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Die schlimmsten Ereignisse waren die Erdbeben im Himalaya-Staat Nepal. Zürich – Bei Katastrophen sind im ersten Halbjahr weltweit rund 18.000 Menschen ums Leben gekommen. Das ist bereits deutlich mehr als im ganzen vergangenen Jahr, als 12.700 Menschen ihr Leben bei Katastrophen verloren hatten. Die schlimmsten Ereignisse waren die Erdbeben im Himalaya-Staat Nepal, die im April und Mai zu mehr als 9.000 Toten führten, wie der Rückversicherer Swiss Re in seiner am Dienstag veröffentlichten Sigma-Studie mitteilte. Viele Menschen verloren zudem ihr Obdach. Der wirtschaftliche Schaden in Nepal wird auf über fünf Milliarden Dollar (4,56 Milliarden Euro) geschätzt. Davon seien lediglich 160 Millionen Dollar (145,99 Millionen Euro) versichert, schrieb Swiss Re. Viele Tote gab es auch durch eine außergewöhnliche Hitzewelle im Mai und Juni in Indien und Pakistan. Die Temperaturen stiegen bis auf 48 Grad, was zuletzt 1995 vorgekommen ist. Gemäß Schätzungen starben dabei in Indien mehr als 2.500 und in Pakistan 1.500 Menschen. Ein weiterer Grund für die hohe Opferzahl in der ersten Jahreshälfte seien die vielen Flüchtlinge aus den Konfliktregionen in Afrika, die auf ihrem Weg nach Europa ums Leben gekommen seien, hieß es: Anstatt eines besseren Lebens fanden viele den Tod, nachdem ihre seeuntüchtigen Boote im Mittelmeer gekentert waren. Der wirtschaftliche Gesamtschaden durch Katastrophen blieb indes im ersten Halbjahr mit 37,4 Milliarden Dollar relativ gering. Im Vorjahressemester hatte es noch einen Schaden von 59 Milliarden Dollar gegeben. Damit ist der Gesamtschaden im ersten Halbjahr 2015 auch deutlich unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 107 Milliarden Dollar ausgefallen. Vom gesamtwirtschaftlichen Schaden wurden 33 Milliarden Dollar von Naturkatastrophen verursacht. Das sind knapp 40 Prozent weniger als im Vorjahr. Von Menschenhand verursachte Katastrophen beliefen sich auf 4,4 Milliarden Dollar. Die teuersten Katastrophenschäden war ein Wintersturm in den USA, der im Februar Schäden von 2,4 Milliarden Dollar anrichtete. Groß waren auch die Verwüstungen durch ein Gewitter im April in den USA (1,4 Milliarden Dollar) und durch den Wintersturm Niklas, der im März mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern über weite Teile Zentraleuropas zog und einen Gesamtschaden von 1,4 Milliarden Dollar anrichtete. Vom gesamtwirtschaftlichen Schaden von 37,4 Milliarden Dollar im ersten Halbjahr waren lediglich 16,5 Milliarden Dollar versichert. Damit fiel der Schaden für die Versicherungsbranche um 30 Prozent tiefer aus als im Vorjahressemester. | 1Panorama
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138.000 Haushalte haben noch einen Fremdwährungskredit offen – Im Schnitt müssen über 180.000 Euro zurück gezahlt werden. Wien – Der Abbau der Fremdwährungskredite schreitet voran, das Problem ist aber laut Finanzmarktaufsicht FMA noch lange nicht gelöst. Da mehr als 80 Prozent der Fremdwährungskredite eine Restlaufzeit von mehr als fünf Jahren haben, die ersten Tilgungsspitzen aber ab 2020 einsetzen, darf hier bei den Anstrengungen nicht nachgelassen werden, so die FMA-Chefs Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist das Volumen im 2. Quartal 2015 wechselkursbereinigt um 15,7 Prozent (4,1 Mrd. Euro) zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorquartal lag der Rückgang bei 2,8 Prozent (740 Mio. Euro). Seit dem Neuvergabe-Stopp im Jahr 2008 habe sich das Volumen um 63,4 Prozent (22,9 Mrd. Euro) verringert, rechnete die FMA am Mittwoch in einer Aussendung vor. Fremdwährungskredite wurden von den Banken lange Zeit als günstige Finanzierung, etwa für Häuselbauer, empfohlen. Derzeit haben noch rund 138.000 Haushalte einen Fremdwährungskredit aushaftend, wobei der noch zu tilgende Betrag im Schnitt knapp über 180.000 Euro liegt. Vielen ist die Aufwertung des Schweizer Franken zum Verhängnis geworden. Wer Anfang 2008 einen Fremdwährungskredit im Volumen von 100.000 Euro im Schweizer Franken aufgenommen hat, müsste bei einer Tilgung heute – ohne Verzinsung – allein aufgrund der Aufwertung 158.900 Euro zurückzahlen, so die FMA am Mittwoch in der Aussendung. | 3Wirtschaft
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Die EU hat Österreich geklagt, weil sie die Geldflüsse zur Bahn nicht durchblickt. Die Republik sieht dafür keine Rechtsgrundlage. Brüssel/Wien – Die Frage, wie viel Transparenz die Finanzierung des öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrs braucht und wer Einblick in die Finanzströme bekommt, beschäftigt nicht nur Verwaltungsgerichte in Österreich, sondern auch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg. Die EU-Kommission blickt bei den Finanzströmen zwischen öffentlicher Hand und ÖBB-Konzern immer noch nicht durch und verschärft ihre Gangart gegen die Republik Österreich. Nach zahlreichen Schriftwechseln und Verhandlungen mit dem Verkehrsministerium in Wien im Rahmen eines Vertragsverletzungsverfahrens hat die Kommission beim EuGH Klage eingebracht. Die Beklagte stelle nicht sicher, dass in den entsprechenden Rechnungen die öffentlichen Mittel für die Erbringung öffentlicher Personenverkehrsdienste nach Aufträgen separat aufgeschlüsselt und Kosten und Einnahmen getrennt ausgewiesen und veröffentlicht werden, so die Info auf der EuGH-Website. Eingereicht wurde die Klage am 9. Juli. Die EU-Kommission lastet Österreich an, dass sie die ÖBB-Personenverkehr nicht verpflichtet hat, die öffentlichen Ausgleichszahlungen sowie die Kosten und Einnahmen für jeden öffentlichen Dienstleistungsauftrag zu veröffentlichen. Das zuständige Verkehrsministerium in Wien bestreitet die Vorwürfe, die Finanzflüsse zur ÖBB-Personenverkehr entsprächen den EU-Bestimmungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen. Hintergrund des seit Jahren schwelenden Streits: Die ÖBB veröffentlicht in ihren Bilanzen wohl einen Großteil der vom Steuerzahler finanzierten Verkehrsverbindungen. 2014 waren das gemäß Jahresabschluss der ÖBB-Personenverkehr AG 635,6 Millionen Euro aus gemeinwirtschaftlichen Leistungsaufträgen des Bundes und 152,2 Millionen Euro an Erträgen aus sonstigen gemeinwirtschaftlichen Leistungsaufträgen. Erstere resultieren aus dem Verkehrsdienstvertrag (VDV) mit dem Bund, der bis 2019 läuft und die Gewährung von Sozialtarifen ebenso umfasst wie rund 72 Millionen Zugkilometer (davon zwölf im Fernverkehr) an Pendlerzügen, die sich betriebswirtschaftlich nicht rechnen. Weitere rund zehn Millionen Kilometer bestellen Länder, Gemeinden und sonstige Dritte, was die zuvor genannten 152 Millionen Euro ausmacht. Hinzu kommen 60,05 Millionen Euro an Kostenbeiträgen von Dritten zur Attraktivierung des Personenverkehrs, wie es im Einzelabschluss der ÖBB-Personenverkehr AG heißt. Darunter zu verstehen sind Finanzierungsbeiträge zum Fahrpark, wie sie zum Beispiel das Land Niederösterreich bei den Doppelstockwagen (Wiesel) leistete. Angaben zur Abgeltung von Schüler- und Lehrlingsfreifahrten sucht man dort allerdings vergeblich. Sie kommen aus dem Familienlastenausgleichsfonds (Flaf) und primär nicht dem Schienenpersonenverkehr zugute, sondern überwiegend dem Postbus. Der Flaf schüttet dafür jährlich rund 400 Millionen Euro aus, bis vor vier Jahren bekamen ÖBB-Personenverkehr und ÖBB-Postbus aus dem Topf rund 140 Millionen Euro. Der EU-Kommission sind diese Angaben nicht genau genug. Sie verlangt, vereinfacht ausgedrückt, Streckenerfolgsrechnungen pro Linie, will also wissen, warum die Republik für einen Doppelstockzug (in dem möglicherweise doppelt so viele Pendler sitzen) gleich viel Abgeltung pro Kilometer bekommt wie für eine einfache Schnellbahngarnitur, die im Betrieb billiger ist, aber auch weniger Umsatz bringt. Im Verkehrsministerium sieht man die Klage der EU-Kommission gelassen. Von der umfangreichen Mängelliste der Kommission betreffend die Finanzströme zwischen öffentlicher Hand und ÖBB-Konzern sei nicht viel übrig geblieben. Die nun geforderte Offenlegung der Kalkulation pro Zugverbindung sei durch die EU-Richtlinie über die Erbringung gemeinwirtschaftlicher Verpflichtungen nicht gedeckt, betonte der Generalsekretär im Verkehrsministerium, Herbert Kasser, auf STANDARD-Anfrage. Die von der ÖBB gelieferten Daten seien von Wirtschaftsprüfern geprüft und ausreichend. Wenn sich die Kommission im Verfahren auf die kommenden strengeren Regeln (Recast) berufe, dann sei das nicht zulässig, weil diese noch nicht gelten, sagt Kasser. | 3Wirtschaft
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Der Medienkunstpionier, der früh Aspekte der Überwachung thematisierte, starb im Alter von 80 Jahren. Wien – Wenn du den Telefonhörer aufgelegt hast, ist das Kunstwerk vorbei, sagte Robert (Bob) Adrian X einmal zum Londoner Kurator und Autor David Lillington. Kommunikation setze immer ein Gegenüber voraus und so sei Kommunikationskunst eben auch ein gemeinschaftliches Unterfangen. Streng genommen sei er also gar nicht alleiniger Autor seiner Werke, meinte der gebürtige Kanadier sogar. Begonnen hatte der 1935 in Toronto Geborene als Maler. Erst in Österreich, wohin er 1972 der Liebe wegen kam – und wo man ihn 1976 im Innsbrucker Taxispalais und der Wiener Galerie nächst St. Stephan als Vertreter einer konzeptuell-analytischen Malerei vorstellte – wurde er zum Pionier dessen, was heute unter Medienkunst firmiert; Telekommunikationskunst hatte er selbst dazu gesagt, sein Freund Roy Ascott Telematikkunst. Egal. Im Zentrum standen seit 1979 künstlerisch-theoretische Untersuchungen zu den Auswirkungen elektronischer Netzwerke auf Gesellschaft und Kultur. Der medienmilitärische Komplex, also Medien, Kunst, Werbung oder Militär, interessierten Adrian X besonders. Ebenso Fragen wie: Was bedeutet die Simultanität in einer unsichtbaren Realität, die man später Internet nennen wird? Beeinflusst sie die Weltsicht? Angesichts des zum Megamedium angeschwollenen Netzes sagt er 1997 ernüchtert: Computer sind nicht wirklich nützlich. Zunächst aber – 1981 – sendete Mister X in der inzwischen legendären Aktion Surveillance/Überwachung Bilder einer Überwachungskamera (CC-TV) aus der U-Bahn-Station Karlsplatz ins ORF-Abendprogramm. Und 1982, bei der Ars Electronica, tauschten im Projekt The World in 24 Hours Künstler in aller Welt per Fax, (Bild-)Telefon und Computernetzwerk Botschaften und Kunstwerke aus. Bei den Telefonmusik-Events wurde rund um den Globus über den Wählapparat miteinander musiziert. Später griff er, der 1995 das Ö1- Kunstradio mitbegründet hatte, allerdings wieder auf traditionellere Medien zurück: Objekte, Installationen, Gemälde, die etwa 2001 in der Retrospektive in der Kunsthalle Wien zu sehen waren. Bereits Montagnacht ist Robert Adrian X, 2009 mit dem renommierten Nam-June-Paik-Preis geehrt, 80-jährig in Wien gestorben. | 8Kultur
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Erhebliche Probleme für das öffentliche Verkehrssystem. Rom - Etwa 20 Personen sind am Freitag beim Zusammenstoß zweier U-Bahn-Züge in Rom verletzt worden. Das Unglück ereignete sich auf der Linie B unweit der Station EUR Palasport im Süden der Hauptstadt. Laut Betreibergesellschaft ist ein menschlicher Fehler für den Unfall verantwortlich, bei dem niemand schwer verletzt wurde. Beide Züge waren in die gleiche Richtung unterwegs. Passagiere berichteten, dass die Metro im Tunnel mit geschlossenen Türen stehen blieb. Dabei kam es zu Panikszenen. Der öffentliche Verkehrsbetrieb wurde teilweise unterbrochen, was zu erheblichen Problemen führte. In Rom gibt es lediglich zwei U-Bahn-Linien, an einer dritten wird noch gebaut. | 1Panorama
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Sieben Wochen nach ihrem schweren Sturz in Sölden geht Skistar Fenninger schon ohne Krücken. Die Reha verläuft planmäßig. Wien – Der Mittwoch war ein guter Tag für Anna Fenninger. Heute war der erste Tag, an dem ich aufgestanden bin und die Verletzung vergessen habe. Sieben Wochen sind seit Fenningers schwerem Sturz beim Riesentorlauftraining in Sölden vergangen. Seitenband-, Kreuzband- und Patellasehnenriss im rechten Knie – das war die Diagnose. Sieben Wochen sind seit der Operation vergangen. Fenninger macht Fortschritte. Bis jetzt läuft’s gut, sagt sie. Seit einer Woche geht sie ohne Krücken. Das sei das erste große Ziel gewesen. Das nächste große Ziel: Radfahren im Jänner. Schritt für Schritt. Demnächst will sie mit Wassertherapie und leichtem Krafttraining beginnen. Mit ihrer Reha liegt sie im Zeitplan. Wunder müssen wir keine vollbringen. Ein Jahr hat Fenninger Zeit, ein Jahr nimmt sie sich Zeit. Im Oktober 2016 will sie in Sölden ihr Comeback geben. Die Salzburgerin hat viel Muskelmasse verloren. Jeder Tag ist wie ein Krafttraining. Freilich war der Sturz ein schwerer Schlag für die Olympiasiegerin, die zweimalige Gesamtweltcupsiegerin, die dreimalige Weltmeisterin. Es ist Fenningers erste schwere Verletzung. Die Diagnose sei niederschmetternd gewesen. Aber seither bin ich positiv. Und überhaupt glaubt sie, dass alle Dinge, die passieren, einen Grund haben. Einen Grund hatte auch Fenningers Erscheinen in Wien am Mittwoch. Sie hat wieder einen neuen Sponsor. Auf Milka für den Kopf folgte Rauch für die Flasche. Der Vertrag wurde schon vor dem Sturz eingefädelt, aber erst danach unterschrieben. Einfädler war Skiverbandspräsident Peter Schröcksnadel persönlich. Der Tiroler sei aber nicht Fenningers Manager, wie er festhält. Wir vermitteln für viele Athleten Partner. Gratis und ohne Provision. Wenn Fenninger einen Manager haben wolle, dann könne sie sich einen nehmen, sagt Schröcksnadel. Freilich, die Notwendigkeit sieht der ÖSV-Chef nicht wirklich. Fenninger und der Manager, das war eine lange und komplizierte Geschichte. Sie endete am 7. September, als sich die Salzburgerin von dem beim ÖSV unbeliebten Deutschen Klaus Kärcher trennte. Dem voraus ging ein wochenlanger Zwist Fenningers mit dem Skiverband. Die 26-Jährige wollte sich keinesfalls von Kärcher trennen, forderte einen persönlichen Betreuer. Der Streit eskalierte. Via Facebook kritisierte sie den ÖSV. Sie war kurz davor, alles hinzuschmeißen, ehe sie doch noch in den Schoß des Verbandes zurückkehrte. Ich würde alles wieder gleichmachen, sagt Fenninger heute. Es hat sehr wohl Sinn gemacht. In Peter Meliessnig hat sie nun einen eigenen Konditionstrainer. Gerade jetzt in der Reha sei der Kärntner sehr wichtig für sie. Derweil genießt sie die Vorweihnachtszeit, schaut Skifahren im Fernsehen und hofft auf weitere gute Tage. | 4Sport
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Vier junge Tschetschenen forderten Mädchen auf, nach Hause zu gehen – Helfer verprügelt. Wien – Mit einer Festnahme noch im Gerichtssaal hat am Mittwoch die Verhandlung zur Prügelattacke von sogenannten Sittenwächtern in der Wiener Millennium City geendet. Einer der vier Angeklagten, der sich bisher auf freiem Fuß befand, wurde im Landesgericht wegen gefährlicher Drohung festgenommen, weil er einem ORF-Kameramann gedroht haben soll. Der Prozess endete mit vier Schuldsprüchen. Laut seinem Anwalt Thomas Preclik soll der junge Mann in einer Verhandlungspause sinngemäß, wenn du mich filmst, finde ich dich, gesagt haben. Auf Auftrag der Staatsanwaltschaft führte die Polizei die Festnahme noch im Gericht durch. Der 19-Jährige leistete keinen Widerstand. Die vier jungen Männer fassten in dem Prozess allesamt Schuldsprüche aus. Ein 20-Jähriger und sein 24-jähriger Bruder, welche die Schläge teilweise zugaben, aber auf Notwehr plädierten, erhielten zehn Monate unbedingte Haft wegen schwerer Körperverletzung. Der 19-Jährige, der nun festgenommen wurde, bekam eine achtmonatige Haftstrafe wegen schwerer Körperverletzung, da er ein Opfer bewusstlos schlug. Der vierte Angeklagte wurde von der schweren Körperverletzung und der Nötigung freigesprochen, er wurde jedoch wegen Raufhandels zu einer unbedingten Geldstrafe von 480 Euro (120 Tagsätze zu vier Euro) verurteilt. Der 24-Jährige wurde auch gleich enthaftet. Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Ein Opfer erhielt einen Privatbeteiligten-Zuspruch in der Höhe von 3.520 Euro. Die vier mutmaßlichen Mitglieder einer von tschetschenischstämmigen Jugendlichen gebildeten Bande hatten sich wegen schwerer Körperverletzung im Wiener Straflandesgericht verantworten müssen. Die Burschen im Alter von 19 bis 24 Jahren hatten sich Ende Februar in der Millennium City zunächst als Sittenwächter aufgespielt und dann zwei Männer brutal verprügelt, als diese gegen sie einschritten. Den jungen Männern waren zwei Tschetscheninnen im Teenager-Alter ein Dorn im Auge, die nächtens mit einer Schulfreundin und deren Mutter in einem Lokal saßen. Gegen Mitternacht tauchten die vier jungen Männer auf und forderten laut Staatsanwaltschaft die Landsfrauen auf, nach Hause zu gehen. Bei uns in Tschetschenien ist das nicht erlaubt, um diese Uhrzeit draußen zu sein, sagte der 24-Jährige. Es gehört sich nicht. Die Burschen kannten die Mädchen flüchtig über Facebook. Einer von ihnen soll von der Mutter eines der Jugendlichen beauftragt worden sein, auf das Mädchen aufzupassen, wie er vor Einzelrichterin Martina Frank darlegte. Als die jungen Männer nicht nachgaben und meinten Wir begleiten euch nach Hause!, rief die anwesende Mutter ihren Mann per Telefon zu Hilfe. Als dieser kam und die Vier zur Rede stellen wollte, kam es zu einer Rangelei. Der 41-Jährige wurde laut Anklage sofort mit Fäusten und Tritten attackiert. Ein Bekannter der Mutter, der sich ebenfalls in dem Cafe aufhielt, kam dem Familienvater zu Hilfe und wurde vom Jüngsten, aber Trainiertesten der Gruppe bewusstlos geschlagen. Er habe noch versucht, einen der Angreifer von dem 41-Jährigen wegzuziehen, ab dann weiß ich nichts mehr, sagte der 44 Jahre alte Mann. Erst nach einer Weile kam er am Boden des Lokals wieder zu sich. Der 44-Jährige erlitt einen Augenhöhlenbodenbruch, ein Titannetz musste ihm implantiert werden. Teilweise ist sein Sichtfeld immer noch von doppelten Bildern geprägt. Die Ärzte können nicht sagen, ob das bleibt. Zudem musste ihm der Schleimbeutel aus seinem linken Ellbogen entfernt werden, da er durch Schläge eine Rissquetschwunde erlitt. Die Täter hatten auf die Opfer eingetreten, als sie bereits am Boden lagen, führte die Staatsanwaltschaft aus. Das stellten die Burschen vor Gericht in Abrede, sie hätten ein, vielleicht zwei Mal zugeschlagen. Von mehreren Tritten wollten sie nichts wissen. Die drei Älteren waren nach einer Fahndung Ende März festgenommen worden und befinden sich seither in U-Haft. Der 19-Jährige war bis zum Mittwoch auf freiem Fuß. Die jungen Männer sollen einer Gruppe angehören, die sich Die Wölfe nennt – ein beliebtes Wappentier in Tschetschenien. Die Verbindung sei sehr gewaltbereit und waffenaffin, die Mitglieder verfügen über Kampfsportausbildungen, hieß es. Die Gruppe ist auf Facebook vernetzt, wo die jungen Männer mit dem Codenamen Wolf statt dem eigentlichen Familiennamen auftreten. In dem sozialen Netzwerk posierten die Mitglieder mit Schusswaffen auf Fotos, dazu posteten sie Sprüche wie: Es gibt 1.000 Gründe, warum ich dich töten muss, doch der plausibelste Grund von allen ist, wie blöd du guckst oder: Bei uns ist Schweigen Gold, denn Blei kann folgen. | 1Panorama
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Tier unterlag beim Duell mit einem Konkurrenten. Peking – Aus Liebeskummer hat ein Elefantenbulle in China am Wochenende 18 Autos demoliert. Weil er bei einem Duell um eine Elefantin den Kürzeren gezogen hatte, lief der am Valentinstag Verschmähte aus einem Naturpark in der Provinz Yunnan auf die Straße und ließ seine Wut an den Wagen der Besucher aus, wie die Nachrichtenagentur Xinhua am Montag unter Berufung auf die Parkranger berichtete. Demnach schubste und zerbeulte der Elefant namens Zhusunya am Freitag 14 Autos, bei einem weiteren Streifzug nahm er vier weitere Wagen ins Visier. Wie hoch der Schaden war, blieb zunächst unklar, der Naturpark will die Besitzer der betroffenen Fahrzeuge aber entschädigen. Im vergangenen Jahr lebten in China nach Angaben von Forschern weniger als 250 Asiatische Elefanten in der Wildnis. Sie kommen vor allem in Yunnan im Südwesten des Landes vor. Ihr dortiger Lebensraum erstreckt sich bis Laos, Vietnam und Burma. | 1Panorama
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Spielkonsole befindet sich weiterhin auf Rekordkurs. Elektronikhersteller Sony hat im vergangenen Weihnachtsgeschäft (22. November 2015 bis 2. Jänner 2016) eigenen Angaben zufolge 5,7 Millionen PS4-Konsolen an Konsumenten verkauft. Damit habe der Konzern seit dem Marktstart Ende November 2013 bis heute fast 36 Millionen PlayStation 4-Systeme abgesetzt (35,9 Mio. bis zum 3.1.2016). Einer Aussendung des Unternehmens nach hätten gleichzeitig 60 Prozent mehr Spieler ein PS-Plus-Abonnement abgeschlossen als im Vergleichszeitraum 2014. In Summe befände sich Sony weiter auf Kurs, das Jahresziel zu erreichen. Die PS4 verkauft sich nach wie vor schneller als die bislang erfolgreichste Konsole PS2. Für das Jahr 2016 verspricht der Hersteller neben zahlreichen Dritthersteller-Games auch einige exklusive Werke – darunter Uncharted 4: A Thief’s End, Horizon Zero Dawn und The Last Guardian. Zudem startet heuer das Virtual-Reality-System PlayStation VR. | 0Web
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Tosi könnte bei einem möglichen Börsengang helfen. Washington – Das Online-Ferienwohnungs-Portal Airbnb hat seinen neuen Finanzchef von der Beteiligungsgesellschaft Blackstone abgeworben. Laurence Tosi bringe die geeigneten Qualitäten mit, um das Unternehmen auf die nächste Stufe zu bringen, erklärte Airbnb-Chef Brian Chesky am Freitag. Seinen Posten bei Blackstone gibt Tosi nach Angaben des Unternehmens am 7. August auf. Airbnb könnte der Spitzenmanager bei einem möglichen Börsengang helfen. Die Internetfirma wächst rasant und wird mit mehr als 20 Milliarden Dollar (18,28 Mrd. Euro) bewertet. | 3Wirtschaft
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Das Jump'n'Run für Wii U ist ein inspirierend niedlicher Fall für zwei. In Yoshis Woolly World kann man seinen Kompagnon schlucken, ausscheiden und als Wollknäuel auf Gegner schießen. Ja, man muss es sogar immer und immer wieder tun, will man erfolgreich sein. Das klingt auf dem Papier angesichts der Jugendfreigabe verstörend, ist jedoch das Süßeste, was Nintendo bisher hervorgebracht hat. Der Drop ist mit dieser wenig subtilen Metapher auf die orale Phase des vermeintlich kindlichen Zielpublikums jedoch noch nicht gelutscht. Denn gleichzeitig ist es ebenso für erwachsene Freizeitdinosaurier ein durchaus forderndes und überaus kreatives JumpnRun. Alles sieht in dieser Welt so kuschelweich aus wie ein übergroßer Winterpullover. Von den Yoshis bis zu deren Widersachern und sogar die gesamte Kulisse sieht gehäkelt aus. Auf dem Weg, seine entführten und in unterschiedlichsten Gegenden verstreuten Gefährten zu befreien, genauer gesagt, sie aus mehreren Stoffen wieder zusammenzusetzen, erweist sich Wolle ebenso als zentrales optisches wie spielerisches Element. Schluckt man mit Yoshis langer Zunge Wollknäuel oder den Mitspieler, dienen sie als Bälle beispielsweise zum Beschuss von fiesen Blumen und Pilzen oder wickeln sich um Gestelle von Plattformen, um Schluchten überqueren zu können. Mit der Zunge lassen sich Geheimwege aufknöpfen und Widersacher verschlucken. Dadurch ergibt sich eine Vielzahl laufend kniffliger werdender Geschicklichkeitsrätsel, die sich in sechs Welten zwischen einen selbst und die gut versteckten Kameraden stellen. Es ist die kunstvoll kindliche Art, die diesen Plattformer in seiner Gesamtheit so entzückend wie dessen schnaufenden Titelhelden macht. Yoshi quiekt, als würde er gleich platzen, wenn er versucht, mit seinen winzigen Armen für einen Moment zu fliegen. Jede Aktion ruft ein derart niedliches Geräusch hervor, dass selbst King Joffrey erweichen würde. Der Untergrund, auf dem man geht, gibt bei jedem Schritt nach, fast jedes Haus, jede Windmühle – alles scheint mit der Geschmeidigkeit von Wolle zu ruhen und in Bewegung gesetzt zu werden. Wie man es von Nintendos 2D-JumpnRuns gewohnt ist, wird das eingangs erlernte Rezept zunehmend aufwendiger variiert und sieht so relativ komplexe Wegfindungspuzzles vor, die zwischendurch mit Zeitrennen und Minispielchen für Boni aufgelockert werden. Nicht ganz so intuitiv ist das Zielen und Schießen selbst gelöst worden, das je nach Controller eine andere Mechanik nutzt. Und bei aller Putzigkeit der Begleitmelodien würde man sich speziell bei schwierigeren Passagen, die man vielleicht öfters in Angriff nehmen muss, mehr Abwechslung im fröhlichen Gedudel wünschen. Zu zweit macht die Reise über Stoffwiesen und -wüsten besonders viel Spaß. Bei der Gestaltung der Level wurden Hürden oftmals so gesetzt, dass man zusammenarbeiten muss. So kann man einander nicht nur werfen, sondern etwa auch mit dem Kopf nach oben bugsieren. In diesem Sinne fördert ein gemeinsames Punktekonto das Teamplay, anstatt zu entzweien, wodurch Woolly World zur deutlich entspannteren Beschäftigung als Super Mario oder LittleBigPlanet wird. Der primäre Erfolgsanreiz besteht darin, neue Yoshis freizuschalten, um so als Melonen- oder Kuh-Dino weiterziehen zu können. Pärchen, Freunde oder Geschwister dürften mit Yoshis Woolly World damit genauso ihre Freude haben wie Eltern mit ihren Kindern. Ambitionierteren Spielern wird gefallen, dass Nintendos inspirierend herzige Dinoparade gegen Ende hin kein Zuckerschlecken bleibt. Denken Sie nur nicht so genau darüber nach, was Sie ihren Mitspielern dabei antun. (Zsolt Wilhelm, 24.6.2016) Yoshis Woolly World erscheint am 26. Juni für Wii U. Ab 3 Jahren, UVP: 44,90 Euro. | 0Web
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Angeklagte Beate Zschäpe sah sich Dokumentationen über Rechtsextremismus und unaufgeklärte Straftaten an. Nach dreijähriger Bearbeitungszeit haben deutsche Ermittler im Prozess gegen die Neonazi-Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) dieser Tage aus den USA Daten des Youtube-Accounts der Angeklagten Beate Zschäpe erhalten. Die mutmaßliche Terroristin war auf dem Videoportal als Liese 1111 unterwegs . Laut deutschen Medien wurde von diesem Account insgesamt 784 Beiträge angesehen, fast die Hälfte davon über die Pornoindustrie, viel Neonazi-Content wie Heimattreue deutsche Fußball-Jugend – Glatze und Hakenkreuz, aber auch Dokumentationen über Rechtsextremismus (Frauen in der NPD). Aufschlussreicher ist der Zugriff auf eine Aufzeichnung der Sendung Aktenzeichen XY ungelöst vom 28. Mai 2008: In dem Programm berichtete ZDF-Journalist Rudi Cerne über den im Sommer 2007 begangenen rätselhaften Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn, der mittlerweile dem NSU zugerechnet wird. Auch Berichte über damals noch unaufgeklärte Banküberfälle in Ostdeutschland, die man nach der Aufdeckung der Bande 2011 dem NSU zur Last legte, wurden von dem Account abgerufen. Die deutsche Bundesanwaltschaft hatte bereits im Jänner 2012 ein Rechtshilfeersuchen an die USA gestellt, um die Daten von Facebook- und Youtube-Konten der Terrorverdächtigen im Umkreis des NSU zu erhalten. Beate Zschäpe kann sich seit Anfang Juli auf den Rechtsbeistand des Münchner Anwalts Mathias Grasel verlassen, der sie neben ihren bisherigen Pflichtverteidigern Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl berät. Das Verfahren läuft seit über zwei Jahren, ein Ende ist nicht in Sicht. Zschäpe muss sich für die zehn Morde verantworten, die die Anklage dem Nationalsozialistischen Untergrund zuschreibt. Ihre Gesinnungsgenossen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhard begingen Selbstmord, als sie die Polizei nach einem Banküberfall festnehmen wollte. Die Wohnung, die Zschäpe und die beiden Uwes teilten, brannte kurz danach aus. Die Brandlegung wird Zschäpe zur Last gelegt, in den Trümmern fanden die Ermittler eine neun Seiten lange Liste mit Zugangsdaten für diverse Foren, Onlineshops und Mail-Accounts, darunter auch Zschäpes Youtube-Account. | 2International
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Premier Renzi einigt sich mit populistischer Fünf-Sterne-Bewegung. Rom – Nach 32 ergebnislosen Wahlgängen und einem dreimonatigen politischen Streit hat es Italiens Premier Matteo Renzi am Mittwochabend geschafft, im Parlament drei neue Verfassungsrichter wählen zu lassen. Möglich wurde die Wahl durch eine Einigung Renzis mit der populistischen Oppositionspartei Fünf Sterne um den Ex-Kabarettisten Beppe Grillo. Bei den neuen Verfassungsrichtern handelt es sich um den von Renzis Demokratischer Partei (PD) unterstützten Augusto Barbera, den Fünf-Sterne-Kandidaten Franco Modugno und Giulio Prosperetti, Berufungsrichter im Vatikan. Dieser wurde vor allem von den Zentrumsparteien NCD und UDC unterstützt. Genug der Blamage Renzi konnte dank des Abkommens endlich das notwendige Quorum von 649 Stimmen für die drei Kandidaten erreichen. Das Parlament habe sich mit den Verzögerungen bei der Wahl schon genug blamiert, jetzt müsse es endlich zu einem Ergebnis kommen, hatte Renzi am Mittwoch gedrängt. Das Verfassungsgericht besteht aus 15 Richtern, ein Drittel wird vom Präsidenten ernannt, ein Drittel vom Parlament gewählt. Die übrigen fünf Mitglieder werden durch die obersten Gerichte gewählt. Die Amtsdauer beträgt neun Jahre, es ist keine weitere Amtszeit möglich. | 2International
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Die ams-Aktien brechen am Mittwoch ein, das Unternehmen verliert ein Viertel an Wert. Zürich/Graz - Ein Zeitungsbericht über den Verlust eines wichtigen Auftrags hat die ams-Aktien am Mittwoch einbrechen lassen. Der Chiphersteller verlor in einem wenig veränderten Markt vorübergehend mehr als ein Viertel an Wert. Zuletzt lag der Kurs mit 44,10 Franken noch 22 Prozent im Minus. Die Zeitung Finanz und Wirtschaft hatte unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise berichtet, AMS solle einen Auftrag des iPhone-Herstellers Apple zur Lieferung von NFC-Verstärkern verloren haben. Von AMS war vorerst keine Stellungnahme erhältlich. Die Analysten von Kepler Cheuvreux haben das Anlagevotum für die Aktien der ams von Buy auf Hold reduziert. Auch das Kursziel wurde deutlich von 60 Schweizer Franken auf 40 Franken gekappt. Laut dem Bericht von Finanz und Wirtschaft soll Apple mit der nächsten Geräte-Generation den ams-Nahfunk-Booster gegen eine Lösung des Konkurrenten NXP eintauschen dürfte. Dies würde den Mikroelektronik- und Halbleiter-Konzern seinen wichtigsten Wachstumstreiber für die kommenden eineinhalb Jahre kosten und zu einer Stagnation bei dem Unternehmen führen. Dementsprechend haben die Analysten das Kursziel drastisch reduziert und ihre Kaufempfehlung zurückgezogen. Darüber hinaus wurden die Aktien von der Liste der Swiss Top Picks, der Most Preferred Stocks-Liste sowie der European SMID Selected List genommen. | 3Wirtschaft
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Human Rights Watch: Regierung soll Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen. Nairobi – Südsudanesische Soldaten sollen zahlreiche Zivilisten getötet, gefoltert und vergewaltigt haben. Bei den Angriffen im Westen des Landes hätten sie zudem geplündert und Häuser niedergebrannt, teilte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) am Dienstag mit. Augenzeugen hätten HRW-Mitarbeitern über die grausamen Verbrechen berichtet. Die Organisation forderte die Regierung auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. In dem erst 2011 unabhängig gewordene Land war im Jahr 2013 ein blutiger Konflikt ausgebrochen, als ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und dem von ihm entlassenen Vizepräsidenten Riek Machar eskalierte. Zehntausende Menschen fielen der Gewalt zum Opfer, mehr als 2,3 Millionen Menschen sind nach UN-Angaben auf der Flucht. Ende April wurde im Zuge eines Friedensabkommens eine Einheitsregierung gebildet – erneut mit Machar als Vizepräsident. Während alle Augen sich auf die neue Regierung in der Hauptstadt Juba gerichtet hätten, seien die Soldaten im Westen des Landes mit Morden ungestraft davon gekommen, sagte HRW-Afrika-Direktor Daniel Bekele. | 2International
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Mehr Poesie als Schmäh: Uta Köbernick und Gunkl mit "Grüße aus Lakonien". Wien – Worte über Worte. Von Günther Paal alias Gunkl kennt man das: Er, der die Verballhornung professoraler Eitelkeiten, das Sezieren und Verdrehen aufgeblähter Wissenschaftsrhetorik zu seinem Kabarett erkoren hat, darf auch im neuen Programm Grüße aus Lakonien tief im Fundus europäischer Geistes- und Trivialgeschichte wühlen und sein Skalpell ansetzen. Als zeitgeistige Entsprechung quasi zur Seite gestellt (man wurde einander vorgestellt) hat man ihm die 1976 in Ostberlin geborene Liedermacherin und Schauspielerin Uta Köbernick. Die Kleinkunstpreis-Gewinnerin von 2009 lebt heute in der Schweiz. Bei der Wienpremiere von Grüße aus Lakonien im Stadtsaal macht sie mittels Geige, Gitarre und Gesang schnell klar, dass das wohl nicht aus steuerrechtlichen Gründen passierte. Kenne deinen Feind! Das schon eher. Protestsongs? Nein, ich singe Widerständchen, sagt Köbernick, bevor sie sich – mehr poetisch als komisch – an Freihandel, Europa, Überwachung oder den sozialen Netzen abarbeitet, daran erinnert, dass Geld- immer auch Schuldscheine sind und Barack Obama statt Daten oder Staaten besser Taten sammeln sollte. Ja, Köbernick streift auch den Poetryslam, reimt, rapt und raunt mehrdeutige Lyrik, solo oder von Gunkl am E-Bass begleitet. Der erklärt die Ambivalenz des Toleranzbegriffs, schaut beim Frauenbild des Augustinus, der Erkenntnistheorie oder dem Schlachtschiff von Schwedenkönig Gustav Adolf vorbei, will aber auch zu Rosettenpelz und Bauchfleisch etwas loswerden. Das Versteigen und Ausufern – auch das kennt man von Gunkl. Grüße aus Lakonien ist ein legitimer Versuch, der schwach beginnt, im zweiten Teil die Kurve kratzt und mit dem schönen Schlussduett über die Komik der Melancholie tatsächlich noch richtig lustig wird. Kein Kabarett – Poesie statt Schmäh, sei als Warnung angebracht. Im Bewusstsein dessen lohnt der Versuch. | 8Kultur
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Viele Menschen, die Vollzeit arbeiten, würden gerne zurückstecken, Teilzeitkräfte hingegen aufstocken. Wien – Die Arbeiterkammer hat in einer Studie die Arbeitszeit aufgeschlüsselt: Demnach ist die Arbeitszeit in Österreich sehr unterschiedlich verteilt, entspricht aber oft nicht den Wünschen der Beschäftigten. Viele Vollzeitarbeitskräfte wollen eigentlich kürzer arbeiten, bei Teilzeitarbeitskräften besteht der Wunsch nach mehr Arbeit. Saldiert man die Wunscharbeitszeiten, käme man auf 50.000 Vollzeitjobs. Bei einer Betrachtung aller Arbeitnehmer ergibt sich eine Durchschnittsarbeitszeit der Österreicher von 35 Stunden und 48 Minuten. Österreich wäre damit unter den zehn EU-Ländern mit der niedrigsten Arbeitszeit. Fasst man nur die geleistete Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten zusammen, kommt man aber auf 41,5 Stunden pro Woche. Damit liegt Österreich am dritten Platz in der EU, nur in Großbritannien und Portugal wird noch länger gearbeitet. Österreichs Arbeitszeitlandschaft ist also gespalten: einerseits sehr lange Vollzeitarbeitszeiten, andererseits arbeiten sehr viele Menschen Teilzeit – besonders Frauen. Eine weitere Ursache für die langen Arbeitszeiten sind die häufigen Überstunden. 2014 wurden 269 Millionen Überstunden geleistet, umgerechnet wären dies rund 144.000 Vollzeitarbeitsplätze. Ein Fünftel (21 Prozent) der Überstunden wurde gar nicht bezahlt. Das entspricht umgerechnet einem Ausmaß von 31.000 Vollzeitarbeitsplätzen. Frauen wurde mehr als ein Viertel (26,8 Prozent) ihrer Überstunden nicht bezahlt, bei Männern sind es 19 Prozent. Die wöchentliche Überstundendauer jener, die Überstunden leisten, lag 2014 bei 7,6 Wochenstunden. (Männer: 8,1 Stunden, Frauen: 6,6 Stunden). Von den 269 Millionen Überstunden im Jahr 2014 wurden rund 70 Prozent von Männern erbracht, 30 Prozent von Frauen. Vor zehn Jahren betrug dieses Verhältnis noch 74 zu 26 Prozent, der Frauenanteil an den Überstunden ist also gestiegen. In der Studie von Michael Schwendinger wurden die tatsächlich geleisteten Arbeitszeiten mit den Wunscharbeitszeiten verglichen. Dies ist möglich, da die Statistik Austria im Mikrozensus auch nach der gewünschten Arbeitszeit fragt. Demnach wollen 610.000 Menschen bzw. 17,5 Prozent aller unselbstständig Erwerbstätigen ihre Arbeitszeit verringern. 304.000 Menschen (8,7 Prozent) wollen sie erhöhen. Vollzeitarbeitskräfte wollen durchschnittlich um eine Stunde und 48 Minuten pro Woche kürzer, Teilzeitarbeitskräfte um zwei Stunden und 42 Minuten länger arbeiten. Saldiert man die Arbeitszeitwünsche, ergibt sich ein Wunsch nach einer Arbeitszeitverkürzung im Ausmaß von 50.000 Vollzeitarbeitsplätzen. Für AK-Präsidenten Rudolf Kaske ist die Studie ein Anlass, die Forderung nach Arbeitszeitumverteilung zu erneuern. Die Unternehmen seien oft zu wenig flexibel, um auf die Arbeitszeitwünsche der Beschäftigten Rücksicht zu nehmen, kritisierte er am Montag bei der Vorstellung der Studie in einer Pressekonferenz. Zum Abbau der vielen Überstunden fordert die AK einen Überstundeneuro. Keine Einigkeit gibt es offenbar bei der Frage der steuerlichen Begünstigung von Überstunden: Dies sei eine schwierige Diskussion, die noch nicht abgeschlossen sei. | 3Wirtschaft
