text
stringlengths 25
22.1k
| label
class label 9
classes |
---|---|
Zahl der Strafanzeigen stieg um 33 Prozent, Zahl der Asylanträge allerdings um 150 Prozent. Wien – Über ganze 230 Seiten erstreckt sich die Antwort von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) auf eine parlamentarische Anfrage des Team Stronach. Die detaillierte Auswertung der Strafanzeigen gegen Asylwerber differenziert nicht nur das Aufenthaltsbundesland und die Nationalität der Tatverdächtigen, sondern sogar ihr jeweiliges Alter und die Art des vorgeworfenen Delikts. Zudem wurden die Zahlen auf das Gesamtjahr 2014 beziehungsweise auf die ersten acht Monate des Jahres 2015 heruntergebrochen. Da es sich um eine Anzeigenstatistik handelt, lassen sich trotzdem noch keine Aussagen über eingeleitete Gerichtsverfahren oder gar die Schuld oder Unschuld der Verdächtigen treffen. In einer Aussendung kommentiert der Parlamentsklub des Team Stronach die Zahlen dennoch mit einer recht endgültigen Formulierung: Die Zahl der kriminellen Handlungen von Asylwerbern steigt von einem hohen Niveau noch weiter an. Nach 9.513 angezeigten Delikten im Jahr 2014 lag ihre Zahl zwischen Jänner und August 2015 bei 8.484 Fällen. Das entspricht in absoluten Zahlen einem markanten Anstieg: 2014 wurden pro Monat 792,75 Delikte gemeldet, 2015 waren es bis Ende August monatlich 1060,5 Verdachtsfälle. Es wurde ein Drittel mehr an Anzeigen registriert. Wirklich aussagekräftig würden diese Zahlen aber erst, wenn man sie in Relation zur Grundgesamtheit der potenziellen Täter setzt – in diesem Fall müsste die Bezugsgröße alle in Österreich aufhältigen Asylwerber umfassen. Deren konkrete Zahl lässt sich im Monatsvergleich allerdings nicht seriös beziffern, da sie einerseits durch Neuanträge und andererseits durch positive oder negative Erledigungen täglich schwankt. Näherungsweise können die Delikte immerhin den Asylanträgen in den entsprechenden Zeiträumen gegenübergestellt werden. Und dieses Verhältnis zeichnet ein gänzlich anderes Bild: Während 2014 monatlich noch 2.335 Asylansuchen gestellt wurden, waren es in den ersten acht Monaten des heurigen Jahres mit 5.768 pro Monat bereits mehr als das Zweieinhalbfache. Die Zahl der Asylwerber stieg also von 2014 auf 2015 um knapp 150 Prozent, die Zahl der mutmaßlichen Delikte durch Asylwerber wuchs aber nicht wie zu erwarten im selben Ausmaß an, sondern nur um etwas mehr als 33 Prozent. | 1Panorama
|
Agenda Austria kommt auf eine mehr als doppelt so hohe Bildungsmobilität wie die OECD. Wien – Dass Österreicher einen höheren Bildungsstand erreichen als ihre Eltern, kommt selten vor. Laut Industriestaatenorganisation OECD ist die Bildungsmobilität mit 21 Prozent hierzulande besonders ausgeprägt. So weit, so bekannt. Doch die Sache hat einen Haken – glaubt zumindest der Thinktank Agenda Austria. Er kommt auf eine mehr als doppelt so hohe Mobilität. Wie das geht? Aus Gründen der internationalen Vergleichbarkeit reduzieren die OECD-Statistiker die verschiedenen Bildungsabschlüsse auf nur drei Stufen. Ein Pflichtschulabschluss bildet die niedrigste Stufe, die höchste erfasst die Akademie- oder Universitätsebene. Alles dazwischen gilt als mittlere Stufe. Das bedeutet laut Agenda Austria für Österreich beispielsweise: Wenn die Tochter eines Vaters mit Lehrabschluss maturiert, gilt das nicht als Aufstieg. Ebenso wenig, wenn die Mutter einen Handelsschulabschluss hat und der Sohn die HTL absolviert. Schlussfolgerung der Experten der wirtschaftsliberalen Einrichtung: Damit wird die gesamte Vielfalt des österreichischen allgemeinen und berufsbildenden Schulsystems ignoriert. Kein Wunder, dass auf dem Papier nur jedes fünfte Kind die Bildungsleiter hinaufklettert. Nach den Kriterien der Agenda Austria sind in Österreich 45 Prozent Bildungsaufsteiger. Weitere 42 Prozent der nächsten Generation blieben auf dem Ausbildungsniveau der Eltern. Die Agenda Austria sieht aber trotz ihres positiven Befunds Hindernisse für den Bildungsaufstieg in Österreich. Worin dieser Bestehe erfahre man allerdings nur in genaueren Untersuchungen. So gebe es etwa Hinweise darauf, dass Kinder unter sechs Jahren, die zu Hause nicht gefördert oder im Kindergarten schlecht betreut werden, diesen Rückstand nie wieder aufholen. | 3Wirtschaft
|
Pensionist will zumindest 30.000 Euro – Beipackzettel füllen 62 Ordner. Ein Obersteirer will die möglicherweise größte Überraschungseier-Figurensammlung Österreichs verkaufen: Der Trofaiacher hat rund 15 Jahre lang gesammelt und Tausende Figuren penibel in Kassetten verwahrt. Die dazugehörenden Beipackzettel füllen 62 Ordner, teilte das Kleinanzeigenportal willhaben.at via Aussendung mit. Der Sammler will zumindest 30.000 Euro für seine Sammlung. Unter den unzähligen Steckfiguren-Autos und Spielzeug-Fliegern oder -Zügen aus Hartplastik, die in Haupt- und Nebenserien verkauft wurden, befinden sich auch rare und besonders alte Figuren wie etwa 40 Schlümpfe aus dem Jahr 1990 oder Fahrzeuge aus den 1970er-Jahren. Am wertvollsten sind aber ganze Sätze mit Varianten und Beipackzettel – etwa jene von Donald Duck, die um die 3.500 Euro kostet, erklärte der pensionierte Obersteirer am Montag auf Anfrage. Ebenfalls in der Sammlung zu finden sind Figuren von Popeye oder Mickey Mouse, weniger bekannt, aber dafür unter Sammlern weitaus begehrter seien etwa seine Blumen, von denen er fast alle besitze. Die Anzahl seiner Figuren könne er kaum beziffern, die mehr als 150 Fotos bei seiner Anzeige im Internet machen aber deutlich, welches Ausmaß seine Sammlung im Laufe der Jahre angenommen hat: Da steckt viel Liebe drinnen, sagte er. Der Steirer verkauft die Sammlung komplett oder einzelne Sätze wie etwa jene mit den 40 Schlümpfen um 399 Euro. Zum Sammeln sei er durch seine heutige Frau gekommen: Als ich sie kennenlernte, hatte sie so einen Setzkasten. Da fing alles an. An Abnehmern dürfte es nicht mangeln, er bekomme täglich Anrufe von Interessenten. Wenn ich mit all dem nach Deutschland fahre, sind die sofort weg, meinte er. Im Übrigen landete die viele Schokolade der Überraschungseier nicht im Bauch des Sammlers: Ich esse zwar gerne Schokolade, aber nicht die. Darum habe er die süße Hülle stets an Familie und Freunde verschenkt. | 0Web
|
"Außergewöhnliche Umstände" – Luftangriffe zeigen Wirkung. London – Luftangriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und die Schließung der türkisch-syrischen Grenze setzen die Extremisten nach Einschätzung von Aktivisten finanziell unter Druck. Der IS habe angeordnet, die Gehälter aller seiner Kämpfer um die Hälfte zu kürzen, erklärte die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch. In einer IS-Mitteilung heiße es, Grund dafür seien außergewöhnliche Umstände. Die Maßnahme sei eine Folge der Grenzschließung sowie der Luftangriffe auf IS-Ölfelder und die dazugehörigen Transportwege, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdelrahman. Die Terrormiliz finanziert sich nach Einschätzung von Experten zu einem Großteil aus dem Verkauf von Erdöl, unter anderem in die Türkei. Syrische IS-Kämpfer erhalten laut den Menschenrechtsbeobachtern nach der Kürzung monatlich noch rund 200 US-Dollar (gut 180 Euro), ausländische etwa 400 US-Dollar. Die internationale Koalition unter Führung der USA fliegt seit 2014 Luftangriffe gegen IS-Stellungen in Syrien und auch im Irak. In Syrien bombardiert auch Russlands Luftwaffe die Extremisten. | 2International
|
Mehr als doppelt so viele Todesopfer wie 2014 laut Rückversicherer Swiss Re. Zürich – Bei Naturkatastrophen und von Menschen verursachten Unglücken sind 2015 rund 26.000 Menschen ums Leben gekommen. Das sind mehr als doppelt so viele wie 2014, wie der Schweizer Rückversicherer Swiss Re am Freitag mitteilte. Alleine bei dem verheerenden Erdbeben in Nepal im April gab es rund 9.000 Tote. Mehr als 5.000 Menschen starben im Sommer in Indien, Pakistan, Europa, Nordafrika und im Nahen Osten aufgrund extremer Hitze. Große wirtschaftliche Schäden blieben für die Versicherungsbranche allerdings aus: Die versicherten Schäden summieren sich vorläufigen Schätzungen zufolge auf 32 Milliarden Dollar (fast 30 Milliarden Euro). Das sind 14 Prozent weniger als 2014. Die gesamten Schäden lagen mit schätzungsweise 85 Milliarden Dollar weniger als halb so hoch wie im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Das Gros der Schäden entstand durch Naturkatastrophen. Für die teuerste Katastrophe sind allerdings Menschen verantwortlich: Die verheerende Explosion im Hafen der chinesischen Großstadt Tianjin im August wird die Branche mindestens zwei Milliarden Dollar kosten. | 1Panorama
|
Neues Betriebssystem konnte in Österreich bereits einen stolzen Marktanteil erzielen. Microsofts neues Betriebssystem Windows 10 wird weniger als drei Wochen nach dem Start bereits zum dritten Mal mit einem Update nachgebessert. Der Konzern verspricht nicht näher beschriebene Verbesserungen. In den vergangenen Wochen hatten sich Nutzer unter anderem über Probleme beim Zugang zu App-Stores beklagt – aber bei einigen sorgten auch die automatisch eingespielten Updates selbst für Probleme wie nicht mehr hochfahrende Computer. Private Nutzer von Windows 10 können die automatischen Aktualisierungen nicht einfach abstellen. Das soll unter anderem verhindern, dass Computer mit Sicherheitslücken betrieben werden. Das Vorgehen sorgt angesichts der jüngsten Update-Flut – die vorherige Version war erst vom 11. August – allerdings für zunehmende Skepsis bei Nutzern. Nach dem Start von Windows 10 gab es auch Debatten darüber, ob die Software zu viele Daten an Microsoft-Server überträgt oder wie einfach und weitreichend sich die Übermittlung stoppen lässt. Microsoft betont, die Kunden könnten die Datenschutzeinstellungen jederzeit anpassen. Für weitere Diskussionen sorgt eine Passage in den Nutzungsbestimmungen, die den Eindruck erweckt, dass Microsoft sich das Recht vorbehalte, den Einsatz raubkopierter Spiele oder bestimmter Zusatzgeräte zu unterbinden. Microsoft stellt Windows 10 seit dem 29. Juli weltweit zur Verfügung. Das Upgrade gibt es bis Ende Juli 2016 kostenlos für alle privaten Nutzer, die von Windows 7 oder 8 umsteigen. Einen Nachfolger von Windows 10 soll es nicht mehr geben – nur noch fortlaufende Funktions- und Sicherheits-Updates. Mit Windows 10 will Microsoft zunächst eine einheitliche Basis im Markt schaffen. Die verschiedensten Versionen von XP über Windows 7 und Vista bis hin zu Windows 8 seien gleichzeitig in Betrieb gewesen. XP ist selbst nach über 13 Jahren noch immer nicht von allen PCs verschwunden, obwohl bei dem Altsystem offene Sicherheitslücken inzwischen nicht mehr geschlossen werden. Auch beim Umstieg auf Windows 8 hatten viele Nutzer gezögert. Dementsprechend versuchte Microsoft die Fehler vom Vorgängersystem Windows 8 zu vermeiden, das mit seiner Kacheloptik zu stark auf Geräte mit einem Touchscreen ausgerichtet war und damit Nutzer verprellte. Ungeachtet der Debatten läuft Windows 10 inzwischen auf zahlreichen Computern in Österreich, wie die Analysefirma StatCounter ermittelte. Der Marktanteil zum Stichtag 18. August liegt bei 8,58 Prozent. Die Vorgängerversion Windows 8.1 läuft demnach auf 19,56 Prozent der Rechner. Die größte Verbreitung habe aber noch Windows 7 mit einem Anteil von 45,87 Prozent. Die Verbreitung von Windows 10 in Österreich liegt demnach über dem weltweiten Durchschnitt von 6,19 Prozent. | 0Web
|
Von Mittwoch 14 Uhr bis Freitag 5 Uhr rund um die Staatsoper – Einschränkungen bei Wiener Linien. Wien/Hollywood – Wegen der Weltpremiere des Action-Streifens Mission: Impossible – Rogue Nation in der Wiener Staatsoper wird von kommenden Mittwoch 14 Uhr bis Freitag 5 Uhr die Ringstraße zwischen Schwarzenbergplatz und Babenbergerstraße gesperrt. Der ÖAMTC warnte Autofahrer vor Verzögerungen, die Wiener Linien wiesen auf Einschränkungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln hin. Am Donnerstag werden in der Zeit von 16 bis ca. 23.30 Uhr zusätzlich zur Ringstraße, wo die Fanzone errichtet wird, die Kärntner Straße zwischen Karlsplatz und Walfischgasse sowie die Operngasse zwischen Albertinaplatz und Opernring gesperrt. Die Zufahrten in die Nebenfahrbahnen Kärntner Ring und Opernring sollen am Donnerstag bis 16 Uhr nach Möglichkeit frei bleiben. Über die Kärntner Straße sollen die regulären Gäste in die Oper gelangen, über die Operngasse Stargäste wie Hollywoodstar Tom Cruise und Regisseur Christopher McQuarrie sowie heimische Prominenz zufahren. Der rote Teppich, so Universal Pictures zur APA, wird sich – in die Höhe versetzt – von der Operngasse bis frontal vor das Opernhaus schlängeln. Das hat auch Auswirkungen auf die Straßenbahn- und Autobuslinien. So wird in der Zeit etwa die Linie 1 in beiden Fahrtrichtungen über die Lothringerstraße, Schwarzenbergplatz und Stubenring zur Stammstrecke zurückgeleitet, werden die Züge der Linien 2 und D umgeleitet, fährt die Linie 71 nur zwischen Schwarzenbergplatz und Zentralfriedhof, 3. Tor, ist der Autobus 2A am Donnerstag nur bis 12 Uhr im Einsatz und fährt die Linie 59A ab Mittwoch, 14 Uhr, nur zwischen Bahnhof Meidling und Bärenmühldurchgang. Die Nachtautobuslinien werden in den Nächten auf Donnerstag bzw. auf Freitag über den Schubertring und den Schwarzenbergplatz zur provisorischen Anfangs- und Endhaltestelle im Bereich Lothringerstraße/Karlsplatz geführt. Die Wiener Linien empfehlen, auf die U-Bahn auszuweichen. (APA, 17.7.2015) | 1Panorama
|
Eine 43-Jährige soll sich gegenüber Prostituierten als Polizistin ausgegeben haben und mit dem Auto auf sie zugerast sein. Die Frau leugnet. Wien – Es sind zwei Welten, die Richterin Stephanie Öner sieht. In der einen leben Rumäninnen, die sich auf dem Straßenstrich in Wien-Floridsdorf prostituieren. In der anderen Andrea H. und ihre Mutter, die in der Gegend wohnen. Und wegen Amtsanmaßung und Nötigung vor Öner sitzen. Die 43-jährige Hauptangeklagte soll sich zweimal gegenüber Prostituierten als Polizistin ausgegeben haben, behauptet der Staatsanwalt. Und zweimal soll sie auf Damen zugefahren sein, die sich nur mit einem Sprung zur Seite retten konnten. Die Mutter soll bei der Polizei ihre Tochter mit einer Falschaussage gedeckt haben. H. weist die Anschuldigungen kategorisch von sich. Absurd und lächerlich nennt sie die Behauptungen der Prostituierten. Dass sie mit diesen gesprochen habe, stimme – aber als Polizistin habe sie sich nie bezeichnet. Die in eine Parfumwolke gehüllte Mutter zweier minderjähriger Mädchen gibt sich distinguiert. Drei ihrer Probleme mit dem Straßenstrich führt sie an: Eine Tochter sei einmal von einem Freier angesprochen worden, die Frauen stünden teilweise mitten auf der Fahrbahn, und die Kondome würden die Gegend verschmutzen. Die Probleme scheinen H. aber ziemlich beschäftigt zu haben. Immer wieder rief sie bei der Polizei an, um sich zu beschweren. Und machte sich auch vor Ort ein Bild. Ich habe gedacht, ich schau mir das einmal an, erzählt sie Öner. Und wie oft haben Sie sich das angeschaut?, fragt die. Na ja, schon einige Male. Es hat mich auch interessiert, wo die hinfahren. Rund zehnmal habe sie zwischen August und Anfang November die Situation begutachtet, sagt sie. Die Prostituierten schildern als Zeuginnen anderes: Fast jeden Abend sei die Angeklagte vorbeigefahren, habe manchmal auch Autos von Freiern gefilmt. Auch die Richterin kann aus eigener Erfahrung etwas berichten: Sie sind ja jetzt sehr ruhig und sachlich. Sie haben mich aber schon einmal angerufen und lautstark gesagt, dass Sie sich mit solchen Menschen nicht in einen Saal setzen werden. Die Angeklagte entschuldigt sich – sie sei ob des absurden Vorwurfs aufgebracht gewesen. Aber sie habe elf Jahre lang für eine internationale Organisation gearbeitet, sei nicht rassistisch, sondern ein sozialer Mensch. Bei der Vernehmung der Zeuginnen – denen Öner die Ladungen an deren Arbeitsstelle überbringen ließ – wandelt sich das Bild etwas. Die sagen nämlich aus, sie selbst hätten H. gefragt, ob sie von der Polizei sei, was diese bejaht habe. Das Problem: Ihre Deutschkenntnisse sind nur rudimentär, es könnte sich also auch um Missverständnisse gehandelt haben. Bei der Vernehmung durch die Polizei war kein Dolmetscher anwesend – in den Protokollen sind aber konkrete Vorwürfe zu lesen, H. habe sich aktiv und unaufgefordert als Polizistin vorgestellt. Eine weitere Zeugin, auf die die Angeklagte zugefahren sein soll, schwächt ihre Aussage ebenfalls ab. Sie sei auf dem Schutzweg gestanden, es sei aber möglich, dass H. sie erst spät gesehen habe. Nur eine dritte Frau behauptet dezidiert, H. müsse sie gesehen haben und sei schnell und extrem nah an ihr vorbeigebraust. Der Staatsanwalt glaubt selbst nicht mehr an eine Amtsanmaßung und bietet für die Nötigung eine Diversion an, wenn H. zugibt, sie sei aufgebracht gewesen und habe überreagiert. Verteidiger Andreas Arbesser lehnt nach kurzer Beratung mit seinen Mandantinnen ab und will eine vierte Frau, die mittlerweile wieder in Rumänien ist, als Zeugin. Öner muss daher auf unbestimmte Zeit vertagen. | 1Panorama
|
Savvaidou habe "gegen die Interessen des Staates" gearbeitet. Athen – Die Links-Rechts-Regierung in Athen hat am Donnerstag die Chefin der Behörde entlassen, die für die Eintreibung der Steuern zuständig ist. Katerina Savvaidou sei entlassen worden, weil sie gegen die Interessen des Staates gearbeitet habe, sagte eine Regierungssprecherin. Wie die griechische Presse berichtete, hängt die Entscheidung mit der schlechten Beziehung zwischen Savvaidou und dem griechischen Finanzminister Euklid Tsakalotos zusammen. Savvaidou war noch von der Vorgängerregierung unter dem konservativen Ministerpräsidenten Antonis Samaras eingestellt worden. Unklar blieb zunächst, wie die Gläubiger auf die Entlassung reagieren, da die Behörde eigentlich unabhängig ist und Interventionen der Regierung nicht erlaubt sind. | 2International
|
Build 10525 bringt kleine Änderungen mit sich und Fehler. Microsoft hat im Rahmen seines Betatestprogramms Windows Insider eine neue Vorabversion von Windows 10 veröffentlicht. Build 10525 bringt eine kleine Änderung für die Farbeinstellung der Benutzeroberfläche sowie eine Neuerung beim Speichermanagement, wie in einem Blogeintrag angekündigt wurde. Nutzer können eine neue Farbeinstellungen für Startmenü, Action Center und Taskleiste wählen. So kann man einstellen, dass automatisch eine Akzentfarbe aus dem Hintergrund für diese Bereiche gewählt wird. Beim Management des RAM-Speichers wurde ein neues Konzept namens Compression Store umgesetzt. Dabei werden nicht benötigte Inhalte bei Auslastung des Arbeitsspeichers komprimiert. Microsoft hofft beim Insider-Programms sein Betriebssystem mithilfe des Feedbacks zahlreicher Betatester zu verbessern. Bei den Vorab-Builds kann es allerdings auch zu Fehlern kommen. So funktionieren in dieser Version etwa keine mobilen Hotspots. Auch gibt es ein Problem mit der Videowiedergabe und optionale Sprachpakete werden erst später zur Verfügung gestellt. Microsoft hat Windows 10 am 29. Juli veröffentlicht. | 0Web
|
100.000 Euro für Europas gefragtestes Geheimnis bietet die Enthüllungsplattform, gesammelt wird via Crowdfunding. Wien – Hierzulande forderte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) jüngst, dass Österreichs Parlamentarier Zugang zu den TTIP-Verhandlungsdokumenten in der US-Botschaft in Wien erhalten sollen. In einem Brief an Botschafterin Alexa Wesner schrieb Bures, dass mehr Transparenz und demokratische Einbindung im Rahmen der TTIP-Verhandlungen zu einer Versachlichung führen würden. Eine Ansicht, die WikiLeaks-Gründer Julian Assange offensichtlich teilt. TTIP betrifft jeden Europäer und zieht Europa in einen langfristigen Konflikt mit Asien. Die Geheimniskrämerei muss jetzt beendet werden, fordert Assange auf der Website der Enthüllungsplattform anlässlich einer neuen Kampagne, die ebenfalls auf mehr Transparenz abzielt. Der Ansatz ist allerdings ein anderer. 100.000 Euro für Europas gefragtestes Geheimnis werden Insidern geboten, die bereit sind, ihr Wissen über das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP preiszugeben. Die 100.00 Euro sollen auf ganz zeitgemäße Weise zusammenkommen. Mit einer Crowdfunding-Kampagne wird seit Dienstag dafür Geld gesammelt. Unter den Unterstützern finden sich so prominente Namen wie der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis oder die Modedesignerin Vivenne Westwood. | 3Wirtschaft
|
Ermöglicht stereoskopische 360-Grad-Aufnahmen, die mit Umgebungsgeräuschen angereichert sind. In den letzten Monaten hat Google seine Aktivitäten im Bereich Virtual Reality deutlich intensiviert. Mit einer neuen App will man es nun auch Smartphone-Nutzern erlauben entsprechende Inhalte zu erstellen – und zwar ganz ohne zusätzliche Hardware. Die Cardboard Camera ermöglicht es 360-Grad-Aufnahmen der aktuellen Umgebung zu tätigen, die später dann mit Googles VR-Headset betrachtet werden können. Frei durch diese bewegen kann man sich natürlich nicht, ausgeklügelte Algorithmen sorgen aber dafür, dass ein leichter 3D-Effekt geboten wird. Angereichert werden die Bilder mit Umgebungstönen, die während der Aufnahme festgehalten werden. In einem kurzen Test zeigt sich, dass die 360-Grad-Aufnahmen recht flott getätigt sind und gute Ergebnisse liefern. Vor allem der stereoskopische Effekt verblüfft angesichts dessen, dass dies mit einer normalen Smartphone-Kamera aufgenommen wurde. Allerdings fehlt derzeit die Möglichkeit solche Aufnahmen mit anderen zu teilen. Die Cardboard Camera ist derzeit nur für Android erhältlich, ob eine Version für iOS folgt, ist derzeit noch nicht bekannt. (apo, 4.12.2015) | 0Web
|
