge eine schräge gleitbahn darauf legte er den entrindeten stamm über rollhölzer 5934_4654_000015 peter der die werkzeuge seines sohnes bewunderte dachte oft an die zeiten als er mit ein und demselben hartstein graben schaben und schneiden musste 5934_4654_000016 da das bauholz für den laubengang noch nicht trocken genug war rodeten die männer ein waldstück um neues gartenland zu gewinnen das dauerte bis zum spätherbst 5934_4654_000017 jetzt versuchte hans ein doppelmesser wie er es sich vorstellte zu schmieden er nahm zwei alte messer glühte sie dicht unter den griffen an schlug löcher durch legte sie kreuzweise übereinander und hämmerte einen kurzen stift als achse durch die beiden löcher 5934_4654_000018 dann zog sie den unteren ring aus der maschenreihe umwickelte ihn setzte ihn oben auf und flocht das strickel an die maschen darunter so mühsam diese flechterei gewesen war so unbrauchbar erwies sich das geflecht 5934_4654_000019 doch das graben und hacken in der erde ging nur stich für stich hieb für hieb am liebsten hätten sie mit ihren hauen den erdboden langhin aufgerissen aber dazu waren diese geräte viel zu schwach 5934_4654_000020 anfangs ging das strickeln recht langsam bis eva ihre zwei langen nadeln durch fünf kürzere glattgeriebene aus elsbeerholz ersetzte und die finger mit der zeit von selber wussten was sie zu tun hatten 5934_4654_000021 sie bewunderte den schweren pflug den peter und hans gemeinsam gebaut hatten tief atmend zog sie die duftgeschwängerte luft ein die von den sonnenbestrahlten blumenhalden herüber wehte 5934_4654_000022 eine unbeschreibliche sehnsucht nach frischer luft nach sonne ergriff sie sie die in den wohnräumen keinen zug duldete litt nun an 5934_4654_000023 auch das war leicht zu machen hans brannte das holz der griffe weg und hämmerte die glühenden stieldorne der messer so nach außen um dass ein ring für den daumen und ein zweiter für die finger entstand 5934_4654_000024 bei dieser gelegenheit entdeckte hans dass die bienen an die nach innen ragenden astkerne ihre waben geklebt hatten und nun tat er etwas er ahmte das verfahren der bienen nach 5934_4654_000025 die rechte kammer über dem verbreiterten stall war eine vorratskammer die linke mit der aussicht auf die brunnleiten gehörte hans sein vater der sich in seiner werkstatt am wohlsten fühlte war froh die untere stube zu behalten 5934_4654_000026 wo er den herdwinkel als schmiede einrichtete und die linke hälfte wo sein bett stand zur holzwerkstatt machte noch im herbst machte hans den dachboden durch eine türluke 5934_4654_000027 statt der einzelnen spitzen stäbchen zum aufspießen des fleisches schäftete er je zwei eisenspitzen in holz und schuf so die erste essgabel der familie es glückte ihm noch vor der wintersonnenwende mit seinen schmiedearbeiten fertig zu werden 5934_4654_000028 der bau des laubenganges drängte aber noch unaufschiebbarer waren die frühlingsarbeiten im garten und auf dem feld peter begnügte sich damit in der stirnwand des hauses die fenster auszuheben 5934_4654_000029 es ging aber jeder schlag wurde von der klammer mit der die linke das eisenstück festhielt auf den arm übertragen ein fortgesetztes prellen das wehtat und müde machte 5934_4654_000030 er verfertigte vier armlange rechen mit eisernen zinken verband sie durch einen rahmen aus hartholz nagelte eine gegabelte stange als deichsel daran 5934_4654_000031 eva die schon seit langem wieder kränkelte gefiel es im lehnstuhl sitzend zu arbeiten die schnurrende katze im schoß sie brauchte ja nicht aus dem haus zu gehen und sich dem nasskalten wetter auszusetzen 5934_4654_000032 er begann seinen hochaufgeschossenen sohn der so viel von der mutter hatte zu schätzen und hörte auf seinen rat und eva merkte mit freude daß hans von seinen arbeiten und erfindungen abgelenkt 5934_4654_000033 der holzpflug musste mit einem eisernen schuh versehen werden der spitz und scharfkantig leicht in den boden eindringen sollte drei tage arbeit an der grubenesse und peter hatte mehr schmiedeeisen als er brauchte 5934_4654_000034 mit vater hatte alles angefangen ohne ihn wäre nichts von dem geworden was nun war und weilten seine blicke auf den kristalldrusen den versteinerungen den früchten den schädeln den eiern den gestreiften schneckenschalen 5934_4654_000035 umbauten ihn mit schweren felsblöcken deckten ihn und dichteten alle fugen über dem wasser im deckel ließen sie nur das wasserloch offen und an der seite zum hammerwerk ein windloch in das sie ein aus vier flachhölzern geformtes windführungsrohr einfügten 5934_4654_000036 mit einer langen holznadel in der rechten stach sie durch eine masche fing mit der nadelspitze den gespannten faden ein und zwang ihn durch die untere masche die sie von der linken nadel auf die rechte schob so schlang und hob die nadel eine neue masche nach der anderen ab 5934_4654_000037 auch hans sehnte sich nach einer eigenen stube im obergeschoss wo er seine funde aufheben und neue werkzeuge vor allem seine erfindungen unterbringen konnte 5934_4654_000038 daneben schwelte holzkohle in einer erdmulde zu der die windröhren der blasebälge führten das alles berichtete hans der staunenden mutter und hastig arbeitete er weiter an den gemüsebeeten 5934_4654_000039 sie umwickelte erst einen dann einen zweiten glattgeschabten weidenrutenring mit einem gedrehten faden strickel nannte sie ihn und verflocht je zwei wickelmaschen mittels eines zweiten strickels das sie mit einer groben knochennadel führte 5934_4654_000040 hans bog die nägel um solange er sie glühend unter dem hammer hatte aber auch das war nicht das richtige beim eintreiben in das holz verbogen sie sich erst recht nun versuchte er das obere nagelende kopfartig auseinanderzuschlagen 5934_4654_000041 er wollte einen balken mit einem angeglühten eisenstab durchbohren und drehte ihn ab als dieser erkaltet und brüchig geworden im holz stecken geblieben war 5934_4654_000042 alle wandbretter wurden leergemacht und die gegenstände auf den fußboden gelegt wo sich das was zusammengehörte schier von selber zusammenfand beim wiedereinräumen kam alles in die rechte ordnung und ins rechte licht 5934_4654_000043 während peter ein rotglühendes stück gusseisen nach dem anderen mit der klemme aus der esse hob auf den amboss legte und unter dem selbsttätig schlagenden hammer hin und her schob unverdrossen erhitzte er es immer wieder bis das eisen seine sprödigkeit verlor 5934_4654_000044 erst als der raum von licht durchflutet war ordnete er seine schätze auf die wandbretter an einem regnerischen sonntagnachmittag holte er mutter und vater herüber 5934_4654_000045 an einem nebelfeuchten tage fällten sie eine alte buche in deren höhlung sie ein bienenvolk entdeckten das träge um die gefüllten honigwaben kroch und bei dem nasskalten wetter in seiner behausung blieb 5934_4654_000046 das kostete nur zeit die er so dringend für seine eigenen arbeiten benötigte was lag näher als wieder das wasser für sich arbeiten zu lassen damit die säge sich der drehung des mühlrades anpasste schmiedete er eine dünne kreisrunde scheibe aus harteisen 5934_4654_000047 links vom fenster aber kamen zuunterst die kristalle und erzstufen dann die bunten märchensteine und zum schluss alles was von lebenden herrührte 5934_4654_000048 am meisten beschäftigten ihn wirkung und vorteil des hebels zwei vorteile kannte er schon von der hebestange und vom schlagwerk her mit wenig kraftverbrauch eine große last zu bewegen und die richtung der arbeitskraft in der auswirkung zu ändern 5934_4654_000049 wie die steinböcke mit ihren scharfkantigen hufen wollte er dann über fels und eis klimmen eines tages eines tages 5934_4654_000050 dann trieb er die spitze wieder in den boden hans verstand die absicht seines vaters unaufgefordert spannte er sich vor den so entstandenen hakenpflug den peter mit dem gabelholz lenkte die hakenspitze riss eine grobe furche 5934_4654_000051 vor die er außen eine leiter lehnte von der stallseite aus zugänglich um so das heu leichter auf den boden schaffen zu können die alte vorratskammer wurde mit dem stall vereinigt sodass auch die ziegen mehr platz hatten 5934_4654_000052 am liebsten möcht ich durch die wand hinaus ins freie lächelnd stieß peter seinen sohn an hans mir scheint wir werden mit dem bauen nie fertig die mutter will durch die wand ins freie 5934_4654_000053 da schuf peter mit hans eine vollkommenere nachahmung des herdrostes der geißenhöhle jener hatte aus länglichen steinen bestanden der neue aber wurde aus fingerdicken eisenstäben geschmiedet und kniehoch über dem stubenboden 5934_4654_000054 mit dem vervollkommneten pflug gelang es den beiden vor ablauf einer woche alles ackerland aufzureißen dann säten sie getreidekörner in die furchen 5934_4654_000055 der mutter hatte er einen wunsch abgelauscht immer wieder hatte sie von einer schere erzählt die aus zwei beweglichen messern bestanden und der ahnl gehört hatte aber ihre erinnerung daran war undeutlich 5934_4654_000056 da leuchtete ihr gesicht vor begeisterung ja ja baut nur den laubengang das wird schön ende von kapitel dreiundzwanzig 5934_4654_000057 was er wusste was er selbst konnte wie gering war es im vergleich zu dem was er nicht verstand und zu dem vielen was er nie und nimmer zu schaffen vermocht hätte vor ihm lagen rätsel über rätsel die er lösen wollte eines nach dem anderen 5934_4654_000058 worüber sich aber die beiden männer am meisten verwunderten das waren sackartige nahtlose fußbekleidungen aus einem wolligen garn das durch zusammenspinnen von flachs und ziegenhaaren entstanden war 5934_4654_000059 sie wunderten sich über die fülle von merkwürdigen dingen und noch mehr darüber was hans über jedes einzelne zu sagen wußte wie und wo er es gefunden oder erfunden 5934_4654_000060 peter versah den stall mit einem boden aus hochliegenden balken und brach für die abfließende jauche in der vorderen mauer eine lücke aus damit das dungwasser dem garten zugute käme 5934_4654_000061 betrachtete seine schätze dachte nach versuchte dies und das und verließ höchst ungern seine stube wenn sein vater der das bauholz für den laubengang sägte hilfe brauchte 5934_4654_000062 in langen sätzen rannte hans nach hause mit glänzenden augen berichtete er der mutter vom gezähmten wind der von nun an für ihn und den vater arbeiten sollte und wie das wasser die mühle trieb und den schmiedehammer dazu 5934_4654_000063 manches besonders schöne stück wurde zur zier an die wand gehängt wenn hans nachdenklich und schweigsam wurde zeichnend oder bastelnd der lösung einer aufgabe näherzukommen trachtete ließ ihn die mutter allein 5934_4654_000064 dass der rauch abgefangen und in die räucherkammer geleitet wurde über die er einen gedeckten rauchfang errichtete peter suchte alle überbleibsel seiner fast aufgebrauchten eisenvorräte zusammen 5934_4654_000065 dass er nicht übertrieb bewies er schon in der nächsten woche was er der mutter an neuen koch und essgeräten vorlegte übertraf ihre kühnsten erwartungen und peter schmiedete in seinem hammerwerk in zwei tagen mehr nägel als er voraussichtlich zum bau des laubenganges brauchen würde 5934_4654_000066 deshalb wurden an einer seite breite zähe bänder aus schweineschwarte aufgenagelt mehr als peters kräuterabsud wirkten frische luft und sonnenschein auf evas befinden 5934_4654_000067 der vater dem er heimlich die mit zwei händen bewegbare schere zeigte erinnerte sich dass die ahnl ihre schere nur mit einer hand bewegt hatte 5934_4654_000068 hans zerrte den block aufs feld wo peter schon den spaten handhabte noch wendete hans das holzstück zweifelnd hin und her da nahm es der vater aus seinen händen drückte die spitze des blocks in den boden und begann zu ziehen 5934_4654_000069 das war evas große überraschung schon lange hatte sie versucht ein rundherumgehendes geflecht oder gewebe herzustellen was auf dem webstuhl nicht möglich war 5934_4654_000070 wieder waren erd und himbeeren reif in ihren duft mischte sich der süße geruch von heu die drei oberstuben waren notdürftig eingerichtet 5934_4654_000071 als geschickter zeugschmied und schnitzer schuf hans nach und nach für jede art von arbeit das richtige kräftesparende werkzeug seine küchenmesser waren dünn und lang die schnitzmesser kurz an dickem stiel 5934_4654_000072 so blieb sie denn in der warmen aber ungelüfteten stube und wurde von tag zu tag bleicher und matter als der frühlingsföhn die schnee- und steinmassen donnernd zu tale schickte konnte eva vor schwäche nicht mehr aufstehen 5934_4654_000073 sein breites beil zum behauen des bauholzes hatte einen nach rechts angebogenen stiel es taugte zum seitlichen behacken der werkhölzer aber nicht zum spalten von brennholz 5934_4654_000074 evas wangen röteten sich als sie am heiligen abend die kostbaren geräte unter dem lichterbaum fand aber ihre freude wurde fast übertroffen von der freude die vater und sohn empfanden als sie die wahren wunder an handarbeit sahen die eva vollbracht hatte 5934_4654_000075 so dass er sich durch die eigene schwere auf die säge zubewegte die fast mühelose herstellung glatter bretter von denen sich nach und nach die schönste stubenausstattung tischlern ließ erregte peters unverhohlene bewunderung und aus evas augen strahlte die freude 5934_4654_000076 während er hans doch zu allem die hände brauchte fragen stiegen in ihm auf wie ist das geworden wie und warum gerade so und nicht anders 5934_4654_000077 am heiligen abend war die freude beider eltern groß die güte der schere erprobte eva sofort an hansens kopfhaar sie schnitt es im nacken ab so daß er es nicht mehr zu knoten brauchte 5934_4654_000078 nun holte peter den schädel des bären herbei den er vor der alten wohnhöhle erschlagen den schädel der wildkatze die er am tage der ersten feuergewinnung erlegt hatte und den gefundenen schädel mit dem verstümmelten hirschgeweih stell's dazu 5934_4654_000079 der winter ließ sich im wohlversorgten steinhaus aushalten peter schnitt kerbte und bohrte das bauholz vor hans arbeitete in seiner stube 5934_4654_000080 als die spitze unversehens aus dem boden heraussprang band peter ans hintere ende des buchenblocks einen gabeligen ast als druck- und führungsholz 5934_4654_000081 ob er lange genug lebte jedes weilchen seines lebens war ihm kostbar geworden keine gelegenheit durfte er versäumen um neue erkenntnisse zu erschauen zu erlauschen zu erforschen zu erarbeiten 5934_4654_000082 das erste so entstandene säckchen verzog sich die wicklungen streckten sich erst als eva nach vielen vielen versuchen von den zwei strickeln abkam und das lockerwerden der wicklungen dadurch vermied dass sie den oberen faden unter der nadel kreuzte 5934_4654_000083 dann konnte eva zu jeder tageszeit die sonne aufsuchen die ihr vielleicht heilung brachte hans schilderte der mutter die aussicht über den ganzen heimlichen grund wie er sie vom dach aus genossen hatte 5934_4654_000084 sie kam wieder so weit zu kräften dass sie die sonnigste zeit des tages im garten verbringen konnte eva machte große augen als sie das feld bestellt sah aus dessen regensattem boden die sonne die roten keimspitzen der saat hervorlockte 5934_4654_000085 so arbeiteten die männer bis sie beide in schweiß gebadet waren zwei schläge auf die bratpfanne riefen hans zum kochen des mittagmahls er ging ohne widerstreben hatten sie doch mehr boden aufgepflügt als sie mit haue und spaten in einer woche hätten aufgraben können 5934_4654_000086 sein bodenrahmen war im steinbau eingemörtelt block an block mit eisernen klammern festgekrallt damit kein föhnsturm das gefüge lockere 5934_4654_000087 hohe leinengefütterte pelzmützen aus hundefellen warme fäustlinge aus katzenfellen und gut schließende pelzjacken 5934_4654_000088 sie war ein bisschen zu steil nahm aber dafür der unteren stube wenig raum weg die mittelstube im obergeschoss wo unter der räucherkammer und über der unteren feuerstelle der neue herd stand war mutters reich 5934_4654_000089 volle zwei jahre vergingen bis die vielen baumstämme gefällt behauen angekohlt und gekerbt waren die den blockbau des obergeschosses auf der ganzen länge des steinernen unterbaus und des stalles bildeten 5934_4654_000090 meinten sie für die bienen genug getan zu haben und setzten ihre unterbrochene holzarbeit fort eine woche lang widerhallte der heimliche grund von ihren axtschlägen 5934_4654_000091 er schwelgte in zukunftsplänen statt des breiten schweren hammers würde er einen schmalen leichten vor den antriebszapfen schalten er würde die zapfen vermehren damit der hammer schneller und leichter schlüge 5934_4654_000092 dann kam die verspätete herbsternte in kastaniengarten und eichenbestand und nach den ersten nachtfrösten die bergung der laubstreu 5934_4654_000093 ja und statt des flachen ambosses würde er einen gewölbten einen kantigen oder hohlen unter den hammer stellen und eisenplatten und gefäße schmieden eisenbänder durchlochen oder teilen 5934_4654_000094 belastete den rechenrahmen mit steinen und zog ihn über die schollen hin und her bis alles saatgut mit erde bedeckt war das neue ackergerät die egge war da 5934_4654_000095 eines morgens musterte hans die überreste einiger gefällter und zum teil verbrannter bäume ob sich darunter etwas brauchbares fände das die arbeit abkürzen könnte 5934_4654_000096 ein angekohlter schräg abgebrochener buchenblock mit einem lang abstehenden gabelast drängte sich förmlich auf so mochte das hakenholz des dummen riesen ausgesehen haben im märchen von kannalles 5934_4654_000097 während sie hans bei der gartenarbeit half sangen die vögel in den blühenden baumkronen im saugarten quiekten ferkel und vom geißengarten her klang das schlagwerk 5934_4654_000098 zuerst war hans wütend aber dann betrachtete er das gezwirbelte stück eisen genauer pfiff durch die zähne holte seine feile und begann die kanten der windungen zu bearbeiten 5934_4654_000099 die feile hatte er aus einem glühenden flacheisen mit einem harten meißel behauen und dann gehärtet den bohrer verdankte er einem verunglückten bohrversuch 5934_4654_000100 und versah ihren rand mit geschränkten zähnen dann brauchte er nur das ende der radwelle vierkantig zu beschneiden die viereckig durchlochte sägescheibe daran zu stecken und mit zwei querzapfen anzuklemmen oder nicht wie er es sich erdacht hatte so ging es 5934_4654_000101 kapitel dreiundzwanzig das obergeschoss eva drängte zum umbau bisher hatte sie mit den junghunden geduld gehabt allmählich aber war es ihr unerträglich mit ihnen samt deren ungeziefer in der stube zu hausen 5934_4654_000102 kaum war das starke dach mit steinen beschwert der dachboden mit heu und streu aufgefüllt als die ersten schneestürme losbrachen evas herdfeuer brannte nicht so gut wie es in der unteren stube gebrannt hatte 5934_4654_000103 eva nützte den milden nachwinter um eifrig zu spinnen zu weben zu stricken und zu nähen was sie und die männer brauchen konnten säckel und hemden mindestens zweifach für jeden damit gewechselt werden konnte und die männer hielten mit ihrem lob nicht zurück 5934_4654_000104 zwei andere formen einer schere nämlich eine schmiedezange mit der er das eisenstück das er bearbeiten wollte leichter festhalten konnte als mit der klemme und eine beißzange mit breiten kurzen scharfkantigen kiefern 5934_4654_000105 in die mitte des gewölbten aschenraumes eingebaut nun konnte die luft von unten her dem feuer zuströmen zum schluss überbaute peter die feuerstelle so 5934_4654_000106 schob er an die sich drehende sägescheibe einen baumstamm der quere nach so schnitt sie scheiter oder scheiben schob er ihr den stamm der länge nach zu so schnitt sie bretter 5934_4654_000107 immer seltener an die große welt da draußen dachte peters nägel waren anfangs nur langgespitzte eisenstäbchen deren dickeres ende nach dem einschlagen umgebogen werden musste wobei das spröde metall meist an der bugstelle brach 5934_4654_000108 während ein reiterchen aus einem umgebogenen eisenstab geformt die backen aneinanderzwang so dass sie nicht nachgeben konnten wenn der hammer den nagelkopf breit schlug 5934_4654_000109 peter und hans hatten gleichzeitig einen guten gedanken sie sägten den stamm oberhalb und unterhalb der bienenwohnung auf manneshöhe zurecht und stellten ihn im garten zwischen steinblöcken auf das flugloch nach süden gerichtet 5934_4654_000110 seine sammlungen sollte man auch sehen sie brauchten helle viel helle hans schaffte sie indem er in die schmalwand auf der westseite seiner stube ein großes fenster einließ als scheiben nahm er dünn gespaltene durchsichtige glimmerplatten 5934_4654_000111 missvergnügt über das langweilige schweißtreibende ziehen und treten der blasebälge spürte hans den lebhaften wind der vom wasserfall verursacht ihm über den erhitzten leib strich ach wenn sich doch die vom wasserfall bewegte luft einfangen und der glut in der esse zuführen ließe 5934_4654_000112 hans der die hart gewordenen erdschollen mit dem rechen zu bearbeiten begann um das saatgut zu decken wurde ungeduldig ihm ging es zu langsam 5934_4654_000113 doch wenn hans seine sammlung betrachtete und die blicke über den inhalt der unteren wandbretter gleiten ließ wurde er ganz bescheiden was hatte der vater alles vor ihm ersonnen 5934_4654_000114 auf den klotz setzten sie ein regendach an der rückseite des stocks brachten sie eine zwei handspannen breite verschließbare öffnung an dort wollten sie den honig herausnehmen ohne die bienen zu stören oder gar zu vertreiben 5934_4654_000115 die kältestarren bienen zusammen und schaufelte sie in den stock wo sie an den wänden langsam emporkrochen eva hob die vollen honigwaben in ihrer vorratskammer auf nun hatte sie genug honig für ihren sonnstagskuchen und zum süßen des braunen eicheltrankes 5934_4654_000116 eva wollte nicht zurückstehen und übergab die zeichensteine und wochenstäbe der sammler war überglücklich später verbrachte die mutter manchen sonntagnachmittag mit hans in seiner sammlung und bald gingen beide ans umräumen 5934_4654_000117 von nun an klapperte das strickelzeug so rasch dass der gestrickelte säckel zusehends wuchs so waren die ersten zwei paare entstanden kleine fersenlose säcke die sich aber den füßen anschmiegten und sie warm hielten 5934_4654_000118 vom moorbachfall kam ein stärkeres geräusch herüber als fiele ein schwerer hammer in regelmäßigen abständen auf eisen hans musste erkunden was es war 5934_4654_000119 er und hans fällten noch rasch die zum bau des laubenganges nötigen bäume sie sollten in der sonne gut austrocknen nun begannen sie die erde mit spaten und haue zu bearbeiten 4730_4772_000000 damit aber die störung sich nicht wiederhole wenn der herausgeworfene versucht wieder in den saal einzudringen rücken die herren welche meinen willen zur ausführung gebracht haben ihre stühle an die türe an und etablieren sich so als widerstand nach vollzogener verdrängung 4730_4772_000001 dieselben kräfte die heute als widerstand sich dem bewusstmachen des vergessenen widersetzten mussten seinerzeit dieses vergessen bewirkt und die betreffenden pathogenen erlebnisse aus dem bewusstsein gedrängt haben 4730_4772_000002 ersetzt aber den automatischen und darum unzureichenden mechanismus der verdrängung durch eine verurteilung mit hilfe der höchsten geistigen leistungen des menschen man erreicht seine bewußte beherrschung 4730_4772_000003 darüber werden noch einige spätere bemerkungen aufschluß geben 4730_4772_000004 wir leiten die psychische spaltung nicht von einer angeborenen unzulänglichkeit zur synthese des seelischen apparats ab sondern erklären sie dynamisch durch den konflikt widerstreitender seelenkräfte 4730_4772_000005 zur zeit als breuers patientin ihre muttersprache und alle anderen sprachen bis auf englisch vergessen hatte erreichte ihre beherrschung des englischen eine solche höhe 4730_4772_000006 die hypnose verdeckt den widerstand und macht ein gewisses seelisches gebiet frei zugänglich dafür häuft sie den widerstand an den grenzen dieses gebietes zu einem walle auf der alles weitere unzugänglich macht 4730_4772_000007 wir kommen durch die untersuchung der hysterisch kranken und anderer neurotiker zur überzeugung dass ihnen die verdrängung der idee an welcher der unverträgliche wunsch hängt misslungen ist 4730_4772_000008 da kam mir die erinnerung an einen sehr merkwürdigen und lehrreichen versuch zu hilfe den ich bei bernheim in nancy mit angesehen hatte bernheim zeigte uns damals dass die personen welche er in hypnotischen somnambulismus versetzt 4730_4772_000009 unterlassen sie auch den versuch den fall der patientin breuers unter die gesichtspunkte der verdrängung zu bringen diese krankengeschichte eignet sich hiezu nicht weil sie mit hilfe der hypnotischen beeinflussung gewonnen worden ist 4730_4772_000010 diese unlust wurde durch die verdrängung erspart die sich in solcher art als eine der schutzvorrichtungen der seelischen persönlichkeit erwies ich will ihnen anstatt vieler einen einzigen meiner fälle erzählen in welchem bedingungen und nutzen der verdrängung deutlich genug zu erkennen sind 4730_4772_000011 nehmen sie an hier in diesem saale und in diesem auditorium dessen musterhafte ruhe und aufmerksamkeit ich nicht genug zu preisen weiß befände sich doch ein individuum welches sich störend benimmt und durch sein ungezogenes lachen schwätzen scharren mit den füßen 4730_4772_000012 sie sollten es nur sagen und ich getraute mich der behauptung daß die erinnerung die richtige sein würde die ihnen in dem moment käme wenn ich meine hand auf ihre stirn legte 4730_4772_000013 anstatt eine komplizierte theoretische ableitung zu geben will ich an dieser stelle auf unser früher gebrauchtes bild für die verdrängung zurückgreifen denken sie daran mit der entfernung des störenden gesellen und der niederlassung der wächter vor der türe braucht die angelegenheit nicht beendigt zu sein 4730_4772_000014 denn man verspürte eine ihr entsprechende anstrengung wenn man sich bemühte im gegensatz zu ihr die unbewußten erinnerungen ins bewußtsein des kranken einzuführen 4730_4772_000015 die wege auf denen sich die ersatzbildung vollzog lassen sich während der psychoanalytischen behandlung des kranken aufdecken und zu seiner heilung ist es notwendig daß das symptom auf diesen nämlichen wegen wieder in die verdrängte idee übergeführt werde 4730_4772_000016 ich nannte diesen von mir supponierten vorgang verdrängung und betrachtete ihn als erwiesen durch die unleugbare existenz des widerstandes 4730_4772_000017 die hysterie ist nach ihm eine form der degenerativen veränderung des nervensystems welche sich durch eine angeborene schwäche der psychischen synthese kundgibt 4730_4772_000018 aber es war ein mühseliges ein auf die dauer erschöpfendes verfahren das sich für eine endgültige technik nicht eignen konnte ich gab es jedoch nicht auf ohne aus den dabei gemachten wahrnehmungen die entscheidenden schlüsse zu ziehen 4730_4772_000019 eine vergleichende untersuchung der pathogenen situationen die man durch die kathartische behandlung kennen gelernt hatte gestattete hierauf antwort zu geben 4730_4772_000020 sie erinnerte sich daran in der behandlung reproduzierte den pathogenen moment unter den anzeichen heftigster gemütsbewegung und wurde durch diese behandlung gesund 4730_4772_000021 da ich nicht wie janet von laboratoriumsversuchen sondern von therapeutischen bemühungen ausging mich trieb vor allem das praktische bedürfnis 4730_4772_000022 auf diese weise gelang es mir ohne anwendung der hypnose von den kranken alles zu erfahren was zur herstellung des zusammenhangs zwischen den vergessenen pathogenen szenen und den von ihnen erübrigten symptomen erforderlich war 4730_4772_000023 es kann sehr wohl geschehen daß der herausgeworfene der jetzt erbittert und ganz rücksichtslos geworden ist uns weiter zu schaffen gibt er ist zwar nicht mehr unter uns wir sind seine gegenwart sein höhnisches lachen 4730_4772_000024 unter der leitung des arztes einen besseren ausgang finden als ihn die verdrängung bot es gibt mehrere solcher zweckmäßiger erledigungen welche konflikt und neurose zum glücklichen ende führen im einzelnen falle auch miteinander kombiniert erzielt werden können 4730_4772_000025 welcher art die unverträglichen wünsche sind die sich trotz der verdrängung aus dem unbewussten vernehmbar zu machen verstehen und welche subjektiven oder konstitutionellen bedingungen bei einer person zutreffen müssen damit sich ein solches misslingen der verdrängung und eine ersatz- oder symptombildung vollziehe 4730_4772_000026 ist das verdrängte wieder der bewussten seelentätigkeit zugeführt was die überwindung beträchtlicher widerstände voraussetzt so kann der so entstandene psychische konflikt den der kranke vermeiden wollte 4730_4772_000027 janets hysterische erinnert an eine schwache frau die ausgegangen ist um einkäufe zu machen und nun mit einer menge von schachteln und paketen beladen zurückkommt 4730_4772_000028 es hatte sich als notwendig zur herstellung erwiesen diese widerstände aufzuheben vom mechanismus der heilung aus konnte man sich jetzt ganz bestimmte vorstellungen über den hergang bei der erkrankung bilden 4730_4772_000029 aber irgendeine kraft hinderte sie daran bewusst zu werden und nötigte sie unbewusst zu bleiben die existenz dieser kraft konnte man mit sicherheit annehmen 4730_4772_000030 es ist dies wirklich keine unpassende darstellung der aufgabe die dem arzt bei der psychoanalytischen therapie der neurosen zufällt um es jetzt direkter zu sagen 4730_4772_000031 die kathartische behandlung wie sie breuer geübt hatte setzte voraus dass man den kranken in tiefe hypnose bringe denn nur im hypnotischen zustand fand er die kenntnis jener pathogenen zusammenhänge die ihm in seinem normalzustand abging 4730_4772_000032 und mit den zu ihr gehörigen erinnerungen aus dem bewusstsein gedrängt und vergessen wurde die unverträglichkeit der betreffenden vorstellung mit dem ich des kranken war also das motiv der verdrängung 4730_4772_000033 welche an die kathartische behandlung bei breuers erster patientin anknüpfte da befanden wir uns ganz im banne der charcotschen forschungen wir stellten die pathogenen erlebnisse unserer kranken als psychische traumen jenen körperlichen traumen gleich 4730_4772_000034 als das mädchen an das bett der toten schwester trat tauchte für einen kurzen moment eine idee in ihr auf die sich in etwa in den worten ausdrücken ließe jetzt ist er frei und kann mich heiraten 4730_4772_000035 ich hatte es also bestätigt gefunden dass die vergessenen erinnerungen nicht verloren waren sie waren im besitze des kranken und bereit in assoziation an das von ihm noch gewusste aufzutauchen 4730_4772_000036 bei all diesen erlebnissen hatte es sich darum gehandelt daß eine wunschregung aufgetaucht war welche in scharfem gegensatze zu den sonstigen wünschen des individuums stand sich als unverträglich mit den ethischen und ästhetischen ansprüchen der persönlichkeit erwies 4730_4772_000037 man konnte sich aber auch die frage vorlegen welches diese kräfte und welche die bedingungen der verdrängung seien in der wir nun den pathogenen mechanismus der hysterie erkennen 4730_4772_000038 sie kann den ganzen haufen mit ihren zwei armen und zehn fingern nicht bewältigen und so entfällt ihr zuerst ein stück bückt sie sich um dieses aufzuheben so macht sich dafür ein anderes los und so weiter 4730_4772_000039 man kann den gedanken nicht abweisen dass es noch anderer bedingungen bedarf wenn der konflikt die dissoziation zur folge haben soll 4730_4772_000040 der große französische beobachter dessen schüler ich achtzehnhundertfünfundachtzig -sechsundachtzig wurde war selbst psychologischen auffassungen nicht geneigt 4730_4772_000041 gelangte ich bald zu einer anderen ansicht über die entstehung der hysterischen dissoziation oder bewußtseinsspaltung eine solche für alles weitere entscheidende divergenz musste sich notwendigerweise ergeben 4730_4772_000042 unter diesen verhältnissen würden wir es mit freuden begrüßen müssen wenn etwa unser verehrter präsident dr stanley hall die rolle des vermittlers und friedensstifters übernehmen wollte 4730_4772_000043 und versteht es dann eine entstellte und unkenntlich gemachte ersatzbildung für das verdrängte ins bewusstsein zu schicken an welche sich bald dieselben unlustempfindungen knüpfen die man durch die verdrängung erspart glaubte 4730_4772_000044 beschloss ich die hypnose aufzugeben und die kathartische behandlung von ihr unabhängig zu machen weil ich den psychischen zustand meiner meisten patienten nicht nach meinem belieben verändern konnte richtete ich mich darauf ein mit ihrem normalzustand zu arbeiten 4730_4772_000045 das mädchen erkrankte an schweren hysterischen symptomen und als ich sie in behandlung genommen hatte stellte es sich heraus dass sie jene szene am bette der schwester und die in ihr auftretende hässlich egoistische regung gründlich vergessen hatte 4730_4772_000046 dass sie imstande war wenn man ihr ein deutsches buch vorlegte eine tadellose und fließende übersetzung desselben vom blatt herunterzulesen als ich es später unternahm die von breuer begonnenen untersuchungen auf eigene faust fortzusetzen 4730_4772_000047 auf doktor halls autorität hin entschließen wir uns dazu die verdrängung wieder aufzuheben und nun tritt wieder ruhe und frieden ein 4730_4772_000048 das wertvollste was wir aus der breuerschen beobachtung gelernt haben waren die aufschlüsse über den zusammenhang der symptome mit den pathogenen erlebnissen oder psychischen traumen 4730_4772_000049 wenn sie nun noch die beiden lokalitäten hier als das bewusste und das unbewusste aufs psychische übertragen so haben sie eine ziemlich gute nachbildung des vorgangs der verdrängung vor sich sie sehen nun worin der unterschied unserer auffassung von der janetschen gelegen ist 4730_4772_000050 erkennen in ihr das ergebnis eines aktiven sträubens der beiden psychischen gruppierungen gegeneinander aus unserer auffassung erheben sich nun neue fragestellungen in großer anzahl 4730_4772_000051 es hatte einen kurzen konflikt gegeben und das ende dieses inneren kampfes war dass die vorstellung welche als der träger jenes unvereinbaren wunsches vor dem bewusstsein auftrat der verdrängung anheimfiel 4730_4772_000052 eine situation analog der bei der patientin breuers brachte als ihre ältere schwester sich verheiratete dem neuen schwager eine besondere sympathie entgegen die sich leicht als verwandtschaftliche zärtlichkeit maskieren konnte 4730_4772_000053 verzeihen sie mir wenn es mir nicht gelungen ist ihnen diese hauptgesichtspunkte der nun psychoanalyse genannten behandlungsmethode klarer faßlich darzustellen die schwierigkeiten liegen nicht nur in der neuheit des gegenstandes 4730_4772_000054 wir dürfen als sicher annehmen dass diese idee welche die ihr selbst nicht bewusste intensive liebe zum schwager ihrem bewusstsein verriet durch den aufruhr ihrer gefühle im nächsten moment der verdrängung überliefert wurde 4730_4772_000055 vielleicht darf ich ihnen den vorgang der verdrängung und deren notwendige beziehung zum widerstand durch ein grobes gleichnis veranschaulichen das ich gerade aus unserer gegenwärtigen situation herausgreifen will 4730_4772_000056 und in diesem zustand allerlei hatte erleben lassen die erinnerung an das somnambul erlebte doch nur zum schein verloren hatten und daß es möglich war bei ihnen diese erinnerungen auch im normalzustand zu erwecken 4730_4772_000057 er würde mit dem ungebärdigen gesellen draußen sprechen und dann sich an uns mit der aufforderung wenden ihn doch wieder einzulassen er übernehme die garantie dass sich jener jetzt besser betragen werde 4730_4772_000058 wenn er sie nach den somnambulen erlebnissen befragte so behaupteten sie anfangs zwar nichts zu wissen aber wenn er nicht nachgab drängte ihnen versicherte sie wüssten es doch so kamen die vergessenen erinnerungen jedes mal wieder 4730_4772_000059 die hysterisch kranken seien von anfang an unfähig die mannigfaltigkeit der seelischen vorgänge zu einer einheit zusammenzuhalten und daher komme die neigung zur seelischen dissoziation wenn sie mir ein banales aber deutliches gleichnis gestatten 4730_4772_000060 an dem symptom ist neben den anzeichen der entstellung ein rest von irgendwie vermittelter ähnlichkeit mit der ursprünglich verdrängten idee zu konstatieren 4730_4772_000061 die situation des psychischen konflikts ist ja eine überaus häufige ein bestreben des ichs sich peinlicher erinnerung zu erwehren wird ganz regelmäßig beobachtet ohne daß es zum ergebnis einer seelischen spaltung führt 4730_4772_000062 die ethischen und anderen anforderungen des individuums waren die verdrängenden kräfte die annahme der unverträglichen wunschregung oder die fortdauer des konflikts hätten hohe grade von unlust hervorgerufen 4730_4772_000063 oder dieser wunsch wird selbst auf ein höheres und darum einwandfreies ziel geleitet was man seine sublimierung heißt oder man erkennt seine verwerfung als zu recht bestehend an 4730_4772_000064 so machte ich es also auch mit meinen patienten wenn ich mit ihnen bis zu einem punkte gekommen war an dem sie behaupteten nichts weiter zu wissen so versicherte ich ihnen sie wüssten es doch 4730_4772_000065 deren einfluss auf hysterische lähmungen charcot festgestellt hatte und breuers aufstellung der hypnoiden zustände ist selbst nichts anderes als ein reflex der tatsache daß charcot jene traumatischen lähmungen in der hypnose künstlich reproduziert hatte 4730_4772_000066 seine halblauten bemerkungen los geworden aber in gewisser hinsicht ist die verdrängung doch erfolglos gewesen denn er führt nun draußen einen unerträglichen spektakel auf und sein schreien und mit den fäusten an die türe pochen hemmt meinen vortrag mehr als früher sein unartiges benehmen 4730_4772_000067 entweder wird die persönlichkeit des kranken überzeugt daß sie den pathogenen wunsch mit unrecht abgewiesen hat und veranlaßt ihn ganz oder teilweise zu akzeptieren 4730_4772_000068 diese resultate konnten damals in wien noch nicht bekannt sein als aber etwa ein dezennium später breuer und ich die vorläufige mitteilung über den psychischen mechanismus hysterischer phänomene veröffentlichten 4730_4772_000069 erst sein schüler p janet versuchte ein tieferes eindringen in die besonderen psychischen vorgänge bei der hysterie und wir folgten seinem beispiele als wir die seelische spaltung und den zerfall der persönlichkeit in das zentrum unserer auffassung rückten 4730_4772_000070 meine aufmerksamkeit von meiner aufgabe abzieht ich erkläre daß ich so nicht weiter vortragen kann und daraufhin erheben sich einige kräftige männer unter ihnen und setzen den störenfried nach kurzem kampfe vor die tür er ist also jetzt verdrängt und ich kann meinen vortrag fortsetzen 4730_4772_000071 man bekam die kraft welche den krankhaften zustand aufrecht erhielt als widerstand des kranken zu spüren auf diese idee des widerstandes habe ich nun meine auffassung der psychischen vorgänge bei der hysterie gegründet 4730_4772_000072 sie finden bei janet eine theorie der hysterie welche den in frankreich herrschenden lehren über die rolle der erblichkeit und der degeneration rechnung trägt 4730_4772_000073 diese schwester erkrankte bald und starb während die patientin mit ihrer mutter abwesend war die abwesenden wurden eiligst zurückgerufen ohne in sichere kenntnis des schmerzlichen ereignisses gesetzt zu werden 4730_4772_000074 erst wenn sie die hypnose ausschalten können sie die widerstände und verdrängungen bemerken und sich von dem wirklichen pathogenen vorgang eine zutreffende vorstellung bilden 4730_4772_000075 ich gebe ihnen auch gern zu daß wir mit der annahme der verdrängung nicht am ende sondern erst am anfang einer psychologischen theorie stehen aber wir können nicht anders als schrittweise vorrücken und müssen die vollendung der erkenntnis weiterer und tiefer eindringender arbeit überlassen 4730_4772_000076 und nun dürfen wir nicht versäumen diese einsichten vom standpunkte der verdrängungslehre zu würdigen man sieht zunächst wirklich nicht ein wie man von der verdrängung aus zur symptombildung gelangen kann 4730_4772_000077 sie haben sie zwar aus dem bewusstsein und aus der erinnerung getrieben und sich anscheinend eine große summe unlust erspart aber im unbewussten besteht die verdrängte wunschregung weiter lauert auf eine gelegenheit aktiviert zu werden 4730_4772_000078 diese ersatzbildung für die verdrängte idee das symptom ist gegen weitere angriffe von seiten des abwehrenden ichs gefeit und an stelle des kurzen konflikts tritt jetzt ein in der zeit nicht endendes leiden 4730_4772_000079 freilich muss ich für meinen zweck auch diese krankengeschichte verkürzen und wichtige voraussetzungen derselben beiseite lassen ein junges mädchen welches kurz vorher den geliebten vater verloren hatte an dessen pflege sie beteiligt gewesen war 4730_4772_000080 es stimmt nicht gut zu dieser angenommenen seelischen schwäche der hysterischen dass man bei ihnen außer den erscheinungen verminderter leistung auch beispiele von teilweiser steigerung der leistungsfähigkeit wie zur entschädigung beobachten kann 4730_4772_000081 nun war mir die hypnose als ein launenhaftes und sozusagen mystisches hilfsmittel bald unliebsam geworden als ich aber die erfahrung machte dass es mir trotz aller bemühungen nicht gelingen wollte mehr als einen bruchteil meiner kranken in den hypnotischen zustand zu versetzen 4730_4772_000082 das schien allerdings vorerst ein sinn- und aussichtsloses unternehmen zu sein es war die aufgabe gestellt etwas vom kranken zu erfahren was man nicht wusste und was er selbst nicht wusste wie konnte man hoffen dies doch in erfahrung zu bringen 5295_4852_000000 in meinen gästeflügel zurück klopfte wie mir angeschafft war an die tür des herrn grafen von oetsch und meldete ihm dass um halb drei uhr gespeist werden würde fast zugleich kehrten auch schon die ersten herren von der jagd heim 5295_4852_000001 lück sehe ich gleich bist fei still du alter krauter du damischer hat der herr baron gesagt und ganz wilde augen gehabt und dunkelrote backen und hat noch einmal geklopft und gespannt ob sich drinnen was regt und wie das nicht war 5295_4852_000002 aber auch der herr pater hat da nicht gesessen wie ich gehofft habe in seinem zimmer hat immer noch der herr baron gestanden und gewartet hartnäckig hat er dahergeschaut und recht herb und trotzig 5295_4852_000003 ungefähr um die gleiche zeit kam herr graf oetsch bereits allein heim wie er denn immer allein ging frühstückte auf seinem zimmer war müde gähnte 5295_4852_000004 das will ich mit besten kräften versuchen so gut ein einfacher mann es kann morgens hatte ich viel zu tun die herren standen alle fast gleichzeitig auf und gingen zur jagd 5295_4852_000005 alle haben sich um den herrn grafen oetsch herumgedrängt und er hat wundersame zaubereien mit einem billardqueue gemacht das ihm zwei herren nicht von der flachen hand auf der er es liegen hatte wegnehmen konnten 5295_4852_000006 aber da war nichts 5295_4852_000007 der hochwürdige herr pfarrer thurmbichler in vogelöd hat mir geholfen auf befehl meiner herrschaft meine näheren umstände fleißig aufzuschreiben 5295_4852_000008 der herr pater ist zuvor noch einige zeit im park gewandelt und hat sein brevier gelesen ich habe es während ich seine stube aufräumte durch das fenster gesehen 5295_4852_000009 vielleicht schaffst mir den pater bei hat er gerufen ich bin nach dem seitlings offenen arkadengang neben der gartenterrasse 5295_4852_000010 dann hat es zu regnen angefangen und seine hochwürden ist in das haus und zu der baronin hinaufgegangen etwa um das mittagläuten ist er zurückgekommen 5295_4852_000011 er ist die turmtreppe herunter gekommen und ist brav schnell gegangen ich habe kaum so schnell gehen können wie er und habe mir gedacht wo geht der herr baron wohl so aufgeregt und hitzig hin 5295_4852_000012 ich darf den herrn baron nicht hineinlassen habe ich gesagt da hat er mich schon am livreekragen genommen und beiseite gestellt und hat die türe aufgemacht und die türe war auch nicht von innen verschlossen und er ist in das zimmer hinein und ich in meiner angst hinter ihm her 5295_4852_000013 und darunter stand der große baumwollene regenschirm der einen griff und unten eine eisenspitze gehabt hat daß man sich beim gehen wie auf einen stock darauf hat stützen können 5295_4852_000014 als hätte er sich über etwas heftig erschrocken er sprach über diese weltlichen dinge von speise und trank mit einem geistesabwesenden blick durch die brille 5295_4852_000015 ich kann jetzt niemanden sehen auch ihre hochverehrliche herrschaft nicht wollen sie bitte dem herrn rittmeister und der frau gemahlin bestellen ich gedächte den nachmittag hier für mich auf meinem zimmer 5295_4852_000016 der lief neben der mauer des schlosses bis zum eckpavillon hin und der regen hat durch die bogenwölbungen nicht hereinhauen können da war meine stille hoffnung dass der herr pater umeinanderlaufen und sein brevier lesen möchte 5295_4852_000017 kapitel sechzehn aufzeichnung des lakaien baptist geißböck im dienst bei herrn rittmeister von vogelschrey auf vogelöd abschnitt zwei 5295_4852_000018 in seinem zimmer gereinigt und gar nicht gern gesehen wenn man sich zuviel um ihn herum aufhielt und unnötig dienstfertig war 5295_4852_000019 wenn aber der herr graf mich dergestalt wenig in anspruch nahm so war er doch mit häufigen trinkgeldern gegen uns freigebiger als alle die anderen herren der herr graf zeigten sich darin gegen uns verschwenderisch großmütig 5295_4852_000020 das fenster gegenüber war offen der wind ist draußen laut gegangen und hat uns kalt entgegengeweht und papiere vom schreibtisch auf den boden 5295_4852_000021 draußen hat der regen geschüttet mit kübeln hat es heruntergegossen ich habe nach dem kleiderständer in der ecke geschaut da hing der aufgebogene breite hut des geistlichen herrn und sein dunkler ordensmantel 5295_4852_000022 und ich bin also hinübergegangen in den gästeflügel gerade vor mir ist aber der herr baron gaudenz von safferstätt gegangen 5295_4852_000023 das geht di an schmarrn an hat der herr baron von safferstätt heiß und grob geantwortet und hat wieder gepocht ich habe meinen mut zusammengenommen und gesagt 5295_4852_000024 er hat in seiner leutseligen art mit der er mit uns niedergestellten zu sprechen pflegte als seien wir seinesgleichen mir des öfteren kund getan 5295_4852_000025 hierher eine frugale kollation die stimme des herrn pater hat dabei merklich gezittert er unterdrückte ein heftiges atmen der erregung sein gesicht war sehr bleich 5295_4852_000026 er immer weiter auf einmal ist er pfei'gerad vor der türe vom herrn pater faramund stehen geblieben und hat angeklopft nicht so hat er angeklopft wie man es bei geistlichen herren tut sondern schon recht grob mit geballter faust 5295_4852_000027 gehämmert hat er schon beim zweiten mal ich habe einen schönen schrecken gekriegt und bin gesprungen und habe vor der türe außer atem dem herrn baron gesagt aber herr baron was machen der herr baron denn da 5295_4852_000028 sehr wohl euer hochwürden und sie mein freund lassen es sich angelegen sein daß ich bis zu der bestellten kollation um sieben von niemandem aufgesucht und gestört werde ich habe ernstes sehr ernstes in mir zu erwägen 5295_4852_000029 man sieht es euer hochwürden an wagte ich zu bemerken ich bedarf der ruhe ich werde dafür sorgen hochwürden 5295_4852_000030 ich will jetzt hinübergehen und schauen dass der pater auch wirklich seine ruhe hat und der herr rubesoier hat gesagt ist schon recht tu das baptist 5295_4852_000031 man hätte seine hochwürden sehen müssen wenn er dagewesen wäre aber er war halt nicht da wo ist er denn hin he fragt der baron finster als wollte er gleich's raufen anfangen 5295_4852_000032 das läge am verrückten schwerpunkt hat er erklärt ich bin zurück und habe unterwegs in die bibliothek hineingeschaut da bei den büchern war niemals jemand von den jagdgästen 5295_4852_000033 ich habe den unteren fremdenflügel unter mir wo meistens die einzelnen herren wohnen die meisten der herren bringen ihren bedienten mit der herr graf oetsch tat das nicht 5295_4852_000034 so als ob ich es nicht hören sollte wie im selbstgespräch murmelte der herr pater fast lautlos zwischen den blassen lippen vor sich hin furchtbar ernstes 5295_4852_000035 da hat der herr pater sich meiner erinnert und mich zurückgewinkt und als ich vor ihm stand mit einer leisen stimme und einem leidenden gesicht sich vernehmen lassen noch eins mein freund ich fühle mich recht mitgenommen und erschöpft 5295_4852_000036 sagte er wolle jetzt schlafen und ich möge ihn eine viertelstunde ehe zum mittagstisch gegangen würde wecken ich habe nun mit dem madel die fremdenzimmer gemacht zuletzt das des herrn pater faramund 5295_4852_000037 er habe bei seinen vielen abenteuerlichen reisen die ihn bis zum großtürken und unter die menschenfresser geführt auch keinen valet de chambre mit sich genommen und es sich zur regel und ordnung gemacht sich selbst zu helfen 5295_4852_000038 dann offiziersdiener bei ihm bei den kürassieren in münchen endlich nachdem der herr bald den königlichen dienst quittiert hat durch dreißig jahre bis heute lakai in vogelöd 5295_4852_000039 zu diesem hochwürdigen herrn kam zwischen neun und zehn uhr die poletta das kammermensch der frau baronin safferstätt und bat ihn im namen der frau baronin er möge sie aufsuchen 5295_4852_000040 sonst hätte ich es nicht vermocht ich bin zu steif mit den fingern um recht sagen zu können was ich meine mein seliger vater war schon in hohen vogelschreyschen diensten 5295_4852_000041 denn er war auch nicht mehr der jüngste und das konnte ihm nicht heilsam sein wenn ihm so etwas grausam das herz beschwerte ich wollte leise aus dem zimmer gehen 5295_4852_000042 er hat mir aber trotzdem wenig mühe mit der aufwartung gemacht er hat sich oft mit hoher eigener hand schuhe und kleider 5295_4852_000043 da ist er nicht schreit der herr baron und wird fuchtig da komme ich doch her ich werde in der halle nachschauen sage ich und gehe in der halle haben alle die herren beisammengesessen und es war ein solcher lärm dass ein mann gottes da gewiss nicht darunter war 5295_4852_000044 ich heiße johannes baptista geißböck bin einundsechzig jahre alt in vogelöd geboren und katholisch getauft verheiratet und habe fünf kinder 5295_4852_000045 ich selbst war schon in jungen jahren kammerknecht bei dem alten herrn von vogelschrey dem in gott ruhenden vater des herrn rittmeisters 5295_4852_000046 von drinnen hat niemand geantwortet und ich habe gesagt der herr baron müssen jetzt wieder gehen der herr baron sehen doch dass der hochwürdige herr pater jetzt keinen besuch leiden mag 5295_4852_000047 ich hatte von dem herrn haushofmeister den befehl den hochwürdigen zu fragen ob er das mittagmahl im kreise der gäste im saal oder aber allein auf seinem zimmer einnehmen belieben werde 5295_4852_000048 und ist so in seine gedanken versunken gewesen daß er nicht mehr daran gedacht hat daß ich noch im zimmer war und hat immer wieder mühsam luft geholt und die hand aufs herz gepreßt und beinahe gestöhnt daß mir der geistliche herr leid 5295_4852_000049 an dem schreibtisch hat niemand gesessen ich habe mich umgeschaut es war niemand im zimmer ich habe mich nochmals umgeschaut das zimmer war nicht so groß und hat nicht viele möbel gehabt und gepäck hat der herr pater erst recht nicht viel mitgehabt 5295_4852_000050 er muss irgendwo im schloss sein sage ich nach einer weile dann warte ich hier auf ihn sagt der herr baron vielleicht ist er bei der frau baronin sage ich wieder nach einiger zeit 5295_4852_000051 der herr baron dürfen seine hochwürden jetzt bis zum abend nicht stören ob's gleich still bist hat er gesagt und wieder zweimal hintereinander an die türe geschlagen dass es durch den gang geklungen hat als würde frisch angezapft 5295_4852_000052 der herr pater faramund hat geantwortet ich bedarf vorerst nichts ich bin gewohnt zweimal in der woche tagsüber zu fasten heute abend gegen sieben uhr erbitte ich mir wenn es sein kann 5295_4852_000053 die nächsten zwei stunden ereignete sich nichts besonderes kurz nach zwei uhr kehrte ich nachdem ich inzwischen im großen saal drüben beim tafeldecken geholfen 5295_4852_000054 er holte sich das sacktuch heraus und trocknete sich den schweiß von der stirne obwohl es doch ein rauher und kalter herbsttag war er hat sich hingesetzt als ob ihn die beine nicht mehr tragen wollten und vor sich hingestarrt und schwer geseufzt 5295_4852_000055 hat er zornig gelacht und nach der klinken gegriffen ich dazwischen mit dem rücken vor die tür die arme 5295_4852_000056 hochwürden können sich auf mich verlassen niemand soll euer hochwürden andacht in diesen stunden stören der herr pater faramund nickte mir dankbar zu damit war ich entlassen ich verbeugte mich und ging hinaus 5295_4852_000057 es ist mir aufgegeben das was ich an diesem tage in meinem dienst als lakai erlebt habe der reihe nach ohne einige zutat von mir kurz und schlicht anzusagen 5295_4852_000058 einsam in sammlung und gebet zuzubringen ehe ich mich in späterer stunde wie denn schon mit ihr verabredet wieder zur frau baronin von safferstätt begäbe 5295_4852_000059 bald darauf kam der herr graf aus seinem zimmer und ging hinüber in die halle um die herren zu begrüßen ich habe bei tisch mit bedient und dann abräumen geholfen in der küche sagte ich zu dem herrn rubesoier 5295_4852_000060 wahrscheinlich hat er einen anderen hochgeborenen vetter getroffen und ist bei ihm auf dem zimmer und die hohen herrschaften besprechen 5295_4852_000061 der rubesoier hat sich nicht schlecht erschrocken an dem ohrwaschel hat er mich gekriegt und gerufen und das sagst du jetzt erst du depp 5295_4852_000062 gegrüßt haben sie sich nicht sie haben sich auch nicht zugenickt oder sich ein wort im vorübergehen zugerufen wie es die gnädigen herren sonst untereinander tun 5295_4852_000063 und sie dann recht wie das so seine art war achtlos hinter sich geschmissen während alles aufgestanden ist jetzt war der haushofmeister wieder besserer laune 5295_4852_000064 und jetzt war es schon zwanzig minuten nach sechs und seine gräfliche gnaden haben sich im gespräch mit den kavalieren er hat ihnen geistergeschichten erzählt habe ich nachher gehört verspätet gehabt 5295_4852_000065 ein furchtbares langes mexikanisches messer hat er griffbereit unter dem mantel in den gürtel gesteckt ich habe gedacht ich möchte ihm draußen nicht begegnen ich habe in der angst meines herzens gesagt 5295_4852_000066 innen hat der herr baron safferstätt gesessen und sich nicht gerührt und geregt wir draußen haben leise miteinander gesprochen wir haben furcht gehabt vor allem jetzt erst vor dem herrn rittmeister 5295_4852_000067 fünf minuten vor voll hat er gestanden kein pater zu spüren voll hat's geschlagen ja wo wär denn jetzt nur der herr noch fünf minuten haben wir dareingegeben noch zehn 5295_4852_000068 der herr graf von oetsch ist es gewesen er hat sich unterwegs beeilt und auf die uhr geschaut er hat mir schon am morgen gesagt er muss um sechs uhr abends wieder hinaus und muss schauen dass er in der wüsten nacht oben in den bergen über den filzenschuster kommt 5295_4852_000069 das müsst der mesner wissen der schließt um sechs uhr zu rühr dich ich erwart dich drüben im gang ich bin in der dunkelheit und dem grauslichen regen hinüber und zurück nix rein gar nix 5295_4852_000070 dem herrn grafen oetsch schien es gleich er hat sich seinen lodenhut mit einem sturmband unter dem kinn fest gemacht draußen heulte es nur so in den bergtälern 5295_4852_000071 alsdann los zum herrn rittmeister hat der rubesoier entschlossen gesagt und ich habe gesagt der reißt uns den kopf ab herr haushofmeister so gut wie der gnädige herr sonst ist 5295_4852_000072 ruft der haushofmeister und schlägt sich mit der flachen hand an die stirne und wir sind beide hingerannt die kapelle wurde nur selten benutzt weil die dorfkirche ganz nahe war und war kalt und dunkel wie wir hereingekommen sind 5295_4852_000073 der herr graf hat mich nicht mehr gebraucht er war kurz angebunden anders als sonst der rubesoier und ich haben im gang unter der großen wanduhr gewartet und immer wieder auf die zeiger geschaut 5295_4852_000074 es sind rasche schritte den gang heraufgekommen aber das haben wir schon gewußt so schnell und fest mit lauten tritten geht kein geistlicher herr 5295_4852_000075 ein hochwürdiger herr versteckt sich doch nicht wo war er nur ich bin von einem anderen laquaien in den saal hinübergeholt worden der haushofmeister hat da einen kopf gehabt wie ein puterhahn 5295_4852_000076 aber nirgends war eine spur von dem pater wir sind durch alle zimmer durch vor den fenstern war es jetzt pechrabenschwarze nacht sechs uhr vorbei der herr rubesoier hatte noch einen gedanken 5295_4852_000077 wo der herr rittmeister so schon in sorge waren und gewiss seine gründe hatten und uns den hochwürdigen eigens auf die seele gebunden hat 5295_4852_000078 kapitel sechzehn aufzeichnung des lakaien baptist geißböck im dienst bei herrn rittmeister von vogelschrey auf vogelöd abschnitt zwei 5295_4852_000079 er hätte durch das tor müssen um hinauszukommen ich bin hin und habe den pförtner gefragt der alte martin hat von nichts gewusst er ist den ganzen tag da gewesen 5295_4852_000080 verdient haben wir's hat der rubesoier gesprochen denn mir und dir war die sorge um den pater ans herz gelegt ich habe widersprochen 5295_4852_000081 in allen großen und kleinen sälen haben wir geschaut im kinderzimmer waren wir im blauen salon nichts dann hat der rubesoier sich mit dem zeigefinger auf die stirne getippt 5295_4852_000082 baptist lauf hinüber zum hochwürdigen herrn pfarrer thurmbichler ins pfarrhaus ob der herr pater vielleicht bei ihm zu besuch ist oder in der kirchen 5295_4852_000083 mir hat es angefangen unheimlich zu werden wie ich wieder in das zimmer des paters gekommen bin hat sich der herr baron da hingesetzt gehabt und mit den fingern auf der tischplatte getrommelt und gesagt 5295_4852_000084 er hat sich nicht geregt und gerührt der war entschlossen er geht nicht weg bis der pater faramund kommt durch das fenster hätte der hochwürdige herr nicht steigen können wie das der herr graf von oetsch früh vor der jagd zu tun pflegten 5295_4852_000085 der herr graf ist mit langen beinen den flur entlang und an der offenen türe des herrn pater vorbei das ist ihm aufgefallen dass die so weit offen stand und er ist stehengeblieben und hat neugierig und finster hineingeschaut 5295_4852_000086 jetzt hat es nichts mehr geholfen ich bin vor den haushofmeister hingetreten und habe geschluckt und gesagt bitt schön möcht dem herrn rubesoier melden dass der pater faramund seit zwei stunden abgängig ist 5295_4852_000087 es war aber mir und auch den anderen lakaien und auch dem haushofmeister vom ersten augenblick an aufgestoßen dass diese beiden herren kavaliere miteinander spinnefeind waren und nie ein wort gewechselt haben 5295_4852_000088 es hat silberzeug gefehlt fünf messer wir haben alle suchen müssen nach gut einer halben stunde haben wir es ganz hinten in einer ecke gefunden 5295_4852_000089 draußen wurde es ganz finster man hat nur noch das rauschen vom regen und den sturm in den bäumen gehört in dem zimmer vom pater faramund habe ich plötzlich licht gesehen 5295_4852_000090 er wartet schon seit bald drei stunden auf den hochwürdigen pater faramund ja wo steckt der denn ach wenn wir das nur wüssten herr graf habe ich verzweifelt gesagt er ist weg niemand weiß wohin 5295_4852_000091 wir sind hinaufgestiegen zu den verheirateten und den unverheirateten niemand hatte den pater faramund gesehen nun ist uns immer mehr der verdacht gekommen dass da ein unglück passiert ist so hart es uns auch angegangen ist daran zu glauben 5295_4852_000092 mir hat es bei den flüchen gegraust ich bin zu der gnädigen frau hinauf und habe gefragt die gnädige frau hat von nichts gewußt als daß seine hochwürden ihr hat durch mich bestellen lassen er wolle den nachmittag in geistlicher sammlung verbringen 5295_4852_000093 der herr graf von oetsch hat etwas vor sich hingemurmelt es hat fast geklungen es hat sich ihrer eh genug und ein verwandter des herrn grafen 5295_4852_000094 nein du bazi du g'scherter hat er gesagt ich geh jetzt selbst zum salvermoser der mag dem herrn rittmeister die schreckliche geschichte melden und zuerst ausbaden 5295_4852_000095 gottlob jetzt ist er einheimisch habe ich gedacht und bin hingelaufen aber es war nur der herr baron von safferstätt der sich die kerze angezündet hat weil er nichts mehr hat sehen können und stocksteif wie eine schildwache dagesessen ist 5295_4852_000096 seit wann mindestens seitdem herr baron von safferstätt bei ihm angeklopft hat da war er schon nicht mehr da das war um vier und die ganze zeit sitzt der herr von safferstätt und wartet 5295_4852_000097 der pater möchte jetzt dort sitzen aber der heilige johannes der täufer hat mich nicht erhört und es war immer nur der herr baron safferstätt vorhanden 5295_4852_000098 der herr pater ist doch selbst von vornehmem gräflichem geblüt hat er gesprochen und sicher mit den meisten dasigen kavalieren verwandt 5295_4852_000099 der herr graf von oetsch hat bei tisch diese fünf messer zu einem kunststück gebraucht das er mit ihnen gleichzeitig in der luft gemacht hat 5295_4852_000100 leicht ist solch ein hochadeliger frommer ordensmann ein freund der niedrigen sagte er und hat nicht verschmäht unter dem dach die kammern der domestiken aufzusuchen und sie jetzt wo sie ein paar stunden freizeit haben mit geistlichem zuspruch zu erquicken 5295_4852_000101 er muss ja im schloss sein er muss weimere ich suchen wir halt was unser haushofmeister macht das macht er gründlich treppauf treppab bin ich mit ihm gestiegen einen dreiteiligen leuchter in der hand 5295_4852_000102 der herr graf oetsch hat die längste zeit da hineingeschaut und ist dann in sein zimmer nebenan gegangen und hat die türe hinter sich zugeworfen dass es krachte 5295_4852_000103 bis sieben uhr warten wir noch der haushofmeister und ich wenn dann noch der pater faramund nicht wieder gekommen ist und kein lebenszeichen von ihm dann kannst nix machen dann wird es dem herrn rittmeister gemeldet und das ganze haus alarmiert 5295_4852_000104 den herrn grafen oetsch hat das nicht sonderlich berührt er hat sich seine jagdjoppe zugeknöpft ich habe gesagt ich warte jetzt noch eine halbe stunde gegen sieben uhr hat sich herr pater faramund ein bescheidenes abendbrot auf sein zimmer bestellt 5295_4852_000105 aber ich habe mich ihm doch nicht zu melden getraut dass der pater faramund seit mehr als einer stunde abgängig war ich habe auf dem rückweg nach seinem zimmer ein stoßgebet zu meinem heiligen schutzpatron gesprochen 5295_4852_000106 ich geh nicht von der stell bis dass er da ist ich muss ihn sprechen sofort aber er ist nicht da habe ich voller angst gesagt 5295_4852_000107 bald hat er nach mir geklingelt er war schon halb im jagdanzug und hat sich von mir die gamaschen zuknöpfen lassen und hat mich wie ich am boden gekniet habe unwirsch gefragt was macht denn der herr von safferstätt da 5295_4852_000108 wäre der geistliche herr vorbeigekommen hätte er es schon gesehen es hat rasch angefangen zu dämmern der abend ist an dem wüsten regentag noch rascher gekommen als sonst wenn im herbst die tage kürzer werden 5295_4852_000109 jetzt hat auch der herr rubesoier keinen rat mehr gewußt wir sind verängstigt auf dem korridor gestanden und haben dumme gesichter gemacht 5295_4852_000110 also haben wir alle fremdenzimmer nachgeschaut der haushofmeister hat geklopft und wenn der gast herinnen war sich entschuldigt er suche den herrn rittmeister dem er etwas zu melden hätte und sich dabei rasch in den vier wänden umgesehen 5295_4852_000111 zu dienen das sind ja närrische geschichten mein lieber ach uns ist das weinen näher als das lachen ein geistlicher herr der plötzlich verschwindet 5295_4852_000112 und nebenan der herr graf oetsch gepfiffen und sich jagdfertig gemacht und ich habe gehört wie er das lederfutteral um die läufe von seinem kugelstutzen geschnallt hat damit sie draußen nicht nass werden 5295_4852_000113 der herr baron ist wie ich wiedergekommen bin ungeduldig geworden und hat gesagt jetzt warte ich schon bald eine halbe stunde in die erde kann der pater doch nicht verschlupft sein wo ist er denn kruzi blut 5295_4852_000114 uns nicht allein wie der herr rittmeister heute morgen auf die jagd ist hat er justament den kunstmaler den salvermoser gebeten er möchte daheim bleiben und die sorge für das haus haben 5295_4852_000115 der ist fleißig seinen weg gegangen über halb sieben war er schon auf dreiviertel ist er gerückt nichts vom pater faremund 5595_4852_000000 sagte er und gähnte ich hab auf eine schwarze nacht gerechnet bei solchem büchsenlicht lässt sich der filzenschuster nicht schauen so leicht läuft einem der schlankel nicht vors gewehr das ist ganz ein schlauer 5595_4852_000001 im korridor vom schloss habe ich meine kollegen von der schlossverwaltung getroffen den herrn ökonomiedirektor stadelhofer und den herrn rentamtmann mitterhuber die auch zuverlässige leute mitgehabt haben 5595_4852_000002 von dem pater faramund war da unter solchen umständen natürlich kein lebenszeichen und keine spur die hunde beschnupperten das alles denn auch sehr gleichgültig der teifi drängte wieder hinaus 5595_4852_000003 aber die klugen hundeaugen haben geglänzt und uns stumm gebeten ich glaub jetzt hab ich's folgt's mir nur getrost unsere herzen haben geklopft wir sind während der graf oetsch in sein zimmer trat dem teifi gefolgt 5595_4852_000004 jetzt kommt der pfaff doch net mehr hat uns kurz gegrüßt und ist gegangen in der ecke hat der mantel des herrn pater faramund gehangen 5595_4852_000005 ich hängte meine büchse um und nahm für alle fälle meinen besten spürhund den teifi mit diesen hund hatte einmal ein englischer lord mitgebracht und zum dank dafür dass er ein paar gämsen hatte schießen dürfen die es bei ihm in england nicht gibt uns zurückgelassen 5595_4852_000006 die beiden anderen viecher hat er damit angesteckt die haben's ebenso gemacht wir haben dagestanden und die herren hunde