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Wir Diplomaten sind dazu ausgebildet worden, mit Streitigkeiten zwischen Staaten umzugehen. | de-1.png | |
Und damit sind wir voll ausgelastet: | de-2.png | |
Es gibt Handel, Entwaffnung und grenzüberschreitende Beziehungen. | de-3.png | |
Doch das Bild ändert sich. Neue Hauptakteure tauchen auf. | de-4.png | |
Diese bezeichnen wir lose als " Gruppen ". Sie können soziale, religiöse, politische, ökonomische und militärische Realitäten darstellen. | de-5.png | |
Und wir wissen nicht, wie mit ihnen umzugehen ist. | de-6.png | |
Die Einsatzregeln: wie und wann man sprechen soll und wie man mit ihnen umgehen soll. | de-7.png | |
Ich zeige Ihnen hier eine Folie, die Ich zeige Ihnen hier eine Folie, die das Konfliktwesen von 1946 | de-8.png | |
bis heute darstellt. Das Grün bezeichnet traditionelle zwischenstaatliche Konflikte, diejenigen, von denen wir immer gelesen haben. | de-9.png | |
Das Rote ist moderner Konflikt, Konflikte innerhalb Staaten. | de-10.png | |
Diese sind ganz anderer Natur, und sie sind außerhalb des Verständnisses moderner Diplomatie. | de-11.png | |
Der Kern dieser Hauptakteure sind Gruppen, die verschiedene Interessen innerhalb von Ländern repräsentieren. | de-12.png | |
Ihre Strategien für Konfliktbewältigung beeinflussen andere Länder. | de-13.png | |
Also irgendwie geht es uns alle doch an. | de-14.png | |
Ein weitere Bestätigung, die wir in den letzten Jahren beobachtet haben, ist, dass sehr wenige dieser innenpolitischen Konflikte durch militärische Eingriffe gelöst werden können. | de-15.png | |
Wir müssen vielleicht militärische Mittel einsetzen, aber wir könnnen sie nicht militärisch lösen. | de-16.png | |
Sie brauchen politische Lösungen. | de-17.png | |
Damit haben wir ein Problem, da sie nicht in die traditionelle Diplomatie passen. | de-18.png | |
Und die Staaten zeigen einen Widerwillen, mit ihnen umzugehen. | de-19.png | |
Hinzu kommt, dass wir seit zehn Jahren mit einer Denkweise gelebt haben, in der der Verkehr mit Gruppen sowohl begrifflich als auch politisch gefährlich war. | de-20.png | |
Nach dem 11. September war man entweder für uns oder gegen uns. | de-21.png | |
Es war schwarz oder weiß. | de-22.png | |
Und Gruppen wurden sehr oft sofort " Terroristen " genannt. | de-23.png | |
Und wer möchte schon mit Terroristen sprechen? | de-24.png | |
Meiner Ansicht nach hat dieses Jahrzehnt die westliche Welt geschwächt, weil wir die Gruppe nicht verstanden haben. | de-25.png | |
Wir verbrachten mehr Zeit damit, zu sagen, warum wir andere meiden sollten anstatt herauszufinden, wie wir mit anderen reden können. | de-26.png | |
Ich bin nicht naiv. | de-27.png | |
Man kann nicht immer mit allen sprechen. | de-28.png | |
Und manchmal sollte man einfach weggehen. | de-29.png | |
Und manchmal sind Militäreingriffe notwendig. | de-30.png | |
Ich bin der Meinung, dass Libyen notwendig war, sowie die militärischen Eingriffe in Afghanistan. | de-31.png | |
Mein Land verlässt sich auf seine Sicherheit durch militärische Bündnisse. Ganz klar. | de-32.png | |
Wir haben jedoch einen großen Mangel an Verständnis für moderne Konflikte. | de-33.png | |
Schauen wir uns Afghanistan an. | de-34.png | |
10 Jahre nach jenem Militäreinsatz ist dieses Land keineswegs sicher. | de-35.png | |