Abgeordneter erklärte nach Kritik aus eigenen Reihen und Rüge von Klubobmann Lopatka seinen Austritt aus der Partei. Wien – Die finanziellen Auswirkungen des Ausschlusses von Marcus Franz aus dem ÖVP-Klub halten sich in Grenzen: Für die verbleibenden drei Quartale des laufenden Jahres verliert die ÖVP nach Auskunft des Parlaments 36.554,6 Euro an Klubförderung. Insgesamt kann der Klub damit für das Laufende Jahr mit 5,18 Millionen Euro rechnen – etwas weniger als die SPÖ (5,21 Millionen Euro). Zum Hintergrund: Marcus Franz musste am Mittwoch nach seiner Kritik an der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, der er ihre Kinderlosigkeit vorgehalten hat, die ÖVP verlassen. Er tut das nicht ganz freiwillig: Franz bekam von Klubobmann Reinhold Lopatka die Möglichkeit, einem Parteiausschlussverfahren zuvorzukommen und selbst seinen Hut zu nehmen. Die Kritik innerhalb der ÖVP an Lopatkas Neuerwerbung gab es von Anfang an, sie wurde in den vergangenen Wochen stärker und am Montag schließlich so vehement, dass akuter Handlungsbedarf bestand. Franz war erst im Juni vergangenen Jahres vom Team Stronach zur ÖVP gewechselt und fiel dort mit unpassenden Aussagen immer wieder ungut auf. Dass der Abgeordnete für Schwierigkeiten sorgen könnte, war aber absehbar: Franz gefiel sich darin, Homosexuelle herabzuwürdigen, Frauen für ihre Kinderlosigkeit zu kritisieren und sexuelle Übergriffe zu verharmlosen. Er provozierte mit Kalkül. Seine Theorie, warum die deutsche Kanzlerin eine derart offensive Flüchtlingspolitik betreibe, brachte das Fass aber zum Überlaufen. In der Nacht von Montag auf Dienstag bat Lopatka Franz einmal mehr zur Aussprache. Das Verhalten des Abgeordneten war untragbar geworden. Franz zeigte sich noch uneinsichtig und wies die Kritik zurück. Dem Klubobmann war aber der Kragen geplatzt. Am Dienstag schließlich stand Franz vor der Wahl, selbst die ÖVP zu verlassen, für ihn wie auch für die Partei die elegantere Lösung. Zu Mittag gab die Partei schließlich den Abgang des Abgeordneten Franz aus ihren Reihen bekannt. Schriftlich erklärte Franz den Austritt aus der ÖVP. Zu diesem Zeitpunkt saß Klubobmann Lopatka bereits mit einer Delegation im Flugzeug Richtung Kuba. Franz hatte in einem Blogeintrag ausgeführt, dass Merkel deswegen so viele Flüchtlinge ins Land hole, weil sie damit ihre Kinderlosigkeit wiedergutmachen wolle. Er verwies darauf, dass doch für das Fortbestehen einer Gesellschaft 2,1 Kinder pro Frau notwendig seien. Die Theorie lautet: Frau Merkel will als die metaphorische Mutti des Staates das negative Faktum der nicht vorhandenen oder zu wenigen eigenen Kinder mit der Einbringung vieler, vieler junger Migranten wiedergutmachen, führte Franz aus. Merkel schaffe dadurch die Kompensation eines Mangels, die nie geborenen eigenen Söhne werden dazu aus dem Orient geholt. Das persönliche Motiv der Kanzlerin seien Selbstentlastung und Kompensation und die Stillung des persönlichen Bedürfnisses nach Wiedergutmachung. Der ÖVP-Klub hatte sich noch am Montag von den Aussagen distanziert: Es ist ein unrichtiger und unnötiger Beitrag des Abgeordneten. Lopatka selbst entschuldigte sich für die Aussagen seines Klubmitglieds beim Vorsitzenden des EU-Ausschusses des deutschen Bundestags, Gunther Krichbaum. | 5Inland
|
Die FPÖ ärgert sich über zwei Rechtsgutachten um 31.000 Euro. Wien/Klagenfurt – Den Streit zwischen dem Finanzministerium und dem Hypo-Untersuchungsausschuss um Aktenschwärzungen hat der Verfassungsgerichtshof zwar zugunsten des Parlaments entschieden, die FPÖ ärgert sich allerdings sogar in der Sommerpause weiter über Ressortchef Hans Jörg Schelling (ÖVP): Dieser habe, statt gratis das Justizministerium zu fragen, zwei Rechtsgutachten um 31.000 Euro in Auftrag gegeben. FPÖ-Fraktionsführer Elmar Podgorschek wollte in einer parlamentarischen Anfrage wissen, wo Expertisen zur Frage der Rechtmäßigkeit der Schwärzungen eingeholt wurden und zu welchen Kosten. Man sei stets bestrebt gewesen, das Parlament vollinhaltlich zu unterstützen, schreibt Schelling in seiner Antwort, die der APA vorliegt. Gleichzeitig seien aber die Rechte Unbeteiligter (Stichwort Bankgeheimnis und Datenschutz) zu wahren. Die Rechtslage habe man intensiv geprüft und nicht nur auf die Expertise im Haus sowie jene der Finanzprokuratur zurückgegriffen, sondern man habe auch die Rechtsmeinung der Parlamentsdirektion eingeholt und versucht, eine solche aus dem Bundeskanzleramt zu erhalten, das für Datenschutz zuständig sei. Um eine umfassende und unabhängige Prüfung der Rechtslage sicherzustellen, wurden auch externe Rechtsmeinungen eingeholt, erklärte Schelling. Das Gutachten von Universitätsprofessor Nicolas Raschauer schlug dabei mit 18.000 Euro zu Buche, jenes von Universitätsprofessor Raimund Bollenberger kostete 13.000 Euro. Finanzminister Schelling kann sich auf eine weitere parlamentarische Anfrage einstellen, kündigte Podgorschek an. Denn der Minister habe nicht beantwortet, warum sein Ressort nicht die Expertise des Justizministeriums eingeholt hat. Dass er auf die Rechtsmeinung aus dem BMJ verzichtet hat, ist vollkommen unverständlich: Im Gegensatz zu den Gutachten hätte die Rechtsmeinung der Experten aus dem BMJ die Steuerzahler nämlich nichts gekostet. | 3Wirtschaft
|
Ältere Studierende können künftig mehr Geld bekommen – der ÖH ist dieser Schritt zu wenig. Wien – Zumindest ein wenig mehr Geld soll es künftig für Österreichs Studierende geben. Das Wissenschaftsministerium will das Beihilfensystem anpassen. Das passiert auf Anraten der Arbeitsgruppe Soziale Absicherung Studierender in der Hochschulkonferenz, die sich die Verbesserung der sozialen Ausgewogenheit des Studienförderungssystems zum Ziel gesetzt hat. Geplant ist etwa eine Reihe an Verbesserungen für ältere Empfänger von Studienbeihilfen. Beihilfenempfänger über 27, die noch bei den Eltern wohnen und bisher maximal 475 Euro monatlich bekommen haben, sollen künftig die höchstmögliche Studienbeihilfe von 679 Euro monatlich bekommen. Das betrifft rund 350 Personen. Hinzu kommt für alle Beihilfenbezieher über 27 Jahre ein jährlicher Zuschlag von 360 Euro – das sind etwa 30 Euro im Monat. Alle in dieser Altersgruppe werden daher künftig bis zu 8508 Euro im Jahr beziehen können. Von der Maßnahme werden laut Wissenschaftsministerium rund 10.000 Studierende profitieren. Wir nutzen die vorhandenen Spielräume, um die finanzielle Situation der Studierenden zu verbessern, sagt Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP): Nach den Erleichterungen für Personen mit Kindern stehen nun die älteren Studierenden im Fokus. Erstmals soll auch das Freiwillige Soziale Jahr in die vierjährige Selbsterhalterzeit einberechnet werden. Soziales Engagement unserer Studierenden darf kein Nachteil für ein Selbsterhalterstipendium sein, sagt Mitterlehner zum UniSTANDARD. Die inhaltlichen Arbeiten zu den neuen Regelungen sind bereits gestartet, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium. Geplant ist, dass die Regelungen schon Mitte März in Begutachtung gehen und ab kommendem Wintersemester gelten. Kostenpunkt: rund fünf Millionen Euro pro Jahr. Der Betrag soll durch eine bessere Mittelverwendung und zurück gezahlte Beihilfen finanziert werden. Der Österreichischen Hochschülerschaft gehen die Vorschläge aber noch nicht weit genug. Es müsse die Bemessungsgrundlage für die Beihilfen – das Einkommen der Eltern – endlich an die Inflation angepasst werden, sagt Magdalena Goldinger , Generalsekretärin der ÖH-Bundesvertretung. Denn dies sei seit 1994 nicht mehr passiert. Dafür würden allerdings die Mittel fehlen. Natürlich sind es Verbesserungen für Studierende. Das sind Nettigkeiten, die leider nur wenige Studierende treffen, sagt sie zum UniSTANDARD. Das Beihilfensystem in der jetzigen Form sei nicht mehr zeitgemäß. Es nehme keine Rücksicht auf die neue Situation von Studierenden. Diese würden nun länger studieren, während des Studiums arbeiten. Dies müsse bei einer richtigen Reform alles berücksichtigt werden, sagt Goldinger. | 5Inland
|
Falsches Transparent vorübergehend auf Messe für Lehrer in Linz. Linz – Ein Foto vom Stand der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich sorgt derzeit für Häme in den sozialen Netzwerken. Auf der Interpädagogica wurden die oberösterreichischen Pädagogen vorübergehend als pädergogische Hochschule präsentiert. Das postete die Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG Wiener Lehrerinnen) auf Facebook. Der Veranstalter soll den Stand falsch beschriftet haben, sagte Gottfried Lutz von der PH zu den Oberösterreichischen Nachrichten. Der Fehler sei sofort korrigiert worden. Kein einziger Besucher der Messe habe das Schild zu Gesicht bekommen, teilte ein Vertreter der PH dem STANDARD mit. | 5Inland
|
Künstliche Intelligenz verblüffte mit unüblichem Zug in zweitem Spiel und kann eigene Strategien entwickeln. Zur Überraschung vieler Beobachter war das Match Mensch gegen Maschine im asiatischen Brettspiel Go schon nach drei der angesetzten fünf Partien entschieden. AlphaGo, der von Google entwickelte Algorithmus, hatte seinen menschlichen Kontrahenten – den weltbesten Spieler Lee Se-dol – besiegt. Erst in der vierten Partie konnte der Südkoreaner Ergebniskosmetik betreiben, musste sich im abschließenden Duell aber schon wieder geschlagen geben. 4:1 lautet das beeindruckende Endergebnis zugunsten des Computers. Doch wie gelang es den Entwicklern, AlphaGo so weit zu bekommen, einen erfahrenen Menschen in einem enorm komplexen Brettspiel zu schlagen? Eine Antwort auf diese Frage ist, dass die Maschine sich eben nicht immer verhält, wie ein Profispieler. Das erklärte David Silver, der die Entwicklung der Software leitet, ausführlich gegenüber Wired. Es ist der 37. Zug in der zweiten Partie zwischen Lee Se-dol und AlphaGo, der abseits des Gesamtergebnisses vor allem in Expertenkreisen wohl noch länger diskutiert werden wird. Niemand hatte damit gerechnet, dass die künstliche Intelligenz tun würde, was sie tat, hatte sie doch bis dahin so agiert, dass erfahrene Spieler den Move nachvollziehen konnten. Nicht so diesen. Das ist kein menschlicher Zug. Ich habe noch nie einen Menschen diesen Zug spielen sehen, kommentierte etwa Fan Hui verblüfft. So schön, lobte er die Vorgangsweise von AlphaGo schließlich. Und er weiß, wovon er spricht, denn er selbst war als amtierender Europameister schon vergangenes Jahr gegen die Google-Software angetreten und 0:5 unterlegen gewesen. In den vergangenen Monaten war er als Berater für die Entwickler tätig. Chefentwickler Silver saß während jeder Partie im AlphaGo Control Room. Dort hat er Einsicht in den Zustand der Computer, die das System antreiben, seine Berechnungen für den Ausgang der Partie und verschiedener Züge und Livekommentaren. Seine Perspektive sei spannend, erklärt er, denn oft stünden Einschätzungen der Kommentatoren und von AlphaGo in deutlicher Diskrepanz zueinander. Als der Computer besagten Zug 37 spielte hatte Silver selbst genau so wenig Einblick in seine Entstehung, wie alle anderen Zuseher. Nach der Partie begab er sich jedoch auf Ursachenforschung, um zu verstehen, wie seine Maschine die unkonventionelle Aktion geplant hatte. Dabei ist es wichtig zu verstehen, wie AlphaGo seine Spiel-Skills entwickelt hat. Grundsätzlich erlernte die Software die Regeln über die Verwendung eines digitalen neuronalen Netzwerks, also eines Computersystems, das die Funktionsweise der Neuronen in biologischen Gehirnen imitiert. Technologie, die auch in anderen Bereichen – etwa Sprach- und Bilderkennung – schon zum Einsatz kommt. Zuerst brachte man dem System durch das Füttern mit unzähligen aufgezeichneten Spielen das grundsätzliche Regelwerk bei. Danach ließ man unterschiedliche Versionen von AlphaGo Millionen mal gegen sich selbst antreten. Mit der Zeit lernte das System einzuschätzen, welche Züge am meisten Erfolg in Form von Territorialgewinn am Spielbrett versprachen. Auf dieser Basis begann die künstliche Intelligenz, eigene Strategien zu erfinden. Die Spielzüge aus den Partien speiste man schließlich in ein weiteres neuronales Netzwerk ein, um die Fähigkeiten von AlphaGo zu verfeinern. So lernte das System, noch vorausschauender zu agieren und gleichzeitig auch Berechnungen darüber anzustellen, wie der Gegner vorgehen wird. Dies kombinierte man mit einem klassischen Wahrscheinlichkeitsansatz bezogen auf das Gesamtergebnis. Das System setzt also jedem Zug eine Berechnung voraus, in der es ermittelt, wie er sich auf seine Siegeschancen am Ende der Partie auswirkt. Für Zug 37 hatte AlphaGo errechnet, dass ein menschlicher Kontrahent diesen nur in einem von zehntausend Fällen der aktuellen Spielsteinkonstellation am Brett spielen würde. Anders ausgedrückt: Für einen Profispieler war er ganz und gar unüblich. Trotzdem war das System auf Basis all seiner Daten und des bisherigen Spielverlaufs selber zu der Annahme gekommen, dass es mit dieser Vorgangsweise die besten Chancen hätte. Es hat das selbst entdeckt, durch seinen eigenen Prozess der Introspektion und Analyse, formuliert es Silver. Ob dieser aus der Psychologie stammende Begriff für ein Computersystem tatsächlich angemessen ist, mag in Frage stehen. Der Erfolg jedenfalls gab AlphaGo recht. | 0Web
|
Luftverschmutzung laut Transportminister um 20 bis 25 Prozent unter sonstigen Werten – Zweifel bei unabhängigen Beobachtern. Neu-Delhi – Die zweiwöchigen Fahrverbote wegen des gefährlichen Smogs in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi sind nach Ansicht der Regierung ein voller Erfolg gewesen. Die Luftverschmutzung sei um 20 bis 25 Prozent unter den sonstigen Werten gelegen, sagte Neu Delhis Transportminister Gopal Rai am Freitag. Trotzdem zeigten die staatlichen Instrumente in der 17-Millionen-Metropole in der ersten Jännerhälfte meist sehr schlechte oder schlimme Werte an. Delhi gehört zu den am stärksten verschmutzten Städten der Welt. Die Werte für den besonders tückischen Feinstaub klettern an vielen Tagen im Winter auf das Zehn- bis 20-fache dessen, was die Weltgesundheitsorganisation im Tagesdurchschnitt als Grenzwert angibt. Deswegen durften 15 Tage lang abwechselnd nur Autos mit geraden und ungeraden Kennzeichen auf die Straße. Zur Überraschung vieler Hauptstädter hielten sich die Autofahrer überwiegend daran. Nach offiziellen Angaben erhielten in den zwei Wochen 9.114 Menschen einen Strafzettel. Unabhängige Beobachter wie Analysten der Denkfabrik Council on Energy Environment and Water (CEEW) bezweifelten anhand ihrer eigenen Messdaten, dass die Luftverschmutzung während der Testphase tatsächlich geringer wurde. Die Bewohner der Stadt freuten sich vor allem über ungewöhnlich gut fließenden Verkehr. Sonst haben wir immer sehr schlimme Staus, man braucht in den verstopften Gegenden eine halbe Stunde für zwei oder drei Kilometer, meinte Auto-Rikscha-Fahrer Mahendra Jadhav. Der IT-Spezialist Amar Kumar sagte, er habe in den vergangenen beiden Wochen die Metro genommen. Saubere Luft ist gut für die Gesundheit eines jeden. Aber die Regierung müsse die öffentlichen Verkehrsmittel unbedingt weiter ausbauen. | 1Panorama
|
Bei einem Ted Talk zeigte der Projektleiter die Weiterentwicklungen des AR-Systems. Microsofts Augmented-Reality-Lösung HoloLens hat bereits für einiges an Aufsehen gesorgt. Bei einer Ted Talk-Präsentation zeigte Projekt-Leiter Alex Kipman erneut den Fortschritt der AR-Brille, mit einigen spannenden Weiterentwicklungen. So durchforstete Kipman virtuelle Höhlen und Wälder oder gar das Weltall. Das Highlight der Präsentation war allerdings ein Gespräch mit dem NASA-Mitarbeiter Jeffrey Norris, dessen Hologram auf der Bühne visualisiert wurde. Um die HoloLens-Demos mittels Drittkamera abzufilmen, wurde der Raum bereits im Vorfeld gemappt. Dadurch war es möglich, dass das Publikum das Schauspiel wie der Träger der AR-Brille live miterleben kann. Die erste Welle an Entwickler-Brillen soll übrigens bereits in wenigen Tagen ausgeliefert werden. Interessierte können sich weiterhin dafür anmelden – dafür sind 3000 Dollar und etwas Geduld fällig. | 0Web
|
Bei der Staatskrise geht es nicht nur um einen Machtkampf, sondern auch um Einflusssphären der EU, der USA und Russlands. Zurzeit werfen die Leute in Skopje nicht mit Farbbeuteln, sondern schenken einander nur bunte Eier. Der Machtkampf in Mazedonien ist aber noch lange nicht zu Ende. Jetzt ist aber erst einmal Osterpause für die Orthodoxen. Mazedonien ist nicht nur innenpolitisch, sondern auch geopolitisch in einem Schwebezustand. Seit 2005 wird die Integration in die EU und Nato durch das griechische Veto wegen des Namensstreits verhindert, und seither oszilliert das Land zwischen westlichen und östlichen Interessen. Das merkt man auch in der aktuellen Staatskrise. Russland unterstützt das Anliegen der nationalkonservativen Regierungspartei VMRO-DPMNE, am 5. Juni Wahlen abzuhalten. Die EU und die USA wollen die Wahlen nun eher verschieben. Das wird wohl auch passieren, denn die sozialdemokratische Opposition kann innerhalb der Wahlkommission verhindern, dass die Wahllisten unterschrieben werden. Die USA unterstützen traditionell in der Region die Albaner – in Mazedonien etwa ein Viertel der Bevölkerung. Die größte albanische Partei DUI ist deshalb so etwas wie der Partner des Westens in der Regierung. Seit Präsident Gjorge Ivanov aber eine Amnestie für korruptionsverdächtige Politiker erlassen hat, ist die DUI zum entscheidenden Faktor geworden. Der Westen will, dass sie die Allianz mit der VMRO aufgibt. In Mazedonien geht es nicht nur um einen Wahltermin oder um die Zukunft von Parteien, sondern auch um Einflusssphären. Die USA locken mit einer Nato-Mitgliedschaft. Russland verdächtigt angesichts dessen hingegen den Westen, ein Ukraine-Szenario heraufzubeschwören. Fakt ist, dass die USA an der Seite der EU seit einem Jahr an den Vermittlungen mit den vier Parteichefs beteiligt sind. Als sich die Krise vor einem Jahr zuspitzte, meldete sich auch das russische Außenministerium zu Wort. Und als im April die Proteste – die sogenannte bunte Revolution – begannen, warnte Moskau: Die Verwendung des Ukrainischen Szenarios und Versuche, illegale Taten und einen Staatsstreich von außen zu befeuern, könnte zu schweren Erschütterungen in Mazedonien und einer Destabilisierung am Balkan führen. Das russische Außenamt kritisierte die Opposition, die zu einem Werkzeug geworden sei, einen internen Konflikt anzuzetteln, um die Wahlen am 5. Juni zu stören. Weiters forderte die russische Regierung die westlichen Partner auf, zu der Vereinbarung bezüglich der Wahlen zu stehen. Der russische Botschafter in Mazedonien, Oleg Schtscherbak warnte kürzlich in einem Interview mit Nova Makedonija davor, dass sich die EU und die USA über bestimmte Regeln hinaus engagierten. Alle Versuche, von außen Druck auszuüben – auch durch offene Manipulation der Zivilbewegung – kann zu desaströsen und unvorhersehbaren Konsequenzen führen, so Schtscherbak, der in dem Zusammenhang auch die Ukraine nannte. Es gebe zudem Beispiele, wo eine Amnestie Positives bewirkt habe, verteidigte er Ivanov. So etwa 1994 in Russland, als alle pardoniert waren, die wegen des Coups 1991 angeklagt waren. Russland reagiert schnell. Als die OSZE nun Unterstützung für die Zivilgesellschaft signalisierte, die auf die Straße geht, protestierten russische Vertreter sogar beim Generalsekretär. Die russischen Narrative von der Manipulation von außen ähneln stark der Rhetorik des Präsidenten selbst. In seiner Rede an die Bürger anlässlich der Amnestie, schrieb Ivanov, dass die Krise von jemandem anderen geschaffen wurde. Was in Mazedonien passiert ist, ist nicht unser Spiel. Es ist das Spiel von wem anderen, so der Staatsschef. Er mutmaßte, dass jemand Politiker in kriminelle Verfahren involvieren wolle. Er gehe aber davon aus, dass diese nicht schuldig seien, und er könne nicht erlauben, dass die Politiker erpresst würden. Ivanov hatte bereits im Jänner bei einer Rede die Einmischung von ausländischen Botschaften kritisiert, die zuerst die Krise geschaffen hätten und sich dann als Lösung präsentierten, indem sie eine illegale Staatsanwaltschaft schafften. Offensichtlich war ihm also schon seit langem die Intervention des Westens ein Dorn im Auge. Er meinte sogar, dass die von EU-Kommissar Johannes Hahn vermittelte Przino-Vereinbarung die Spannungen bloß erhöht habe. Weitere Schachzüge sind zu erwarten. So kann es durchaus sein, dass die Schaffung der Sonderstaatsanwaltschaft, die von der EU unterstützt wird, verfassungsrechtlich angefochten wird. | 2International
|
Nur ein Drittel der Schulsprecher sind Frauen – SP-nahe Aktion Kritischer Schüler_innen und fordert Frauenförderung an den Schulen. Wien – Die Schülervertretung in Österreich ist derzeit männlich dominiert, zeigt ein am Montag präsentierter Bericht der Aktion kritischer Schüler_innen (AKS) für das Schuljahr 2015/16. Zwar sind mehr als die Hälfte der Schüler weiblich, doch nur ein Drittel der Schulsprecher sind junge Frauen, zeigt die Untersuchung von einem Viertel der AHS und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS). Konkret sind rund 35 Prozent der Schulsprecher weiblich, an den AHS sind es gar nur 30 Prozent. Unter den Landesschulsprechern liegt der Frauenanteil bei 39 Prozent. Da diese auch die Bundesschülervertretung stellen, ist auch hier der Frauenanteil gering. Dass Frauen unterrepräsentiert sind, liegt laut AKS jedoch nicht an einem Mangel an weiblichen Bewerbern, vielmehr ortet die SP-nahe Schülervertretung eine gläserne Decke. Janina Hellwagner, Bundesfrauensprecherin der AKS, sieht die Gründe für das Ungleichgewicht in der schulischen Vertretungsebene in der Vermittlung klassischer Rollenbilder auch in der Schule und im Fehlen weiblicher Vorbilder in Spitzenpositionen. AKS-Bundesvorsitzende Christina Götschhofer fordert deshalb Maßnahmen zur Frauen- und Mädchenförderung an den Schulen. (APA, 7.3.2016) | 5Inland
|