betrachtet und waren ratlos 5595_4852_000007 was ist hernach ihre meinung herr wappolt ich habe mich gerad hingestellt und mit allem nachdruck geantwortet herr rittmeister 5595_4852_000008 außerdem habe ich mir noch zwei jagdburschen geholt die schneid genug gehabt haben und den deutschen vorstehhund die diana und den kleinen schweißteckel den waldl und wir sind los 5595_4852_000009 wie der herr kämmerer von höllring und der königliche landrichter ritter von söller die man im hitzigsten fieber nicht mit dem verschwinden des paters in verbindung bringen konnte ganz abgesehen davon daß sie in der fraglichen zeit zwischen zwölf und zwei 5595_4852_000010 ich hatte schon etwas davon läuten hören dass es dort nicht ganz geheuer war und zwar durch meine frau die gern die nase in alle suppenschüsseln steckt ich saß gerade mit ihr beim nachtessen als die bestellung kam 5595_4852_000011 das war leider wahr der teifi hat auch selbst jetzt wieder den weg zurück nach unten gewollt dort war nach seiner ansicht die lösung des rätsels ich habe mich von dem herrn rittmeister 5595_4852_000012 an die nächsten gästezimmer mochte er gar nicht erst heran sondern kehrte um es wäre ja auch lächerlich gewesen da wohnten herrschaften 5595_4852_000013 meine herren kollegen haben genickt und die niederen bediensteten auch und der rentamtmann hat feierlich gesagt das ist wahr und gewiss dann wäre der pater faramund also noch im schloss er muss noch im schloss sein herr rittmeister 5595_4852_000014 er hat uns die nase auf den steinstufen aus der halle die große schlosstreppe hinaufgeführt ein stockwerk das zweite 5595_4852_000015 das zimmer des hochwürdigen herrn stand offen der herr baron safferstätt hat darin gesessen wie sich immer mehr leute draußen ansammelten ist er aufgestanden hat finster vor sich hingebrummt 5595_4852_000016 unmittelbar zu den appartements der bevorzugten gäste und hat befriedigt vor der türe der freiherrlich von safferstättschen herrschaft haltgemacht 5595_4852_000017 die nacht ist jetzt ganz hell geworden der mond ist heraus suchen wir erst einmal im park nach etwaigen spuren das war nach dem langen platzregen keine kleinigkeit sogar für dem teifi seinen sechsten sinn 5595_4852_000018 den habe ich auf alle fälle gleich dem teifi und den anderen hunden gewiesen damit sie eine rechte witterung kriegen und hab den mantel obwohl es vielleicht nicht gottesfürchtig war auf dem boden ausgebreitet und dem teifi geheißen da kusch dich 5595_4852_000019 so lange hatten wir schon nach dem pater faramund gefahndet und die gäste waren längst alle schlafen gegangen endlich frug der herr rittmeister warum kommst du denn jetzt schon heim johann preisgott ich denk du willst mir heut nacht den filzenschuster fangen 5595_4852_000020 nicht vorhanden war der anderl hatte vermeint dass der herr ihn bei einfallender nacht nicht mehr brauchen würde und war in die berge gestiegen das war der ehrgeiz vom anderl er wollte dort oben dem herrn grafen oetsch zuvorkommen und dem filzenschuster endlich einmal sein wildererhandwerk legen 5595_4852_000021 sicherlich wir müssen in dem nebenzimmer des pater faramund nachforschen ob wir da etwas verdächtiges finden das gemach des pater faramund war auf der einen seite durch die brandmauer des schlossflügels abgeschlossen 5595_4852_000022 aber ein gutes hat die nässe doch wieder gehabt der boden war so aufgeweicht daß man jeden eindruck eines fußes darin sehen mußte denn vor dem schloßflügel war nicht gras sondern zuerst eine breite 5595_4852_000023 der hat fortwährend mit dem kopf nach oben leise gewinselt ist durch das zimmer gelaufen und hat um sich geschaut jetzt in dem zimmer selber war nichts das war einmal sicher der herr rittmeister hat gesagt 5595_4852_000024 wir müssen sofort uns auf die suche begeben da ist jede stunde heilig habe ich gesagt und auf die hunde gesehen die waren seitdem sie die witterung von dem mantel hatten merkwürdig unruhig der teifi an der spitze 5595_4852_000025 er hat wieder gegähnt gut nacht poldl gesagt und ist weitergegangen während er stand und sprach hat sich der teifi ihm ganz leise von hinten genähert 5595_4852_000026 es besaß nur auf der anderen seite nachbarschaft und zwar das zimmer des grafen oetsch das hatte der herr graf beim weggehen ruhig offengelassen 5595_4852_000027 er hatte die flügeltüren des schrankes nicht zugemacht die schubladen der kommode standen halb offen sogar den koffer in der ecke hatte er nicht der mühe wert gefunden zuzuklappen 5595_4852_000028 der zu seiner frau gemahlin ging und den anderen herren verabschiedet und bin noch einmal mit dem tier hinunter da hat es sich in dem 5595_4852_000029 der herr graf war eine leichtlebige und unbekümmerte natur das sah man schon daran dass im ganzen zimmer im strengsten sinn kein gewahrsam war in das nicht der aufräumende domestik in seiner neugier hätte hineingucken können 5595_4852_000030 aber auch im hohen gras weiterhin hätten die heruntergetretenen halme gezeigt wo jemand gegangen war wir haben den ganzen park durchstreift der nicht groß ist weil das enge bergtal nicht viel platz bietet und haben rein nichts gefunden 5595_4852_000031 der herr rittmeister ist gekommen er war sehr aufgeregt ich habe ihm zuerst gemeldet dass der büchsenspanner der anderl gschwendtner nach dem er auch geschickt hatte 5595_4852_000032 ebenso wie der herr baron von safferstätt oben mit den anderen herren auf der jagd gewesen waren eine stunde nach der anderen war vergangen es war schon sehr spät der teifi spitzte die ohren setzte sich vor uns und sah uns aufmunternd und geschäftig an 5595_4852_000033 und hat sich schließlich wohl gedacht die sache ist gar ihr seid zu dumm und hat sich hingelegt die rote zunge aus dem maul hängen lassen und gelangweilt geblinzelt der herr rittmeister hat geseufzt und eine gute zeit geschwiegen dann hat er gefragt 5595_4852_000034 auf dem vorigen mittag um zwölf der pater faramund von der baronin safferstätt kommend in sein zimmer zurückgekehrt ist das letzte mal dass man ihn leibhaftig gesehen hat das hilft uns kein jota weiter 5595_4852_000035 der herr rittmeister fasste einen entschluss und sagte flüsternd meine herren es ist mir furchtbar peinlich in die räume meiner gäste einzudringen aber irgendetwas ist hier wo wir stehen oder in der nähe nicht in ordnung die hunde geben zu untrügliche zeichen 5595_4852_000036 es war nun schon nach dem langen vergeblichen suchen tief in der nacht um die ecke des ganges tönten schritte eine lange hagere gestalt den kragen des lodenmantels hochgeschlagen die büchse über dem rücken bog um die säule 5595_4852_000037 er schaute übellaunig aus der herr rittmeister musterte ihn schweigend gerade in diesem augenblick schlug die wanduhr drüben aus der halle durch die tiefe stille die dritte 5595_4852_000038 ein jagdgehilfe hob unwillkürlich als sie sich näherte die laterne und leuchtete dem fremden ins gesicht in dem grellen gelben lichtstrahl erkannten wir an dem langen schnurrbart alle zugleich dass es der herr graf von oetsch war 5595_4852_000039 wie wir auf dem gewöhnlichen weg nachgekommen sind ist er schon wieder im schloss unten aufgeregt herumgelaufen hat die nase in alle ecken gesteckt und leise aber durchdringend und unaufhörlich gewinselt 5595_4852_000040 der herr graf oetsch hat mit der hand durch das gangfenster auf die helle nacht draußen hinausgewiesen der vollmond ist wieder ausgeschlupft der sakrische 5595_4852_000041 und einem spitzen fuchskopf eine nase hat er gehabt so einen hund findest nicht wieder seinen englischen namen haben wir nicht aussprechen können da haben wir ihn weil er gar so vif war den teifi genannt 5595_4852_000042 innen lag als wir hereintraten allerhand an kleidungsstücken und stiefeln noch so wie er sich zur jagd angezogen hatte wie kraut und rüben durcheinander 5595_4852_000043 dass es bei nachtschlafender zeit dem herrn grafen oetsch nebenan der gewiss von der jagd rechtschaffen müde war und den anderen gästen beschwerlich fallen würde 5595_4852_000044 so ist mir schließlich nichts anderes übrig geblieben als mit dem teifi heimzugehen und zu befolgen was der herr rittmeister angeordnet hat wir wollten uns am nächsten morgen in ein paar stunden wieder treffen und schauen ob die sonne etwas an den tag bringt 5595_4852_000045 mein herr chef der herr rittmeister von vogelöd ließ mir an dem obenbemerkten oktoberabend sagen ich möge mich ehestens aus meiner dienstwohnung hinüber in das schloss und zwar in dessen gästeflügel verfügen 5595_4852_000046 wenn etwas hier draußen zu finden wäre dann hätte es der teifi finden müssen sogar wir hätten die spur am boden sehen müssen der herr pater faramund hat das schloß seit heute mittag mit keinem fuß verlassen 5595_4852_000047 auf diesen bericht von mir hat der herr rittmeister nur zerstreut genickt und dann schwer atem geholt und gesprochen meine herren es ist furchtbar ein priester ist in meinem hause verschwunden ich vermute nach lage der dinge einen unglücksfall oder ein verbrechen 5595_4852_000048 seine vierbeinigen kollegen hinter ihm machten besorgte gesichter man sagt die hunde können gespenster sehen bemerkte der ökonomiedirektor stadelhofer 5595_4852_000049 und der teifi hat wohl fünf minuten auf dem mantel gelegen und so seine nasen recht voll von dem hochwürdigen dunstkreis des herrn pater gesogen der mantel hat auch einen recht strengen klostergeruch an sich gehabt eine spur weihrauch war darin sogar ein mensch hat es gemerkt 5595_4852_000050 es war als ob der teifi das verstanden hätte so ungeduldig ist er aufgesprungen und in langen sätzen nach dem schloß zurück die wand entlang gerannt und hast du nicht gesehen wieder ohne besinnen durch das offene fenster in das zimmer des hochwürdigen herrn hinein 5595_4852_000051 weil wir ihnen nicht helfen konnten denn sowohl das zimmer selbst als der gang draußen in dem sie sich halblaut in ihrer sprache unterhielten und beobachtungen und befürchtungen miteinander austauschten boten für menschliche augen und nasen nicht das geringste was auffallend gewesen wäre 5595_4852_000052 der rentamtmann zuckte die achseln ich faßte mut und sprach fest herr rittmeister hier irgendwo im schloß in der nähe befindet sich der pater faramund tot oder lebendig ich möchte die hand dafür ins feuer legen 5595_4852_000053 ihn sorgfältig berochen und dann alles interesse an ihm verloren und in der art wie er wieder auf seinen vier beinen achtlos von ihm weggetrollt ist deutlich zu verstehen gegeben schau dass du weiterkommst du hast mit meiner sach nix zu tun 5595_4852_000054 der in dem leeren zimmer des paters faramund lag wieder genau so ängstlich und warnend verhalten wie vorher aber deutsch hat der hund halt nicht gekonnt ein schotte war er zudem noch und sein unterdrücktes winseln habe ich nicht verstanden sondern im gegenteil befürchten müssen 5595_4852_000055 niemand war tagsüber da irgendwo gewesen und das war bei dem sauwetter auch gar nicht anders denkbar wir sind rund um den weiher herum 7002_5144_000000 du bist am fuß gib acht dass er nicht zu kurz wird es ist für den vetter götti nun ging sie wieder in die küche und wiseli setzte sich auf die ofenbank und musste den langen strumpf auf seinem schoß zusammenhalten 7002_5144_000001 der vetter schob ein paarmal die kappe auf seinem kopf hin und her dann sagte er geruhlich man kann nicht alles an einem tag machen es wird wohl bis jetzt in einem bett geschlafen haben denk ich und das wird es wieder bekommen morgen will ich dann zum pfarrer gehen heut kann es auf der ofenbank schlafen da ist's ja warm 7002_5144_000002 er hätte auch nicht gut dazwischenkommen können mit worten denn sie hatte ihr herz lange nicht ausgeschüttet und es war ihr so voll geworden dass frau menotti bei dem großen andrang der worte fast um den atem gekommen war als nun alles still war nahm der herr pfarrer erst ganz ruhig noch eine prise zu der vorhergehenden und dann sagte er gelassen 7002_5144_000003 es hätte keinen brosamen herunterschlucken können denn leid und angst und weh schnürten es so zusammen bis an den hals hinauf dass es kaum atmen konnte die buben standen immer da und starrten es an musst dich nicht fürchten sagte der vetter götti ermunternd iss nur zu 7002_5144_000004 sie holte einen reisesack hervor und stopfte unten hinein ein ungeheures stück geräuchertes fleisch und einen halben laib brot und ein großes paket gedörrter pflaumen und feigen und eine flasche wein gut in ein tuch gewickelt 7002_5144_000005 freilich sagte die base die auch einen stuhl für sich bereit hatte auf der anderen seite gegen die küche zu sie saß aber nur eine sekunde darauf still dann lief sie wieder in die küche und kam zurück und saß geschwind wieder zu einem löffel voll milch nieder dann lief sie von neuem 7002_5144_000006 mit ihr könne es so vernünftig reden und habe eine erfahrung in der arbeit und im einrichten wie kaum eine frau und seit sie dieses stineli im hause habe gehe alles wie von selbst und sie habe alle tage sonntag 7002_5144_000007 das taten sie nun auch recht nach herzenslust von anfang an und unter dem funkelnden sternenhimmel fuhren sie dahin und hatten keinen schlaf die ganze nacht vor lauter genuß und vergnügen 7002_5144_000008 so als hätten sie sich schon lange gekannt und gern gehabt und der silvio packte es gleich um den hals und zog es ganz auf sein gesicht herunter dann legte das stineli dem silvio ein geschenk aufs bett das es in die nächste tasche gesteckt hatte um es gleich bei der hand zu haben 7002_5144_000009 aber die mutter hatte dem wiseli oft gesagt wenn es einem menschen schlimm gehe und er leiden müsse dann sei er froh dass er zum lieben gott im himmel schreien könne der höre ihn immer an und wolle ihm gern helfen wenn gar keine menschen ihm mehr zuhören wollen oder helfen können 7002_5144_000010 das kam dem wiseli in den sinn und auf einmal saß es wieder auf und schluchzte laut ach lieber gott im himmel hilf mir auch es ist mir so angst und die mutter hört mich nicht mehr und so betete es zwei oder dreimal und dann wurde es ein wenig stiller und ruhiger 7002_5144_000011 in silvios stube war es ganz still denn die mutter war draußen um trauben und feigen zum abend hereinzuholen silvio lauschte auf ricos tritt denn es war die zeit da er gewöhnlich kam 7002_5144_000012 nach pisciera am gardasee war ricos unveränderliche antwort er zog nun seine geldstücke alle hervor ein artiges häuflein kleiner münzen und oben darauf das größere silberstück hast du nur das eine gute stück fragte der händler 7002_5144_000013 du wirst auch etwas tun können rief auf einmal chäppi erbost zu ihm hinüber du bist nicht das geschickteste in der schule wiseli wusste nicht was sagen es war ja gar nicht in der schule gewesen heute und es wusste nicht was zu tun war es war ja überhaupt ganz aus aller ordnung und fassung 7002_5144_000014 er wollte es durchaus nicht von sich weglassen und rief ein mal ums andere das stineli muss bei mir bleiben und immer an meinem bette sitzen es sagt lustige worte und lacht mit den augen da half nun keine ermahnung bis zuletzt die mutter sagte 7002_5144_000015 und ganz klar und deutlich kam ihm nun der gedanke dass es sie gar nie mehr sehen werde dass es gar nie mehr mit ihr reden und sie hören könne jetzt kam auf einmal ein solches gefühl der verlassenheit über das wiseli 7002_5144_000016 es war auch als ob das nervöse büblein wirklich seit stinelis ankunft seine großen schmerzen verloren habe denn noch hatte er nie gejammert seit es an seinem bette saß und doch war nun schon mancher tag hingegangen seit jenem ersten abend da es erschienen war 7002_5144_000017 dass es ihm gerade vorkam als sei es mutterseelenallein und verloren auf der welt und gar kein mensch kümmere sich mehr um es und so müsse es nun ganz allein im dunkeln bleiben und umkommen 7002_5144_000018 und dann kamen die kleider zwei hemden ein paar strümpfe und ein paar schuhe und taschentücher und bei alledem war der frau nicht anders zumute als reiste rico nach dem fernsten weltteil und sie merkte nun erst recht wie lieb ihr der rico war so dass sie ohne ihn fast nicht mehr sein konnte 7002_5144_000019 und schauten hinüber so wie ihn rico geschildert hatte so war es aber noch viel schöner denn solche farben hatte stineli noch nie gesehen 7002_5144_000020 wie in seinem ganzen armen leben noch nie und wie sie nur gar nicht begreife dass es ein solches mädchen geben könne mit dem silvio sei es ganz kindlich und gerade so als habe es selbst die größte freude an den dingen die dem büblein kurzweil machten 7002_5144_000021 fort so tu ich keinen strich mehr an der arbeit dann warf er seinen griffel weg so so dann tu ich auch nichts rief der hans aus und steckte ganz erleichtert sein einmaleins wieder in den schulsack denn das lernen war ihm das bitterste das er kannte 7002_5144_000022 so halt du jetzt das stineli fest die ganze nacht dass es nicht schlafen kann dann ist es morgen krank wie du und kann nicht aufstehen und du siehst es nicht für lange zeit da ließ silvio endlich stinelis arm los den er fest umklammert hatte und sagte 7002_5144_000023 am frühen morgen wurde rico von einer kräftigen hand aus seinem festen schlaf aufgerüttelt er sprang eilends aus seinem bett sein begleiter stand schon reisefertig da mit dem stock in der hand 7002_5144_000024 nach einer kurzen wanderung trat der mann in ein haus und unmittelbar in eine große wirtsstube ein wo er sich mit rico in einer ecke niederließ nun wollen wir einmal deine barschaft ansehen sagte er zu rico dass wir wissen was dir erleiden mag wohin musst du unten am see 7002_5144_000025 und nahm er seine geige zur hand so kamen so herzerquickende töne und weisen daraus hervor dass die frau menotti gar nicht mehr aus dem zimmer weg mochte und sich nicht genug verwundern konnte woher der rico das alles nahm 7002_5144_000026 bis die sonne unter war blieben sie an der halde sitzen rico musste dem stineli zeigen wo die mutter stand wenn sie wusch am see und er dasaß und auf sie wartete und er musste erzählen wie sie miteinander über die schmale brücke kamen und sie ihn an der hand hielt 7002_5144_000027 denn man könne sich denken wie es da zugehen müsse wenn ein zartes büblein wie der rico lieber den größten gefahren entgegenlaufe und sie bestehe als unter solchen leuten zu bleiben 7002_5144_000028 nun stieg alles aus und herunter und die drei studenten kamen noch auf den rico zu und schüttelten ihm die hand und wünschten ihm viel glück auf seiner reise und einer rief grüß uns auch freundlich das stineli dann verschwanden sie in einer straße und rico hörte wie sie noch einmal anstimmten und die schäflein und die schäflein 7002_5144_000029 was hast du mit dem kind im sinn warum hast du es gleich mit heimgenommen es wird denk ich bei jemandem sein müssen ich bin der vetter götti und andere verwandte hat es keine mehr 7002_5144_000030 dann breitete er die säcke aus faltete sie zusammen noch einmal und noch einmal dann ging er nach der ofenbank und legte das paket darauf hin so sagte er befriedigt das ist gut und wo hast du dein bündelchen kleines 7002_5144_000031 und wie der kleine silvio sich in den kopf gesetzt habe es werde ihm nie mehr wohl wenn das stineli nicht zu ihm komme und wie der rico nun auch unvernünftig geworden sei und meine er könne das mädchen holen 7002_5144_000032 aus der küche kam die base herein und schaute das wiseli ebenfalls an wie wenn sie es noch nie gesehen hätte der vetter götti setzte sich hinter den tisch und sagte ich meine man könnte etwas nehmen das kleine hat denk ich heut noch wenig gehabt 7002_5144_000033 morgen um fünf uhr wird der rico reisen mein söhnchen frau menotti war eben eingetreten und nun ging es an ein fragen und verwundern von ihrer seite dass der herr pfarrer mühe hatte sie zu beschwichtigen damit er ungestört seinen bericht auseinanderlegen könnte 7002_5144_000034 so entgegnete die base eifrig hast du denn nicht gehört dass sie alle miteinander etwas von dem wiseli riefen sie werden etwas rufen müssen das war nie anders meinte der vetter 7002_5144_000035 jetzt saß das wiseli da in der dunklen stube alles war auf einmal ganz still ringsum es hörte keinen ton mehr der mond schien ein wenig durch das eine fenster herein sodass wiseli wieder erkennen konnte wo die ofenbank war darauf es schlafen sollte es ging nun gleich dahin und setzte sich auf sein lager 7002_5144_000036 die base sagte ein paarmal gib acht so weißt du's nachher sie ließ es dann aber stehen und fuhr in der küche herum so ging es eine gute zeit lang dann hörte man ein ganz erschreckliches gestampfe auf dem hausgang und die base sagte 7002_5144_000037 und über das wiseli kam ein solches elend dass es den kopf auf sein bündelchen drückte und ganz bitterlich zu weinen anfing und trostlos einmal über das andere sagte mutter kannst du mich nicht hören mutter hörst du mich nicht 7002_5144_000038 hinter dem rico kam ein mädchen hervor mit einem so freundlichen gesicht dass es der frau menotti sogleich das herz gewann denn sie war eine frau von schnellen eindrücken 7002_5144_000039 der vetter götti schnitt ein tüchtiges stück ab und legte einen brocken käse darauf dann schob er es vor das kind hin da iss kleines wirst wohl hunger haben nein ich danke sagte wiseli leise 7002_5144_000040 bist du anderes gewöhnt ich habe nicht im sinn zu ändern es ist denk ich besser man lasse das kleine zuerst ein wenig gehen man muss es nicht zu fürchten machen sagte der vetter götti beschwichtigend es kommt schon besser 7002_5144_000041 es ist so eins von denen die so hin und her ihr versteht mich schon dem schafhändler kamen allerhand geschichten von gestohlenen und verlorenen kindern vor augen er schaute rico im schein der laterne mitleidsvoll an und sagte halblaut zum kutscher er sieht auch so aus als ob es nicht sein rechtes futteral wäre in dem er steckt 7002_5144_000042 nun hatte der herr pfarrer die ganze last auf sich genommen und sie konnte den silvio von nun an auf ihn verweisen silvio hatte das ganze gespräch über mit seinen grauen augen den herrn pfarrer fast durchbohrt vor spannung 7002_5144_000043 unterdessen hatte die mutter von rico das notwendigste vernommen dass er sicher und glücklich wieder da sei und sie kehrte sich nun zum stineli und begrüßte es mit aller herzlichkeit 7002_5144_000044 alle diese figürchen zappelten aber so lustig gegeneinander und verbeugten sich und hatten von rötel und kohle so feurig bemalte gesichter dass der silvio nicht mehr aus dem lachen kam 7002_5144_000045 über all diesen ereignissen waren an die drei jahre dahingegangen seit der rico der peschiera erschienen war er war nun ein vierzehnjähriger aufgeschossener junge geworden und wer ihn ansah der hatte sein wohlgefallen an ihm 7002_5144_000046 erst musste sie aber dem rico beide hände fast abschütteln vor freude und währenddessen ging stineli schnell an das bettchen heran und begrüßte den silvio und es legte seinen arm um des bübels schmale schultern und lachte ihm ganz freundlich ins gesicht 7002_5144_000047 aber jetzt war es ja gerade so dass es gar keinen weg mehr vor sich sah und dachte mit ihm sei es ganz aus denn vor ihm stand gar nichts mehr als ein großer schrecken vor jedem augenblick in des wettergöttis haus 7002_5144_000048 im stillen hatte rico noch eine freude wie konnte er den silvio und seine mutter überraschen kein mensch hatte gedacht dass er so bald zurück sein könnte bevor acht tage um waren erwartete sie niemand und nun saßen sie schon da am see 7002_5144_000049 sie nahm auch an das stineli sei natürlich ricos schwester er sage es nur nicht wie er überhaupt nie etwas von seinen familienverhältnissen gesagt hatte so erzählte sie auch noch denselben abend allen gästen die ins haus kamen der rico hole morgen seine schwester herunter denn er habe erfahren wie gut man es hier unten haben könne 7002_5144_000050 nun kam die base noch einmal herein mit einem öllämpchen in der hand und beschaute sich das lager kannst du liegen da fragte sie du hast es ja warm hier am ofen 7002_5144_000051 den wohlmeinenden alten herrn pfarrer im langen schwarzen rock durch den garten kommen sah der von zeit zu zeit den kleinen kranken besuchte sie sprang auf von ihrem stuhl und rief erfreut sieh silvio da kommt der gute herr pfarrer und ging ihm entgegen 7002_5144_000052 in der letzten zeit war aber etwas in den rico gefahren das die wirtin manchmal in große verwunderung setzte wenn sie etwa das schmutzige zerbrochene abfallbecken vor ihn hinstellte und sagte da rico bring es den hühnern 7002_5144_000053 antwortete rico das wäre der tausend um elf uhr in der nacht ein solches bisschen von einem buben wie du und im fremden lande der schafhändler musste seine worte völlig herausblasen denn in der erregung kam er nicht gut zu atem 7002_5144_000054 mach schnell die tür auf sie kommen denn der lärm kam vom vetter und den buben her die draußen den schnee von den schuhen stampften wiseli machte die tür nach der stube auf und die base hob eine große pfanne vom feuer und fuhr eilends damit in die stube hinein wo sie den ganzen haufen geschwelter kartoffeln auf den schiefertafeltisch ausschüttete 7002_5144_000055 er endigte aber seinen satz nicht denn der kutscher kam aus dem stalle und rico lief gleich auf ihn zu und sagte ich habe euch noch danken wollen dass ihr mich mitgenommen habt das ist gerade gut dass du noch kommst jetzt hätte ich dich über den rossen vergessen und wollte dich doch da einem bekannten übergeben 7002_5144_000056 sie musste auch zwischen dem packen immer wieder niedersitzen und denken wenn es nur kein unglück gibt nun kam sie herunter mit dem sack und ermahnte den rico jetzt gleich hinzugehen und der wirtin alles gut zu erklären und sie zu bitten dass sie ihn auch gehen lasse und nichts dagegen habe und den sack könne er gleich auf die bahn bringen 7002_5144_000057 so war stineli unbewusst in seinem sein und ganzen wesen schon die allerangenehmste unterhaltung die es für ein kleines empfindliches an sein bett gefesseltes büblein nur geben konnte 7002_5144_000058 und dazu ein fürchterliches geschrei ausstoßend in der küche saß die base auf einem schemel und schälte kartoffeln als ihr mann die stubentür wieder zugemacht hatte sagte sie 7002_5144_000059 es war eine beruhigende zuversicht in des kindes herz gefallen nachdem es mit vertrauen die letzten worte noch einmal gesagt hatte legte es seinen kopf wieder auf das bündelchen und schlief augenblicklich ein 7002_5144_000060 und das wiseli war sehr glücklich in seinem traume und auf seinem bündelchen schlief es so gut als läge es in einem weichen bette ende von abschnitt fünfundzwanzig 7002_5144_000061 dass der frau menotti gar nichts mehr übrig blieb zu tun als nur verwundert zuzusehen und bevor sie nur zeit hatte zu denken was nun folgte hatte schon der silvio alles auf seinem bett verschnitten und vorgelegt ganz ordentlich wie es sein musste und die rasche bedienung gefiel dem silvio 7002_5144_000062 ja nur das von euch hab ich's entgegnete rico das gefiel dem mann dass er allein ein großes stück gegeben hatte und dass es der junge gut wusste 7002_5144_000063 dann hätte man denken müssen das seien die glücklichsten menschen weit umher denen nichts mehr mangele aber mit jedem abend wurde die wolke auf ricos gesicht ein wenig dunkler und schwärzer sobald es zehn uhr schlug und wenn es auch frau menotti in ihrer frohen stimmung nicht merkte so sah es doch das stineli ganz gut 7002_5144_000064 nun vergingen die wochen eine nach der anderen aber der silvio hielt sich gut er hatte eine bestimmte hoffnung vor augen und dazu war der rico auf einmal so unterhaltend und lebendig geworden wie noch nie 7002_5144_000065 wie wiselis weg gefunden wird von johanna spyri kapitel vier beim vetter götti als das wiseli hinter dem vetter götti drein in das haus hereintrat am buchenrain 7002_5144_000066 dann setzte es sich ganz nahe an silvios bett und machte figuren mit seinen gelenkigen fingern so dass davon der schatten auf die wand fiel und alle augenblicke lachte der silvio hell auf und rief aus ein hase ein tier mit hörnern eine spinne mit langen beinen 7002_5144_000067 hatte aber auch eine unerschöpfliche fundgrube von unterhaltungen und alles was es nur in die hand nahm und was es tat und sagte wurde zur anmutigsten kurzweil für den 7002_5144_000068 zum ersten male seit sie sich wiedergesehen hatten saßen nun rico und stineli allein beieinander und konnten sich ungestört erzählen von allem was sie in den ganzen drei jahren erlebt hatten 7002_5144_000069 die mutter konnte nie den rico in den garten treten sehen ohne dass sie ihm entgegenlief denn jetzt durfte sie laufen wohin sie nur wollte und wann es ihr gefiel und sie musste ihn noch ein wenig auf die seite nehmen um ihm zu sagen welchen schatz er ihr ins haus gebracht habe wie glücklich und froh der kleine silvio sei 7002_5144_000070 es war ein kunstwerk das der peterli von jeher allen anderen freuden vorgezogen hatte ein tannenzapfen dem in jede kleine öffnung zwischen den harten schuppen ein dünner draht eingesteckt war oben auf dem draht war je ein komisches figürchen von pantoffelholz festgemacht 7002_5144_000071 da setzte sich frau menotti hin und sagte so habe ich es lange nicht gehabt aber jetzt komm und sitz auch stineli und iss mit uns nun aßen alle fröhlich und saßen beisammen so als hätten sie immer zueinander gehört und müssten auch immer so zusammenbleiben 7002_5144_000072 nun trug rico noch seine geige zur frau menotti denn die hätte er sonst niemandem anvertraut und nun nahm er abschied für acht tage denn nach verfluss dieser zeit konnte er wohl wieder da sein wenn alles gut ging 7002_5144_000073 und wenn sie die alten schuhe hervorbrachte und rico in die hand geben wollte dass er sie zum schuhflicker hintrage so tat rico wieder desgleichen und sagte ich wollte lieber es ginge ein anderer 7002_5144_000074 so verfloss der erste abend so schnell und vergnüglich dass keines begreifen konnte wo die zeit hingekommen war als es nun zehn uhr schlug rico stand auf vom tisch denn er wusste dass er nun gehen musste 7002_5144_000075 es kam aber jetzt ein rechter trost in sein herz wie es wieder und wieder so sagte er wird auch wege finden da dein fuß gehen kann so hatte wiseli noch gar nie empfunden was es sei einen lieben gott im himmel zu haben zu dem man rufen kann wenn man sonst von gar niemandem mehr gehört wird 7002_5144_000076 kurz frau menotti konnte gar nicht genug worte finden um das stineli in allen seinen eigenschaften zu bewundern und zu loben und der rico hörte ihr gern zu wenn sie dann alle drinnen beisammensaßen und immer eins das andere freundlicher ansah so als wollte keines mehr gern vom anderen weggehen 7002_5144_000077 so da kannst du schlafen sagte er nun zu wiseli sich umkehrend frieren musst du nicht der ofen ist heiß und auf das bündelchen kannst du den kopf legen so liegst du wie im bett und mit euch dreien ist's auch zeit ins bett hurtig damit nahm er die öllampe vom tisch und ging der küche zu 7002_5144_000078 wiseli holte es aus einer ecke hervor wo es bis jetzt gelegen hatte und schaute mit erstaunen zu wie der vetter götti das bündelchen am oberen ende des pakets auf die ofenbank hin drückte dass es nicht so ganz kugelrund bleibe 7002_5144_000079 zum ersten male heute seit es die mutter verlassen hatte war es nun allein und konnte sich besinnen was mit ihm war die ganze zeit bis jetzt war es in einer steten spannung gewesen denn alles hatte ihm angst und furcht eingeflößt 7002_5144_000080 ich meine es war nicht nötig dass man es jetzt schon gegen die buben aufstifte sagte sie die häute immer schneller von den kartoffeln abreißend und dann möchte ich nur wissen wo das kind schlafen soll 7002_5144_000081 dann kann man einen verschlag machen wo es in unsere kammer hineingeht da kann man sein bett hineinschieben ich habe mein lebtag nie gehört dass man zuerst das kind bringt und dann acht tage nachher das bett das dazu gehört warf die base hin und dann möcht ich auch wissen wer das bezahlen muss wenn man noch bauen soll um des kindes willen 7002_5144_000082 sie gaben einander noch einmal die hand und dann ging der rico zum garten hinaus als stineli in die stube zurückkam und nach der mutter anweisung dem silvio gute nacht sagen wollte da ging ein neuer kampf an 7002_5144_000083 sind die zwei da die an den gardasee hinunter müssen ich habe schon gestern nachgefragt der rosshändler hatte sie gut empfohlen und nun rief der kutscher hier herauf die anderen haben gefroren der wagen ist voll ihr seid jung 7002_5144_000084 sie brachte aber nur in erfahrung dass das stineli ein mädchen sei das stineli heiße und dass es zur frau menotti komme da ließ sie die sache gehen denn der frau menotti wollte sie nichts in den weg legen sie war zufrieden genug dass diese den rico ihr so ruhig überlassen hatte 7002_5144_000085 dann hatte sie gesagt solle es daran denken wie es heiße in seinem liede er wird auch wege finden da dein fuß gehen kann jetzt verstand auch wiseli mit einem male was die worte bedeuteten die es vorher nur so hingesagt hatte denn es war noch nie in der angst gewesen 7002_5144_000086 dann die schiefertafel abgewaschen und wie die base damit zu ende war sagte sie zu wiseli gewandt du hast gesehen wie ich's mache das kannst du von nun an tun 7002_5144_000087 wie jede tag kam auch rico lieber in das haus und oft wenn er eintrat dachte er so ist es wohl einem zumute der heimkommt aber er war ja doch nicht daheim er durfte nur für ein paar stunden kommen und musste immer wieder gehen 7002_5144_000088 gut entgegnete silvio schnell er schaute in höchster spannung den herrn pfarrer an und fragte dann halblaut wann kann der rico gehen der herr pfarrer setzte sich an dem bett nieder und sagte mit feierlichem ton 7002_5144_000089 da rief der vater noch lauter wenn das nicht aufhört da drinnen so will ich mit dem lederriemen kommen dann schlug er die tür wieder zu das da drinnen hörte aber noch nicht auf 7002_5144_000090 denn es musste denken wie es war wenn es so der mutter nachlief in die küche und wie sie mit ihm redete und es immer wieder streichelte und es an ihr hing es fühlte aber wohl dass es nicht herausweinen dürfe und schluckte und schluckte dass es fast meinte es werde erwürgt 7002_5144_000091 er trug zwei große leere futtersäcke auf der achsel herein und kam damit auf den tisch zugeschritten mach platz sagte er zu chäppi der beide ellbogen auf den tisch gestemmt hielt und den kopf darauf 7002_5144_000092 jetzt ging das pförtchen auf am zaun silvio schoss auf ein langer schwarzer rock kam hereingewandert es war der herr pfarrer diesmal kroch silvio nicht ins loch er streckte seine hand so weit er konnte dem herrn pfarrer entgegen lange eh dieser nur halbwegs im garten angekommen war 7002_5144_000093 nun darfst du nicht traurig werden rico es ist so schön hier ich kann dir gar nicht sagen wie es mir gefällt und wie froh ich bin und das habe ich alles dir zu danken und morgen kommst du wieder und alle tage freut es dich nicht rico 7002_5144_000094 er brachte auch immer mehr denn er war nicht nur tanzgeiger wie die anderen man wollte auch immer noch seine lieder hören nach dem tanzen und allerhand melodien die er wusste so war der wirtin daran gelegen den rico willig zu erhalten und sie ließ ihn in ruhe mit den hühnern und den alten schuhen und begehrte diese dienste nicht mehr von ihm 7002_5144_000095 der herr pfarrer musste geahnt haben woher die stimme kam er trat gleich an das bett heran und obwohl er kein haar von silvio sah sagte er gott grüß dich mein sohn wie steht es mit der gesundheit und warum verkriechst du dich in unterirdische höhlen wie ein kleiner dachs 7002_5144_000096 das flößte der wirtin schon ein wenig respekt ein dass der herr pfarrer mit der sache zu tun habe sie wollte aber wissen wer das stineli sei und was es im sinn habe sie dachte gleich das könnte etwas für sie sein 7002_5144_000097 gute nacht sagte wiseli leise zurück die base hatte es aber jedenfalls nicht gehört denn sie war schon halb draußen als sie gute nacht wünschte und hatte die tür gleich hinter sich zugemacht 7002_5144_000098 als er aber schon am gartenzaun stand kehrte die frau menotti die ihn begleitet hatte noch einmal um und fragte voller besorgnis ach herr pfarrer wird auch sicher keine lebensgefahr dabei sein oder dass der rico auf den verirrlichen wegen sich verlieren könnte und dann in den wilden bergen umherirren müsste 7002_5144_000099 diesem kleinen wirst du denk ich wohl noch meister werden es ist kein bösartiges das habe ich schon gemerkt es kann auch folgen besser als die buben das war der base fast zu viel 7002_5144_000100 er wusste auch wie man in die berge hinaufkommen konnte ohne nur auszusteigen und zu schlafen unterwegs den weg machte er selbst und wollte den rico mitnehmen wenn er am morgen mit dem ersten zug in bergamo ankomme 7002_5144_000101 sondern sowie die tür zu war ging's erst recht los denn der hans hatte erfunden dass das wirksamste mittel den feind zu erschrecken sei ihm in die haare zu fahren was die anderen sogleich auch begriffen und so standen sie nun alle drei jeder mit beiden händen an den haaren eines anderen reißend 7002_5144_000102 nun musste die mutter erklärend dazwischentreten denn der herr pfarrer schüttelte verwundert den kopf indem er sich an silvios bett niedersetzte sie erzählte ihm nun die ganze sache mit dem stinelli 7002_5144_000103 sie fuhren aber in die luft hinauf denn der hans hatte von unten herauf chäppis hand einen tüchtigen puff gegeben damit ihr die beute entfalle und er sie erwische in dem augenblick aber huschte der rudi schnell auf den boden und haschte den fang weg 7002_5144_000104 der herr pfarrer versprach bericht zu geben sobald er seine erkundigungen eingezogen hätte und wüsste wo die sache ausführbar wäre oder ob silvio von seinem begehren abstehen müsse 7002_5144_000105 die mutter war sehr erschrocken und bat im eintreten den herrn pfarrer er solle doch den empfang nicht übel nehmen er sei auch nicht so ernst gemeint silvio rührte sich nicht er sagte nur ganz heimlich unter der decke doch es ist mir sicher ernst 7002_5144_000106 der herr pfarrer beruhigte die frau nochmals und nun ging sie zurück und bedachte was nun alles für den rico zu tun sei dieser trat eben in den garten ein und das freudengeschrei welches ihm silvio nun entgegensandte war so erstaunlich dass rico in drei sprüngen an dem bett war um zu sehen was sich da ereignet habe was hast du 7002_5144_000107 du kannst es ja schon brauchen so etwas wie du dort machst kann es dann machen so kannst du etwas besonderes tun du sagst ja immer die buben geben dir mehr zu tun als eben recht 7002_5144_000108 erst starrte er aber eine weile auf das wiseli hin das seinen braunen strumpf wieder vorgenommen hatte aber sehr hilflos dasaß denn es konnte keine masche sehen in seinem winkel und zum tisch sitzen auf dem die trübe öllampe stand wagte es nicht 7002_5144_000109 nun ließ man das wiseli in ruh die anderen setzten ihre tätigkeit noch eine gute zeit lang fort das kind saß unbeweglich dabei bis endlich der vater aufstand noch einmal die pelzkappe vom nagel nahm und nach der stalllaterne suchte 7002_5144_000110 da kamen die drei buben aus der scheune hergestürzt liefen hinter der ankommenden her in die stube herein und stellten sich mitten drin auf und alle drei sperrten die augen auf an das wiseli hinan das ganz schüchtern dastand 7002_5144_000111 was hast du fragte rico immerzu und silvio rief in einem fort ich will's sagen ich will's sagen vor lauter angst die mutter komme ihm zuvor diese ließ aber nun die buben in ihrer freude allein und ging ihrem geschäfte nach denn das war nun das wichtigste 7002_5144_000112 ja wegen dessen warf die base hin das wird eine schöne hilfe sein du kannst ja hören wie es zugeht drinnen in der ersten viertelstunde schon dass es da ist das habe ich schon manchmal gehört lang eh das kleine da war es hat denk ich nicht viel damit zu tun sagte der vetter ruhig 7002_5144_000113 es hat keinen löffel sagte rudi der auf der anderen seite neben ihm saß und schon lange den grund herausgefunden hatte warum jemand an einem tisch sitzen kann ohne zu essen solange noch etwas da ist 7002_5144_000114 was es gesehen und gehört hatte seit es von der mutter weg war und noch hatte es gar nicht weiter gedacht nur von einem augenblick auf den anderen sich gefürchtet nun saß es da zum ersten male in seinem leben ohne die mutter 7002_5144_000115 in dem augenblick aber trat der lebendige rico unter die tür und vor schrecken und freude hätte es die gute frau fast umgeworfen denn bis auf diesen augenblick hatte sie heimlich immerfort die schwersten befürchtungen ausgestanden das unternehmen könnte dem rico doch ans leben gehen 7002_5144_000116 es gibt allerlei händler die von da oben herunter nach bergamo kommen schafhändler und rosshändler die müssen die wege wissen man kann sich erkundigen und dann muss man sich bestimmen es wird etwa ein mittel gefunden werden wenn euch viel dran liegt frau menotti 7002_5144_000117 gar nie bis jetzt hatte es gewusst wie wohl das tun kann es faltete jetzt ganz still seine hände und fing sein lied von vorn an denn es wollte so gern noch etwas mehr vor dem lieben gott sagen und zu ihm hinauf beten es sagte euch jedes wort mit seinem ganzen herzen wie nie vorher 7002_5144_000118 diese worte waren an das wiseli gerichtet es schaute die base scheu an und sagte leise es ist gleich ich brauche keinen ich habe keinen hunger warum nicht fragte die base 7002_5144_000119 rico war zum höchsten erstaunt über sein gepäck er tat aber folgsam wie ihm geheißen wurde und ging dann zur wirtin er erzählte dieser dass er in die berge hinauf müsse und das stineli herunterholen und es komme vom herrn pfarrer her dass er gleich morgen um fünf uhr fort müsse 7272_5144_000000 kam der otto zu wiseli heran und war freundlich mit ihm und brachte immer wieder eine einladung von seiner mutter dass es etwa am sonntagabend zu ihnen komme sie wollten dann allerlei spiele zusammen machen 7272_5144_000001 dem otto wurde es ganz eigentümlich zumut es schwebte ihm etwas wie eine geistergeschichte vor ganz leise wie nie sonst schlich er zur tür hinaus gerade in diesem augenblick kam ebenso leise etwas aus des lehrers küche herausgeschlichen und auf einmal stand das wiseli ganz nahe vor ihm 7272_5144_000002 wenn du am herumlaufen warst mit den anderen konnte ich schon hinaus ich horchte schon auf und gestern und heute wie ich nicht sicher war ging ich durch des lehrers stube und fragte die frau lehrerin ob sie etwas zu verrichten habe 7272_5144_000003 die wollte er nicht an sich kommen lassen er trat ein aber beim ersten schritt blieb er verwundert stehen völlig aufgeräumt lag die schulstube vor ihm kein fetzchen und kein stäubchen nirgends mehr zu sehen die fenster standen offen und lieblich strömte die abendluft in die geputzte stube hinein 7272_5144_000004 aber auch diese aufregung ging vorüber wie jede andere und die tage gingen wieder ihren gewohnten gang unterdessen hatte wiseli nach und nach sich ein wenig eingelebt in dem hause des vetter götti 7272_5144_000005 das hätte ich von dir nicht erwartet wiseli du warst immer am geschicktesten dann meinte es oft es müsse in den boden hineinkriechen vor scham und nachher weinte es auf dem ganzen heimweg 7272_5144_000006 jetzt sah wiseli wie dem schreiner andres große tränen über die wangen hinunterliefen er wollte etwas sagen aber es kam nichts heraus dann drückte er dem wiseli stark die hand kehrte sich um und ging ins haus hinein 7272_5144_000007 seine frau war ein wenig bestürzt über die nachricht dass schon alles festgesetzt sei sie hatte gehofft es würde sich noch ein anderes unterkommen für das kind finden denn das zarte wiseli in dem hause zu wissen wo es viel roheit hören und fühlen musste tat ihr sehr leid 7272_5144_000008 oft musste es so den ganzen tag draußen helfen und am abend war es dann so müde dass es seine arme kaum mehr bewegen konnte das hätte es aber nicht geachtet denn es dachte das müsse so sein aber wenn es dann etwa am abend einen augenblick still saß dann rief ihm der chäppi gleich zu 7272_5144_000009 und machte sie zuvor das feuer an so zankte wieder der chäppi dass es nicht zuerst das loch in seinem wamsärmel hatte flicken können er hatte es ihm ja schon lang gesagt und jedes rief ihm zu warum machst du denn das nicht du hast ja sonst nichts zu tun 7272_5144_000010 die frühlingsarbeiten hatten im felde begonnen und im garten war allerhand zu tun da musste es mithelfen und wenn die base draußen war musste es kochen und nachher das geschirr abwaschen den trog für die schweinchen zurecht machen und in die scheune hinübertragen 7272_5144_000011 ja gern antwortete es und dann sollte ich euch auch noch etwas ausrichten von der mutter von der mutter fragte der schreiner andres im höchsten erstaunen und ließ die nelken aus der hand fallen die er eben abgebrochen hatte 7272_5144_000012 wiseli sprang um die hecke herum und las sie auf dann sah es zu dem manne auf der ganz still dastand und sagte ja noch zuallerletzt als die mutter sonst nichts mehr mochte 7272_5144_000013 es musste ja so oft unterbrechen und hatte dann gar keinen zusammenhang wusste auch gar nicht was die aufgaben für die schule waren wenn es dann so ohne arbeit kam und dazu ungeschickt antwortete und vieles gar nicht wusste schämte es sich so sehr und besonders wenn der lehrer ihm dann so vor allen kindern sagte 7272_5144_000014 otto schaute einen augenblick auf all die nussschalen und papierfetzen und apfelschnitze die am boden herumlagen und sollten aufgelesen sein dann wandte er eilends den kopf weg und lief ebenfalls zur tür hinaus denn der lehrer war auch schon durch seine tür verschwunden 7272_5144_000015 am donnerstag wollte er aufpassen wie die sache zugehe als nun die schulstunden zu ende waren und alles forteilte stand otto einen augenblick nachdenklich an seinem platz er wusste nicht recht wo er am besten dem wohltäter aufpassen konnte 7272_5144_000016 so war wiseli ganz froh wenn es in die schule gehen konnte da hatte es doch eine zeitlang ruhe und wusste was es tun musste und dazu war es auch der ort wo es noch freundliche worte bekam denn jedesmal wenn die zeit der pause kam oder beim heraustreten aus der schule 7272_5144_000017 aber dem chäppi durfte es nicht antworten es wisse ja nicht was machen sonst schimpfte und lärmte er so lange bis die base hereinkam und auf chäppis anklagen hin dem wiseli erst recht seine nachlässigkeit vorwarf 7272_5144_000018 das miezchen lärmte und heulte ein wenig teils aus mitleid für wiseli teils aus teilnahme für sich selbst und seine vereitelten hoffnungen auf ein glückliches entrinnen aus der täglichen betthaft 7272_5144_000019 freilich daheim war es anders gewesen wenn es am morgen bei der mutter in der stube sich hatte fertig machen können und sie dabei immer so freundliche worte zu ihm geredet hatte und dann den kaffee auf den tisch stellte und sie beide nebeneinander saßen und es fröhlich seine brocken aß ehe es zur schule musste 7272_5144_000020 in dem augenblick trat der lehrer aus seiner stube und schaute verwundert um sich und auf den starrenden otto dann ging er zu diesem hin und sagte ermunternd du darfst wirklich dein werk anstaunen das hätte ich dir nicht zugetraut du bist ein guter schüler aber im aufräumen hast du heute alle übertroffen was sonst bei dir nicht der fall war 7272_5144_000021 da kam ein großer trost in sein herz es dachte dann an seinen schönen traum und war ganz sicher dass der liebe gott ihm einen weg suche so wie ihn die mutter gezeigt hatte 7272_5144_000022 kam hinter dem ofen hervor und stampfte noch einmal mit großer gewalt auf den boden denn es war bemüht seine füße wieder in die völlig nassen stiefel hineinzuzwingen welche ihm die alte trine vor kurzer zeit mit der größten mühe ausgezogen hatte 7272_5144_000023 jetzt rannte es mit seinen nelken davon und war wie der blitz am buchenrain angelangt und das war gut denn eben sah es wie die beiden buben dem haus zuliefen und es durfte um alles nicht nach ihnen daheim ankommen 7272_5144_000024 aus versehen wird wohl keiner für dich aufgeräumt haben sagte die mutter hast du etwa einen guten freund der sich so edelmütig für dich aufopfert denk doch einmal nach wie es sein könnte 7272_5144_000025 in seinem kummer konnte es oft lange sein trostlied nicht sagen es kam aber zu keiner ruhe und konnte nie einschlafen bis es die worte wieder recht zusammengefunden und sie mit andacht hatte sagen können wenn ihm auch die frohe zuversicht nicht recht im herzen aufgehen wollte 7272_5144_000026 wiseli lief ganz glücklich davon so musste es denn nicht an den waschtrog hin es durfte die ganze woche in die schule gehen wie war es so schön ringsum von allen bäumen pfiffen die vögel und das gras duftete und in der sonne leuchteten die roten margeritli und die gelben glisserli 7272_5144_000027 die base hatte eine große wäsche vorbereitet musste es wohl diese woche am waschtrog zubringen richtig sie rief schon nach ihm aus der küche jetzt rief auch der vetter götti seinen namen er stand am brunnen und sah es am fenster mach mach wiseli es ist zeit die buben sind ja weit voraus das heu ist drinnen mach dass du in die schule kommst 7272_5144_000028 es hat mich aber so gefreut es zu tun wie du gar nicht glaubst gab wiseli zur antwort nein nein das mußt du nicht sagen wiseli so etwas zu tun kann keinen menschen auf der welt freuen sagte otto überzeugt 7272_5144_000029 otto ging sehr wohlgemut von dannen am freitag war er entschlossen den fleck nicht zu räumen bis er im klaren war denn da kam für ihn nur noch der samstagmorgen da gab es freilich immer noch eine haupträumerei 7272_5144_000030 das war otto nicht ganz recht aber er musste gehen auch konnte er ja gleich wieder da sein in wenig sprüngen war er im pfarrhaus der herr pfarrer hatte noch jemandem bescheid zu geben die frau pfarrerin rief otto in den garten hinaus er musste ihr berichten wie es der mama gehe und dem papa und dem miezchen und dem onkel max und den verwandten in deutschland 7272_5144_000031 da schaute es so gern hinein und passte da an der niederen hecke immer und immer wieder die gelegenheit ab den schreiner andres zu sehen denn es hatte ihm ja noch etwas von der mutter auszurichten das hatte es gar nicht vergessen 7272_5144_000032 jeden abend nämlich gerade wenn miezchen im besten zuge der unterhaltung war erscholl auf einmal der befehl aufzupacken und ins bett zu gehen hierauf erfolgten jedesmal große innere häufig auch äußere kämpfe die waren peinlich und dazu noch nutzlos 7272_5144_000033 aber mit einem male fasste ihn eine schar rüstiger kerle seine klassengenossen an allen ecken an und die stimmen riefen durcheinander komm heraus heraus mit dir wir machen räuber du bist der anführer 7272_5144_000034 aber daran war wiseli nicht gewöhnt seine mutter hatte es gelehrt sich recht sauber zu halten und wiseli wollte lieber frieren als so aussehen wie es die mutter ungern sehen würde 7272_5144_000035 derweilen lief otto mit ungeheuren schritten der aufregung das zimmer auf und nieder und rief zornentbrannt einmal ums andere aus es ist eine ungerechtigkeit es ist eine ungerechtigkeit aber wenn er ihm etwas zuleide tut dann kann er nachher nur seine rippen zählen wie manche davon noch ganz ist 7272_5144_000036 damit ging der lehrer fort und als sich otto noch mit einem letzten blick überzeugt hatte daß er die wirklichkeit vor sich sah sprang er vor freuden in zwei sätzen die treppe hinunter und über den platz weg stürmte die halde hinauf und erst als er der mutter das wunderbare ereignis mitteilte fing er an zu denken wie es sich wohl so begeben hatte 7272_5144_000037 das merkte auch das wiseli wenn es vom vetter hinausgerufen wurde und mit einem großen schweren rechen das heu zusammenbringen musste oder mit der breiten hölzernen gabel wieder auseinanderwerfen dass es an der sonne trockne 7272_5144_000038 ich gehe nach dem buchenraine und hole auf der stelle das wiseli zu uns es kann mein bett haben erklärte das miezchen entschlossen ebenso entschlossen kam jetzt die alte trine auf das miezchen zugeschritten hob es in die höhe setzte es fest auf einen stuhl und zog mit einem ruck den halb angezwängten stiefel wieder weg 7272_5144_000039 und warum müssen denn die stiefel wieder an die füße da ich sie gerade eben weggenommen habe damit sie nicht mehr dran seien möchte ich wissen sagte die trine die noch im zimmer stand 7272_5144_000040 und dann kam der herr pfarrer und otto mußte erklären wie er zu der kommission gekommen war und was ihm der lehrer sonst noch aufgetragen habe endlich hatte dann otto seine papiere erhalten und pfeilschnell war er drüben riß die tür der schulstube auf alles in ordnung alles still kein menschliches wesen zu sehen 7272_5144_000041 hat sie von dem schönen saft getrunken den ihr in die küche gestellt hattet und er hat ihr so wohlgetan und dann hatte sie mir aufgetragen ich soll euch sagen sie danke euch vielmals dafür und auch noch für alles gute und sie sagte noch er hat es gut mit mir gemeint 7272_5144_000042 er wird auch wege finden da dein fuß gehen kann so verging der winter und der sonnige frühling kam die bäume wurden grün und alle wiesen standen voller schlüsselblumen und weißer anemonen 7272_5144_000043 sein bett war angekommen es schlief nicht mehr auf der ofenbank sondern wie der vetter gesagt hatte in einem verschlag in dem schmalen gang zwischen der kammer des vetters und der base und derjenigen der buben 7272_5144_000044 sie gibt mir manchmal einen auftrag auszurichten und dann ging ich durch die küche fort gestern war ich gerade hinter der küchentür als du in die schulstube hineinranntest jetzt wusste otto die ganze geistergeschichte 7272_5144_000045 otto erklärte wiselis versorgung für die versorgung eines daniel in der löwengrube und probierte dabei seine faust auf dem tisch offenbar mit dem heimlichen wunsch sie so auf chäppis rücken wirken zu lassen 7272_5144_000046 so wurde denn endlich die ruhe und der friede im haus wiederhergestellt erst nach vier tagen kamen die herren von ihrem ausfluge zurück und die mutter hielt wort das erste was sie mit dem vater besprach noch am abend seiner ankunft war wiselis verwaist sein und sein neues unterkommen 7272_5144_000047 aber das miezchen hatte ganz andere gedanken es hatte aufgefunden daß es sich plötzlich von einem großen und täglich wiederkehrenden ungemach befreien könne und hatte fest im sinne es zu tun 7272_5144_000048 du wirst so gut rechnungen zu machen haben wie ich du meinst du müssest nichts tun und in der schule kannst du ja nie etwas das tat dem wiseli weh denn es hätte gern recht fleißig alles gelernt und wäre gern regelmäßig zur schule gegangen damit es alles gut begreifen und erlernen könnte wie viele andere und es wußte recht wohl dass es fast überall zurück war 7272_5144_000049 nun fing aber die sache an seine neugierde zu stacheln auch hatte er einen so lebendigen dank im herzen für den unbekannten wohltäter daß es ihn drängte den auszusprechen 7272_5144_000050 die mutter konnte sich des klagens und jammerns nicht erwehren darüber dass sie den besuch bei der kranken nicht mehr gemacht hatte den sie zu machen sich schon seit einigen tagen bestimmt vorgenommen aber sie hatte keine ahnung gehabt dass das ende der armen frau so nahe sein konnte sie war sehr betrübt und ergriffen 7272_5144_000051 sonst blieb ihm keine zeit sich daran zu erfreuen denn es musste nun streng arbeiten jeder augenblick der neben der schule übrig blieb musste zu irgendeiner arbeit benutzt werden und manchen halben tag der woche musste es daheim bleiben und durfte gar nicht zur schule gehen weil da viel nötigeres zu tun war wie der vetter götti und hauptsächlich die base sagten 7272_5144_000052 als sie nun befriedigt mit ihren stiefeln davonging und miezchen die täuschung entdeckte fing es einen so mörderischen lärm an dass otto sich beide ohren zuhalten und die mutter ernstlich einschreiten mußte 7272_5144_000053 otto rief der lehrer als am freitag die glocke vier uhr schlug trag mir schnell das zettelchen zum herrn pfarrer er gibt dir schriften zurück in fünf minuten bist du wieder da zum aufräumen 7272_5144_000054 aus der viertelstunde wurde auch mehr als eine stunde und otto wäre verloren gewesen er keuchte nach der schulstube um sein schicksal zu vernehmen und stieß dabei die tür mit solchem gepolter auf daß der lehrer augenblicklich aus seiner stube ins lehrzimmer heraus trat 7272_5144_000055 nun habe ich mich die ganze woche nicht ein einziges mal nach den grausigen fetzen bücken müssen dachte otto befriedigt aber wer hat das schauerliche nur tun können ohne daß er mußte das wollte er nun um jeden preis wissen 7272_5144_000056 am samstag waren die schulstunden um elf uhr zu ende otto ließ alle kinder hinausgehen und wie nun die schulstube leer war da ging er vor die tür hinaus schloss sie zu und lehnte sich mit dem rücken daran so musste er doch gewiss sehen ob da jemand hineingehen wolle denn damit wollte er lieber beginnen als mit der schweren arbeit 7272_5144_000057 sie versprach dann dem miezchen die sache mit dem papa besprechen zu wollen sobald er erst wieder zu hause sein würde denn er war an dem morgen dieses tages mit onkel max abgereist um einen lange verabredeten besuch bei einem alten freund zu machen 7272_5144_000058 wenn es nun sein bett an das wiseli verschenkt hatte so war mit einem male allem abgeholfen denn da war keins mehr vorhanden und miezchen konnte für immer aufbleiben diese aussicht beglückte das miezchen so sehr 7272_5144_000059 er mußte also hinein an die arbeit es grauste ihm er machte die tür auf da otto starrte noch mehr als das erste mal wahrhaftig es war so es war alles getan schöner als je 7272_5144_000060 das wiseli stand ganz verwundert da kein mensch hatte um seine mutter geweint und es selbst hatte nur weinen dürfen wenn es niemand sah denn der vetter wollte ja kein geschrei hatte er gesagt und vor der base durfte es noch weniger weinen 7272_5144_000061 dass alle seine gedanken darauf gerichtet waren und es erst gar nicht bemerkte wie die schlaue trine nun darauf bedacht war ohne kampf der nassen stiefel habhaft zu werden ihr aber gar nicht einfiel das wiseli zu holen 7272_5144_000062 doch hätte auch sie keinen bestimmten rat gewusst und nun war auch weiter nichts mehr zu tun als die sache anzunehmen und sich etwa nach dem kinde umzusehen als am morgen darauf otto und miezchen hörten wie es mit wiseli stehe da brach freilich noch einmal ein sturm los 7272_5144_000063 das konnte nun wiseli nie ausführen denn am sonntag musste es den kaffee machen und die base erlaubte ihm nicht fortzugehen an dem einzigen tag da es ihr etwas helfen könne wie sie sagte 7272_5144_000064 das war jetzt ganz anders und alles war so anders sein ganzes leben vom morgen bis am abend so anders dass oft oft beim erinnern an die mutter und an die tage die es bei ihr gehabt dem wiseli das wasser in die augen schoss und es ihm so das herz zusammenschnürte dass es meinte es könne nicht mehr weiter 7272_5144_000065 doch gewiss gewiss versicherte wiseli ich habe die ganze zeit lang mich immer auf den abend gefreut wenn ich es wieder tun durfte und während ich aufräumte habe ich mich erst recht immerzu gefreut weil ich immer gedacht habe jetzt kommt der otto und findet alles fertig und ist froh 7272_5144_000066 jetzt liefen die buben davon wiseli schaute ihnen nach durch das offene fenster wo sie zwischen den hohen wiesenblumen hinsprangen und über ihren köpfen die weißen schmetterlinge in der morgensonne umherflogen 7272_5144_000067 er stand und stand es kam niemand er hörte die uhr halb zwölf schlagen es kam niemand auf den nachmittag stand aber ein ausflug bevor es sollte früh mittag gemacht werden heut er sollte so schnell wie möglich zu hause sein 7272_5144_000068 in dem verschlag hatte gerade sein bett platz und eine kleine kiste worin seine kleider lagen und auf welche es steigen musste um in sein bett zu kommen denn da war sonst gar kein raum mehr sich zu waschen am morgen musste es an den brunnen gehen und wenn es etwa gar kalt war so sagte die base das könne es bleiben lassen und sich dann an einem anderen tag waschen wenn es wärmer sei 7272_5144_000069 und nun war auf einmal jemand da dem kamen die tränen weil es etwas von der mutter gesagt hatte dem wiseli wurde es so zumut als wäre der schreiner andres sein liebster freund auf der welt und es fasste eine große liebe zu ihm 7272_5144_000070 als die alte trine mit dem bericht auf die halde zurückkam dass wiselis mutter gestorben und das kind soeben von seinem vetter götti geholt worden sei entstand ein großer aufruhr im hause 7272_5144_000071 und es wurde gleich beschlossen der vater sollte am folgenden tag hingehen um sich mit dem herrn pfarrer zu beraten was etwa für wiseli getan werden könnte dies wurde denn ausgeführt und der oberst brachte die nachricht dass am vergangenen sonntag zwei tage vorher der gemeindevorstand die sache schon geordnet hatte wie sie nun bleiben würde 7272_5144_000072 heute hatte er ihm ja so viel freude geschickt und beim einschlafen sah wiseli noch das gute gesicht des schreiners andres vor sich mit den tränen drin am folgenden tage es war nun mittwoch erlebte otto vollständig dieselbe überraschende tatsache wie am tage vorher 7272_5144_000073 aber es wehrte sich tapfer denn der vetter götti hatte es ungern wenn es weinte oder traurig war und die base schmälte dann mehr als je sie konnte es gar nicht leiden am liebsten war wiseli der augenblick da es von allen weg allein in seinen verschlag steigen und so recht an die mutter denken und sein lied sagen konnte 7272_5144_000074 der otto rief die ganze schar und stürmte davon otto sagte der lehrer in ernstem ton gestern ist hier nicht aufgeräumt worden einmal will ich dir verzeihen aber laß mich dies nicht zum zweiten male erfahren sonst müßte die strafe folgen 7272_5144_000075 wen meinst du eigentlich otto von wem sprichst du unterbrach die mutter den eifernden sohn vom chäppi erwiderte er was kann er dem wiseli alles tun wenn es mit ihm zusammenwohnen muss das ist eine ungerechtigkeit aber er soll es nur probieren 7272_5144_000076 und otto wurde durch seine gedanken so aufgeregt dass er ganz grimmig vor sich hin sagte ich wollte es käme gerade jetzt der jüngste tag und das schulhaus und alles miteinander flöge in tausend stücken in die luft hinauf 7272_5144_000077 ich weiß es sagte miezchen entschieden das eifrig zugehört hatte ja wer denn rief otto teils neugierig teils ungläubig der mauserhans erklärte miezchen mit voller überzeugung weil du ihm einen apfel gegeben hast vor einem jahr 7272_5144_000078 otto wehrte sich ein wenig ich habe ja die woche rief er ach was scholl es zurück wegen einer viertelstunde komm otto ließ sich fortreißen in der stille verließ er sich schon ein wenig auf seinen unbekannten freund der ihn vor der strafe schützen würde er fand es unbeschreiblich angenehm ein solche fürsorge im rücken zu haben 7272_5144_000079 oh ich bin gar nicht hinausgegangen sagte wiseli ich verbarg mich schnell hinter dem kasten ich dachte du gehst schon noch ein wenig hinaus wie jeden tag vorher aber wie konntest du immer hinaus ohne dass ich dich sah wollte otto noch wissen 7272_5144_000080 er war als ein rechtschaffener mensch bekannt und da seine forderung so billig war wurde ihm von dem vorstand das kind sehr bereitwillig zuerkannt und so war es denn fest und unabänderlich dass wiselis neue heimat das haus des vetter götti geworden war 7272_5144_000081 hier wurde otto wieder unterbrochen indem ein wiederholtes heftiges stampfen seine stimme übertönte was machst du für ein hirnerschütterndes gerumpel du miez hinter dem ofen rief er aus indem er seine aufregung nun nach dieser seite wandte 7272_5144_000082 das ist viel mehr wert als einen schlitten leihen was du für mich jetzt getan hast das will ich dir auch nie vergessen wiseli und otto gab ihm ganz gerührt die hand wiselis augen leuchteten vor freude wie lange nicht mehr aber nun wollte otto noch wissen wie es denn wieder in die stube hineingekommen sei da er doch gewartet hatte bis alle kinder draußen waren 7272_5144_000083 das ließ sich wiseli nicht zweimal sagen wie ein blitz erfasste es seinen schulsack und flog zur tür hinaus sag dem lehrer rief der vetter nach es gebe jetzt eine zeitlang keine absenzen er soll's nicht so genau nehmen wir haben streng mit dem heu zu tun gehabt 7272_5144_000084 es ist eigentlich gut so sagte der oberst zu seiner frau das kind ist wohlversorgt da was hätte man auch mit ihm machen wollen es ist ja noch viel zu klein um irgendwo angestellt zu werden und alle elternlosen kinder kannst du doch nicht ins haus nehmen du müsstest denn ein waisenhaus gründen 7272_5144_000085 wiseli manchmal ganz schwindelig wurde weil es gar nicht wusste wo anfangen und wie fertig werden es wusste auch wohl dass wenn es damit anfing dass es mit dem kartoffelsamen nach dem acker rannte wo der vetter schaufelte und danach rief die base sicher schmälen würde dass es nicht zuvor in der küche feuer zum abendessen gemacht hatte wie sie befohlen 7272_5144_000086 so war das wiseli auch entschlafen an einem schönen juliabend und am morgen darauf stand es zaghaft unten am tisch als die buben sich zur schule rüsteten es wagte nicht zu fragen ob es auch gehen dürfe denn die base schien keine zeit zu einer antwort übrig zu haben und der vetter war schon zur tür hinausgegangen 7272_5144_000087 und im wald rief lustig der kuckuck und schöne warme lüfte zogen durch das land und machten alle herzen fröhlich so dass jeder wieder gern leben mochte auch wiselis herz erfreuten die blumen und der sonnenschein wenn es am morgen in die schule ging und nachher wieder nach dem buchenrain zurückkehrte 7272_5144_000088 dann trat auf einmal der schreiner andres aus seiner tür heraus in das gärtchen und kam gerade auf das wiseli zu er bot ihm die hand über die hecke und sagte ganz freundlich willst du eine nelke wiseli 7272_5144_000089 er bot dem wiseli noch einmal die hand danke wiseli sagte er herzlich und dann lief eins da hinaus das andere dort hinaus und beiden war es