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Scharfe Kritik an Tschechien, Polen und baltischen Staaten – "Wie soll denn Dublin funktionieren?". Wien – Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat mit deutlichen Worten EU-Partnerstaaten kritisiert, die sich gegen verpflichtende Quoten zur Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der Europäische Union stellen. Das ist zu kritisieren, denn wir kommen nicht weiter ohne diese Quote, erklärte Faymann am Dienstag im Ö1-Morgenjournal. Namentlich nannte er Tschechien, Polen und die baltischen Staaten. Säumig ist aus der Sicht des Bundeskanzlers in diesem Punkt nicht die EU-Kommission, die Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) jüngst zu mehr Aktivität aufgerufen hatte, sondern Länder wie Estland, Lettland und Litauen. Schließlich sei es EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gewesen, der verpflichtende Quoten vorgeschlagen habe. Der Bundeskanzler hofft nun, im gemeinsamen Auftreten mit Deutschland und Frankreich eine solche Quote doch noch durchzusetzen. Drei oder vier von 28 können nicht die ganze Last tragen, sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag bei einer Diskussion mit Bürgern in Duisburg. Die gemeinsame Forderung von Merkel und dem französischen Präsidenten Francois Hollande nach einer gemeinsamen europäischen Linie in der Flüchtlingspolitik begrüßte am Dienstag auch die EU-Kommission. Ein Sprecher sagte in Brüssel, die EU-Behörde sei sehr ermutigt von dem starken Aufruf zu europäischen Geschlossenheit. Auf die Frage, ob es mit der Quote noch etwas werde, antwortete Faymann: Es muss! Wie soll denn Dublin funktionieren?, fragte der Kanzler rhetorisch. Die sogenannte Dublin-III-Richtlinie sieht vor, dass jener Staat für das Asylverfahren zuständig ist, wo Schutzsuchende erstmals EU-Boden betreten haben, und alle anderen EU-Staaten Asylsuchende in das Erstankunftsland rückführen dürfen. Man kann Länder nur dazu zwingen, alle Fingerprints zu nehmen, alle Menschen zu retten, die untergehen würden auf so schrecklichen Schiffen, die die Schlepper schon so bauen, damit sie untergehen – man kann dagegen nur etwas unternehmen an den Außengrenzen, sagte Faymann. Aber wie wollen sie denn diese Länder dazu bringen, diese Außengrenze zu schützen, wenn sie glauben, es bleiben dann Hunderttausende bei ihnen und die Anderen diskutieren einstweilen weiter in Ruhe? Das muss gleichzeitig gelöst werden, das eine bedingt das Andere. Um zur Lösung beizutragen, müssten der Kanzler, der Vizekanzler, die Innenministerin und der Außenminister auf EU-Ebene in dieser Frage noch aktiver werden, forderte am Dienstag der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). Eine Diskussion über Obergrenzen auf internationaler Ebene werde seiner Ansicht nach zum Ende des Jahres kommen müssen, sagte Wallner im Anschluss an die erste Regierungssitzung nach der Sommerpause in Bregenz. Faymanns Forderung zur solidarischen Teilung der Lasten der anhaltenden Flüchtlingskrise wird vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR geteilt. Sprecherin Melissa Fleming sagte am Dienstag in Genf, die europäischen Länder sowie die EU müssten vor allem jenen Staaten helfen, deren Möglichkeiten bereits erschöpft seien – namentlich Griechenland, Mazedonien und Serbien, sagte die UNHCR- . Die Lastenteilung sei angesichts der massiven Fluchtbewegungen aus den Kriegsgebieten in Syrien sowie aus Ländern des Westbalkans dringender den je. Es ist klar, dass dies von keinem Land allein gelöst werden kann und dass rasch eine umfassende europäische Reaktion erfolgen muss, die auf Solidarität und Lastenverteilung erfolgt, erklärte Fleming. Der tschechische Regierungschef Bohuslav Sobotka hält dagegen, dass Flüchtlingsquoten die Situation an den EU-Außengrenzen nicht stabilisieren könnten, sondern allein ein Ende der Kriege in Syrien und Libyen. Sobotka reagierte damit auf die Kritik Faymanns an Tschechien. Die Tschechische Republik geht verantwortungsvoll mit der Situation um. Tschechien ist im Rahmen des Solidaritätspakts der EU gewillt, bis zu 1.500 Flüchtlinge aufzunehmen, betonte Sobokta laut der tschechischen Nachrichtenagentur CTK weiter. Nach Einschätzung des UNHCR ist derzeit keine Ende der starken Fluchtbewegung über die Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien Richtung Nord- und Mitteleuropa in Sicht. Die Menschen würden weiterhin in Gruppen von 300 bis 400 Personen in Zügen und Bussen durch Mazedonien nach Serbien reisen, um von dort in verschiedene EU-Staaten zu gelangen. In Serbien bräuchten derzeit rund 10.000 Flüchtlinge humanitäre Hilfe. Zudem würden dort in nächster Zeit noch weiterhin pro Tag etwa 3.000 Migranten ankommen. In Österreich beschloss am Dienstag der Ministerrat ein Fünf-Punkte-Papier zur Asyl-Frage. Dieses beinhaltet neben dem Schutz der EU-Außengrenze ein gemeinsames Vorgehen der EU gegen Fluchtgründe in Krisenregionen. Faymann forderte diesbezüglich eine aktive EU-Außenpolitik und nannte gezielte Entwicklungshilfe, damit die Menschen dort leben können, und die Zusammenarbeit mit dem UNHCR und Flüchtlings-NGOs. Waffenlieferungen oder Soldaten, die Krieg führen kämen für Österreich als neutrales Land nicht infrage; bei politischer, finanzieller und humanitärer Unterstützung für Krisenländer aber müssen wir dabei sein, sagte der Bundeskanzler. Ebenfalls am Dienstag fand eine Sonderpräsidiale statt, in der der Termin für eine Sondersitzung des Nationalrats beschlossen wurde. In dieser für 1. September anberaumten Sondersitzung soll das Durchgriffsrecht des Bundes bei der Flüchtlingsunterbringung beschlossen werden. Zuvor hatte sich die FPÖ bei der Terminfindung querlegt, daher legte Nationalratspräsident Doris Bures (SPÖ) das Datum mit Zustimmung der anderen Fraktionen fest. Es ist so, dass es leider von der freiheitlichen Fraktion eine Vermischung von inhaltlicher Positionierung und Terminfindung gab, sagte Bures im Anschluss an die Präsidiale. Daher sei es an ihr gelegen, den Termin festzulegen. Über die weitere Vorgehensweise – die Behandlung im Nationalrat und im Verfassungsausschuss – bestehe jedoch Konsens. Im Nationalrat beschlossen werden soll das Durchgriffsrecht am 23. September. Die stellvertretende FPÖ-Klubobfrau Dagmar Belakowitsch-Jenewein sprach sich in einer Aussendung jedoch gegen den Fahrplan aus. Ein Begutachtungsverfahren für die betroffenen Länder-, Städte- und Gemeindevertreter ist nicht vorgesehen. Das ist besonders bedenklich, zumal in Zukunft der kolportierte Gemeinderichtwert von 1,5 Prozent vom Bund im Verordnungsweg nach Bedarf erhöht werden kann, so Belakowitsch-Jenewein. Die Freiheitlichen wollen das Durchgriffrechts nach Beschlussfassung im Plenum einer Volksabstimmung unterziehen. Dieser Vorschlag sei jedoch von SPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS abgelehnt worden. Die FPÖ habe jede Form des Kompromisses von vornherein ausgeschlossen, kritisierte der Grüne Abgeordnete Dieter Brosz. Die drei Wochen Zeit zwischen Einbringung und Abstimmung seien aus Sicht der Grünen ausreichend.
1Panorama
Autorin Gisela Burckhardt warnt vor von Unternehmen selbst geschaffenen Gütesiegeln. Sie setzt auf schrittweise Verbesserungen in der internationalen Textilproduktion. Salzburg – Wie kann sich der Verbraucher in der Flut von Siegeln und Auszeichnungen informieren, welche Bekleidung fair gehandelt und fair produziert ist? Das ist eines der Themenfelder, die Konsumenten im Zusammenhang mit den oft lebensgefährlichen und sozial inakzeptablen Arbeitsbedingungen für Näherinnen in der Textilindustrie Asiens konkret interessieren. Vorsicht bei Siegeln, die sich die Unternehmen selber verleihen, man wolle die Konsumenten vor allem verwirren – man solle nur unabhängig erstellten Siegeln trauen, fasst die deutsche Autorin Gisela Burckhardt im Rahmen einer von der Uni Salzburg veranstalteten Salzburger Vorlesung im Gespräch mit Ö1-Journalistin Renata Schmidtkunz und STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Förderl-Schmid den wichtigsten Grundsatz zusammen. Burckhardt ist Autorin des Buchs Todschick. Edle Labels, billige Mode – unmenschlich produziert, das sich vor allem mit den Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken von Bangladesch beschäftigt. Aber auch bei bekannten unabhängigen Siegeln ist Burckhardt zurückhaltend. Fairtrade etwa habe den Zusatz Certified Cotton. Das bedeute als Produktsiegel momentan nur, dass der Farmer für die Baumwolle fair entlohnt worden sei. Der ganze Prozess danach vom Spinnen übers Weben bis hin zum Nähen sei darin nicht automatisch enthalten. Statt Produkt- plädiert Burckhardt für Unternehmenssiegel – wie etwa jenes der Fair Wear Foundation. Das sei glaubwürdiger, weil hier die gesamte Einkaufspolitik eines Unternehmens begutachtet werde. Die Stiftung überprüfe nicht nur die Fabrik in Bangladesch und anderen Staaten, sondern auch den Einkäufer hier in Europa, ob dieser mit seiner Einkaufspolitik überhaupt das Zahlen fairer Löhne in den Produktionsländern ermögliche. Fair Wear bedeute freilich auch nicht, dass heute schon gute Löhne bezahlt werden, aber man müsse Jahr für Jahr einen Fortschritt sehen. Es handle sich um ein fortschrittsorientiertes Siegel.
1Panorama
Portal stellt Informationen zu Politikern bereit – Bei Wien-Wahl: Keine Quereinsteiger bei Rot und Grün. Die Website Meine Abgeordneten hat sich prominente Unterstützung geholt. Irmgard Griss soll das Advisory Board der Plattform unterstützen. Die Leiterin der Hypo-Untersuchungskommission und ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs wird nicht selten als Antwort auf Politikverdrossenheit genannt. Immer wieder wird sie von beinahe allen Parteien als Bundespräsidentschaftskandidatin ins Spiel gebracht, am Montag wollte sie eine Kandidatur nicht ausschließen. Sie habe noch nicht ernsthaft darüber nachgedacht. Im Beirat der Transparenzdatenbank soll sie ihr Wissen als Juristin und als Beobachterin der österreichischen Politik einbringen. Meine Abgeordneten hat es sich zur Aufgabe gemacht, Informationen zu Politikern zu recherchieren und zur Verfügung zu stellen. Griss scheint begeistert von der Idee zu sein, denn es sei keine Website, die ausspioniert, sondern eine, die Wählern öffentliche Informationen zusammensucht und zugänglich macht. Außerdem würden die Netzwerke der Politiker dargelegt, um zu zeigen, wer welche Verbindungen über Ausschüsse, Vorfeldorganisationen oder Vereine zu anderen Politikern hat. Selbstverständlich gelte das nur für Mitgliedschaften aus jenen Vereinen, die auch Mitgliederlisten veröffentlichen. Dass es auch Vereine gebe, die diese Informationen nicht öffentlich zugänglich machen, bedauert Griss. Redaktionsleiterin Marion Breitschopf und Vorstandsmitglied Paul Beyer-Klinkosch betonen, dass nur Informationen aus öffentlichen Quellen zusammengetragen wurden. Für die Wien-Wahl wurden auch alle Kandidaten und vor allem die neuen Anwärter der Parteien abgeklopft. Das Resultat ist durchaus interessant: Sowohl bei der SPÖ als auch bei den Grünen arbeiten beinahe alle neuen Kandidaten im Umfeld der Parteien – bei der SPÖ etwa in parteinahen Betrieben wie den Wiener Stadtwerken, bei den Grünen beispielsweise im Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Für Breitschopf drängt sich der Schluss auf, dass sich frischer Wind jenseits des Partei-Establishments kaum durchgesetzt habe. Bei der FPÖ ist für Breitschopf die Listengestaltung allerdings auch eigenwillig. Auf dem ersten Platz der Landesliste findet sich FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der aber auch in allen Flächenbezirken wie Simmering, Floridsdorf, Donaustadt oder Favoriten die Liste anführt. Neo-FPÖlerin Ursula Stenzel kandidiert nicht nur in der Innenstadt auf Platz eins, sondern auch in allen bürgerlichen Bezirken wie Döbling und Innen-West. Es sei dadurch schwer prognostizierbar, wer einzieht. Außerdem gebe es eine Kandidatin, über die bis auf ein Foto keine Informationen vorhanden sind. Griss kann das nicht nachvollziehen. Das ist ein Schuss ins Knie, die Abgeordneten sollten ein Interesse daran haben, Informationen zur Verfügung zu stellen, um Verdächtigungen vorzubeugen.
5Inland
Wer älter ist, darf auch länger urlauben – egal, wie lang er oder sie schon bei der Gemeinde arbeitet. Wien – Ein Großteil der Wiener Beamte bzw. Vertragsbedienstete darf sich über mehr Urlaub freuen. Dank einer bereits im August in Kraft getretenen Dienstrechtsreform haben nun viele Bedienstete früher Anspruch auf mehr Freizeit, wie Die Presse am Dienstag berichtete. Man wolle Mitarbeitern im höheren Alter mehr Erholungszeiten einräumen, hieß es im Büro von Personalstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Bisher erhielten Rathaus-Beamte und Vertragsbedienstete dann eine sechste Urlaubswoche, wenn sie 25 Jahre ununterbrochen bei der Stadt tätig waren. Die neue Regelung orientiert sich nicht mehr an den Dienstjahren, sondern am jeweiligen Alter des Mitarbeiters. Konkret steigt man mit 33 Jahren auf 27 Urlaubstage, mit 43 Jahren auf 30, mit 57 auf 33 und ab dem 60. Lebensjahr gibt es dann 35 Tage – also sieben Wochen – Urlaub. In das neue System fallen alle Mitarbeiter – also auch jene, die erst im Laufe ihres Karriereweges ins Rathaus wechseln. Sprich: Kommt beispielsweise ein 45-Jähriger von extern ins Magistrat, hat er sofort 30 Tage Urlaubsanspruch. Eine Sprecherin von Stadträtin Frauenberger versicherte auf APA-Anfrage, dass die Urlaubsreform mit der anstehenden Wien-Wahl nichts zu tun habe, und verwies auf einen personalpolitischen Hintergrund. Denn die Belastbarkeit hänge ja nicht von den Dienstjahren ab, sondern vom Alter. Es handle sich dabei auch um eine Maßnahme zur Senkung der Krankenstände. Unterm Strich verbessert die neue Regelung die Urlaubszeiten aller 25.000 Beamten und 47.000 Vertragsbediensteten – mit einer Ausnahme: Lehrlinge, die mit 16 oder 17 Jahren bei der Stadt anfangen. Ihnen stand bisher ab 41 bzw. 42 Jahren die sechste Urlaubswoche zu. Nun müssen sie bis 43 warten. Wobei diese Verschlechterungen erst ab 2020 gelten. So lange läuft die diesbezügliche Übergangsfrist.
5Inland
Zufriedene Gesichter an den Zapfsäulen, Angst bei den Erzeugern. 2015 stürzte der Ölpreis um mehr als ein Drittel ab. Wien – Nach dem langanhaltenden Preisverfall liegen am Markt für Rohöl die Nerven blank. Bereits vergleichsweise unbedeutende Nachrichten, im konkreten Fall ein unerwarteter Anstieg der aktiven Ölbohrlöcher in den USA in der Vorwoche, lösen einen deutlichen Kursrückgang aus. Als Folge markierte der Preis für ein Barrel des Nordseeöls Brent mit knapp über 36 Dollar auf dem tiefsten Stand seit Sommer 2004. Somit steht seit Jahresbeginn ein Preisrückgang von mehr als einem Drittel zu Buche. Prall gefüllte Öllager Dabei stufen Experten die gestiegenen Förderaktivitäten in den USA, wo sich die Zahl der Bohrlöcher im Wochenvergleich um 17 auf 541 erhöhte, als Ausreißer ein. Der langfristige Trend spricht nämlich eine völlig andere Sprache, vor zwölf Monaten hatte Uncle Sam noch fast dreimal so viele Ölbohrungen in Betrieb. Dennoch sind angesichts sehr schleppender Nachfrage die Öllager in den USA prall gefüllt – und haben mit fast 500 Millionen Fass den für diese Jahreszeit höchsten Stand seit dem Jahr 1930 erreicht, wie die Rohstoffexperten der australischen ANZ-Bank hervorheben. Hintergrund des Preisrutsches ist die Flutung des Markts mit Öl durch die Opec. Das Preiskartell sieht sich durch den jahrelangen Anstieg der US-Produktion durch Fracking, die ökologisch umstrittene Förderung von Schieferöl, in ihrer Vormachtstellung bedroht und versucht die mit höheren Produktionskosten belastete US-Konkurrenz durch anhaltend tiefe Preisniveaus aus dem Markt zu drängen. Erst am Wochenende hat der irakische Ölminister bekräftigt, dass die Opec an dieser Politik festhalten werde. Spritpreise deutlich niedriger Zu den Profiteuren dieser Entwicklung zählen die Verbraucher, speziell an der Zapfsäule. Dort war Sprit heuer laut ÖAMTC so billig wie seit 2009 nicht mehr. Verglichen mit dem Vorjahr kostete ein Liter Diesel im Jahresschnitt mit 1,11 Euro um rund 18 Cent weniger, ein Liter Super verbilligte sich um 15 Cent auf 1,20 Euro. Für einen Privat-Pkw bedeutet das im Jahresvergleich 100 bis 170 Euro Ersparnis, rechnet der Automobilklub vor. Durchgeschlagen hat die Entwicklung auch auf die Strompreise. Die Kosten für eine Megawattstunde erreichten an der Strombörse EEX mit 27,85 Euro ein Rekordtief. Auch sonst hat der Kurssturz eine preisdämpfende Wirkung, da Rohöl zumindest indirekt in nahezu allen Produkten enthalten ist. Laut dem Mineralölwirtschaftsverband ersparen sich deutsche Verbraucher heuer in Summe rund 13,5 Milliarden Euro. Die wenigsten Experten erwarten derzeit eine grundlegende Trendwende in den kommenden Monaten. Die Analysten von Goldman Sachs halten sogar einen weiteren Absturz des Ölpreises auf 20 Dollar im Jahr 2016 für möglich, allerdings bei der etwas günstigeren US-Ölsorte WTI. Ihren Prognosen wird aufgrund der hohen Treffsicherheit in der Vergangenheit viel Aufmerksamkeit eingeräumt. Die Stimmung am Ölmarkt ist so schlecht, dass sie kaum noch schlechter werden kann, beschreibt Frank Schallenberger, Rohstoffexperte der Landesbank Baden-Württemberg, die Lage.
3Wirtschaft
Smartphones und Tablets werden jedoch Konsolen nicht ersetzen. Schon bald sollen Smartphones schönere Spielgrafik bieten können als Playstation 4 und Xbox One. Laut Nizar Romdan, Manager beim britischen Chiphersteller ARM, wird es 2017 so weit sein. Die Playstation 3 und die Xbox 360 haben die mobilen Begleiter seiner Ansicht nach bereits hinter sich gelassen, zitiert ihn Develop. Hoffnung legt er auch in das Virtual-Reality-Segment. Mobile VR-Lösungen könnten der Schlüssel sein, um Hardcore-Gamer auf mobile Plattformen zu locken. Die Aussagen sind freilich mit Vorsicht zu genießen, entwickelt ARM doch die Grundlagen für alle relevanten mobilen Chipsysteme. Dass Telefone und Tablets den Konsolen den Rang so schnell ablaufen werden, glaubt Romdan nicht. Denn man arbeite mit unterschiedlichen Architekturen, zudem seien mobile Endgeräte in ihren Akkulaufzeiten beschränkt. Die Nutzererfahrung sei allerdings die gleiche, was für das mobile Spielen zum Game Changer werden könnte.
0Web
Laut Sprecher der Staatsanwaltschaft "Kein Fremdverschulden". Innsbruck – Nach dem Tod der Ex-Miss-Austria Ena Kadic im vergangenen Oktober hat die Staatsanwaltschaft Innsbruck nun die Ermittlungen zu dem Fall eingestellt. Es habe kein Fremdverschulden gegeben, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Mayr der APA am Dienstag und bestätigte Medienberichte. Kadic war am 19. Oktober, drei Tage nach ihrem Absturz am Bergisel, ihren schweren Verletzungen erlegen. Der Anwalt der Familie hatte zuletzt unter anderem Ermittlungen wegen Mitwirkung am Selbstmord gegen einen Bekannten der Frau angeregt. Die Ermittlungen hätten aber nicht ergeben, dass der Mann Kadic beeinflusst oder dazu verleitet habe, erklärte Mayr. Kadic soll laut Medienberichten kurz nach dem Aufprall versucht haben, den Bekannten zu kontaktieren. Zuvor hatte bereits die Untersuchung der in der Nähe der Absturzstelle gefundenen Blutspuren kein Ergebnis gebracht. Kadic war am 16. Oktober von der Aussichtsplattform Drachenfelsen am Innsbrucker Bergisel heruntergefallen. Bei der 26-Jährigen war im Zuge der gerichtlich angeordneten Obduktion ein Polytrauma offenbar nach einem Sturzgeschehen aus größerer Höhe diagnostiziert worden. Drei Spaziergänger hatten angegeben, die Ex-Miss bei der Aussichtsplattform gesehen zu haben, wie sie dort auf einem Geländer saß und sich mit ihrem Handy beschäftigte. Kurze Zeit später soll es dann zu dem verhängnisvollen Sturz gekommen sein. Die 26-Jährige soll unmittelbar nach ihrem Absturz noch selbst ihren Bruder am Handy von dem Unglück informiert haben.
1Panorama
Ein burgenländisches Start-up will mit Flugdrohnen Solaranalgen analysieren und Stare vertreiben. Wien – Ein großes Problem der Weinbauern im Burgenland sind die Stare. In Schwärmen stürzen sich die Vögel auf die Reben und dezimieren die Ernte. Mit Netzen, Gewehrschüssen und Flugzeugen wird gegen die Räuber angekämpft. Bald könnte eine weitere, technisch avancierte Abwehrmaßnahme dazukommen: Drohnen. Bei Anflug eines Starenschwarms steigen dann Flugroboter auf, um die Tiere lärmend zu verjagen. Die Drohnen müssten in einem nicht vorhersehbaren Muster auf die Stare zufliegen. Ein Soundmodul würde dabei Geräusche imitieren, etwa einen Greifvogel oder einen Hund, sagt Philipp Knopf, Geschäftsführer des jungen Start-ups Skyability. Für Knopf, der Maschinenbau an der TU Wien studiert hat, ist das Verjagen der Vögel eine von viele Anwendungen, die mit ferngesteuerten Drohnen möglich werden. Er und seine Cogründer Lukas Unger und Joachim Fertl, Absolventen der FH Burgenland und der FH Wiener Neustadt, loten mit Skyability praktisch verwertbare Möglichkeiten der boomenden Technik aus. Neben Services für Bauherren, Kraftwerke oder Landwirte sind Kooperationen mit Forschern – wie Archäologen oder Biologen – angedacht. Als Ingenieurbüro für Maschinenbau kümmern sich die Gründer auch um die Datenauswertung. Eine erste konkrete Anwendung sind Gutachten für Fotovoltaikanlagen. Mit einer Wärmebildkamera an Bord erstellen die Drohnen Aufnahmen der Paneele. Schadhafte Elemente, die die Sonnenenergie nicht abführen können, werden heiß und sind auf den Bildern leicht erkennbar. Kombiniert mit Daten über die mittlere Sonneneinstrahlung und Einspeisungstarife lassen sich aus den Bildern die Verluste beziffern. Ein Inspektionsbericht soll Empfehlungen für den Tausch von Modulen geben und potenzielle Garantiefälle identifizieren. Die mit acht Rotoren ausgestatteten, etwa metergroßen Fluggeräte, die Knopf und Kollegen verwenden, können Sensorik mit einem Gewicht von zwei Kilo aufnehmen. Ein Akkupack reicht für 20 Minuten in der Luft, die erlaubte maximale Flughöhe beträgt 150 Meter. Redundante Sicherheitsmodule sorgen dafür, dass die Drohnen auch bei einem Abbruch der Verbindung stabil bleiben und notfalls selbstständig landen. Die verbaute GPS-Technik hilft nicht nur bei autonomen Flugmanövern, sondern auch beim Reproduzieren von Bildern. Neben der Position werden Kameraeinstellungen und -neigung gespeichert. So können für Dokumentationszwecke immer wieder Fotos vom selben Ort im selben Winkel geschossen werden. Man kann ein Bauprojekt wachsen sehen. Ausgerüstet mit der jeweils entsprechenden Kameratechnik können die Isolatoren von Starkstromleitungen überprüft, das Volumen von Mülldeponien vermessen oder Windräder inspiziert werden. Die Drohnen können Archäologen helfen, Überreste alter Mauern im Untergrund zu verorten, oder Energietechniker dabei unterstützen, Strömungsverhältnisse für einen Windpark zu eruieren, zählt Knopf auf – Projekte in diesen Bereichen, unter anderem mit der FH Burgenland, sind angedacht. Vögel können nicht nur vertrieben, sondern im Dienste von Biologen auch gezählt werden. Im Rahmen der sogenannten Photogrammetrie können die Drohnenbilder dazu dienen, eine 3-D-Struktur einer Anlage oder einer Landschaft zu errechnen. Inhalte mehrerer Aufnahmen werden zueinander in Referenz gesetzt, um ein 3-D-Modell zu generieren. Aus dem Material können Pläne abstrahiert werden, die eine tagesaktuelle Realität wiedergeben. Die Stare, die künftig von den Drohnen vertrieben werden, inspirierten die Gründer auch zur Idee für ihr Start-up. Mein Kollege hat gesehen, wie ein ungarischer Falkner bei der Vertreibung der Vögel geholfen hat. Der Falke wird nach einer Stunde müde, die Drohne aber nicht.
7Wissenschaft
Ministerpräsident Medwedew besucht die Insel Iturup, Japans Außenminister Fumio Kishida sagt Moskau-Besuch ab. Tokio – Vergangenes Wochende besuchte der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew die nördlich von Japan gelegene Insel Iturup, in Japan Etorofu genannt, die zur Inselgruppe der Kurilen gehört. Medvedev besichtigte auf der Insel Infrastruktureinrichtungen, inspizierte den Bau eines Flugplatzes und machte mit Worten und Gesten deutlich, dass Russland die Inseln als nicht verhandelbares Territorium betrachtet. Die Insel gehörte wie alle Kurileninseln früher zu Japan, wurde aber nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der Sowjetunion annektiert. Japan verlangt bis heute die Zurückgabe der Inseln, und der Inselkonflikt ist der Grund, weshalb es bis heute keinen Friedensvertrag zwischen beiden Ländern gibt. Die japanische Regierung, die Medwedew gedrängt hatte, auf den Besuch zu verzichten, bestellte am 22. August unverzüglich den russischen Botschafter ins Außenministerium ein, wo ihm der japanische Außenminister Fumio Kishida deutlich machte, dass Medwedews Inselbesuch Japans Position in der Inselfrage zuwiderlaufe und das die Gefühle der Japaner verletze. Die japanische Regierung entschied inzwischen den für den 31. August geplanten Besuch des japanischen Außenministers in Russland abzusagen. Der Besuch war als Vorbereitung des für Ende des Jahres geplanten Besuchs Präsident Wladimir Putins in Japan gedacht, bei dem Premier Shinzo Abe mit Putin über die Inselfrage sprechen wollte. Japan bietet ja im Gegenzug für die Rückgabe eines Teils der Inseln großzügige technische und finanzielle Hilfe bei der Entwicklung Ostsibiriens an. Auch nach dem Inselbesuch von Ministerpräsident Medwedew will die japanische Regierung an einem Treffen von Premier Abe mit Präsident Putin festhalten. Jetzt denkt man in Tokio an ein Treffen bei den großen internationalen Gipfeltreffen im Spätherbst. Medwedews Besuch auf den Kurilen muss im Zusammenhang mit den Sanktionen, die Japan nicht zuletzt auf der Druck der USA gegen Russland wegen dessen Ukrainepolitik verhängt hatte, gesehen werden. Die japanische Regierung hatte sich lange Zeit unter dem Missfallen der USA mit Sanktionen gegenüber Russland sehr zurückgehalten. Japans Premier hatte ja noch ein sehr gutes Verhältnis zu Russland, als die anderen Länder der G-7 schon sehr auf Distanz zu Russland gegangen waren. Abes persönliche Affinität zu dem autoritären Putin, vor allem aber der sehnliche Wunsch der Japaner nach der Rückgabe der Inseln, dürfte dafür der Grund sein. Dass aber ein Russland unter Präsident Putin den japanischen Wünschen nachkommt, ist kaum vorstellbar. Putin ist zu sehr Machtpolitiker, um zu akzeptieren, dass Japan sich an der westlichen Sanktionspolitik gegenüber Russland beteiligt und gleichzeitig mit Russland über den Besitz der Kurileninseln verhandeln will. Noch wahrscheinlicher ist, dass der Judoka Putin, der seinem Gegenüber Abe und seinen Vorgängern immer eine gewisse Nähe zu Japan suggeriert hatte, dies nur aus dem Grund getan hat, um an Geld und Technik zur Entwicklung Sibiriens heranzukommen, aber niemals an eine Rückgabe einer der Kurileninseln gedacht hat.
2International
Mit einem Wiedererwachen der berühmten Sonde wird nicht mehr gerechnet. Köln – Der Landeroboter Philae, der im November 2014 etwas unglücklich auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko gelandet ist, wird mehr oder weniger aufgegeben. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) verkündete am Freitag in Köln, es gehe davon aus, dass sich das Mini-Labor wohl nicht mehr melden wird. Die anhaltende Funkstille – Philae hatte sich zuletzt am 9. Juli 2015 gemeldet – wies bereits darauf hin: Ein Kontakt mit Lander Philae wird immer unwahrscheinlicher, und die Bedingungen für den Lander auf dem Kometen schlechter. Die Chancen, dass Philae noch einmal Kontakt zu unserem Team im Lander-Kontrollzentrum des DLR aufnimmt, gehen leider gegen Null, und wir senden auch keine Kommandos mehr – es wäre sehr überraschend, wenn wir jetzt noch ein Signal empfangen würden, sagt Philae-Projektleiter Stephan Ulamec. Der Grund dafür ist, dass die Energie zur Kontaktaufnahme nicht mehr ausreicht und die Elektronik zu kalt ist. Für Philae bedeutet das, dass er zwar sehr wahrscheinlich eisfrei, aber voraussichtlich mit Staub bedeckt an seinem schattigen Platz auf Komet Tschurjumow-Gerassimenko in den ewigen Winterschlaf übergeht und sich in der Kälte nicht mehr einschaltet. Die Sonde Rosetta der europäischen Weltraumorganisation ESA wird hingegen noch bis September 2016 um den Kometen kreisen und weiterhin mit ihren wissenschaftlichen Instrumenten Messungen durchführen. Auch die Kommunikationseinheit auf Rosetta wird noch nicht abgeschaltet – sie wird in den nächsten Monaten solange weiterhin auf Signale des Landers horchen, bis die dafür notwendige Energie nicht mehr zur Verfügung steht. Es war eine einzigartige Mission mit Philae – es war nicht nur das erste Mal, dass man jemals mit einem Lander auf einer Kometenoberfläche aufgesetzt hat, wir haben auch faszinierende Daten erhalten, mit denen wir noch viele Jahre arbeiten können, sagt Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR und an der Mission beteiligte Wissenschafterin. Am 12. November 2014 hatte Philae seine spektakuläre Landung vollbracht, die ihn nach ein paar Hüpfern unglücklicherweise im Schatten landen ließ. Dennoch forschten die Wissenschafter mehr als 60 Stunden mit Philaes Instrumenten, nahmen Fotos auf, analysierten Moleküle oder versuchten, sich in den unerwartet harten Untergrund zu hämmern. Mit seinen aufgeladenen Batterien konnte der Lander auch an seinem nur wenig von der Sonne beschienenen Standort arbeiten. Alle gemessenen Daten konnten sicher zur Erde gesendet werden. Nach dem Erreichen des sonnennächsten Punkt am 13. August 2015 verabschieden sich Komet, Rosetta und Philae nun wieder aus dem Inneren des Planetensystems: Tschurjumow-Gerassimenko ist mittlerweile wieder über 350 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. In der Kometennacht kann es jetzt bis unter minus 180 Grad Celsius kalt werden. Selbst am Tag bleibt der gesamte Komet nun tiefgefroren, erklärt Ekkehard Kührt, Planetenforscher am DLR. Für einen Lander, der auf Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius ausgelegt ist, ist dies keine arbeitsfreundliche Umgebung. Wäre er an seinem ursprünglichen Landeplatz zur Ruhe gekommen und hätte sich dort im Boden verankert, hätte er deutlich mehr Sonne zur Energieversorgung zur Verfügung gehabt, wäre aber voraussichtlich im März 2015 bei der Annäherung an die Sonne überhitzt.
7Wissenschaft
Ein Mann konnte gerettet werden. Rom – Nach einem Felssturz im Herzen der Marmorbrüche von Colonnata in der Toskana sind zwei Steinhauer ums Leben gekommen. Die Leichen der stundenlang vermissten Männer wurden am Freitagvormittag entdeckt. Ein dritter Arbeiter, der abzustürzen drohte, konnte mit einem Hubschrauber gerettet und ins Spital gebracht werden. Die drei Männer waren im Begriff, ein Marmorstück abzubrechen, als sie vom Felssturz getroffen und zusammen mit einer schweren Bohrmaschine in die Tiefe gerissen wurden. Zwei Tonnen Stein seien abgestürzt, berichteten die Rettungskräfte. Das Unglück ereignete sich in der toskanischen Provinz Carrara in den Apuanischen Alpen. Die Untersuchungskommission für Arbeitsunfälle will die Umstände genau überprüfen, die zum Unglück führten. Der Carrara-Marmor ist eine der bekanntesten Arten weltweit. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts 100.000 Tonnen jährlich gewonnen wurden, sind es heute circa fünf Millionen Tonnen, was Umweltaktivisten kritisieren. Nicht umsonst werden die Apuanischen Alpen als Berge, die verschwinden bezeichnet. Sie werden zerstückelt, um aus den Felsen den kostbaren Marmor zu gewinnen.