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Die Geschichte der Wildwasseranlage auf der Wiener Donauinsel ist typisch für heimische Sportförderung. Der Fluss von Millionen Euro an Steuergeld ist kaum nachvollziehbar, die laufenden Kosten sind enorm, die Politik putzt sich ab. Ein Krimi um spatenstechende Minister und pläneschmiedende Schulfreunde. Mit der linken Hand hält er sich an der Absperrung fest, mit dem rechten Arm macht er eine ausschweifende Bewegung über das Areal. Walter Aumayr steht auf der kleinen betonierten Plattform beim Zielbecken der Verbund-Wasserarena und kann seinen Stolz kaum verhehlen. Die Wasserarena, das ist ein 2013 eröffneter künstlicher Wildwasserkanal auf der Wiener Donauinsel. Und Walter Aumayr ist der Mann, der die Errichtung vorangetrieben hat. Walter Aumayr, Präsident des österreichischen Kanuverbands (OKV). 2,7 Millionen Euro hätte der Bau kosten sollen, 4,8 Millionen hat er gekostet, 80 Prozent mehr als ausgemacht. Für die Mehrkosten kam das Sportministerium auf. Man könnte auch sagen, der Bund. Oder der Steuerzahler. Österreichs Kanutinnen und Kanuten zählen zu den Besten der Welt. Auf ihr Konto gehen drei olympische Gold-, fünf Silber- und sechs Bronzemedaillen. Wertvoller ist nur die Ausbeute im alpinen Skisport (34/39/41), Eiskunstlauf (7/9/4), Skispringen (6/9/10), Rodeln (5/7/7) und im Gewichtheben (4/5/2), der einzigen im Sommer erfolgreicheren Sportart – ihre Glanzzeit liegt allerdings weit zurück. Jene Bronzene, die Violetta Oblinger-Peters im August 2008 im Wildwasserslalom in Peking holte, ist die bis dato letzte Olympiamedaille Österreichs, das 2012 in London bekanntlich leer ausging. Auch heuer, bei den Spielen im August in Rio de Janeiro, hofft der OKV auf eine Medaille – durch Oblinger-Peters oder die zweimalige Weltmeisterin Corinna Kuhnle. Beide sind Weltklasse, doch nur eine darf in Rio an den Start gehen. Man kann sagen, dass Walter Aumayr etwas vorzuweisen hatte, als er mit dem Plan der Errichtung eines Wildwasserkanals im Sportministerium und bei der Stadt Wien vorstellig wurde. Das war Ende 2010, Sportminister war Norbert Darabos, Sportstadtrat Christian Oxonitsch (beide SPÖ), das Sportamt der Stadt (MA 51) wurde von Sandra Hofmann geleitet. Sie alle sind heute – teils längst – in anderen Positionen. Damals nickten sowohl Bund als auch Stadt die von Aumayr eingereichten Pläne ab. Die Pläne sahen Gesamtkosten von 3,9 Millionen Euro vor. Je 1,9 Millionen sollten Stadt und Bund beisteuern, 100.000 Euro waren als Eigenmittelanteil vorgesehen. Von den 3,9 Millionen sollten nicht mehr als 2,7 in den Bau der Wildwasseranlage, nun ja, fließen. Mit den übrigen 1,2 Millionen sollte das auf der Donauinsel, Höhe Steinspornbrücke, in unmittelbarer Nähe der Wasserarena liegende Ruderzentrum renoviert werden, das für die Ruder-WM 1991 errichtet worden war. 2,7 Millionen Euro also für eine fix-und-fertige Wildwasseranlage? Das erscheint – auch im internationalen Vergleich – nicht günstig, das erscheint supergünstig. Laut einem Insider, der ungenannt bleiben will, hätte man angesichts dieser Kalkulation schon riechen müssen, dass die Kosten explodieren würden. Man hätte schon riechen müssen, dass die Kosten explodieren würden. Die Kosten explodierten. Leider, sagt OKV-Präsident Aumayr. Er stammt aus Braunau in Oberösterreich, ist 76 Jahre alt und, wie er sagt, seit einer Ewigkeit im OKV-Vorstand. Seit 1999 ist er Präsident. Aumayr, der in Braunau auch ein Kanufachgeschäft führt, hat viele Wildwasserkanäle gesehen, Aumayr weiß, was Wildwasserkanäle kosten. Hat Aumayr auch gewusst, dass Stadt und Bund realistischen Baukosten nicht zugestimmt hätten? Er ist ein hemdsärmeliger Typ, unter den Kanutinnen und Kanuten sehr beliebt. Sie nennen ihn einen Macher, einen Ermöglicher, er sei verantwortlich für die Erfolge der jüngeren Vergangenheit. Was Walter Aumayr selbst sagt über sich und sein Wildwasserzentrum, ist durchaus aufschlussreich, also lässt man ihn am besten einmal reden. Als er da auf der Plattform beim Zielbecken in der Wasserarena steht, sagt Aumayr zum Standard: Wir haben ursprünglich geplant, die Strecke kostet 2,8 Millionen. Wir haben einen Vertrag gemacht, dass sie so gebaut wird und dass das alles langt. Und nach dem Spatenstich hat sich herausgestellt, das sind auf einmal 9,9 Millionen. Ich mein’, da gehen die Lichter aus. Und dann haben wir uns zusammengesetzt und haben reduziert – und sind eigentlich beim Bau bei 4,2 Millionen und insgesamt die Anlage etwas über fünf Millionen. Ich red’ aber immer netto. Und dazu muss ich auch noch sagen, wir haben erst zu bauen angefangen, nachdem wir von unserer Förderern die Zusage gehabt haben. Dass wir bei der Planung da falsche Zahlen gekriegt haben, tut mir leid, aber das ist Schwarz auf Weiß zu belegen. Dann hat’s eine neue Finanzierung gegeben, und dank Sportministerium und dank Herrn Darabos, das möcht ich erwähnen, haben wir das verwirklichen können. Wollten sich Förderer (Verbund) und Spatenstecher (Darabos) ein vielleicht peinliches Zurückrudern ersparen? Und wer zeichnete für die dramatisch gestiegenen Kosten verantwortlich? Aumayr nennt die Planungsfirma PCD ZT GmbH. Sie habe, wie der OKV-Präsident sagt, zwei Tage vor dem Spatenstich, den Darabos am 17. Oktober 2011 vornahm, den 9,9-Millionen-Kostenvoranschlag präsentiert. Das Ursprungsprojekt ist nicht mit der Anlage vergleichbar, die jetzt dort steht. Nur der Peter, sagt Aumayr, hat wirklich nichts dafür können. Der Peter? Peter Pointner. Er war, schon als Pensionist, für PCD der Planungsverfasser gewesen, er hatte sich seit 2005 mit dem Projekt Wildwasser-Arena beschäftigt. In der OKV-Zeitschrift Kanu, Ausgabe 2013/2, hielt Aumayr fest: Mein besonderer Dank gilt Peter Pointner für seinen jahrelangen Einsatz, ohne den es die Anlage nicht geben würde. Pointner wird später noch eine Rolle spielen. PCD jedenfalls ist ein renommiertes Planungsbüro, dessen Geschäftsfeld Leistungen auf allen Fachgebieten des Bauingenieurwesens umfasst. PCD-Geschäftsführer Manfred Heinlein weist Aumayrs Vorwurf auf das Schärfste zurück. Die Kostensteigerung habe vielfältige Gründe gehabt, die nicht im PCD-Bereich lagen. Heinlein: Zunächst gab es ein Ursprungsprojekt. Aber das ist nicht mit der Anlage vergleichbar, die jetzt dort steht. Es sind nachträglich viele Wünsche und Bedürfnisse an uns herangetragen worden, die dann implementiert werden mussten. Das hat die Kostensteigerung verursacht. Dass man sich – nach dem Spatenstich – noch einmal zusammengesetzt habe, wird von Heinlein bestätigt. Da wurden ein paar neue Bedürfnisse wieder eliminiert. So traf es sich, dass man sich traf, und so kamen die Mehrkosten heraus, die herausgekommen sind – und für die in Folge der Bund aufkam. Die Fördersumme wurde dankenswerter Weise vom Sportministerium erhöht. Die Verbund-Wasserarena spielt nicht alle, aber viele Stückerln. Der Kanal ist 250 Meter lang, acht bis 12,5 Meter breit, das Gefälle beträgt keine vier Meter. Das reicht locker, weil vom großen Speicherbecken bis zu zwölf Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den Kanal gepumpt werden können. In einer Emailnachricht, die dem Standard vorliegt, hält Aumayr fest, dass im Mai 2012 die Ausschreibung für die Wasserarena offiziell gestartet werden konnte – sieben Monate also nach dem Darabos’schen Spatenstich. Vier weitere Monate später, im September, wurde die Anlage dem Bestbieter, der Firma G. Hinteregger Söhne zum Netto Preis von 4,209.145,55 vergeben. Davor sei, heißt es in der Nachricht, dankenswerter Weise vom Sportministerium die Fördersumme von 1,350 Millionen auf 3,288 Millionen erhöht worden. Damit einhergegangen sei die Umwidmung jener 550.000 Euro, die ursprünglich für die Sanierung des Ruderzentrums vorgesehen waren. Auch damit wurde nun quasi das Loch im Wildwasserkanal gestopft, und am 30. August 2013 konnte die Arena feierlich eröffnet werden. Noch einmal kurz zusammengefasst, zwecks Verdeutlichung: die Wildwasseranlage hätte 2,7 Millionen Euro kosten sollen. Schon beim Spatenstich wusste man im Kanuverband von einem neuen Kostenvoranschlag über 9,9 Millionen. Um 4,2 Millionen wurde der Auftrag später vergeben, und circa 4,8 Millionen hat die Anlage letztlich gekostet. Die Differenz bezahlte der Bund. Dass der Oberkanute Aumayr dem Planungszeichner Pointner persönlich keine Vorwürfe macht, verwundert nur auf den ersten Blick. Pointner ist Jahrgang 1939, Aumayr ist Jahrgang 1939, und – schau’ an – sie sind in Braunau gemeinsam in die Schule gegangen. Aumayr sagt, man habe sich erst vor wenigen Jahren zufällig wiedergetroffen. Das wiederum überrascht auch angesichts der Tatsache, dass Pointner ebenfalls Präsident gewesen ist, nämlich der Präsident des österreichischen Ruderverbands (ÖRV). Von 1997 bis 2004 stand Pointner dem ÖRV vor. Mittlerweile sind etliche Ruderer auf Pointner, der nach wie vor Präsident des Wiener Ruder Clubs Pirat ist, nicht mehr gut zu sprechen. Sie werfen ihm vor, er habe die Seiten gewechselt. Die andere Seite, das ist die Kanu-Seite. Ruderer und Kanuten sind auf der Donauinsel, wo Pointner ein Sportzentrum für Wassersport und andere Verbände – Triathleten, Schwimmer, Radfahrer vorschwebte, nie auf einen grünen Zweig gekommen. Eher im Gegenteil. Das Ruderzentrum steht – wie auch die Wildwasseranlage – auf Grund, der der Via Donau gehört, einem Unternehmen des Verkehrsministeriums. Die Ruderer sagen, das Zentrum sei zunächst von der Stadt Wien betrieben worden, die es den Ruderern gegen eine relativ niedrige Miete überlassen hat. Das wird seitens des Sportamts nicht in Abrede gestellt, der Mietvertrag sei aber nicht mehr auffindbar. Mittlerweile, das steht fest, bekam Aumayr von der Stadt das Ruderzentrum überantwortet, er nennt es Wassersportzentrum. Der Oberösterreicher hatte zwei GmbH gegründet, die Vienna City Wildwasser GmbH und die Vienna City Wildwasser Betriebs GmbH. Beide sind 100-prozentige Töchter des Kanuverbands, Aumayr hat jeweils sich selbst als Geschäftsführer eingesetzt. Die Gründung solcher Gesellschaften ist im Sport nicht unüblich, sie hat steuerliche Gründe und erschwert die Kontrolle. Die Skandale im Schwimmverband fußten auch auf diesem Prinzip. Little Panama, wenn man so will. Es war denn auch das Konto der einen GmbH, auf das die Fördergelder von Bund und Stadt überwiesen wurden. Das ist einer von vielen Kritikpunkten in einem Bericht, den der Stadtrechnungshof im Jänner veröffentlichte. Der Stadtrechnungshof, der sich das Gebaren des Sportamts in dieser Causa ansah, ging mit der MA 51 hart ins Gericht. Die Überweisung sei nicht ordnungsgemäß erfolgt. Für den Wiener Ruderverband, der neben dem Wiener Kanuverband offiziell Fördernehmer war, hatte die Überweisung zur Folge, dass er nicht auf jene Mittel zugreifen konnte, die ihm zugesagt waren. Aumayr griff zu. Laut ihm befand sich das Ruderzentrum durch zwanzigjährige Benützung ohne jegliche Instandhaltung in äußerst desolatem Zustand. Eine Teilsanierung um 360.000 Euro sei unabdingbar gewesen. Für einen weiteren Ausbau stehen die notwendigen Mittel nicht zur Verfügung. Die Ruderer schauen durch die Finger. Dazu passt, dass 2019 eine Ruder-WM in Österreich stattfinden wird, aber nicht in Wien, sondern in Linz-Ottensheim. Dort werden 8,8 Millionen Euro investiert, allein 3,5 Millionen Euro stemmt der Bund. Am Ende seines Berichts über die Wiener Wildwasseranlage gab der Stadtrechnungshof Empfehlungen ab, die MA51 nahm dazu Stellung. Erste Empfehlung, leicht gekürzt: Bei Förderungen der Stadt Wien zur Errichtung von Sportstätten sollte vor Antragstellung ein Betriebsführungskonzept eingefordert werden. Das Wiener Sportamt reagierte einigermaßen lapidar: Die MA 51 wird künftig – abhängig von der Größe und Komplexität des Projektes – auf diese Empfehlung im Einzelfall Bedacht nehmen. An dieser Stelle muss noch einmal Walter Aumayr zu Wort kommen: Wir sind dabei, mit Rafting die Anlage zu erhalten. Wir werden keinen großen Gewinn machen, aber wir wollen selbstständig bleiben. Wir rechnen mit 400 bis 500 Euro pro Stunde, das sind nur die Stromkosten. Der Strom ist das billigere, die Nebenkosten machen zwei Drittel der Gesamtkosten aus. Die Verbund kommt uns entgegen, zahlt jährlich einen Sponsorbeitrag, sonst würde das nicht funktionieren. In einem Raftingboot sitzen acht Personen, die jeweils 45 Euro zu berappen haben. Die Spitzenkanutinnen und Kanuten trainieren seit März regelmäßig in der Wasserarena. Hobbykanuten können jeden Mittwochabend eine Stunde lang üben, Kostenpunkt zehn Euro pro Person. Allerdings wird die Anlage nur aufgedreht, wenn sich mindestens 15 Kanuten einfinden, was nicht jede Woche der Fall ist. Paddeln ist in Wien kein echter Breitensport. Und man muss schon, wie es im Jargon heißt, gut im Boot sitzen, um den Wildwasserkanal meistern zu können. Im Gegensatz zur Stadt respektive zum Sportamt ist der Bund von Rechnungshofberichten bis dato verschont geblieben. Auch der Sportausschuss des Parlaments wurde noch nicht auf die Wasserarena aufmerksam. Bei der jüngsten Sitzung habe es, sagt der Ausschuss-Vorsitzende Dieter Brosz (Grüne), auch keine Anfrage dazu gegeben. Das Sportministerium hält fest, dass dem Bund sehr wohl ausführliche Betriebskonzepte vorgelegt wurden. Das widerspricht dem Bericht des Stadtrechnungshofs. Die hohen Stromkosten, laut Aumayr 400 bis 500 Euro pro Stunde? Diese Zahlen sind den Konzepten laut Sportministerium nicht zu entnehmen. Beim Spatenstich im Herbst 2011 sagte Sportminister Darabos: Wenn wir in einer olympischen Sportart so große Erfolge haben, müssen wir auch eine optimale Infrastruktur für unsere Athletinnen und Athleten schaffen. Ähnlich äußert sich Hans Peter Doskozil, der Nachfolger von Darabos-Nachfolger Gerald Klug. Aber: Klar ist, dass es sich bei Sportförderungen um Steuergeld handelt und bei der Vergabe Transparenz und Kontrolle ganz wesentliche Elemente sind. Früher trainierte Österreichs Nationalkader oft im Ausland. Sogesehen spart man sich Reisekosten, wobei – die nächste vergleichbare Anlage befindet sich in Bratislava. Eine knappe Autostunde entfernt. Auch darauf geht das Sportministerium in einer schriftlichen Stellungnahme ein. Nur das Geld fehlt. Und solange das Geld fehlt, wird nichts angefangen. Das Vorhandensein von (potentiell möglicherweise für österreichische Athleten zur Verfügung stehenden) Sportstätten im Ausland nimmt bei der Bedarfsevaluierung von Sportstätten im gesamtösterreichischen Kontext keine wesentliche Rolle ein. Eine EM (2014) und eine Sprint-WM (2015) haben auf der Donauinsel bereits stattgefunden. Der Zuseherandrang war da wie dort überschaubar. Walter Aumayr ist und bleibt guter Dinge. Wir laden alle ein, sich das anzuschauen. Gut möglich, dass auf der Donauinsel bald wieder gebaut wird. Walter Aumayr braucht Bootshäuser. Die Baugenehmigungen hat er schon. Nur das Geld fehlt. Und solange das Geld fehlt, wird nichts angefangen, sagt er. Weil ich geh’ kein Risiko ein. | 4Sport
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Kanzlerin: Geeigneter Zeitpunkt noch nicht erreicht. Berlin – Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat eine Kandidatur für eine vierte Amtszeit nicht ausgeschlossen. Im ZDF-Sommerinterview antwortete die CDU-Vorsitzende am Sonntag auf die Frage, ob sie 2017 noch einmal antreten werde, sie habe den Bürgern gesagt, dass sie als Bundeskanzlerin für diese Legislaturperiode zur Verfügung stehe. Über alles Weitere wird zum geeigneten Zeitpunkt entschieden. Der ist noch nicht erreicht, so Merkel weiter. Außenminister Frank-Walter Steinmeier warnte die SPD davor, angesichts ihrer schwachen Umfragewerte und der Beliebtheit von Merkel die Wahl 2017 bereits verloren zu geben. Die SPD wird den Anspruch nicht aufgeben, eine Regierung von vorne zu führen, sagte der SPD-Politiker der Bild am Sonntag. Eine Partei mit 150-jähriger Geschichte wird Wahlen nicht verloren geben, bevor der Wahlkampf begonnen hat. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) hatte im Juli die Notwendigkeit eines eigenen Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2017 in Zweifel gezogen, weil Merkel ohnehin kaum zu schlagen sei. Bundestagsfraktionschef Thomas Oppermann sagte der Welt am Sonntag: Wer mitten in der Sommerpause, über zwei Jahre vor der Bundestagswahl, eine Debatte über den Kanzlerkandidaten der SPD eröffnet, betreibt Wahlkampf für Angela Merkel. Wenn an diesem Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die SPD nach einer Emnid-Umfrage für die Bild am Sonntag nur auf 24 Prozent und läge damit 19 Punkte hinter der Union mit 43 Prozent. | 2International
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Joghurt aus Deutschland, Käse aus Frankreich: Auf Anweisung von oben werden Westprodukte vernichtet. Moskau – Joghurt aus Deutschland, Rotwein aus Italien oder Käse aus Frankreich: Der russische Präsident Wladimir Putin hat angeordnet, dass hunderte Tonnen vom Zoll entdeckter Lebensmittel aus dem Westen ab Donnerstag verbrannt werden – und damit eine Welle der Empörung losgetreten. Auf der Kampagnenplattform change.org riefen allein am Mittwoch mehr als 200.000 Unterzeichner dazu auf, die Lebensmittel besser an Bedürftige zu verteilen. Warum sollten wir Nahrungsmittel zerstören, die an Kriegsveteranen, Pensionisten, Behinderte, Großfamilien oder Opfer von Naturkatastrophen verteilt werden können? So lautet die Frage auf change.org, die an Putin und seine Regierung geschickt wird. Die vom Zoll beschlagnahmten Lebensmittel sollten dazu verwendet werden, die unter den wegen des Einfuhrverbots gestiegenen Preisen leidende Bevölkerung zu entschädigen, lautet die Forderung. Regierungssprecher Dmitri Peskow sah sich zu einer Reaktion genötigt. Er stellte vor Journalisten in Moskau den Wert der Petition infrage – die Unterzeichner würden nicht nachvollziehbar identifiziert. Doch viele Kritiker der Aktion haben dies sehr wohl öffentlich getan. Unter ihnen ist der Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Gennadi Sjuganow, der die Zerstörung von Lebensmitteln eine extreme Maßnahme nannte. Er schlug vor, die Nahrungsmittel der orthodoxen Kirche zu geben, sie an Kinder- und Waisenheime zu verteilen. Auch unsere Freunde in Donezk und Lugansk könnten die Lebensmittel brauchen, sagte er mit Blick auf die Ostukraine, wo prorussische Separatisten gegen die prowestliche Regierung in Kiew kämpfen. Russland will von einem Einfuhrverbot erfasste Nahrungsmittel aus der Europäischen Union künftig an der Grenze vernichten lassen, statt sie wie bisher in die Exportländer zurückzuschicken. Russland hatte vor rund einem Jahr als Reaktion auf die EU-Sanktionen gegen Moskau seinerseits ein umfangreiches Embargo für Lebensmittel aus der EU und anderen westlichen Staaten verhängt. Die EU hatte die Strafmaßnahmen wegen der russischen Rolle in der Ukraine-Krise beschlossen. Seit Inkrafttreten des Embargos wurden an der russischen Grenze schon mehrfach Nahrungsmittel beschlagnahmt. Der Fernsehmoderator Wladimir Solowjow, normalerweise ein Freund der Regierung, schrieb auf Twitter, er könne nicht verstehen, dass ein Land, das durch den grausamen Hunger während des Krieges und die schrecklichen Jahre nach der Revolution ging, Lebensmittel zerstören könne. Der Verbraucheranwalt Alischer Sachidow mahnte im Radiosender Kommersant FM, die Regierung solle auf die 18 Millionen Menschen schauen, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Diese Menschen brauchen das Fleisch. | 3Wirtschaft
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TU-Physiker beobachteten den Tanz von Wassermolekülen auf Materialoberfläche. Wien – Sie kommen in Batterien, Brennstoffzellen oder elektrischen Bauteilen zum Einsatz, dennoch ist das chemische Verhalten ihrer Oberfläche bislang weitgehend unerforscht: Perowskite. Wiener Physiker berichten nun im Fachblatt Nature Materials über die erstmalige Beobachtung eines theoretisch vorhergesagten Effekts der Materialien: Wassermoleküle an der Oberfläche von Perowskiten zerlegen sich und beginnen regelrecht zu tanzen. Ulrike Diebold vom Institut für Angewandte Physik der Technischen Universität (TU) Wien untersucht im Rahmen zweier hoch dotierter Förderpreise – eines Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats ERC und des österreichischen Wittgenstein-Preises – Oberflächen von Festkörpern. Mittels Rastertunnelmikroskop und Computersimulationen ging sie den Vorkommnissen auf der Oberfläche von Strontium-Ruthenat auf den Grund, wenn das Material mit Wasser in Kontakt kommt. Es handelt sich dabei um eine Kristallstruktur aus Sauerstoff, Strontium und Ruthenium – ein typischer Vertreter der Materialklasse der Perowskite. Dabei zeigte sich, dass Wassermoleküle dort in zwei Teile zerlegt werden. Eines der beiden Wasserstoffatome des H2O-Moleküls wandert zu einem auf der Materialoberfläche sitzenden Sauerstoffatom und wird von diesem festgehalten. Übrig bleibt eine Sauerstoff-Wasserstoff-Gruppe, die mit dem festgesetzten Wasserstoffatom per Wasserstoff-Brückenbindung verbunden bleibt. Da sich diese OH-Gruppe nicht frei bewegen kann, tanzt sie gewissermaßen um das fixierte Wasserstoff-Atom herum. Bei ihren Beobachtungen bestimmter Regionen der Kristalloberfläche über einen längeren Zeitraum hinweg konnten die Forscher den atomaren Tanz sogar mitfilmen, teilte die TU in einer Aussendung mit. Aufgrund von theoretischen Berechnungen wurde dieser Effekt schon vor einigen Jahren vorhergesagt, wir sind nun die Ersten, die das experimentell bestätigen konnten, sagt Diebold. In Simulationen berechneten die TU-Forscher Florian Mittendorfer und Wernfried Mayr-Schmölzer auch was passiert, wenn es auf dem Tanzparkett enger wird: Setzt sich nämlich ein zweites Wassermolekül neben das erste, hört die Drehbewegung auf. Außerdem zeigten die Wissenschafter, dass sich eine Vielzahl an Wassermolekülen auf der eigentlich gleichmäßigen Strontium-Ruthenat-Oberfläche nicht regelmäßig verteilt. Dafür verantwortlich dürften Unregelmäßigkeiten im Material unterhalb der unmittelbaren Oberfläche sein. | 7Wissenschaft
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Am Wochenende kühlt es zuerst im Westen ab. Zum Wochenstart gehen dann auch die Temperaturen im Osten deutlich zurück. Wien – Noch ein wenig Geduld ist angebracht. Zu einem Ende der langen Hitzewelle wird es im Osten voraussichtlich erst Anfang der nächsten Woche kommen. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) prognostiziert für Dienstag Tageshöchstwerte von etwa 24 Grad. Am Freitag wird es noch überwiegend sonnig. Die Gewittergefahr steigt jedoch von Vorarlberg bis in den Salzburger Pinzgau bis zum Abend an. Am Samstag kühlt es im Westen deutlich ab: Die Tageshöchstwerte liegen kaum über 21 Grad, im Osten werden hingegen bis zu 36 Grad erwartet. Auch die Temperaturen am Sonntag und Montag werden ähnlich verlaufen: Gewitterschauer im Westen und nur ein leichter Abstieg der Temperatur im Osten. Am Dienstag geht dann die Hitzewelle insgesamt zu Ende. Die Sonne zeigt sich nur kurz, und es ist verbreitet mit Regenschauern zu rechnen. Eine Luftmassengrenze liegt quer über Österreich und bringt daher dichte Wolken mit sich. Die Frühtemperaturen liegen bei zwölf bis 19 Grad, die Tageshöchstwerte bei 19 bis 24 Grad. Der Sommer 2015 war schon jetzt in vielen Regionen einer der heißesten überhaupt in der Messgeschichte der ZAMG. Neue Rekorde gab es bei den sogenannte Wüstentage mit Temperaturen über 35 Grad. Auf der Hohen Warte in Wien wurden heuer zwölf derartige Tage gemessen. Im Vergleich: 2013 waren es noch fünf. Ähnlich war es in St. Pölten mit zehn Wüstentagen (im Jahr 1992 waren es acht) und in Eisenstadt mit insgesamt acht extremen Hitzetagen (2013 nur sechs). In einigen Regionen Österreichs hat es seit Pfingsten nicht flächendeckend geregnet. Seit Anfang April sind nur rund 40 Prozent der durchschnittlichen Regenmenge gefallen, berichtete der Wetterdienst Ubimet. Die extreme Trockenheit setzt vor allem der Landwirtschaft zu. Die wochenlangen Dürrephasen haben Auswirkung auf die Ernte der Herbstsorten wie Kürbis, Kartoffeln oder Mais. Auch die Gewitterschauer am Wochenende würden keinen Unterschied ausmachen, sagte der Wetterexperte Clemens Teutsch-Zumtobel. | 1Panorama
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Jochanan Shelliems Feature über die Verhandlung im Jahr 1945. Erich Kästner berichtete aus dem Schwurgerichtsaal 600. Auch John Dos Passos und Erika Mann – so wie viele andere. Ab dem 20. 11. 1945 wurde im Justizpalast an der Fürther Straße in Nürnberg verhandelt. Als Nürnberger Prozess ging die Verhandlung in die Historie ein. Die höchsten Nazi-Kriegsverbrecher standen vor einem internationalen Gericht. 3700 Meter Magnetband, 7000 Schallplatten, Verhörprotokolle, die 43 Bände füllen, kaum zu zählende Zeitungsartikel: Das sind die Grundlagen für Jochanan Shelliems großartiges Feature. Zeitzeugen kommen zu Wort, die uneinsichtigen Täter, selbst die höchsten Generäle gerierten sich als einfache Befehlsausführende, ebenso wie Opfer, etwa Richard W. Sonnenfeldt, der als Junge einmal um die ganze Welt gejagt wurde. Shelliem, seit mehr als 35 Jahren Radiomacher mit Schwerpunkt Shoah, legt mit diesem langen Feature eine großartige Arbeit vor: abwechslungsreich, ergreifend und abstoßend, informativ, Mikro- mit Makrohistorie elegant verschränkend. | 8Kultur
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Festgenommener Schlepper schweigt – Route ging von Ungarn nach Österreich. Wien – Die Wiener Polizei geht davon aus, dass hinter dem in der Nacht auf Dienstag gestoppten Schleppertransport eine hochgradig organisierte Bande steht. Der festgenommene 30-jährige Schlepper schwieg in den ersten Einvernahmen, sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Die Polizei versuche derzeit, an die Hintermänner zu kommen. Die Schleppung dürfte in Ungarn begonnen haben, wo genau, war noch unklar. Die 24 Afghanen, die aus dem zugeschweißten Klein-Lkw gerettet wurden, konnten zu dem Ort keine Angaben machen. Laut Keiblinger hätten die Schlepper den Tod dieser Menschen in Kauf genommen. Wie gefährlich der Transport gewesen sei, habe sich gezeigt, als die Polizisten den Kleintransporter aufbrachen. Die Schlepper hatten demnach die seitliche Schiebetür von innen verschweißt und an der Außenseite der Hecktüren ein Riegelschloss angebracht. Sämtliche Fenster des Fahrzeuges waren von innen vergittert. Deshalb konnte während der Fahrt keinerlei Frischluft in den Laderaum gelangen. Die Flüchtlinge, die sich im Laderaum befanden, hätten nicht die Möglichkeit gehabt, sich selbst zu befreien. Die 16- bis 20-jährigen Männer wollten höchstwahrscheinlich nach Deutschland. Hätte der Transport also noch länger angedauert, wären sie vermutlich erstickt. Da die Fahrt jedoch von der Polizei gestoppt wurde, waren die Flüchtlinge in einem einigermaßen guten Gesundheitszustand. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zeigte sich Mittwochnachmittag schockiert über die Brutalität jener Schlepper. Nein, so brutal, sagte Mikl-Leitner kopfschüttelnd, als sie in Wien-Landstraße bei einem Pressetermin das Fahrzeug begutachtete. Unmöglich und unmenschlich! Die Flüchtlinge, jugendliche Afghanen, berichteten von der skrupellosen Vorgangsweise der Schlepper. Während der Lenker bereits bei laufendem Motor am Fahrersitz Platz genommen hat, hatte ein Komplize die 16- bis 20-jährigen Burschen in das Auto hineingestopft, berichtete Keiblinger. Die Burschen waren auf knapp sechs Quadratmeter zusammengepfercht. Wenn sie nicht rechtzeitig gefunden worden wären, dann hätte das sehr tragisch und sogar mit dem Tod dieser Menschen enden können, meinte Keiblinger. Die Schlepper hätten arbeitsteilig agiert, um im Fall des Auffliegens eine Identifizierung der Beteiligen unmöglich zu machen. Die Polizei arbeitet auf Hochtouren, um an die Hintermänner der Kriminellen zu kommen. Bisher gab es die Festnahme des 30-jährigen Fahrers, ein Rumäne, der sich in der Einvernahme schweigsam zeigte. Welche Ängste diese Menschen in diesem Transporter gehabt haben müssen, ich glaub, das kann sich niemand von uns vorstellen, sagte Mikl-Leitner. Das war im wahrsten Sinne des Wortes eine Lebensrettung. | 1Panorama
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Der Brite beendete die Tyrannis von Wladimir Klitschko. Es war nur fast zum Fremdschämen, was Tyson Fury kurz nach Samstagmitternacht da im Ring der Düsseldorfer Esprit-Arena aufführte. Immerhin, seiner Frau Paris, die das dritte gemeinsame Kind nach Tochter Venezuela (6) und Sohn Prince (4) erwartet, trieb die schräge, vom heftig transpirierenden Gatten dargebrachte Version des Aerosmith-Haderns Dont Wanna Miss A Thing wie gewünscht Tränen in die Augen. Und eingedenk der müden Playback-Vorstellung der Rock-Antiquität Rod Stewart im Vorprogramm schlug sich der 2,06 Meter hohe Boxer im ungewohnten Metier gar nicht schlecht. Der neue Weltmeister im Schwergewicht, der den Ukrainer Wladimir Klitschko nach beinahe zehnjähriger Regentschaft durch einen deutlichen Punktesieg entthront hat, dürfte manches Talent vom Vater haben. John Gypsy Fury aus der Volksgruppe der Pavee, fahrender irischer Händler, tingelte schließlich in den 1980er-Jahren von Pub zu Pub und verdiente den Lebensunterhalt für sich und seine Familie in sogenannten Bare-Knuckle-Fights, also mit bloßen Fäusten. Den 25. Profikampf seines 27-jährigen Sohnes konnte er nur mit Genehmigung der Behörden Ihrer Majestät beiwohnen, schließlich verbüßt er eine Haftstrafe wegen schwerer Körperverletzung: Ein Kontrahent bei einer Autoauktion war aus einem Raufhandel mit dem Exprofi einäugig hervorgegangen. Sohn Tyson, natürlich nach dem einstigen Schwergewichtschampion Mike Tyson benannt, kam 1988 drei Monate zu früh zur Welt und wog dem Vernehmen nach nicht ganz ein Kilogramm. Das hat sich gegeben. Klitschko trat in Düsseldorf ein 112 Kilo schwerer Riese entgegen, der als Boxer zwar den meisten seiner weltmeisterlichen Vorgänger nicht das Wasser reichen könnte, aber durch seine schiere Körperlichkeit überzeugt. Der strenggläubige Katholik hat nur drei Geschwister, obwohl seine Mutter 14-mal schwanger war. Homosexualität und Abtreibung sind für Tyson Fury, der wegen ständiger häuslicher Streitigkeiten unter Depressionen litt, ebenso des Teufels wie der Tag des Jüngsten Gerichts sicher und vor allem nahe. Bis dahin will er daheim in Morecambe bei Lancaster, wo er sich in einem Wohnwagen auf den Klitschko-Kampf vorbereitet hatte und für das er gerne im britischen Unterhaus sitzen würde, seinen Erfolg bescheiden genießen: Alkohol und Partys – das habe ich alles hinter mir. Gott hat mir den Sieg geschenkt. | 4Sport
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Aufwendungen stiegen auf knapp 500 Millionen Euro. Wien – Die Aufwendungen für die Forschungsprämie sind zwischen 2009 und 2014 um rund 46 Prozent auf 495,2 Mio. Euro gestiegen. Das geht aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung durch Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hervor. Rund drei Viertel davon gingen an Großbetriebe (über 251 Mitarbeiter). Hier wird bewusst Innovationskraft brach liegen gelassen, kritisierte der anfragestellende FPÖ-Technologiesprecher Gerhard Deimek am Montag in einer Aussendung unter Hinweis darauf, dass Klein- und Mittelbetriebe (KMU) nur etwa ein Viertel der Forschungsprämie erhielten. Definiert man Großbetrieb nach dem Umsatz, gingen sogar 88 Prozent der Forschungsprämie an Großunternehmen (Vom Finanzministerium mit Umsatz über 9,68 Mio. Euro definiert). In den Beobachtungszeitraum fiel die Erhöhung der Forschungsprämie von acht auf zehn Prozent Anfang 2011. Seit Beginn des Jahres 2013 benötigen Unternehmen ein Gutachten der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), wenn sie die Forschungsprämie für Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E) in Anspruch nehmen wollen. Die Erhöhung der Forschungsprämie von zehn Prozent auf zwölf Prozent in diesem Jahr ist in den Zahlen nicht mehr abgebildet. Von 337,5 Mio. Euro im Jahr 2009 stiegen die Ausschüttungen für die Forschungsprämie auf den Höchstwert von 571,7 Mio. Euro im Jahr 2012, gingen im darauffolgenden Jahr auf 377,1 Mio. Euro zurück, um 2014 wieder auf den bisher zweithöchsten Wert von 495,2 Mio. Euro anzusteigen. In den beiden starken Jahren 2012 und 2014 war auch der Anteil der Großbetriebe (definiert nach Mitarbeiterzahl) mit 77 Prozent (2012) bzw. 73,8 Prozent (2014) am höchsten. Mit Anfang 2012 wurde auch der Deckel für die steuerliche Begünstigung von Auftragsforschung von 100.000 Euro auf eine Mio. Euro angehoben, eine Maßnahme, die vor allem KMU ohne eigenes Forschungspersonal unterstützen soll. Die Aufwendungen dafür stiegen von 1,5 Mio. Euro im Jahr 2009 auf 4,7 Mio. Euro im Jahr 2014. Kam diese Maßnahme zwischen 2009 und 2012 überwiegend KMU zugute (Anteil der KMU, definiert nach Mitarbeiterzahl, zwischen 78,5 und 88,3 Prozent), griffen 2013 und 2014 zunehmend Großbetriebe auf dieses Instrument zu (Anteil der Großbetriebe 2013: 47,5 Prozent; 2014: 55,3 Prozent). Die FPÖ ortet angesichts dieser Zahlen erhebliche Ungleichgewichte und fordert eine Neugestaltung der Forschungsprämie, etwa eine großzügige Mindestquote für KMU. Der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, hat sich dagegen erst bei den Alpbacher Technologiegesprächen vergangene Woche gegen Änderungen bei der Forschungsprämie ausgesprochen, da werden wir uns mit Händen und Füßen dagegen wehren. Der Anteil der ausländischen Forschung an den gesamten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung stagniere seit Jahren, die Prämie sei eines der wenigen Instrumente, mit denen man internationale Unternehmen nach Österreich locken könnte. | 7Wissenschaft
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ÖFB-Teamspieler soll deutschem Rekordmeister erhalten bleiben – Angeblich Einigung bis 2021. München – David Alaba (23) bleibt angeblich über die Saison 2017/18 hinaus bei Bayern München. Nach Informationen der Bild-Zeitung haben sich der deutsche Rekordmeister und die Berater des österreichischen Nationalspielers auf eine Vertragsverlängerung bis 2021 geeinigt. Alaba, an dem auch Pep Guardiolas künftiger Klub Manchester City und der FC Barcelona interessiert gewesen sein sollen, wäre damit nach Thomas Müller, Jerome Boateng und Javi Martinez der vierte Münchner mit einem Vertrag bis 2021. Kaderplanung weit fortgeschritten Mit einer Vertragsverlängerung von Alaba hätte der FC Bayern große Teile seines Stammpersonals noch mindestens drei Jahre beisammen. Manuel Neuer, Robert Lewandowski, Thiago und Arturo Vidal, Juan Bernat und Medhi Benatia besitzen Verträge bis 2019, Jungstar Joshua Kimmich und Douglas Costa bis 2020. Bis zum Ende der kommenden Saison gebunden sind Arjen Robben, Franck Ribéry, Mario Götze, Holger Badstuber und Kingsley Coman – für Coman besitzen die Münchner eine Kaufoption. | 4Sport
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Berufungsprozess in Mailand: Verdacht lautet auf Steuerbetrug. Rom – Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat am Dienstag drei Jahre und zwei Monaten Haft für Piersilvio Berlusconi, Sohn von Italiens ehemaligem Premier Silvio Berlusconi, gefordert. Berlusconi Junior, Vizepräsident des TV-Konzerns Mediaset ist zusammen mit anderen Managern der Fernsehgruppe im Rahmen eines Berufungsprozesses in Mailand wegen Steuerbetrugs angeklagt. Wegen desselben Vorwurfs wurde eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten für Mediasets Verwaltungsratschef, Fedele Confalonieri, seit Jahren rechte Hand Berlusconis, beantragt. Der Prozess läuft gegen weitere sieben Mediaset-Manager. Bei einem erstinstanzlichen Prozess waren sie alle 2014 freigesprochen worden. Gegen den Freispruch hatte die Mailänder Staatsanwaltschaft jedoch Einspruch eingereicht. Zu den Angeklagten im Prozess zählt auch der US-Filmproduzent Frank Agrama. Mithilfe Agramas soll Berlusconis Gruppe Filmrechte zu überhöhten Preisen gekauft haben, um Schwarzgeld auf geheimen Bankkonten hinterlegen zu können, lautet der Vorwurf der Mailänder Staatsanwaltschaft. Auf Bankkonten in Steuerparadiesen sollen so 34 Millionen Dollar (25,6 Mio. Euro) angehäuft worden sein. | 2International