ganz wohl zumute 7272_5144_000090 denn er hatte sich nicht enthalten können mit den anderen aus der schulstube hinauszurennen im ersten augenblick der befreiung und noch diesen und jenen sprung zu tun als er dann mit gedrücktem gemüte an seine arbeit gehen wollte und die tür aufmachte siehe da war schon alles getan und die stube in bester ordnung 7272_5144_000091 beide fuhren zusammen vor schrecken und das wiseli wurde über und über rot so als hätte es der otto auf einem unrecht erwischt jetzt ging diesem ein licht auf sicher hast du das für mich gemacht die ganze woche lang wiseli rief er aus das tut doch gewiss sonst kein mensch wenn er nicht muss 7272_5144_000092 wiseli sollte ein unterkommen haben und da seine mutter nichts hinterlassen hatte musste die gemeinde für das kind sorgen bis es selbst sein brot verdienen konnte nun hatte der vetter götti sich gleich angeboten das kind um ein weniges bei sich zu behalten da er einen akt der wohltätigkeit an ihm auszuüben gedachte 7272_5144_000093 fand aber doch für gut das zappelnde kind zu beschwichtigen indem sie zustimmend sagte schon recht schon recht aber ich will's schon für dich besorgen du brauchst nicht zwei paar strümpfe und zwei paar schuhe dafür durchzumachen dein bett kannst du schon geben du kannst dann nur in die rumpelkammer hinaufziehen zum schlafen da ist platz genug 7272_5144_000094 draußen stand otto auf dem sonnigen platz still und schaute in den goldenen abend hinaus und dachte jetzt könnte ich heimgehen und dann kriegte ich die kappe voll kirschen und dann könnte ich auf dem braunen ins feld hinausreiten wenn der knecht das heu holt und nun soll ich drinnen auf dem boden papierfetzen zusammenlesen 7272_5144_000095 neben alledem mussten die hemden und hosen der buben geflickt werden und noch so vieles war zu tun dass wiseli nie wusste wenn es fertig war den ganzen tag durch hieß es an allen ecken wo es etwas zu tun gab das kann das kind machen es hat ja sonst nichts zu tun so dass es dem 7272_5144_000096 aber wie kam es dir denn in den sinn dass du das für mich tun wolltest fragte otto noch immer verwundert ich wusste schon dass du es nicht gern tust und ich habe schon immer gedacht wenn ich nur auch einmal dem otto etwas geben könnte wie du mir den schlitten weisst du noch aber ich hatte gar nie etwas 7272_5144_000097 aber in das haus hineinzugehen dazu war wiseli zu schüchtern es kannte den mann auch zu wenig um einen solchen schritt zu tun auch hatte es eine eigene art von scheu vor ihm weil er so still war und es nur immer wo es ihn noch getroffen ganz freundlich angesehen aber fast nie etwas oder nur so ein flüchtiges wort zu ihm gesagt hatte 7272_5144_000098 wiseli konnte nicht stille stehen es war keine zeit dazu aber es fühlte wohl wie schön es war und lief voller freuden mittendurch an demselben abend als eben alle kinder aus der dumpfen schulstube in den sonnigen abendschein hinausstürmen wollten rief der lehrer ernsthaften angesichts in den tumult hinein wer hat die woche 7272_5144_000099 unterdessen sprang das wiseli mit vergnügtem herzen den berg hinunter vorbei an des schreiners andres gärtchen und tat noch ein paar sprünge dann machte es aber plötzlich kehrum und tat die letzten sprünge wieder zurück denn es hatte im vorbeilaufen so schöne rote nelken offen gesehen in dem garten die musste es noch einmal ansehen wenn es schon ein wenig spät war es dachte 7272_5144_000100 den buben komme ich doch nach die machen erst auf allen wegen noch kugelschieben die nelken leuchteten in der abendsonne so schön und dufteten so herrlich über die niedere hecke herüber und dem wiseli zu dass es fast nicht mehr von der stelle fort konnte so wohl gefiel es ihm da 7272_5144_000101 wenn ihm dann auch etwa in den sinn kam wie viele menschen es auf der welt gibt für die der liebe gott zu sorgen und wege bereit zu machen hat und ihm dann etwa der zweifel aufstieg ob es vielleicht vergesse über all den vielen 7272_5144_000102 aber es tat doch dem wiseli sehr wohl dass otto es immer wieder einlud und nur schon dass er freundliche worte zu ihm redete es hörte deren sonst von niemand mehr noch einen grund hatte wiseli warum es gern zur schule ging es musste jedes mal an dem sauberen gärtchen vom schreiner andres vorbei 7272_5144_000103 noch hatte wiseli nie den schreiner andres erblicken können wie oft es auch an der hecke stillgestanden und nach ihm ausgeschaut hatte mai und juni waren vorbei und die langen sommertage waren gekommen da es auf dem felde immer mehr arbeit gibt und alle arbeit so heiß macht 7272_5144_000104 es blieb aber ringsum still und ruhig und von dem alles beendenden erdbeben waren keine anzeichen da da kehrte sich endlich otto wieder der schultür zu mit einem furchtbaren grimm auf seinem gesicht denn er wusste ja in den sauren apfel musste er nun gebissen werden oder morgen folgte die erniedrigende strafe des festsitzens 7272_5144_000105 dann kam ihm gleich der gute trost ins herz dass ja die mutter droben im himmel sei und gewiss den lieben gott daran erinnere dass er auch seinen weg nicht vergesse das machte das wiseli dann ganz zuversichtlich und froh und es wurde nie mehr so unglücklich wie am ersten abend auf der ofenbank sondern jeden abend schlief es mit der ganz frohen zuversicht im herzen ein 7272_5144_000106 die arbeit war sehr schwierig und feuerrot von anstrengung keuchte miezchen hervor du kannst sehen dass ich so tun muss kein mensch kann in diese stiefel hineinkommen ohne stampfen 7272_5144_000107 was hast du gewollt otto fragte der lehrer nur noch einmal nachsehen stotterte otto ob auch alles sicher in ordnung sei musterhaft bemerkte der lehrer dein eifer ist löblich aber die türen halb einzuschlagen dabei ist nicht notwendig 7272_5144_000108 dann zerdrückte das kind manchmal seine tränen und erst nachher auf seinem kissen durfte es ihnen den lauf lassen und sie kamen dann auch recht heiß und schwer denn es war ihm so als hätten der liebe gott und die mutter es ganz vergessen und kein mensch auf der welt kümmere sich um sein leben 7272_5144_000109 ja oder der wilhelm tell weil ich ihm den seinigen nicht genommen habe vor ein paar jahren das wäre wohl ebenso wahrscheinlich du wunder von einem miez damit rannte otto davon denn jetzt war's die höchste zeit wollte er den ritt ins heu nicht verlieren 7272_5144_000110 an diesem abend betete wiseli mit so frohem herzen dass es gar nicht begriff wie es gestern so verzagt hatte sein können und gar keine zuversicht und freude gehabt hatte sein lied zu sagen der liebe gott hatte es gewiss nicht vergessen das wollte es nicht mehr denken 8769_5821_000000 die wunden wieder zu heilen die die schlachten geschlagen die leidenden zu erquicken und zu pflegen da traten alle talente und schönsten künste in den hintergrund da war nur eine art von frauen am platz 8769_5821_000001 dann beginnt der wahre dauernde sieg des geistes und goldene früchte lohnen dem überwinder wenn die frau ihre täglichen pflichten in diesem lichte betrachtet können sie ihr nicht mehr unerträglich sein 8769_5821_000002 die utima konnte wohl zur rechten zeit recht herzlich von dem feuerherde sprechen und es ist gewiss nichts edler als ein edles mädchen das die wohlthätigste flamme besorgt und ähnlich der natur die herzerfreuende speise bereitet 8769_5821_000003 und man möchte fast sagen amüsanter einen haushalt zu lenken als dies früher der fall gewesen überdies liegt es nur an den frauen selbst oder sagen wir lieber an einer vernünftigen erziehung derselben 8769_5821_000004 wird im genauen bewusstsein der geistigen forderungen welche ihre familie an sie stellen darf und durch eine erziehung die sie befähigt denselben gerecht zu werden nie jener einseitig praktischen richtung verfallen welche ein fluch für alle ist die in ihrer atmosphäre atmen müssen 8769_5821_000005 und können darin wieder nur jenen krankhaften begriff von der bestimmung des weibes erblicken welcher will dass es nur blühen nur glänzen nur staffage im leben sein soll kein lebendiges wirksames glied desselben 8769_5821_000006 es fehlt zwar nicht und besonders heute nicht an leuten die ungemein geistreich zu sein glauben wenn sie derartige folgerungen aus den legitimen bestrebungen das los der frauen zu verbessern abstrahieren 8769_5821_000007 man entzöge ihr wie überhaupt dem weiblichen kinde mit der häuslichkeit den eigentlichen boden ihrer kraft ganz gewiß kann das tüchtige weib auch noch auf andern gebieten wirksam sein die außerhalb dessen liegen was man früher ihre sphäre nannte die mehrzahl aber wird immer 8769_5821_000008 aber welche bewandtnis es mit einer haushaltung hat die allein von den fähigkeiten der dienstboten abhängt ist hinlänglich bekannt und wie viele haushaltungen gibt es im mittelstande in denen man nur über ein einziges dienstmädchen zu verfügen im stande ist welches dann unmöglich alle obliegenheiten des hauswesens allein zu erfüllen vermag 8769_5821_000009 aber es ist tatsache dass die intelligenten frauen sich ebenso gern verheiraten wollen wie die dummen und dann liegt ihnen die häusliche pflicht unbedingt am nächsten eines folgt hier aus dem anderen und grade die intelligente die mit höherem schönheitsgefühl begabte frau 8769_5821_000010 man streitet darum hin und her was der eigentliche beruf der frau sei ob geistige ausbildung oder nur häusliche arbeit dieser streit ist ein müßiger nur die vereinigung dieser beiden elemente entspricht dem wesen der frau wie unsere zeit sie verlangt ja entspricht der weiblichen natur überhaupt 8769_5821_000011 dem genie wollen wir hiermit keinen weg vorschreiben aber man vergesse nicht dass es gleich der aloe nur alle hundert jahre einmal blüht und daß nicht jede frau welcher einmal ein geistiges produkt gelungen sich nun berechtigt glauben darf jener praktischen pflicht ungestraft aus dem wege zu gehen 8769_5821_000012 vorerst flieht die grazie von einem herde wo alle bedingnisse zu ihrer pflege fehlen aber wie gern weilt sie da wo die geübte verständige hand der hausfrau ihr eine wohnliche stätte bereitet 8769_5821_000013 dabei muss nun noch ganz besonders betont werden wie heute die häuslichen pflichten bei weitem nicht mehr in dem maße ausgedehnt und zeitraubend sind als dies früher der fall gewesen 8769_5821_000014 für die grobe arbeit welche man in einer woche gelernt hat finden sich immer hände genug aber die feineren und mithin schwierigsten geschäfte des haushalts auszuführen dies brauchen selbst die zartesten finger nicht als eine gemeine oder herabziehende beschäftigung zu scheuen 8769_5821_000015 das publikum als autor unterrichten mit geist und anmuts ist zwar schwer jedoch sein haus von all seinen pflichten als mutter und als frau und täglich unterrichten durch wort und beispiel das ist mehr 8769_5821_000016 jedes ding auch das kleinste will erlernt und geübt sein so lange dies nicht der fall ist beherrscht es uns und die geringsten verrichtungen werden wenn vernachlässigt zu den schmerzlichsten dornen die in jeder minute da und dort eine wunde reißen 8769_5821_000017 es liegt in der natur der sache und wir finden es bei fast allen völkern wieder auf welcher kulturstufe sie nun auch stehen oder stehen mochten dass die kleinen täglich wiederkehrenden sorgen um den haushalt dem weiblichen als dem schwächeren teile der bevölkerung zufallen während sich der mann den schwereren arbeiten unterzieht 8769_5821_000018 wo gibt es denn überhaupt wirklich geistiges schaffen welches sich nicht erst durch einen berg von materiellen schwierigkeiten von formalem wust hindurch arbeiten muss welche äußerlichkeiten hat der künstler nicht täglich zu beseitigen während er seine gestalten bildet sei es nun mit pinsel meißel oder feder 8769_5821_000019 ja dass sie in vieler hinsicht oft reiner und würdiger sein kann als dieser es kommt ja nicht auf die dinge selbst an sondern nur auf den gedanken welchen wir damit verbinden 8769_5821_000020 ganz gewiss gibt es männer die besser zum koch als zum richter taugten und ebenso gewiss gibt es frauen man denke nur an die methodistenpredigerinnen die von der kanzel herab nicht minder beweglich und zündend zu den herzen ihrer hörer sprechen könnten 8769_5821_000021 ein edler geist begnügt sich nicht damit selbst frei zu sein er muß alles um sich her auch das leblose in freiheit setzen schiller 8769_5821_000022 zur ersten stufe dieser herrschaft gelangt sie nur durch praktische ausbildung und diese ist ihr von vernunft und pflicht zunächst geboten es wird manche frau hier ausrufen es ist nicht unsere erste pflicht zu kochen zu nähen und zu bügeln 8769_5821_000023 ihre hand in alles mische im gegenteil sie wird jedem sein geschäft jedem seinen weg anweisen und nur darauf achten daß das rechte zur rechten zeit geschehe 8769_5821_000024 hunderte drängten sich herbei zur hilfe aber nur wenige waren auserwählt denn eigentlich brauchbar konnten doch nur diejenigen sein welche die feineren häuslichen pflichten in der weise geübt wie wir es oben geschildert oder solche 8769_5821_000025 wie die natur in ihrer ganzen organischen entwickelung überhaupt jedes mädchen wisse von früher kindheit an dass es die häuslichen arbeiten erlernen muss wie sein abc 8769_5821_000026 ihr sollt ja dem manne völlig gleichberechtigt zur seite gestellt werden gleichberechtigt an jedem allgemeinen geistigen gut aber auch gleich verpflichtet zur täglichen arbeit 8769_5821_000027 wie sollte es denn auch in ihren dürftigen beschränkten verhältnissen für sie möglich gewesen sein sich die einsicht und den ordnungssinn anzueignen welche der eignen gebieterin mangeln und deren erziehung ihr doch so viel leichter diese hätten verleihen können 8769_5821_000028 im höchsten grade aber hat sich dieses hier schon viel früher ausgesprochne während der beiden kriege die unser vaterland betrafen bewährt und bewahrheitet als es galt die höchste menschliche pflicht zu üben 8769_5821_000029 oh gewiss keine geistig noch so hoch stehende frau braucht sich der mechanischen arbeit zu schämen welche ihrem geschlecht im großen haushalt des lebens zugeteilt ist 8769_5821_000030 aber diese ausschließende wahl zwischen dem einen und dem anderen sollte nicht mehr nötig sein die beiden elemente welche sich scheinbar feindlich die welt teilen sollten sich in der frau friedlich vereinigen und dem täglichen leben die krone der schönheit erobern 8769_5821_000031 und wie häufig gehen die besten vorsätze einzig und allein an der tüchtigkeit der jungen frau zu grunde wie sich denn überhaupt hier ein auch in jeder andern beziehung zutreffendes wort gutzkows anwenden lässt 8769_5821_000032 die sich im geschäftsleben gewandtheit und organisatorische tätigkeit angeeignet han während organisatorisches talent sich gerade häufig bei jenen zeigte die geistig hoch entwickelt und künstlerisch tätig doch früher einmal die praktische schule durchgemacht hatten aber nicht im krieg allein auch im frieden namentlich bei unseren heutigen frauenbestreben 8769_5821_000033 im ausruhen des geistes bei den häuslichen geschäften findet dieser zugleich seine frische seine spannkraft wieder und das was ihr für herabziehend und entwürdigend haltet gibt euch im gegenteil die verbrauchte kraft zurück gleich jenem riesen dem die heilige berührung der muttererde immer wieder neue stärke verlieh 8769_5821_000034 so sind des mädchens geistige bildung und der dadurch geweckte feinere sinn schon allein genügend es vor jeder zu weit getriebenen vertraulichkeit zu behüten und außerdem wird sie jenen umgang eben sowohl erlernen müssen wie alles übrige 8769_5821_000035 möchte doch jedes mädchen wissen dass selbst die noch so praktisch ausgebildete ihre rechte not hat wenn sie ihren eigenen haushalt allein übernimmt wie muss es erst werden wenn die junge frau zum ersten mal mit dem kochbuch in der hand in der küche erscheint und ihre experimente beginnt 8769_5821_000036 ein kochbuch ist ein treffliches ding für solche die zu kochen verstehen aber allein daraus lernen kann es niemand ebenso wenig wie derjenige ökonom eine ernte erzielt der seinen acker nur nach büchern bestellt 8769_5821_000037 wehe darum dem gatten und den kindern welche jahrelang die verunglückten resultate einer zu spät erlernten weisheit verzehren müssen man wird entgegnen es gibt tüchtige mägde genug welche diesem mangel abhelfen 8769_5821_000038 soweit wir heute die menschlichen verhältnisse zu übersehen vermögen ihren hauptwirkungskreis im hause finden und jedenfalls werden die tüchtigen frauen welche in weiteren kreisen etwas leisten sollen vorzugsweise aus dem hause hervorgehen in seiner stillen umgränzung 8769_5821_000039 ist nicht unser ganzes leben ein kampf mit der materie und will die frau sich dem allein entziehen warum will sie nicht ihr bescheidenes teil an der erfüllung der handwerksmäßigen pflichten tragen welche ihr die befriedigung der körperlichen bedürfnisse des menschen auferlegt 8769_5821_000040 es ist trostlos in welchem zustande man oft nach einigen jahren der ehe die feinsten zierlichsten mädchen wiederfindet unschön verwahrlost in allen häuslichen beziehungen offenbaren sie überall den mangel an praktischer gewandtheit an richtiger einteilung an sachkenntnis 8769_5821_000041 und selbst der beste wille das hingebendste bestreben reicht oft nicht aus schon in den ersten jahren der ehe welche ja gerade die schönsten poetischsten sein sollen jenes wohlbehagen jenen frieden hervorzurufen die in einer wohlgeordneten häuslichkeit so zauberhaft wirken 8769_5821_000042 gebe dem mädchen eine tüchtige mutter oder erzieherin die das was sie lehren soll auch selbst gründlich versteht mit gutem beispiel vorangeht lehrt es pflichten kennen wo es bis jetzt nur tändelei erblickte gebt ihm einige ruhige jahre der entwicklung mehr 8769_5821_000043 sicherlich gibt es viele frauen deren intelligenz sie allerdings dazu befähigt ihre zeit besser anzuwenden als mit kochen und nähen wenn man die sache nur so oberflächlich betrachtet aber warum soll ihre größere intelligenz sie von der verpflichtung einer lehrzeit freisprechen 8769_5821_000044 also überwindung der prosa damit das wirkliche reich der poesie beginne und so schließen wir diese betrachtung mit gellerts wahren und innigen worten 8769_5821_000045 kann die mir nächsten stehenden beglücken und erfreuen was braucht es der welt was braucht es äußerer anerkennung um zufrieden und mit sich selbst in ordnung zu sein ja ihr frauen in der häuslichen pflicht besitzt ihr eine anregung eine quelle der kraft deren der so häufig von euch beneidete mann gewöhnlich entbehrt 8769_5821_000046 aber wie kann eine ungeübte hand welche höchstens gelernt hat einen teetisch mit anstand herzurichten im stande sein nun im eigenen hause den boden zu bereiten auf welchem wohlsein behaglichkeit schönheit im innigsten vereine erwachsen sollen 8769_5821_000047 jedes mädchen trage die basis dazu in sich und es wird ihr ein leichtes sein darauf den tempel der häuslichen zufriedenheit aufzubauen dessen säulen sind ordnung reinlichkeit sparsamkeit und die richtige einteilung 8769_5821_000048 wenn in späteren jahren sich die verhältnisse eines weiblichen wesens in einer oder der andern weise festgestellt haben wenn sie keine näheren pflichten dadurch verletzt und sich dann einer nur geistigen beschäftigung oder einer kunst zuwendet so hat sie gewiss das größte recht dazu 8769_5821_000049 und selten von diesen weiblichen adepten wiedergewonnen die zu spät das gold der arbeit suchen lernen durch die dringende notwendigkeit dazu angetrieben nicht durch die milde leitende hand einer vernünftigen erziehung 8769_5821_000050 wir möchten es fast schlendrian nennen los sagt's doch werden wir uns über diese haushaltungsmaschinen an einem andern ort noch ausführlicher verbreiten 8769_5821_000051 und die frau welche es herstellt steht an verdienst keinem künstler nach was dem kurzsichtigen blick als eine gemeine beschäftigung erscheint hebt uns grade über die niedrigkeit und prosa hinaus 8769_5821_000052 dass der häusliche sinn und die häusliche fertigkeit eine dem weiblichen geschlecht angeborene idee sei und über sie komme wie der heilige geist in der nacht und hat nicht selbst die geistreichste frau oft momente innerer mutlosigkeit 8769_5821_000053 die möglichkeit hierzu kann nicht bestritten werden es gibt und gab weibliche wesen die eine solche stufe erstiegen haben und was für einzelne möglich war ist es auch für viele ja bis zu einem gewissen grad für alle 8769_5821_000054 wo eine dieser säulen fehlt da mangelt eine wichtige stütze im häuslichen gebäude wo sie aufgerichtet stehen da wölbt ein festes dach sich darüber hin sei es nun von stroh oder glänze es von gold und die frau welche darunter waltet ist nicht magd sondern priesterin 8769_5821_000055 die gewandtesten finger auf dem piano bringen ohne übung kaum die kleinste mechanische hülfeleistung in der küche oder am nähtisch oder im bügelzimmer zu wege der schönheitssinn welcher in der gesellschaft sich offenbarte wird erstickt im schmutz des alltagslebens 8769_5821_000056 die talente einer begabten frau werden uns erst dann richtig anerkennenswert wenn sie es nicht verschmäht dieselben auch im interesse des täglichen lebens nutzbar zu machen die welt kann am ende bestehen ohne gedichte ohne musik und tanz 8769_5821_000057 darum stehe jede frau an ihrem platze und gewiss wird die geistreichste die gebildetste frau auch den schönsten haushalt organisieren sobald sie die nötigen vorkenntnisse dazu besitzt und sich klar über ihre pflicht ist 8769_5821_000058 muss darum doch für eine jede dagewesen sein die praktische ebenso wohl wie die geistige die verschiedenheit des resultats darf uns nicht irren der zweck welcher erreicht werden soll ist die innere und äußere freiheit der frau die nur durch richtige erkenntniss und erfüllung ihres berufes gewonnen wird 8769_5821_000059 aber dazu muss sie das verständniss davon haben muss jede arbeit selbst kennen muss genau wissen wie das räderwerk des haushalts ineinander zu greifen hat und nicht erst in der not und dem drang des moments wird dies gut und richtig gelernt 8769_5821_000060 aber dann müssen mütter und töchter wieder im mittelpunkt der häuslichen beschäftigungen stehen dann dürfen diese nicht wie es jetzt so häufig geschieht nur den dienstboten überlassen bleiben 8769_5821_000061 wir dürfen hier an hölderlins worte im hyperion erinnern tausendmal habe ich in meiner herzensfreude gelacht über die menschen die sich einbilden ein erhabener geist könne unmöglich wissen wie man gemüse zubereitet 8769_5821_000062 ist es die des malers der erst seine farben mischen seine leinwand richten muss ehe der schaffende genius an's werk geht dasselbe gesetz welches ueberwindung des rein technischen verlangt ehe die arbeit des poetischen geistes beginnt wiederholt sich bei jeder beschäftigung des menschen der kleinsten wie der größten 8769_5821_000063 die bloße gesellschaftstournure ist ohne jeden nutzen in küche und haus die graziöseste tänzerin bewegt sich plump und schwerfällig um den kochherd wenn sie zum ersten mal davor steht und er ihr fremder ist als die verwickelten touren einer quadrille 8769_5821_000064 dringen in der ersten zeit der ehe einer so entscheidenden für die zukunft nur die schmeicheleien des gatten nur die erfahrung einer künstlich festgehaltenen sich nur idyllisch gebenden welt nichts als illusionen auf die junge frau ein so kann etwas im keime verfehlt werden wovon sich die schlimme ernte später zeigt 8769_5821_000065 während ein reinlicher freundlicher haushalt wenigstens das eindringen des geistes von außen her zulässt nur dem materiellen wohlsein kann das geistige behagen entspringen es wird also für das junge mädchen des mittelstandes 8769_5821_000066 brauchen wir weibliche kräfte die zu organisieren verstehen die das kleine nicht gering achten weil sie wissen dass das höhere aus ihm erwächst und nur aus dem hause sowie wir es verstehen können solche frauen hervorgehen 8769_5821_000067 macht das kind nicht schon mit fünfzehn oder sechzehn jahren zur jungen dame lasst ihm zeit sich äußerlich und innerlich auf eine gewisse stufe des könnens und leistens zu stellen und es ist alles erreicht 8769_5821_000068 wie kann übrigens auch eine beschäftigung gemein sein welche zu dem schönsten resultate führt ja eigentlich nur getrieben wird um dieses resultat herbeizuführen wir verlangen keineswegs dass das mädchen alle die groben arbeiten selbst tun soll für welche es eine gehülfin sich verschaffen kann 8769_5821_000069 noch vor zwanzig bis dreißig jahren ging eine vielbeschäftigte frau in der tat fast ganz in ihrem haushalt auf weil sie eine menge von dingen selbst zubereiten musste welche ihr heutigen tages durch die gesteigerte industrie fix und fertig in das haus gebracht werden 8769_5821_000070 wenn wir nun die von der pflicht gebotene tätigkeit der frau betrachten so kommen wir gleich bei jenem punkte an der wie oft auch schon von den vielfachsten seiten besprochen doch nie völlig festgestellt wurde während er gewiss eine der wichtigsten seiten des lebens überhaupt nicht allein des weiblichen berührt 8769_5821_000071 und es wirklich eine nutzlose zeitverschwendung wäre wollte sie sich wie in früheren zeiten persönlich damit plagen allerdings sind auch die häuslichen bedürfnisse gestiegen aber trotzdem ist es heute unendlich viel leichter 8769_5821_000072 gar viele unter uns dünken sich zu gut für jede praktische beschäftigung und doch wird das leben immer schwieriger immer komplizierter und nur durch sparsamkeit und ordnung ist noch die existenz von tausend und abertausend gebildeten familien möglich 8769_5821_000073 warum nicht auch bei der erfüllung der häuslichen pflichten und wir nennen einen wohlgeordneten vollkommnen haushalt ebenso gut ein kunstwerk als eine marmorstatue ein gemälde oder eine symphonie 8769_5821_000074 aber wenn dies nun nicht der fall und er ist es so häufig wie dann wo ist die feste hand des steuermanns der unbekümmert um seine gehülfen das ruder lenkt und das schiff seinen sichern ruhigen gang vorwärts führt 8769_5821_000075 dies muss die stelle der hausfrau sein dort muss sie stehen unverrückt unerschrocken stark es ist dabei nicht nötig dass sie alles selbst tue 8769_5821_000076 die welt findet man fertig wie sie ist aber die wege muss man suchen sagt rahel und mehr soll die erziehung überhaupt nicht tun wollen zeigt dem kinde den weg gebt seiner natur den richtigen anstoß seinem geiste das sichere fundament und es geht seinen pfad so ruhig und so sicher 8769_5821_000077 und es ist die erste pflicht der ehefrau den ihr davon gebührenden anteil auf sich zu nehmen es ist darum eine totale verkennung unserer zeit wenn man glaubt die frau wenn auch nur die gebildete frau von den pflichten der häuslichkeit frei sprechen zu dürfen 8769_5821_000078 und wie steht es denn meist mit diesen armen geschöpfen selbst wie selten findet sich eine die außer der kenntnis der gröberen arbeiten noch die fähigkeit besitzt ein hauswesen so zu besorgen wie es notwendig ist 8769_5821_000079 praktische tüchtigkeit dort ihren wohnsitz erbaut hat aber noch einen punkt müssen wir gerade hier in betrachtung ziehen nämlich den immer mehr überhand nehmenden geistigen hochmut der frau 8769_5821_000080 muss hier ein beispiel geben ihr geist kann sie vom praktischen unmöglich freisprechen denn es steht geschrieben wo viel gegeben ist da wird auch viel gefordert die begabten frauen welche in der alltäglichkeit untergehen sind meist durch ihre eigene untüchtigkeit selbst daran schuld 8769_5821_000081 wir wollen mehr sein wollen teil haben an den geistigen gütern des lebens wollen uns gleich dem manne an wissenschaft und kunst erfreuen dies verlangen ist einseitig gestellt töricht und gewissenlos 8769_5821_000082 besteht nicht die höchste wahrste lebenskunst darin auch das unreinste berühren zu können ohne sich selbst zu besudeln davon jedoch ist hier nicht einmal die rede und wir behaupten dass eine küche so wenig gemein und unästhetisch ist als ein gesellschaftssalon 8769_5821_000083 aber auch jene frauen die voraussichtlich später keinen eigenen haushalt begründen und auf wissenschaftliche oder künstlerische gebiete übergehen werden sie sollten sich niemals dem ganz entziehen wollen denn die geübte praktische tätigkeit ist auch für die ganze geistige entwicklung von wesentlichem entscheidenden nutzen 8769_5821_000084 die materie hat noch niemand ungestraft verachtet sie rächt sich furchtbar unerbittlich aber man kann sie überwinden zähmen indem man ihre unabweisbaren bedürfnisse erforscht ihren voraussetzungen entspricht 8769_5821_000085 bei seinen wechselnden pflichten entfaltet die weibliche seele sich am wohltätigsten und wer ihr wesen richtig erkennt lässt sie ihren punkt nehmen von dem stillen herd auf welchem die heilige flamme des hauses von dem bewusstsein der pflicht entzündet von der freude an der arbeit genährt emporlodert 8769_5821_000086 als manch berühmter kanzelredner aber eine solche frau würde sicherlich keinen mann heiraten der nur talent zum schneider besäße so lange die ehe besteht wird innerhalb derselben die arbeitsteilung in der oben geschilderten weise auch bestehen 8769_5821_000087 in den stunden des zweifels der schwäche ist es oft ein unschätzbarer trost nach mechanischen dingen zu greifen ein augenblickliches resultat seiner tätigkeit vor augen haben und sich selbst sagen zu können wenn auch mein bestes und höchstes streben unerreicht bleibt kann ich doch wohlsein und behagen um mich her verbreiten 8769_5821_000088 manche pädagogen wollen behaupten es sei gewagt das gebildete mädchen mit häuslichen pflichten zu beschäftigen weil dadurch ihr sinn leicht roh und gemein werde wir fragen warum 8769_5821_000089 ist die arbeit des bildhauers gemein der erst durch unsäglich mühsame mechanische vorbereitungen den marmorblock zubereiten muss daraus er später die gestalt eines gottes formt 8769_5821_000090 und wurden sie im wahrsten sinne des wortes zu engeln der menschheit die mit praktischem sinn praktische tüchtigkeit verbanden da tat es der gute wille nicht allein 8769_5821_000091 man fühlt es recht wohl wo der mangel liegt wer zweifelt noch daran dass die untüchtigkeit der frau in ihrem häuslichen beruf ihr drang nach äußeren zerstreuungen die hauptsächlichste quelle so vieler unzufriedenheit und missstimmung ist 8769_5821_000092 unser feststehender standpunkt ist auch hierhin wieder der dass die frau ebenso wie der mann einen bestimmten kreis von pflichten einen ernsten beruf zu erfüllen hat über welchen hinaus erst ihre berechtigung anfängt sich an den höheren genüssen des lebens zu erfreuen 8769_5821_000093 wie anders ist es mit dem mädchen welches schon in der ehe die kenntniss dessen mitbringt was von ihr gefordert wird fast jede jungfrau sei sie auch noch so flatterhaft wird dieses band mit gesteigerten gefühlen 8769_5821_000094 eine verständige würdige mutter welche ihre töchter selbst in den häuslichen arbeiten zu unterrichten im stande ist hält schon durch ihre bloße gegenwart und ihr beispiel jeden gedanken an gemeines oder untergeordnetes fern und was den dabei unvermeidlichen verkehr mit den dienstboten betrifft 8769_5821_000095 es fällt uns schwer niederzuschreiben und doch muss es offen zugestanden werden wenn wir durchaus wählen müssten zwischen geistiger und praktischer ausbildung der frau und es hinge von dieser frau wie es so oft der fall ist das wohl und wehe einer familie ab 8769_5821_000096 mit einer ahnung wenigstens davon schließen dass ihr nun höhere pflichten bevorstehen nie ist für ein weibliches wesen der moment günstiger sich auf eine höhere stufe aufzuschwingen eine ernstere einkehr mit sich selbst zu halten 8769_5821_000097 und grade ihre intelligenz wird sie dazu befähigen die äußeren dinge ganz anders aufzufassen als die arme magd welcher in ihrer dürftigen heimat nie die mittel geboten waren reinlichkeit und ordnung in unserm sinne zu erlernen 8769_5821_000098 wenn es schon eine traurige welt so wäre aber sie kann nicht bestehen ohne die befriedigung der täglichen bedürfnisse und es ist nicht möglich und wird nicht möglich werden die materielle arbeit in der weise von der geistigen zu trennen dass erstere nur den unbefähigten letztere nur den intelligenten zufällt 8769_5821_000099 welche kleinlich langweiligen anhängsel führt der beruf des arztes des lehrers des richters mit jeder neuen sonne ihm herauf wird nicht damit die scheinbar rein mechanische mühe welche der frau zufällt vollständig aufgewogen da ein teil des geistigen ja hier auch bis zum mechanischen herabsinkt 8769_5821_000100 sich die häuslichen geschäfte noch mehr zu vereinfachen durch benutzung der wirklich zweckentsprechenden haushaltungsmaschinen die man jetzt so vielfach erfindet und die verhältnismäßig noch so wenig benutzt werden weil sich im durchschnitt die weibliche natur nur außerordentlich schwer von gewohnten dingen 8769_5821_000101 aber es muss jedermann einleuchten dass ein solches kunstwerk nicht aus einem nichts entsteht und eine tüchtige vorschule dazu gehört eigener guter wille eigene erkenntnis dessen was not tut 8769_5821_000102 dies verhältnis ist zu natürlich um sich jemals ändern zu können und alle schon aufgestellten theorien von der emanzipation des weibes werden es nicht dahin bringen dass der mann zu hause koche oder nähe während die frau draußen auf der bank des richters recht spricht oder die kanzel besteigt 8769_5821_000103 wir wählten unbedingt das letztere denn der geist muss ja doch vergehen unter dem schmutz und drangsal der alltäglichkeit wenn eine weise ordnende hand diese nicht ferne halten kann 8769_5821_000104 ist ihr herz denn immer befriedigt von den erfolgen welche dem ehrgeiz der eitelkeit schmeicheln oh nein es gibt gewiss im leben fast jeder gebildeten frau augenblicke wo die kleinste praktische hülfe die sie anderen zu leisten vermag ihr mehr wert ist als irgendein geistiger erfolg 8769_5821_000105 leider gibt es eine große anzahl von frauen und müttern die den hauptnachdruck auf diese arbeiten bei der erziehung legen man lässt das junge mädchen morgens die betten machen die böden aufwaschen und dergleichen nachher machen sie toilette und rühren den ganzen tag nichts mehr an was unendlich verkehrt ist 8769_5821_000106 es kann niemand leugnen dass in der gegenwart das innere des familienlebens sich immer unerquicklicher gestaltet wo hört man nicht die gerechte klage darüber und bei den gesteigerten ansprüchen und bedürfnissen der frauenwelt ist es für viele männer fast nicht mehr möglich sich eine eigene häuslichkeit zu gründen 8769_5821_000107 eine haushaltung welche auf die talente der dienstboten angewiesen ist erscheint uns immer wie ein schiff auf sturmbewegter see wenn das dienstmädchen zufälligerweise gut kochen kann so isst man gut ist sie von selbst aus reinlich und ordnungsliebend dann zeigt es sich auch im haushalt und so weiter 8769_5821_000108 scheitern seine bestrebungen wie trostlos und verlassen steht er da denn sie enthalten die summe seines wissens und könnens aber euch bleibt im hause ein stilles friedliches feld auf das ihr euch selbst nach den härtesten enttäuschungen zurückziehen auf dem ihr wirken und schaffen und etwas tüchtiges sein könnt 8769_5821_000109 der weise nimmt die welt wie sie ist unterwirft sich ihren physischen gesetzen und macht sich dadurch allein geistig frei der tor beklagt den materialismus verwirft ihn und verfällt ihm damit nur umso tiefer 8769_5821_000110 ist diese erreicht ihr klar gemacht dann wird die poetische geistreiche frau nie der prosa zur beute werden weil sie die mittel in der hand hat sie zu bekämpfen und die frau welche sich mehr zum praktischen neigt 8769_5821_000111 die weniger auf tiefe angewiesen ist als darauf die ideale seite des lebens zu entwickeln und leibliches und geistiges wohlbehagen zugleich in dem kreise den sie als alleinige gebieterin beherrscht gedeihen zu lassen 8769_5821_000112 nun meinen freilich viele nach der verheiratung ließen sich die häuslichen geschäfte noch lange erlernen dem ist nicht so wir wollen ganz davon absehen wie nötig und wünschenswert es oft wäre dass das mädchen auch schon bei seinen eltern hierhin etwas leisten könnte 8769_5821_000113 ob sie einfach oder prächtig sind dies gilt alles gleich wir fühlen nur mit innerer freude es glänzt die wand es schimmert das gemach und freundliche zufriedene gesichter schauen uns an harmonie weht selbst aus dem kleinsten uns entgegen und wir wissen dass echtes schönheitsgefühl und dessen basis 8769_5821_000114 die frauen und ihr beruf von luise büchner kapitel drei über die erziehung für das haus edel heißt jede form welche dem was seiner natur nach bloß dient bloßes mittel ist das gepräge der selbstständigkeit aufdrückt 8769_5821_000115 wer hat noch nie in ein solches haus geblickt ohne den stillen zauber des wohlbehagens zu empfinden welcher dort alle gegenstände umfließt wir treten ein wir fragen nicht danach welcher art sind die geräte die es schmücken 8769_5821_000116 wie man aber schon längst mit der vorstellung gebrochen hat dass der dichter ohne zu lernen und zu studieren ohne an sich zu arbeiten nur durch eine höhere intuition durch einen göttlichen wahnsinn zu seinen werken befähigt werde so muss man auch endlich die annahme beseitigen 8769_5821_000117 aber die erziehung muss rücksicht darauf nehmen und ihr die mittel zur überwindung jener in die hand geben und welche andere könnten diese sein als vollständige kenntnis dessen was von der frau mit recht in jedem lebensverhältnis gefordert werden kann 8769_5821_000118 wir wollen uns nur einen solchen haushalt vergegenwärtigen in welchen die junge frau einzieht mit allen illusionen einer poetischen zukunft mit träumen vom schönsten glück und in welcher die rauhe hand der wirklichkeit in kürzester frist das bunte gewebe der phantasie schonungslos zerreißt 8769_5821_000119 anlagen talente verhältnisse werden in der späteren entwickelung ihr recht geltend machen und es wird nach wie vor frauen geben welche mit größerer liebhaberei sich den häuslichen pflichten unterziehen während andere mehr nach geistigen beschäftigungen streben aber die lehrzeit 8325_6882_000000 die über-clemencisten die den ewigen bann deutschlands predigen versündigen sich an ihren eigenen völkern wir deutschen wollen leben aber mit deklamationen erreichen wir niemals unser recht 8325_6882_000001 es bedeutet ein höchstmaß an dummheit oder verruchtheit wenn einem fast zu tode blockierten volke eingeredet werden soll es könnte die ganze misere mit einigen kräftigen schwertstreichen beenden 8325_6882_000002 wie hat man einst an dieser tatsache sophistisch gemäkelt und alle ungeister nationalen dünkels dagegen mobil gemacht 8325_6882_000003 und wenn auch die beurteilung keine einheitliche war und scharfe kritik neben vorbehaltlose zustimmung trat so blieb doch der eindruck zurück dass die zeit zu ende sei in der der pazifismus die rolle des stiefkindes der hohen politik gespielt hatte 8325_6882_000004 der krieg hat mit trauriger sicherheit die alte wahrheit neu bewiesen daß kein volk sich mehr individuelle wirtschaft leisten kann 8325_6882_000005 trat herr prof nicolai in warmen worten für einen radikalen pazifismus ein ohne kompromisse und mit scharfer zielsetzung den vertretern befreundeter vereinigungen schlossen sich nunmehr die delegierten etlicher ortsgruppen an 8325_6882_000006 ohne den pazifismus geht es in deutschland nicht mehr ohne die tätige mitwirkung pazifistischen geistes ist eine deutsche neugestaltung nicht denkbar 8325_6882_000007 außerdem aber die gefahr jetzt sehr verhängnisvoller mißerfolge gegeben ist der weg zum sozialen staatswesen führt für ihn über die 8325_6882_000008 durchsetzt mit einer nicht unbeträchtlichen dosis degout vor ungeistigkeit und schablone ich höre einwände ist das jugend was sich da so kritisch gebärdet so ganz ohne marquis-posa-geste 8325_6882_000009 unsere pflicht auf eine rundfrage des fränkischen kuriers wie wir deutschen zur völkerversöhnung beitragen können hat werner sombart folgendes geantwortet 8325_6882_000010 des agitators denken verdichtet sich zu schlagworten und programmen dem künstler wird im innern schauen alles fühlen und denken zum bilde 8325_6882_000011 warum das jetzt noch höre ich fragen es ist ja überstanden macht doch endlich einen strich unters vergangene warum noch einmal trotzig auftrumpfen dass dichterfantasie im recht geblieben ist 8325_6882_000012 er spricht als feind der profitwirtschaft ohne aber zu verkennen dass eine zentrierung der gesamten wirtschaft auf staatlichem boden unserem individualistischen grundgefühl nicht mehr entspricht 8325_6882_000013 dieser umstand gab der tagung ihre eigene färbung und ließ einen unterton von leidenschaft mitschwingen der manchmal überraschen mußte 8325_6882_000014 gewiss hat dieser kongress nicht alle wünsche erfüllt musste aus mangel an zeit an manchem wichtigen vorübergleiten aber bei allen unzulänglichkeiten bleibt ihm seine unbestreitbare bedeutung 8325_6882_000015 man bewunderte die visionäre bildkraft die nachtwandlerische sicherheit bei der durchquerung eines unbekannten landes aber man übersah das eigentlich tragende dieses buches den willen zum frieden 8325_6882_000016 zufall daß es bei dem einen wild ausbrach bei dem andern nicht wir wissen daß tagtäglich der wahnsinn musterungen abhielt daß kerngesunde burschen sich plötzlich in hysterischen krämpfen am boden wälzten 8325_6882_000017 unterschied sich von früheren tagungen dieser art durch das starke interesse das ihm die öffentlichkeit entgegenbrachte daß sich die pazifisten in einem augenblick höchster politischer spannung zu einer aussprache zusammenfanden 8325_6882_000018 aber es soll sich erinnern dass es auch seinen gegnern schwere wunden geschlagen hat und dass die menschheit ein lebendiger organismus ist in dem ein jeder die hilfe des anderen braucht 8325_6882_000019 und in gleichem maße werden die anderen völker nicht gedeihen wenn deutschland isoliert und drangsaliert eine eiternde wunde zurückbleibt 8325_6882_000020 sie verzichtet darauf sich im werte von gutmeinenden aber leider an geist und jahren unjungen menschen fein säuberlich auf flaschen gezogen darbieten zu lassen 8325_6882_000021 furor der menschlichkeit wider den furor der vernichtung erschienen neunzehnhundertneunzehn in lamszus das irrenhaus 8325_6882_000022 es soll uns nicht irre machen dass drüben bei den siegern in überreizter gloria-viktoria-stimmung der versailler frieden als bedauerliche schwäche gebrandmarkt wird 8325_6882_000023 sicherte ihren beratungen die anteilnahme weitester kreise die presseerörterungen die sich an diese verhandlungen knüpften waren bedeutsamer als jemals 8325_6882_000024 was wollen da die paar gestürzten kronenträger besagen die armen marionetten noch liegt die ganze arbeit vor uns 8325_6882_000025 aus einem tiefen verstehen der ursachen der ewigen internationalen spannungen und krisen ist es entstanden als ein dokument des jungen pazifismus der sich damals zum ersten male auf dem boden der tatsachen als energische und zuverlässige truppe straffte 8325_6882_000026 dieses bild hat sich gründlich geändert in der not der zeit wurde das thema an das lamszus zuerst gerührt tausendfältig aufgenommen 8325_6882_000027 zudem hatte gerade das kunstfühlen dieser jahre eine bedeutsame änderung erfahren man hatte endgültig den geschmack verloren an der von anbeginn schwächlichen neuromantik man wollte wieder ungebrochene töne handlung farbe temperament 8325_6882_000028 man hatte anerkennung für die glänzende bewältigung des technischen aber im übrigen ablehnung tendenzliteratur die hohenpriester der reinen form sahen eine profanierung darin in literatur bewusstes wollen zu bringen 8325_6882_000029 spräche hier ein eingänger so könnte man über diese rodomontade mit kopfschütteln zur tagesordnung übergehen leider ist diese meinung recht verbreitet 8325_6882_000030 aber lamszus nahm seine aufgabe keineswegs als agitator im gegensatz etwa zu norman angell der an der hand langer zahlenreihen nachwies dass ein krieg von weltdimensionen ein verteufelt schlechtes geschäft sei 8325_6882_000031 was hans zacharias zum kern seiner darlegung macht ist das jugend hat ein recht auf eigenes geistiges sein ohne bevormundung will sie prüfen und wählen 8325_6882_000032 gebt uns wieder freundlichere bilder ihr freunde leider sind wir noch nicht so weit um so sprechen zu können 8325_6882_000033 jugend ist eigenwert ist recht auf nichtanerkennung bestehender werte ist recht auf rebellion das alles sagt hans zacharias in wohldurchdachten sehr klugen und sehr unrebellischen worten 8325_6882_000034 wir deutschen pazifisten vor allen sollten diese situation erkennen der revanchedusel ist die barriere quer über unsern weg zur erlösung vom harten frieden 8325_6882_000035 die völkerversöhnung geht uns gar nichts an einstweilen gibt es nur feinde für uns und unversöhnlichkeit muss unsere losung für die nächste generation sein 8325_6882_000036 das beratungsmaterial hatte sich angehäuft da waren fragen grundsätzlicher und taktischer natur zu besprechen stellungnahme zur haltung des pazifismus im kriege zu den aktuellen fragen friedensschluss und so weiter 8325_6882_000037 mars beherrschte eisern die stunde und den büchermarkt beherrschten seine propheten heute nach fünf jahren darf endlich des menschen schlachthauses zweiter teil herauskommen 8325_6882_000038 adolf andreas latzko leonhard frank karl kraus haben in gewaltigen worten das leid unserer tage beschworen immerhin es hat hekatomben toter und verstümmelter bedurft um der deutschen literatur ein aktivistisches gepräge zu verleihen 8325_6882_000039 um ihr das starre brokatkleid der exklusivität von den schultern zu reißen konzipiert worden ist das menschenschlachthaus in den jahren der latenten kriegsgefahr 8325_6882_000040 sondern auf anderer taktischer anschauung und ließ bei gegnerschaft im einzelnen das prinzip unberührt für deutschlands pazifisten selbst war dieser kongress die erfüllung eines längst gehegten wunsches 8325_6882_000041 man delektierte sich daran wie an den abstrusen utopien eines wells doch fühlte man nicht das seherische in dem schmalen büchlein 8325_6882_000042 unser ziel ist weit die pflicht schwer aber keine bürde wird uns drücken wenn wir es nur wagen ganz zu sein 8325_6882_000043 damit war aber auch das thema berührt in dessen bann die nun folgenden verhandlungen standen und so scharf auch zum teil die auseinandersetzungen waren es war in allen doch das gefühl lebendig es ist der sache wegen 8325_6882_000044 der deutsche militarismus von den feinden einst bald belächelt bald perhorresziert hat seinen siegeszug über die ganze welt angetreten 8325_6882_000045 er ist in deutschland die erste wirkliche heerschau des pazifismus nach dem kriege gewesen und aus seiner beurteilung im inland wie im ausland läßt sich nur der schluß ziehen 8325_6882_000046 sammeln wir nochmals was wir an moralischen geistigen religiösen kräften haben reißen wir den gewaltglauben aus der seele unseres volkes aber vergessen wir auch nicht die lauen und halben 8325_6882_000047 vorwort zu wilhelm lamszus das irrenhaus bücher haben ihre schicksale dieser zweite teil der visionen vom krieg war neunzehnhundertvierziehn druckfertig und sollte als fortführung des menschenschlachthauses erscheinen 8325_6882_000048 dann fahrt wohl ihr hoffnungen auf den völkerbund wir haben in langen jahren mehr als einmal den schritt der rüstungen beflügelt beschleunigen wir nunmehr die entwaffnung der welt 8325_6882_000049 wir haben auch das irrenhaus erlebt das irrenhaus sonst reich für sich sorgfältig abgegrenzt von der stadt der vernünftigen leute ist gegenwart gewesen gräßliche gegenwart wir waren ja alle besessene 8325_6882_000050 und den er nicht einfach dekretieren kann staudinger schreibt klar und anschaulich er hat die überzeugungskraft der menschen von reinem willen er ist wie wenige berufen in wirtschaftliche probleme einzuführen 8325_6882_000051 um über ihre erfahrungen in stadt und land zu berichten herr professor quidde verlas eine reihe von telegrammen an die geschäftsleitung unter anderem ein telegramm von doktor herrn 8325_6882_000052 die letzte tagung der deutschen friedensgesellschaft hatte in kaiserslautern stattgefunden am vorabend des krieges im mai 8325_6882_000053 am abend des zwölften juni versammelten sich die teilnehmer im ebenholzsaal des rheingold in zwangloser geselligkeit 8325_6882_000054 es folgte eine reihe von begrüßungsansprachen durch vertreter befreundeter organisationen für den bund neues vaterland sprach herr lehmann-rußbüldt für den deutschen frey-bund frau klara körber für den bund für radikale ethik herr magnus schwantje 8325_6882_000055 noch ist der alte erzfeind aller kultur und allen menschenglücks nicht erledigt vollgesoffen mit rotem menschenblut zog sich der drache in die höhle zurück auf wie lange 8325_6882_000056 denn hier allein ist bereits praxis vorhanden hier ist nicht experiment und versuch ins blaue hinein auf dem boden der konsumgenossenschaft wächst der freie gemeinschaftswille den der neue staat braucht 8325_6882_000057 als der erste teil neunzehnhundertzwölf erschien war ihm ein nicht alltäglicher bucherfolg beschieden aber eben nur ein bucherfolg 8325_6882_000058 ungeheure krämpfe erschüttern heute den leib der menschheit nur wenn die alten gegner den willen zur gegenseitigkeit finden kann wieder heilung werden 8325_6882_000059 von dem dolchstoß in den rücken faseln und mit dem phantasiebild eines revanchekrieges hörer und gläubige finden 8325_6882_000060 irgendwie ahnte man die ungeheure gefahr aber das geschlecht war zu feige um diesem bild wirklichkeit zuzusprechen das menschenschlachthaus als fanal gedacht wurde durch die wertung zum belletristischen ereignis 8325_6882_000061 für den bund internationaler studenten herr lindemann für die liga zur förderung der humanität herr professor nicolai von den anwesenden mit beifall begrüßt 8325_6882_000062 viele lasen diese grausamen bilder aber wohl nur wenige sind sich damals klar geworden dass hier mehr vorlag als eine artistische bravourleistung 8325_6882_000063 ihr visionen vom krieg wann werdet ihr einmal überflüssig sein heute seid ihr es noch nicht bedeutet neunzehnhundertneunzehn wie neunzehnhundertvierzehn warnung und drohung 8325_6882_000064 das interesse am stofflichen erwachte wieder aber nicht nur um neue wirklichkeit wurden gerungen auch in die geheimnisvollen provinzen des phantastischen bizarren grotesken grausigen drangen einzelne verwegene freischärler 8325_6882_000065 ist eine erholung nach dem kunterbunt der üppig gedeihenden bücher zur sozialisierungsfrage zunächst geht staudinger an eine dringend notwendige klärung der begriffe 8325_6882_000066 ihr erfolg war unbestreitbar stark schnell wurde mode was eben noch eingängerei war auch das menschenschlachthaus schien eine konzession an diesen neuen geschmack zu sein 8325_6882_000067 schweigen wir von jenen die damals aus vollem halse landesverrat schrien lohnender ist schon ein rückblick auf die haltung der literarischen kritik 8325_6882_000068 wir wissen dass goya oder kubin der wahrheit des krieges näher gekommen sind als anton von werner oder knackfuß wir haben inzwischen alles selbst erlebt vom mobilmachungstage an bis zur fliegenden erde 8325_6882_000069 nach jahren leidvoller isolierung waren diese männer und frauen zum ersten male wieder beisammen was lag also näher als die frage haben wir alles getan was wir zu tun hatten und wie werden wir in zukunft arbeiten müssen 8325_6882_000070 nein balmung hat seinen letzten dienst getan deutschland ist durch den krieg das abhängigste land der welt geworden nur als glied der großen völkerfamilie kann es gesunden 8325_6882_000071 der achte deutsche pazifistenkongress der vom dreizehnten bis fünfzehnten juni neunzehhundertneunzehn in berlin in den räumen des früheren preußischen herrenhauses tagte 8325_6882_000072 da brach die katastrophe herein der erste teil verschwand alsbald aus den läden und an eine herausgabe des zweiten teiles der in eine unheimlich blutfarbene revolutionsphantasmagorie ausläuft war vollends nicht zu denken 8325_6882_000073 sie sei lediglich eine frage des kritischen urteils nicht von der stellung zur schuldfrage hänge es ab ob einer als pazifist anzusprechen sei oder nicht 8325_6882_000074 die gelegenheitspazifisten und jene superklugen die unter der harmlosen deckmaske kontinentalpolitik den törichten englandfeindlichen kurs verewigen möchten 8325_6882_000075 schwerer zu erklären ist es daß bei den besiegten politiker die mit unerschütterlicher konsequenz die katastrophe vorbereitet haben 8325_6882_000076 über dem portal des neuen völkerbund-gebäudes steht ein höhnisches und drohendes vae victis entfesselt bleibt die ganze unterwelt unsozialer instinkte hochmut des siegers rachsucht des besiegten werden sich in der folge gleich gefährlich erweisen 8325_6882_000077 wenn aber einem volke die geste der unversöhnlichkeit teuer zu stehen kommen kann so ist es das deutsche es braucht durchaus nicht um gnade zu winseln 8325_6882_000078 auf beiden lastete der belagerungszustand an eine freie behandlung der großen zeitprobleme war also in beiden fällen nicht zu denken gewesen 8325_6882_000079 und eine fülle solcher bilder tief innerlich erschauter von mitfühlen durchbluteter bilder ist das menschenschlachthaus ist die hier vorliegende fortführung das irrenhaus 8325_6882_000080 solange wir ein helotenvolk sind haben wir nur eine frage zu beantworten wie können wir wieder ein freies volk werden 8325_6882_000081 in deutschland für ewige zeiten diskreditiert haben ihn die einst freien demokratischen völker gastlich aufgenommen die größten verächter sind die gelehrigsten schüler geworden 8325_6882_000082 das es nicht hat aber für notwendig hält es ist viel spiegelfechterei in der jugendbewegung 8325_6882_000083 nach der glänzend verlaufenen öffentlichen versammlung vom sonntag versammelte noch einmal ein gemeinsames mittagessen die teilnehmer des kongresses 8325_6882_000084 dann waren im laufe des krieges noch zwei generalversammlungen abgehalten worden neunzehnhundertfünfzehn in leipzig und neunzehnhundertsiebzehn in erfurt 8325_6882_000085 hans zacharias könnte eine katharsis heraufbeschwören wie er sich gibt muss er perücken wie naturburschen gleich greulich sein 8325_6882_000086 indem dieser den pazifismus warnte sich in der frage der kriegsschuld einseitig festzulegen herr prof quidde knüpfte daran die bemerkung dass es verfehlt sei die schuldfrage als eine solche der gesinnung zu behandeln 8325_6882_000087 ja meine herrschaften auch das ist jugend gerade im verzicht auf gewisse attribute die tradition so gern der jugend zuspricht das zeigt lieber eine gerümpfte nase als schwärmerisch verdrehte augen zeigt lieber blanken kalten intellekt als chaotisches gefühl 8325_6882_000088 berührten ihn diese dinge wenig er sah nur die vernichtung der werte deren träger der lebende mensch ist das mitleid machte ihn sehend und er sah nicht als agitator sondern als künstler 8325_6882_000089 so bedeutete der berliner kongress nach fünf jahren das erste zusammentreffen der deutschen pazifisten zu wirklich freier aussprache das gab ihm sein besonderes gewicht und erklärt auch die länge und scheinbare ziellosigkeit mancher debatten 8325_6882_000090 dass er nun eine macht sei mit der jeder real denkende politiker zu rechnen habe und der zum teil recht lebhafte widerspruch mancher gruppen und einzelpersonen beruhte nicht auf grundsätzlich anderer einstellung 8325_6882_000091 wissen wie das im lazarettzug hockte hohläugig gekrümmt mit klappernden kiefern vor zittern unfähig einen bissen brot zum munde zu führen dreimal verschüttet gewesen ja wir wissen das alles und deshalb warum immer wieder dieses grauenvolle buch aufschlagen 8325_6882_000092 wir müssen nachdem unsere schimmernde wehr zerschellt ist auch seelisch abrüsten täuschen wir uns nicht das problem der welt heißt heute deutschland sie alle blicken auf uns scheu und misstrauisch erlebt der geist des schwertes bei uns eine renaissance 8325_6882_000093 ebenso solche rein organisatorischer natur aber von der gleichen bedeutung fusionierung mit der zentralstelle völkerrecht 8325_6882_000094 herr pastor franke als sprecher der berliner ortsgruppe hieß in herzlichen worten die delegierten willkommen und wies auf die gefährlichen inner und außenpolitischen spannungen hin 8325_6882_000095 noch ist die atmosphäre erfüllt von giftigen und stickigen gasen noch sind genügend hände bereit neue brandfackeln zu schleudern nichts was zum krieg geführt hat ist durch den krieg wirklich abgetan 1946_719_000000 so schifften wir hinab auf der schwarzen stillen flut unser führer war über die maßen redselig und wir merkten bald daß er sich ein wenig zu sehr gegen die kalte unterirdische luft versehen hatte 1946_719_000001 und damit der liebe gott doch auch sein teil bekomme hat man ihm ganz kürzlich eine neumodische tempelartige kirche erbaut die aber ziemlich schwerfällig geraten ist 1946_719_000002 diese gott weiß wie wasserdicht gemacht empfängt den kanal in einem bette welches tief genug ist um nicht bloß kähne sondern auch schiffe von ziemlicher größe zu tragen zu beiden seiten des kanals ist noch ein breiter fußsteig gelassen 1946_719_000003 ein vierter arbeiter leimte kleine dazu abgepasste späne hinein die das blei bedeckten zuletzt ward der bis jetzt viereckige bleistift auf einer maschine rund gemacht das ganze ging blitzschnell und war gar leicht und artig anzusehen 1946_719_000004 wir eilten zurück in unser illuminiertes boot zu unserem noch besser illuminierten führer und erblickten bald darauf wieder das schöne licht der sonne 1946_719_000005 die öffentliche promenade in der stadt eine art von botanischem garten wäre nicht übel führte sie nur nicht immer dicht am kranken- und irrenhause auf und ab 1946_719_000006 doch war hier an keine gefahr zu denken immerfort perorierend bugsierte er uns langsam weiter indem er sich von zeit zu zeit gegen die wände des gewölbes stemmte 1946_719_000007 doch sind einige anstalten dazu getroffen es gibt hier ein theater einen konzert und einen assembleesaal in welchem sich winters die subskribenten zum spiel mitunter zum tanze versammeln 1946_719_000008 tief und weit unter der oberfläche führt er in verschiedenen richtungen hin an einigen stellen breit genug für zwei einander begegnende kanäle über ihm wölbt sich die nicht gar hohe teils gemauerte teils in den felsen gehauene decke 1946_719_000009 dies ist wie man wohl denken kann eben nicht ergötzlich doch die einwohner von manchester scheinen sich daran gewöhnt zu haben und lassen sich durch solche kleinigkeiten nicht in ihrer promenade stören 1946_719_000010 betäubt von den gesehenen wundern verließen wir das haus und bestiegen den wagen der uns zu einem anderen wunder dem vom herzog von bridgewater angelegten aquädukt bringen sollte 1946_719_000011 im ganzen blieb der feine geist der geselligkeit manchester wie anderen bloß von fabriken lebenden städten ziemlich fremd die männer erholen sich in tavernen bei der bouteille von der ermüdenden arbeit die frauen haben ihre zirkel unter sich 1946_719_000012 die wilden in den bergwerken sich ansammelnden wasser die sonst dem bergmann so viel not machen wurden auf angabe des herzogs in einem meilenweit in das innere der erde sich erstreckenden für ziemlich große kähne schiffbaren kanal gesammelt 1946_719_000013 wenn man oben wandelt und nicht gerade hinunter blickt so ahnt man nicht das dasein der brücke sondern glaubt noch immer auf festem lande zu sein jetzt ging es zu den nicht gar weit entfernten sehr beträchtlichen kohlenminen 1946_719_000014 wie amüsant aber solch eine gesellschaft von lauter engländerinnen sein mag wünschten wir lieber zu erraten als zu erfahren die gegend rings um manchester hat wenig einladendes 1946_719_000015 dieser herzog hat sich um sein vaterland besonders um manchester unsterblichen verdienst erworben sowohl durch anlegung der kanäle die hier den warentransport so sehr erleichtern als durch die verbesserung und bearbeitung der benachbarten kohlenminen 1946_719_000016 vorher wurden sie in eine schwärzliche flüssigkeit getaucht und wenn sie in die spalte gefügt waren mit einem sehr scharfen messer dicht am holze glatt abgeschnitten 1946_719_000017 in einem großen saale reinigte man die noch ungesponnene baumwolle in großen viereckigen watteähnlichen stücken lag sie ausgebreitet auf großen tischen eine menge weiber und mädchen in jeder hand mit einem dünnen stecken bewaffnet prügelten lustig darauf los 1946_719_000018 dies seltene schauspiel traf durch den glücklichsten zufall von der welt grade mit dem moment unserer ankunft bei dem kanale zusammen nachdem die wirkung des ersten erstaunens vorüber war besahen wir uns die sache näher 1946_719_000019 eine menge gewölbter gänge in verschiedenen richtungen durchkreuzten sich hier alle so niedrig dass man nur mit mühe ganz gebückt durchkriechen kann die kohlen liegen ganz frei da und wurden von halbnackten bald knienden bald auf dem rücken liegenden männern mit einer bergmannshaue losgebrochen 1946_719_000020 ein schiffbarer fluss strömt zwischen hohen ufern dahin ein kanal führt auf dem höheren lande in einer ihn gerade durchkreuzenden richtung über den fluss ist eine auf drei ungeheuren bogen ruhende schnurgerade brücke anders wissen wir es nicht zu nennen gebaut 1946_719_000021 so wie er ans licht des tags kommt ist er mit anderen das land durchkreuzenden kanälen in verbindung der eingang zu diesem reiche der unterwelt ist imposant ein großes tor in einen senkrecht steilen majestätisch hohen felsen eingehauen 1946_719_000022 nach einer viertelstunde verschwand jeder schein des goldenen tageslichts kalt düster unheimlich war es um uns her an der ersten mine kletterten wir aus dem kahne 1946_719_000023 so aber hört man unaufhörlich das geschrei und geplapper der armen verrückten sieht sie auch mitunter wie sie gewaltsam in dem am irrenhause dahinfließenden wasser zu ihrer heilung gebadet werden 1946_719_000024 oder entzünden sich an seinem grubenlichte und verbrennen ihn wenn er sich nicht mit dem gesichte platt auf die erde wirft sobald er gewahr wird dass die flamme seines lichts blau brennt der nächste augenblick ist gewöhnlich schon zu spät 1946_719_000025 wir besuchten eine der größten baumwollspinnereien eine im souterrain angebrachte dampfmaschine setzte alle die fast unzähligen in vielen übereinander getürmten stockwerken angebrachten räder und spindeln in bewegung 1946_719_000026 die arbeit schien uns höchst mühsam und beschwerlich auch ist sie nicht ohne gefahr und viele menschen verlieren hier ihr leben giftige dämpfe entstehen plötzlich und ersticken den arbeiter 1946_719_000027 nachdem jedes von uns ein stück kohle heruntergeschlagen hatte was wir zum wahrzeichen mitnehmen mußten waren wir nicht ferner begierig tiefer ins innere der erde zu dringen 1946_719_000028 überall hört man das geklapper der baumwollspinnereien und der webstühle auf allen gesichtern stehen zahlen nichts als zahlen an freude und vergnügen zu denken hat das arbeitsame völkchen hier eben nicht viel zeit 1946_719_000029 alles wird hier auf die leichteste weise durch maschinen bewirkt deren jede uns ein wunder der industrie erschien so sahen wir zum zusammendrehen und einpacken der fertigen stücke garn ganz eigene vorrichtungen 1946_719_000030 ein mann hobelte die kleinen etwa eine halbe elle langen und breiten brettchen von zedernholz ganz glatt ein anderer schnitt sie in streifen zu viereckigen bleistiften und machte mit einem instrument die spalte welche das blei aufnehmen sollte 1946_719_000031 in einem anderen saale ward sie durch eine einem ungeheuren kamme ähnliche maschine getrieben und glich nun einem äußerst dünnen aber doch zusammenhängenden gewebe 1946_719_000032 auf dem rückwege nach manchester hielten wir uns noch in einer ganz allein liegenden bleistiftfabrik auf den eignern schien unser besuch nicht viel freude zu machen doch ließ man uns auf die fürsprache unseres begleiters von manchester die ganze verfahrensweise dabei sehen 1946_719_000033 eine andere einer schnellwaage ähnliche maschine zeigte vermittelst eines zeigers die nummer und zugleich den grad der feinheit der daran gehängten garnspule 1946_719_000034 noch in einem anderen ward sie zu einem lockeren fast zwei finger dicken faden gesponnen und so durch viele säle hindurch immer feiner bis zu der feinheit eines haares 1946_719_000035 alles in der fabrik auch das geringste geschieht mit bewundernswerter genauigkeit und zierlichkeit dabei mit blitzesschnelle am ende schien es uns als wären alle diese räder hier das eigentlich lebendige und die darum beschäftigten menschen die maschinen 1946_719_000036 dunkel und vom kohlendampfe eingeräuchert sieht sie einer ungeheuren schmiede oder sonst einer werkstatt ähnlich arbeit erwerb geldbegier scheinen hier die einzige idee zu sein 1946_719_000037 aufgenommen von orsina reise durch england und schottland von johanna schopenhauer kapitel zwölf manchester von frühmorgens verließen wir buxton und erreichten gegen mittag diese berühmte große fabrikstadt 1946_719_000038 ein dritter setzte das blei hinein es waren etwa vier zoll lange und halb so breite stücke gerade so dick daß sie in die spalte paßten 1946_719_000039 die denn doch die seele des hier waltenden mechanischen lebens sind der aquädukt zu welchem wir jetzt fuhren ist des herzogs höchster triumph und erschien uns ein werk würdig der zeiten der alten römer 1946_719_000040 wir bestiegen einen langen schmalen kahn der sonst zum kohlentransporte dient mit brettern und kissen waren ziemlich bequeme sitze für uns darin bereitet am rande und im boote selbst kleine leuchter mit brennenden lichtern angebracht 1946_719_000041 uns schwindelte in diesen großen sälen bei dem anblicke des mechanischen lebens ohne ende in jedem derselben sahen wir einige weiber beschäftigt die nur selten reißenden fäden der unaufhörlich sich drehenden spindeln wieder anzuknüpfen kinder wickelten und haspelten das gesponnene garn 8743_7246_000000 dabei zeigtest du die hände her und statt der