1Panorama
Zwölf Angreifer der Terrormiliz Al-Shabaab, fünf Zivilpersonen und fünf Sicherheitsleute. Mogadischu – Die Zahl der Toten nach islamistischen Terroranschlägen auf zwei Hotels in der somalischen Hauptstadt Mogadischu ist auf mindestens 22 angestiegen. Bei den Angriffen vom Freitagabend seien zwölf Angreifer der Terrormiliz Al-Shabaab, fünf Zivilpersonen und fünf Sicherheitsleute ums Leben gekommen, sagte Innenminister Adirisak Omar Mohamed am Samstag. Weitere 20 Menschen wurden nach Krankenhausangaben verletzt, einige von ihnen schwer. Die sunnitischen Fundamentalisten der Al-Shabaab bekannten sich zu den Anschlägen auf die Hotels Siyad und Wehliye. Die Angreifer hatten sich mehrere Stunden lang erfolgreich im Hotel Siyad nahe dem Amtssitz des somalischen Präsidenten verschanzt und konnten erst von einer vom US-Militär ausgebildeten somalischen Spezialtruppe überwältigt werden.
2International
Fall sorgt seit Monaten für politische Turbulenzen in dem Schwellenland. Kuala Lumpur – Überweisungen über mehrere hundert Millionen US-Dollar auf Privatkonten von Malaysias Regierungschef Najib Razak sorgen in dem asiatischen Schwellenland seit Monaten für heftige Auseinandersetzungen. In einer überraschenden Wendung in dem Fall gab der malaysische Generalstaatsanwalt Mohamed Apandi Ali am Dienstag bekannt, dass das Geld von der saudischen Königsfamilie stamme. Im Juli des Vorjahres deckte die US-Zeitung Wall Street Journal Zahlungen von über 681 Millionen US-Dollar auf Konten Najibs auf. Daraufhin gab es Betrugsvorwürfe und Massenproteste gegen seine Regierung – von Gegnern hieß es, die Gelder stammten aus einem staatlichen Investitionsfonds. Der Regierungschefs bestritt die Vorwürfe und sprach von einer Verschwörung, es handle sich um Spenden von Geldgebern aus den Nahen Osten. Die Behörden erklärten nun, nach Prüfung bestehe kein Verdacht auf Korruption. Das Geld sei nach Saudi-Arabien zurücküberwiesen worden. Es wurde kein Grund angegeben, warum das Geld an Najib gespendet wurde – das ist Sache von ihm und der saudischen Familie, sagte Generalstaatsanwalt Apandi. Die Regierungspartei UNMO herrscht seit der Unabhängigkeit Malaysias im Jahr 1957 ununterbrochen über das 30-Millionen-Einwohner-Land. Die Vorwürfe gegen Najib erschütterten allerdings das Vertrauen vieler Malaysier. Auch in den USA wird wegen Korruptionsvorwürfen gegen den Regierungschef ermittelt.
2International
In Spanien häufen sich die Fälle, in denen Kunstschaffende aufgrund von Antiterrorgesetzen gerichtlich verfolgt und mit Haftstrafen bedroht werden. Gegen die Repressionswelle regt sich nun Widerstand. Da werden Puppenspieler für ihre Satire der Verherrlichung des Terrorismus beschuldigt; ein Hip-Hopper soll aus dem gleichen Grund für 20 Monate hinter Gitter, weil er auf Twitter scherzte; und ein Aktionskünstler wird der Verletzung religiöser Gefühle beschuldigt, weil er gegen die Amtskirche protestierte: In Spanien werden immer öfter unliebsame Künstler wegen ihrer Aktionen gerichtlich verfolgt. Anwälte, Richter und selbst Amnesty International (AI) schlagen deshalb nun Alarm. Die Menschenrechtsorganisation ist empört über den jüngsten und wohl bekanntesten Fall der Repressionswelle. Kürzlich wurden in Madrid zwei Puppenspieler mitten in der Aufführung festgenommen und fünf Tage in Untersuchungshaft gehalten. Ihr satirisches Stück Die Hexe und Herr Cristóbal kritisiert Hausbesitzer, Richter und die Polizei. Am Ende schiebt ein Polizist der Hexe ein Transparent unter, auf dem Hoch lebe Alka-ETA zu lesen steht. Die Puppenspieler von unten – so der Namen der Truppe – übten damit Kritik an der Benutzung des Themas Terrorismus durch Spaniens Konservative. Wer gegen Sparpolitik demonstriert, wird von Politikern des regierenden Partido Popular (PP) gerne als ETA-Freund bezeichnet. Als am 11. März 2004 Bomben in Nahverkehrszügen von Madrid explodierten, wurde der islamistische Anschlag von dem damaligen PP-Premier José María Aznar wider besseres Wissen als ETA-Anschlag verkauft – in einem Versuch, daraus Kapital für die wenige Tage später stattfindenden Wahlen zu schlagen. Die Szene aus Die Hexe und Herr Cristóbal sei Verherrlichung des Terrorismus, erklärt nun der zuständige Ermittlungsrichter und beruft sich auf eine Strafrechtsreform aus dem Jahr 2015. Neben dem einflussreichen Verband Richter für Demokratie wird die Reform, die auf den Pakt gegen den Jihadismus des konservativen PP und des sozialistischen PSOE zurückgeht, auch von Amnesty International kritisiert: Das Gesetz enthält eine so offene und weite Definition dessen, was Terrorismus ist, dass es die Meinungsfreiheit einschränkt. Es ist verrückt: ETA hat vor über vier Jahren die Waffen niedergelegt. Doch werden mittlerweile mehr Menschen wegen Verherrlichung des Terrorismus verfolgt denn je, beschwert sich auch César Strawberry. Der 52-jährige Frontman der bekanntesten spanischen Hip-Hop-Band Def Con Dos weiß, wovon er spricht. Der Staatsanwalt fordert 20 Jahre Haft für den Sänger, acht Jahre Aberkennung der Rechte auf Ausführung eines öffentlichen Amtes und zwei Jahre richterliche Überwachung. Die der Regierung unterstellte Strafbehörde hält damit ein Verfahren am Laufen, das vom Ermittlungsrichter mangels Indizien längst eingestellt worden ist. Strawberry hatte sich unter anderem auf Twitter auf sarkastische Art ausgelassen: Als ein ETA-Entführungsopfer eine rechtsradikale Partei gründete, kommentierte der Sänger: Jetzt müsste man ihn entführen. In einer anderen Kurznachricht zählte er eine Reihe spanischer Faschisten auf, die alle sehr betagt starben: Wenn du ihnen nicht das gibst, was Carrero Blanco zuteilwurde, ist die Langlebigkeit immer auf ihrer Seite. Admiral Carrero Blanco, rechte Hand des Diktators Franco, wurde 1973 von der ETA ermordet. Doch nicht nur, wer mit dem Terror Satire betreibt, steht im Fokus. Auch die Religion ist eine rote Linie. Das musste Aktionskünstler Abel Azcona erfahren. Er hatte 242 geweihte Hostien gesammelt und mit ihnen auf einer Ausstellung in Pamplona des Wort Päderastie gelegt. Jetzt wird gegen ihn wegen Verletzung religiöser Gefühle ermittelt. Es geht darum, Angst zu verbreiten, ist sich Strawberry sicher. Er selbst wurde im vergangenen Mai fünf Tage vor den Kommunalwahlen verhaftet. Der PP verlor bei den Wahlen mehrere Großstädte an Podemos-nahe Bürgerbündnisse – darunter auch Strawberrys Heimatstadt Madrid. Der Innenminister verfolge gezielt Künstler, die den politischen Wandel unterstützen, meint Strawberry und erinnert daran, wer Minister Fernandez Díaz ist: Der Konservative gehöre zum katholischen Geheimbund Opus Dei.(Reiner Wandler aus Madrid, 25.2.2016)
2International
ThingMaker wird in Kooperation mit Autodesk entwickelt – Steuerung über Android- und iOS-App. Auch wenn 3D-Druck in den letzten Jahren immer stärker das öffentliche Interesse angezogen hat, im Mainstream ist die Technologie bisher noch nicht angelangt. Zu teuer und kompliziert in der Nutzung sind die meisten Geräte, beides Punkte, die nun Spielzeughersteller Mattel zu ändern verspricht. Unter dem Namen ThingMaker soll im Herbst ein 3D-Drucker um gerade einmal 300 US-Dollar auf den Markt kommen. Die Bedienung erfolgt dabei über eine eigene App namens Thingmaker Design, die für Android und iOS erhältlich ist. Diese wurde von Autodesk entwickelt, und soll es es mithilfe von zahlreichen Vorlagen erlauben, möglichst einfach eigene Objekte zusammenzustellen. Das Ganze ist also vor allem dazu gedacht, die einfache Erstellung individuell angepasster Spielzeuge zu erlauben. Allerdings sind auf der zugehörigen Webseite auch Designs für einfachen Schmuck zu sehen, zudem sollen mit der Zeit weitere Templates zur Verfügung gestellt werden. Als Zielgruppe gibt Mattel Kinder ab 13 Jahren an, diverse Sicherheitsfeatures – etwa das automatische Versperren der Tür während des Drucks – sollen verhindern, dass es zu Verletzungen kommt. Bei den technischen Details gibt sich Mattel noch reichlich zurückhaltend, allerdings soll der ThingMaker mit Standard-Filaments zusammenarbeiten. Zusätzlich will Mattel aber auch eine Fülle eigener Ausgangsmaterialien anbieten, darunter neben dem üblichen harten Kunststoff auch flexible Materialien und solche, die im Dunkeln leuchten. Bei all dem gilt es allerdings noch etwas Geduld zu bewahren: Der Thingmaker kann zwar ab sofort vorbestellt werden, ausgeliefert soll er aber, wie bereits erwähnt, erst im Herbst werden. Ob er dann auch gleich in Europa erhältlich sein wird, ist eine weitere offene Frage. Die Thingmaker Design App ist hingegen umgehend erhältlich, insofern können sich potentielle Käufer schon mal mit dieser vertraut macht. Zudem ist die App gar nicht auf den Thingmaker beschränkt, sie arbeitet auch mit anderen 3D-Druckern von MakerBot, Ultimaker und Dremel zusammen.
0Web
36-jähriger Mann von Schütze verfolgt und am Gesäß getroffen, unbeteiligter Bub angeschossen. Wien – In Wien-Brigittenau ist Sonntagvormittag ein 13-jähriger Bub einem mit einer Pistole bewaffneten Mann in die Schusslinie geraten, der auf einen 36-Jährigen feuerte. Mit einem Bauchschuss wurde das Kind ins Wiener AKH eingeliefert. Am Nachmittag gab es Grund zum Aufatmen: Laut Karin Fehringer, Sprecherin des AKH, befand sich der Bub außer Lebensgefahr und am Montag bereits auf dem Weg der Besserung. Rund zehn Augenzeugen befragt die Polizei am Montag und Dienstag. Mehrere Menschen hatten am Sonntag gegen elf Uhr die Polizei und die Wiener Berufsrettung alarmiert. In der Pasettistraße, Höhe Hausnummer 29, seien soeben mehrere Schüsse gefallen, ein Bub liege getroffen auf dem Gehsteig. Das Kind wurde nach der Erstversorgung ins AKH gebracht. Polizisten kümmerten sich unterdessen um den Mann, dem die Schüsse gegolten hatten und dessen Gesäßbereich ein Projektil durchschlagen hatte. Das Opfer wurde in ein Spital des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) gebracht, wo der 36-Jährige operiert wurde. Er befand sich ebenfalls nicht in Lebensgefahr, sagte Christoph Mierau, Sprecher des KAV. Bis etwa 13.00 Uhr hatten die Ermittler durch Zeugenbefragungen den Tathergang rekonstruiert. Demnach war gegen elf Uhr eine Auseinandersetzung ums Eck in der Marchfeldstraße entstanden. Der Täter, der einen silberfarbenen Wagen, vermutlich einen VW Passat oder einen Renault Kombi, mit Belgrader Kennzeichen in der Pasettistraße geparkt hatte, verfolgte den 36-Jährigen und eröffnete mit einer Pistole des Kalibers 6.35 das Feuer auf den Mann, der um Hilfe schrie. Der Verfolger gab zumindest vier Schüsse ab, von denen einer den 36-Jährigen ins Gesäß traf. Unterdessen war der 13-Jährige mit seinen Eltern auf Fahrrädern in der Pasettistraße in Richtung Marchfeldstraße unterwegs und wurde im rechten Bauchbereich unter dem Rippenbogen von einem Projektil getroffen, wie ein Augenzeuge berichtete. Das Kind blieb auf dem Gehsteig liegen. Der Täter verfolgte den 36-Jährigen bis etwa zur Höhe der Pasettistraße 29, dann sprang er in seinen Wagen und flüchtete. Die Ermittler stellten die Patronenhülsen sicher. Anlass für das Schussattentat soll laut Polizeisprecher Patrick Maierhofer nicht wie zuerst angenommen eine schwelende Familienfehde, sondern eine Privatangelegenheit zwischen dem 36-Jährigen und dem Täter gewesen sein. Die Ermittler haben herausgefunden, dass es sich um einen länger zurückliegenden Streit zwischen den beiden Männern in Serbien handeln dürfte, sagte der Polizeisprecher. Worum es genau ging, blieb zunächst unklar.
1Panorama
Hauptverdächtiger wartet in der Schweiz auf Auslieferung. Wien – Das Ende Jänner in Wien gestorbene Au-pair ist laut einem von der Staatsanwaltschaft Wien in Auftrag gegebenen Gutachten gewaltsam erstickt worden. Wie der Kurier am Donnerstag berichtete, bekräftigt das Gutachten damit den Mordverdacht. Der Hauptverdächtige Gambier konnte noch nicht befragt werden. Er sitzt derzeit im Kanton Thurgau in der Schweiz in Haft und wartet auf seine Auslieferung. Er war am 4. Februar in einer Schweizer Asylunterkunft verhaftet worden und wird aufgrund bisheriger Ermittlungsergebnisse als Tatverdächtiger geführt, erklärte die Staatsanwaltschaft Wien. Das Opfer soll ihm laut unbestätigten Berichten Unterschlupf gewährt haben, um ihn vor der Abschiebung zu bewahren. Die Leiche der US-Studentin war am Abend des 26. Jänner in ihrer Ein-Zimmer-Wohnung in Wien-Wieden gefunden worden.
1Panorama
Die türkische Regierung geht gegen prokurdische Oppositionsvertreter vor. Istanbul – Das türkische Parlament will am Freitag in entscheidender Abstimmung über den Entzug der Immunität von 138 der 550 Abgeordneten befinden. Das soll per befristeter Verfassungsänderung geschehen, die von der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP angestrebt wird. Der Schritt richtet sich vor allem gegen die prokurdische Oppositionspartei HDP, ihre Fraktion wäre am stärksten betroffen. Für eine Verfassungsänderung ist eine Zweidrittelmehrheit von 367 der 550 Abgeordneten notwendig. Bei einer 60-Prozent-Mehrheit (330 Stimmen) kann Präsident Recep Tayyip Erdoğan eine Volksbefragung einleiten, bei der eine einfache Mehrheit reicht. Erdoğan wirft den HDP-Abgeordneten vor, Sprachrohr der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu sein. Er hat dazu aufgerufen, ihre Immunität aufzuheben. Bereits bei der ersten Abstimmung am Dienstag stimmte eine breite Mehrheit für den Vorschlag. EU-Politiker haben das Vorgehen kritisiert.
2International
Sie könnte eine Fläche von 4.500 Quadratkilometern haben. Die europäische Union fördert Abschiebe-Zentren. Istanbul/Hamburg – Angesichts des Flüchtlingsandrangs in seinem Land hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan den Bau einer Flüchtlingsstadt im Norden des benachbarten Bürgerkriegslands Syrien vorgeschlagen. Die Stadt könne nahe der Grenze zur Türkei mithilfe der internationalen Gemeinschaft errichtet werden, so Erdogan laut der halbamtlichen Nachrichtenagentur Anadolu vom Samstag am Vorabend in Istanbul. Sie könne eine Fläche von 4.500 Quadratkilometern haben. Über den Plan habe er bereits mit US-Präsident Barack Obama gesprochen, sagte Erdogan laut Anadolu weiter. Die Verhandlungen hätten aber noch keine Früchte getragen. Einen möglichen Zeithorizont für die Realisierung des Projekts skizzierte Erdogan nicht. In der Türkei halten sich Schätzungen zufolge derzeit etwa 2,7 Millionen Flüchtlinge aus Syrien auf. Ankara wirbt bereits seit längerer Zeit mit Nachdruck für die Einrichtung einer zehn Kilometer breiten Schutzzone im Norden Syriens entlang der gemeinsamen Grenze. Ankara argumentiert, dies könne eine weitere Massenflucht in die Türkei und nach Europa verhindern. Wie eine solche Zone durchgesetzt und gesichert werden soll, ist allerdings unklar. Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete indes am Samstag, die Europäische Union fördere die Abschiebung von Flüchtlingen aus der Türkei. Brüssel finanziere dort Aufbau und Ausstattung von Zentren für die Aufnahme und Rückführung von Drittstaaten-Angehörigen, zitierte die Zeitschrift aus einer Antwort des beamteten Staatssekretärs im deutschen Auswärtigen Amt, Markus Ederer, an die Grünen im Bundestag. In den Zentren sollen den Angaben zufolge Menschen untergebracht werden, die aus Nicht-EU-Ländern in die Türkei flohen und in ihre Heimat zurückgebracht werden sollen. Ankara habe sich zudem verpflichtet, Menschen zurückzunehmen, die über die Türkei in die EU gereist seien und dort kein Bleiberecht erhielten. Dazu brauche es Verwaltungsinfrastrukturen, zu denen auch Abschiebe-Einrichtungen gehörten. Der außenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, Omid Nouripour, kritisierte die Finanzierung als Beihilfe zum Bruch des Völkerrechts. Die Bundesregierung hat bisher so getan, als würde sie die Türkei dafür bezahlen, syrische Flüchtlinge aufzunehmen – jetzt bezahlt die EU aber faktisch die Abschiebung in den Bürgerkrieg, sagte er dem Spiegel.
1Panorama
Volkspartei diskutiert Szenarien, Neuwahlen will aber niemand anzetteln. Wien – Es ist die Zeit der politischen Planspiele – auch in der ÖVP. Die zwei naheliegenden Fragen rund um das kurzfristig einberufene Treffen des Bundesparteivorstandes in Salzburg Dienstagnachmittag: Neuwahlen? Und: Wie geht es personell an der Spitze der Volkspartei weiter? Neuwahlen will in der ÖVP niemand. Auch wenn Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner von einer 50:50-Wahrscheinlichkeit spricht, die deutliche Mehrheit der schwarzen Granden spricht sich gegen vorgezogene Nationalratswahlen aus – allen voran der steirische Landeschef Hermann Schützenhöfer und der Oberösterreicher Josef Pühringer. Auch Wirtschaftsbund-Obmann Christoph Leitl ist dezidiert gegen Neuwahlen, sagte er vor dem Parteivorstand. Ein Personalwechsel an der Spitze der Bundespartei steht offiziell auch nicht zur Debatte. Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll sieht keinen Grund für eine personelle Änderung, nur weil die SPÖ jemand austauscht. Planspiele der jungen Schwarzen In den verschiedenen Planspielen sieht die Sache freilich schon ganz anders aus. Da werden Ideen für die Zeit nach Reinhold Mitterlehner gewälzt. In der Jungen Volkspartei (JVP) werden bereits Szenarien für die Nachfolge von Außenminister und derzeit auch JVP-Chef Sebastian Kurz durchgespielt. Denn: Würde er den Chefsessel in der Mutterpartei einnehmen, bräuchte die Jugend einen neuen Obmann. Kurz soll zwar in der Vergangenheit mehrfach betont haben, die Bundesparteiführung noch nicht übernehmen zu wollen – allerdings vor allem, solange Werner Faymann sein Gegenüber gewesen wäre, heißt es aus seinem Umfeld. Insbesondere wenn ÖBB-Chef Christian Kern SPÖ-Vorsitzender werden sollte, wird in der Volkspartei befürchtet, dass der Koalitionspartner Aufwind bekommt. Dem müsste man etwas entgegnen. Zwar hat auch die ÖVP von ihrem letzten Obmannwechsel profitiert – damals war die Rede vom Django-Effekt –, doch das liegt nun bereits eineinhalb Jahre zurück. Einem starken Kandidaten wie Kern müsste die Volkspartei also Nachwuchshoffnung Kurz gegenüberstellen, wird in ÖVP-Kreisen diskutiert. Dem Vernehmen nach wäre der in dieser Konstellation auch bereit, das Zepter zu übernehmen. Pühringer-Nachfolge Ein Indiz für eine mögliche schwarze Rochade könnte auch eine eben wieder aufkeimende Diskussion in der oberösterreichischen ÖVP sein. Dort mehren sich dem Vernehmen nach die Stimmen jener, die sich Reinhold Mitterlehner als Nachfolger von Landeshauptmann Pühringer wünschen. Für Mitterlehner wäre dies ein elegantes Exitszenario, sollte es auf schwarzer Bundesebene noch turbulenter werden. Hinzu kommt, dass es in der oberösterreichischen Volkspartei noch große Zweifel gibt, ob der eigentlich als Pühringer-Nachfolger aufgebaute Landesrat Thomas Stelzer tatsächlich dem Amt gewachsen wäre.
5Inland
Installation muss allerdings bestätigt werden - bei Besuch von Erotik-Websites. Eine App namens playMovie/EroEroMovie hat es auf iPhone-Nutzer abgesehen, die auf Erotik-Websites unterwegs sind. Die Software erpresst User, ein Abo abzuschließen. Dabei lässt sich die App auch auf iPhones und iPads installieren, die keinen Jailbreak aufweisen. Beim Besuch der Website wird der Nutzer gefragt, ob dieser die App installieren will – bejaht dieser das Angebot erscheint noch eine Warnung, woraufhin bei erneuter Bestätigung die Software am Gerät landet. Symantec berichtete erstmals von der betrügerischen App in einem Blog-Eintrag. So ist es ein Novum, dass derartige Malware auch auf Geräten ohne Jailbreak mit derartiger Methode installiert werden kann. Dieser Verteilungsweg ist eigentlich einzig Mitgliedern des iOS Developer Enterprise Programs vorbehalten. Möglicherweise wurde ein Account eines Teilnehmers gekapert. Allzu großen Schaden verrichtet die App übrigens nicht. So wurde kein gefährlicher Schadcode gefunden. Wird die App gestartet, wird dem Nutzer angezeigt, dass dieser ein Abo abgeschlossen hätte und nun zahlen müsste. Dem Fake-Abo lässt sich leicht entgehen – einfach die App deinstallieren.
0Web
Schwere Verletzung befürchtet – Euro-Teilnahme in Frankreich als krönender Abschluss für den DFB-Kapitän in Gefahr. Berlin – Als Bastian Schweinsteiger am Mittwochfrüh zum Arzt seines Vertrauens flog, war eine große Sorge mit an Bord. Die zu befürchtende schwere Knieverletzung könnte das große Ziel des DFB-Nationalteam-Kapitäns gefährden: Die EM in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) als krönender Abschluss seiner Karriere. Schweinsteiger hat sich im Training am Dienstag am rechten Knie verletzt und fehlte bei der Einheit am Mittwochmorgen ebenso wie Mesut Özil und Karim Bellarabi. Es sieht im Moment sicherlich nicht sehr positiv aus. Es könnte sein, dass das Innenband zumindest angerissen ist, sagte Bundestrainer Joachim Löw am Mittwochmittag. Schweinsteiger habe sich am Ende des Trainings ohne Fremdeinwirkung bei einem Pass verletzt. Sollten sich bei der Kernspinuntersuchung in der Praxis von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten, droht dem 31-Jährigen ein Horror-Szenario: Nach zwölf Jahren und 114 Länderspielen im Kreise der Nationalelf ein Abschied durch die Hintertür. Denn aktuell war Schweinsteiger schon nur ein Chef für gewisse Stunden. Dass sein erstes Turnier als Kapitän auch sein einziges als Spielführer sein wird, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Sein Körper ächzt immer wieder unter den Belastungen, die der Profifußball dem einst Frühreifen seit nun fast 15 Jahren zumutet. Ein Rücktritt aus dem Nationalteam nach der EM, so hört man aus Schweinsteigers Umfeld, ist wahrscheinlich. Weil er auch als Leader wichtig ist, nominierte ihn Löw trotz fehlender Bestform für die beiden ersten Länderspiele des Jahres gegen England am Samstag und Italien drei Tage später. Die verletzungsbedingte Abreise nährt nun Spekulationen, ob Schweinsteiger überhaupt bei der EM dabei sein wird. Sollte er fit werden, kann er sich Löws Unterstützung sicher sein. Denn nicht nur der Bundestrainer erinnert sich stets an das Bild vom 13. Juli 2014, auf dem Schweinsteiger, unter dem Auge eine blutende Wunde und der ganze Körper irgendwie ein einziger blauer Fleck, nach dem Sieg gegen Argentinien (1:0 n.V.) den WM-Pokal in die Luft reckt. Das wichtigste Spiel seiner Karriere wurde sein bemerkenswertestes. Löw lobte eine unmenschliche Willenskraft, die ich noch nie gesehen habe. Einen besseren Moment zum Abgang auf dem Höhepunkt wird Schweinsteiger nicht mehr finden, so viel scheint klar. Doch solch einen Leader braucht man auch bei einer EM. Obwohl er seit der Beförderung zum Kapitän nur 495 von 1350 Minuten auf dem Platz stand. Die Zeit bis zur Euro ist noch relativ lange, hatte Löw vor der Zusammenkunft in Berlin gesagt: Auch bei der WM 2014 hat er bei uns im Trainingslager kaum eine komplette Einheit mit der Mannschaft absolviert. Dann aber hatten wir ihn doch so weit, dass er in den wichtigen Spielen richtig präsent war. Schweinsteigers Ehrgeiz sei ungebrochen extrem hoch, er will weiter Topleistungen bringen. Abgesprochen sei ein Rücktritt danach auch noch nicht, versicherte Löw. Sicher hat Schweinsteiger sich auch nach dem WM-Triumph schon Gedanken gemacht, ob wie bei Philipp Lahm, Miroslav Klose oder Per Mertesacker für ihn noch etwas kommen kann im Nationalteam. Doch die Aussicht, das Team einmal als offizieller Kapitän zu einem Turnier zu führen, war für den seit Jahren als heimlicher Chef geltenden Bayern zu reizvoll. Ziemlich schnell nach unserem Triumph in Rio habe ich gemerkt, wie sehr es mich reizt, den Erfolg in Europa zu bestätigen, erklärte er: Mir war sofort klar, dass mein Weg mit diesem Team noch nicht zu Ende ist. Bei Manchester United, wohin er im Sommer nach 17 Jahren bei Bayern München wechselte, nahm er aus Verletzungs- wie Leistungsgründen nicht die Rolle ein, die er und der Klub sich vorstellten. Die Daily Mail führt ihn als drittgrößten Flop der Saison. Doch beim DFB irritiert das niemanden. Bei so einem erfahrenen Spieler wie Bastian mache ich mir keine große Sorge, sagte Manager Oliver Bierhoff vor der Verletzung: Vielleicht ist es sogar gut, dass er keine 60 Spiele vor der EM auf dem Buckel hat. In einem offenen Brief an die Fans schrieb Schweinsteiger kürzlich, er wolle in Frankreich einen Jubelsommer erleben. Sollte das gelingen und das DFB-Team mit dem Kapitän Schweinsteiger erstmals als Weltmeister eine EM gewinnen, wäre seine Mission erfüllt.
4Sport
Ein aktuelles Buch zeigt am Beispiel des frühen 19. Jahrhunderts, wie tiefgreifend ein Klimawandel in alle Bereiche menschlicher Gesellschaften hineinwirkt. Der April des Jahres 1815 muss im globalgeschichtlichen Kalender knallrot angestrichen werden, wenn es nach dem deutschen Klimahistoriker Wolfgang Behringer geht. Seine These: Binnen weniger Wochen veränderte eine singuläre Naturkatastrophe gewaltigen Ausmaßes nicht nur das Klima, sondern gar den Lauf der Welt – obwohl es zunächst niemand realisierte. Denn so grenzenlos die Folgen dieses Ereignisses waren, so regional begrenzt war ihr Ursprung. Dieser lag auf Sumbawa, einer östlich von Java gelegenen indonesischen Insel, die den Stratovulkan Tambora beherbergt – zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit 4300 Metern eine der höchsten Erhebungen des indonesischen Archipels. Wie man heute weiß, brach der Tambora im April 1815 mit einer Intensität aus, die in der überlieferten Geschichte der Menschheit ohne Beispiel ist. Die explosiven Eruptionen waren mehr als 2000 Kilometer weit zu hören – und halbierten den Vulkan beinahe. Auf Sumbawa und der Nachbarinsel Lombok kamen mindestens 71.000 Menschen ums Leben. Doch die tatsächliche Zahl der Opfer dieser Katastrophe lässt sich nicht einmal ansatzweise beziffern. Sie beträgt mit Sicherheit ein Vielfaches davon. Was nämlich auf den Ausbruch des Tambora folgte, war ein Jahr extremer Klimaschwankungen: Das durch die Eruptionen emporgeschleuderte Material aus Gas- und Schwebepartikeln, verbreitet und verteilt durch Höhenwinde, verminderte die Sonneneinstrahlung und bewirkte fast weltweit eine plötzliche Abkühlung. Der Winter 1815/16 war einer der kältesten des zweiten Jahrtausends. In Europa und Nordamerika erlebte man in der Folge das Jahr ohne Sommer, zum Teil schneite es im Juli oder regnete über Monate hinweg. In weiten Teilen Asiens verursachten verheerende Niederschläge Überflutungen, die Cholera brach aus, die Tuberkulose grassierte. Mancherorts herrschte wiederum extreme Dürre. Da wie dort kam es zu Missernten, Massensterben von Nutztieren und 1817 zur schlimmsten Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Russland hingegen profitierte vom veränderten Klima und verzeichnete dank steigender Getreideexporte und Einwanderung einen wirtschaftlichen Aufschwung. Enorme Migrationsbewegungen, soziale Revolten und politische Umbrüche kennzeichneten die folgenden Jahre. Der Ausbruch des Tambora war der Beginn eines Experiments, an dem die ganze Menschheit unfreiwillig teilgenommen hat. Die Reaktionen darauf geben ein Beispiel dafür, wie Gesellschaften und einzelne Menschen auf Klimawandel reagieren, welche Risiken dabei entstehen und welche Chancen damit verbunden sein können, schreibt Behringer im Buch Tambora und das Jahr ohne Sommer. Wie der Forscher der Universität des Saarlandes detailliert nachzeichnet, blieb kein Erdteil von direkten oder indirekten Auswirkungen der Tamborakrise verschont. Indem er gesicherte klimahistorische Fakten und zeitgenössische Quellen mit sozialen und weltpolitischen Entwicklungen der Folgezeit in Verbindung bringt, rückt er den Vulkanausbruch aber aus dem naturgeschichtlichen Blickfeld direkt ins Zentrum der Weltgeschichte. Wo das Klima sich zum Schlechteren wandelte, wirkte es demnach wie ein Katalysator vorhandener Tendenzen: In Europa nahmen schwere soziale Unruhen und politische Massendemonstrationen zu, es kam zu Attentaten und zu Pogromen gegen Juden. In Südafrika wurden angebliche Hexen als Schuldige an Ernteausfällen verfolgt. Das zaristische Russland suchte wiederum die Migration für seine imperialistischen Ziele zu nutzen und seinen Einfluss in der Schwarzmeerregion auszudehnen. Die Krise entfaltete aber auch eine enorme erfinderische und innovative Kraft: Behringer stellt neue Ansätze, die Natur besser einzuschätzen und zu zähmen, ebenfalls in einen Ereigniszusammenhang, etwa das Aufkommen der Meteorologie und die zunehmende Durchführung von Flussbegradigungen. Dem Buch mangelt es nicht an interessanten Episoden aus unterschiedlichsten kulturellen, gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Bereichen. Mitunter bleibt es jedoch bei einer Aneinanderreihung, die etwas krampfhaft zu einer Ereigniskette geschmiedet wurde. Das birgt, zugunsten eines gelungenen Spannungsbogens, die Gefahr argumentativer Monokausalität. In jedem Fall führt Behringers Perspektive aber anschaulich vor Augen, wie komplex das Weltklima in sämtliche Bereiche der menschlichen Lebenswelt hineinwirkt. Damals wie heute.
7Wissenschaft
Noch keine Entscheidung über Gründung einer neuen Partei. Berlin – Bernd Lucke, abgewählter Chef der Euro- und EU-kritischen Partei Alternative für Deutschland (AfD), tritt nach dem verlorenen Machtkampf aus der Gruppierung aus. Er wolle nicht als bürgerliches Aushängeschild für Vorstellungen missbraucht werden, die er grundsätzlich ablehne, teilte der AfD-Mitbegründer am Mittwoch mit. Dazu zählen insbesondere islamfeindliche und ausländerfeindliche Ansichten. Er habe zu spät erkannt, dass immer mehr Mitglieder in die Partei drängten, die die AfD zu einer Protest- und Wutbürgerpartei umgestalten wollen. Kommenden Freitag werde er aus der AfD austreten. Am Wochenende unterlag Lucke auf dem AfD-Parteitag bei der Vorstandswahl seiner Konkurrentin Frauke Petry, die einen klar rechtspopulistischen Kurs einschlagen will. Die 40-Jährige appellierte an die AfD-Mitglieder, in der Partei zu bleiben, und beteuerte, die AfD werde bei ihren Wurzeln bleiben. Nach Luckes Angaben sind seit dem Wochenende über tausend Mitglieder aus der AfD ausgetreten. Der von Lucke initiierte Verein Weckruf 2015 will diese Woche entscheiden, ob er kollektiv die AfD verlässt und eine neue Partei gründet. Die AfD hat nach Parteiangaben rund 23.000 Mitglieder, der Weckruf nach eigenen Angaben gut 4.000 Anhänger. Über die mögliche Gründung einer neuen Partei habe er noch nicht entschieden, erklärte der 52-jährige Europaabgeordnete Lucke.
2International
Maskierter stach auf Schüler und Lehrer ein – Ein Bub und ein Lehrer starben – Täter von Polizei erschossen. Stockholm – Der maskierte und mit einem Schwert bewaffnete Attentäter in der schwedischen Stadt Trollhättan hatte nach Informationen mehrerer schwedischer Medien rechtsextreme Ansichten. Der 21-Jährige habe über die Onlineplattform Youtube Material verbreitet, in dem Adolf Hitler und Nazi-Deutschland glorifiziert wurden, berichteten die Medien am Donnerstagabend. Er wendete sich dabei auch gegen den Islam und die Einwanderung. Die Polizei habe Ermittlungen zum möglichen politischen Hintergrund der Tat aufgenommen, berichtete das Magazin Expo. Der mit einem Schwert und mit Messern bewaffnete Täter hatte in der Früh in der südwestschwedischen Stadt einen Lehrer und einen Schüler getötet. Einen weiteren Lehrer und einen weiteren Schüler verletzt er so schwer, dass sie am Abend in Lebensgefahr schwebten. Der 21-Jährige wurde von Polizisten niedergeschossen und erlag seinen Verletzungen. Weil der Angriff so kurz vor Halloween passierte, hätten einige zunächst an einen Witz geglaubt, berichtete ein Jugendlicher dem schwedischen Fernsehen: Einige Schüler wollten ein Bild von ihm machen und das Schwert berühren. Der Polizei zufolge soll der Täter an die Türen zweier Klassenräume geklopft und auf diejenigen eingestochen haben, die geöffnet hätten. Ein Lehrer, den der Mann niederstach, starb am Tatort, ein Schüler später im Krankenhaus. Ein Lehrer und ein Schüler schwebten zunächst in Lebensgefahr. Am frühen Abend bezeichnete das Spital ihren Zustand als ernst, aber stabil. Der Täter stammte nach Angaben der Polizei aus Trollhättan. Er habe nach ersten Erkenntnissen keine Verbindung zu der Schule gehabt und sei nicht polizeibekannt gewesen. An der Schule rund 80 Kilometer nördlich von Göteborg habe nach der Tat großes Durcheinander geherrscht, erklärte ein Polizeisprecher. Wir haben Todesopfer, Jugendliche sind betroffen. Das ist furchtbar tragisch, und die Menschen sind sehr unruhig. König Carl XVI. Gustaf sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Schweden steht unter Schock, sagte er laut einer Mitteilung des Königshauses. Ministerpräsident Stefan Löfven sagte nach dem Angriff: Das ist ein schwarzer Tag für Schweden. Rund 400 Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur neunten Klasse besuchen die Schule in Trollhättan. Darunter sind viele Schüler mit Migrationshintergrund.