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Sieg mit portugiesischem Partner Monteiro gegen topgesetztes Duo Gardos/Habesohn im EM-Finale. Jekaterinburg – Gold im EM-Doppel von Jekaterinburg war für Österreichs Tischtennisverband schon vor dem Finale am Sonntag fix. Die Überraschung lag im Detail: Nicht die topgesetzte reine ÖTTV-Paarung Robert Gardos/Daniel Habesohn, sondern Stefan Fegerl und sein portugiesischer Partner Joao Monteiro holten in einem Krimi einen 4:3 (9, 12, -6, -8, -13, 8, 10)-Sieg. Wir konnten locker drauflosspielen, sagte Fegerl. Fegerl, der bei der EM erstmals mit Monteiro zusammengespannt war, holte sich damit nach drei Team-Medaillen (Gold 2015, Bronze 2009 und 2011) sein erstes Edelmetall im Doppel ab. Gardos/Habesohn verpassten es hingegen, ihren Triumph von der EM 2012 in Herning/Dänemark zu wiederholen und mussten sich wie bei der Heim-EM 2013 in Schwechat mit Silber zufriedengeben – es war aber ihre dritte Medaille im Doppel in Folge. Fegerl/Monteiro, die als Nummer neun gesetzt waren, traten im ersten Satz dominant auf und entschieden auch den zweiten, härter umkämpften Durchgang für sich. Doch Gardos/Habesohn schlugen sich ins Spiel zurück und dominierten die beiden folgenden Sätze klar. Als auch der fünfte Set – mit viel Mühe – nach 2:7-Rückstand an die beiden Favoriten ging, und sie im sechsten mit 7:5 in Front lagen, schien die Sache gelaufen. Doch Fegerl und Monteiro schlugen mit sechs Punkten en suite zurück und erzwangen einen entscheidenden Satz. Dort wehrten die beiden einen Matchball von Gardos/Habesohn ab und verwerteten ihrerseits ihre erste Chance auf den Matchgewinn. Das Match war sehr von Taktik geprägt, wir kennen uns alle in- und auswendig. Als wir bei 11:10 Matchball hatten, schauten wir uns beide in die Augen und wussten genau – jetzt holen wir den Titel, berichtete Fegerl. Den Gewinn von Mannschaftsgold fünf Tage zuvor sah er als zusätzliche Motivation: Nach Gold mit dem Team verspürte ich überhaupt keinen Druck mehr. Ich wusste, alles Weitere ist nur mehr Zugabe. Wir konnten locker drauf losspielen, wir waren fast in jedem Spiel Außenseiter. Auch der Portugiese zeigte sich begeistert: Es ist unglaublich! Aber unser Spielstil passt sehr gut zusammen. Stefan kontrolliert das Spiel an der Platte, und ich kann fast immer mit meiner Vorhand attackieren. | 4Sport
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Fundstück mit dem unbekannten Namen "Elihana bat Gael" deutet auf hohen sozialen Status der Frau hin. Jerusalem – Israelische Archäologen haben ein 2.500 Jahre altes Siegel mit dem Namen einer Frau bei Ausgrabungen in Jerusalem gefunden. Das antike Fundstück trage den hebräischen weiblichen Namen Elihana bat Gael, teilte die israelische Altertumsbehörde am Montag mit. Die Besitzerin des Siegels war im Vergleich zu anderen Frauen zur Zeit des ersten Tempels außergewöhnlich: sie hatte einen juristischen Status, der es ihr erlaubte, Geschäfte abzuwickeln und Güter zu besitzen, hieß es in der Mitteilung. Bei den Ausgrabungen im arabischen Ostteil der Stadt sei auch ein Namenssiegel eines Mannes namens Saarjahu ben Schabenjahu entdeckt worden. Beide Siegel wurden in einem Gebäude aus der Zeit des im Jahre 586 vor unserer Zeitrechnung zerstörten ersten jüdischen Tempels gefunden. Das Gebäude habe damals offenbar als Verwaltungszentrum gedient. Die Ausgrabungsstelle liegt am Rande des Tempelbergs in Jerusalems Altstadt. Nur ein sehr kleiner Teil der bis heute gefundenen Siegel gehörte Frauen, sagte der Archäologe Hagai Misgav von der Hebräischen Universität in Jerusalem. Grund sei der damals meist wirtschaftlich und gesellschaftlich schwächere Status von Frauen. Der Name Elihana erscheint nicht in der Bibel, und es gibt keine weiteren Informationen über die Identität der Frau, sagte Misgav. Aber die Tatsache, dass sie ein Siegel besaß, beweist ihren hohen sozialen Status. | 7Wissenschaft
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Besichtigung unter Ausschluss der Öffentlichkeit – Fischer und Faymann appellieren an Länder, Quartiere zu schaffen – Minister für Inneres und Justiz drohen mit Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Wien/Traiskirchen – Die überfüllte Erstaufnahmestelle Ost in Traiskirchen, der Amnesty International jüngst Menschenrechtsverletzungen attestierte, hat am Mittwoch Besuch hochrangiger Politiker bekommen. Bundespräsident Heinz Fischer besuchte am Vormittag das Lager, ebenso Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (beide ÖVP). Die Besichtigung der Erstaufnahmestelle fand – abgesehen von einem Kamerateam des ORF – unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Im Anschluss sagte Fischer zum STANDARD, der Besuch gehe auf seine Initiative zurück. Er sei froh darüber, dass es mühelos gelungen sei, dass die anderen Politiker mitkommen. Sein Eindruck von Traiskirchen: Das Lager sei stark überfüllt, die Menschen, die hier sind, haben es nicht leicht. Fischer appellierte an alle, künftig besser zusammenzuarbeiten. Er begrüßt das geplante Verfassungsgesetz zum Durchgriffsrecht, das sei vernünftig, notwendig und unverzichtbar. Es bringe Entlastung und Gerechtigkeit. Fischer betonte jedoch, dass er es begrüßen würde, wenn das Gesetz zwei, drei Wochen früher als geplant – Anfang Oktober – in Kraft träte. Auf die Frage, ob NGOs die Betreuung der Flüchtlinge in Traiskirchen übernehmen sollten oder der Auftrag beim Privatunternehmen ORS bleiben sollte, gab der Bundespräsident keine direkte Antwort. Wichtig sei es, dass die Betreuung optimal und human erfolge. Faymann wies nach der Besichtigung darauf hin, dass weitere Plätze geschaffen werden müssten, da die derzeitige Lage humanitär nicht tragbar sei. Wenn die Länder die Quote bald erfüllen, reicht das nicht aus. Jeder Tag früher sei besser, denn jeden Tag würden hunderte neue Flüchtlinge in Österreich ankommen. Außerdem betonte er, dass das Verfassungsgesetz nichts helfen werde, wenn nicht alle enger zusammenarbeiten. Jede Gemeinde sei gefordert, Lösungen anzubieten. Die Lage sei angespannt – wenn alle zusammenarbeiten, sei die Flüchtlingssituation aber bewältigbar. Mitterlehner zeigte sich beeindruckt von den Menschen in Traiskirchen – sowohl die Flüchtlinge als auch die Mitarbeiter gingen gut mit der Situation um. Das Durchgriffsrecht sei ein wichtiger Schritt. Auch der Vizekanzler forderte mehr Solidarität aller Beteiligten. Er halte es für besonders wichtig, dass alle Beteiligten zusammenhalten und nicht gegeneinander arbeiten, meinte Mitterlehner in einer schriftlichen Stellungnahme. Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen werden wir nichts erreichen. Ihm sei es darum gegangen, mir persönlich ein Bild zu verschaffen nach den vielen Berichten, die ich intern und extern bekommen habe, erklärte der Vizekanzler. Innen- und Justizministerium wollen indes den Druck auf die EU erhöhen, Asylsuchende besser auf die Staaten zu verteilen. Österreich droht demnach der EU-Kommission mit einer Klage gegen die Dublin-III-Asylverordnung. Die Regierung hält das im Lissabon-Vertrag festgelegte Prinzip der fairen Lastenverteilung angesichts steigender Flüchtlingszahlen nicht mehr für gegeben und will der Kommission eine zweimonatige Frist zur Anpassung der Verordnung geben. Andernfalls folge eine Untätigkeitsklage vor dem Europäischen Gerichtshof. Den Schritt kündigten Innenministerin Mikl-Leitner und Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) in einem Hintergrundgespräch am Dienstagabend an. Wir haben nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte, sagte Mikl-Leitner. Die Regierung will in einem gemeinsamen Beschluss der EU-Kommission eine zweimonatige Frist zum Handeln setzen. Der Ministerrat werde sich vielleicht schon nächste oder übernächste Woche damit befassen, sagte der Sprecher von Mikl-Leitner, Hermann Muhr. Die zweimonatige Frist beginnt mit Übermittlung des Regierungsbeschlusses. Legt die Kommission binnen dieser zwei Monate keinen Vorschlag zur Anpassung der Dublin-Regeln vor, möchte Österreich mit der Untätigkeitsklage den EuGH dazu bringen, die Dublin-III-Verordnung auf Vereinbarkeit mit dem Artikel 80 des Lissabon-Vertrags zu prüfen. Dieser schreibt den Grundsatz der Solidarität und der gerechten Aufteilung der Verantwortlichkeit unter den Mitgliedsstaaten vor. Anlass für den Schritt ist die zunehmende Überforderung von Staaten an der EU-Außengrenze mit der Aufnahme neuer Flüchtlinge. Die Dublin-Regeln verpflichten an sich die Ersteinreiseländer dazu, Schutzbedürftigen Asyl zu gewähren. Allerdings macht es die schlechte humanitäre Lage für Flüchtlinge etwa in Griechenland derzeit für reiche EU-Länder wie Österreich und Deutschland unmöglich, Asylwerber dorthin zurückzuschicken. Auch die Lage von Flüchtlingen im Nachbarland Ungarn gilt zunehmend als schwierig. In einem Rechtsgutachten des Innsbrucker Juristen Walter Obwexer im Auftrag des Innenministeriums heißt es, dass insbesondere die Ausnahmefälle systemischer Mängel zu einer überproportionalen Belastung mancher Staaten Nord- und Westeuropas, darunter auch Österreich, führten. Welche Änderung der Dublin-Verordnung Österreich sich wünscht, lässt das Gutachten offen. Es gibt demnach mehrere Möglichkeiten, etwa mehr Geld für überproportional belastete Staaten, eine Umverteilung bereits anerkannter Flüchtlinge oder eine Totalreform des Dublin-Systems. Damit könne etwa eine EU-weite Quotenregelung eingeführt werden, schreibt Obwexer. Mikl-Leitner und Brandstetter ließen auf Anfrage offen, welche Änderungen am Dublin-System sie sich vorstellen. Der Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes räumt der angedrohten Klage allerdings wenig Chancen ein. Die Hausjuristen von Bundeskanzler Faymann zweifeln am Rechtsgutachten, dass von Mikl-Leitner in Auftrag gegeben wurde. Das geht aus einer Stellungnahme des Verfassungsdienstes vom Mittwoch hervor, die der APA vorliegt. Brandstetter kündigte währenddessen eine Verschärfung des Schlepperparagrafen im Strafrecht an. Geltende Rechtslage ist, dass Schlepper nicht in Untersuchungshaft kommen, wenn sie maximal zehn Personen mitgeführt haben. Diese Grenze will Brandstetter aufheben – denn in letzter Zeit hätten sich Fälle mit weniger als elf Geschleppten gehäuft. Österreich soll ein schlechter Zielort für Schlepper sein, begründete der Minister sein Anliegen. Am Mittwoch veröffentlichten Zahlen des Bundeskriminalamts zufolge wurden im ersten Halbjahr 2015 mehr als 450 Personen wegen des Verdachts der Schlepperei festgenommen. Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hält Mikl-Leitner wiederum für überfordert mit der Asylpolitik. Das sagte er im Ö1-Morgenjournal-Interview am Mittwoch. Mikl-Leitner habe die Lage derzeit nicht im Griff, so Häupl. In Wien gibt es kein Asylchaos, in seiner Stadt schlafe niemand in Zelten. Auch die Auslagerung der Asylwerberbetreuung an private Unternehmen, im Fall Traiskirchen an die Betreuungsfirma ORS, hält Häupl für keine gute Lösung. Angesichts der Situation in Traiskirchen biete er der Innenministerin an, sie teilweise zu entlasten: Er sei sofort bereit, die Bundesunterkunft für Asylsuchende in Wien-Erdberg in Landesbetreuung zu übernehmen. Sollte die Einrichtung in die Wiener Zuständigkeit wechseln, würden bei ORS möglicherweise Kapazitäten frei werden, die dann in Traiskirchen eingesetzt werden könnten, legte die zuständige Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) dem Ministerium die Annahme des Vorschlags nahe. Ein entsprechendes Schreiben an den Bund sei bereits ergangen. Das Innenministerium ist laut eigener Aussage grundsätzlich gesprächsbereit, was eine mögliche Übernahme der Verwaltung des Asyl-Bundesquartiers in Erdberg durch die Stadt Wien betrifft. Allerdings dürfe dadurch die derzeitige Puffer-Funktion, welche die Einrichtung für das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen erfülle, nicht verloren gehen, sagte ein Sprecher des Ressorts am Mittwoch. Handlungsbedarf sei vor allem gegeben, weil es sich um Jugendliche handle, die ohne ihre Eltern unterwegs sind und Schutz suchen – und diese Menschen gehören betreut, nicht bewacht, so Häupl. Ein Essen und ein Dach über dem Kopf seien für die Minderjährigen Selbstverständlichkeiten, das Gleiche sollte aber auch für therapeutische Interventionen für die Traumatisierten gelten, schrieb die Fachgesellschaft der Kinder- und Jugendpsychiater (ÖGKJP) in einem offenen Brief. | 1Panorama
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Prozess in Graz nach Pause wieder fortgesetzt – Zeuge vom Heeresnachrichtendienst sagte aus. Graz – Das haben wir schon hundertmal durchgekaut, knurrt der beisitzende Richter, und tatsächlich: Der Jihadistenprozess rund um den islamistischen Prediger Mirsad O. – eine Art Popstar der radikalen Szene – und einen mutmaßlichen IS-Kämpfer beginnt sich im Kreis zu drehen. Nach einer längeren Verhandlungspause wurde das Verfahren am Dienstag wieder aufgenommen – um gegen Mittag abermals vertagt zu werden. Neue Zeugen sollen gerufen werden. Gericht und Staatsanwaltschaft versuchen nachzuweisen, dass Mirsad O., den die Anklage als ideologischen Kopf der hiesigen Islamistenszene bezeichnet, junge Muslime angestiftet habe, nach Syrien zur Unterstützung des IS-Terrorregimes zu reisen. Dem neben ihm vor Gericht sitzenden Zweitangeklagten wird vorgeworfen, in Syrien an Massakern an der Zivilbevölkerung beteiligt gewesen zu sein. Ein Kronzeuge belastet ihn schwer, dem Gericht fehlen bis jetzt aber die letzten Beweise. Ein Mitglied des Heeresnachrichtendienstes bestätigte am Dienstag, dass in jener syrischen Region, wo sich der Angeklagte aufgehalten hatte, Massaker verübt worden seien. Der Angeklagte weist jegliche Mittäterschaft von sich: Ich habe damit nichts zu tun, das habe ich Ihnen schon so oft gesagt. Er habe in Syrien nicht gekämpft. Sie waren dort unten wohl auf Erholung mit dem Gewehr?, ätzt der Staatsanwalt. Schließlich wird eine ältere Dame aus Bosnien in den Zeugenstand gerufen. Schon nach der ersten Frage des Richters beginnt sie zu weinen: Nein, ich weiß nicht, wo mein Sohn ist, irgendwo in Syrien. Sie wisse auch nicht mehr, was alles sie vor der Polizei ausgesagt habe. Sie müsse noch heute fünf Tabletten täglich nehmen. Nachdem er in Wien jene Moschee, in der auch Mirsad O. predigte, oft besucht hatte, habe er sich verändert. Ja, die Familie sei zwar religiös, aber nicht so wie unser Sohn. Ein weiterer Zeuge und regelmäßiger Besucher jener für ihre radikalen Tendenzen bekannten Wiener Moschee wird abschließend gefragt, ob er gehört habe, dass der angeklagte Mirsad O. dort in Predigten zum Jihad aufgerufen habe. Er überlegt kurz: Nicht, dass ich wüsste. | 1Panorama
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Aufsehenerregendes Projekt eines italienischen Neurochirurgen für 2017 angekündigt. Wien/Turin – Vor einigen Monaten hat der Turiner Neurochirurg Sergio Canavero für 2017 die erste Kopftransplantation der Welt angekündigt – ein Projekt, das in der Fachwelt auf beträchtliche Skepsis stößt. Das am Freitag erstmals erscheinende neue Magazin OOOM wird ein Interview mit Canavero bringen. Aus diesem geht hervor, dass auch der Biophysiker und Neurowissenschafter Karen Minassian vom Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der MedUni Wien an dem Projekt mitarbeiten soll. Wir wissen heute, dass das Rückenmark weitaus mehr ist als ein Leitungsorgan, es steuert komplexe Muskel- und Beinbewegungen. Überspitzt formuliert braucht der Mensch für das Gehen kein Gehirn. Es gibt neuronale Netzwerke ebenso wie für die Atmung, das Kauen oder sexuelle Funktionen, die dem Gehirn Aufgaben abnehmen, wird der Wissenschafter in einer Vorausmeldung zitiert. Auch wenn das Rückenmark bei einer Kopftransplantation durchtrennt würde, gäbe es noch immer unterhalb dieses Bereiches Nervenverbände, die durch Aktivität und Beeinflussung – zum Beispiel durch elektrische Stimulation – den Grundrhythmus für Beuge- und Streckbewegungen und somit das Gehen erzeugen könnten. Zahlreiche internationale Experten haben das Projekt als schiere Fantasterei bezeichnet. Das ist unmöglich. Das ist spekulativ, und da zeichnet sich auch nichts am weitesten Horizont ab, sagte nach der Ankündigung Canaveros im Frühjahr diesen Jahres der deutsche Experte Edgar Biemer, der in Deutschland vor einiger Zeit an einer Armtransplantation beteiligt war. Wenn ich ein Rückenmark vom Kopf abtrenne, dann ist das hin, und zwar ein für alle Mal, sagte Veit Braun, Chefarzt der Neurochirurgie am Diakonie Klinikum Siegen in Deutschland. Das wird nicht funktionieren. Im besten Fall habe man einen Patienten mit funktionierendem Gehirn, der keine Kontrolle über den Körper habe. Das ist sehr unethisch. Canavero hingegen äußerte gegenüber dem neuen Magazin jetzt ausgesprochen hohe Erwartungen: Es kann sein, dass unsere Operation die Heilung für Millionen Menschen mit Rückenmarksverletzungen bringen kann. Ich mache die Operation, um zu beweisen oder zu widerlegen, dass unser Bewusstsein vom Gehirn erzeugt wird. Wenn wir beweisen können, dass unser Gehirn kein Bewusstsein erzeugt, werden die Religionen für immer hinweggefegt. Man braucht sie nicht mehr, denn die Menschen brauchen dann keine Angst mehr vor dem Tod zu haben. Mit Dr. Minassian haben wir einen sehr erfahrenen österreichischen Spezialisten im Team, das aus 150 Experten, darunter rund 80 Chirurgen, bestehen wird. Obwohl der Wiener Wissenschafter laut dem Magazin lange überlegt habe, ob er an der Kopftransplantation mitwirken soll, ist er überzeugt: Im Prinzip kann eine solche Transplantation erfolgreich sein. Wenn es einer schafft, dann Prof. Canavero. Minassian war an einer internationalen Studie beteiligt, in der es gelang, Kontrollmechanismen zu identifizieren, über die das Rückenmark diese Muskelaktivitäten steuert. Das funktioniert demnach auch, wenn durch eine Querschnittslähmung die vom Gehirn ausgehenden Leitungsbahnen eigentlich unterbrochen sind. Entwickelt wurde auch ein Verfahren zur nicht-invasiven Stimulation des Rückenmarks. Das könnte eventuell bei Rehabilitationsmaßnahmen Verwendung finden. | 7Wissenschaft
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Wie die SPÖ eine Fotoshow zum 1. Mai zeigte und dann plötzlich wieder verschwinden ließ. Wien – Der 1. Mai lief für die SPÖ ja nun nicht ganz so, wie sich eine stolze Sozialdemokratie ihr Hochamt wünschen würde. Und das lag nicht daran, dass am Sonntag, dem Tag der Arbeit, an dem in Wien traditionell roter Maiaufmarsch vor das Rathaus am Ring angesagt ist, das Wetter nicht prachtvoll, sondern eher mau war. Nein, es begab sich, dass aus der roten Basis vor der Tribüne mit der SPÖ-Parteiprominenz just bei der Rede des Bundeskanzlers, der auch die SPÖ anführt, gebuht wurde. Werner Faymann wurde aber nicht nur hörtechnisch mit Missmut konfrontiert, auch optisch war sichtbar, dass ein Gutteil der roten Marschierenden nichts lieber hätte als einen anderen Parteivorsitzenden. Da gab es Transparente mit der Aufschrift Putzt euch, und macht Platz für die echten SozialdemokratInnen oder Notstand: Rote, die blaue Politik machen. Immerhin, tröstlich für den SPÖ-Chef, es gab auch rot unterlegte Schilder mit der Aufschrift Werner, der Kurs stimmt. Insgesamt also nicht nur Stoff für schöne Bilder vom Maiaufmarsch in Wien – es sei denn, man klickte sich durch eine Fotoshow, die die SPÖ-Bundesorganisation, die sich über rund 80.000 Besucherinnen und Besucher freute, am Sonntag auf das Fotoportal Flickr stellte. Mit lauter schönen Bildern. Das irritierte dann doch ein paar Menschen, die entweder via Selbstanschauung vor Ort oder aber über diverse andere Medien ein etwas anderes Bild der Lage vermittelt bekommen hatten. Da war nicht alles Friede, Freude und rot glasierter Eierkuchen. Kann diese OTS als Abschiedsmeldung und als letzter Inszenierungsversuch auf flickr gewertet werden? https://t.co/7Mpu1mFLqs #SPÖ Flickr-Fotos zeigen nur Pro-Faymann-Schilder. Die SP blendet die Realität völlig aus, warum @eulerrolle? Wozu? https://t.co/fzRvpDJWPt Und schwups war die etwas zu selektiv geratene Fotoauswahl über die SPÖ-Vorführung im Rahmen des 1. Mai wieder verschwunden. Flickr meldet nur noch Error 404: Seite nicht gefunden. SPÖ-Kommunikationschef Matthias Euler-Rolle ließ via Twitter wissen: @DennisBeck_w Nicht wundern, Album wurde gelöscht. Diese Fotoauswahl war so nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Ein Foto konnte für die Nachwelt allerdings gerettet werden. Hier ist es: Dieses Foto kann nicht gelöscht werden. Eine Schönheit. pic.twitter.com/ue3xmwdnh4 ATV-Klartexter Martin Thür hat Klarsicht bewiesen und diese Schönheit aus dem roten Bilderreigen schnell genug gespeichert. | 5Inland
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Scharfe Verurteilung der Brüsseler Anschläge durch Bundespräsident, alle Parteien und Islamische Glaubensgemeinschaft. Wien – Mit Entsetzen hat das offizielle Österreich auf die Terroranschläge in Brüssel reagiert. Vertreter aller Parlamentsparteien, Bundespräsident Heinz Fischer, Kardinal Christoph Schönborn sowie die Islamische Glaubensgemeinschaft verurteilten die Attacken auf die belgische Hauptstadt aufs Schärfste. Grund für Panik in Österreich sieht die Regierung nicht. Zwei Krisenstäbe wurden jedoch eingerichtet. Eine Erhöhung der Sicherheitsstufen in Österreich wurde nicht vorgenommen. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betonte, dass seit den Anschlägen in Paris auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo und einen koscheren Supermarkt ohnehin von einer erhöhten Terrorgefährdung ausgegangen werde. Es handle sich derzeit für Österreich allerdings um eine abstrakte Gefährdung. Der Direktor des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, Peter Gridling, wollte für Österreich keine Entwarnung geben: Wir können uns da nicht ausnehmen. Die Bedrohung durch den islamistischen Terror ist hoch. Als Sofortmaßnahme nach den Brüsseler Anschlägen wurden heute die Sicherheitsvorkehrungen an den Flughäfen verstärkt. Zudem wurde die polizeiliche Präsenz an Bahnhöfen, in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie rund um Gebäude internationaler Organisationen erhöht. Koordiniert werden die Aktivitäten von einem Krisenstab, dem Vertreter von Innen-, Außen-, Verteidigungs- und Infrastrukturministerium angehören. Zudem gibt es noch einen kleineren Krisenstab im Außenamt für konsularische Angelegenheiten. Als Zeichen der Trauer und Solidarität wurden österreichische und EU-Fahnen an Parlament, Hofburg und Kanzleramt bis morgen Abend auf Halbmast gesetzt. Das Wiener Rathaus wurde schwarz beflaggt. Bei aller Bestürzung über die Vorfälle in Brüssel wurde von praktisch allen politischen Repräsentanten betont, dass man dem Terror nicht nachgeben dürfe. Terrorismus und Angriffe auf die Zivilbevölkerung dürfen uns nicht von unserem demokratischen Weg abbringen, meinte etwa Bundespräsident Heinz Fischer. Europa müsse den Terror gemeinsam bekämpfen und seine demokratischen Werte entschlossen verteidigen, unterstrichen in einer gemeinsamen Aussendung Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) zu den heimtückischen Terrorakten. In einer kurzen Erklärung zu den Brüsseler Terroranschlägen hat Faymann Belgien jede erforderliche Unterstützung Österreichs zugesichert. Gerade jetzt werde Europa enger zusammenrücken. Schließlich sei Brüssel auch als Zentrum Europas angegriffen worden. Seine kurze Ansprache leitete Faymann mit dem Satz Heute ist der Tag der Trauer ein. Der Regierungschef kondolierte Familien und Freunden der Opfer und versicherte, auch zukünftig nichts unversucht zu lassen, Attentate zu verhindern. Toleranz, Menschlichkeit, Demokratie und Solidarität würden sich nicht von feigen Taten erschüttern lassen. Europa stehe zusammen, Seite an Seite, so der SPÖ-Chef bei seiner Erklärung im Kanzleramt. Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) sprach von einem erneuten Versuch, Europa zu destabilisieren, zu spalten und seine Bürger zu verunsichern. Kardinal Christoph Schönborn appellierte an die Besonnenheit: Der Hass darf bei uns nicht siegen. Äußerst scharf reagierte die Islamische Glaubensgemeinschaft. Sie wandte sich in einer Aussendung gegen die irren Allmachtsfantasien von islamistischen Terroristen, denen nichts heilig sei: Jeder Allahu akbar-Ruf (Anm.: Gott ist größer), mit dem sie ihre Verbrechen begleiten, ist eine Gotteslästerung. Ein radikales Vorgehen gegen radikale Islamisten forderte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ein. Diese sollten notfalls auch in eigenen Gefängnissen untergebracht werden. Neos-Obmann Matthias Strolz wiederum versicherte, man werde gemeinsam zueinanderstehen – in Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit. Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig betonte: Wir lassen uns die demokratischen Werte in Europa und unsere errungenen Freiheiten nicht von Hass und Terror nehmen. Von Team-Stronach-Klubchef Robert Lugar kam der Appell, dem feigen Terror nicht zu weichen. | 5Inland
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Die Diskussion um das Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Erdoğan hat sich zu einem Politikum entwickelt. Wie beurteilen Sie die Kontroverse?. Die Türkei verlangt eine Strafverfolgung, zudem hat Recep Tayyip Erdoğan mittlerweile auch persönlich Strafantrag gestellt. Jan Böhmermann hatte als Replik auf die Aufregung um einen satirischen Extra 3-Beitrag über den türkischen Präsidenten selbigen in einem Gedicht angegriffen. Aber anders als bei der Reaktion auf den Extra 3 -Beitrag, bei dem die deutsche Bundesregierung die türkische Beschwerde zurückwies, stellt sich das offizielle Deutschland nicht hinter Böhmermann und seine Reime. Mehr noch, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel schaltete sich früh in die Diskussion ein, bezeichnete den Beitrag als bewusst verletzend. In der deutschsprachigen Medienlandschaft ist man sich uneins, was von dem Gedicht zu halten ist. Das Problem ist, dass dieses Gedicht rassistisch ist, heißt es in einem Kommentar auf jetzt.de Es wirke so, als hätte die Redaktion eine Kiste voller Klischees über Kanaken aufgestellt und dann in Reimform gegossen. Dass die Schmähkritik eben nicht Erdoğan treffe, sondern eine Aneinanderreihung von Beschimpfungen sei, mit denen Türken seit Jahrzehnten beleidigt werden würden, ist der Hauptkritikpunkt. Andere wiederum verweisen auf den Kontext: Böhmermann kündigte vor dem Beitrag an, nun ein Beispiel für strafrechtlich relevante Satire zum Besten zu geben. Mit dem Verweis, dass er selbiges natürlich nie tun würde. Böhmermann, so das Fazit des Spiegels, erklärte Satirefreiheit, indem er mit ihr spielte. Im STANDARD-TV-Tagebuch wird argumentiert, dass die Frage, was Satire darf oder nicht, von einem ganz anderen Problem ablenke: Ein Staatsoberhaupt, das es mit Meinungsfreiheit nicht so hat, verlangt von der Regierung eines anderen Landes, gegen diese Form der Kritik vorzugehen. Und wir diskutieren schon wieder, was Satire darf, statt dem einfach nur energisch entgegenzutreten. Nun geht es aber nicht mehr allein darum, ob es sich um eine gelungene Satire handelt oder nicht. Die EU setzt bei der Flüchtlingspolitik auf die Türkei als starken Partner. Durch den Antrag auf Strafverfolgung sind Böhmermanns Zeilen zu einem Politikum geworden. Ungeachtet, ob der Antrag auf Strafverfolgung gebilligt wird oder nicht, ist der Fall Böhmermann ein interessantes Beispiel dafür, wie sich politischer Diskurs und Unterhaltungsindustrie kreuzen. Hätte Jan Böhmermann an die politischen Auswirkungen denken müssen? Geht sein Schmähgedicht trotz des Kontextes zu weit? Oder hat er genau das erreicht, was er wollte: Die Grenzen von Satire aufzuzeigen und eben die politische Dimension dessen, was geduldet wird und was nicht, sichtbar zu machen? (jmy, 11.4.2016) | 6Etat
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Hohe Arbeits- und Energiekosten werden schon lange als Wettbewerbsnachteil ins Treffen geführt, eine neue Studie will das belegen. Wien/Linz – Wenn eine Studie im Auftrag der Industriellenvereinigung (IV) und der Voest erstellt wird, kann das Ergebnis nicht überraschen: Deutschland und Österreich werden als Standort für Industriebetriebe einer solchen Erhebung zufolge immer unattraktiver. Die Arbeits- und Energiekosten in den beiden Ländern zählten weltweit zu den höchsten, so das deutsche Handelsblatt Research Institute. In Deutschland beliefen sich die Arbeitskosten im verarbeitenden Gewerbe 2013 auf 36,20 Euro pro Stunde, in Österreich auf 33,20 Euro. Damit lagen sie deutlich über dem EU-Schnitt von 24,40 Euro und auch über dem Niveau in China, Japan und den USA. Zudem stiegen die Arbeitskosten in den beiden Ländern seit einigen Jahren stärker als die Produktivität. Bei den zu zahlenden Industriestrompreisen liege Deutschland deutlich über Österreich und auch über dem EU-Durchschnitt. Sie waren 2014 auch doppelt so hoch wie in den USA. Schleichende Abwanderung Energieintensive Unternehmen wandern schleichend ab, teilte der heimische Stahlkonzern Voestalpine am Donnerstag unter Verweis auf die genannte Studie mit. Durch die schleichende Verlagerung der Produktion ins Ausland werde der industrielle Kern beider Länder sukzessive aushöhlt, konstatiert Dirk Heilmann vom Handelsblatt Research Institute. Die EU-Klimaschutzpolitik und der Mangel an nicht-akademischen Fachkräften verschärften das schwierige Umfeld für die Industrie noch weiter, so die Voestalpine. In Deutschland habe sich 2014 bereits mehr als die Hälfte der Schulabgänger (52 Prozent) für ein Studium anstelle einer dualen Berufsausbildung entschieden, 1997 war es nur knapp ein Drittel (31 Prozent) gewesen. Erschwerend komme hinzu, dass die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte generell rückläufig sei. Das EU-Ziel, den Industrieanteil am Bruttoinlandsprodukt bis 2020 von 15,1 Prozent (2013) auf 20 Prozent zu steigern, scheine vor diesem Hintergrund in weite Ferne gerückt. In Deutschland und Österreich liegt der industrielle Wertschöpfungsanteil laut Studie mit immerhin 21,8 bzw. 18,3 Prozent am BIP noch weit über dem EU-Durchschnitt. Es bestehe ein enger Zusammenhang zwischen hohem Industrieanteil und niedriger Arbeitslosigkeit. Die deutsche Arbeitslosenrate lag den Angaben zufolge im Juli 2015 bei 4,7 Prozent, die österreichische bei 5,8 Prozent. Der EU-Durchschnitt war mit 9,5 Prozent rund doppelt so hoch. Die Industrie sei auch ein wichtiger Financier von Forschung und Entwicklung in der Privatwirtschaft. | 3Wirtschaft
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Ergebnisse sollen diese Woche veröffentlicht werden. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. | 0Web
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Ein Reaktor von Anlage Sendai auf Kyushu läuft. Tokio – Nach zwei Jahren ohne Atomenergie produziert seit Freitag in Japan erstmals wieder ein Atomreaktor Strom. Die Stromgesellschaft Kyushu Electric Power veröffentlichte Fotos, wie Mitarbeiter des Reaktors Nummer eins der Atomanlage Sendai auf der Insel Kyushu applaudierten, als um 09.00 Uhr (Ortszeit) die Stromproduktion ohne Probleme ansprang. Alle Atomanlagen in Japan waren nach der verheerenden Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011 schrittweise abgeschaltet worden. Die kommerzielle Nutzung des Stroms aus der Anlage auf Kyushu wird allerdings erst im September beginnen. Zunächst soll es eine schrittweise Steigerung der Leistung geben, begleitet von einer Überprüfung der Funktionsweise der Anlage. Der Reaktor Nummer eins von Sendai ist bisher der einzige Reaktor in Japan, der die nach Fukushima verschärften Sicherheitsauflagen erfüllt. Der Reaktor Nummer zwei der Anlage soll bald folgen. Viele Anrainer und Atomkraftgegner sind wegen Erdbeben- und Vulkanrisiken in der Gegend gegen ein Wiederanfahren der Atomanlage. Kyushu ist die drittgrößte Insel Japans. Japan will bis 2030 bis zu 22 Prozent seiner Energie wieder über Atomstrom beziehen. Dass die konservative Regierung zur Nuklearenergie zurückkehrt, hat vor allem wirtschaftliche Gründe: Japan kämpft mit Handelsdefiziten, vor allem wegen der hohen Kosten für fossile Brennstoffe. | 1Panorama
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Bürogebäude werden elektronisch abgesichert – 3-D-Drucker sind Gefahr für Schlüssel. Wien – Bei Schlüsseln und den dazugehörigen Zylindern denkt man zuallererst an Mechanik. Doch seit etwa zehn Jahren ist dabei ein Trend zu elektronischen Schlosssystemen zu beobachten. Die Mechanik hat den Nachteil, dass Berechtigungsvergabe und Protokollierung von Zutritten umständlich oder gar nicht möglich ist, sagt Johann Notbauer, Konzernbereichsleiter Technik bei der Wiener Firma EVVA. Auch ist man nicht so flexibel, wenn etwas passiert. Das in Meidling beheimatete Unternehmen – EVVA steht für Erfindungs-Versuchs-Verwertungs-Anstalt – besteht seit fast hundert Jahren. Immer beschäftigte sich das Familienunternehmen mit Schließsystemen und Verriegelungen. Doch zuletzt kam eine Gefahr für diese mechanischen, im Wesentlichen auf Schlüsseln basierenden Systeme auf: der 3-D-Drucker. Zackenschlüssel sind einfach zu fotografieren und dann mithilfe von 3-D-Druckern nachzumachen, erläutert Johann Notbauer. Der Zug zur Elektronik war also vorgezeichnet, ein Chip wird nicht so leicht nachgemacht. Insbesondere bei großen Unternehmen, bei Bürohäusern, aber auch bei Privatwohnungen gibt es immer mehr elektronische Zutrittssysteme. Die einfachste Lösung ist mit einem Chip. In Zeiten von Smartphones aber wird immer mehr das Handy zum Schlüssel und damit auch gleich zum Firmenausweis. Die Verwaltung von Zutritten wird vereinfacht, erläutert Notbauer. Nicht nur, dass man einem Mitarbeiter, der gekündigt hat, die Zugangsberechtigung elegant entziehen kann. Auch Aufzeichnung und Verwaltung von Zutrittsdaten wird vereinfacht. Diese Art von Schlüssel – EVVA nennt sie AirKey wird auch im Wohnbereich eingesetzt, sagt Notbauer – und zwar deshalb, weil sie praktisch in der Handhabung sind. Denn bei Verlust eines (mechanischen) Schlüssels muss dies umständlich bei der Hausverwaltung gemeldet und ein neuer Schlüssel beantragt werden. Nicht so in der digitalen Welt: Da meldet man einfach den Verlust, und schon tritt eine Sperre in Kraft für den verlorengegangenen Handyschlüssel; die Erstellung eines neuen digitalen Schlüssels ist relativ einfach. Im Privatbereich ist es allerdings unbedingt notwendig, an anderer Stelle einen Ersatzschlüssel in Form von Chip, Schlüsselanhänger oder einer Karte aufzubewahren, weil es sonst bei einem Verlust schwierig wird, in die Wohnung zu gelangen – wie bei einem Schlüsselverlust ja auch. Die Schlüsselhandys müssen NFC-kompatibel sein (NFC steht für Near Field Communication), erläutert man bei EVVA. Die meisten (Android-)Smartphones haben einen solchen NFC-Chip, iPhones auch, allerdings fehlt da noch die Zustimmung von Apple zur sogenannten Fremdnutzung. | 3Wirtschaft