schöngeformten nägel die sie zieren wuchsen aus allen fingern lange rostige eisennägel hervor von denen einige krumm gebogen die dienste von dietrichen versehen hatten 8743_7246_000001 emil war außer sich vor freude und dankbarkeit daß sie ehe er ausritt sich ganz entgegengesetzt geäußert schien er vergessen zu haben 8743_7246_000002 deshalb habe er eine stunde gewählt wo er sie allein zu finden wusste weil er den herrn ausreiten gesehen sie fand das verständig und ließ ihn vor was lag ihr am see im garten was lag ihr an jener lieblingsbank agnesens wo die tränenweiden sich über das grab der vorgängerin neigten 8743_7246_000003 sie sagte das so kalt und gleichgültig dass derjenige welchem sie es sagte unmöglich ahnen konnte was dabei in ihr vorging auch hielt sie sich fest bis sie in ihrem zimmer angelangt die kleidung gewechselt und ihre dienerin mit den durchweichten hüllen hinausgeschickt hatte 8743_7246_000004 da wurde sie ruhiger die wut ging in wehmut über gustavs bleiche gestalt eine klaffende wunde im herzen stieg vor ihr auf sie streckte ihm als ob er wirklich vor ihr stände beide arme entgegen und schluchzte 8743_7246_000005 er hat meine schübe durchsucht nach dem kassettenschlüssel und das heimliche fach nicht entdeckt ich habe mich geregt er ist erschrocken im schrecken hat er den bart abgedreht 8743_7246_000006 hatte niemals antrieb erfunden das genaue verzeichnis zu durchlesen welches von des vaters hand geschrieben oben auflag heute empfand sie diesen antrieb sie nahm den schlüssel zu ihrem sekretariar unter dem uhrkasten heraus und steckte ihn mechanisch 8743_7246_000007 was beginn ich nun auf wessen seite soll ich treten bin ich verpflichtet mich dessen anzunehmen dessen namen ich führe der meines kindes vater sein wird 8743_7246_000008 aber sie und den gemahl weiter nicht berührenden zufall und verkündete lebhaft dass sie einem plötzlichen gelüst nicht habe widerstehen können dem grässlichen wetter zum trotze nach talwiese zu fahren und emils wünsche und bedürfnisse dem vater vorzutragen 8743_7246_000009 schon zeigten sich einzelne schneeflocken zwischen kalten regenschauern garten und wiesen und wasserspiegel waren fast unsichtbar aus den grau umdüsterten schlossfenstern und wer nicht verpflichtet war 8743_7246_000010 eben griff sie tastend nach dem in einem versteckten winkel angebrachten knopfe auf den gedrückt werden musste sollte der deckel des heimlichen faches aufspringen schon ungeduldig dass sie den richtigen punkt nicht sogleich zu treffen vermochte da meldete ihr kammermädchen 8743_7246_000011 so ist es unfehlbar und was ist's denn arges hat er nicht streng genommen ein anrecht an mein eigentum welches auch das seinige ist liegt nicht in diesem heimlichen spüren nach meinen kleinen schätzen ein gerechter vorwurf eine stumme dennoch beredete anklage gegen diejenige 8743_7246_000012 aber mein schlüssel ist unverletzt und niemand als er hat von gestern abend bis zu meinem erwachen diese schwelle betreten folglich muss 8743_7246_000013 emil sollte recht behalten es war der letzte schöne herbsttag den sie gehabt 8743_7246_000014 caroline meinte der besuch des müllers gelte dieser angelegenheit und der mann wolle sie bitten dass sie ein gutes wort einlege um den langwierigen process beider parteien zu ersparen 8743_7246_000015 ihre gedanken weilten noch bei dem unter spanischen und mexikanischen doublonen wühlenden kinde in das von einem elfenbeinernen herzen umkränzte schlüsselloch 8743_7246_000016 sollte emil alles ernstes versucht haben sollte ich in der tat wenn auch im schlummer wahrgenommen haben was ich für traum hielt es scheint ein stückchen eisen zu sein worauf die nadel stößt wie von einem abgebrochenen schlüssel 8743_7246_000017 nichts von ähnlichen dingen war vorhanden wie emsig auch die nachsuchung betrieben ward die beschriebenen papiere die zerstreut und ungeordnet übereinander lagen enthielten literarische exzerpte und auszüge aus lyrischen dichtern 8743_7246_000018 das dominium hatte in person des amtmannes dagegen geltend gemacht dass die ansprüche der mühle hätten solche dereinst bestanden längst verjährt seien und dass die herrschaft seinetwegen wenn es überall an frischem wasser fehle ihren schönsten platz im parke nicht durch einen halbleeren see entstellen lassen werde 8743_7246_000019 aufgeregt und ängstlich wie jemand der etwas entsetzliches zu berichten weiß dass der mühlbauer im schlosse sei und dringend mit dem herrn zu sprechen wünsche nun war zufällig nur wenige tage vorher die rede von einem prozesse gewesen der zwischen besagtem mühlbauer und dem dominium in aussicht stehe 8743_7246_000020 jener dessen mühlwerk zum teil durch zuflüsse aus dem sogenannten see im garten getränkt werden musste sollte es in trockenen jahren nicht müßig stehen behauptete steif und fest 8743_7246_000021 ein fürchterliches geheimnia waltet zwischen ihnen irgend eine gemeinsam begangene untat ein verbrechen gott sei uns gnädig der dolch den ich fand und gustavs wunde und die unauflöslichen widersprüche der neuländer wirtin die den ermordeten mit dem mörder in den wagen steigen sah 8743_7246_000022 du bist heute nicht so frohen mutes wie gestern emil macht das trübe wetter auf dich trüben eindruck oder sind es wieder die dummen geldgeschichten die dir im kopfe liegen beides meine beste beides 8743_7246_000023 er hat von seiner geldnot gepeiniget der arme erforschen wollen ob die geizige frau nicht im stande wäre ihm beizustehen das zufällige übereinstimmen der zwei verschiedenen schlösser ist ihm förderlich gewesen 8743_7246_000024 sie blieb wie wenn sie selbst zur leiche geworden wäre vor der leiche stehen die starren augen auf deren entstellte züge geheftet der mühlbauer fragte ob der tote ihr kenntlich sei keine silbe kam über ihre lippen 8743_7246_000025 wenn es nicht etwa eine noch mächtige sentimentale leidenschaft für die selige agnes gewesen sei caroline ließ sich auf diesen gegenstand weiter nicht ein nahm das ereignis wie einen allerdings unangenehm 8743_7246_000026 sie nahm ein stück kienholz aus dem korb am kamin wickelte dieses in die vorhandenen blätter gab dem ganzen die vorige form und legte es an seinen ort 8743_7246_000027 der anfang eines tagebuchs aus der knaben- und ersten jünglingsepoche schien flüchtiger übersicht völlig unbedeutend und gewann nur einiges interesse durch das mit roter schrift eingetragene motto vulnerant omnes 8743_7246_000028 alles war durcheinander geworfen sobald sie sich erst überzeugt dass nichts fehle rief sie mit leichtem herzen er hat tüchtig umhergekramt mein guter emil und doch nicht entdeckt wo der kleine drache der den schatz bewahrt seine höhle hat fürwahr zum diebe ist er verdorben 8743_7246_000029 dieser sei gewonnen und alles in ordnung er wird helfen sagte sie lebhaft und diesmal gründlich das verzagte hinter dem berge halten hat ein ende und ich habe nicht nötig was ich doch nur im äußersten notfall tun durfte die sparbüchse zu plündern 8743_7246_000030 verzeihung aber auch ihr gemahl zeigte sich den verwirrten sinnen und mahnte sie an manche stunden beglückten vereines warum hast du den freund getötet wollte sie fragen da schwanden die täuschenden bilder und sie war wieder allein in ihrem elend 8743_7246_000031 ich bin an einen betrüger verheiratet an einen dieb die zärtlichkeit dieser letzten tage war berechnet seine liebe ist lüge verstellung welche gewalt muss der landstreicher über ihn haben so gemeine entehrende absichten in einem manne von seiner bildung und erziehung hervorzurufen 8743_7246_000032 dann allein ihren stürmenden gedanken überlassen schritt sie laut redend auf und ab der ist's gewesen den ich für gustavs gespenst hielt er sieht ihm jetzt ähnlicher als je auch noch als leiche 8743_7246_000033 sie versuchte lange zeit vergebens auch das bemühen mit einer stricknadel herauszubohren was etwa zufällig in die kleine öffnung geraten sein und dieselbe verstopfen mochte erwies sich fruchtlos das ist doch unbegreiflich sprach sie und ihr traum wachte wieder auf 8743_7246_000034 dann wohl uns dir wie mir nun geliebte einen ritt hinaus in das unwetter nach der schäferei des vorwerks hinüber wo sie mich heute gewiß nicht erwarten und wo ich sie überraschen kann was der eifrige landwirt gerne tut dann wieder dein sklave 8743_7246_000035 sodann befahl sie dass man ihren halbgedeckten wagen anspanne untersagte dem kammermädchen aufs strengste dem gnädigen herrn von dem verdorbenen schlosse ihres sekretärs und der arbeit des dorfschmiedes zu sagen und setzte sich ein sobald nur die kutsche vorfuhr 8743_7246_000036 das war schauerlich und es gruselt mich noch wenn ich mir den garstigen anblick zurückrufe ich habe mir's überlegt jetzt während ich mit dem frühstück auf dich wartete ich will aus eigenen mitteln in ordnung bringen was dich zunächst bedrängt 8743_7246_000037 was sollen die dummheiten sagte sie was hat eine alte waffe an der das blut gott weiß welches serazenen oder andern heiden klebt unter abschriften deutscher dichter zu tun 8743_7246_000038 ich wähnte dich vor meinem lager am boden zu sehen eifrig bemüht die dukaten zu zählen die du aus meiner schatulle genommen ich fragte dich im traume wie hast du das künstliche schloss geöffnet und du entgegnest mit diesen nägeln 8743_7246_000039 was historische bedeutung oder den reiz der kuriositäten habe soll fürs erste reserviert die gewöhnliche masse gangbarer münzen solle versilbert werden sie freute sich kindisch dieses spiel welches sie oft als kind mit den eltern getrieben heute als verheiratete frau mit ihrem gatten spielen zu können 8743_7246_000040 es ist franz gewesen den sich emil mit großen summen vom halse geschafft und der jetzt dennoch wiederkehrte neue forderungen zu machen die unbefriedigt zu drohungen führten 8743_7246_000041 denn wer kann wissen dass der bei einem wetter wird spazieren geritten sein wo man keinen hund vor die türe schickt ohne not und verschwiegen darf es nicht bleiben und anzeigen muss man's sonst kann unser einer verdruss kriegen mit mord und totschlag ist nicht zu spaßen 8743_7246_000042 emil hatte sich seit agnesens tode um diese fortdauernden zwistigkeiten nicht bekümmert auch der amtmann hatte im eifer nachgelassen und zwei jahre lang ruhte der streit der mit der einkehr einer neuen schlossfrau erst wieder bedeutung gewann da ihretwegen der park die vorige pflege erhalten sollte 8743_7246_000043 daran erinnerte sich jetzt frau von schwarzwaldau sie beschloss mit emil zusammen eine genaue musterung der goldenen vliese anzustellen sobald er von der musterung seiner wollen-vliese im vorwerke wieder da sei 8743_7246_000044 sie griff danach wog es in der hand und glaubte ein gewaltiges messer gefunden zu haben sie löste die vielfach verschlungenen schnüre streifte die hüllen ab wobei ihr eine wohlbekannte bade liste ins auge fiel 8743_7246_000045 auf seiner brust ein in wachsleinen sorglich gewickeltes schreiben tragend welches laut beiliegendem zettel der postmeister des nächsten amtes gebeten wurde durch estaffette weiter zu befördern 8743_7246_000046 ultima necat und einige tropfen welche auf die vermutung führten der lateinische ausspruch sei mit blut geschrieben er wird sich beim federschneiden den finger verletzt haben 8743_7246_000047 was man bei heiterem sonnenschein mit heiterem sinne leicht zu nehmen vermag sieht an grauen tagen grau und düster aus es wird vorüber gehen eins mit dem anderen 8743_7246_000048 ich sollt es eigentlich dem amtmann melden tun da der doch polizei distriktskommissar spielt weil ich aber mit dem menschen nichts mehr will zu schaffen haben denn er gönnt seinem nebenmenschen nicht den bissen brot und nicht den tropfen wasser also komm ich zum gnädigen herrn 8743_7246_000049 fest entschlossen auf die seite des mühlbauers zu treten empfing sie ihn und als er ohne weitere vorbereitung gleich beim eintritt ins zimmer ausrief ich bringe gar was schreckliches sagte sie lächelnd es wird wohl so erschrecklich nicht sein worauf er folgenden bericht erstattete 8743_7246_000050 ah du meinst jene alberne vision wer weiß wen ich da gesehen habe ich war eben verstimmt fühlte mich einsam entbehrte deine gegenwart bleibe du stets in meiner nähe dann wird der tode sich mir nicht zeigen du kennst die sichersten mittel jedes gespenst zu bannen 8743_7246_000051 sie schloss ihre tür und verfasste einen langen ausführlichen bericht worin sie mit vollständiger klarheit den gang der vorfälle und ereignisse zusammenstellte durch welche sie auf ihre unheilbringenden mutmaßungen geleitet worden 8743_7246_000052 jedes wort will ich abwägen jeden ausdruck bedenken nichts für nichts wider einzig und allein die sache wie sie steht mehr kann ich nicht tun und auch nicht weniger den ausgang lege ich in gottes willen 8743_7246_000053 wozu erst mit dem vater debattieren ihn wollen wir in anspruch nehmen wenn du ihm sein adelsdiplom ausgewirkt hast was meinst du zu diesem vorschlage ich meine dass du die großmütigste edelste beglückendste gattin bist die ich nicht verdiene deren ich mich nicht würdigen darf 8743_7246_000054 was nur von seltsamen teuren dingen dieser gattung in reichenborn's hände geraten war hatte er gleichviel wie kostbar eingekauft für linchens sparbüchse die spielerei war zuletzt in liebhaberei und endlich gar in die gier eines goldmünzen sammlers übergegangen 8743_7246_000055 dann schloss sie den sekretär begab sich auf ihr zimmer verbarg die vom streifzug heimgebrachte beute im wäschekasten unter invaliden hemden und strümpfen und schickte nach dem schmied im dorfe damit dieser das schloss ihres sekretärs in ordnung zu bringen versuche 8743_7246_000056 die haare sind dunkel gefärbt er ist gekommen alte rechte geltend zu machen seine anwesenheit war es also die emil peinigte daher die geldnot deshalb der ernstlich gemeinte versuch über meine schatulle zu kommen den ich geneigt war für einen scherz auszulegen 8743_7246_000057 und hielt einen eigentümlich gestalteten dolch an dessen mit fremdartigen figuren bezeichneter klinge rötliche streifen schimmerten die äußerste spitze war abgebrochen dennoch hätte eine feste hand wohl immer noch vermocht tödliche stöße mit diesem stahle zu führen 8743_7246_000058 wie es zu diesem zwecke mit plumpen fäusten mehr aufgebrochen als künstlich geöffnet worden der abgebrochene schlüssel fand sich richtig vor staunte caroline über die unordnung in ihren juwelen und anderen schmuckkästchen 8743_7246_000059 frau von schwarzwaldau wollte nicht zögern ihr halbes versprechen ganz zu erfüllen sie holte die schatulle unter dem bette hervor was diesem nicht großen kästchen das bedeutende gewicht verlieh waren nicht bloß dukaten es waren goldmünzen der unterschiedlichsten länder zeiten und gepräge 8743_7246_000060 oder hab ich den zu rächen der mich auch die seinige nannte dem ich gehörte soll ich dem heimkehrenden gatten entgegenrufen hebe dich von mir an deinen fingern klebt blut oder soll ich ihm sagen entdecke dich deinem weibe dass es versuche dich zu retten 8743_7246_000061 sie haben halt einen umgebracht und haben das kadaver in den mühlgraben geworfen wer es ist kann ich nicht sagen nur bekannt kommt er mir vor wie wenn ich ihn schon gesehen hätte weiß aber nicht wohin ich ihn bringen soll 8743_7246_000062 mein gebieter und bleibe nicht lange aus er jagte über stock und stein durch wind und regengüsse wie wenn berittene teufel ihm auf den hacken wären stürme nur treibe nur dicke wolken vor dir her verhülle nur himmel und sonne das tut mir wohl 8743_7246_000063 er habe anrecht darauf weil bei anlage des künstlich gebildeten wasserspiegels ein bächlein aus der alten bahn geleitet und aufgefangen worden sei welches seinen vorfahren lang eh der park gegründet wart dienstbar gewesen folglich gebühre ihm was er bedürfe 8743_7246_000064 daß dieser mit unbefangenem urteil entscheide was geschehen muss an den justizrat will ich schreiben der die untersuchung in neuland führte der schon einige briefe mit mir gewechselt der sich einsichtsvoll besonnen teilnehmend bewährte 8743_7246_000065 die gnädige frau haben sich bemüht fragte dieser sie wies zurück dort herr amtmann der herr ist abwesend vollziehen sie eiligst was die gesetze vorschreiben es ist ein mord geschehen 8743_7246_000066 der revierjäger hatte sich eingefunden er schlich zum mühlbauer heran und flüsterte diesem etwas ins ohr meiner seele ja erwiderte der andere dann trat wieder dumpfes schweigen ein nur hanns der storch unterbrach es bisweilen durch zorniges klappern 8743_7246_000067 die ihm so lange vorenthielt was er bedarf er tat es in guter absicht um sich zu überzeugen ob er wagen dürfe sich an mich zu wenden weil er des vaters kleinliche weigerung fürchtet nein er verdient keinen tadel 8743_7246_000068 sie ging in höchster spannung nach emils arbeitszimmer um zu erproben ob ihr schlüssel des gatten sekretär öffne die probe fiel bejahend aus auf den ersten versuch gelang sie 8743_7246_000069 ich hatte in vergangener nacht einen sonderbaren traum und weil ich gar so fest und anhaltend geschlafen muss ich mich wundern dass er mir dennoch im gedächtnis blieb wahrscheinlich bin ich kurz nachher auf einen augenblick erwacht ohne mich jetzt an dies erwachen zu erinnern obgleich der traum zu meinem bewusstsein kam 8743_7246_000070 mit diesem tone des briefes war sie vollkommen zufrieden der mann des gesetzes soll nun durch mich erfahren was hier geschehen wie es geschehen sein kann und durch wen und in welchem zusammenhang schwarzwaldau mit neuland steht dies zu prüfen vielleicht zu ergründen bleibt seine aufgabe die meinige ist erfüllt 8743_7246_000071 als sie durchlas was sie geschrieben bemerkte sie es herrsche in diesem schriftlichen aufsatz ungleich mehr ein bestreben vor sich und den empfänger von der nichtigkeit jener mutmaßungen als umgekehrt ihn und sich von emils schuld zu überzeugen 8743_7246_000072 sie folgte dem manne durch dick und dünn schon von weitem hörte sie das klappern des alten storches welcher vom regen durchnässt zitternd vor kälte bei dem toten stand 8743_7246_000073 sei immer wie du gestern warst und vorgestern dann darfst du alles von mir fordern dann bist du jedes opfers wert wirklich caroline jedes opfer willst du mir bringen also auch das immer wiederkehrende gedächtnis des toten der mich mit eifersucht erfüllt 8743_7246_000074 durch ländlichen beruf einen eiligen gang über die hofräume zu wagen blieb von herzen gern im warmen gemache herr von schwarzwaldau saß mit carolinin beim kaffee es war fast gegen zwölf uhr mittags sie hatten lange geschlafen 8743_7246_000075 an welchen die meldung des amtmannes pünktlich abgegangen erschienen sei er selbst glaube den jäger sara zu erkennen obgleich die farbe der haare ihn wiederum irre mache und er durchaus keinen grund finde warum der junge mann sich ums leben gebracht und gerade hier ins wasser gestürzt haben könne 8743_7246_000076 gebe gott dass ich es auch einmal mit meinem kinde spielen kann und als sie bedachte wie nahe vielleicht eines so natürlichen wunsches erfüllung wäre nahm sie sich vor die sparbüchse nicht gar zu heftig zu plündern sie wusste ja selbst nicht was sie besaß 8743_7246_000077 der muss ihn kennen sagte der müller er weicht nicht von ihm wer des tieres seine sprache verstände der würde gleich wissen woran wir sind nicht wahr hannsel gleich beim ersten anblick verstummte caroline die auf dem wege noch manche fragen an ihren führer gerichtet hatte 8743_7246_000078 ist es nicht dann darf er niemals erfahren dass ich diese gräuel ihm zugemutet sonst müsste er mich von sich stoßen als ruchlose mörderin seiner ehre er kann unschuldig sein deshalb werde meiner seele qualvolles ringen einem dritten vorgehalten 8743_7246_000079 aber sie gelangte nicht dazu ihn umzudrehen der widerstand lenkte ihre aufmerksamkeit dem schlosse zu und sie entdeckte dass in demselben ein ungehöriger gegenstand das tiefere eindringen des schlüssels verhinderte 8743_7246_000080 das ding gehört in eine sammlung von kuriositäten neben vergiftete pfeile und ausgedörrte schlangenhäute ich nehm es ihm weg und er bekommt es nicht wieder es ist unheimlich 8743_7246_000081 dafür durchstöbere ich nun seine geheimnisse und gott sei ihm gnädig finden sich getrocknete blumen alte locken von jungen köpfen verblichene bandschleifen oder gar zerknitterte liebesbriefchen kurz irgendetwas von jenem krame was stoff zu neckereien bietet 8743_7246_000082 als er carolinen vor ihrer vermählung die sparbüchse übergab erwähnte er ausdrücklich dass die hälfte der darin zusammengehäuften stücke aus wirklichen kabinettstücken bestehe deren einzelne trotz ihres reellen geldwerts vielleicht dreifachen wert als raritäten besaßen 8743_7246_000083 ah wie froh bin ich dass ich ihm als selbsteigenes anerbieten schon entgegengebracht wonach er sich sehnt doch er hat mir mein schloss verdorben und strafe muß sein 8743_7246_000084 dort kommt der amtmann sagte der revierjäger caroline ging der storch mit ihr am eingange zum mühlengrundstück traf sie mit dem amtmann zusammen 8743_7246_000085 lange liegt er noch nicht im wasser so viel kann man sehen und freiwillig hinein gesprungen ist er wohl auch nicht caroline ließ sich mantel und schal geben setzte eine regenkappe auf zog überschuhe an die füße und sprach entschlossen führt mich dahin mühlbauer wo der leichnam liegt ich will ihn sehen 8743_7246_000086 und die leiter im hofe es ist franz gewesen der mit emil zusammen meinen bräutigam überfiel es ist franz gewesen der in des abgeschlachteten mantel verhüllt das gasthaus verließ 8743_7246_000087 schon wollte caroline unbefriediget wieder schließen da gewahrte sie im winkel des großen mittleren schubfaches ein paket von länglicher form allerlei zeitungsbogen und andere bedruckte papiere waren mit bindfaden zusammengebunden 8743_7246_000088 sie sei auf eine stunde nach thalwiese hinüber solle man dem herrn melden und werde bald wieder zu hause sein gerade während emil in den hofraum des schlosses schwarzwaldau einritt und die meldung entgegennahm die seine gemahlin für ihn hinterlassen sprengte aus dem wirtschaftsgehöfte von thalwiesen ein zuverlässiger stalljunge 8743_7246_000089 um acht uhr abends saß herr und frau von schwarzwaldau miteinander am teetisch er bestätigte dass der im mühlgraben aufgefundene tote in der tat kein anderer zu sein schiene als der ehemalige büchsenspanner franz sara und setzte hinzu nähere erörterungen werden erst möglich werden wenn der kriminalrichter 8743_7246_000090 nein keines von beiden eins wie das andre unausführbar unmöglich ist mein schauderhafter argwohn begründet sind die entsetzlichen kombinationen die sich mir aufdrängen mehr als spiel erhitzter einbildungskraft so ist verloren mit einem doppelmörder kann ich nicht leben und sein 8743_8270_000000 sieh die sonne sinkt eh sie sinkt eh mich greisen ergreift im moore nebelduft entzahnte kiefer schnattern und das schlotternde gebein trunkener vom letzten strahl reiß mich ein feuermeer 8743_8270_000001 der alten denen euer herzliches mitgefühl die alternde brust wärmt wir kommen von goethes lyrik wir wollen wieder zu ihr zurück immer wieder wollen wir zu ihr denn jeder gang zu ihr ist wie ein heimweg ins vaterhaus 8743_8270_000002 wenn goethe geboren siebzehnhundertneunundvierzig in frankfurt heute lebte würden ihn die kritischen anwälte der jüngsten deutschen dichtung wegen seiner vielseitigkeit der gesinnungslosigkeit zeihen er schrieb nebeneinander am werther am faust an einem groben fastnachtspiel 8743_8270_000003 aus dumpfem dunkel steigt er empor ins licht mögen wolken es oft verschatten mag der wanderer auf dem steilen wege straucheln nur nicht müde werden nicht nachlassen aufwärts vorwärts aufwärts der weg das ist das ziel der wille das ist der zweck 8743_8270_000004 im deutschen sängerkrieg auf der wartburg hat goethe sich in allen arten den ersten preis ersungen im drama durch faust und iphigenie in der prosa durch wilhelm meister und die wahlverwandschaften 8743_8270_000005 goethes genie fand seine befruchtung und erlösung aber immer erst durch die genien der frauen die er liebte sie sind die unbewussten mithelferinnen an seinem werk das deutsche volk hat alle ursache sich vor ihnen in dankbarkeit und ehrfurcht zu verneigen und sogenannten 8743_8270_000006 sein aufruf die alten volkslieder zu sammeln war eines der wichtigsten manifeste des deutschen achtzehnten jahrhunderts er ist der schöpfer dieses wortes volkslied 8743_8270_000007 die funkelnden himmelsfrauen und wir ihn fragen vater was ist mit den sternen und mit dem himmel dann wird er uns über die haare streicheln und leise sprechen 8743_8270_000008 auch eine beliebte spielart des heutigen dichters der politische dichter findet sich schon vorgebildet siebzehnhundertsiebzig in einem gedicht des schweizer lyrikers salis seewis an die unterdrückten aller länder 8743_8270_000009 auch das beste nicht durch lügen erreichen wollen ist das thematische motiv sprachlich ist das werk von der ersten bis zur letzten zeile vollkommen die schönsten jamben der deutschen sprache erklingen und sollten deutsche dichter je einmal wieder jamben schreiben wollen sie mögen zuerst die 8743_8270_000010 er ist der junge doktor faust der im sinnierenden gespräch sonntags vor dem straßburger tor spaziert und dennoch die augen so weit offen hat die hübschen sonntagsmädchen zu betrachten 8743_8270_000011 der himmel ist ein großes buch über die göttliche allmacht und güte und stehen viel bewährtere mittel darin gegen den aberglauben und gegen die sünde 8743_8270_000012 er wird ganz erschüttert das gedicht für einen gipfel der expressionistischen lyrik erklären während ihm die verse ich komme bald ihr goldenen kinder nur ein mitleidiges lächeln entlocken werden und er wird soll er auf den verfasser jener raten auf werfel raten 8743_8270_000013 auf seiner reise nach paris lernte er diderot einen der geistigen urheber der französischen revolution kennen in straßburg geschah jene denkwürdige begegnung mit goethe der schwärmerische jüngling empfing aus dem munde des gereiften und gelehrten mannes den mächtigsten ansporn die liebevollste leitung 8743_8270_000014 im tell seinem letzten drama gestaltet schiller noch einmal die idee der freiheit und nimmt noch einmal die partei der unterdrückten aller länder dieses drama berührt sich in mehr als einem punkt mit seinem erstlingsdrama den räubern keine philologische oder moralische spitzfindigkeit 8743_8270_000015 in der lyrik durch ganymed wanderers nachtlied an den mond die trilogie der leidenschaft und vieles andere er beherrschte die konträrsten stile sang wie ein kind zu kindern ich komme bald ihr goldenen kinder 8743_8270_000016 eulenspiegel kasperl und faust den komischen und tragischen charakter des deutschen wesens nebeneinander zu stellen ist ein beweis für die naive genialität des puppenspieldichters der seinerseits auf dem fünfzehnhundertsiebenundachtzig erschienenen volksbuch von doktor faust und den fastnachtsspielen des mittelalters fußt 8743_8270_000017 sein sinn ihrer sinnlichkeit und dann die vielen namenlosen die er liebte die frauen in thüringen in der schweiz in italien und endlich die suleika des westöstlichen 8743_8270_000018 herder war gleichsam ein denker des gefühls manchmal schlägt der blitz der apriorischen logik in seinen gedankenwald ihn und uns belehrend dass die bäume nicht in den himmel wachsen aber um den verkohlten stamm schlingen sich liebend und lieblich die reinsten gefühle die weißesten winden 8743_8270_000019 als er die augen schloss setzten sie ihm auf seinen grabstein seinen wahlspruch den ewigen wahlspruch aller jünglinge herder war auch als greis ein jüngling geblieben licht liebe leben 8743_8270_000020 dieser maßstab ist falsch die heutige dichtung der expressionisten ist nicht unverständlicher oder absonderlicher als irgendein hymnisches oder ekstatisches gedicht von goethe mit dessen grundformen sie sich berührt dutzende ihrer einzelerscheinungen sind läppisch oder unerfreulich 8743_8270_000021 um diese zeit lebten auch fern aller literarischen bestrebungen aber mit der tradition der deutschen dichtung auf tiefste verwachsen zwei der liebenswürdigsten deutschen dichter 8743_8270_000022 karl moor schreitet in mancherlei verwandlungen durch schillers werke er ist fiesco der verschwörer der sich hier den mantel des monarchen um die schulter schlägt 8743_8270_000023 er war ihm der freund hein trotz aller schmerzen aller dunkelheiten die er bringt sein abendlied gehört zu den deutschesten deutschen gedichten sein rheinweinlied das trunkenste trunklied 8743_8270_000024 der üblichen überschrift der in deutschland so beliebten monarchistischen geschichtsschreibung die letzten lebensjahre herders verbitterte seine entfremdung von goethe und schiller in schiller befehdete er den schüler kants in goethe sah er sich selber strahlend überwunden 8743_8270_000025 der als minister am hof des kaiser herzogs wirkte und der endlich als philemon einen greisenabend beschließen darf in der seligen gewissheit dass er die ernte bis zum letzten halm in die scheuer gebracht hat die idee des faust ist die idee des menschen schlechthin 8743_8270_000026 wer immer strebend sich bemüht den können wir erlösen singen die engel in der höheren sphäre fausts unsterbliches tragend wer je auf einer puppenbühne wie sie in den bayrischen messen noch umherziehen das alte puppenspiel vom doktor faust in fast ursprünglicher form noch gesehen hat wird wissen wie viel goethe ihm stofflich und kompositorisch verdankte 8743_8270_000027 er kann einen größeren einen mächtigeren nicht vertragen denn er fühlt sich das prinzip der macht regelmäßig verkörpert er fällt durch den verrat seines freundes piccolomini 135_82_000000 doch glaubte ich die beiden worte office und surveying gesehen zu haben bald stellte es sich heraus dass ich mich nicht geirrt hatte 135_82_000001 wurde mir die sache auffällig und ich stand von meinem sitz auf um henry anzudeuten daß ich zu gehen wünsche er weigerte sich nicht und wir wurden jetzt auch ich noch freundlicher entlassen als der empfang gewesen war 135_82_000002 lag zwischen dem quellgebiete des rio pecos und des südlichen kanadian die drei bewährten führer sam hawkens dick stone und will parker sollten uns dorthin bringen wo wir eine ganze schar von wackeren westmännern vorfinden würden die für unsere sicherheit zu sorgen hatten 135_82_000003 habe ich euch zu diesen gentlemen die gute bekannte von mir sind geführt und euch von ihnen auf den zahn fühlen lassen es ist ein sehr gesunder zahn denn ihr habt euch höchst ehrenvoll herausgebissen flunkerei 135_82_000004 der hat einen rotschimmel der es euch schon besorgen wird wir kehrten in die stadt zurück und suchten den pferdehändler auf bei dem es einen weiten reithof gab welcher rings von stallungen umgeben war korner kam selbst herbei und fragte nach unserm begehr 135_82_000005 your farewell feast mein abschiedsschmaus das konnte doch unmöglich sein wer weiß durch welches missverständnis das kind auf diese jedenfalls irrige meinung gekommen war 135_82_000006 mag mylady nicht bevor wir an das essen gehen diesem greenhorn sagen um was es sich handelt wenn ich mich nicht irre der ausdruck wenn ich mich nicht irre war bei ihm zur stehenden redensart geworden 135_82_000007 ich lächelte darüber dann hörte ich stimmen im parlour die gäste kamen und ich ging hinüber sie zu begrüßen sie waren alle drei zu gleicher zeit gekommen auf verabredung hin wie ich später erfuhr 135_82_000008 habe mich darum an die atlantik und pazifik company gewendet und euch examinieren lassen ohne dass ihr es wusstet habt gut bestanden hier ist die installation 135_82_000009 ich ging in begleitung von henry und sam hawkens hin und wurde auf das freundlichste begrüßt sie wußten daß ich hatte überrascht werden sollen und konnten mir also die verspätung nicht übelnehmen 135_82_000010 und seine fühlhörner behutsam ausstrecken muß wenn er sich nicht der gefahr aussetzen will ausgelacht zu werden ein greenhorn ist ein mensch welcher nicht von seinem stuhle aufsteht wenn eine lady sich auf denselben setzen will welcher den herrn des hauses grüßt 135_82_000011 dieser mann war ein außerordentlicher menschenfreund obgleich er das gegenteil zu sein schien da er außer der erwähnten familie mit keinem menschen verkehrte und selbst seine kunden so kurz und schroff behandelte dass sie nur der güte seiner ware wegen zu ihm kamen 135_82_000012 wenn der gentleman den schimmel versuchen will so habe ich nichts dagegen er gab den betreffenden befehl und nach einiger zeit brachten zwei knechte das gesattelte pferd aus dem stall geführt 135_82_000013 kaum saß ich oben so sprangen die knechte eilends fort und der schimmel tat einen satz mit allen vieren in die luft und einen zweiten zur seite ich behielt den sattel obgleich ich noch nicht in den bügeln war beeilte mich aber hineinzukommen 135_82_000014 und jeder beliebigen sonnenuhr als schattenwerfer hätte dienen können infolge dieses gewaltigen bartwuchses waren außerdem so verschwenderisch ausgestatteten riechorgane von den übrigen gesichtsteilen 135_82_000015 dann kam ich an die reihe mit dem bärentöter ich kannte dieses gewehr noch nicht und traf infolgedessen beim ersten schusse nur grad den rand des schwarzen in der scheibe 135_82_000016 aber ihr könntet doch um geld zu verdienen patent auf eure erfindung nehmen und dies verkaufen das wartet ruhig ab sir bis jetzt habe ich stets gehabt was ich brauche und ich denke dass ich auch fernerhin und ohne patent keine not leiden werde 135_82_000017 ah eine neue erfindung yes dann bitte ich um entschuldigung dass ich gefragt habe es ist natürlich geheimnis 135_82_000018 ja euern abschied sir nickte sie mit einem wohlwollenden lächeln welches ich aber nicht für am platze fand denn mir selbst war keineswegs zum lächeln 135_82_000019 henry stellte mir einen jungen etwas stumpf und ungelenk aussehenden mann als einen mr black und dann sam hawkens den westmann vor den westmann 135_82_000020 dessen alter farbe und gestalt selbst dem schärfsten denker einiges kopfzerbrechen verursacht haben würden blickte zwischen einem walde von verworrenen schwarzen barthaaren eine nase hervor die von fast erschreckenden dimensionen war 135_82_000021 schadet aber nichts denn die neue haut ist viel praktischer als die alte besonders im sommer kann sie abnehmen wenn mich schwitzt hihihihi er hing den hut zur flinte und stülpte sich die perücke wieder auf den kopf 135_82_000022 er aber fuhr fort es wird geritten ihr braucht also ein gutes pferd habe den rotschimmel gekauft den ihr selbst zugeritten habt sollt ihn bekommen 135_82_000023 so ein greenhorn und bücherwurm wie ihr seid will schießen können hat sogar in türkischen arabischen und anderen dummen scharteken herumgestöbert und will dabei zeit zum schießen gefunden haben nehmt doch einmal das alte gun da hinten vom nagel und legt es an als ob ihr zielen wolltet 135_82_000024 er hatte mich liebgewonnen und war ganz gewiss gewillt mir in jeder beziehung so weit er es vermochte förderlich und dienlich zu sein ich gab ihm die hand und ging nachdem er mir dieselbe kräftig gedrückt und geschüttelt hatte 135_82_000025 dieses eisenstück musste einen großen wert für ihn haben ich war neugierig zu erfahren warum darum fragte ich ihn soll das auch ein gewehrteil werden mr henry ja antwortete er als ob er sich besinne dass ich noch da sei 135_82_000026 heute preise ich das schicksal daß ich in jenem augenblick nicht photographiert worden bin denn ich habe jedenfalls wie die personifizierte verblüfftheit ausgesehen 135_82_000027 welch ein froher gedanke ich brauchte gar nicht zu fragen ich erhielt die auskunft unaufgefordert denn mein alter guter henry trat zu mir faßte mich bei der hand und sagte 135_82_000028 ja es ist ein geheimnis aber ich traue euch denn ich weiß daß ihr verschwiegenheit besitzt obgleich ihr ein ausgemachtes richtiges greenhorn seid darum will ich euch sagen was es werden soll 135_82_000029 seit ich da war kam er öfters als vorher hörte dem unterrichte zu nahm mich wenn dieser beendet war für sich in beschlag und lud mich schließlich sogar ein ihn zu besuchen 135_82_000030 ungefähr drei wochen nach unserem sonderbaren besuche im büro bat mich die lady am abend der heut für mich ein freier war nicht auszugehen sondern das supper mit der familie zu nehmen 135_82_000031 dann zog er den rock aus und legte ihn über einen stuhl dieser rock war viele viele mal geflickt und ausgebessert worden immer ein lederfetzen wieder auf den anderen genäht 135_82_000032 welchen zweck mein freund mit diesem besuche verfolgte war mir unklar er hatte keine bestellung keine erkundigung vorzubringen er schien nur der freundschaftlichen unterhaltung wegen gekommen zu sein 135_82_000033 und sehr bald werden die gegenden diesseits und jenseits der felsenberge von jedem lebenden wesen entvölkert sein sdeath rief er 135_82_000034 henry schien sich heut außerordentlich für die feldmesskunst zu interessieren er wollte alles wissen und ich ließ mich gern so tief in das gespräch ziehen dass ich endlich immer nur fragen zu beantworten den gebrauch der verschiedenen instrumente zu erklären 135_82_000035 unerquickliche verhältnisse in der heimat und ein ich möchte sagen angeborener tatendrang hatten mich über den ozean nach den vereinigten staaten getrieben 135_82_000036 und das zeichnen von karten und plänen zu beschreiben hatte ich war wirklich ein tüchtiges greenhorn denn ich merkte nicht die absicht heraus erst als ich mich über das wesen und die unterschiede der aufnahme durch 135_82_000037 dass diese kränkende bezeichnung auf mich passe oh nein denn es ist ja eben die hervorragendste eigentümlichkeit jedes greenhorns eher alle andern menschen aber nur nicht sich selbst für grün zu halten 135_82_000038 hatte meine eigenen haare mit vollem rechte und ehrlich von kindesbeinen an getragen und kein advokat wagte es sie mir streitig zu machen bis so ein oder zwei dutzend pawnees über mich kamen und mir die haare samt der haut vom kopfe rissen 135_82_000039 daß dann das leben die eigentliche und richtige hochschule ist deren schüler täglich und stündlich geprüft werden und vor der vorsehung zu bestehen haben daran wollte mein jugendlicher sinn damals nicht denken 135_82_000040 hab's euch ja schon gesagt weshalb ich euch gern habe ihr seid hier bei braven menschen aber ein hauslehrerposten ist nichts für euch sir gar nichts ihr müsst nach dem westen 135_82_000041 länger aber konnte er es nicht aushalten er hielt den lauf gegen das licht sah hindurch und bemerkte dabei schießen ist nämlich schwerer als nach den sternen gucken oder alte ziegelsteine von nebukadnezar zu lesen verstanden habt ihr denn jemals ein gewehr in der hand gehabt 135_82_000042 ein greenhorn steckt das bowiemesser so in den gürtel daß er wenn er sich bückt sich die klinge in den schenkel sticht 135_82_000043 hierauf gab es einen bösen beinahe für mich gefährlichen kampf zwischen reiter und pferd ich bot alles auf das wenige geschick und die unzureichende übung welche ich damals nur besaß und die kraft der schenkel die mich schließlich doch zum sieger machte 135_82_000044 natürlich waren wir außerdem auch des schutzes aller fortsbesatzungen sicher um mich so recht zu überraschen war mir dies alles erst heut gesagt worden freilich etwas sehr spät 135_82_000045 freut mich freut mich ungeheuer es will also wie es scheint nur greenhorns tragen kommt einmal mit mir durch diese seitenstraße weiß da drüben ein famoses dining house in welchem man sehr gut speist und noch besser trinkt 135_82_000046 und waffen müsst ihr auch haben werde euch den bärentöter mitgeben das alte schwere gun welches ich nicht brauchen kann mit dem aber ihr bei jedem schusse in das schwarze trefft was sagt ihr dazu sir hä 135_82_000047 bald auf diese und bald auf jene weise für kurze zeit tätig verdiente ich mir so viel dass ich äußerlich wohl ausgerüstet und innerlich von frohem mute erfüllt in saint louis ankam 135_82_000048 sie fügte hinzu es hätte eigentlich gekündigt werden sollen doch wollen wir euch den wir so lieb gewonnen haben nicht hinderlich sein euer glück so bald wie möglich zu ergreifen 135_82_000049 es wird ein stutzen ein repetierstutzen mit fünfundzwanzig schüssen unmöglich haltet euren schnabel ich bin nicht so dumm mir etwas unmögliches vorzunehmen 135_82_000050 ein greenhorn raucht zigaretten und verabscheut den tabakssaftspeienden sir ein greenhorn läuft wenn er von paddy eine ohrfeige erhalten hat 135_82_000051 doch beruhigte mich die mitteilung dass für meine vollständige ausrüstung bis auf das kleinste gesorgt worden war es blieb mir nichts weiter zu tun als mich meinen kollegen vorzustellen welche in der wohnung des oberingenieurs auf mich warteten 135_82_000052 aber ich kenne kein gewehrsystem das einen derartigen teil besitzt glaube es soll erst noch werden wird wohl system henry werden 135_82_000053 der zweite schuss saß besser der dritte nahm die genaue mitte des schwarzen und die nächsten kugeln gingen alle durch das loch welches die dritte durchschlagen hatte 135_82_000054 well so wollen wir gleich sehen ich nehme ein leichteres gewehr mit und ihr tragt den bärentöter ich mag mich mit so einer last nicht schleppen 135_82_000055 aber da müsstet ihr doch kammern zur aufnahme der munition für fünfundzwanzig schüsse haben habe ich auch die würden aber so groß und unhandlich sein dass sie genierten 135_82_000056 anstatt der antwort nahm ich ihn unten bei der zugeknöpften jacke und bei dem hosenbund und hob ihn mit dem rechten arm empor thunder storm schrie er auf lasst mich los ihr seid ja noch weit kräftiger als mein bill 135_82_000057 ein original und büchsenmacher welcher sein handwerk mit der hingebung eines künstlers betrieb und sich mit altväterischem stolze mr henry the gunsmith nannte 135_82_000058 ich gestehe offen zu daß ich als mein auge verwundert auf ihm ruhte wohl nicht sehr geistreich ausgesehen haben mag eine solche gestalt hatte ich denn doch noch nicht gesehen später freilich habe ich noch ganz andere 135_82_000059 als grund dieser einladung gab sie an dass mr henry kommen werde und außerdem habe sie zwei gentlemen geladen von denen der eine sam hawkens heiße und ein berühmter westmann sei 135_82_000060 schau solche grünen vögel wie ihr einer seid bleiben nicht im neste hocken die stecken die schnäbel überall hin nur da nicht wo sie hingehören und wo gehöre ich hin wenn es euch beliebt es mir zu sagen hierher zu mir verstanden 135_82_000061 was ihr bis jetzt wißt ist nichts ist gar nichts und was ihr bis jetzt könnt ist noch viel weniger ihr könnt ja nicht einmal schießen 135_82_000062 wohin nach dem wilden westen mit mir ihr habt ja euer examen glänzend bestanden hihihihi die anderen surveyors reiten morgen fort und können nicht auf euch warten ihr müsst unweigerlich mit 135_82_000063 ein solcher vorzug war noch keinem andern zu teil geworden und ich hütete mich daher die mir gewordene erlaubnis auszubeuten diese zurückhaltung schien ihm aber keineswegs lieb zu sein 135_82_000064 hat zehn jahre lang astronomie studiert kann aber ebenso lang den gestirnten himmel angucken ohne zu wissen wie viel uhr es ist 135_82_000065 habe euch schon lange einmal nach etwas fragen wollen warum habt ihr es nicht getan weil ich nicht wollte hört ihr es und wann wollt ihr denn heute vielleicht 135_82_000066 das erstaunen henrys wuchs von schuss zu schuss ich musste auch die rifle probieren und als dies ganz denselben erfolg hatte rief er schließlich aus 135_82_000067 ich sah daß jede fläche desselben ein loch hatte er war mit solcher aufmerksamkeit bei dieser arbeit daß er meine gegenwart ganz vergessen zu haben schien 135_82_000068 er kehrte zu seiner schraubenbank zurück und ich tat dasselbe die nun folgende unterhaltung war eine höchst einsilbige henry schien sich in gedanken mit irgendetwas wichtigem zu beschäftigen plötzlich sah er von der arbeit auf und fragte 135_82_000069 die eltern hatten sichtlich mehr aufmerksamkeit für mich und die kinder waren zärtlicher geworden ich überraschte sie bei heimlichen blicken auf mich die ich nicht verstehen konnte ich hätte sie liebevoll und auch bedauernd nennen mögen 135_82_000070 da fiel es mir wie schuppen von den augen das alles war abgekartete sache gewesen surveyor feldmesser vielleicht gar für eine der großen bahnen welche geplant wurden 135_82_000071 antwortete ich die stirn in falten ziehend denn ich fühlte mich bedeutend verletzt ich will annehmen mr henry daß dieses wort euch ohne absicht und nur so herausgefahren ist 135_82_000072 also dieses eisen wird eine kugel welche sich exzentrisch bewegt fünfundzwanzig löcher darin enthalten ebenso viele patronen bei jedem schusse rückt die kugel weiter die nächste patrone an den lauf 135_82_000073 dieser junge sir behauptet dass ihn kein pferd aus dem sattel bringe antwortete henry was meint ihr dazu mr korner wollt ihr ihn einmal auf euern rotschimmel klettern lassen 135_82_000074 der mann betrachtete mich ebenso aufmerksam wie ich ihn später erfuhr ich den grund warum er sich so für mich interessierte diese oberpartie 135_82_000075 dann wird es sich zeigen ob ihr das noch seid was ihr heute seid und doch nicht glauben wollt nämlich ein greenhorn wie es im buche steht damit schob er mich zur tür hinaus doch ehe er sie schloss sah ich dass ihm das wasser in den augen stand 135_82_000076 es werden hundert und tausend aasjäger sich mit eurem stutzen bewaffnen und nach dem westen gehen das blut von menschen und tieren wird in strömen fließen 135_82_000077 ist auch nicht nötig die sache ist aber sehr einfach ihr behauptetet kürzlich etwas von der feldmesserei zu verstehen und um zu erfahren ob dies etwa nur flunkerei gewesen sei 135_82_000078 und fuhr ich fort wenn jedermann dieses gefährliche gewehr für geld bekommen kann so werdet ihr allerdings in kurzer zeit tausende absetzen aber die mustangs und die büffel werden ausgerottet werden und mit ihnen jede art von wild dessen fleisch die roten zum leben brauchen 135_82_000079 mr henry wenn ihr mich solcher dinge für fähig haltet werde ich euch nicht mehr besuchen lasst euch nicht auslachen ihr werdet mich alten kerl doch nicht der freude berauben die mir euer anblick macht wisst schon wegen der ähnlichkeit mit meinem sohne 135_82_000080 danke für solche kreaturen da lobe ich mir meinen alten polsterstuhl der nichts dagegen hat wenn ich mich auf ihn setze kommt wir wollen gehen es ist mir ganz schwindelig geworden aber umsonst habe ich euch nicht schießen und reiten sehen darauf könnt ihr euch verlassen 135_82_000081 es tut uns innig leid euch von uns gehen zu sehen doch geben wir euch unsere besten wünsche mit reist in gottes namen morgen ab 135_82_000082 will es meinen nur bezweifle ich daß der welcher es kauft so gut mit ihm auskommen wird wie ich es hat sich nur an mich gewöhnt und wirft jeden andern ab 135_82_000083 und doch macht ihr bei eurer behauptung ein so ernstes und zuversichtliches gesicht dass einem darüber die galle überlaufen könnte ich bin kein knabe dem ihr stunde gebt verstanden 135_82_000084 und dadurch hatte dieses kleidungsstück eine steifheit und dicke erlangt daß wohl kaum ein indianerpfeil hindurchkommen konnte nun sahen wir seine dünnen krummen beine ganz 135_82_000085 es ist ein bärentöter der beste den ich jemals in den händen gehabt habe ich ging hin langte die büchse herab und legte sie an hallo rief er aus indem er aufsprang was ist denn das 135_82_000086 sie zog ihn als ich eintrat schnell zurück und wischte ihn spornstreichs an ihrem hochblonden frisurchen ab als ich nun mit strafendem winke den meinigen erhob kam sie auf mich zugesprungen und flüsterte mir einige worte zu 135_82_000087 ein greenhorn kauft schießpulver und wenn er den ersten schuss tun will erkennt er dass man ihm gemahlene holzkohle gegeben hat ein greenhorn 135_82_000088 es saßen drei herren da welche ihn sehr freundlich und mich höflich und mit nicht zu verbergender neugierde empfingen karten und pläne lagen auf den tischen dazwischen gab es allerlei messinstrumente wir befanden uns in einem geodätischen büro 135_82_000089 das hatte ihn äußerlich rauh gemacht er wusste es vielleicht gar nicht dass er eigentlich ein perfekter grobian war der kern aber war mild und gut und ich habe oft sein auge feucht gesehen wenn ich von der heimat und den meinen erzählte 135_82_000090 schüttelte missbilligend den kopf und rief aus getrost als ob ich so ein greenhorn wie ihr seid erst um erlaubnis fragen müsste wenn ich mit ihm reden will 135_82_000091 also ein vollständiges greenhorn und doch nimmt dieses greenhorn den mund so voll als ob es der urgroßvater aller indianer wäre und schon seit tausend jahren hier gelebt hätte und heute noch lebte männchen bildet euch ja nicht ein mir warm zu machen 135_82_000092 so ist es eure aufgabe und sogar eure pflicht westmann zu werden habt ihr keine lust dazu warum nicht well werden sehen was sich aus dem greenhorn machen lässt also reiten könnt ihr auch zur not zur not hm 135_82_000093 wenn es euch recht ist soll es mir ein vergnügen sein antwortete ich henry hatte seit ich abgestiegen war noch nichts gesagt sondern mich nur immer kopfschüttelnd angesehen 135_82_000094 er guckte eine längere zeit in alle die löcher hinein drehte das eisen nach verschiedenen richtungen hielt es einige male an das hintere ende des laufes den er vorhin fortgelegt hatte und sagte endlich 135_82_000095 nachdem er mich genau betrachtet hatte fragte er den büchsenmacher mit einer dünnen stimme die wie eine kinderstimme klang ist dies das junge greenhorn von dem ihr mir erzählt habt mr henry yes nickte dieser 135_82_000096 von diesem tage an besuchte er mich täglich und behandelte mich wie einen lieben freund den man bald zu verlieren befürchtet aber einen stolz über diese bevorzugung ließ er in mir nicht aufkommen 135_82_000097 also doch nicht so gut wie ihr schießt pshaw was ist das reiten weiter das aufsteigen ist das schwierigste wenn ich dann erst oben sitze bringt mich wohl kein pferd herunter 135_82_000098 dort führte mich das glück in eine deutsche familie in welcher ich einen einstweiligen unterschlupf als hauslehrer fand in dieser familie verkehrte mr henry 135_82_000099 er hatte seine frau und kinder durch ein grausiges ereignis verloren über welches er nie sprach doch vermutete ich infolge einiger seiner äußerungen daß sie bei einem überfalle ermordet worden waren 135_82_000100 an denen ich mit ganzem herzen hing und auch heut noch hänge warum er der alte mann grad für mich den jungen fremden menschen eine solche vorliebe zeigte das wusste ich nicht bis er es mir einmal sagte 135_82_000101 man wird die armen indianer niederschießen wie kojoten und in einigen jahren wird es keinen indsman mehr geben wollt ihr das auf euer gewissen laden er starrte mich an und antwortete nicht 135_82_000102 aber auf den nächsten morgen freute ich mich denn ich hatte wirklich schon viel und gut geschossen und war vollständig überzeugt daß ich vor den augen meines alten sonderbaren freundes gut bestehen würde 135_82_000103 ich denke wann schon längst und oft auch angelegt und abgedrückt ja und getroffen natürlich 135_82_000104 ein greenhorn macht im wilden westen ein so starkes lagerfeuer daß es baumhoch emporlodert und wundert sich dann wenn er von den indianern entdeckt und erschossen worden ist darüber dass sie ihn haben finden können 135_82_000105 haltet den schnabel sir ich habe euch doch nur deshalb hinausgeschickt damit mein altes gun wieder einmal mitreden kann kehrt ihr zurück so sucht mich auf und erzählt was ihr erlebt und erfahren habt 135_82_000106 green heißt grün und unter horn ist fühlhorn gemeint ein greenhorn ist demnach ein mensch welcher noch grün also neu und unerfahren im lande ist 135_82_000107 hm antwortete ich lächelnd ist dies vielleicht die frage welche ihr mir vorlegen wolltet ja die ist es nun antwortet doch einmal gebt mir ein gutes gewehr in die hand so will ich antworten eher nicht 135_82_000108 boxen wird drüben bei uns nicht getrieben aber im turnen und ringen mache ich mit reiten ja 135_82_000109 wir schlenderten durch einige straßen und dann führte er mich in ein bureau in welches von der straße aus eine breite glastür führte er nahm den zutritt so schnell daß ich die goldenen lettern welche auf den glasscheiben standen nicht mehr lesen konnte 135_82_000110 als wir dann so weit gegangen waren dass man uns von dem büro aus nicht mehr sehen konnte blieb henry stehen legte mir die hand auf die schulter und sagte indem sein gesicht in heller genugtuung leuchtete sir mann mensch jüngling greenhorn 135_82_000111 war ein verteufelt störendes gefühl für mich habe es aber glücklich überstanden hihihi bin dann nach tekama gegangen und habe mir einen neuen skalp gekauft wenn ich mich nicht irre wurde perücke genannt und kostete mich drei dicke bündel biberfelle 135_82_000112 ich sagte zunächst gar nichts dann als ich die sprache wiederfand wollte ich die gaben von mir weisen hatte aber keinen erfolg 135_82_000113 ich erinnere mich noch heute des zornigen gesichts welches er mir eines abends als ich zu ihm kam zeigte und des tones in welchem er mich empfing ohne auf mein good evening zu antworten 135_82_000114 so kommt um sechs zu mir wollen hinauf auf den schießstand gehen wo ich meine gewehre einschieße warum so früh weil ich nicht länger warten will bin ganz begierig darauf euch zu zeigen dass ihr ein greenhorn seid 135_82_000115 habt ihr mathematik getrieben war eine meiner lieblingswissenschaften arithmetik geometrie natürlich feldmesserei 135_82_000116 bildet euch doch nichts ein sir ich habe mit vollem bedacht gesprochen ihr seid ein greenhorn und was für eins den inhalt eurer bücher habt ihr gut im kopfe das ist wahr es ist ganz erstaunlich was ihr leute da drüben lernen müsst 135_82_000117 ja muß vorher wissen ob ihr schießen könnt so stellt mich auf die probe werde es auch tun ja werde es tun darauf könnt ihr euch verlassen wann beginnt ihr morgen früh den unterricht um acht uhr 135_82_000118 ich ließ mir eine peitsche geben und sporen anschnallen dann schwang ich mich allerdings nach einigen vergeblichen versuchen gegen welche das pferd sich wehrte in den sattel 135_82_000119 ich glaubte ganz im gegenteile ein außerordentlich kluger und erfahrener mensch zu sein hatte ich doch so was man zu sagen pflegt studiert und nie vor einem examen angst gehabt 135_82_000120 da legte er den büchsenlauf an welchem er schraubte weg stand auf trat nahe an mich heran fixierte mich mit verwunderten augen und rief aus 135_82_000121 ihm ist das yankee english oder gar das hinterwälder idiom ein gräuel es will ihm nicht in den kopf und noch viel weniger über die zunge ein greenhorn hält ein racoon für ein opossum und eine leidlich hübsche mulattin für eine quadrone 135_82_000122 ihr macht doch ein recht siegesgewisses gesicht meint ihr dass ihr die mauer von der ich gestern abend sprach treffen würdet ich hoffe es 135_82_000123 alle weiterungen abzuschneiden nahm die lady an der tafel platz und wir anderen waren gezwungen ihrem beispiele zu folgen es wurde gegessen und das thema durfte nicht gleich wieder aufgenommen werden 138_82_000000 etwa das was ich tue was ich rede ja ich erzähle was ich erlebt habe und da ich mit euch zusammengewesen bin kommt ihr auch mit in die bücher grad so wie ihr da vor mir sitzt 138_82_000001 aber sam was ereifert ihr euch denn so es kann euch doch ganz gleichgültig sein was ich tue so gleichgültig mir alle teufel ist das ein mensch wenn ich mich nicht irre habe ihn lieb wie einen sohn und meinen ganzen narren an ihm gefressen und da soll es mir gleichgültig sein was er treibt 138_82_000002 ja das blatt seines lebens war nicht leicht und leise abgefallen sondern mit gewalt abgerissen worden und zwar von was für einem menschen aus was für einem grunde und in was für einer weise dort lag der mörder noch immer sinnlos betrunken ich hätte ihn niederschießen mögen aber es ekelte mich vor ihm 138_82_000003 da ist es vorteilhaft für mich und euch wenn ich einen begleiter bei mir habe der eine solche körperkraft besitzt und mit seinem bärentöter so außerordentlich gut schießen kann ich sehe wirklich nicht ein inwiefern dies auch für uns von vorteil sein könnte 138_82_000004 ist ein mord geschehen so kann der dazu berechtigte den mörder sofort töten oder es wird eine jury gebildet welche das urteil fällt und es dann ungesäumt vollzieht auf diese weise entledigt man sich der schlimmen elemente welche den ehrlichen jägern sonst über den kopf wachsen würden 138_82_000005 und wenn eure berechnung nicht richtig ist es ist ja möglich dass die beiden apachen die leiche einstweilen an einen sichern ort geschafft haben und dann zurückkommen um aus dem hinterhalte auf uns zu schießen 138_82_000006 ich will aufhören und mich nicht weiter aufregen aber wenn ihr wirklich willens seid der lehrer eurer leser zu werden so seid ihr der beklagenswerteste mann den es auf gottes schöner erde geben kann 138_82_000007 hoffentlich habt ihr nichts dagegen wie und nun sagt wie das fleisch verteilt werden soll wir wollen ehe wir uns schlafen legen ein stückchen davon braten teilt wie ihr wollt antwortete ich das fleisch gehört allen 138_82_000008 und jetzt schon mehr leiste als mancher jäger der zwanzig jahre auf der savanne herumgeritten ist da ließ er die hand mit dem schinkenstücke vollends niedersinken hustete einige male sehr verlegen und sagte dann alle teufel dieser junge kerl dieses greenhorn hat mich 138_82_000009 wie achtunggebietend war sein und seines vaters verhalten gewesen andere menschen mochten es nun weiße oder rote sein hätten sich sofort auf den mörder gestürzt und ihn getötet diese beiden hatten ihn nicht eines blickes gewürdigt und das was in ihnen vorging nicht durch die leiseste bewegung eines gesichtsmuskels verraten 138_82_000010 sam hawkens erschlägt mich nicht das weiß ich ganz genau das wißt ihr so so das wißt ihr also und leider ist es auch wahr ich würde mich lieber selbst erschlagen als euch ein einziges härlein 138_82_000011 und eide schwöre ich nicht bei mir pflegt das wort zu gelten grad so wie ein schwur und endlich lasse ich mir ein versprechen nicht durch drohungen selbst wenn es mit der liddy wäre abpressen die sache mit den büchern ist gar nicht so dumm wie ihr meint ihr kennt das nur nicht und ich werde es euch später wenn ihr mehr zeit habt einmal erklären 138_82_000012 nein so haue ich zu schrie er indem er mit dem kolben seiner liddy ausholte haut immer zu antwortete ich ruhig der kolben schwebte einige augenblicke über meinem haupte dann ließ er ihn sinken warf das gewehr ins gras schlug ganz trostlos die hände zusammen und jammerte 138_82_000013 da liegt das bärenfell seht es euch an schneidet die ohren ab und steckt sie euch an den hut nehmt die krallen von den tatzen und die zähne aus dem rachen und fertigt euch eine kette daraus die ihr euch um den hals hängt so macht es jeder weiße westmann und jeder indianer der das große glück gehabt hat einen grizzly zu erlegen 138_82_000014 über euch würdet ihr anstatt des blauen himmels eine abgebröckelte kalkdecke haben und unter euch anstatt des weichen grünen grases eine alte holzpritsche auf welcher ihr den hexenschuss bekommt 138_82_000015 der gute sam hatte ganz recht gesagt kaum hatte ich als er mit seinem kulinarischen meisterstück fertig war den ersten bissen probiert so stellte sich der vorhin vermißte appetit ein ich vergaß was mich vorher bedrückt hatte und aß aß wirklich so lange bis ich nichts mehr hatte 138_82_000016 eine hand welche so lange ein pferd gezügelt die büchse und das messer geführt und den lasso geschwungen hat die ist nicht mehr geeignet dazu allerlei krikselkraksel auf das papier zu malen 138_82_000017 seht ihr's lachte er mich an es ist wirklich weit angenehmer einen grizzlybären zu verspeisen als zu erledigen was habt ihr nun wohl kennengelernt jetzt werden wir uns einige tüchtige stücke aus dem schinken schneiden um sie noch heute abend zu braten 138_82_000018 eure leser werden gar nichts von euch lernen denn ihr versteht ja selber nichts wie kann so ein greenhorn so ein ganz und gar ausgewachsenes und ausgestopftes greenhorn der lehrer seiner leser sein 138_82_000019 noch vor wenigen minuten hatte er gemeint dass wir uns wohl nicht wiedersehen würden also dass mein lebensweg wohl kein mich zu den apachen führender sei und nun erteilte er mir plötzlich eine aufgabe deren lösung mich mit diesem stamme in innige beziehung bringen musste 138_82_000020 ich sage euch dass die obrigkeit sich von allen dingen rein zu halten hat aus diesem grunde haben wir westmänner die wir gegebenenfalls die obrigkeit spielen müssen alle veranlassung unseren ruf unbefleckt zu erhalten doch auch davon abgesehen will ich euch fragen was rattler wohl dann täte wenn er von uns fortgejagt würde 138_82_000021 und ich behaupte es ich kann es sogar beschwören rief er eifrig habt ihr denn eine kleine ahnung von dem leben welches euch dann bevorsteht ja 138_82_000022 welch eine idee welch eine ganz und gar hirnlose idee was kostet denn so ein buch wie ihr schreiben wollt einen dollar zwei dollar drei dollar je nach der größe denke ich 138_82_000023 hm soviel ich weiß gibt es hier in der nähe kein apachenlager ich würde die nächsten mescaleros wenigstens drei starke tagesritte von hier suchen wenn ich mich hierin nicht irre so 138_82_000024 tja ihr redet eben wie ein greenhorn redet als ankläger könnt ihr in zwei fällen auftreten nämlich erstens wenn der ermordete euch als verwandter oder freund und kamerad nahe gestanden hat dass dies aber nicht der fall ist habt ihr bereits zugegeben zweitens könnt ihr auch dann als ankläger gegen den mörder auftreten wenn ihr selbst der ermordete seid 138_82_000025 mit mir habt ihr's verdorben ich habe euch nun durchschaut ihr seid ein filou vor dem man sich in acht zu nehmen hat das hatte er in seinem zornigsten tone gesprochen nach diesen worten und diesem tone hätte ich eigentlich annehmen müssen dass nun zwischen uns wirklich alles aus sei 138_82_000026 er war so schwer daß die vereinte anstrengung von zehn kräftigen männern hatte angewendet werden müssen um ihn unter den bäumen hervor und durch das gebüsch nach dem im freien brennenden feuer zu schaffen 138_82_000027 ich versichere euch dass ihr gar keine leser finden werdet nicht einen einzigen und sagt mir nur um des himmels willen warum ihr aber auch grad ihr ein lehrer werden wollt und noch gar der lehrer eurer leser die ihr gar nicht finden und haben werdet 138_82_000028 was für leute waren doch wir dagegen so saß ich während die anderen sich ihr fleisch schmecken ließen still am feuer und grübelte in mich hinein bis sam hawkens mich aus meinen sinnen weckte 138_82_000029 ihn fortjagen ja darüber haben wir uns fraglich auch schon beraten und sind zu der ansicht gekommen dass wir erstens kein recht haben ihn fortzujagen und dies selbst wenn wir das recht hätten aus klugheitsrücksichten nicht tun würden 138_82_000030 warum hatte ich dem sterbenden überhaupt mein versprechen so schnell gegeben aus mitleid ja wahrscheinlich aber es war wohl noch ein anderer grund vorhanden wenn ich mir seiner auch nicht bewusst gewesen war 138_82_000031 aber bei einem solchen spähritte wie wir morgen vorhaben muss man sehr vorsichtig sein und alles vorher bedacht haben ein pferd dessen man nicht sicher ist kann alles verderben so wirklich lachte er mich an 138_82_000032 nein well so mag das schöne werk beginnen der appetit ist da wenn ich mich nicht irre er löste die tatzen von den beinen und zerlegte sie dann in so viel teile wie personen da waren ich bekam das beste stück eines vorderfußes wickelte es ein und legte es beiseite während die anderen sich beeilten ihre portion an das feuer zu bringen 138_82_000033 nun ich mache reisen um länder und völker kennen zu lernen und kehre zuweilen in die heimat zurück um meine ansichten und erfahrungen ungestört niederzuschreiben aber zu welchem zwecke denn um aller welt willen das kann ich nicht einsehen 138_82_000034 das lasst bleiben sir ja das lasst bleiben ich bitte euch inständigst darum ihr würdet dabei elend zu grunde gehen das könnt ihr mir glauben ich bezweifle es 138_82_000035 ich glaube man kann rund und fett dabei werden obgleich man die bärentatzen nur auf dem papiere zu essen bekommt möchte wirklich wissen ob die guten gentlemen welche solche sachen schreiben einmal über den alten mississippi herübergekommen sind die meisten von ihnen wahrscheinlich so denkt ihr ja 138_82_000036 ebenso ist es möglich dass sie viel eher auf einen trupp der ihrigen treffen ja es lässt sich sogar annehmen dass sie freunde in der nähe haben denn es sollte mich wundern wenn zwei indianer noch dazu häuptlinge sich ohne alle begleitung so weit von ihrem wohnsitze entfernten 138_82_000037 ja antwortete ich eifrig ich weiß dass das schnauben eines pferdes seinem reiter das leben kosten kann ah das wisst ihr gescheiter kerl der ihr seid habt es wohl auch gelesen sir 138_82_000038 ich aber gab ihm keine ich hatte ihn gefangen ich zog den sattel herbei legte ihn als kissen benutzend den kopf darauf streckte mich lang aus und machte die augen zu 138_82_000039 das ist doch stark das ist mehr als stark das ist noch stärker der kerl hat eine kraft wie ein büffel muskeln wie ein mustang flechsen und sehnen wie ein hirsch ein auge wie ein falke gehör wie eine maus 138_82_000040 und das alles um eines trunkenboldes willen sie werden jedenfalls in größerer anzahl kommen natürlich es hängt da alles von der frage ab wann sie kommen werden wir hätten ja zeit zu fliehen müssten aber alles im stich 138_82_000041 ja und sodann kommt die hauptsache er muss morgen mit damit keine reiberei entsteht welche unglücklich enden kann ihr wisst dass rattler es ganz besonders auf ihn abgesehen hat wenn dieser liebhaber eines glases brandy morgen erwacht ist es sehr wahrscheinlich dass er sich gleich an den macht der ihn heut wieder niedergeschmettert hat 138_82_000042 und da die zeit der büffeljagd gekommen ist so wäre auch die möglichkeit vorhanden dass intschu tschuna und winnetou zu einem jagdtrupp gehören der sich in der nähe befindet