Ehrlich gesagt ist die Lage sehr ernst. | de-36.png | |
Die Militär ist hier zwar notwendig, aber doch kein Problemlöser. | de-37.png | |
Als ich 2005 zum ersten Mal als Außenminister nach Afghanistan ging, lernte ich den Kommandeur von ISAF, der internationalen Schutztruppe, kennen. | de-38.png | |
Und er sagte mir: " Wir können das militärisch gewinnen, | de-39.png | |
wir müssen nur durchhalten. " Vier Kommandeure später klingt das ein bisschen anders: " Wir können das nicht militärisch gewinnen. | de-40.png | |
Wir brauchen zwar militärische Präsenz, aber wir müssen zur Politik übergehen. | de-41.png | |
Wir können dies nur politisch lösen. | de-42.png | |
Und wir werden es sowieso nicht lösen, sondern die Afghanen. " Doch dann brauchen sie einen anderen politischen Prozess als den, der ihnen 2001, 2002 gegeben wurde. | de-43.png | |
Sie brauchen einen einschließenden Prozess, mit dem der Kern dieser sehr komplizierten Gesellschaft mit seinen Problemen umgehen kann. | de-44.png | |
Jeder scheint da zuzustimmen. | de-45.png | |
Vor drei, vier, fünf Jahren war das noch sehr kontrovers. | de-46.png | |
Jetzt stimmt jeder zu. | de-47.png | |
Aber nun, bei den Diskussionsvorbereitungen, erkennen wir, wie wenig wir wissen. | de-48.png | |
Weil wir nicht geredet haben. | de-49.png | |
Wir verstanden nicht, was vor sich ging. | de-50.png | |
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das IKRK, spricht mit allen, und tut das, weil es neutral ist. | de-51.png | |
Und das ist ein Grund, warum diese Organisation wohl die bestinformierte Schlüsselrolle hat, moderne Konflikte zu verstehen: weil sie sprechen. | de-52.png | |
Was ich meine, ist, man muss nicht neutral sein, um zu reden. | de-53.png | |
Und man muss nicht der anderen Seite zustimmen, wenn man sich mit ihr hinsetzt. | de-54.png | |
Und Sie können immer weggehen. | de-55.png | |
Aber wenn Sie nicht reden, können Sie nichts mit der anderen Seite anfangen. | de-56.png | |
Und diese Seite ist diejenige, mit der Sie zutiefst unstimmig sind. | de-57.png | |
Premierminister Rabin beim Oslo-Prozess: " Man schließt keinen Frieden mit seinen Freunden, sondern mit seinen Feinden. " Es ist schwierig, aber notwendig. | de-58.png | |
Ich will einen Schritt weiter gehen. | de-59.png | |
Dies ist der Tahrir-Platz. | de-60.png | |
Da tobt eine Revolution. | de-61.png | |
Der arabische Frühling neigt sich dem Herbst entgegen, und es wird Winter. | de-62.png | |
Er wird sehr, sehr lange anhalten. | de-63.png | |
Und wer weiß, wie man ihn am Ende nennen wird. | de-64.png | |
Darum geht es nicht. | de-65.png | |
Es geht darum, dass wir wahrscheinlich zum ersten Mal in der Geschichte der arabischen Welt eine Revolution vom Boden auf sehen: eine Volksrevolution. | de-66.png | |
Soziale Gruppen gehen auf die Straßen. | de-67.png | |
Und wir im Westen entdecken, dass wir sehr wenig über diese Ereignisse wissen. | de-68.png | |
Weil wir nie mit den Menschen in diesen Ländern reden. | de-69.png | |
Viele Regierungen blieben auf Befehl der autoritären Führung von diesen Gruppen weg, weil sie Terroristen waren. | de-70.png | |
Nun gehen sie auf die Straßen und wir begrüßen diese demokratische Revolution, und entdecken, wie wenig wir wissen. | de-71.png | |
Zur Zeit wird folgendes diskutiert: " Sollen wir mit der Muslimbruderschaft sprechen? | de-72.png | |