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Furcht und Zittern in der japanischen Wohlstandsgesellschaft. In Ryu Murakamis unerbittlichem Roman "Coin Locker Babys" beginnt die Katastrophe schon mit der Geburt der beiden Protagonisten, die das Prädikat "Antihelden" verdienen. Über den Roman In der Misosuppe von Ryu Murakami steht in einem deutschen Literaturblog zu lesen, er sei ein Panoptikum der japanischen Gesellschaft: laut, schrill und unerbittlich. Diese Aussage gibt in Kürzestform das gängige Klischee wieder, das europäische Massenmedien von dem fernöstlichen Land verbreiten. Das Gegenteil trifft zu: Japan ist ruhig, schrilles Verhalten, schrilles Outfit, schrille Farben werden meist vermieden, im Zusammenleben ist man konformistisch und harmoniesüchtig. Volle Lautstärke hört man nur in Pachinkohallen, dort allerdings wirklich voll. Schrill daher kommen die paar Freizeit-Cosplayer in Shibuya oder Harajuku, auf die sich europäische Kameras richten, und die Komiker in den Fernsehshows. Unerbittlich – nun ja, unerbittlich ist man, wenn es um die Einhaltung von Regeln geht. Mit ein Grund für die hohe Selbstmordrate, denn nicht jeder ist in der Lage, dem Konformitätsdruck standzuhalten. Die Bücher und Filme von Ryu Murakami spiegeln die Gesellschaft nicht wider. Eher malen sie sich und dem Publikum das aus, was in Japan weitgehend fehlt. Sie tun es nicht auf freundliche Weise, sondern – hier ist das Wort angebracht – mit einer gewissen Unerbittlichkeit, vielleicht auch mit einem Quäntchen Bosheit, die notwendig ist, um dem Bedrückenden der sozialen Wirklichkeit etwas entgegenhalten zu können. Was entgegenhalten? Exzessive, aggressive, unverhüllte, exhibitionistische, perverse, destruktive, freiheitsliebende Gesten, Geschichten, Verhaltensweisen. Freundlich ist der andere Murakami, Haruki mit Vornamen, außerhalb Japans viel bekannter als sein Namensvetter – zu Hause sind beide seit Jahrzehnten fixe Größen der Kulturszene. Haruki, 1949 geboren, veröffentlicht Bücher seit 1979, wurde aber erst mit Naokos Lächeln (1987) zum Bestsellerautor. Der drei Jahre jüngere Ryu trat drei Jahre früher als sein Kollege literarisch hervor und erhielt für seinen Erstling Blaue Linien auf transparenter Haut den Akutagawa-Preis. Harukis Genre-Spezialität ist die Fantasy, während Ryu von jeher zum Horrorgenre neigt. Es deutet alles darauf hin, dass sich Haruki beim Schreiben in seine Figuren verliebt; auch die Bösewichter wirken in seinen Büchern meistens sympathisch. Ryu hingegen hat jede Menge abstoßender Typen geschaffen, bis hin zu menschlichen Monstern, die vor keiner Untat zurückschrecken. Dass die Lektüre dann trotzdem immer wieder Einblicke in die ganze Vielfalt der menschlichen Psyche gewährt, ist eines der erstaunlichen Resultate seiner Schreibkunst. Nicht Sympathie stellt sich ein, sondern eher ein Erschrecken über sich selbst oder wenigstens über das, wozu unsereins fähig ist. Die Geschichten Ryu Murakamis inszenieren Sadomaso-Spiele, sie führen uns ins japanische Rotlichtmilieu (das in der Wirklichkeit einen mächtigen, wenngleich relativ gesitteten, Industriezweig darstellt) und in den Medienbetrieb, den der Autor und Regisseur bestens kennt, aber auch, wie der autobiografische Roman 69, in Ryus persönliche Vergangenheit, die durch Politisierung und den Siegeszug der Popkultur mit ihren spezifisch japanischen Ausprägungen – Manga, Animé, heimische Popmusik – geprägt ist. Der jetzt von Ursula Gräfe ins Deutsche übersetzte, in Japan 1980 erschienene Roman Coin Locker Babys kann als sein Hauptwerk gelten. Dieses Buch vereinigt alle Stärken und Charakteristika des Autors (dazu vielleicht auch die eine oder andere Schwäche). Was sich in Coin Locker Babys besonders schön nachvollziehen lässt, ist der Katastrophismus, den Ryu pflegt und in zahllosen Szenen umsetzt. Eine Katastrophe ist schon die Geburt der beiden Protagonisten, die mehr als jedes andere Werk der Weltliteratur das Prädikat Antiheld verdienen. Kiku und Hashi, so heißen sie, sind zwei jugendliche Antisupermänner, die auf nichts als Rache sinnen, selbst dann, wenn sie glauben, Gutes zu tun. Sie wurden 1972 in Yokohama in Bahnhofsschließfächern ausgesetzt, wie viele andere Babys in jenen Jahren und bis heute. Diese grausame Art, sich störender Menschenwesen zu entledigen, scheint eine japanische Spezialität zu sein. Ich erinnere mich an einen Fall vor einigen Jahren, als man in Shinjuku, einem der belebtesten Stadtteile Tokios, in einem Schließfach ein totes Neugeborenes fand, an dem noch ein Stück vom Nabel hing. Kiku und Hashi haben, anders als die meisten ihrer Leidensgenossen, überlebt, aber wirklich überwinden können sie das Trauma bis zum bitteren Ende nicht. Coin Locker Babys ist ein Beispiel dafür, wie Ryu drängende, ihm persönlich nahegehende Probleme und Verhärtungen der Gesellschaft aufgreift, um sie im irrealen Raum der Literatur bis zum Wahnwitz weiterzuspinnen, zu übersteigern und schließlich zur Explosion zu bringen. Er tut das mit einer Art Genüsslichkeit, mit einer schrankenlosen Spiel- und Fabulierfreude, ohne Ungereimtheiten und Unwahrscheinlichkeiten zu meiden. Im Actionfilm ist solches Outrieren ja gang und gäbe, da werden die Extreme ein ums andere Mal überboten. Von jeher empfänglich für die Ästhetik des Genrefilms, hat Ryu Murakami das Literaturgenre des Actionromans erfunden. Allerdings sind seine Bücher eben keine Filme. Hier und da blinken Ironie und Humor auf, und die Katastrophen, die einander auf dem Fuß folgen, erinnern mehr an alte Slapstickfilme, an Komödien, die das Absurde feiern. Als hätte sich Charlie Chaplin in ein Hollywoodstudio verirrt, das gerade einen Actionfilm unter Aufwendung modernster technischer Mittel produziert. Aber nein, so liebenswürdig wie Charlie ist Ryu dann doch nicht. Seine Gesellschaftsdiagnose ist unerbittlich, und allein diese Tatsache verhindert, dass sich seine Bücher in dem Maßstab verkaufen, wie es bei Harukis Produkten der Fall ist. Die Erzählmaschine von Coin Locker Babys läuft in rasantem, unermüdlichem Rhythmus, so gut wie ohne Pausen. Dabei kommt es notgedrungen zu Unwahrscheinlichkeiten und Ungereimtheiten – würde man sagen, wollte man realistische Ansprüche an den Roman stellen. Das sollte man nicht tun, denn Giftghettos mit einer halb subkulturellen, halb kriminellen Fauna hat es in Tokio nie gegeben. Ryus Stadt in der Stadt erinnert eher an die Hure Babylon, wie sie Fassbinder in seiner Interpretation von Berlin Alexanderplatz zeigte. Die Ungereimtheiten und Unwahrscheinlichkeiten werden austariert durch die Sorge des Autors um Stimmigkeit im Detail. Denn für sich genommen sind alle Episoden genau recherchiert, Ryus Wissen auf technischen, sportlichen, biologischen, toxologischen und anderen Fachgebieten ist geradezu stupend. So entstehen in einem fort Realitätseffekte, die aus dem rasenden Infrarealismus, den man beim Lesen genießen kann, hervorzüngeln und uns immer wieder vor die Frage stellen, in welcher Welt wir eigentlich leben, auch heute noch. In Japan wurde die Antibabypille nach endlosen Bedenken und Diskussionen erst 1999 gesetzlich erlaubt, sie ist bis heute in diesem Land nicht sehr verbreitet. Lieber treibt man ab, jährlich etwa 300.000 Föten – ein Gemetzel! Dem Vernehmen nach hat sich in früheren Jahren die Lobby der Abtreibungsdoktoren gegen die Einführung der Pille gewehrt. Ein Roman wie Coin Locker Babys ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Und was das Giftghetto betrifft, das in Ryus Fiktion durch die Verseuchung eines Stadtteils mit Chlor entstanden ist, so wird man heute unweigerlich an Fukushima denken. 1995 wurde die japanische Gesellschaft durch den Giftgasanschlag einer religiösen Sekte in der U-Bahn von Tokio geschockt. Haruki Murakami schrieb damals eine zweibändige Dokumentation auf der Grundlage von Interviews mit Opfern, aber auch mit Sektenangehörigen, und noch sein Roman 1Q84 zeigt, wie tief die Spuren sind, die jenes Ereignis im Bewusstsein des Autors hinterlassen hat. In Kenzaburo Oes Roman Chugaeri, 1999 erschienen, aber schon vor 1995 begonnen, gibt es Parallelen zum Giftgasanschlag, und noch in seinem bisher letzten Roman Sayonara, meine Bücher lässt Oe zwei alte Herren darüber räsonieren, wie man Tokio am besten zerstören könnte. Weshalb dieses Fasziniertsein namhafter Autoren dieses scheinbar so friedlichen Landes von der totalen Destruktion? Coin Locker Babys ist im Grunde genommen eine literarische Fantasie von der Zerstörung der Megastadt, ausgehend von der realistischen Feststellung des menschenfeindlichen Alltagslebens, das sie hervorgebracht hat. In Ryus Roman Das Casting findet sich der schlichte, aber treffende Kommentar: Die Japaner haben sich ordentlich ins Zeug gelegt. Aber wozu? Um reich zu werden? Von wahrem Reichtum ist nicht viel zu merken. Die Leute haben nicht genug Wohnraum, die Landschaft ist verschandelt, wohin man auch blickt, die Züge sind morgens immer noch so vollgestopft mit Menschen, wie man es Tieren beim Transport nicht antun würde, aus Angst, sie könnten krepieren. Zwei- oder dreimal taucht in Coin Locker Babys die Fantasie auf, unser ganzes Leben könnte sich in einem Schließfach abspielen. | 8Kultur
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Firmensprecherin: "Dieses Thema ist ein Hoax und frei erfunden". Das Gerücht hält sich hartnäckig. Der teilstaatliche Mobilfunker A1 soll Flüchtlingen kostenlos Handys und Sim-Karten spendieren. Sogar iPhones und ein Gesprächsguthaben über 700 Euro sollen sie bekommen. Trotz zahlreicher klärender Stellungnahmen und Artikel taucht die Geschichte immer wieder neu im Netz auf. Sogar eine parlamentarischer Anfrage hat sich des Themas angenommen. Dieses Thema ist ein Internet-Hoax und frei erfunden. Wir verteilen keine Gratis-Smartphones oder SIM Karten an Flüchtlinge, sagt A1-Sprecherin Dandrea-Böhm Livia zum WebStandard. Tatsächlich treiben die Handys von Flüchtlingen Menschen um. Warum soll man jemanden helfen, der ein teures Smartphone besitzt? Diese Frage wird nicht nur von ausgewiesen Hetzern im Netz regelmäßig gestellt. Dabei wird übersehen, dass Handys wichtige Begleiter von Flüchtlingen sind und Smartphones im arabischen Raum teilweise wesentlich billiger sind, als in Österreich. Damit ruft man die Daheimgebliebenen über Wlan und Skype an oder kontaktiert einen Freund via WhatsApp, wenn man ihn auf dem Weg verliert. In Österreich werden tatsächlich Sim-Karten an Flüchtlinge verteilt. Etwa von Hilfsorganisationen, wie der Caritas, die gespendete Sim-Karten weitergeben. Auch rüsten Mobilfunker und NGOs Unterkünfte mit Wlan aus, damit Flüchtlinge das Internet nutzen können. Firmen, wie Uber, haben auch gebrauchte Smartphones gesammelt und sie Flüchtlingen gegeben. Hilfsbedürftigen Menschen in Österreich, konkret Personen, die keine GIS-Gebühr bezahlen müssen, bekommen einen Telefon-Zuschuss in der Höhe von 10 Euro. Flüchtlinge bekommen diesen Zuschuss nicht. (sum, 20.3. 2016) | 0Web
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Andreas Khol soll für die ÖVP ins Rennen um die Hofburg gehen. Der Chef des Seniorenbunds soll am Sonntag als Kandidat präsentiert werden. Eine Überraschung, mit der auch in der Partei kaum jemand gerechnet hat.. Wien – Offizielle Nominierung gibt es dafür noch keine, aber am Freitagnachmittag machte ein Gerücht die Runde, das auch hochrangige ÖVP-Mitglieder bestätigten: Andreas Khol, ehemaliger Nationalratspräsident und nunmehriger Chef des ÖVP-Seniorenbundes, soll nach der Absage von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll in die Bresche springen. Khol soll am Sonntag von der Parteispitze als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten präsentiert werden. Khol selbst wollte dem STANDARD ein Antreten noch nicht bestätigen und gab sich in Bezug auf seine eigenen Ambitionen wortkarg: Ich sag gar nix – bis nach dem Parteivorstand. Khol hatte vor ein paar Tagen noch dem niederösterreichischen Landeshauptmann Rosen gestreut und erklärt, dass die Partei Pröll zu Füßen liegt, wenn er es macht. Aber Pröll macht es nicht, wie Obmann Reinhold Mitterlehner am Donnerstagabend bekanntgab. Mitterlehner erklärte auch, dass er darüber seit Weihnachten Bescheid wisse und so Gelegenheit und Zeit genug gehabt habe, einen anderen Kandidaten zu finden. Der soll nun Andreas Khol heißen. Der 74-Jährige war von 2002 bis 2006 Präsident des Nationalrates, seit 2005 ist der Tiroler Obmann des ÖVP-Seniorenbundes, er ist in dieser Funktion auch Mitglied des Parteivorstands. Die Nominierung von Khol dürfte für viele in der ÖVP eine Überraschung darstellen, zuletzt waren viele Namen genannt worden, nicht aber der von Khol. Im Gespräch waren etwa der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler und der ehemalige Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad, der derzeit die Regierung als Flüchtlingskoordinator berät. Halbert vom Stuhl gefallen Die Absage von Pröll hatte die Parteigranden überrascht, gibt ein schwarzer Grande zu. Und zwar dermaßen, dass einige von uns bei der ZiB 2 halbert vom Stuhl gefallen sind, erzählt ein anderer aus der Partei. Ex-Raiffeisen-General Christian Konrad hat das Ereignis beim berüchtigten Sauschädlessen mitverfolgt. Auch dort, berichtet er dem STANDARD: viele verdutzte Gesichter. Pröll hatte seine Lebensplanung als Begründung genommen, im Grunde war er immer bei dieser Darstellung geblieben, wie er am Freitag auch im Gespräch mit dem STANDARD klarstellte. Mitterlehner beteuerte, er habe nach Prölls Absage den besten Kandidaten gefunden und werde ebendiesen am Sonntag dem Vorstand vorschlagen. Sehr lange blieb Mitterlehners Personalwahl allerdings nicht geheim, auch wenn es am Freitag keine Bestätigung von offizieller Seite dafür gab. Und Khol selbst schwieg. Absagereigen Zuvor hatte es reihenweise Absagen gegeben. Zuerst Konrad (ehrenvoll, aber Humbug). Dann Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer. Nach ihm winkten der frühere EU-Kommissar Franz Fischler und Othmar Karas, ÖVP-Delegationschef im EU-Parlament, ab. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, selbst als Kandidat gehandelt, sagte auf die Frage des STANDARD, ob die zweite Wahl nun auf ihn gefallen sei: Ich werde mich vor dem Parteivorstand in keiner Weise äußern. Am Sonntag wird der Parteiobmann seine Überlegungen dazu mitteilen. Die dürften allerdings keine Überraschung mehr sein. | 5Inland
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Pfuhlschnepfen brauchen auf ihren langen Flügen Rastplätze, die allerdings vermehrt schwinden. Wellington/Wien – Pfuhlschnepfen sind Meisterflieger. Wenn die Zugvögel von Alaska zum Überwintern nach Neuseeland starten, fliegen sie 11.500 Kilometer nonstop, acht Tage und acht Nächte durch. Rund 90.000 kommen jeden September meist ziemlich fertig an den Küsten an, sagt Keith Woodley. Er leitet das Pukorokoro Miranda Shorebird Centre bei Miranda auf der Nordinsel. Jedes Jahr seien es weniger, sagt er kurz vor dem Welttag der Zugvögel am 10. Mai. Er kämpft um die Flugweltmeister, von denen einige auch im mitteleuropäischen Wattenmeer überwintern. Die bis zu 40 Zentimeter großen Vögel mit dem langen Schnabel haben für Neuseeländer eine besondere Bedeutung: Nach Überlieferung der Maori-Ureinwohner kamen ihre Vorfahren von anderen pazifischen Inseln nur nach Neuseeland, weil sie dem Flug der Pfuhlschnepfen folgten. Woodley beobachtet die leuchtend rostroten Männchen und die etwas blasseren Weibchen, wenn sie in Miranda ein beispielloses Fress- und Fitnessprogramm absolvieren. Ein Weibchen verdoppelt ihr Gewicht auf 660 Gramm, sagt er. Dann müssen sie ihre Beinmuskulatur trainieren, um nicht umzufallen, und ihre Flugmuskulatur, um mit diesem Gewicht überhaupt abheben zu können. Beim Menschen entspräche das einer Fressorgie bis zur Fettleibigkeit und einem anschließenden doppelten Marathon. Um gut genährt wieder im teils noch winterlichen Alaska zur Brutsaison anzukommen, fliegen die Tiere Woodley zufolge auf dem Rückweg ein bisschen auf Sparflamme: mit Rast im Watt an der chinesischen Küste, um aufzutanken. Anders als Seevögel können sie auf Wasser nicht landen, sie brauchen das Watt. Und das schwindet, wie Woodley bei zahlreichen Reisen mit Schrecken festgestellt hat. An der Küste werden Wattstreifen trockengelegt, die Behörden wollen Land gewinnen, um die Industrialisierung voranzutreiben. Dort sei ein Drittel der Rastplätze verschwunden. Für die Pfuhlschnepfen sei das fatal. Wir gehen davon aus, dass der Verlust dieser Rastplätze der Hauptgrund dafür ist, dass die Population schrumpft. 2015 setzte die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Vögel auf die Liste der bedrohten Tiere, wie auch den kleineren Knuttstrandläufer, auch aus der Familie der Schnepfenvögel, der im Winter aus Sibirien nach Neuseeland kommt. Woodley hat im März endlich einen entscheidenden Durchbruch geschafft: Nach jahrelangem Einsatz unterzeichnete das neuseeländische Umweltschutzministerium mit der chinesischen Forstbehörde ein Abkommen über den Schutz von zumindest zwei Rastplätzen – das Yalu-Jiang-Naturreservat in Liaoning im Nordosten Chinas und das Watt von Bohai Bay bei Luannan in der Provinz Hebei. In dem Reservat pausieren rund 70 Prozent der Pfuhlschnepfen aus Neuseeland. Das Problem ist, dass zum einen jedes Land nur auf sein eigenes Territorium schaut und dass zum anderen die Stationen eines solchen Flugkorridors ja nicht das ganze Jahr genutzt werden, sagt Bruce McKinlay vom Umweltschutzministerium. Die Pfuhlschnepfen können aber nur überleben, wenn alle drei Lebensräume in Alaska, China und Neuseeland intakt sind, sagt Woodley. An der Intelligenz der Vögel dürfte es nicht scheitern: In der Fachzeitschrift Scientific Reports schrieben Wissenschafter gerade, dass Zugvögel mit längeren Reiserouten cleverer seien als andere. Sie hatten bei Zugvögeln in Afrika in den Gehirnregionen, die Navigation und räumliche Orientierung steuern, mehr neue Neuronen nachgewiesen als bei Vögeln mit kurzen Flugrouten. | 7Wissenschaft
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"The Intercept" berichtet über Beteiligung des US-Amerikaners Erik Prince an österreichischer Firma. Der Gründer und einstige Chef der berüchtigten Söldnerfirma Blackwater, Erik Prince, habe mithilfe einer österreichischen Firma eine private Luftstreitkraft aufgebaut. Das berichtet das Portal The Intercept, das seine Recherchen vorab dem STANDARD zur Verfügung gestellt hat. Prince soll mit der Firma Airborne in Wiener Neustadt zusammengearbeitet haben, um zwei Thrush-510-Agrarflugzeuge zu voll ausgerüsteten Kampfflugzeugen umzubauen. Airborne bewirbt die modifizierten Flugzeuge, die eigentlich zur Schädlingsbekämpfung gedacht sind, auf seiner Website. Über eine Anwaltskanzlei erklärte Airborne gegenüber The Intercept, dass das Unternehmen allen relevanten und anwendbaren Exportbeschränkungen und Regulierungen Folge geleistet hat. In einer Stellungnahme gegenüber DER STANDARD hält Airborne Technologies am Montag fest, niemals gegen österreichische oder andere Gesetze verstoßen zu haben. Der Artikel von The Intercept enthalte eine Vielzahl an Unwahrheiten und falschen Informationen, man werde sich um eine Richtigstellung bemühen. Die für Prince umgebauten Prototypen waren schlussendlich in der Lage, Ziele auszuspionieren, sie mit Gewehrfeuer zu attackieren oder zu bombardieren. In Wiener Neustadt sollen zwei Prototypen erschaffen worden sein, die Prince laut internen Dokumenten, die The Intercept vorliegen, in den Südsudan verkaufen wollte. Mit der massenhaften Etablierung derartiger Umbauten würde die moderne Kriegsführung verändert werden, da diese kleinen Flugzeuge relativ billig modifiziert werden können. Prince war durch zahlreiche Skandale rund um Blackwater in das Scheinwerferlicht geraten. Das Unternehmen war ein militärischer Dienstleister, der unter anderem die US-Truppen im Irak unterstützte. Wie Wikileaks enthüllte, sollen Blackwater-Söldner an der Erschießung von zehn Zivilisten beteiligt gewesen sein. Prince verkaufte 2010 seine Anteile, 2014 gründete er gemeinsam mit der chinesischen Investmentfirma Citic Group ein neues Unternehmen namens Frontier Services Group. Als Operation innerhalb dieses Konzerns plante er die Umrüstung von Agrarflugzeugen auf einsatzfähige Kampfflugzeuge. Prince suchte sich als Partner Airborne Technologies in Wiener Neustadt aus, an der er über seinen persönlichen Anwalt seit Februar 2013 25 Prozent der Anteile hält. Prince hatte zuvor Zeit im Burgenland verbracht, war zeitweise in Neusiedl am See gemeldet und soll dort sogar Baugrund gesucht haben. Eine Nachfrage des STANDARD, ob Prince noch immer in Neusiedl gemeldet ist, blieb vorerst unbeantwortet. An Airborne ist mit 51,43 Prozent auch ein Konsortium rund um den ehemaligen Finanzminister Andreas Staribacher (SPÖ) beteiligt. Ebenso ist über die Athena Wien Beteiligungen AG die Wirtschaftsagentur Wien beteiligt. Airbornes Hangar befindet sich in Wiener Neustadt, das Unternehmen bietet Überwachungslösungen durch Flugobjekte an. Kunden sind beispielsweise die deutsche und die britische Polizei, die Flugzeuge mit Überwachungsausrüstung erworben haben. Allerdings soll Prince laut The Intercept das Management von Airborne davon überzeugt haben, die Thrush-Agrarflugzeuge zu paramilitärischen Flugzeugen umzurüsten. Die Idee ist nicht neu: Die CIA selbst soll im Auftrag der US-Regierung Agrarflugzeuge ummodelliert haben. Auch Prince hatte zuvor mit solchen Modellen zu tun. Um Exportbeschränkungen zu umgehen, sollten die umgebauten Modelle in einem weiteren Schritt über Bulgarien verkauft werden. Interne Korrespondenzen belegen laut The Intercept, dass Airborne eine Firma namens Lasa aufgesetzt haben soll, über die der Export erfolgen würde. Bulgarische Dokumente zeigen, dass ein Geschäftsmann namens Zachary Botchev dieses Unternehmen leiten sollte. Er soll laut The Intercept an Airborne beteiligt gewesen sein. Botchev wird in den USA per Haftbefehl gesucht. Er gibt auf der Website einer neuen Firma an, die größte Fluglinie des Balkans und einen Keramikziegelproduzenten gegründet zu haben. Mit den in Wiener Neustadt ab Juli 2014 vorgenommenen Änderungen an den Thrush-Agrarflugzeugen sollen neben Überwachungsausrüstung eine Panzerung, kugelsicheres Glas und weitere Schutzvorrichtungen installiert worden sein. Außerdem seien Vorrichtungen für den Einbau von Maschinenkanonen eingebaut worden, was Airborne-Mitarbeiter skeptisch gemacht habe, weil sie befürchteten, dadurch wider österreichische Gesetze zu handeln. Laut internen Dokumenten, die The Intercept zitiert, wurde den Airborne-Mitarbeitern aufgetragen, Codewörter für eingebaute Komponenten zu verwenden, Prince selbst wurde als Echo Papa bezeichnet. Im Oktober 2014 soll eine der Thrush, die mit rund 680 Kilogramm zusätzlicher Ausrüstung modifiziert worden war, einen 30-minütigen Testflug in Österreich absolviert haben. Diesen bezeichnete ein Mitarbeiter der Firma gegenüber The Intercept als Katastrophe. Als die Firma später Besuch von Prince höchstpersönlich erhielt, habe dem mittlerweile ehemaligen Mitarbeiter gedämmert, was sein Unternehmen eigentlich plante. Nun hat er als Whistleblower interne Dokumente an The Intercept geliefert. Prince soll versucht haben, die modifizierte Thrush an den Südsudan zu verkaufen, der damit gegen Rebellen vorgehen wollte. Zum Einsatz kam sie nie, wenngleich Airborn laut The Intercept bereits verschiedene Konfigurationen für die Thrush plante – diese trugen den Titel mixed attack, ISR und bomb. Inzwischen kam es innerhalb von Princes Unternehmen FSG zu Streitereien um dessen Pläne für den Aufbau privater Luftstreitkräfte. Große Teile der Führungsmannschaft waren von Prince offenbar nicht eingeweiht worden. Sie befürchteten, dass Prince auch gegen US-Gesetze verstoßen könnte, sollte er die Thrush an ausländische Regierungen verkaufen. Deshalb kam es in den vergangenen Monaten intern zu einem Showdown, der mit der Einstellung der Thrush-Experimente geendet habe. Die US-Regierung hat eine Untersuchung des Konzerns FSG eingeleitet. Dennoch wurden die modifizierten Agrarflugzeuge noch diesen Februar auf einer Rüstungsmesse in Singapur präsentiert. Der grüne Nationalratsabgeordnete Peter Pilz kündigt eine Untersuchung zu den Machenschaften von Erik Prince in Österreich an. Österreich ist viel mehr Zielscheibe für den Waffenhandel, als die Politik es wahrhaben will, sagt Pilz zum STANDARD. Er moniert, dass der berüchtigtste Söldner der Welt eine Waffenproduktion für Bürgerkriegsgebiete aufziehen könne, während der Verfassungsschutz laut Pilz nichts weiß oder so tut, als wisse er nichts. Pilz wird die Dokumente, die er parallel zu The Intercept erhalten hat, nun der Staatsanwaltschaft übergeben. Er kündigt eine genaue Untersuchung der politischen Hintergründe an. | 3Wirtschaft
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Erste Verhandlungsrunde zur Vorbereitung des Pensionsgipfels am 29. Februar. Wien – Am Freitag hat die erste politische Verhandlungsrunde zur Vorbereitung des Pensionsgipfels am 29. Februar stattgefunden. Medial wollen SPÖ und ÖVP einander nun keine Vorschläge mehr ausrichten. Sachlich sei das Gespräch gewesen, hieß es nach der Sitzung lediglich. Eine frühere ÖVP-Forderung hat die SPÖ jedenfalls schon erfolgreich abgewehrt. Das Frauenpensionsalter wird nicht vorzeitig angehoben, wie ÖVP-Sozialsprecher August Wöginger in der Presse erklärte. Im Büro von Sozialminister Alois Stöger – er verhandelt mit dem scheidenden Direktor der Arbeiterkammer, Werner Muhm, auf SPÖ-Seite – zeigte man sich darüber erfreut: Das wäre mit uns nicht gegangen. Wenig Bewegung Vom Tisch ist auch der Vorschlag von Finanzminister Hans Jörg Schelling – er verhandelt neben Wöginger für die ÖVP –, die Gutschriften auf den Pensionskonten weniger stark aufzuwerten. Änderungen wird es voraussichtlich bei der Invaliditätspension geben. Wie berichtet sind sich hier die Sozialpartner bereits weitgehend einig. Die Zusammenarbeit von Pensionsversicherung, Krankenkassen und AMS soll intensiviert, die berufliche Rehabilitation ausgebaut werden. Bei behaupteten psychischen Krankheiten soll genauer geprüft werden. Darüber hinaus vertritt die SPÖ aber den Standpunkt, dass keine größeren Reformen nötig sind, weil man die im Regierungsprogramm vereinbarten Ziele zur Steigerung des faktischen Pensionsantrittsalters bereits erreicht habe und auch die mittel- und langfristigen Kostenprognosen stabil seien. Budgetdienst relativiert Die im Vorjahr überraschend niedrigen Zuschüsse des Staates zu den Pensionen (10,17 Milliarden, 228 Millionen weniger als 2014) relativiert der Budgetdienst des Parlaments. Wegen einer Verbuchungsänderung seien die Zahlen mit 2014 nicht wirklich vergleichbar. Berücksichtige man das, sei man 2015 nur 84 Millionen Euro unter dem Wert des Jahres 2014 gelegen. Beim Thema Sonderpensionen wehrt sich ÖBB-Chef Christian Kern gegen immer wiederkehrende ÖVP-Vorwürfe. 2015 seien nur 443 von 42.000 Mitarbeitern in den Ruhestand versetzt worden. Das sei der niedrigste Wert seit 15 Jahren. | 5Inland
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Diese Kolumne schmeckt am besten mit Sauce tartare. Man muss nicht immer einen Besen fressen. Kollege Dana Milbank von der Washington Post hat vor sechs Monaten versprochen, er werde seine Kolumne essen, wenn der narrische Baumeister Donald Trump zum Präsidentschaftskandidaten der US-Republikaner gekürt wird (Trump will lose, or I will eat this column). Damals war Milbank überzeugt: Die Amerikaner sind besser als Trump. Nun, vielleicht hat er sich getäuscht. Offizieller Kandidat ist Trump zwar noch nicht, aber die Chancen, dass er es werden könnte, sind inzwischen so gut, dass Milbank die Leser seines Blattes schon einmal vorsorglich um Vorschläge bittet, wie sich der 42 Zentimeter lange Streifen toxischen Zeitungspapiers, auf dem seine Kolumne abgedruckt wird, zubereiten ließe. Ein paar Rezepte aus aller Welt sind bereits eingegangen, etwa die Knusprigen Knödel aus China (Zeitungsartikel mit Schweinefleisch, Zitronengras und Gewürzen zu einer Knödelfülle verarbeiten) oder mexikanische Zeitungstacos (Innenseite der Tacos mit Zeitungspapier auslegen). Der Krisenkolumnist steht nicht an, Kollege Milbank ein klassisches österreichisches Zeitungsrezept (Kolumne gebacken nach Wiener Art) zu verraten: Die Kolumne ausschneiden, in Mehl, Ei und Bröseln wälzen und in heißem Schweinefett herausbacken. Mit reichlich (!) Sauce tartare servieren. Abgesehen vom Kulinarischen hat die Idee von Dana Milbank auch sonst Charme: Zeitungsleute, die für den Wahrheitsgehalt ihrer Vorhersagen einstehen, indem sie sich bei Fehlprognosen zum Strafverzehr von Zeitungspapier verpflichten, stärken die Leser-Blatt-Bindung und wirken dem Vorwurf der Lügenpresse entgegen. Der Krisenkolumnist verbindet daher seine heutige Prophezeiung (Die Österreicher wählen Richie Lugner nicht zum Bundespräsidenten) mit dem Versprechen, dass er eine gesamte Samstagsauflage des Standard mit Butz und Stingl aufisst, falls Lugner doch gewählt werden sollte. Kleine Schlussanmerkung: Printjournalisten tun sich mit dem Papierschluck-Versprechen natürlich leicht. Online-Kollegen sollten sich stattdessen vielleicht verpflichten, dass sie eine Computermaus verspachteln, bei TV-Journalisten täte es das Versprechen: ... dann fress ich die Live-Kamera vor mir. Hauptsache ist jedenfalls, es nützt der Glaubwürdigkeit. | 8Kultur
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Aktuell sind gleichgeschlechtliche Ehen nur in der Hauptstadt und in drei Bundesstaaten erlaubt – Kritik der Kirche. Mexiko-Stadt – Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto hat sich für eine landesweite Einführung der Homo-Ehe ausgesprochen. Er werde einen entsprechenden Antrag auf Verfassungsänderung in den Kongress einbringen, sagte der Staatschef am Dienstag bei einer Veranstaltung anlässlich des Internationalen Tages gegen Homophobie. Während Aktivisten und Vertreter der Uno den Schritt begrüßten, wurde er von der katholischen Kirche scharf kritisiert. Der mexikanische Staat müsse jedwede Diskriminierung verhindern und gleiche Rechte für alle sicherstellen, sagte der Präsident nach einem Treffen mit Kämpfern für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LGBT). Dazu gehöre auch das Recht, ohne Diskriminierung zu heiraten, betonte der Staatschef, der am Dienstag passend zum Tag gegen Homophobie seine Fotos in den sozialen Netzwerken mit Regenbogenfarben schmückte. Firmé iniciativas de reforma para impulsar que el #MatrimonioIgualitario quede plasmado en la Constitución y en el Código Civil Federal. Die gleichgeschlechtliche Ehe ist bereits seit 2009 in der Hauptstadt Mexiko-Stadt erlaubt. Drei der 31 mexikanischen Teilstaaten zogen nach, ein vierter hat die Homo-Ehe beschlossen, dort ist sie aber noch nicht in Kraft. Pena Nieto orientierte sich nun an einem Urteil des Obersten Gerichtshofs Mexikos. Dieser hatte im vergangenen Jahr entschieden, dass die Teilstaaten gleichgeschlechtliche Ehen nicht verbieten dürften. Für die nötige Verfassungsänderung zur landesweiten Einführung der Homo-Ehe ist eine Zweidrittelmehrheit im Kongress nötig. Anschließend müssen die Bundesstaaten der Änderung zustimmen, bevor sie mit der Unterschrift des Präsidenten in Kraft gesetzt werden kann. In Lateinamerika war Argentinien 2010 der erste Staat, der landesweit die Homo-Ehe einführte. Auch in Kolumbien, Uruguay und Brasilien ist sie legalisiert. Die römisch-katholische Kirche in Mexiko äußerte ihr Bedauern über den Schritt des Präsidenten. Diese Initiative sei unnötig, sagte der Sprecher der Erzdiözese Mexiko, Hugo Valderama, der Nachrichtenagentur AFP. Es scheint, dass der Präsident der internationalen Agenda dieser Homosexuellen-Lobbys gehorcht, sagte er. Stattdessen solle sich Pena Nieto besser um die Wirtschaft und die Bekämpfung der Drogenkriminalität kümmern. Die mexikanische Abteilung des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte begrüßte dagegen die Initiative des Präsidenten. Sie forderte das Parlament in einer Erklärung auf, die Verfassungsänderung zu verabschieden. Auch ein LGBT-Aktivist zeigte sich grundsätzlich zufrieden, betonte aber, dass eine Ankündigung des Präsidenten nicht genug sei. Wir brauchen Reformen, sagte der Anwalt einer Initiative für gleichgeschlechtliche Ehen, Alex Ali Mendez. Bisher seien die Behörden zu zögerlich. Rund 500 Schwule und Lesben demonstrierten am Internationalen Tag gegen Homophobie in der Hauptstadt für mehr Rechte. Sie versammelten sich vor dem Museum für Schöne Künste in Mexiko-Stadt. | 1Panorama
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Die Situation am heimischen Arbeitsmarkt ist zwar weiterhin angespannt, es gibt aber ein deutliches Plus bei den offenen Stellen. Wien – Die angespannte Lage am heimischen Arbeitsmarkt hat sich im Juli zumindest nicht weiter verschlechtert. An der Job-Front gibt es sogar vorsichtig positive Zeichen: Die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen ist gegenüber dem Vorjahr um 16,4 Prozent gestiegen. Im starken Plus sei die leichte Konjunkturerholung erstmals sichtbar, so AMS-Vorstand Johannes Kopf. Zwischen April und Juni hat die heimische Wirtschaftsleistung etwas an Schwung gewonnen. Auf eine freie Stelle – im Juli gab es 31.000 – kommen aber weiterhin zwölf Arbeitslose. Zählt man Personen in Schulung dazu, waren mit Ende Juli 376.000 Menschen beim AMS als arbeitslos gemeldet: 25.000 mehr als noch im Juli des Vorjahrs. Im ersten Halbjahr des heurigen Jahres hat sich die Situation wieder deutlich verschlechtert. Der aussagekräftigste Indikator – die um saisonale Schwankungen bereinigte Arbeitslosenrate inklusive Schulungsteilnehmer – ist von 10,3 Prozent auf 10,7 Prozent gestiegen. Im Juli ist die Rate gleich geblieben. Bei den Zahlen handelt es sich um Berechnungen des Wifo, die im Nachhinein noch angepasst werden können. Das Wirtschaftsforschungsinstitut rechnet mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit bis 2017, das AMS bis 2018. Ökonomen rechnen aber selbst dann mit keinem raschen Rückgang. Das liegt auch an der hohen Migration, im Vorjahr sind 72.000 Menschen mehr nach Österreich zugewandert als ausgewandert, in den Jahren davor waren es noch deutlich weniger. Das Angebot an Arbeitskräften steigt also stark, im Juli suchten im Vergleich zum Vorjahr 1,7 Prozent mehr Menschen einen Job. Die Zahl der Jobs wächst in Österreich zwar ebenso, um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber zu langsam, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Besonders stark ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr bei Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft gestiegen, nämlich um 17 Prozent. Im Vergleich zum Juli 2014 ist die Zahl der arbeitslosen Inländer um 4,1 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der arbeitslosen Akademiker ist im Vergleich zum Vorjahr massiv gestiegen, um 14,5 Prozent. Bei Personen mit maximal einem Pflichtschulabschluss ist die Zahl der Arbeitslosen hingegen nur um 6,3 Prozent gestiegen. Am stärksten steigt die Zahl der Arbeitslosen (inklusive Schulungsteilnehmer) in Wien, sie ist im Juli um 11,2 Prozent höher als im Vorjahr. In Vorarlberg ist sie hingegen nur um ein Prozent gestiegen. Was die Branchen betrifft ist der Bau derzeit am stärksten betroffen, hier gibt es im Juli 7,2 Prozent mehr Arbeitslose als noch ein Jahr zuvor. Danach kommt das Gesundheits- und Sozialwesen (plus 6,1 Prozent) und die Gastronomie (plus 5,4 Prozent). | 3Wirtschaft
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Den ÖFB-Verteidiger zieht es nach England. Er erhält beim Premier-League-Aufsteiger Watford einen Vertrag bis 2020. London/Wien - Fußball-Teamspieler Sebastian Prödl spielt künftig für den englischen Premier-League-Aufsteiger Watford. Der 27-jährige Innenverteidiger unterschrieb beim Club aus dem Großraum London am Montag einen Fünfjahresvertrag. Der Steirer wechselt nach sieben Jahren bei Werder Bremen ablösefrei zu den Hornissen. Es macht mich sehr stolz, euch mitteilen zu können, dass ich in Zukunft ein Hornet bin. Ich habe beim Londoner Klub Watford FC einen Vertrag bis 2020 unterschrieben und freue mich auf die großen Herausforderungen und hoffentlich viel Erfolg in der Premier League, schrieb der 49-fache Teamspieler am Montagabend auf seiner Facebook-Seite. Prödl war 2008 nach der Heim-EM von Sturm Graz nach Bremen gewechselt. Im Jahr 2009 feierte er dort mit dem Cupsieg und dem Einzug ins UEFA-Cup-Finale die größten Erfolge. In der Vorsaison schaffte er mit Werder nur mit Mühe den Klassenerhalt, heuer kam er mit dem Ex-Meister nicht über Platz zehn hinaus. Sein neuer Arbeitgeber gab bei der Bekanntgabe der Verpflichtung des Steirers an, man habe sich im Werben um Prödl gegen mehrere Ligakonkurrenten behauptet. Der groß gewachsene Abwehrspieler war zuletzt auch mit Besiktas Istanbul in der Verbindung gebracht worden. Watford, das seine Spiele im 20.000 Zuschauer fassenden Stadion an der Vicarage Road austrägt, steht seit 2012 im Besitz einer italienischen Unternehmerfamilie. Davor war der englische Popstar Elton John lange Jahre (Mit-)Eigentümer und Vereinspräsident. In der heurigen Saison hatte Watford eine Runde vor Schluss die Rückkehr in die Premier League fixiert, aus der man zuletzt 2007 nach nur einer Saison abgestiegen war. Prödl ist vier Tage nach Ex-Köln-Profi Kevin Wimmer (Tottenham) der nächste ÖFB-Abwehrspieler, der in die Premier League wechselt. Neben dem Innenverteidiger-Duo stehen derzeit auch Marko Arnautovic (Stoke City) und Andreas Weimann (Aston Villa) in der englischen Topliga unter Vertrag. (APA 1.6.2015) | 4Sport
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Die Bilanz der am Sonntag in St. Moritz endenden Saison fällt für Österreich durchwachsen aus. Hinter Marcel Hirscher klafft eine Lücke. Vor allem die Abfahrer enttäuschten. Sportchef Hans Pum kündigt Änderungen an. St. Moritz / Wien – Noch ist die Saison nicht vorbei. Noch kann die Saison eine ziemlich erfolgreiche werden. Acht Einzelrennen stehen noch aus, und also sind noch acht Siege möglich. Theoretisch. Praktisch ist das nicht wahrscheinlich. In bisher 75 Rennen holte das ÖSV-Skiteam elf Siege. Das klingt gar nicht übel. Aber Österreich, trotz EM-Fußballteam, trotz Dominic Tennisthiem, war eine Skination, ist eine Skination. Und also fällt das Après-Ski zum Saisonende etwas nüchtern aus. Auch weil es Norwegen auf 19 Siege brachte, die USA auf 14. ÖSV-Sportdirektor Hans Pum sagt: Wir wussten, dass es eine schwierige Saison wird. Freilich, Österreich hat Marcel Hirscher. Und Marcel Hirscher hat den Gesamtweltcup gewonnen. Zum fünften Mal in Folge. Acht Rennen gewann der 27-Jährige in diesem Winter. Der Salzburger allerdings war heuer der einzige siegreiche ÖSV-Herr. Über viele Jahre hinweg gab es eine Vielzahl an Siegläufern. Fiel einer aus, sprang ein anderer ein. Hirscher fiel in diesem Winter selten aus. Ein Glück. Aber die technischen Disziplinen sind nicht (mehr) das Problemfeld bei den Herren. Marco Schwarz, Marc Digruber oder Manuel Feller überraschten phasenweise. Die Rücktritte der Routiniers Benjamin Raich und Mario Matt wurden ansatzweise kompensiert. Pum: Da waren wir schneller dabei, als erwartet. Das Problemfeld ist der Speedbereich, vor allem die Abfahrt. Freilich, der Verletzungsteufel schlug kräftig zu. Olympiasieger Matthias Mayer, Georg Streitberger, Max Franz, Markus Dürager, Thomas Mayrpeter – sie alle verpassten einen mehr oder weniger großen Teil der Saison. Allerdings, von den Genannten hatten nur Mayer und Streitberger schon Weltcuprennen gewonnen. Pum aber hatte Dürager und Mayrpeter den Anschluss an die Spitze zugetraut. In der Abfahrt lasteten die Hoffnungen fast ausschließlich auf Hannes Reichelt. Der 35-Jährige fuhr zweimal aufs Podest. Ein Sturz im Jänner in Kitzbühel warf ihn zurück. In bisher zehn Saisonabfahrten gab es nur drei Podestplätze für die ÖSV-Herren. Im Abfahrtsweltcup ist Reichelt als bester Österreicher Zehnter, im Vorjahr war er noch Zweiter. Pum ist von der Speedsaison also nicht allzu angetan. Bis zum Saisonfinale, ab heute in St. Moritz, gab es nur einen Sieg in einer schnellen Disziplin: Hirscher gewann den Super-G von Beaver Creek. Kritik kam sogar aus den eigenen Reihen. Michael Walchhofer, ÖSV-Vizepräsident und Ex-Abfahrtsweltmeister, sagte jüngst in der Krone: Skifahrerisch bewegen sich einige in einer Komfortzone. Ich meine damit, dass sie nicht an die Grenzen gehen. Pum dazu: Ich bin überzeugt, dass die Athleten das Beste wollen. Man werde die Saison analysieren, es werde Änderungen geben. Es wird eine Trainerdiskussion geben. Herren-Chefcoach Andreas Puelacher hatte schon davor Personalrochaden angekündigt. Florian Winkler sollte ihm zufolge aber Abfahrtstrainer bleiben. Könnte Puelacher selbst abgelöst werden? Pum: Der Cheftrainer steht nicht zur Diskussion. Junge Damen zeigten auf Auch bei den Damen fiel die Siegausbeute in diesem Winter mager aus. Eva-Maria Brem gewann zwei Riesentorläufe, Cornelia Hütter einen Super-G. Im Vorjahr waren es noch neun Siege, sechs davon holte Anna Fenninger. Die Vorjahressiegerin im Gesamtweltcup verpasste heuer den kompletten Winter verletzungsbedingt. Also sagt Pum zur Damen-Bilanz: Sehr erfreulich. Auch weil einige Junge, etwa Tamara Tippler oder Ramona Siebenhofer, zur Spitze aufschlossen. Bei den Damen ist das Problemfeld der Slalom. Nach den Rücktritten von Kathrin Zettel und Nicole Hosp gab es keinen Podestplatz. Beim Weltcupfinale hat Brem gute Chancen auf die Riesentorlaufkugel, Vincent Kriechmayer liegt im Super-G 37 Punkte hinter Aleksander Aamodt Kilde, Cornelia Hütter fehlen im Super-G 80 Punkte auf die verletzte Lindsey Vonn, bzw. 61 auf Gesamtweltcupsiegerin Lara Gut. Hirscher hat neben dem Gesamt- auch den Riesentorlaufweltcup sicher. Theoretisch könnte man die fünf Kristallkugeln aus dem Vorjahr noch wiederholen. Praktisch ist das nicht sehr wahrscheinlich. Es war eben keine Supersaison für die Skination Österreich. | 4Sport