1Panorama
Pferdegespann erst nach über einem Kilometer von Polizisten angehalten. Wien – Ein 51 Jahre alter Fiaker ist am Sonntagabend bei einem Unfall in Wien-Leopoldstadt schwer verletzt worden. Er wurde von der eigenen Kutsche überfahren, nachdem die Pferde durchgegangen waren. Der 51-Jährige wurde vom Wiener Rettungshubschrauber ins Spital geflogen. Das Pferdegespann war dann mehr als einen Kilometer als Geisterkutsche unterwegs, ehe es von Polizisten angehalten werden konnte. Kurz nach 18.00 Uhr erschreckten sich die Tiere bei der Kreuzung Rustenschacherallee/Rotundenallee neben dem Prater. Der Kutscher versuchte erst noch, das Gefährt unter Kontrolle zu bringen, was aber misslang. Nach Angaben einer Zeugin fiel er runter und wurde vom Fiaker überfahren. Die Pferde gingen durch und galoppierten samt Kutsche mehr als einen Kilometer quer durch den Prater. Erst im Bereich der Trabrennstraße gelang es Beamten der Polizeiinspektion Pasettistraße, die herrenlose Kutsche anzuhalten, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Der 51-Jährige wurde von der Wiener Berufsrettung am Unfallort notfallmedizinisch versorgt. Er erlitt mehrere Knochenbrüche, Abschürfungen sowie leichte Kopfverletzungen. Zudem bestand der Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung, sagte Rettungssprecher Andreas Huber. Der Wiener Rettungshubschrauber flog den Schwerverletzten in ein Krankenhaus.
1Panorama
Neue fünfteilige Quizshow-Reihe für den Sommer geplant. Köln – Günther Jauch übernimmt bei RTL eine neue fünfteilige Quizshow-Reihe. Bei 500 – Die Quiz-Arena müssen die Kandidaten insgesamt 500 Fragen aus unterschiedlichen Wissensbereichen beantworten, wie RTL am Freitag mitteilte. Dabei gibt es weder Joker noch die Möglichkeit, aus mehreren Antworten die richtige auszuwählen, anders als beim ebenfalls von Jauch moderierten Quiz Wer wird Millionär?. Wie viele Kandidaten antreten, verrät RTL noch nicht, genauso wenig wie die Ausstrahlungstermine. Sie sollen aber in die Sommerpause fallen, in die sich Wer wird Millionär? am 6. Juni verabschiedet und die bis Ende August dauert, wie ein RTL-Sprecher am Freitag sagte. Wer wird Millionär? ist RTL zufolge die erfolgreichste und am längsten laufende Quizshow Deutschlands. Ob 500 – Die Quiz-Arena die Chance bekommt, daran anzuknüpfen, ist noch offen. Aktuell ist es eine fünfteilige Eventshowreihe. Danach schauen wir weiter, sagte der Sprecher. Das Vorbild der Show ist die Sendung 500 Questions, die im US-Sender ABC erstmals 2015 zu sehen war. RTL zitiert Jauch mit der Einschätzung: Für die Spieler ist es ein Quiz am Limit. Die schlauesten Kandidaten werden beim vielleicht schwierigsten Quiz der Welt antreten. Wer bestehen will, braucht ein sehr gutes Allgemeinwissen, strategisches Geschick, Durchhaltevermögen und sehr starke Nerven.
6Etat
Seehofer sieht Koalition in "sehr ernster Lage". Berlin / Wildbad Kreuth – Nach der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel haben weitere deutsche Regierungsmitglieder Unbehagen an der Entscheidung Österreichs für Obergrenzen geäußert. Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte: Die österreichische Entscheidung ist eine österreichische Entscheidung – und fügte hinzu: Wir setzen auf eine europäische Lösung. Er zeigte sich verwundert, dass Österreich zuerst angekündigt hatte, die Flüchtlingszahlen zu begrenzen, zugleich aber erst Gutachten für die Umsetzung in Auftrag geben wolle. Auch der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat Zweifel und erklärt: Wie die Zielvorstellungen tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden sollen, das ist mir noch nicht hinreichend klar geworden – nicht einmal nach einem Gespräch mit Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP). Ausdrücklich begrüßt wird die Entscheidung hingegen von Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer. Wir werden diese Begrenzung weiterhin massiv einfordern, sagte er zum Abschluss der Klausur der CSU-Landtagsfraktion in Kreuth. Dort herrschte nach dem Treffen mit Merkel großer Frust unter den Abgeordneten, weil Merkel von ihrem Kurs nicht abweichen wollte. Seehofer selbst erklärte, ihr Besuch sei enttäuschend gewesen. Es habe keine Spur des Entgegenkommens gegeben. Seehofer sieht die große Koalition in einer sehr ernsten Lage. Als Nächstes will er am Dienstag mit seinem bayerischen Kabinett einen Brief an die Bundeskanzlerin verfassen. In dem Schreiben wird sie erneut zur Kurskorrektur aufgefordert.
1Panorama
Europacup-Debüt führt das Team von Didi Kühbauer nach Weißrussland. Die Kärntner wollen schon im Hinspiel loslegen. Nach zwölf Jahren Pause spielt mit dem Wolfsberger AC wieder ein Kärntner Club auf Europas Fußball-Bühne. Die Reise nach Weißrussland versprüht zwar nicht den großen internationalen Flair, die Lavanttaler wollen ihr Europacup-Debüt dennoch erfolgreich gestalten. In der zweiten Runde der Qualifikation zur Europa League bekommt es der WAC mit Schachtjor Soligorsk zu tun. Das Hinspiel erfolgt Donnerstag (18.30 Uhr/live ORF eins) im rund 120 Kilometer von Minsk entfernten Soligorsk. Eine Woche später wartet im Klagenfurter Wörthersee-Stadion Teil zwei des Duells. WAC-Trainer Didi Kühbauer meinte zur Ausgangslage gegen den Vierten der weißrussischen Vysschaya Liga: Wir fahren mit breiter Brust nach Weißrussland, weil die Mannschaft gut drauf ist. Aber wir müssen dennoch hart arbeiten, damit es kein böses Erwachen gibt. Der Optimismus von Kühbauer scheint nicht unbegründet. In den Testspielen zeigte sich seine Mannschaft in Form, schlug zuletzt den russischen Spitzenclub FK Krasnodar (2:1) sowie Schalke 04 (3:1). In der 100.000-Einwohner-Stadt Soligorsk wartet nun aber der Ernstfall. Freundschaftsspiele sind das eine, Bewerbsspiele das andere, erkannte Kühbauer. Den Gegner nehme man jedenfalls extrem ernst. Der WAC hob Mittwochvormittag mit fast vollständiger Besetzung nach Minsk ab, wo man vor und nach der Partie übernachtete. Nicht dabei war Joachim Standfest. Der im Europacup vielfache erprobte Routinier erlitt in der Vorbereitung eine Rissquetschwunde am Schienbein. Montag wurden die Nähte entfernt, der 35-jährige Außenverteidiger soll aber erst in der 1. Runde des ÖFB-Cups am Wochenende aufs Spielfeld zurückkehren. Über den weißrussischen Gegner weiß Kühbauer Bescheid. Beobachtet wurde Soligorsk nicht nur via Video, im Erstrunden-Duell mit Glenavon saß auch Co-Trainer Manfred Nastl als Spion auf der Tribüne. Das ist eine erfahrene Mannschaft, die im Europacup zuletzt immer dabei war. Für uns ist es Neuland, auch wenn das auf dem Spielfeld nichts ändern sollte, erklärte Kühbauer. Der Star von Soligorsk ist Stürmer Nikolai Janusch (30), der im Frühjahr für Weißrusslands Nationalteam (100. im FIFA-Ranking) debütierte. Ebenfalls im Auge behalten werden sollte Sturmpartner Dimitri Komarowski (28). Trainiert wird der Meister von 2005 vom Club-Rekordtorschützen Sergej Nikifarenka. Der 37-Jährige ist erst seit Juni als Chefcoach im Amt. Im Vorjahr scheiterte Soligorsk in der Europa League erst im Play-off am PSV Eindhoven. Mit österreichischen Clubs machte der Verein bereits zweimal Bekanntschaft. Im UI-Cup setzte sich Sturm Graz 2008 durch (2:0/h, 0:0/a), vier Jahre später schaffte die SV Ried in der Europa-League-Qualifikation nur dank der Auswärtstorregel (1:1/a, 0:0/h) die Hürde. Im heimischen Stroitel-Stadion ist Schachtjor gegen ÖFB-Vertreter damit noch ungeschlagen. Die Wolfsberger könnten dies ändern. Der erste Kärntner Europacup-Teilnehmer nach dem FC Kärnten vor zwölf Jahren will mit Freude ins Spiel gehen. Die Reise in den Osten, sie soll am Ende eine gewinnbringende sein. Für Kühbauer ist klar: Wir wollen versuchen, schon vor dem Heimspiel ein gutes Resultat zu erzielen. (APA, 15.7.2015) Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Match der Europa-League-Qualifikation am Donnerstag – 2. Runde, Hinspiel: Schachtjor Soligorsk – Wolfsberger AC (Donnerstag, 18.30 Uhr/live ORF eins, Soligorsk, Stroitel-Stadion, SR Spathas/GRE). Soligorsk: Buschma – Matweitschik, Kusmenok, Rybak, Januschkewitsch – Afanasiew, Starhorodskij, Jurewitsch, Kowalew – Komarowski, Janusch Ersatz: Kotenko – Schibun, Wasilewski, Mikoliunas, Kozeka, Martinjuk, Covic, Wergejtschik WAC: Kofler – Berger, Sollbauer, Drescher, Palla – Putsche, Weber – Zündel, Silvio, Jacobo – Hellquist Ersatz: Dobnik – Hüttenbrenner, Kobleder, Baldauf, Wernitznig, Tschernegg, Seidl, Zulj, Trdina Es fehlt: Standfest (nach Schienbeinverletzung)
4Sport
Die Regierung ermöglicht es den Banken durch einen Erlass, ausständige Darlehen rascher einzutreiben. Rom, 30. Apr (Reuters) – Die italienische Regierung hat weitere Hilfen für die kriselnde Bankenbranche auf den Weg gebracht. Sie verabschiedete am Freitag einen Erlass, der den Geldhäusern das beschleunigte Eintreiben unbezahlter Kredite ermöglichen soll. Dies wird die Zeit zum Eintreiben von Darlehen von sechs bis acht Jahren auf sechs bis acht Monate verkürzen, sagte Ministerpräsident Matteo Renzi. Der Erlass hat das Ziel, die Probleme in unserem Bankensektor endgültig zu lösen. Unter anderem sollen die Banken schneller an Sicherheiten von Unternehmen, die als Garantie hinterlegt worden seien. Privatkredite wie etwa Hypotheken seien nicht davon betroffen. Zudem sollen gut die Hälfte der rund 10.000 Kleinanleger entschädigt werden, die als Anleihenbesitzer bei der staatlichen Rettung von vier kleinen Banken im vergangenen Jahr Geld verloren hatten. Die Vorfälle hatten Renzi damals viel Kritik eingebrockt. Erst kürzlich hatte Italiens Finanzbranche unter Anleitung der Regierung einen milliardenschweren Rettungsfonds für die Krisenbanken des Landes aufgelegt. Die Institute ächzen unter einem Berg fauler Kredite in Höhe von rund 360 Milliarden Euro, den sie im Zuge der Wirtschaftsflaute angehäuft haben.
3Wirtschaft
Erster Titel der neuen Saison geht an den Pokalsieger, der erst in der letzten Minute den Ausgleich geschafft hatte. Wolfsburg – Der VfL Wolfsburg hat am Samstagabend das Prestigeduell gegen Bayern München für sich entschieden und den ersten Titel der Saison gewonnen. Der DFB-Pokalsieger sicherte sich durch ein 5:4 im Elfmeterschießen gegen den deutschen Meister zum ersten Mal den Supercup. Nach 90 sehr ausgeglichenen Minuten hatte es 1:1 (0:0) gestanden. Zwei Wochen vor dem Bundesligastart verpassten die Münchner bereits im dritten Jahr in Folge den Triumph. Der starke Arjen Robben (48.) hatte München kurz nach der Halbzeit in Führung gebracht, ehe der eingewechselte Nicklas Bendtner kurz vor Schluss den Ausgleich erzielte (89.). Direkt im Anschluss gab es Elfmeterschießen, in dem Wolfsburg-Keeper Koen Casteels mit brillanter Parade gegen Bayerns zweiten Schützen Xabi Alonso hielt. Alle anderen Elfer saßen, der Däne Bendtner verwandelte als Letzter. Vor 30.000 Zuschauern in der ausverkauften Wolfsburger Arena begannen die Gäste druckvoller und hatten durch Jerome Boateng die erste große Chance. Der Innenverteidiger traf aus kurzer Distanz jedoch nur die Latte (8.), während der VfL offensiv zunächst nicht ins Spiel fand. Bayern-Trainer Guardiola verzichtete in seiner Startformation zunächst auf 35-Millionen-Euro-Einkauf Arturo Vidal, der in der 74. Minute sein Debüt gab. Während der 28-jährige Chilene zunächst auf der Bank Platz nehmen musste, durfte der Brasilianer Douglas Costa ebenso von Anfang an mitmachen. David Alaba bildete über die gesamten 90 Minuten mit dem starken Neuzugang aus Donetsk das linke Pärchen der Münchner. Wolfsburg konnte auf Kevin de Bruyne zurückgreifen. Nachdem Deutschlands Fußballer des Jahres zuletzt über Rückenprobleme geklagt hatte und am Donnerstag sogar das Training frühzeitig abbrechen musste, stand er anders als Torhmann Diego Benaglio in der Startelf. Der Schweizer fiel aufgrund seiner Rückenbeschwerden kurzfristig aus, für ihn Casteels zwischen den Pfosten. Die Bayern versuchten, über die agilen Flügelspieler Costa und Robben Druck aufzubauen. Die Wolfsburger, die sich im Verlauf der ersten Hälfte klar steigerten, suchten verstärkt de Bruyne im zentralen Mittelfeld. Der Belgier vergab die beste Möglichkeit des Vizemeisters, als Neuer sich bei einem Ausflug verschätzte, de Bruyne aber mit einem Heber das leere Tor verfehlte. Kurz nach Robbens Führungstreffer scheiterte VfL-Angreifer Bas Dost an Manuel Neuer (58.). Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking wechselte 20 Minuten vor Schluss mit Neuzugang noch Max Kruse und Bendtner ein. Und es war der Däne, der nach Vorlage de Bruynes die Wolfsburger mit seinem Ausgleich in die Elfer-Entscheidung schoss. (sid/red – 1.8. 2015) Wolfsburg: Casteels – Vieirinha, Naldo, Klose, Rodriguez – Guilavogui, Arnold – Caligiuri (63. Schürrle), De Bruyne, Perisic (70. Kruse) – Dost (70. Bendtner). – Trainer: Hecking. München: Neuer – Lahm, Boateng, Benatia, Alaba – Thiago (74. Vidal), Alonso – Robben, T. Müller (83. Götze), Costa – Lewandowski (72. Rafinha). – Trainer: Guardiola. Tore: 0:1 Robben (49.), 1:1 Bendtner (89.) Elfmeterschießen: 0:1 Vidal, 1:1 Rodríguez, Casteels hält gegen Alonso, 2:1 De Bruyne, 2:2 Robben, 3:2 Schürrle, 3:3 Lahm, 4:3 Kruse, 4:4 Costa, 5:4 Bendtner Gelbe Karten: Naldo, Guliavogui, Perisic – Costa, Vidal
4Sport
Japanisches Start-up will Spielgefühl vergangener Zeiten wiedererwecken. Einfachheit war schon immer ein großer Pluspunkt für Spielekonsolen. Statt sich mit ewigen Installationen, Treiberproblemen oder Hardware-Upgrades plagen zu müssen, reichte es bei Super Nintendo und Co., ein Modul einzustecken und das Gerät zu starten. Dieses Feeling vergangener Zeiten will nun ein japanisches Start-up wiedererwecken. Pico Cassette heißt ihre Erfindung, die Games-Cartridge für Smartphones. Erstmals konnte man auf der kürzlich zu Ende gegangenen Tokyo Game Show einen solchen Datenträger in Verbindung mit einem iPhone zeigen. Die Pico Cassette erinnert an die Spielekassetten des Game Boy Advance. Sie erfordert jedoch keinen gesonderten Slot, sondern wird über den 3,5-mm-Klinkenstecker betrieben, der primär dem Kopfhöreranschluss dient, schreibt Golem. Ziel ist es, dass Hersteller Spiele auf der Pico Cassette verfügbar machen. Nach dem Einstecken soll das jeweilige Game dann auch direkt starten, sofern man sich in der dazugehörigen App befindet. Zwischen 1.500 und 2.000 Yen (rund 15 Euro) soll eine Cartridge nebst Verpackung und beiliegender Anleitung für vollständiges Retro-Feeling später kosten. Die Produktion will man via Crowdfunding finanzieren. Ein kurzer Videoteaser zeigt eine Anspielung auf das Ausblasen verstaubter Cartridge-Öffnungen. Dass die Pico Cassette ein Schlager für den Massenmarkt wird, ist eher auszuschließen, gestaltet sich der Zugang zu Mobile Games über offizielle und inoffizielle Stores doch deutlich unkomplizierter. Zudem setzen viele Hersteller auf das Free2Play-Modell und stellen ihre Games kostenfrei zur Verfügung, verlangen dafür aber Geld für Ingame-Währung oder Premium-Items. Die Erfindung könnte sich aber erfolgreich in der Nische für Retro-Freunde etablieren.
0Web
Israel skeptisch – Fabius drohte mit Palästina-Anerkennung. Paris – Frankreich hat offiziell eine Initiative zur Wiederaufnahme von Friedensgesprächen Israels mit den Palästinensern vorgestellt. Paris setzt sich für eine internationale Friedenskonferenz in diesem Sommer ein, wie der französische Botschafter Patrick Maisonnave am Dienstag ranghohen Mitarbeitern des israelischen Außenministeriums in Jerusalem sagte. Der Sprecher des israelischen Außenministeriums betonte, Israel sei für direkte Verhandlungen mit den Palästinensern ohne Vorbedingungen. Man lehne jeglichen Versuch ab, die Ergebnisse solcher Gespräche im Vorfeld festzulegen, sagte er. Er wollte sich nicht dazu äußern, ob Israel die Idee einer internationalen Konferenz akzeptiert. Der ehemalige französische Außenminister Laurent Fabius hatte schon im Jänner Pläne zu einer internationalen Friedenskonferenz angekündigt. Daran sollten USA, Europäische Union und arabische Staaten beteiligt sein. Sollte dieser diplomatische Vorstoß scheitern, wolle Frankreich einen palästinensischen Staat anerkennen, sagte Fabius. Die letzten Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern waren vor knapp zwei Jahren gescheitert. Beide Seiten betonen, sie seien an neuen Verhandlungen interessiert, werfen aber der jeweils anderen Seite vor, solche Versuche zu blockieren. Seit Anfang Oktober wird die Region von einer neuen Gewaltwelle erschüttert.
2International
Hochwasserwelle überflutete Altenheim nahe Antibes – Valles sagte Hinterbliebenen Unterstützung zu. Nizza – Bei Überschwemmungen sind an der französischen Cote dAzur mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. Fünf Menschen starben laut Behörden in der Nacht auf Sonntag in Mandelieu-la-Napoule westlich von Cannes offenbar beim Versuch, ihre Autos vor den Fluten zu retten. Drei Menschen kamen laut Feuerwehr ums Leben, als eine Hochwasserwelle ein Altenheim in Biot nahe Antibes überschwemmte. In einer überfluteten Straße in Cannes ertrank eine Frau, drei Menschen starben in einem Auto in Golfe-Juan, ein Mensch kam auf einem Campingplatz in Antibes ums Leben. Umgestürzte Bäume und Schlammlawinen behinderten den Zugang zu den betroffenen Gebieten, so dass die Opferzahl noch steigen könnte. Notunterkünfte wurden eingerichtet. Rund 35.000 Haushalte waren ohne Strom. Zwei Campingplätze unter Wasser Auslöser der Überschwemmungen waren heftige Unwetter am Samstagabend. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers trat der Fluss Brague über die Ufer, das Gebiet um Antibes war überschwemmt. Zwei Campingplätze standen unter Wasser, Hubschrauber retteten Urlauber von den Dächern ihrer Wohnwagen. Eine Autobahn wurde gesperrt. Mehrere Züge konnten wegen Überschwemmungen nicht weiterfahren, hunderte Reisende saßen nach Angaben eines Bahnsprechers in Toulon, Nizza und Cannes fest. Auch am Flughafen von Nizza strandeten mehr als 500 Fluggäste. Der Bürgermeister von Cannes, David Lisnard, berichtete von zahlreichen Rettungseinsätzen. Autos seien von den Fluten bis ins Mittelmeer geschwemmt worden. In Nizza stürzten Bäume auf die berühmte Promenade des Anglais, eine Schlammlawine beschädigte ein Gebäude im Nordosten der Stadt. Ministerpräsident Manuel Valls zeigte sich tief betroffen und sagte den Hinterbliebenen via Twitter Unterstützung zu.
1Panorama
Kammer gab im ersten Quartal für Anzeigen fast dreimal so viel aus wie im Vorjahr, Zahlen in Salzburg und Vorarlberg hingegen rückläufig. Innsbruck – Wer im Februar in Tirol sein Kreuzerl für die Wirtschaftskammerwahl abgeben wollte, habe folgende Szenerie vorgefunden, erzählt Michael Carli, Sprecher der Grünen Wirtschaft: Da stand die Wahlzelle, und darüber hing ein Bildschirm. Auf dem lief in Dauerschleife ein Promo-Video für den amtierenden Präsidenten Jürgen Bodenseer. Quasi als letzte Entscheidungshilfe für Unentschlossene. Dass der schwarze Wirtschaftsbund mit Plakaten, die mit Kammergeldern finanziert wurden, Parteiwerbung betrieben habe, wurde von den Grünen schon damals kritisiert – Bodenseer war in seiner Funktion als Präsident etwa auf Sujets zu sehen, die allgemein zur Stimmabgabe animieren sollten. Nun wurden im Rahmen des Transparenzgesetzes die Ausgaben für Inserate veröffentlicht – und die seien ein Skandal, wie Carli sagt. Konkret beliefen sich die Werbeausgaben der Tiroler Wirtschaftskammer im ersten Quartal 2014 auf rund 171.000 Euro, im gleichen Zeitraum im Jahr 2015 wurden 462.000 Euro dafür aufgewendet. Während in anderen Bundesländern wie in Vorarlberg und in Salzburg die Inserate in den ersten drei Monaten des Jahres 2015 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen sind, hat die Wirtschaftskammer Tirol fast dreimal so viel Geld ausgegeben. Das ist der absolute Inseratenwahn, sagt Carli. Die Tiroler Wirtschaftskammer argumentiert, dass zu Jahresbeginn nicht nur die Wahlen stattgefunden haben, sondern man auch eine Imagekampagne zur Stärkung des Standortes Tirol gestartet habe. So kam es zufällig zu zwei großen Posten im ersten Quartal, bis Ende des Jahres wird sich das wieder ausgleichen, sagt ein Sprecher. Die Grüne Wirtschaft fordert jedenfalls, dass nicht nur die Kosten für Inserate, sondern sämtliche Wahlkampfausgaben offengelegt werden. Die Anzeigen sind ja nur ein Teil dessen, was ausgegeben wurde. Wenn Bodenseer sein Privatvermögen sinnlos verbrennt, dann ist das seine Sache. Aber wenn er Kammergelder mit beiden Händen aus dem Fenster wirft, dann geht uns das alle an, moniert Carli.
5Inland
Landespartei erstattete Anzeige wegen Vandalismus. Linz/Steyr – Vandalen haben am Wochenende die Scheibe des Autos vom ÖVP-Steyr-Geschäftsführer und Wahlkampfverantwortlichen, Philipp Eichinger, eingeschlagen. Außerdem wurden auch noch Wahlplakate angezündet, teilte die ÖVP mit. Die Partei hat Anzeige erstattet. Immer wieder beschweren sich auch die anderen Parteien im laufenden oberösterreichischen Landtags- und Gemeinderatswahlkampf über das Ausmaß von Vandalismus.
5Inland
Schmuggler waren mit einem Schnellboot vor den Galapagosinseln unterwegs. Guayaquil – Die Drogenpolizei in Ecuador hat vor den Galapagosinseln 1,9 Tonnen Kokain mit einem geschätzten Marktwert von rund 36 Millionen Euro beschlagnahmt. Die mutmaßlichen Schmuggler waren auf einem Schnellboot nahe der Insel San Cristobal unterwegs, wie das Innenministerium in Quito am Sonntag mitteilte. Die Besatzung habe ihre illegale Ladung über Bord geworfen, als sich die Sicherheitskräfte am Freitag aus der Luft und auf dem Wasser näherten. Die Fracht konnte aber den Angaben zufolge geborgen werden. Es habe sich um 34 Säcke mit 1.700 Ziegeln Kokain gehandelt. Demnach hatten die Drogenfahnder Hinweise der Anti-Drogenbehörde DEA und der kolumbianischen Polizei auf eine kriminelle Organisation, die Drogen über den Ostpazifik nach Mittel- und Nordamerika bringt. Laut Innenministerium soll die Polizei bereits am Donnerstag ein Schmugglerboot nahe der Insel gesichtet haben. Die Besatzung habe ihre Ladung ebenfalls ins Meer geworfen und sei entkommen. Ecuador gilt als Transitland für Drogen. Ecuadorianische Drogenbanden sollen mit kolumbianischen und mexikanischen Kartellen zusammenarbeiten.
1Panorama
Der Ex-DFB-Präsident bezichtigt Wolfgang Niersbach der Lüge. Dem "Spiegel" bestätigt er die Existenz einer schwarzen Kasse. Frankfurt – In der Affäre um die WM 2006 in Deutschland hat der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger erstmals die Existenz einer schwarzen Kasse bestätigt. Damit artet der Fall endgültig zur Schlammschlacht im größten Fußballverband der Welt aus. Zwanziger erklärte am Freitag im Nachrichtenmagazin Der Spiegel: Es ist eindeutig, dass es eine schwarze Kasse in der deutschen WM-Bewerbung gab. Zwanziger, früher auch Finanzchef des WM-Organisationskomitees, ging dazu noch seinen Intimfeind Wolfgang Niersbach frontal an. Es sei ebenso klar, dass der heutige DFB-Präsident davon nicht erst seit ein paar Wochen weiß, wie er behauptet, sondern schon seit mindestens 2005. So wie ich das sehe, lügt Niersbach. Kurz davor hatte das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) seinem amtierenden Chef ausdrücklich Rückendeckung gegeben. Wir werden gemeinsam mit Wolfgang Niersbach den Weg der lückenlosen Aufklärung gehen, sagte Vizepräsident Reinhard Rauball nach einer Sitzung in Dortmund. Im Zentrum dieser Affäre steht vor allem eine Zahlung von umgerechnet 6,7 Millionen Euro, die 2002 von dem damaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus für das deutsche WM-Organisationskomitee an die FIFA geflossen war. Drei Jahre später überwies das OK dieses Geld über ein FIFA-Konto und deklariert als Beitrag für eine FIFA-Gala an den Franzosen zurück. Unter Berufung auf ein Telefonat mit dem damaligen OK-Vize Horst R. Schmidt erklärte Zwanziger nun dem Spiegel, dass diese Summe 2002 tatsächlich an den Katarer Mohamed Bin Hammam, von 1996 bis 2011 Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees und damals noch Unterstützer des umstrittenen Präsidenten Joseph Blatter, geflossen sei. Sollte das stimmen, hätte der DFB in jenem Jahr den Wahlkampf des mittlerweile gesperrten Blatter finanziert. Das DFB-Präsidium erklärte am Freitag: Wir halten strikt daran fest, dass die Dinge extern aufgearbeitet werden sollen, dass lückenlos aufgeklärt wird – auch für den Fall, dass es unangenehm wird für den ein oder anderen Beteiligten, so Rauball. Der Präsident des Ligaverbandes geht davon aus, dass wir Wochen, Monate und vielleicht noch sehr viel länger mit diesem Thema befasst sein werden. Niersbach selbst, den mit seinem Vorgänger Zwanziger schon seit Jahren eine innige Feindschaft verbindet, gab nach der dreistündigen Präsidiumssitzung in einem Dortmunder Hotel keine Stellungnahme ab. Er hatte sich am Vortag bei einem heftig kritisierten Auftritt in Frankfurt zum ersten Mal zu den ominösen 6,7 Millionen Euro geäußert. Der DFB-Präsident erklärte, dass dieses Geld nicht zur Bestechung von FIFA-Funktionären verwendet worden sei, sondern als Bedingung für einen millionenschweren Organisations-Zuschuss aus der Kasse des Fußball-Weltverbands. Niersbach betonte außerdem, in alle Verhandlungen und Entscheidungen rund um diese Geldflüsse nie eingeweiht gewesen zu sein. Doch das öffentliche Echo auf seine Pressekonferenz war verheerend. Der DFB-Chef wirkte angeschlagen und hatte auf nahezu keine Nachfrage eine schlüssige Antwort. Auch auf die bereits am Donnerstag aufgetauchte Frage, ob mit den 6,7 Millionen tatsächlich Blatters Wahlkampf mitfinanziert worden sei, meinte er nur: Wer es (das Geld) dort bekommen hat, das entzieht sich meiner Kenntnis. Das kann nur die FIFA beantworten. Die Zeitung Die Welt schrieb am Freitag von einer beschämenden Posse. Auch aufgrund dieses öffentlichen Drucks war vor der Präsidiumssitzung über einen möglichen Rücktritt des 64-Jährigen spekuliert worden. In den vergangenen Tagen waren immer mehr enge Vertraute und Mitstreiter auf Distanz zu ihm gegangen. Franz Beckenbauer, als Präsident des WM-Organisationskomitees die zentrale Figur dieser Affäre, ließ seinen alten Freund Niersbach zuletzt komplett im Regen stehen. Auch mehrere Präsidenten der Landesverbände hatten Niersbach öffentlich unter Druck gesetzt. Auf die Frage, ob es am Freitag intern Rücktrittsforderungen an den DFB-Chef gegeben habe, antwortete Rauball jedoch mit einem klaren Nein. (APA, 23.10.2015)
4Sport
Wenn Private ihre Dienste auf Airbnb und Uber anbieten, finden sie sich gegenüber Kunden rasch als Unternehmer wieder. Spätestens seit dem enormen Erfolg von Airbnb und Uber sind Online-Plattformen regelmäßig in den Schlagzeilen. Umsätzen und Unternehmenswerten in Milliarden-US-Dollar-Höhe stehen zwar noch keine nachhaltigen Gewinne gegenüber – dass solche Plattformen aber kein vorübergehendes Phänomen sind, sondern unsere Wirtschaft nachhaltig verändert haben, ist mittlerweile klar. Etablierte Player kämpfen um ihre Marktanteile in den betroffenen Branchen und fordern einen fairen rechtlichen Rahmen, der auch diese neuen Geschäftsmodelle erfasst. Konsumenten freuen sich über die neuen Angebote, sind sich bisher aber der damit einhergehenden (wirtschaftlichen und rechtlichen) Risiken oft nicht bewusst. Das dahinterstehende wirtschaftliche Modell wird oft als Sharing Economy bezeichnet. Doch die so harmlos klingende Übersetzung Tauschwirtschaft ist nicht nur falsch, sie ist auch gefährlich. Sie verschleiert nämlich, worum es bei diesem Modell wirklich geht: (Vorwiegend) private Abnehmer beziehen Leistungen direkt von (vorwiegend) privaten Anbietern – und zwar entgeltlich. Die dazwischen stehende Online-Plattform bringt nur Angebot und Nachfrage zusammen, wird aber selbst nicht Vertragspartner der eigentlichen Leistung und verdrängt dabei gleichzeitig die bisher etablierten Intermediäre (wie z. B. Reisebüros oder Taxifunkzentralen). Die im englischsprachigen Raum ebenfalls verwendete Bezeichnung Collaborative Economy trifft es daher schon eher: Es geht um die gemeinsame zeitlich begrenzte Nutzung von Ressourcen, die nicht dauerhaft benötigt werden, in den genannten Beispielen Wohnraum und Fahrzeuge. Aufgrund des rasanten Wachstums dieser Geschäftsmodelle wurden die damit einhergehenden rechtlichen Probleme schnell sichtbar: Auf beiden Seiten der Leistungserbringung etablieren sich neue Abläufe, die – zumindest auf den ersten Blick – von den bestehenden Rechtsordnungen nicht erfasst werden. Der schon fast reflexartige Ruf nach neuen Vorschriften ist jedoch nicht immer berechtigt. Die bestehenden Rechtsvorschriften lassen sich nämlich durchaus auch auf die neuen Geschäftsmodelle anwenden, und das in weiten Teilen auch sachgemäß. Allerdings stellt sich natürlich schon die Frage, ob die neuen Geschäftsmodelle ein Wirtschaften außerhalb des gesetzlich erlaubten Rahmens erleichtern – das müsste verhindert werden – und wie der mit guten Gründen über Jahrzehnte aufgebaute Schutz von Abnehmern sichergestellt werden kann. Bei dieser Gelegenheit darf nicht verabsäumt werden, zu hinterfragen, ob alle Einschränkungen und Vorschriften in besonders stark reglementierten Branchen noch zeitgemäß sind. Die von den etablierten Anbietern geforderte faire Gleichbehandlung neuer Geschäftsmodelle sollte nämlich nicht dadurch erfolgen, dass unüberlegt starre Regularien auf neue Geschäftsmodelle erweitert werden, sondern dass zunächst analysiert wird, in welchem Umfang diese Regularien überhaupt noch notwendig sind. Die Praxis zeigt, dass sich private Anbieter auf solchen Plattformen oft gar keine Gedanken darüber machen, dass eine Vielzahl von Vorschriften auf ihre Online-Geschäfte anwendbar sein kann. Hier geht es um Themen wie Einkommenssteuer, Umsatzsteuer oder die Abfuhr der Ortstaxe bei Vermietung. Es geht um gewerberechtliche Vorschriften, Auflagen und Sicherheitsstandards, die zum Schutz der Abnehmer eingeführt wurden. Es geht um privatrechtliche Themen wie Zulässigkeit der (Unter-)Vermietung bei Mietwohnungen oder sogar der Vermietung der eigenen Eigentumswohnung ohne Zustimmung der anderen Wohnungseigentümer des Hauses (der OGH vertritt ja die Position, dass eine solche Zustimmung notwendig ist). Nach § 1 Abs. 2 Gewerbeordnung wird eine Tätigkeit gewerbsmäßig ausgeübt, wenn sie selbstständig, regelmäßig und in der Absicht betrieben wird, einen Ertrag oder sonstigen wirtschaftlichen Vorteil zu erzielen – gleichgültig, für welche Zwecke dieser bestimmt ist. Abs. 4 stellt klar, dass auch eine einmalige Handlung als regelmäßige Tätigkeit gilt, wenn nach den Umständen des Falles auf die Absicht der Wiederholung geschlossen werden kann oder wenn sie längere Zeit erfordert. Man ist also auch als privater Anbieter sehr schnell im Anwendungsbereich der Gewerbeordnung. Die Einhaltung der damit einhergehenden Auflagen ist aber auch für den Anbieter sinnvoll, weil sie ihn vor Ansprüchen eines Abnehmers im Schadensfall schützen kann (z. B. Versicherungspflicht), die ruinös sein können. Auch als vermeintlich privater Anbieter kann man gegenüber dem Abnehmer als Unternehmer beurteilt werden: Unternehmer ist, wer ein Unternehmen betreibt. Ein Unternehmen ist jede auf Dauer angelegte Organisation selbstständiger wirtschaftlicher Tätigkeit, mag sie auch nicht auf Gewinn gerichtet sein. Es geht um die planmäßige Absicht auf eine kontinuierliche entgeltliche Tätigkeit. Ist diese Absicht gegeben, können selbst einmalige Handlungen, die planmäßig in Wiederholungsabsicht vorgenommen werden, unternehmensbezogen sein, wenn sie in der Folge auch keine tatsächliche Fortsetzung finden. Als Unternehmer hat man aber weitreichende Verpflichtungen Konsumenten gegenüber und beispielsweise nicht die Möglichkeit, eigene Gewährleistungspflichten einzuschränken oder auszuschließen. Aus Sicht der Nutzer sind die Vorteile der Angebote solcher Online-Plattformen mannigfaltig: Attraktivität durch Einsatz zeitgemäßer Technologien, oft schon fast globale Angebotsvielfalt und natürlich regelmäßige günstigere Preise als bei etablierten Anbietern. Dass man als Nutzer einer solchen Plattform und dann Abnehmer einer Leistung oft weniger geschützt ist (z. B. weil sich der Anbieter nicht an gewerberechtliche Vorschriften, Auflagen und Sicherheitsstandards hält), ist vielen Abnehmern nicht bewusst. Doch selbst wenn einem dieser Umstand bewusst wird, wird meiner Einschätzung zufolge das Preisargument immer noch überwiegen, und Abnehmer werden in großem Umfang das damit einhergehende Risiko in Kauf nehmen, was letztlich zu einer großflächigen Senkung des Schutzniveaus führen kann. Die verstärkte Anwendung bestehender und gegebenenfalls neu zu schaffender Vorschriften auf private Anbieter wird aber auch zu einer Erhöhung der Kosten dieser Anbieter führen, die diese letztlich an die Abnehmer weitergeben werden. Die EU-Kommission wird ihre Leitlinien zur Anwendung bestehender EU-Gesetze auf die Sharing Economy voraussichtlich Mitte 2016 vorlegen und auch eine Prognose zur Sharing Economy 2030 wagen. Es ist jedenfalls zu begrüßen, dass dieses Thema auf europäischer Ebene behandelt wird.