und von welchem sie sich aus irgendeinem grunde auf nur kurze zeit entfernt haben das alles ist zu bedenken und zu beherzigen wenn wir vor und umsichtig sein wollen 138_82_000043 wir müssen diese beiden wenigstens morgen am ersten tage nach der mordtat auseinander halten darum bleibt der eine den ich noch brauchen kann hier bei euch und den andern nehme ich mit habt ihr nun auch noch etwas dagegen nein er mag mit euch reiten 138_82_000044 war dieser wunsch ein zufälliges leeres weggeworfenes wort oder ist dem sterbenden vergönnt wenn er von seinen lieben scheidet im letzten augenblicke wenn die eine schwinge seiner seele bereits im jenseits schlägt einen blick in ihre zukunft zu werfen 138_82_000045 gibt es denn nicht lehrer und schulmeister genug auf erden und in der welt müsst ihr die summe dieser leute denn vergrößern hört sam ein lehrer zu sein ist ein hochwichtiger ein heiliger beruf 138_82_000046 glaube es nicht habe meine sehr guten gründe dafür daran zu zweifeln und diese gründe sind will's euch sagen sir habe früher auch einmal schreiben gekonnt aber es so schön verlernt dass ich jetzt wohl kaum noch imstande wäre meinen namen auf ein papier oder eine schiefertafel zu bringen 138_82_000047 desto sicherer aber werden sie zurückkehren um uns alle in ihre hände zu bekommen glückt ihnen das so können wir uns auf einen bösen tod gefasst machen denn das ansehen in welchem dieser klekih petra bei ihnen gestanden hat erfordert eine doppelt und dreifach schwere rache 138_82_000048 und was für ein elendes leben würdet ihr als buchmacher führen ihr müsstet anstatt des herrlichen quellwassers des westens dicke schwarze tinte trinken an einer alten gänsefeder kauen anstatt an einer bärentatze oder einer büffellende 138_82_000049 die nehmen wir morgen als proviant mit denn auf solchen kundschafterritten muss man immer darauf gefasst sein dass man keine zeit findet ein wild zu schießen und auch kein feuer anbrennen darf um es zu braten ihr aber legt euch auf das ohr und macht einen schnellen tüchtigen schlaf denn wir brechen mit der morgenröte wieder auf und werden morgen alle kräfte brauchen 138_82_000050 da habt ihr den punkt auf den es ankommt ja der wilde westen hat seine feststehenden eigentümlichen gesetze er verlangt auge für auge zahn um zahn blut für blut so wie es in der bibel steht 138_82_000051 winnetou eins von karl may kapitel drei teil eins damit der bär nicht weit geschleppt zu werden brauchte war während meiner abwesenheit das lager bis in die nähe der stelle wo ich ihn erlegt hatte vorgerückt worden 138_82_000052 das sagte ich mir auch denn es war ihnen nicht zu trauen darum antwortete ich ja nachdem ihr mir die sache in dieser weise klar gemacht habt sehe ich wohl ein dass wir sie laufen lassen müssen wie sie läuft nur machen mir die apachen sorge denn es unterliegt wohl keinem zweifel dass sie kommen werden um sich zu rächen 138_82_000053 geld verdienen das kann man hier im westen am leichtesten da liegt es auf der prairie im urwalde zwischen den felsen und auf dem grunde der flüsse ausgestreut 138_82_000054 nehmt euch die geschichte nicht zu herzen und gebt euer tatzenstück her ich will es euch braten danke sam ich esse wirklich nicht habt ihr euch denn darüber geeinigt was nun mit rattler werden soll haben allerdings darüber gesprochen und was wird seine strafe sein strafe 138_82_000055 ich ich fragte er indem seine äuglein größer und immer größer wurden ja ihr ich würde natürlich von euch schreiben von mir 138_82_000056 und die beinahe fertige arbeit unvollendet lassen das umgehen wir wenn es nur halbwegs möglich ist wann glaubt ihr fertig werden zu können wenn ihr euch recht sputet in fünf tagen 138_82_000057 klang aber genau so mag sein habe auch gar nichts dagegen was eure arbeit betrifft so wird es wohl keine gar so große verzögerung nach sich ziehen wenn morgen vier anstatt fünf sich daran beteiligen habe grad eine bestimmte absicht dabei dieses junge greenhorn welches shatterhand genannt worden ist mitzunehmen 138_82_000058 er sah dabei nach rattlers freunden hinüber und er hatte recht wenn diese unzuverlässigen menschen allein bei uns blieben so könnte es nach ihres anführers erwachen leicht unliebsame szenen geben da war es besser stone und parker blieben da 138_82_000059 aber schon nach einer halben minute hörte ich ihn mit weicher freundlicher stimme hinzufügen gute nacht sir schlaft schnell damit ihr kräftig seid wenn ich euch wecke er war doch ein lieber guter ehrlicher mensch der alte sam hawkens 138_82_000060 nun was ist denn das wieder für ein benehmen fragte er das schinkenstück noch immer in der hand bin ich denn keiner antwort wert o ja antwortete ich nur gute nacht bester sam schlaft wohl 138_82_000061 meint ihr dass wir ihn bestrafen sollen natürlich meine ich das ach so und wie denkt ihr dass wir dies anzufangen haben sollen wir ihn nach san francisco new york oder washington transportieren und dort als mörder anklagen unsinn die obrigkeit die ihn zu richten hat sind wir er ist den gesetzen des westens verfallen 138_82_000062 hat man sich da etwa darüber zu wundern dass ein ehrlicher westläufer der es gut mit ihm meint in zorn gerät er sah mich dabei fragend ja herausfordernd an natürlich erwartete er eine antwort 138_82_000063 ja leider sind wir das rattler ist ebenso wie ich stone und parker für euch engagiert worden und nur diejenigen die ihn angestellt haben und besolden können ihn entlassen 138_82_000064 nun so bilden wir also eine jury dazu würde zunächst ein ankläger nötig sein der bin ich mit welchem rechte als mensch der nicht zugeben kann dass ein solches verbrechen ungeahndet bleibt 138_82_000065 freude mir bleibt mir doch mit solcher albernheit vom leibe ihr müsst nun endlich wissen dass ich solche witze nicht vertragen kann es ist kein scherz sondern ernst ernst 138_82_000066 aber du kannst doch nicht allein reiten sagte der letztere ich könnte schon wenn ich wollte aber ich will nicht erwiderte sam werde mir einen begleiter aussuchen wen dieses junge greenhorn hier dabei deutete er auf mich 138_82_000067 durch das buchmachen berühmt werden hat man jemals eine so jämmerliche behauptung gehört ich noch nicht wirklich noch nicht was wollt denn grad ihr von berühmtheit wissen ich will euch sagen wie man berühmt werden kann 138_82_000068 so soll rattler also unbestraft ausgehen davon ist keine rede ereifert euch nicht so ich gebe euch mein wort dass ihn die vergeltung so sicher treffen wird wie jede kugel aus meiner liddy ihr ziel erreicht die apachen werden dafür sorgen 138_82_000069 am delikatesten sind sie wenn sie schon von würmern durchbohrt sind aber so lange können wir nicht warten denn ich fürchte dass die apachen sehr bald kommen und uns das essen verderben werden darum wollen wir lieber beizeiten dazutun und uns gleich heute schon über die tatzen machen damit wir sie genossen haben wenn wir von den roten ausgelöscht werden habt ihr etwas dagegen sir 138_82_000070 gebt die tatze her ich will sie euch braten so ein greenhorn hat nicht den richtigen verstand dazu also passt hübsch auf damit ihr es lernt müsste ich euch eine solche delikatesse zum zweitenmal braten so bekämet ihr nichts davon denn ich würde sie selber essen 138_82_000071 nein der darf nicht fort entgegnete da der oberingenieur warum nicht mr bancroft weil ich ihn brauche möchte doch wissen wozu zur arbeit natürlich wenn wir in fünf tagen fertig werden wollen müssen wir alle unsere kräfte anspannen ich kann keinen missen 138_82_000072 und so ein fünf oder sechs pfund gehirn im kopfe wenn man nach seiner stirne geht er schießt wie ein alter reitet wie der geist der savanne und geht trotzdem er noch keinen gesehen hat auf den büffel und auf den grizzly los als ob er es mit einem meerschweinchen zu tun hätte 138_82_000073 und so ein mensch so ein prairiejäger so ein kerl der zum westmann wie geschaffen ist und jetzt schon mehr leistet wie mancher jäger der zwanzig jahre auf der savanne herumgeritten ist ich sage so ein mensch will nach hause gehen und bücher machen ist das denn nicht um toll zu werden 138_82_000074 well ich werde also schlafen aber vorher sagt mir welches pferd ihr reiten werdet welches pferd gar keines äh was dann 138_82_000075 welche anklagen welche vorwürfe lagen in diesem einen worte wenn mich etwas über den blutigen vorgang beruhigen konnte so war es der umstand dass klekih petra am herzen winnetous gestorben war 138_82_000076 ein westmann ist viel wichtiger tausend und abertausend mal wichtiger das muss ich wissen weil ich einer bin während ihr erst kaum mit der nase hergerochen seid ich muss mir das also allen ernstes verbitten dass ihr lehrer eurer leser werden wollt und nun gar geld dabei zu verdienen 138_82_000077 hier habt ihr ein pferd dort einen zerrissenen polsterstuhl zwischen den beinen hier könnt ihr bei jedem regen und gewitter die edle gottesgabe aus erster hand genießen dort aber reckt ihr beim ersten tropfen welcher fällt einen roten oder grünen schirm zum himmel auf 138_82_000078 man nennt den westen nicht umsonst die dark and bloody grounds die finsteren und blutigen gründe ihr könnt es glauben dass hier der boden auf jedem schritte den ihr darauf tut mit blut getränkt ist und wer eine so empfindliche nase hat dass er dies nicht erriechen kann der mag daheim bleiben und zuckerwasser trinken 138_82_000079 intschu tschuna und winnetou weil sie die leiche transportieren vier tage zu reiten ehe sie sukkurs bekommen können drei tage dann nach hier zurück das ergibt sieben tage und da ihr glaubt in fünf tagen fertig zu werden so meine ich dass wir es wagen dürfen mit der vermessung fortzufahren 138_82_000080 sie hatten es aber auf uns alle abgesehen weil er zu uns gehörte und weil sie uns infolge unserer vermessungen als feinde betrachten die ihnen ihr land und eigentum rauben wollen darum haben sie sich in so außerordentlicher weise beherrscht und sind davongeritten ohne einen finger gegen uns zu erheben 138_82_000081 das womit herauszurücken ihr euch bisher stets so sehr gesträubt habt ich mich gesträubt da möchte ich doch wissen was das ist heraus damit oh weiter nichts als dass ich zum westmanne wie geschaffen bin 138_82_000082 winnetou hatte einen tiefen eindruck auf mich gemacht einen eindruck wie ich ihn noch bei keinem andern menschen empfunden hatte er war grade so jung wie ich und doch mir so überlegen das hatte ich gleich beim ersten blicke herausgefühlt 138_82_000083 hier seid ihr ein frischer freier froher mann mit der büchse in der faust dort hockt ihr am schreibepult und verschwendet eure körperkraft an einem federhalter oder bleistifte der 138_82_000084 hm gute nacht sam sam hawkens schlaft wohl wiederholte ich und wendete mich um da fuhr er mich an ja schlaft ein ihr galgenstrick das ist besser als wenn ihr wacht denn so lange ihr die augen offen habt ist kein ehrlicher kerl sicher nicht von euch an der nase herumgeführt zu werden zwischen uns ist's aus 138_82_000085 nun steckt euch einmal eure bücher an den hut und hängt euch eine bärenkette ums genick was wird man sagen he dass ihr ein verrückter kerl seid ein ganz verrückter kerl diese berühmtheit und keine andere werdet ihr von eurem bücherschreiben haben 138_82_000086 fast scheint es so denn es wurde mir später möglich seine bitte zu erfüllen obgleich es jetzt den anschein hatte als ob eine begegnung mit winnetou mir nur verderben bringen könne 138_82_000087 ich hatte zwar hunger aber keinen appetit so widersprechend dies auch klingen mag infolge des langen anstrengenden rittes fühlte ich wohl das bedürfnis speise zu mir zu nehmen aber es war mir unmöglich zu essen 138_82_000088 sam hatte dem bären das fell abgezogen das fleisch aber unberührt gelassen als ich vom pferde gestiegen war und dasselbe versorgt hatte und an das feuer trat sagte der kleine wo jagt ihr denn herum sir 138_82_000089 so dann fordere ich euch hiermit auf es augenblicklich zu widerrufen und mir mit einigen eiden zu versichern dass ihr es unterlassen werdet warum weil ich euch sonst augenblicklich niederschießen oder niederschlagen werde hier mit meiner alten liddy welche ich da in meinen händen habe also wollt ihr oder nicht 138_82_000090 ja alle kräfte anspannen bisher habt ihr das nicht getan es hat vielmehr einer für alle arbeiten müssen nun mögen sich auch einmal alle für diesen einen anstrengen mr hawkens wollt ihr mir etwa vorschriften machen das möchte ich mir verbitten fällt mir nicht ein eine bemerkung ist noch lange keine vorschrift 138_82_000091 das ist seine sache und die unserige ebenso wir befänden uns in jedem augenblicke in gefahr da er höchstwahrscheinlich versuchen würde sich an uns zu rächen es ist besser ihn bei uns zu behalten wo wir ihn beaufsichtigen können als dass wir ihn fortjagen und er uns fortgesetzt umschleicht und jedem dem er will eine kugel in den kopf jagen kann 138_82_000092 auch wenn wir uns seiner entledigen auch dann sie schießen uns nieder ohne zu fragen ob er bei uns ist oder nicht aber wie wolltet ihr euch seiner wohl entledigen 138_82_000093 und bedenkt die ehre sam welche ehre fragte er mir das gesicht rasch wieder zuwendend die ehre von so vielen leuten gelesen zu werden man wird dadurch berühmt da hob er die rechte mit dem großen schinkenstück hoch empor und schrie mich an 138_82_000094 so sind wir also einig und indem er sich mir zuwendete fügte er hinzu ihr habt gehört was euch morgen für eine anstrengung bevorsteht es kann leicht möglich sein daß wir da keinen augenblick zum essen und zur ruhe finden darum frage ich euch ob ihr denn nicht wenigstens einige bissen von eurer bärentatze probieren wollt 138_82_000095 er hatte sich in eine nicht geringe aufregung hineingeredet seine äuglein blitzten und seine wangen glühten soweit der dichte vollbart dies sehen ließ im allerschönsten zinnoberrot grad so wie seine nasenspitze 138_82_000096 um der lehrer meiner leser zu sein und mir nebenbei geld zu verdienen zounds der lehrer seiner leser und geld verdienen sir ihr seid übergeschnappt wenn ich mich nicht irre 138_82_000097 na unter diesen umständen will ich es wenigstens versuchen versucht es nur versucht es nur ich kenne diese versuche man braucht nur einen bissen zu nehmen so hört man gewiss nicht eher auf als bis man nichts mehr hat 138_82_000098 nun hört augenblicklich auf sonst werfe ich euch diese zwölf pfund bärenschinken an den kopf dort gehört der schinken hin denn ihr seid grad so dumm oder noch viel dümmer als der dümmste grizzlybär 138_82_000099 da schlage doch der donner drein wenn ich mich nicht irre inwiefern denn ernst worüber sollte ich mich denn da freuen über euch über mich ja über euch selbst denn ihr würdet auch in meinen büchern stehen 138_82_000100 wir müssen uns da streng nach dem rechte halten streng nach dem rechte einem menschen gegenüber der tag für tag die göttlichen und menschlichen gesetze mit füßen tritt wenn auch was ihr da vorbringt ist ja alles gut aber man darf keinen fehler begehen aus dem grunde weil ein anderer ein verbrechen begangen hat 138_82_000101 die ernste stolze klarheit seines samtweichen auges die ruhige sicherheit seiner haltung und jeder seiner bewegungen und der wehmütige hauch eines tiefen und verschwiegenen grames den ich auf seinem jugendlichen schönen gesichte zu entdecken glaubte hatten mir es sofort angetan 138_82_000102 was ist mit euch sir habt ihr keinen hunger ich esse nicht so und haltet lieber denkübungen ich sage euch dass ihr euch das nicht angewöhnen dürft auch mich ärgert das was vorgekommen ist gewaltig aber der westmann muss sich an solche auftritte gewöhnen 138_82_000103 dieser mensch ist übergeschnappt ist verrückt geworden vollständig verrückt ich ahnte es sogleich als er bücher schreiben und ein lehrer seiner leser werden wollte und nun ist es wirklich eingetroffen nur ein wahnsinniger kann so ruhig und kaltblütig sitzen bleiben wenn meine liddy über seinem haupte schwebt 138_82_000104 nicht das wundert mich seid doch sonst ein außerordentlich pfiffiger und einsichtsvoller gentleman antwortete sam in leicht ironischem tone wie nun wenn ich auf feinde treffe die hierher wollen 138_82_000105 seid ihr das sam die sache ist keine solche über welche man witze reißen sollte weiß schon weiß wollte diesen punkt auch nur der vollständigkeit wegen hinzufügen weil wenn ein mord vorgekommen ist der ermordete das erste und größte recht besitzt die bestrafung des mörders zu beantragen 138_82_000106 wenn ich mich nicht irre aber um der wahrheit die ehre zu geben so war das was ihr vorgebracht habt gar nicht so dumm gesagt ich gebe euch vollständig recht wir müssen unsere augen auf alle diese möglichen fälle richten darum ist es notwendig zu erfahren wohin die apachen sich gewendet haben ich werde ihnen also mit tagesanbruch nachreiten 138_82_000107 ich konnte die mordszene noch immer nicht verwinden ich sah mich mit klekih petra zusammensitzen ich hörte seine bekenntnisse welche mir jetzt wie eine letzte beichte vorkamen und musste immer wieder an seine schlussworte denken die wie die vorahnung seines nahen todes geklungen hatten 138_82_000108 dies gefühl des ekels war jedenfalls auch der grund gewesen dass die beiden apachen ihn nicht auf der stelle bestraft hatten feuerwasser hatte intschu tschuna im allerverächtlichsten tone gesagt 138_82_000109 wir haben mit schmerzen auf euch gewartet weil wir das bärenfleisch kosten und den petz doch nicht ohne euch anschneiden konnten habe ihm einstweilen den rock ausgezogen war ihm vom schneider so gut angemessen worden dass er auch nicht die kleinste falte hatte 138_82_000110 nein ich kenne zum beispiel einen der den westen lieb gewonnen hat und ein tüchtiger jäger werden will dennoch wird er zuweilen in die zivilisation zurückkehren um über den westen zu schreiben so wer wäre das fragte er indem er mich neugierig ansah 138_82_000111 schön und was kostet ein biberfell habt ihr eine ahnung davon wenn ihr fallensteller werdet verdient ihr viel mehr viel mehr als wenn ihr der lehrer eurer leser seid von dem sie wenn er ja zu seinem und zu ihrem unglücke welche finden sollte nichts als nur dummheiten lernen würden 138_82_000112 wer ein richtiger westmann ist der hat sicher das schreiben verlernt und wer keiner ist der mag es unterlassen über sachen zu schreiben die er nicht versteht hm man braucht sich doch nicht um ein buch über den westen zu schreiben so lange da aufzuhalten bis man kein schreibgelenk mehr in den fingern hat fehlgeschossen sir 138_82_000113 und ich reite mit sagte will parker ich auch erklärte dick stone sam hawkens sann eine kurze weile nach und antwortete ihnen dann ihr bleibt hübsch da ihr beide ihr werdet hier gebraucht verstanden 138_82_000114 welche frage meint ihr denn dass ich mich auf ein krokodil oder einen andern sonstigen vogel setzen werde natürlich werde ich mein maultier meine neue mary reiten das würde ich nicht tun warum ihr kennt sie noch zu wenig dafür kennt sie mich ganz genau hat gar gewaltigen respekt vor mir das vieh 138_82_000115 ich denke dass ihr nun auch unserer meinung seid er sah mich dabei mit einem blicke an den ich recht wohl verstand denn er blinzelte dann in bezeichnender weise zu rattlers genossen hinüber wenn wir gegen diesen vorgingen so stand zu befürchten dass sie gemeinschaftliche sache mit ihm machen würden 138_82_000116 seht doch an was so ein greenhorn alles von den gesetzen des wilden westens weiß seid ihr etwa aus dem alten germany herübergekommen um hier den lord oberrichter zu spielen war dieser klekih petra ein verwandter oder sonstiger guter freund von euch allerdings nicht 138_82_000117 weil es ihm nicht einfallen wird den westen wo es keine tintenfässer gibt zu verlassen die prärie ist wie die see sie lässt denjenigen der sie kennen gelernt und lieb gewonnen hat niemals wieder von sich nein 138_82_000118 sie kommen und zwar um so sicherer als sie nicht ein wort der drohung ausgesprochen haben sie haben nicht nur außerordentlich stolz sondern auch sehr klug gehandelt hätten sie augenblicklich vergeltung geübt so wäre davon selbst wenn wir es geduldet hätten was keinesfalls so sicher war doch nur rattler betroffen worden 138_82_000119 sam hawkens kniff das eine seiner beiden kleinen äuglein zu zog eine verwunderte grimasse und rief aus good luck was ihr doch klug und weise seid wahrhaftig heutzutage sind die küchlein zehnmal gescheiter als die alten hennen 138_82_000120 ihr wollt schlafen gehen ja ihr habt es mir doch vorhin geraten das war vorhin jetzt aber sind wir noch nicht miteinander fertig sir oh doch nein ich habe noch mit euch zu reden ich aber mit euch nicht denn ich weiß nun was ich wissen wollte wissen wollte was denn 145_82_000000 mit einem aus dem wagen tönenden knurren und fauchen als ob mehrere hunde und katzen im begriffe ständen einen kampf zu beginnen ich stand zwischen winnetou und seiner schwester 145_82_000001 aber das ändert nichts denn später kommen sie in scharen von denen wir zurückweichen müssen wenn wir uns nicht erdrücken lassen wollen aber auch du kannst dies nicht anders machen oder meinst du dass sie nicht kommen werden wenn du darauf verzichtest die strecke vollends zu vermessen 145_82_000002 das ist nicht möglich ich will es so also ist es möglich wir werden nach der gegend reiten in welcher ihr gearbeitet habt du wirst die unterbrochene arbeit vollenden und dann den lohn bekommen welcher euch versprochen worden ist 145_82_000003 ich sprang aus dem sattel und untersuchte das geröll es wurde mir nicht leicht die spur zu entdecken ich fand sie aber doch sie führte in die schlucht hinein ich stieg wieder auf und folgte ihr bald aber teilte sich der weg und ich musste abermals absteigen 145_82_000004 der letztere entfernte sich nach dem essen und ich wollte auch gehen da fing der häuptling mit mir von sams abenteuer mit kliuna ai an und brachte hierauf die rede auf verbindungen zwischen weißen und indianern ich merkte dass er mich examinieren wollte 145_82_000005 es war richtig die fährte kam aus diesem gebüsch und als ich in dasselbe eindrang fand ich die vier pferde angebunden welche santer und seine leute geritten hatten dem boden war deutlich anzusehen dass die vier kerls hier während der nacht geherbergt hatten sie waren also doch umgekehrt warum 145_82_000006 aber ihre häuptlinge wollen es doch so allerdings das setzt aber nicht mehr voraus oder vielmehr hat nicht zur folge dass sie auch damit einverstanden sind sie sind im stillen dagegen und wenn ich sie beobachte wie sie beisammen sitzen und leise miteinander sprechen so sehe ich es ihren mienen an dass sie von mir reden 145_82_000007 ist aber ganz leicht zu verstehen wenn die arbeit gemacht ist muss sie auch bezahlt werden die anderen sind ausgelöscht worden sie leben nicht mehr also müssen ihre anteile euch mit ausbezahlt werden 145_82_000008 meine gute einzige schwester klagte winnetou mit einem ausdrucke seiner brechenden stimme der unmöglich in worten wiedergegeben werden kann 145_82_000009 aber sie sehen sich doch wieder ja ihr werdet mich wiedersehen denn mein herz wird mich zu euch zurücktreiben das hört meine seele gern so oft du kommst wird große freude bei uns vorhanden sein 145_82_000010 und von sam hawkens nach dem grunde dieser verzögerung gefragt erklärte er mit einer aufrichtigkeit welche ich später tief beklagte es sollte eigentlich ein geheimnis sein aber meinen weißen brüdern darf ich es anvertrauen wenn sie mir versprechen demselben nicht nachzuspüren 145_82_000011 sam hawkens ist seiner kugel sicher möchte den sehen der mir einen fehlschuß nachweist ich kann auch schießen würde aber wahrscheinlich doch nicht treffen 145_82_000012 er sah mich bei dieser frage so scharf und forschend an dass ich mich wohl hütete mit einem ja zu antworten er wollte mich auf die probe stellen gold sagte ich ihr habt mir keines abgenommen und so habe ich keines von euch zu verlangen 145_82_000013 er will mir nicht wohl kein indianischer medizinmann wird der freund eines christen sein dieser hier hat niemals ein wort an mich gerichtet und ich habe ihn natürlich mit gleicher münze bezahlt er war luft für mich 145_82_000014 die ruhe und kaltblütigkeit der indianer hatte mich angesteckt am morgen erwachte ich nicht von selbst sondern ich wurde von hawkens geweckt welcher mir sagte dass alles zum aufbruche bereit sei 145_82_000015 wir befanden uns in einer flachen grasigen und hier und da durch buschwerk unterbrochenen gegend die uns einen guten ausblick gewährte was im westen immer von vorteil ist man kann nicht wissen auf was für menschen man trifft und da ist es gut wenn man jede annäherung im voraus bemerkt wir sahen vier reiter uns entgegenkommen sie waren weiße 145_82_000016 sie haben einen matten phosphoreszierenden glanz welcher um so bemerkbarer wird je mehr der mann das auge anstrengt man glaube aber ja nicht dass es leicht ist des nachts unter millionen von blättern im gebüsch zwei geöffnete augen zu gewähren 145_82_000017 diese indianerin hatte einen weiten und gefährlichen ritt vor sich um die viel gerühmte herrlichkeiten der zivilisation kennenzulernen und doch war nicht die leiseste spur einer veränderung an ihr zu bemerken 145_82_000018 es ist noch ein wenig leben in ihr aber sie wird wohl ihre augen nicht wieder öffnen ich war keines wortes fähig ich konnte nichts sagen und nichts fragen wonach hätte ich auch fragen sollen ich sah ja wie es stand 145_82_000019 es war ein ganz anderes schaffen als damals wo ich es mit so unsympathischen menschen zu tun gehabt hatte die roten welche ich nicht beschäftigte streiften in der gegend herum und brachten dann abends manche jagdbeute mit 145_82_000020 schon nach kurzer zeit mußte ich wieder anhalten denn ich traf auf eine zweite fährte die untersuchung derselben ergab daß sie von vier männern stammte welche stiefel mit sporen getragen hatten 145_82_000021 nur die beiden krieger hier mit ihrer tochter und schwester intschu tschuna und winnetou die häuptlinge der apachen was ihr sagt sir eine rote lady welche nach st louis will darf man vielleicht eure namen erfahren 145_82_000022 warum nicht ich soll das vollenden was du an meinen weißen mitarbeitern mit dem tode bestraft hast ich soll das tun was du bei unserer ersten begegnung so streng an mir verurteiltest 145_82_000023 wir sieben saßen am rande des buschwerkes um unser feuer diese nähe des gesträuches war aufgesucht worden weil wir da vor dem kühlen winde geschützt waren welcher heut abend wehte 145_82_000024 ob sie an die wahrheit der prophezeiung glaubten oder nicht das blieb sich gleich aber sie kannten die wirkung derselben auf ihre untergebenen es sollten dreißig mann mit uns reiten wenn diese glaubten dass meine nähe verderben bringe so waren unzuträglichkeiten aller art gar nicht zu vermeiden 145_82_000025 wir erreichten schon nach drei tagen die stelle an welcher klekih petra von rattler ermordet worden war dort wurde halt und nachtlager gemacht die apachen trugen steine zu einem einfachen denkmale zusammen 145_82_000026 da hatte er recht winnetou und sein vater waren mir in allem behilflich und von einer wahrhaft brüderlichen zuvorkommenheit und die indianerin sah mir gar jeden wunsch an den augen ab 145_82_000027 sam beobachtete es auch und meinte zu mir wollen gar nicht so recht ans zeug diese roten es ist und bleibt doch immer wahr der rote ist ein tüchtiger jäger und tapferer krieger sonst aber ein faulpelz die arbeit schmeckt ihm nicht 145_82_000028 sie befinden sich bei ihm in gefahr von ihm entfernt aber stets in sicherheit das sagt der große geist howgh nach diesen worten kehrte er in den wagen zurück die roten ließen scheue blicke auf mich richtend ausdrücke des bedauerns hören ich galt ihnen von jetzt an als ein verfemter mann den man zu vermeiden hatte 145_82_000029 ich mochte wohl kein sehr geistreiches gesicht zu diesen worten machen denn er fügte mich lächelnd ansehend hinzu mein junger weißer bruder scheint überrascht zu sein 145_82_000030 warum nicht sind ehrliche namen brauchen sie nicht zu verheimlichen ich werde sam hawkens genannt wenn ich mich nicht irre da sind meine kameraden dick stone und will parker und hier neben mir seht ihr old shatterhand einen boy der den grauen bär mit dem messer ersticht und den stärksten menschen mit der faust zu boden schlägt 145_82_000031 hihihi ist doch bei jedem unglück auch ein glück es ärgert mich nur eins dabei was das schöne grizzlyfell hätte ich es selbst verarbeitet so würde ich jetzt in einem famosen jagdrock stecken so aber ist der rock und auch das fell dahin 145_82_000032 hält mein junger bruder old shatterhand eine solche ehe für unrecht oder recht fragte er wenn sie von einem priester geschlossen und die indianerin vorher christin geworden ist sehe ich nichts unrechtes darin antwortete ich 145_82_000033 beide gesang und tanz waren erst bewegter wurden nach und nach immer ruhiger bis sie aufhörten und der medizinmann sich niedersetzte um den kopf zwischen die knie niederbeugend 145_82_000034 habe das nicht bemerkt aber selbst wenn es so wäre uns tut es nichts sie sind fort sie reiten dahin und wir dorthin es wird ihnen nicht einfallen umzukehren und uns zu belästigen 145_82_000035 während die anderen hierauf ihren weg fortsetzten ritt er mit mir auf unserer spur welcher die vier fremden gefolgt waren zurück ich muss sagen dass dieser santer mir auch nicht gefallen hatte und seine drei gefährten welche ebenso wenig vertrauenswürdig ausgesehen 145_82_000036 ich beklage es sehr dass du von einer anderen aufgabe sprichst könntest du dich denn nicht auch hier bei uns glücklich fühlen das weiß ich nicht ich bin so kurze zeit hier dass ich diese frage nicht beantworten kann 145_82_000037 dasselbe wurde nach einiger zeit durch sam unterbrochen intschu tschuna winnetou nscho tschi und ich saßen mit dem rücken nach dem gebüsch gekehrt sam dick und will hatten die plätze an der anderen seite des feuers inne und also das gesträuch vor ihren augen 145_82_000038 ich hatte nur noch einige sprünge zu tun dann hatte ich die lichtung erreicht und blieb unter dem letzten baum stehen denn was ich sah fesselte meinen fuß förmlich an den boden 145_82_000039 nach diesen worten entfernte er sich mit schritten welche gravitätisch sein sollten aber grad das gegenteil davon waren das liebe kerlchen wünschte mir alles gute also auch das ganze honorar woran aber gar nicht zu denken war 145_82_000040 zudem stellte intschu-tschuna zwei wachen aus und so schien alles geschehen zu sein was durch die sorge für unsere sicherheit geboten war die dreißig apachen lagerten sich wie gewöhnlich in gar nicht nötiger entfernung von uns nieder um als die feuer niederbrannten ihre portion dürrfleisch zu essen 145_82_000041 wie bekannt hatten die apachen fünf tage gebraucht um von dem ort des überfalls nach dem pueblo am rio pecos zu kommen der transport der gefangenen und verwundeten hatte diesen ritt verlangsamt 145_82_000042 er fürchtet meinen einfluss auf die häuptlinge welcher sich bald auf den ganzen stamm erstrecken kann und hat nunmehr die passende gelegenheit ergriffen dem zuvorzukommen soll ich hingehen und ihm einige ohrfeigen in das rote gesicht pflanzen sir 145_82_000043 dann greife ich scheinbar gedankenlos wie spielend nichts beabsichtigend zum gewehre nehme den lauf an meinen oberschenkel so daß er genau in die verlängerung desselben zu liegen kommt und drücke ab 145_82_000044 ich verstehe alles alles ich verstehe es sogar euch hier stehen zu lassen sir er ging drehte sich aber nach einigen schritten wieder um und sagte merkt euch aber das wenn ihr nicht das ganze geld verlangt so verlange ich es und stecke es euch dann in die tasche howh 145_82_000045 nun wir aber wissen daß du unser bruder bist mußt du alles wieder bekommen was dir gehört du hast für nichts zu danken was wirst du nun mit diesen gegenständen tun 145_82_000046 ihr anzug war neu und mit bunten fransen und stickereien verziert sie sah sehr kriegerisch und dabei doch so mädchenhaft und reizend aus daß aller blicke auf sie gerichtet waren da ich den anzug trug welchen ich geschenkt bekommen hatte so waren wir drei beinahe gleich gekleidet 145_82_000047 mein bruder braucht sich nicht um uns zu sorgen antwortete winnetou um ihn zu beruhigen werde ich noch einmal nach spuren suchen wir wissen daß er nicht nach gold strebt 145_82_000048 ich habe euch etwas mitzuteilen sir sagte er freudestrahlend werdet euch wundern außerordentlich wundern wenn ich mich nicht irre worüber über die nachricht welche ich euch bringe oder wisst ihr es vielleicht schon lasst es hören was ihr meint lieber sam es geht fort fort von hier 145_82_000049 die große ähnlichkeit welche zwischen den geschwistern herrschte trat heut ganz besonders hervor weil nscho tschi nicht ein frauengewand trug sondern männerkleider angelegt hatte ihr anzug glich genau demjenigen ihres bruders welcher schon beschrieben worden ist 145_82_000050 dort lagen in einem besonderen kleinen behältnisse unsere instrumente sieh diese sachen an ob etwas davon fehlt forderte mich der häuptling auf 145_82_000051 ja es ist ein berg welcher nugget tsil genannt wird doch nur von uns bei anderen leuten welche nicht wissen dass es dort gold gibt hat er einen anderen namen 145_82_000052 und zwar nichts worüber ich mich freuen würde wenn ich es hörte kommt mir auch so vor kann uns aber sehr gleichgültig sein was sie denken und reden kann uns nichts schaden wir haben es mit intschu tschuna winnetou und nscho tschi zu tun und über diese drei können wir doch wohl nicht klagen 145_82_000053 sie lagen in einer tiefen blutlache nebeneinander intschu tschuna mitten durch den kopf und schöner tag durch die brust geschossen er war sofort tot gewesen 145_82_000054 ntscho tschi und ihr vater auch ich musste fort augenblicklich fort und möglichst schnell hinter den buschkleppern her ich durfte mir gar nicht zeit nehmen vorher nach unserem lager zurückzukehren um dasselbe zu alarmieren 145_82_000055 als ungefähr eine viertelstunde vergangen war traf ich zu meinem erstaunen auf eine fährte welche von drei personen hinterlassen worden war sie hatten mokassins getragen 145_82_000056 ich wunderte mich über mich selber denn ich hegte ohne irgendeinen stichhaltigen grund zu haben heute früh die überzeugung dass er mit seinen leuten doch zurückgekehrt sei das war wohl die folge meiner träume 145_82_000057 wünschest du daß ich welches für dich hole hundert andere an meiner stelle hätten dieses angebot angenommen und nichts bekommen das sah ich dem eigentümlich lauernden blicke seiner augen an darum sagte ich ich danke dir den reichtum mühelos geschenkt zu bekommen das bringt keine befriedigung 145_82_000058 old shatterhand ist es der nicht wiederkommen wird der tod trifft ihn in kurzer zeit die denen ich eine glückliche heimkehr verkündet habe mögen sich vor seiner nähe hüten wenn sie nicht ihr leben mit dem seinen lassen wollen 145_82_000059 also mein bruder würde nie ein rotes mädchen so wie sie ist zur squaw nehmen nein und ist es sehr schwer christin zu werden nein gar nicht 145_82_000060 das wasser war ein spring der hell und stark aus der erde hervorsprudelte gras für die pferde gab es genug und da der platz rings von bäumen und gebüsch umschlossen war so konnten wir helle feuer brennen ohne dass dieselben weit gesehen wurden 145_82_000061 ich weiß aber dass ihr diesen lagerplatz nicht verlassen werdet als bis wir von unserem gang zurückgekehrt sind damit brach er kurz und in warnendem tone ab und das gespräch nahm eine andere wendung 145_82_000062 ihr dürft nicht denken dass die grauen bären nur so herumlaufen um sich von dem ersten besten greenhorn niederstechen zu lassen das war damals ein zufall auf den ihr euch noch viel weniger einzubilden braucht als auf euren witz vorhin 145_82_000063 good day gents antwortete sam tut eure schießhölzer getrost weg wir haben nicht die absicht euch aufzufressen darf man erfahren woher ihr kommt vom alten mississippi herüber und wohin wollt ihr 145_82_000064 dann bringen uns diese dreißig mann so weit nach osten bis wir sichere pfade finden und mit dem kanu des dampfes nach st louis fahren können was sagt mein roter bruder habe ich ihn richtig verstanden er will nach osten 145_82_000065 ich dachte sofort an santer die spur führte nach der richtung in welcher ich die beiden häuptlinge wusste und schien aus einem nicht weit entfernten gebüsch zu kommen aus welchem einige noch belaubte scharlacheichen hoch emporragten dorthin musste ich zunächst 145_82_000066 soll wie es scheint im osten in einem pensionate untergebracht werden weshalb und wozu das ist mir unbegreiflich wenn nicht er hielt mitten im satz inne ließ seine kleinen äuglein mit einem vielsagenden ausdrucke an mir niedergleiten und fuhr dann fort wenn nicht wenn nicht hm 145_82_000067 vor dem großen geiste sind alle menschen gleich und die welche für einander passen und für einander bestimmt sind die werden sich finden 145_82_000068 der wind wird zwei blätter umgedreht haben mein weißer bruder hat da ihre untere seite gesehen welche heller ist und sie für augen gehalten das wäre allerdings möglich habe also blätter totgeschossen 145_82_000069 wir könnten also schon morgen aufbrechen falls auch du dazu bereit wärest ich bin bereit es ist nichts nötig als kurz zu sagen was wir mitzunehmen haben und wie viele pferde und das wird winnetou besorgen unterbrach er mich 145_82_000070 welchen erfolg meine unterredung mit intschu tschuna gehabt hatte erfuhr ich am zweiten tag darauf er führte mich hinunter in das erste stockwerk wo ich noch nicht gewesen war 145_82_000071 dann folgten hawkens parker und stone und hinter ihnen kamen die dreißig apachen welche miteinander abwechselten die packpferde zu leiten nscho-tschi 145_82_000072 winnetou war an dieser stelle noch ernster als gewöhnlich gestimmt ich erzählte ihm seinem vater und seiner schwester was klekih petra mir über sein früheres leben mitgeteilt hatte 145_82_000073 wir kommen von da oben herunter und wollen nach st louis ist der weg jetzt rein ja wenigstens haben wir nichts vom gegenteile gehört brauchtet euch aber auch in einem solchen falle nicht zu fürchten ihr seid ja zahlreich genug oder reiten die roten gentlemen nicht weit mit 145_82_000074 ach so das weiß ich freilich schon ach ihr wisst es schon wollte euch mit meiner mitteilung eine freude machen komme also zu spät ich habe es soeben von intschu tschuna erfahren wer hat es euch gesagt 145_82_000075 sie schienen es eilig zu haben vorwärts zu kommen und an ein umkehren gar nicht gedacht zu haben oder noch zu denken wir hielten an winnetou beobachtete sie bis sie unseren augen entschwanden und sagte dann sie haben keine bösen absichten und wir können also ruhig sein 145_82_000076 nscho-tschi soll vielleicht eure kliuna ai werden meint ihr nicht geliebter sir und shatterhand meine kliuna ai also mein mond solche geschichten überlasse ich euch sam 145_82_000077 sie gehorchten dabei den befehlen ihrer häuptlinge ohne dieselben hätten sie mich wohl schwerlich unterstützt man sah es jedem den ich beschäftigte an dass er sich freute wenn seine handreichungen nicht mehr gebraucht wurden 145_82_000078 darf eine solche squaw dann ihren vater noch ehren auch wenn er nicht christ ist ja unsere religion fordert von jedem kinde die eltern zu achten und zu ehren was für eine squaw würde mein junger bruder vorziehen eine rote oder eine weiße 145_82_000079 stone und parker ließen rufe der verwunderung hören und hawkens erkundigte sich nicht weniger erstaunt so gibt es gold hier in der nähe ja antwortete intschu-tschuna 145_82_000080 wir kommen heut abend in seine nähe und werden uns holen was wir brauchen ich gestehe dass mich eine bewunderung überkam welche mit ein wenig neid gemischt war diese menschen wussten das kostbare metall in menge liegen und führten anstatt es zu benutzen ein leben welches fast gar keinen anspruch zivilisierter menschen kannte 145_82_000081 und wenn nscho tschi mehrere sonnenjahre lang dort bleiben müsste so würde ich ihr mehr gold zurücklassen als sie für diese lange zeit nötig hat nur die ungastlichkeit der bleichgesichter zwingt uns die fundorte des goldenen staubes aufzusuchen 145_82_000082 und das bleichgesicht nicht eher verläßt bis es an leib und seele zu grunde gegangen ist wir bitten dich also nicht aus mißtrauen sondern aus liebe und vorsicht nicht mit uns zu gehen 145_82_000083 macht keine dummheit sam die sache ist ja der aufregung gar nicht wert intschu tschuna winnetou und nscho tschi hatten als sie die weissagung des medizinmannes hörten einander betroffen angeschaut 145_82_000084 dies wird erst geschehen wenn wir in den forts einkehren die auf unserm wege liegen darum werden wir uns nun erst gold holen wahrscheinlich morgen schon so liegt ein fundort in der nähe unserer route 145_82_000085 es war als wolle mir das herz zersprengen ich mußte mir luft machen sprang auf denn wir hatten uns bei ihr niedergekniet und stieß einen lauten lauten schrei aus dessen echo von den wänden der benachbarten berge 145_82_000086 auf wen könnten sie es abgesehen haben sie kennen uns ja gar nicht auf den bei dem sie gold vermuten gold wie können sie wissen ob welches vorhanden ist und welche von so vielen personen es bei sich hat sie müssten allwissend sein 145_82_000087 wenn wir nach den städten der weißen gehen haben wir zwar kein geld aber gold soviel gold dass niemand uns auch nur einen schluck wasser zu schenken braucht 145_82_000088 nach dem abendessen pflegten wir uns einige zeit zu unterhalten so auch heut im laufe dieses gespräches sagte intschu tschuna daß wir morgen später als gewöhnlich nämlich erst zu mittag aufbrechen würden 145_82_000089 doch der sieg den wir errangen hat uns nur einige alte pferde und drei schlechte gewehre eingebracht als er uns im vorletzten herbste sagte dass wir nach dem wasser des tugah gehen müßten wenn wir viel büffel erlegen wollten haben wir nach seinen worten getan 145_82_000090 auch nscho tschi welche uns wie stets vorher beim essen bediente war so wie immer welche aufregung und vorarbeit gibt es bei einer weißen dame die einen kleinen ausflug machen will 145_82_000091 es herrscht bei den indianern der brauch daß die fortziehenden krieger von den zurückbleibenden eine strecke weit begleitet werden dies geschah heut nicht weil intschu tschuna es nicht gewollt hatte 145_82_000092 ich wurde weder nach etwas gefragt noch sonst zu rate gezogen oder gar belästigt das einzige was ich vorzunehmen hatte war die verpackung der instrumente zu welchem zwecke ich von winnetou eine anzahl weicher wollener decken bekam 145_82_000093 mein bruder old shatterhand hat es erraten wir beiden häuptlinge sind es auf welche diese weißen ihr augenmerk richten würden falls sie einen diebstahl oder raub beabsichtigten sie würden freilich jetzt nichts bei uns finden 145_82_000094 ich musste mich also nach seinen fußeindrücken richten da konnte ich leider nicht so schnell hinter ihm her wie ich wollte es war nicht möglich ihn einzuholen darum kehrte ich schon nach kurzer zeit wieder um zumal ich mir sagte dass winnetou mich vielleicht brauchen werde 145_82_000095 dazu ist noch zu rechnen daß die welche ich so liebgewonnen habe bei mir bleiben howgh nickte er befriedigt du wirst deine arbeit vollenden und dann geht es nach dem osten wird nscho tschi dort leute finden bei denen sie wohnen und lernen kann 145_82_000096 ja ich werde das sehr gern besorgen aber der häuptling der apachen muß dabei in betracht ziehen daß die bleichgesichter nicht die gastfreundschaft der roten männer ausüben können 145_82_000097 die dreißig roten welche mit uns ritten nahmen nicht einmal von ihren frauen und kindern abschied sie hatten dies wohl schon vorher getan denn es öffentlich zu tun erlaubte ihre kriegerwürde nicht 145_82_000098 daraus dass sie nicht ritten zog ich den schluss dass der ort den sie aufsuchen wollten nicht sehr weit entfernt sein könne ich legte mich ins gras brannte mein calumet an und unterhielt mich mit sam dick und will alles nur um meine grundlosen befürchtungen loszuwerden 145_82_000099 ich eilte ihm nach denn es war santer ich wollte ihn fangen aber die entfernung zwischen ihm und mir war so groß gewesen dass ich ihn zwar am rande der lichtung hatte sehen können im walde jedoch nicht mehr sah 145_82_000100 das was intschu-tschuna gesagt hatte bewährte sich ein roter krieger bedarf selbst zur weitesten reise keiner großen vorkehrungen das leben im pueblo nahm auch heute seinen gewöhnlichen ruhigen verlauf ohne dass irgend etwas auf unsere baldige abreise schließen ließ 145_82_000101 wer uns begegnet wäre ohne sie zu kennen hätte sie für einen jungen bruder winnetous halten müssen einem scharfen auge aber konnte die frauenhafte weichheit ihrer gesichtszüge und körperformen nicht entgehen 145_82_000102 er trieb lachend sein maultier von dannen und sie wendete sich ab sehr beschämt darüber daß sie sich durch ihre neugierde hatte auf das eis führen lassen die ordnung in welcher wir ritten machte sich ganz von selbst intschu tschuna und winnetou mit seiner schwester und ich waren an der spitze 145_82_000103 suchen aber wir sie auf so müssen wir nicht nur alles bezahlen sondern doppelt so viel geben als weiße wanderer geben würden und selbst dann bekommen wir alles schlechter als diese nscho tschi wird also auch bezahlen müssen 145_82_000104 es lässt sich denken dass ich die arbeit sehr rasch förderte ich erreichte trotz der schwierigkeit des terrains den anschluss an die nächste sektion schon nach drei tagen und bedurfte nur noch eines vierten tages um die zeichnungen und notizen zu vervollständigen 145_82_000105 nun habt ihr wohl die gewogenheit mir eure namen auch zu nennen gern von sam hawkens haben wir gehört von den andern gentlemen noch nicht ich heiße santer und bin kein so berühmter westläufer wie ihr sondern ein einfacher armer cowboy 145_82_000106 ich mochte als das pfauchen sich hören ließ ein nicht grad feierliches gesicht machen denn winnetou sagte mein bruder kennt diesen unsern gebrauch noch nicht er wird im stillen über uns lachen mir ist kein religiöser gebrauch und wenn ich ihn noch so wenig verstehen und begreifen kann lächerlich antwortete ich 145_82_000107 aber sie sahen dass weiße bei den indsmen waren und das schien ihr bedenken zu heben denn sie ließen ihre pferde in derselben richtung weitergehen sie waren wie cowboys gekleidet und mit gewehren messern und revolvern bewaffnet 145_82_000108 als sie uns auf zwanzig schritte nahe gekommen waren hielten sie ihre pferde an nahmen der übung gemäß ihre gewehre schussfertig in die hand und der eine von ihnen rief uns zu good day mesch'schurs ist es nötig den finger am drücker zu haben oder nicht 145_82_000109 noch hatte ich denselben nicht erreicht da hörte ich mehrere schüsse fallen einige augenblicke darauf erscholl ein schrei der mir wie ein degen durch den körper drang es war der todesschrei der apachen 145_82_000110 wenn sie diebe sind so kehren sie sich nicht an unsere überzahl da sie nicht beabsichtigen uns offen anzugreifen sie folgen uns vielmehr heimlich um den augenblick zu erlauschen an welchem sich der auf den sie es abgesehen haben von der gesellschaft absondert 145_82_000111 das lernt man nicht sondern diese schärfe diese sicherheit des blickes muss geboren sein bin ich überzeugt einen feindlichen späher vor mir zu haben so muss ich um mich zu retten ihn unschädlich machen ihn töten und zwar durch eine kugel welche ihn zwischen die augen trifft 145_82_000112 sonst aber beachten und benützen wir sie nie wann wird mein junger bruder zum aufbruche bereit sein zu jeder zeit sobald es euch beliebt 145_82_000113 das brüllen hörte auf die so gut gemimte angst welche ihn herumgetrieben hatte legte sich und er begann einen langsamen grotesken tanz welcher umso seltsamer war 145_82_000114 mit dieser einen hand das gewehr richten es fest an den oberschenkel halten und dann abdrücken das bringen hunderte nicht fertig dabei ist noch gar nicht mitgerechnet wie schwer es ist in dieser lage und ohne das auge an das visier bringen zu können ein sichtbares ziel zu nehmen 145_82_000115 was ist das erkundigte sie sich ängstlich dein haar du wirst es in einigen monden verlieren und einen fürchterlichen kahlkopf bekommen grad so wie der mond der ja auch keine haare hat dann werde ich dir meine perücke schicken leb wohl du trauriger mondschein du 145_82_000116 eine ganze lange weile laut und bewegungslos zu verharren bis er plötzlich aufsprang und das resultat seiner seherschaft in den laut gerufenen worten verkündete hört hört ihr söhne und töchter der apachen das ist es was manitou der große gute geist mich erforschen ließ 145_82_000117 das war gewiß die einfache leicht erklärliche folge unserer begegnung mit ihm gab aber als wir mit dem morgen aufstanden seiner person eine bedeutung die ich mir vergeblich auszureden suchte 145_82_000118 der angerufene machte eine verweisende armbewegung wartete nun grad noch lange zeit erhob dann seinen kopf richtete die augen auf mich und rief es wäre besser wenn nicht nach ihm gefragt worden wäre ich wollte ihn nicht nennen nun aber hat sam hawkens das neugierige bleichgesicht mich gezwungen es zu sagen 145_82_000119 nur das was man sich erarbeitet und erworben hat besitzt wahren wert wenn ich auch arm bin so ist das kein grund zu glauben dass ich nach meiner rückkehr zu den bleichgesichtern hungers sterben werde 145_82_000120 durfte ich weitergehen nein es war möglich dass sie mich sahen höchst wahrscheinlich stießen sie bei ihrer rückkehr auf meine spur und da sollte bei ihnen nicht der gedanke aufkommen dass ich ihnen heimlich nachgelaufen sei aber in das lager wollte ich auch noch nicht und so spazierte ich in östlicher richtung weiter 145_82_000121 entweder den knieschuss angewendet oder mich still von hier entfernt um dem späher auf einem umwege in den rücken zu kommen der knieschuss ist der schwierigste schuss den es gibt viele viele westmänner die sonst gute schützen sind bringen ihn nicht fertig 145_82_000122 intschu tschuna und winnetou die häuptlinge der apachen und old shatterhand der unser weißer häuptling ist reiten mit ihren roten und weißen kriegern fort um nscho-tschi die junge tochter unseres stammes nach den wohnplätzen der bleichgesichter zu begleiten 145_82_000123 ich wollte mich für diese hochwillkommene gabe bedanken er wehrte aber den dank ab indem er mir in die rede fallend erklärte sie sind dein gewesen und wir nahmen sie weil wir dich für unsern feind hielten 137_82_000000 jetzt klappern sie mir allüberall im leib herum das war eine bestie wie ich noch keine zwischen den beinen gehabt habe hoffe dass sie nun zu verstand kommen wird das ist sie schon seht wie matt sie daliegt grad wie zum erbarmen wollen ihr den sattel auf und den zaum anlegen ihr reitet sie nach hause 137_82_000001 wir surveyors beschäftigten uns zunächst mit dem anbringen der messstangen wobei uns einige untergebene von rattler halfen dieser selbst schlenderte mit den andern nichts tuend in der umgebung herum dabei kamen wir und auch er der stelle näher an welcher ich die beiden büffels erlegt hatte 137_82_000002 das ist richtig ich bin ganz erstaunt darüber nun ist er zurück um seinem vierbeinigen generale zu melden dass die luft rein ist sollten sich aber getäuscht haben hihihi ich wette in höchstens zehn minuten sind sie da passt einmal auf wisst ihr wie wir es machen nun 137_82_000003 der schweiß rann ihm vom leibe und vom maule troff der schaum in großen flocken seine bewegungen wurden schwächer und mehr unwillkürlich sein erst wütendes schnauben ging in ein kurzes husten über dann endlich brach es unter mir zusammen nicht mit willen sondern weil es von seiner letzten kraft verlassen worden war 137_82_000004 während das maultier dieselben mittel mich abzuwerfen wie vorher bei sam versuchte nahm ich den lasso auf welcher vom halse herabhängend auf der erde lag wand ihn zusammen und fasste ihn dann hart hinter der schlinge fest 137_82_000005 dann setzte er sich wieder aufrecht hin um sich nach den augen zu langen dies gab mir gelegenheit zu zwei weiteren schnell aufeinander folgenden messerstößen und diesmal traf ich besser er sank während ich rasch wieder zur seite gesprungen war vorn nieder lief taumelnd und fauchend einige schritte vorwärts dann zur seite und wieder zurück 137_82_000006 gott sei dank schrie rattler von seinem baume herab die bestie ist tot das war eine schreckliche gefahr in der wir uns befanden wüsste nicht worin das schreckliche für euch liegen sollte antwortete ich ihr hattet ja sehr gut für eure sicherheit gesorgt jetzt könnt ihr herunterkommen 137_82_000007 diese zog ich an sobald ich bemerkte dass sich das tier niederwerfen wollte durch diese manipulation und den schenkeldruck wurde es auf den beinen gehalten es war ein böser kampf ich möchte sagen kraft gegen kraft ich begann aus allen poren zu schwitzen aber das maultier schwitzte noch weit mehr 137_82_000008 er sprang hinzu und stellte sich obgleich das auf dem boden liegende tier mit den beinen um sich schlug hart neben dasselbe jetzt sagte er ich ließ den lasso los das maultier bekam luft und sprang auf 137_82_000009 er ahnte ebenso wenig wie ich dass schon am nächsten tag dieses thema wieder und noch ganz anders als heut zur sprache kommen und dieses so gefürchtete tier uns in den weg treten werde es gab überhaupt keine zeit das gespräch fortzuführen denn wir waren jetzt bei dem lager angelangt 137_82_000010 mary habe schon früher einmal ein maultier geritten welches mary hieß und brauche mir nicht die mühe zu geben einen anderen namen auszusinnen also das maultier mary und das gewehr liddy ja sind zwei allerliebste namen nicht 137_82_000011 das würde nicht gut möglich sein eine überraschung setzt doch voraus dass man nicht vorher unterrichtet ist ihr aber hättet es mir ehe die pferde kommen sagen müssen das ist richtig hm 137_82_000012 es war mir vorgekommen als ob dieses maultier viel feuer zeige als ob seine augen heller glänzten und intelligenter blickten als diejenigen der pferde und ich nahm mir vor es zu fangen es war jedenfalls seinem besitzer beim vorüberjagen einer wilden pferdeherde entflohen und dann bei den mustangs geblieben 137_82_000013 wirklich ja wenn ich auch ein greenhorn bin so viel weiß ich doch dass ein schimmel nichts für einen westmann taugt das maultier gefiel mir gleich als ich es sah 137_82_000014 da hinein gingen sie nicht sie kehrten also wieder um und wollten zwischen uns durch um das zu verhindern jagten wir schnell aufeinander zu da stoben sie nach allen seiten auseinander wie eine hühnerschar in welche der habicht gestoßen ist 137_82_000015 wir stiegen wieder auf und ritten auseinander er nordwärts und ich nach süden bis dahin wo wir die prärie betreten hatten da mir mein schwerer bärentöter bei dem was wir vorhatten hinderlich war 137_82_000016 die jagd auf den bison ist höchst gefährlich es gibt nur eine einzige welche noch gefährlicher ist welche auf den bären da meint ihr doch nicht etwa den schwarzen bären mit gelber schnauze den baribal fällt mir nicht ein 137_82_000017 das wäre möchte mich von keinem maultiere beschämen lassen dessen vater kein gentleman sondern ein esel gewesen ist es wird gehorchen müssen passt auf ich schlang den lasso von der wurzel ab und stellte mich mit weit ausgespreizten beinen über das tier 137_82_000018 dorthin hatte der bär den bullen geschleppt von dorther war er vorher gekommen darum hatten wir seine spur nicht sehen können da sie durch das fortschleifen des bisons ausgelöscht worden war 137_82_000019 sie senden immer kleine trupps voraus und nach den seiten sie haben ihre offiziere grad wie das militär und der hauptanführer ist stets ein erfahrener starker und mutiger hengst 137_82_000020 darum holte ich sie bald ein es kam mir gar nicht in den sinn meinen lasso zu gebrauchen sondern ich griff nach dem anderen welcher die beiden tiere verband wickelte ihn mir einige mal um die hand und war nun sicher das maultier bändigen zu können ich ließ es zunächst weiterlaufen und galoppierte mit den beiden pferden hinterdrein 137_82_000021 wie könnt ihr so fragen ich verstehe ja gar nichts von der pferdejagd in welcher ihr jedenfalls ein meister seid und habe mich also ganz nach euren anordnungen zu verhalten well habt recht 137_82_000022 wißt ihr das so genau natürlich war es eine dummheit das meine ich nicht sondern daß ich es auf den schimmel abgesehen hatte auf was denn auch auf das maultier 137_82_000023 sam war dem maultiere so nahe gekommen dass er den lasso warf die schlinge fiel richtig sie legte sich um den hals des tieres nun musste sam anhalten und wie er mir ja sorgsam angeraten hatte sein pferd nach rückwärts werfen um den ruck aushalten zu können wenn der abgelaufene lasso sich straff spannte 137_82_000024 dankt lieber gott wenn ihr diese schinken und tatzen niemals kennen lernt dabei will ich freilich nicht verhehlen dass es keine größere delikatesse gibt soweit die erde reicht sie gehen sogar noch weit über die feinste büffellende 137_82_000025 habe schon manchen wilden mustang unter mir gehabt und ihn bezwungen und kann wohl behaupten dass ihr mit dem meister nichts dummes gesagt habt also macht euch davon sonst vergeht die zeit und wir sind dann nicht an ort und stelle 137_82_000026 es brummt nicht sondern sein einziger laut in zorn oder schmerz ist ein eigentümliches lautes und rasches schnauben und fauchen nun war ich da 137_82_000027 da blieb es bewegungslos und mit verdrehten augen liegen ich holte tief tief atem es war mir als ob in meinem körper alle sehnen und bänder zerrissen wären 137_82_000028 vollauf sir vollauf ich bin so entzückt darüber dass ich euch dafür womöglich gleich hier auf der stelle eine recht große gegenfreude bereiten möchte sagt mir was ich tun soll soll ich zum beispiel hier diese neue mary vor euern augen mit haut und haar auffressen 137_82_000029 so seid froh wenn ihr keinen zu sehen bekommt wenn er sich aufrichtet ist er über zwei fuß länger als ihr mit einem einzigen bisse verwandelt er euern kopf in knochenbrei und wenn er einmal angegriffen und in wut versetzt worden ist so ruht er nicht bis er seinen feind zerrissen und vernichtet hat oder dieser ihn 137_82_000030 in die mitte nehmen ich links ihr rechts rief er mir zu wir gaben unsern pferden die sporen und hielten nun nicht nur gleichen schritt mit den mustangs sondern kamen ihnen so schnell näher dass wir sie eingeholt hatten noch ehe sie den wald erreichten 137_82_000031 ich eilte zu sam um nachzusehen ob er verletzt sei er war aufgestanden und rief mir erschrocken zu alle wetter da reißt mir dick stones gaul mitsamt dem maultiere aus ohne auch nur adieu zu sagen wenn ich mich nicht irre 137_82_000032 was ist's was gibt's rief ich ihm zu ein bär ein gewaltiger bär ein grauer grizzlybär keuchte er indem er an mir vorbeirannte zur gleichen zeit schrie eine zeternde stimme zu hilfe zu hilfe er hat mich fest oho oh 137_82_000033 denn in dem einen würdet ihr zerplatzen und in dem anderen an einer bösen indigestion zugrunde gehen da ihr doch eure perücke mit verschlingen müsstet die euer magen doch unmöglich verdauen könnte 137_82_000034 der ist ein sehr gutmütiges und friedfertiges viehzeug welchen man wäscheplätten und filetstricken lehren könnte nein ich meine den grizzly den grauen bären der felsengebirge da ihr von allem gelesen habt so wohl auch von ihm ja 137_82_000035 ja einen guten pferdeverstand habt ihr das muss man zugeben will wünschen dass bei euch der menschenverstand ebenso gut ist lieber sam jetzt kommt und helft mir das tier von der erde aufzubringen 137_82_000036 zog aber den riemen nach und nach kräftiger an so dass die schlinge sich immer mehr verengte bald konnte ich das tier ganz leidlich lenken ich brachte es durch scheinbares nachgeben soweit dass es in einem bogen dahin zurückkehrte wo sam hawkens stand 137_82_000037 eure augen sind herausgetreten eure lippen geschwollen und eure wangen förmlich blau das kommt daher dass man ein greenhorn ist und sich nicht abwerfen lassen will während ein anderer der meister in der mustangjagd ist klüger war und sich abstreifen ließ 137_82_000038 es lief langsam und ohne zu grasen vorwärts warf den kopf bald auf diese bald auf jene seite und sog die luft durch die nüstern ein seht ihr es flüsterte sam er sprach vor erregung nicht laut sondern leise obwohl das pferd uns unmöglich hätte hören können 137_82_000039 endlich richtete er seine aufmerksamkeit mehr auf seine verletzungen als auf denjenigen dem er sie zu verdanken hatte er setzte sich nieder richtete sich in dieser stellung auf und fuhr sich schnaubend und zähnefletschend mit den vordertatzen über die augen 137_82_000040 ihr reitet jetzt schnell bis an den ausgang der prärie zurück und wartet dort ich aber reite bis in die nähe des einganges hinunter und verstecke mich dort im walde kommt die herde so lasse ich sie vorüber und jage dann hinter ihr her 137_82_000041 oho seht da tritt schon wieder euer großer leichtsinn zutage ihr redet von dem mächtigen unüberwindlichen grauen bären mit einer geringschätzung als ob es sich um einen kleinen ungefährlichen waschbären handle 137_82_000042 um seinen mut zu betätigen ein so gefährliches raubtier unschädlich zu machen und nebenbei sich dann die schinken und die tatzen ausgezeichnet schmecken zu lassen ihr seid ein ganz unverbesserlicher mensch und es wird mir himmelangst um euch 137_82_000043 bei diesen worten trieb ich mein pferd weiter dem maultiere nach dieses war schon eine bedeutende strecke fort kam aber jetzt mit dem pferde in konflikt dieses wollte hierhin und jenes dorthin und dadurch hielten sie einander auf weil sie mit dem lasso zusammenhängen 137_82_000044 mich mit seinen kleinen augen messend schien er zu überlegen ob er bei seinem bisherigen opfer bleiben oder mich anpacken solle diese wenigen augenblicke retteten mir das leben denn es kam mir ein gedanke der einzige der mir in der lage in welcher ich mich befand hilfe bringen konnte 137_82_000045 selbstverständlich habt ihr lust einen zu fangen ja dann werdet ihr heut vormittag gelegenheit dazu finden sir danke werde sie nicht benutzen nicht all devils warum nicht 137_82_000046 ebenso schnell hatte sich sam auf seinen rücken geschwungen es blieb einige augenblicke bewegungslos stehen wie vor schreck erstarrt dann aber ging es in die luft bald vorn bald hinten 137_82_000047 habe ich es nicht gesagt daß sie kommen das ist der späher welcher vorausgesprungen ist um zu sehen ob die gegend sicher ist ein schlauer hengst wie er nach allen richtungen äugt und windet uns bekommt er nicht weg denn wir haben den wind im gesicht ich habe deshalb diese stelle gewählt 137_82_000048 der schimmel und das maultier schossen von den andern abgesondert zwischen uns hindurch wir jagten ihnen nach dabei rief mir sam der seinen lasso zum wurfe schon über dem kopfe wirbelte zu wieder greenhorn werdet es auch ewig bleiben warum 137_82_000049 schienen sie hierauf katzen hunde kälber zu sein bis sie sich so weit genähert hatten dass ich sie in ihrer wirklichen größe sah es waren die mustangs welche im wilden jagen auf mich zugesprengt kamen 137_82_000050 ich hatte mein gewehr beim zelte gelassen weil es mich bei der arbeit hinderte dies war keine unvorsichtigkeit von mir gewesen da wir surveyors ja die westmänner zu unserem schutze bei uns hatten 137_82_000051 und nun muß ich euch bitten mir einen großen gefallen zu tun gern welchen sprecht nicht über das was hier geschehen ist werde es euch hoch anrechnen unsinn etwas was sich ganz von selbst versteht braucht gar nicht angerechnet zu werden 137_82_000052 ich folgte ihnen langsam ich hatte keine eile denn ich war sicher dass sam hawkens sie mir wieder zutreiben würde dabei suchte ich mir einen umstand zurechtzulegen welcher mir aufgefallen war 137_82_000053 hawkens stone und parker beteiligten sich nicht daran denn der erstere wollte seine neue mary zureiten und die beiden anderen begleiteten ihn als er sich nach der prärie entfernte auf welcher wir das maultier gefangen hatten dort gab es für sein vorhaben platz genug 137_82_000054 das pferd raffte sich rasch wieder auf und rannte weiter dadurch verlor der lasso die spannung und das maultier welches festgestanden hatte und nicht umgerissen worden war bekam luft es galoppierte auch fort und riss das pferd weil der lasso am sattelknopfe befestigt war über die prärie dahin 137_82_000055 das gewehr zerplitterte wie glas in meinen händen so einem schädel ist nicht einmal mit einem schlachtbeile beizukommen aber ich hatte doch den erfolg den grizzly von seinem opfer abzulenken 137_82_000056 ihr habt mir schon genug gefallen getan und werdet mir wohl auch fernerhin noch manche liebe zu erweisen haben lasst also vorderhand die mary und auch euch selbst am leben und macht dass wir bald wieder in das lager kommen ich möchte arbeiten 137_82_000057 das sind vorzüge welche in die wage fallen freilich sind sie auch störrisch ich habe maultiere gesehen welche sich lieber totprügeln ließen als dass sie einen schritt vorwärts gingen und doch hatte man ihnen gar nichts aufgeladen und der weg war prächtig sie wollten eben nicht 137_82_000058 das ist sehr richtig vielleicht sogar vom himmel herunter denn von da herunter müssen sie gefallen sein weil man sonst ihre fährte sehen müsste nein es ist noch leben in dem büffel gewesen und er hat sich als er erwachte von hier fort und in die büsche geschleppt 137_82_000059 ich riss den einen revolver heraus sprang ganz nah zu dem bären heran welcher mir zwar seinen kopf sonst aber den rücken zukehrte und schoss ihn ein zwei drei vier mal in die augen so wie ich nicht weit von hier dem zweiten büffelbullen zwei schüsse in die augen gegeben hatte 137_82_000060 der grizzly ist ein naher verwandter des ausgestorbenen höhlenbären und gehört eigentlich mehr der urzeit als der gegenwart an er wird bis neun fuß lang und ich habe exemplare erlegt welche ebenso viel zentner schwer waren 137_82_000061 es hat schon einen herrn gehabt meinte der kleine der ein guter reiter gewesen sein muss das merke ich schon wird ihm davongelaufen sein wisst ihr wie ich es nennen werde nun 137_82_000062 er wollte weitersprechen hielt aber