Physiker der TU Wien konnten klären, warum sich bestimmte Gase viel weiter abkühlen lassen, als man nach den klassischen Gesetzen der Physik erwarten würde. Wien – Wiener Quantenphysiker haben einen neuen Kühlungsmechanismus identifiziert: Erzeugt man nämlich ein sogenanntes eindimensionales Gas, dürfte sich dessen Temperatur eigentlich nicht mehr weiter absenken lassen – trotzdem passiert genau das. Verantwortlich dafür ist eine spezielle quantenphysikalische Art der Kühlung, über die die Forscher nun im Fachblatt Physical Review Letters berichten. In einer Flüssigkeit oder einem Gas tummeln sich Teilchen mit unterschiedlich viel Energie. Je heißer ein Gas ist, desto mehr Teilchen mit hoher Energie rasen darin umher. Um ein solches System abzukühlen, entfernen Wissenschafter mithilfe von elektromagnetischen Feldern gezielt die schnellsten Partikel mit den höchsten Energien. Die verbliebenen Teilchen mischen sich dann, und durch Wechselwirkungen stellt sich ein niedrigeres Energieniveau ein – die Temperatur sinkt. Dieser innere Temperaturausgleich wird als Thermalisierung bezeichnet. Das ist, was man bei Experimenten mit kalten Atomen standardmäßig anwendet, sagte Bernhard Rauer vom Atominstitut der Technischen Universität (TU) Wien. Die Forscher um Rauer und Jörg Schmiedmayer experimentieren aber mit eindimensionalen Gasen, die sich aufgrund ihrer speziellen räumlichen Struktur anders verhalten. Da die Teilchen in diesem Versuchsaufbau in einer derart engen elektromagnetischen Falle gefangen sind, können sie sich nur in eine Richtung bewegen und Energie nur untereinander austauschen, es kommt also nicht zur Thermalisierung. Hier stellt sich die Frage, ob man ab einem gewissen Punkt überhaupt noch weiter abkühlen kann, so Rauer. Es zeigte sich aber nicht nur, dass sich das durch Entfernung von Teilchen weiterhin bewerkstelligen lässt: die Temperatur sank sogar noch tiefer, als die klassische Physik erklären kann. Bei ihren Versuchen sind die Wiener Physiker auf einen neuen Mechanismus gestoßen, der nicht auf der Thermalisierung beruht, wie Rauer erklärte. In dem extrem kalten Zustand, in dem sich die Atome befinden, kann man ihr Verhalten eigentlich besser verstehen, wenn man sich nicht auf die Bewegung der einzelnen Teilchen konzentriert, sondern kollektive Wellen – ähnlich Wasserwellen – betrachtet, die sich auf mehrere Teilchen verteilen. Die Energie des Systems ist in diesen Quantenwellen gespeichert, die immer kleiner werden, je mehr Teilchen aus dem Gas entfernt werden. Beim Hinauswerfen dieser Teilchen kühlt das System also auf quantenphysikalische Weise ab. Rauer: Für uns ist das ein gutes Werkzeug, um noch kälter zu werden. Denn je kälter man diese Systeme bekommt, umso stärker treten ihre quantenmechanischen Eigenschaften heraus. | 7Wissenschaft
|
Print, Online und TV sollen effizienter zusammenarbeiten – Bis zu 50 Posten fallen weg. Berlin – WeltN24-Chefredakteur Stefan Aust hat für die Redaktionen weitreichende Reformpläne. Vor allem sollen Print, Online und TV effizienter zusammenarbeiten. Aust stellte sein neues Konzept am Mittwoch der Redaktion vor, wie eine Sprecherin des Verlags bestätigte. Ein zentrales Ziel ist demnach, Kapazitäten zu bündeln und das Ineinandergreifen der verschiedenen Mediengattungen zu verbessern. Es gehe darum, voneinander zu profitieren, statt miteinander zu konkurrieren, sagte Aust dem Mediendienst Meedia.de. Mit den Reformplänen verbunden ist der Wegfall von bis zu 50 Stellen, bestätigte die Sprecherin. Betriebsbedingte Kündigungen sollen jedoch möglichst vermieden werden. Zu WeltN24 gehören sowohl die Zeitungsredaktionen von Welt und Welt am Sonntag, die Onliner sowie der Nachrichtensender N24. Der frühere Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust ist seit acht Wochen neuer Chefredakteur von WeltN24. | 6Etat
|
App- und Spieleangebot erheblich ausgeweitet - Parallel zum Marktstart neuer Geräte. Eine wohl durchdachte Oberfläche, Android als solide Basis und Google-Cast-Unterstützung als Sahnehäubchen: Im STANDARD-Test gab es viel Positives zu Android TV zu vermerken. Ein satter Minuspunkt blieb hingegen bis zuletzt das schmale App-Angebot. Wie sich sich nun zeigt, dürfte Google bei der Freigabe zugewartet haben. Gibt nun doch gleich einen ganzen Schwall an neuen Apps und Spielen. Mehr als 600 neue Einträge sind im Play Store für Android TV hinzugekommen, dies kommt einer Vervielfachung des Gesamtangebots gleich. Dazu passend hat Google die Organisation des Stores überarbeitet, 20 neue Sammlungen werden nun aufgelistet. Die Erweiterung des App-Angebots geht mit dem Start der ersten von Google unabhängigen Hardwaregeneration einher. So verkauft Sony seine aktuellste Fernsehergeneration mit Android TV und in den USA ist mittlerweile die Nvidia-Shield-Box erhältlich. Bislang waren Googles eigener Nexus Player und die Entwickler-Hardware ADT-1 die einzigen Geräte mit Android TV. | 0Web
|
Klubobmann warnt den Koalitionspartner ÖVP vor Sozialabbau. Wien/Saalfelden – Klubobmann Andreas Schieder (SPÖ) hat in seinem Hauptreferat bei der SPÖ-Klubtagung in Saalfelden eine Lanze für eine aktivere Industriepolitik sowie für eine Entrümpelung der Gewerbeordnung gebrochen. Dem Koalitionspartner richtete der Fraktionschef aus, dass mit der SPÖ Sozialabbau nicht zu machen sei. Zudem will sich Schieder die Ergebnisse des Bildungsgipfels nicht verwässern lassen. Starke Industriepolitik bedeute sichere Arbeitsplätze und sei Innovationstreiber, setzte Schieder einen inhaltlichen Schwerpunkt der Klausur. Entscheidend sei dabei die Wettbewerbsfähigkeit und die dürfe nicht durch schlechtere Arbeitsbedingungen erreicht werden. Im Gegenteil müsse Europa etwa in Sachen CO2-Ausstoß gemeinsam auftreten und keine Aufweichung zulassen sondern beispielsweise mit der Einführung von Zöllen arbeiten. Dringend reformiert gehört nach Ansicht des Klubchefs die Gewerbeordnung. Nötig sei ein leichterer und pragmatischer Zugang, um Gründungen schneller zu ermöglichen. Bekannte Töne kamen von Schieder zur Sozialpolitik. Soziale Sicherheitsnetze dienten den Armen, würden aber auch den Starken helfen: Denn vom gesellschaftlichen Zusammenhalt haben alle was. Der ÖVP attestierte der Klubchef, zahlreiche Vorschläge zum Sozialabbau vorgebracht zu haben: Für uns Sozialdemokraten ist es notwendig, rechtzeitig Nein zu sagen. Dies gelte sowohl bei den Pensionen, wo es der ÖVP nur um Leistungskürzungen gehe, aber auch bei der Mindestsicherung, wo versucht werde, den Sozialstaat auszuhebeln, aber nicht mit uns, versicherte Schieder. In der Bildungspolitik warf Schieder dem Koalitionspartner, namentlich dem Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) vor, die Ergebnisse des Bildungspapiers zurückdrehen zu wollen. Die SPÖ habe dieses Spiel durchschaut. Was den Präsidentschaftswahlkampf angeht, lobte Schieder SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer als Ausnahmeerscheinung. Dieser sei von den Anwärtern der einzige, der die Gesellschaft zusammenbringen könne. Grünen-Kandidat Alexander Van der Bellen und den Freiheitlichen Norbert Hofer forderte der Klubchef angesichts deren Überlegungen bezüglich Auflösung des Nationalrats bzw. Entlassung der Regierung auf, sich an die verfassungsmäßigen Grundlagen zu halten. Hundstorfer selbst hatte die Klausur den ganzen Sonntag über begleitet. Montag früh erfolgte eine Abreise der besonderen Art. Der rote Hofburg-Anwärter nahm in Hanno Setteles Oldtimer-Mercedes Platz, um zur ORF-Wahlfahrt aufzubrechen. | 5Inland
|
Alternative für Deutschland käme in allen drei Bundesländern, in denen Wahlen anstehen, problemlos in den Landtag. Berlin – Die Grünen können eineinhalb Wochen vor der Landtagswahl darauf hoffen, im deutschen Bundesland Baden-Württemberg stärkste Kraft zu werden. Der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag der ARD-Tagesthemen zufolge erreicht die Partei unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann 32 Prozent der Stimmen und landet damit deutlich vor der CDU, die auf 28 Prozent kommt. Die Grünen lägen damit auch deutlich über ihrem Wahlergebnis aus dem Jahr 2011, als sie gut 24 Prozent erreichten. Die CDU hingegen würde elf Prozentpunkte einbüßen. Großer Verlierer wäre auch die SPD, die nach 23,1 Prozent 2011 in der Vorwahlumfrage nur noch 13 Prozent erreicht. Eine Fortsetzung der grün-roten Regierung wäre daher trotz des guten Abschneidens der Grünen nicht mehr möglich. Die Sozialdemokraten liegen in der Umfrage gleichauf mit der Alternative für Deutschland (AfD), die FDP verbessert sich um knapp drei Punkte auf acht Prozent. Könnten die Baden-Württemberger den Ministerpräsidenten direkt wählen, würden sich 64 Prozent für Kretschmann und nur 17 Prozent für CDU-Herausforderer Guido Wolf entscheiden. In Rheinland-Pfalz könnte die CDU die SPD als stärkste Partei ablösen. Die Christdemokraten mit Spitzenkandidatin Julia Klöckner verbessern sich in der Umfrage leicht auf 36 Prozent, die Sozialdemokraten unter Ministerpräsidentin Malu Dreyer fallen auf 34 Prozent. Bei einer Direktwahl würden jedoch 50 Prozent Dreyer und nur 30 Prozent Klöckner ins Amt wählen. Die schwersten Verluste im Mainzer Parlament drohen den Grünen, die von 15,4 um mehr als die Hälfte auf sieben Prozent fielen. Rot-Grün könnte daher auch in Rheinland-Pfalz nicht weiterregieren. Die AfD kommt auf neun Prozent, während die FDP mit fünf Prozent knapp den Einzug in den Landtag schafft. In Sachsen-Anhalt bleibt die CDU unter Ministerpräsident Reiner Haseloff in der Umfrage mit 31 Prozent deutlich stärkste Kraft. Sie verliert zwar gegenüber 2011 eineinhalb Punkte, könnte die Koalition mit der SPD (15 Prozent) aber knapp fortführen. Die Sozialdemokraten wären gegenüber der vorigen Wahl, in der sie noch 21,5 Prozent erreichten, größter Verlierer. Zweitstärkste Kraft bliebe die Linkspartei mit 21 Prozent, während die AfD mit 19 Prozent Dritter würde. Die Grünen blieben mit 5,5 Prozent im Landtag. Die FDP erreicht in der Umfrage 4,5 Prozent und muss um den Einzug bangen. 46 Prozent würden Haseloff direkt wählen, je zwölf Prozent Herausforderer Wulf Gallert (Linke) oder Katrin Budde (SPD). In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt finden am 13. März Landtagswahlen statt. Für die Umfragen befragte Infratest Dimap zu Beginn der Woche jeweils rund 1.000 Wahlberechtigte. | 2International
|
Ein US-Amerikaner macht sich in einer Dokumentation auf, um seine "homosexuell klingende" Stimme loszuwerden. Nach der Trennung von seinem Freund hatte David Thorpe einen erhellenden Moment, wie er ihn heute nennt. Der Mittvierziger aus Brooklyn, New York, war weder selbstsicher noch glücklich und konnte es an einer Eigenschaft festmachen: seiner Stimme, die für ihn zu offensichtlich schwul klang. Ich musste etwas tun, erzählt Thorpe. Seine Therapie: eine Dokumentation mit dem Titel Do I Sound Gay? (Klinge ich schwul?). Darin rückt sich der US-Amerikaner selbst in den Handlungsfokus und lässt sich auf seinem Weg zu Sprachtherapeuten, homosexuellen Berühmtheiten aus Film und Fernsehen oder Wissenschaftern begleiten. All das, um herauszufinden, was die schwul klingende Stimme ausgelöst hat, wie sich homosexuelle Männer mit ihr fühlen und ob man sie auch wieder loswerden kann. Sexuelle Orientierung kann man nicht sehen. Wie jemand spricht oder sich bewegt, schon, lautet ein zentraler Satz der Dokumentation. Deshalb sei die vermeintlich schwule Stimme auch eine letzte Bastion der Homophobie, der Diskriminierung. Der amerikanische Teenager Zach, der ebenfalls von Thorpe interviewt wurde, musste das am eigenen Leib spüren. Seine Klassenkameraden prügelten immer wieder auf ihn ein, weil er homosexuell ist. Ein Video des Übergriffs ging durch die Medien. Vor allem seine Art, sich zu bewegen, und seine weiblich klingende Stimme wären der Grund für die Attacke gewesen, heißt es. Dabei lässt sich aufgrund der Stimme und Art zu sprechen nicht ableiten, welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat. Der mittlerweile pensionierte Sprachwissenschafter Ron Smyth von der Universität Toronto beschäftigte sich seit Ende der 1990er-Jahre mit der schwul klingenden Stimme. In Experimenten bat er Personen aufgrund der Sprachaufzeichnungen von 25 Männern, von denen 17 schwul waren, die sexuelle Orientierung der Sprecher zu erraten. Die Teilnehmer lagen nur in 62 Prozent der Fälle richtig. Tatsache war, dass die am heterosexuellsten klingende Stimme einem schwulen Mann und eine der am schwulsten klingenden Stimmen einem heterosexuellen Mann gehörte. Doch woher kommen dann die unterschiedlichen Färbungen der Stimme, und wieso verbindet man die eine Stimme mit Homosexualität? Wir haben herausgefunden, dass wir unsere Art zu sprechen ganz stark von Vorbildern in der Kindheit annehmen, sagt Smyth. Verbringt ein Kind lieber Zeit mit männlichen Erwachsenen oder Gleichaltrigen, so nimmt es deren Art zu sprechen an, und umgekehrt. Smyth, selbst homosexuell, erinnert sich noch ganz genau, wie er zu seiner schwul klingenden Stimme gekommen war: Ich habe es geliebt, meiner Mutter stundenlang beim Telefonieren mit ihren Freundinnen zuzuhören, und habe dadurch die weibliche Art zu sprechen angenommen. Charakteristika der weiblichen Sprache – im Englischen – sind vor allem klarere Selbstlaute, längergezogene S-Laute oder überartikulierte Ps-, Ts- und Ks-Laute. Auch Smyth hatte mit Ausgrenzung aufgrund der herrschenden Vorurteile zu kämpfen: Als Kind wurde er etwa von einer Gruppe Jugendlicher verprügelt, weil er sie auf ein Rauchverbot aufmerksam machen wollte. Da stand dann dieser sehr männliche Typ vor mir, baute sich auf und machte in einer sehr übertriebenen Weise nach, wie ich gesprochen habe, erinnert sich Smyth: In dem Moment dachte ich mir nur: Witzig, dass du so gut die weibliche Sprache nachmachen kannst, mich aber eine Schwuchtel nennst. Selbstverurteilung ist in den Kreisen homosexueller Männern weit verbreitet, wie Interviews in Thorpes Dokumentation zeigen. So sagt der schwule Kabarettist und Autor David Sedaris im Gespräch, dass er lange Probleme mit seiner Sprechweise hatte: Hier sitze ich als geouteter, selbstbewusster schwuler Mann und freue mich, wenn mir dann doch jemand sagt, dass ich nicht schwul klinge. Um diesen Satz häufiger zu hören, unterzog sich Regisseur Thorpe also monatelanger Sprachtherapie. Versuchte eine tiefere, männlichere und autoritärere Stimme zu finden. Ich musste mich körperlich wieder mit meiner Stimme verbinden, erzählt er. Was ihm schließlich auch gelang. Gleichzeitig konnte er seine schwul klingende Stimme als Teil von ihm akzeptieren. Mit der Dokumentation will der nun 46-Jährige anderen schwulen Männern zeigen, dass sie mit ihren Selbstzweifeln nicht allein sind, dass viele Homosexuelle über die Art, wie sie sprechen, nachdenken und es ihr Selbstbewusstsein beeinflusst. Auch wenn uns die Gesellschaft vorgibt, wie man als Mann zu sprechen hat, sollte man sich durch die Scham arbeiten und sich selbst akzeptieren, sagt Thorpe. | 1Panorama
|
In der postindustriellen Gesellschaft planen Menschen ständig ihre Freizeit auf der Suche nach dem perfekten Erlebnis. Wien – Spinnräder wären gescheiter als Fahrräder. So wird das junge Mädchen Tusnelda in einem der um 1900 am Theater populären Spinnstücke von ihrer Großmutter belehrt. Als rund sechzig Jahre später die Fünftagewoche eingeführt wurde, diskutierte man sinnvolle Freizeitbeschäftigungen, um des Straßenterrors der Halbstarken Herr zu werden. Heute wiederum kann die Wahl des passenden Freizeitangebotes bereits richtig harte Arbeit sein: Wie man seine Freizeit sinnvoll verbringt, war und ist immer wieder Thema gesellschaftlicher Diskussionen. Wissenschaftlich blieben aber die Schnittstellen und Grenzbereiche zwischen Arbeit und Freizeit gegenüber dem als Gegensatz gedachten Paar Arbeit/Konsum oft unterbelichtet, sagt die Historikerin Reinhild Kreis im Gespräch mit dem STANDARD. Sie organisierte daher gemeinsam mit Josef Ehmer vom Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien die Tagung Ein ungleiches Paar – Arbeit und Freizeit in Industriegesellschaften des 20. Jahrhunderts, die am vergangenen Wochenende stattgefunden hat. Thematisiert wurden zunächst sozialwissenschaftliche Thesen wie der Wandel von der Arbeitsgesellschaft – in der die Arbeit dem Leben Sinn und Struktur gibt – zur Freizeitgesellschaft, vertreten beispielsweise von Andreas Wirsching, dem Leiter des Münchners Instituts für Zeitgeschichte. In seinem Tagungsbeitrag Kollektiver Freizeitpark oder Burnout-Gesellschaften, der im Rahmen der Wiener Vorlesungen stattfand, ging Wirsching von einem fundamentalen Wandel von der industriellen zur postindustriellen Gesellschaft aus: Mit flexibilisierter Arbeit, individualisierten Familienstrukturen, mehr Freizeit und einem stark expandierenden Freizeitsektor. Dieser Freizeitsektor übe einen enormen Sog auf die Menschen aus und bringe sie dazu, laufend die eigene Freizeit und das perfekte Erlebnis zu managen: Das ist zeitraubend und entpolitisierend. Peter Paul Bänzinger von der Universität Basel hingegen argumentierte in seinem Vortrag, dass sich die Konsum- und die Arbeitsgesellschaft eher gleichzeitig und aufeinander bezogen über lange Zeit entwickelt haben. In einem kürzlich erschienenen Artikel plädierte er für Theorien mittlerer Reichweite und – wie auch bereits davor Tagungsorganisator Josef Ehmer – vor allem dafür, sich verschiedene Zeiträume und gesellschaftliche Gruppen gesondert anzusehen. Dieser Anspruch wurde im Rahmen der Tagung eingelöst: Uns haben die Grenz- und Graubereiche interessiert, sagt Historikerin Kreis: beispielsweise Zwangsarbeiter, Ordensschwestern, Militärs oder Ehrenamtliche, die den Besuchern des Hamburger Museums der Arbeit ihre frühere Tätigkeit vorstellen. Da kommt man mit einem bipolaren Begriffspaar Arbeit und Freizeit einfach nicht weiter, fasst Kreis ein Ergebnis der Konferenz zusammen. Auch das Habilitationsprojekt von Kreis, die nun nach einem über ein Lise-Meitner-Stipendium des FWF finanzierten Forschungsjahr in Wien wieder an die Universität Mannheim zurückkehrt, ist in einem solchen Schnittfeld angesiedelt: Selbermachen im Konsumzeitalter – Werte, Ordnungsvorstellungen und Praktiken zwischen den 1890er- und den 1980er-Jahren. Der Begriff des Selbermachens verweise darauf, dass es Alternativen des Konsums geben müsse, andererseits aber auch auf das Machen des Selbst. Spinnen wie Heimwerken stellen Tätigkeiten dar, bei denen man an das Haus gebunden ist, und sind demnach auch eine attraktive Form der Beaufsichtigung und Kontrolle, sagte Kreis in ihrem Vortrag. Diskurse über das Selbermachen haben ihr zufolge vor allem in Umbruchzeiten Konjunktur: So sei im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die Bewegung zur Förderung der Knabenhandarbeit – sprich: des Werkens – entstanden, rund um die Einführung der Fünftagewoche wurde die Heimwerkerbewegung populär. Eine wichtige Funktion spielt auch der Markt, denn Selbermachen bedingt zunächst viel Konsum – man denke an Nähmaschinen, teure Wolle oder Werkzeuge. Gleichzeitig gehen aber Menschen auch höchst individuell an das Selbermachen heran, es kann abseits von Kontrolle und Konsum um Empowerment, Protest oder Emanzipation gehen. Dass sich das Selbst über Freizeitaktivitäten immer wieder neu erfinden muss, ist laut Wirschnig eben auch ein Merkmal der Konsumgesellschaft. Dadurch entstehe jedoch auch Druck, argumentiert der Historiker aus München: Keine neuen Freiheiten ohne neue Belastungen. Heute werde man sowohl in der Freizeit als auch in der Arbeit unter Druck gesetzt, seine Zeit sinnvoll zu verbringen und die (neoliberal gesehen) richtige Wahl zu treffen. Dieser Druck könne zu Sucht (als Flucht), Burnout oder Depression führen, wenn das Alles-ist-möglich ins Nichts-ist-möglich kippt. Tusnelda traf, wenn auch wahrscheinlich nur in dem erwähnten Spinnstück, ihre Wahl: Sie blieb zu Hause und lernte spinnen. Heute gibt es weniger Druck der Großmütter und mehr Auswahl, doch es gilt nach wie vor – oder auch ganz neu? – die Devise der Betriebsamkeit: Es gibt immer was zu tun. | 7Wissenschaft
|
In Österreich sorgt nun ein Plan für Aufregung, die Beimischung von Reinhaltezusätzen zu Dieselprodukten als effizienzsteigernd anzuerkennen. Wien – Den Plan gibt es schon länger, nun bekommt er aber zusätzliche Brisanz: Mittels Beimischung von Reinhalteadditiven soll der Dieselkraftstoff im Motor besser verbrennen und damit helfen, Energie einzusparen. Geht nicht, sagen Umweltgruppen und Grüne. Geht schon, sagen Vertreter der Mineralölindustrie. Die zusätzliche Brisanz ist dem Umstand geschuldet, dass rund um die aufgeflogene Affäre um gefälschte Abgaswerte von Millionen Dieselautos aus dem VW-Konzern die Umweltbilanz von Diesel an sich ins Zwielicht geraten ist. Durch Additive, über deren Wirkung es zumindest Zweifel gibt, werde die Bilanz nicht besser, sagte die Umweltsprecherin der Grünen, Christiane Brunner, dem STANDARD. Gemäß dem seit Jänner in Kraft befindlichen Energieeffizienzgesetz müssen in Österreich alle Energielieferanten inklusive Mineralölhandel Anfang nächsten Jahres erstmals nachweisen, dass sie heuer um 0,6 Prozent weniger Energie an die Kunden ausgeliefert bzw. zu einem effizienteren Einsatz derselben beigetragen haben. Eine der umstrittenen Maßnahmen, auf die sich die Mineralölbranche gestürzt hat, ist die Beimischung von Additiven. Die Beimischung wird als Berechnungsmethode von der Österreichischen Energieagentur (Austrian Energy Agency) anerkannt. Die Agentur überwacht als Monitoringstelle die Einhaltung des Energieeffizienzgesetzes. Den Nachweis, dass die Beimischung tatsächlich etwas bewirkt, soll das international tätige Prüfinstitut SGS erbringen. Darauf haben sich dem Vernehmen nach die Wirtschaftskammer Österreich, das Wirtschaftsministerium und die Energieagentur bereits verständigt. Vom Energieeffizienzgesetz betroffene Unternehmen warten noch immer auf den Begutachtungsentwurf aus dem Wirtschaftsministerium. Dort sollen anrechenbare Maßnahmen zur Energieeinsparung aufgelistet sein. Das Wirtschaftsministerium muss ein Einvernehmen mit Sozial- und Umweltministerium herstellen. An Letzterem spießt es sich noch, wiewohl Dieseladditive vom Umweltministerium bereits akzeptiert sein dürften. Es gibt kaum ein Labor der Welt, das nicht versucht hätte, eine Effizienzsteigerung durch Dieseladditive nachzuweisen; gelungen ist dies bisher nicht. In der Wirtschaftskammer glaubt man nun, den Nachweis erbringen zu können: Unter Anwendung des Industriestandards DW10 des Additivherstellers Lubrizol soll auf dem Prüfstand gemessen werden, dass behandelter Diesel um 0,6 Prozent effizienter verbrennt. Wenn der Nachweis – zumindest auf dem Papier – gelingt, sei fast der gesamte Verkehrssektor in Sachen Energieeinsparung aus dem Schneider. Brunner: Das ist nicht nur ärgerlich, weil echte Einsparmaßnahmen dann von der Branche nicht mehr gesetzt werden müssen. Es besteht auch die Gefahr, dass eine Übererfüllung im Bereich Diesel den gesamten Markt für Effizienzmaßnahmen kaputtmacht. Österreich gehört zu den Ländern mit extrem hohem Dieselanteil. Rund 80 Prozent des gesamten Kraftstoffabsatzes im Land entfallen nach wie vor auf Diesel. | 3Wirtschaft