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Hörfunkspot nicht gesendet, "Kurier"-Chefredakteur ortet "Zensur". Wien – Weil der ORF einen Hörfunkspot des Kurier abgelehnt hat, steigt Chefredakteur Helmut Brandstätter auf die Barrikaden. In dem Spot bewirbt Brandstätter die Tageszeitung, indem er die Tagespolitik kommentiert: Neben dem Flüchtlingskoordinator könne die Regierung weitere bestellen: Wie wärs auch mit einem Bildungskoordinator oder einem Pensionskoordinator oder einem ...? Oder die Regierung packt die Probleme selbst an, anstatt entgeistert auf die guten Umfragewerte der FPÖ zu starren. Der ORF gibt dazu kein Statement ab, von der Vermarktungstochter ORF Enterprise kam vorerst kein Rückruf. Brandstätter ortet Zensur und vorauseilende Feigheit im ORF. | 6Etat
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Blitzschnell kapern ausländerfeindliche Gruppen aktuelle Ereignisse und beeinflussen so den Diskurs. Irgendetwas bleibt immer picken: Gerüchte hinterlassen Spuren, auch wenn sie sich als falsch herausstellen. Wer die Macht falscher oder verkehrter Bilder illustrieren will, muss sich nur folgenden Satz vor Augen halten: Der blaue Elefant hat nicht im Porzellanladen gewütet. Der Satz ruft prompt die Vorstellung vom tobenden Dickhäuter herbei, da das menschliche Gehirn Verneinungen nicht visualisieren kann. Dessen ist man sich etwa in der Psychotherapie und in Rhetorikschulen, aber auch in der Erziehungswissenschaft bewusst. Dort werden Klienten positive Formulierungen empfohlen. Nun sind es allerdings keine Rüsseltiere, über die seit Monaten Horrorgeschichten im Netz verbreitet werden, sondern Menschen: Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan, die angeblich allesamt Juden hassen, Frauen vergewaltigen und Supermärkte plündern. Nutzer übertrumpfen einander online mit Schauermärchen und Hasskommentaren. Auf Facebook und in Kommentarspalten gilt die Regel, dass der gewinnt, der am lautesten brüllt. Besonnenheit bringt einem Eintrag kaum Gefällt mir-Angaben. Die Informations- und Meinungsvielfalt im Netz bedeutet keinesfalls automatisch mehr Verständigung, sagt Sabrina Schmidt, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Erfurt forscht. Im Gegenteil: Mitunter tragen Netzdiskurse durchaus zur Polarisierung und Radikalisierung bei. Dabei sind es xenophobe und islamfeindliche Gruppen, die in letzter Zeit verstärkt punkten. Sie geben Internetdebatten zum Teil sehr erfolgreich den von ihnen gewünschten Spin. Sichtbar war das etwa nach den gewalttätigen Übergriffen durch Migranten in Köln. Blitzschnell besetzten rassistische Gruppen das Ereignis mit ausländerfeindlichen Erklärungen und bestimmten so den Diskurs mit. Islamfeindliche Seiten seien äußerst gut vernetzt, ihre Nutzer würden laut Schmidt mitunter gezielt in anders gesinnten Diskussionforen Stimmungsmache betreiben. Das gilt auch für andere extremistische Gruppen, etwa radikale Salafisten. Auf die lauter werdenden Ausländerfeinde im Netz reagieren Politik und Medien. Medien orientierten sich bislang stark an der politischen Sphäre, was ihre Themenauswahl betrifft. In der Kommunikationswissenschaft wird dieser Vorgang als Agenda-Setting bezeichnet. Unter Framing verstehen Medienforscher hingegen, welchem Aspekt eines Themas besondere Bedeutung zugewiesen wird. Bei der Flüchtlingsbewegung könnte es etwa um Sicherheitsfragen oder ökonomische Auswirkungen gehen. In den vergangenen Monaten gewinnt aber überwiegend der Nachrichtenfaktor Negativität bei der Bestimmung der Themen. Als ein Beleg dient etwa der Blick auf die Inhalte von Fernsehtalkshows: Im Zentrum fragte Wer fürchtet sich vorm (fremden) Mann und debattierte über Österreichs Asylgrenzen: Lösung oder Notlösung?. Beim Talk im Hangar-7 auf Servus TV ging es um Das Multikulti-Märchen, und in der ARD wurden bei Sandra Maischberger schon im Titel Übergriffe in Köln, Terror in Istanbul miteinander vermischt. Das liegt auch an den sozialen Medien, in denen diese Dinge diskutiert werden. Welche Rolle das Netz dereinst spielen würde, haben Rechtsextreme schon in den 1990er-Jahren erahnt. Sie änderten ihre Strategie, um in die gesellschaftliche Mitte einzudringen. Dort war plump vorgetragener Rassismus lange Zeit nicht salonfähig, weshalb auf andere Themen ausgewichen wurde. Man überlegt, was dem Mainstream und Zeitgeist entspricht, in die rechtsextreme Ideologie passt, und besetzt diese Themen dann, erklärt Rechtsextremismus-Experte Johannes Baldauf von der Amadeu-Antonio-Stiftung für Zivilgesellschaft und demokratische Kultur. Ausländerfeindliche Gruppen suchten sich sogenannte Tarnkappenthemen, über die sie ihre rassistische Agenda besser vermarkten können. Ihre Kampagnen starten sie im Netz, schnell sind unzählige Unterstützer gefunden. Es gehe den Gruppen darum, Tabuisierungen zu umgehen. So entstehen dann Berührungspunkte, sagt Baldauf. Ein Beispiel dafür aus dem Tierschutz: Niemand hat es gern, wenn Lebewesen gequält werden. Besonders schlimm erscheint aber, wenn das auf Basis fremder Riten passiert. So sammelte eine Onlinekampagne gegen Halal-Fleisch in den Regalen der Supermarktkette Spar vergangenen Dezember binnen weniger Wochen eine Anzahl von Unterstützern, von der einschlägige Tierschutzorganisationen normalerweise nur träumen können. Dabei gilt Fleisch in Österreich für viele Muslime auch dann als halal, wenn das Tier vor dem Schächten betäubt wird. Es leidet dann nicht mehr als bei herkömmlicher Schlachtung. Doch das war den Teilnehmern am zunehmend rassistischen Shitstorm egal. Spar knickte ein, der probeweise gestartete Verkauf von Halal-Fleisch wurde eingestellt. Den Mechanismus, religiöse Praktiken durch den Verweis auf Tierschutz zu verbieten, gab es beispielsweise schon unter den Nationalsozialisten: Sie erließen bereits 1933 ein Gesetz gegen das Schächten, mit dem Juden an der Ausübung ihres Glaubens gehindert werden sollten. Das ist nur ein Beispiel für rechtes Agenda-Setting. Plötzlich sind viele um die Sicherheit von Juden, Schwulen und Frauen besorgt – freilich nur, solange es sich mit dem eigenen Programm vereinbaren lässt. Da heißt es in den Grundsätzen der Pegida-Bewegung, man trete für sexuelle Selbstbestimmung und ein weltoffenes Deutschland ein, während Pegida-Sprecherin Tatjana Festerling offen vom Terror der schwul-lesbischen Minderheit schwadroniert. Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der Homosexualität 2008 noch als Krankheit bezeichnet hatte, warnte in einem Interview mit Profil im vergangenen Jahr vor Imamen in Österreich, die verbreiten würden, dass Homosexuelle die Todesstrafe verdienen. Die Aussage des ehemaligen FPÖ-Vizes Karlheinz Klement, Homosexualität sei eine Kultur des Todes, bezeichnete Strache einst lediglich als Überzeichnung. Aktivisten haben für den Einsatz solcher Tarnkappenthemen Begriffe wie Homonationalismus und Feminationalismus gefunden. Letzterer ist das bestimmende Thema des Diskurses, seit in der Silvesternacht hunderte sexuelle Übergriffe durch Flüchtlinge und Männer mit Migrationshintergrund begangen worden sind. Feministinnen wurde von ausländerfeindlichen Gruppen vorgeworfen, zu den Vorfällen zu schweigen, weil sie diese Taten nicht wahrnehmen wollten – obwohl sich Frauenrechtlerinnen sofort zu Wort meldeten. So konnten xenophobe Gruppen die Deutungshoheit über die Vorfälle gewinnen und gleichzeitig linke Feministinnen diffamieren. Vor falscher Toleranz – auch in feministischen Reihen – warnte hingegen Alice Schwarzer, wodurch sie für viele Rechte zu einer wichtigen Referenz wurde – und sich den Vorwurf einhandelte, islamophobe Aussagen zu legitimieren. Zunehmend gewinnen außerdem Gerüchte Einfluss auf die Tagesordnung von Politik und Medien. Die bayerische Polizei beklagte etwa, dass auf Facebook eine gefährliche Variante des Kinderspiels Stille Post stattfinde, bei der erfundene wie echte Vorfälle in mehreren Etappen immer weiter dramatisiert werden. Für Aufsehen sorgt momentan beispielsweise der Fall einer für zwei Tage verschwundenen 13-Jährigen in Berlin. Während die Polizei angibt, das Mädchen habe einvernehmliche Sexualakte mit zwei Männern gehabt, kursieren im Netz Schauermärchen von einer Gruppenvergewaltigung durch Flüchtlinge. Auch die Gegenseite verbreitet Lügengeschichten: So streute der Mitarbeiter einer NGO in Berlin die Falschmeldung, ein Flüchtling sei nach tagelangem Warten auf eine Behandlung an Entkräftung gestorben. Sofort machte diese Meldung die Runde, im Netz wurden zigtausende empörte Kommentare abgegeben. Polizei und Rettung suchten stundenlang nach dem verstorbenen Flüchtling, bis der freiwillige Helfer zugab, die Geschichte aus Überlastung erfunden zu haben. Nun gibt es heftige Kritik daran, dass Medien den Fall – im Gegensatz zu Gerüchten der Gegenseite – so schnell übernommen haben. Wenn unbewiesene Gerüchte verbreitet werden, sollten Medien diese in der Regel besser nicht aufgreifen, sagt die Kommunikationsforscherin Friederike Herrmann von der Uni Eichstätt. Man wisse aus der PR-Forschung, dass Wiederholungen falscher Aussagen Wirkung entfalten – auch wenn sie anschließend widerlegt werden. Das machen sich rechte Gruppen zunutze, die spätestens seit den Vorfällen in Köln damit prahlen, die Gefahren der Willkommenskultur kassandragleich prophezeit zu haben. Einige Politikwissenschafter denken, dass Hassrede tatsächlich den Zweck eines gesellschaftlichen Alarmsignals erfüllen kann. So schrieb der Soziologe Stephen Smith bereits 1995: Irrationale, hasserfüllte Aussagen können uns zeigen, dass etwas falsch läuft – in der Gesellschaft, in uns oder im Sprecher. Andere Strömungen halten dagegen, dass Hetze nur zu noch mehr Hass führe, da in der Bevölkerung Hemmungen fallen. Der Sicherheitsforscher Reinhard Kreissl denkt, dass Populismus die richtigen Fragen stelle, aber die falschen Antworten gebe. Die Sorgen der Bürger sind ernst zu nehmen, aber das heißt nicht, auf jeden populistischen Feldzug gegen die Feinde von außen hereinzufallen, sagt Kreissl. Medien sollten die Ursachen der Ängste in der Bevölkerung thematisieren, empfiehlt Journalismusforscherin Herrmann: Zumal diese Ängste meist dort am größten sind, wo es kaum Kontakt zu Flüchtlingen gibt. Außerdem sollte häufiger die Perspektive der Flüchtlinge berücksichtigt werden. So sei die Debatte über sexuelle Übergriffe durch Flüchtlinge präsent, wenn europäische Frauen betroffen sind. Dass viele weibliche Flüchtlinge wegen sexueller Gewalt und Unterdrückung fliehen, wurde von Medien hingegen kaum thematisiert. So bergen die Massenlager in den Nachbarländern Syriens große Gefahren für allein flüchtende Frauen. Rechtsextremismus-Experte Baldauf fordert Medien auf, bei rassistischen Kampagnen über die Intentionen der Urheber aufzuklären. Sonst fielen Berührungspunkte mit rechtsextremen Positionen. So konnte die neonazistische NPD in Deutschland laut Baldauf vor einigen Jahren mit der Forderung nach einer Todesstrafe für Kinderschänder vier Millionen Unterstützer gewinnen. Die Partei besetzt auch die Flüchtlingsfrage zunehmend stark. Schenken Medien und Politik solchen Postulaten zu viel Beachtung, drohe eine Spirale der Radikalisierung, warnte der Extremismusforscher Wilhelm Heitmeyer unlängst im Deutschlandfunk. Aus latenten Vorurteilen werde offene Ablehnung und schließlich bei einigen Personen Aggression und Gewalt, sagte Heitmeyer, der das Phänomen seit über dreißig Jahren erforscht. Das Netz wirkt als Verstärker von Urban Legends und Verschwörungstheorien. Dagegen ist im Moment noch kein Kraut gewachsen, sagt Sicherheitsforscher Kreissl. Die Politik reagiere auf Ängste und Schockerlebnisse wie die Silvesternacht in Köln mit großem Auftritt. Der Staat kann sich als ,Retter und ,Beschützer im Angesicht vermeintlich existenzieller Bedrohungen profilieren, nachdem seine Leistungsfähigkeit in anderen Bereichen gegen null geht, sagt Kreissl. Dass es auch anders gehen kann, zeigte etwa die Reaktion auf den rechtsextremen Terroranschlag in Norwegen 2011. Damals verkündete der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg, Norwegen werde mit mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit reagieren. Ein herausragendes Beispiel, so Kreissl – aber eine Ausnahme. | 0Web
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Facebook-Nutzer: "Wir gehen zum Spar, die wissen, was wir Österreicher wollen". Das Thema Halal-Fleisch erregt weiter die Gemüter. Nach einer Hasskampagne gegen Spar hatte der Lebensmittelhändler angekündigt, künftig kein Halal-Fleisch mehr zu führen. Zuvor war der Verkauf in 25 Wiener Filialen getestet worden. Spar hatte sich in den Wochen vor seiner Entscheidung heftigen Anfeindungen ausgesetzt gesehen. So waren im Netz absurde Behauptungen kursiert – etwa dass Spar mit dem Verkauf von Halal-Fleisch den Jihad unterstütze. Bedenken von Tierschützern waren rasch von Fremdenfeinden gekapert worden. Nach dem Einknicken von Spar gegenüber der Hasskampagne gerät nun Merkur ins Visier der Fremdenfeinde. Die Rewe-Gruppe, zu der neben Merkur auch Billa, Penny und Bipa gehören, verkauft in Merkur-Märkten seit einigen Jahren Halal-Fleisch und will an dieser Strategie laut eigenen Angaben von vergangener Woche auch festhalten. Auf der Facebook-Seite von Merkur sind nun besonders seit dem Spar-Rückzieher zahlreiche rassistische Postings zu finden. So schreibt ein Nutzer etwa, dass er nun zu Spar gehe, weil der wisse, was wir Österreicher wollen, auch wenn (wir) von dummen Personen als Nazi beschimpft werden. Was ist ein Nazi? Hahahahaha. Hunderte Nutzer kündigen auf Facebook an, Merkur künftig zu boykottieren. Die Hasskampagne gegen Halal ist dabei stark von Unwissen gekennzeichnet. So bezieht Merkur (wie es auch Spar praktizierte) seine Produkte nur von Fleischern, die das Tier vor dem Schächten betäuben. Diese Praxis wird von einer Mehrheit der muslimischen Organisationen in Österreich als halal akzeptiert. Das Tier leidet somit nicht stärker als bei anderen gängigen Arten der Schlachtung. Halal, das aus dem Arabischen mit erlaubt übersetzt werden kann, bedeutet bei Fleischprodukten, dass jene kein Blut mehr enthalten, der Schlächter Muslim ist und vor der Schlachtung ein Gebet ausspricht. Muslimen, die gläubig leben wollen, ist der wissentliche Konsum von anders präparierten Produkten untersagt. Von einem Boykott der großen Lebensmittelmarken profitieren vor allem kleinere Händler, die sich auf türkische oder arabische Produkte spezialisieren. Gesamtgesellschaftlich schafft die Exklusion von Halal-Produkten aus großen österreichischen Ketten jedoch eine verheerende Symbolik, wie beispielsweise Eric Frey im STANDARD-Blog Krisenfrey schreibt: Halal-Fleisch ist ein klares Signal, dass Muslime, die hier oft schon über Generationen leben, zu Österreich gehören. Merkur hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit Hasskampagnen konfrontiert gesehen. | 0Web
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Tausende Schuss Munition – Waffen legal erworben – Zahl der Verletzten auf 21 gestiegen. San Bernardino – Nach der Schießerei mit 14 Toten im kalifornischen San Bernardino haben die Ermittler zwölf Rohrbomben im Haus der mutmaßlichen Schützen gefunden. Außerdem seien Werkzeuge zum Bombenbau sichergestellt worden, sagte Polizeichef Jarrod Burguan bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Sie hatten zusätzliches Material, um weitere Bomben zu bauen. Ein 28-jähriger städtischer Angestellter hatte am Mittwoch gemeinsam mit seiner 27-jährigen Ehefrau bei einer Weihnachtsfeier seines Arbeitgebers das Feuer eröffnet. Die Polizei erhöhte die Angaben zur Verletztenzahl am Donnerstag von 17 auf 21. Die Behörden identifizierten die Schützen als Syed Farook und Tashfeen Malik, die zunächst entkommen konnten und später bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben kamen. Das Ehepaar hatte offenbar ein ganzes Waffenlager zur Verfügung. Laut Burguan führten Farook und Malik mehr als 1.600 Schuss Munition mit sich, als sie sich die Schießerei mit der Polizei lieferten. Im Haus des Paares fanden die Ermittler dann rund 5.000 weitere Schuss Munition. Die vier eingesetzten Schusswaffen habe Farook legal erworben. Sie waren ausgerüstet, sagte Burguan. Sie hätten einen weiteren Anschlag verüben können. Wir haben sie abgefangen, bevor das passieren konnte. Der leitende FBI-Agent David Bowdich sagte bei der Pressekonferenz, es sei noch viel zu früh, um über die Motive der Schützen zu spekulieren. Die Behörden schlossen einen terroristischen Hintergrund ebenso wenig aus wie einen Streit am Arbeitsplatz. CNN berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass Farook telefonisch und über soziale Onlinenetzwerke mit Terrorverdächtigen in Kontakt gestanden sei. Offenbar sei er radikalisiert gewesen, andere Motive wie Ärger im Job könnten aber auch zu der Tat beigetragen haben. | 1Panorama
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US-Verteidigungsministerium hatte von mehreren Luftschlägen berichtet. Washington/Mossul – Der Sender CNN hat ein Video veröffentlicht, das einen Angriff auf ein Geldlager der Terrormiliz Islamischen Staat(IS) im irakischen Mossul zeigen soll. Das amerikanische Verteidigungsministerium hatte zuvor von einem solchen Angriff berichtet. Wie viel Geld sich genau in dem Lager befand, verriet das Pentagon aber nicht. In der tonlosen Videosequenz ist die Bombardierung eines Gebäudes zu sehen, nach der eine Wolke kleiner Fetzen durch die Luft gewirbelt wird, bei denen es sich um Geldscheinreste handeln könnte. Es war ein guter Angriff. Wir schätzen, dass er ISIL um Millionen von Dollar beraubt hat, hatte General Lloyd Austin am Donnerstag bei einem Treffen mit Verteidigungsminister Ashton Carter gesagt. ISIL ist eine andere Bezeichnung für die Terrormiliz. Es sei nicht der erste Angriff dieser Art gewesen, sagte Austin. Wir haben in den vergangenen Monaten mehrere andere Geldlager bombardiert. Washington führt den Kampf gegen den IS an der Spitze einer internationalen Koalition. Kampfjets fliegen Angriffe im Irak und Syrien. | 2International
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Der Bundeskanzler als Staatsfeind? Ja, meint FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Wien – Alphonse Al Gabriel Capone war einer. Bonnie und Clyde gehörten dazu. Der britische Postzugräuber Ronald Arthur Ronnie Biggs ebenfalls, auch Al-Kaida-Gründer Osama Bin Laden und der jüngst verhaftete mexikanische Drogenboss Joaquín Archivaldo El Chapo Guzmán Loera galten als solche. Fehlt nur noch Werner Faymann auf der Liste der Staatsfeinde dieser Welt. Zumindest, wenn es nach FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache geht. Der verstieg sich in der Bierdunstatmosphäre beim blauen Neujahrsauftakt in Wels dazu, den österreichischen Bundeskanzler wegen dessen Flüchtlingspolitik zum Staatsfeind zu erklären, ja, mehr noch: Faymann ist in Wahrheit ein Staatsfeind, so wie er sich verhält, ein Bürgerfeind und ein Österreichfeind. Oha! Viele Delikte für einen Regierungschef. Und jetzt? Alarmstufe Rot am Ballhausplatz? Was tun gegen den Dreifachfeind im Bundeskanzleramt? Gefahr in Verzug? Nun, ja: Staatsfeind gibt es nicht, Staatsfeind ist kein Rechtsbegriff, klärt Verfassungsjurist Heinz Mayer im STANDARD-Gespräch auf, aber: Es gibt Hochverräter und Landesverräter. Die aber sind ein Fall für das Strafgesetzbuch (StGB) – und meinen etwas härtere Kaliber, sagt Mayer: Es muss immer Gewalt im Spiel sein. Eine falsche Politik jedoch ist nicht sanktioniert. Gewalt also, oder wie es in Paragraf 242 (1) StGB im Kapitel Hochverrat und andere Angriffe gegen den Staat heißt: Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt die Verfassung der Republik Österreich oder eines ihrer Bundesländer zu ändern oder ein zur Republik Österreich gehörendes Gebiet abzutrennen, ist mit Freiheitsstrafe von zehn bis zu zwanzig Jahren zu bestrafen. Ein Unternehmen liegt übrigens auch schon bei einem Versuch vor. Tätige Reue – also Aufgabe des Plans, Verhinderung oder freiwillige Abwendung des Erfolges der Aktion – erspart einem die Hochverratsstrafe. Das Wort staatsfeindlich findet sich nur ein einziges Mal im Strafgesetzbuch, und zwar in Paragraf 246, der die Gründung von staatsfeindlichen Verbindungen unter Strafdrohung stellt. Eine staatsfeindliche Verbindung ist eine, die – wenn auch nicht ausschließlich – den Zweck hat, auf gesetzwidrige Weise die Unabhängigkeit, die in der Verfassung festgelegte Staatsform oder eine verfassungsmäßige Einrichtung der Republik Österreich oder eines ihrer Bundesländer zu erschüttern. Verboten ist auch die Herabwürdigung des Staates und seiner Symbole. Wegen Hochverrats wird man Faymann also eher nicht kriegen. Dazu hätte es zum Beispiel Angriffe auf oberste Staatsorgane, etwa Gewalt und gefährliche Drohung gegen den Bundespräsidenten gebraucht, etwa dergestalt, Amtsinhaber Heinz Fischer auf der gegenüberliegenden Seite des Ballhausplatzes – mit Gewalt und oder drohend! – abzusetzen oder zumindest an seiner Amtsausübung zu hindern. Risiko: ein bis zehn Jahre Freiheitsstrafe. Dasselbe gilt für den Fall, sollte ein Hochverräter dem Bundeskanzler oder anderen Regierungsmitgliedern bzw. Vertretern von National- oder Bundesrat, Landesregierungen und Landtagen sowie Höchstgerichten und Oberstem Gerichtshof gewalttätig zu nahe rücken und an ihren verfassungsmäßigen Aufgaben hindern. Zu viel quatschen kann ebenfalls viel Lebenszeit kosten: Paragraf 252 des StGB verhandelt das Delikt Landesverrat. Dazu zählt etwa der Verrat von Staatsgeheimnissen, auf den ein bis zehn Jahre Freiheitsstrafe stehen. Gab es schon Verurteilungen gegen Hoch- und Landesverräter in Österreich? Verfassungsexperte Mayer sind keine Fälle bekannt. Der Gesetzesbestand stammt vermutlich schon aus der Zeiten der Monarchie: Das sind die Klassiker, wie sich der Staat schützt. Zu den unrühmlichen Klassikern des Etiketts Staatsfeind zählt die Beliebtheit bei autoritären Regimen und die oft mörderische Zuschreibung an politische Gegner und missliebige Personen. Stalin handhabte das beispielsweise ebenso wie die Nazis, die ihren Staatsfeinden die Bürgerrechte entzogen und sie in Konzentrationslager schickten. In den USA wurde der Public Enemy quasi am 24. April 1930 erfunden. Die Chicago Crime Commission (CCC), angesiedelt im prohibitionsignoranten und schwer korrupten Sündenbabel, veröffentlichte eine Liste mit 28 schweren Jungs: I called them Public Enemies, sagte CCC-Vorsitzender Frank L. Loesch, das Licht der Öffentlichkeit sollte ihnen ab da das Gangsterleben verfinstern. Ganz oben stand Al Scarface Capone, fortan als Public Enemy No. 1 gejagt. Sein älterer Bruder Ralph Bottles Capone war Public Enemy Number Three. Der erste Mensch, der vom FBI zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt wurde, war der Ganove John Dillinger. Bonnie Parker und Clyde Barrow wurden ebenso Public Enemies. Seit 1950 heftet sich das FBI an die Fersen der Ten Most Wanted Fugitives. Übrigens, der Staatsfeind, der vermutlich so alt ist wie der Staat, findet sich schon bei den alten Römern, zum Beispiel schrieb Marcus Tullius Cicero vom hostis rei publicae, dem Feind, der die Republik bedrohe. Der Außenfeind hostis im Sinne des bewaffneten Feindes hat aber noch einen sprachlichen Bruder, der einen wichtigen Unterschied benennt. Wenn Kanzler Faymann schon nicht der Feind des Staates ist, den Strache in ihm zu sehen meint, dann ist er vielleicht letztlich das, was im Lateinischen inimicus heißt: quasi ein Privatfeind. | 5Inland
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IPO des Anti-Hacker-Spezialisten soll über 100 Mio. Dollar Erlös bringen. Der Computerkonzern Dell bringt seine Tochter SecureWorks an die Börse. Die Unterlagen dazu seien bei der Börsenaufsicht SEC eingereicht worden, teilte der einst weltgrößte PC-Hersteller am Donnerstagabend mit. Wie viele Aktien der Sparte, die auf Lösungen gegen Hacker-Angriffe spezialisiert ist, verkauft werden sollen, gab Dell nicht an. Angepeilt würden Erlöse über 100 Mio. Dollar (92 Mio Euro). Wie das Wall Street Journal (WSJ) bereits im Oktober berichtete, könnte SecureWorks mit bis zu 2 Mrd. Dollar bewertet werden. Das Vorhaben stehe in Zusammenhang mit dem umfassenden Umbau des Konzerns. Firmengründer Michael Dell hatte seinen Computerhersteller vor zwei Jahren für 25 Mrd. Dollar von der Börse genommen, um die Sanierung fernab der Öffentlichkeit zu forcieren. Um das Unternehmen nun wieder auf Wachstum zu trimmen, will Dell für 67 Mrd. Dollar den Datenspeicher-Spezialisten EMC kaufen. | 0Web
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Der norwegische Autor rückte mit seiner monumentalen Autobiografie "Min Kamp" zum literarischen Weltstar auf. Nun liegt "Träumen", der fünfte von sechs Teilen, auf Deutsch vor. Am Mittwoch liest er daraus im Wiener Rabenhof. Wien – Man könnte jetzt etwas generalistisch sein und behaupten, dass der Blues nur dort entsteht, wo harte Feldarbeit und ethnische Diskriminierung in einem kapitalistischen Ausbeutersystem Hand in Hand gehen. Und weil es den Menschen dabei so schlecht geht, wird dann naturgemäß die Kunst besser und irgendwie auch intensiver, auf jeden Fall aber betroffener machend. Sich im Leid zu versenken kann in der Freizeit durchaus stimmungsaufhellende Wirkung zeitigen. Man verwechselt Klagegesänge ja auch gern mit einem Befreiungsschlag: Oh, Lord, ich bin so weit unten, dass selbst unten bei mir oben ist. Oh, oh, oh. Irgendwann ab den Leiden des jungen Werther, den Alben Depeche Modes, Nirvanas und Radioheads, dem Gesumse von Kärntner Suhrkamp-Autoren oder dem einzig möglichen, nämlich das Leid der Welt als Monstranz vor sich hertragenden Gesichtsausdruck Robert Pattisons in der Beileidsaga wurde die ganze Angelegenheit von unsereinem übernommen. Privilegierter und trotz aller Bemühungen in Richtung sozialwirtschaftlicher Volatilität relativ spitzenmäßig abgesicherter weißer männlicher Mittelstand der Ersten Welt legitimiert für sich selbst das Leiden. Männer wie wir erklären es zur einzig relevanten Kunstform: Ich habe für meine Kunst gelitten. Jetzt sind Sie dran! In Norwegen ist Karl Ove Knausgård diesbezüglich Ende der Nullerjahre zum absoluten Superstar der Selbstzerfleischungsliteratur geworden. Nach Anfängen etwa mit dem im alttestamentarischen Arche-Noah-Weltuntergangsgenre angesiedelten, wuchtigen und alles andere als stimmungsaufhellenden Engelroman Alles hat seine Zeit begann Knausgård in rascher Folge, mit gerade einmal 40 Erdenjahren sein sechsbändiges, 3600 Seiten starkes Hauptprojekt anzugehen. Min Kamp (Mein Kampf), dessen Einzelbände im Deutschen naturgemäß anders heißen müssen und deshalb unverbindliche Lalelu-Namen wie Sterben, Lieben, Leben, Spielen tragen, ist ein in der Literatur selten gewordenes Manifest der Maßlosigkeit. Karl Ove Knausgård wurde 1968 ins reiche und dank Erdöls rentenmäßig noch mehrere Generationen lang abgesicherte Norwegen geboren. Der Autor seziert in Min Kamp sein, sagen wir es vorsichtig, nicht unbedingt von seltsamen Vorkommnissen und unerwarteten Ereignissen beziehungsweise Sensatiönchen auch nur mittlerer Aufmerksamkeitswürdigkeit gekennzeichnetes Leben. Geburt, Schule, Arbeit – der Tod kommt zum Schluss. Bei gerade einmal fünf Millionen Einwohnern verkaufte Knausgård von Min Kamp allein in Norwegen 500.000 Stück seiner Autobiografie, international hat er sich ebenfalls zu einem Bestseller gemausert. Nun liegt mit Träumen der fünfte der sechs von Knausgård bereits 2011 abgeschlossenen Bände auf Deutsch im Luchterhand-Verlag vor – und ihm geht es erwartungsgemäß auch weiterhin nicht ganz so toll. Die Reihenfolge der Lektüre dieser trotz aller Redundanz und Feier des existenziellen Scheiterns durchaus süchtig machenden Literatur ist vollkommen egal. Nach Sterben, dem ersten Band von Min Kamp, in dem Knausgård im Wesentlichen schildert, wie sich sein Vater totsäuft und was bei der Entrümpelung eines total verwahrlosten Hauses alles an ekeligen Arbeiten anfällt, hat man freies Spiel in seinem Stationendrama. In Lieben etwa geht es um seine erste Ehe und deren Scheitern. Zwischen quälender Trostlosigkeit, Trott, Leerlauf, Trott, dem Absterben der Liebe und nervenden Kindern versucht hier eine zerbrechliche Künstlerseele Ruhe und Kraft zu finden – und sich möglichst oft in der Schreibstube zu verstecken. Das ist in all seinem Elend und seinen seelischen Befindlichkeiten, die farblich zwischen herbstfahlem Licht und mittelgrauer Nebelsuppe schwingen, mitunter auch hochkomisch, etwa wenn sich Knausgård, ausgehend von einem Kindergeburtstag, zu einer Tirade über Helikoptermütter, Mineralwassermissbrauch und Karottensticks statt Schokokuchen aufschwingt. Tatsächlich erweisen sich die über die Welt und ihre Gesamtsituation erbosten essayistischen Ausrutscher zwischen all der unerbittlichen, mit sich selbst gnadenlos ins Gericht gehenden Zerknirschungsliteratur als die wahren Pageturner in Karl Ove Knausgårds Werk. Man muss dazu bemerken, dass es möglicherweise besser ist, nur einen Band pro Jahr davon zu lesen, wenn man es nicht so wahnsinnig gern hat, dass man andauernd hinuntergezogen wird. Wenn man aber wissen will, wie leidensfähig der junge weiße Mann unserer Zeit heute etwa als lebensüberdrüssiger Lehrer im für Badenixen nicht gerade empfehlenswerten norwegischen Bergen ist und als angehender Schriftsteller im nun auf Deutsch vorliegenden 800 Seiten schweren Träumen nicht und nicht an sein Talent glaubt, der bekommt bei Knausgård das volle Programm. Apropos: Wir verdanken dem Mann auch eine der erschütterndsten Szenen der Literaturgeschichte. In Spielen erzählt Knausgård von einem traumatischen Kindheitserlebnis beim Schwimmunterricht. Die Mutter kaufte ihm eine Badehaube mit Blumenbesatz. Danach, so viel ist sicher, wird man die Welt mit anderen Augen sehen. | 8Kultur
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Engel, Bräute und Ampelpärchen: Demonstrationszug gegen Diskriminierung von Homosexuellen. Zeitgleich marschierten Abtreibungsgegner. Wien – Viele Teilnehmer der 20. Regenbogenparade auf der Wiener Ringstraße haben in Sachen Styling ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ob Engel, Bräute, Ampelpärchen oder Teilnehmer im Trachten-Look, zu sehen gab es für Zaungäste am Samstagnachmittag so einiges. Auch auf politische Botschaften wurde nicht vergessen, schließlich handelte es sich bei der Veranstaltung eigentlich um eine Demonstration. Umschwulung auf Krankenschein Die Regenbogenparade ist eigentlich eine Demonstration gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen und Transgender-Personen. Deswegen hielten Teilnehmer Forderungen und Slogans fest. Dabei handelte es sich um Botschaften wie: Freedom, love, Umschwulung auf Krankenschein oder Ehe für alle statt Ampeln für alle – eine Anspielung auf die Wiener Ampelpärchen. Diese waren überhaupt ein beliebtes Thema: So verkleideten sich zwei Männer als grünes Ampelpärchen. Um den Hals hatten sie ein Schild hängen, auf dem stand: Das Ampelpärchen sagt: Grünes Licht für die Öffnung der Ehe. Abtreibungsgegner marschieren Zeitgleich bewegte sich einige Gassen vom Ring entfernt ein Demonstrationszug namens Marsch für die Familie durch die Wiener Innenstadt. Tafeln mit Parolen wie Abtreibung ist Mord wurden von den etwa 250 Demonstranten am Stephansplatz in die Höhe gehalten. Anwesend war neben der ÖVP-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel auch der Arzt und Neu-ÖVP-Mandatar Marcus Franz. | 1Panorama
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Eine Wiener Biologin erforscht das faszinierende Fortpflanzungsverhalten von Pfeilgiftfröschen. Die Tiere verhalten sich offenbar wie vorsichtige Börsianer. Wien - Wer in das Naturschutzgebiet Les Nouragues am Fluss Arataye in Französisch-Guayana reisen will, sollte hitzeresistent sein und keine Angst vor krabbelndem Getier haben. Der dichte Dschungel beherbergt unzählige Spezies, so manche davon dürfte der Wissenschaft noch unbekannt sein. Dasselbe gilt für die Flora. Besonders üppig gedeiht die Vegetation während der Regenzeit, sie hält in diesem Teil Südamerikas normalerweise von Dezember bis Mai an. Der Waldboden verändert sich dann in eine matschige Masse, in der es von Leben nur so wimmelt. Biologen lieben solche Orte. Eva Ringler ist eine von ihnen. Die an der Veterinärmedizinischen Universität Wien tätige Forscherin zieht es seit Jahren immer wieder an den Arataye. Ihr Hauptinteresse gilt den dort vorkommenden Pfeilgiftfröschen aus der Familie Dendrobatidae. Zusammen mit einigen Kollegen untersucht sie die vielfältigen Überlebensstrategien dieser nur wenige Zentimeter großen Amphibien. Wer die Anpassung der Frösche an ihr Habitat und ihre Nutzung der vorhandenen Ressourcen analysiert, bekommt Einblick in grundlegende ökologische Regelwerke. Die kleinen Vierbeiner dienen als Modellorganismen. Vor allem der Glanzschenkel-Baumsteiger, zoologisch Allobates femoralis genannt, wird von Ringler intensiv studiert. Die Tierchen haben eine hochinteressante Fortpflanzungsbiologie. Zu Beginn der Regenzeit beginnt auch deren Balz. Die Männchen verfügen über eigene Reviere und versuchen mittels Schallsignalen, Weibchen dorthin zu locken. Der Anzeigeruf klingt fast wie ein Vogel, sehr schrill und laut, sagt Ringler. Doch hat sich eine Froschdame genähert, schlägt das Männchen ganz andere Töne an. Der nun erklingende Balzruf ist leise und schnurrend. Schließlich wolle man keine Konkurrenz anlocken. Währenddessen spielt sich das Paar aufeinander ein. Sie hupfen ziemlich lange gemeinsam im Territorium herum. Bis zur Begattung und Eiablage vergehen mehrere Stunden. Der Laich wird dabei auf einem zusammengerollten, nassen Blatt abgesetzt. Anschließend geht jeder wieder seiner eigenen Wege. Zwei bis drei Wochen dauert die Larvenentwicklung im Ei. Dann kehrt der Vater zum Gelege zurück und nimmt die frisch geschlüpften Kaulquappen auf seinen Rücken. Der Nachwuchs saugt sich dort fest, die Reise kann beginnen. Das Froschmännchen steuert gezielt einen Regentümpel, ein wassergefülltes Loch im Stamm eines umgestürzten Baumes oder ein ähnliches Kleingewässer an. Diese natürlichen Mini-Aquarien dienen den Kaulquappen als Kinderstuben. Die Froschlarven ernähren sich dort von Algen, toten Insekten und anderem organischem Material. Sie fressen fast alles, was reinfällt, sagt Ringler. Dennoch schaffen es die meisten nicht, bis zur Metamorphose zu überleben. Und dafür gibt es mehrere Gründe. Ringler und ihre Wiener Kollegen haben den Fortpflanzungserfolg von A. femoralis vor Ort in Les Nouragues genauer erforscht. Um die Untersuchungen zu erleichtern, gruben sie 30 künstliche Bruttümpel - kleine Kunststoffwannen mit je zwei Litern Fassungsvermögen - in den Waldboden ein. Die Plastik-Kinderstuben wurden von den Froschvätern gerne angenommen. Dutzende von ihnen trugen ihren Nachwuchs in die eingebrachten Behälter. Insgesamt zählten die Wissenschafter 2595 Kaulquappen. Zahlreiche fielen jedoch Fressfeinden wie Libellenlarven und Spinnen zum Opfer. In drei künstlichen Tümpeln kamen sogar alle Froschbabys ums Leben. Das Wasser in diesen Wannen war durch hereingefallenen Affenkot, Tierkadaver oder faulige Früchte verpestet worden. Umweltkatastrophen im Mikroformat. Das Team machte allerdings noch eine andere Beobachtung: Die Froschmännchen verteilten ihre Kaulquappen auf mehrere Kinderstuben. Genetische Analysen bestätigten die anfänglichen Vermutungen. Erbguttests an 340 Froschlarven zufolge leben in einem Tümpel Jungtiere von durchschnittlich drei verschiedenen Vätern. Ein detaillierter Studienbericht erschien neulich im Fachjournal Behavioural Ecology and Sociobiology (Bd. 69, S.1011). A. femoralis pflanzt sich zudem polygynandrisch fort: Vertreter beider Geschlechter paaren sich während einer Brutsaison mit mehreren Partnern. Die Unterbringung der Kaulquappen in mehreren Brutgewässern, meint Ringler, dient höchstwahrscheinlich der Risikostreuung - eine Strategie, die Anleger oft auch an der Börse verfolgen. Würde ein Männchen seinen gesamten Nachwuchs einem einzigen Tümpel anvertrauen, könnte dies mitunter zum Totalverlust führen. Die Froschväter scheinen potenzielle Kinderstuben durchaus im Voraus auf die Anwesenheit von Fressfeinden hin zu überprüfen. Sie sitzen dann am Rand und beobachten, berichtet Ringler. Aber Fressfeinde können auch später eintreffen, oder ein Haufen Affenmist könnte den Tümpel in eine Kloake verwandeln. Solche Ereignisse lassen sich natürlich nicht vorhersehen, betont die Biologin. Im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekts untersucht Ringler nun weitere fortpflanzungsrelevante Verhaltensmuster der Pfeilgiftfrösche. Neue Untersuchungsergebnisse sind soeben im Fachjournal Behavioural Ecology erschienen. Anders als lange angenommen greifen auch die Weibchen von A. femoralis manchmal in die Nachwuchsversorgung ein. Hin und wieder treffen die Forscher Froschdamen mit Kaulquappen auf dem Rücken an. Auch bei Terrarienversuche ließ sich Derartiges beobachten. Wenn das Männchen ausfällt, übernimmt offenbar die Mutter, sagt Ringler. Diese Flexibilität sei unter uniparentalen Arten, also solchen, bei denen nur ein Elternteil die Jungen versorgt, einzigartig. Wie die Weibchen wissen, wann sie einspringen müssen, ist noch nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich überwachen sie die Rufaktivität ihrer ehemaligen Sexualpartner, meint Ringler. Sie würden damit einer einfachen Logik folgen: Wer während der Paarungssaison schweigt, ist wahrscheinlich tot oder verschollen. Wichtig wäre auch, zu wissen, ob die Tiere ihren eigenen Nachwuchs erkennen können oder sich nur an den Ort der Eiablage erinnern. Hierzu führt Ringler im Urwald weitere Versuche durch. Ich vertausche Gelege, sagt sie. Ob die es bemerken? (Kurt de Swaaf, 7.6.2015) | 7Wissenschaft