inne und deutete mit der hand nach den bereits erwähnten beiden bergen am nordende der prärie dort erschien ein pferd ein einzelnes lediges pferd 137_82_000063 weil ich kein pferd brauche aber ein westmann fragt doch nicht danach ob er ein pferd braucht oder nicht dann ist er keineswegs so wie ich mir einen braven westmann vorstelle wie soll er denn sein 137_82_000064 bei der riesigen stärke der absoluten furchtlosigkeit und nie ermüdenden ausdauer des grizzlybären gilt seine erlegung unter den indianern natürlich für eine ungeheuer kühne tat also ich sprang ins gebüsch die spur führte noch weiter bis dahin wo die bäume begannen 137_82_000065 dieses maultier hatte sich in der vordersten reihe und zwar gleich hinter dem leitschimmel befunden es war also von den pferden nicht nur als ihresgleichen anerkannt sondern es besaß sogar einen rang unter ihnen 137_82_000066 wir zogen das maultier empor es stand still und zitterte an allen gliedern es sträubte sich auch nicht als wir ihm den sattel aufschnallten und den zaum anlegten und als sam aufgestiegen war gehorchte es dem zügel willig und so feinfühlig wie ein zugerittenes pferd 137_82_000067 übrigens konnte es mir auch sehr gleichgültig sein wohin die leiche des alten bullen gekommen war ich wendete mich also meiner beschäftigung wieder zu hatte aber noch nicht zur messstange gegriffen als aus dem gebüsch ein vielstimmiges angstgeschrei erscholl 137_82_000068 da wurden seine kleinen listigen äuglein feucht und er rief begeistert aus ja euer freund bin ich sir und wenn ich wüsste dass ihr mir auch ein klein wenig liebe schenken wolltet so würde das für mein altes herz eine große aufrichtige freude und wonne sein 137_82_000069 dann ritten wir fort die mustangs waren indessen natürlich schon längst entwichen das maultier gehorchte seinem reiter willig und sam rief unterwegs mehrere mal freudig aus 137_82_000070 nun wartete ich mit spannung auf das erscheinen der pferde ich hielt zwischen den ersten bäumen des waldes an den die prairie stieß band das eine ende des lasso am sattelknopfe fest und legte ihn dann in schlingen so vor mich hin dass ich ihn nur zu erfassen brauchte 137_82_000071 er tat dies auch aber um einen augenblick zu spät sein pferd hatte sich noch nicht umgedreht noch nicht eingestemmt und wurde von dem gewaltigen rucke umgerissen sam hawkens flog einen unendlich brillanten purzelbaum schlagend weit durch die luft und auf die erde nieder 137_82_000072 ich reichte ihm die hand und antwortete diese freude kann ich euch machen lieber sam ihr könnt versichert sein dass ich euch lieb habe so lieb wie wie na so wie man ungefähr einen recht guten braven und ehrlichen onkel liebt ist euch das genug 137_82_000073 die von uns verjagten vorposten sind zurückgekehrt und haben die herde gewarnt diese schlägt nun sicher eine ganz andere richtung ein und wird sich hüten durch dieses tal zu kommen als der morgen anbrach verlegten wir unser lager nach dem oberen teil desselben 137_82_000074 jetzt brachte sam den trupp wieder getrieben wir waren einander so nahe gekommen daß ich ihn sah nun konnten die mustangs weder vor noch zurück sie brachen nach der seite aus wir folgten ihnen 137_82_000075 dies war aber hier nicht der fall es konnte in jedem augenblick ein indianer oder gar ein raubtier erscheinen darum sorgte ich nur dafür dass das alte gun fest am riemen hing und mich nicht schlagen konnte 137_82_000076 das ist auch meine ansicht werde sie nachher genau untersuchen ob dies richtig ist habe das tier euch zu verdanken nur euch waren zwei böse tage für mich sehr böse für euch aber sehr ehrenvoll hättet ihr geglaubt die bison und auch die mustangjagd so schnell hintereinander kennenzulernen 137_82_000077 konnte mich aber nicht erwischen da ich zu meinem glücke gut getroffen hatte vielleicht hätte ihm der geruch als führer zu mir dienen können aber er war rasend vor wut und dies verhinderte ihn ruhig seinen sinnen seinem instinkt zu folgen 137_82_000078 sie hat schule diese mary eine sehr gute schule ich fühle und bemerke bei jedem schritte immer mehr dass ich von heut an vortrefflich beritten sein werde sie besinnt sich jetzt wieder auf das was sie früher gelernt und dann unter den mustangs wieder vergessen hat hoffentlich hat sie nicht bloß temperament sondern auch charakter 137_82_000079 direkt geschickt bekommen antwortete er im ernsthaftesten ton nicht möglich von wem durch die eilpost per kreuzband für zwei cents wollt ihr den umschlag vielleicht sehen 137_82_000080 ich kam mit jedem sprunge den ich tat näher jetzt hörte ich die stimme des bären oder vielmehr nicht die stimme denn auch dadurch dass es keine stimme hat unterscheidet sich dieses gewaltige tier von den andern bärenarten 137_82_000081 sie wird zu euch hinauf fliehen dann laßt ihr euch sehen und da flieht sie wieder zurück so treiben wir sie zwischen uns hin und her bis wir uns die zwei besten pferde ausgewählt haben die fangen wir ich lese mir da wieder das beste aus und das andere lassen wir laufen seid ihr einverstanden 137_82_000082 man hatte es eine ziemliche strecke vorgeschoben weil dieselbe während unserer abwesenheit vermessen worden war bancroft hatte sich mit den drei surveyors außerordentlich ins zeug gelegt um endlich auch einmal zu zeigen was er leisten konnte wir erregten aufsehen ein maultier ein maultier wurde gerufen wo habt ihr es her hawkens woher 137_82_000083 dort ist er natürlich inzwischen verendet wollen gleich einmal nachsuchen er ging mit seinen leuten der spur nach vielleicht hatte er geglaubt ich würde mitgehen ich tat dies aber nicht denn die höhnische art und weise in der er mit mir gesprochen hatte gefiel mir nicht und ich hatte zu arbeiten 137_82_000084 weil ihr nach dem schimmel trachtet und das kann doch nur ein greenhorn tun hihihihi ich antwortete ihm aber er hörte es nicht weil sein lautes lachen meine worte übertönte 137_82_000085 habt ihr euch beschädigt nein steigt schnell ab und gebt mir euer pferd ich muss es haben wozu ich will natürlich den beiden ausreißern nach also steigt schnell herunter fällt mir nicht ein könntet wieder einen purzelbaum riskieren und dann wären alle beide pferde zum teufel 137_82_000086 es machte auf mich einen höchst vorteilhaften eindruck und war trotz des großen kopfes und der langen ohren doch ein schönes tier maultiere sind genügsamer als pferde haben einen viel sicherern tritt und schwindeln nicht vor abgründen 137_82_000087 seine muskelkraft ist so riesig dass er einen hirsch ein fohlen oder eine bisonfärse im rachen mit leichtigkeit davontrabt ein reiter kann ihm nur dann entfliehen wenn er ein sehr kräftiges und ausdauerndes pferd besitzt sonst holt ihn der graue bär sicher ein 137_82_000088 das ist etwas anderes ja da mache ich mit schön bei mir handelt es sich freilich um den ernst ich brauche ein pferd und werde mir eins holen ich habe es euch schon oft gesagt und sage es euch jetzt wieder 137_82_000089 und der grizzly welcher sich hoch aufgerichtet hatte wühlte ihm mit den vorderpranken in den schenkeln und dem unterleibe der mann war dem tode geweiht unrettbar verloren ich konnte ihm nicht helfen und niemand hätte wenn ich wieder fortgelaufen wäre das recht gehabt mir darüber einen vorwurf zu machen 137_82_000090 zu meinem erstaunen bemerkte ich da dass der alte bulle nicht mehr da war wir gingen hin und sahen dass von dem punkte wo er gelegen hatte eine breite spur nach den büschen führte das gras war gegen zwei ellen breit niedergeschleift 137_82_000091 nicht anders könnte unsinn was meint ihr mit diesen worten jeder mensch kann anders wenn er will das heißt er kann ausreißen wenn er feig ist das meint ihr doch ja aber von feig sein ist dabei keine rede es ist keine feigheit den grizzly zu fliehen im gegenteile es ist geradezu selbstmord der reinste selbstmord ihn anzugreifen 137_82_000092 dass die zahmen pferde wenn sie nicht fest angebunden werden gern mit den wilden mustangs durchgehen hol euch der teufel alles habt ihr gelesen und da ist es nicht gut möglich euch zu überraschen da lobe ich mir die leute welche gar nicht lesen können wollt ihr mich überraschen natürlich mit einer mustangjagd ja 137_82_000093 habt ihr ihn beobachtet fragte sam wie klug er sich benimmt und jeden busch zur deckung benutzt hat um nicht gesehen zu werden ein indianischer späher kann es kaum besser machen 137_82_000094 dort zog ich die schlinge plötzlich so stark an dass dem maultiere der hals zugeschnürt wurde es verlor den atem und stürzte zu boden haltet fest bis ich den racker festhabe und lasst dann los rief sam 137_82_000095 warum nicht man muss hier im westen auf alles gefasst sein ich hoffe auch noch andere jagden kennen zu lernen hm ja will wünschen dass ihr dann ebenso davonkommt wie gestern und heut 137_82_000096 grade so wie ihr denkt und redet muss jeder mensch und christ denken reden und handeln aber wer hat denn gesagt dass ihr einem mustang die freiheit rauben sollt ihr habt euch im werfen des lassos geübt und sollt nur die probe machen ich will sehen ob ihr euer examen besteht verstanden 137_82_000097 aber der anblick welcher sich mir bot wirkte mit unwiderstehlicher gewalt ich raffte eins der weggeworfenen gewehre auf es war leider abgeschossen ich drehte es um sprang über den büffel hinüber und versetzte dem bären aus allen mir zu gebote stehenden kräften einen kolbenhieb gegen den schädel lächerlich 137_82_000098 geradeaus jenseits der büffelleiche hatte einer der westmänner einen baum erklimmen wollen war aber von dem bären dabei überrascht worden er lag mit dem oberleib sich mit beiden armen am stamme festhaltend auf dem ersten niedrigen aste 137_82_000099 das nicht es fällt mir gar nicht ein ihn gering zu schätzen aber unüberwindlich wie ihr sagt ist er jedenfalls nicht kein raubtier ist unüberwindlich auch der grizzly nicht das habt ihr wohl auch gelesen ja 137_82_000100 steigt auch ab sir und bindet euer pferd fest an wir werden hier warten warum fest anbinden fragte ich obgleich ich es recht gut wusste weil ihr es sonst leicht verlieren könntet habe wiederholt gesehen dass die pferde bei solchen gelegenheiten durchgegangen sind 137_82_000101 also hört die mustangs sind schon dagewesen war das vorhin ihre spur ja sie sind gestern hier durch es war ein vortrab wisst ihr so die kundschafter ich muss euch nämlich sagen dass diese tiere ungeheuer klug sind 137_82_000102 wenn ihr den mund haltet werde ich bitte seid still unterbrach ich ihn es ist gar nicht notwendig ein wort darüber zu verlieren ihr seid mein lehrer und mein freund mehr brauch ich doch nicht zu sagen 137_82_000103 ich war noch keine viertelstunde am platze als ich da unten eine menge von dunklen punkten sah welche sich schnell vergrößerten indem sie sich aufwärts bewegten erst von der größe von 137_82_000104 dann sprang es plötzlich mit allen vieren auf die seite machte einen katzenbuckel aber der kleine sam saß fest bringt mich nicht herunter rief er mir zu jetzt wird es das letzte versuchen und mit mir davonrasen wartet hier auf mich ich bring es gezähmt zurück 137_82_000105 seit er die spur untersucht hatte war kein wort aus seinem munde gekommen aber über sein bärtiges gesicht war der ausdruck der zufriedenheit ausgebreitet wie sonnenschein über eine waldige gegend jetzt forderte er mich auf 137_82_000106 aber da hatte er sich geirrt es ging keineswegs mit ihm durch sondern es warf sich plötzlich nieder und wälzte sich es konnte dem kleinen kerl alle rippen brechen er musste aus dem sattel ich sprang aus dem sattel ergriff den am boden schleifenden lasso wieder und schlang ihn schnell zweimal um die starke wurzel eines daneben stehenden busches 137_82_000107 alle wetter ist so etwas möglich rief rattler aus ich habe als wir das fleisch holten die beiden bullen doch genau untersucht sie waren tot und doch hat dieser hier noch leben in sich gehabt meint ihr das fragte ich ihn jawohl oder denkt ihr dass ein toter büffel sich entfernen kann 137_82_000108 da gehen unsere ansichten auseinander wenn er mich überrascht und mir keine zeit zur flucht lässt muß ich mich wehren wenn er sich über einen kameraden von mir hermacht muß ich diesem zu hilfe kommen das sind zwei fälle in denen ich nicht fliehen kann oder darf und außerdem kann ich es mir ganz gut denken dass ein kühner westmann es mit dem grauen bären auch ohne not aufnimmt 137_82_000109 zwei drei schüsse krachten und dann hörte ich rattler rufen auf die bäume schnell auf die bäume sonst seid ihr verloren er kann nicht klettern wen meinte er der nicht klettern konnte da kam einer seiner leute aus dem gebüsch gesprungen und zwar in sätzen wie man sie nur in der todesangst zu machen vermag 137_82_000110 das untere ende der prärie war so weit von mir entfernt dass ich die mustangs wenn sie dort erschienen nicht sehen konnte sie konnten mir erst dann wenn sam sie getrieben brachte sichtbar werden 137_82_000111 nachdem es ihm vorher gar passierte dass er sein eigenes pferd ans maultier hing und beide dann spazierenlaufen ließ er machte ein doppelt jämmerliches gesicht und bat im kläglichsten tone schweigt davon sir ich sage euch es kann dem tüchtigsten jäger einmal so etwas passieren ihr habt gestern und heut zwei gute tage gehabt 137_82_000112 er drehte den kopf nach mir um nicht etwa schnell wie es bei einem katzen oder hundeartigen raubtiere der fall gewesen wäre sondern langsam als ob er über meinen dummen angriff ganz verwundert sei 137_82_000113 es war ein böser augenblick hinter mir riefen die surveyors welche nach dem zelte zu ihren waffen flohen vor mir schrien die westleute und dazwischen ertönte das unbeschreibliche schmerzgeheul desjenigen von ihnen den der bär in seinen tatzen hatte 137_82_000114 ihr habt gestern von aasjägern gesprochen von weißen welche die büffel in masse töten ohne dass sie ihr fleisch brauchen ich halte das für eine versündigung an den tieren und an den roten menschen denen dadurch ihre nahrung geraubt wird ihr doch auch freilich 137_82_000115 in dieser weise konnte ein mensch nur dann brüllen wenn er den offenen rachen des todes vor sich gähnen sah der mann befand sich jedenfalls in der äußersten gefahr es mußte ihm hilfe werden aber wie 137_82_000116 nein nein noch nicht untersucht vorher den grizzly ob er wirklich tot ist er ist tot das könnt ihr nicht behaupten ihr habt gar keine ahnung welch ein zähes leben so ein vieh hat also untersucht ihn doch 137_82_000117 da wird sie wieder zu bocken anfangen fällt ihr nicht ein die hat genug sie ist ein gescheites viehzeug und ihr werdet ganz glücklich sein sie gefangen zu haben ja das glaube ich auch hatte es aber auch von allem anfang gleich auf sie abgesehen ihr auf den schimmel was eine sehr große dummheit war 137_82_000118 vor mir lag der vollständig zerfleischte leib des bisons rechts und links schrien mir die westmänner zu welche sich rasch auf die bäume retiriert hatten und sich dort ziemlich sicher fühlten denn man hat wohl selten oder gar nie einen grizzly aufbäumen sehen 137_82_000119 ein schimmelhengst flog allen voran ein prächtiges tier welches man sich hätte fangen mögen aber es wird keinem prairiejäger einfallen einen schimmel zu reiten so ein helles tier würde ihn jedem feinde schon von weitem verraten jetzt war es zeit mich ihnen zu zeigen ich lenkte unter den bäumen heraus ins freie und die wirkung trat augenblicklich ein 137_82_000120 grad so ist's auch mit den pferden ich mag keinem dieser herrlichen mustangs die freiheit rauben ohne mich damit entschuldigen zu können daß ich ein pferd brauche das ist brav gedacht sir sehr brav 137_82_000121 hm ich glaube die bücher welche ihr gelesen habt sind an euerm leichtsinn schuld ihr seid doch sonst ein ganz verständiger kerl wenn ich mich nicht irre ihr wärt imstande und gingt auf einen grauen bären los grade so wie gestern auf die bisons wenn ich nicht anders könnte ja 137_82_000122 was für gelegenheiten ahnt ihr das nicht hm ratet einmal mustangs wie kommt ihr darauf fragte er indem er mich rasch und verwundert anblickte weil ich es gelesen habe was 137_82_000123 wenn sie ihn nicht hat so könnt ihr ihn ihr noch beibringen sie ist noch nicht zu alt dazu wie alt denkt ihr dass sie ist fünf jahre mehr nicht 141_82_000000 itschmek aber heißt nicht rauchen sondern trinken in wie hohem ansehen übrigens die tabakspfeife bei den indianern steht erhellt aus dem umstande dass sie zum beispiel in der sprache der 141_82_000001 indem ich eines der roten gesichter nach dem andern betrachtete sah ich keines welches ich einem feinde gegenüber einer mitleidigen regung für fähig gehalten hätte unser brandy hatte nur so weit gereicht daß auf jeden nur fünf oder sechs schluck gekommen waren ich bemerkte also keinen betrunkenen 141_82_000002 macht mir keinen strich durch die rechnung sir tut lieber so als ob ihr so etwas gar nicht merktet wir dürfen sie nicht gegen uns aufbringen wenn alles gut gehen soll aber ich möchte an der beratung auch teilnehmen ist gar nicht nötig nicht ich denke das gegenteil ich muss doch auch wissen was beschlossen wird 141_82_000003 da müsstet ihr sie also verjagen und doch sollen wir nicht merken lassen dass wir von ihrer gegenwart wissen wie reimt ihr das zusammen mr stone sehr leicht wir dürfen allerdings nicht tun als ob wir sie suchen und können ihnen also nicht verbieten die halbinsel zu betreten 141_82_000004 da sollte der kleine sam unrecht haben es war gar nicht gleichgültig für uns wo sich diese zahlreichen scharen befanden das erfuhren wir schon nach einigen tagen sam erzählte weiter 141_82_000005 was mich betraf so gestehe ich aufrichtig ein dass ich den kommenden ereignissen ganz und gar nicht gleichgültig gegenüberstand es hatte sich ein zustand meiner bemächtigt ähnlich demjenigen welchen man im gewöhnlichen leben kanonenfieber zu nennen pflegt 141_82_000006 was das betrifft so könnt ihr euch auf euren alten sam hawkens verlassen ich gebe euch mein wort daß sie mit vollständig heiler haut davonkommen werden ist euch das genug ja euer wort halte ich in ehren denn ich denke wenn ihr es einmal gegeben habt so werdet ihr auch darauf sehen daß es in erfüllung geht 141_82_000007 im apache häuptling natan und tabakspfeife natan-tsé dieses tsé als endung bedeutet stein und zeigt ebenso wohl auf irdene gebrannte pfeifen als auch auf solche hin deren kopf aus stein gefertigt ist 141_82_000008 und kamen außerordentlich schnell vorwärts denn bancroft und seine drei anderen untergebenen strengten alle ihre kräfte an dies hatte seinen grund in einer vorstellung die ich ihnen gemacht hatte 141_82_000009 mitten in diesem wassergusse kam sam mit dick und will zurück wir sahen sie nicht eher als bis sie sich uns auf vielleicht zwölf oder fünfzehn schritte genähert hatten so dicht fiel der regen 141_82_000010 da saßen sie wartend wohl an die zwei stunden hatte mich auch unter einen baum gemacht und wartete auch zwei stunden lang musste doch wissen was es nun geben würde da kam ein reitertrupp mit den kriegsfarben bemalt kannte sie sofort intschu tschuna und winnetou mit ihren apachen 141_82_000011 sir brauste er im scherze auf wenn ihr mir eine solche moralische ohrfeige gebt so ist es aus zwischen uns beiden ich und sie nicht sehen die äuglein von sam hawkens sind zwar klein aber scharf 141_82_000012 die kundschafter der apachen dürfen natürlich nur diejenigen personen sehen welche im lager waren als winnetou mit seinem vater in demselben war ah das ist freilich etwas anderes nicht wahr 141_82_000013 mein himmel sagten sie das fragte rattler dessen gesicht vor entsetzen todesbleich wurde freilich sagten sie es habt es auch verdient kann euch da nicht helfen will nur wünschen dass ihr dann wenn ihr alle diese todesarten hinter euch habt nicht wieder eine so ruchlose tat begeht 141_82_000014 natürlich erkundigte ich mich bei sam nach dem resultate der beratung ihr könnt zufrieden sein meinte er euern beiden lieblingen wird nichts geschehen aber wenn sie sich wehren kommen gar nicht dazu werden überwältigt und gefesselt ehe sie auf den gedanken kommen können dass so etwas möglich ist 141_82_000015 und aber dann dann lassen wir die apachen heimlich frei wenigstens intschu tschuna und winnetou die andern nicht so viel von ihnen wie wir können ohne daß wir uns verraten wie wird es dann den übrigen ergehen 141_82_000016 was später kommt das wird sich eben auch erst später zeigen jetzt haben wir uns vor allen dingen nach einem platze umzusehen der für die ausführung unseres vorhabens passt denn nicht jeder ort ist zu so etwas geeignet das werde ich morgen früh besorgen gesprochen haben wir heute genug von morgen an werden wir handeln 141_82_000017 o doch ein wenig töten wollen sie uns aber nicht sofort wollen uns nur fangen ohne uns zu beschädigen und uns nach den dörfern der mescaleros am rio pecos schaffen wo wir an die marterpfähle gebunden und lebendig geschmort werden sollen 141_82_000018 darum wünschte ich mir diese nun da ihr nicht auszuweichen war recht schnell herbei dieser wunsch sollte in erfüllung gehen denn es war erst wenig nach mittag so sahen wir sam hawkens auf uns zukommen 141_82_000019 sie bedienten einander gar nicht sondern sie sprachen miteinander wenn ich mich nicht irre und zwar im dialekte der mescaleros den ich so leidlich inne habe ich rückte langsam weiter und weiter vor bis ich mich in der nähe der beiden häuptlinge befand 141_82_000020 das werdet ihr dann sofort erfahren aber wenn ihr euch etwas vornehmt was ich nicht gutheißen kann gutheißen ihr seht doch einmal dieses greenhorn an bildet sich wahrscheinlich ein das was sam hawkens beschließt erst genehmigen zu müssen 141_82_000021 so wollen wir keine zeit versäumen kommt mesch'schurs damit wir noch etwas fertig bringen sie folgten meiner aufforderung obgleich es ihnen wohl nicht wie arbeiten war 141_82_000022 sachte sachte mein junger sir alles der reihe nach was ich gehört habe kann ich jetzt noch nicht sagen weil ihr doch wissen müsst was vorher geschehen ist ich ging mitten im regenwetter fort brauchte sein ende nicht abzuwarten weil der regen nicht hier durch meinen rock dringen kann auch der stärkste nicht hihihi 141_82_000023 tun werden sie mir nichts gar nichts weil ihr verdacht schöpfen müßtet wenn ich nicht ins lager zurückkehrte nach ihrer ansicht bin ich ihnen ja später sicher genug aber sam ist es nicht möglich daß sie euch sehen aber ihr nicht sie 141_82_000024 darum machte ich mich auch unter die bäume und kroch auf meinem eigenen bauche weil ich sonst keinen andern dazu hatte so weit vor bis ich in ihre nähe kam und alles hörte was sie sprachen 141_82_000025 und da habt ihr sie belauscht fragte ich ja sie brannten als kluge kerls kein feuer an und weil sam hawkens ebenso klug ist wie sie dachte ich dass sie mich da nicht leicht sehen könnten 141_82_000026 danke sam ich will hoffen dass diese hochachtung sich nicht im sande verläuft doch weiter ihr meint also dass wir den apachen nicht rote sondern weiße späher entgegenschicken werden ja aber nicht mehrere sondern nur einen 141_82_000027 dort sammelten wir vom rande des gebüsches dürre äste und sahen uns dabei verstohlen nach apachen um wenn sich welche in der nähe befanden so mussten sie hinter den sträuchern stecken welche auf der savanne mehr oder weniger entfernt von uns zerstreut standen 141_82_000028 die apachen werden zwar nicht in hellen haufen angerückt kommen sondern einige kundschafter voraussenden aber die können mir nicht entgehen denn ich werde mich so aufstellen daß ich sie sehen muss wisst ihr es gibt örtlichkeiten wo selbst der feinste scout keine deckung findet und heraus auf eine offene stelle muss 141_82_000029 es ist mir gelungen weit weit besser gelungen als ich denken konnte so habt ihr die kundschafter gesehen kundschafter gesehen weit mehr weit mehr nicht bloß die kundschafter sondern die ganze schar und nicht nur gesehen sondern sogar gehört belauscht habe ich sie 141_82_000030 das kann man nicht genau berechnen aber doch vermuten ja wer grütze genug im kopfe hat der kann so etwas schon vermuten aber mit einer bloßen vermutung ist uns nicht gedient 141_82_000031 verstandet ihr denn alles unvernünftige frage werde doch hören was gesprochen wird ich meine ob sie sich des englisch indianischen jargons bedienten 141_82_000032 wir hatten ihn weder kommen sehen noch kommen hören aber ganz plötzlich stand er mitten unter uns und sagte in übermütigem tone da habt ihr mich mylords habt ihr denn weder augen noch ohren euch kann ja ein elefant überrumpeln dessen schritte man eine viertelstunde weit hört 141_82_000033 bin ihnen gefolgt bis ungefähr sechs meilen von hier und habe dann einen umweg gemacht um unbemerkt zu euch zu kommen well da habt ihr alles was ich euch sagen kann 141_82_000034 da ihr so ein ausnehmend gescheiter kopf seid könnt ihr euch ja denken was sie vermuten würden dass kiowas in der nähe sind ja hat's wirklich erraten wenn ich meine alte perücke nicht gar so sehr schonen müsste würde ich vor allerhand hochachtung jetzt den hut vor euch abnehmen denkt euch hiermit dass es geschehen ist 141_82_000035 und doch erfuhr ich später von winnetou selbst daß er höchstens fünfzig schritte von uns entfernt hinter einem busche gelegen und uns beobachtet hatte es ist nicht genug daß man scharfe augen besitzt sie müssen auch geübt sein und das waren die meinigen damals noch nicht 141_82_000036 und wenn sie dennoch die flucht ergriffen hätten die apachen wären doch schnell hinter ihnen her gewesen nein sie sahen ein daß ihre sicherheit hier die relativ größte war und darum blieben sie 141_82_000037 ja wir brennen natürlich ein lagerfeuer an damit sie uns recht deutlich sehen können so lange dieses leuchtet bleiben die apachen sicherlich versteckt wir lassen es niederbrennen und machen uns 141_82_000038 shona und winnetou ich hatte während der letzten tage so viel an winnetou gedacht dass er mir innerlich immer näher getreten war er war mir wert geworden ohne dass es seiner gegenwart oder gar seiner freundschaft bedurft hatte gewiss ein eigenartiger seelischer vorgang wenn auch nicht grad ein psychologisches rätsel 141_82_000039 mit richtigem geschmack auskosten könnt und wenn ihr dann trotz alledem noch nicht gestorben seid so werdet ihr mit klekih petra den ihr erschossen habt in eine grube gelegt und lebendig begraben 141_82_000040 die heutige nacht war ziemlich ungemütlich es erhob sich ein wind der nach und nach zum sturme wurde und gegen morgen trat eine kühle ein welche für diese gegend eine seltenheit war 141_82_000041 seht doch einmal über das wasser hinüber droben auf der höhe also mitten im walde stecken die kiowas ihre späher sitzen auf den höchsten bäumen und haben uns sicher kommen sehen ebenso werden sie bemerken wenn die apachen kommen denn sie können von dort oben aus weit über die savanne blicken 141_82_000042 als man denkt ist etwa ein grund eingetreten besorgnisse zu hegen ganz und gar nicht grad im gegenteile bin nun erst recht überzeugt dass alles gut ablaufen wird 141_82_000043 um eine stelle zum überfalle zu suchen ja könnte die kiowas zwar einstweilen hier lassen und sie dann holen aber je eher sie fortgehen desto eher verschwinden die spuren ihr könnt inzwischen weiter arbeiten 141_82_000044 heut würde ich winnetou sofort entdecken und wenn es nur infolge der mücken wäre die von seiner person angezogen um den busch weit dichter spielten als anderswo 141_82_000045 ich bin überzeugt daß sie alle davongelaufen wären aber dann wäre die arbeit nicht beendet worden und dann hätten sie dem kontrakte nach keine bezahlung zu verlangen die wollten sie doch nicht einbüßen 141_82_000046 am andern morgen erreichten wir schon nach kurzer arbeitszeit einen bach der ein ziemlich großes teichartiges becken bildete welches wahrscheinlich stets mit wasser gefüllt war während das bett des baches wohl meist halb trocken lag 141_82_000047 ja mr rattler habt euch eine suppe eingebrockt die ich nicht auslöffeln möchte ihr werdet gespießt gepfählt vergiftet erstochen erschossen gerädert und aufgehängt immer eins hübsch nach dem andern und von jedem stets nur ein kleines bisschen damit ihr recht lange dabei leben bleibt und alle diese qualen und todesarten 141_82_000048 die können wir nur dadurch erhalten dass wir ihnen kundschafter entgegenschicken und das habt ihr ja verpönt lieber sam ihr seid doch der ansicht gewesen dass die spuren der späher uns verraten würden 141_82_000049 sie brauchten um krieger gegen uns zu holen nicht bis in ihre dörfer zu reiten sondern sie trafen die gegen die kiowas ausgezogenen scharen unterwegs übergaben klekih petras leiche dem medizinmanne und einigen andern leuten zum 141_82_000050 dies ist die stelle für welche sich unser sam entschlossen hat sagte stone indem er mit kennermiene um sich blickte sie kann für das was wir vorhaben auch wirklich gar nicht besser passen 141_82_000051 sobald es dunkel ist davon um die kiowas leise und schnell herbeizuholen jetzt werfen sich die apachen auf unser lager und finden keinen menschen hihihi sie sind natürlich ganz erstaunt und brennen das feuer wieder an um nach uns zu suchen 141_82_000052 seht ihr einen fragte ich sam nach einer weile nein antwortete er ich auch nicht wir strengten unsere augen möglichst an konnten aber nichts entdecken 141_82_000053 bin bis beinahe zu der stelle gelaufen wo wir lagerten als die beiden apachen zu uns kamen da aber mußte ich mich verstecken denn ich sah drei rote welche da herumschnüffelten 141_82_000054 die kiowas waren vor uns genau da geritten wo wir uns jetzt befanden und doch war keine spur von den huftritten ihrer pferde zu sehen wenn die apachen uns folgten konnten sie unmöglich ahnen dass wir zweihundert verbündete in unserer nähe hatten 141_82_000055 sie hatten einen passenden ort gefunden parker und stone sollten uns denselben zeigen hawkens aber ging nachdem er sich mit proviant versehen hatte trotz des unwetters fort um sein späheramt anzutreten 141_82_000056 er trinkt ihn eigentlich auch denn wenn er nach indianischer weise raucht so schluckt er den rauch hinunter sammelt ihn im magen an und gibt ihn dann in einzelnen langsamen stößen wieder von sich 141_82_000057 wieviel waren es grad so wie ich gedacht hatte habe ungefähr fünfzig mann gezählt die späher kamen unter den bäumen hervor und erstatteten den beiden häuptlingen bericht dann mußten sie wieder vorangehen und die schar folgte langsam nach 141_82_000058 ihr habt euch also nicht von ihnen sehen lassen nein und auch dafür gesorgt dass sie eure spur nicht entdecken ja aber ihr sagtet doch dass ihr euch ihnen zeigen wolltet und weiß schon weiß hätte es auch getan war aber nicht nötig denn weil halt habt ihr es gehört 141_82_000059 der kleine mann war sichtlich ermüdet aber die kleinen listigen äuglein blickten außerordentlich heiter über den dunklen bartwald herüber alles gelungen fragte ich ich sehe es euch an alter lieber sam so 141_82_000060 und sonderbar ich habe später von winnetou erfahren daß er damals ebenso oft an mich gedacht hat wie ich an ihn meine innere unruhe wurde auch durch die arbeit nicht geändert doch wußte ich gewiß daß sie im augenblicke der entscheidung plötzlich verschwinden werde 141_82_000061 also heute abend geht der tanz los heute abend schon fragte ich halb überrascht und halb erfreut weil ich mir die entscheidung bald herbeigewünscht hatte das ist gut das ist sehr gut 141_82_000062 sind diese aber fort so kommen sie herab und herüber zu uns und verstecken sich auf der halbinsel wo sie nicht bemerkt werden können können die kundschafter der apachen nicht auch dorthin sie könnten wohl aber wir lassen sie nicht 141_82_000063 ja nickte ich wenn der allerdings die sache übernimmt so können wir ohne sorge sein er wird sich von den apachen nicht erwischen lassen nein erwischen nicht aber sehen was sie sollen euch sehen ja 141_82_000064 und sollten sie sich wirklich blutgierig zeigen so ist sam hawkens auch noch da überhaupt was nachher zu geschehen hat darüber wollen wir uns die köpfe nicht zerbrechen wenigstens ihr könnt von dem eurigen eine bessere anwendung machen 141_82_000065 sie konnte mit einer kasserolle verglichen werden welche mit ihrem griffe am lande hing jenseits des teiches stieg eine sanfte höhe an welche dichter wald bedeckte 141_82_000066 ich setzte mich zu sam und seinen unzertrennlichen gefährten parker und stone aß mein abendbrot und ließ die augen über das lager schweifen welches mir dem neulinge einen mir bisher unbekannten anblick bot kriegerisch genug sah es aus 141_82_000067 belauscht ah so sagt schnell was ihr da erfahren habt nicht jetzt und nicht hier nehmt eure instrumente zusammen und geht zum lager ich komme nach muß nur vorher schnell hinüber zu den kiowas um ihnen zu sagen was ich erfahren habe und wie sie sich verhalten sollen 141_82_000068 kommt sir wollen einmal probieren was ihr in dieser beziehung für augen habt diese aufforderung war an mich gerichtet er stand auf um zu gehen und ich nahm mein gewehr um ihm zu folgen 141_82_000069 und das ist sehr vorteilhaft für unsern plan wieso fragte ich könnt euch das nicht denken schauet doch umher wie das gras niedergelagert ist 141_82_000070 es wird die apachen also anlocken und diese können sich uns ganz bequem nähern wenn sie sich zwischen den bäumen und sträuchern halten welche zu beiden seiten dieser zunge stehen ich sage euch mesch'schurs wir konnten um von den roten überfallen zu werden gar keinen bessern platz finden 141_82_000071 so ungewöhnlich der wasserguß gewesen war fast wie ein wolkenbruch so schnell hörte er wieder auf die schleusen des himmels schlossen sich mit einem male und dann strahlte die sonne ebenso warm wie gestern auf uns nieder wir hatten die arbeit unterbrochen und nahmen sie nun wieder auf 141_82_000072 glaubt ihr das wirklich sam fragte ich ihn ja es ist keine leere drohung sondern ich habe alle ursache dies anzunehmen habe mich auch in anderer beziehung nicht getäuscht 141_82_000073 die kundschafter der apachen mögen uns also ganz ruhig umschleichen und die gewissheit gewinnen dass wir nichts böses ahnen wenn sie sich dann entfernen schleiche ich ihnen nach um die ankunft der ganzen schar zu erspähen 141_82_000074 wir befanden uns ungefähr auf der breite von damaskus und wurden doch von der kälte aufgeweckt sam hawkens prüfte den himmel und meinte dann heut wird in dieser gegend wahrscheinlich etwas geschehen was hier sehr selten vorkommt es wird nämlich regnen wenn ich mich nicht irre 141_82_000075 sind apachenkundschafter dachte ich und laufen nicht weiter weil sie nur bis hierher gehen sollen so war es auch sie suchten die gegend ab ohne meine spur zu finden und setzten sich dann unter die bäume weil es außerhalb des waldes zum sitzen zu nass war 141_82_000076 er schritt oberhalb des teiches auf den bach zu sprang hinüber und verschwand dann jenseits unter den bäumen des waldes wir packten unsere siebensachen zusammen und suchten das lager auf wo wir auf sams wiederkehr warteten 141_82_000077 gar nicht sehr schlimm sir das kann ich euch versichern die kiowas werden im ersten augenblicke weniger an diese denken als daran die flüchtlinge wieder einzufangen 141_82_000078 da fangen oder töten sie euch fällt ihnen gar nicht ein sind viel zu klug dazu ich richte es so ein dass sie mich sehen müssen damit sie nicht auf den gedanken kommen dass andere zu uns gestoßen sind und wenn ich so recht gemütlich vor ihren augen umherspaziere so werden sie meinen wir fühlen uns so sicher wie im schoße abrahams 141_82_000079 aber ein erfahrener mann weiß dass aus dem besten kinde später ein schlimmer strolch werden kann so ist's auch mit den begebenheiten die schönste sache kann durch irgend einen zufall auf einen falschen weg geraten 141_82_000080 ist das nicht zu wenig nein denn dieser eine ist ein kerl auf den man sich verlassen kann heißt nämlich sam hawkens wenn ich mich nicht irre und pflegt feldmäuse zu fressen hihihi kennt ihr diesen mann vielleicht sir 141_82_000081 hierin stimmt er eigentümlicherweise mit dem türken überein welcher auch nicht tabak rauchen sagt tabak heißt im türkischen tütün tabak oder pfeife rauchen tütün oder tschibuk 141_82_000082 wenn wir nicht allen fleiß aufwandten so kamen die apachen ehe wir fertig waren und dann konnte es uns von ihnen oder auch den kiowas schlimm ergehen führten wir unser werk aber vor ihrer ankunft zu ende so war es uns vielleicht möglich uns aus dem staube zu machen und unsere personen und zeichnungen in sicherheit zu bringen 141_82_000083 das hatte ich ihnen vorgestellt und darum arbeiteten sie mit einem fleiße und einer ausdauer die vorher niemals bei ihnen zu bemerken gewesen waren mein zweck war also erreicht 141_82_000084 hört sir ihr könnt mir wirklich leid tun ihr wollt ein studierter mann sein und wisst doch nicht einmal dass man ausreißen muss wenn man sich nicht fangen lassen will 141_82_000085 soll euch wohl auch erst um die erlaubnis bitten wenn ich es für gut halte mir meine fingernägel zu beschneiden oder meine stiefel auszubessern so war es natürlich nicht gemeint ich möchte nur sicher sein dass nichts beschlossen wird bei dessen ausführung das leben unserer beiden apachen gefährdet ist 141_82_000086 darum werden sie warten bis wir uns schlafen gelegt haben und dann lassen wir schnell das feuer ausgehen und retirieren nach der insel und was tun wir bis dahin können wir arbeiten ja nur müsst ihr zur entscheidenden stunde hier sein 141_82_000087 er war in seiner rede durch den dreimaligen schrei eines adlers unterbrochen worden das sind die späher der kiowas sagte er sie sitzen da oben auf den bäumen habe ihnen gesagt mir dieses zeichen zu geben wenn sie die apachen draußen auf der savanne erblicken 141_82_000088 hm steht das denn nicht in den vielen büchern die ihr gelesen habt nein denn ein wackerer westmann soll nicht so hoch springen wie das insekt von welchem ihr redet sechshundertmal höher als er ist ihr meint also dass wir uns in sicherheit bringen 141_82_000089 ihr scheint ja ganz erpicht darauf zu sein in die hände der apachen zu geraten aber recht habt ihr es ist gut und ich freue mich auch darüber daß wir nicht länger zu warten brauchen ist kein sehr angenehmes ding auf etwas warten zu müssen was doch einen andern ausgang nehmen kann als man denkt 141_82_000090 fingen es sehr schlau und vorsichtig an habe meine helle freude über sie gehabt und meine nun wie immer dass die apachen allen andern roten nationen über sind intschu tschuna ist ein tüchtiger kerl und winnetou nicht minder die kleinste bewegung dieser beiden roten war berechnet 141_82_000091 solche orte sucht man sich aus wenn man kundschafter beobachten will sobald ich sie gesehen habe melde ich sie euch damit ihr wenn sie dann das lager umschleichen euch recht unbefangen zeigen mögt dann sehen sie aber doch die kiowas und werden dies ihrem häuptling melden 141_82_000092 die beratung dauerte wirklich wie ich es erwartet hatte bis zum abende sie war grad zu ende als wir von der dunkelheit gezwungen wurden aufzuhören 141_82_000093 das wäre auch nicht gefährlich antwortete er denn die kiowas würden uns sofort zu hilfe kommen aber das würde nicht ohne blutvergießen ablaufen und grad das wollen wir vermeiden 141_82_000094 das gegenteil hätte uns zeit gekostet und den apachen auffallen müssen wir folgten den vorangerittenen langsam so wie unsere arbeit nach und nach vorwärts schritt 141_82_000095 wenn ich gesagt habe das calumet oder die friedenspfeife rauchen so bediene ich mich des bei uns gebräuchlichen ausdruckes der indianer sagt nämlich nicht tabak rauchen sondern tabak trinken 141_82_000096 der kopf einer jeden pfeife welche als calumet benutzt wird soll aus dem heiligen ton geschnitten sein dessen fundort in dakota liegt 141_82_000097 nach der herstellung dieses wenigstens einstweiligen guten einvernehmens verlangte tangua das abhalten einer großen beratung an welcher alle weißen teilnehmen sollten dies war mir unlieb denn es hielt uns von der arbeit ab die doch so notwendig war 141_82_000098 meine arbeit war eigentlich eine doppelte ich hatte zu messen und auch buch zu führen und die zeichnungen herzustellen das letztere tat ich im 141_82_000099 ja sir hier im westen darf es auf einen tropfen blut nicht ankommen aber habt nur keine sorge grad ganz dasselbe wird die apachen abhalten uns anzugreifen während wir noch wach sind 141_82_000100 was seid ihr doch für menschen mr stone freut sich dieser mann darüber daß er so schön überfallen werden kann ich sage euch ich freue mich so wenig darüber daß ich mich aus dem staube machen werde 141_82_000101 wenn sie fort sind um ihre krieger zu holen rücken die kiowas heran und verstecken sich auf der halbinsel dann schleichen sich die apachen alle herbei und warten bis wir uns schlafen legen wenn sie aber nicht so lange warten fiel ich ihm in die rede da können wir uns doch nicht zurückziehen 141_82_000102 als es zu dunkeln begann und wir unsere arbeit einstellten erfuhren wir von stone und parker daß wir uns in der nähe des voraussichtlichen kampfplatzes befänden ich hätte ihn gern in augenschein genommen dazu war es aber heut zu spät 141_82_000103 wollte ich hätte so lange ich lebe lauter so schöne deutliche fährten zu lesen mussten aber sehr vorsichtig sein die apachen weil sie hinter jeder biegung des waldes hinter jeder ecke des gebüsches auf uns treffen konnten und machten darum nur langsame fortschritte 141_82_000104 ich bleibe nicht hier rief der genannte aus ich gehe fort mich bekommen sie nicht er wollte aufspringen sam hawkens zog ihn wieder nieder und warnte keinen schritt von hier fort wenn euch euer leben lieb ist ich sage euch dass die apachen vielleicht schon die ganze umgegend hier besetzt haben ihr würdet ihnen direkt in die hände laufen 141_82_000105 denke aber daß ihr es bleiben lassen werdet die leiche klekih petras ist einem medizinmanne übergeben worden der sie nach hause schafft ihr müßt nämlich wissen daß diese roten des südens ihre toten so zu behandeln und zu konservieren verstehen daß sie sich lange halten 141_82_000106 well ganz wie karpfen die man fängt nach hause schafft ins wasser setzt und füttert um sie dann mit allerlei gewürz zu sieden soll mich wundern was für ein fleisch der alte sam da geben wird besonders wenn sie mich da ganz in die pfanne tun und mich in meinem jagdrocke braten ha ha 141_82_000107 well macht euch also an eure arbeit und seid überzeugt dass die sache auch ohne euch die richtung nimmt die sie nehmen würde wenn ihr eure nase auch mit hineinstecken könntet 141_82_000108 aber das ist doch hier nicht zu befürchten nein nach allem was ich gehört habe wird der erfolg ein ganz vorzüglicher sein was habt ihr denn gehört erzählt doch nur erzählt 141_82_000109 infolge des gestrigen regens aber war er bis an die ränder angefüllt zu diesem teiche führte eine schmale freie savannenzunge welche rechts und links von bäumen und sträuchern eingesäumt wurde 141_82_000110 wenn die apachen da vorüberkommen müssen sie doch gleich sehen dass hier mehr menschen und tiere gewesen sind als wir eigentlich zählen kommt aber ein regen so richtet sich das gras rasch wieder auf während die spuren dieses lagers sonst noch nach drei oder vier tagen zu sehen wären ich werde mich mit den roten so rasch wie möglich davonmachen 141_82_000111 und suchten sich fünfzig gute reiter aus um uns aufzusuchen wo befinden sich die trupps welche gegen die kiowas bestimmt sind weiß es nicht ist kein wort darüber gesprochen worden kann uns auch ganz gleichgültig sein 141_82_000112 er teilte dem häuptling seine absicht mit und dieser ging auf dieselbe ein nach kurzer zeit ritten die indianer mit sam und seinen beiden gefährten fort es versteht sich ganz von selbst daß der platz welchen er sich auswählen wollte an der linie liegen mußte welcher wir als feldmesser zu folgen hatten 141_82_000113 im stillen aber dachte ich gar nicht daran mich in dieser weise aus dem staube zu machen mir lag winnetou am herzen die andern mochten tun was sie wollten ich aber war entschlossen nicht eher fortzugehen als bis ich überzeugt sein konnte daß keine gefahr mehr für ihn vorhanden sei 141_82_000114 ich werde dann schon dafür gesorgt haben daß die kiowas nicht zu sehen sind auch keine spur von ihnen nicht die allergeringste spur verstanden diese unsere sehr lieben freunde die kiowas werden sich sehr gut verstecken um im geeigneten augenblicke hervorzubrechen 141_82_000115 darum bat ich sam dahin zu wirken dass diese beratung für den abend aufgehoben werde denn ich hatte gelesen und gehört dass wenn die roten sich einmal bei einem solchen palaver befinden dieses wenn keine gefahr zum schlusse desselben treibt fast kein ende zu nehmen pflegt 141_82_000116 wir binden die pferde dort an die bäume dann könnt ihr sicher sein daß kein indianer sich nähert da die pferde ihn durch ihr schnauben verraten würden also wir lassen die späher ruhig kommen und sich umsehen die halbinsel betreten sie nicht 141_82_000117 so schießt also los bat ich als er jetzt eine pause machte so macht euch beiseite sir wenn euch mein schuss nicht treffen soll haben es also wirklich auf uns abgesehen wollen uns lebendig fangen also nicht töten 141_82_000118 dies war für uns ein sehr günstiges terrain und so kam es daß wir rasche fortschritte machten hierbei machte ich die bemerkung daß sam hawkens heut früh die wirkung des regens ganz richtig vorhergesagt hatte 141_82_000119 richtig ihr seid wirklich nicht so dumm wie es wenn man euer gesicht betrachtet den anschein hat also das erste was wir wissen müssen ist uns bekannt nämlich die richtung aus welcher wir sie zu erwarten haben das zweitwichtigste ist die zeit wann sie kommen 141_82_000120 jedenfalls seid ihr aber nicht wie ein solcher elefant aufgetreten antwortete ich mag sein wollte euch nur zeigen wie man an die menschen kommt ohne dass sie es bemerken habt ruhig dagesessen und nicht gesprochen seid ganz still gewesen und habt mich doch nicht gehört 9948_8674_000000 er sah mich lange durch und durch an dann sagte er zum gendarm sie werden ja die leute festhalten müssen bis sich alles herausgestellt hat aber ich glaube sie sind unschuldig dafür kenn ich diesen lumpen er zeigte auf den toten dass er das alles allein ausgeführt hat 9948_8674_000001 ihr mann sah ihr finster zu dann fasste er sie am arm und zog sie fort und gleich darauf fuhr der wagen ab die bauersleute weinten und wir musikanten auch wir sind dann vier tage in untersuchung gewest und dann freigelassen worden 9948_8674_000002 eine stunde vergeht da fallen auch ihm die augen zu leiser immer leiser geht der wind der schmerz verrinnt der friede kommt 9948_8674_000003 der seltsame doktor der wohl ein guter mensch war hatte sie schon alle untergebracht nur ihn nicht der gastwirt wollte ihn nicht behalten seine arbeit begehrte niemand 9948_8674_000004 er hasste ihn schon als kind wenn er andere kinder vater sagen hörte wenn er sah wie sich ein starker mann liebreich oder freudig oder doch wenigstens aufrichtig zu seinem kinde bekannte dann sah er sich 9948_8674_000005 man hatte seine trompete im garten gefunden und nun dachten alle wir wären beteiligt an dem verbrechen das war wohl das schrecklichste was mir auf meiner wanderschaft passiert ist 9948_8674_000006 ich habe keine güter verschwendet ich hatte keine um all das was ich habe hast du mich betrogen und ich will auch nicht dein tagelöhner sein ich würde dir deine scheuer anzünden 9948_8674_000007 wir reesten also alleene weiter kamen in das dorf und fanden bald das schloss das über die anderen häuser wegragte ich muss sagen es war uns ganz eegen zumute wie wir das herrliche schloss sahen den schönen park mit der hohen mauer und die grünen rasenflächen und die veranda und die vielen blumen 9948_8674_000008 der war adlig es war noch ein junger mensch vielleicht fünfundzwanzig aber ein richtiger von aufm gymnasium hatten sie ihn fortgejagt weil er seinen mitschülern geld gemaust hatte na und er war überhaupt ein früchtel in allen stücken 9948_8674_000009 das ist übertrieben meinte steiner aber ich hab's reißen und fürcht mich vorm winter auf der straße sonst aber ist es fein sesshaft müssen wir im winter sein sesshaft sagte der italiener 9948_8674_000010 seine mutter war keine dirne gewesen ordentlich hat sie ausgesehen und ein schönes gutes gesicht gehabt ein reines gesicht hat ihm eine alte gütige frau gesagt die sie im sarge gesehen hatte das war das was seiner jungen seele halt gab 9948_8674_000011 da haben sie mich's immer so spüren lassen und dann da war ich immer aus gnade und barmherzigkeit gelitten obwohl sie nutzen aus mir zogen das war bei euch besser aber das muss ich euch sagen eh ich als armer verachteter musikante nach hause zög eher stürb ich im ersten besten straßengraben 9948_8674_000012 bis ein roher feiger schlechter mann vor ihm erschien und zu dieser erscheinung sagte er vater und ging mit ihr ins gericht und kannte niemals erbarmen 9948_8674_000013 dass niemand ihn sah der keine antwort gab auf das todesrufen der mutter und den lebensschrei des kindes keine hand ausstreckte zu einer kleinen fürsorge ihn hasste er 9948_8674_000014 geht mitten in der nacht plötzlich die türe auf ein haufen bauern kommt der schulze der gendarm und ehe wir uns versehen sind wir alle gepackt und gebunden wir waren des todes erschrocken und fragten immer und immer was wir denn eigentlich gemacht haben sollten 9948_8674_000015 ehre vater und mutter wenn er als kind das in der schule hörte verloren sich immer seine blicke und seine seele ging in die irre als er zwölf jahre alt war und alles wusste hat er seinen vater gehasst 9948_8674_000016 er hat den husten er hat oft stechen in der brust und es macht ihm keinen spaß als bettelmann durch die welt zu ziehen hast du kein brot keine arbeit für ihn herr vater ich will dir eine geschichte erzählen die in der heiligen schrift steht 9948_8674_000017 gnädiger herr er ist bloß acht wochen bei uns gewest wir haben ihn halb verhungert an einem straßenrande gefunden wir haben ihm die trompete geborgt und zwei neue hemden gekauft nur wollte er hierher wollt hier mit uns blasen 9948_8674_000018 auch wie oft während seiner musikantenzeit ist aus seinem herzen ein gedanke des unsegens und des hasses auf die suche gegangen ins ungewisse den mann zu finden der alles verschuldet hatte 9948_8674_000019 da schwiegen erst die musikanten still als sie diese geschichte gehört hatten dann sagte ein jeder seine meinung und schickte dem toten sein urteilssprüchlein nach nur hellmich schwieg 9948_8674_000020 der wind trommelte an die fenster des tanzsaales und alle hüllten sich fröstelnd in die decken zwei mark fünfundsiebzig haben wir heute eingenommen fing schulze wieder an das ist sehr wenig für viere man möcht wirklich sprechen heutzutage ist es besser handwerker oder bauer zu sein als musikus 9948_8674_000021 wir reesten also ohne sogenannten takt auf das dorf zu wo die eltern von unserm adligen kameraden wohnten unterwegs sagten wir ihm oft es passe sich ganz und gar nich dass er seine leute so ärgern wollte was sehr merkwürdig von uns war da wir doch weder den feinfühligen herrn steiner 9948_8674_000022 endlich stieß der italiener den bäcker an und sagte red deutsch du esel sagte der verdrossen was ist denn nu eigentlich aus dem von und seinem eldernbaare weider geworden 9948_8674_000023 das verrät keen'n sogenannten takt warf steiner dazwischen solchen leuten is das bloß peinlich wenn der sohn künstler geworden ist und vorm schlosse spielt das hätt ich in meiner kapelle nicht zugegeben was meinst du dazu hellmich 9948_8674_000024 auf einem stuhle saß eine alte frau das war die mama sie saß ganz stille und sagte keen wort wie kommt er zu euch wie kommt er zu euch schrie der alte herr die kameraden brachten kein wort raus vor schreck da sagte ich 9948_8674_000025 noch den gelehrten herrn hellmich bei uns hatten also wie gesagt wir redeten ihm ab und so blieb er auch gut 'ne meile entfernt alleine in einem straßenwirtshause zurück und sagte wir sollten ohne ihn blasen und 'n tag später wollt er da und da mit uns wieder zusammentreffen 9948_8674_000026 sein vater hat ihn ganz und gar verstoßen konnten wir ihm auch eigentlich nicht übelnehmen was macht er er redt uns eines tages ein wir sollten doch einmal nach dem dorfe reesen wo seine eltern ein rittergut hatten und vor ihrem schlosse spielen na das machten wir denn 9948_8674_000027 dann schaut sie ihn an mit blauen keuschen unverdorbenen augen schaut ihn ernst und voller sorge an zieh weiter zieh fort von hier sagt sie und küsste ihn noch einmal 9948_8674_000028 und als er auf der festung war und schande und unfreiheit ihm die seele drückten da rief er ihn oft in seinem herzen wenn er schwer arbeitete oder auf rauem lager ruhte dann zermarterte sich seine fantasie 9948_8674_000029 der schulze und der gendarm gaben uns keine antwort aber die bauern redeten so viel durcheinander dass man sich nach und nach ein bild machen konnte unser kamerad war bei seinen eigenen eltern eingebrochen hatte eine menge gold und silberzeug und auch bargeld gestohlen und war auf dem rückwege vom schlosswächter erschossen worden 9948_8674_000030 willst du willst du mich als einen tagelöhner halten verstecke dich nicht ich kenne dich nicht aber ich weiß du hast haus und hof wärst du ein armer mann dann hättest du die mutter behalten denn ihr gesicht war schön und gut und rein aber du bist reich und schlecht 9948_8674_000031 schulze der ob der zweifachen abkanzelung durch steiner und hellmich sehr verstimmt war wollte anfangs nicht heraus mit der sprache und entschloss sich erst nach vielem zureden zur fortsetzung seiner geschichte 9948_8674_000032 und wollte nichts als einmal an seines vaters tür landen ihn herausrufen aus seinem feigen hause ihm mitten ins gesicht schlagen da da du du du vater und dann befriedigt seiner straße ziehen 9948_8674_000033 aus elenden herbergen aus schmutz und kälte schickte er ihm einen fluch auf die wohlbesetzte tafel die weit irgendwo in der fremde stand und keinen platz hatte für den sohn 9948_8674_000034 die mütze war ihm vom kopfe gefallen die langen braunen haare hingen um sein hübsches junges gesicht und in der schläfe war die revolverkugel des polnischen schlosswächters der alte herr der sein vater war trat auf uns zu er war kreideweiß und er hob die hände auf als wollt er auf uns einschlagen 9948_8674_000035 es entstand eine gedrückte pause draußen schüttelte der wind an den obstbäumen im garten von zeit zu zeit hörte man die abfallenden früchte aufklatschen 9948_8674_000036 merkwürdiger mann der amtsvorsteher sagte schulze der bäcker mein lieber belehrte ihn steiner amtsvorsteher sind immer merkwürdig aber dieser ist sozusagen ein komischer heiliger 9948_8674_000037 wie wir die marie anstimmten schickt er uns mit einem diener noch ein paketel zigarren raus und ließ uns sagen er wär jetzt schon befriedigt für sein geld und wir mochten uns nur nich abhalten lassen und ruhig ins dorf weiterziehen es war wirklich ein sehr freundlicher herr 9948_8674_000038 wir dachten uns es wird von unserm kameraden der papa sein da hab ich für meinen teil wirklich eine art zittern gekriegt und konnte kaum weiterblasen na aber er war sehr freundlich und gab uns ein zweimarkstück 9948_8674_000039 willst du denn wirklich pohl ma sicuro rief dieser ne'll inverno bein schlechten wetter und schnee und eis geh ich in conditione bein engländer und nella primavera wenn die warme sonne wieder scheint gneif ich aus das wär unehrlich sagte hellmich die andern schwiegen 9948_8674_000040 und auf den weiten einsamen wegen wenn die kameraden stumm und verdrossen marschierten und keiner lust hatte ein wort zu reden suchte er ein ziel nach dem es sich lohne durch kalte lachen und aufgeweichten morast zu wandern 9948_8674_000041 er musste sie aufreißen vom stuhle und sie konnte kaum gehen als sie fünf oder zehn schritte fort war machte sie sich los kehrte wieder um beugte sich über den toten und machte ihm mit dem finger 'n kreuzel auf die stirn 9948_8674_000042 aber wir sollten was anderes blasen sagte er nicht das lied wir sollten n kriegsmarsch spielen na da bliesen wir denn n hohenfriedeberger und dann n pariser und dann dass auch was lustiges wär wie noch nie tanzt die marie der herr war unterdessen ins schloss zurückgegangen 9948_8674_000043 und wie wir 'n stückel weg waren sagten wir uns gott sei dank dass der sohn nicht bei uns gewest war wir machten dann noch ganz gute geschäfte und blieben in der schlossbrauerei über nacht wo wir uns was gutes leisteten wie wir nu aber schliefen ooch in so einem großen tanzsaal wie hier 9948_8674_000044 hellmich ließ sie austoben dann sagte er ich weiß dass ihr gute und ehrliche kerle seid und wenn ich's richtig sagen soll so ist mir bei euch wohler gewesen als wie ich noch zu hause war 9948_8674_000045 dann wandte er sich an einen diener und sagte hole mir mantel und hut und der gnädigen frau mantel und hut und lass sofort anspannen dieses haus betreten wir nie wieder die mäntel und die hüte kamen die fuhre fuhr vor da sagte er zu seiner frau komm 9948_8674_000046 war ne gemeinheit sagte der junge mann wer erst bettelmusikant geworden ist hat sich von anständigen leuten fernzuhalten da aber saßen die anderen drei sofort aufrecht und schimpften alle gleichzeitig auf hellmich ein 9948_8674_000047 und darum hat er dem unteroffizier gegenüber das andenken seiner mutter hochgehalten und verteidigt aber der der ihm das leben gegeben und ihr das leben genommen der nachdem er es getan ins dunkel zurückwich 9948_8674_000048 die kameraden schliefen er hörte ihr tiefes atmen was sollte werden wenn einer von ihnen hier blieb wenn alle hier blieben 9948_8674_000049 wir wurden nachm schloss geführt auf dem rasenplatze vorm schloss stand eine menge leute sie fluchten und drohten als sie uns sahen laternen brannten und zwei oder drei fackeln aufm rasen lag unser kamerad 9948_8674_000050 sie machten ihm heftige vorwürfe er sei immer stolz und absonderlich gewesen und sei überhaupt ein trübsinniger patron sie aber seien noch lange nicht unanständig und keine verworfenen menschen wenn sie auch nur arme musikanten seien 9948_8674_000051 da sagte der sohn der all seine güter verschwendet hatte ich will mich aufmachen und zu meinem vater gehen und ihm sagen halte mich wie einen deiner tagelöhner 9948_8674_000052 der regen schlägt ans fenster der sturm pfeift dunkel unheimlich liegt der große saal wohnte in einem schlosse hatte einen vater der ihn anerkannte hatte eine mutter eine lebende mutter und wurde ein bettler wie ich und wurde ein dieb 9948_8674_000053 der als ein kluger aber trotziger knabe galt oftmals heimlich um starrte in die leere luft und fragte wo bist du wo versteckst du dich was bist du so feig was bist du so geizig 9948_8674_000054 sonst schliefen sie immer bald ein wenn sie nach langer tageswanderung am abend endlich die müden glieder ausstrecken konnten heute wachten alle 9948_8674_000055 da kam wieder der groll ja ja mein lieber vater dein sohn steht wieder einmal ganz verlassen da die kameraden lassen ihn im stich 9948_8674_000056 es war nicht immer so er war ein weicher scheuer bursch furchtsamer als alle ein unrecht zu tun aber er hatte die eine wunde stelle und wer an sie rührte den traf jede waffe die er fand 9948_8674_000057 zuletzt macht sie mit ihrem finger ein kreuz auf die stirn löscht das licht aus und ist fort er aber hebt im schlaf und traum die hände hoch und sagt laut mutter mutter ich liebe dich 9948_8674_000058 da öffnet sich die tür zum tanzsaal ein mädchen erscheint mit leisem schritt ein dienstmädchen man sieht es an ihrem einfachen kleide und der groben schürze aber ihr gesicht ist jung und schön 9948_8674_000059 aber wenn man's richtig nimmt am ende hätte jeder der auf der straße rumzieht ne rührende geschichte zu erzählen aus wohlleben und glücklichen verhältnissen kommt keener das ist nich wahr sagte der bäcker da war ich beispielsweise amal es sind wohl an die zehn jahre in eener kapelle mit eenem zusammen 9948_8674_000060 sie trägt ein licht in der hand das setzt sie auf einen stuhl dann kommt sie zu seiner lagerstatt sie läßt sich auf die knie nieder faßt ihn mit beiden händen am kopfe und küßt ihn ein zwei dreimal und jeder kuß ist innig und dauert lange und ist durstig heiß 9948_8674_000061 und wir wagten uns gar nicht nahe ran und blieben draußen vor dem großen schmiedeeisernen tore stehen und fingen an zu blasen ich lese noch ganz gut wenn ich zu meinem kinde geh in seinem aug die mutter seh das hatten wir ausgewählt 9948_8674_000062 aber das haben wir ihm ausgered't da is er in prausewitz zurückgeblieben im schwarzen adler und morgen wollt er uns in tornsdorf im gerichtskretscham wiedertreffen wie er hierherkommt und was hier für a unglück passiert is davon haben wir keene ahnung 9948_8674_000063 wie wir nu kaum die erste strophe fertig hatten kam n alter herr n weg lang das heißt sehr alt mocht a noch nich sein anfang fünfzig aber er hatte schneeweiße haare 9948_8674_000064 na nicht nicht ich will das nicht ich tu bloß meine pflicht ja ja pflicht sie haben ja gehört der doktor hats ja gesagt robert hellmich drückte seine dankbarkeit seine freude vom sumpf der straße erlöst zu sein in vielen worten aus 9948_8674_000065 ich habe mit ihnen zu reden sind ihre kameraden schon munter nein sie schlafen noch da gehen sie doch einstweilen in die gaststube ich komme gleich nach er wies auf eine tür hellmich verließ die küche und hartmann blieb mit christel allein zurück 9948_8674_000066 nein aber dass ich nichts von ihm weiß das ist ja seine schande ich müsste doch was von ihm wissen aber der keinen bissen brot kein gutes wort keine kleine hilfe die ganzen jahre 9948_8674_000067 da setzte er sich die wärme tat ihm wohl und er sah zu wie emsig und fast geräuschlos sie arbeitete er glaubte er müsse sich wohl dankbar erzeigen und sich ein wenig mit ihr unterhalten da fragte er 9948_8674_000068 in die küche trat er ein und bat um waschwasser die christel stand allein am herde sie wurde ein wenig rot und verwirrt als sie ihn sah kam ihm aber freundlich entgegen und reichte ihm die hand hin guten morgen wie haben sie geschlafen 9948_8674_000069 da drehte sich der gastwirt um er gab sich mühe ganz ruhig zu scheinen und es gelang ihm annähernd ich hab mir nämlich was überlegt sagte er sie wissen dass herr dr friedlieb ihre kameraden hier behalten will und dass ich sie in meiner wirtschaft beschäftigen sollte 9948_8674_000070 robert zuckte die achseln ein paarmal hätt ich wohl eine gefunden aber ich wollte nicht lügen ich wollte mich nicht verstecken wenn ich den leuten sagte wer ich bin 9948_8674_000071 ja ich hab mir's überlegt ich kann sie brauchen mein sohn berthold kommt jetzt zum militär wie gesagt sie können dableiben sie werden sehen sie werden's ganz gut haben sind sie einverstanden herr hartmann ich bleib ja so gerne ich bin ja so glücklich ich hab ja das wandern so sehr satt 9948_8674_000072 aber sie sie ist ordentlich und sauber angezogen gewesen ganz ordentlich und anständig als man sie gefunden hat sie sie war keine 9948_8674_000073 nun so ist's recht da da geben sie mir einmal die hand die junge hand fügte sich in die alte und den musikanten überlief ein schauer da er fühlte wie kalt die andre hand war 9948_8674_000074 ich habe immer gedacht wenn ich ihn einmal fände den elenden menschen der schuld ist dass die mutter so starb und dass ich dass ich überhaupt lebe ich schlüg ihn ich schlüg ihn der musikant begann zu schluchzen 9948_8674_000075 was wissen sie denn von ihrer mutter er hob die augen voll geheimer angst wenn dieser fremde alles wusste wenn er überhaupt nur gekommen war um rechte an ihn geltend zu machen musste es jetzt herauskommen 9948_8674_000076 er ging langsam nach dem fenster lehnte den kopf gegen das kreuz und trommelte mit müdem leisem schlag an die scheiben robert hellmich sah ihn verwundert an herr hartmann ich weiß ja nicht was eigentlich 9948_8674_000077 meine mutter ist ohne hilfe ganz verlassen an einem feldraine verblutet hartmann sie dürfen's nicht wissen es ist ihnen so wohler und du ich bin ja dein freind gewest immer 9948_8674_000078 also sie bleiben da winter winter heißen sie jetzt wieder aber ich ich möcht sie mitm vornamen rufen robert ich bin das so gewöhnt bei meinen leuten 9948_8674_000079 für ihn würde es natürlich wieder heißen hinaus heute konnten sie hier bleiben in diesem stattlichen sicheren hause weil sie morgen zur kirmes spielen sollten dann mussten sie weiter und wenn die kapelle sich auflöste dann musste er allein weiter 9948_8674_000080 jenen behalte ich selber als faktotum den vierten was nun gerade der beste und anständigste scheint soll sich der hartmann behalten a kann'n gut brauchen a möcht ja auch denn a is een anständiger mann aber a fürcht sich vor seiner alten 9948_8674_000081 sie raste hinaus und schlug krachend die tür zu gut dass sie naus ist sagte gottlieb wilhelm eine sonnige nummer hast du dir ja nicht erheirat 9948_8674_000082 christel hartmann hatte noch nie einen freier gehabt haben sie nicht gut geschlafen wiederholte sie da er nicht antwortete o doch doch sagte er beklommen es ist nur es ist nur so es hat mich nämlich noch niemals im leben jemand gefragt wie ich geschlafen hab 9948_8674_000083 denn sie haben krach gemacht aber gottlieb meint er weißte was ich mache wenn sich der hartmann wieder über a löffel halbieren lässt wenn er wieder vor seinem hauskreuze unterbuckt dann räch ich mich 9948_8674_000084 und wer macht's geschäft sein konkurrente der schmidtbrauer macht's geschäft und wer ist schuld seine alte ist schuld das das äh steckt ja alles unter einer decke da da behaltet doch den strolch 9948_8674_000085 sie sah ihn mit ernsten augen an und entgegnete darauf nichts dann bereitete sie einen waschtisch füllte wasser ein und lud ihn ein sich zu waschen indes ging sie nach einem schrank und brachte ein blütenweißes handtuch das sie ihm darreichte er kam in noch größere verlegenheit 9948_8674_000086 ja eigentlich heiß ich winter mein pflegevater der mich aufgezogen hat hat mich auf seinen namen schreiben lassen aber weil er dann wie ich von der festung kam nichts mehr von mir wissen wollte da