|
Proteste gegen die rechtsnationale Regierung, doch auch Hassreden und Gewalt von Nationalisten prägen die Stimmung. Hart knallen die schweren Stiefel aufs Pflaster. Militärisch gedrillt ziehen rund 400 Schlägertypen in Viererreihen durch Białystok, die Hauptstadt Podlachiens in Ostpolen. Fast alle tragen schwarze Uniformen und grüne Armbinden mit dem Faust-Schwert-Symbol der Falanga, der einstigen Sturmtruppe der rechtsradikalen Partei National-Radikales Lager (ONR). Unter der weiß-roten Flagge Polens brüllen sie: Zionisten werden statt Blättern an den Bäumen hängen und Stolz! Stolz auf die polnische Nation! Die Polizei greift nicht ein, sie bildet Vor- und Nachhut des unheimlichen Zuges. Am Abend meldet sie: Keine besonderen Vorkommnisse. Am Tag zuvor hatten die ausländischen Studenten der Technischen Universität Białystok einen warnenden Brief erhalten. Gefahr für Leib und Leben sei in Verzug. Am Samstag wird in Białystok der Marsch einer nationalistischen Gruppe stattfinden, lasen die schockierten Erasmus-Stipendiaten. Das National-Radikale Lager proklamiert rassistische Ideen. Daher empfehlen wir ganz entschieden: Verlassen Sie ab elf Uhr Samstagmorgen bis vier Uhr Sonntagfrüh nicht mehr das Studentenwohnheim! Hauptstadt des Rassismus Seit Jahren gilt Białystok als Polens Hauptstadt des Rassismus. Der jüngste Bericht der Staatsanwaltschaft für die Jahre 2013 bis 2015 zeigt aber einen lawinenartigen Anstieg von Hassverbrechen in ganz Polen. Verfolgte die Staatsanwaltschaft 2013 noch 835 Fälle von Brandstiftungen, Überfällen und Beleidigungen, die sich klar gegen Ausländer und Nichtkatholiken richteten, so waren es 2015 bereits 1548 Fälle. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Staatsanwaltschaft bei einem großen Teil der Anzeigen die Ermittlungen erst gar nicht aufnahm, da es sich etwa bei Jude raus-Schmierereien um Bagatellfälle handle. Andere Straftaten wie die Zerstörung jüdischer Grabsteine wurden als Rowdytum klassifiziert. Opfer der rassistisch motivierten Verbrechen sind vor allem Roma, Juden, Muslime und Schwarze. Białystok zahlt einen hohen Preis für die bisherige Untätigkeit von Lokalpolitikern, Geistlichen, Staatsanwälten und Richtern gegenüber dem brauen Mob. Vollends vorbei war es mit dem guten Ruf der Stadt, als ein Białystoker Staatsanwalt das Hakenkreuz als indisches Zeichen des Glücks bezeichnete und sich weigerte, Ermittlungen gegen eine Hakenkreuz-Schmiererei aufzunehmen. Metropole des Esperanto Vor dem Zweiten Weltkrieg war Białystok eine jüdische Stadt mit polnischen, deutschen und weißrussischen Minderheiten. Auch muslimische Tataren leben hier seit rund 600 Jahren. Das Sprachengewirr inspirierte Ludwik Zamenhof zur Kunstsprache Esperanto. Der jüdische Augenarzt, dem die Verständigung aller Nationen am Herzen lag, ging in die Weltgeschichte ein und ist Białystoks berühmtester Sohn. Doch die Stadt konnte sich nicht dazu entschließen, sich als Metropole des Esperanto oder Stadt Ludwik Zamenhofs zu deklarieren. Zwar streicht sie in Hochglanzbroschüren ihre multikulturelle Vergangenheit heraus, erzählt jedoch nicht die Geschichte der Juden, Deutschen, Weißrussen und Tataren. Mitten in Białystok steht die prächtige katholische Kathedrale. Dies ist das Wort des Herrn, beginnt Priester Jacek Międlar Mitte April seine Predigt für die aus ganz Polen angereisten Rechtsradikalen. Die Kurie von Białystok hatte die Kathedrale für den Gottesdienst zu Ehren des National-Radikalen Lagers zur Verfügung gestellt. Null Toleranz für jüdische Feigheit! Dabei ist Priester Międlar kein Unbekannter in Polen: Zweimal schon wurde er für seine hasserfüllten rassistischen Ausfälle strafversetzt. Zu Beginn des Gottesdienstes marschieren schwarz uniformierte Schlägertypen ein und bilden Schulter an Schulter ein langes Spalier bis zum Altar. Jeder hält eine grüne Parteifahne mit dem Falanga-Sturmtruppen-Zeichen in der Hand. Der Priester ist voll des Lobes für die kurzgeschorenen ONR-Mitglieder in den Kirchenbänken. Mutig und kompromisslos würden sie die großpolnische Idee gegen die marxistische Europäische Union verteidigen, gegen Verräter, Feiglinge und Andersdenkende. Sein Glaubensbekenntnis sei klar: Null Toleranz für jüdische Feigheit! Polnische Verräter müssten einer national-radikal-katholischen Chemotherapie unterzogen werden. Barmherzig gegenüber unseren Nächsten hassen wir Verbrechen und Sünde und bauen eine Zivilisation von Recht und Gerechtigkeit auf, eine Zivilisation, zu deren Bau uns Gott persönlich aufruft! Nach einem gemeinsamen Gebet mit dem Polizeiseelsorger von Podlachien verabschiedet Priester Międlar die ONR-Anhänger, die nun auf der Straße mit dem Segen der katholischen Kirche Polens gegen die EU, Kommunisten, Verräter und Zionisten zu Feld ziehen werden. Verbot öffentlicher Auftritte Drei Tage nach der ONR-Messe in Białystok nahm der Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki offiziell Stellung: Als Vorsitzender der polnischen Bischofskonferenz äußere ich meine entschiedene Missbilligung zum Missbrauch eines Gotteshauses für politische Manifestationen, die dem christlichen Glauben fremd sind. Der Missionarsorden der Vizentiner, dem Jacek Międlar angehört, griff dieses Mal rigoros durch und verhängte ein Verbot öffentlicher Auftritte über den ONR-Priester. Er darf künftig keine Versammlungen mehr einberufen, Treffen oder Pilgerfahrten organisieren. Auf Twitter verabschiedete sich der Priester von seinen Anhängern für unbestimmte Zeit, postete ein Selbstporträt mit kämpferisch erhobener Faust und dem trotzigen Aufruf: CWP! – Ruhm für Großpolen! (Gabriele Lesser aus Białystok, 6.5.2016) | 2International
|
Zeitung machte Werbung für die letzte Staffel der Fernsehserie "Downton Abbey". New York – Leser der New York Times sind am Sonntag von der etwas rustikalen Aufmachung des Blattes überrascht worden. Die als beste Zeitung der USA geltende NYT erschien als The Downton Times, um für den Start der sechsten und letzten Staffel der Serie Downton Abbey am selben Tag zu werben. Hinter der Titelseite verbarg sich die eigentliche Zeitung. Unter der Datumszeile 3. Jänner 1925 (Preis: 2 Pence) wurde für neue Damenfrisuren (kurze Haare sind im Trend) geworben. Leitartikel berichteten über Die Zwanziger: Ein Jahrzehnt der Kontraste und fragten: Wenn sich die Zeiten ändern, ändert sich auch die Moral? The Downton Times arrived w/ NYT today. Did they need more marketing? pic.twitter.com/k2GRmIaxxn Die für den Sender ITV produzierte Serie um eine englische Aristokratenfamilie im ersten Viertel des vergangenen Jahrhunderts gehört zu den erfolgreichsten Produktionen der vergangenen Jahre. | 6Etat
|
39 Verletzte, Behörden gehen von PKK als Urheber aus. Istanbul – Bei einem Anschlag radikaler Kurden auf eine Polizeiwache im Südosten der Türkei sind nach Behördenangaben sechs Menschen getötet und 39 verletzt worden. Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) habe in der Nacht eine Autobombe vor dem Gebäude in der Stadt Cinar südlich von Diyarbakir gezündet, hieß es am Donnerstag in einer Erklärung des Provinzgouverneurs. Unter den Opfern seien auch Familienangehörige von Polizisten aus einer nahegelegenen Unterkunft. Zeitgleich mit der Bombenexplosion hätten die Angreifer das Feuer mit Schusswaffen eröffnet. Die PKK-nahe Agentur Firat berichtete, zunächst sei es zu einer Autobombenexplosion gekommen, dann sei die Polizeistation mit Raketen angegriffen worden. Das fünfstöckige Gebäude sei komplett zerstört worden. Firat machte keine Angaben zu den Angreifern. Seit dem Zusammenbruch einer Waffenruhe im Sommer eskaliert der Konflikt zwischen der Regierung und der PKK. Mitte Dezember begann die Armee eine Offensive gegen Anhänger der militanten Organisation. In mehreren Städten geht sie unter anderem mit Kampfpanzern gegen PKK-Kämpfer vor, die sich in Wohngebieten verschanzt haben. Dabei sind Hunderte Menschen getötet worden. In dem Konflikt zwischen der PKK und der Zentralregierung in Ankara sind seit 1984 mehr als 40.000 Menschen getötet worden.(APA, 14.1.2016) | 2International
|
Er sei kein Jihadist, gab der 35-Jährige am Montag Ermittlerinformationen zufolge an. Paris – Der mutmaßliche Attentäter in Frankreich, der die Enthauptung seines Chefs gestanden hat, will nicht aus islamistischen Motiven gehandelt haben. Der 35-Jährige habe den Ermittlern gesagt, er sei kein Jihadist, gab eine mit der Untersuchung vertraute Person am Montag an. Er habe zudem frühere Aussagen bekräftigt, wonach er die Tat am Freitag nach vorausgegangenen Streitereien mit seiner Frau und seinem Chef begangen habe. Warum er am Anschlagstag neben den abgetrennten Kopf seines Opfers Fahnen mit dem muslimischen Glaubensbekenntnis aufhängte, erklärte der Festgenommene aber nicht. Der Mann war am Tatort, einer Chemiefabrik am Rande von Lyon, festgenommen worden. Bei einer Überprüfung des Handys des Verdächtigen wurde ein Foto entdeckt, das ihn vor seiner Festnahme mit dem Kopf zeigt. Das Bild wurde an ein Mobiltelefon eines Franzosen geschickt, das zuletzt im syrischen Raqqa geortet wurde, einer Hochburg der IS-Miliz. Der Verdächtige soll zudem versucht haben, die Fabrik in die Luft zu sprengen. Präsident François Hollande hatte von einem Terroranschlag gesprochen. Innenminister Bernard Cazeneuve erklärte, der Festgenommene sei nicht vorbestraft. Er sei aber in der Vergangenheit vom Staatsschutz überwacht worden, weil die Gefahr einer Radikalisierung bestanden habe. | 2International
|
Musik zwischen Festivals und ESC-Erfahrung - 60 Jahre Fernsehen im Herbst: Sechs Hauptabendshows und User-Einbindung. Wien - Der ORF wird 2016 wieder eine Auswahlshow für den Song Contest ins Programm bringen, kündigte TV-Direktorin Kathrin Zechner Mittwoch im ORF-Publikumsrat an. Aus den Erfahrungen mit der Song-Contest-Auswahl werden auch neue, mit der Musikwirtschaft vereinbarte TV-Musikformate entwickelt. Offenbar sind mehrere Formate in Arbeit. Nach STANDARD-Infos sind das neben der Auswahl für den Song Contest 2016 Den nächsten TV-Großeinsatz nach dem Song Contest (und vor der Bestellung der nächsten ORF-Führung 2016) kündigte Zechner ebenfalls im Publikumsrat an: Sechs Hauptabendshows soll es im Herbst zu 60 Jahre Fernsehen geben; der Programmschwerpunkt wird ausdrücklich multimedial, Zechner kündigte auch User Generated Content zum Thema an. Neuigkeiten wird es auch für Sportsfreunde geben: Zur Rückkehr der Fußball-Champions-League in den ORF plane man ein neues Sportstudio, wie ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner darlegte. Wir entwerfen ein multifunktionales Sportstudio, in dem wir sowohl die Champions League, aber auch die Bundesliga und anderes abwickeln können. Jedes Thema soll dabei eine eigene Farbwelt bekommen. Zechner zeigte einen ersten Entwurf, ausdrücklich nicht zur Publikation - das ein bisschen an frühere ZiB-Studios erinnerte - mit gestreiften Wänden. | 6Etat
|
Fehlende Frostnächte machen Winzern zu schaffen. Die Herstellung von Eiswein, einem edelsüßen Prädikatswein aus weißen oder roten Trauben, wird immer unsicherer. Wegen der milden Witterung verschiebt sich nämlich die Lese immer mehr, sodass es für die betreffenden Winzer zur Zitterpartie wird, ob die Trauben so lange gesund bleiben. Ohne Befall von Edelfäule müssen die Beeren sein, und einen allzu hohen Zuckergehalt dürfen sie auch nicht bekommen. Wenn sie nicht von Netzen geschützt sind, werden sie gerne von Vögeln gefressen. Wurden früher die Reben in der Regel in den ersten Frostnächten im November geerntet, ist man heutzutage froh, wenn die richtigen Bedingungen im Dezember herrschen. Denn die Trauben müssen einem natürlichen Gefrierprozess unterzogen werden. Minus sieben Grad muss es haben, damit die Lese, meist in der Nacht, stattfinden kann. Die Kälte muss zumindest einige Stunden auf die Traube einwirken, sodass es zu dem gewünschten Durchfrieren der Beere kommt. Und die Trauben müssen dann in gefrorenem Zustand gepresst werden. Schlechte Bedingungen Von solchen Umweltbedingungen kann dieses Jahr noch keine Rede sein. Thomas Haider vom gleichnamigen Weingut in Neusiedl am See hat kürzlich das Handtuch geworfen und die letzten Trauben von der Rebe geholt: Heuer wird es keinen Eiswein geben, sagt er bedauernd. Die Trauben waren schon zu süß. Aus den nicht gefrorenen Trauben lässt sich immerhin eine Trockenbeerenauslese machen, die ebenfalls zur Riege der edelsüßen Prädikatsweine gehört. Auch letztes Jahr war es erst im Jänner kalt genug. Nur ganz wenige nervenstarke Winzer hatten bis dahin durchgehalten. Grundsätzlich gilt nämlich, dass sich ein früher erster Frost im November positiv auf die Qualität auswirkt. Die Zukunft des Eisweines ist also ungewiss. Dabei hat die Nachfrage nach solchen süßen Dessertweinen, die auch gut zu Käse passen, in den letzten Jahren angezogen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist wegen der geringen Ausbeute und der aufwendigen Gewinnungsart hoch. Im Vorjahr wurden laut Landwirtschaftsministerium gerade einmal 25 Tonnen Eiswein zur Ernte angemeldet. Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager hält trotz der zurückgehenden Mengen nichts davon, eine künstliche Frierung zu erlauben, bei der die Trauben in die Gefriertruhe gelegt werden. Wir haben uns dem natürlichen Verfahren der Zubereitung verschrieben. Die drei großen Eisweinproduzenten Österreich, Deutschland und Kanada haben im Jahr 2000 ein Abkommen unterzeichnet, das die natürliche Eisweinherstellung festschreibt. | 3Wirtschaft
|
Die Arbeitslosigkeit ist laut Bundesagentur für Arbeit nur halb so hoch wie 2005. Berlin – Der Chef der deutschen Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, rechnet in diesem Jahr mit einer stabilen Arbeitsmarktlage in Deutschland. Die Entwicklung sei insgesamt positiv, weil die Arbeitslosigkeit nur halb so hoch sei wie im Jahr 2005, sagte Weise am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Damals war der höchste Wert seit der Wiedervereinigung erreicht worden. Die Beschäftigung steige, immer mehr Menschen seien in Vollzeit, Teilzeit oder in einem Minijob tätig, so Weise. Die Arbeitslosigkeit unter den Menschen, die bereits im Land seien, werde noch weiter abnehmen. Allerdings wachse zugleich die Zahl der Flüchtlinge, die arbeitslos gemeldet werden. Deswegen gehe ich mal von einer Stagnation aus, sagte Weise mit Blick auf das laufende Jahr. In den kommenden Jahren schließt der BA-Chef einen Anstieg der Arbeitslosigkeit aufgrund des Migrantenzustroms nicht aus: Für die nächsten Jahre wird es entscheidend sein, wie viele Menschen noch als geflüchtete Menschen zu uns kommen. Einen Zeitpunkt, wann der Wendepunkt erreicht sein könnte, will er jedoch nicht nennen. Die Frühjahrsbelebung auf dem deutschen Arbeitsmarkt war im April überraschend stark ausgefallen. Die BA registrierte 2,74 Millionen Erwerbslose und damit 101.000 weniger als im März. Niedriger war die Arbeitslosenzahl in einem April zuletzt 1991. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Punkte auf 6,3 Prozent. | 3Wirtschaft
|
Die meisten Flüchtlinge nehmen inzwischen den Landweg in die EU. Immer mehr kommen über Ungarn, das aber selten ihr Ziel ist. Die Flüchtlingslager dort sind überfüllt. Auch jenes in Bicske, einer Station vieler Durchreisender. Als wäre gerade Schichtwechsel in einer großen Fabrik. Menschen marschieren zu zweit, zu sechst, zu zehnt die Straße entlang. Viele sind junge Männer. Sie tragen keine Taschen, nur vereinzelt Plastiksackerln. Doch niemand beschleunigt seine Schritte, um einen Bus zu erwischen, rascher nach Hause oder sonst wohin zu gelangen. Die Gruppen – Syrer, Afghanen, Pakistanis, Nigerianer – werden von einem Tor an einer Ausfallstraße der ungarischen Kleinstadt Bicske verschluckt und ausgespuckt. Dahinter liegt das Flüchtlingslager. Die sieben Aufnahmezentren Ungarns, wie jenes in Bicske, platzen derzeit aus allen Nähten. Bis Mai 2015 verzeichnete die EU-Grenzschutzagentur Frontex mehr illegale Grenzübertritte nach Ungarn als nach Italien und Griechenland. Mehr Menschen gelangen inzwischen über die Balkanroute in die EU als über das Mittelmeer. 99 Prozent der Migranten nehmen den Weg über Serbien ins Land, heißt es von der ungarischen Einwanderungsbehörde. Diese zählte 2014 insgesamt 42.777 Asylansuchen. 2015 wurden bereits 65.600 registriert. Nur die wenigsten bleiben: 4500 sind im Land. Bis auf rund 200 leben sie in offenen Lagern, dürfen also die überfüllten Camps tagsüber verlassen. Die Regierung reagiert auf den Zustrom mit fragwürdigen Aktionen. So hieß es vor eineinhalb Wochen, Ungarn nehme aus technischen Gründen keine Flüchtlinge aus anderen EU-Staaten zurück, obwohl die Dublin-Verordnung das vorsieht. Tags darauf soll dies nur ein sprachlicher Unfall gewesen sein. Zufällig genau vor jenem EU-Gipfel, bei dem die Aufteilung von Einwanderern debattiert wurde. Ungarn ist gegen eine Quote. Bei seiner Ankündigung, einen 175 Kilometer langen Zaun an der Grenze zu Serbien aufzustellen, bleibt Regierungschef Viktor Orbán (Fidesz) aber. Der ungarisch-serbischen Grenze widmete sich auch die österreichische Innenministerin, Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), diese Woche. Sie kündigte an, für gemischte Grenzpatrouillen in Ungarn und Serbien mehr österreichische Beamte zu entsenden. Die 11.000-Einwohner-Stadt Bicske besteht vor allem aus Einfamilienhäusern. Eine gute halbe Stunde braucht die S-Bahn von Budapest hierher. Bürgermeister Károly Pálffy – schwarzer Anzug, cremefarbenes Hemd, ganz auf der Linie des Premiers und Parteikollegen – sitzt an einem ovalen Besprechungstisch im Rathaus. Seine finstere Miene spiegelt sich in der Glasplatte. So viele Flüchtlinge wie jetzt seien noch nie da gewesen, sagt der 35-Jährige. Die Regierung macht das einzig Mögliche: den Zaun bauen, meint er. Dieser solle jene abfangen, die aus wirtschaftlichen Gründen, nicht aus Not kommen. Die Regierung lässt keine Gelegenheit aus, gegen illegale Einwanderer zu kampagnisieren. Etwa warnt sie auf Plakaten – in ungarischer Sprache – Migranten davor, jemandem Arbeit wegzunehmen. 1000 Personen leben derzeit im Flüchtlingslager von Bicske. Es sollten maximal halb so viele sein. Geschlafen wird in Gängen, Speisesälen, Zelten und auf der Wiese. Ich bin seit drei Monaten im Lager, aber ich habe noch keinen Raum von innen gesehen, sagt ein junger Afghane, den der STANDARD auf der Straße trifft – eine Erlaubnis, das Camp zu betreten, gab die Asylbehörde nicht. Flüchtlinge sagen, es mangle an Essen und Sauberkeit. In Debrecen soll für rund 1800 teils schwer traumatisierte Personen gerade einmal vier Stunden pro Woche ein Arzt zur Verfügung stehen. Dass nahe der Stadt Szeged ein Flüchtlingslager mit 1000 Plätzen entstehen soll, wird das Überbelegungsproblem nicht lösen. Mancher Bewohner Bicskes will von Diebstählen in Geschäften gehört haben. Ein Mann macht sich Sorgen um seine Töchter. Im Vorgarten eines Einfamilienhauses, wenige Hausnummern vom Lager entfernt, wiegt eine 41-jährige Frau ihr Baby im Arm. Es sind viele, aber wirkliche Probleme gibt es nicht, sagt sie. Ihr Mann beschwert sich, die Flüchtlinge würden ihren Müll nicht wegräumen und seine Frau mit dem Kinderwagen oft nicht durchlassen. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen beobachten, dass die Solidarität mit Migranten in der Bevölkerung wächst und kleine Hilfsinitiativen entstehen. Zugleich verstärke sich aber die Ablehnung, sagt Julia Iván vom Ungarischen Helsinki-Komitee, einer NGO, die Flüchtlingen in Rechtsbelangen hilft. Sie weiß von Rechtsradikalen zu erzählen, die sich auf Facebook brüsten, zur serbischen Grenze zu fahren, um für Ordnung zu sorgen. Ich fürchte, dass es sich mehr zum Negativen entwickelt, sagt Iván. Anfang Juni veröffentlichte die Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (Ecri) einen Bericht über die Lage der Flüchtlinge in Ungarn. Zu viele – mehr als jeder Fünfte – würden eingesperrt, hieß es darin. Auch Familien mit Kindern können bis zu 30 Tage angehalten werden. Ungarns Umgang mit Flüchtlingen wird in anderen Ländern zunehmend kritisch beurteilt: So lehnten Gerichte in Deutschland und zuletzt auch Österreich einzelne Rückführungen dorthin wegen Sicherheitsbedenken ab. Aus Mikl-Leitners Sicht ist der Nachbarstaat aber weiter ein sicherer Ort für Dublin-Überstellungen. Im Parlament in Ungarn steht unterdessen zur Debatte, Serbien zum sicheren Drittstaat zu erklären. Anwältin Iván sagt, die Zahl der Inhaftierungen sei seit März, als Ecri-Kommissionen im Land waren, tatsächlich deutlich zurückgegangen. Vor allem Kosovaren, die kaum Chancen auf Asyl hatten, seien eingesperrt worden. Die meisten Einwanderer stammen nach wie vor aus dem Kosovo, doch ihre Anzahl sinkt – während jene der anderen steigt. Die zweitgrößte Gruppe der Ankommenden sind die Afghanen, gefolgt von Syrern, Pakistanis und Irakern. Wer bleiben will und Asyl erhält, muss nach Iváns Meinung extrem tough sein, mental und physisch in einem guten Zustand. Wenn Eingewanderte dann auf eigenen Beinen stehen sollen, erhalten sie ein halbes Jahr lang 300 Euro im Monat. Davon müssen sie Wohnung, Essen und Sprachkurse finanzieren, bis sie eine Arbeit finden. Nach sechs Monaten sinkt die Höhe des Entgelts, nach zwei Jahren läuft es ganz aus. Árpád Szép – rahmenlose Brille, weiß-blau gestreiftes Hemd – leitet das Asylreferat der Immigrationsbehörde in Budapest. Der 36-Jährige gibt zu, dass die Lager zu voll sind. Das sei aber ein relativ neues Phänomen: Letztes Jahr waren wir immer nur zu 70 bis 80 Prozent ausgelastet. Kritik am Umgang mit Flüchtlingen weist er zurück: Wer soll die Leute schlecht behandeln? Wachen? Das sind offene Camps. Da gibt es keine Wachen, sagt Szép. Welche Folgen die Überfüllung haben kann, zeigte sich diese Woche in Debrecen. Im größten Lager des Landes gerieten zwei Männer in Streit. 100 bis mehrere Hundert Flüchtlinge hätten dann ihren Frust entladen, wurde berichtet. Bilder von brennenden Mülltonnen und dutzenden Polizisten in Sicherheitsmontur flimmerten über die Fernseher. Am schnellsten wieder weg sind Syrer. Viele wollen nach Deutschland. Das kennt man. Man kennt BMW und Mercedes, es muss also ein sehr schönes, reiches Land sein, sagt die Juristin Iván. Außerdem ist die Aufnahmequote hoch. Die Menschen sind gut informiert. Wenn sie wissen, dass es ihnen in Österreich oder Deutschland besser gehen wird, werden sie versuchen, dorthin zu kommen. Ein 27-jähriger Pakistani in Bicske möchte dieser Tage gen Westen aufbrechen. Zwei Jahre Flucht liegen hinter ihm. In der Türkei habe man ihn gut behandelt, in Griechenland 50:50, in Serbien sei überall Mafia. Was er in Deutschland will? Ein ganz normales Leben. | 1Panorama