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Der Staat müsse seine Emissionen in den Griff bekommen, fordert Hillary Clintons Wahlkampfleiter. Kanada muss sich beim Klimawandel auf eine immer größer werdende Kluft zu den Vereinigten Staaten einstellen. Es sei denn, Kanada bekommt die übermäßigen Emissionen durch die Förderung der Alberta-Teersände in den Griff. Das meint zumindest John Podesta, Berater von Barack Obama und Hillary Clinton. Podesta sagte in einem Gespräch mit dem Guardian, dass Kanada mehr tun müsse, um die Folgen durch den Abbau der CO2-Teersände vor der wichtigen UN-Konferenz in Paris im Dezember auszugleichen. Diese hat eine internationale Vereinbarung zur Bekämpfung des Klimawandels zum Ziel. Der kanadische Premierminister Stephen Harper ist ein Fürsprecher der Ausweitung der kontrovers diskutierten Förderung der Teersände; diese zählen zu den 14 sogenannten CO2-Bomben weltweit. Dabei handelt es sich um enorme Reserven fossiler Brennstoffe, deren Förderung und Verbrennung es unmöglich machen könnte, den Temperaturanstieg auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Darüber hinausgehende Temperaturanstiege würden irreversible Klimaveränderungen zur Folge haben. Podesta, der das Weiße Haus Anfang des Jahres verlassen hat, um Clintons Präsidentschaftswahlkampf für 2016 zu leiten, sagte zum Guardian: Ich glaube, dass es einen CO2-Aufschlag auf Öl geben wird, das aus Ölsand hergestellt wird. Und ich glaube, dass weitere Strategien folgen müssen. Anderenfalls würde diese Strategie vermutlich übermäßige Emissionen zur Folge haben. Er habe noch kein Anzeichen dafür gesehen, dass Kanada geplant habe, einen Ausgleich für diese zusätzlichen Emissionen aus der Teersandförderung zu schaffen: Ich glaube, und das ist meine persönliche Sicht der Dinge und nicht die der Regierung, ich habe keine weitere Entwicklung vonseiten der Kanadier zu diesem speziellen Zeitpunkt feststellen können. Kanada gilt aktuell als größter Umweltverschmutzer pro Kopf, was auf die Teersandvorkommen zurückzuführen ist, die die weltweit drittgrößten Reserven nach Saudi-Arabien und Venezuela sind. Die Regierung hat sogar angekündigt, die Förderung mehr als zu verdoppeln. Harper hat viel Lobbyarbeit geleistet, um neue Wege zu finden, das Öl aus Teersand zu vermarkten. Er ist ein Fürsprecher von Keystone XL, einem umstrittenen Projekt, um Rohöl von Alberta zu Raffinerien an der texanischen Golfküste und in andere Pipelines zu pumpen. Das US-Außenministerium befindet sich nach einer mehr als sechsjährigen Verzögerung in der Endphase der Überprüfung des Keystone-Projekts. Die Pipeline gilt als die umstrittenste Umweltentscheidung, die Barack Obama zu treffen hat. Er hat gesagt, dass er Keystone ablehnen wird, wenn das Projekt den Klimawandel verstärkt. Harpers Werbung für die Ölindustrie wird gemeinhin für die schwachen kanadischen Ziele vor Paris verantwortlich gemacht. Podesta, der nach einem Auftritt bei der UN-Konferenz über nachhaltige Energien mit dem Guardian sprach, sagte, dass es sich noch zeigen wird, ob Kanada seine Klimaziele für 2030 einhalten könne. Die Ziele für 2030, die Anfang August enthüllt wurden, sind weniger ehrgeizig als jene von Obama – und auch als Kanadas frühere Ziele: Kanada verpflichtet sich zu einer Verringerung um 30 Prozent auf Basis der Werte von 2005. Allerdings zeigt die von der kanadischen Regierung selbst erstellte Untersuchung, dass das Land bereits seine 2020er-Ziele – eine Verringerung der Emissionen um 17 Prozent auf Basis der Werte von 2005 – verfehlen wird, überwiegend aufgrund des Öls aus Teersand. Die Teersände sind die am schnellsten wachsende Quelle für Kanadas CO2-Emissionen und machen geschätzt 80 Prozent von Kanadas zulässigem CO2-Ausstoß im Jahr 2050 aus, gemessen an seinen bereits gemachten Klimazusagen, nach einer Untersuchung, die im August für die Stadtverwaltung von Vancouver erstellt wurde. Harper steht im Oktober zur Wahl, und Vertreter der Vereinten Nationen haben in einem vertraulichen Gespräch ihre Hoffnung auf einen Regierungswechsel noch vor Paris ausgedrückt. Mit der Amtseinführung von Rachel Notley und ihrer New Democratic Party in Alberta hat im Mai ein neues Zeitalter begonnen, das die seit 44 Jahren bestehende Macht der Konservativen in der Provinz durchbrochen hat. Das sind gute Nachrichten für diejenigen, die gegen Keystone kämpfen, sagt Elizabeth May, die Bundesvorsitzende der Green Party of Canada. Notley hat gesagt, dass sie die intensiven Lobby-Bemühungen für Keystone XL einstellen wolle – eine Entscheidung, die dem Weißen Haus mehr Rückendeckung gab, um das Projekt abzulehnen, sagt May. Damit kann Präsident Obama noch mehr anfangen. Jedoch warnt May, es sei nicht davon auszugehen, dass Notley den Teersandabbau insgesamt eindämme. Es handelt sich hier nicht um Hugo Chávez – es handelt sich um die Mitte einer politischen Partei, die die Regierung in einer Provinz stellt und die nicht gegen die Industrie in den Krieg ziehen will, sagt May. Für die Menschen außerhalb Kanadas ist es wichtig, zu verstehen, dass Rachel Notley nicht das Teersandölgeschäft einstellen will oder Nein zu jeder Pipeline sagt. Podesta würde nicht auf die Zukunft von Keystone XL wetten – das noch zur Bearbeitung bei Obama anhängig ist. Er hat jedenfalls die Feststellung der Internationalen Energiebehörde und anderer Behörden zitiert, die verlautbaren ließen, dass der größte Teil der bekannten Öl-, Gas- und Kohlenreserven im Boden bleiben müsse, um katastrophale Klimaänderungen zu verhindern. Wenn Sie all diese Ressourcen fördern und alle bekannten gutachterlich geprüften Ressourcen auf der ganzen Welt, dann werden Sie das Zwei-Grad-Celsius-Ziel kaum erreichen können, betont Podesta. | 1Panorama
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Gründer Graf: "Kultur einfach zugänglich machen und auf die Smartphones der Menschen bringen". Neun Bühnen, aber nur eine App: Mit Ticket Gretchen sind ab sofort Karten für Aufführungen im Volkstheater, dem Theater in der Josefstadt sowie den Häusern der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) verfügbar. Am Donnerstag wurde die Applikation, die in den vergangenen Jahren entwickelt und seit Herbst für die Josefstadt schon getestet wurde, präsentiert. Weitere Angebote sollen künftig hinzukommen. VBW-Generaldirektor Thomas Drozda sprach gar von einem Hauch Silicon Valley, den die Anwendung in Kooperation mit dem Wiener Bühnenverein in die Bundeshauptstadt bringe. Laut Wolfgang Graf, der Ticket Gretchen gemeinsam mit Gerald Stockinger gegründet hat, sei insbesondere die Verbindung der sehr heterogenen Ticketsysteme eine Herausforderung gewesen. Um die App entsprechend anbinden zu können, müsse diese mit den Systemen live kommunizieren. Das Endergebnis – eine Mischung aus informativem Überblick über das Bühnengeschehen der beteiligten Häuser und anschließender Kaufmöglichkeit – soll Kultur einfach zugänglich machen und auf die Smartphones der Menschen bringen. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), der auch für die Digitalagenden der Stadt zuständig ist, begrüßte das neue Angebot. Der digitale Fußabdruck mancher Kulturinstitutionen in Wien ist, im internationalen Vergleich gesehen, verbesserungswürdig. Somit sei die App ein wichtiges Mosaiksteinchen. Er hofft darauf, dass viele weitere Bühnen folgen werden. Wobei sich Ticket Gretchen keineswegs auf die Sparte (Musik-)Theater beschränken soll: Auch Institutionen aus den Bereichen Musik, Kabarett oder Museen sollen angesprochen werden, wie Graf darlegte. Die App selbst ist für den Endnutzer kostenlos, der laufende Betrieb finanziert sich über die teilnehmenden Häuser. Diese haben, gestaffelt nach Größe, Einrichtungskosten für das Setup, eine laufende monatliche Abgeltung sowie eine Abgeltung pro verkauftem Ticket zu entrichten, erläuterte Graf auf Nachfrage. Eine manuelle Wartung der Inhalte sei wiederum nicht notwendig, da diese automatisch von der App von Websites oder Social-Media-Auftritten abgegriffen werden. Uns war eine neutrale und unabhängige App wichtig, sagte Graf. Das bedeute konkret: Keine Preisaufschläge für die Tickets, keine Werbung und ein seriöser Umgang mit den Daten. Dem Konsument will man mit Ticket Gretchen alles Wesentliche in die Hand geben: Den Überblick über aktuelle Produktionen, eine Sitzplatzvisualisierung für den Kartenkauf und schließlich das digitale Ticket (mittels QR-Code) am Smartphone. Das Theater in der Josefstadt sei bis dato sehr zufrieden mit der Anwendung, unterstrich dessen kaufmännischer Geschäftsführer Alexander Götz. Seit Oktober habe es rund 3.000 Downloads gegeben, Kartenverkäufe passieren täglich über das Angebot. Und mit diesem strecken die Entwickler auch die Fühler über Wiens Stadtgrenzen hinaus: Bereits jetzt verhandelt man in Innsbruck, Berlin und New York, um einen Markteinstieg zu wagen. | 0Web
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US-Wissenschaftler haben 11.000 Alkohol-Tweets analysiert. Alkohol und das Internet sind eine gefährliche Kombination. Nach ein paar Gläschen kann es durchaus passieren, dass man E-Mails schickt, SMS schreibt oder Postings in sozialen Medien absetzt, für die man sich tags darauf nüchtern wieder geniert. Genau das hat sich jedoch ein Team von US-Forschern zunutze gemacht. Sie haben Tweets analysiert, die im betrunkenen Zustand geschrieben wurden. Was zunächst nach einer Spaßstudie klingt, hat einen durchaus ernsten Hintergrund. Forscher der University of Rochester haben dafür laut MIT Technology Review zunächst sämtliche Tweets mit Geotags gesammelt, die in der ersten Jahreshälfte 2014 in New York City und Monroe County im Bundesstaat New York abgesetzt wurden. Aus diesen Tweets wurden alle Nachrichten herausgefiltert, in denen Alkohol oder Wörter, die damit in Verbindung stehen, vorkommen. Also etwa betrunken, Bier oder Party. Insgesamt kamen sie auf 11.000 Tweets. Diese 11.000 Tweets wurde mithilfe der Arbeitskräfte von Amazons Crowdsourcing-Dienst Mechanical Turk dahingehend eingeteilt, ob es sich um allgemeinere Aussagen über Alkohol handelt, oder ob es Hinweise darauf gab, dass die Tweets unter Alkoholeinfluss entstanden. Und ob zur gleichen Zeit getrunken wurde, als der Tweet geschrieben wurde. Außerdem analysierten die Forscher so auch, wo getrunken wurde, indem Wörter wie Bar oder Couch, Phrasen wie Endlich zu Hause, sowie die Geotags des Tweets miteinbezogen wurden. Basierend auf diesen Daten entwickelten die Forscher einen Algorithmus, der erkennt, wann und wo Twitter-Nutzer getrunken haben. Die Daten verglichen sie mit Karten von New York City und Monroe County und konnten so sogenannte Heatmaps des Alkoholkonsums von Twitter-Nutzern erstellen. Die Forscher kamen unter anderem zu dem Ergebnis, dass es in New York City mehr betrunkene Tweets gibt als in Monroe County. In New York City wurden auch mehr Tweets zu Hause oder in der unmittelbaren Nähe der Wohnung geschrieben als in Monroe County, wo die Trink-Tweets weiter weg von zu Hause abgesetzt wurden. In der Nähe von Lokalen und Geschäften, die Alkohol verkaufen, stellten die Forscher zudem mehr Trink-Tweets fest. Rückschlüsse anhand dieser Daten auf die Rahmenbedingungen von Alkoholmissbrauch sind zunächst noch mit Vorsicht zu genießen, da die Methode beispielsweise Personengruppen ausklammert, die nicht twittern aber sehr wohl trinken. Die Forscher wollen ihre Arbeiter aber fortführen und in Zukunft neue Erkenntnisse zur Erforschung von Alkoholismus gewinnen. | 0Web
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Partei soll für Assistenten kassiert haben, die in Paris und nicht in Straßburg arbeiteten. Paris/Straßburg – Französische Ermittler haben am Mittwoch die Zentrale des rechtsextremen Front National (FN) durchsucht. Die französische Partei wird verdächtigt, EU-Geld für Assistenten von Europaabgeordneten bezogen zu haben, obwohl diese anscheinend für die Partei in Frankreich arbeiteten. Am Dienstag hatten Ermittler bereits das Wohnhaus des FN-Gründers und EU-Abgeordneten Jean-Marie Le Pen durchsucht, wie eine Sprecherin der Pariser Staatsanwaltschaft bestätigte. Der Front National weist die Vorwürfe zurück, in einer Mitteilung warf sie den französischen Behörden vor, es handle sich um eine politisch gesteuerte Aktion gegen die Partei. Das Verfahren war im vergangenen Jahr vom EU-Parlament ins Rollen gebracht worden. Es hatte die EU-Antibetrugsbehörde Olaf eingeschaltet, weil es Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei 20 Assistenten sah. Unterstützung aus EU-Töpfen darf laut Parlamentsvorschriften nur für Hilfen bezogen werden, die für die Ausübung des parlamentarischen Mandats des Abgeordneten erforderlich sind und damit in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Verträge mit Fraktionen des Parlaments oder politischen Parteien sind ausdrücklich ausgeschlossen. | 2International
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Nach Motorradfahrern sind nun auch Ski-Asse mit dem Luftsack im Renneinsatz – System offenbar weitgehend ausgereift. Wien/Lake Louise – Nach jahrelangen Tests und einem abgesagten Renn-Debüt im vergangenen Jänner in Wengen ist es nun so weit: Beim Speed-Saisonstart der Herren dieses Wochenende in Lake Louise kommt es zur Premiere des Airbags im alpinen Skirennsport. Abgeschaut hat man sich das Prinzip des schützenden Luftsackes bei den Motorradfahrern. Komplexe Angelegenheit Dort wird die Airbag-Weste, die sich bei Stürzen in Millisekundenschnelle aufbläst und Nacken, Rücken, Schulter und Brust des Fahrers schützt, seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Im Skirennsport sind die Anforderungen komplexer, weil hier die Protagonisten wesentlich mehr Bewegungen durchführen, die einem beginnenden Sturz sehr nahe kommen. Dennoch soll sich die Schutzvorrichtung nur im Ernstfall aufblasen. Zweites Problem war, den Airbag so zu modellieren, dass er keine – aerodynamischen – Nachteile gegenüber dem klassischen Rückenprotektor hat. Beide Probleme schienen nun aber weitgehend gelöst zu sein. Zwei Jahre nach der Einführung sichererer Helme will der Internationale Skiverband (FIS) damit einen weiteren Schritt in Richtung mehr Sicherheit für die Fahrer und Fahrerinnen machen. Es ist eine sehr gute Sache, ist auch Österreichs Abfahrtschef Florian Winkler mittlerweile vom Airbag überzeugt. Persönliche Entscheidung Er kann sich deshalb vorstellen, dass nicht nur Hannes Reichelt und Matthias Mayer sondern ein Großteil seiner Mannschaft die Schutzweste nun bereits diese Woche in Kanada unter dem Rennanzug tragen wird. Es ist immer die persönliche Entscheidung. Aber wir haben die Airbags den ganzen Sommer und zuletzt auch in Copper Mountain getestet, es hat alles funktioniert, beruhigt Winkler. Tatsächlich scheint die Fehleranfälligkeit auf ein Minimum reduziert worden zu sein. Der Algorithmus, der entscheidet, ob es sich nur um eine Grenzsituation oder einen tatsächlich stattfindenden Sturz handelt, hat zumindest im Training der Österreicher tadellos funktioniert. Es gab keine Fehlauslösungen, beruft sich Winkler auf die parallel laufenden Video-Analysen. Dadurch haben die Fahrer jetzt durchwegs Vertrauen bekommen. Gute Vorbereitung Der Airbag macht den Rennsport also sicherer, die Fahrer aber nicht schneller. Dafür müssen sie weiterhin selbst sorgen und geht es nach der diesjährigen Saisonvorbereitung, ist den ÖSV-Assen ein besserer Start als im Vorjahr gewiss. Damals fielen Vorbereitungs-Einheiten schneebedingt aus, diesmal verlief das Training aber sowohl im Sommer als auch zuletzt in Colorado nahezu perfekt. Es war genau das, was wir wollten. Noch einmal ein bisschen den Speed bei 120 km/h fühlen, blickte auch Winkler vor dem ersten Kanada-Training zufrieden auf das Abschluss-Camp vergangene Woche in Copper Mountain zurück. Ob es reicht, um schon beim Saisonstart im wildromantischen Banff-Nationalpark den ersten ÖSV-Abfahrtssieg seit Michael Walchhofer 2010 einzufahren, wagt aber auch der Cheftrainer nicht zu garantieren. Vom Siegen reden wir nicht unbedingt. Wir sind aber alle gut drauf und möglich ist es, verweist Winkler darauf, dass zuletzt vor allem die beiden Norweger Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud in Kanada abgeräumt haben. Auf dieser speziellen Abfahrt musst du die Norweger erst einmal schlagen, ist dem Coach bewusst, dass auch der nach Verletzung zurückgekehrte Svindal in Lake Louise gleich wieder zu den Topfavoriten gehört . Hoffen auf Kröll Den schlecht(est)en Weltcup-Saisonstart vom Vorjahr will man im rot-weiß-roten Lager jedenfalls auf keinen Fall toppen. Ich bin guter Dinge. Die Marschrichtung passt und wir haben Fahrer, die für die Fehler anderer in die Bresche springen können, so Winkler. Außerdem solle man neben Mayer und Reichelt auch einen Klaus Kröll nicht vergessen, setzt der Tiroler nach wie vor große Stücke auf den steirischen Routinier. Insgesamt geht Winkler positiv in den Speed-Auftakt. Unsere Burschen haben heuer mehr Vertrauen in sich selbst, sie sind bereit. Und vor allem freuen sich alle, dass es endlich losgeht. | 4Sport
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Gegen die Stimmen von FPÖ, Neos und Team Stronach wurde beschlossen, Wirtshäuser und Beisln, Restaurants und Cafés ab 2018 mit totalem Rauchverbot zu belegen. Wien – Nach jahrelangem Hin und Her bekommt auch Österreich ein Rauchverbot in der Gastronomie. Mit den Stimmen der Koalition und der Grünen hat der Nationalrat Mittwochmittag beschlossen, dem Tabakkonsum in Lokalen ab Mai 2018 ein Ende zu setzen. Auch Wasserpfeifen und E-Zigaretten sind vom Verbot erfasst. In der Parlamentsdebatte übten die Freiheitlichen heftige Kritik an den strikten Regelungen. Ihr Mandatar Josef Riemer sprach von einem totalitären Gesetz. Konkret beklagte er die aus seiner Sicht überschießenden Strafen, die einen Gast im Wiederholungsfall 1.000 Euro und den Wirt bis zu 10.000 Euro kosten könnten. Ebenso wenig Zustimmung kam vom Team Stronach, auch wenn sich Klubobfrau Waltraud Dietrich selbst als überzeugte Nichtraucherin deklarierte. Sie gab u.a. zu bedenken, dass sich Anrainer von rauchenden Gästen vor den Lokalen belästigt fühlen könnten. Von den Neos bekannte sich Gesundheitssprecher Gerald Loacker zwar zum Nichtraucherschutz. Das Gesetz lehnte seine Fraktion jedoch als Murks ab. Er kritisierte, dass es in Hotels weiterhin Raucherräume geben dürfe, womit die Restaurants dort bevorteilt seien. Zudem fand es Loacker seltsam, dass im Tabakgesetz nichttabakhaltige Wasserpfeifen verboten würden. Kritik kam von der Opposition auch daran, dass selbst in Vereinslokalen das Rauchen verboten und damit in die Privatsphäre eingegriffen wird. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) verteidigte die Regelung, da es ansonsten – wie in Deutschland – wieder zu Umgehungsmöglichkeiten kommen würde. Insgesamt gab sich die Ministerin hochzufrieden mit dem Gesetz – und zwar auch im Sinne des Arbeitnehmerschutzes. Zudem werde ein großer Schritt gesetzt, um die Menschen vom Rauchen abzuhalten. ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger betonte ebenfalls, es sei das Recht der Demokratie, Beschränkungen einzuführen. Das Verbot in der Gastronomie sei dabei ein wichtiges Signal, weil mehr als 18 Prozent aller Todesfälle in Österreich mit dem Rauchen zusammenhingen. Die grüne Klubobfrau Eva Glawischnig, die für eine kürzere Übergangsfrist gewesen wäre, sah in dem Gesetz einen historischen Beschluss. Dieser sei gut für den Arbeitnehmerschutz und auch für den Kinderschutz, könnten sich Kinder doch auch nicht aussuchen, in welchen Lokalteil ihre Eltern mit ihnen gehen. Für Gastronomiebetriebe, die nach dem letzten Gesetz in getrennte Raucherlokalteile investiert haben, gibt es als Anreiz für einen Umstieg vor dem 1. Juli 2016 eine steuerliche Prämie in der Höhe von 30 Prozent für getätigte Umbauinvestitionen. | 5Inland
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Die Stadtregierung ist gespalten: Bürgerliste und Neos unterstützen den Vorstoß der Kultureinrichtungen, der Bürgermeister winkt ab. Salzburg – Die vom Dachverband Salzburger Kulturstätten angestoßene Diskussion um eine Bewerbung Salzburgs als Europäische Kulturhauptstadt 2024 entzweit die vier in der Stadtregierung vertretenen Parteien. Während SPÖ und ÖVP strikt gegen eine Kandidatur auftreten, sind Bürgerliste und Neos von der Idee durchaus angetan. Die Bewerbung könne einen Anstoß zu einer breiten Diskussion über die Lebensbereiche Kultur, Mobilität, Wohnen und Arbeiten sein, sagt die Kultursprecherin der Neos, Kornelia Thöni. Die Debatte könnte endlich die dringend benötigte Dynamik in unsere Stadt bringen. Ganz anders argumentiert Karoline Tanzer. Die ÖVP-Gemeinderätin ist Vorsitzende des Kulturausschusses im Gemeinderat. Das Projekt wäre nicht nachhaltig, außerdem wäre Salzburg mit den Festspielen ohnehin jeden Sommer Kulturhauptstadt. Fazit: Ein klares Nein. Ein Strohfeuer, warnt auch Bürgermeister und Kulturressortchef Heinz Schaden (SPÖ) im STANDARD-Gespräch. Man müsse mit Kosten von bis zu 100 Millionen Euro rechnen. Schaden sei 2024 nicht mehr im Amt, er wolle ein Präjudiz dieser Größenordnung nicht verantworten. Dazu komme: Wenn man Graz 2003 und Linz 2009 betrachte, müsse man fragen: Was ist geblieben? Gleichwohl Schaden – selbst gebürtiger Grazer – einräumt, dass seine Herkunftsstadt vom Projekt Kulturhauptstadt doch profitieren konnte. Das von Schaden ins Treffen geführte Kostenargument stimme so nicht, sagt der Kultursprecher der Bürgerliste Bernhard Carl. Anders als beispielsweise in Graz wären in Salzburg keine teuren Kulturbauten mehr notwendig. Es gehe vielmehr um die Gesamtentwicklung der Region. Nach Graz und Linz ist Österreich 2024 zum dritten Mal an der Reihe, eine europäische Kulturhauptstadt auszurichten. Neben der Debatte in Salzburg hat auch schon Bregenz Interesse an einer Bewerbung angemeldet. Der innerösterreichische Wettbewerb wird 2018 über die Bühne gehen. Der Titel selbst ist ein Titel fast ohne Mittel. Die EU steuert gerade einmal 1,5 Millionen Euro bei. | 1Panorama
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Nach Erlass von Haftbefehl – Früherem General wird massive Korruption vorgeworfen. Guatemala-Stadt – In der Korruptionsaffäre in Guatemala ist Staatschef Otto Pérez am Donnerstag zurückgetreten. Pérez habe die Entscheidung getroffen, um auf die Maßnahmen gegen ihn reagieren zu können, sagte sein Sprecher Jorge Ortega. Kurz zuvor war gegen Pérez Haftbefehl erlassen worden. Mit dem Rücktritt wolle Pérez auf individuelle Weise auf die Schritte gegen ihn reagieren, sagte Ortega. Zuvor hatte Pérez Anwalt César Calderón bereits angekündigt, dass sich der Staatschef stellen und mit den Ermittlern zusammenarbeiten werde. Parlament hatte Immunität aufgehoben Die Staatsanwaltschaft hatte mitgeteilt, dass Pérez seine Amtsvollmachten verliere, sobald Untersuchungshaft angeordnet werde. Das Parlament hatte am Dienstag die Immunität des konservativen Politikers aufgehoben und damit den Weg für eine Strafverfolgung freigemacht. Pérez wird von der Staatsanwaltschaft und UN-Ermittlern beschuldigt, einer der führenden Köpfe eines Korruptionsnetzwerks beim Zoll gewesen zu sein. Gegen Schmiergelder sollen Importeuren Zollabgaben in Millionenhöhe erlassen worden sein. Seit April verlangten Demonstranten bei wöchentlichen Massenprotesten seinen Rücktritt. Pérez beharrte aber darauf, bis zum Ende seiner Amtszeit Mitte Jänner im Amt zu bleiben. Bei der am Sonntag bevorstehenden Präsidentschaftswahl durfte Pérez aus verfassungsrechtlichen Gründen ohnehin nicht wieder antreten. | 2International
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Die Volkspartei muss 300.000 Euro Strafe zahlen. Auch die Sozialdemokraten haben die Obergrenze bei der Nationalratswahl überzogen, die Geldbuße liegt bei 15.000 Euro. Wien – Die SPÖ soll wegen Überschreitung der Kostengrenze im Nationalratswahlkampf 2013 insgesamt 15.000 Euro zahlen. Die Geldbuße für die ÖVP wird 300.000 Euro betragen. Das hat der Parteien-Senat im Kanzleramt festgelegt. Ob die Parteien berufen werden, ist offen. Aus Formalgründen eingestellt wurden Verfahren wegen mutmaßlich illegaler Wahlkampffinanzierung durch Parlamentsklubs. Ungemach drohen könnte der SPÖ noch wegen der unvollständigen Liste ihrer Parteifirmen. Erlaubt gewesen wären der SPÖ bei der Nationalratswahl Wahlkampfkosten von sieben Millionen Euro – geworden sind es um exakt 326.874,22 Euro mehr. Mit der nun verhängten Geldbuße hat der Unabhängige Parteien-Transparenz-Senat im Kanzleramt den möglichen Strafrahmen von zehn Prozent der Überziehungssumme nicht ganz zur Hälfte ausgeschöpft. Ob die SPÖ bezahlen oder Berufung einlegen wird, lässt die Partei auf Anfrage offen. Sie hat dafür vier Wochen Zeit. Das Team Stronach hat gegen seine Geldbuße (567.000 Euro bei 13,5 Millionen Euro Wahlkampfkosten) bereits berufen. Ungemach drohen könnte der SPÖ noch, weil auf der dem Rechnungshof gemeldeten Liste ihrer Parteiunternehmen vier Firmen fehlten. Irrtümlich, wie die SPÖ versichert. Der Senat will vor einem Urteil noch klären, wie der Irrtum zustande kam, wen eine allfällige Geldbuße also treffen würde. Mutmaßlich illegale Wahlkampffinanzierung roter Parlamentsklubs hat der Senat inhaltlich nicht geprüft, sondern die Verfahren aus Formalgründen eingestellt. So hat die Kärntner SPÖ einen Teil ihres Landtags-Wahlkampfes 2013 über den Landtagsklub abgerechnet und damit die besonders strenge Kärntner Wahlkampfkostengrenze unterlaufen, obwohl das Parteiengesetz Spenden der Klubs an die Parteien untersagt. Ähnliche Pläne hegte auch die Bundes-SPÖ vor der Nationalratswahl, bezahlte die ursprünglich beim Parlamentsklub angesiedelte Plakatkampagne nach Protesten der Grünen aber selbst. In beiden Fällen hat der Senat das Verfahren, wie zuvor schon bei FPÖ und BZÖ, eingestellt. Ein vom Rechnungshof übermittelter Medienbericht über die Vorwürfe gegen die Kärntner SPÖ genügte dem Senat nicht für ein Bußgeld-Verfahren. Und im Fall der Bundes-SPÖ reichte dem Senat die bloße Mitteilung des Rechnungshofes, die bereits bekannten Vorwürfe nicht entkräften zu können, ebenfalls nicht aus. Akzeptiert wurden vom Senat die vom Rechnungshof kritisierten Umgehungskonstruktionen, mit denen mehrere rote Vorfeldorganisationen – allen voran Pensionistenverband und Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) – den Regeln des Parteiengesetzes entkommen wollten. Sie haben zusätzliche Vereine zwischen sich und die Partei geschaltet, gelten damit formal nicht mehr als Vorfeldorganisationen und könnten damit etwa Einnahmen aus Spenden und Inseraten unter Verschluss halten. Auch die ÖVP hat den Bescheid des Parteien-Transparenz-Senats bereits erhalten. Die verhängte Geldbuße wegen Überschreitung der Wahlkampfkosten soll 300.000 Euro betragen. Insgesamt hatte die ÖVP 11,2 Millionen Euro an Wahlkampfkosten ausgeben, also rund 4,2 Millionen Euro mehr als eigentlich zulässig. Die ÖVP will das Urteil erst einmal genau prüfen. Vom Tisch sein sollen hingegen diverse vom Rechnungshof beanstandete Mängel beim Rechenschaftsbericht, wie etwa die mögliche Nichteinbeziehung von Gliederungen der Partei und die Unvollständigkeit der Liste der Beteiligungsunternehmen. Die Wahlwerbungsausgabenüberschreitung sei unter anderem auf die komplexe Partei-Struktur zurückzuführen, hatte die ÖVP bereits zuvor argumentiert. Obwohl der Bescheid der ÖVP bereits zugestellt wurde, ist er noch nicht auf der Website des Bundeskanzleramts veröffentlicht worden. Dies dürfte erst in der kommenden Woche geschehen. | 5Inland
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Spieler werden mit Echtgeld Modifikatoren und Ausrüstung erwerben können. Das Action-Adventure Rise of the Tomb Raider wird Spiel-modifizierende Funktionskarten namens Expedition Cards enthalten, die man im Spiel auch gegen Echtgeld erwerben kann, berichtet Eurogamer. Expedition Cards können in Modi abseits der Story-Kampagne eingesetzt werden und ermöglichen den Einsatz von kosmetischen Modifizierungen wie großen Köpfen bei Charakteren, liefern aber auch Gameplay-beeinflussende Gegenstände wie Rüstung oder Boni. Zu diesen Boni gehören beispielsweise eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen gegnerische Schüsse oder die Heilung von Verletzungen ohne Ressourcen aufzubrauchen. Diese Expedition Cards werden mit der Spielwährung, Credits, erworben, die man entweder durch virtuelle Errungenschaften erhält, oder über Mikrotransaktionen mit Echtgeld kaufen kann. Die Kartendecks enthalten sowohl Karten, die man einmal gebrauchen kann, als auch Karten, die sich öfter einsetzen lassen. Zum Markstart von Rise of the Tomb Raider am 10. November für Xbox One und Xbox 360 werden 300 Karten zur Verfügung stehen, weitere sollen in den kommenden Monaten folgen. Anfang 2016 erscheint das Spiel für Windows-PC, Ende 2016 für PlayStation 4. Rise of the Tomb Raider wird keinen klassischen Mehrspielermodus enthalten. Anstelle dessen wird es Modi wie Score Attack geben, in dem man andere Spieler herausfordern kann, eine Mission mit mehr Punkten zu absolvieren, als man selbst. Hier spielen Multiplikatoren eine wesentliche Rolle. Darüber hinaus stellt Hersteller Crystal Dynamics einen Season-Pass für 30 Dollar in Aussicht, der einen extremen Ausdauermodus, ein neues Grab zum Erkunden und einen rundenbasierten Horden-Modus mit sich bringt. | 0Web
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Die enttäuschenden Leistungen in der Premier League und das konfliktbeladene Verhältnis zur Mannschaft waren für die "einvernehmliche Trennung" ausschlaggebend. London – Chelsea hat nach einem katastrophalen Saisonverlauf in der Premier League die Reißleine gezogen und die Trennung von Trainer José Mourinho verkündet. Der englische Meister bestätigte am Donnerstag den einvernehmlichen Abschied des portugiesischen Starcoaches. In 16 Runden holte Chelsea bei neun Niederlagen nur vier Siege und befindet sich als 16. nur einen Punkt vor der Abstiegszone. José und die Geschäftsführung haben beschlossen, dass die Ergebnisse in dieser Saison nicht gut genug waren. Wir glauben deshalb, dass es für beide Seiten das Beste ist, getrennte Wege zu gehen, teilte der Klub auf seiner Website mit. Man gehe im Guten auseinander. Der Fokus ist nun darauf gerichtet, dass die talentierte Mannschaft ihr Potenzial ausschöpft, verkündete Chelsea. Mourinho trat seine zweite Amtszeit bei den Blues im Sommer 2013 an. Zuvor betreute er Chelsea bereits zwischen 2004 und 2007. Er ist mit drei Meistertiteln, einem FA-Cup-Sieg und drei Ligacup-Titeln der erfolgreichste Trainer in der 110-jährigen Geschichte des Vereins. Sein Vertrag wäre nach einer Verlängerung im August noch bis 2019 gelaufen. Zuletzt gab es aber offenbar ein Zerwürfnis des 52-Jährigen mit der Mannschaft. Im Vereins-TV hatte Mourinho einige seiner Profis erneut scharf kritisiert. Ja, ich bin enttäuscht von einigen Spielern, polterte er dabei. Namen nannte er nicht. Nach den Meisterfeiern im Sommer waren The Special One und seine Schützlingen noch ein Herz und eine Seele gewesen. Nun retteten Mourinho auch die nach wie vor große Loyalität der Fans und der Aufstieg ins Champions-League-Achtelfinale nicht den Job. Chelseas Leistungen sind völlig inkonstant, vor allem in Heimspielen. Vor dieser Saison hatten die Londoner unter Mourinho nur fünf von 249 Partien an der Stamford Bridge verloren, seit der Sommerpause waren es vier von acht. Nach dem 1:2 bei Überraschungsspitzenreiter Leicester City am Montag hat Chelsea den schlechtesten Saisonstart seit 1978/79 vorzuweisen. Wie britische Medien sogleich spekulierten, hat nun auch Chelsea-Eigentümer Roman Abramowitsch ein Auge auf Bayern-Coach Josep Guardiola geworfen. Der Spanier soll die Münchner bekanntlich im Sommer verlassen. Als Interimstrainer könnte bis dahin der Niederländer Guus Hiddink fungieren. Aber auch Juande Ramos wird als Nachfolger gehandelt. Laut der spanischen Zeitung As bestätigte Ramos-Berater Gines Carvajal, dass sich der 61-jährige Spanier bereits auf dem Weg nach London befinde. Die Spieler müssen sich nun auf einen neuen Coach einstellen. Danke für alles, was du für mich getan hast, ich habe dir viel zu verdanken, wir werden dich alle vermissen. Viel Glück in der Zukunft, twitterte Mittelfeldspieler Cesc Fabregas. Der Abschied von seinem erklärten Lieblingsklub bringt Mourinho immerhin eine gehörige Abfindung ein. Laut BBC-Angaben soll sich diese aber nicht in der spekulierten Größenordnung von 40 Millionen Pfund bewegen. Mourinho soll nur seine Jahresgage erhalten haben, die sich auf zwölf Millionen Pfund (16,5 Millionen Euro) beläuft. | 4Sport