3Wirtschaft
Landstraße und Herrenstraße mögliche Zonen – Beschluss am 21. April im Gemeinderat. Linz – Das sektorale Bettelverbot für die Linzer Innenstadt ist am Mittwochnachmittag bei einem von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) initiierten Runden Tisch auf Schiene gebracht worden. Konkret könnte die bettelfreie Zone für die Fußgängerzone in der Landstraße und Herrenstraße sowie im Umfeld gelten, informierte FPÖ-Vizebürgermeister Detlef Wimmer im Anschluss an das Treffen. Der voraussichtliche Fahrplan sehe wie folgt aus: Am 14. April kann im Stadtsenat das Verbot mit Stimmen der SPÖ, FPÖ und ÖVP abgesegnet und in weiterer Folge in der Gemeinderatssitzung am 21. April beschlossen werden, so Wimmer weiter. Kontrolliert werden soll es von Polizei, Erhebungs- und Ordnungsdienst der Stadt. Die Polizei wird bei Bedarf zivil im Einsatz sein. Grüne, KPÖ und Bettelobby hatten schon vor dem Runden Tisch ihre Ablehnung kundgetan. Schulterschluss gegen kriminelle Banden Nach dem jüngsten Vorstoß der ÖVP-Linz, nicht mehr überall und jederzeit in der Innenstadt betteln zu dürfen, griff Luger vor eineinhalb Wochen diese Anregung auf. Für Mittwoch lud er daher neben den Stadtsenatsparteien auch Vertreter der Polizei, Wirtschaft, der Bettellobby und der Sozialvereine zum Gespräch. Das ist eine klarer Schulterschluss gegen kriminelle Bettler-Banden, kommentierte ÖVP-Vizebürgermeister Bernhard Baier das Ergebnis des Bettel-Gipfels. Luger sieht das sektorale Bettelverbot als eine Notmaßnahme, die allein nicht ausreichen werde. Begleitend solle mit der rumänischen Partnerstadt Brasov ein Sozialprojekt erarbeitet werden. Aggressives Betteln Der stellvertretende oberösterreichische Landespolizeidirektor Erwin Fuchs hatte bestätigt, dass es in Linz seit einigen Wochen größere Probleme mit aggressiven Bettlern aus Rumänien gebe. Im Jänner und Februar gab es 110 Anzeigen wegen verbotener Bettelei, im ganzen Jahr 2015 waren es 492. Bereits Mittwochvormittag hat die Polizei ein illegales Bettler-Zeltlager, das sich auf einem Grundstück der Asfinag an der Waldeggstraße befand, aufgelöst. Immer wieder habe es Anrainer-Beschwerden gegeben, zuletzt wurden auch Zelte in Brand gesteckt. Die rund 50 Personen haben nun nach einem Gespräch mit dem Grundstückseigentümer freiwillig mit dem Abbau begonnen, teilte die Stadt Linz mit.
5Inland
Niedermühlbichler: Schwarz-blau im Bund wird von Teilen der ÖVP vorbereitet – Blümel beklagt "Auszucker" der Roten. Die Streitereien zwischen den Parteien der Bundesregierung, SPÖ und ÖVP verlagerten sich am Samstag auf Wiener Ebene: Der heftigen Kritik des SPÖ-Landesparteisekretärs Georg Niedermühlbichler an der Bundes-ÖVP folgte eine nicht minder scharfe Reaktion des Wiener ÖVP-Chefs Gernot Blümel. Er bezeichnete die Aussagen Niedermühlbichlers völlig jenseitig und sieht darin einen neuen Tiefpunkt. Schwarz-Blau auf Bundesebene Niedermühlbichler warf zunächst der Bundes-ÖVP vor, mit absurden Vorschlägen und Vorwürfen Wien-Bashing zu betreiben.. Seiner Ansicht nach steckt dahinter durchaus System: Ich glaube, dass da Teile der ÖVP ein eigenes Spiel spielen und versuchen Schwarz-Blau auf Bundesebene vorzubereiten. Der rote Parteimanager stößt sich etwa an der Kritik von Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz, der zuletzt Versäumnisse des Rathauses in Sachen muslimische Kindergärten geortet hatte. Ich weiß nicht, ob er sich im Ausland auskennt, aber in Wien kennt er sich sicher nicht aus, weil sonst könnte er solche Aussagen nicht tätigen. Offenbar ist ihm eine schnelle Schlagzeile lieber als fundierte Recherche und konstruktive Sacharbeit, mutmaßte Niedermühlbichler. Kurz wolle sich vielleicht als Nachfolger für irgendwen profilieren. Damit solle er jedoch Wien in Ruhe lassen. Seine Aussagen würden nur für Verunsicherung sorgen: Er hat bis heute nicht sagen können, welche Kindergärten es da gibt. Er bedient offenbar ein rechtes Klientel in Vorbereitung auf Schwarz-Blau. Kurz wäre gut beraten, sich um internationale Agenden zu kümmern. Als Integrationsminister falle ihm außer blöd reden nicht viel ein. Kritik an Gesundheitssystem Auch sei es ein Treppenwitz der Geschichte, wenn ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka das Wiener Gesundheitssystem attackiere: Weil er war ein Teil des schwarz-blauen Systems. Damals ist Kranksein massiv teurer geworden, es wurden die Ambulanzgebühren eingeführt, es wurde die Rezeptgebühr erhöht. Alles, was Patienten benachteiligt hat, wurde damals gemacht. Wien hat versucht, so gut wie möglich dagegenzuhalten. Offensichtlich gebe es einige in der Bundes-ÖVP, die anstatt Erfolge der Regierungsarbeit zu bewerben – also etwa die Steuerreform – sich lieber auf Wien oder die SPÖ einschießen würden. Das sei offensichtlich ein Plan von Teilen der Volkspartei – wenn auch ein sehr durchsichtiger, wie Niedermühlbichler konstatierte. Blümels sieht Auszucker Blümels Kommentar dazu: Die SPÖ sei dadurch offensichtlich an einem sehr wunden Punkt getroffen, anders seien die Auszucker Niedermühlbichlers nicht zu erklären. Anstatt berechtigte Kritik an den Schwachstellen in Wien ernst zu nehmen und zu handeln, würden Häupl, Wehsely, Niedermühlbichler und Co. aber nur ihre gekränkte Eitelkeit öffentlich zur Schau stellen, in ihrem Trotz verharren – und das abgedroschene linke Schreckgespenst namens Schwarz-Blau aus der politischen Mottenkiste kramen.
5Inland
Sanktionen gegen Steueroasen könnten Millionen Menschen den Zugang zum Zahlungsverkehr kosten. Seit den Enthüllungen aus den Panama Papers vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Politiker in Europa oder den USA für eine härtere Gangart im Kampf gegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche plädiert. Steueroasen sollen auf eine schwarze Liste kommen, intransparente Länder sanktioniert werden. Das fordern die Finanzminister in Rom, Berlin und Paris derzeit laufend. Doch bei der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington wächst die Furcht, dass die neue Welle an Aktionismus gegen illegale Geldflüsse eine unerwünschte Nebenwirkung haben wird. Ganze Länder, die im Verdacht stehen, zwielichtig zu agieren, könnten den Zugang zum internationalen Finanzsystem verlieren. Eine Folge wäre, dass Millionen von Menschen nicht mehr auf die Dienstleistungen von Banken zugreifen können oder wenn, dann nur zu einem exorbitant hohen Preis. Was nach einem Zukunftsszenario klingt, hat in den vergangenen Monaten in Teilen der Welt bereits begonnen, sagen Experten der Weltbank und des IWF. Es gibt schon einen Fachbegriff dafür: De-Risking. Aber was geht da vor? Wer eine Antwort auf diese Frage sucht, muss Emile Van der Does treffen. Der schlanke Däne beschäftigt sich im Auftrag der Weltbank damit, wie der Kampf gegen Geldwäsche und die Finanzierung von Terrorismus vorangeht. In den vergangenen Jahren hat die internationale Gemeinschaft die Gangart gegen Kriminelle verschärft, erzählt Van der Does. Die FATF, eine internationale Organisation, die den Kampf gegen Geldwäsche koordiniert, hat strengere Empfehlungen erlassen. In Europa und den USA wurde unter dem Eindruck der Finanzkrise der Kampf gegen Steuerhinterzieher verstärkt. Doch dann geschah etwas Unerwartetes. Die oberste Prämisse der neuen Regeln gegen Geldwäsche und Hinterziehung lautet: Kenne deinen Kunden, schätze das Risiko bei jedem gut ein. Banken sollen damit sicherstellen, dass sie nicht ein Konto für einen Terroristen führen oder Geld an die Mafia überweisen. Doch in vielen Fällen sind solche Nachforschungen kompliziert und kostspielig, sagt Van der Does. Nicht immer sind Ergebnisse sicher. Und Banken bekamen es mit der Angst zu tun. Denn in den vergangenen Jahren fasste eine Reihe von Banken hohe Strafen wegen Rechtsverstößen aus. Allein 2012 mussten Kreditinstitute 3,5 Milliarden Dollar an Pönalen an Aufseher in Großbritannien und den USA zahlen. Davon betroffen war etwa die HSBC mit Sitz in London. Die Bank wurde gestraft, weil sie Geldtransfers für mexikanische Drogenkartelle durchgeführt hat und Kundenbeziehungen im Iran, in Kuba und dem Sudan unterhielt. Alles von den USA sanktionierte Länder. Auch für BNP Paribas und die Deutsche Bank gab es wegen ähnlicher Vergehen hohe Pönalen. Vor dem Hintergrund der empfindlichen Strafen begannen immer mehr westliche Finanzinstitute, Länder ganz zu meiden. Sie stellten also Beziehungen zu lokal tätigen Kreditinstituten und Unternehmen ein. Natürlich geschah das vor allem dort, wo die Risiken hoch und Profitchancen eher gering schienen, so Van der Does. Im vergangenen Jahr hat die Weltbank eine erste Studie zu dem Thema durchgeführt: Von rund 200 befragten Banken gaben mehr als die Hälfte an, Geschäftspartner in Europa und den USA einzubüßen. Hauptbetroffen sind karibische Länder und Territorien wie Barbados, die Bahamas und die Caymans, aber auch zentralamerikanische Staaten wie Belize. Mehr als drei Viertel der befragten Banken in diesen Ländern geben an, darunter zu leiden, dass sie von ausländischen Geldhäusern nicht als Partner akzeptiert werden. Auch die Seychellen und Tuvalu bekommen das Phänomen zu spüren und sogar Mexiko und die Philippinen. Die mexikanische Zentralbank musste vor wenigen Wochen bekanntgeben, dass sie selbst damit beginnen wird, Geldtransfers von und in die USA auf elektronischen Plattformen zu überwachen und durchzuführen. Immer mehr mexikanische Banken hatten beklagt, keinen Zugang mehr zum US-Bankensystem zu haben. Mexiko gilt als ein Hotspot für Drogengelder aus den USA. Hinzu kommt, dass parallel zum De-Risking viele Banken aus Europa ihre Aktivitäten auch als Folgewirkung der Finanzkrise zurückfahren. Sie wollen sich auf einige Regionen konzentrieren. Die britische Barclays etwa hat erst im März angekündigt, einen ganzen Kontinent zu verlassen und ihr Afrika-Geschäft zu verkaufen. Das Problem ist, dass als Ergebnis all dieser Tendenzen in einigen Regionen die Überweisungen von Gastarbeitern an ihre Angehörigen zu Hause schwieriger werden. In vielen Ländern sind diese Zahlungen eine der wichtigsten Einnahmequellen. Nach Jamaica oder Bermuda schicken Gastarbeiter jedes Jahr Beträge in Höhe von 20 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Ohne dieses Geld wären viele Familien mittellos. Analysen der Weltbank zeigen, dass westliche Banken besonders Dienstleister zu meiden beginnen, die Geldtransfers offerieren. Das verteuert dann Überweisungen. Manchmal sind sie elektronisch gar nicht mehr möglich. Es gibt anekdotische Erzählungen, dass einige Firmen tatsächlich Mitarbeiter mit Geldkoffern losschicken müssen, sagt Van der Does. Auch ob der Exodus stärker wird oder abnimmt, sei nicht prognostizierbar, sagt der Däne. Im schlimmsten Fall fürchten er und seine Kollegen eine Welt, in der einzelne Länder den Zugang zum ausländischen Finanzsystem komplett verlieren. Um das zu vermeiden, soll in einem ersten Schritt die Zusammenarbeit mit Finanzaufsehern in den betroffenen Ländern intensiviert werden – sie sollen zeigen, dass sie selbst gegen kriminelle Handlungen vorgehen.
3Wirtschaft
Schulen erhalten den Textentwurf für die Hausordnung nach den Semesterferien. Linz – In der Diskussion um die umstrittene Deutschpflicht an Schulen in der Pause hat der oberösterreichische Landesschulrat seinen Textentwurf für die Hausordnungen fertiggestellt. Wir bemühen uns, auch außerhalb des Unterrichts Deutsch als gemeinsame Sprache zu verwenden, um Vorurteile und Ausgrenzungen zu vermeiden, heißt es in der Empfehlung. Sie soll nach den Semesterferien an die Schulen gehen. Wir haben nie von Pflicht gesprochen, sagte Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer zur APA. Ziel sei es aber, dass auf dem Schulareal Deutsch als gemeinsame Sprache forciert werde. Der Textentwurf, der von Juristen geprüft wurde, kann von den Schulpartnern in die jeweilige Hausordnung aufgenommen werden. Erste Rückmeldungen seien positiv. Eine derartige Regelung werde von vielen Schulen befürwortet, sagte Enzenhofer. Die schwarz-blaue Landesregierung hat die Forcierung von Deutsch als Schulsprache in autonomen Regelungen in ihr Regierungsprogramm geschrieben. Kritik an dem Vorhaben kam von den Grünen.
5Inland
Mischte K.-o.-Tropfen in den Tee, Gericht: Vorsätzliche Körperverletzung. 50 Tagessätze zu je zehn Euro: Diese Strafe muss ein 23-jähriger Deutscher abstottern, weil er seine Freundin vorsätzlich mit K.-o.-Tropfen betäubt hat. Der Grund: Er wollte in Ruhe mit seinen Freunden Videospiele konsumieren, worüber sich die Freundin allerdings aufregte. Der Vorfall ereignete sich im vergangenen August. Nach zehn Stunden Arbeit kam die Freundin gegen 22 Uhr nach Hause und traf auf eine Gruppe videospielender Jungs. Sie forderte ihren Freund auf, dessen Kumpels rauszuhauen, damit sie in Ruhe schlafen könnte. Der machte ihr erst einmal einen Tee – und gab vier bis fünf Tropfen hinein. Daraufhin hatte er tatsächlich seine Ruhe – denn die Freundin schlief bis zum Mittag des nächsten Tages. Ich bin dann mit dem Auto zur Arbeit gefahren, aber auch immer wieder weggenickt, gab die 24-Jährige laut DerWesten vor Gericht an. Ihr damaliger Lebensgefährte soll daraufhin seine Tat gebeichtet haben. Er selbst nehme die Tropfen regelmäßig, um schlafen zu können. Dabei verwende er die zehnfache Menge. Auch vor Gericht zeigte sich der Mann reumütig. Eine Haaranalyse belegte dann vor Gericht, dass der Mann seine Freundin tatsächlich betäubt hatte. Gleichzeitig wurde der Mann vom Vorwurf einer wiederholten Handlung freigesprochen: Die K.-o.-Tropfen kamen nur einmal zum Einsatz. Ihre Freundin hat zwar lange und tief geschlafen, was nicht weh tut, doch es handelt sich sehr wohl um eine vorsätzliche Körperverletzung, attestierte der Richter. Der Verurteilte war zum damaligen Zeitpunkt drogensüchtig, mittlerweile ist er clean. Auch deshalb fiel die Strafe dann doch relativ milde aus. Für welches Videospiel der Mann seine Freundin betäubt hatte, ist nicht bekannt.
0Web
Findet erstmals direkt bei Google in Mountain View statt – Zahlreiche Neuerungen für einleitende Keynote erwartet. Alle Jahre wieder: Am Mittwoch öffnet Google die Pforten der Google I/O 2016, der zentralen Entwicklerkonferenz des eigenen Softwarejahres. Was hier angekündigt und vorgetragen wird, gibt die Richtung für die weitere Entwicklung all der Angebote des Unternehmens vor – und zwar quer durch alle Produktbereiche, von Android bis zur Google Cloud. So weit – so bekannt aus den Vorjahren, doch heuer nimmt Google eine zentrale Änderung vor. Erstmals wird die I/O nämlich nicht in San Francisco sondern direkt neben der Konzernzentrale in Mountain View abgehalten. Offizieller Veranstaltungsort ist das Shoreline Amphitheatre, das sonst eigentlich für große Musikkonzerte genutzt wird. In diesem befindet sich die Hauptbühne, zehn weitere Bühnen baut Google kurzerhand auf den daneben liegenden Parkplätzen auf. Google betont, dass dies eine bewusst Wahl war, um die Konferenz nach Hause zu holen, ob diese Behauptung auch wirklich stimmt, oder eventuell doch einfach kein passender Termin im Moscone Center gefunden wurde, wie manch böse Zunge behauptet, sei dahingestellt. Klar ist jedenfalls, dass diese Entscheidung Google vor gehörige logistische Aufgaben stellt. Immerhin heißt es, tausende Konferenzteilnehmer täglich per Shuttle in der gesamten Bay Area mit Shuttles herumzuchauffieren. Ob das reibungslos klappt, gehört zumindest für die Teilnehmer selbst zu den wohl spannendsten Fragen im Zusammenhang mit der I/O 2016. Einen entscheidenden Vorteil hat die Wahl von Mountain View aber fraglos: Nachdem die I/O in den letzten Jahren in zwei Tage gequetscht werden musste, ist sie heuer drei Tage lang, entsprechend soll es auch deutlich mehr Vorträge und Code Sessions geben – und genau für diese reisen die Teilnehmer schließlich an. Die meisten Beobachter werden sich hingegen vor allem auf die ersten Stunden der Konferenz konzentrieren, findet zur Eröffnung doch wieder eine zweistündige Keynote statt, für die zahlreiche Neuvorstellungen erwartet werden. Was hier kommen könnten, haben wir schon in einem anderen Artikel zusammengefasst, klar ist jedenfalls dass einmal mehr Google CEO Sundar Pichai durch das Programm führen wird. Beim Programm der folgenden Tage zeigt sich ein verstärkter Fokus auf Code-Talks, während allgemeine Ankündigungen und Vorstellungen im Vergleich zu früheren Jahren etwas in den Hintergrund rücken. Eventuell ändert sich dies allerdings noch im Verlauf der Konferenz, immerhin fügt Google üblicherweise nach der Keynote noch einige weitere Termine in den Konferenzkalender ein. Auffällig ist jedenfalls die generell sehr hohe Anzahl an Vorträgen, hier nutzt Google also die Möglichkeiten des neuen Veranstaltungsorts, um ein möglichst breites Angebot für die teilnehmenden Entwickler zu schaffen. Wer nicht vor Ort ist, und die I/O trotzdem mitverfolgen will, kann dies zumindest in Teilen auch heuer wieder über Youtube tun. Wird Google doch neben der Keynote auch zahlreiche Session live über seine Videoplattform streamen. Wer lieber gemeinsam mit anderen das Geschehen verfolgen will, sei auf die I/O Extended verwiesen, in deren Rahmen über die ganze Welt verteilt Viewing Partys stattfinden. Eine davon wird auch heuer wieder in Wien von der lokalen Google Developer Group veranstaltet. Der STANDARD ist bereits vor Ort, und wird gleichermaßen zeitnah wie ausführlich von all den Neuerungen und den jeweiligen Hintergründen berichten. Dabei übernehmen wir auch wieder den Live-Stream, der am Mittwoch, 18. Mai um 19:00 (MESZ) mit der Keynote zur I/O 2016 beginnt. Geneigte Leserinnen und Leser seien explizit dazu aufgefordert parallel zur Keynote mitzuposten, während der Autor versuchen wird, all die Neuerungen unter dem Live-Stream laufend zusammenzufassen. Der Artikel ist bereits online, insofern lohnt es sich die Adresse schon mal vorzumerken. Zusätzlich gibt es über die Google+ und Twitter-Accounts des Autors wieder Rahmenberichterstattung für all jene, die zusätzliche Eindrücke von der I/O erhalten wollen. (Andreas Proschofsky aus Mountain View, 17.5.2015)
0Web
Ein burgenländisches Dorf zeigt seit 26 Jahren mit christlichem Herzen und sozialdemokratischem Rückgrat, dass und wie es ginge. Neudörfl – Wir sind heute hier, erklärt Caritas-Direktor Michael Landau, weil Traiskirchen so schrecklich ist. Hier, das ist das seit 26 Jahren von der Caritas gemanagte Haus Sarah im burgenländischen Neudörfl, das seit langem als Vorzeigemodell gilt. 56 junge Männer – 30 davon unbegleitete Minderjährige – werden hier betreut. Lernen auch so weit Deutsch, dass sie via Volkshochschule zu einem Pflichtschulabschluss kommen können. Niemand in dem 4.500-Einwohner-Dorf murrt. Im Gegenteil: So mancher bereichert ja Sportverein oder Feuerwehr. Das hier, sagt Landau, ist das freundliche, schöne Gesicht der österreichischen Flüchtlingspolitik. Das Gesicht trägt ein gewisser Dieter Posch. Der ist Neudörfler Bürgermeister und seit seinem Sager, dass er lieber ein paar Wählerstimmen verliere als sein – dieses – Gesicht, auch ein vielgebuchter Vortragender in anderen Gemeinden, die sich für so was interessieren. Früher standen diese Impulsreferate unter dem Motto Mut machen. Heutzutage, da nicht nur die Medien, aber die vor allem beitragen zur hysterischen Aufgeblähtheit des Themas, habe sich der Fokus verschoben. Jetzt gehe es eher ums Angstnehmen. Auch dem roten Landeshauptmann. Hans Niessl hat wohl schon angenehmere Pressetermine absolviert als diesen, bei dem er, zwischen Landau und Posch stehend, an die Notwendigkeit von Leadership (Landau) erinnert wird und daran, dass die Neudörfler SPÖ bei der Landtagswahl dazugewonnen hat, aber leider halt gegen den Trend (Posch). Es gehe in der jetzigen Situation nicht um eine Volksbefragung, sondern um eine Gewissensbefragung (Landau). Und darum, dass das Match Bund – Länder nicht so ausgetragen wird, dass sich dahinter die Bürgermeister verstecken können (Posch). Dieter Posch (Ich bin ja nicht nur Neudörfler Ortskaiser, sondern auch Burgenländer und Österreicher) rechnet dem zuständigen Landesrat Norbert Darabos (SPÖ) vor, dass laut seiner eigenen Statistik bloß 62 Quartiere auf die Quotenerfüllung des Burgenlandes fehlen würden. Wo ist da das Problem? Das ist wie ein Stichwort. Denn einerseits, so Darabos, werde diese 15a-Quote bis Ende August sicherlich erfüllt, 300 Quartiere sind in der Pipeline, die Kirche stellt weitere 200 zur Verfügung. Andererseits aber, so Niessl, lasse er sich das Burgenland nicht schlechtreden, da doch die 300 permanent in den Sammelzentren versorgten Menschen nicht zur Quote gerechnet werden, die Obdachlosen in Traiskirchen aber schon. Das Burgenland übererfülle demnach bereits jetzt die Quote. Seit längerem schon bei den minderjährigen Flüchtlingen, da ist das Burgenland mit Abstand führend, leider aber werde das alles nicht in entferntester Weise erwähnt. Michael Landau ergänzt: Asyl ist nicht quotenfähig, es ist unteilbar. Dieter Posch erinnert an die reiche Geschichte des Hauses Sarah, ein einstiger ungarischer Grenzgasthof, in dem 1874 die SPÖ gegründet worden war. Zuvor schon hat Hans Niessl einen ballesterisch tätigen, sehr gut Deutsch sprechenden Burschen entdeckt und simpelt einschlägig fach. Dann rufen die jungen Männer zum Essen. Und Michael Landau will abschließend nur noch das eine loswerden, warnend gewissermaßen: Mut ist ansteckend.
1Panorama
Pentagon will Vorwürfe überprüfen. Washington – Das US-Verteidigungsministerium hat eine Untersuchung wegen der möglichen Vertuschung von sexuellen Übergriffen auf Minderjährige durch einheimische Sicherheitskräfte in Afghanistan eingeleitet. Es müsse die Frage geklärt werden, ob es eine informelle oder offizielle Weisung des Pentagons gab, von Verbündeten begangene Taten nicht zu melden, teilte der Generalinspekteur des Pentagons Dienstag mit. Die New York Times hatte berichtete, dass US-Soldaten in Afghanistan von ihren Vorgesetzten angehalten worden seien, den sexuellen Missbrauch von Buben durch einheimische Polizisten oder Soldaten zu ignorieren, selbst wenn die Taten in einer Militärbasis begangen wurden. Sie berief sich auf Schilderungen mehrerer Soldaten. In einem Fall wurde demnach der Kommandant einer US-Spezialeinheit aus Afghanistan abgezogen, nachdem er einen ranghohen afghanischen Soldaten verprügelt hatte, weil dieser einen Buben als Sexsklaven an sein Bett gekettet festhielt. Untersuchung In einem Memo an die Armeeführung fragt der Generalinspekteur nun danach, ob und wie US-Soldaten ausgebildet wurden, um sexuelle Übergriffe auf Kinder zu erkennen und darauf zu reagieren. Der Ermittler will auch herausfinden, wie viele Verdachtsfälle gegen afghanische Regierungsmitarbeiter den US-Truppen oder ihren Verbündeten gemeldet wurden. Das afghanische Innenministerium bezeichnete den sexuellen Missbrauch von Buben als abscheulich und unanständig und wehrte sich gegen Vorwürfe, die illegalen Taten zu ignorieren. Vor allem in ländlichen Gebieten sind die offiziell geächteten Übergriffe nach wie vor ein großes Problem.
2International
Eine Ohrfeige, die man weitergibt. Zu kapieren, in welcher Gesellschaft man sich befindet, ist nur eine der schriftstellerischen Grundfragestellungen. Was wird Literatur? Nein! Was ist Literatur? Dies ist kein Statement zur Zukunft der Literatur. Mir ist die Zukunft der Literatur schnurzpiepegal. Es geht doch immer in diesen Zukunftsdebatten um Gegenwart. Denn die Gegenwart ist natürlich, wie man aus allen möglichen Realismusdebatten weiß, mit Zukunft und Vergangenheit aufgeladen. Schuldverhältnisse sind das. Heute mehr in Hinblick auf die Zukunft. Denn das hat sich verschoben. Arbeitete sich jemand wie Heiner Müller an der nationalsozialistischen und stalinistischen Vergangenheit ab, arbeiten wir uns an der Zukunft ab, die ganz allgemein verwettet scheint, ins grobe Schuldverhältnis gebracht. Diese verwettete Zukunft steckt dann in der Gegenwart unserer Literatur, die gerne etwas mehr Zukunft hätte und ahnt, daraus wird wohl nichts. Warum? Zum einen die gesellschaftlichen Verhältnisse. Zum anderen die Medienverhältnisse, die verändernden Wahrnehmungsgewohnheiten, hätte man früher ganz kulturpessimistisch gesagt. Früher, so vor zehn Jahren, hätte man aber auch noch darauf geantwortet: das Bloggen, das Internet, Twitter und E-Books. Lichtzeilen. Anrufbeantworter. Überallhin hätte man die Literatur, d._h. Texte versetzt gesehen, damit sie noch ein wenig Zukunftslicht abbekommen – Slams, Poetry Corners, Spoken Word, hätte man weitergeredet, um etwas Legitimation fürs Gegenwärtige zu erhalten, denn darum ging es schon damals hauptsächlich. Literatur als irgendwie doch Praxis, die ankommt bei den Leuten und nicht als Restaurationsgeste erstarrt. Heute scheint mir niemand mehr ernsthaft von der Zukunft der Literatur zu reden und schon gar nicht in Bezug auf Medienfragen (und wenn doch, dann möchte ich das hören – deswegen komme ich nach GRAZ!), umso mehr höre ich von Realismusdebatten, aber das ist das Theater, in dem es traditionell überhitzter zugeht, und das irgendwie lauter ist. Und dieser Theaterdiskurs kann sich gerade nun mal auch nicht entscheiden, ein rein postdramatischer Diskurs zu sein oder ob von einer Rückkehr zum Text, dem neuen Realismus im Text, dem Postrealismus, dem Neoneorealismus oder Gegenrealismus auszugehen ist. Das erzeugt noch nicht unbedingt neue Auftrags lagen, aber vielleicht hilft es? Nur, ob das schon die Literatur der Zukunft sein könnte? Was wird Literatur, was ist sie? Im Prinzip, das ist ja der Witz, versuchen die meisten Leute ja eigentlich nichts anderes, als möglichst gegenwärtig zu sein. Es irgendwie zu schaffen, in diese Gegenwart reinzukommen, die ihnen aus vielen Gründen: soziale, politische, rassistische, ideologische verbaut sind. Oder man lässt sie nicht. Man sagt ihnen, sie seien vorgestrig, oder übersieht gleich völlig, dass sie da sind, da draußen auf ihren Booten oder da drinnen in ihren Sozialbauten oder dort drüben in ihren Universitäten oder auch in den Reihenhäusern. Das ist ein Problem, das sich zwar beschreiben lässt, aber nicht unbedingt verlesen lässt wie ein Statement, das in dieser Debatte weiterhilft. Ich gebe das gerne zu. Die Erfahrung mit solchen Statements sagt mir ohnehin, dass man diese rein persönlich anlegen muss (wenn man nicht in normativem Gemurkse landen will), was interessiert mich in den nächsten Jahren, wie stelle ich mir meine eigene Schreibpraxis vor? Und da stehe ich nun mal auf einer riesigen Baustelle, die nicht unbedingt der Berliner Flughafen ist, aber deren statische Probleme ich gerade dabei bin zu ermessen und hoffentlich bald einigermaßen vernünftig einschätzen kann. Die Frage, was Literatur wird oder ist, ist ja stets mit der Frage verknüpft, welche Probleme man mit ihr und in ihr hat. Wo hapert’s, haut es nicht hin, wo stolpert man – sowohl in arbeitstechnischen, textimmanenten, medialen als auch öffentlichkeitstechnischen Fragen. Über dieses Stolpern lässt sich so manche Fragestellung ordnen, beispielsweise die Frage nach der Realität eines gesellschaftlichen Umbaus. Warum klappt etwas nicht in einem Text? Warum komme ich nicht weiter? Was wirkt einfach falsch an dieser Stelle? (Da kann ich in GRAZ vielleicht mehr erzählen.) Und dann die ganz allgemeine Frage nach Produktionsverlusten, mit denen immer mehr zu rechnen ist in Zeiten von Amazon und Austeritätspolitik. Nur was soll’s: Text tritt ja insgesamt in den Hintergrund – vor kurzem führte ich in der Bonner Germanistik ein Gespräch über die Germanistik ohne literarischen Text bzw. ohne Lektüre – Textvernichtung als Uniprogramm! Gleichzeitig findet im Stadttheaterbetrieb so etwas wie eine Touristisierung des ohnehin schon festivalisierten Betriebs statt, englische Untertitel wandern auf alle Bühnen, Schauspieler werden nur dann gecastet, wenn sie fließend Englisch können. (Und Untertitel sind nicht unbedingt das, was literarisch etwas hergibt.) Und dann: Schließlich gehen ja auch Zeitungen ein, weil die Leute in der Woche nicht mehr Zeit haben zu lesen, Gary Stheyngarts Dystopie Super Sad True Love Story scheint sich als treff liche Gegenwartsbeschreibung zu bewahrheiten, Sprache wird in Zeiten der postdemokratischen Repräsentationskrise ohnehin misstraut. Aber was hilft uns das? Dass Sie jetzt mit Gegenbeispielen kommen? Vielleicht. Das wäre das alte Kegelspiel in der Matrix der ewigen kulturpessimistischen Rhetorik. Alle neune hat man dann immer irgendwann geschafft, und die Urheberrechtsdebatte war auch noch mit dabei (samt Alexander Kluges Idee vom konzentrischen Schreiben, dem kollektiven Schreib-Projekt einer Weltgeschichte als Antwort auf die Globalisierung und die um die Welt kreisenden Pensionsfonds). Insofern schnell zurück zu meiner Baustelle: Zu kapieren, in welcher Gesellschaft man sich befindet, ist für mich eine der schriftstellerischen Grundfragestellungen (wenn man so will: ein Auftrag): Woher kommt die Ohrfeige, die man weitergibt? Und dann: Wie kann ich da einen gewissen Richtungswechsel diesbezüglich organisieren? Das ist sehr vage formuliert, ich gebe es zu. (Es wirkt auch vielleicht auf manche nicht wirklich zukunftsträchtig, weil sie zu wissen meinen, dass Kritik ja schon immer systemstabilisierend wirken soll – der neue Geist des Kapitalismus, auch schon über zehn Jahre alt.) Dennoch: Ich habe mir mit den Begriffen Postdemokratie und Finanzoligarchie/Finanzkapitalismus eine kleine Startlinie zurechtgelegt, von der aus wir gewisse Herrschaftsräume unserer Zeit zu verstehen scheinen, also die Produktion von Herrschaft ganz im foucaultschen und marxschen Erbe, grob gesprochen, aus mitteleuropäischer Perspektive. Das ist sehr einfach, erzeugt aber einen Haufen vielleicht relevant zu nennender (von wem?) Probleme (Relevanz ist eine heikle, ja erschreckende Kategorie!), und kombiniert man diese mit der Frage nach Konstellations-, Informations-, Kontextfragen, Fragen nach Sprechräumen und Rhetoriken, Fragen nach medialen Tektoniken und Erzählperspektiven, hat man genug zu tun für ein ganzes Leben, immer noch. Die Entscheidung für ein ge eignetes Medium sowie für die Veröffentlichungsform wird sich nicht selten am Stoff herausentwickeln, wenn die ganze Sache auch noch organisatorisch zu bewerkstelligen ist. Damit ist jetzt nicht die Literatur der Zukunft beschrieben (ich weiß! Ich habe ja gesagt, daraus wird nichts), und nein, ich gehe hier nicht davon aus, für alle AutorInnen zu sprechen. Früher hätte man gesagt: Das wäre auch eher ein Gewerkschaftsthema. Eigentlich ist es doch ein wenig abwegig, an die Zukunft der Literatur zu denken, wenn die Menschen, die sie lesen könnten, keine mehr haben. Oder sprechen wir über Kassiber, Flaschenpost, Signale ins All, wie es vielleicht Alexander Kluge sehr metaphorisch tut? Wie gesagt: Die Zeit läuft nicht mehr nach vorne. Man muss schneller und langsamer als die Zukunft sein, die uns andauernd blüht.