|
Gemma Bundesheer schauen! Nationalfeiertag auf dem Heldenplatz – Faymann: "Umgang mit Flüchtlingsbewegung ist Nagelprobe für EU". Wien – Der Tourist überquert den Zebrastreifen hinter dem Parlament, dreht sich um, schaut etwas irritiert. Wie? Was? Was ist denn das? Blickt nach vorn, vergewissert sich mit einem Schulterblick nach hinten. Aha! Das also sind die berühmten, für manche berüchtigten, Ampelmädchen in Wien. Aber eigentlich zieht es den Mann mit der Kamera dorthin, wo es an diesem Feiertag auch wieder viele Österreicherinnen und Österreicher, neben auffällig vielen Gästen aus dem Ausland, hinzieht: zum Heldenplatz. Denn der 26. Oktober ist Nationalfeiertag, und das heißt: Gemma Bundesheer schauen! Findet dies heuer noch auf dem historisch aufgeladenen Platz vor der Hofburg statt, muss für nächstes Jahr eine Alternative gefunden werden, weil dann die Ausweichcontainer des Parlaments, das umgebaut werden soll, dort stehen werden, wo seit dem Wochenende Hubschrauber, Kletterwände und die unvermeidliche Fressmeile aufgebaut sind. Welche Bedeutung aber hat der Nationalfeiertag für die Menschen, die sich an diesem sonnigen Vormittag im Volksgarten an den Heldenplatz heranpirschen? Die ältere Dame vor dem Rosengarten: Im Grunde keine, ich bin nur hier, weil es heute so schön ist, sagt sie zum STANDARD. Und die Neutralität? Ist nicht so dramatisch wichtig für mich. Anders sieht das Herr Josef, der vor dem Theseustempel in der Sonne sitzt: Der Nationalfeiertag ist für jeden Österreicher wichtig, und für mich ist an der Neutralität wichtig, dass man zu keinem Militärbündnis gehört. Österreich hat ja das Glück, dass es – bis auf die Schweiz – von Natostaaten umgeben ist, darum müssen wir uns nicht engagieren, sagt der 73-Jährige. Dass an so einem Tag Heerscharen zur Leistungsschau des Bundesheeres pilgern, würde er aber nicht unbedingt als große Affinität zum Heer interpretieren: Ein sicherer Arbeitsplatz ist den Leuten sicher wichtiger als der Patriotismus zum Bundesheer. Auch Frau Auguste, 78-jährige Bewohnerin von Wien-Josefstadt, die mit ihrem Mann nach dem Besuch des Stephansdoms zum Heldenplatz gekommen ist, befindet die Neutralität schon für wichtig, weil es uns gutgeht. Ich glaube schon, dass wir ein sicheres Land sind, und das Bundesheer leistet da seinen Beitrag dazu. Zur selben Zeit hängt ein kleines Mädchen von einem Seil gesichert in luftiger Höhe in der Kletterwand, die das Jägerbataillon 24 – das Motto der Lienzer Gebirgsjäger lautet Voran unter dem Edelweiß – aufgebaut hat, und klettert ruhig bis ganz nach oben. Zurück auf dem sicheren Boden, erzählt die erst achtjährige Pia, warum sie das kann: Ich klettere seit drei Jahren im Alpenverein Knittelfeld. Für ihre Mama Silvia bedeutet der Nationalfeiertag Frieden. Und die Neutralität? Die ist sicher wichtig, weils gut läuft. Begehrte Fotoobjekte sind Militärhubschrauber samt Militärs, aber auch Maschinengewehre, und ein etwas pseudomartialisches Bild mit einem Panzerabwehrrohr 66/79 wollen sich vor allem junge Männer nicht entgehen lassen. Szenen, die für so manche Flüchtlingsfamilie, die mit ihren Kindern über das Areal schlendert, durchaus ambivalent sein dürften. Militär zum Anfassen und Spielen, oder, wie Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) etwas später sagen wird: Das Bundesheer ist kein Angriffsheer, sondern eines der Verteidigung. Punkt 10.30 Uhr geht dann der offizielle Teil des Tages los: Die Bundeshymne läutet das Programm ein. Im Publikum haben sich ein paar Leute mit einem Transparent postiert, auf dem Heer, schütze unsere Grenze! zu lesen ist. Vorn marschieren Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann und Verteidigungsminister Gerald Klug – als SPÖ-Politiker alle drei stilecht mit roter Krawatte unterwegs – ein. Der Wiener Militärkommandant Kurt Wagner begrüßt die Gäste, und die Kapelle gibt den Marsch Wien bleibt Wien. Das muss es an diesem Tag ohne den Hausherrn: Bürgermeister Michael Häupl wird vertreten von Landtagspräsident Harry Kopietz. Vonseiten des Bundes sind unter anderem noch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sowie Nationalratspräsidentin Doris Bures anwesend, auf klerikaler Seite ist die evangelische Kirche durch Bischof Michael Bünker repräsentiert. Bereits zum 20. Mal findet die Leistungsschau des Heeres an diesem Ort statt, erklärt Wagner, und er ist der Erste, der die Leistungen des Bundesheeres – gerade auch in diesen Tagen – in die aktuellen Geschehnisse, ausgelöst durch die Flüchtlingsbewegung, einordnet. Den 1.360 anzugelobenden Rekrutinnen und Rekruten – beim Bundesheer wird sorgfältig gegendert – wünscht Wagner eine fordernde und erlebnisreiche Zeit beim Bundesheer. Kopietz erinnert an die Tragödie des 20. Jahrhunderts, die auch auf diesem Platz ihren Ursprung genommen hat, und dankt dann dem Bundesheer für seine professionelle Hilfe bei Naturkatastrophen, im Ausland und aktuell an den Grenzen und auf vielen Bahnhöfen, um zu helfen, dass die Flüchtlinge menschenwürdig versorgt werden können. Man könne stolz sein auf die Hilfsbereitschaft der Österreicher. Kopietz erinnert aber auch an die an diesem Montag 60 Jahre alte Neutralität. Damals habe es ein Bekenntnis aller politischen Lager zum sozialen Frieden gegeben. Seit 1955 muss niemand mehr Angst haben, dass unser Bundesheer auf die eigene Bevölkerung schießt. Bevor Verteidigungsminister Klug ans Mikrofon tritt, erschallt der Marsch Oh, du mein Österreich über den Heldenplatz, hinten in Konkurrenz zum Gedudel aus irgendwelchen Radios. Klug mag solche Termine, er ist es, der auch ein bisschen Pathos nicht scheut, wenn er zu den Soldatinnen und Soldaten spricht. So auch am Nationalfeiertag. Dieser Tag habe eine ganz herausragende Bedeutung durch die Wiedererlangung der staatlichen Souveränität und die immerwährende Neutralität, die vor 60 Jahren als Verfassungsgesetz beschlossen worden sei. In der Früh haben die Spitzen der Republik der toten Soldaten und Opfer des Widerstands durch die traditionellen Kranzniederlegungen bei der Krypta und beim Weiheraum am Burgtor gedacht. Klug betont vor allem auch die Rolle der EU: Sie hat geeint, was entzweit war, und versöhnt, was verfeindet war. Doch, und das ist in diesen Zeiten ein Wink mit dem Zaunpfahl: Die EU ist aber kein Selbstläufer. Sie ist getragen von Solidarität, die man auch aktiv nach außen leben muss, so Klug mit Blick auf die Flüchtlingsfrage. Klug berichtet vom Einsatz des österreichischen Bundesheers im Zusammenhang mit der Flüchtlingshilfe. Derzeit biete das Heer rund 900 Flüchtlingen eine sichere Unterkunft, es versorge täglich 4.000 bis 6.000 Menschen mit Verpflegung, es koordiniere federführend die Transporte der Flüchtlinge nach Deutschland, 1.500 Soldaten seien im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz tätig. Klugs Schlussfolgerung daraus: Auf unser Bundesheer ist Verlass. Und, so fügte der Verteidigungsminister hinzu: Das Bundesheer hat noch Kapazitäten. Wir können zusätzliches Personal schicken, sobald das Innenministerium grünes Licht gibt. Und er betont noch einmal: Kein europäisches Land kann dieses Problem alleine lösen. Im Publikum raunt da ein Vater seinem Sohn jedoch zu: Die Ungarn hams ganz guat zagt ... Und neben den beiden – und den Heer, schütze unsere Grenze!-Transparentträgern – steht ein junge Frau mit schwarzer Kappe und hält wortlos eine rot-weiß-rote Flagge in die Höhe, auf der Fuck EU steht. Das findet ein graumelierter Herr vor ihr dann so gar nicht lustig und quittiert den Auftritt lautstark mit: Und auf des sans stolz?! Nazis raus! Doch bevor sich der kleine Unruheherd entzündet, sind auch schon ein paar Polizisten da, die die junge Frau – Ich hab ja gar nix gesagt – ruhig in ein Zelt nebenan bringen. Ein anderer Herr wiederum findet das seltsam und meint: Ist das demokratisch, dass die da jetzt weggehen muss? Vorn ist Minister Klug gerade dabei, den Zuhörerinnen und Zuhörern zu versichern: Die Österreicherinnen und Österreicher können sich auch in Zukunft auf ihr Bundesheer verlassen. Kurz werden die Verheißungen des reformierten Grundwehrdienstes referiert, durchs Publikum stolpert eine Frau mit mehreren blauen Luftballons und fragt: Wo komm ich hier zum Glücksrad?, und dann wünscht der Verteidigungsminister mit Inbrunst den Rekrutinnen und Rekruten eine ereignisreiche, spannende und unfallfreie Grundwehrdienstzeit. Alles Gute und viel Soldatenglück! Es lebe das österreichische Bundesheer! Es lebe die Republik Österreich! Das mögen die Menschen, dafür gibt es im Publikum satten Applaus. Es folgt Bundeskanzler Werner Faymann, der die Wiederauferstehung Österreichs als Glanzleistung der Diplomatie würdigt und darauf hinweist, dass Frieden nur am Verhandlungstisch möglich ist. Nach der internationalen Wirtschaftskrise hat uns nun die Flüchtlingskrise voll erfasst. Der Umgang mit der Flüchtlingsbewegung ist für die EU zur Nagelprobe geworden, sagt Faymann und betont ebenfalls den Aspekt europäischer Solidarität. Immerhin hätten seit Anfang September mehr als 300.000 Flüchtlinge Österreich passiert, fünf Prozent von ihnen haben hierzulande einen Asylantrag gestellt. Ein älterer Herr im Publikum kontert: Wie viele kommen noch? Um das gehts nämlich. Faymann geht es derweil darum, zu erklären, welches Heer heute so bejubelt wird von den Menschen, die gekommen sind: Es ist kein Angriffsheer, sondern eines der Verteidigung und des Schutzes, aber auch der Hilfe und Solidarität innerhalb und außerhalb Europas. Sprachs und wünschte Ihnen und uns allen einen schönen Nationalfeiertag 2015. Dann ist der Oberbefehlshaber des Heeres, Bundespräsident Heinz Fischer, an der Reihe. Er lobt die Neutralität, die sich in sechs Jahrzehnten in eindrucksvoller Weise bewährt hat. Das Geburtsjahr der Neutralität, 1955, sei insgesamt ein besonderes historisches Jahr gewesen, habe es doch auch den Staatsvertrag, das Wehrgesetz – die Geburtsstunde des Bundesheers – und den Beitritt zur Uno gebracht. Mit dem EU-Beitritt 1995 seien diese Säulen der Republik noch ergänzt worden, sagt Fischer. Der Bundespräsident verliert auf dem Heldenplatz kein Wort zur Flüchtlingsfrage – das hebt er sich für seine traditionelle Fernsehansprache an die Nation auf –, stattdessen erzählt er von seiner eigenen Erfahrung beim Bundesheer. Neben etlichen Entbehrungen sei die Grundwehrzeit für ihn alles zusammengenommen eine Periode, wo man gefordert wird, wo man Leistung erbringen muss, wo Kameradschaft wichtig ist und man etwas für unsere Gesellschaft tut. Es folgt der obligate Dank an das Bundesheer und der Schlusssatz: Ich wünsche dem Bundesheer, der Republik alles Gute. Nach einer weiteren musikalischen Darbietung sind dann die Kirchenmänner an der Reihe, zu den Militärs in Uniform und den Zivilisten im Publikum und auf der Politikertribüne zu sprechen. Der erste Redner in Bundesheeruniform zitiert das Vaticanum und beschwört die Liebe Gottes, seine Kraft, die die Soldatinnen und Soldaten stärken und begleiten solle. Ein zweiter religiöser Vertreter sagt dann: So lasst uns beten, dass die Soldaten ihre Zeit nicht als verlorene Zeit betrachten. Er bittet darum, dass die heilige Dreifaltigkeit den friedensstiftenden Dienst segnen möge. Und erstmals spricht auch ein Imam – Abdulmedzid Sijamhodzic – vor den neu anzugelobenden Jungsoldaten im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen auf dem Heldenplatz bei der Angelobung. Gut ein Dutzend rechtsextreme Identitäre halten währenddessen Imam geh ham- und Nicht mit uns-Zettel hoch. Andere Besucher des Festakts versuchen teilweise, den Rechtsextremen die Zettel zu entreißen. Die Angelobung selbst geht dann zackig und lautstark im Takt über die Bühne. Das Treuegelöbnis kommt wie aus einer Kehle, sie geloben alle, mein Vaterland, die Republik Österreich und sein Volk zu schützen und mit der Waffe zu verteidigen; ich gelobe, den Gesetzen und den gesetzmäßigen Behörden Treue und Gehorsam zu leisten, alle Befehle meiner Vorgesetzten pünktlich und genau zu befolgen und mit allen meinen Kräften der Republik Österreich und dem österreichischen Volk zu dienen. Dafür gibt es vom Publikum auch brav Applaus. Bundes- und Europahymne gehen dann für viele – auf dem Weg zu den diversen Buden mit Gröstl, Brezeln, Zuckerwatte, Würsteln und Langos – dann schon wieder unter in etwas profanerer Musik, die dort als Konkurrenz aus Lautsprechern kommt. Bis zum nächsten Jahr, auch wenn noch nicht sicher ist, wo der Schlachtruf Gemma Bundesheer schauen! dann genau hinführen wird. | 5Inland
|
Gastgeber Belgien hofft auf ersten Titel überhaupt – 1:1 nach erstem Tag. Gent – Unter großen Sicherheitsvorkehrungen geht in Belgien am Wochenende das Davis-Cup-Finale in Szene. Während in Brüssel tagelang das öffentliche Leben wegen hohen Terror-Alarms stillgelegt war, geht 50 Kilometer entfernt ein absolutes Highlight der belgischen Sportgeschichte in Szene. Belgien empfängt in einem geschichtsträchtigen Endspiel die von Andy Murray angeführten Briten. Nach dem ersten Tag steht es 1:1. Murray gewann am Freitagabend gegen Ruben Bemelmans ohne Probleme mit 6:3,6:2,7:5 und sorgte damit für den Ausgleich. Zuvor hatte die belgische Nummer eins, David Goffin, die Gastgeber mit einem Fünf-Satz-Sieg gegen Kyle Edmund in Führung gebracht. Goffin setzte sich nach einem 0:2-Satzrückstand nach 2:47 Stunden gegen den Davis-Cup-Debütanten mit 3:6,1:6,6:2,6:1,6:0 durch. Am Samstag steht das Doppel zwischen den beiden Murray-Brüdern Andy und Jamie sowie Kimmer Coppejans und Steve Darcis auf dem Programm. Für beide Teams wäre der Titel ein Meilenstein. Den größten Teambewerb im Tennis zu gewinnen, nachdem wir die drei anderen Grand-Slam-Nationen geschlagen haben, wäre für jeden im Team ein Riesenerfolg, meinte Murray im Hinblick auf das erste Davis-Cup-Finale mit britischer Beteiligung seit 37 Jahren. Nach Heimsiegen über die USA, Frankreich und Australien geht es nun in der 13.000 Zuschauer fassenden und ausverkauften Flanders Expo-Halle auf Sand gegen Belgien. Murray könnte ein weiteres Mal britische Tennis-Geschichte schreiben: 2012 hatte er mit dem US-Open-Sieg den ersten Grand-Slam-Titel für die Briten seit 1936 (Fred Perry) geholt, ein Jahr später beendete er eine britische Wartezeit von 77 Jahren auf den ersten Wimbledon-Heimsieg eines Briten – beide Male mit Finalsiegen über Novak Djokovic. Gelingt es dem Olympiasieger in Belgien auch noch den Davis-Cup-Pokal, die hässlichste Salatschüssel der Welt, zu holen, ist Murray der Legenden-Status in seiner Heimat wohl kaum noch zu nehmen. Für den Schotten, der mit seinem Bruder Jamie auch im Doppel spielen soll, wäre der Titel auch eine Belohnung für einen kontinuierlichen Aufwärtstrend des britischen Tennis. In den vergangenen fünf Jahren haben wir uns von ziemlich niedrigem Level im Welttennis hinaufgearbeitet. Das Sicherheitsthema ist in Gent nach den Terrordrohungen in Brüssel und den Anschlägen in Paris natürlich allgegenwärtig wichtig. Vor ein paar Tagen war es natürlich ein bisschen beunruhigend. Als wir gesehen haben wie das Hotel und die Anlage hier ist, haben wir uns viel wohler gefühlt. Hier in Gent scheint alles in Ordnung zu sein. Ich hoffe, dass so viele Fans wie möglich hierher reisen können, um uns zu unterstützen, hoffte Murray. Doch der Gastgeber möchten den Briten, die auf ihren insgesamt zehnten Triumph hoffen, freilich einen Strich durch die Rechnung machen. Im ersten Davis-Cup-Endspiel seit 111 Jahren hoffen die Belgier, sich als 15. Nation überhaupt zum Davis-Cup-Champion zu küren. Und gerade wegen der weltweit Aufsehen erregenden Ereignisse rund um Brüssel will man das Land mit positiven Schlagzeilen versorgen. Für uns ist das ein riesiger Event. Ich glaube, es ist für ganz Belgien wichtig. Das ganze Land wird hinter uns stehen, sagte der belgische Kapitän Johan van Herck. Die Hausherren werden von David Goffin und Steve Darcis angeführt. Die belgische Nummer eins war zuletzt in Paris gegen Murray chancenlos gewesen, und hatte gar nur ein Game gemacht. Ich habe dort nicht wirklich gut gespielt und Andy hat unglaublich gespielt. Aber hier sind die Bedingungen ganz anders, es ist ein komplett anderes Match, sagte Darcis, der natürlich auf den Vorteil des Sands als Untergrund hofft. Und Darcis hat sich zuletzt als nervenstark erwiesen und vier Mal in Folge das entscheidende fünfte Match für sein Land gewonnen. Eine Knöchelverletzung habe er gut überstanden, sagte Darcis. Die Fans werden sich jedenfalls rigorosen Kontrollen unterziehen müssen. Taschen und Rucksäcke sind verboten, Getränke oder Essen darf nicht mitgebracht werden. | 4Sport
|
Wenn man den Menschen in Glück ersäuft, dann fällt diesem Glücklichen nichts Besseres ein, als mutwillig seine Situation zu verschlechtern. Inmitten jener Schweizer, die die Welt mit herausragendem Fleiß und Qualität erfreuen, haben sich Darkroom-Schafe eingenistet. Wochenlang verwöhnt vom malerischen Lenzburg, musste ich natürlich Dostojewskis Theorie bestätigen: Wenn man den Menschen in Glück ersäuft, bis nur noch Glücksbläschen an die Oberfläche steigen, dann fällt diesem Glücklichen nichts Besseres ein, als mutwillig seine Situation zu verschlechtern. Der Ort, an dem mein Lenzburger Glück erschüttert wurde, hieß Scuol. Mächtige Bergketten, Schnee, glänzender Firn. Aber. Der Hotelbesitzer sah uns beim Einchecken finster an und schlurfte grußlos davon. Das angepriesene komplette Gewürzregal bestand aus fünf Döschen, die miteinander nicht kombinierbar waren, wenn man jenseits der Extremküche operieren wollte: Zimt, eine Prise Salz, Salatgewürz, Pfeffer und Paprika. Die drei Letzteren zwischen 2015 und 2016 abgelaufen. Das Licht in der Erlebnisdusche (ein schwarzgekachelter enger Gang mit kaltem Sprühregen, der an einen traurigen Novemberabend erinnerte) war ausgefallen. Wie man fatalistisch an der Rezeption erklärte, schon seit langem. Auch mit Beleuchtung würde ich nicht freiwillig nackt in Novemberregen gehen. Der Spa-Bereich entpuppte sich als zwei ebenso finstere Kämmerchen, wo man kaum die Hand vor Augen erkennen konnte. Wir waren alle miteinander verwandt, nicht entsprechend veranlagt und flohen den unerwartet abgeholten, aber unbestellten Darkroom. Die Flucht zum Bahnhof – angeblich nur fünf Minuten entfernt – hätten wir in der angegebenen Zeit nur mit angeschnalltem Düsenantrieb bewältigt. Aber von dem war selbst im Prospekt nicht die Rede. | 8Kultur
|
Marketingchef Phil Schiller sorgt mit Bemerkung über alte PCs bei Vorstellung des iPad Pro für Aufregung. Viel Neues hatte Apple am Montagabend zu bieten, wurden doch mit dem iPhone SE und einem kleineren iPad Pro gleich zwei neue Geräte vorgestellt. Und doch wird diese Produktpräsentation so manchen Beobachtern wegen etwas anderem in Erinnerung bleiben: wegen jenen Moments, in dem sich der Konzern ganz gehörig im Ton vergriffen hat. Derzeit sind mehr als 600 Millionen PCs in Nutzung, die mehr als fünf Jahre alt sind. Das ist wirklich traurig, versuchte Apples Marketingchef Phil Schiller für das neue iPad Pro zu werben und wurde dafür auch prompt von den Apple-Getreuen im Publikum mit Applaus und Gelächter belohnt. Außerhalb dieser Blase löste dieses Statement aber schnell eine ganz andere Reaktion aus: Kritik. Da wäre einmal der Umstand, dass sich Apple nur wenige Minuten vor Schillers Aussagen in aller Ausführlichkeit für seine Umweltinitiativen und die Nachhaltigkeit seiner Produkte abgefeiert hatte. Ein gewisser Widerspruch, sind es doch gerade die kurzen Behaltezyklen, die massiv zum Berg an Elektronikmüll und all den damit einhergehenden Problematiken beitragen. Für die meiste Aufregung sorgte aber ein anderer Aspekt: Gibt es doch viele Menschen, die sich schlicht nicht alle paar Jahre einen neuen PC leisten können. Sich über ärmere Menschen lustig zu machen sei ein neuer Tiefpunkt für Apple, hält etwa The Next Web fest. Dear Phil Schiller, Im sorry I made you sad, but somedays I have to decide between school, food, sometimes med over an iPad. Sorry. #pc Zu glauben, dass es nur am mangelnden Willen liege, dass nicht alle sofort auf das iPad Pro anspringen, zeige eine reichlich abgehobene Perspektive. Die Realität sei, dass Apples Produkte ganz generell für bedeutende Teile der Weltbevölkerung zu teuer sind. Für viele sei die zentrale Wahl, vor der sie im Leben stehen, eben nicht, ob sie vom iPhone 6 direkt auf das iPhone 6s wechseln sollen, sondern wie sie sich Essen, Wohnung und Krankenversorgung leisten können. | 0Web