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Die Graphic Novel "Ghetto Brother" erzählt die Geschichte des Königs der Bronx zwischen Straßenkrieg, HipHop und Judentum. Im Fernsehen sah ich mal Bilder vom zerbombten Dresden. Die South Bronx war wie Dresden. Und wir waren die Könige dieses Trümmerhaufens, sagt Benjamin Melendez. Anfang der 1970er-Jahre war Melendez besser bekannt als Yellow Benjy. Er war Gründer und Anführer der Ghetto Brothers, eine der größten und einflussreichsten Gangs zwischen den verwahrlosten Blocks der South Bronx. Der in New York lebende deutsche Fotograf Julian Voloj hat Benjamin Melendez aus den Trümmern der ungeschriebenen Geschichten ausgegraben. Nachdem er ihn durch Zufall kennengelernt hatte und während zahlreicher Spaziergänge die Stationen seines Lebens abgeklappert hatte, dokumentierte Voloj seine außergewöhnliche Story gemeinsam mit der Hamburger Künstlerin Claudia Ahlering in einer Graphic Novel - Ghetto Brother, auf Deutsch erschienen im Avant-Verlag. Das Buch war auch nominiert als für den am 6. Juni vergebenen Peng-Preis des Comicfestivals München für den besten deutschsprachigen Comic. (Gewonnen hat ihn übrigens der bereits besprochene Band Irmina von Barbara Yelin.) Melendez war nicht einfach nur Gang-Leader, er war auch Initiator eines einmaligen Waffenstillstands im Krieg auf der Straße. Ganz nebenbei ebnete er damit den Weg zur HipHop-Kultur, die ihre Wiege in der Bronx hatte. Der Sohn puertoricanischer Einwanderer mit jüdischen Wurzeln streifte von klein auf durch die Straßen der Bronx - keine ungefährliche Angelegenheit: Du gingst vor die Tür und wusstest nie, ob es nicht dein letzter Tag auf Erden sein würde, erzählt Melendez. Den einzigen Schutz bot die Mitgliedschaft in einer der unzähligen Gangs. Allein in der Bronx regierten mehr als 100 Gangs mit mehr als 10.000 Mitgliedern das von Schlaglöchern durchsiebte Pflaster. Straßenecken markierten ihre Territorien, und so überbrückten die Gangs nicht selten die Kluft zwischen Afroamerikanern und Puertoricanern, die trotz derselben tristen Lebensverhältnisse gewöhnlich nicht viel füreinander übrig hatten. 1967 - in dem Jahr, in dem Martin Luther King und Robert Kennedy ermordet wurden und der Vietnam-Krieg zum Dauerproblem wurde - gründete Melendez als 14-Jähriger gemeinsam mit seinen Brüdern seine eigene Gang, die Ghetto Brothers. Was Ghetto eigentlich bedeutete und dass er selbst eine jüdische Herkunft hatte, war Melendez zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst. Als Markenzeichen, das auf die Nieten-Jeansjacken genäht wurde - die sogenannten Colors -, wählten die Ghetto Brothers drei Mülltonnen, als Symbol für die völlig verdreckten und verarmten Stadtviertel, in denen sie lebten. Sie teilten sich die Straßen mit anderen Gangs mit klingenden Namen wie Black Spades, Savage Skulls, Savage Nomads, Seven Immortals, Reapers, Turbans. Die Begriffe sprechen für sich: Ende der 60er-Jahre ging es nicht gerade zimperlich zur Sache zwischen den mafiös agierenden Gangs. Das System hatte Erfolg: Die Gangs boten Familienersatz, Anerkennung, Aufstiegsperspektiven und nicht zuletzt Tagesstruktur in Gegenden, die selbst die Polizei aufgegeben hatten. Und offensichtlich auch die Stadtverwaltung: Das lokale Spital wurde nur das Schlachthaus genannt. Die Gewaltspirale samt wechselseitiger Rachefeldzüge und einer wachsenden Drogenkriminalität schraubte sich immer tiefer in die Bronx. 1971 erreichte das todernste Spiel mit der Ermordung von Black Benjy von den Ghetto Brothers, der ein Friedensangebot vermitteln wollte, einen Höhepunkt. Trotz vieler Widerstände entschloss sich Benjamin Yellow Benjy Melendez, nicht zurückzuschlagen sondern mit der Unterstützung eines Vertreters der Black Panthers stattdessen alle Gangleader an einen Tisch zu holen und ein nachhaltiges Friedensabkommen auszuhandeln. Ein eindrucksvoller Schachzug, der tatsächlich aufging. Der Waffenstillstand wurde am 8. Dezember 1971 geschlossen und unter Beisein von Presse, Sozialarbeitern und unter Polizeischutz von allen anwesenden Gangleadern unterzeichnet. Voloj und Ahlering arbeiten in dem in Schwarz-, Weiß- und Grautönen gehaltenen Comic eine ganze Menge auf: Amerikanische Sozial- und Migrationsgeschichte, ein bisschen Musikgeschichte, ein bisschen Jugendkultur. Es tauchen Notizen zu fehlgeleiteter Stadtentwicklung, zur puertoricanischen Minderheit und zur Bürgerrechtsbewegung in den USA auf. Es ist fast etwas zu viel, was die beiden in oft ein wenig zu klein geratene, verschachtelte Panels packen. Vieles wird nur angeschnitten, wirklich fundierte Hintergründe darf man sich nicht erwarten. Das ist aber völlig in Ordnung, denn schließlich geht es um den Lebensweg eines Underdogs aus der Bronx, der eben auch einige prägnante Ereignisse der frühen 70er kreuzte. Nach dem Waffenstillstand wurde unsere Welt größer, sagt Melendez. Man ging zu Partys in Gegenden, in die man früher nie einen Fuß gesetzt hatte. Es war egal, welche Weste du trugst. Man battelte sich weiter, aber nicht unbedingt mit Waffen, sondern auf dem DJ-Pult, beim Breakdance und Graffiti. DJ Kool Herc, der als Begründer des HipHop gilt, schmiss seine ersten Partys, aus dem Warlord der Black Spades wurde der berühmte DJ Afrika Bambataa, der Anführer der Universal Zulu Nation. Mitte der 70er war es dann aber schon wieder vorbei mit dem Frieden in der Bronx. Die Gangs lösten sich auf, die Gewalt kehrte zurück und Heroin eroberte die Sozialbauten. Auch Yellow Benjy zog sich aus dem Gang-Business zurück, um seine jüdischen Wurzeln, die seine Eltern stets im Geheimen pflegten, zu suchen. Die Themendichte geht sich tatsächlich aus - durch die rasanten Bildfolgen, mit denen man im Stakkato-Rhythmus durch die spannende Story rast. Der Fokus bleibt meist eng, die Blicke knapp und kurz. Nur selten geben große Bilder Raum für große Momente. Auch wenn die Geschichte da und dort mehr Luft vertragen hätte - die groben Zeichnungen geben eine Menge authentischer Einblicke in die Enge des Lebens zwischen Abbruchhäusern. Vor dem chaotischen Hintergrund heben sich starke Persönlichkeiten ab - samt eindrucksvoller Tattoos, Stirnbänder, Schlaghosen und origineller Frisuren. Manchmal wirkt die Ich-Erzählung gar etwas verherrlichend und affirmativ, die Person von Melendez, der etwa nicht unbedingt ein guter Familienvater gewesen sein dürfte, wird dabei nicht kritisch hinterfragt. Dass er mit seinen Brüdern unter dem Namen Ghetto Brothers auch eine Band gründete und eine Platte aufnahm, auf der sie Funk, Salsa und Beatles-Gesänge vermischten, wird leider nicht erwähnt - aber das wäre vermutlich wirklich eine andere Geschichte. | 7Wissenschaft
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Großbritannien: Nur wenige Angriffe gelten IS – Assad gibt sich siegesgewiss. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. | 2International
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In zwölf Metern Tiefe – Alpinist erlitt laut Polizei Polytrauma. St. Leonhard im Pitztal – Ein Bergführer hat Freitagmittag im Bereich der 3.768 Meter hohen Wildspitze im Tiroler Oberland zufällig einen in eine Gletscherspalte gestürzten Alpinisten entdeckt. Der Mann setzte die Rettungskette in Gang, woraufhin der Verunglückte von Bergrettern aus rund zwölf Metern Tiefe geborgen wurde, teilte die Polizei der APA mit. Der Alpinist war ansprechbar, erlitt laut Exekutive jedoch ein Polytrauma. Er wurde mit dem Rettungshubschrauber in die Innsbrucker Klinik geflogen. Dort wurde er im Schockraum behandelt. Bei dem Mann dürfte es sich um einen Tourengeher gehandelt haben, da er entsprechende Schuhe an hatte. Tourenskier wurden jedoch nicht gefunden, hieß es. Die nähere Identität des nach Angaben der Polizei deutschsprachigen Mannes stand vorerst nicht fest. Der Bergführer, der alleine unterwegs war, alarmierte sofort die Rettungskräfte. Im Einsatz standen rund zwölf Mann der Bergrettung sowie der Rettungshubschrauber Martin 8 und der Polizeihubschrauber Libelle. | 1Panorama
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Rousseff sucht mit Kabinettsumbildung Befreiungsschlag. Brasilia – Brasiliens bedrängte Präsidentin Dilma Rousseff hat am Freitag eine umfassende Regierungsumbildung verkündet, in deren Zuge acht von 31 Ministerien geschlossen werden. Heute machen wir einen ersten großen Schritt zur Neuorganisation der öffentlichen Verwaltung, sagte die 67-Jährige in der Hauptstadt Brasilia. Die Schließung der acht Ministerium sei erst der Beginn. Die Regierungsumbildung war erwartet worden. Brasilien ist durch Korruption, wirtschaftliche Rezession und politische Instabilität in eine tiefe Krise gerutscht, Rousseff selbst muss ein Amtsenthebungsverfahren fürchten. Gewinner der Kabinettsumbildung ist die Mitte-rechts-Partei PMDB, der größte Partner in der Koalition mit ihrer linken Arbeiterpartei. Durch die Aufwertung der PMDB-Minister verspricht sich die Präsidentin offenbar Unterstützung, um Wirtschaftsreformen durchs Parlament zu bringen und Amtsenthebungsverfahren auszubremsen. Die Regierung hatte erst vor wenigen Tagen angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise Einsparungen und Steuererhöhungen von umgerechnet 15 Milliarden Euro bekanntgegeben. Zudem sollen im öffentlichen Dienst Löhne eingefroren werden, und es soll einen Einstellungsstopp geben. Auch soziale Ausgaben etwa im Wohnungs- und Gesundheitsbereich sollen gekürzt werden. Im Zuge der Streichung der acht Ministerien sollen 3.000 Posten wegfallen. Noch vor wenigen Jahren galt Brasilien mit seinen hohen Wachstumszahlen als einer der Stars unter den Schwellenländern. Doch die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt ist auf Talfahrt geraten. Die Regierung rechnet damit, dass sich die Wachstumsschwäche auch 2016 fortsetzt. | 2International
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Die Open-Access-Bewegung verspricht freien Zugang zu Forschungsergebnissen – Kritiker orten eine Zwangsverpflichtung. Wien – Die wissenschaftliche Grundlagenforschung ist bestimmt von einem Paradoxon: Obwohl sie zu einem großen Teil durch öffentliche Gelder finanziert wird, ist nur ein kleiner Teil ihrer Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich. Dahinter stehen nicht etwa Forscher, die bevorzugen, ihre Ergebnisse geheim zu halten, oder Unis, die das Wissen zu Geld machen wollen, sondern die enorme Marktkonzentration bei den Wissenschaftsverlagen: Wie eine Studie im Juni zeigte, publizieren aktuell gerade einmal fünf Konzerne mehr als die Hälfte aller Fachartikel. Und ein Gutteil der dort erschienenen Publikationen ist nicht frei zugänglich. Das Interesse der Verlage, die Artikel kostenpflichtig zu vertreiben, spießt sich mit dem öffentlichen Interesse eines freien Zugangs zu Forschungsergebnissen. Open-Access-Journale wie BioMed Central (BMC) oder Public Library of Science (PLoS) bringen die Verlage in Bedrängnis, die ihre Publikationen nicht frei zugänglich machen. Aktuell liefern sich die niederländischen Universitäten einen Kampf mit dem niederländischen Verlagsriesen Elsevier – inklusive Streikdrohung (der STANDARD berichtete): Allen Universitätsangestellten soll es bald verboten sein, für die Zeitschriften des Verlagshauses redaktionell oder rezensierend tätig zu sein. Der Hintergrund: Während die Vereinigung der niederländischen Unis mit Springer und Wiley entsprechende Vereinbarungen erreichen konnte, um ihre Publikationen gegen Bezahlung frei zugänglich zu machen, blieb eine Annäherung mit Elsevier bislang aus. Der österreichische Wissenschaftsfonds FWF unterstützt die Position der niederländischen Universität zu Open Access. Vor allem Grundlagenforschung wird aus öffentlichen Mitteln finanziert, sagt Falk Reckling, Open-Access-Experte des FWF. Daher besteht aus unserer Sicht ein moralischer und ökonomischer Anspruch, dass die Ergebnisse, die aus von uns geförderten Forschungen hervorgehen, der Öffentlichkeit frei zugänglich sind. Der FWF verpflichtet alle seine Projektnehmer dazu, ihre Ergebnisse frei zugänglich im Netz zu publizieren. Ausgehend von diesem Wissenschaftsverständnis verwundert es nicht, dass der Wissenschaftsfonds bereits 2003 zu den ersten Unterzeichnern der Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen gehörte. Erklärungen reichen aber nicht. Der Open-Access-Ansatz bedingt, dass die dafür notwendigen Technologien implementiert werden. Deshalb hat das Wissenschaftsministerium im vergangenen Jahr das Projekt E-Infrastructures Austria gestartet, das den Aufbau von adäquaten digitalen Archivstrukturen zum Ziel hat. Für den Open-Access-Ansatz braucht es entsprechende Archivierungssysteme, wie die US-amerikanische Plattform arXiv.org zeigt: Seit 1991 bietet der Dokumentenserver der Cornell University Vorabdrucke wissenschaftlicher Artikel an. Im Jahr 2014 waren es über eine Million – Tendenz stark steigend: Laut den Archivbetreibern werden inzwischen monatlich über 8000 Artikel eingereicht. Bernhard Haslhofer, Informatiker vom Austrian Institute of Technology (AIT) in Wien, war zwei Jahre in Cornell tätig und hat dabei auch die Arbeit der Kollegen von arXiv.org beobachtet. Wie der Datenwissenschafter berichtet, beschäftigt man sich dort nicht nur mit der Archivierung, sondern geht auch der Frage nach, warum der Übergang zur digitalen Publikation in bestimmten Disziplinen weitaus länger dauert als zum Beispiel in der digitalaffinen Informatik. Das hängt stark ab von der Kultur, die in einer wissenschaftlichen Disziplin herrscht. Daher ist es ganz wichtig, dass man bei Open Access berücksichtigt, dass man einzelne Kulturen nicht sofort verändern kann, sagt Haslhofer. Wie die Zukunft aussehen könnte, zeigt die Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft: Sie erscheint seit einiger Zeit über Open Access. Zwar steht nun weniger Geld zur Verfügung – das habe aber wiederum Vorteile, wie Herausgeber Thomas König sagt: Da die Kosten für Druck und Vertrieb wegfallen, verwenden wir von unserem geringeren Budget jetzt anteilsmäßig mehr Geld für die Qualitätssicherung. Auch dem in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik geratenen Peer-Review-Begutachtungssystem soll mit Open Access Beine gemacht werden, sagt Peter Kraker vom Kompetenzzentrum für wissensbasierte Anwendungen und Systeme (Know Center) an der TU Graz: Wenn ich heute einen Aufsatz zur Bewertung bekomme, muss ich dem Autor relativ viel glauben, da von zugrunde liegenden Daten oft nicht viel verfügbar ist. Mit einem Open Peer Review hätten wir die Möglichkeit, eher in einen Dialog zu treten. Er stützt sich dabei nicht nur auf praktische Erfahrungen, sondern auch auf seine Forschungen zur wissenschaftlichen Publikationskultur im Netz. Das Lied von der schönen neuen Open-Access-Welt wird aber nicht überall gesungen. Auffällig ist, dass man dort Kritik an diesem Zugang zu hören bekommt, wo man traditionell wie fachlich dem Informationsträger Buch nähersteht. Einer der prominentesten deutschen Kritiker der Open- Access-Bewegung ist der Heidelberger Literaturwissenschafter Roland Reuß. Ihn stört vor allem, dass Open Access auf dem Weg zu einer Zwangsverpflichtung für alle Forscher sei: Das widerspricht allen geltenden Regeln des Urheberrechts und der Publikationsfreiheit. Und ein solcher schwerwiegender Eingriff muss besser begründet werden, als damit, dass Wissenschafter Eigentum des Staates seien. Dass man versuche, das Monopol der großen Wissenschaftsverlage zu brechen, hält der Kafka-Experte für ein legitimes Anliegen, jedoch sei Open Access nicht das richtige Mittel zu diesem Zweck: Dafür gibt es das Kartellrecht – da muss man nicht an der Urheberrechtsschraube drehen. Zuspruch bekommt Reuß aus Konstanz von Uwe Jochum. Der renommierte Bibliothekswissenschafter verweist darauf, dass die vielerorts gelobte Kosteneinsparung durch die digitale Archivierung zweifelhaft sei, weil häufig die Folgekosten der Serverarchitektur nicht berücksichtigt werden. Jochum: Was in das digitale Flussbett eingespeist wird, ist von Anfang an ein Pflegefall. Keinerlei digitale Daten überleben eine kritische Grenze von drei bis fünf Jahren, wenn sie nicht permanent überprüft werden. Die Kosten dafür werden erheblich unterschätzt. Der Buchforscher bleibt gegenüber Open Access äußerst skeptisch und schwört weiterhin auf seinen Untersuchungsgegenstand: Gegenüber dem instabilen Medium Internet haben wir schon einen über Jahrtausende bewährten physisch stabilen Datenträger. Er nennt sich Buch. | 7Wissenschaft
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Jeder Euro, der für Flüchtlinge eingesetzt wird, bringt 100 Prozent Rendite, behauptet eine Londoner Studie. Wien – Ob und vor allem in welchem Ausmaß der verstärkte Zuzug der Flüchtlinge Volkswirtschaften belastet, darüber wird derzeit heftig diskutiert. Die EU-Kommission hat etwa in ihrer Frühjahrsprognose Anfang Mai folgende Rechnung für Österreich aufgemacht: Für heuer wird ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent, für 2017 von 1,6 Prozent erwartet. Auf der Habenseite sieht die EU-Behörde, dass der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen den privaten und öffentlichen Konsum sowie im Laufe der Zeit das Arbeitskräfteangebot unterstütze. Die auch von anderen Experten konstatierten Schattenseiten: Neben anderen Faktoren (mehr Frauen, höheres Pensionsantrittsalter) wächst auch durch den Zuzug von Flüchtlingen das Angebot an Arbeitskräften. Dieser Anstieg im Arbeitskräfteangebot kann von der österreichischen Wirtschaft im Prognosezeitraum nicht voll absorbiert werden, schätzt die EU-Kommission. Somit werde sich damit auch die Arbeitslosigkeit weiter von einer Quote von 5,7 Prozent im Jahr 2015 auf 5,9 Prozent und 6,1 Prozent im Jahr 2016 bzw. 2017 erhöhen. Ein weiterer positiver Effekt: Der private Konsum – in den vergangenen Jahren eher auf schwachen Beinen – sollte durch die staatlichen Ausgaben für Flüchtlinge unterstützt werden. In der heimischen Finanzplanung stehen zunächst aber die Aufwände im Vordergrund. So sollen etwa heuer und 2017 insgesamt 500 Millionen Euro in Sprachkurse und Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge fließen – wobei Finanzminister Hans Jörg Schelling bei der Präsentation des Zahlenwerks eher davon ausging, dass nur zehn Prozent kurzfristig einen Job finden, der Rest werde vorerst in der Mindestsicherung landen. Dem Verhältnis von Aufwand und Ertrag hat nun die London School of Economics (LSE ) eine Studie gewidmet, berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Demnach sähe die Bilanz nach relativ kurzer Zeit recht positiv aus. Flüchtlinge – so das Ergebnis der Studie – bringen einer Volkswirtschaft eindeutig einen Gewinn: Jeder Euro, der für Flüchtlinge eingesetzt wird, bringt 100 Prozent Rendite, und das innerhalb von fünf Jahren, so die Studie der London School of Economics, die am kommenden Mittwoch vorgestellt wird. Mit anderen Worten: Der Gewinn, der an die Gemeinschaft zurückfließe, sei groß, so LSE-Ökonom Philippe Legrain laut F.A.S. Wo der Forscher mit anderen Experten übereinstimmt: Voraussetzung, dass die Rechnung aufgehe sei, dass ein Großteil der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werde. Würde dies gelingen, würden die Neuankömmlinge mit ihren Einkommen die Nachfrage steigern und dem Fachkräftemangel entgegen wirken. | 3Wirtschaft
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Wegen großer Nachfrage sollen Kapazitäten ausgebaut werden – Verlust des Elektroaut-Hersteller niedriger als erwartet –Tesla-Chef schläft in Fabrik. Palo Alto – Tesla-Chef Elon Musk zieht selbst in die Fabrik, um den bisher größten Produktionsschub des Elektroautospezialisten zu überwachen. Mein Schreibtisch steht am Ende der Fertigungslinie. Ich habe einen Schlafsack in einem Konferenzraum daneben, den ich recht häufig nutze, erzählte der Milliardär Branchenanalysten nach Vorlage aktueller Zahlen am späten Mittwoch. Mit diesen Worten wollte Musk vor allem unterstreichen, wie weit jeder bei Tesla gehen würde, um den auf 2018 vorgezogenen Sprung auf 500.000 Autos pro Jahr zu schaffen. Zugleich illustrierte er damit aber auch, wie weit der Weg für Tesla noch ist. Nicht nur, dass die Firma aus dem Silicon Valley im vergangenen Jahr erst etwas über 50.000 Fahrzeuge auslieferte. Die Produktion des um mehr als ein Jahr verzögerten SUV Model X lief bis zuletzt auch nach Monaten noch holprig. Diesen Freitag um drei Uhr morgens haben wir unsere erste makellose Produktion des Model X geschafft, bei dem wir ohne Probleme durch den ganzen Fertigungsprozess gekommen sind, sagte Musk. Das war ein großartiger Meilenstein, fügte er hinzu – und in seiner Stimme schien Selbstironie durchzuklingen. Die Elektroautos von Tesla haben die Branche aufgemischt, die rund 400.000 Vorbestellungen bei dem für Ende 2017 angekündigten günstigeren Wagen Model 3 binnen weniger Wochen sind ein Zeichen für das Interesse der Verbraucher. Doch jetzt steht Tesla vor seiner größten Herausforderung: der fehlerfreien Massenproduktion. Das Ziel von 500.000 Fahrzeugen pro Jahr zog Musk nun kurzerhand von 2020 auf 2018 vor. Wer jetzt ein Fahrzeug des Model 3 bestelle, sollte es 2018 bekommen, versprach er. In vier Jahren könne Tesla bereits auf die Kapazität von einer Million Autos kommen. Dabei darf sich Tesla dann aber auch nicht die Qualitätsprobleme erlauben, über die zuletzt einige Neubesitzer des Model X klagten. Bei manchen gingen die markanten Flügeltüren nicht mehr auf, andere kritisierten die Verarbeitung. Und das sind Leute, die schmerzfrei mehr als 100.000 Dollar (86.918,73 Euro) hinblätterten und bereit waren, jahrelang zu warten. Die Toleranzschwelle der Model-3-Käufer dürfte da eine andere sein, vom größeren Ausmaß einer Rückrufaktion ganz zu schweigen. Musk ist das bewusst: Wir sind versessen darauf, der beste Hersteller der Welt zu werden, betonte er. Helfen soll auch, dass beim Model 3 auf unnötigen technischen Schnickschnack, der die Produktion komplizierter und anfälliger für Fehler mache, verzichtet worden sei. Eine Fliege könne man mit einer Atombombe, einer Maschinenpistole oder einer Fliegenklatsche töten, erklärte der für markante Worte bekannte Tesla-Chef als Vergleich. Die Botschaft: Beim Model 3 will Tesla nach den teuren Flügeltürexperimenten auf dem Boden bleiben. Zugleich sind die grundsätzlichen Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Elektrofahrzeuge nicht ausgeräumt. Wo sind Elektroautos erfolgreich? In den Märkten, in denen es staatliche Eingriffe gibt, sagt etwa der Branchenexperte Axel Schmidt von der Unternehmensberatung Accenture. Die Kosten pro gefahrenen Kilometer inklusive Anschaffung, Wartung und Strom beziehungsweise Sprit seien beim Elektrofahrzeug höher als beim Verbrennungsmotor – und dann gehört angesichts der praktischen Einschränkungen im Alltag sehr viel Idealismus dazu, wenn Sie auf ein solches Fahrzeug umsteigen. Erst wenn es in einigen Jahren die erwarteten Fortschritte bei Batterietechnologien gebe, dann ist das ein anderes Spiel. In einigen Märkten wie Norwegen profitierte Tesla von staatlicher Förderung von Elektrofahrzeugen. In Deutschland sind aber die beiden aktuellen Modelle des Konzerns wegen ihres Preises von der geplanten Kaufprämie von 4.000 Euro ausgeschlossen. Es gibt eine Obergrenze von 60.000 Euro – und bei Tesla kostet die günstigste Version des Model S gut 88.000 Euro. Tesla kritisiert die Schwelle als willkürlich und verweist nebenbei darauf, dass die Vorschläge zusammen mit den Chefs der deutschen Konkurrenten entworfen worden seien. | 3Wirtschaft
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Bremer vor Mach gegen Frankfurt "nicht locker, aber auch nicht hektisch" – Stuttgart Außenseiter im Abstiegsrennen. Bremen – In der deutschen Bundesliga haben vor der letzten Runde am Samstag (15.30 Uhr) noch drei Teams Abstiegssorgen. Die schlechtesten Karten hat der VfB Stuttgart, das mit 33 Punkten auf einem Abstiegsplatz liegt und auch im Idealfall nur noch die Relegation erreichen kann. Werder Bremen (35) kann sich mit einem Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt (36) aller Sorgen entledigen. Ein Klub aus diesem Trio muss fix absteigen, einer in die Relegation gegen Nürnberg. Stuttgart muss wohl auf einen Auswärtssieg Frankfurts in Bremen hoffen, dem allerdings bereits ein Punkt reicht. Die Stimmung ist gut, nicht locker Die Stimmung ist gut, nicht locker, aber auch nicht hektisch – wir sind ruhig, sagte Werder-Trainer Viktor Skripnik am Donnerstag. Das Team von Zlatko Junuzovic und Florian Grillitsch hat das erste Saisonduell mit Frankfurt im Dezember 1:2 verloren. Zudem kommt Frankfurt mit viel Selbstvertrauen, gab es doch zuletzt drei Siege in Folge, unter anderem gegen Vizemeister Dortmund. Stuttgart, wo Martin Harnik und Florian Klein zuletzt nicht im Kader standen, muss in Wolfsburg gewinnen, um dem direkten Abstieg zu entgehen. Bei einem Remis in Bremen müsste Stuttgart bereits mit sieben Toren Unterschied siegen. Bei einem Bremer Sieg müssten beide Ergebnisse so ausfallen, dass der VfB bei der Tordifferenz seinen Rückstand von sechs Treffern auf die Eintracht aufholt. Auch in der oberen Tabellenregion sind die Plätze bezogen. Einzig Mainz (49 Punkte, Torverhältnis +4) hat gegen Hertha BSC noch rechnerisch die Möglichkeit, Mönchengladbach (52/+15, in Darmstadt) vom vierten Platz und damit aus der Qualifikation für die Champions League zu spielen. | 4Sport
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Neues Team bis Sommer – Entholzer bleibt bis dahin Landesrat. Linz – Der oberösterreichische Interims-SPÖ-Chef Johann Kalliauer sucht einen Nachfolger mit Ecken und Kanten. Dafür nimmt er sich bis Sommer Zeit. Dann soll das Team aus einem neuen Parteivorsitzenden, einem Landesrat – eventuell in Personalunion – und einem Geschäftsführer stehen. So lange wird Soziallandesrat Reinhold Entholzer auch noch im Amt bleiben, wie Kalliauer ankündigte. Bei der Landtagswahl im Herbst verlor die SPÖ fast 6,6 Prozentpunkte und rasselte auf 18,4 Prozent herunter. Zunächst schien Parteichef Entholzer diesen Absturz politisch zu überleben. Als er aber eine neue Geschäftsführerin einsetzen wollte, legte der Linzer Bürgermeister Klaus Luger aus Protest seine Parteifunktionen zurück. Daraufhin warf Entholzer – wenige Stunden vor seiner geplanten Wiederwahl – das Handtuch. AK-Präsident und ÖGB-Vorsitzender Johann Kalliauer (62) änderte seine ursprünglichen Pläne, sich aus den Parteifunktionen zurückzuziehen, und sprang als Interimsvorsitzender ein. Ausgestattet mit 91,3 Prozent der Delegiertenstimmen muss er nun die Partei wieder in ruhiger Gewässer führen und neu ordnen. Ich habe gesagt, dass ich bewusst keine Personalvorschläge machen und keine Gespräche führen will, sondern ich habe ein Anforderungsprofil für alle drei Funktionen definiert, erklärte Kalliauer nach dem konstituierenden Parteivorstand am Montag. Die Job-Description für den Vorsitz lautet: Jemand mit Ecken und Kanten, denn es gelte das eine oder andere Match mit den anderen Parteien auszutragen, vor allem, wenn es um Benachteiligung von Menschen geht. Man müsse aber im Team denken, das Paket müsse stimmen. Ob Parteichef und Landesrat in Personalunion oder in Form einer Doppelspitze besetzt werden, sei noch offen. Beim Geschäftsführer gehe es neben Führungs- und Organisationsfragen auch darum, das Team zu motivieren und die einzelnen Organisationen in der Partei eher zusammenzuführen und nicht ein Auseinanderdriften zuzulassen. In jedem Fall werde es einen neuen und nur mehr einen statt bisher zwei Geschäftsführer geben. Welche beziehungsweise wie viele Positionen von einer Frau besetzt werden, ließ Kalliauer noch offen, aber: Dass wir Frauen in diesem Paket stärker berücksichtigen, gilt. Wenn das Team steht, werde es möglichst rasch einen Sonderparteitag geben, dann ist meine Aufgabe erledigt. Dass es beim Parteitag im Jänner zu einer Eruption gekommen ist, erklärt er sich damit, dass sich wohl einige Dinge aufgestaut hätten. Entholzers Personalentscheidung sei nur der letzte Auslöser gewesen. Die Geschehnisse Luger allein zuzuschreiben sei aber auch zu kurz gegriffen. Kalliauer betonte, dass es mit den Linzer Genossen ein sehr konstruktives Miteinander und keine Verletzungen und keine klimatischen Schwierigkeiten gebe. Statt Luger sitzt nun Vizebürgermeister Christian Forsterleitner im Präsidium – ein klares Signal für mich, dass die Linzer mit im Boot sind. Inhaltlich will Kalliauer klassische rote Themen mehr zuspitzen: Benachteiligung von Frauen, geringe Lohnzuwächse bei steigenden Kosten. Probleme benennen, Lösungen anbieten, aber auch dazusagen, wer dafür verantwortlich ist. Da haben wir bei Schwarz-Blau in OÖ eine breite Palette. Beim Thema Mindestsicherung würden seiner Ansicht nach die Flüchtlinge nur vorgeschoben, denn: Die Mindestsicherung soll ja überhaupt angegangen werden. Aber auch bei den Migranten bringe die in Oberösterreich geplante Kürzung überhaupt nichts, außer dass ich die Menschen in die Illegalität und in die Armut treibe. Der in OÖ geplanten Deutschpflicht in den Schulpausen steht Kalliauer kritisch gegenüber: Da bedient man die Stammtische. Kritik an der Linie der Bundesregierung in der Flüchtlingsfrage übt er nicht. Die jetzige Haltung sei ein Versuch zu sagen: Hallo, wir können das nicht allein schultern. Von der FPÖ komme hier nur dumpfester Rassisimus, aber sie biete keine konstruktive Kritik im Sinne von Alternativlösungen. | 5Inland
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Bei der Freiwilligenhilfe für Flüchtlinge in Österreich zeigen sich erste Ermüdungserscheinungen. Ein Ende des Bedarfs ist nicht in Sicht. Wien – Manchmal wird es in der Flüchtlingshilfe eng: So suchte das Rote Kreuz Burgenland diese Woche auf Facebook mit drei Rufzeichen versehen sehr dringend freiwillige Helferinnen und Helfer für Kleider-, Essensausgabe. Man brauche jede helfende Hand. Unlängst hieß es in einem Posting des Notquartiers Ferry-Dusika-Stadion: Da wir merken, dass viele unserer HelferInnen mit ihrer Energie am Ende sind, suchen wir wieder Zuwachs. Auch bei Sachspenden besteht Bedarf: Die Caritas meldete am Freitag vom Wiener Westbahnhof: Unser Lebensmittellager sieht schon wieder traurig leer aus. Auf dem Hauptbahnhof werden täglich warme Männerkleidung und -schuhwerk gesucht. Was da ist, ist gleich wieder weg, sagt Martina Barawitzki von Train of Hope. Seit jenem Tag, an dem plötzliche hunderte Flüchtlinge auf dem Westbahnhof strandeten, sind eineinhalb Monate vergangen. Inzwischen ist die Hilfe für Flüchtlinge zwar besser strukturiert, aber es ist auch kälter geworden, das Uni-Semester läuft wieder, die Grippe geht um, und die Phase des Gebrauchtwerdens dauert zum Beispiel im Vergleich zur Hilfe nach einem Hochwasser bereits länger an. Damit befasste NGOs wie Rotes Kreuz, Caritas und Arbeitersamariterbund verzeichnen zwar große Spendenbereitschaft, aber auch höhere Ausgaben, etwa für neue Mitarbeiter. Der Hilfsbedarf ist weiter groß: Rund 6.000 Flüchtlinge verbrachten die Nacht auf Freitag in Notquartieren in Österreich. Die Unterkünfte des Samariterbunds in Wien, darunter das Dusika-Stadion, waren laut Sprecherin Martina Vitek-Neumayer voll. Bis jetzt seien immer noch irgendwie Helfer für Früh- und Nachtschichten gefunden worden, sagt sie, schwieriger sei es aber geworden. Und: Irgendwann fragt man sich auch: Wann wird was bezahlt? Die NGOs seien für die Notversorgung von Asylwerbern in Vorleistung gegangen, und der Bund solle sich bei der derzeit rein spendenfinanzierten Unterbringung der Transitflüchtlinge einbringen. Große Hilfsorganisationen können, wenn die Zahl der Spontanhelfer zu gering ist, auf einen Pool Freiwilliger zurückgreifen, der etwa beim Roten Kreuz eigentlich zur Organisation des Rettungsdienstes dient. Backup für das Freiwilligennetzwerk Train of Hope sind die 40.000 Facebook-Follower. Noch immer gebe es kurz nach um Hilfe bittenden Postings meist eine Lösung. Wir müssen da aber viel aktiver sein als am Anfang, sagt Barawitzki. Und: Wir müssen uns immer wieder gegenseitig ermahnen, auch mal nach Hause zu gehen. Ein Ende für den Bedarf an Hilfe ist nicht in Sicht. Im Gegenteil. Rotes-Kreuz-Präsident Gerald Schöpfer meint: Wenn die Menschen in Österreich bleiben wollen, sollten wir ihnen Integration ermöglichen. Das wird noch großer Anstrengungen bedürfen. | 1Panorama
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Universität Freiburg fertigte Gesichtsrekonstruktion an – Fremdverschulden nicht ausgeschlossen. Innsbruck – Die Ermittler des Tiroler Landeskriminalamtes versuchen jetzt mithilfe einer Gesichtsrekonstruktion die Identität einer im März in der Innsbrucker Sillschlucht gefundenen Leiche zu klären. Der Tote war am 1. März unterhalb einer Aussichtsplattform von Spaziergängern entdeckt worden. Laut derzeitigem Wissensstand handelt es sich um einen rund 20 Jahre alten Mann, teilte das LKA am Dienstag mit. Da die Leiche bereits skelettiert war, konnte die Identität des Verstorbenen bis dato nicht geklärt werden. Der Tote hatte auch keine Papiere oder Dinge bei sich, die auf seine Identität schließen lassen, sagte LKA-Chef Walter Pupp. Die Todesursache ist ebenfalls unklar, die Ermittler schlossen daher Fremdverschulden nicht aus, erklärte Pupp: Es könnte sich aber auch um einen Unfall gehandelt haben. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Innsbruck fertigten Mitarbeiter der Universität Freiburg in Deutschland eine Gesichtsrekonstruktion an. Von deren Veröffentlichung erhoffte sich das LKA jetzt Hinweise auf die Identität des Toten. | 1Panorama
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Zwischen Schadenfreude und Mitgefühl: Das Deutschlandbild der Franzosen hat durch den VW-Skandal schweren Schaden genommen. Frankreich, das sich gerne an Deutschland misst, musste in letzter Zeit neidlos zugeben: Nachdem uns Deutschland in Sachen Wirtschaftspolitik erniedrigende Lektionen erteilt hat, zeigt es uns sogar, wie man es in Sachen Menschenrechte macht, schrieb etwa Franz-Olivier Giesbert noch vor kurzem im Magazin Le Point. Kanzlerin Angela Merkel wurde in Paris wenn nicht mit Heiligenschein, dann zumindest mit einem Heldenstatus versehen. Wie ganz Deutschland: Peinlich berührt stellten die Franzosen fest, dass es die Flüchtlinge nicht in ihr schönes Land zieht, sondern in das große und plötzlich viel generösere Nachbarland. Mit der Volkswagen-Affäre kehrt der Wind in Paris abrupt. Das französische Magazin Capital, das sonst in jeder Ausgabe die Stärken und Tugenden der deutschen Wirtschaft lobt, erinnert daran, dass schon der deutsche Automobilverband Adac Ranglisten manipuliert habe. Viel Mitgefühl schwingt dabei nicht mit. Die deutsche Qualität stinkt und verschmutzt, kommentiert Linken-Chef Jean-Luc Mélenchon und verlangt ein vorübergehendes Verkaufsverbot für VW-Modelle in Frankreich. Nicht besser klingt es im konservativen Lager, wo der ehemalige Europaminister Laurent Wauquiez schimpft, Volkswagen verkörpere mit seinem Benehmen die ganze Arroganz des Made-in-Germany. Ist das auch eine Antwort auf die Werbung von Volkswagen, der sich in französischsprachigen Inseraten nur das Auto nennt? Schadenfreude gar? Jedenfalls nicht in der offiziellen Reaktion der Regierung: Finanzminister Michel Sapin verlangt eine gesamteuropäische Überprüfung, in die er ausdrücklich auch die französischen Hersteller einbeziehen möchte. Wie viele haben wohl noch gelogen?, fragen auch die französischen Grünen. Ihre Vorsteherin Emmanuelle Cosse verweist darauf, dass die fraglichen Dieselmotoren in Frankreich noch verbreiteter seien als in Deutschland – weil sie trotz ihrer hohen Schadstoffwerte fiskalisch begünstigt würden. | 3Wirtschaft
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Die USA stellen Bedingungen für die Fortsetzung der Sechs-Parteien-Gespräche. Pjöngjang/Washington/Wien – Der Verlauf der internationalen Atomdiplomatie mit Nordkorea – der sich über viele Jahre hinziehende Versuch, Pjöngjang sein Atomwaffenprogramm abzukaufen – war stets Wasser auf den Mühlen jener, die auch Verhandlungen mit dem Iran ablehnten: Während sich die Welt bemühte, die Nordkoreaner in einen diplomatischen Prozess einzubinden, wuchs und gedieh die nordkoreanische Nukleartechnologie. Nicht unähnlich war es ja mit dem Iran zwischen 2003 und 2013: wobei der große Unterschied ist, dass beim Iran die Schwelle zu Waffen nie überschritten und auch die Absicht dazu bestritten wurde. Auch bei der Atomdiplomatie mit Nordkorea kam es verschiedentlich zu Stopps, die jedoch stets wieder zurückgenommen wurden. Im Rahmen des Agreed Framework zwischen Nordkorea und den USA von 1994 nahm das Land seinen Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag (NPT) von 1993 zurück – um 2003, nach dem Kollaps dieses Prozesses, die Rücknahme zu widerrufen (die Rechtsmeinungen gehen auseinander, ob Nordkorea nun im oder außerhalb des NPT ist: Praktisch ist das aber irrelevant). Das nächste Format, ab 2003, waren die Sechs-Parteien-Gespräche (Nordkorea, Südkorea, China, Japan, Russland, USA), die theoretisch noch immer aktuell sind, obwohl Nordkorea 2009 nach der Verurteilung eines (gescheiterten) Satellitentests durch den Uno-Sicherheitsrat deren Ende erklärte. Im ihrem Rahmen wurde 2008 sogar der plutoniumproduzierende Reaktor in Yongbyon abgebaut – seit 2013 wurde er jedoch erneuert und erweitert und ist laut nordkoreanischen Angaben wieder in Betrieb. Jeweils 2006, 2009 und 2013 fanden Atomtests statt. Das heißt, inklusive jenen von Mittwoch fallen drei Tests in die Präsidentschaft von US-Präsident Barack Obama. Das ist ein gefundenes Fressen für die Republikaner, die ihm mangelnde Durchsetzungskraft vorwerfen. Kritik kommt aber auch von einer anderen Seite, und sie bezieht sich ebenfalls auf das Beispiel des iranischen Atomstreits beziehungsweise auf dessen diplomatische Lösung. Obama verweigert nämlich, unter der Politik der strategic patience (Strategische Geduld), die Wiederaufnahme der Gespräche, ohne dass Nordkorea sich vorher zur Denuklearisierung bekennt. Verhandlungen ohne Vorbedingungen liefen auf eine Anerkennung Nordkoreas als Atomwaffenstaat hinaus, fürchtet die US-Regierung. Dafür, dass Nordkorea zur Abrüstung bereit wäre, gibt es jedoch keinerlei Anzeichen. 2013 erklärte sich das Land in seiner Verfassung zum Atomstaat. Während die Befürworter einer sofortigen Diplomatie beklagen, dass wertvolle Zeit versäumt wird – bis 2020 könnte Nordkorea in der Lage sein, bis zu 100 Bomben zu bauen –, halten die Kritiker gerade das iranische Beispiel für fatal: Es habe gezeigt, dass ein Land bei Verhandlungen weniger aufgeben muss, als die Uno-Sicherheitsratsresolutionen verlangen. Nordkorea produziert inzwischen auch angereichertes Uran, es wird geschätzt, dass es im Moment Uran für bis zu acht Waffen besitzt, dazu kämen genug Plutonium ebenfalls für bis zu acht. Wie der Iran und Libyen hat Nordkorea mit dem Vater der pakistanischen Atombombe A. Q. Khan zusammengearbeitet – es gilt aber auch selbst als Proliferator, also als Land, das Atomtechnologie weitergibt, was die internationale Gemeinschaft besonders sorgt. Das eklatanteste Beispiel dafür war die Kooperation mit Syrien, dem Nordkorea in al-Kibar eine Kopie seines Yong byon-Reaktors hinzustellen versuchte. Das Gebäude wurde 2007 von der israelischen Luftwaffe zerstört. Es gibt unterschiedliche Experteneinschätzungen und viele offene Fragen zu Nordkoreas Atomprogramm: Dazu gehört ja auch jene, was am Mittwoch wirklich getestet wurde. Wurden die ersten beiden relativ kleinen Bomben von 2006 und 2009 noch belächelt, so traut man Nordkorea inzwischen schon viel mehr zu. Eine der wichtigen Fragen ist, ob es schon Sprengköpfe bauen kann, die klein genug für die Raketen des Landes sind. | 2International
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Die Hello bank! startet in Österreich – Die Kampagne dazu kommt von Rahofer. Die Hello bank! startet in Österreich und begrüßt ihre zukünftigen Kunden. Diesen Launch hat die Agentur Rahofer begleitet: die Salzburger Agentur konzipierte die Launch-Kampagne, das CD und das Design der Filialen. Zu sehen ist das Ergebnis aktuell im TV, auf Plakaten, Citylights und Rolling Boards, im Print, online sowie in den digitalen Stationen der Wiener Linien. Auftraggeber: Hellobank BNP Paribas Austria AG | Marketingleitung: Valerie Heller | Agentur: Rahofer | Filmproduktion: Wiener Klappe | Tonstudio: Blautöne | Fotograf: Michael Winkelmann | 6Etat