nenn ich mich wieder hellmich nach meiner mutter die hat hellmich geheißen eine pause 9948_8674_000087 da werde ich mich winter nennen und nichts von der mutter sagen ich tu's sowieso nicht gerne aber sie dürfen deshalb nicht denken ich verachte sie ich verachte bloß meinen vater der gastwirt stierte ihn an wissen wissen sie denn was von ihrem ihrem vater 9948_8674_000088 er heißt robert winter er scheint 'n ordentlicher mensch zu sein früher ist er landwirt gewesen na und weil unser berthold doch zum militär kommt brauchen wir doch jemanden in die wirtschaft 9948_8674_000089 er sah stark übernächtigt aus und erschrak ein wenig als er robert hellmich am herde sah robert hat sich grüßend erhoben da sagte hartmann und seine stimme klang beklommen 9948_8674_000090 sie richtete sich auf er sank zusammen sie schwang sich auf den richter und herrscherthron er stand als ein armer sünder da und wusste nichts rechtes zu sagen 9948_8674_000091 durch lachen und morast durch kälte schmutz entbehrung und unehre mit keinem anderen ziel als dass er eben frei war und dass er vielleicht einmal den fand den er hasste 9948_8674_000092 ich hab noch keinem menschen was getan außer dem unteroffizier und meinen vater den kenn ich ja nicht hartmann ging schwer durch die stube er ging lange hin und her und blieb schließlich wieder stehen gewaltsam beherrschte er sich 9948_8674_000093 ich hab mit ihnen zu reden begann er endlich sie müssen mir da was erklären sie sagten gestern eigentlich hießen sie winter aber sie nennen sich hellmich 9948_8674_000094 hartmann schöpfte einmal kurz nach luft dann wandte er sich ab sein gesicht war blass und verzerrt keine täuschung den fünfzehnten juli achtzehnhundertneunundsechzig dieser dort war sein sohn 9948_8674_000095 robert hellmichs gesicht glänzte auf o ja ganz ordentlich und gut da war eine sehr achtbare alte frau in unserm dorfe die hat sie im sarge gesehen und hat mir später gesagt die mutter hätte ein reines gutes gesicht gehabt und ich freu mich so dass sie das glauben herr hartmann 9948_8674_000096 der junge musikant ließ den kopf sinken so war also doch auch diesem freundlichen gütigen manne das andenken seiner mutter ein makel obwohl er glaubte sie sei ordentlich gewesen aber er besann sich 9948_8674_000097 und daß ich drei jahre auf der festung gewesen sei da hießen sie mich immer wieder gehen so fand ich keine freundlichen menschen außer meinen kameraden hartmann schwieg eine weile 9948_8674_000098 und das haben wir dem doktor zu verdanken er hilft allen leuten wenn er irgend kann und er wird auch ihnen helfen doch hören sie da kommt der vater draußen ging jemand über die treppe und bald darauf trat hartmann in die küche 9948_8674_000099 die hagere frau stemmte die hände in die seiten was du bist wohl verrückt so einen stromer in unsre wirtschaft nu daraus wird ja in alle ewigkeit nichts das wäre ja das wär ja mehr als verrückt 9948_8674_000100 da trat sie zu ihm aber gewiss meint er es ernst doktor friedlieb hat keine größere freude auf der welt als den menschen gutes zu tun es ist bei uns in der ganzen gemeinde nicht ein einziger mensch dem es wirklich schlecht ginge 9948_8674_000101 ich alter zittriger tapriger krüppel ich der ich kaum kriechen kann nee daraus wird nischt ja ja immer gucken sie mich an daraus mach ich mir nischt ich will jemanden zur hilfe 9948_8674_000102 aber über das gesicht des musikanten ging nichts als ein zug der bitterkeit fast nichts weiß ich nicht einmal woher sie stammt sie hat ein kleines gebetbuch bei sich in der tasche getragen drin stand martha hellmich geboren den fünfundzwanzigsten juni achtzehnhundertfünfzig das ist alles was ich weiß 9948_8674_000103 es wird ihnen an nichts fehlen meine frau ist ein bissel streng daran müssen sie sich gewöhnen halten sie sich nur an mich und an die christel in überströmender dankbarkeit küsste der landfremde musikant dem manne der ihm eine heimat anbot die hand 9948_8674_000104 gelobte seinem brotherrn treu zu sein und ihm zu dienen mit bester kraft hartmann war immerfort in gedanken er wollte in dieser entscheidenden stunde nichts vergessen da fiel ihm wieder etwas ein es wär mir lieb wenn sie sich wieder winter nennten und wenn sie niemandem von ihrer mutter was erzählten 9948_8674_000105 draußen in der küche traf hartmann seine frau und gottlieb peuker möglichst gleichgültig sagte der wirt anna ich werd mir einen von den musikanten dabehalten den jungen waldhornisten 9948_8674_000106 der sohn der hagar von paul keller abschnitt fünf ein grauer regnerischer morgen kam robert hellmich erhob sich eher von seinem lager als die kameraden er hatte eine unruhige nacht hinter sich 9948_8674_000107 hartmann atmete tief um von der schweren straße abzulenken sagte er und sind sie denn gerne mit den musikanten herumgezogen ich meine sie hätten doch mal 'ne stelle finden müssen 9948_8674_000108 besser wär's wir wären ehrlich sagte gottlieb aber ich hab kein mut und du hast erst recht kein mut ende von abschnitt fünf 9948_8674_000109 ich ziehe aus bei ihm ich komme nie mehr in sein gasthaus ich ziehe aus mit allen vereinen die ich gegründet habe mit dem kriegerverein mit dem gesundheitsverein mit dem skatklub mit dem kegelklub mit der freiwilligen feuerwehr mit dem gesangsverein und mit dem verein für verwahrloste kinder und was ist dann der hartmann geliefert ist er 9948_8674_000110 nein das war sie nicht sagte hartmann und da er darüber erschrak setzte er bald hinzu ich meine ich glaube es gern dass sie ordentlich und gut war 9948_8674_000111 hartmann stand wie erstarrt und als der musikant die hände aufhob wich er erschrocken zurück aber der hob die hände auf um zu bitten verzeihen sie mir herr hartmann denken sie nichts schlechtes von mir 9948_8674_000112 nach einer kleinen pause meinte er wir haben schon lange kein so gutes quartier gehabt es geht uns oft sehr schlecht möchten sie mir wohl sagen fräulein ob es der herr amtsvorsteher wirklich ernst meint mit meinen kameraden ob er sie wirklich hier behalten will 9948_8674_000113 bloß damals nich so uff drei vier jahre aber jetzt will ich zu dir halten treu zu dir halten weil du a altes unrecht gutmachen willst es wird nich gehen es wird ja nich gehen seufzte hartmann 9948_8674_000114 da bin ich robert hellmich fuhr herum hartmann war eingetreten er war sichtlich erregt ging an den tischen entlang über die er mit der hand strich und rückte an den stühlen dabei brummte er etwas vom wetter 9948_8674_000115 fräulein so ein frisches handtuch ist ja schade für mich sie wandte sich ab trocknen sie sich nur ab damit sagte sie er tat es und dann fragte er ob er ihr nicht etwas dienlich sein könne mit wasser oder kohlen zu tragen und ähnlichen dingen 9948_8674_000116 der musikant nickte freudig und dann dann möcht ich du sagen wie zu meinen andern leuten ich freu mich herr hartmann wenn sie du sagen und robert na dann da wollen wir's auf gut glück versuchen da gib mir noch einmal die hand robert auf gut glück herr hartmann 9948_8674_000117 und ich werd ihnen noch was anderes sagen frau hartmann gestern abend wie ich auf der wache war da kam der dr friedlieb an mich ran und er sagte gottlieb sagt er drei musikanten hab ich untergebracht eener wird bäcker eenen geb ich zum englischen kaufmann 9948_8674_000118 lass mich es ist schwer es wird vielleicht schrecklich werden auch gottlieb wurde ernst sieh mal wilhelm ich bin ja ein alter armer dummer kerl aber meine schweren gedanken mach ich mir auch 9948_8674_000119 da kam hilfe gottlieb peuker wandte sich an die frau frau hartmann was denken sie sich eigentlich denken sie wenn der berthold fort ist ich mach die arbeit ganz alleene 9948_8674_000120 er wunderte sich über diese freundlichkeit und betrachtete sie verlegen sie hatte ein zartes weißes gesicht und eine hohe schmiegsame gestalt war von jener feinen eigenartigen schönheit für die bauern keinen sinn haben 10349_8674_000000 die große sehnsucht nach dem südlichen land nach dem reichen sonnenschein und dem tändelnden wind der das leben dort so leicht macht packte ihn wie alle die in italien gewesen sind 10349_8674_000001 dr friedlieb fuhr überrascht herum ach einfach einfach christel ja sie hat's von ihm verlangt 10349_8674_000002 wenn er überhaupt einmal den kopf hob sah er nach der straße hin die ins land hinausführte und sich im nebel verlor dann rang sich ein schwerer seufzer von seiner brust und sein auge bekam etwas stieres 10349_8674_000003 traurig sang der herbstwind ums kleine bäckerhaus steiner erschrak das heißt das vom robert darf niemand wissen da gebt mir mal euer ehrenwort drauf 10349_8674_000004 da riefen die knechte vom felde herauf der wagen sei jetzt voll steiner erhob sich stieg den hügel hinunter und fuhr langsam dem friedliebschen hofe zu 10349_8674_000005 städte haben keine jahreszeiten sie haben sich abgeschlossen von den schauern und freuden der natur ein mann stieg den kleinen hügel hinauf und setzte sich an den fuß des wilden kirschbaumes 10349_8674_000006 ihr könnt weiter nichts als schimpfen und klagen ich aber als euer alter chef werde euch was fröhliches sagen nächsten sonntag machen wir in pohlsdorf tanzmusik alle vier schrien sie freudig ja natürlich alle vier fünf mark pro mann 10349_8674_000007 sein herr saß noch oben am kahlen baum der wächter streckte seine leeren äste über ihn aus wie drohend geschwungene ruten und der wind spielte in ihnen mit leiser höhnischer melodie 10349_8674_000008 das leben bis steiner sich aufs neue erhob kameraden sagte er warum macht ihr solche blödsinnig trübe gesichter warum seht ihr so essigsauer aus geht's euch nicht ganz gut so das verneinten sie da fuhr er fort es ist eine 10349_8674_000009 aber gar so schnell war es gekommen und gleich solche dinge für ihn kaufen und sich christel nennen lassen der volksfreund der reformator tobte dagegen das war zu viel 10349_8674_000010 er konnte zwar nicht bankrotter werden als er schon immer gewesen war aber er hatte mitleid für dr friedlieb der ihm geld geborgt hatte 10349_8674_000011 er kümmerte sich nicht um sie sah kaum einmal verdrossen nach ihnen hin er freute sich auch nicht über die lodernden feldfeuer die ihren roten schein über den grauen feldhügel breiteten 10349_8674_000012 sie brauchte sich nicht mit jedem dem sie gutes tun wollte gleich auf du und du zu stellen das ging über alles maß und dann dass niemand davon etwas hören durfte dass dieser trottel dieser steiner hatte sein ehrenwort geben müssen nichts zu verraten das war das verdächtigste 10349_8674_000013 na sehen sie steiner wenn sie ihre sache gut machen da kriegen sie nach und nach ein gewisses renommee und dann beblasen sie hier die ganze gegend das wär herrlich rief steiner begeistert 10349_8674_000014 schulze sah ihn melancholisch an armer pohl und er gab ihm einen geschäftsbericht 10349_8674_000015 sie hörten ihm zu und dann wies pohl in einer reichlich mit italienischen wörtern verzierten rede nach dass es auch ihm übel ergehe da sein chef ein kamel wäre weshalb er heute auf und davon gegangen sei 10349_8674_000016 sie gaben ihre ehrenworte nun war stille jeder rechnete nach was robert für ein glück hatte und wie wenig heraushängen würde wenn er selbst von seiner eigenen schönen erhört würde das herz war ihnen bedrückt und sie dachten an ihr verpfuscht 10349_8674_000017 sein gesundheitsschnaps sein kurschnaps wütend zerschellte der doktor die flasche am nächsten stein saufen sie sich tot sie schwein man ist ein narr wenn man solchen lumpen helfen will 10349_8674_000018 er weinte über sich selbst und sein verpfuschtes leben weinte über seine einsamkeit und seine traurige gefangenschaft 10349_8674_000019 es ist aber möglich dass da bald mal ne gründliche änderung wird steiner faltete die hände sah andächtig gen himmel und sprach im stillen gott geb's 10349_8674_000020 er nahm platz und sah steiner von der seite her an sagen sie mal mensch warum machen sie denn ein so blödsinnig trübes gesicht warum sehen sie denn so essigsauer aus 10349_8674_000021 pohl weinte über sein verpfuschtes leben und seine verlassenheit traurig sang der herbstwind vor dem kleinen bäckerhaus und durch das welke laub mit dem er spielte schritt mit schwerem tritt ein mann 10349_8674_000022 das war erstaunlich die reiche gastwirtstochter einfach christel sagte er schon hatte eine menge geschenkt bekommen und jeder von den dreien dachte an eine andre frauensperson bei der er sein glück versucht hatte ohje 10349_8674_000023 die hühner hörten nach dem genusse des schulzebrotes auf zu legen und kluge hunde die eine feine nase hatten gingen den schulzeschen brotkrusten mit vorsicht aus dem wege 10349_8674_000024 sie hat ihm verboten dass er fräulein hartmann sagt und sie hat ihm schon 'ne masse hemden und unterhosen und strümpfe und 'n neuen feinen anzug gekauft aber halt herrjeh das soll ich ja nicht weitersagen da hab ich ja dem robert das ehrenwort drauf geben müssen 10349_8674_000025 heda steiner oller unteroffizier sie sitzen ja so majestätisch betrübt da wie napoleon bei probstheida was machen sie denn da 10349_8674_000026 und wie er nun wieder allein war und über das geheimnis der oberhitze grübelte ging die tür auf und ein mann erschien wollen sie vielleicht gute frische semmeln kaufen das war der bäckerkutscher aus der stadt sein konkurrent kam ihm frische semmeln anzubieten 10349_8674_000027 das waren nun alles keine günstigen ergebnisse die einen mann wie schulze für seinen beruf begeistern konnten dazu kam dass er sich immer elend und müde fühlte er hatte das bedürfnis am tage sechs bis acht stunden zu marschieren sonst war er müde 10349_8674_000028 und in jener liebe und als er das sagte übertrieb er sehr arg wie alle die in italien geliebt haben aber dann sprach er von untreue und da wurde er wahr in seinem alten schmerz 10349_8674_000029 weit weg fiel manchmal ein jägerschuss wie ein signal von sieg und tod und dann war wieder stille und öde 10349_8674_000030 so saßen nun zwei am backfeuer und wußten keinen rat wie sie sich durch dies hungrige leben schlagen könnten traurig sang der herbstwind vor dem 10349_8674_000031 worauf schulze von der bäckerei sprach einfach ohne alles toben und zanken er gab lediglich einen geschäftsbericht aber seine rede machte von allen den traurigsten eindruck 10349_8674_000032 ja das seh ich ein hm na da kann ich ihnen eine freude machen die pohlsdorfer haben heute rübergeschickt sie sollen dort nächsten sonntag tanzmusik machen 10349_8674_000033 ja fräulein christel hartmann sie nimmt ihn manchmal bei der hand sie hat ihm schon hemden und unterhosen und einen neuen anzug gekauft und er sagt schon christel zu ihr einfach christel 10349_8674_000034 nein steiner nein ich mein so konzertkünstler aber schön war's doch ja schön war's doch man hat doch die musik gerne gehabt 10349_8674_000035 wie er nun heute so trübe vor seinem backofen saß kam eine frau von der er wusste dass sie eine witwe mit sechs kindern war sie verlangte ein brot er gab es ihr und fragte furchtsam schmeckt ihnen denn mein brot 10349_8674_000036 die krähen sangen ihr räuberlied und alle käferlein die schon halb im wintertraum lagen hörten es und ein zittern lief über die zarten leiber 10349_8674_000037 schulze zuckte die achseln als wollte er sagen was ist gegen ein solches naturereignis zu tun pohl fing nun an von italien zu reden 10349_8674_000038 nichts sagte steiner mit müder gebärde nichts nichts ist gut nichts ist richtig dr friedlieb kam vollends heran und betrachtete sein faktotum 10349_8674_000039 schulze betrachtete sein siegeszeichen ich fürchte sagte er ich fürchte es wird ein saures brot sein ende von abschnitt sieben aufgenommen von motte 10349_8674_000040 schulze mach licht wiederholte dieser denn ich fürchte dass ich dir deine brote und semmeln entzwei trete sind noch gar nicht fertig lieber steiner setz dich daher zu uns ans backfeuer und erzähle 10349_8674_000041 aber steiner erzählte nicht er schimpfte er schimpfte auf das gesamte menschenleben und die ganze welt und konzentrierte diesen weitläufigen zorn schließlich auf fräulein jettel friedlieb 10349_8674_000042 also nichts so warum denn nu warum denn nu ausgerechnet nichts 10349_8674_000043 er stützte die hände gegen den boden und ließ den kopf sinken sein gesicht war voll trauer unten am fuße des hügels arbeiteten fleißig leute sie luden rüben auf einen großen wagen 10349_8674_000044 hatte rücksicht genommen auf die schwester auf diese schwester mit der sich niemand vertragen konnte hätte er sie doch rausgeworfen mitsamt ihren katzen und erbauungsbüchern dann wäre alles besser geworden 10349_8674_000045 na da sind sie wohl jetzt zufrieden sie oller königgrätzer oder läuft ihnen sonst noch ne laus über die leber fräulein jettel antwortete steiner seufzend 10349_8674_000046 sie sie zündeten ein licht an und dann legten sie unter eine stroherne brotschüssel ein stück kohle das sollte heißen du bist ein kohlschwarzer pechvogel mein lieber und unter eine zweite brotschüssel legten sie einen kleinen kamm das sollte 10349_8674_000047 meinetwegen können alle säufer sich in fusel ertränken und alle vagabondierenden bettelmusikanten zum teufel marschieren drunten im dorf war eine backstube 10349_8674_000048 öffnete die tür und rief mit tiefer stimme ins haus hinein schulze mach licht da freuten sich die zwei die drinnen waren und jubelten und pohl vergaß auf allen fremdländischen sprachschmuck und hieß in seiner schönen sächsischen muttersprache den fremdling willkommen 10349_8674_000049 steiner seufzte wenn man eben bessere tage gesehen hat doktor friedlieb schlug sich aufs bein bessere tage das ist stark bessere tage als bei mir 10349_8674_000050 die christel auch dr friedlieb stemmte die hände gegen den boden ließ den kopf sinken und seine augen bekamen etwas stieres und auch er saß da wie napoleon bei probstheide 10349_8674_000051 schulze warf ein holzscheit nach ihm zorn über seine bäckerei fand er gerechtfertigt hohn ertrug er nicht nach einiger zeit als der abend hereinbrach und der herbstwind traurig sang vor dem hause fing schulze an zu weinen 10349_8674_000052 seit der zeit hatte schulze einen verdorbenen magen die frau die ihm half hatte einen verdorbenen magen dr friedlieb hatte einen verdorbenen magen und viele andere leute auch noch die bäuerin bansch hatte behauptet 10349_8674_000053 hm hm hm als kutscher als herrschaftlicher runkelrübenkutscher beim dr med amtsvorsteher und gutsbesitzer friedlieb na dann dann werd ich mich ein bissel zu ihn setzen 10349_8674_000054 darauf erzählte er von einer kleinen süßen margherita von dem dunklen glanz ihrer schönheit von ihrer frohen art von den 10349_8674_000055 dr friedlieb der ein wenig später den hügel von der andern seite her erstieg und den mann sitzen sah lächelte stemmte die hände in die seiten und rief 10349_8674_000056 nun saß schulze in trüben gedanken vor der feuerung und hörte dem knistern der flammen zu er hatte nur einen sehr geringen schub es hatte sich kaum gelohnt einzuteigen war eigentlich schade ums holz 10349_8674_000057 è terribile sagts der paol endlich es ist greulich nu werd ich müssen die backpfeife zurücknehmen zu meinem padrone retour gehen 10349_8674_000058 wer da einsam war erschrak und eine furcht kam ihm in dieser tiefen verlassenheit und wenn er jenseits der hügel den eisenbahnzug fahren sah wünschte er mitzureisen nach freundlichen hellen städten 10349_8674_000059 kameraden sprechen sind 'n braver kerl hat er gesagt sprechen sie mit ihren kameraden das ist anständig von dir sagte schulze der bäcker ich würd mich ja für so 'n posten begeistern denn wenn ich am tage so sechs bis acht stunden laufen könnte 10349_8674_000060 wenn er manchmal vor sein enges bäckerhaus in die freie luft trat überkam ihn eine schmerzhafte sehnsucht und er streckte die hände aus als ob er fortfliegen wollte wie der kümmerliche rauch aus seinem schornstein 10349_8674_000061 so sprachen die leute am backofen steiner der philosoph meinte wir müssen losen robert wird für seinen teil verzichten wir drei andern werden losen und wen's trifft der mag sein glück genießen sie beratschlagten und dann losten 10349_8674_000062 und so saßen nun die drei betrübt am backfeuer drei unweise aus dem abendlande da stand steiner auf und sprach durch die finsternis 10349_8674_000063 ich warte bis die leute die rüben aufgeladen haben und dann fahre ich sie heim ja könnten sie bei dem aufladen nicht ein bißchen helfen steiner schüttelte den kopf ich bin bloß als kutscher engagiert sagte er abweisend 10349_8674_000064 christel wiederholte er christel ja christel sie ist überhaupt sehr freundlich zu ihm steckt ihm alle guten bissen zu und einmal habe ich gesehen wie sie ihn ganz sacht an der hand nahm na das macht fräulein jettel ja nu alles nicht 10349_8674_000065 steiner schüttelte wieder den kopf und holte zu einer rede aus sehen sie herr doktor so ganz richtige künstler sind wir ja nicht gewesen 10349_8674_000066 nun hatte er im laufe der zeit so viel von seiner schönen kunst verlernt dass es ihm im anfange überhaupt nicht gelungen war feuer im backofen zu machen von den wesentlich wichtigeren backbeschäftigungen zu schweigen 10349_8674_000067 und wie er so erzählte gebrauchte er viele italienische wörter und phrasen von denen er zwar wusste dass sie der andere nicht verstand die auch keineswegs immer richtig waren aber er tat das so wie alle die in italien gewesen sind 10349_8674_000068 die kerls wollten bloß vier mark geben aber das hab ich ihnen angestrichen gute musik ist gutes geld wert hab ich gesagt und das sagt auch dr friedlieb denn er schätzt unsere musik sie staunten ihn an sie verehrten ihn er nahm das in gelassenheit hin 10349_8674_000069 er trug die schnapsflasche in der hand dr friedlieb holte ihn ein riss ihm die flasche aus der hand und roch hinein es war sein hartmannscher chemikalienschnaps 10349_8674_000070 molto molto das ist klar sagte pohl robert ist der einzige von uns der glück hat er wird heiraten verkündete steiner heiraten una moglie sie horchten auf 10349_8674_000071 wenn wir unsere sache gut machen sagte er dann bekommen wir nach und nach n gewisses renommee und dann beblasen wir die ganze gegend sie staunten ihn an sie verehrten ihn es war klar dass steiner ein weitschauender mensch dass er in wirklichkeit ihr führer war 10349_8674_000072 der doktor sprang auf und stieg den feldweg hinab bis nach der landstraße dort sah er zu seinem unglück den winkler maurer schwer betrunken die straße entlang 10349_8674_000073 sie fühlten die geistige überlegenheit und der hellmich ich will sagen der winter wird sich auch freuen meinte schulze molto rallegrarsi 10349_8674_000074 die meister hatten ihn immer schnell fortgeschickt und so war er ins wandern geraten und hatte sich schließlich das brot anderer leute ganz gut schmecken lassen 10349_8674_000075 nickte er und nase und mund wurden spitz wie bei einem raben paol der italiener zog den kamm kratz dich sollte das heißen er fuhr durch seine langen haare und betonte dass er bei sich immer sehr auf sauberkeit gehalten 10349_8674_000076 auf die glatte diele und schoben sie schnell und wirr durcheinander so dass am ende keiner mehr wusste was eine jede verdeckte sodann drehte sich jeder noch dreimal um seine achse und dann losten sie steiner wählte zuerst er zog die kohle 10349_8674_000077 aber das feuer hatte das gute dass man sich dabei wärmen und so recht aussinnen konnte wenn schulze ehrlich mit sich selbst war musste er sich sagen dass er sich eigentlich nie recht für einen genialen bäcker gehalten hatte 10349_8674_000078 herr doktor sie werden's nicht weitererzählen nicht wahr dr friedlieb saß ganz steif da sein gesicht war plötzlich blasser geworden und nur auf seiner stirn sammelte sich eine dunkle glut 10349_8674_000079 herr doktor ich war unteroffizier und kapellmeister also gewissermaßen immer in leitenden stellungen meinen sie sie sind n schaf steiner sie haben's doch ganz gut so 10349_8674_000080 und er suchte nach vielem großen seltsamen merkwürdigen das er da unten erlebt hätte und das er nun erzählen müsse in diesem herbstlichen nordlande um staunen zu erregen und er log dabei wie alle die in italien waren 10349_8674_000081 hätte schulze der bäcker zog das brot zog das siegeslos war kaiserlich königlicher landhilfsbriefträger der einzige der ein nahrhaftes gewerbe hat knirschte steiner a klick hat der rief pohl 10349_8674_000082 sie war vierundzwanzig er war fünfundvierzig jahre alt fast das doppelte und er hatte immer gezögert hatte es nie gewagt war zu elend feig dazu gewesen 10349_8674_000083 in der waren bereits drei bäcker bei fleiß und gutem betragen bankrott geworden schulze der neue bäcker der die traurige geschichte seiner vorgänger kannte ahnte trübes 10349_8674_000084 es tanzte um den stamm viel lose blätter gingen weit fort und nur ein paar treue blieben da und schmiegten sich unten am fuß an den mütterlichen leib 10349_8674_000085 friedlieb hörte nicht auf das was steiner sagte er blickte starr hinunter ins dorf nach dem kretscham und es war als ob er mit etwas unfasslichem ränge und gegen eine böse sorge ankämpfe die ihn unversehens überfallen hatte 10349_8674_000086 da lächelte sie und sagte ach sehn sie mal ich bin doch so arm und wie sollt ich's mit meinen sechs kindern einrichten wenn die a ganzen tag immerfort nach brotschnitten schreien da war so ein fünfzigpfennigbrot in zwei tagen weg und ich verdien doch an einem tage bloß sechzig pfennige 10349_8674_000087 aber seit ich bei ihnen das brot hole brauch ich viel weniger schulze wandte sich ab die kinder taten ihm leid 10349_8674_000088 dann sagte er laut ein bissel besser ist es ja schon geworden seit ich gnädiges fräulein zu ihr sage das sagt ja sonst kein mensch zu ihr der robert der hat's ja gut getroffen der sagt zu fräulein hartmann einfach christel 10349_8674_000089 steiners gesicht hellte sich auf alle vier fragte er glücklich ja natürlich alle vier pro mann fünf mark die kerle wollten bloß vier mark geben das habe ich ihnen ausgeredet gute musik ist gutes geld wert 10349_8674_000090 es war an einem andern herbsttag da war der himmel nicht so sonnig und die erde nicht leuchtend der wächter auf der höhe der einsame baum der über das tal hinwegsah hatte sein letztes laub verloren 10349_8674_000091 mit hilfe einer frau die er sich zu handreichungen hielt hatte er aber doch gebilde hervorgebracht die mit broten und semmeln mancherlei ähnlichkeit hatten 10349_8674_000092 eine sehr ehrenhafte feine stelle sozusagen eine kaiserlich-königliche stelle landhilfsbriefträger der etatsmäßige landbriefträger ist behufs krankheit 'n halbes jahr beurlaubt der herr amtsvorsteher ist um eine zuverlässige hilfskraft angegangen worden 10349_8674_000093 pfiff der wind über die felder schwere frühe dämmerung kam und hüllte die fröstelnden berge ein und einzelne regentropfen flogen wie kalte zornige tränen durch die luft 10349_8674_000094 sie konnte doch ihre katzen auch woanders füttern ihre schwarten auch woanders lesen sie musste doch nicht immerfort seinem leben seinem werk seinem glück im wege sein die christel 10349_8674_000095 mein lieber erstens ist es nicht anständig von ihnen in verbindung mit meiner schwester gleichnisweise von einer über die leber laufenden laus zu reden und zweitens habe ich ihnen schon gesagt dass ich da nichts machen kann da müssen wir uns eben in geduld fassen 10349_8674_000096 einsame gute liebe mädchen seht nur an nun kam ein andrer ein junger ein schöner einer der ihrer jugend gefiel und der alternde feige dr friedlieb saß auf blanker erde wie ein narr 10349_8674_000097 tragikomisch andeuten du kannst dich kratzen aber unter die dritte schüssel legten sie eine brotkrume und das sollte das siegeszeichen sein und heißen du hast dein brot gefunden dann stellten sie die drei ganz gleichen umgekehrten schüsseln 1163_869_000000 auch diese musste sich sehr verwundern und ein mal über das andere sagen gott lob und dank dass es so ist mit dem kind gott lob und dank wenn er es nur auch wieder zu mir lässt das kind hat mir so wohl gemacht was hat es für ein gutes herz und wie kann es so kurzweilig erzählen 1163_869_000001 gleich gab der peter zur antwort so so sagte die großmutter ein wenig seufzend ich habe gedacht es gäbe vielleicht eine änderung auf die zeit wenn du dann zwölf jahre alt wirst gegen den hornung hin 1163_869_000002 aber die großmutter rief besorgt wart wart heidi so allein musst du nicht fort der peter muss mit dir hörst du und gib acht auf das kind peterli dass es nicht umfällt und steh nicht still mit ihm dass es nicht friert hörst du hat es auch ein dickes halstuch an 1163_869_000003 aber nicht lange denn auf einmal fiel über nacht ein tiefer schnee und am morgen war die ganze alm schneeweiß und kein einziges grünes blättlein mehr zu sehen rings und um rum 1163_869_000004 aber heidi hielt sie fest um den arm und sagte tröstend nein nein großmutter erschrick du nur nicht das ist der großvater mit dem hammer jetzt macht er alles fest dass es dir nicht mehr angst und bang wird 1163_869_000005 heidi nahm die großmutter bei der hand und wollte sie fortziehen denn es fing an ihm ganz ängstlich zumute zu werden dass es ihr nirgends hell wurde lass mich nur sitzen du gutes kind es bleibt doch dunkel bei mir auch im schnee und in der helle sie dringt nicht mehr in meine augen 1163_869_000006 die großmutter erhob den kopf und suchte die hand die gegen sie ausgestreckt war und als sie diese gefasst hatte befühlte sie dieselbe erst eine weile nachdenklich in der ihrigen dann sagte sie bist du das kind droben beim almöhi bist du das heidi 1163_869_000007 denn allein da drauf sitzend wäre die ganze umhüllung vom heidi abgefallen und es wäre fast oder ganz erfroren das wusste der großvater wohl und hielt das kind ganz warm in seinem arm 1163_869_000008 so general nun warst du im feuer und brauchst stärkung komm halt mit damit stand der großvater auf und holte das abendessen aus dem schrank hervor und heidi rückte die stühle zum tisch 1163_869_000009 eigentlich der ganze peter war von schnee bedeckt denn er hatte sich durch die hohen schichten so durchkämpfen müssen dass ganze massen an ihm hängen geblieben und auf ihm festgefroren waren denn es war sehr kalt 1163_869_000010 das kam dem heidi so lustig vor dass es immer von einem fenster zum anderen rannte um zu sehen wie es denn noch werden wollte und ob der schnee noch die ganze hütte zudecken wollte dass man müsste ein licht anzünden am hellen tag 1163_869_000011 jetzt sagte es sieh großmutter dort schlägt es einen laden immer hin und her und der großvater würde auf der stelle einen nagel einschlagen dass er wieder fest hält sonst schlägt er auch einmal eine scheibe ein sieh sieh wie er tut 1163_869_000012 wie sieht es auch aus brigitte diese hatte das kind unterdessen so von allen seiten angesehen dass sie nun wohl berichten konnten wie es aussah es ist so fein gegliedert wie die adelheid war gab sie zur antwort 1163_869_000013 so komm in großer freude hüpfte das kind ihm nach in die glitzernde schneewelt hinaus in den alten tannen war es nun ganz still 1163_869_000014 aber es lief doch immer wieder hin und konnte nicht in der hütte bleiben wenn es das windeswehen vernahm dann wurde es kalt und der peter hauchte in die hände wenn er früh am morgen heraufkam 1163_869_000015 und immer wieder freute sich die großmutter und bis sie ins bett ging sagte sie immer wieder wenn es nur auch wiederkommt jetzt habe ich doch noch etwas auf der welt auf das ich mich freuen kann 1163_869_000016 so hatten sie alle drei gut platz zum sitzen und der peter tat seine runden augen ganz weit auf als er sah welch ein mächtiges stück von dem schönen getrockneten fleisch der alm-öhi ihm auf seine dicke brotschnitte legte 1163_869_000017 denn der großvater war in den schopf hineingegangen und kam nun heraus mit einem breiten stoßschlitten da war vorn eine stange angebracht und von dem flachen sitz konnte man die füße nach vorn hinunterhalten und gegen den schneeboden stemmen um der fahrt die weisung zu geben 1163_869_000018 denn es hält alles nicht mehr fest und es ist der großmutter angst und bang wenn es sie nicht schlafen kann und es so tut und sie denkt jetzt fällt alles ein und gerade auf unsere köpfe 1163_869_000019 heidi machte die tür auf und kam in einen kleinen raum hinein da sah es schwarz aus und ein herd war da und einige schüsselchen auf einem gestell das war die kleine küche 1163_869_000020 ach kind ich kann sie nie mehr sehen die feurigen berge und die goldenen blümlein droben es wird mir nie mehr hell auf erden nie mehr 1163_869_000021 so verging kein tag mehr an dem das kind nicht fünf oder sechs mal sagte großvater jetzt muss ich gewiss gehen die großmutter wartet ja immer auf mich 1163_869_000022 wenn aber das am morgen der peter vernahm sah er sehr unglücklich aus denn er sah lauter missgeschick vor sich einmal wusste er vor langeweile nun gar nicht mehr was anfangen wenn heidi nicht bei ihm war 1163_869_000023 wo man für das schwänli und bärli das heu hinlegen müsst könnte und einen neuen großen wassertrog zum baden im sommer und ein neues milchschüsselchen und löffel 1163_869_000024 aber die großmutter rief jammernd lauf ihm nach brigitte lauf das kind muss ja erfrieren so bei der nacht nimm mein halstuch mit lauf schnell die brigitte gehorchte 1163_869_000025 aber nun waren die fenster wieder frei und auch die tür und das war gut denn als am nachmittag heidi und der großvater am feuer saßen jedes auf seinem dreifuß denn der großvater hatte längst auch einen für das kind gezimmert da polterte auf einmal etwas heran und schlug immerzu gegen die holzschwelle 1163_869_000026 im winter muss er in die schule gehen erklärte der großvater da lernt man lesen und schreiben und das geht manchmal schwer da hilft's ein wenig nach wenn man am griffel nagt ist's nicht wahr general ja es ist wahr bestätigte peter 1163_869_000027 die großmutter suchte nun das kind zu trösten aber es gelang ihr nicht so bald heidi weinte fast nie wenn es aber einmal anfing dann konnte es auch fast nicht mehr aus der betrübnis herauskommen 1163_869_000028 am anderen morgen kam wieder die helle sonne und dann kam der peter und die geißen und wieder zogen sie alle miteinander nach der weide hinauf 1163_869_000029 es muss doch etwas dran sein was der peter so gesagt hat den sommer durch den alm öhi wenn wir dachten er wisse es nicht recht sagte die großmutter wer hätte freilich auch glauben können dass so etwas möglich sei ich dachte das kind lebte keine drei wochen da oben 1163_869_000030 und machte endlich die tür auf es war der geißenpeter er hatte aber nicht aus unart so gegen die tür gepoltert sondern um seinen schnee von den schuhen abzuschlagen die hoch hinauf davon bedeckt waren 1163_869_000031 sobald er nun oben angekommen in seine hütte eingetreten war und heidi aus seiner hülle herausgeschält hatte sagte es großvater morgen müssen wir den hammer und die großen nägel mitnehmen und den laden festschlagen bei der großmutter und sonst noch viele nägel einschlagen denn es kracht und klappert alles bei ihr 1163_869_000032 vom frühen morgen an lauschte sie auch schon auf den trippelnden schritt und ging dann auf die tür auf und das kind kam wirklich daher gesprungen dann rief sie jedes mal in lauter freude 1163_869_000033 aber dann doch im sommer großmutter sagte heidi immer ängstlicher nach einem guten ausweg suchend weißt wenn dann wieder die sonne ganz heiß herunterbrennt und dann gute nacht sagt und die berge alle feuerrot schimmern und alle gelben blümlein glitzern dann wird es dir wieder schön hell 1163_869_000034 jetzt gab die sonne nicht mehr heiß wie im sommer und heidi suchte seine strümpfe und schuhe hervor und auch den rock denn nun wurde es immer frischer und wenn das heidi unter den tannen stand wurde es durchblasen wie ein dünnes blättlein 1163_869_000035 ist es mir manchmal so angst und bang es falle alles über uns zusammen und schlage uns alle drei tot ach und da ist kein mensch der etwas ausbessern könnte an der hütte der peter versteht's nicht 1163_869_000036 jetzt brach heidi in lautes weinen aus voller jammer schluchzte es fortwährend wer kann dir denn wieder hell machen kann es niemand kann es gar niemand 1163_869_000037 aber es hat die schwarzen augen und das krause haar wie es der tobias hatte und auch der alte droben ich glaube es sieht den zweien gleich unterdessen war heidi müßig geblieben es hatte ringsum geguckt und alles genau betrachtet was da zu sehen war 1163_869_000038 es hat zu viel schnee erwiderte der großvater abwehrend aber das vorhaben saß fest in heidis sinn denn die großmutter hatte es ja sagen lassen so musste es sein 1163_869_000039 das lesen mein ich ich habe dort oben auf dem gestell ein altes gebetbuch da sind schöne lieder drin die habe ich so lange nicht mehr gehört und im gedächtnis habe ich sie auch nicht mehr da habe ich gehofft wenn der peterli nun lesen lerne so könne er mir etwa ein gutes lied lesen 1163_869_000040 ja ja bestätigte das kind jetzt gerade bin ich mit dem großvater im schlitten hununtergefahren wie ist das möglich du hast ja so eine warme hand sag brigitte ist der alm öhi selber mit dem kind herunter gekommen 1163_869_000041 er klopfte und hämmerte um das ganze häuschen herum stieg dann das schmale treppchen hinauf bis unter das dach hämmerte weiter und weiter bis er auch den letzten nagel eingeschlagen den er mitgebracht hatte 1163_869_000042 mit einem mal wurde die erzählung unterbrochen durch ein großes gepolter an der tür und herein stampfte der peter blieb aber sogleich stille stehen und sperrte seine runden augen ganz erstaunlich weit auf als er das heidi erblickte und schnitt die allerfreundlichste grimasse als es ihm sogleich zurief 1163_869_000043 aber warum kannst du denn nicht sehen wie der laden tut großmutter sieh jetzt wieder dort gerade dort und heidi zeigte die stelle deutlich mit dem finger 1163_869_000044 die kinder hatten aber kaum ein paar schritte den berg hinan getan so sahen sie von oben herunter den großvater kommen und mit wenigen rüstigen schritten stand er vor ihnen 1163_869_000045 ich wünsche euch guten abend öhi und die mutter auch und wir haben euch zu danken dass ihr uns einen solchen dienst tut und die mutter möchte euch noch gern eigens danken drinnen sicher es hätte uns das nicht gerade einer getan wir wollen euch auch dran denken denn sicher 1163_869_000046 so war das ein ganz besonderes vergnügen dieser merkwürdigen tätigkeit zuzuschauen wobei der großvater beide arme bloß machte und damit in dem großen kessel herumrührte 1163_869_000047 da kam der geißenpeter nicht mehr mit seiner herde und heidi schaute ganz verwundert durch das kleine fenster denn nun fing es wieder zu schneien an und die dicken flocken fielen fort und fort 1163_869_000048 müssen wir so das müssen wir wer hat dir das gesagt fragte der großvater das hat mir kein mensch gesagt ich weiß es sonst entgegnete heidi 1163_869_000049 aber auch das hämmern und sägen und zimmern des großvaters war sehr unterhaltend für heidi und traf es sich dass er gerade die schönen runden geißkäschen zubereitete wenn es daheim bleiben musste 1163_869_000050 sondern jedes mal wenn heidi die tür hinter sich schloss sagte sie wie war doch der nachmittag so kurz ist es nicht wahr brigitte und diese sagte doch sicher es ist mir wir haben erst die teller vom essen weggestellt 1163_869_000051 recht so heidi wort gehalten sagte er packte das kind wieder fest in seine decke ein nahm es auf seinen arm und stieg den berg hinauf 1163_869_000052 wie es nun herbst wurde und der wind lauter zu sausen anfing über die berge hin dann sagte etwa der großvater heut bleibst du da heidi ein kleines wie du bist kann der wind mit einem ruck über alle felsen ins tal 1163_869_000053 und die brigitte stimmte jedes mal ein wenn die großmutter wieder dasselbe sagte und auch der peter nickte jedes mal zustimmend mit dem kopf und zog seinen mund weit auseinander vor vergnüglichkeit und sagte hab's schon gewusst 1163_869_000054 warum muss es denn eine änderung geben großmutter fragte heidi gleich mit interesse ich meine nur dass er etwas noch hätte lernen können sagte die großmutter 1163_869_000055 der großvater hatte sich ganz still verhalten während dieser unterhaltung aber es hatte ihm öfter ganz lustig um den mundwinkel gezuckt was ein zeichen war dass er zuhörte 1163_869_000056 nein nein auch dann nicht es kann mir niemand mehr hell machen aber wenn du hinausgehst in den ganz weißen schnee dann wird es dir gewiss hell komm nur mit mir großmutter ich will's dir zeigen 1163_869_000057 unterdessen redete das heidi in seinem sack drinnen immerzu an den großvater heran da die stimme aber nicht durch den achtfachen umschlag dringen konnte und er daher kein wort verstand sagte er wart ein wenig bis wir daheim sind dann sag's 1163_869_000058 heidi hatte sich an den großvater angeklammert und schaute mit zweifellosem vertrauen zu ihm auf der alte schaute eine kleine weile auf das kind nieder dann sagte er ja heidi wir wollen machen dass es nicht mehr so klappert bei der großmutter das können wir morgen tun wir's 1163_869_000059 und auf allen ästen lag der weiße schnee und in dem in dem sonnenschein schimmerte und funkelte es überall von den bäumen in solcher pracht dass heidi hoch aufsprang vor entzücken und ein mal übers andere ausrief komm heraus großvater komm heraus es ist lauter silber und gold in den tannen 1163_869_000060 ich habe gar kein halstuch an rief heidi zurück aber ich will schon nicht frieren damit war es zur tür hinaus und huschte so behend weiter dass der peter kaum nachkam 1163_869_000061 ich habe ihn früher gut gekannt aber jetzt hab ich seit manchem jahr nichts mehr von ihm gehört von ihm als durch den peter aber der sagt ja nicht viel jetzt kam dem heidi ein neuer gedanke es wischte rasch seine tränen weg und sagte tröstlich 1163_869_000062 unterdessen war auch schon die dunkelheit hereingebrochen und kaum war er heruntergestiegen und hatte seinen schlitten hinter dem geißenstall hervorgezogen als auch schon heidi aus der tür trat und vom großvater wie gestern verpackt auf den arm genommen und der schlitten nachgezogen wurde 1163_869_000063 ende von kapitel vier die großmutter gelesen von lilli aus wien 1163_869_000064 die großmutter schwieg stille und nun fing heidi an ihr mit großer lebendigkeit zu erzählen von seinem neuen leben mit dem großvater und von den tagen auf der weide und von dem jetzigen winterleben mit dem großvater was er alles aus holz machen könne bänke stühle und schöne krippen 1163_869_000065 in der ecke saß ein altes gekrümmtes mütterchen und spann heidi wusste gleich woran es war es ging geradaus auf das spinnrad zu und sagte guten tag großmutter jetzt komme ich zu dir hast du gedacht es wäre lang bis ich komme 1163_869_000066 nun general wie steht's sagte jetzt der großvater nun bist du ohne armee und musst am griffel nagen warum muss er am griffel nagen großvater fragte heidi sogleich mit wissbegierde 1163_869_000067 aber er hatte nicht nachgegeben denn er wollte zu heidi hinauf er hatte es jetzt acht tage lang nicht gesehen guten abend sagte er beim eintreten 1163_869_000068 wart nur großmutter ich will alles dem großvater sagen er macht dir schon wieder hell und macht dass die hütte nicht zusammenfällt er kann alles wieder in ordnung machen 1163_869_000069 guten abend peter ist denn das möglich dass der schon aus der schule kommt rief die großmutter ganz verwundert aus so geschwind ist mir seit manchem jahr kein nachmittag vergangen guten abend peterli wie geht es mit dem lesen 1163_869_000070 aber das heidi sah die frau sehr bestimmt an und gar nicht als sei es im ungewissen und sagte ich weiß ganz gut wer mich in die bettdecke gewickelt hat und mit mir heruntergeschlittelt ist das ist der großvater 1163_869_000071 die großmutter hatte schon allerhand probiert um das kind zu beschwichtigen denn es ging ihr zu herzen dass es so jämmerlich schluchzen musste jetzt sagt sie 1163_869_000072 macht's kurz unterbrach sie der alte hier was ihr vom alm öhi haltet weiß ich schon geht nur wieder hinein wo's fehlt find ich selber brigitte gehorchte sogleich denn der öhi hatte eine art der man sich nicht leicht widersetzte 1163_869_000073 das war ein ganz neuer gedanke für heidi dass es zu jemandem gehen sollte aber es fasste auf der stelle boden bei ihm und gleich am folgenden morgen war sein erstes dass es erklärte großvater jetzt muss ich gewiss zu der großmutter hinunter sie wartet auf mich 1163_869_000074 als er nun gute nacht und dank euch gott gesagt hatte und schon unter der tür war kehrte er sich noch einmal um und sagte am sonntag komm ich wieder heut über acht tag und du sollst auch einmal zur großmutter kommen hat sie gesagt 1163_869_000075 einmal ertönten so gewaltige schläge an das haus dass die großmutter vor schrecken so zusammenfuhr dass sie fast das spinnrad umwarf und zitternd ausrief ach du mein gott jetzt kommt's es fällt alles zusammen 1163_869_000076 auf einmal stand der schlitten still gerade bei der hütte vom geißenpeter der großvater stellte das kind auf den boden wickelte es aus seiner decke heraus und sagte 1163_869_000077 ach du gutes kind sagte die großmutter sehen kann ich es nicht aber hören kann ich es wohl und noch viel mehr nicht nur den laden da kracht und klappert es überall wenn der wind kommt und er kann überall hereinblasen es hält nichts mehr zusammen und in der nacht wenn sie beide schlafen 1163_869_000078 wahrhaftig es ist ein hammer geh hinaus brigitte und wenn es der alm öhi ist so sag ihm er soll doch dann auch einen augenblick hereinkommen dass ich ihm auch danken kann 1163_869_000079 und so ging es tag für tag und heidi wurde bei diesem weideleben ganz gebräunt und so kräftig und gesund dass ihm gar nie etwas fehlte und so froh und glücklich lebte heidi von einem tag zum anderen wie nur die lustigen vögelein leben auf allen bäumen im grünen wald 1163_869_000080 und heidi wurde immer eifriger im beschreiben all der schönen sachen die so auf einmal aus einem stück holz herauskommen und wie es dann neben dem großvater stehe und ihm zuschaue und wie es das alles auch einmal machen wolle 1163_869_000081 die großmutter hörte mit großer aufmerksamkeit zu und von zeit zu zeit sagte sie dazwischen hörst du's auch brigitte hörst du was es vom öhi sagt 1163_869_000082 aber vor allem anziehend war für das heidi einen an solchen windtagen das wogen und rauschen in den drei alten tannen hinter der hütte da musste es immer von zeit zu zeit hinlaufen 1163_869_000083 und der großmutter kann man gar nicht mehr hell machen sie weiß gar nicht wie man es könnte aber du kannst es schon großvater denk nur wie traurig es ist wenn sie immer im dunkeln ist und es ihr dann noch angst und bang ist und es kann ihr kein mensch helfen als du morgen wollen wir gehen und ihr helfen gelt großvater wir wollen 1163_869_000084 kaum hatte heidi die tür aufgemacht und war in die stube hineingesprungen so rief schon die großmutter aus der ecke da kommt das kind da ist das kind und ließ vor freude den faden los und das rädchen stehen und streckte beide hände nach dem kinde aus 1163_869_000085 aber die großmutter sagte ihm immer wieder dass sie am wenigsten davon leide wenn es bei ihr sei und heidi kam auch an jedem schönen wintertag heruntergefahren auf seinem schlitten 1163_869_000086 da stand heidi unten und lauschte hinauf und konnte niemals genug bekommen zu sehen und zu hören wie das wehte und wogte und rauschte in den bäumen mit großer macht 1163_869_000087 heut muss ich aber gewiss zur großmutter gehen es währt ihr sonst zu lange da stand der großvater auf dem mittagstisch stieg auf den heuboden hinauf brachte den dicken sack herunter der heidis bettdecke war und sagte 1163_869_000088 jetzt war heidis teilnahme an der sache wach geworden und es hatte sehr viele fragen über die schule und alles was da begegnete und zu hören und zu sehen war an den peter zu richten 1163_869_000089 eben hatte die brigitte noch gesehen wie der alte das kind wohl verpackt auf seinen arm genommen hat und den rückweg angetreten hatte sie trat mit dem peter wieder in die hütte ein und erzählte der großmutter mit verwunderung was sie gesehen hatte 1163_869_000090 nun sprang heidi von seinem stühlchen auf streckte eilig seine hand aus und sagte gute nacht großmutter ich muss auf der stelle heim wenn es dunkel wird und hintereinander bot es dem peter und seiner mutter die hand und ging der tür zu 1163_869_000091 so ging der winter dahin in das freudlose leben der blinden großmutter war nach langen jahren eine freude gefallen und ihre tage waren nicht mehr lang und dunkel einer wie der andere denn nun hatte sie immer etwas in aussicht nach dem sie verlangen konnte 1163_869_000092 so gut hatte es der peter lange nicht gehabt als nun das vergnügte mahl zu ende war fing es an zu dunkeln und peter schickte sich zur heimkehr an 1163_869_000093 am vierten tag als es draußen knisterte und knarrte vor kälte bei jedem schritt und die ganz große schneedecke ringsum hart gefroren war aber dann eine schöne sonne ins fenster guckte gerade auf heidis hohen stuhl hin wo es am mittagsmahl saß da begann es wieder sein sprüchlein 1163_869_000094 der großvater hatte ohne weitere worte so fortgefahren hatte jedes mal den hammer und allerlei andere sachen mit aufgeladen und manchen nachmittag durch an dem geißenpeter häuschen herumgeklopft 1163_869_000095 ach kind ich kann ja gar nichts sehen gar nichts nicht nur den laden nicht klagte die großmutter aber wenn ich hinausgehe und den laden ganz aufmache dass es recht hell wird kannst du dann sehen großmutter 1163_869_000096 bis der schnee so hoch wurde dass er bis ans fenster hinaufreichte und dann noch höher dass man das fenster gar nicht mehr aufmachen konnte und man ganz verpackt war in dem häuschen 1163_869_000097 von allem anderen weg was es auch sein mochte denn so schön und wunderbar war gar nichts wie dieses tiefe geheimnisvolle tosen in den wipfeln da droben 1163_869_000098 und da immer viel zeit verfloss über einer unterhaltung an der peter teilnehmen musste so konnte er derweilen schön trocknen von oben bis unten es war immer eine große anstrengung für ihn seine vorstellungen in die worte zu bringen die bedeuteten was er meinte 1163_869_000099 komm du gutes heidi komm hier heran ich will dir etwas sagen siehst du wenn man nichts sehen kann dann hört man so gern ein freundliches wort und ich höre es gern wenn du redest komm setz dich da nahe zu mir und erzähl mir etwas was du machst da droben und was der großvater macht 1163_869_000100 dann kam er um sein reichliches mittagsmahl und dann waren die geißen so störrig an diesen tagen dass er die doppelte mühe mit ihnen hatte denn die waren nun auch so an heidis gesellschaft gewöhnt dass sie nicht vorwärts wollten wenn es nicht dabei war und auf alle seiten rannten 1163_869_000101 aber er kann es nicht lernen es ist ihm zu schwer ich denke ich muss licht machen es wird ja schon ganz dunkel sagte jetzt peters mutter die immer emsig am wams fortgeflickt hatte der nachmittag ist mir auch vergangen ohne dass ich's merkte 1163_869_000102 hier setzte sich der großvater hin nachdem er erst die tannen ringsum mit heidi hatte beschauen müssen nahm das kind auf seinen schoß wickelte es um und in den sack ein damit es hübsch warm bleibe und drückte es fest mit dem linken arm an sich denn das war nötig bei der kommenden fahrt 1163_869_000103 als heidi in das stübchen trat stand es gleich vor dem tisch daran saß eine frau und flickte an peters wams denn dieses erkannte heidi sogleich 1163_869_000104 peters mutter die brigitte die am tisch geflickt hatte war aufgestanden und betrachtete nun mit neugierde das kind von oben bis unten dann sagte sie ich weiß nicht mutter ob der öhi selber heruntergekommen ist mit ihm es ist nicht glaublich das kind wird's nicht recht wissen 1163_869_000105 so nun geh hinein und wenn es anfängt dunkel zu werden dann komm wieder heraus und mach dich auf den weg dann kehrte er um mit seinem schlitten und zog ihn den berg hinauf 1163_869_000106 die brigitte ging hinaus eben schlug der alm öhi mit großer gewalt neue kolben in die mauer brigitte trat an ihn heran und sagte 1163_869_000107 gottlob da kommt sie wieder und heidi setzte sich zu ihr und plauderte und erzählte so lustig von allem was sie wusste dass es der großmutter ganz wohl machte und ihr die stunden dahingingen sie merkte es nicht und kein einziges mal fragte sie mehr so wie früher brigitte ist der tag noch nicht um 1163_869_000108 aber diesmal hatte er's besonders streng denn kaum hatte er eine antwort zustande gebracht so hatte ihm heidi schon wieder zwei oder drei unerwartete fragen zugeworfen und meistens solche die einen ganzen satz als antwort erforderten 1163_869_000109 stellte sich gleich so nah als möglich ans feuer heran und sagte weiter nichts mehr aber sein ganzes gesicht lachte vor vergnügen dass er da war 1163_869_000110 es kam aber nicht so weit und am anderen tag ging der großvater hinaus denn nun schneite es nicht mehr und schaufelte ums ganze haus herum und warf große große schneehaufen aufeinander dass es war wie hier ein berg und dort ein berg und dort ein berg um die hütte herum 1163_869_000111 das hatte aber auch eine seine gute wirkung es krachte und klapperte nicht mehr die ganzen nächte durch und die großmutter sagte so habe sie manchen winter lange nicht mehr schlafen können das wolle sie auch dem öhi nie vergessen 1163_869_000112 nun hüpfte das kind vor freude im ganzen hüttenraum herum und rief ein mal ums andere morgen tun wir's morgen tun wir's der großvater hielt wort am folgenden nachmittag wurde dieselbe schlittenfahrt ausgeführt 1163_869_000113 dann kam gleich wieder eine tür die machte heidi wieder auf und kam in eine enge stube hinein denn das ganze war nicht eine sennhütte wie beim großvater wo ein einziger großer raum war und oben ein heuboden sondern es war ein kleines uraltes häuschen wo alles eng war und schmal und dürftig 1163_869_000114 wie am vorhergehenden tag stellte der alte das kind vor der tür der geißenpeter hütte nieder und sagte nun geh hinein und wenn's nacht wird komm wieder dann legte er den sack auf den schlitten und ging um das häuschen herum 1163_869_000115 dann umfasste er mit der rechten hand die stange und gab einen ruck mit beiden füßen da schoss der schlitten davon die alm hinab mit einer solchen schnelligkeit dass das heidi meinte es fliege in der luft wie ein vogel und laut aufjauchzte 1163_869_000116 und die großmutter sagte wieder wenn mir nur der herrgott das kind erhält und dem alm-öhi den guten willen sieht es auch gesund aus brigitte und jedes mal erwiderte diese es sieht aus wie ein erdbeerapfel 1163_869_000117 heidi wurde niemals unglücklich denn es sah immer irgendetwas erfreuliches vor sich am liebsten ging es schon mit hirt und geißen auf die weide zu den blumen und zum raubvogel hinauf wo so mannigfaltige dinge zu erleben waren mit all den verschieden gearteten geißen 1163_869_000118 heidi hatte auch eine große anhänglichkeit an die alte großmutter und wenn es ihm wieder in den sinn kam dass ihr gar niemand auch der großvater nicht mehr hell machen konnte überkam es immer wieder eine große betrübnis 1163_869_000119 ach ist das möglich ist denn sowas möglich so hat uns doch der liebe gott nicht ganz vergessen rief die großmutter aus hast du's gehört brigitte was es ist hörst du's 1163_869_000120 unterdessen war auch eine bank an die wand gezimmert worden vom großvater nun er nicht mehr allein war hatte er da und dort allerlei sitze zu zweien eingerichtet denn heidi hatte die art dass es sich überall nah zum großvater hielt wo er ging und stand und saß 7320_8747_000000 ja der weber vestweber gab es ihm gab ihm vestweber das geld aus eigenen mitteln oder aus irgendeiner kasse ich glaube er gab es ihm aus den einnahmen die bei gelegenheit eines am zweiten weihnachtsfeiertage zu elbersfeld stattgehabten arbeiterfestes erzielt wurden 7320_8747_000001 holzhauer sagte ihm er solle ihm die zehn mark die er ihm schulde geben er brauche sie für rupsch der nach hause reisen wolle dass rupsch fortreisen wolle um ein attentat und so weiter zu begehen 7320_8747_000002 rupsch wozu gab ihnen reinsdorf das messer mit um behufs befestigung des schwammes einen einschnitt in die schnur machen zu können sie hatten doch selbst ein messer reinsdorf sagte das meinige würde nicht schneiden 7320_8747_000003 ich weiß mich nicht mehr genau zu erinnern ob ich am montag den vierundzwanzigsten in bei reinsdorf gewesen bin ich bestreite jedenfalls daß ich zu rupsch gesagt habe der kaiser der kronprinz und alle generale sollen getötet werden 7320_8747_000004 davon ist mir nichts bekannt das zentralkomitee zu new york zu dem auch mein bruder und ein weberssohn aus ronsdorf gehört erfuhren von meiner verhaftung sie schickten deshalb an mich beziehungsweise zur unterstützung meiner frau hundert mark unter der deckadresse 7320_8747_000005 in diese bäume hatte rupsch einschnitte gemacht um die zündschnur wiederzufinden rupsch gab als möglich zu diese einschnitte gemacht zu haben fräulein rosa und luise liebler 7320_8747_000006 ich habe selbstverständlich die volle wahrheit gesagt ich halte jedoch diese äußerung des herrn landrichters für eine drohung wir werden herrn landrichter schäfer darüber vernehmen küchler und westweber haben einmal einen brief nach new york geschrieben der in der freiheit veröffentlicht werden sollte 7320_8747_000007 auf dem niederwald gewesen und habe dort in eine dränage eine dynamitpatrone gelegt diese sei jedoch infolge des heftigen regens nicht losgegangen am fünfundzwanzigsten september achtzehn dreiundachtzig seien rupsch und küchler zu ihm gekommen und haben gesagt sie hätten hunger 7320_8747_000008 oberreichsanwalt doktor freiherr von seckendorf der angeklagte hat hier den fürstenmord als empfehlenswert bezeichnet ich beantrage diese seine äußerung zu protokollieren ich werde alsdann gegen reinsdorf die nötigen strafen beantragen 7320_8747_000009 wie sehr diese anarchistischen ideen bereits unter die deutschen arbeiter gedrungen sind können sie aus dem verhalten rupschs und der übrigen angeklagten ersehen 7320_8747_000010 für die arbeiter hat jedoch die neue ära nicht das mindeste gebracht die arbeiter darben nach wie vor sie sind und bleiben nach wie vor die verachtete klasse sie arbeiten bloß für die oberen zehntausend sie bauen die schönsten paläste und wohnen in den armseligsten 7320_8747_000011 ich betrachte die ganze angelegenheit den grund dass ich hier stehe überhaupt bloß für eine machtfrage wenn wir eine anzahl anarchistischer armeekorps hätten dann stände ich eben nicht hier 7320_8747_000012 man wird einwenden das ist doch aber schrecklich wie kann man fürsten morden wollen es ist doch aber besser dass einer stirbt als dass viele leute sterben wenn durch die tötung eines mannes bessere zustände herbeigeführt werden so darf man nicht zurückschrecken der zweck heiligt eben das mittel 7320_8747_000013 zeuge palm sie haben bei einer ihrer früheren vernehmungen gesagt sie hätten nicht so viel erzählt wenn sie nicht einen eid geleistet hätten das ist wahr dann haben sie also die volle wahrheit gesagt 7320_8747_000014 sie mussten sich doch aber sagen dass durch ein solches attentat menschen getötet werden konnten allerdings wenn man so etwas unternimmt dann darf man auch nicht so kleinlich sein sie haben dem rupsch genaue instruktionen über sein verhalten gegeben 7320_8747_000015 diese anarchistische partei ist von den sozialdemokraten mit allen erdenklichen denklichen mitteln bekämpft worden als der arme hödel in berlin hingerichtet wurde der doch immerhin als mann starb da waren es gerade die sogenannten sozialdemokraten 7320_8747_000016 schlug ihnen nicht ihr gewissen als sie einen anderen aufforderten ein solches verbrechen zu begehen und diesen menschen dadurch eventuell in ein furchtbares unglück stürzten wenn es die förderung der anarchistischen grundsätze gilt dann darf man solche kleinigkeiten nicht beachten 7320_8747_000017 sogar dazu seinen koffer daß rupsch die anderen arbeiter mit in die affäre gezogen ist sehr unrecht dies habe ich ihm ausdrücklich verboten 7320_8747_000018 er habe infolgedessen den leuten brot gegeben alsdann habe küchler zu ihm gesagt er solle ihm geld leihen da er es nicht hatte habe er es sich beschafft und dem küchler gegeben wie viel gaben sie ihm vierzig mark sagte er ihnen wozu er das geld bedürfe 7320_8747_000019 auch das habe ich ihm nicht gesagt ob der erste der zweite oder der dritte wagen in die luft gesprengt wurde war mir gleichgültig so genau läßt sich das ja auch nicht berechnen 7320_8747_000020 ich mache sie darauf aufmerksam daß sie hier keine propagandistische rede halten sondern vor einem gerichtshofe stehen um ihre verteidigung zu führen ich fordere sie also auf die grenze der verteidigung 7320_8747_000021 eines webers in ronsdorf inzwischen war ich aber schon entlassen und bedürfte der unterstützung nicht mehr ich veranlasste dass das geld unter einer anderen deckadresse den familien der anderen noch in haft befindlichen zugehe 7320_8747_000022 und ferner den rupsch und küchler angestiftet haben das attentat in rüdesheim zu begehen an dem ersten attentat habe ich meine hand im spiele gehabt das zweite haben rupsch und küchler auf eigene faust getan ich konnte nicht wissen dass die beiden leute die dummheit begehen werden 7320_8747_000023 reinsdorf sie sind beschuldigt rupsch und küchler angestiftet zu haben das dynamitattentat zu begehen und dadurch seine majestät den kaiser den kronprinzen und überhaupt alle diejenigen die in der nähe des denkmals sich aufhielten zu töten 7320_8747_000024 palm hat zum teil recht ich habe zu ihm und allen verhafteten gesagt sie können mir nichts mehr neues sagen da die anderen bereits alles gestanden haben gedroht habe ich niemandem sondern sie bloß auf die folgen des meineides aufmerksam gemacht ich bemerke jedoch dass ich zunächst alle verhafteten uneidlich vernommen habe 7320_8747_000025 sie bekennen sich also dem anklagebeschluss gemäß für schuldig rupsch und küchler zur tötigung ung des kaisers des kronprinzen des königs albert von sachsen und so weiter angestiftet zu haben 7320_8747_000026 jawohl auf befragen des vorsitzenden erzählte küchler da die explosion zum ersten male nicht erfolgt sei so habe ihm rupsch ein stück schwamm das angebrannt war gebracht um ihm zu zeigen dass der schwamm zu nass gewesen sei 7320_8747_000027 förster fleckner waldarbeiter keßler und katasterkontrolleur karst schilderten die örtlichkeit des weges zum niederwald denkmal bei dieser gelegenheit wurden die bäume in augenschein genommen die behufs anlegung eines promenadenweges allerdings längst abgeschnitten worden sind 7320_8747_000028 versammelt dort erzählte küchler er sei mit rupsch bei der enthüllungsfeier auf dem niederwald gewesen um ein dynamitattentat zu begehen die explosion sei infolge der großen nässe jedoch nicht erfolgt sie hätten alsdann neuen schwamm angemacht um die explosion erfolgen zu lassen wenn der festzug zurückkomme 7320_8747_000029 am vierundzwanzigsten september bin ich mit küchler zu reinsdorf gegangen um von diesem die nötigen instruktionen zu empfangen am fünfundzwanzigsten abends ist die konferenz bei holzhauer gewesen und am sechsundzwanzigsten bin ich nochmals bei reinsdorf gewesen 7320_8747_000030 ja dann ist doch möglich dass küchler ihr messer gehabt hat das ist möglich auf weiteres befragen des vorsitzenden bezeichnete rupsch alle angaben des küchler als lügen am dreiundzwanzigsten september hat küchler zu mir gesagt reinsdorf hat mich zur begehung der tat ausersehen 7320_8747_000031 also ich stelle wiederholt die frage an sie bekennen sie sich dem inhalt der anklage nach für schuldig ich kann darauf nicht antworten ziehen sie aus meinen ausführungen ihre konsequenzen ich stehe hier um ihre entscheidung abzuwarten 7320_8747_000032 sie haben nur anträge zu stellen ich will jedoch den zeugen fragen ob er hierüber auskunft geben will ich verweigere hierüber die aussage da ich sonst eventuell selbst mit reinkommen kann ich bin befriedigt 7320_8747_000033 küchler können sie das dem rupsch ins gesicht sagen zu rupsch gewendet das was ich gesagt habe ist wahr dann lügst du ich richte an den zeugen palm die frage woher er die vierzig mark die er dem küchler gegeben genommen hat ich behaupte nämlich die vierzig mark waren von der polizei 7320_8747_000034 reaktion bemüht ist die bestrebungen für besserung der verhältnisse soweit wie möglich zu inhibieren deshalb hat sich auch in deutschland eine anarchistische partei gebildet die von worten zur tat übergehen will 7320_8747_000035 an demselben abend kam ich zu holzhauer um dem rupsch zu sagen dass ich kein geld habe töllner rheinbach und küchler waren auch bei holzhauer ich wurde von holzhauer dringend aufgefordert doch etwas geld zu beschaffen ich holte acht mark die ich dem rupsch übergab 7320_8747_000036 am vierten verhandlungstage stellte der angeklagte reinsdorf den antrag frau klempnermeister stuhlmann als zeugin vorzuladen er wolle dadurch den beweis führen in welch leichtfertiger weise in dem gegenwärtigen prozess zeugnis abgelegt werde 7320_8747_000037 um eine änderung dieser zustände herbeizuführen hat sich in deutschland eine sozialdemokratische partei gebildet das kommunistische manifest sagt die emanzipation der arbeiter kann nur durch die arbeiter selbst geschehen 7320_8747_000038 der gerichtshof beschloss den antrag als unerheblich abzulehnen es wurde alsdann nochmals weber palm vernommen küchler habe ihm einmal erzählt er sei mit rupsch bei der denkmalsenthüllung 7320_8747_000039 jawohl welche instruktionen gaben sie dem küchler küchler sollte lediglich gewissermaßen als deckung für rupsch mitgehen handeln sollte allein rupsch küchler sollte bloß beobachten 7320_8747_000040 bei palm hätte ich am allerwenigsten nötig gehabt drohungen anzuwenden denn dieser erzählte mir sehr viel wenn er nicht gleich etwas wusste dann dachte er nach und erzählte mir immer wieder etwas neues 7320_8747_000041 reinsdorf