8Kultur
Milan holt in Neapel ein 1:1, die SSC rangiert nun einen Punkt hinter Juve auf Platz zwei. Neapel – Die SSC Napoli hat die Rückkehr an die Spitze der Serie A nicht geschafft. Die Süditaliener kamen am Montagabend gegen den AC Milan zum Abschluss des 26. Spieltags nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus und haben als Zweiter einen Punkt Rückstand auf Juventus. Milan bleibt Sechster. Lorenzo Insigne brachte die Gastgeber zwar in Führung (39.), doch Giacomo Bonaventura glich fünf Minuten später aus. Milan erwies sich als unangenehmer Gegner, dem im San Paolo zuallererst an Absicherung gelegen war. Nach Seitenwechsel blieb Napoli vor 52.000 Zuschauern zwar tonangebend, doch es fehlte im Aufbauspiel an Kreativität. So konnte sich Milan zumeist recht souverän behaupten und kam kaum einmal wirklich in Bedrängnis. Juventus hatte bereits am Freitag in Bologna nach 15 Siegen in Serie 0:0 gespielt.
4Sport
Seit sieben Jahren widmet er seine Arbeit fast ausschließlich wohltätigen Zwecken. Unter den Gründern in der Computer-Industrie war Bill Gates nie der coolste Typ. Er hat aber die IT-Branche stärker geprägt als die meisten anderen. Und für seinen zweiten Lebensabschnitt hat sich der reichste Mann der Welt eine noch größere Aufgabe vorgenommen. Er gilt als Mann der leisen Töne, der öffentliche Auftritte eher scheut. Auch heute hält sich Bill Gates gern im Hintergrund auf, sollte er einmal gemeinsam mit seiner Frau Melinda im Rampenlicht stehen. Das amerikanische Magazin Forbes listet William Bill Henry Gates III. aktuell als reichsten Mann der Welt. Zu verdanken hat Gates das vor allem dem Erfolg von Microsoft. Am kommenden Mittwoch wird der Software-Architekt und Philanthrop 60 Jahre alt. Mit der Firmengründung ebnete Gates in den 70er Jahren maßgeblich den Weg in das Computer-Zeitalter. Zusammen mit seinem Freund Paul Allen entdeckte Gates das Potenzial der Software. Gates begründete nicht nur den Aufstieg von Microsoft, sondern erfand letztlich die Software-Branche. Anders als der charismatisch auftretende Apple-Gründer Steve Jobs galt Gates stets eher als zurückhaltender Computer-Nerd. Doch seine große Vision hat er zumindest in den entwickelten Staaten realisiert: Ein PC steht heute in nahezu jedem Haushalt – vor 40 Jahren war diese Vision noch ein sehr ehrgeiziges Ziel. Bei der mobilen Revolution mussten Gates und seine Mitstreiter jedoch dem Erzrivalen Apple und dem iPhone hinterherlaufen, obwohl Gates schon vor Steve Jobs mobile Taschencomputer und Smartphones mit Windows im Programm hatte. Das Leben von Bill Gates dreht sich inzwischen nicht mehr um vorrangig PCs, Smartphones und Software: Seit sieben Jahren widmet er seine Arbeit fast ausschließlich wohltätigen Zwecken. Gates zählt zu den Menschen mit der größten Spendenbereitschaft der Welt. 1,3 Mrd. Dollar (1,2 Mrd. Euro) gab Gates laut Forbes gemeinsam mit seiner Frau Melinda im Jahr 2014 für gemeinnützige Zwecke ab und wird damit auf dem zweiten Platz gelistet. Überboten wird er nur noch von dem US-Großinvestor Warren Buffett, der auf eine Spendenbereitschaft in Höhe von 2,8 Mrd. Dollar kam. Aktuell wird Gates Vermögen auf 79,2 Mrd. Dollar geschätzt. Sowohl Bill Gates als auch seine Frau Melinda French Gates seien in Familien aufgewachsen, in denen die Werte der Freiwilligenarbeit und des persönlichen Engagements vermittelt wurden, heißt es auf den Websites der Stiftung. Wenn das Leben gut zu einem ist, sollte man dieses Geschenk so gut und weise nutzen, wie man nur kann, heißt es dort. Zu den ersten Stiftungsprojekten der beiden gehörte in den 90er Jahren die Ausstattung von öffentlichen Bibliotheken in den USA mit Internet-Zugängen über die Gates Library Foundation. Gates habe über seine Firma Microsoft gelernt, wie wichtig ein PC-Zugang für die Bildung sei, heißt es. Schon bald darauf sollte sich das Engagement des Paares auf andere Bereiche weltweit erweitern, etwa der Bekämpfung von Krankheiten wie Malaria, Aids oder Kinderlähmung sowie der Kampf gegen den Klimawandel. Viele Krankheiten gelten in den entwickelten Industrienationen als nahezu besiegt. In Afrika, Asien und andernorts ist das Leben vieler Millionen Kinder dagegen in Gefahr, nur weil oft es an ganz einfachen medizinischen Behandlungen etwa an Impfungen fehlt. Das zu ändern, schrieben sich Bill und Melinda fortan auf die Fahnen. 2010 stellten sie für die folgende Dekade 10 Mrd. Dollar allein für die Erforschung und Verteilung von Impfstoffen für die ärmsten Länder zur Verfügung. Doch es gibt auch immer wieder Kritik an der Stiftungspolitik der Foundation. So prangerte zuletzt im März der Guardian an, dass dem Engagement gegen den Klimawandel die Arbeit der Vermögensverwaltung konträr entgegenstehe. Demnach soll eine Datenanalyse im Steuerjahr 2013 ergeben haben, dass die Stiftung 1,4 Mrd. Dollar in Firmen investierte, die Öl, Gas oder Kohle fördern und für einige große Umweltkatastrophen verantwortlich seien, wie etwa die britische BP oder der US-Konzern Exxon. Die Stiftung soll über ein Vermögen von fast 30 Mrd. Dollar verfügen. Auch wird der Foundation eine enge Bindung an Saatgut-Konzern Monsanto vorgeworfen. Mit entsprechenden Investitionen fördere die Stiftung den Lebensmittel-Konzern, der in der Kritik steht, in Afrika die Armut zu verfestigen und die landeseigene Landwirtschaft etwa mit Patentierungen auf Pflanzen in Abhängigkeit zu halten. Bill Gates wurde 1955 in der Nähe von Seattle im Bundesstaat Washington geboren. Schon in der Schule lernte er den etwas älteren Paul Allen, den späteren Mitbegründer von Microsoft, kennen und verbrachte mit ihm jede freie Minute mit Computern, auf denen man sich damals noch Rechenleistung mieten konnte. 1975 brach Gates sein Studium ab, um sich mehr seiner kleinen Firma Micro-Soft zu widmen und das Unternehmen aufzubauen. Als Gründungsdatum gilt der 4. April 1975. Seine Bilderbuchkarriere begann Gates mit einem Großauftrag von IBM. Er sollte für deren PC ein Betriebssystem liefern. Gates nahm den Auftrag an und kaufte für rund 50.000 Dollar die Rechte an dem System QDOS (Quick and Dirty OS), entwickelte es weiter und benannte es in MS-DOS (Microsoft Disc Operating System) um. Damit begann das PC-Zeitalter. Zum Weltkonzern stieg Microsoft dann mit dem Betriebssystem Windows auf. Als Anführer der Microsoft-Truppen im Browser-Krieg gegen Netscape, stand Gates auch immer wieder in der Kritik. Letztlich setzte er sich aber durch. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs trat Gates Anfang 2000 den Rückzug an. Zunächst gab er die Position als Chief Executive Officer an seinen langjährigen Freund Steve Ballmer ab. Offiziell verabschiedete er sich im September 2007, im Juni 2008 zog sich der damals 53-Jährige dann fast ganz aus dem Software-Konzern zurück. Seither nimmt er nur noch als Aufsichtsratsvorsitzender Einfluss. Der 60-Jährige lebt mit seiner Frau und drei Kindern in einem High-Tech-Anwesen in der Nähe von Seattle. Trotz allen Reichtums können die Kinder jedoch nicht auf ein großes Erbe hoffen. Der Großteil solle der Gesellschaft zugutekommen, erklärte Melinda Gates einmal in einem Interview.
0Web
Haager Gericht forderte Auslieferung von drei angeklagten Ultranationalisten. Belgrad/Den Haag – Ein Belgrader Gericht hat am Mittwoch die Überstellung von drei vom UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien wegen Missachtung des Gerichts angeklagten Ultranationalisten ausgeschlossen. Serbien wäre verpflichtet, die wegen Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschheit angeklagten Personen zu überstellen, stellte das Gericht fest. Bei den Anklagen für Missachtung des Haager Gerichtes gebe eine solche Verpflichtung nicht, so das Gericht. Das UN-Tribunal hatte drei Parteifreunde des wegen Kriegsverbrechen angeklagten Ultranationalistenführer Vojislav Seselj der Missachtung des Gerichtes angeklagt. Sie sollen im Prozess gegen Seselj Belastungszeugen erpresst und eingeschüchtert haben. Auch sollen sie versucht haben, Zeugen durch Bestechungsgelder dazu zu bewegen, nicht gegen Seselj auszusagen. Die Anklage gegen die drei war im Dezember veröffentlicht worden. Seselj war unterdessen Ende März in erster Instanz aller Kriegsverbrechenvorwürfe freigesprochen worden. Das Berufungsverfahren ist soeben im Gange. Die serbische Regierung hatte Anfang März ein Verfahren zur Auslieferung der drei angeklagten Ultranationalisten eingeleitet.
2International
Kardiologe an Med-Uni zum zweiten Mal ausgezeichnet – Zwei hervorragende Absolventen an TU Graz. Graz/Linz – Drei Grazer Universitätsabsolventen haben am Montag im Beisein von Bundespräsident Heinz Fischer sub auspiciis praesidentis rei publicae ihre Doktoratsurkunde erhalten. Andreas Eitzlmayer und Carlo Alberto Boano kommen von der Technischen Universität Graz, ein weiterer von der Medizinischen Universität. Dort hat der 35-jährige Kardiologe Peter Rainer schon zum zweiten Mal sub auspiciis promoviert. Die spezielle Auszeichnung einer Promotion im Beisein des Bundespräsidenten gibt es für Absolventen österreichischer Universitäten nur dann, wenn die Oberstufe mit Vorzug und das Studium mit Auszeichnung absolviert und ein auszeichnungswürdiges Verhalten an der Hochschule als auch außerhalb derselben bescheinigt worden ist. Der gebürtige Salzburger Peter Rainer (geb. 1981) hat bereits im Jahr 2006 in der Humanmedizin sub auspiciis promoviert. In den vergangenen Jahren hat er an der Johns Hopkins University in Baltimore (USA) hinsichtlich der molekularen Ursachen der kardialen Hypertrophie – der Verdickung des Herzmuskels und der daraus resultierenden Herzschwäche – geforscht. An der Med-Uni Graz erforscht der Assistenzprofessor die Umbauvorgänge, die bei Herzerkrankungen auftreten und letztlich zu Herzinsuffizienz führen, weiter. Speziell widmet er sich den Folgen des akuten Myokardinfarkts und des langwährenden Bluthochdrucks. Am Montag promovierte er im Fach Medizinische Wissenschaft. Ausschließlich Bestnoten haben auch der Verfahrenstechniker Andreas Eitzlmayr und der Telematiker Carlo Alberto Boano an der Technischen Universität Graz erbracht: In Stockholm und Turin hat Boano (geb. 1985 in Alba) studiert, bevor er an die TU Graz wechselte. In seiner Doktorarbeit am Institut für Technische Informatik analysierte er den störenden Einfluss der Umgebung auf die Leistung des Internet der Dinge. Mit Letzterem wird ein System aus miniaturisierten Computern, die drahtlos miteinander kommunizieren und als winzige Systeme in alle möglichen Gegenstände integriert sein können, bezeichnet. Boano hat die Wirksamkeit einer Methode bewiesen, mit deren Hilfe störende Umgebungseinflüsse vorhergesagt und kompensiert werden können. Seit dem Vorjahr ist er Assistenzprofessor am Institut für Technische Informatik in Graz. Andreas Eitzlmayr (geb. 1985 in Wels) hat eine Methode entscheidend weiterentwickelt, mit der die Simulation der Strömung und Vermischung in komplex geformten Mischapparaten wie zum Beispiel Extrudern ermöglicht wird. Die Erkenntnisse seien vor allem für pharmazeutische Prozesse relevant, hieß es dazu vonseiten der TU Graz. Nach mehreren Jahren beim Grazer Research Center Pharmaceutical Engineering (RCPE) hat es den Verfahrenstechniker nun in ein oberösterreichisches Unternehmen gezogen.
5Inland
Der Konflikt zwischen der Esterházy Stiftung und den Haydn-Festspielen eskaliert. Wien – An einem Traditionsort der Musikgeschichte, dem Schloss Esterházy, wird seit langem Joseph Haydn gehuldigt. Dem Hofmusiker in Diensten der Familie Esterházy ist ein Festival gewidmet, dessen Intendant Walter Reicher nun bis 2020 verlängert wurde. Indes gibt es Probleme mit dem Vermieter, der Esterházy-Stiftung. Langfristige Planungen würden verunmöglicht, es gäbe Einmischung, so Reicher. Karl Wessely von der Stiftung wehrt sich: Die Esterházy-Stiftungen wollen die Festspiele weder hinausdrängen noch übernehmen. Wir haben sie immer unterstützt und eine moderate Miete verlangt. Es ist uns aber wichtig, dass jetzt die große Chance genutzt wird, den Standort Eisenstadt und Schloss Esterházy ganzheitlich zu betrachten und mit den Haydn-Festspielen eine stimmige ganzjährige Bespielung zu entwickeln. Dabei sollen die Haydn-Festspiele natürlich bestehen bleiben, so Wessely. Es gibt aber einige Punkte, über die wir seit längerer Zeit mit ihnen sprechen. Diese seien: Die Wiedereinführung der Haydn-Oper, Maßnahmen gegen die Überalterung des Publikums und die Installierung eines Orchesters in Residence für das gesamte Jahr. Diese Themen sind nur mit den Festspielen für den Standort vernünftig umzusetzen und darüber verhandeln wir. Intendant Reicher sieht das weniger entspannt: Der Mietvertrag läuft Ende 2016 aus. Mittlerweile verhandeln wir seit mehr als drei Jahren mit Esterhazy über einen neuen langfristigen Mietvertrag. Verzögerungstaktiken und neue Forderungen haben uns nun in eine existenzbedrohende Zeitnot gebracht. Wir müssten eigentlich jetzt für 2018 und darüber hinaus planen. Zu den Forderungen der Stiftung, deren Ursprung Reicher bei Stiftungsvorstand Stefan Ottrubay sieht, meint er: Orchestra in Residence? Anscheinend ist ihm entgangen, dass wir dieses seit 1987 haben, die Österreichisch-Ungarische Haydn Philharmonie, die von Adam Fischer gegründet wurde. Verjüngung des Publikums? Als ob das nicht ein Phänomen wäre, das allen Klassikveranstaltern bekannt wäre. Seit 1991 fahren wir gezielt Förderprogramme für Kinder. Ottrubay verkündet auch, dass seine Kinderoper die erste Inszenierung im Haydnsaal seit 180 Jahren gewesen wäre. Dass wir 12 Jahre lang einen Opernzyklus hatten, scheint ihm entgangen zu sein, obwohl er bei einigen im Haydnsaal saß. Wenn Ottrubay Oper als ständige Einrichtung im Schloss haben möchte – sehr gerne. Wenn es künstlerisch, organisatorisch und finanziell Sinn macht und realisierbar ist, werden wir das gerne mit der notwendigen finanziellen Unterstützung seitens Ottrubays tun. Karl Wessely zum Opernansinnen: Eben, weil die Festspiele dies erfolgreich in der Vergangenheit gemacht haben, wollen wir das Format wieder aufnehmen. Wie sehe für Reicher ein Kompromiss aus? Die Festspiele bekommen eine langfristige Nutzungsvereinbarung, um ordentlich planen zu können. Wenn es dann konkrete und realistische Vorschläge gibt, wie wir zusätzlich Aktivitäten mit wirklich substanzieller Unterstützung von Esterhazy umsetzen können, werden wir gerne dabei sein. Von der Landespolitik ist wenig Vermittlungshilfe zu erwarten. Selbige liegt selbst mit der Stiftung ob diverser Themen im bisweilen gerichtlichem Zwist.
8Kultur
Automatisches Notrufsystem informierte Notrufzentrale nach Zusammenprall. Ein vernetztes Auto hat in Florida seine eigene Fahrerin nach einem Unfall mit Fahrerflucht bei der Polizei verraten: Die 57-jährige Lenkerin krachte in einen LKW und einen Van, fuhr anschließend aber weiter. Ihr Ford registrierte allerdings den Aufprall und informierte automatisch die Notrufzentrale. Daraufhin wurde die Frau festgenommen, sie und ein Unfallopfer sollen leichte Verletzungen davongetragen haben. Das Ford-Notrufsystem ist eigentlich dazu da, bei einem Unfall mit Bewusstlosigkeit Rettungsmaßnahmen zu initiieren. Wie der Vorfall zeigt, kann es sich aber auch gegen den eigenen Besitzer wenden – wenn auch unabsichtlich. Ab 2018 soll jedes neue in der EU verkaufte Auto ein ähnliches System aufweisen. Moralisch stellen vernetzte und immer klügere Fahrzeuge schwierig zu beantwortende Fragen. So könnten selbstfahrende Autos bei einem Unfall entscheiden, dass der Tod des eigenen Fahrers besser als das Überfahren zweier Passanten ist. Für den Lenker stellt dies einen Kontrollverlust dar, da er seine Autorität an das Fahrzeug abgibt. Auch aus diesem Grund dürfte es nicht so schnell zu selbstfahrenden Autos kommen.
0Web
Zürich - Ich habe intensiv über meine Präsidentschaft und über die vierzig Jahre, in denen mein Leben untrennbar mit der FIFA und dem großartigen Sport Fußball verbunden gewesen ist, nachgedacht. Ich schätze und liebe die FIFA mehr als alles andere und will nur das tun, was am besten für die FIFA und den Fußball ist. Ich sah mich veranlasst, zur Wiederwahl anzutreten, da ich glaubte, dies sei das Beste für die Organisation. Diese Wahl ist vorüber, aber die Herausforderungen für die FIFA sind es nicht. FIFA braucht eine tiefgreifende Revision. Obwohl ich ein Mandat von den FIFA-Mitgliedern habe, glaube ich nicht, dass ich ein Mandat von der gesamten Fußballwelt habe - den Fans, den Spielern, den Vereinen, den Menschen, die den Fußball genauso leben, lieben und atmen, wie wir alle bei der FIFA es tun. Daher habe ich entschieden, mein Mandat bei einem außerordentlichen Wahl-Kongress niederzulegen. Ich werde meine Funktionen als FIFA-Präsident bis zu dieser Wahl weiter ausüben. Der nächste reguläre FIFA-Kongress wird am 13. Mai 2016 in Mexiko-Stadt stattfinden. Dies würde unnötige Verzögerungen bedeuten und daher werde ich das Exekutivkomitee dringend bitten, einen außerordentlichen Kongress zur Wahl meines Nachfolgers zum frühstmöglichen Zeitpunkt zu organisieren. Dies muss in Übereinstimmung mit den Statuten der FIFA geschehen und wir müssen den besten Kandidaten genug Zeit geben, sich zu präsentieren und für ihre Wahl zu werben. Da ich kein Kandidat sein werde und daher nun frei von den Einschränkungen bin, die Wahlen unweigerlich mit sich bringen, wird es mir möglich sein, mich darauf zu konzentrieren, weitreichende, grundlegende Reformen voranzutreiben, die unsere bisherigen Bemühungen übersteigen. Seit Jahren haben wir hart daran gearbeitet, administrative Reformen zu schaffen, und obwohl diese fortgesetzt werden müssen, ist mir klar, dass dies nicht genug ist. Im Exekutivkomitee sind Vertreter von Verbänden, über die wir keine Kontrolle ausüben, aber für deren Handlungen die FIFA verantwortlich gemacht wird. Wir brauchen tief verwurzelte strukturelle Veränderung. Die Größe des Exekutivkomitees muss verkleinert werden und seine Mitglieder sollten durch den FIFA-Kongress gewählt werden. Die Überprüfung der Integrität aller Mitglieder des Exekutivkomitees muss zentral durch die FIFA organisiert werden und nicht durch die Verbände. Wir brauchen eine Beschränkung der Amtszeit nicht nur beim Präsidenten, sondern für alle Mitglieder des Exekutivkomitees. Ich habe schon früher für diese Veränderungen gekämpft, und, wie jedermann weiß, wurden meine Bemühungen blockiert. Dieses Mal jedoch werde ich Erfolg haben. Ich kann dies nicht alleine tun. Ich habe Domenico Scala gebeten die Einführung und Umsetzung von diesen und anderen Maßnahmen zu überwachen. Herr Scala ist der unabhängige Vorsitzende unserer vom FIFA-Kongress gewählten Audit-und Compliance-Komission. Er ist auch der Vorsitzende der ad-hoc Wahlkommission und wird als solcher die Wahl meines Nachfolgers leiten. Herr Scala besitzt das Vertrauen eines breiten Spektrums von Parteien in- und außerhalb der FIFA und hat all das notwendige Wissen und die Erfahrung, um zu helfen, diese notwendigen Reformen anzupacken. Meine tiefe Fürsorge für die FIFA und ihre Interessen, die mir sehr am Herzen liegen, haben mich zu dieser Entscheidung bewegt. Ich möchte jenen danken, dich mich immer auf konstruktive und loyale Weise als FIFA-Präsident unterstützt haben und die so viel für das Spiel getan haben, das wir alle lieben. Wichtiger ist als alles andere ist mir, dass, wenn all dies vorüber ist, der Fußball als der Sieger hervorgeht.
4Sport
Der freiheitliche Landesvize in Oberösterreich findet Frauendebatten "peinlich". STANDARD: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der ÖVP? Haimbuchner: Bestens. Sie hat aber auch in den vergangenen sechs Jahren gut funktioniert. STANDARD: Zum Start von Schwarz-Blau in Oberösterreich gab es aber, angesichts der fehlenden Frauen in der Landesregierung, heftige Kritik. Ist es um die weiblichen Personalreserven in der FPÖ tatsächlich so schlecht bestellt? Haimbuchner: Ich habe nie Quotendiskussionen geführt – und werde jetzt nicht damit anfangen. Bei uns spielt die Regionalität eine übergeordnete Rolle. Und danach wurde auch das Personal gewählt. STANDARD: Die Regionalität steht bei der FPÖ also über den Frauen? Haimbuchner: Wir haben diese Frage in der Partei basisdemokratisch entschieden. Aber ja, die FPÖ hat Nachholbedarf, was das Engagement von Frauen in der Politik betrifft. Da mache ich auch überhaupt kein Geheimnis daraus. Aber Quoten halte ich auf allen Ebenen für nicht angebracht. STANDARD: Aber es ist doch peinlich, dass Oberösterreich jetzt österreichweit die einzige Landesregierung ohne Frau hat, oder? Haimbuchner: Peinlich ist die Diskussion, die darüber geführt wird. Wir haben bitte ganz andere Probleme in diesem Land. STANDARD: Stimmt. Viele haben ein Problem mit der von der FPÖ im Regierungsprogramm verankerten Deutschpflicht in Schulen. Verfassungsrechtler sehen das Prinzip Schulsprache Deutsch als grundrechtswidrig an. Sind blaue Forderungen letztlich das (Regierungs-)Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wurden? Haimbuchner: Man muss einmal manchen Journalisten und Politikern, die das Arbeitsübereinkommen heftig kritisieren, eine gewisse Überforderung konstatieren. STANDARD: Noch spüre ich keine Überforderung. Sie sind Jurist – ärgert Sie das, wenn viele Ihrer Kollegen der Meinung sind, dass die Deutschpflicht nicht menschenrechtskonform sei? Haimbuchner: Natürlich. Aber ich bin die Schläge der Moralkeule gewöhnt. Man hat mir vorgeworfen, dass die deutsche Sprache als Voraussetzung für den Erhalt einer Sozialwohnung in Oberösterreich rechtlich unmöglich sei. Was ist letztlich passiert? Recht hab’ ich bekommen. Heute werden diese Richtlinien umgesetzt. Alle Forderungen, die die FPÖ in den letzten Jahren aufgestellt hat, werden Schritt für Schritt übernommen. STANDARD: Tatsächlich? Haimbuchner: Ich erinnere an die Unmöglichkeit der Überwachung der Grenzen aufgrund des Schengenabkommens. Wir waren auch die Ersten, die gesagt haben, dass es bei Integrationsunwilligkeit entsprechende Konsequenzen geben muss. Der Herr Kurz übernimmt jetzt Punkt für Punkt jede Forderung. Wenn die FPÖ diese aufstellt, ist es pfui, machen es andere Parteien, dann sind das plötzlich Meilensteine der Politik. STANDARD: Bildungsexperten sprechen schon von einer kognitiven Schlichtheit der Politik. Haimbuchner: Was die Deutschpflicht in der Schule anbelangt, lasse ich mich sicher nicht von sogenannten Bildungsexperten belehren. Das Problem ist, dass wir in einer Gesellschaft leben, die von Experten nur so strotzt. Und im Bildungssystem läuft dennoch so vieles schief. Fakt ist: Wenn ich die Sprache des Landes, in dem ich aufwachse, nicht beherrsche, dann werde ich Probleme haben. STANDARD: Englisch und Französisch in der schulischen Jausenpause sind erlaubt? Haimbuchner: Eine absurde Frage. Wir haben in Österreich sicher nicht das Problem, dass in den Schulhöfen zu viel Englisch gesprochen wird. STANDARD: Sie haben in letzter Zeit nicht nur die Bildungsexperten vergrault. In den Reihen der Exekutive ist man angesichts Ihrer Aussage, Polizisten würden an den Grenzen derzeit wie Schlepper agieren, mächtig sauer. Haimbuchner: Auch das halte ich aus. Wenn die Polizei nichtregistrierte Personen quer durch Österreich transportiert, kann man das nur als Schlepperei bezeichnen. STANDARD: Sie haben sich immer dafür ausgesprochen, die Grenzen dichtzumachen – also ein Zaun. Sicherheitslandesrat Elmar Podgorschek ist klar gegen einen Zaun. Gibt es eine einheitliche Linie in der FPÖ zum Grenzverhalten? Haimbuchner: Wir können uns alle Maßnahmen vorstellen, die dazu führen, dass eine Grenze tatsächlich gesichert wird. Wenn das durch das Personal nicht mehr möglich ist, dann müssen technische Einrichtungen her. STANDARD: Also keine einheitliche Linie in der FPÖ? Haimbuchner: Wir als Freiheitliche sind für eine Sicherung der Grenzen. Und da darf man nichts ausschließen – auch keine technischen Maßnahmen.
5Inland
Einstellung des Verfahrens gegen rechte Monatszeitschrift sorgt für Empörung. Grüner Harald Walser brachte nun parlamentarische Anfrage ein.. Graz – Die Einstellung eines Verfahrens gegen die FPÖ-nahe Monatszeitschrift Aula durch die Staatsanwaltschaft Graz sorgt für Aufregung. Der grüne Parlamentarier Harald Walser hatte wegen eines Artikels mit dem Titel Mauthausen-Befreite als Massenmörder des Aula-Autors Manfred Duswald Anzeige erstattet. Duswald bezeichnete darin 1945 aus dem KZ Mauthausen befreite Häftlinge als Landplage und Kriminelle, die raubend und plündernd, mordend und schändend das unter der Befreiung leidende Land plagten. Die Grazer Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen Duswald und den Aula-Herausgeber Martin Pfeiffer nun ein. Die Begründung: Es sei nachvollziehbar, dass die Freilassung mehrerer Tausend Menschen aus dem Konzentrationslager Mauthausen eine Belästigung für die betroffenen Gebiete Österreichs darstellte. Weiters heißt es, dass sich unbestritten unter den KZ-Häftlingen Rechtsbrecher befanden. Anlass für den Artikel war eine Buchrezension. Doch auch die Autorin des rezensierten Buches distanzierte sich von der Besprechung in der Aula. Duswald ist Mitglied bzw. alter Herr der vom deutschen Verfassungsschutz seit Jahren als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft Danubia München. Laut Christian Becker, Betreiber des Blogs Ein Burschenschafter packt aus, gibt es in Deutschland überhaupt nur vier Burschenschaften, auf die der Verfassungsschutz ein Auge hat. Duswald fällt etwa dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) seit Jahren durch revisionistische, NS-relativierende Artikel auf. Walser stellte nun eine parlamentarische Anfrage an Justizminister Wolfgang Brandstetter, in der er etwa wissen will, ob man für die Begründung Gutachter herangezogen habe oder die betroffene Staatsanwältin eine historische Expertise habe. Angeführt werde in der Begründung nämlich nur, dass man das Wort Landplage im Duden nachgeschlagen habe. Der Historiker und Lager-Experte Bertrand Perz nennt die Begründung in einem Interview mit der Zeit im Bild naiv oder zumindest von wenig Kenntnis getragen und äußerst tendenziös. Zudem setze die Staatsanwaltschaft hier eigentlich die NS-Propaganda fort. Da der Fall berichtspflichtig war, wurde er auch im Justizministerium durch gewunken. Von der Staatsanwaltschaft Graz hieß es am Sonntag, man werde vor der fristgerechten Beantwortung durch den Minister keinen Kommentar abgeben. Auch seitens des Justizministerium will man die Causa auf STANDARD-Nachfrage nicht kommentieren.
5Inland
Ausverkauftes Konzert im Wiener Theater am Spittelberg. Wien – Es kam, wie es kommen musste. Schifoan war die allerletzte Zugabe. Doch das zu singen hatte Wolfgang Ambros am Sonntagabend keine Lust mehr, also ließ er das Publikum zum Abschluss sich selbst vergnügen. Davor aber war das ausverkaufte Konzert einer der Höhepunkte des diesjährigen Wien im Rosenstolz-Festivals im Wiener Theater am Spittelberg. Ein wenig bange hatten vor knapp drei Wochen auf der gleichen kleinen Bühne Ernst Molden und der Nino aus Wien den Ambros-Song Wie wird des weitergehen? intoniert. Und die Antwort des 63-jährigen Austro-Urpoppers war: Geschichtenerzählen. Wir sollen uns um ihn, dessen Kreuz so bedient ist, dass er nur mit Mühe den hohen Hocker erklimmen kann, keine Sorgen machen. Wir sollen ihm einen Wunsch erfüllen, den er schon in jungen Jahren geäußert hat: A Mensch möcht i bleiben. Und wir sollen niemals nach Ludwigshafen fahren. Das sei die furchtbarste Stadt der Welt. Zumindest habe er sie so im Rahmen einer Watzmann-Tournee erlebt. Aber immerhin sind bei dieser Gelegenheit traurig-schöne Lieder entstanden, die Ambros nun in intimer Konzertatmosphäre vor nicht einmal 500 Zuhörern (darunter auch der Nino aus Wien) zum Besten geben kann. Aus der Dunkelheit seiner Gedanken hat Ambros überhaupt einige Andenken von seinem Album Weiß wie Schnee mitgebracht. Das selten gesungene Kaputt und munter etwa, oder Gezeichnet fürs Leben. Aber auch die mit geschlossenen Augen gesungenen Erinnerungen an ganz früher, an Original Clarks. Ambros pur, mittlerweile als Trio mit Günter Dzikowski am Keyboard und Roland Vogl an der zweiten Gitarre (Wehe, jemand sagt Hawaiigitarre zu einer Lap-Steel-Gitarre), gibt es bereits seit neun Jahren. Also fast ein Jahrzehnt, wie der Bandleader wehmütig vorrechnet. Sein Repertoire hat er sich nicht nur selbst geschaffen. Tom Waits steuert unter anderem Shiver Me Timbers bei, das Ambros, wie er zugibt, sehr frei mit Nach mir die Sintflut übersetzt. Und bei Die Reblaus von Ambros Hans-Moser-Album kommen die Bar-Pianist-Qualitäten von Tastenmann Dzikowski besonders gut zur Geltung. Weil Wolfgang Ambros und Georg Danzer zusammengehören wie Beatles und Stones, gibt es auch noch eine Geschichte von seinem 2007 verstorbenen Freund. Von dem habe er sich abgeschaut, manchmal einfach auf den Schlussakkord zu verzichten. Das halte die Spannung aufrecht, habe ihm der Schurl beigebracht. Andererseits: So eine mit der Inbrunst des Publikums gemeinsam gesungene Schlusszeile Weil die Leich da Hofa is hat schon etwas. (Michael Simoner, 26.10.2015)
8Kultur
Heißester Oktobertag und drittheißester Tag überhaupt. Rio de Janeiro – Mit 42,8 Grad wurde am Freitag der heißeste Oktobertag in Rio de Janeiro seit 100 Jahren gemessen. In praller Sonne wurden im Zentrum teilweise sogar Werte bis 50 Grad gemessen. Es gab einen Ansturm auf die Strände und die Militärpolizei rüstete auf. Wie die Nachrichtenagentur Agencia Brasil unter Verweis auf das nationale meteorologische Institut berichtete, liegt der Ganzjahresrekord in der Olympiastadt bisher bei 43,2 Grad. Der Wert wurde am 26. Dezember 2012 erreicht. Dahinter folgt der 14. Jänner 1981 mit 43,1 Grad. Der nun am 16. Oktober gemessene Wert war der dritt heißeste Tag. Dabei ist in Brasilien – auf der Südhalbkugel – erst Frühling, der Sommeranfang ist am 21. Dezember. Die Strände an der Copacabana und in Ipanema waren entsprechend voll. Am Samstag gingen die Werte bei bewölktem Himmel etwas zurück. Nach einer Überfallserie von Jugendlichen im September hat die Polizei an den berühmten Stränden der 6,5-Millionen-Einwohner-Stadt, die 2016 die Olympischen Sommerspiele ausrichtet, ihre Präsenz deutlich verstärkt. Im Rahmen der Operation Sommer sind rund 700 Militärpolizisten im Einsatz. Zwischen Badenden sind kräftige Polizisten in kurzen Hosen mit Pistolen und Schlagstöcken zu sehen. Auch Hubschrauber sind im Einsatz, über 100 Kameras sind in Ipanema und Copacabana installiert, von einem zentralen Überwachungswagen haben Polizisten das Geschehen an allen Stränden im Blick – knapp 300 Tage vor Olympia will man Stärke zeigen, damit Touristen nicht von Negativschlagzeilen über unsichere Strände abgeschreckt werden.