|
Mikl-Leitners Pläne bleiben geheim, das Konzept der Koalition soll am Mittwoch vorliegen. Mitterlehner warf der Kanzlerpartei "Profilierungsversuche" vor. Wien – Obwohl Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) schon seit Wochen mit dem Zaunpfahl winkt, hielt die Innenministerin auch am Montag ihre Pläne für die Neugestaltung des slowenisch-steirischen Übergangs geheim. Nach der Sitzung des schwarzen Vorstands sowie der Bundesparteileitung enteilte sie in Richtung Flughafen, weil ein Sondertreffen mit ihren EU-Amtskollegen in Brüssel anstand. Eine Stichelei in Richtung des Koalitionspartners SPÖ, der bereits mehrere Modelle ohne Zaun zur Bewältigung des Flüchtlingsandrangs im Süden vorgelegt hat, konnte sich die Innenministerin dennoch nicht verkneifen. Ich kann schweigen, sagte sie kurz und knapp. Dafür ging nach der Beratung der ÖVP-Gremien Parteichef und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner zum Angriff auf den roten Regierungspartner über. Er warf der Kanzlerpartei angesichts der Vorlage diverser Pläne für Spielfeld Profilierungsversuche vor – und genau das führe zur Verunsicherung in der Bevölkerung. Dazu hielt Mitterlehner zur Rolle seiner eigenen Partei im aktuellen Streit fest: Wir haben uns an diesem Chaos nicht beteiligt. Einen Koalitionsbruch schloss Mitterlehner in der ZiB 2 vorerst aus: Es reicht noch nicht. Zur Erinnerung: Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) sprach sich mit ranghohen Militärs für eine Wartezone und eine Grenzraumsicherung samt gemischter Patrouillen aus, dazu ventilierte die SPÖ via Krone für zaunlose Grenzkontrollen einen Dreipunkteplan (Kommandozentrale, Leitsystem, mehrere Übergänge). Bedenken, dass Mikl-Leitner trotz alledem einen Zaun entlang der steirischen Grenze hochziehen lassen könnte, versuchte Mitterlehner zu zerstreuen. Nein, Österreich könne im Schengen-System damit kein Vorreiter sein. Und nein, es gehe nicht um eine Abschottung über hunderte Kilometer und schon gar nicht um eine bauliche Maßnahme, wie sie Ungarns Premier Viktor Orbán gesetzt hat. Als Konzept gab der ÖVP-Chef allerdings recht vage aus, dass wegen der Masse an Flüchtlingen die Grenzen besser geschützt sowie Sicherheits- und Kontrollmöglichkeiten geschaffen werden müssen – vor allem im Hinblick darauf, dass Deutschland eines Tages die Aufnahme von Asylwerbern verknappt und dann der Strom entzerrt gehört. Bis Mittwoch soll die Regierung laut Vizekanzler ein gemeinsames Konzept vorlegen, rascher ginge es einfach nicht, weil der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, derzeit Gespräche in Slowenien führe. SPÖ-Kommunikationschef Matthias Euler-Rolle beruhigt auf STANDARD-Anfrage, ob sich anstatt einer Einigung der Streit noch weiter auswachsen könnte: Es finden zurzeit intensive Gespräche zwischen den zuständigen Ressorts statt – daher wird es auch eine entsprechende Lösung geben. Nachsatz: Ziel ist es, die neuen baulichen Maßnahmen politisch abzuklären, aber rein rechtlich kann Mikl-Leitner das so gestalten, wie sie will. | 5Inland
|
Der Attentäter ist formal identifiziert: Passagiere hinderten den jungen Marrokaner an einem Massaker. Der mutmaßliche Thalys-Attentäter ist formal identifiziert worden. Bei dem Verdächtigen handle es sich um einen Marokkaner, der von den spanischen Geheimdiensten als radikaler Islamist eingestuft worden sei, verlautete am Samstag aus Pariser Polizeikreisen. Der junge Mann war mit einer Kalaschnikow, einer Pistole und einem Teppichmesser bewaffnet, als er in Brüssel in den Thalys von Amsterdam nach Paris stieg. Es hätte eigentlich noch viel schlimmer kommen müssen. Blutspritzer an den Fenstern und auf den Sitzen zeugten am Tag nach der Tat von der Gewalt des Anschlags. Am Freitag um 17.50 Uhr hatte ein junger Mann im Hochgeschwindigkeitszug Amsterdan-Paris das Feuer auf andere Fahrgäste eröffnet. Er schoss zuerst zwei Männer in den Hals und den Rücken. Im hintersten Wagon brach Panik aus, die Passagiere gingen hinter den Sitzen in Deckung. So auch zwei amerikanische Soldaten. Der eine, Alek Skarlatos (22), besann sich aber und rief seinem Kumpan Anthony Sadler (23) zu: Lets go! Die beiden stürzten sich auf den Schützen. Ihr Freund Spencer Stone machte mit und wurde von dem Messerstich verletzt, als er den Täter in den Schwitzkasten nehmen wollte. Skarlatos und Sadler sowie ein 62-jähriger britischer Rugbytrainer packten ihrerseits das Sturmgewehr und schlugen so lange auf den Kopf des Attentäters ein, bis er bewusstlos zu Boden stürzte. Zwanzig Minuten später hielt der Zug in der nordfranzösischen Stadt Arras. Die Verletzten wurden ins Spital gebracht; der verwirrte, vermutlich unter Drogen stehende Täter verlangte seine Waffen zurück, bevor er abgeführt wurde. Aufmerksamer Fahrgast Erst jetzt realisierten die Passagiere, wie knapp sie einem mörderischen Amoklauf entgangen waren. Der Täter hatte neun Magazine à 30 Schuss dabei – potenziell genug, um die Hälfte der 560 Passagiere zu treffen. Dass er so rasch überwältigt wurde, war wohl auch einem Franzosen zu verdanken, dem es suspekt vorkam, als der aus Marokko stammende Täter mit einem größeren Rucksack in der Toilette verschwand. Von außen hörte er offenbar metallische Ladegeräusche und versuchte den Täter, als dieser mit nacktem Oberkörper aus der WC-Tür trat, erfolglos zu überwältigen. Diesen Umstand hob Innenminister Bernard Cazeneuve am Samstag besonders hervor. Zuvor hatte US-Präsident Barack Obama seine Landsleute Skarlatos, Sadler und Stone Helden genannt. Le Figaro titelte darauf: Ein Franzose griff als erster ein. Das galt nicht für das Bahnpersonal. Der französische Schauspieler Jean-Hugues Anglade, der im Hinterteil des Zuges reiste und bei dem Amoklauf leicht verletzt wurde, richtete schwere Vorwürfe an die Zugsbegleiter. Sie seien mit angsterfüllten Mienen und gebückt davongerannt, um sich mit ihrem Spezialschlüssel in ihrem Arbeitsabteil einzuschließen, schilderte er ihre Reaktion. Mehrere Passagiere hätten gegen ihre Tür gepoltert und vergeblich öffnet die Türe geschrien. Die französische Staatsbahn SNCF meinte dazu: Das Personal hat seine Mission erfüllt. Identität zunächst verschwiegen Minister Cazeneuve verschwieg zuerst die Identität des Täters und zögerte, von einem Terrorakt zu sprechen. Darauf verlautete aber aus Polizeikreisen, der 26-jährige Franko-Marokkaner sei bei der spanischen Polizei wegen Zugehörigkeit zu einer islamistischen Vereinigung registriert gewesen. Mittlerweile ist er formal identifiziert worden und namentlich benannt. Dem Vernehmen nach reiste der mutmaßliche Islamist im Mai 2015 von Deutschland über Istanbul nach Syrien. Das entspräche dem Profil anderer französischer Attentäter, die in den letzten Monaten Anschläge verübt hatten – von der Satirezeitschrift Charlie Hebdo im Januar bis zu einer Gasfabrik in Lyon im Juni. Die Häufung solcher Attentate erklärt wohl teilweise die vorsichtige Reaktion der französischen Regierung. Sie will um alles einen Wiederholungseffekt vermeiden – wohl wissend, dass aus französischen Vorstädten hunderte von jungen Männern und Frauen in den Dschihad gereist sind. Einige wurden nach ihrer Rückkehr mit konkreten Attentatsplan gefasst. Die Geheimdienst-Kontrolleure sind, auch wenn ständig aufgestockt, durch die Zahl dieser Amateur-Dschihadisten aus der Banlieue völlig überfordert. Der TGV-Attentäter war zum Beispiel dank dem Hinweis aus Spanien in einer so genannten S-Fiche als Islamist geführt; er wurde aber wie zuvor der Enthaupter von Lyon, nicht weiter überwacht. Keine Kontrollen Pariser Medien schienen am Samstag zu entdecken, dass es im Thalys zwischen Amsterdam, Brüssel und Paris keine Gepäckskontrollen gibt, im Eurostar zwischen London und Paris hingegen schon. Eine Thalys-Passagierin meinte zwar gegenüber einer Fernsehstation, wenn im TGV die gleichen Sicherheitskontrollen eingeführt würden wie an Flughäfen, verliere der Zug den Zeitvorteil. Viele Zugsgäste zeigten sich aber sehr besorgt, dass nun auch die Eisenbahn Ziel eines Attentats geworden sei. Einer sagte konsterniert, das Reisen im TGV werde plötzlich etwas weniger bequem und entspannt als auch schon. | 2International
|
Palmer Luckey und Brendan Iribe sowie Morpheus-Entwickler Raynard über die Chancen und Gefahren virtueller Realität. In den Hallen, in denen in den kommenden Tagen bis Sonntag fast 400.000 Menschen in Zaum gehalten werden müssen und die Massen zwischen ohrenbetäubender Animationsmusik und endlos grell leuchtenden Videoleinwänden und Goodie-Verlockungen zu den großen Games der nächsten Monate geleitet werden, finden sich die spannendsten neuen Verlockungen der Videospielindustrie in den weit kleineren und schlichteren Räumen der Gamescom. Zu großen Teilen hinter verschlossenen Türen werden die jüngsten Prototypen kommender Virtual-Reality-Systeme (VR) und -Spiele präsentiert. Hardware- wie Softwareentwickler tauschen sich kräftig über ihre Erfahrungen und virtuellen Gehversuche aus, und Journalisten vergleichen in den Wartezeiten zwischen den Spielepräsentationen und Interviewterminen die unterschiedlichen Angebote von Oculus Rift über HTC Vive bis Morpheus. Doch wer die brodelnde Rivalität zwischen den immer selbstbewusster auftretenden Pionieren des quasi noch nicht vorhandenen VR-Marktes sucht, wird lediglich eine fast langweilig kollegiale Grundeinstellung vorfinden. Natürlich stehen wir irgendwo im Wettbewerb miteinander, aber wir teilen alle ein gemeinsames Ziel und eine große Herausforderung: den VR-Markt aufzubauen, sagt Brendan Iribe, Geschäftsführer von Oculus VR, im Gespräch mit dem STANDARD. Der 2014 für rund zwei Milliarden Dollar von Facebook übernommene Hersteller zeigt auf der Kölner Messe die fast finale Fassung seiner VR-Brille Oculus Rift und eine im Juni vorgestellte diesbezügliche neue Bewegungssteuerung namens Oculus Touch, die Anwendern in der virtuellen Realität Hände verleiht. Wenngleich sich noch niemand von finalen Preisen und genauen Erscheinungsterminen zwischen Ende 2015 und Mitte 2016 zu sprechen traut (Oculus sagt, Rift werde mit PC rund 1.500 Dollar kosten), liegt eine unverkennbare Aufbruchstimmung in der Luft. Das Besondere an VR ist, dass es so viele Branchen bewegt. Als wir VR zum ersten Mal gezeigt hatten, bekamen wir aus allen Richtungen Ideen für Einsatzmöglichkeiten – von Gameherstellern über Finanzleute, die ihre Daten visualisieren wollen, bis hin zu Modeschöpfern, sagt Iribe und verweist auf die mehr als 180.000 Rift-Entwicklersysteme, die in den vergangenen zwei Jahren von Herstellern und Enthusiasten gekauft wurden. Ich habe in meiner Laufbahn noch nie ein Produkt erlebt, bei dem es im Vorfeld eine derart große Partizipation von Außenstehenden gab. Dass anfangs insbesondere in Spielanwendungen investiert wird, habe mit der starken Verbundenheit der Industrie mit Technologie zu tun. Bei Spielherstellern liegt das Know-how für virtuelle Welten und digitale Interaktion. Gleichzeitig trifft man in diesem Bereich auf ein sehr aufgeschlossenes Publikum, erklärt Dave Raynard, Leiter von Sonys London Studio, das viele der bislang spielbaren Demos für die VR-Brille Morpheus entwickelt. Du brauchst für die Verbreitung einer neuen Technologie eine sehr passionierte Basis von Fans, die eine Leidenschaft für Technik teilen und es lieben, neue Dinge auszuprobieren. Und sie müssen bereit sein, ihre Zeit und gewiss auch ihr Geld darin zu investieren, so Raynard im Interview im Rahmen der Gamescom. Abseits von Games würden aber auch die Filmbranche und Felder wie der Bildungsbereich die Entwicklung tragen. So wie seine Mitbewerber, glaubt der Entwickler, dass VR im Gegensatz zu vielen anderen Technologien der vergangenen Jahre, wie 3D oder Motion-Controller, kein vorübergehender Trend sein wird. Diese Unkenrufe gibt es, und ja, wir haben viele andere Technologien ausprobiert, doch ich sehe in VR einen Paradigmenwechsel in der Hinsicht, was man als Nutzer erleben kann. Eine der größten Herausforderungen für die am gleichen Strang ziehenden Parteien wird es sein, eine Art gemeinsame Basis für Softwareentwickler zu etablieren – und das, obwohl Morpheus für PlayStation 4 und Oculus bzw. HTC Vive für PC produziert werden. Bei einem zu Beginn sehr überschaubaren Markt profitiert niemand davon, wenn Spielhersteller komplett divergierende Spezifikationen anpeilen müssen. So hat zwar jede Plattform mit ihren eigenen Steuerungssystemen und Schnittstellen Besonderheiten, doch unterscheiden sich die Hardwareanforderungen für Konsumenten laut Oculus-CEO Iribe nicht enorm. Als wir die Spezifikationen für Rift bekanntgegeben haben, hatten wir das auch im Hinblick darauf gemacht, den Herstellern die Cross-Plattform-Entwicklung nicht zu erschweren. Rift- und Vive-Nutzer werden PC-Grafikkarten in der Leistungsklasse Nvidia GTX 970 benötigen, eine Hardwarebasis, die – zumindest Oculus Vorstellungen zufolge – für viele Jahre bestehen soll. Damit werden Sie Rift-Games einige Jahre nutzen können. Das wird uns erlauben, die Gesamtkosten für VR über die Jahre zu senken, und Herstellern die Zeit geben, sich mit dem Rift vertraut zu machen und Spiele zu entwickeln, so Iribe. Ein Zugang, den man nur zu gut von den langen Zyklen der Konsolenhersteller kennt. Spielentwickler Raynard zufolge wäre mit zu raschen Iterationen der Hardware in dem Fall aber auch der Kundschaft nicht geholfen. Spieler würden Zeit benötigen, um sich die neuen Interaktionsfertigkeiten für VR anzutrainieren. Als um 2000 herum die ersten Shooter für Konsolen aufkamen, konnte sich niemand vorstellen, Shooter mit Controllern zu steuern. Heute ist es Standard. Wir werden eine gemeinsame Grammatik und Syntax für VR entwickeln bis es uns schließlich natürlich vorkommt, in VR zu interagieren. Das wird ein wenig Zeit benötigen. Die größten Unterschiede findet man bei den ersten Geräten und Produktschauen tatsächlich weniger bei der Hardware als bei den Inhalten. Der französische Hersteller Ubisoft demonstriert auf der Gamescom beispielsweise eine virtuelle Achterbahnfahrt ebenso wie einen Multiplayer-Shooter, der vier Spieler in das Federkleid von Vögeln versetzt und mit dem Kopf gesteuert wird. Sony deckt vom VR-Tetris, das mit wenigen Tasten funktioniert, über eine rasante Verfolgungsjagd, bei der zum Schießen beide Hände (für die virtuelle Pistole) benötigt werden, bis hin zu einer schaurigen und eher passiven Gruselszene weitere Spektren ab. Und Oculus und HTC lassen Anwender in VR-Räume abtauchen, in denen man sich zumindest eingeschränkt bewegen kann und die so ein bisschen Holodeck-Flair versprühen. Was davon die beste oder gar ideale Interaktionsart ist, wagt derzeit jedoch noch niemand zu postulieren. Für die physische Fortbewegung in VR-Welten gebe es zudem aus mehreren Gründen Grenzen, merkt Luckey an. Wie weit man sich bewegen kann, bestimmen der Raum und der Aufbau der Kameras, die einen erfassen. Dadurch ergeben sich physische Limitierungen. Das Problem ist auch: Selbst wenn man einen viermal größeren Raum zur Verfügung hat, ändert das wenig an der Art der Spiele, die man dafür entwickeln kann, so Luckey. Egal, ob man auf einen Tisch limitiert ist oder ein ganzes Wohnzimmer zur Verfügung hat – es wird nicht mehr möglich sein, als ein paar Schritte im Raum zu machen. Man wird nicht wie in Skyrim kilometerweit gehen können. Es stellt sich zudem die Frage, wie lange man aufrecht stehend interagieren wollen wird. Für längere Erlebnisse sind Interaktionen im Sitzen sicher besser geeignet, sagt Kollege Iribe. Die meisten Leute werden einen eigenen Raum für VR-Erlebnisse nutzen, dieser wird aber nicht unendlich groß sein. Egal, ob in einem Haus oder in einer Wohnung – Menschen haben in den meisten Fällen nicht so viel Platz zur freien Verwendung. Darauf nehmen wir Rücksicht. Ich kann mir vorstellen, dass man anstelle dessen zwischen Abschnitten hin und her teleportieren und tatsächlich eher stationär interagieren wird. Andere Ansätze kombinieren wiederum physische Interaktionen mit der Fortbewegung via Analogstick wie in einem klassischen Videospiel. Eine ideale Lösung sei dies aber auch nicht. Diverse Leute haben sich für dieses Problem schon interessante Lösungsansätze einfallen lassen. Tretmühlen beispielsweise. Diese lösen das Kernproblem allerdings ebenso wenig, meint Luckey. Man möchte seine Beine in VR nicht kilometerweit bewegen müssen. Man will lediglich das Gefühl der Beschleunigung haben, das Gefühl, dass man sich durch den Raum bewegt. Große Hoffnungen legt Oculus in die Kollaborations- und Interaktionsmöglichkeiten, die VR erlaubt. In einem Demoraum auf der Gamescom können sich zwei Spieler in einem virtuellen Raum treffen und eine Reihe von Aktivitäten gemeinsam unternehmen – beispielsweise Tischtennis spielen, Bauklötze stapeln, einander Bälle zuwerfen oder ein Feuerwerk zünden. Mittels Bewegungssteuerung Oculus Touch, die die Hände simuliert, lassen sich reale taktile Fertigkeiten intuitiv in der digitalen Sphäre nachvollziehen. Die Distanz zwischen den physisch getrennten Personen wird scheinbar aufgehoben. Das große Ziel ist es, eines Tages mit der virtuellen Welt genauso natürlich interagieren zu können wie mit der realen Welt. Man kann Dinge aufgreifen, sie herumräumen und mit Menschen reden. Stellen Sie sich vor, Ihre Firma hat ein Büro in Deutschland und eines in den USA. Mittels VR können Mitarbeiter beider Niederlassungen zusammenkommen und das Gefühl haben, ein echtes gemeinsames Meeting zu haben. Mit der sukzessiven Weiterentwicklung von VR wird dies eine weit bessere Art der Interaktion bieten als Telefon- oder Videokonferenzen, so Luckey. In diesem Sinne erachtet Luckey VR als sehr positive Entwicklung für das Zusammenleben der Menschen und teilt auch nicht die Bedenken einiger Medienkritiker und anderer IT-Experten, die in modernen Technologien wie Künstliche Intelligenz oder VR mögliche Untergangsszenarien für die Menschheit wähnen. Autoren populärer Sci-Fi-Geschichten wie The Matrix oder Terminator stellten Technologien lediglich deshalb in dystopisches Licht, weil es für das Publikum auf diese Weise spannender ist. Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass alle diese Technologien – sei es nun Zeitreisen, KI, Killerroboter oder VR – in Science-Fiction für gewöhnlich negativ porträtiert werden und die Welt zerstören. Aber das liegt nicht daran, dass diese Technologien tatsächlich schlecht sind, sondern dass es für eine spannende Story Konflikte geben muss. Ich glaube nicht, dass wir eines Tages Roboter haben werden, die uns alle vernichten werden oder dass wir uns in der virtuellen Welt verlieren werden. Zumindest solange wir leben, werden wir uns keine Sorgen über ein Matrix-Szenario machen müssen. Ich denke nicht, dass sich VR zu etwas Schrecklichem entwickeln wird, das die Menschheit auslöscht. Aber würdest du eine Science-Fiction-Geschichte schreiben, in der alle VR nutzen und es hauptsächlich für gute Dinge einsetzen, würde das niemanden interessieren, sagt Luckey. Eine Einschätzung, die auch Spielentwickler Raynard teilt. Das sind diese Sci-Fi-Mythen, die uns verfolgen. Als ich jung war und TV groß wurde – ich bin alt –, warnten viele davor, dass man viereckige Augen bekommt. Als die Eisenbahn erfunden wurde, behauptete man, Menschen könnten nicht schneller als 25 km/h reisen. Heute kontrolliere ich als Elternteil die Bildschirmzeit meiner Kinder, man lernt, damit umzugehen, und die Welt dreht sich weiter. Ich glaube tatsächlich, dass VR ein positives Erlebnis sein kann, weil es Menschen dazu bringt, sich (wieder) auf eine Sache zu konzentrieren. Anstatt alle paar Minuten das Handy und soziale Medien zu checken und sich dabei von TV berieseln zu lassen, müsse man sich mit allen Sinnen auf VR einlassen. Unverbesserliche Zukunftspessimisten bringt diese totale Vereinnahmung zurück zu den Wurzeln der Sci-Fi-Dystopien: Was ist, wenn VR eines Tages so gut und aufregend wird, dass wir nicht mehr ins reale Leben zurückkehren wollen? Wenn es wirklich so gut wird, werden wir uns dieser Frage dann stellen müssen, sagt Luckey schmunzelnd. Doch wir haben noch einen sehr langen Weg vor uns, bis wir an diesem Punkt angelangt sind. | 0Web
|