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Johann Luif soll alle Einsätze des Bundesheeres auf militärstrategischer Ebene planen. Eisenstadt/Wien – Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat sich Verstärkung aus seinem Heimatbundesland geholt. Auf seinen Wunsch wurde Burgenlands Militärkommandant Brigadier Johann Luif in die Sektion IV des Verteidigungsministeriums in die Abteilung Einsatzplanung dienstzugeteilt. Luif werde alle Einsätze des Bundesheeres auf militärstrategischer Ebene planen, so das Militärkommando am Dienstag. Über eine Nachfolge gebe es laut Presseaussendung noch keine Entscheidung. Die Funktion sei ausschreibungspflichtig. Daher werde Oberst Gerhard Petermann das Militärkommando Burgenland interimistisch weiterführen. | 5Inland
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"Tatsächliche finanzielle Erfordernisse" sollen bei Finanzausgleichsverhandlungen und Bildungsreform evaluiert werden. Wien – Vorerst offen bleibt im neuen Finanzrahmen die sogenannte strukturelle Lücke im Bildungsbudget. Allerdings wird konkret angekündigt, die tatsächlichen finanziellen Erfordernisse für 2016 bis 2020 im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen bzw. der Bildungsreform zu evaluieren und im Rahmen einer Budget- sowie Finanzrahmennovelle zu bedecken, heißt es im Strategiebericht der Regierung. Die strukturelle Lücke ist bereits in vergangenen Jahren durch nicht vollständige Abgeltung von Gehaltssteigerungen entstanden. Im Vorjahr war der Fehlbetrag durch eine nachträgliche Budgetanpassung in Höhe von rund 300 Millionen Euro bedeckt worden. Für heuer geht man im Bildungsministerium vorerst von einer Lücke von rund 550 Millionen Euro aus. Die steigenden Lehrerkosten werden auch konkret angesprochen: Infolge der konsequent verfolgten Maßnahmen und Reformen im Zusammenhalt mit dem strukturell bedingten hohen Anteil an Personalaufwendungen war und ist die Untergliederung 30 (Budgetkapitel Bildung und Frauen, Anm.) von der effektiven Entwicklung des Personalaufwandes überproportional betroffen. Gleichzeitig wird etwa auf die Sondermittel für die Integration von Flüchtlingen verwiesen, die das Bildungsressort erhält. Der Finanzrahmen verlangt Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) aber auch Sparmaßnahmen ab: Dessen ungeachtet überbindet das Bundesfinanzrahmengesetz 2017 bis 2020 dem Bildungsressort weitere Anstrengungen bei den Ermessensausgaben, um den von der Bundesregierung verfolgten Budgetpfad einhalten zu können. Im Uni bzw. Wissenschaftsbereich-Bereich gab es in zwei Punkten Erhöhungen gegenüber dem vorherigen Finanzrahmen: Einerseits wurde nach der Einigung auf eine Neuregelung des Klinischen Mehraufwands (KMA) an den Medizinischen Universitäten bzw. an der Medizin-Fakultät der Uni Linz das KMA-Budget um 172 Millionen Euro erhöht. Andererseits stellt das Wissenschaftsministerium für die Realisierung eines Centre for Stem Cell Research am Institute of Molecular Biotechnology (IMBA) der Akademie der Wissenschaften 15 Millionen Euro zur Verfügung. Initialzündung für die Verwirklichung des schon länger angedachten Projekts dürften die Überlegungen von IMBA-Direktor Josef Penninger im Vorjahr gewesen sein, ins Ausland zu wechseln. Ministerium und Stadt Wien stellten daraufhin zusätzliche Mittel in Aussicht. | 5Inland
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Befestigung soll 168 Kilometer lang und zwei Meter hoch sein. Tunis – Nach dem Terroranschlag von Sousse will sich Tunesien mit einem Sandwall an der libyschen Grenze vor Extremisten schützen. Der Bau der 168 Kilometer langen und zwei Meter hohen Befestigung habe begonnen und solle bis Ende des Jahres fertiggestellt sein, sagte Ministerpräsident Habib Essid am Dienstagabend in einer Fernsehansprache. Die Maßnahme begründete die Regierung unter anderem mit der Gefahr von illegal einreisenden Extremisten aus dem Nachbarland. Der islamistische Terrorist, der vor knapp zwei Wochen in dem tunesischen Badeort Sousse 38 Urlauber getötet hatte, soll im Bürgerkriegsland Libyen ausgebildet worden sein, nach Angaben der BBC vermutlich von der Miliz Ansar al-Sharia. Bei dem Angriff starben überwiegend Briten. Der Terrorist wurde schließlich von Sicherheitskräften erschossen. Um die Zahl der unerlaubten Einreisen einzudämmen, werde es auch Patrouillen und Überwachung aus der Luft geben, sagte Essid. Insgesamt ist die Grenze Tunesiens mit Libyen etwa 460 Kilometer lang. Der Schutzwall ist eine der Anti-Terror-Maßnahmen der Regierung. Am Samstag hatte sie bereits einen zunächst 30-tägigen Ausnahmezustand ausgerufen. Ein weiterer Plan war, rund 80 Moscheen zu schließen, die nicht unter staatlicher Kontrolle stehen. (APA/dpa, 8.7.2015) | 2International
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Bauer bei Zeremonie in Dhaka ausgezeichnet: "Ich liebe es, sie zu töten". Dhaka – Ein Bauer aus Bangladesch ist zum Rattenfänger-König des Landes gekürt worden. Abdul Khaleq Mirbohor habe binnen eines Jahres 161.220 Ratten getötet, teilten die Behörden am Donnerstag mit. Zur Belohnung bekam der erfolgreichste Rattenfänger bei einer Zeremonie in der Hauptstadt Dhaka 20.000 Taka (knapp 230 Euro). Ich töte seit 1996 Ratten, sagte Mirbohor. Ich liebe es, sie zu töten. Ratten seien als Schädlinge für die Landwirtschaft und als Überträger von Krankheiten ein Feind für das ganze Land. Herr Mirbohor ist ein leidenschaftlicher Rattentöter, lobte der Leiter der Pflanzenschutzbehörde, Abul Kalam Azad. Nichts bereite ihm größere Freude, als getreidefressende Nagetiere zu töten. Der Regierungsvertreter Borhan Uddin ergänzte, Mirbohor sei vom Rattentöten geradezu besessen. Manche Nachbarn hielten ihn für verrückt. Er ist wie der Rattenfänger von Hameln, sagte Uddin. Mirbohor hat die 161.220 Ratten allerdings nicht allein getötet. Er wurde dabei vor allem von weiblichen Helfern unterstützt, die die Nagetiere in Reis- und Weizenfeldern aufspürten. Die Schwänze der getöteten Ratten schickten sie zum Beweis an die Landwirtschaftsbehörde. Die Regierung hatte den obskuren Wettbewerb ausgerufen, um der Rattenplage im Land Herr zu werden. Nach Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums werden in Bangladesch jedes Jahr bis zu zwei Millionen Tonnen Nahrungsmittel von Ratten aufgefressen. Insgesamt haben Bauern in den vergangenen zwölf Monaten fast 13 Millionen Ratten getötet. | 1Panorama
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Die Visegrád-Staaten lehnen eine verpflichtende EU-Flüchtlingsquote trotz deutscher Bemühungen weiterhin dezidiert ab. Ratspräsident Donald Tusk schließt dafür einen EU-Sondergipfel noch im September nicht mehr aus.. Prag/Budapest/Brüssel/Wien – Die Reise nach Prag war für Frank-Walter Steinmeier vergebliche Liebesmüh. Letztlich ohne Erfolg versuchte Deutschlands Außenminister am Freitag seine Amtskollegen der vier Visegrád-Staaten Ungarn, Polen, Tschechien und Slowakei von einer verpflichtenden EU-Quote zur Verteilung von Flüchtlingen zu überzeugen, von einem fairen Mechanismus. Doch sie blieben bei ihrem Nein. Wir sind überzeugt, dass wir als Länder die Kontrolle über die Zahl der Flüchtlinge haben sollten, die wir bereit sind aufzunehmen, sagte der tschechische Außenminister Lubomír Zaorálek in Prag. Daran änderte auch Steinmeiers Prognose nichts, dass Deutschland allein an diesem Wochenende mit der Ankunft weiterer 40.000 Flüchtlinge rechne. Weiter geht es nun am Montag, wenn die EU-Innenminister zu einem Sondertreffen zusammenkommen. Dabei soll ein Mechanismus auf freiwilliger Basis beschlossen werden, mit dem 40.000 Flüchtlinge aus Italien und Griechenland auf andere EU-Staaten umgesiedelt werden. Strittig ist hingegen der Plan, 120.000 weitere Flüchtlinge, die sich in Ungarn, Italien und Griechenland befinden, zu verteilen. Just Ungarn, das damit ja entlastet werden soll, stemmt sich gegen dieses Vorhaben. Im Gegensatz zu den beiden anderen Staaten sei man kein Erstaufnahmeland, hieß es als Begründung, man sei also sowieso nicht für diese Flüchtlinge zuständig. In Sachen EU-Sondergipfel gab es am Freitag etwas Bewegung. Die Einberufung eines solchen bereits im September hatte EU-Ratspräsident Donald Tusk trotz Aufforderung vor allem von Deutschland und Österreich bislang hartnäckig abgelehnt. Nun aber erklärte der Pole via Twitter: Ohne konkretes Anzeichen von Solidarität und Einigkeit der Innenminister am Montag werde ich im September einen Sondergipfel einberufen. Tusk zeigte sich zuversichtlich: Nach Kontakten mit den EU-Mitgliedstaaten bin ich heute hoffnungsvoller, dass wir einer Lösung näher sind, die auf Konsens und echter Solidarität beruht. Von all den Bemühungen um eine EU-weite Lösung unbeeindruckt wirkte Ungarns Premier Viktor Orbán. Der kündigte am Freitag an, jeden illegalen Einwanderer sofort zu verhaften, sollte die Regierung am Dienstag den Krisenfall ausrufen. Damit könnte unter anderem das Militär den Grenzschutz unterstützen. Am selben Tag tritt auch das verschärfte Einwanderungsgesetz in Kraft. lllegaler Grenzübertritt gilt dann als Straftat und kann mit bis zu drei Jahren Gefängnis geahndet werden. Derzeit wird er noch als Ordnungswidrigkeit eingestuft. Für Menschenrechtler sind all diese Gesetze ein Verstoß gegen EU-Recht. Ungarn ist verpflichtet, den Anspruch von Flüchtlingen auf Schutz in jedem Einzelfall zu prüfen, sagte Marta Pardavi, Leiterin des ungarischen Helsinki-Komitees. | 1Panorama
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Handy ist preiswerter als ein Kinoticket für einen Bollywood-Film – Premier träumt von einem "digitalen Indien". Der Smartphone-Markt in Indien boomt wie kein zweiter auf der Welt, und dafür verantwortlich sind Menschen wie der Schuhputzer Amli. Der 18-Jährige hockt in der Hauptstadt Neu Delhi jeden Tag vor dem Restaurant Saravana Bhavan. Er rubbelt die Schuhe der Wartenden, bis sich die herabbrennende Sonne darin spiegelt. Steht kein Kunde vor ihm, flitzen seine Finger, schwarz von der Schuhcreme, über das Display seines Android 5.1-Smartphones. Ich nutze Spiele, schaue auf dem Telefon HD-Filme und höre Lieder aus meiner Heimat Rajasthan, gegen das Heimweh, erzählt Amli. Die Songs bekommt er bei Geschäften um die Ecke. Datenpakete fürs Internet holt er sich nur manchmal. Das kostet richtig Geld, meint er. 100 bis 130 Euro verdient er im Monat. Oft überlässt Amli das Smartphone den anderen Schuhputzern für eine Weile, denn nicht alle haben einen solchen Mini-Computer. Genau dies würde die indische Regierung aber gerne ändern. Ich träume von einem digitalen Indien, verkündete Premierminister Narendra Modi vor ein paar Monaten. Er wolle alle 1,3 Milliarden Bewohner seines aufstrebenden Schwellenlandes miteinander vernetzen, damit sie Zugang zu Informationen erhalten und bessere Geschäfte machen können. Nun gibt es dank der Regierung in Neu Delhi das günstigste Smartphone Indiens, ja vielleicht sogar der Welt. Mit Hilfe einer staatlichen Geldspritze kann die indische Firma Ringing Bells ein Android-Smartphone für umgerechnet 3,28 Euro anbieten. Ein historischer Moment in der Mobilfunkwelt, wirbt die erst 2015 gegründete und kaum bekannte Firma in ganzseitigen Zeitungsanzeigen. Zur Vorstellung am Dienstag kam sogar ein Minister. Analysten schätzen, die Herstellungskosten des Gerätes liegen bei etwa 20 Euro. Noch ist aber nicht ausgemacht, dass das Gerät namens Freedom 251 (wegen des Preises von 251 Rupien bzw. 3,28 Euro) ein Erfolg wird. Vielleicht steht dem Smartphone sogar ausgerechnet das Billigetikett im Weg. Als 2009 mit dem Tata Nano das günstigste Auto der Welt auf den Markt gebracht wurde, glaubten viele, bald würden in indischen Städte nur noch Nanos zu sehen sein. Doch es kam anders: Das Miniauto floppte, weil die aufstrebende Mittelschicht zwar billige Autos fahren will, aber nicht billig aussehen möchte. Auch das von der indischen Regierung mitfinanzierte, nicht einmal 30 Euro teure Tablet Aakash fand unter der studentischen Zielgruppe nie viele Anhänger. Zahlreiche Geräte ließen sich erst gar nicht anschalten, andere überhitzten schnell, blieben immer wieder hängen oder stürzten ab. Beim Aakash war die Qualität nicht gerade gut – und heute hören wir vom ihm gar nichts mehr, sagt Anil Chopra von der indischen Computerzeitschrift PC Quest. Ob das neue Freedom 251 also nun den Markt aufmische, bleibe abzuwarten. Rund 220 Millionen Smartphones würden in Indien derzeit benutzt, das ist der zweitgrößte Smartphone-Markt der Welt, analysieren die Marktforscher von Counterpoint Research. Das heißt aber auch: Mehr als eine Milliarde Inder haben noch kein Smartphone. Die Erstnutzer werden das Freedom 251 testen, und wenn es ihnen nicht gefällt, werden sie zu ihren einfachen Mobiltelefonen zurückkehren, sagt Tarun Pathak von Counterpoint. Extrem wichtig sei für Bauern und Handwerker zum Beispiel, dass die Batterie zehn Stunden durchhalte. Auch Schuhputzer Amli ist skeptisch, ob das billige Gerät etwas taugt. Wir holen uns das nicht gleich. Nur wenn wir bei Freunden sehen, dass es gut funktioniert, werden wir es kaufen, sagt er. Sein Kollege Amit gibt zu bedenken: Wir wollen mit dem Smartphone ja auch prahlen. Deswegen brauchen wir die neueste Technologie. Viele Inder sind extrem preisbewusst und greifen auch bei Smartphones zu günstigen Modellen, gerne von indischen Herstellern. Doch das Billigste wird oft ebenfalls verschmäht – das zeigt sich etwa an den extrem schleppenden Verkäufen des Kleinwagen Tata Nano. Auch die Verkäufe des Tablets Aakash, das als das günstigste auf der Welt angepriesen wurde, blieben weit hinter den Erwartungen zurück, weil die Nutzer mit den Möglichkeiten des Geräts nicht zufrieden waren. | 0Web
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Kim Davis: "Wir stellen heute keine Heiratsurkunden aus". Washington – Eine Standesbeamtin im US-Staat Kentucky setzt sich weiter über die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs zur landesweiten Einführung der Homoehe hinweg. Der Supreme Court hatte einen Einspruch von Kim Davis zurückgewiesen, doch die Beamtin weigerte sich am Dienstag noch immer, gleichgeschlechtlichen Paaren einen Trauschein auszustellen. Die Frau beruft sich auf ihren christlichen Glauben. Zwei homosexuelle Paare betraten am Dienstag das Amtsgericht in der Kleinstadt Morehead, im Schlepptau hatten sie Journalisten und Bürgerrechtler. Fernsehkameras hielten den Moment fest. Wir stellen heute keine Heiratsurkunden aus, sagte Davis. Einer der heiratswilligen Männer fragte die Standesbeamtin, woher sie die Befugnis für diese Entscheidung nehme. Davis antwortete, sie handele unter der Autorität Gottes. In einem historischen Urteil hatte der Oberste Gerichtshof Ende Juni die Homoehe überall in den Vereinigten Staaten erlaubt. Der Supreme Court erklärte Verbote von gleichgeschlechtlichen Eheschließungen in einer Reihe von Bundesstaaten für verfassungswidrig. Bereits zwei Jahre zuvor hatte der Supreme Court ein Bundesgesetz gekippt, das die Ehe als Bund zwischen Mann und Frau definierte. Der Widerstand gegen die Homoehe ist in konservativ geprägten US-Staaten im Mittleren Westen und im Süden der USA aber weiter groß. Kentuckys Gouverneur hatte im Juli alle Standesbeamten angewiesen, sich dem Urteil zu fügen. Davis klagte, doch ein Bundesrichter befand, dass religiöse Überzeugungen sie nicht von ihren Amtspflichten entbinden. Auch vor dem Supreme Court scheiterte Davis mit dem Versuch, eine einstweilige Verfügung zu erreichen. Doch die Standesbeamtin blieb uneinsichtig. Mein Glauben kann von mir nicht losgelöst werden, sagte sie am Dienstag. Ich bin gewillt, die Konsequenzen zu tragen, so wie ihr alle Konsequenzen tragen müsst, wenn die Zeit des jüngsten Gerichts kommt. Davis droht nun ein Verfahren wegen Amtsbeugung. | 1Panorama
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Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer fordern Halbierung der Körperschaftsteuer auf nicht entnommene Gewinne. Wien – Falls Christian Kern noch Vorbilder sucht, Georg Kapsch hätte ein paar bei der Hand. Am früheren deutschen Kanzler Gerhard Schröder oder am schwedischen Ministerpräsidenten Göran Persson (beide Sozialdemokraten) möge sich der neue Kanzler orientieren, plädierte der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) am Dienstag bei einem gemeinsamen Presseauftritt mit Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl. Was damit gemeint ist: Wir brauchen Menschen, die bereit sind, unpopuläre Maßnahmen zu setzen, so Kapsch. Er ist aber überzeugt: Die Bevölkerung werde diese schließlich mittragen. Denn: Die Menschen spüren, dass das System so nicht mehr haltbar ist. Pakt für Arbeit und Wachstum Die Pläne für einen Pakt für Arbeit und Wachstum, den sich Kapsch und Leitl vorstellen, enthielten dann aber zumindest für die Wirtschaft keine unpopulären Maßnahmen. Die Körperschafsteuer auf nicht entnommene Gewinne solle von 25 auf 12,5 Prozent halbiert werden, hieß es. Kostenpunkt: 2,3 Milliarden Euro. Die Hälfte davon finanziere sich selbst durch zusätzliches Wachstum, die zweite Hälfte solle durch Einsparungen aufgebracht werden. Weitere 130 Millionen soll die Streichung der Rechtsgeschäftsgebühren bringen – eine langjährige Forderung der Wirtschaft. Eine deutliche Entlastung fordert man auch bei den Lohnnebenkosten – zumindest mittelfristig. Orientieren solle man sich hier an Deutschland. Bei den Nachbarn lägen die Lohnnebenkosten bei nur 22,3 Prozent, in Österreich bei 26,3 Prozent. Anachronistisches Arbeitsrecht Ebenfalls seit längerem auf der Wunschliste: eine Entrümpelung des Arbeitsrechts. So manche Arbeitnehmerschutzbestimmungen seien schlichtweg anachronistisch, meint Kapsch. Hauptanliegen bleibt aber die Arbeitszeitflexibilisierung – Stichwort Zwölfstundentag. Leitl hofft, dass die Klassenkampftonalität mit dem Wechsel von Werner Faymann zu Christian Kern Geschichte ist. Dass die Sozialpartner – etwa beim Arbeitsthema – selbst am Stillstand mitschuld seien, gestand er aber durchaus ein. Kapsch meint überhaupt: Es ist nicht Aufgabe der Regierung, auf die Sozialpartner zu warten. Das Prinzip des Abtauschens funktioniere jedenfalls in einer Phase, wo es nichts zu verteilen gebe, nicht mehr. Die Hoffnung des IV-Präsidenten: Der Bundespräsidentenwahlkampf, der im zweiten Durchgang ohne roten oder schwarzen Kandidaten stattfand, möge ein heilsamer Schock gewesen sein. Vom Wahlsieger Alexander Van der Bellen wünscht man sich auch etwas: Er möge dazu beitragen, dass die Diskussion über das Freihandelsabkommen TTIP wieder sachlich geführt werden könne. | 3Wirtschaft
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U-21-Teamstürmer steuert einen Treffer beim 3:1-Sieg der Hamburger über Bremen bei. Bayern gewinnen weiter. Ingolstadt kassiert gegen Hannover. Der Hamburger SV hat das 103. Nordderby in der deutschen Fußball-Bundesliga gewonnen. Michael Gregoritsch erzielte beim 3:1-Auswärtserfolg des HSV in Bremen das zweite Tor der Gäste. Bayern München blieb auch im 14. Saisonspiel ungefährdet, der Tabellenführer setzte sich zuhause gegen Hertha BSC trotz Personalsorgen 2:0 durch. Aufsteiger Ingolstadt kassierte in Hannover eine klare 0:4-Niederlage. ÖFB-Teamspieler Julian Baumgartlinger feierte mit Mainz einen 2:1-Erfolg gegen Frankfurt. Borussia Mönchengladbach kam in Hoffenheim nach 1:3-Rückstand noch zu einem 3:3. Bei seinem ersten Nordderby jubelte Gregoritsch über sein drittes Saisontor. In der 27. Minute verwandelte der 21-jährige Steirer einen von Zlatko Junuzovic noch unglücklich mit dem Kopf abgefälschten Freistoß zum zwischenzeitlichen 0:2. In der 15. Minute hatte der ÖFB-U21-Teamspieler bereits eine gute Chance ausgelassen, als er an Bremen-Goalie Felix Wiedwald scheiterte. Ivo Ilicevic hatte die nun sechstplatzierten Hamburger bereits früh mit einem herrlichen Schuss ins rechte Kreuzeck in Führung geschossen (3.). Anthony Ujah ließ die über 42.000 Zuschauer im Weser-Stadion mit seinem Treffer in der 62. Minute noch einmal hoffen. Nicolai Müller vollendete aber einen Blitzkonter über drei Stationen zum 3:1-Endstand (68.). Bremen – neben Junuzovic spielte auch Florian Grillitsch durch – verlor zum ersten Mal seit acht Spielen oder achteinhalb Jahren vor heimischem Publikum wieder gegen den HSV und liegt lediglich auf dem 15. Platz. Mit einem 2:0-Heimerfolg über Hertha BSC baute Spitzenreiter Bayern München seine Tabellenführung zumindest bis Sonntag auf elf Punkte aus. Der 13. Saisonsieg im 14. Spiel war trotz Personalproblemen nie gefährdet. David Alaba, der nach überstandener Kapselverletzung am linken Fuß bereits am Freitag das volle Abschlusstraining mitgemacht hatte, stand dabei noch nicht im Kader. Mit Costa, Robben, Thiago, Ribery, Götze und Bernat fehlte weitere prominente Kräfte. Trainer Josep Guardiola beorderte dafür kurzerhand den etatmäßigen Innenverteidiger Boateng ins defensive Mittelfeld. Boateng war es dann auch, der in Spielmacher-Manier das 2:0 von Kingsley Coman einleitete (41.). Zuvor hatte Thomas Müller per Kopf aus kurzer Distanz nach einem Eckball das Führungstor besorgt (34.). In der zweiten Hälfte verwalteten die Bayern den Vorsprung. Am Sonntag hat Verfolger Borussia Dortmund im Heimspiel gegen Stuttgart die Chance, nachzuziehen. Bei einem Punkteverlust des BVB wären die Bayern vorzeitig Herbstmeister. Ingolstadt und Trainer Ralph Hasenhüttl kassierten in Hannover eine schmerzliche 0:4-Niederlage und rutschten auf Rang elf zurück. Hoffenheim schrammte knapp am ersten Saison-Heimsieg vorbei. Die Elf von Trainer Huub Stevens verspielte gegen Borussia Mönchengladbach eine 3:1-Führung. Die Gladbacher haben damit auch das neunte Bundesliga-Spiel unter Coach Andre Schubert schadlos überstanden. Das Rhein-Main-Derby zwischen Mainz und Frankfurt begann aufgrund hoher Sicherheitsvorkehrungen an den Eingangstoren mit viertelstündiger Verspätung. Yoshinori Muto nützte in der Folge die erste Chance zur Mainzer Führung (5.). Danach verabsäumte es das Team von Julian Baumgartlinger, nachzulegen, Frankfurt kam bis zum Platzverweis von Alexander Meier (Gelb-Rot) auf. Yunus Malli erhöhte noch vor der Pause auf 2:0 (42.). Weil Haris Seferovic trotz personeller Unterzahl zum 1:2 verkürzte (61.), mussten die Hausherren bis zuletzt um den sechsten Saisonerfolg zittern. | 4Sport
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Der japanische Renault-Partner will 34 Prozent der Anteile erwerben und wird damit größter Anteilseigner. Tokio – Der japanische Renault-Partner Nissan Motor steigt beim skandalerschütterten Konkurrenten Mitsubishi Motors ein. Nissan wolle 34 Prozent der Anteile an Mitsubishi Motors für 237 Mrd. Yen (1,9 Mrd. Euro) erwerben, wie die beiden Unternehmen am Donnerstag bekanntgaben. Damit wird der Renault-Partner der größte Anteilseigner an Mitsubishi Motors und kontrolliert den Konzern de facto künftig. Mitsubishi ist in Folge eines Skandals um manipulierte Verbrauchswerte bei Kleinstwagen schwer angeschlagen. Nissan und Mitsubishi arbeiten bereits seit Jahren in diesem Segment zusammen. Es war der Renault-Partner, der die Manipulationen bei Mitsubishi Motors festgestellt hatte. Man werde Mitsubishi Motors helfen, das Vertrauen der Öffentlichkeit wiederzuerlangen, sagte Nissan-Chef Carlos Ghosn. Bis jetzt sind zwei andere Unternehmen aus dem Mitsubishi-Konglomerat mit insgesamt rund 23 Prozent die größten Anteilseigner bei Mitsubishi Motors. Mit dem Einstieg von Nissan bei Mitsubishi Motors würde die Zusammenarbeit mit der Mitsubishi-Gruppe japanischen Medienberichten zufolge möglicherweise gelockert. Mitsubishi Motors hatte kürzlich Manipulationen bei den Verbrauchsangaben für Autos auf dem japanischen Markt eingestanden. Dabei geht es um Kleinstwagen-Modelle, die Mitsubishi Motors seit 2013 auch für Nissan produziert. Solche Autos haben einen Hubraum bis 660 Kubikzentimeter und sind in Japan steuerbegünstigt. Die Allianz mit Nissan sei ein kritischer Meilenstein für Mitsubishi, um aus dem Skandal herauszukommen, so Mitsubishi-Chef Osamu Masuko. Wie dem von einem Abgasskandal erschütterten Volkswagen-Konzern drohen Mitsubishi Schadenersatzzahlungen und Strafen. Analysten schätzen, dass das Unternehmen bis zu 1 Mrd. Dollar (876,5 Mio. Euro) auf den Tisch legen muss. Die Allianz von Nissan und Renault kann mit Hilfe von Mitsubishi näher an die Weltmarktspitze um Toyota und Volkswagen heranrücken. Von der künftig deutlich erweiterten Zusammenarbeit würden jedoch beide Seiten profitieren, betonte Ghosn. Er sprach von einer Win-Win-Vereinbarung. Nissan könnte sich die Kompetenz von Mitsubishi bei den in Japan beliebten Kleinstwagen zunutze machen. Zudem ist Mitsubishi mit seinen sportlichen Nutzfahrzeugen (SUV) stark auf Wachstumsmärkten in Südostasien vertreten. Mit der Marke Mitsubishi könnte Nissan dort gegen Konkurrenten wie Toyota aufholen. Nissan hat seinen Ertrag im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich erhöht. Wie der Konzern bekanntgab, stieg der Nettogewinn zum Bilanzstichtag 31. März um 14,5 Prozent auf 523,8 Milliarden Yen (vier Mrd Euro). Der Umsatz erhöhte sich um 7,2 Prozent auf 12,19 Billionen Yen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Nissan einen weiteren Anstieg des Gewinns auf 525 Mrd. Yen. Nissan ist seit 1999 eng mit dem französischen Autobauer Renault verknüpft. Den Franzosen gehören knapp 44 Prozent von Nissan, die wiederum 15 Prozent an Renault halten. Für Ärger zwischen den beiden Partnern sorgt immer wieder der französische Staat, der erst im vergangenen Jahr den Anteil auf knapp ein Fünftel erhöht hat. | 3Wirtschaft
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Tsipras-Kritiker gründen eigene Parlamentsgruppe – Neuwahltermin wackelt wegen Regierungsbildungsversuchen der Opposition. Griechenland hat schon ruhigere Sommer erlebt. Kaum war der dritte Rettungskredit nach dramatischen Wochen unter Dach und Fach, verkündete Alexis Tsipras am Donnerstagabend seinen Rücktritt. Die Griechen sollen noch einmal wählen, und das schnell: Am 20. September, in einem Monat, will der linke Regierungschef nach kaum einem halben Jahr im Amt ein neues Votum haben. Zunächst hat Tsipras aber mit Tumulten in den eigenen Reihen zu kämpfen: Im Parlament haben 25 Abgeordnete des linken Flügels seiner Syriza-Partei am Freitagvormittag eine eigenständige Parlamentsgruppe gebildet. Angeführt wird Laiki Enotita (Volkseinheit) vom ehemaligen Energieminister Panagiotis Lafazanis. Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis ist nicht Teil der abgespalteten Gruppe. Tsipras Plan für rasche Neuwahlen könnte außerdem von der Nea Dimokratia (ND) durchkreuzt werden: Evangelos Meimarakis, Interimsvorsitzender der konservativen früheren Regierungspartei seit dem Rücktritt von Ex-Premier Antonis Samaras, will den Spielraum ausschöpfen, den die Verfassung ihm gibt. Er erhielt als Chef der zweitstärksten Parlamentspartei um Mitternacht das Mandat zu einer Regierungsbildung. Möglicherweise auch mithilfe der Faschisten, wurde in der Nacht auf Freitag in Athen spekuliert. Doch die Stimmen reichen nicht. Tsipras war zuvor zurückgetreten. Die Griechen sollten entscheiden über all das, was ich gemacht habe, versicherte der 41-Jährige dick geschminkt und treuherzig in seiner kurzen Fernsehansprache am Donnerstagabend, die Augen auf den unsichtbaren Teleprompter gerichtet, wo der Redetext stand. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die Regierung hat keine Mehrheit mehr. Das kann niemand ignorieren, hatte Panos Skourletis, der Minister für Energie, Umwelt und Wiederaufbau, früher am Tag im Staatsfernsehen ERT eingeräumt. Mehr als ein Viertel der Parlamentsfraktion von Syriza, des regierenden linksradikalen Kleinparteienbündnisses, versagte dem Premier zuletzt die Gefolgschaft. Das Kreditabkommen mit den Gläubigern, die neuen Steuererhöhungen und Pensionskürzungen, die Wiederaufnahme der Privatisierungen – alles das komplette Gegenteil der Wahlversprechen und der Reden, mit denen die Partei vor die Griechen getreten war und im Jänner ihren historischen Wahlsieg errungen hatte. Syriza ist seither gespalten. Mit der vorgezogenen Parlamentswahl im nächsten Monat will Tsipras sie auf den neuen Kurs bringen. Die Griechen müssen also noch einmal an die Urnen, weil der Regierungschef ein Problem mit seiner eigenen Partei hat. Ich will völlig ehrlich sein, sagte Tsipras den Griechen am Donnerstagabend. Wir haben nicht das Abkommen erreicht, das wir wollten. Wie schon 2012 wird eine Übergangsregierung aus Verwaltungsbeamten das Land für vier Wochen führen. Interimspremier wird dann die Vorsitzende des Verfassungsgerichts, Vassiliki Thanou-Christofilou. Doch zuvor hat ND-Chef Meimarakis drei Tage Zeit für Sondierungen. Zusammen mit der sozialistischen Pasok und der liberalen Bürgerbewegung To Potami käme er nur auf 106 Stimmen im Parlament; könnte er auch Tsipras rechtspopulistischen Koalitionspartner Anel (Unabhängige Griechen) überreden – was unwahrscheinlich ist –, hätte er vielleicht 13 weitere Sitze. Doch selbst mit Unterstützung der Faschisten von der Goldenen Morgenröte würde es nicht für die Mehrheit zum Regieren von mindestens 151 Sitzen reichen; allenfalls für eine ebenfalls sehr unwahrscheinliche Minderheitsregierung. Die Faschisten sind mit 6,9 Prozent der Stimmen und 17 Mandaten die drittstärkste Kraft im Parlament, knapp vor To Potami (6,1 Prozent und ebenfalls 17 Mandate). Schöpfen Meimarakis und danach gar Nikolaos Michaloliakos, der unter Hausarrest stehende Chef der Faschisten, ihre Mandate für eine Regierungsbildung voll aus, könnte aber der Wahltermin 20. September, den Tsipras sich wünscht, wackeln. Möglicherweise könnte sogar die von der Syriza abgespaltenen Volkseinheit das Mandat zur Regierungsbildung erhalten. Umfragen bescheinigen Tsipras trotz der spektakulären Kehrtwenden weiter Popularität. Syriza konnte bisher mit rund 30 Prozent der Stimmen oder mehr rechnen. Wie sich eine Spaltung der Partei auf die Wähler auswirken würde, ist allerdings noch nicht klar. In seiner Fernsehansprache attackierte Tsipras seine parteiinternen Gegner. Sie würden die erste richtige linke Regierung in Griechenland untergraben, sagte er. | 2International
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Mittelfeldspieler muss nach seinem Foul im Hinspiel gegen Ajax zwei Partien zuschauen. Wien – Stefan Schwab vom SK Rapid ist von Europas Fußball-Union für zwei Spiele gesperrt worden. Dies gaben die Hütteldorfer unter Berufung auf das UEFA-Urteil am Donnerstag bekannt. Der in der Qualifikation zur Champions League im Hinspiel gegen Ajax Amsterdam ausgeschlossene Schwab wäre damit im Rückspiel des Play-offs zur Königsklasse wieder einsatzberechtigt. Der in Wien nach einem schweren Foul mit der Roten Karte bestrafte Mittelfeldspieler verpasste nämlich bereits das Rückspiel in Amsterdam (3:2) am vergangenen Dienstag. Die Auslosung für das Play-off erfolgt Freitag in Nyon (ab 12.00 Uhr). Rapid könnte auf Manchester United, Valencia, Bayer Leverkusen, Sporting Lissabon oder Schachtar Donezk treffen. | 4Sport
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Insulaner sichern sich Teilnahme mit 0:0 gegen Kasachstan, Tschechien mit Sieg in Lettland durch – für Niederländer nach 0:3 bestenfalls Platz drei in Gruppe A möglich. Wien/Reykjavík/Konya – Die Fußball-Nationalmannschaft Islands ist erstmals für eine EM-Endrunde qualifiziert. Die Mannschaft des Trainer-Duos Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrimsson sicherte sich ihren Platz beim Turnier 2016 in Frankreich mit einem 0:0 gegen Kasachstan am Sonntag vorzeitig. Zwei Spieltage vor dem Abschluss der Qualifikationsgruppe A ist Island nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze zu verdrängen. Ebenfalls fix dabei: Tschechien, nach einem 2:1 in Lettland. Die Niederlande stehen dagegen vor dem Aus. Vor einem Jahr noch WM-Dritter, verlor man drei Tage nach der Heimniederlage gegen Island (0:1) auch das eminent wichtige Duell bei der Türkei 0:3 (0:2), Platz drei ist nun das höchste der Gefühle. Zuletzt hat Holland, Europameister von 1988, die EM-Endrunde 1984 verpasst. Wales fehlt nach dem 0:0 gegen Israel in der Gruppe B noch ein Zähler, in der spannenden Gruppe H setzte sich Norwegen mit einem 2:0 (0:0) gegen Kroatien auf Platz zwei hinter Italien, das sich gegen Bulgarien mit 1:0 (1:0) durchsetzte. Am Samstag hatte sich bereits England mit einem 6:0 in San Marino für die EURO qualifiziert. What the hell has happened to Holland? Für die Niederlande war es ein weiterer schwarzer Abend, der dritte Platz ist die letzte Hoffnung der Auswahl des neuen Teamchefs Danny Blind. Die Türkei hat allerdings diesbezüglich derzeit mit 12 zu 10 Punkten die Nase vorn, die Niederländer müssen auf mindestens einen Ausrutscher des Rivalen gegen Tschechien oder Island hoffen. Nur der beste Gruppendritte qualifiziert sich direkt für die EM, die anderen bestreiten Relegationsspiele. Ohne den verletzten Arjen Robben gerieten die Gäste in Konya rasch in Rückstand: Oguzhan Özyakup schupfte den Ball bereits in der 7. Minute über Torhüter Jasper Cillessen zur türkischen Führung ins Netz, in der 26. Minute ließ Cillessen einen Schuss von Arda Turan unter seinem Körper passieren ließ. Burak Yilmaz sorgte in der Schlussphase für den Endstand (86.). Die erneut an mehreren Stellen umgebaute Elf von Blind ließ über die gesamte Spielzeit Sicherheit, Ideen und den letzten Willen vermissen. David Limbersky (13.) und Vladimir Darida (25.) schossen die Tschechen in Riga zur EM, Gastgeber Lettland, zuletzt mit einem Achtungserfolg in der Türkei (1:1) konnte erst in der zweiten Halbzeit das Geschehen ausgeglichen gestalten. Die Mannschaft von Trainer Pavel Vrba ist zwei Spieltage vor Schluss nicht mehr von den ersten beiden Tabellenplätzen zu verdrängen. Beide Tore der Norweger gegen die Kroaten erzielte in Oslo Jo Inge Berget (51./69.). Mit 16 Punkten schoben sich die Skandinavier damit an den Kroaten (15) vorbei. Tabellenführer bleibt Italien (18), für das Daniele De Rossi in der 6. Minute des Spiels gegen Bulgarien einen Elfer zum 1:0 für die Squadra verwandelte – dabei blieb es. In der zweiten Halbzeit revanchierte sich der Römer nach einer Attacke von Ilian Mitsanski mit einem Tritt. Beide Spieler sahen Rot. Italien ist nun seit 38 Heimspielen en suite in Qualifikationsspielen ohne Niederlage. Wales muss noch mindestens bis zum nächsten Spiel auf die erste Teilnahme an einem großen Turnier seit der WM 1958 warten – spätestens nach dem Heimspiel gegen Andorra am 13. Oktober dürfte es so weit sein. Ein Sieg gegen Israel, das fünf Punkte Rückstand auf den Tabellenführer hat, hätte der Mannschaft um Gareth Bale bereits jetzt gereicht. Doch in einer schwachen Partie fielen keine Tore. Auf Platz zwei in Gruppe liegt Belgien nach einem 1:0 auf Zypern. Chelsea-Star Eden Hazard sorgte mit seinem Treffer vier Minuten vor dem Ende für die Entscheidung, die Belgier liegen weiter einen Punkt hinter Wales. (sid/red – 6.9. 2015) ERGEBNISSE vom Sonntag: Gruppe A – 8. Runde: Türkei – Niederlande 3:0 (2:0) Konya. Tore: Özyakup (8.), Turan (26.), Yilmaz (86.) Lettland – Tschechien 1:2 (0:2) Riga. Tore: Zjuzins (73.) bzw. Limbersky (13.), Darida (25.) Island – Kasachstan 0:0 Reykjavik. Gelb-Rote Karte: Gunnarsson (89./Island) Gruppe B – 8. Runde: Wales – Israel 0:0 (0:0) Cardiff. Bosnien-Herzegowina – Andorra 3:0 (3:0) Zenica. Tore: Bicakcic (14.), Dzeko (30.), Lulic (45.). Rote Karten: Besic (63.) bzw. Rodriguez (64.). Zypern – Belgien 0:1 (0:0) Nikosia. Tor: Hazard (86.) Gruppe H – 8. Runde: Malta – Aserbaidschan 2:2 (0:1) Mdina. SR Lechner. Tore: Mifsud (55.), Effiong (71.) bzw. Amirguliyev (36., 80.) Norwegen – Kroatien 2:0 (0:0) Oslo. Tore: Berget (51., 69.) Italien – Bulgarien 1:0 (1:0) Palermo. Tor: De Rossi (6./Elfmeter). Rote Karten: De Rossi (55.) bzw. Mitsanski (56.) | 4Sport
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Nikon gab nach kleinerem Shitstorm Fehler zu und zeigte sich über "lustige und kluge" Reaktionen erfreut. Ausgerechnet Kamerahersteller Nikon ist auf ein nicht besonders raffiniert manipuliertes Foto hineingefallen. Der japanische Konzern vergab den ersten Preis bei einem Wettbewerb an einen Nutzer namens Chay Yu Wei, der scheinbar im richtigen Moment ein Flugzeug über einer Leiter einfangen konnte. Doch tatsächlich hatte Chay das Bild via Photoshop verändert. Das zeigt eine einfache Überprüfung: Werden die Farbtöne des Bilds verändert, wird schnell klar, dass das Flugzeug aus einer anderen Aufnahme stammt. Wie BoredPanda berichtet, war damit der perfekte Grundstein für einen kleinen Shitstorm gelegt. Prompt fingen andere Nutzer an, die Nikon-Seite mit ähnlich dreist manipulierten Fotos zu fluten. Eine Auswahl: Nikon sah sich schließlich zu einer Reaktion gezwungen. Wir glauben daran, dass Vorstellungskraft und Innovation das Herz jedes Fotos sind, schrieb das Unternehmen. Das Unternehmen werde nun die Regeln seiner Wettbewerbe überprüfen. Gleichzeitig freue man sich über die lustigen und klugen Fotos, die als Reaktion zum ausgezeichneten Bild geteilt wurden. Wir ermuntern euch, eure Vorstellungskraft weiterhin am Leben zu halten, so Nikon. | 0Web
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