1Panorama
90 Prozent aller ambulant und stationär behandelten Steirer können ab sofort auf die eigene Gesundheitsakte zugreifen. Graz – Zum Start der Elektronischen Gesundheitsakte hat am Mittwoch der steirische Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) das System mit den Vorständen der Krankenanstaltengesellschaft (Kages), Ernst Fartek und Werner Leodolter, vorgestellt. Trotz Kritik der Ärztekammer im Vorfeld zeigte man sich erfreut, in der Steiermark Vorreiter zu sein. Ab sofort werden hier mehr als 90 Prozent aller behandelten Patienten Zugang zu ihrer elektronischen Gesundheitsakte haben. Ich bin überzeugt davon, dass wir in wenigen Jahren mit einer gewissen Leichtigkeit auf manches, was da an Kritik gekommen ist, schauen werden, sagte Drexler. Er verstehe diffuse Ängste in der Bevölkerung bei elektronischen Neuerungen. Doch gerade im Bereich Sicherheit habe man sich gut vorbereitet. In der Steiermark habe es seit Jahren eine vergleichbare Kages-interne IT-Plattform gegeben, so Fartek. Private Sanatorien werden Elga frühestens in drei Jahren beitreten, Versicherungen haben keinen Zugriff auf die Patientendaten. Kages-Spitäler gibt es an 23 Standorten. Technische Vorarbeiten liefen schon seit den 90er-Jahren, sagte Leodolter. Wer Zugriff auf die Daten habe, bestimme der Patient. Alle Zugriffe würden aufgelistet und könnten jederzeit vom Patienten kontrolliert werden. Zudem könne sich jeder von Elga abmelden. Drexler erinnerte an das Gezeter, als die E-Card eingeführt wurde. Zehn Jahre später sei jeder froh, dass wir das Zettelwerk der Krankenscheine nicht mehr haben. Aber die Dampfmaschine war auch nicht völlig von Vorbehalten frei. Große Verbesserungen erwarten sich die steirischen Gesundheitsanbieter besonders für Diabetespatienten und multimorbide Patienten.
5Inland
Beide Sender bringen unabhängig voneinander Landesporträt aus der Vogelperspektive. Wien – Drohnen und Multicopter über Österreich: Die Schönheiten des Landes aus der Vogelperspektive zeigt am Mittwoch Servus TV. In dem Dreiteiler Österreich von oben setzen Martin Betz, Hans-Peter Stauber und Kurt Reindl auf Cineflex-Technologie, Kran und Flugaufnahmen und filmen Natur, Geschichte und Leben einer idealtypischen Familie in Österreich mit der schwebenden Kamera. Luftaufnahmen plant auch der ORF: Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ging Dokumentarfilmer Georg Riha in die Luft. In Über Österreich zeigt er ebenso Naturschönheiten, geplant ist die Ausstrahlung des Films 2016.
6Etat
CEO Haas sieht fundamentalen Wandel mit weitreichenden Konsequenzen. Mobilfunknutzer in Deutschland verbrauchen im europäischen Vergleich deutlich weniger Datenvolumen. In einigen Ländern in Europa liegt der Durchschnittswert inzwischen schon bei vier und fünf Gigabyte, in Deutschland sind es nicht einmal ein Gigabyte, sagte Markus Haas, Chief Operating Officer von Telefonica Deutschland, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Mit dem flächendeckenden Umstieg auf die schnellere LTE-Technologie werde dieser Bedarf aber auch in Deutschland weiter stark ansteigen. Auch die steigende Anzahl der vernetzten Geräte biete Potenzial. Unsere Kunden werden künftig mit durchschnittlich acht oder neun Geräten online sein. Dafür will man nicht acht oder neun Verträge haben. Strategie sei es, die Konnektivität mit Dienstleistungen zu kombinieren, die einen echten Mehrwert ausmachen. In der Vergangenheit habe die gesamte Telekommunikationsbranche hier Chancen verpasst. Beim Messaging konnten wir kurzfristig nicht den gleichen Kundennutzen wie WhatsApp anbieten. Daraus haben wir gelernt. Mit der Digitalisierung erlebe auch Telefonica Deutschland einen fundamentalen Wandel – strukturell und kommerziell, betonte Haas. Technologien, Prozesse und Geschäftsfelder verändern sich mit rasanter Geschwindigkeit. Messaging-Dienste haben diese Entwicklung noch einmal beschleunigt. Nun würden neue Anwendungen möglich, an die vor wenigen Jahren noch niemand gedacht habe. Die Mehrwerte müssten nicht unbedingt vom Telekommunikationsprovider selbst stammen. Wir versuchen durch Partnerschaften mit attraktiven Diensten der digitale Begleiter für unsere Kunden zu sein. So verfüge Telefonica Deutschland für das im Spätsommer startende O2-Banking nicht über eine eigene Bankenlizenz, sondern arbeite mit der Münchner Bank Fidor zusammen. Auch bei der Bereitstellung von Musik- oder Videodiensten baue Telefonica Deutschland kein eigenes Angebot auf, sondern versuche Dienste oder verschiedene Mediatheken möglichst optimal in das eigene Angebot zu integrieren. Das Smartphone wird zur zentralen Fernbedienung beim TV, sagte Haas. Die Digitalisierung der Branche habe auch für Telefonica Deutschland weitreichende Konsequenzen. So habe man in München und Düsseldorf ein Digital Command Center eingerichtet, mit dem man versuche, die Kundenwünsche in Echtzeit zu erkennen. Dort könne man beispielsweise sehen, welche Produkte in welchen Regionen gerade besonders nachgefragt sind oder zu welchen Tarifen es die meisten Rückfragen gebe. In einer agilen Zusammenarbeit könnten etwa Preisänderungen in kürzester Zeit umgesetzt werden. Früher hat die Abstimmung über verschiedene Abteilungen hinweg mehrere Tage und teilweise Wochen verschlungen.
0Web
Die Mercedes-Verkaufszahlen haben in China um fast ein Drittel zugenommen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Verhandlungen mit der Kasse starten – Laut Kammer hält Ärzteangebot dem Bevölkerungswachstum nicht stand. Wien – Die Wiener Ärztekammer fordert 300 zusätzliche Kassenplanstellen für die Bundeshauptstadt: Mit diesem Ziel geht die Interessensvertretung heute, Dienstag, Nachmittag in die Verhandlungen mit der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK). In der für drei Stunden anberaumten Sitzung fordert Kammer-Vizepräsident Johannes Steinhart eine klare Entscheidung, wie er in einer Aussendung im Vorfeld unterstrich. Laut Ärztekammer hält die Zahl der Kassenordinationen mit dem enormen Bevölkerungswachstum Wiens nicht mehr Schritt. Vor allem im niedergelassenen Bereich herrsche seit langem Handlungsbedarf: Derzeit kommen auf einen niedergelassenen Allgemeinmediziner bereits 2447 Wienerinnen und Wiener – so viel wie nie zuvor, veranschaulichte Steinhart. Auch die Grippewelle habe die seit Jahren bekannten Versorgungsdefizite im Wiener Gesundheitssystem wieder an die Oberfläche gespült, hieß es. Die Kammer wirft der WGKK außerdem eine verantwortungslose Hinhaltetaktik gegenüber Wiens Patienten vor und appelliert, diese aufzugeben. Heute um 14 Uhr starten jedenfalls die Verhandlungen über die geforderten zusätzlichen Ordinationen zwischen der Kurie der niedergelassenen Ärzte der Wiener Ärztekammer und der Krankenkasse im sogenannten Invertragnahmeausschuss. Laut dem bei der WGKK für Vertragspartnerverrechnung und -verhandlung zuständigen Direktor Andreas Obermaier ist diese Forderung beim heutigen Zusammentreffen kein Thema. Der für 14.00 Uhr angesetzte Invertragnahmeausschuss findet laut Obermaier routinemäßig alle zwei bis drei Monate statt. In diesen Sitzungen werde über einzelne Stellen in Wien entschieden: Im Prinzip ist das Hauptthema der Treffen: Wird die Stelle nachbesetzt, wird sie in einen anderen Bezirk verlagert, wird sie möglicherweise umgewandelt – zum Beispiel von einem Lungenfacharzt in einen Augenarzt, sagte er im Gespräch mit der APA. Er, Obermaier, sei seitens der WGKK Stimmführer in der Sitzung: Da habe ich hinten und vorne keinen Auftrag und kein Pouvoir über 300 Stellen zu verhandeln. Es wäre außerdem nicht machbar bzw. rechtlich korrekt, in einem solchen Ausschuss über 300 Stellen zu verhandeln. Vielmehr handle es sich dabei um eine Frage der Menge der Stellen im Stellenplan: Das sind Gesamtvertragsverhandlungen auf höchster Ebene, die aber heute nicht stattfinden. Seiner Meinung nach handle es sich um ein großes Missverständnis, das von der Ärztekammer hochstilisiert werde: Warum die Ärztekammer jetzt sagt, heute wird über 300 Stellen verhandelt, ist für uns nicht nachvollziehbar. In Wien gebe es derzeit circa 1.500 Kassenstellen von Allgemein- oder Fachmedizinern. Die geforderten 300 zusätzlichen Ordinationen würden ein Plus von 20 Prozent bedeuten, rechnete der WGKK-Direktor weiter vor. Das stehe in keinem Verhältnis zum Bevölkerungswachstum von 2,4 Prozent im Vorjahr. Das ist Zehntel von dem, was da an Stellenforderungen kommt. Das passt einfach nicht. Die Gebietskrankenkasse werde jedenfalls beim heutigen Treffen mit den Ärztekammer-Vertretern darauf drängen, das 62 – seit Jahren – genehmigten, aber bisher nicht besetzte Posten zur Gruppenpraxenerweiterung oder -gründung endlich ausgeschrieben werden. Unsere Forderung wäre, dass man bis zum Sommer mindestens die Hälfte ausschreibt. Wenn man die bis zum Juni ausgeschrieben hat, dann wird ein guter Teil im Herbst besetzt sein. Das reiche für das Bevölkerungswachstum von mehreren Jahren, so Obermaier.
5Inland
Nach weiteren Job-Streichungen – Wirtschaftsminister Rehn verweist auf frühere Zusagen des US-Konzerns. Finnlands Wirtschaftsminister Olli Rehn erwartet sich von Microsoft neue Großprojekte als eine Art Wiedergutmachung für die geplante Streichung von 2.300 ehemaligen Nokia-Arbeitsplätzen in Salo, Espoo und Tampere. Rehn sagte in einem Interview mit der finnischen Nachrichtenagentur STT am Donnerstag, er erwarte sich mehr und größere Initiativen des US-Konzerns als bisher. Vor einigen Monaten hatte Microsoft Pläne für die Eröffnung eines kleineren Datenzentrums in der südfinnischen Region Uudenmaa (Neuland) angekündigt, ohne den genauen Standort, dessen Größe oder sonstige Details bekannt zu geben. Microsoft soll Finnland bereits bei der Übernahme der Handy-Sparte von Nokia vor zwei Jahren zugesichert haben, früher oder später zu erwartende Einsparungen im Personalbereich durch die Investition in derartige Serverfarmen in der Höhe von 250 Millionen Dollar (226,78 Mllionen Euro) zu kompensieren. Die bisher bekannten Pläne von Microsoft entsprächen jedenfalls nicht den Erwartungen der Regierung, so Rehn in dem Interview. Microsoft-Finnland-Sprecher Max Mickelsson wollte zu Rehns Äußerungen laut STT nicht Stellung nehmen, sagte jedoch, man müsse die geplanten Investitionen von Microsoft in Finnland in ihrer Ganzheit betrachten. Es gehe hierbei nicht nur um die monetären Sichtweise. Microsoft betreibt in Europa größere Datenzentren unter anderem in Österreich, den Niederlanden und Irland.
0Web
Im Auftrag des Gesundheitsministeriums pro Tag bis zu 25 Eingriffe vorgenommen. Lima – Mit einem System aus Anreizen und Sanktionen sollen in Peru arme und indigene Frauen zu Zeiten der Regierung Alberto Fujimoris (1990-2000) sterilisiert worden sein. Der Arzt Oscar Aguirre erklärte am Dienstag der Zeitung La Republica, er habe im Auftrag des staatlichen Gesundheitsministeriums pro Tag bis zu 25 dieser Eingriffe vorgenommen. Als Mediziner sei er für die Operationen zuständig gewesen. Die Frauen herbeizuschaffen sei Aufgabe der Krankenpfleger gewesen. Laut Aguirre hat die Regierung unter Fujimori die Pfleger bei der Erfüllung bestimmter Quoten belohnt, zum Beispiel mit Nahrungsmitteln. Bei Unterschreitung der Quoten hätten ihnen Bestrafungen gedroht. Bereits im Jahr 2003 hatte der peruanische Staat die Verantwortung für das sogenannte Nationale Programm zur Familienplanung eingestanden und sich zur Aufklärung verpflichtet. Nach aktuellen Untersuchungen sollen im Zeitraum von 1996 bis 2000 weit über 200.000 Frauen und auch Männer zum Teil gegen ihren Willen sterilisiert oder unter falschen Versprechungen zu den Eingriffen gedrängt worden sein. Laut Amnesty International haben bereits mehr als 2.000 Frauen Klage wegen Zwangssterilisationen erhoben. Seit Ende 2015 hat die Regierung neue Maßnahmen ergriffen, um die Geschehnisse aufzuarbeiten und Schuldige zu bestrafen. Fujimori sitzt eine Haftstrafe von 25 Jahren wegen Korruption und anderer Menschenrechtsverletzungen ab. Seine Tochter Keiko Fujimori kandidiert aktuell für das Präsidentenamt. Die 40-Jährige gilt nach Umfragen als Favoritin für die Wahl am 10. April.
2International
Christine Lagarde lehnt Sonderbehandlung für Griechenland ab. Washington – Nach der Zuspitzung der griechischen Finanzkrise hat die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, der linksgerichteten Regierung in Athen indirekt Unvernunft vorgeworfen. Angesichts des Maßes an Unsicherheit, Verwirrung und ständiger Bewegung wäre aus meiner Sicht weiterhin ein bisschen mehr Erwachsensein erforderlich, sagte Lagarde am Mittwoch dem US-Fernsehsender CNN. Dass Griechenland gegenüber dem IWF in Zahlungsverzug geraten sei, sei eindeutig keine gute Entwicklung. Schließlich hindere das den Fonds derzeit daran, Griechenland weitere Hilfen zukommen zu lassen. Voraussetzung für weitere Hilfen seien weitere tiefgreifende Reformen, die der IWF und die EU gefordert hatten. Das sind strukturelle Reformen, steuerliche Anpassungen, um sicherzustellen, dass das Land auf einem nachhaltigen Weg ist, so die IWF-Chefin. Die Mitgliedsstaaten des IWF wollen laut Lagarde, dass die Krise und die derzeitige Unsicherheit beendet werden. Sie seien aber auch sehr darauf bedacht, dass diese Angelegenheit auf eine faire Weise geregelt wird, und sie sehen keinen Grund, warum es einen Sonderfall oder eine Sonderbehandlung geben sollte. Ob man nach Irland oder Portugal in der Eurozone schaut oder in andere Länder auf anderen Kontinenten, diese Situationen kommen vor, Länder müssen harte Maßnahmen ergreifen, so Lagarde. Zugleich zeigte sie Mitgefühl mit den Nöten der griechischen Bürger. Die von den Gläubigern geforderte stärkere Eintreibung von Steuern müsse vor allem bei den Reichsten ansetzen. Auf der anderen Seite muss natürlich ein soziales Sicherheitsnetz schrittweise aufgespannt werden, so Lagarde. Trotz des Zahlungsrückstands der griechischen Regierung engagiere sich der IWF weiter für das Land – das ist die Mission des Fonds. Griechenland war in der Nacht auf Mittwoch als erstes Industrieland beim IWF in Zahlungsverzug geraten. Es ließ die Frist für eine fällige Rückzahlungsrate von 1,5 Milliarden Euro verstreichen, hatte vorher aber einen Antrag auf nochmalige Verschiebung der Zahlungsfrist gestellt. Wie es aus Kreisen des Fonds hieß, wird darüber in den kommenden Wochen entschieden. Auch das Hilfsprogramm der EU ließ Griechenland am Mittwoch auslaufen. Weil es nicht auf die Forderungen der Gemeinschaft einging, verfielen somit Milliardenhilfen.
3Wirtschaft
Für Parteichef Egger ist das neue Verfassungsgesetz zur Unterbringung von Flüchtlingen ein Strafgesetz. Er will Militär an den Grenzen. Bregenz – Vorarlbergs FPÖ-Chef Dieter Egger sieht die Demokratie durch das Verfassungsgesetz zur Unterbringung und Aufteilung von Flüchtlingen, das dem Bund ein Durchgriffsrecht gibt, gefährdet. Es gibt kein ordentliches Begutachtungsverfahren, Rechtsmittel gegen Maßnahmen des Bundes sind nicht möglich, damit werden Säulen unserer Demokratie außer Kraft gesetzt, kritisierte Egger am Freitag bei einer Pressekonferenz. Mit einem Landtagsantrag fordert er die Landesregierung auf, das Gesetz zu verhindern. Das Durchgriffsrecht des Bundes sei ein Strafgesetz gegen die Gemeinden, der unrühmliche Höhepunkt einer chaotischen Flüchtlingspolitik, sagt Egger. Er sei sich in seiner Kritik mit Bürgermeistern einig, vor allem Bürgermeister kleiner Gemeinden äußern ihre Ängste. Welche Gemeinden in Vorarlberg betroffen wären, kann Egger nicht sagen: Es wird wohl zig Grundstücke geben. Egger fordert einen österreichischen Masterplan zur Flüchtlingspolitik. Wie der aussehen soll, skizziert er so: Man wird sich solidarisch in den Regionen irgendwie zusammenraufen müssen. Die Bundesregierung müsse sich für eine europäische Bekämpfung des Schlepperwesens einsetzen, fordert Egger. Dazu gehöre auch verstärkte Grenzsicherung durch das Bundesheer. Egger: Man wird sich wieder auf die nationalstaatlichen Grenzen zurückziehen müssen. Leider. Militärischen Grenzschutz kann sich Egger auch am Brenner vorstellen. Offen gesagt, Europa muss seine Grenzen mittels Grenzschutz gegen die Schlepperei schließen. Einlassen dürfe man nur noch tatsächlich Verfolgte. Mit den aktuellen Flüchtlingsströmen kämen zu viele Wirtschaftsflüchtlinge, stellt Egger fest. Seine Lösung: Auffanglager in den Krisengebieten. Denn Österreich dürfe nicht zum Sozialamt für die Krisen dieser Welt werden. Egger macht sich auch Sorgen um sein engeres Umfeld. In seiner Heimatgemeinde Hohenems sollen 50 Asylwerber untergebracht werden. Lauter junge Männer, mitten im Wohngebiet, neben einem Kindergarten. Warum Flüchtlingsquartiere neben einem Kindergarten falsch sind, kann Egger nicht erklären. Die Zahl ist auf jeden Fall zu hoch, 30 wären genug.
1Panorama
Superreiche Chinesen vereinen ein Vermögen von 2,1 Billionen Dollar. In Europa sind sie nur wenigen ein Begriff, doch ihr Einfluss wächst. Die Mitglieder im Klub der chinesischen Superreichen stehen auf einer exklusiven Weltliste. Auf sie kommt nur, wer über ein Vermögen von mindestens 300 Millionen Euro verfügt. 1577 Krösusse treffen einander hier. In Summe verfügen sie über mehr als 2,1 Billionen Dollar – so viel wie Russlands Sozialprodukt. Dennoch kennt sie in Europa kaum einer. Noch weniger können ihren Namen richtig aussprechen. Denn dem neuen Klub gehören die Vermögenden der Volksrepublik ebenso an wie ethnische Chinesen aus 17 Ländern. Voraussetzung ist, dass jeder mehr als zwei Milliarden Renminbi auf die Waage bringt. 345 Mitglieder oder 18 Prozent von ihnen sind Frauen. Chinesinnen stehen an der Spitze, wenn es um die erfolgreichsten Geschäftsfrauen der Welt geht, sagt Rupert Hoogewerf. Der britische Herausgeber der Hurun-Reichenlisten, die seit 1999 jährlich in Schanghai erscheinen, stellte in Peking erstmals sein neues Chinesen-Ranking auf globaler Ebene vor. 1254 Personen Als ich vor 16 Jahren anfing, dachte beim Stichwort Multimillionär keiner an die Volksrepublik, sondern höchstens an reiche Unternehmer aus Hongkong oder Taiwan. Doch heute dominieren mit 1254 Personen die Yuanmilliardäre des Festlandes zu fast 80 Prozent seine Liste der reichsten Chinesen weltweit. Auf Hongkong entfallen nur noch sechs Prozent, auf Taiwan knapp fünf. Europa ist unter den 17 Ländern auf der Hoogewerf-Liste nur mit Frankreich und zwei Mitgliedern vertreten. Die neuen Reichen kommen mehrheitlich vom Festland. Allein in Peking leben heute 181 der Yuan-Milliardäre und damit fast doppelt so viel wie in Hongkong. Dort hat 2015 auch der legendäre 87-jährige Unternehmer-Patriarch Li Ka-shing mit einem Vermögen von gut 33 Milliarden Dollar seinen Titel des reichsten Chinesen verloren. Er wurde vom fast zehn Milliarden Dollar reicheren 61-jährigen Wang Jianlin entthront, dem Chef des gigantischen Immobilien-, Hotel-, Handels- und Freizeitbusiness-Imperiums Wanda. Geld mit Sport und Spielen Wang kauft sich derzeit weltweit in die Tourismus-, Sport- und Unterhaltungsbranche ein. Er besitzt Kinoketten in den USA, Anteile an spanischen Fußballklubs und die Vermarktungsgesellschaft für Sportveranstaltungen wie die Olympischen Spiele. Auf Platz drei rückte Jack Ma auf, der das Alibaba-Online-Warenhaus dirigiert. 2014 hatte er mit einem 25-Milliarden-Dollar-Börsengang New York erobert und macht nun fast wöchentlich mit internationalen Internet- und Medienkooperationen und Übernahmen von sich reden. Von den zehn reichsten Chinesen der Welt kommen sechs vom Festland und vier aus Hongkong. Die Neureichen der Volksrepublik starteten ihre Karriere Anfang der 90er-Jahre und sind heute um die 56 Jahre alt. Der alte Geldadel un- ter superreichen ethnischen Auslandschinesen stieg nach 1978 auf und ist heute im Schnitt 68. Hoogewerf versucht auszumachen, welchen Einfluss Chinas Milliardäre auf die Welt nehmen. Die Zeiten sind vorbei, in denen chinesische Unternehmer vor allem als Betreiber von Restaurants wahrgenommen wurden. Trotz des harten Wettbewerbs und Vorrangs eigener Geschäftsinteressen verbinde keine andere Reichengruppe so viele Gemeinsamkeiten wie jene der ethnischen Chinesen, ist er überzeugt. Viele Auslandsstaatbürger Ein Drittel der 302 chinesischen Milliardäre, die Auslandsstaatsbürger sind, wurden in Festlandchina geboren. Fast die Hälfte entstammt den Küstenregionen Guangdong und Fujian. Gemeinsame Heimat, Kultur, Sprache und Traditionen seien die Grundlage ihres globalen Netzwerks. Die neue Liste erscheint zu einer Zeit, in der auch Chinas Führung das Potenzial der Auslandschinesen erkannt hat, das sie bisher wenig nutzte. Der für Auslandschinesen im Staatsrat zuständige Abteilungsleiter Qiu Yuanping nannte vor dem Volkskongress heuer eine Zahl von mehr als 60 Millionen ethnischen Chinesen, die in 198 Ländern und Gebieten leben. Es sind 15 Millionen mehr als 2006. Der Anstieg spiegelt die rasante weltweite Emigration und Ansiedlung von Chinesen der Volksrepublik wider. Weltweite Seidenstraße Anfang Juli rief Premierminister Li Keqiang auf einer Pekinger Konferenz Auslandchinesen dazu auf, Chinas globale Offensive zur Entwicklung der weltweiten Seidenstraßen im Ausland wirtschaftlich zu fördern. 2015 ist das Jahr des Go-Global für Chinas Superreiche, sagt Hoogewerf auf die Frage nach der Relevanz seiner Liste. Tatsächlich sei die Zahl der Mitglieder, die dem Klub der chinesischen Milliardäre angehören müssten, weit höher. Er schätzt die Dunkelziffer auf weltweit 5000 chinesische Superreiche, die auf einem Gesamtvermögen von mindestens vier Billionen Dollar sitzen. Was der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung gleichkommt. Es sei eine einflussreiche Wirtschaftsgruppe, auf deren Besonderheiten bisher noch keiner richtig geachtet habe, sagt Hoogewerf. Mit der neuen Liste mache er einen Anfang.
3Wirtschaft
EU stellt 26,5 Millionen Euro zur Verfügung. Zwischen Europa und Lateinamerika soll erstmals ein Glasfaserkabel für direkte Internet- und Telefonverbindungen verlegt werden. Die EU stellt 26,5 Mio. Euro für das Projekt bereit, sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker beim EU-Lateinamerika-Gipfel am Mittwoch in Brüssel. Geplant ist ein Breitband-Anschluss zwischen Lissabon in Portugal und Fortaleza in Brasilien. Bisher läuft die Kommunikation zwischen den Kontinenten stets über Nordamerika. Einige Leute haben dabei ein ungutes Gefühl, sagte ein EU-Diplomat. Im Zuge des NSA-Skandals war bekannt geworden, dass der US-Geheimdienst Glasfaserkabel anzapft, um Internetdaten auszuspähen. Das neue Kabel, von dem alle lateinamerikanischen Länder profitieren sollen, kann für Internet- und Gesprächsdaten genutzt werden. Die Arbeiten sollen sobald wie möglich beginnen und bis 2017 abgeschlossen sein. Die Pläne hatte ein privates brasilianisch-spanisches Konsortium entwickelt. Bei dem zweitägigen EU-Lateinamerika-Gipfel treffen sich 42 Staats- und Regierungschefs, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel.
0Web
Spieler des Abends beim 5:2 der Philadelphia Flyers gegen die NY Islanders – Play-off beginnt für Clubs von Raffl und Vanek am Donnerstag. New York – Der Kärntner Eishockey-Stürmer Michael Raffl hat zum Abschluss des Grunddurchgangs der National Hockey League (NHL) groß aufgespielt. Der 27-Jährige verbuchte am Sonntag beim 5:2-Auswärtssieg gegen die New York Islanders ein Tor und zwei Assists und wurde zum Spieler der Partie gewählt. Raffl und Thomas Vanek (Minnesota Wild) starten am Donnerstag mit ihren Clubs ins Play-off. Raffl brachte die Flyers in der 27. Minute mit 3:2 in Führung und bereitete die weiteren Tore von Scott Laughton (46.) und R.J. Umberger (52./PP) vor. Der Villacher, der zum dritten Mal in seiner NHL-Karriere auf drei Scorerpunkte kam, beendete den Grunddurchgang mit 13 Toren und 18 Assists und war damit fünftbester Torschütze und siebentbester Scorer seines Teams. Da Trainer Dave Hakstol so wie sein Islanders-Gegenüber Jack Capuano am Sonntag einige Leistungsträger schonte, war Raffl der einzige Flyers-Spieler, der alle 82 Partien absolvierte. Für Raffl und die Flyers geht es nun ins Play-off gegen die Washington Capitals, das beste Team des Grunddurchgangs. Die ersten zwei Begegnungen am Donnerstag und Samstag finden in Washington statt. Auch Minnesota startet gegen die Dallas Stars mit zwei Auswärtsspielen am Donnerstag und Samstag. Ob der an einer Oberkörperverletzung laborierende Vanek dabei sein kann, ist allerdings fraglich. (APA, 11.4.2016) NHL-Ergebnisse von Sonntag: New York Islanders – Philadelphia Flyers (1 Tor, 2 Assists Raffl) 2:5Washington Capitals – Anaheim Ducks 0:2 Play-off-Paarungen der ersten Runde (ab Mittwoch): Eastern Conference: Washington Capitals – Philadelphia Flyers (Raffl)Florida Panthers – New York IslandersTampa Bay Lightning – Detroit Red WingsPittsburgh Penguins – New York Rangers Western Conference: Dallas Stars – Minnesota Wild (Vanek)St. Louis Blues – Chicago BlackhawksAnaheim Ducks – Nashville PredatorsLos Angeles Kings – San Jose Sharks
4Sport
Kate Winslet soll US-Model und Fotografin Lee Miller spielen – Jennifer Lawrence will mit Darren Aronofsky drehen. Hollywood – Stirb langsam hat ein langes Leben: Die legendäre Actionserie mit Bruce Willis als Polizist John McClane geht in Runde 6. Dies kündigt der Hollywood Reporter an. Als Regisseur wurde Len Wiseman verpflichtet, der 2007 bereits für Stirb langsam 4.0 verantwortlich zeichnete. Derzeit ist das Projekt im Entwicklungsstadium und soll die Vorgeschichte zur 1988 gestarteten Serie erzählen. Die britische Oscar-Gewinnerin Kate Winslet (40, Der Vorleser) will die amerikanische Fotografin Elizabeth Lee Miller verkörpern. Dem Filmblatt Variety zufolge soll das noch titellose Biopic auf dem Sachbuch von Millers Sohn Antony Penrose (The Lives of Lee Miller) basieren. Über einen möglichen Regisseur und den Drehstart wurde noch nichts bekannt. Die gebürtige New Yorkerin Miller (1907-1977) hatte eine frühe Modellkarriere, dann war sie während des Zweiten Weltkriegs in London als Kriegsfotografin tätig. Sie arbeitete mit Künstlern wie Man Ray und Pablo Picasso zusammen. Winslet kommt als nächstes an der Seite von Michael Fassbender in der Filmbiografie Steve Jobs über den verstorbenen Apple-Gründer in die Kinos. Tribute von Panem-Star Jennifer Lawrence (25) steckt noch mitten in den Dreharbeiten zu der Science-Fiction-Romanze Passengers. Die Story spielt an Bord eines Raumschiffs, das gefrorene Menschen zu einer Weltraumkolonie transportiert. Doch Variety zufolge soll Lawrence bereits neue Drehpläne mit dem US-Regisseur Darren Aronofsky (46, Black Swan) schmieden. Der Filmemacher brachte zuletzt das Epos Noah in die Kinos. Einzelheiten über sein mögliches Projekt mit Lawrence wurden nicht bekannt. Es soll sich um einen kleineren Independent-Film handeln, der im kommenden Jahr gedreht werde. Lawrence ist ab November in Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 auf der Leinwand zu sehen. US-Schauspieler Steve Zahn (47, The Dallas Buyers Club) soll im nächsten Planet der Affen-Film eine Affen-Rolle übernehmen. Wie der Hollywood Reporter berichtet, wird bei seiner Transformation moderne Motion-Capture-Technologie benutzt, wie zuvor, als sich Andy Serkis in den Schimpansen Caesar verwandelte. Woody Harrelson soll einen Bösewicht verkörpern. Nach Planet der Affen: Revolution (2014) arbeitet US-Regisseur Matt Reeves (49) an der Fortsetzung War of the Planet of the Apes. Der Film soll im Sommer 2017 in die Kinos kommen. Mit dem Action-Film Road House feierte Patrick Swayze 1989 einen seiner ersten Hits. Nun wird der Film um einen Club-Rausschmeißer in einer Kleinstadt neu aufgelegt. Dem Hollywood Reporter zufolge übernimmt Nick Cassavetes (56, Wie ein einziger Tag) die Regie. Er soll auch das Skript liefern. Die amerikanische Kampfsport-Ikone Ronda Rousey (28, The Expendables 3) könnte die Nachfolge von Swayze antreten und in dem Remake die Hauptrolle als Rausschmeißerin übernehmen. Cassavetes drehte auch Filme wie John Q – Verzweifelte Wut, Alpha Dog und Die Schadenfreundinnen. Die schwedische Schauspielerin Rebecca Ferguson (31) ist nach ihrem Erfolg als Undercover-Agentin in Mission: Impossible – Rogue Nation in Hollywood gefragt. Wie das Branchenportal Deadline.com in Erfahrung gebracht hat, soll die Schauspielerin nun für die geplante Verfilmung des Bestseller-Romans Schneemann des norwegischen Autors Jo Nesbo im Gespräch sein. Der schwedische Regisseur Tomas Alfredson (Dame, König, As, Spion) konnte bereits Michael Fassbender an Bord holen. Hollywood-Regisseur Martin Scorsese ist als ausführender Produzent dabei. Es ist der siebente Roman aus der Krimireihe um den Ermittler Harry Hole. Es geht um eine verschwundene Frau, deren rosa Schal am Hals eines Schneemanns auftaucht. Drehbuchautor Matthew Michael Carnahan (World War Z) liefert das Skript.