Samsung stellt auf der IFA keine Weltneuheit vor. Wendige Konkurrenten aus China, nachlassendes Wachstum und immer wieder Apple – Smartphone-Marktführer Samsung steht unter Druck. Entgegen sonstiger Marnier präsentieren die Südkoreaner auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin auch kein neues Modell – das allerdings wohl allein aus Zeitgründen: Unter dem Eindruck von Apple hatte Samsung die Vorstellung einer größeren Version seines Luxus-Smartphones Galaxy S6 Edge auf Mitte August in New York vorgezogen. Da der US-Rivale wohl bereits kommende Woche ein neues iPhone auf den Markt bringt, wollten die Südkoreaner die Gelegenheit bis dahin nutzen, ohne direkte Konkurrenz eines neuen Apple-Geräts möglichst viele Kunden anzulocken. Die größeren iPhones 6 und 6 Plus haben nach Meinung vieler das Haupt-Kaufargument von Android-Geräten gegenüber dem iPhone ausgehebelt. Durch Apples Erfolgsbilanz bei Hard- und Software verfügt es über sehr loyale Kunden, um die der Konzern von der Konkurrenz sehr beneidet wird, erklärt der Mobilfunk-Analyst Daniel Gleeson vom Marktbeobachter IHS, warum Apple nun wieder mehr Druck auf Samsung ausübt. Zwar hatte Samsung bei der Gesamtzahl der verkauften Smartphones mit rund 81 Millionen Stück im ersten Quartal und einem Marktanteil von etwa 24 Prozent die Nase vorn. Apple kam auf rund 60 Millionen iPhones und damit knapp 18 Prozent. Während dies aber für den US-Konzern ein deutliches Plus bedeutete, war es für Samsung ein Rückgang, Zugleich entwickelten sich chinesische Konkurrenten wie Lenovo mit Motorola-Handys sowie Huawei und Xiaomi dynamischer. Wir haben deutlich mehr in Forschung und Entwicklung investiert als Samsung, dafür weniger in Werbung. Jetzt ist es an der Zeit, unsere Innovationen zu zeigen, sagte Huawei-Managerin Glory Zhang anlässlich der Präsentation des neuen Luxus-Smartphones Mate S. Huawei hat sich nach eigenen Angaben bereits zum drittgrößten Smartphone-Anbieter weltweit gemausert. Die Chinesen waren lange vor allem im Billigsektor aktiv, drängen nun aber mit neuen Modellen auch in den Luxusbereich. Smartphones sorgen trotz nachlassenden Wachstums weiter für pralle Kassen bei den größten Anbietern. Allein in Deutschland soll laut Branchenverband Bitkom in diesem Jahr mit 25,56 Millionen verkauften Geräten und einem Umsatzwachstum von 7,3 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro ein Verkaufsrekord aufgestellt werden. Die Gartner-Marktforscher rechnen beim weltweiten Handy-Absatz allerdings nur noch mit einem Plus von rund drei Prozent. Im Vergleich zu den Hochzeiten mit zweistelligem Wachstum ist das mau. Viele Märkte gelten als gesättigt, neben den großen Industrieländern nun auch der weltgrößte Smartphone-Markt China. Daher schauen sich die heimischen Anbieter verstärkt im Ausland um. Und Samsung Europa-Chef YH Eom betonte angesichts der hungrigen Konkurrenz im Vorfeld der IFA, dass sein Konzern sich nicht auf früheren Erfolgen ausruhe, sondern stets die Zukunft im Blick habe. Um die Marktführerschaft zu halten, werde kräftig investiert. Gleeson ist der Meinung, dass Samsung im Wettbewerb mit den Chinesen und Apple einiges in die Hände spielt. Dazu gehört, dass der Konzern eben nicht nur Computer, Tablets, Computeruhren und Smartphones vertreibt. Zum einen ist da das hauseigene Bildschirm-Geschäft, die schiere Größe des Konzerns und die sich daraus ergebenen Kostenvorteile sowie die voll gefüllten Kassen. Durch die Bildschirm-Sparte ist Samsung führend bei gebogenen Bildschirmen und sollte auch weiterhin bei Neuentwicklungen früh dran sein. Zudem kann Samsung ein schlechteres Jahr gut verkraften und trotzdem die hohen Marketingausgaben beibehalten, sagte der IHS-Analyst. Da Smartphones nun Massenware seien, werde dies immer wichtiger. | 0Web
|
Ätzendes Eisen-(III)-Chlorid gelangte teilweise in Gurk-Fluss – Gewässerökologen führen weitere Untersuchungen durch. Brückl – Der Verschluss eines Tanks mit Eisensalzlösung (Eisen-III-Chlorid) ist am Montagabend gegen 21.30 Uhr am Gelände der Donauchemie in Brückl in Kärnten (Bezirk St. Veit) zerborsten. 164 Tonnen Inhalt ergossen sich über das Areal, der Großteil wurde in den dafür vorgesehenen Becken aufgefangen. Ein kleiner Teil gelangte in die Gurk. Die Umweltbeeinträchtigung war laut Landeschemiker gering. Die Flüssigkeit wird normalerweise als Fällungsmittel in Kläranlagen verwendet und ist entgegen ersten Meldungen keine klassische Säure. Mit seiner Hilfe lassen sich Nährstoffe aus dem Wasser holen. Bei Kontakt mit Wasser reagiert die Chemikalie sauer. Bei ordnungsgemäßer Dosierung ist das nichts Gefährliches, sagte Chemiker Erich Polzer. Drei tote Fische wurden am Dienstag im Fluss gefunden. Polzer: Die Konzentration im Wasser war nicht sehr hoch. Bei einer automatischen Messstation wurde ein ph-Wert von drei registriert. Es kann kurzfristig Verätzungen gegeben haben bei den Kiemen von Fischen, die in der unmittelbaren Nähe waren. Günter Szolderitz, Umweltbeauftragter und Produktionsleiter für Wassertechnik im Werk, konnte am Dienstag noch nicht erklären, wie das Leck im Tank zustande gekommen war. Ein sehr überraschender Vorfall, wir werden dem nachgehen. Trotz allem hätten die Beteiligten gut reagiert, die Sicherheitsvorkehrungen gegriffen.Im Kanalsystem ist ein Absperrsystem. Das hat gut funktioniert, deshalb ist nur ein sehr kleiner Teil in die Gurk gelangt. Deshalb haben wir kein gravierendes Umweltproblem. | 1Panorama
|
Wien - Das für viele Österreicher durch den Feiertag verlängerte Wochenende wird sommerlich. Von Donnerstag bis Sonntag werden im ganzen Land Höchsttemperaturen zwischen 25 und 33 Grad erreicht, prognostizierte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Mittwoch. Vorerst sind nur in den Bergen Gewitter zu erwarten, erst ab Sonntagmittag zieht im Westen eine größere Gewitterfront auf. Der Fronleichnamstag verläuft oft ungestört mit nur wenigen harmlosen Quellwolken am Nachmittag. Über den Bergen steigt die Gewitterneigung am Nachmittag etwas an. Später können im Süden auch abseits der Berge einzelne Schauer oder Gewitter auftreten. Der Wind weht schwach bis mäßig und kommt aus Nordwest bis Nordost. Die Frühtemperaturen liegen zwischen elf und 20 Grad, die Tageshöchsttemperaturen betragen 25 bis 31 Grad. Am Freitag scheint vielerorts den ganzen Tag über ungestört die Sonne. Quellwolken über den Bergen bleiben für längere Zeit harmlos, erst gegen Abend sind über dem westlichen Bergland isolierte Gewitterzellen möglich. Der Wind weht meist schwach, im östlichen Flachland mitunter auch mäßig aus Ost bis Südost. In der Früh hat es zwischen zwölf und 19 Grad, bis zum Nachmittag werden 25 bis 32 Grad erreicht. Am Samstag steht ein weiterer sommerlicher Tag bevor. Über viele Stunden scheint die Sonne nahezu ungetrübt, über der Osthälfte des Landes ist es meist sogar wolkenlos. Im Tagesverlauf entwickeln sich im Westen und Nordwesten ein paar Quellwolken, welche zu lokalen, teils heftigen Wärmegewittern führen können. Der Wind weht meist nur schwach, im Osten tagsüber mäßig auffrischend aus Ost bis Südost. Zu Tagesbeginn werden zwölf bis 19 Grad erwartet, die Tageshöchsttemperaturen betragen 26 bis 33 Grad mit den höchsten Werten vom Tiroler Unterland bis zum Flachgau. Zum Ende der Woche erreicht die Hitzewelle vorerst ihren Höhepunkt. Der Sonntag bringt noch einmal viel Sonnenschein und hochsommerliche Temperaturen. Ab der Mittagszeit entwickeln sich ausgehend vom Bergland zunächst einzelne, zum Teil heftige Gewitter. In den Nachmittagsstunden muss man mit einer von Westen herannahenden Gewitterzone dann von Vorarlberg bis nach Osttirol mit teils heftigen Gewittern rechnen, die in den Abendstunden auch auf Salzburg, Oberösterreich, und das westliche Niederösterreich übergreifen können. Im Flachland weht zeitweise mäßiger Wind aus Südost bis Süd, sonst ist es abseits der Gewitterzellen meist schwach windig. Die Frühtemperaturen betragen 13 bis 19 Grad, die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 25 und 32 Grad mit den höchsten Werten im Osten. Der Montag beginnt entlang der Alpennordseite von Vorarlberg bis in das westliche Niederösterreich wolkig bis stark bewölkt und es gehen ein paar Regenschauer oder Gewitter nieder. Am Nachmittag sind auch im östlichen Flachland einzelne Gewitter möglich. Überwiegend sonnig und trocken verläuft der Tag von Osttirol bis in das Südburgenland. Der Wind weht meist schwach bis mäßig aus unterschiedlichen Richtungen und frischt in Gewitternähe lebhaft auf. Die Frühtemperaturen liegen zwischen zwölf und 20 Grad, tagsüber ist es mit maximal 24 bis 31 Grad etwas kühler als zuletzt. | 1Panorama
|
Die Aktivistin soll bei einer Jagd von Mensdorff-Pouilly angegriffen worden sein, er dementiert die Vorwürfe des VGT. Güssing – Bei einer von Alfons Mensdorff-Pouilly veranstalteten Fasanjagd soll nach Angaben von Martin Balluch, Obmann des Vereins gegen Tierfabriken (VGT), am Samstag eine Tierschützerin von einem maskierten Jagdteilnehmer mit einer brennbaren und ätzenden Flüssigkeit begossen worden sein. Die Polizei konnte den Vorfall nicht bestätigen. Die Frau befand sich einer VGT-Aussendung zufolge bei einer Gruppe von Aktivisten. Sie waren angereist, um die Jagd im Bezirk Güssing filmisch zu dokumentieren. Als die Jäger die Tierschützerin entdeckten, soll es zur Attacke gekommen sein, berichtete Balluch am Sonntag in einer Aussendung. Mensdorff-Pouilly soll laut Tierschützern Augenzeuge des Vorfalls gewesen sein. Die Jagd, die unter Polizeibegleitung stattfand, sei wenig später abgebrochen worden. Aus dem Bezirkspolizeikommando Güssing hieß es, dass keine dementsprechende Anzeige vorliege. Mensdorff-Pouilly kommentierte die Anschuldigungen: Ich kann ausschließen, dass jemand eine ätzende oder brennbare Flüssigkeit auf eine Tierschützerin geschüttet hat, dementierte der Jagdherr die Vorwürfe vom VGT. Vielmehr seien die Tierschützer illegal über die ungarische Grenze gekommen und kilometerweit ins Sperrgebiet vorgedrungen, woraufhin eine Aktivistin von der Polizei vorläufig festgenommen wurde, so Mensdorff. Die Polizei bestätigte am Sonntag in einer Presseaussendung die Festnahme. Laut ORF Burgenland habe die Polizei auch die vom VGT angezeigte Attacke eines Jägers auf eine Tierschützerin geprüft. Die Ermittlungen seien aber ohne Ergebnis eingestellt worden. | 1Panorama
|
Funde kamen bei Bauarbeiten ans Licht und sind 13.000 Jahre alt. Mexiko-Stadt – Mexikanische Archäologen haben die Überreste eines nach ersten Schätzungen 13.000 Jahre alten Mammuts freigelegt. Die Knochen seien bereits im Dezember in Tultepec nördlich von Mexiko-Stadt während Bauarbeiten an einem Abwasserkanal entdeckt worden, wie das mexikanische Archäologie-Institut INAH mitteilte. Es könnte sich dabei um ein Präriemammut (Mammuthus columbi) gehandelt haben, das weiter südlich als sein bekannterer Vetter, das Wollhaarmammut, lebte. Präriemammuts wurden noch größer als Wollhaarmammuts und zählten mit bis zu vier Metern Höhe zu den größten Rüsseltieren, die es je gegeben hat. Ob sie ebenfalls ein – möglicherweise weniger dichtes – Fell hatten, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. Bisher sind in Tultepec innerhalb von drei Wochen etwa 60 Knochenstücke gefunden worden. Die Forscher vermuten, das Tier sei zum Zeitpunkt seines Todes zwischen 20 und 25 Jahre alt und etwa drei Meter hoch gewesen. Das Mammut sei damals wahrscheinlich nach seinem Tod von Menschen zerstückelt worden. | 7Wissenschaft
|
Erste Aufgabe seit sechs Jahren, Spanier lag gegen den Bosnier Damir Dzumhur im dritten Satz zurück. Miami – Pech für Tennis-Star Rafael Nadal: Der an Position fünf gesetzte Spanier musste beim Masters-Turnier in Miami sein Zweitrundenduell gegen Damir Dzumhur (Bosnien) beim Stand von 6:2, 4:6, 0:3 wegen Kreislaufproblemen aufgeben. Alles war gut bis zum Ende des ersten Satzes. Dann war mir plötzlich schwindlig, ich habe mich schwach und matt gefühlt. Und es wurde schlimmer und schlimmer, berichtete der neunmalige French-Open-Gewinner. Bei schwülwarmen Bedingungen im Sunshine State Florida hatte Nadal zuvor zweimal das medizinische Personal auf den Court gerufen und sich den Blutdruck messen lassen. Ich wollte das Match unbedingt zu Ende bringen, denn ich bin derzeit in guter Form, meinte Nadal: Aber ich konnte nicht weiterspielen, weil ich wirklich besorgt um meine Gesundheit war. Auch der Weltranglisten-94. Dzumhur gab nach der Partie zu, wegen der großen Hitze und aufkommender Beschwerden an eine Aufgabe gedacht zu haben. Der 29-jährige Nadal muss nach vier Finalteilnahmen damit weiter auf seinen ersten Titel in Miami warten. Ausgeschieden ist auch die Nummer vier des Masters-1000-Turniers, Stan Wawrinka. der Schweizer unterlag dem Russen Andrej Kusnezow 4:6,3:6. | 4Sport
|
"Werden in Kürze neuen Eigentümer haben" – Im Gespräch sind sieben Milliarden Euro. Kitzbühel – Bernie Ecclestone erwartet einen Besitzerwechsel der Formel 1 noch in dieser Saison. Wir werden in Kürze einen neuen Eigentümer haben, dieses Jahr, sagte der Geschäftsführer der Rennserie am Dienstag während einer Videoschaltung ins Camp Beckenbauer in Kitzbühel. Schon seit längerem wird darüber spekuliert, dass der Rechteinhaber CVC seine Mehrheitsanteile verkaufen wird. Niki Lauda zeigte sich verwundert über den Zeitpunkt der Bekanntgabe: Ein Verkauf geht uns prinzipiell ja nichts an. Aber warum er es jetzt raus posaunt, ist ein Rätsel, gab sich der Mercedes-Aufsichtsratschef am Mittwoch in Wien überrascht. Die luxemburgische Investmentgesellschaft hat seit ihrem Einstieg im Jahr 2006 Milliarden mit der Formel 1 verdient. Im Frühsommer hatte Ecclestone, der ebenfalls einen Fünf-Prozent-Anteil an der Rennserie hält, von einer Reihe von Angeboten gesprochen. So gilt eine Gruppe mit Investoren aus Katar und Stephen Ross, dem Besitzer des American-Football-Teams Miami Dolphins, als Kaufinteressent. Im Gespräch war eine Summe von sieben Milliarden Euro für die Übernahme. Aber auch Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz wurde immer wieder als möglicher Käufer der Formel 1 gehandelt, um den Sport in seinem Sinne vermarkten zu können. Lauda kann sich das nicht vorstellen. Von oben herab wieder mit Mercedes und Ferrari zu kämpfen, daran hat er null Interesse. CVC-Vizepräsident Donald Mackenzie hatte zwar einen baldigen Verkauf im Juli ausgeschlossen, könnte damit aber schlicht den Preis in die Höhe getrieben haben. Unklar blieb, ob Ecclestone sich selbst auch aus dem Geschäft zurückziehen will. Die Formel 1 ist das Lebenswerk des 84-Jährigen, viele Vertragspartner fühlen sich persönlich an den Briten gebunden. Manche Insider können sich offenbar aber auch vorstellen, dass Ecclestone nun auch seine eigenen fünf Prozent verkauft. Ich habe immer geglaubt, er macht das, bis er vom Hocker fällt. Wenn er sich nun doch über das Thema Nachfolge Gedanken macht, spricht das aber total für ihn, sagte etwa der ehemalige Formel-1- und Langstrecken-Pilot Hans-Joachim Stuck in Kitzbühel. (APA, 7.10.2015) | 4Sport
|
Überblick ist das A und O. Schon 30 Minuten Planen pro Woche kann helfen – To-do-Listen gibt es längst auch digital. Permanent zu viel zu tun, permanent zu wenig Zeit. So geht es vielen Studierenden. Vor allem, wenn sie neben dem Studium einem Beruf nachgehen – und auch noch ein paar Stunden pro Woche für Privates übrigbleiben sollen. Professionelles Zeitmanagement kann Abhilfe schaffen, weiß Elisabeth Hefler von der Psychologischen Beratungsstelle für Studierende in Wien. Ein guter Plan ist unabdinglich, sagt die Psychologin. Das kann beispielsweise ein Semesterplan sein. Darin sollten Prüfungen und Abgaben ebenso eingetragen werden wie der Zeitpunkt, an dem man beginnt, sich dafür vorzubereiten. Zusätzlich brauche es Wochenpläne. Dann kann man sehen: Wo habe ich zwischen der Arbeit Zeit, um zu lernen? Hefler rät dazu, Zeitpläne schriftlich festzuhalten. Das ist eine Arbeitsentlastung für unser Gedächtnis und dient außerdem der Selbstmotivation. Wichtig sei zudem, bei der Planung realistisch zu bleiben – es passiert relativ häufig, dass sich Studierende Ziele setzen, zu viele Dinge einplanen, die sich dann nicht umsetzen lassen – das demotiviert. In einem Zeitplan sollten nicht nur Pflichtaktivitäten – Arbeit, Uni, Erledigungen – vermerkt werden, sondern auch Freizeitaktivitäten. Sie sollten ebenso einen fixen Platz im Kalender haben. Erholung ist schließlich wichtig, um sich wieder den Aufgaben widmen zu können, so Hefler. Umgekehrt solle man nicht eine ganze Woche strikt durchplanen, damit zumindest noch ein wenig Raum für Spontaneität bleibt. Der Vorteil auch: Sie geraten nicht sofort aus dem Konzept, wenn der Computer abstürzt, sagt Hefler. Die Grundregel des Zeitmanagements: Mindestens 40 Prozent der Zeit sollen frei bleiben. Schon durch 30 Minuten Planung pro Woche könne man mehr Zeitsouveränität gewinnen. Der Sonntagabend ist ein bewährter Zeitpunkt dafür, um sich einen Überblick über die kommende Woche zu verschaffen und die Prioritäten zeitlich zu ordnen, sagt Hefler. Auch auf Tagesbasis empfiehlt die Psychologin To-do-Listen. Beim Erstellen einer solchen solle man sich ständig von der Frage leiten lassen: Bringt mich das, was ich jetzt genau tue, meinem wichtigsten Ziel näher?, schreibt Zeitmanagement-Trainer Ivan Blatter auf seinem Blog. Detaillierte Anleitungen, um das Wichtigste des Tages zu bestimmen und zu notieren, gibt es zuhauf, die wohl bekannteste ist Getting Things Done (kurz GTD). Entwickelt vom Managementberater David Allen sieht sie vor, alles aufzuschreiben, was einem im Kopf herumgeht – um ihn dann frei für wirklich Wichtiges zu haben und trotzdem nichts zu vergessen. Eine andere Methode ist Master your Workday Now. Hier werden Aufgaben in Critical Now (unbedingt heute zu erledigen) und Opportunity Now (kann in der nächsten Woche erledigt werden) unterteilt. Alles Weitere fällt in die Kategorie Over the Horizon. Priorisierung sei jedenfalls entscheidend beim Erstellen einer To-do-Liste, sagte Jochen Mai, Kommunikations- und Strategieberater, der Süddeutschen Zeitung. Bei der Frage, wie man das macht und mit welcher Methode, wird es schnell knifflig und persönlich. Einig scheinen sich Berater jedenfalls darin zu sein, dass die Liste möglichst kurz und simpel sein solle – schließlich dient sie ja dazu, den Überblick zu behalten. Seit geraumer Zeit gibt es To-do-Listen auch digital. Über die Applikation Todoist können Nutzerinnen und Nutzer etwa nicht nur Projekte und Aufgaben zusammenschreiben, sondern sie auch mit anderen teilen – und das auf mehreren Geräten gleichzeitig, denn die Synchronisation erfolgt automatisch. Die App empfiehlt ihren Usern zudem, größere Aufgaben aufzuteilen und Prioritäten zu setzen. Zusätzlich können die Aufgaben auch in Kategorien wie Arbeit, Privates oder Einkaufen unterteilt werden. Erledigt man sie, sammelt man Punkte. Ähnlich funktioniert Wunderlist: Hier kann man Aufgaben online sammeln, Einkaufszettel oder Filmlisten anlegen. Sind die Punkte erledigt, werden sie abgehakt und automatisch aus der Liste gelöscht. Freunde und Kollegen können die Punkte kommentieren. Für regelmäßige Aufgaben – zum Beispiel das Aufräumen des Schreibtisches – gibt es die App Full. Über sie lässt sich auch überprüfen, wie oft tatsächlich saubergemacht oder Ziele verfehlt wurden. Routinen – also jeden Tag zu einer gewissen Zeit aufzustehen und schlafen zu gehen, soweit das eben geht – und sich Ziele zu stecken bezeichnet Psychologin Hefler als durchaus gewinnbringend für das Zeitkonto. Wichtig sei jedoch, die Ansprüche an sich selbst nicht zu hoch zu schrauben. Man sollte etwa akzeptieren, dass man für sein Studium länger braucht, wenn man nebenbei arbeitet. | 5Inland
|
Nach einigen Monaten werden die Vorteile von Apple Music deutlich – auch ein Videostreaming-Dienst könnte so funktionieren. Wieder einmal war es eine Revolution, die Apple in Gestalt von CEO Tim Cook vergangenen Juni ankündigte: Nach MP3-Playern, Smartphones, Tablets und Download-Börsen sollte nun der Streaming-Markt von Apple aufgemischt werden. Apple Music, so der nüchterne Name des Services, sollte wie die Konkurrenz Millionen an Songs anbieten, die gegen ein monatliches Abo-Entgelt abgerufen werden könnten. Kritiker waren schnell zur Stelle: Apple nehme wie immer etwas bereits Bekanntes, mache es schicker und teurer – und protze dann mit der Revolution, hieß es. Tatsächlich waren Spotify, Deezer und Co schon länger sehr erfolgreich. Doch Apple fügte eine Zutat in den Mix, die langfristig tatsächlich entscheidend sein könnte: Prominente und Experten, die Nutzer beraten. Frauen tun sich oft schwer damit, neue Musik zu finden. Mit Playlists, die von echten Menschen erstellt werden, wird das um einiges einfacher: Für diesen Satz geriet Apple Music-Chef Jimmy Iovine völlig zu Recht in einen kleinen Shitstorm. Denn es sind nicht nur Frauen, die sich schwer tun. Jeder, der ernsthaft an neuer Musik interessiert ist, steht im Netz vor der Qual der Wahl. Spotify bietet rund zwanzig Millionen Songs, Apple Music noch mehr. Laut Studien wurden vier Millionen Songs auf Spotify noch kein einziges Mal angeklickt. Nimmt man auf YouTube verfügbare Musik sowie kostenfrei veröffentlichte Lieder dazu, wird diese Anzahl noch einmal multipliziert. Jeder, der neue Musik hören will, muss sich also in irgendeiner Form orientieren: An den Charts, an Empfehlungen von Stars oder an Magazinen wie dem Rolling Stone oder NME. Und hier kommt Apple Music ins Spiel. Denn der Service war in der Lage, eine ganze Armada an Schwergewichten aus der Musikbranche für seinen Streaming-Dienst zu rekrutieren. Einerseits wurden bekannte Radio-DJS wie Zane Lowe angeworben, andererseits Musiklegenden wie Elton John oder Dr. Dre überzeugt. Die Bandbreite reicht dabei weit: Indie-Stars wie St. Vincent oder Vampire Weekend-Frontmann Ezra Koenig kuratieren ebenso Playlists wie Rockstar Josh Homme (Queens of the Stone Age) oder Charts-Phänomen Drake. Die kuratierten Playlists funktionieren: Sie weisen eine gute Mischung aus altbekannten Hits und versteckten Perlen auf und zeigen vor allem, dass die Experten und Stars wirklich an Musik hängen. Charmant ist auch, dass die ausgewählten Songs nicht nur in Listenform verfügbar sind, sondern auch als Radiosendung mit Anmoderation gehört werden können. Sie sind Teil von Apples Beats 1-Radio, das rund um die Uhr in 100 Ländern gesendet wird. Auch das ist ein kluges Konzept: Radio ist nach wie vor eines der beliebtesten Medienformen. In Österreich hören Menschen laut ORF täglich 193 Minuten Radio, damit wird sogar das Fernsehen geschlagen. Viele hören Musik im Hintergrund und wollen ihr Gerät einfach aufdrehen, ohne sich mühsam eigene Playlists zusammenzustellen. Das funktioniert mit Apple Music hervorragend. An dieser Stelle muss festgehalten werden: Natürlich hat Apple Playlists und Onlineradios nicht erfunden. Auch Spotify und Deezer bieten diese Form an. Doch gibt es bei Marktführer Spotify hier erhebliche Mängel. Die Listen wirken uninspiriert zusammengewürfelt, manche Playlists umfassen bis zu hundert Titel, die nach wildesten Kriterien aneinandergereiht wurden – fast so, als hätte man einfach nach Hip-Hop oder Dance gesucht und die ersten 50 Stück ausgewählt. Die Onlineradios von Spotify sind sehr repetitiv, manchmal kommen nach 20 Songs wieder drei, die man bereits gehört hat. Moderationen oder persönliche Elemente gibt es keine. Dabei ist es gerade der Experte, die sogenannte Persönlichkeit, die im Netz Orientierung bietet. Wenn Apple das Modell auf Filme und Serien ummünzt, könnte das ebenfalls ein großer Pluspunkt sein. So weiß man etwa, wie viel Mühe sich Netflix darin gibt, per Algorithmus den perfekten Film, die perfekte Serie für seine Nutzer auszusuchen. Doch in der persönlichen, menschlichen Auswahl liegt eben dieses Element der Überraschung, dieses abseits der Vorlieben Gefundene, das einen neugierig auf mehr macht. Man stelle sich nun vor, ein Apple Films würde etwa Empfehlungen von berühmten Regisseuren oder Schauspielern anbieten. Natürlich würde man gerne wissen, welche Filme etwa Woody Allen oder Quentin Tarantino empfiehlt. Dasselbe gilt für Apple News und Nachrichtenartikel. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass Apple Music noch schwerwiegende Designfehler aufweist. Das Interface ist prinzipiell zwar hübsch, allerdings reichlich unübersichtlich. Hier macht Spotify einen weitaus besseren Job. Außerdem ist das kolportierte Vorgehen von Apple, seine Marktmacht gegen die Konkurrenz einzusetzen – etwa der Druck auf Label; alles andere als sympathisch. Dennoch setzt der IT-Konzern mit kuratierten Playlists und Radios eine recht gute Idee konsequent um, die auch am Markt einschlägt. So soll der Dienst binnen weniger Monate bereits mehr als fünfzehn Millionen Nutzer gesammelt haben – viele davon allerdings noch in der kostenlosen Probezeit. Spotify, das rund 20 Millionen zahlende Kunden hat, ist also sehr schnell in Reichweite. 2016 wird zeigen, welches Modell sich durchsetzen kann. | 0Web