stapfte hier mit dem fuße tüchtig auf die erde ich will ihnen den größtmöglichsten spielraum lassen ich fordere sie aber auf etwas ruhiger zu bleiben und nicht mit den händen öder füßen aufzuschlagen 7320_8747_000042 hütten sollen wir uns das noch länger gefallen lassen ich sage wer sich noch länger treten lässt wer nichts tut um die bestehenden zustände zu ändern der ist kein mann 7320_8747_000043 die sozialdemokratische partei hat aber längst diesen grundsatz verlassen die sogenannte sozialdemokratische partei hat sich in eine bourgeoispartei verwandelt der stimmzettel sagen die sogenannten sozialdemokraten ist das mittel womit wir kämpfen 7320_8747_000044 nachdem sie schon verhaftet waren sind einige exemplare der freiheit an sie aus london angekommen das ist möglich der angeklagte töllner gab die möglichkeit zu dass er am fünfundzwanzigsten september bei holzhauer gewesen sei 7320_8747_000045 so beschlossen wir die explosion erfolgen zu lassen sobald der festzug zurückkam wir banden deshalb neue zündschnur an ist das wahr das weiß ich nicht mehr genau ich will dabei bemerken daß als ich von dem herrn landrichter schäfer vernommen wurde dieser sagte wenn ich nicht gestehe werde ich angeklagt wenn ich aber gestehe sei ich bloß zeuge 7320_8747_000046 ich ersuche sie herr kanzleirat diese letzten worte des angeklagten reinsdorf zu protokoll zu nehmen ich habe bloß gesagt der zweck heiligt die mittel 7320_8747_000047 bei einer früheren vernehmung haben sie gesagt es wurde ihnen bemerkt über die versammlung bei söhngen müsse schweigen beobachtet werden den wer etwas verrate dem würde etwas passieren ich glaube dass es so war 7320_8747_000048 zehn schritt von der festhalle eine dynamitexplosion zu vollführen als nach dem sogenannten glorreichen kriege die neue ära begann da sollte eine bessere zeit anbrechen es sollten zustände eintreten die empfehlenswert und nachahmenswert seien wie diese liberalen phrasen alle lauteten 7320_8747_000049 es sei selbstverständlich dass rupsch und reinsdorf bekannt waren denn sie waren am neunten september zusammen in seiner holzhauers wohnung ferner hielt der vorsitzende dem holzhauer vor er habe außerdem eidlich bekundet rupsch 7320_8747_000050 gleich nach seiner rückkunft aus london er sagte er erhalte in london so viel geld dass er mir die vierzig mark sofort zurückgeben könne küchler behauptet er hätte ihnen gesagt sie sollten ihm die vierzig mark leihen da er nach rüdesheim reisen wolle um dort ein attentat zu begehen sie sollen geantwortet haben das ist gut 7320_8747_000051 nun sagt man attentate werden nur von vaterlandslosem gesindel begangen das ist falsch wir deutschen arbeiter haben mehr patriotismus als die ganze bourgeoisie wenn wir auch den sogenannten heiligen krieg nicht für einen heiligen sondern für einen dynastischen eroberungskrieg halten 7320_8747_000052 aber es lag doch in ihrer absicht dass durch das attentat menschen getötet werden sollten das nicht direkt wenn ein pferd dadurch getötet worden wäre wäre es mir schließlich auch gleich gewesen 7320_8747_000053 wenn wir nichts auf dem wege der revolution machen können so muss dies auf andere weise geschehen und wenn dies durch attentate zu erreichen ist so müssen eben attentate begangen werden 7320_8747_000054 die sozialdemokraten haben ihre agitation längst darauf beschränkt dass eine anzahl menschen in den reichstag kommen und dass für deren magen von den arbeitern gesorgt wird die große masse der arbeiter erblickt aber in dem parlamentarismus in dem kampf mit dem stimmzettel keine aussicht auf besserung ihrer verhältnisse 7320_8747_000055 ich bin eigentlich nicht hier um mich zu verteidigen es ist mir sehr gleichgültig ob ich meinen kopf verliere ein anarchist muß auch im interesse der sache zu sterben wissen 7320_8747_000056 er sagte er wolle nach london reisen um eine große anzahl freiheiten und andere sozialdemokratische schriften zu holen wann wollte er ihnen das geld zurückerstatten 7320_8747_000057 als sie verhaftet wurden sind exemplare der freiheit per post aus paris für sie angekommen außerdem ist ein brief den holzhauer an sie geschrieben bei ihnen gefunden worden in diesem heißt es unter anderem die marken für die 7320_8747_000058 davon weiß ich nichts der angeklagte rheinbach bekannte sich ebenfalls für nicht schuldig reinsdorf sei ihm vollständig unbekannt am neunten september sei er bei holzhauer nicht gewesen dagegen am fünfundzwanzigsten september 7320_8747_000059 genau weiß ich es nicht mehr möglich ist es auch daß er gesagt hat es ist nicht zur ausführung gekommen ich ging alsdann mit rupsch zu reinsdorf ins krankenhaus 7320_8747_000060 es wurde mir gesagt wenn ich zur sache halten wolle dann dürfe ich nichts verraten sonst könnte es mir ans leben gehen wer sagte das zu ihnen das weiß ich nicht bei ihrer früheren vernehmung sagten sie küchler habe geäußert da das erste mal die zündschnur versagt hatte 7320_8747_000061 den kronprinzen und alle fürsten zu töten ich solle den wagen auf fünfzig oder hundertfünfzig schritt herankommen lassen ehe ich die explosion ins werk setze 7320_8747_000062 dann ist ihre vernehmung erledigt ich will sie bloß noch fragen was haben sie zu rupsch gesagt als er ihnen nach seiner rückkunft über seine taten bericht erstattete ich zuckte mit den achseln denn ich konnte ihn doch für seine heldentaten nicht loben tadeln wollte ich ihn aber auch nicht 7320_8747_000063 ich sage aber ob bebel oder liebknecht in den reichtag kommen ist sehr gleichgültig dadurch können die zustände nicht besser werden wir wollen nicht warten bis die zustände aufgrund geschichtlicher entwicklung besser werden zumal die 7320_8747_000064 zum achtundzwanzigsten september übernachtet hatten bekundete dass rupsch die fünf mark gezahlt habe küchler habe das geld dem rupsch behufs bezahlung gegeben rupsch behauptete dass nicht er sondern küchler der frau das geld gegeben habe 7320_8747_000065 wozu gab er ihnen die drei mark das weiß ich nicht sagte ihnen reinsdorf nicht wofür er ihnen die drei mark gab nein wunderten sie sich nicht dass ihnen reinsdorf ohne weiteres drei mark gab nein ich glaubte reinsdorf gebe mir das da ich eine große familie zu ernähren habe 7320_8747_000066 auf weiteres befragen des vorsitzenden erzählte söhngen noch im monat januar sei er in einer versammlung gewesen wo selbst küchler von einer versetzten uhr gesprochen habe etwas weiteres habe er jedoch nicht gehört 7320_8747_000067 jawohl wo ist das messer geblieben das eine messer habe ich an reinsdorf zurückgegeben und das meinige habe ich verloren dann besaßen sie also am september zwei messer 7320_8747_000068 was passieren dürfte wenn anarchistische armeekorps existieren würden lassen sie einmal beiseite sondern halten sich an der tatsache fest dass sie eben hier vor dem reichsgerichtshof stehen 7320_8747_000069 rupsch ist dagegen ledig hätten sie dieses später erfahren zu welchem zwecke das gelde gegeben worden dann hätten sie sich nachträglich auch gefreut freut dass sie es im interesse einer guten sache gegeben haben 7320_8747_000070 ich sagte zu rupsch wenn du durch dein schwatzen oder dummes vorgehen gefasst wirst dann hast du eben die konsequenzen zu tragen dann stirbst du für eine große sache verraten darfst du jedoch niemanden 7320_8747_000071 auf weiteres befragen des vorsitzenden bestritt holzhauer alle gegen ihn erhobenen beschuldigungen er wusste weder vor noch nachher etwas von der reise des küchler und rupsch nach rüdesheim oder gar von dem beabsichtigten attentat 7320_8747_000072 sie haben also den rupsch beauftragt zu der enthüllungsfeier zu fahren und dort mittels eines dynamitattentates seine majestät den kaiser den kronprinzen seine majestät den könig von sachsen 7320_8747_000073 als ich zurückkam war die rede von der bevorstehenden enthüllungsfeier rupsch sagte dort könnte etwas passieren ich bemerkte da wird sich wohl jeder hüten denn dort wird sehr viel polizei sein einige tage darauf begegnete ich dem rupsch zu meiner verwunderung wieder ich glaubte er sei längst abgereist 7320_8747_000074 obwohl das zu keinem ergebnis führen dürfte fordere ich den küchler auf das messer zu beschreiben dies geschah das messer das ich bei mir geführt war ein ganz kleines nicht mit weißer sondern mit schwarzer schale ich habe das messer von reinsdorf erhalten reinsdorf ist das wahr 7320_8747_000075 er sei jedoch an jenem abend sinnlos betrunken gewesen und wisse absolut nicht was dort gesprochen worden sei ebenso wenig ob er jemandem geld gegeben habe alsdann wurde zur vernehmung des reinsdorf bezüglich der niederwalddenkmal und der rüdesheimer affäre geschritten 7320_8747_000076 dass küchler nicht gewusst hat was in der flasche gewesen ist lüge ebenso hat reinsdorf nicht gesagt der erste wagen in dem jedenfalls der kaiser sitzen würde müsse geschont werden 7320_8747_000077 ich nehme an dass küchler das gesagt hat um neun mark behufs einlösung seiner uhr zu erhalten die er anlässlich der erwähnten reise nach dem niederwald versetzt hatte erhielt küchler das geld 7320_8747_000078 das ist alles nicht wahr ist die bekundung des rupsch wahr dass als er sie auf reinsdorf deutend gefragt wer das sei sie mit den achseln gezuckt haben 7320_8747_000079 die zeuginnen erinnerten sich dass die beiden männer behutsam ein paket auf den schrank gelegt und gesagt haben das paket müsse mit vorsicht behandelt werden frau schneider engelmann in deren wohnung rupsch und küchler vom siebenundzwanzigsten 7320_8747_000080 bei deren eltern rupsch und küchler am siebenundzwanzigsten september wein getrunken und alsdann das paket mit den dynamitgefäßen zurückgelassen hatten um zum denkmal zu gehen vermochten die genannten angeklagten nicht genau wiederzuerkennen 7320_8747_000081 wurde ihnen nicht einmal gedroht wenn sie etwas verrieten wann das gewesen ist weiß ich nicht mehr ich glaube es war am zweiten osterfeiertage da kamen mehrere arbeiter in elbersfeld zusammen 7320_8747_000082 ebensowenig habe er dem küchler und rupsch instruktionen oder gar dynamit gegeben der vorsitzende hielt dem holzhauer vor dass er eidlich bekundet habe er wisse nicht ob rupsch mit reinsdorf bekannt war während er heute sagte 7320_8747_000083 es muss aber tüchtig knallen das ist nicht wahr küchler sagte mir allerdings einmal wenn etwas passieren sollte dann werde er es zu verhindern suchen hat ihnen küchler später einmal etwas mitgeteilt im monat januar war eine anzahl leute bei 7320_8747_000084 reinsdorf den ich unter den namen penzenbach kannte sprach längere zeit sehr leise mit rupsch ich konnte von dem gespräch nichts verstehen reinsdorf gab mir schließlich drei mark 7320_8747_000085 habe er nicht gewusst er habe überhaupt ähnliche redensarten niemals gehört er habe dem holzhauer die zehn mark gegeben obwohl er ihm volle zehn mark nicht schuldig gewesen sei er habe aber das geld gegeben damit rupsch abreisen könne denn dieser sei schon vierzehn tage arbeitslos gewesen 7320_8747_000086 im monat januar achtzehnhundertvierundachtzig habe er einer versammlung bei söhngen beigewohnt dort habe küchler erzählt er sei am achtundzwanzigsten september in rüdesheim wo etwas unternommen werden sollte gewesen küchler 7320_8747_000087 rupsch bezeichnete es als lüge dass reinsdorf gesagt er solle den anderen von dem erhaltenen auftrage keine mitteilung machen es wurde alsdann landrichter schäfer als zeuge vernommen dieser der mit rupsch auf dem niederwald und in rüdesheim gewesen und die untersuchung gegen rupsch geführt hatte bekundete 7320_8747_000088 nein ich bin unschuldig erzählen sie einmal von den versammlungen die bei ihnen stattgefunden haben versammlungen haben bei mir überhaupt nicht stattgefunden es haben mich oftmals einige freunde besucht versammlungen haben aber bei mir nicht stattgefunden 7320_8747_000089 nun angeklagter rupsch sie haben gehört was küchler gesagt hat das ist alles lug und trug es ist zum beispiel eine offenbare lüge dass ich kein messer gehabt habe mag küchler einmal das messer beschreiben 7320_8747_000090 die den menschen noch nach dem tode beschimpften die sozialdemokraten bezeichneten sehr bald die anarchisten als polizeispione weil ihnen diese bewegung unbequem war 7320_8747_000091 sie bestreiten also auch dass am fünfundzwanzigsten september eine konferenz in ihrer wohnung stattgefunden hat wobei sie noch einmal auseinandergesetzt haben worauf es ankomme und dass ferner in ihrer wohnung gelder gesammelt wurden 7320_8747_000092 das ist ein jesuitischer grundsatz damit habe ich doch noch nicht den fürstenmord als empfehlenswert bezeichnet ich wurde ja schon am montag unterbrochen weil befürchtet wurde ich könnte eine beleidigung gegen den deutschen kaiser begehen das wollte ich nicht tun ich wollte bloß einige historische 7320_8747_000093 und so weiter zu töten wer dadurch getötet werden sollte war mir gleichgültig mir kam es nur darauf an dass dort eine demonstration vorkam sie sagten dem rupsch aber dass die explosion um leute zu töten geschehen solle 7320_8747_000094 küchler hat mir gesagt der kaiser der kronprinz und alle generale kommen dort zusammen die müssen getötet werden auch reinsdorf hat mir wiederholt gesagt die explosion solle erfolgen um den kaiser 7320_8747_000095 ich sage dem rupsch der die anarchistischen ideen kaum kennt einige worte ins ohr und er ist bereit sofort das attentat zu vollführen er erzählt meinen auftrag anderen armen arbeitern diese tragen sofort die nötigen gelder zusammen um die reise des rupsch nach rüdesheim zu ermöglichen 7320_8747_000096 reminiszenzen anführen nun sage ich wenn es im interesse der gesamtheit liegt dann darf man auch nicht vor einem attentate zurückschrecken wenn es durch die durchführung der anarchistischen grundsätze gilt dann darf man sich eben nicht scheuen auch das leben zu opfern 7320_8747_000097 es wurde hierauf zur vernehmung des angeklagten holzhauer geschritten angeklagter holzhauer sie werden beschuldigt dem küchler und rupsch die den versuch gemacht haben seine majestät den kaiser den kronprinzen und alle bundesfürsten zu töten behilflich gewesen zu sein 7320_8747_000098 habe dabei auch von der festhalle und dem niederwalddenkmal gesprochen hat küchler nicht auch von dem kaiser und dem kronprinzen gesprochen nein früher haben sie das aber gesagt das ist möglich ich weiß mich heute nicht mehr genau zu erinnern 7320_8747_000099 hast du immer noch nicht abgeschickt danach scheint es als hätten sie die vermittelung der abonnementsgelder für die expedition der freiheit übernommen denn jedenfalls werden die abonnementsgelder in briefmarken gezahlt rheinbach davon weiß ich nichts 7320_8747_000100 allein unsere brüder in frankreich haben schon achtzehn dreißig achtzehn achtundvierzig und achtzehn einundsiebzig für die befreiung der arbeiter gekämpft sollen wir deutschen arbeiter immer ruhig zusehen und die kastanien aus dem feuer für uns holen lassen 7320_8747_000101 ich ging mit rupsch in ein bierlokal und da sagte mir rupsch er sei bei der enthüllungsfeier des niederwalddenkmals gewesen dort sollte etwas passieren es ist jedoch unterlassen worden stimmt das sagte rupsch es ist unterlassen worden 7320_8747_000102 der bei ihm gewohnt sei immer zu hause gewesen während er heute sage er wisse nicht ob rupsch in den nächten vom sechsundzwanzigsten bis neunundzwanzigsten september achtzehnhundertdreiundachtzig zuhause gewesen sei das kann ich heute nicht mehr so genau wissen 7320_8747_000103 holzhauer was verstanden sie unter der absendung von marken dafür habe ich keine erklärung der angeklagte söhngen äußerte auf befragen des vorsitzenden ich bin unschuldig reinsdorf kannte ich nicht 7320_8747_000104 rupsch habe in allen dingen große offenheit an den tag gelegt und bei der besichtigung des niederwaldweges volle sicherheit bewahrt nur in rüdesheim wurde er etwas unsicher da begann er plötzlich zu suchen 7320_8747_000105 allein auch diese manipulation sei missglückt hat der küchler laut erzählt so dass es alle anwesenden hören konnten ja der es hören wollte konnte es hören zu welchem zwecke erzählte das küchler 1757_931_000000 sie wollten den streit in ihre beiden schwerter legen und der ausgang solle ein gottesurteil sein da entfärbte sich der sachsenkönig und furcht und scham liefen blass und rot über sein antlitz 1757_931_000001 ich halte mich rechts und trete in die große halle die eigentliche sehenswürdigkeit des hauses hoch und geräumig das dach ein prächtiges holzwerk gleicht sie der schönen banketthalle heinrichs viii im schlosse zu hampton court 1757_931_000002 weekly dispatch oder illustrated news ich hab es vergessen welches von beiden steht mit riesigen buchstaben an der front des belagerten hauses was will man hat sich der redakteur gegen die souveränität des volkes vergangen hat er eine brottaxe beantragt nichts von dem allen in chester ist heut wettrennen das ist alles 1757_931_000003 mein auge hatte nicht zeit sich von seinem staunen zu erholen denn plötzlich flammte unter blitzen und knattern der ganze garten auf schwärmer und feuerräder sonnen und bienenkörbe es war als flöge der l'orient zum zweiten male in die luft 1757_931_000004 das tor schließt sich hinter uns und wir befinden uns jetzt auf einem geräumigen grasbewachsenen platz zur rechten ragt ein schlanker turm in die luft starr einsam ein finger aus dem grabe vergangener herrlichkeit 1757_931_000005 ein blick nach links in den hydepark und rechts auf den triumphbogen des alten siegesherzogs nun aber die augen gradaus und hinein in das treiben piccadillys dessen pflaster wir jetzt geräuschlos hinunterfahren 1757_931_000006 blind wie er sonst in seinem vertrauen war ist er jetzt in seinem argwohn und der fremde der noch die alten zeiten kannte seufzt wenn er an die schönen tage zurückdenkt wo vierundzwanzig stunden ausreichten ihn zum kind vom hause zu machen 1757_931_000007 hier zur rechten scheinen die dentisten ihr quartier zu haben an den fenstern und haustüren begegnen wir künstlichen zierlich aus elfenbein gedrechselten totenköpfen die sich gespenstisch im kreise drehn und mit ihren grinsenden mausezähnchen ländlich sittlich die annonce übernehmen hier wohnt ein zahnarzt 1757_931_000008 weisheit sagen die anderen jener rettungstrieb der das haus meidet wenn es dem einsturz nahe ist gesundheit die vor der nähe des todes erschrickt und instinktmäßig eine luft sucht die über dem kirchhof europas nicht mehr weht 1757_931_000009 acht jahre sind seitdem vergangen und an die stelle einer liebenswürdigkeit die den argwohn rege machen konnte ist nun selber der argwohn getreten ein fremder sein heißt verdächtig sein die flüchtlinge die das jahr neunundvierzig an diese küste warf haben teils mit teils ohne schuld den fremden diskreditiert 1757_931_000010 der eine auf langmähnigem scheckentier das weiße vom papste selbst geweihte banner in händen schwingend ist otto bischof von bayeux der halbbruder des eroberers der andere aber auf schwarzem jetzt eben zurückprallendem normannenhengst ist herzog wilhelm selbst 1757_931_000011 dreimal hatte er ihn zurückgeschlagen aber nicht weit genug um mit seinem stelzfuß den hin- und herlauf den das spiel vorschreibt zu wagen aber jetzt beim vierten schlage war das glück mit ihm und mit der ehre von greenwich 1757_931_000012 hunderttausende wollen hinaus in dieser stunde in dieser minute noch und selbst der london brücke und ihren dimensionen versagen die kräfte tausende von fuhrwerken bilden einen heerwurm die lange linie von king william street bis hinüber nach southwark ist eine einzige wagenburg und minutenlanger stillstand tritt ein 1757_931_000013 er kannte den talisman seines gegners den sein meineid ihm in die hand gegeben hatte und murmelte vor sich hin ich kann nicht laut aber rief er nicht wir die schlacht 1757_931_000014 ob die überkommene schablone raum hat für die neuen formen nach denen die welt in heißen kämpfen ringt und ob es ein untrügliches gesetz ist um so weniger zu geben je mehr gefordert wird ende von black wall 1757_931_000015 muß aber meine ansicht dahin bekennen daß innerhalb jener geographie die ihre karten nicht nach ländern und völkern sondern nach gewissen moralischen eigenschaften entwirft solche revolutionen an der tagesordnung zu sein scheinen 1757_931_000016 wie langweilig seufz ich in das ohr des landmanns mitnichten antwortet er gähnend sie werden es schlimmer kennenlernen und fort rollt der wagen 1757_931_000017 es war nacht die wachfeuer der normannen lohten herüber könig harald ging von zelt zu zelt und ordnete an und befeuerte den mut wo er sein schwert in die erde gestoßen hatte da stand jetzt sein zelt und neben demselben flatterte das große banner von england es trug die alte schlachten inschrift siegen oder sterben 1757_931_000018 die türkische musik wird wilder die hölzernen pferde drehen sich rascher die kinder jubeln lauter und siehe da das alte husarenherz wird wie von alter zeit berührt und spiel und wirklichkeit zusammenwürfelnd schwingt er sich auf eines der fliegenden pferde und jagt hinein in vergangenes glück 1757_931_000019 die schiffsglocke lärmt der abschiedsmoment ist da an den herniederhängenden strickleitern klettern die blaujacken wie katzen in die höh und auf dem schwankenden brett das vom bord des schiffs bis ans ufer in schräger linie herniederläuft entsteht ein drängen und eine verwirrung ohne gleichen 1757_931_000020 blicken wir nur auf um angesichts des towers die grauen türme zu grüßen die wie steinerne anachronismen in diese kaufmannswelt hineinragen weiter geht's über den tunnel hin fahren wir an bunten barken und fähnlein vorbei 1757_931_000021 warf sich herzog wilhelm aufs knie und mit lauter stimme gelobend eine abtei zu bauen drin wein wie wasser fließen solle falls gott ihm sieg verleihe führte er seine truppen zum vierten mal gegen das feindliche verhau 1757_931_000022 und nach einigen in höchster artigkeit gewechselten briefen nimmt man abschied voneinander ohne sich jemals mit augen gesehen zu haben die hospitalität alt-englands ist tot und der mag es doppelt bedauern dem es gleich mir in früheren jahren vergönnt war diesen liebenswürdigen zug des englischen volkscharakters in vollster blüte kennenzulernen 1757_931_000023 schreitet der affichenträger diese originelle erfindung englischer marktschreierei wie ein wanderndes schilderhäuschen einher dessen papierene wände nach allen vier seiten hin ausschreien feuerwerk in cremorne gardens oder rasiermesser scharf und billig ecke von strand und cecil street 1757_931_000024 harald so sei das ende aller deiner feinde da hielt ein bote am zelt und trat ein sein haar war wirr und struppig vom langen ritt sein kleid zerrissen und die worte klangen 1757_931_000025 der blaue himmel hing über uns keines königs munifizenz lässt hier noch fürder wein wie wasser fließen der regen wäscht den mörtel aus dem gestein und versucht die kraft seiner tropfen an der weißen quadertenne des saals 1757_931_000026 palast neben palast lagert sich vor unsern blick aber eh wir noch die minervastatue auf einem derselben mit sicherheit erkannt haben wendet sich der omnibus links einbiegend dem östlichen ausläufer der pall-mall-straße zu und an hotels kunstläden und clubhäusern vorbei geht es dem eigentlichen mittelpunkte londons dem trafalgar 1757_931_000027 der weiße kalkstein schimmerte dahinter wie verschleiertes mondlicht rascher schaufelten jetzt die räder höher spritzte der schaum eisiger ging der wind das letzte licht erlosch nacht und meer ringsum hinter mir lagen alt england und dieser tag 1757_931_000028 im glücklichsten falle missglückt es nicht geradezu man macht eine bekanntschaft sei's zu haus sei's am öffentlichen ort aber es ist wenig gewonnen damit man erobert sich eine frostige artigkeit auch wohl den damen gegenüber ein muntres lachendes geschwätz 1757_931_000029 es war unendlich lieblich und ein mäßiger trompetenvirtuos der seine stückchen in die abendluft hineinblies gab der ganzen szene etwas von dem zauber den die klänge unseres lieben gestorbenen posthorns über jede landschaft auszugießen wußten 1757_931_000030 in glatten versen macht sich so was recht gut aber des pudels kern wollte mir nimmer behagen das alter wird kindisch gewiss aber ich mag diese wahrheit an keinem schillschen husaren demonstriert sehen nichts trostloser als heruntergekommene ehre oder gar kindisch gewordener ruhm 1757_931_000031 weiter der strand erweitert sich zu einem kirchplatz aber nur um sich plötzlich wieder zu verengen und durch temple bar das alte city tor hindurch rollt jetzt unser omnibus in fleet street hinein was ist das tausende sperren an jener ecke den weg 1757_931_000032 und unter dem gezisch des dampfs der wie ein tauregen auf uns niederfällt beginnt die fahrt in gleicher höhe mit billingsgate kaufen wir uns die neueste zeitung und mit der andacht eines loyalen engländers vom letzten hofball und dem spitzenkleid der königin lesend 1757_931_000033 schade dass sich einige von der herde in die räume der nationalgalerie verirrt haben und dort ohnehin an unrechter stelle neben den madonnas ihre bacchantisch sinnlichen tänze tanzen 1757_931_000034 um in einem quatre mains dem anwesenden virtuosentum ein paroli zu bieten und der halb aufgeregte halb besorgte vater verabschiedet sich ohne den kreis meiner bekanntschaften durch den vertreter für finsbury erweitert zu haben 1757_931_000035 zu rouen war's zehn jahre zuvor im kerzenerleuchteten dom der adel der normandie stand halbkreisförmig um den festlich geschmückten altar aber der halbkreis wurde zum spalier als jetzt zwei männer das schiff der kirche entlang und die stufen des altars hinanschritten 1757_931_000036 unmittelbar am landungsplatz erhebt sich würfelförmig ein zweistöckiges gebäude auf dessen plattem dach die farben und wappen alt-englands lustig im winde wehn das ist die taverne von blackwall im oberen stockwerk an weit offenstehenden fenstern sitzen behäbige gentlemen und jeder fensterrahmen umschließt ein niederländisches bild 1757_931_000037 hier endlich entdeck ich einen freund einen deutschen professor er flüstert mir zu wie finden sie's schlürft ohne meine antwort abzuwarten eine zweite tasse tee hinunter und nimmt mich unterm arm um zunächst in der garderobe dann über flur und treppe hinweg in einem herbeizitierten cab mit mir zu verschwinden 1757_931_000038 anfang fußnote das spiel lautete elf mit einem bein gegen elf mit einem arm es blieb indes jeder partei unbenommen sich mit weniger gliedmaßen zu begnügen weil begreiflicherweise die chance des gegners dadurch wuchs ende der fußnote 1757_931_000039 an der londonbrücke besteigen wir den dichtbesetzten steamer der bereits prustet und schnaubt und von zeit zu zeit mit seinen rädern schaufelt wie ein vogel der seine schwingen probt jetzt aber läutet's zum dritten mal die taue werden eingezogen im rumpf des schiffes brummt und dröhnt es wie eine bassgeige 1757_931_000040 und schwenkten die zinnkrüge auf die das weiße licht des mondes fiel die königin hoch die flotte hoch ging's im kreise herum weiter vernahm ich nichts denn leichte wolken hatten sich inzwischen über den mond gelagert und aus dem nachbarlichen garten von vauxhall stiegen zischend drei raketen in die luft 1757_931_000041 zwischen den ale- und porterkrügen leuchtet das rote philistergesicht mit den weißen sonntags-vatermördern und die silbernen deckel über dem roastbeef blinken im sonnenlicht so oft sie der kellner mit einem 1757_931_000042 wie oft in den träumen meiner kindheit hat ich die kreideklippe gesehen dran sich laut liedern und sagen das rolandslied des taillefer brach wie oft hat ich den hügel erklommen darauf das reiche juwelengestickte banner könig haralds hoch in lüften flatterte 1757_931_000043 und jetzt nach mancher stromeswindung die höhe von greenwich erreichend dessen weltberühmtes hospital stolz und prächtig wie ein schloss herüberblickt wendet sich der steamer plötzlich nach nordost und die themse im nu durchschneidend hält er am quai von blackwall 1757_931_000044 wovon wie ich glaube sieben echte exemplare existieren ich kam also von dulwich und in die omnibus ecke gedrückt versuchte ich zu schlafen 1757_931_000045 südlich geht's in king william street hinein und der londonbrücke unter verdoppelten peitschenschlägen zu da ist sie oder doch da blinkt sie herüber denn siehe so nah am ziel sind wir noch weitab von ihm 1757_931_000046 die alten bewährten mittel bis hundert zählen und meilensteine revue passieren lassen waren bereits erfolglos durchprobiert so deklamierte ich denn in humoristischem ärger schlaf holder schlaf des menschen zarte amme sag ich was tat ich 1757_931_000047 drei seiten des gebäudes stehen noch ziemlich wohlerhalten die vierte aber ist völlig verfallen keine spur von dach man tritt in den mit quaderstein gepflasterten saal wie in einen hofraum 1757_931_000048 ich kam von dulwich der leser kann nicht bereitwilliger sein zu fragen was ist dulwich als ich geneigt bin ihm darauf zu antworten dulwich ist eine art schönhausen ein freundliches dorf mit park und wiesen mit hohen ulmen am weg und spalierrosen an den häusern 1757_931_000049 während ich rasch zuschritt nahm meine besorgnis freilich bald eine andere gestalt an mir fiel ein gedicht halb lied halb ballade ein das eine ähnliche situation behandelt wie die der ich zuschritt 1757_931_000050 das städtchen selbst bietet nichts besonderes dar außer seiner abtei battle abbey geheißen dieser schritten wir zu als die waage der schlacht hin und her schwankte und an dem trotz des sachsenkönigs bereits der dritte angriff gescheitert war 1757_931_000051 das war was nach meinen geschmack von müdigkeit keine spur mehr an vauxhall bridge ließ ich halten und hatte die eine sorge nur vielleicht zu spät zu kommen denn die sonne stand bereits tief am himmel 1757_931_000052 greenwich schien verloren da sieh mit schneller geistesgegenwart warf sich der alte zur erde nieder und schon im fallen die kelle vorstreckend durchmaß er im nu die acht fuß entfernung die ihn noch von den gitterstäben trennten 1757_931_000053 und nun empfehlungsbriefe sie füllten ein ganzes fach in meinem koffer und wogen schwer aber ihr segen wog federleicht was haben sie mir mit ausnahme von einem oder zweien eingetragen als einen glänzenden langweiligen abend 1757_931_000054 aber sie blicken zum teil so trübselig drein als hätte man sie nur aufgestellt um das register berühmter namen vollständig zu haben dennoch haben diese englischen galerien ihren reiz und ihren verdienst 1757_931_000055 einige salon-redensarten werden gewechselt bis ein zweiter vorzustellender schwarzfrack mich ablöst und meinem rückzug in eine der zimmerecken kein weiteres hindernis im wege steht die fenster sind hoch die gardinen sind blau der kronleuchter brennt wie überall und die virtuosen bleiben nicht aus 1757_931_000056 das ist die letzte stunde des hastings tages die sachsenfahne liegt blutig und zerrissen im staube halb verdeckt von ihr haucht könig harald seinen letzten seufzer aus zwei reiter gefolgt von der blüte französischen adels sprengen auf den sterbenden zu 1757_931_000057 aber ein tückischer schiffbruch hatte den sachsengrafen in die hand seines nebenbuhlers gegeben und herzog wilhelm stand eben auf dem punkt die gunst des zufalls zu nützen harald sollte abschwören 1757_931_000058 könnte man sich entschließen diese mit genialer ockerverschwendung gemalten satyrleiber die grinsend schlafende nymphen belauschen oder lüsternd sie umschleichen der dulwich galerie einzuverleiben man würde eine poussin sammlung haben wie sie nicht besser gewünscht werden könnte 1757_931_000059 es folgen virtuosen auf allen instrumenten in einer der pausen schüttelt mir der wirt die hand und fragt mich ob ich dem parlamentsmitgliede für finsbury vorgestellt zu werden wünsche ich drücke ihm mein lebhaftestes verlangen aus in demselben augenblick aber setzen sich die beiden ältesten töchter an den polisander-flügel 1757_931_000060 zwei jahrhunderte vergingen seit jener versandung was das werk der zerstörung zu vollenden schien das gebot ihr stillstand unsre zeit in ihrem forschertrieb hat das begrabene neu ans licht gezogen zur bewunderung zunächst aber auch zu schnellerem untergang 1757_931_000061 mit einem schulgebäude im königin elisabeth stil und einer bildergalerie als zugabe diese hatten wir besucht es ist bekannt dass die englischen galerien hinter denen des kontinents zurückbleiben und in der tat es sollte einem schwer werden hier den rubens unbedingt lieben zu lernen oder gar den tizian als das zu begreifen was er ist 1757_931_000062 das ganze heer sei ein priesterheer und man werd es leichtlich bezwingen könig harald aber hörte sie an in finsteres sinnen verloren er sprach ich weiß sie fechten wie wir obwohl sie geschabt und geschoren 1757_931_000063 mir aber wird freier um die stirn und unter lächeln gedenk ich meines heilmittels das sich wieder zu bewähren scheint weiter geht es der quai verengert sich zur straße und verliert an vornehmheit 1757_931_000064 ein sohn vom hause beginnt mit einem burnsschen liede man lobt die komposition um doch etwas zu loben dann nimmt ein saison löwe ein violinist ersten ranges seine geige zur hand und spielt brillant wie sich von selbst versteht 1757_931_000065 da wurde die normandie zum heerlager um seinen nacken schlang herzog wilhelm die kette samt der kapsel papst alexander weihte die fahnen könig harfager von norwegen brach auf als bundesgenosse in england einzufallen und halb frankreich wurde flott vor lust nach krieg und abenteuern 1757_931_000066 da sind noch andre wieder jenen stumpfen ähnlich in der ruhe ihres tuns und doch so verschieden von ihnen in der tiefe ihres herzens das sind die gottergebenen fromme sektierer herrnhuter und methodisten 1757_931_000067 die flut kommt und bringt eine luftige brise mit ich nehme den hut ab und sauge die kühlung ein mein kopf brennt und fiebert aber hin ist alle verstimmung und mir selbst zum trotz murmle ich vor mich hin dies einzige london 1757_931_000068 dass wir einen andern nord und südpol gehabt hätten und dass ein mildes italien in kamtschatka vielleicht und ein eisiges spitzbergen in sumatra zu hause gewesen sei ich lass es dahingestellt sein wie viel und wie wenig es mit dieser erdverdrehungstheorie auf sich haben mag 1757_931_000069 so hat die vernon galerie eine sammlung ausschließlich englischer meister ihren hogarth und david wilkie so hat die nationalgalerie ihren claude lorrain so haben die säle in hampton court ihre seltsamen halb lächerlichen halb klassischen holbeins und so hat die dulwich sammlung ihre braunen poussins 1757_931_000070 nicht er aber die äußerste spitze seines holzes war am ziel ein beifallssturm erhob sich ringsrum auf den balkonen winkten die damen mit ihren weißen tüchern und die unermüdliche trompete schmetterte tusch das spiel war aus und greenwich sieger 1757_931_000071 ein sommer in london von theodor fontane der fremde in london ich hörte einmal die hypothese irgendwo dass unsere erdachse von zeiten anders gerichtet gewesen wäre 1757_931_000072 alte helden neue siege 1757_931_000073 und wenn dort verblasste gobelins von rechts und links auf uns herniederschauen und unsre aufmerksamkeit in anspruch nehmen so ist es hier ein kolossales die ganze giebelwand der halle bekleidendes gemälde das uns mächtig wie ein altarbild entgegentritt und uns plötzlich wieder vergegenwärtigt wo wir sind 1757_931_000074 der sieger hielt wort battle abbey wurde die reichste abtei des landes bis fünf jahrhunderte später dem geize heinrichs viii auch diese stiftung zum opfer fiel nur andeutungen sind noch geblieben von dem glanz und der herrlichkeit die königliche 1757_931_000075 und nun poultry und nun die börse und die bank von allen seiten münden hier die straßen ein schon wird die masse unentwirrbar und noch immer hat die city nicht ihr letztes getan 1757_931_000076 jetzt sind wir oben unmittelbar vor uns steigt der massenbau st pauls in die luft seine glocken beginnen eben zu tönen um den sonntag einzuläuten aber selbst die stimme seiner glocken wird überdröhnt und überrasselt denn immer näher kommen wir der handelswerkstatt der eigentlichen city und schon haben wir cheapside rechts und links 1757_931_000077 torheit sprechen die einen jene lügnerische hoffnung die von paradiesen träumt und nicht wissen will dass gottes fluch die menschen daraus vertrieben hat krankheit sprechen sie weiter jener dämonische zug unserer zeit dem die pflicht der arbeit schlimmer deucht als die möglichkeit des todes und der drauf aus ist die ernte des lebens an einem einzigen tage zu halten 1757_931_000078 es ist der marlborough ein auswandererschiff und das holzgeschnitzte bild des helden von blenheim trägt am bug des schiffes den kopf mit seinen wallenden locken so stolz und siegessicher als sei der ozean sein feld wie die ebene von malplaquet 1757_931_000079 hier ins leben rief und dies wenige selbst würde zu staub zerfallen sein wenn nicht der flugsand der von der küste herüberweht die überreste ehemaliger kraft unter seinen mantel genommen hätte wie der ascheregen des vesuv die zum märchen gewordene welt pompeijs 1757_931_000080 um mit jener dem englischen philister eigentümlichen neugier parallelen zu ziehen zwischen dem kanapee oder dem türkischen teppich der lady webster und seinem eigenen hausrat daheim 1757_931_000081 es macht wenig unterschied ob man empfehlungsbriefe hat oder nicht hat man keine so sucht man natürlich sich selber zu empfehlen und talente und persönlichkeit nach kräften wirken zu lassen 1757_931_000082 das ganze schauspiel bot den anblick eines amphitheaters stühle und bänke waren der erste rang der von mehr als tausend geputzten menschen besetzt sich in weitem kreis um die spielenden herumzog 1757_931_000083 die erste hälfte piccadillys gleicht einem quai zur linken nur erheben sich paläste und häuser rechts aber dehnt sich einer wasserfläche gleich der green park aus und labt das auge durch seinen rasen und die freie aussicht zwischen den bäumen hindurch ein leiser wind weht herüber und nimmt auf augenblicke dem tage seine schwüle 1757_931_000084 es ist ein alter weisheitspruch nur das erreichbare zu wollen wessen mittel nicht ausreichen die weltgeschichte zu umfassen der macht sich nützlicher wenn er die chroniken von müncheberg oder treuenbrietzen studiert als wenn er die römischen kaiser mechanisch auswendig lernt 1757_931_000085 wenige stunden später trug mich der rasselnde zug nach dover es schlug mitternacht als der dampfer vom ufer stieß ich stand am steuerruder und sah rückwärts klippen rechts und links dover selbst von tausend lichtern funkelnd wuchs amphitheatralisch in die nacht hinein 1757_931_000086 dieser verdacht muss bleiben denn ein für allemal sei hier der grundsatz aufgestellt der engländer ist praktisch aber ohne menschenkenntnis er ist betrogen worden und nun sind alle betrüger diesen grundsatz hält er aufrecht nicht bloß weil ers für praktisch hält sondern weil er faktisch der fähigkeit entbehrt den ehrlichen mann vom beutelschneider zu unterscheiden 1757_931_000087 die deutsche treue zum beispiel wo ist sie hin und die biederen schweizer wo sind sie geblieben der großtürke kultiviert die christliche sittenlehre und china schneidet seinen zopf ab das galante frankreich geht in die kirche und überlässt die vertretung seiner artigkeit den zoll und maut beamten 1757_931_000088 man gibt ein halbes dutzend ähnlicher briefe ab und überzeugt sich endlich von der unabänderlichkeit seines schicksals die heimat in nicht rastender liebe versorgt uns mit immer neuen rotgesiegelten reservetruppen aber der mut ist hin um sie ins feld zu führen 1757_931_000089 das waren meine gedanken als ich das kennington oval eine ringsum eingezäunte wunderschöne parkwiese betrat ein blick auf das spiel und alle meine bedenken waren dahin das war kein kindisches wesen keine verzerrte lust das war die heiterkeit die den mann ziert und ihn doppelt ziert wenn er ein held 1757_931_000090 klippe noch brandendes meer vor mir auf nur grünes hügelland dehnte sich nach rechts und links so weit das auge reichte es war das städtchen battle wo wir hielten sieben englische meilen landeinwärts 1757_931_000091 auf der straße fand ich freundliche führer an öffentlichen orten willfährige dolmetscher und an der table d'hote meines gasthauses tischgenossen die mich in ihre familien einführten und einluden zu sonntagsbesuchen auf ihre villen und landhäuser 1757_931_000092 park lane ruf ich dem kutscher zu und eh ich noch die engen glacéhandschuhe meinen fingern angepasst habe hält der im schnellsten trabe fahrende cab an ort und stelle die wagentür wird aufgerissen und unter einem zeltartigen gange über gelegte decken hinweg eil ich dem in hundert lichtern blitzenden hause zu 1757_931_000093 gen london ging's sein heer ihm nach zuversicht auf allen gesichtern am fünften tage war's aufblitzte die themse hinüber und jetzt vor ihrem aug die ginsterheiden von surrey hindurch am siebenten tage aber hielt könig harald auf dem hügellande von sussex und sein schwert in die erde stoßend rief er hier sei's 1757_931_000094 ich öffne auf einer visitenkarte finde ich die lakonischen worte mrs butler wird am freitag abend zu hause sein der freitag kommt es ist neun uhr abends ich springe in einen cab 1757_931_000095 der fremde bringt es zu keiner gemütlichkeit mehr in diesem lande im gegensatz zum preußischen landrecht das jeden menschen a priori für unbescholten hält gilt hier jeder fremde für bescholten so lange er nicht das gegenteil bewiesen hat 1757_931_000096 tiefer friede ringsum nur das glockenklingen weidender kühe unterbrach die stille kaum eine saatkrähe ließ sich nieder auf dies feld wo einst das krähen und rabenvolk von ganz england offne tafel gehalten hatte 1757_931_000097 der eine kurzgeschoren das schwarze haar war herzog wilhelm der andere mit langem sachsenbart war könig harald damals noch graf von kent ihr herz umschloss einen wunsch die krone des kinderlosen edward 1757_931_000098 aber so oft man sich auch sehn und scheinbar herzlich begrüßen mag man kommt sich nicht näher und der verdacht unter dem der fremde als solcher steht bleibt auch im besondersten einzelfall immer derselbe 1757_931_000099 da lag es vor mir mit dem ganzen zauber einer englischen landschaft drüben auf der höchsten spitze jenes hügels hielt herzog wilhelm während der schlacht jetzt schimmerte statt seiner rüstung die weiße sonnige wand eines bauernhofes herüber 1757_931_000100 die silberne rüstung sticht wunderbar ab von dem blinkenden schwarz seines rosses weithin wallt die weiße feder von seinem hohen konisch geformten helm und um den hals des siegers schlingt sich eine dreifach umwundene kette daran eine goldene kapsel blitzt 1757_931_000101 sir von seinen dampfenden schüsseln nimmt aber doppeltes leben tobt unten im erdgeschoss da sind die jacken zu haus alles blau von der schulter bis zum knöchel und nur ein rotes gesicht und ein gelber strohhut darüber 1757_931_000102 sein auge blitzte und die goldene kapsel glühte blutrot im letzten abendstrahl ich sah auf da hatte ich's wieder vor mir frisch lebendig das schreckentier bischof ottos sprang wie aus dem bilde heraus 1757_931_000103 mich überlief es er aber völlig unbewusst des eindrucks den sein wort auf mich gemacht hatte streckte seine magere hand durch die fensterhöhle und nach rechts und links eine linie beschreibend setzte er mit derselben ruhe hinzu and that's the battlefield 1757_931_000104 alle früchte des südens dazwischen die großen spanischen trauben liegen hochaufgeschichtet hinter den spiegelscheiben der schaufenster und ein londoner witzwort wird uns gegenwärtig das da heißt ein franzose macht zwei läden von dem was ein engländer ans fenster stellt 1757_931_000105 weiße segel zahllos wie die wellen darauf sie tanzten steuerten nordwärts und vor ihnen her flog wie tödlicher blitz der bannstrahl des papstes könig harfager landete erst sein eifer war sein tod harald umklammerte ihn bei stamford bridge und zerdrückte ihn und sein heer 1757_931_000106 meine betrachtungen wurden unterbrochen ein alter cicerone der abtei trat an mich heran und erbot sich mir das schlachtfeld zu zeigen ich folgte ihm er führte mich zu einer der ausgegrabenen ruinen dem ehemaligen refektorium der mönche 1757_931_000107 nur eines hat den kampf mit den jahrhunderten siegreich überdauert das mächtige sandsteingebaute eingangstor mit breiten flügeln und hohen türmen steigt es vor dem auge auf selbst wieder ein schloss und lässt uns schließen auf die größe und den reichtum dessen zu dem es nur die pforte war 1757_931_000108 ein dicker portier ruft meinen namen ein bedienter auf dem ersten treppenabsatz wiederholt ihn echohaft ein dritter schreit ihn natürlich falsch und unverständlich in den empfangssaal hinein und im nächsten augenblick hat mich der herr des hauses bereits an einer handschuhspitze um mich der im paradeanzug dasitzenden lady und ihren küchlein vorzustellen 1757_931_000109 was ist's mit ihr ein splitter vom kreuze christi liegt wohlverwahrt zwischen ihren wänden ein splitter nur und doch die lebendige wurzel aus der dieser kampf emporwuchs 1757_931_000110 square entgegen da sind wir die fontänen tun das ihre freilich nur ein bescheidener teil der sieger von trafalgar schaut von seiner kolonne herab die national-galerie zieht sich als fühle sie die schwächen ihrer schönheit bescheiden in den hintergrund zurück 1757_931_000111 sie beten und arbeiten sie haben nur eine heimat und sorgen nicht von welcher stelle aus sie ihr gebet zum himmel senden sie stehen nicht mehr auf deck und sehen müßig dem treiben zu sie sitzen bereits in ihrer koje und rühren fleißig die hände wie sie zeitlebens getan 1757_931_000112 ich spring herab ich dränge mich durch treppab komm ich an den landungsplatz der dampfschiffe ich besteige das erste beste und wieder stromab fahrend schau ich von der mitte des flusses her dem drängen und treiben zu das auf der brücke noch immer kein ende nimmt 1757_931_000113 da zog der normann die brokatne decke vom altar hinweg und dem grafen einen splitter zeigend darauf seine hand unwissentlich während des schwurs geruht hatte rief er harald du schwurst es bei diesem span vom kreuze christi 1757_931_000114 da kommt er schon mein alter freund der royal blue der zwischen hydepark corner und der londonbrücke läuft und seinen höchsten platz mit der doppelten raschheit eines deutschen turners und londoner pflastertreters erkletternd rollt der wagen in demselben augenblick weiter in dem er anhielt mich aufzunehmen 1757_931_000115 die nacht brach ein auf dampfendem schlachtfeld lagen die sieger berauscht von wein und gesang im zelt des königs aber gingen becher und rede von mund zu mund und der erzbischof von york erhob sich jetzt und rief 1757_931_000116 inzwischen findet eine starke auswanderung nach einem der nebensäle statt und mich auf gut glück dem allgemeinen strome überlassend werde ich endlich an ein büffet geworfen das mit seinen sherry karaffen und selterser flaschen zu den erfreulichsten bekanntschaften des abends zählt 1757_931_000117 und von northumberland house hernieder grüßt uns der wappenlöwe des hauses der mit gehobenem schweif dort oben frei in den lüften steht und von den percys dem löwengeschlechte altenglands erzählt 1757_931_000118 our english hospitable house in jeder dritten zeile wiederkehrt aber der ohnehin bedenklichen versicherung dieser gastfreundschaft folgt immer das bedauern auf dem fuße aus diesem oder jenem grunde an ausübung derselben verhindert zu sein 1757_931_000119 an den eichentischen aber saßen bei porter und ale die helden jenes tags und manches anderen unangefochten von der erinnerung an sich selbst denn der mensch vergisst alles seine liebe seinen hass und selbst auch seinen ruhm 1757_931_000120 mir war es mitunter als durchlebt ich einen traum als sei ich an die küste einer zauberinsel geworfen und wenn ich aus diesem traum mich selbst erweckte so beschlich mich ein misstrauen gegen solch übermaß von freundlichkeit es war zuviel als daß ich nicht hätte nach motiven voll selbstsucht suchen sollen 1757_931_000121 noch einmal überflog mein blick die flur dicht vor mir stieg ein schwarm weißer tauben in die luft und wiegte sich im sonnenschein blitzend als wären ihre flügel von licht lange sah ich hinauf ein friedens sinnbild über diesem tal so fand ich hastingsfeld und so schied ich von ihm 1757_931_000122 und seitdem der tag kam da könig edward in selbsterbauter kapelle seinen letzten schlummer hielt harald war könig und hinüber nach frankreich rief er edward ist tot england ist mein nimm's so du kannst 1946_931_000000 seht da das war das zeichen die regatta beginnt und schneller wohl als je die lagunen solch wettspiel sahen schießen jetzt die mortlake gondoliere über die sich kräuselnde themseflut dahin nur einer ist zurück richard coombes er spielt 1946_931_000001 dein bürgerliches herz wird müde der pracht und herrlichkeit und sehnt sich wieder nach ofen und sorgenstuhl die sorgen selbst nicht ausgeschlossen was einzig und allein dauernd dem menschen genügt ist nur immer wieder der mensch 1946_931_000002 plötzlich blendete mich ein schein ein lichtstreif der weit ins meer hineinfiel ich blickte auf in halber höhe des senkrechten felsens waren menschliche wohnungen wie möwennester in den stein gehauen 1946_931_000003 leben überall aber das stille leben eines bildes kein missklang unterbricht den zauber dem aug und seele hingegeben sind es geht dir durch den kopf als sei das ohr der böse sinn des menschen als wandelten freude und schmerz auf verschiedenen wegen zum herzen 1946_931_000004 unter der wüsten steinmasse die die konturen dieses platzes zieht zeichnet sich nur ein einziges gebäude nicht eben durch schönheit aber doch durch das abweichende seiner bauart aus 1946_931_000005 führt denn gar kein weg führt denn gar kein steg hier aus diesem diesem tal hinaus rasch war ich entschlossen und der nächste morgen sah mich auf dem wege nach hastings 1946_931_000006 dorthin eilt der city-kaufmann um nach der hitze des tages und erwerbs in frischer luft sich satt zu trinken dort fern dem lauten strom der menschen freut sich sein auge am stillen themsestrom 1946_931_000007 aus einzelnen fenstern die mit hilfe von seetang in die felsenlöcher gepasst waren schimmerte licht die letzte höhle zur linken aber schien das clubhaus dieser seltsamen kolonie zu sein 1946_931_000008 war es herzliche langeweile oder war es das unklare verlangen mit in der mode zu sein was mich dem allgemeinen zuge folgen ließ gleichviel ich sehnte mich plötzlich nach seeluft und der nächste morgen schon sah mich in 1946_931_000009 und um vieles früher schon zu den zeiten des schwarzen prinzen und während der kämpfe der beiden rosen turnierte hier die englische ritterschaft unter den augen des hofs 1946_931_000010 die fenster sind zerschlagen der kalk fiel ab und der efeu als könne er wählerisch sein wie der tod weigert sich seine decke darüber auszubreiten 1946_931_000011 kein springbrunnen bewässert den rasen statt des wasserstrahles aber die familie trinkt ihren tee im freien steigt der dampf des singenden kessels in die höh und der himmel freut sich des menschenglücks und lacht herab mit all seinen sternen 1946_931_000012 die form dieser englischen wachttürme ist genau die eines puddings nur sind sie nicht mit rosinen gespickt an der see hin mit lärm und gerassel den donner der brandung begleitend 1946_931_000013 vergebens suchte ich eine treppenstraße die hinaufgeführt hätte und nur ein mannsbreiter gang lief in wahrheit eine verbindungslinie von tür zu tür 1946_931_000014 hohe feueressen überragen das dach aber keine rauchsäule wirbelt freundlich daraus hervor nichts lebendes hier als die schwalbe am sims 1946_931_000015 viele hundert schritte in die grünblaue see hinausläuft folge mir der leser dorthin es ist nachmittag und auf dem letzten aus vielen hundert balken zusammengezimmerten brückenpfeiler versammelte sich schon die schöne welt um dort den liedern und tänzen einer deutschen kapelle mit andacht zu lauschen 1946_931_000016 übers jahr übers jahr wenn ich wiederkomm wiederkomm kehr ich ein mein schatz bei dir dein auge gleitet nicht länger mehr am fernen ufer auf und ab 1946_931_000017 vor meine seele trat wieder der kiesbestreute hof von whitehall wo noch heute die bildsäule könig jakobs mit ausgestrecktem finger auf jene stelle weist an der das haupt seines vaters fiel und es durchschauerte mich angesichts dieses kästchens wie damals 1946_931_000018 aber landsmannschaftliche rücksicht läßt uns die falschen noten auf rechnung des windes setzen der eben jetzt frisch und erquickend über menschen und klänge 1946_931_000019 immer wilder wurde die szene auf schmalem streifen zwischen fels und meer kletterte ich jetzt über herabgestürzte blöcke hinweg die mir den weg zu verbieten schienen aber der reiz wuchs mit dem widerstand 1946_931_000020 denn die mode beherrscht uns mehr als wir glauben selbst professoren kennen etwas von jenem wunderbar erhebenden gefühl mit dem der gewöhnliche mensch auch ich in den ärmel eines neues rockes fährt 1946_931_000021 hier in unmittelbarer nähe der küste sieht man auch die ersten exemplare jener armee von wachttürmen die sich wie eine steinerne tirailleur-linie und in einer ausdehnung von mehr als fünfzig meilen an der südküste entlangziehen 1946_931_000022 genau an jener stelle wo wilhelm der erobrer aus seinem boot ans ufer sprang und mit der hand in den sand fallend voll geistesgegenwart jene berühmten worte sprach so fass und ergreif ich dich engeland 1946_931_000023 bis hin auf den prächtigen brighton quai dessen durch entfernung verkleinertes treiben nun wie ein reizendes still bewegtes camera obscura bild vor uns liegt 1946_931_000024 aufgenommen von orsina ein sommer in london von theodor fontane out of town august und september sind die toten monate dead months londons 1946_931_000025 mich brachte der besuch dieses widerlichen platzes zwei tage lang um allen appetit und ich fand wieder einmal gelegenheit mich in kraftausdrücken über jenes englische buchstaben recht auszulassen das unter andern die bewohner von smithfield unwandelbar mit dieser marktplage beglücken zu wollen scheint 1946_931_000026 und die er lächelnd dann jenem lord ashburnham reichte der treu wie seine ahnen alle mit aufs schafott gestiegen war denn sie waren alle treu seit jenem bertram der schloss dover noch hielt als hastingsfeld längst eine abgespeiste tafel war 1946_931_000027 die sonne ging unter als ich auf knirschendem kiessand und rechts vom schaume des meeres bespritzt an den letzten ausläufern dieser fischerstadt vorüberschritt 1946_931_000028 seitdem hat smithfield viel von seinem glanz verloren aus jener zeit her hat es nur noch das privilegium mit herübergenommen der markt und verkaufsplatz für ungetreue des ehebruchs überführte frauen zu sein 1946_931_000029 damen zu pferde in schwarzem wallendem reithabit galoppieren vorüber reizend gekleidete kinder in ihrer ziegenbock equipage fahren auf und ab breitschultrige fischergestalten mit teerjacke und krempenhut winden das heimkehrende boot aus der brandung ans sichere ufer 1946_931_000030 in ihren schwarzgeteerten werkstätten zweistöckigen jahrmarktsbuden nicht unähnlich saß hier das wetterbraune fleißige volk dessen tagewerk die gefahr ist und flickte die netze und rüstete sich zum fang 1946_931_000031 hier lebte emma lyon später lady hamilton als kindermädchen des hospitalarztes dr budd und die lebensgeschichte dieses mädchens ist es die ich hier gelegenheit nehmen möchte in nachstehendem dem leser zu erzählen 1946_931_000032 wenn jeder in epsom gewinnen will was er in chester verlor und die königin selbst schloss windsor verläßt um den staub und die wilde jagd der ascot heide an sich vorbei wirbeln zu sehen 1946_931_000033 brighton ist schön in einer ausdehnung von nah einer deutschen meile zieht sich der neuere teil der stadt palast neben palast halbkreisförmig an der meeresküste entlang 1946_931_000034 das städtchen ist nur interessant durch seine altertümliche physiognomie ein malerischer reiz dem man nirgends seltner begegnet als in england wo die städte alle hundert jahre ihr kleid wechseln und ihre geschichte in büchern und balladen haben aber nicht in stein 1946_931_000035 rechts am strande entlang läuft der fashionable teil der stadt mit seinen hotels und palästen am besten geschildert wenn ich ihn klein brighton nenne 1946_931_000036 dann kommt auch der tag richard coombes und seiner taverne dann ist sein haus verdeckt von grünen reisern und bunten fahnen dann steht unser ruderer in weißem hemd und weißem beinkleid mit strohhut und flatterndem halstuch neben seinem boot wie der reiter neben seinem ross 1946_931_000037 braust jetzt der zug und endlich zwei mächtige tunnel durchfliegend hält er auf dem geräumigen doppelarmigen bahnhof von hastings brighton ist schön aber hastings ist schöner in alten zeiten war es der größte und reichste unter den sogenannten fünf häfen 1946_931_000038 sein name war vor der times und ihren spalten er braucht sie nicht tief eingegraben in die tafeln der geschichte steht oliver cromwell 1946_931_000039 zur zeit karl stuarts wurde ein gesetz erlassen das jeden mit harter strafe belegte der innerhalb der stadt vieh schlachten würde woran sich ein zweiter erlass schloss demzufolge smithfield in der nordöstlichen vorstadt von london als viehmarkt für die city festgesetzt wurde 1946_931_000040 und gedämpft nur aus der halb offenen tür klingen die töne eines flügels herüber daneben wohnt einfachheit efeu und rosen klettern am spalier zu allen fenstern hinein 1946_931_000041 plätze sind nicht mehr frei so ist uns denn die signalkanone willkommen die unbeachtet an der äußersten spitze des pfeilers steht und auf ihr platz nehmend blicken wir jetzt den rücken fest ans geländer gelehnt über menschen brücke und brandung hinweg 1946_931_000042 ein altes mütterchen hat die schlüssel sie führt uns das eisengitter knarrt und nun die tür hinter uns schließt sich das haus des todes 1946_931_000043 ich sage mit andacht denn der gute ruf deutscher musik ist unausrottbar und befriedigung spiegelt sich bereits auf allen gesichtern unser ohr freilich hörte schon besseres 1946_931_000044 hier ist die banketthalle paneele mit rohem schnitzwerk umkleiden die wände und von zwei seiten fällt mattes licht in den schmalen aber die ganze tiefe des hauses durchlaufenden saal 1946_931_000045 das lustige wirtshaus hat einen finstren nachbar die häuser sind durch einen zaun getrennt ihre bewohner durch zwei jahrhunderte die kurzen gedrungenen flügel dieses nachbarhauses sehen aus als hätten sie sich scheu vor jeder berührung in sich selbst zurückgezogen 1946_931_000046 lustig im winde flatterte mein haar in meine seele setzte sich der wind wie in ein schlaffes segel und mir ward wieder als könnt ich fliegen und als wäre der tag meiner kindersehnsucht da hinzufahren über die welt 1946_931_000047 dass sich vor wenig jahren noch eine derartige szene dem auge des smithfield publikums darstellen durfte der verkäufer wurde einfach bedeutet dass die innehaltung solcher gesetze nicht mehr zeitgemäß sei fußnote 1946_931_000048 wir durchschreiten die zimmer und stockwerke überall dieselbe verwüstung altmodische halbverfallene kamine abgerissene tapeten staub spinnweb schwüle luft 1946_931_000049 der fremde gerät dann in verlegenheit mit seiner zeit die nationalgalerie wird geschlossen die vernon-sammlung folgt dem beispiel ihrer älteren schwester die bibliothek staubt ihre vierhunderttausend bände aus welche wolke und wo du vorsprichst bei freunden und bekannten 1946_931_000050 aber kein bach windet sich durchs tal oder plätschert vom hügel und unterm seewind sterben die spärlichen blumen brighton gleicht einem hause voll lauter prunkgemächern wohin du blickst trumeaus und draperien parkettierter boden und verzierte kamine 1946_931_000051 dies erinnert lebhaft an eine anekdote vom walachischen kriegsschauplatz albanesen die russenköpfe mit heim ins lager brachten wurden bedeutet dass das aus der mode sei ende der fußnote relata refero 1946_931_000052 am geratensten freilich ist es um diese zeit sich alles besuchemachens überhaupt zu enthalten denn es gilt halb und halb als beleidigung während des spätsommers irgendeinen gentleman in seiner eigenen wohnung vorauszusetzen 1946_931_000053 dort schlug ein reisigfeuer bis hoch an die decke und um die flackernden bündel hockten dunkle wunderliche gestalten wie ein indianer-kriegsrat oder wie die geister dieses berges 1946_931_000054 auf einem hügel im rücken dieser häuserreihe erhebt sich das alte brighton mit seinen krummen und schmalen straßen bis endlich das auge auf einem grauroten halb kastellartigen normannenturm ausruht der unwirsch in die fremde welt hineinblickt nur eins wie immer 1946_931_000055 versteckt hinter buchen und ulmen ziehen sich die häuser am strom entlang und nur hier und da lacht ihr bunt aus dem grün des laubes hervor wie mädchengesichter hinter blumenstöcken 1946_931_000056 das ist das bartholomäus hospital ein berühmtes reich dotiertes krankenhaus das unter andern sehenswürdigkeiten zweiten ranges in seinem treppenhause auch einige mittelmäßige bilder von hogarth dem besucher zur schau stellt aber das ist es nicht worauf ich die aufmerksamkeit des lesers hingelenkt haben will 1946_931_000057 in lewis den nächsten zug abwarten zu müssen wäre hart gewesen wenn nicht der nahegelegene flecken ashburnham sich des reisenden erbarmt und ihn zu einer pilgerfahrt eingeladen hätte 1946_931_000058 wer saß hier sie alle jene eisernen stirnen die dem strafford das schafott bauten jener oberst der hand an seinen könig legend und um sein recht befragt auf die gewehrläufe seiner söldner wies 1946_931_000059 die city ist ein einerlei aber hier lebt mannigfaltigkeit und ihr reiz prachtvoll erhebt sich die villa des reichen handelsherrn statuen schmücken die treppe brunnen beplätschern das grün stille liegt über dem geharkten kiesgang 1946_931_000060 dies ist ein schlafgemach wer schlief darin wer betete an diesem pult heute zum schein und morgen aus der tiefe eines geängsteten herzens 1946_931_000061 und mancher langhaarige dichter zog seine modischen hackenstiefel mit empfindungen an als sei nun der kothurn selber unter seinen füßen ich wage die behauptung wer keine glacéhandschuh trägt hat entweder keine oder versteht sie nicht zu tragen 1946_931_000062 aber da sind noch andere häuser in mortlake dicht am strom steht ein wirtshaus dort wohnt richard coombes der erste ruderer seiner zeit 1946_931_000063 und schon auf fünfzig schritte die fenster der beletage musternd entziffern sie aus jedem herabgelassenen rouleau die september losung out of town 1946_931_000064 seine lage ist entzückend und das kalte vornehme brighton blickt mit einer art unruhe auf den heitren rührigen nachbar wie der bange hüter eines mühsam errungenen ruhms auf die lachende stirn des jüngeren blickt die ihm zuruft dein kranz ist mein 1946_931_000065 wo ich zum ersten male rasch und klopfenden herzens wie unter einem sausenden windmühlflügel unter dieser stillen fingerspitze hindurchhuschte noch eine dritte reliquie umschließt das kästchen jene mit mosaikblumen ausgelegte taschenuhr auf der könig karl die stunde seines todes las 1946_931_000066 diese tage des glanzes sind für immer dahin die natur tat für portsmouth und southampton zu viel als dass hastings wieder werden könnte was es war dennoch hat es eine zukunft aber nicht als hafen sondern als badeplatz 1946_931_000067 und dessen haupt dem normann erst huldigte als es abgeschlagen zu den füßen des erobrers lag von lewes aus läuft die eisenbahn wieder südlich der küste zu und berührt sie unterhalb schloss pevensey 1946_931_000068 hastings ist halber weg zwischen brighton und dover die eisenbahn die beide städte verbindet führt erst ins land hinein und zwar nach dem burgflecken lewes der alten grafschaftshauptstadt von sussex 1946_931_000069 und dem breiten behagen der unfeinheit gehen unwandelbar viele hundert gescheiterte versuche voraus sich auf dem parkett des lebens zu bewegen 1946_931_000070 durchs auge die freude aber durchs ohr der schmerz doch ach wie falsch horch auf welche klänge treffen nicht eben jetzt dein ohr und rütteln dich leise freundlich wie liebe hände aus deinem traum 1946_931_000071 ich kannte familien die den ganzen september über in ihren hinterstuben saßen und die frontfenster des hauses hermetisch verschlossen hielten nur um die nachbarschaft glauben zu machen sie seien out of town 1946_931_000072 und sieht das blutbefleckte grabtuch karl stuarts und jenes hemd das der henker zurückstreifte um platz zu schaffen für die schärfe seines beils 1946_931_000073 das meer um die schönheit brightons ganz zu genießen muss man ins meer hinausfahren oder wenn man die wellenwiege und deren folgen scheut sich wenigstens an das äußerste geländer jener berühmten hängebrücke lehnen die unter dem namen brighton-pier 1946_931_000074 und hinter sich den weltverkehr und das spiel der spekulation wirft er sich hier in den rasen seines parks mit seinen kindern zu spielen nichts reizenderes als solch ein themsedorf 1946_931_000075 noch immer wächst während der saison die einwohnerzahl um volle dreißigtausend und jene leute zweiten und dritten ranges die erst anfangen die mode mitzumachen wenn sie längst aufgehört hat mode zu sein sichern diesem platz allen launen der fashion zum trotz noch eine zukunft von fünfzig jahren 1946_931_000076 aufgenommen von orsina ein sommer in london von theodor fontane ruderer und steuermann die themse hinauf von london bis richmond lehnt sich dorf an dorf chiswick und hammersmith fulham und putney barnes und mortlake 1946_931_000077 aus der letzten hütte scholl es wie ein frommes lied aber der wind zerriß die klänge und jetzt um einen felsblock biegend lagen lied und stadt weit hinter mir 1946_931_000078 dicht vor dir mit einem anflug von heimweh betrachtest du die lieben deutschen sommersprossgesichter und freust dich dass der wind jetzt leiser weht und die wellen höher ihren weißen schaum spritzen als tanzten sie lustiger da unten denn zuvor