8Kultur
Board-Sitzung in Paris – Kooperation mit Unesco und Anwerbung neuer Mitglieder geplant. Wien/Paris – Das umstrittene Abdullah-Zentrum in Wien sucht einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für die frühere Vizegeneralsekretärin Claudia Bandion-Ortner. Am Mittwoch will das Board of Directors bei einer Sitzung in Paris außerdem über künftige Kooperationen – möglicherweise mit der Unesco – und die Anwerbung neuer Mitglieder beraten. Bandion-Ortner musste nach einer fragwürdigen Bemerkung in einem Profil-Interview – Es wird nicht jeden Freitag in Riad geköpft – ihren Posten räumen. Beste Aussichten auf den Job haben laut Insidern die Spanier. Im Gespräch sollen dem Vernehmen nach ehemalige Diplomaten, darunter ein spanischer Ex-Außenminister, sowie der österreichische Diplomat Karl Schramek und Ex-Vizekanzler Michael Spindelegger sein. Letzterer dementiert diese Gerüchte aber heftig: Da sei gar nichts dran. Wir können nicht nachvollziehen, woher diese Gerüchte stammen, sagte Bernhard Schragl von der Agentur für die Modernisierung der Ukraine, deren Präsident Spindelegger ist. Erst im April einigten sich die Gründungsmitglieder Saudi-Arabien, Spanien, Österreich und der Vatikan (Beobachterstatus) nach monatelanger Kritik an der Arbeit des Zentrums auf Neuerungen. Der Plan dafür enthält ein klares Bekenntnis zur Religionsfreiheit, einen stärkeren Fokus auf das Verhältnis von Religionsfreiheit und Menschenrechten sowie die Zielsetzung einer Öffnung und neuen Kommunikationskultur in Erfüllung der Dialogaufgaben. Außerdem sollen neue Mitglieder angeworben werden, die sich auch an der Finanzierung beteiligen können. An den Statuten – also am Grundmandat des Zentrums – ändert sich aber nichts, auch nicht daran, dass Saudi-Arabien das Zentrum weiterhin mit rund 15 Millionen Euro finanziert. Die Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien wird in dem geplanten Neuanfang auch nicht explizit erwähnt. Konkret vermissen Kritiker wie die SPÖ eine Verurteilung der Auspeitschungen des Bloggers Raif Badawi durch das Abdullah-Zentrum. Auch NGOs kritisieren die katastrophale Menschenrechtssituation im Golfstaat. Erst am Dienstag wurde bekannt, dass Saudi-Arabien heuer bereits 100 Menschen geköpft haben soll, im gesamten Jahr 2014 waren es 87. Das Zentrum selbst war für eine Stellungnahme dazu nicht erreichbar. Die Vereinbarung ist zwischen den Vertragsparteien gemacht worden, daher wird sie nur von den Mitgliedstaaten kommentiert. Wir beginnen mit der Umsetzung der Zukunftsstrategie, hatte Zentrumssprecher vor einem Monat gesagt. Den Fall Badawi wollte das Zentrum erneut nicht kommentieren.
5Inland
1556 – Der Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, wird in Oxford als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt, nachdem Englands Königin Maria I. Tudor (die Katholische) den römischen Katholizismus wieder hergestellt hat. 1871 – In Berlin tritt der erste Reichstag des von Preußen dominierten neuen deutschen Kaiserreichs zusammen. Seine Kompetenzen beschränken sich darauf, Gesetzesvorlagen der Regierung zu befürworten oder abzulehnen. 1931 – Frankreich, Italien und die Tschechoslowakei protestieren gegen die geplante deutsch-österreichische Zollunion, die gegen das Genfer Protokoll von 1922 verstößt. 1936 – Italien, Ungarn und Österreich unterzeichnen drei Zusatzprotokolle zu den Römischen Protokollen (1934 von den Regierungschefs Mussolini, Gömbös und Dollfuß besiegelt). Eines der Hauptziele ist die Aufrechterhaltung der österreichischen Unabhängigkeit. 1961 – Die Volkszählung in Österreich ergibt eine Bevölkerungszahl von 7,073.807. 1976 – Im libanesischen Bürgerkrieg starten die mit den Palästinensern verbündeten Linksmilizen in Beirut eine Großoffensive gegen die rechtsgerichteten Falangisten. Geburtstage: Moritz Kurfürst von Sachsen (1521-1553) Benito Juarez Garcia, mex. Politiker (1806-1872) Philipp Ernst Reclam, dt. Verleger (1876-1953) Argeo Quadri, ital. Dirigent (1911-2004) Arthur Grumiaux, belg. Geiger (1921-1986) Timothy Dalton, brit. Schauspieler (1946- ) Lothar Matthäus, dt. Fußballer (1961- ) Todestage: Hermes Schallautzer, öst. Politiker; 1538-1539 Bürgermeister von Wien; 1540-1543 Stadtrichter von Wien (1503-1561) Alexander Glasunow, russ. Komponist (1865-1936) Mark Semjonowitsch Donskoi, russ. Filmregisseur (1901-1981) Clarence Leonidas Fender, US-Instrumentenbauer (1909-1991) Bernard Lacoste, frz. Modeschöpfer (1931-2006) Wilhelm Zobl, öst. Komponist (1950-1991) (APA, 21.3.2016)
7Wissenschaft
Die geplante Verpfändung der Forderungen aus Wohnbaudarlehen an den Bund bringt auch Heta-Gläubiger in Stellung. Sie fürchten eine "Benachteiligung". Wien – Der Beschluss der Kärntner Landesregierung, Forderungen aus Wohnbauförderungsdarlehen an den Bund zu verpfänden, als Sicherstellung für einen 352-Millionen-Euro-Kredit, sorgt bei Gläubigern des Landes und der Heta für Unruhe. Die Regierung hat den Beschluss, wie berichtet, am Dienstag gefällt, der Landtag hat aber noch nicht entschieden. Gläubiger argumentieren nun säbelrasselnd, das Vorhaben widerspreche Vereinbarungen, die das Land Kärnten bei der Begebung von (nicht besicherten) Anleihen getroffen habe. Darin hat sich das Land, salopp gesprochen, verpflichtet, die Anleihe dann mit Sicherheiten zu versehen, wenn sie das auch bei neuen Geldbeschaffungsaktionen tun sollte. Es geht also um die Gleichbehandlung von Gläubigern. Als Beispiel dient eine 100-Millionen-Franken-Anleihe von Juli 2012, die bis Juli 2017 läuft. In der im Prospekt angeführten Negativklausel ist festgehalten, dass sich der Emittent verpflichtet, bis zur Rückzahlung der Anleihe keine anderen Anleihen ... mit Sicherheiten auszustatten, ohne die Obligationen dieser Anleihe ... mit gleichen oder ... gleichwertigen Sicherheiten zu versehen. Sollte es zur Verpfändung der Forderungen aus den Wohnbaudarlehen kommen, würde das Land gegen diese Klausel verstoßen, argumentieren nun Kärnten-Financiers. Der Sprecher der Heta-Gläubigerschutzgemeinschaft Teutonia, Urs Fähndrich, geht davon aus, dass die Geldgeber in dem Fall Klagen bzw. Strafanzeigen einbringen müssten. Kärnten könne nicht auf der einen Seite seinen Gläubigern sagen, es habe kein Vermögen anzubieten und auf der anderen Seite einem Geldgeber (in dem Fall der staatlichen Öbfa) Vermögen verpfänden, das der Befriedigung aller Gläubiger diene: Das brächte eine verbotene Benachteiligung mit sich, sagt Fähndrich. Die Organe der betroffenen Kärnten-Financiers (Vorstand, Aufsichtsrat) müssten in dem Fall handeln und die Politiker zur Rechenschaft ziehen. Die Gläubigergruppe Teutonia bereite jedenfalls bereits rechtliche Schritte vor, so ihr Sprecher. Er gehe aber davon aus, dass das Land all das wisse und seine juristischen Verpflichtungen einhalten werde. In Kärnten betont man, genau das sei der Fall. Bund und Land würden die Bedingungen für Kreditaufnahmen genau prüfen und alle Vorgaben einhalten. Das Thema Wohnbaudarlehen ist aber auch besonders neuralgisch: Die Forderungen daraus ordnet Kärntens Regierung jenem Vermögen zu, das man nicht zu Geld machen könne. (Renate Graber, 26.3.2016)
3Wirtschaft
Hersteller Reebok bringt sich mit einer kuriosen Geschlechtertrennung ins Fadenkreuz der Empörten. Die Alien-Filmreihe gilt unbestritten als großartig. Auch aus feministischer Perspektive: Denn Alien zeigt eine Heldin, die als einzige gegen das namensgebende Ungeheuer aus dem All bestehen kann. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Reihe auch eine Vielzahl weiblicher Fans hat. Auf sie hat Schuhhersteller Reebok offenbar vergessen. Denn das Unternehmen brachte ein Alien Stomp-Modell auf den Markt, das nur auf die meisten Männerfüße passt. Die kleinste Version des Schuhs ist US-Männergröße 9, hierzulande mit 42/43 zu bewerten. Besonders kurios ist dabei, dass Filmheldin Sigourney Weaver diese Schuhe zu groß wären. Denn sie trägt laut Gulli.com Damengröße 10, was Männergröße 8 wäre. Prompt folgte nun ein Shitstorm der Fans, die eine Ungerechtigkeit und Diskriminierung wahrnehmen. Was zum Teufel, schreibt etwa die Spectre Vision-Managerin Suki-Rose Simakis: Als großer Aliens-Fan habe sie die Seite von Reebok immer wieder aktualisiert, um unter den ersten Vorbesteller für die Sonderedition zu sein – um dann draufzukommen, dass ihr die Schuhe gar nicht passen würden. Sie sei schon irritiert gewesen, dass die Schuhe einer weiblichen Filmheldin unter Mens Classics angepriesen worden waren. Nun mag zwar die Einführung eines Fanmodells mit zu großen Größen keine weltbewegende Ungerechtigkeit sein, allerdings ist die Wut mancher Fans durchaus verständlich. Reebok hat sich noch nicht dazu geäußert – weibliche Alien-Anhänger wollen nun jedenfalls kämpfen wie Sigourney Weaver. Kritik über die Benachteiligung weiblicher Fans hatte es in vergangenen Jahren immer wieder gegeben, unter anderem war bei Star Wars keine Actionfigur der Hauptdarstellerin verfügbar.
0Web
Im kleinen Rahmen wurde VP-Kandidat Andreas Khol ins Finale geschickt – mit teils skurrilen Aussagen. Wien – Vom Spielplatz nebenan dringen Kinderschreie herüber. Früher, ganz früher, da hatte das barocke Palais Schönborn in Wien-Josefstadt noch einen ausladenden Garten. Heute gehört ihm nur noch dieser kleine Rest, der nicht zum öffentlichen Park umgewidmet wurde, und auf dieser Rasenfläche feiert Freitagvormittag die ÖVP ihren Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl, Andreas Khol. Das Risiko, das Konkurrenten um das Bundespräsidentenamt wie Norbert Hofer (FPÖ) oder Richard Lugner eingehen, nämlich am Wiener Stephansplatz auf mangelndes Interesse und leere Flecken zu stoßen, wurde hier minimiert: Der kleine Garten ist mehr oder weniger voll. Da fällt es auch nicht auf, dass nur ein kleiner Teil der ÖVP-Bundesregierungshälfte anwesend ist. Neben Parteichef Reinhold Mitterlehner sind nur Innenminister Wolfgang Sobotka, Familienministerin Sophie Karmasin und Staatssekretär Harald Mahrer gekommen, um Khol in den offiziellen Wahlkampf-Endspurt zu schicken. Der Rest der Regierungsriege: entschuldigt. Als die damalige ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner 2004 gegen Heinz Fischer um den Einzug in die Hofburg ritterte, war beim Abschlussevent am Wiener Graben fast das gesamte Regierungsteam dabei. Im Palais Schönborn hingegen sind es Wiener Bezirksobleute und eine Vertreterin der Parteijugend, die vor dem Eintreffen der Parteispitze auf der Bühne Stimmung für den schwarzen Kandidaten machen sollen. Die Gartengäste hören teils zu, manche halten Khol-Taferln nach US-Wahlkampfmanier, andere schlürfen Kaffee und essen mürbe Kipferln, einige applaudieren artig. Dann kommt Reinhold Mitterlehner. Was ist nicht alles in einem gewissen Kleinformat gestanden über unsere Kampagne, leitet er ein, um dann die angesprochene Boulevard-Tageszeitung des Irrtums zu bezichtigen, denn Khols Kampagne sei die beste von allen. Nicht nur einmal wird der mediale Gegenwind zum Thema gemacht, ganz so, als wolle man die Basis schon vorab darauf einschwören, dass es, sollte aus der Stichwahl nichts werden, ganz sicher nicht am Kandidaten gelegen sei. Verschiedenste Argumente werden aufgezählt, warum Khol ein toller Präsident wäre, auch einige originelle Gründe sind darunter. Er habe die beste und sympathischste Ehefrau, die ich kenne, sagt etwa Mitterlehner. Und ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel ist sogar überzeugt, dass Khol auch für einen Headhunter ohne Parteizugehörigkeit, der Khol nicht kennt, ja der sogar nicht einmal dieses Land kennt, die erste Wahl wäre. Schließlich betritt der Kandidat selbst die Bühne. Es ist erst halb elf Uhr vormittags, doch Khol schon seit drei Stunden im Wahlwerbeeinsatz. Jeden Verdacht, die wochenlangen Strapazen hätten an der Substanz des 74-Jährigen gezehrt, weist er rigide von sich. Mir gefällt der Wahlkampf so gut, dass ich euch bitte: Leg ma noch einen Monat zu!, ruft er ins Publikum. Wie so oft in den vergangenen Wochen verweist er auf seine Erfahrung, seine Kompetenz am internationalen Parkett, gibt sich aber auch als Präsident, der für jeden Arbeitsplatz kämpft und der den Wirtschaftsstandort in die Höhe bringt. Nach einer Dreiviertelstunde ist die Feier vorbei, die Menge schreitet teils zum offerierten Power-Frühstück, teils mögen sie tun, wie der Parteichef ihnen geheißen hat: Heimgehen, zum Telefonhörer greifen, Leute überzeugen. Für die nötige Energiezufuhr beim Wahlwerben sorgen junge Freiwillige, die den Hinausgehenden Äpfel und Müsliriegel einer Supermarkteigenmarke in die Hand drücken. Der Kandidat eilt derweil zum nächsten Termin, der auch für ruhigere Zeiten etwas abwirft: einer Führung durch eine Wiener Gärtnerei inklusive Einkauf für den eigenen Garten.
5Inland
Nutzfahrzeuge sollen künftig dicht aufeinander in Kolonnen fahren. Ericsson und Scania wollen gemeinsam den Transport per LKW mit Hilfe von Vernetzung optimieren. So sollen künftig Nutzfahrzeuge dicht aufeinander in Kolonnen fahren, kündigten der Netzwerk-Ausrüster und der Nutzfahrzeug-Hersteller am Donnerstag auf dem Mobile World Congress in Barcelona an. Logistikexperten versprechen sich von solchen Systemen enorme Kosteneinsparungen etwa durch geringeren Benzinverbrauch. Scania gehört zu den Pionieren des sogenannten Platooning, bei dem mehrere Fahrzeuge durch ein gemeinsames Steuersystem mit sehr geringem Abstand zueinander fahren können. Eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass sie miteinander in Kontakt stehen und gesteuert werden können. Die Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation und ein entsprechendes Leitsystem sei bereits seit einiger Zeit im Gespräch, aber jetzt könnten die Ideen wirklich umgesetzt werden, sagte Häkan Schildt von Scania. Die Partner erhoffen sich enorme Vorteile von solchen Verkehrskonzepten. Vor allem durch verlässliche Mobilfunknetze gebe es heute viel größere Chancen, die Ideen umzusetzen. Das System soll über die 4G- und 5G-Netze des Netzwerkausrüsters laufen.
0Web
Anrainer berichteten von mehrstündigen Feuergefechten. Mogadischu – Bei zwei Angriffen der Terrormiliz Al-Shabaab in Somalia sind mindestens 22 Menschen getötet worden. Wie ein hochrangiger Armeeangehöriger am Samstag mitteilte, griffen die Islamisten einen Stützpunkt in der südlichen Hafenstadt Kismayo an. Dabei seien neun Angreifer und sieben Soldaten getötet worden. Anrainer berichteten von mehrstündigen Feuergefechten. In Lafoole in der Nähe der Hauptstadt Mogadischu wurde ein Gebäude des Geheimdienstes zum Ziel der Angreifer, berichtete ein Sprecher der Lokalregierung. Dabei seien sechs Angreifer getötet worden. Die der Miliz nahestehende Radiostation Andalus berichtete indes, Al-Shabaab habe 25 Menschen bei den beiden Angriffen getötet. Die Terrorgruppe, die Verbindungen zu Al-Kaida hat, verübt immer wieder Anschläge in Somalia, vor allem auf Regierungsgebäude und Hotels.
2International
Komet überstand den Vorbeiflug unbeschadet, Lander Philae wohl auch. Darmstadt – Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, kurz Tschuri, hat den sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn, das sogenannte Perihel, passiert. Donnerstagfrüh um 4.03 Uhr MESZ war er der Sonne am nächsten. Es ist alles sehr glattgegangen, es war kein spektakulärer Vorbeiflug, sagte Paolo Ferri, Bereichsleiter Satellitenbetrieb der Europäischen Raumfahrtagentur ESA in Darmstadt. Die Entfernung des Kometen zur Sonne liege bei rund 180 Millionen Kilometern und ändere sich in den kommenden Wochen nur sehr langsam. In den vergangenen Monaten und Wochen ist Tschuri durch die zunehmende Sonnennähe stetig aktiver geworden. Am 29. Juli konnte die Raumsonde Rosetta einen massiven Gasausbruch beobachten. Wir erwarten weitere Explosionen und Staubwirbel bis September, so Ferri. Dass dabei Teile des Kometen abbrechen, sei nicht so wahrscheinlich, aber auch nicht auszuschließen. Der Landeroboter Philae, der vor neun Monaten auf Tschuri gelandet war, befand sich beim Vorbeiflug ausreichend im Schatten, um vor der Hitze geschützt zu sein.
7Wissenschaft
43-Jähriger erstattete Anzeige – Täter in Deutschland vermutet. Ein 43-jähriger syrischer Asylwerber in der Steiermark hat nach eigenen Angaben vor einiger Zeit die Ermordung seines Bruders in einem Internet-Video gesehen. Am Dienstag erstattete der Mann beim Landeskriminalamt Anzeige, weil sich der mutmaßliche Täter nun in Deutschland aufhalten soll, wie der Asylwerber den Beamten sagte. Eine Fahndung wurde eingeleitet, berichtete die Polizei am Mittwoch. Der Syrer gab gegenüber der Mordermittlungsgruppe des LKA zu Protokoll, im Jänner 2013 sei sein damals 18-jähriger Bruder von Regierungstruppen in Syrien entführt und ermordet worden. Er selbst habe die Ermordung in einem Web-Video gesehen und dabei einen etwa 20- bis 25-jährigen Syrer als Täter erkannt. Vor einigen Tagen habe er in Erfahrung bringen können, dass sich der mutmaßliche Mörder in Deutschland aufhalten soll. Die Anzeige wurde an die deutsche Polizei weitergeleitet. Genauere Angaben zu der angeblichen Tat und dem Aufenthalt des Gesuchten wurden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht gemacht.
0Web
Historiker beleuchten die wechselvolle Geschichte der Veterinärmedizinischen Universität, besonderes Interesse gilt der Nazizeit. Wien – Ein sechsseitiger Artikel und zwei Dissertationen von Tierärztinnen, die vor allem Fakten auflisten: Das ist die Ausbeute, wenn man nach einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der Vetmed-Uni Wien während der Zeit des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus sucht. Fragen nach dem Ausmaß der Ideologisierung von Veterinärmedizin, nach personellen Brüchen bei der Machtübernahme der Nazis und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden bisher nur angeschnitten. Eine umfassende historisch-kritische Analyse fehlt. Deswegen hat Vetmed-Rektorin Sonja Hammerschmid anlässlich des 250-Jahr-Jubiläums der Uni die Historikerin Lisa Rettl beauftragt, diese Lücken zu schließen. Seit etwas mehr als einem halben Jahr arbeitet sie mit ihrem Team, der Zeithistorikerin Claudia Kuretsidis-Haider vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und dem Dissertanten Johannes Laimighofer an der Sichtung von Dokumenten aus dieser Zeit. Erste Materialsichtungen deuten darauf hin, dass das Hochschulpersonal die Machtübernahme der Nationalsozialisten aktiv vorbereitete. Bereits Anfang der 1930er-Jahre war der Uni-Apparat von illegalen Nazis unterwandert worden und schon vor dem Anschluss war rund ein Viertel der Professoren der NSDAP beigetreten. So überrascht es nicht, dass es 1938 zu keinem Personalwechsel im Rektorat der Hochschule kam. Der aus Böhmen stammende Franz Benesch bekleidete von 1937 bis 1942 das Amt. Auch nach Kriegsende 1945 kam es zu keinem signifikanten Austausch des wissenschaftlichen Personals. Zwar wurde das Rektorat ausgewechselt, doch insgesamt blieben die durchgeführten Suspendierungen überschaubar. Auch die Anzahl der Studierenden, die Parteimitglieder der NSDAP waren und nun zu einem bis zu dreimonatigen Arbeitsdienst eingeteilt werden konnten, blieb gering. Die Frage der Nachkriegsgeschichte der Hochschule in einem rechts- und gesellschaftspolitischen Kontext ist ein wesentliches Forschungsfeld, das vom Historikerteam bis 2017 geklärt wird. Bis dahin soll eine umfassende Publikation vorliegen, wobei Rettl betont, dass es dabei darum geht, Schnittstellen zur Gegenwart herzustellen: Man muss ja heutzutage nicht mehr grundsätzlich feststellen, dass die Nazis böse waren, sondern vor allem geht es darum zu fragen, unter welchen historischen Bedingungen Menschen wie agieren, welche Handlungsspielräume es gibt, wie Menschen diese Handlungsspielräume nützen und nicht zuletzt: Was hat das Ganze mit uns heute zu tun? Das Projekt ist eines von dreien, die sich nun mit der Geschichte der Vetmed-Uni beschäftigen. Seit 2010 schon untersucht man die Bestände der Unibibliothek auf ihre Provenienz. Die Frage ist: Sind Bücher darunter, die von den Nationalsozialisten enteignet wurden? Dabei werden vor allem jene Bücher analysiert, die vor 1945 gedruckt und zwischen 1933 und 1955 in die Universitätsbibliothek gelangten. Bis dato haben die Forscher 3600 Bücher untersucht und handschriftliche Vermerke, Signaturen, Stempel oder Etiketten, also relevante Provenienzmerkmale fotografiert und in eine Datenbank eingespeist. Der Fachterminus dafür: Buchautopsie. 600 Bücher davon waren verdächtig und werden weiter untersucht, wie Florian Dandler, heute Leiter des Projekts, sagt. Bis zur genauen Analyse der ungefähr 6400 noch nicht untersuchten Bücher wird es wohl noch einige Zeit dauern. Derweil hat die Vetmed-Uni Zugriff auf die Datenbank der Kommission für Provenienzforschung und der Israelitischen Kultusgemeinde: Wenn erwiesen ist, dass ein Buch unrechtmäßig in die Bibliothek gelangte, beginnt nämlich die Suche nach Besitzern und möglichen Erben. Schließlich beschäftigt sich die Historikerin Daniela Haarmann im dritten Projekt mit den Anfängen der Vetmed-Uni von der Gründung 1765 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Sie hat die Festschrift herausgegeben, zum Abschluss ihrer Arbeit soll es noch eine Publikation geben. Im Jahr der Gründung ging es unter Kaiserin Maria Theresia vor allem um militärische Bedürfnisse. In der Pferde-Curen- und Operationsschule, wie die Hochschule anfangs hieß, beschäftigte man sich nur mit diesen Nutztieren und mit dem gesunden Hufbeschlag. Damals gab es übrigens noch gar keine Veterinärmediziner. An der Schule arbeiteten Schmiede, also Handwerker. Erst nach der Neugründung als k. k. Thierspital 1777 waren es Humanmediziner, die sich um die Gesundheit der Patienten kümmerten – mittlerweile waren es auch andere Nutztiere wie zum Beispiel Schweine. Man ging bereits damals von einem direkten Zusammenhang zwischen Tier- und Humanmedizin aus: Kranke Nutztiere würden sich direkt auf die Gesundheit des Menschen auswirken. Ein sehr innovativer Ansatz, sagt Haarmann über diese Dienstleistung. Schließlich entstanden tierärztliche Schulen nach dem Wiener Vorbild in der gesamten Monarchie. Die Humoralpathologie, die Vier-Säfte-Lehre (gelbe Galle, schwarze Galle, Blut, Schleim). blieb aber bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Paradigma der Schulmedizin. Auch Tiere wollte man mit Aderlass therapieren – danach kam die Bakteriologie und langsam setzte sich ein naturwissenschaftliches Verständnis von Medizin durch – beim Menschen und beim Tier. Mittlerweile beschäftigt man sich an der Vetmed-Uni auch mit ethischen Fragen der Tierhaltung, was nicht nur durch die Landwirtschaft, sondern auch durch den Siegeszug der Kleintierhaltung in den 1970er- und 1980er-Jahren ein wichtiges Thema wurde. Gerade in diesem Bereich zeigt sich, wie Verhaltensmuster des Menschen nicht nur ihn selbst, sondern auch seine Tiere krank machen können – was unter anderem zu Übergewicht oder Lebensmittelallergien bei Hund und Katze führt.
7Wissenschaft
Wegen hoher Schulden und fallender Aktienkurse sind kaum Kapitalerhöhungen möglich. Houston – Wegen des massiven Ölpreisverfalls steht einer Studie zufolge etwa ein Drittel der Firmen in der Branche noch in diesem Jahr vor dem Aus. Von den weltweit etwa 500 untersuchten Unternehmen seien ungefähr 175 von einer Insolvenz bedroht, heißt es in einer am Dienstag vorgestellten Untersuchung der Unternehmensberatung Deloitte. Sie seien mit insgesamt mehr als 150 Mrd. Dollar (134 Mrd. Euro) verschuldet und könnten sich wegen fallender Aktienkurse über Kapitalerhöhungen kaum noch frisches Geld beschaffen. Diese Firmen haben zu lange gewartet, und jetzt sind sie in Gefahr zu sterben, sagte Deloitte-Experte William Snyder. Es dreht sich alles um Liquidität. Ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Nordseesorte Brent kostet derzeit 35 Dollar, US-Öl notiert bei knapp 31 Dollar. Öl ist damit so billig wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr. Zwar könnten dank Einsparungen und technischer Fortschritte inzwischen 95 Prozent der Ölfirmen den Rohstoff für weniger als 15 Dollar fördern, erklärten die Experten. Für manche dürfte das aber nicht reichen. 2016 ist das Jahr der schwierigen Entscheidungen, sagte der bei Deloitte für die Ölbranche zuständige Manager John England. Besonders eng werde es für die Ölförderer selbst, bei Dienstleistern sehe es besser aus. Der Ölpreisverfall brachte den großen Firmen zuletzt die schwächsten Quartalsergebnisse seit einem Jahrzehnt, BP fuhr sogar einen Rekordverlust ein. Viele Firmen haben deswegen den Abbau von Stellen angekündigt und ziehen sich aus einigen Projekten zurück.
3Wirtschaft
Human Rights Watch erhebt schwere Vorwürfe gegen Militärjustiz und fordert USA auf, Hilfsgelder einzufrieren. Über 3.000 kolumbianische Zivilisten haben Soldaten zwischen 2002 und 2008 ermordet, um die Leichen als gefallene Guerilla-Kämpfer zu präsentieren. Die Opfer, oft Bewohner armer Stadtteile, wurden mit falschen Versprechungen in Hinterhalte gelockt, den Getöteten drückte man Waffen in die Hand und zog ihnen abgetragene Militäruniformen an, um den Eindruck zu erwecken, sie seien bei Kampfhandlungen ums Leben gekommen. Die Soldaten, die die Morde begingen, wurden mit Sonderurlaub und Geldprämien belohnt. Vorgesetzte stellten Quoten auf, wie viele Subversive jede Einheit im Monat töten sollte, Verhaftungen wurden für diese Statistik nicht akzeptiert. Im Jahr 2008 deckten kolumbianische Medien auf, dass 19 junge Männer aus Soacha, einer Vorstadt Bogotás, verschwunden und nur wenige Tage danach an der Grenze zu Venezuela als Guerillakämpfer gefallen waren. Der Skandal kostete General Mario Montoya seinen Job als Oberkommandierender der kolumbianischen Streitkräfte – belangt wurden aber bis heute weder er noch andere hochrangige Militärs. Die über 800 Urteile, die bisher wegen der in Kolumbien Falsos Positivos genannten Fälle gesprochen wurden, betrafen fast ausschließlich einfache Soldaten, berichtet die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einem aktuellen Bericht. Schon zuvor war den Ermittlern aufgefallen, dass die von der Armee beschriebenen Gefechte so nicht stattgefunden haben konnten: So behaupteten die Militärs laut internen Untersuchungsdokumenten in einem Fall, man habe 200 Magazine Munition und 16 Granaten benötigt, um einen mit einem Revolver bewaffneten Angreifer zu stoppen. Human Rights Watch nennt explizit die Generäle Juan Pablo Rodríguez, derzeit Oberkommandierender der Streitkräfte, und Armeechef Jaime Laspilla als Tatverdächtige. Als sie im Bürgerkriegsgebiet eingesetzt waren, töteten ihnen unterstellte Einheiten zumindest 76 Zivilisten. Angaben der kolumbianischen Staatsanwaltschaft zufolge laufen Ermittlungen gegen insgesamt zwölf Generäle. Anklage wurde allerdings bisher in keinem dieser Fälle erhoben. Am Dienstag ordnete Oberstaatsanwalt Eduardo Montealegre an, dass vier pensionierte Generäle, darunter Ex-Armeekommandant Mario Montoya, zu den Vorwürfen aussagen müssen. Als besonders besorgniserregend sieht Human Rights Watch, dass die kolumbianische Regierung Belastungszeugen keinen ausreichenden Schutz gewährleistet: So wurde der Soldat Nixon de Jesus Cárcamo im Vorjahr in einem Militärgefängnis ermordet. Elf Tage zuvor hatte er den Ermittlern erklärt, dass er um sein Leben fürchte, weil er gegen seine Vorgesetzten ausgesagt hatte. Ein Jahr zuvor wurde die Frau eines Soldaten, der seine Aussage gegen einen Offizier nicht widerrufen wollte, von Unbekannten vergewaltigt. Schwere Vorwürfe erheben die Menschenrechtler gegen die kolumbianische Militärjustiz, die trotz Anordnung des Obersten Gerichtshofes weiterhin den Großteil der Falsos Positivos-Fälle behandelt. So sollen Militärrichter Angeklagten geholfen haben, Beweise zu unterdrücken und an der Manipulation von Tatorten beteiligt gewesen sein. Von 2008 bis 2010 war Oberst Édgar Emilio Ávial Doria für die Militärgerichte verantwortlich. Mittlerweile wurde gegen ihn selbst ein Haftbefehl ausgestellt, weil er von 2005 bis 2007 ein Bataillon kommandierte, das für zahlreiche Falsos Positivos verantwortlich sein soll. Das Militär sträubt sich, Verdächtige an zivile Gerichte auszuliefern. Ein von der Zeitschrift Semana veröffentlichtes Telefonat des damaligen Oberkommandierenden vom Dezember 2012 dokumentiert, dass man angeklagten Offizieren sogar zusagte, ihre Fälle würden bald von zivilen an Militärgerichte verlegt. Präsident Juan Manuel Santos, der von 2006 bis 2009 Verteidigungsminister war, entließ wegen des Falsos Positivos-Skandals drei Generäle und mehrere andere hochrangige Militärs. Er gibt an, die Ermittlungen gegen die Militärs zu unterstützen. Allerdings war es seine Regierung, die die kolumbianische Verfassung ändern wollte, um Menschenrechtsverletzungen generell unter die Militärgerichtsbarkeit zu stellen. Erst im April dieses Jahres wurden die umstrittensten Reformvorschläge zurückgezogen. In dem Human-Rights-Watch-Bericht wird die US-Regierung aufgefordert, einen Teil der Militärhilfe für Kolumbien, die eigentlich an Fortschritte im Menschenrechtsbereich gebunden wäre, einzustellen. Auch US-Politiker wie der demokratische Senator Patrick Leahy äußerten Bestürzung über die Vorwürfe. Ein Waffenstillstandsangebot der FARC-Guerilla lehnte Innenminister Juan Fernando Castro sagte am Dienstag ab. Präsident Santos ordnete an, die Offensive gegen die Guerilla auszuweiten, nachdem beim Abschuss eines Militärhubschraubers vier Soldaten ums Leben gekommen waren. (Bert Eder, 25.6.2015)
2International
Höchster Wert seit dem Jahr 1996. Rom – Wegen der Rezession der vergangenen Jahre und der Firmenpleiten ist in Italien die Summe der faulen Kredite weiter gestiegen. Laut Bankenvereinigung ABI beliefen sich die notleidenden Kredite im Mai auf 193,7 Mrd. Euro, 25,1 Milliarden mehr als im Vergleichsmonat 2014. Das ist der höchste Stand seit 1996. Notleidende Kredite machen 10,1 Prozent aller von Italiens Geldhäusern gewährten Kredite aus, erklärte ABI am Dienstag. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen stünden weiter wegen fauler Kredite unter Druck, deshalb werde eine Entspannung bei den Kreditforderungen der Banken längere Zeit in Anspruch nehmen, hieß es im ABI-Bericht. Italiens Firmen haben derzeit noch mit den Auswirkungen der längsten Krise seit Kriegsende zu kämpfen und können deshalb oftmals ihre Kredite nicht mehr bedienen.
3Wirtschaft
Demner, Merlicek & Bergmann entwickelt neue Kampagne. Wien – Merkur-Testimonial Fränz erinnert sich im neuen TV-Spot von Demner, Merlicek & Bergmann an seine Kindheit. Die Kampagne startet am 27. August und wird sich neben TV und Print auch auf Flugblättern, am POS und Online wiederfinden.
6Etat
TU-Wien-Forscher entwickeln mathematisches Optimierungsverfahren für Anpassung der physikalischen Eigenschaften. In Zukunft werden wohl viele Objekte individuell am Computer gestaltet und im 3D-Drucker ausgedruckt werden. Eine Methode zur raschen und exakten Anpassung der physikalischen Eigenschaften eines Objekts haben Forscher der Technischen Universität (TU) Wien und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entwickelt und anhand spielerisch anmutender Figuren wie schwebender Fische, rotierender Schildkröten oder kippender Flaschen demonstriert. 3D-Drucker ermöglichen es, geometrische Sonderwünsche recht einfach zu realisieren. Przemyslaw Musialski und sein Team vom Institut für Computergraphik und Algorithmen der TU Wien haben ein mathematisches Optimierungsverfahren entwickelt, mit dem sich die geometrischen – und damit physikalischen – Eigenschaften eines zu druckenden Objekts am Computer einfach anpassen lassen. Demonstriert haben das die Wissenschafter etwa mit Kunststoff-Fischen, die knapp unter oder zur Hälfte über der Wasseroberfläche schwimmen. Entscheidend dafür ist die exakt gewählte Form und Größe des Hohlraums im Inneren der Fische. So lässt sich auch die Drehachse einer Plastik-Schildkröte anpassen, um sie als Kreisel zu verwenden. Die Forscher haben auch eine schräg stehende Flasche entworfen, die mit Wasser gefüllt umkippt, mit Alkohol gefüllt aber stehen bleibt. Dazu musste die Wandstärken der Flasche exakt dem Dichte-Unterschied der beiden Flüssigkeiten angepasst werden. Die Methode erlaubt es, die äußere Form des Objekts und bestimmte Vorgaben wie die Rotationsachse oder die Schwebeausrichtung einzugeben. Die Software liefert dann zusätzlich zur äußeren Form auch die Form des Hohlraums im Inneren des Objektes, so dass es die Wunschvorgaben erfüllt, so Musialski in einer Aussendung der TU. Das Verfahren wurde vergangenen Herbst bei der Konferenz fürComputergraphik und Animation PixelVienna mit dem AustrianComputer Graphics Award in der Kategorie Best Technical Solution ausgezeichnet.