Sollen wir mit Hamas sprechen? " | de-73.png | |
Durch Gespräche werden sie vielleicht legitimiert. " Das ist, meines Erachtens, falsch. | de-74.png | |
Wenn Sie richtig mit ihnen sprechen, so machen Sie deutlich, dass Sprechen nicht Zustimmen bedeutet. | de-75.png | |
Und wie können wir der Muslimbruderschaft mitteilen, und wir sollten es auch, dass Minderheitsrechte zu respektieren sind, wenn wir selbst keine Mehrheitsrechte annehmen? | de-76.png | |
Denn sie werden vielleicht irgendwann die Mehrheit. | de-77.png | |
Wie können wir einer Doppelmoral entkommen, wenn wir gleichzeitig Demokratie predigen und dennoch nicht mit den repräsentativen Gruppen sprechen wollen? | de-78.png | |
Wie können wir jemals Gesprächspartner werden? | de-79.png | |
Meine Diplomaten sind nun damit beauftragt, mit allen diesen Gruppen zu sprechen. | de-80.png | |
Aber Gespräche können unterschiedlich ablaufen. | de-81.png | |
Wir unterscheiden zwischen dem diplomatischen Sprechen und dem politischen Sprechen. | de-82.png | |
Sprechen kann entweder mit oder ohne Unterstützung geschehen. | de-83.png | |
Es kann mit Einbeziehen oder Ausschluss einhergehen. | de-84.png | |
Es gibt eine große Auswahl an Methoden, damit umzugehen. | de-85.png | |
Also, sollten wir es ablehnen, mit diesen neuen Gruppen zu sprechen, die in den nächsten Jahren die Nachrichten bestimmen werden, verschärfen wir die Radikalisierung nur weiter, das ist meine Überzeugung. | de-86.png | |
Wir werden uns den Weg von Gewalt zur Politik erschweren. | de-87.png | |
Und wenn wir diesen Gruppen nicht zeigen können, dass ihr Schritt in Richtung Demokratie, in Richtung Teilnahme an zivilisierten und normalen Standards zwischen Staaten einigermaßen belohnt wird. | de-88.png | |
Das Paradox hier ist, dass das vergangene Jahrzehnt wohl ein verlorenes war, was Fortschritt in dieser Hinsicht angeht. | de-89.png | |
Paradox daran ist, dass das vorletzte Jahrzehnt so vielversprechend war. Und zwar aus einem Hauptgrund: | de-90.png | |
Die Ereignisse in Südafrika und Nelson Mandela. | de-91.png | |
Als Nelson Mandela nach 27 Jahren Gefangenschaft entlassen wurde, hätte er seinem Volk gesagt: " Es ist an der Zeit. Bewaffnet euch und kämpft! ", hätte es das getan. | de-92.png | |
Und ich glaube, die internationale Gemeinschaft hätte gesagt: | de-93.png | |
"Warum auch nicht? Dazu haben sie das Recht." Aber wie Sie wissen, hat er das nicht getan. | de-94.png | |
In seiner Autobiographie " Der lange Weg zur Freiheit " schrieb er, dass er die Jahre der Gefangenschaft dadurch überlebt hatte, dass er sich dazu entschied, seinen Unterdrücker immer auch als Mensch anzusehen. er war auch ein Mensch. | de-95.png | |
Also begann er einen politischen Dialogprozess, und zwar nicht als Strategie des Schwachen, sondern als Strategie des Starken. | de-96.png | |
Und er führte tiefe Gespräche und beseitigte einige der heikelsten Probleme durch einen Prozess der Wahrheit und Versöhnung, wo die Leute einfach kamen und sprachen. | de-97.png | |
Unsere südafrikanischen Freunde werden schon wissen, wie schmerzhaft das war. | de-98.png | |
Was können wir also daraus lernen? | de-99.png | |
Dialog ist nicht einfach – nicht zwischen Einzelnen, nicht zwischen Gruppen oder Regierungen – aber er ist zwingend notwendig. | de-100.png |
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