0Web
Chinesischer Hersteller verkauft bereits mehr Handys als etablierte Konkurrenten wie HTC und LG. Vor wenigen Jahren kannte kaum jemand den chinesischen Smartphonehersteller Huawei. Das hat sich zuletzt geändert, als das Unternehmen altgediente Konkurrenten wie HTC und LG einholte. 2015 konnte das Unternehmen mehr als 100 Millionen Handys verkaufen und zählt nun zu den Topherstellern auf dem Markt. Nur Apple und Samsung verkaufen mehr. Zusätzlich hat Huawei zusammen mit Google mit dem Nexus 6P eines der derzeit populärsten Android-Smartphones auf den Markt gebracht. Kaum ein Test kommt ohne Lob für das Nexus aus. Das verleiht dem Unternehmen Selbstvertrauen. In den kommenden drei Jahren will man Apple einholen und den zweiten Platz in der Herstellerliste einnehmen, sagte Huawei-Manager Richard Yu auf der CES in Las Vegas. Das Unternehmen nutzte die Elektronikmesse, um für sein neues Flaggschiff zu werben. Mit dem Mate 8 bringt man ein Android-Handy mit 6-Zoll-Display mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel, schnellem Prozessor, Fingerabdruckscanner und starkem Akku an den Start. Herzstück des Mate 8 ist der Kirin-950-Prozessor, der wie gewohnt von der Huawei-Tochter Hisilicon geliefert wird. Dabei handelt es sich um einen Achtkerner, der wie andere aktuelle Smartphone-Chips den Big-Little-Aufbau verwendet. Es gibt also vier flotte A72-Kerne mit einem maximalen Takt von 2,3 GHz sowie vier langsamere A53-Cores (1,8 GHz). Als Grafikeinheit ist ein Mali T880MP4 enthalten, das RAM variiert je nach Modell. Entscheidender Faktor ist hier der lokale Speicherplatz, die Ausgabe mit 32 GB wird mit 3 GB RAM kombiniert, die Modelle mit 64 und 128 GB bekommen 4 GB. Es gibt eine 16-Megapixel-Kamera auf der Rückseite, die mit optischer Bildstabilisierung aufwarten kann. Auffällig ist allerdings, dass keine 4K-Videos aufgenommen werden können, wie das bei High-End-Smartphones mittlerweile recht geläufig ist. Als Sensor kommt ein IMX 298 von Sony zum Einsatz. An der Vorderseite gibt es eine zweite Kamera mit 8 Megapixel. Auffallend groß ist der Akku mit 4.000 mAh, der noch dazu flott laden soll: In 30 Minuten soll ein Ladestand von fast 50 Prozent erreicht werden. Bei der Vorstellung in Las Vegas betonte man, dass der Akku zwei Tage hält. Und zwar bei normaler Nutzung. Auf der Rückseite befindet sich ein Fingerabdrucksensor, der interne Speicherplatz kann per Micro-SD-Karte erweitert werden. Als Software wird Android 6.0 Marshmallow mitgeliefert, das um Huaweis Emotion UI 4.0 erweitert wurde. Der Preis für das kleinste Modell liegt bei 599 Dollar, das Mate 8 mit 4 GB Speicher kostet 100 Dollar mehr. Wann das Mate 8 in Österreich verfügbar sein wird, ist nicht bekannt. Zusätzlich stellte Huawei auf der CES sein neues Mediapad 2 vor – ein Android-Tablet mit 10,1-Zoll-Display, das mit einer Auflösung von 1.920 x 1.200 Pixel und mit vier Lautsprechern daherkommt. Durch mit Swarovski-Steinen besetzte Smartwatches will man insbesondere Frauen ansprechen. Die Jewel und Elegant genannten Uhren kommen im März in den Handel. Abschließend verkündete man, dass das Nexus 6P nun auch mit einem goldenen Gehäuse zu haben ist.
0Web
Beteiligungsunternehmen übernimmt Mehrheit, Gründer behalten rund 40 Prozent der Anteile. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Dexter Fletcher erzählt die Geschichte des britischen Skispringers, der es dadurch zu Berühmtheit brachte, stets nur dabei gewesen zu sein. Es geht im Leben um den entscheidenden Moment. Wenn man bereits als kleiner Bub einen Traum hat und diesen bis ins Erwachsenenalter nicht aufgibt, braucht es aber nicht nur Hartnäckigkeit, sondern auch Schmerzbereitschaft. So wie Michael Eddie Edwards (Taron Egerton), besser bekannt als Eddie the Eagle, jener legendäre britische Skispringer, der es dadurch zu Berühmtheit brachte, stets nur dabei gewesen zu sein. Letzter? Na und! In seinem Biopic erzählt Dexter Fletcher die Geschichte des einsamen Adlers zwar als die eines schrägen Vogels, zugleich aber auch als liebevolle Hommage an einen sympathischen Menschenfreund. Und beweist mit seinem Humor dasselbe Timing wie ein Springer beim Absprung. Hugh Jackman gibt den versoffenen Trainer mit Vergangenheit, und Christopher Walken brilliert wie immer selbst in einer Nebenrolle.
8Kultur
Vorsitzwechsel beim Verein Medienjournalismus Österreich. Wien – Der Verein Medienjournalismus Österreich hat bei seiner Generalversammlung am Dienstag Johannes Bruckenberger (APA) einstimmig zum Obmann gewählt. Er folgt auf STANDARD-Redakteurin Doris Priesching, die diese Funktion fast acht Jahre innehatte. Stellvertreterin bleibt Isabella Leitenmüller-Wallnöfer (Presse). Im Verein Medienjournalismus Österreich (MÖ) sind Redakteure und Redakteurinnen heimischer Tageszeitungen, Fachmedien und der Austria Presse Agentur sowie freie Journalisten vertreten. Der MÖ wurde im Sommer 2003 gegründet. Er setzt sich zum Ziel, eine kritische Öffentlichkeit gegenüber der Medienlandschaft herzustellen, heißt es in den Statuten. Dezidiert wendet sich der Verein gegen Bestrebungen, die unabhängige Berichterstattung über Medien zu verhindern, zu manipulieren oder auf sie Druck auszuüben.
6Etat
Gesetzestext hatte deutsche Umweltpolitiker auf die Barrikaden getrieben. Paris/Berlin – Das französische Verfassungsgericht hat den in Deutschland kritisierten Passus zum geplanten Atommüllendlager aus einem Wirtschaftsförderungsgesetz gestrichen. Der Artikel sei nicht verfassungsgemäß verabschiedet worden, weil es keinen Zusammenhang zum Inhalt des Gesetzes gebe, entschieden die Richter. Deutsche Umweltpolitiker sahen in den Regeln eine Vorfestlegung auf den Standort Bure in Lothringen nur gut 120 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Frankreichs Wirtschaftsminister Emmanuel Macron kündigte am Donnerstag an, die Vorgaben für die Pilotphase des Endlagers nun mit einem eigenen Gesetz festzulegen. Dessen Entwurf soll im ersten Halbjahr 2016 vorgelegt werden. Der Passus war im letzten Moment in das im Juli beschlossene Gesetz eingefügt worden. Zudem umging die Regierung mithilfe einer speziellen Verfassungsregel eine Abstimmung des umstrittenen Vorhabens in der Nationalversammlung. Die französischen Grünen sahen dieses Vorgehen als Kriegserklärung der Regierung. In Deutschland hatte die Entscheidung vor allem in den grenznahen Regionen Sorgen bei der Bevölkerung ausgelöst. Der saarländische Landtag sprach sich einstimmig gegen das Projekt aus. Eine Sprecherin des rheinland-pfälzischen Energieministeriums erklärte nun, die Gerichtsentscheidung bestätige die kritische Einschätzung der Landesregierung. Gesetze mit solcher Tragweite müssen in jedem Fall in einem breiten gesellschaftlichen Beteiligungsverfahren und parlamentarischen Prozess diskutiert und entschieden werden. Frankreich plant schon länger, in Bure unterirdisch hoch- und mittelradioaktive Abfälle einzulagern. Die Grundlage legte ein Gesetz aus dem Jahr 2006. Wissenschafter erforschen in Bure schon seit Jahren die Voraussetzungen; Alternativen sind nicht in Diskussion. Die staatliche Betreibergesellschaft Andra will 2017 den Genehmigungsantrag stellen und 2025 mit der Einlagerung beginnen. Das Verfassungsgericht strich eine ganze Reihe von Artikeln aus dem Wirtschaftsgesetz, winkte die zentralen Punkte aber durch – unter anderem die Liberalisierung des französischen Fernbusmarktes und flexiblere Regelungen der Sonntagsarbeit. Der linke Flügel der regierenden Sozialisten hatte heftig gegen das Gesetz protestiert. Die Regierung setzte daher aus Furcht um ihre Mehrheit in der Nationalversammlung auf einen Verfassungsparagrafen, der es ermöglicht, ein Gesetz ohne Abstimmung anzunehmen. Das Parlament hätte das Gesetz nur über den Sturz der Regierung kippen können.
1Panorama
Merkel verurteilt "abstoßende" Taten – Vizekanzler Gabriel: "Diesen Typen keinen Millimeter". Nach der Eskalation rechtsextremer Proteste gegen ein Flüchtlingsheim in einem stillgelegten Baumarkt in der sächsischen Kleinstadt Heidenau verurteilte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel die Übergriffe am Montag in ungewohnt scharfen Worten. Es ist abstoßend, wie Rechtsextreme und Neonazis versuchen, rund um eine Flüchtlingseinrichtung ihre dumpfe Hassbotschaft zu verbreiten. Und es ist beschämend, wie Bürger, sogar Familien mit Kindern, durch ihr Mitlaufen diesen Spuk unterstützen, ließ Merkel gestern über Sprecher Steffen Seibert erklären. Zuvor hatte sie sich zu rechten Gewaltexzessen kaum geäußert. 31 Polizisten wurden am Wochenende in Heidenau verletzt, als rund 250 Rechtsextremisten begannen, Flaschen und Steine auf die Einsatzkräfte zu werfen. Zuvor hatten sie versucht, den Weg zum Asylheim, in dem ab Freitag die ersten von 600 Flüchtlingen untergebracht werden sollen, zu blockieren. Am Sonntag errichtete die Polizei eine Schutzzone um das Flüchtlingsheim, doch auch in der Nacht auf Montag kam es zu Zusammenstößen zwischen Rechtsextremen und Gegendemonstranten. Deutschland lasse nicht zu, dass leidgeprüfte Flüchtlinge in Deutschland von hasserfüllten Parolen empfangen werden oder von alkoholisierten Schreihälsen bedroht werden. Zuvor hatte bereits Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) die Ereignisse von Heidenau aufs Schärfste verurteilt. Gestern stattete der SPD-Chef dem 16.000-Einwohner-Ort einen Besuch ab. Man darf diesen Typen, die sich hier in den letzten Tagen ausgebreitet haben, keinen Millimeter Raum geben, sagte Gabriel. Schlagzeilen über Proteste und Gewalt gegen geplante Flüchtlingsunterkünfte und Immigranten reißen in Deutschland nicht ab. Seit dem Winter kommt es immer wieder zu Attacken auf Asylwerberheime, vor allem in Ostdeutschland, aber auch in Bayern und Rheinland-Pfalz. Das Innenministerium registrierte im ersten Halbjahr 173 Übergriffe auf Asylunterkünfte – dreimal so viele wie in der gleichen Periode des Vorjahres. Die Zahl dürfte inzwischen gestiegen sein. Viele Kommunen sind überfordert, die Flüchtlinge werden in Turnhallen, teilweise in Zelten untergebracht. Zwar ist die Solidarität mit den Ankömmlingen bei vielen hoch, doch die Stimmung droht zu kippen. Nach wie vor sind xenophobe Tendenzen vor allem in den neuen Bundesländern im Osten auszumachen. Obwohl nur 17 Prozent der Gesamtbevölkerung dort leben, wurden in Ostdeutschland im Vorjahr 47 Prozent aller rassistischen Gewalttaten registriert. Eine Beruhigung der Lage zeichnet sich nicht ab – denn vergangene Woche korrigierte Deutschland die erwartete Zahl von Flüchtlingen für dieses Jahr deutlich nach oben. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) rechnet für 2015 mit 800.000 Flüchtlingen in Deutschland. Zuvor war von höchstens 450.000 Menschen ausgegangen worden. Am Sonntag legten Vizekanzler Sigmar Gabriel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) einen Zehn-Punkte-Plan zur Bewältigung der Flüchtlingsproblematik vor. Unter anderem fordern die Minister ein gemeinsames europäisches Grenzmanagement, raschere Rückführungen von abgelehnten Asylwerbern sowie eine Reform des Dublin-Systems, um eine fairere Verteilung der bereits anwesenden Flüchtlinge in Europa zu erreichen.
1Panorama
Der Mann aus Altmünster hatte mit fünf Kollegen eine Entenjagd organisiert und dürfte aus dem Boot gestürzt sein. Gmunden – Ein Entenjäger ist am Sonntag völlig unterkühlt aus dem Traunsee im Bezirk Gmunden gerettet worden. Der 60-Jährige, der aus dem Boot gefallen sein dürfte, hatte nur mehr 28 Grad Körpertemperatur und war kaum ansprechbar, als ihn Feuerwehrleute aus dem eiskalten Wasser zogen. Er wurde ins Klinikum Salzkammergut Gmunden eingeliefert, berichtete die oö. Polizei. Der Mann aus Altmünster hatte mit fünf Kollegen eine Entenjagd organisiert. Am frühen Nachmittag brachte er die anderen an ihre Plätze am Ufer und fuhr dann mit dem Boot nahe am Gewässerrand entlang, um die Vögel aufzuschrecken. Kurz nach 16.00 Uhr sahen seine Kollegen das Boot plötzlich führerlos in der Mitte des Sees schaukeln und alarmierten die Einsatzkräfte, die den 60-Jährigen im See treibend fanden und bargen. Das kalte Wetter brachte am Wochenende auch einen 83-jährigen Spitalpatienten in Güssing in Lebensgefahr. Der Mann war vergangene Woche ins Krankenhaus gebracht worden, das er Sonntagnachmittag eigenmächtig verlassen hatte. Bei der daraufhin eingeleiteten Suchaktion wurde der Pensionist Montag früh in stark unterkühltem Zustand auf der B57 in Güssing gefunden, berichtete die Polizei. Der 83-Jährige, der in Ungarn lebt, bekam vergangenen Montag beim Einkaufen in Güssing gesundheitliche Probleme und wurde ins Spital eingeliefert. An der Suche nach dem Mann waren neben Polizeistreifen aus dem Bezirk und einer Diensthundestreife auch die Feuerwehr und ein Polizeihubschrauber beteiligt. Eine Polizeistreife entdeckte den 83-Jährigen, der laut ORF nur mit einem Pyjama und einem Pullover bekleidet war, schließlich gegen 7.30 Uhr im Gemeindegebiet von Güssing. Er wurde wieder zurück ins Spital gebracht, wo er ärztlich behandelt wird. In Golling (Tennengau) wurde am Sonntag ein 15-jähriger Jogger vor dem Erfrieren gerettet. Drei Halleiner Spaziergänger hörten die verzweifelten Hilferufe des Einheimischen. Er steckte fünf Gehminuten von einem Weg entfernt im Tiefschnee fest. Noch vor Eintreffen der Rettungskräfte wurde der unterkühlte Bursch von den 18 bis 34 alten Halleinern erstversorgt. Angehörige hatten um 20.05 Uhr die Polizei in Hallein alarmiert. Der 15-Jährige war um 17.00 Uhr zum Joggen aufgebrochen und seither nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Während die Rettungsaktion anlief, meldete sich ein Spaziergänger bei der Polizei und schilderte, dass er und seine zwei Begleiterinnen soeben Hilfeschreie gehört hätten und sie sich auf die Suche machen würden. Sie fanden den Hilflosen kurze Zeit später nahe der Torrener Ache, bevor noch die alarmierten Helfer des Roten Kreuzes und Polizisten eintrafen. Nur durch das beherzte und engagierte Verhalten der drei Spaziergänger konnte der junge Jogger relativ unversehrt von den Rettungskräften aus dem Tiefschnee geborgen werden, informierte die Landespolizeidirektion Salzburg in einer Presseaussendung. Der Teenager wurde vom Roten Kreuz in das Kinderspital nach Salzburg gebracht. Laut ersten Erkenntnissen dürfte der Bursch lediglich eine Unterkühlung erlitten haben. Warum er in den Tiefschnee geraten ist, war vorerst nicht bekannt. Bereits am Samstag hatten Polizisten einem 23-Jährigen bei der Wagrainer Ache das Leben gerettet. Der Mann lag laut Polizeiaussendung lebensbedrohlich unterkühlt neben dem Bachbett im Schnee. Eine Anrainerin alarmierte die Polizei, nachdem sie Hilferufe gehört hatte. Drei Bedienstete der Polizeiinspektion St. Johann im Pongau folgten demnach Spuren im Schnee und machten durch Rufe solange auf sich aufmerksam, bis sie die Hilferufe des Mannes hörten. Sie fanden den 23-Jährigen stark unterkühlt im Schnee liegen. Er konnte aus eigenen Kräften nicht mehr aufstehen und wurde der Rettung übergeben.
1Panorama
Weißmehlanteil ist der Grund – Minister will eigene Steuer einführen. Sofia – Das bulgarische Gesundheitsministerium sorgt seit geraumer Zeit immer wieder für Schlagzeilen durch ungewöhnliche Ideen. Jetzt soll für Hostien eine eigene Steuer eingehoben werden, meldete der TV-Sender Nova. Grund dafür sei der Weißmehlanteil, der die Hostien nach Auffassung des Ministeriums zum gesundheitsschädlichen Nahrungsmittel mache. Geistliche zeigten sich überrascht und empört. Angel Angelow, Domkapitular der Patronatskirche Heilige Sofia in der bulgarischen Hauptstadt, kommentierte gegenüber Nova TV, dass anscheinend die Gesundheitsbürokraten keine Ahnung haben, was die Hostien sind, wenn sie auf solche Ideen kommen. Der Priester nannte die Bezeichnung der Hostie als schädliches Nahrungsmittel einfach lächerlich. Zudem werde sie in extrem kleinen Mengen eingenommen. Im überwiegend christlichen Bulgarien mit 80 Prozent Orthodoxen werden die Hostien wie kleine Brotwürfel gereicht. Doch der Weißmehlanteil von mehr als 25 Prozent pro 100 Gramm Nettogewicht veranlasste die Behörden offenbar, sie in der selben Kategorie wie Biskuits oder Waffeln einzustufen, erläuterte der Arzt Kamen Danow von der bulgarischen Medizinakademie in Sofia. Er bezweifelte allerdings die Möglichkeit, dass die Hostien in solch kleinen Mengen eine gesundheitsschädliche Wirkung haben könnten. Eine Steuer könnte aber die Produktionskosten der Hostien in Bulgarien um 50 Prozent erhöhen, errechnete Nova TV. Das Gesundheitsministerium äußerte sich bisher nicht.
1Panorama
"Presse"-Bericht: Staatsanwaltschaft friert wegen Verdachts auf Datenmissbrauch Gelder von Witwe ein. Astana/Wien – Sofern nichts Unvorhergesehenes passiert, wird am kommenden Freitag im Wiener Straflandesgericht der Prozess um die Entführung und Ermordung der kasachischen Banker Zholdas Timraliyev und Aybar Khasenov in erster Instanz abgeschlossen. Zuvor stehen am Mittwoch die Schlussvorträge von Staatsanwaltschaft, Verteidigung und den Privatbeteiligten-Vertretern am Programm. Allerdings ist offenbar auch die Witwe Alijews mittlerweile ins Visier der Ermittlungen geraten. Laut einem Bericht der Presse (Samstagsausgabe) hat die Staatsanwaltschaft Wien angeordnet, wegen des Verdachts des Datenmissbrauchs Gelder einer Firma der Frau in Höhe von rund 400.000 Euro einzufrieren. Die Staatsanwaltschaft bestätigte am Freitagabend gegenüber der APA, dass es eine Anordnung zur Sicherstellung der Summe gebe. Es liege der Verdacht der Datenbeschädigung sowie der Verdacht der Datenverwendung in Gewinn- oder Schädigungsabsicht vor, so eine Sprecherin. Laut Presse geht es um Geld einer Firma der Frau, das im Juni nach Luxemburg an einen EDV-Spezialisten fließen sollte. Die Witwe Alijews soll unter Verdacht stehen, den EDV-Experten zu einer Datenweitergabe angestiftet zu haben. Hintergrund ist laut Presse der erbitterte Anwaltsstreit in der Causa. So soll der EDV-Spezialist einst für die Gegenseite, also die Witwen der mutmaßlichen Alijew-Opfer bzw. für deren Rechtsvertretung, die Wiener Anwaltskanzlei Lansky, Ganzger und Partner (LGP) tätig gewesen sein. Die Zusammenarbeit soll jedoch im Streit beendet worden sein. Laut Rechnung sollten mit dem nun eingefrorenen Geld Serviceleistungen einer Datenanalyse-Firma sowie Lizenzgebühren für eine Anti-Geldwäsche-Software bezahlt werden. Der Anwalt der Witwe wies gegenüber der Presse die Vorwürfe zurück. Die Anzeige steht im Zusammenhang mit der unerbittlichen Jagd Kasachstans auf die Familie Alijew, wird Klaus Ainedter zitiert. In dem Verfahren müssen sich seit Mitte April der ehemalige Chef des kasachischen Geheimdiensts KNB, Alnur Mussayev, sowie mit Vadim Koshlyak der ehemalige Sicherheitsberater des früheren kasachischen Botschafters in Wien, Rachat Alijew, als mutmaßliche Beteiligungstäter vor Geschworenen verantworten. Alijew wäre als Hauptangeklagter im Zentrum der Vorwürfe der Anklage gestanden – er wurde jedoch am 24. Februar erhängt in seiner Zelle in der Justizanstalt Wien-Josefstadt aufgefunden. Auf Basis eines Gutachtens des Rechtsmedizinischen Instituts in St. Gallen sowie weiterer Sachverständigen-Expertisen geht die Justiz von Selbstmord aus. Eine offizielle Todesursache liegt aber noch nicht vor. Für die verbliebenen Angeklagten geht es im Fall von Schuldsprüchen um zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft.
1Panorama
Mit der Initiative "Neustart Schule" fordern 23 Organisationen eine schlankere Schulverwaltung. Wien – Der zwölfjährige Peter zeigt Georg Kapsch den schwarzen Peter. Der Chef der Industriellenvereinigung stoppt seine Rede für eine Bildungsrevolution und gibt an den nächsten Referenten weiter. Um die Vorschläge von 23 Rednern und Rednerinnen in einer Pressekonferenz unterzubringen, musste sich die Initiative Neustart Schule etwas einfallen lassen. Jeder darf – überwacht von Schüler und Schauspieler Peter – deshalb nur eine Minute lang sprechen. Wenn jemand zu lange redet, hält Peter eine Spielkarte mit dem schwarzen Peter hoch. Die überparteiliche Initiative Neustart Schule wurde vergangenes Jahr von der Industriellenvereinigung gegründet. Am Dienstag präsentierte die Plattform gemeinsam mit 22 anderen Interessenvertretern, Bildungsinitiativen und Nichtregierungsorganisationen ihre Vorschläge für eine Bildungsreform. Kleinster gemeinsamer Nenner: mehr Autonomie, eine schlanke Schulorganisation und eine Aufwertung der Elementarpädagogik. Gemeinsam wollen die Organisationen vor der geplanten Verkündung der Schulverwaltungsreform am 17. November Druck auf die Regierung ausüben. Das System ist überverwaltet und verpolitisiert, sagte Kapsch. Um die Schulverwaltung zu modernisieren, schlägt die Initiative etwa vor, dass sich die Schulleitungen ihr Personal selbst aussuchen können sollen. Die Finanzierung der Schulen soll über ein Pro-Kopf-Budget erfolgen und nicht mehr über den Finanzausgleich mit den Ländern. Überhaupt wollen die Organisationen die Entmachtung der Länder. Der Bund soll allein für die Gesetzgebung und deren Ausführung zuständig sein, Bildungsziele vorgeben und einen Qualitätsrahmen für alle Schulen erstellen. Auch für die Kindergärten soll dem Konzept zufolge nur mehr der Bund zuständig sein. Judit Marte-Huainigg, bei der Caritas zuständig für Bildungspolitik, führte aus, warum die Finanzierung des Schulsystems derzeit ihrer Ansicht nach nicht funktioniere. Wenn du eine Sandburg bauen willst, und du führst einen Sack mit Sand zu deiner Burg, und dieser Sack hat Löcher, dann wirst du am Ende deines Weges zu wenig Sand für die Burg haben. Genauso sei es im Schulsystem. Das Geld geht auf die Reise, aber landet in diversen Amtsstuben, und am Schulstandort kommt zu wenig an. Deshalb müsste man die Schulträger direkt finanzieren. Hier orientiere sich die Plattform am niederländischen Modell, wo die Schulen anhand eines Sozialindex Geld pro Schüler bekommen, erklärte Michael Landertshammer, Leiter der Abteilung für Bildungspolitik in der Wirtschaftskammer. In seiner Funktion als Präsident des Hilfswerks unterstützt auch Othmar Karas, Delegationsleiter der ÖVP-Abgeordneten im EU-Parlament, die Initiative. Die ideologische Debatte müsse beendet werden, sagt er. Es muss auch die Debatte darüber, welcher Landeshauptmann in der Bildungsgruppe sitzt, beendet werden. Erst kürzlich sind die Landeshauptmänner Erwin Pröll (ÖVP) und Hans Niessl (SPÖ) aus jener Arbeitsgruppe ausgestiegen, die sich um die Schulverwaltungsreform kümmern soll. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hat in einer Stellungnahme die Vorschläge der Initiative begrüßt. Auch für mich ist ganz klar, dass verflochtene Zuständigkeiten entwirrt werden müssen und ein Paradigmenwechsel im Schulsystem erfolgen muss. Durch mehr Entscheidungsgewalt am Schulstandort könne auch eine Qualitätssteigerung gelingen. Wir sind gemeinsam auf einem guten Weg in Richtung 17. November.
5Inland
Gouverneurin von Oklahoma gab Aufschub von 37 Tagen bekannt. An der Schuld des 52-Jährigen bestehen große Zweifel. Oklahoma City – Erneut ist die Hinrichtung des US-Todeskandidaten Richard Glossip kurz vor ihrem Vollzug verschoben worden. Der 52-Jährige sollte am Mittwochnachmittag im Staatsgefängnis von Oklahoma mit einer Giftinjektion hingerichtet werden. An seiner Schuld bestehen erhebliche Zweifel. Gouverneurin Mary Fallin gab einen Aufschub von 37 Tagen bekannt. Bis dahin solle geprüft werden, ob der geplante tödliche Giftcocktail rechtlich zulässig ist. Glossips Hinrichtung war um zwei Wochen bis Mittwoch aufgeschoben worden, um neue Beweise zu prüfen. Das Oberste Gericht der USA hatte dann einen letzten Einspruch abgelehnt. Angehörige erwarteten vor dem Gebäude bereits die Hinrichtung. Glossip ist angeklagt, für den Mord an einem Motelbesitzer verantwortlich zu sein. Zu den Beweisen zählten Aussagen eines ehemaligen Häftlings. Er wollte im Gefängnis gehört haben, wie ein Insasse prahlte, Glossip den Mord in die Schuhe geschoben zu haben. Der Mann sitzt eine lebenslange Haftstrafe dafür ab, den Mord ausgeführt zu haben – er beteuert, Glossip habe ihn angestiftet. Glossips Verteidiger hatten entlastende Indizien zusammengetragen, Prominente wie die Schauspielerin Susan Sarandon setzten sich für ihn ein. Glossip hatte gegen die Verwendung des Medikaments Midozalam geklagt, weil es bei anderen zu einem besonders qualvollen Tod geführt hatte. Das höchste US-Gericht entschied dagegen. Die Todesstrafe ist in 31 der 50 US-Staaten und auf Bundesebene erlaubt.
1Panorama
Nationalratsabgeordneter Harald Walser bringt Anzeige wegen Wiederbetätigung ein. Wien – Eine Anzeige gegen das rechtsextreme Monatsmagazin Aula hat der Grüne Nationalratsabgeordnete Harald Walser eingebracht. Die Anzeige wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung richtet sich gegen einen Artikel des Aula-Autors Fred Duswald, in dem unter dem Titel Mauthausen-Befreite als Massenmörder die 1945 befreiten Häftlinge des KZ Mauthausen als Landplage und Kriminelle bezeichnet werden, die raubend und plündernd, mordend und schändend [...] das unter der Befreiung leidende Land [plagten] und mit den sowjetischen Befreiern in der Begehung schwerster Verbrechen wetteiferte[n]. Bereits 2011 hatte derselbe Autor in der Aula mit Hetze gegen KZ-Überlebende in einer ähnlichen Wortwahl für Aufregung gesorgt und war damals von der Israelitischen Kultusgemeinde bei der zuständigen Staatsanwaltschaft im Sprengel Linz angezeigt worden. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Die IKG sah sich damals zu der Kritik veranlasst, Oberösterreich gehe zu wenig engagiert gegen die im Bundesland bekannte Neonaziszene vor. Die Grünen rechnen sich wegen des noch schärferen Wortlauts Duswalds dennoch Chancen aus, mit ihrer Sachverhaltsdarstellung durchzukommen, sagt eine Sprecherin auf STANDARD-Anfrage. Ich bin nicht mehr bereit, neonazistische Artikel, wie sie laufend im freiheitlichen Schmierblatt Aula erscheinen, hinzunehmen, sagt Walser. Dass in diesem Verband zahlreiche hohe Funktionsträger der FPÖ – wie beispielsweise die Nationalratsabgeordneten Axel Kassegger und Reinhard Bösch – in tragender Funktion Mitglied sind und daher die neonazistischen Inhalte der Aula mitzuverantworten haben, zeigt einmal mehr, wo die FPÖ zu verorten ist.
5Inland
Gegner Juventus Turin durfte im Endspiel nur kurz hoffen, zu dominant traten die Katalanen im Berliner Olympiastadion auf Weg zum Triple auf. Berlin - Der FC Barcelona ist zum fünften Mal Gewinner des höchsten europäischen Klubbewerbs. Die Katalanen besiegten im Finale der Champions League Juventus Turin mit 3:1 (1:0) und wurden damit ihrer Favoritenrolle gerecht. Als erstem Klub gelang den Katalanen damit außerdem ein zweites Triple aus Meisterschaft, Pokal und Meisterpokal. Ivan Rakitic, Luis Suarez und Neymar erzielten die Treffer für die Sieger, Alvaro Morata hatte Juventus mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich die Chancen bis zur Schlussphase gewahrt. Schnelle Führung durch Rakitic Kurz hatte Juventus der Blaugrana ein Rätsel aufgeben können. Das enorm hohe Pressing verunsicherte die Katalanen in den ersten Minuten, brachte den Italienern einen Eckball und Torschuss ein. Doch der FC Barcelona löste die Aufgabe schnell – und zwar nach nicht einmal vier Minuten. Rakitic schloss eine herrliche Kombination im Strafraum ab. Mit dem 1:0 begann auch der Heißhunger von Barça auf den Ball. Mit erdrückendem Pressing schnürten sie Juventus in der eigenen Hälfte ein und erspielten sich in der Folge mehrere Chancen. Die Bianconeri reagierten mit Härte. Arturo Vidal sah die Gelbe Karte und wandelte nach mehreren weiteren Fouls am Rande des Ausschlusses. Dem kam auch Paul Pogba nahe, als er den Ball gegen Lionel Messi verlor und dem argentinischen Zauberfloh von hinten in die Beine rutschte. Juve selbst deutete ein oder zwei Mal seine Gefährlichkeit im Konter an, kam aber selten aus guter Distanz zum Abschluss. Morata und Claudio Marchisio kamen einem Torerfolg mit Weitschüssen noch am nächsten. Morata sorgte für den Ausgleich Nach der Pause sollte sich das Bild vorerst nicht verändern. Suarez scheiterte mit einem Spitzerl an Gianluigi Buffon, eine Traumkombination von Messi, Neymar und Suarez schloss der Argentinier mit einem Fehlschuss ab. Dann kippte das Spiel aus seinen Fugen. Juventus presste beherzt das Aufbauspiel von Barcelona an, der Ball landete bei Carlos Tevez, dessen Schuss Marc-Andre ter Stegen nur kurz abwehren konnte. Ausgerechnet Real Madrid-Nachwuchsspieler Morata stand bereit und stellte den Spielverlauf mit dem 1:1 auf den Kopf (55.). Juventus aber rechtfertigte den Ausgleich danach durch eine starke Phase , die darin gipfeln sollte, dass Pogba in der 67. Minute völlig außer sich einen Elfer reklamierte. Dani Alves hatte den Franzosen im Strafraum umarmt, man hätte pfeifen können, Referee Cuneyt Cakir verzichtete darauf. Momente später solierte Messi einen Konter über das halbe Feld, Buffon konnte den abschließenden Schuss nicht festhalten und Suarez brach beim Abstauber Juve das Herz. Torrichter griff ein Vier Minuten später hätte alles endgültig vorbei sein können, Neymar köpfelte einen Ball zum vermeintlichen 3:1 ins Tor. Der Torrichter erkannte aber, dass er sich das Rund dabei auf die Hand geköpfelt hatte. Absicht hin oder her, erst das hatte die Ledersche Flugbahn unhaltbar gemacht. Die Turiner hatten dem zweiten Gegentor dennoch nichts mehr entgegenzusetzen. Im Gegenteil: Messi, Gerard Pique und Suarez vergaben Matchbälle. Und in einer wegen Zeitschindens eher unwürdigen Schlussphase, in der auch Xavi noch seinen Abschiedsauftritt geben durfte, finalisierte Neymar mit dem letzten Schuss doch noch das 3:1. (Tom Schaffer aus Berlin, 6.6.2015) Finale der Fußball-Champions-League: Juventus Turin - FC Barcelona 1:3 (0:1)Berlin, Olympiastadion, 70.500 (ausverkauft), SR Cakir/TUR. Tore: 0:1 ( 4.) Rakitic1:1 (55.) Morata1:2 (68.) Suarez1:3 (97.) Neymar Juventus: Buffon - Lichtsteiner, Barzagli, Bonucci, Evra (89. Coman) - Marchisio, Pirlo, Vidal (79. Pereyra), Pogba - Tevez, Morata (85. Llorente) Barcelona: Ter Stegen - Alves, Pique, Mascherano, Alba - Rakitic (91. Mathieu), Busquets, Iniesta (78. Xavi) - Messi, Suarez (96. Pedro), Neymar Gelbe Karten: Vidal, Pogba bzw. Suarez
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