|
Ein Zeuge sagt aus, dass der Exbankchef ihm gegenüber als Eigentümer der Hypo-Kreditnehmerin Puris aufgetreten sei. Kulterer bestreitet das. Wien – Die Zeugenaussage eines Ex-Hypo-Kunden bringt in die Causa Puris rund um Wolfgang Kulterer neue Bewegung. Der Geschäftsmann erklärte unter Wahrheitspflicht, Kulterer habe ihm gegenüber behauptet, Eigentümer der kroatischen Gesellschaft Puris d. d. zu sein. Puris war eine Geflügelfirma, deren Privatisierung und (gescheiterte) Sanierung die Hypo finanziert hatte. Am Ende hat die Bank Puris übernommen. Der Verdacht auf Kickback-Zahlungen an Exbankchef Kulterer rund um Puris hat zuletzt auch den Hypo-U-Ausschuss beschäftigt. Dort wurde ein entsprechender Aktenvermerk des damaligen Bankprüfers in der Nationalbank, Helmut Ettl, von 2007 thematisiert. Recherchen von Hypo-Wirtschaftsprüfer Deloitte hätten aber ergeben, dass die Suppe zu dünn war, sagen Involvierte heute. Inzwischen gibt es allerdings eine Anzeige der Soko Hypo gegen Kulterer: Er sei an Puris (wie auch an den Hypo-Kunden A. B. Maris und Darija) beteiligt gewesen. Kulterer bestreitet das, und es gilt die Unschuldsvermutung. Zeuge Georg L. schilderte den Klagenfurter Hypo-Ermittlern Anfang 2015 eine andere Geschichte. Er habe im kroatischen Motovun einen Poloklub errichten wollen, dafür habe er Kredit von der Hypo bekommen. Um das Projekt zu realisieren, habe er 2004/2005 landwirtschaftliche Flächen in Motovun pachten und Stallungen der Puris ebendort kaufen wollen. Sein Ansprechpartner habe ihn diesbezüglich an Gerhard Prasser verwiesen, einen alten Freund Kulterers. Er war (wie Kulterers Exfrau) auch an der Beratungsgesellschaft WBG beteiligt. Also habe er sich an Prasser gewendet, der dem Kauf der Stallungen zwar grundsätzlich zugestimmt, ihn aber bezüglich einer Entscheidung an Kulterer verwiesen habe. Schon am nächsten Tag hat laut L. das Treffen mit Kulterer in Klagenfurt stattgefunden. Als L. ihm von der Zustimmung Prassers zum Verkauf erzählt habe, wurde Kulterer wütend: Prasser habe nichts zu sagen, da alle Entscheidungen von ihm getroffen werden, da die Firma Puris d. d. ihm gehöre, heißt es im Protokoll zur Zeugenaussage. Prasser halte die Puris-Anteile für ihn, Kulterer, treuhändig. Allerdings wollte sich Kulterer laut L. den Verkauf überlegen. Der Deal kam nie zustande. L., den die Hypo wegen der Nichtbezahlung seines Kredits klagte und gegen den strafrechtliche Ermittlungen geführt und wieder eingestellt wurden, untermauerte seine Aussage mit diversen Fotos. Sie zeigen Traktoren, auf denen Schilder angebracht sind, wonach die Fahrzeuge Kulterer gehören, angeführt ist darauf seine Kärntner Adresse. Die Bilder will L. auf der Puris-Liegenschaft in Kroatien aufgenommen haben. Zur Erinnerung: Kulterer selbst hat dem Wirtschaftsprüfer, der 2007 Kickbacks an die WBG in den Raum gestellt hatte, erklärt, die WBG sei gegründet worden, um landwirtschaftliche Maschinen einzubringen und (auch) Fremden zur Verfügung zu stellen. Dieses Geschäft sei aber nie aufgegangen. Was die Puris-Eigentümerschaft betrifft, steht also Aussage gegen Aussage. Kulterer war nicht an Puris oder anderen Firmen beteiligt, das ist frei erfunden, sagt einer seiner Anwälte. L. wiederum hat den Ermittlern gleich einen Lügendetektortest mitgebracht, um seine Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen. Seine (laut Gutachten unbedenklichen) Antworten darin betreffen freilich Themen eines kroatischen Hypo-Verfahrens. In dem L. behauptet, mit Schmiergeldforderungen kroatischer Politiker konfrontiert gewesen zu sein. | 3Wirtschaft
|
Präsentieren ab 29. März alternierend neues Format "Guten Morgen Österreich". Wien – Der ORF bestätigt das Engagement von Eva Pölzl und Lukas Schweighofer als Hauptmoderatoren des neuen Frühstücksfernsehens Guten Morgen Österreich – der STANDARD berichtete bereits darüber. Das neue Format wird ab 29. März alternierend von Pölzl (40) und Schweighofer (29) präsentiert, teilte der öffentlich-rechtliche Sender am Dienstag mit. Die beiden werden, jeweils gemeinsam mit einer Moderatorin bzw. einem Moderator der ORF-Landesstudios, von Montag bis Freitag durch die neue Sendung führen, so der ORF. Das frühe Aufstehen sei für Pölzl kein Problem: Ich war noch nie ein Morgenmuffel und werde den frühen Morgenstunden mit regionaler Herzlichkeit begegnen. Sehr aufregend finde ich die Tatsache, dass ich, die ich seit 20 Jahren TV-Sendungen moderiere, mit diesem Projekt dennoch Neuland betreten darf, so die gebürtige Oberösterreicherin, die zuletzt den Österreich-Blick des regionalen Privatsenderverbunds R9 moderiert hatte. Riesengroße Freude und das gewisse Kribbeln vor der Aufgabe verspürt auch Lukas Schweighofer, der verschiedene Sendungen im ORF-Landesstudio Salzburg moderiert. Aber eigentlich kann ja nichts schiefgehen, denn wir beide, die in Wien lebende Oberösterreicherin Eva Pölzl und ich, der in Salzburg verortete Steirer, werden mit Guten Morgen Österreich in halb Österreich ein Heimspiel haben, erklärte Schweighofer in der ORF-Aussendung. | 6Etat
|
Gerhard Pilgram: "Rufen nicht das Paradies der freien Kulturinitiativen aus. Dazu bräuchte es wesentlich mehr Mittel". Klagenfurt – Kärnten setzt im Jahr 2016 einen Schwerpunkt auf freie Kulturinitiativen. Wie Kulturreferent Christian Benger (ÖVP) am Donnerstag in einer Pressekonferenz sagte, wolle man die Leistungen der kulturellen Nahversorger hervorheben. Für das Schwerpunktjahr wurden 100.000 Euro budgetiert, weitere 630.000 Euro wurden bisher von freien Kulturinitiativen für heuer beantragt und auch zugesagt. Wir wollen den Blick vor allem auf junge Kulturinitiativen in der Region setzen. Wir werden uns also nicht nur auf Klagenfurt und Villach konzentrieren, sagte Angelika Hödl von der Interessensgemeinschaft der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroska (IG KIKK). Im Schwerpunktjahr werden zwei Stipendien vergeben – für einen Kulturmanagement-Lehrgang in Wien und für das Sommerkolleg Bovec. Außerdem wird ein Förderpreis für freie Kulturarbeit verliehen. Mit verschiedenen Workshops für freie Kulturschaffende will man den Weg in die Kärntner Regionen gehen. Gerhard Pilgram von der Kulturinitiative Unikum verwies darauf, dass die Abhaltung des Schwerpunktjahres in der Szene nicht nur auf Zustimmung gestoßen ist. So mancher fürchtet, dass sich die freien Kulturinitiativen dadurch politisch vereinnahmen lassen könnten. Aber eines werde man sicher nicht tun: Wir werden nicht das Paradies für freie Kulturinitiativen ausrufen. Dazu bräuchte es wesentlich mehr Mittel. Auf die Frage, ob sich denn die freien Kulturinitiativen nun ernst genommen fühlten, sagte er, dass man schon ein Bemühen der Politik bemerke: Wenn das aber das Einzige ist, ohne dass sich die Situation verbessert, dann ist nichts gewonnen. Der Auftakt zum Jahr der freien Kulturinitiativen findet am Freitag, den 1. und Samstag, den 2. April im Landhaus in Klagenfurt statt. Die Wichtigkeit des Schwerpunkts wolle man ganz gezielt mit dem Landhaus als prominenten Veranstaltungsort unterstreichen, sagte Pilgram. Mehr als 50 Akteure aus 25 Kulturinitiativen sind an beiden Tagen im Einsatz und sollen nicht nur eine Leistungsschau der verschiedenen Tätigkeitsbereiche abliefern. Man plant nämlich auch einen offenen Meinungsaustausch zwischen Kulturschaffenden und Politikern, Expertengespräche sowie eine Podiumsdiskussion unter dem Titel kärnten pflanzt kultur pflanzt kärnten? und präsentiert ein eigenes Manifest. Inhaltlich unabhängige Arbeit Freie Kulturinitiativen arbeiten – laut Eigenbeschreibung der IG KIKK – selbstbestimmt und kontinuierlich im Bereich der zeitgenössischen Kulturvermittlung und -produktion. Sie seien inhaltlich unabhängig von Gebietskörperschaften und Einrichtungen der öffentlichen Hand sowie von Parteien, Kammern und Religionsgemeinschaften. Die Arbeit der freien Kulturinitiativen reicht von Theater-, Performance- und Tanzarbeit über interdisziplinäre Kunst- und Vermittlungsprojekte bis hin zu Veranstaltertätigkeiten im Musik-, Literatur- und Kunstbereich. | 8Kultur
|
Leichter Rückgang gegenüber Vorquartal – Starker Anstieg im Jahresvergleich vor allem auf Hypo-Bad-Bank zurückzuführen. Wien – Der öffentliche Schuldenstand ist zuletzt wieder leicht zurückgegangen. Nach einem Rekordwert von 86,3 Prozent im zweiten Quartal weist die Statistik Austria für das Ende September zu Ende gegangene dritte Quartal eine Staatsverschuldung von 85,3 Prozent der Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt/BIP) aus. In absoluten Zahlen entspricht das einem Schuldenberg von 285,893 Mrd. Euro. Der Großteil der Staatsschulden entfällt traditionell auf den Bund, der mit 252,256 Mrd. Euro deutlich mehr schultern muss als Länder (19,953), Gemeinden (12,996) und Sozialversicherungen (0,705 Mrd. Euro). Im Jahresvergleich – also gegenüber dem dritten Quartal 2014 – hat die Staatsverschuldung zwar stark zugelegt: 85,3 Prozent des BIP entsprechen einem Anstieg um 4,6 Prozentpunkte bzw. mehr als 20 Mrd. Euro. Dieser Sprung ist allerdings zum Großteil noch auf die Kärntner Krisenbank Hypo Alpe Adria zurückzuführen: Die Verbindlichkeiten der Hypo-Bad-Bank Heta wurden im Oktober 2014 dem Staat zugerechnet und haben den Schuldenstand damals schlagartig um 4,2 Prozentpunkte ansteigen lassen. Damit lagen die Staatsschulden Ende 2014 bei 84,2 Prozent der Wirtschaftsleistung. Für das Gesamtjahr 2015 wird noch einmal ein Rekordwert von 86,5 Prozent erwartet, bevor die Verschuldung im kommenden Jahr wieder leicht auf 85,1 Prozent des BIP zurückgehen soll. | 3Wirtschaft
|
Die Polizeikooperation zwischen Österreich und Ungarn funktioniert normalerweise gut. Eisenstadt – Am Wochenende hat Burgenlands Polizeidirektor Hans Peter Doskozil Klage geführt, dass die Kommunikation mit der ungarischen Seite abgerissen sei. Überraschend. Normalerweise – im Schlepperfall mit den 71 Toten etwa – funktioniere die Zusammenarbeit ja klaglos. Dass die österreichische und ungarische Polizei da in solcher Windeseile und Zielgenauigkeit agierten, ist kein Zufall. Seit Jahren pflegt die Polizei eine grenzüberschreitende Kooperation. Nicht nur mit Ungarn, aber mit Ungarn am längsten, sagt Rainer Bierbaumer. Bierbaumer, Oberst seit Anfang August, ist der Bezirkskommandant von Neusiedl am See und der wohl bestinformierte Mann für grenzüberschreitende Polizeiarbeit. In seinen Zuständigkeitsbereich fallen gleich zwei PKZs, Polizeikooperationszentren. In dem seit 2001 tätigen PKZ Nickelsdorf-Hegyeshalom läuft der Draht nach Ungarn, in Kittsee-Jarovce der nach der Slowakei. Insgesamt betreibt Österreich sechs solcher Zentren. Neben den zwei im Burgenland eines in Drasenhofen-Mikulov, dort schließt man sich mit Tschechien kurz, in Tisis-Schaanwald tut man das mit der Schweiz und Liechtenstein. Auch in Thörl-Maglern wird trilateral kooperiert, da hat Österreich sich mit Italien und Slowenien zusammengetan. Und im ungarischen Dolga Vas sind österreichische mit kroatischen, ungarischen und slowenischen Polizisten am Werk. In Nickelsdorf und Kittsee versehen je 15 österreichische Beamte und 15 aus den Nachbarländern Dienst. Die müssen die Sprache des Nachbarn beherrschen. Das ermöglicht nicht nur die Teilnahme an Vernehmungen, wie das im aktuellen Schlepperfall ja der Fall war, sondern vor allem das gemeinsame Streifen im Grenzraum. Das tun die Beamten nicht nur anlassbezogen – Beim Nova Rock in Nickelsdorf hat sich das zum Beispiel sehr bewährt – sondern fast täglich, wie der Oberst penibel belegen kann. 2014 gab es 359 gemischte Streifen. Die Sprachkundigkeit ist das eine. Für fast noch wichtiger hält Rainer Bierbaumer aber die persönliche Bekannt- bis Freundschaft der Beamten, die so vieles im bürokratischen Alltag erleichtert. Wenn man was braucht, weiß man, wen man zu kontaktieren hat. Jeder hat die Handynummern aller anderen, das ging im Fall des Falles dann auch sehr schnell. So wie im März 2014, als ein bewaffneter Räuber aus Kittsee in die Slowakei flüchtete. Der ist nicht einmal bis zur Stadtgrenze von Bratislava gekommen. Ist der Amtsweg kurz, ist es der Fluchtweg auch. Schengen, das im politischen Volksmund gerne als der Born allen grenzüberschreitenden Übels bezeichnet wird, hat den polizeilichen Sachverstand nämlich auch mit zusätzlicher Kompetenz ausgestattet. Mit der Möglichkeit der sogenannten Nacheile etwa, die aktuelle Verfolgungen aufs nachbarliche Hoheitsgebiet erlaubt. Und weil man die Nachbarn gut kennt aus dem gemeinsamen Büroalltag, wird währenddessen fernmündlich auch gleich die Alarmfahndung ausgelöst. So konnte ein Österreicher, der in Ungarn eine Tankstelle überfallen hatte, auf burgenländischer Seite gestellt werden. Solche Kooperationszentren gibt es auch an anderen Grenzen. Das legt sich wie ein Netz über ganz Europa. Halten Burgenländer ein verdächtiges Fahrzeug an, sagen wir mit französischer Nummerntafel, dann rufen wir in Kehl-Straßburg an, wo das deutsch-französische Zentrum daheim ist. Man habe so einen sehr niederschwelligen Zugriff auf den Datenbestand in ganz Europa. Das hat sich rasant entwickelt; von jährlich 450 Anfragen im Jahr 2001 auf 8.500 im Vorjahr – allein in Nickelsdorf. Und weil Oberst Bierbaumer zu schauen hat auf die Seinen, vergisst er nicht hinzuzufügen, dass die 15 systemisierten Beamten damit schon am Limit seien. Über diese polizeilich-grenzüberschreitende Basis wölbt sich die im niederländischen Den Haag beheimatete Europol, die agiert aber eher strategisch, analysiert die Flechtwerke der organisierten Kriminalität. Ebenfalls in Den Haag logiert die europäische Justizbehörde Eurojust, die auch im aktuellen Schlepperfall die Strafverfolgungen koordiniert. Eine Koordination, die durchaus so ähnlich funktioniert wie die an den PKZs. Anstatt aufwendige Rechtshilfeersuchen aufzusetzen und mühsam von Ministerium zu Ministerium zu verhandeln, geht man einfach ins Nebenzimmer. Im Fall der Schlepperbande aus Kecskemét klopfte der ungarische Delegierte an die österreichische Zimmertür und meinte: Schließen wir uns doch kurz. | 1Panorama
|
Details unklar – Jason Rezaian wird der Spionage beschuldigt. Teheran/Washington – Gegen den seit mehr als einem Jahr im Iran inhaftierten US-Reporter Jason Rezaian ist ein Urteil gefällt worden. Das gab der Generalstaatsanwalt Gholamhossein Mohseni Ejei am Sonntag bekannt. Die Details wollte er aber nicht sagen, bis das Urteil rechtskräftig ist. Rezaian und seine Anwältin könnten Berufung einlegen, sagte Ejei nach Angaben der Nachrichtenagentur ISNA. Dem Iran-Korrespondenten der Washington Post werden Spionage für die USA und Propaganda gegen die Islamische Republik Iran vorgeworfen. Rezaian soll über eine US-Journalistin Insider-Informationen an das Weiße Haus weitergeleitet haben. Der 39-Jährige bestreitet dies. Er sei im Iran lediglich seiner journalistischen Arbeit nachgegangen. Die US-Regierung hat die Anklagen als absurd zurückgewiesen und die sofortige Freilassung Rezaians gefordert. | 6Etat
|
Eine Mutter kämpfte jahrelang um ihre Tochter, die in die Islamistenszene abgeglitten war und mit den Kindern nach Syrien auswandern wollte. Graz – Frauentag im Grazer Jihadistenprozess: Entlang der Verteidigerbank, mit Blick auf die drei männlichen Angeklagten, sitzt eine Mutter mit ihren beiden Töchtern. Mutter und ältere Tochter tragen ein gemustertes Kopftuch. Sie sind wegen falscher Zeugenaussage und im Fall der Tochter auch wegen Unterstützung der IS-Terrormiliz angeklagt. Sie wollen heute nicht mehr darüber reden. Und so liest ein beisitzender Richter aus den alten Vernehmungsprotokollen. Es ist die Geschichte einer Mutter, die verzweifelt versucht, ihre ältere Tochter vor der Radikalisierung in einer Grazer Moschee zu retten. Sie bricht alle Tabus der tschetschenischen Community und schickt die jüngere Tochter zur Polizei, als sie bemerkt, dass ihre ältere Tochter mit den drei Kindern nach Syrien fahren will, dorthin, wo deren Mann zuvor im Krieg für den IS erschossen worden war. Es ist auch die Geschichte dieser älteren Tochter, die sich binnen kurzer Zeit von einem fröhlichen Mädchen mit bunten Haaren in eine radikale Muslimin wandelt. Zuerst ihrem Mann zuliebe, der in derselben Moschee umgedreht wurde, dann aus vollem Herzen. Sie wollte, wie sie vor der Polizei angab, in das heilige Land um dort nach der Scharia zu leben, ihre Kinder sollten richtige Moslems werden. Ich war richtig Moschee-süchtig, gab sie an. Der Imam, der im Prozess ihr schräg gegenüber auf der Anklagebank sitzt, habe immer mit dem Rücken zu den Frauen gepredigt, jener Imam, der sie zur dritten Frau nehmen wollte. Was sie aber ablehnte. Und immer wieder versuchte die Mutter, sie aus der Szene loszueisen. Vergeblich. Erst nach der Vermisstenanzeige brachte die Polizei die Tochter aus Wien – sie wollte nach Istanbul fliegen – zurück nach Graz. Plötzlich entsteht ein Wirbel im Gerichtssaal. Bis aufs Gesicht schwarz verschleierte Frauen lachen und geben zu verstehen, für wie lächerlich sie die Aussagen von Mutter und Tochter halten. Der Richter fährt grantig dazwischen und droht mit Saalverweis. (mue, 10.3.2016) | 1Panorama
|
Colt konnte Rechnung über 10,9 Millionen Dollar nicht bezahlen – Insgesamt 350 Millionen Dollar Schulden. New York – Die US-Traditionsfirma Colt könnte laut Medienberichten in wenigen Tagen pleite sein. Der 160 Jahre alte Waffenhersteller aus Hartford im Bundesstaat Connecticut stecke so tief in Geldnöten, dass er Mitte Mai eine Rechnung über 10,9 Millionen Dollar (9,7 Millionen Euro) nicht habe bezahlen können, berichtete CNN am Mittwoch. In einer Mitteilung an die Finanzaufsicht habe die Firma Zweifel über die weitere Geschäftsfähigkeit eingeräumt und einen Insolvenzantrag in Aussicht gestellt. Colt habe eine 30-tägige Frist bis zum 14. Juni erhalten, um seine Schulden – Zinszahlungen an Anleihenhalter – zu begleichen. Dem Bericht zufolge hat das Unternehmen bereits eine Einigung über eine Umschuldung mit seiner Bank erzielt. Doch eine Gruppe von Investoren lehne das Angebot ab, weil sie keine Verluste hinnehmen wolle. Möglicherweise setzten diese Gläubiger darauf, in einem Insolvenzverfahren besser davonzukommen. Dann könnten größere Rivalen wie Smith & Wesson und Sturm Ruger zugreifen. Der Schuldenberg von Colt soll sich insgesamt auf gut 350 Millionen Dollar belaufen. Die Pistolen der Firma wurden mehr als 80 Jahre lang von der US-Armee genutzt und auch durch Einsätze in etlichen Hollywood-Filmen bekannt. | 3Wirtschaft
|
Fahrzeug blieb nach Zusammenstoß am Dach liegen. Scheffau – Ein schwerer Frontalzusammenstoß auf der Lammertal Straße B162 am Donnerstagabend in Scheffau im Salzburger Tennengau hat zwei kleinen Mädchen das Leben gekostet. In der Nacht auf Freitag starben die beiden Kinder im Salzburger Landeskrankenhaus an ihren schweren Verletzungen. Das bestätigte Krankenhaussprecherin Mick Weinberger der APA. Die Mädchen war 15 Monate und vier Jahre alt. Bei dem Unfall wurden auch die beiden Lenkerinnen, 34-jährige Mutter der Kinder und eine 61-jährige Frau, verletzt. Alle Opfer stammen aus dem Tennengau. Die Autos waren aus noch ungeklärter Ursache frontal zusammengestoßen. Der Wagen der 34-Jährigen war durch die Wucht des Aufpralls auf dem Dach zum Stillstand gekommen. Die Mutter und ihre Kinder mussten von der Feuerwehr aus dem Pkw befreit werden. Die Verletzten wurden in die Chirurgie West des Salzburger Landeskrankenhauses eingeliefert. Ein Sachverständiger muss die Ursache des Unfalls klären. | 1Panorama
|
Mit Bundespräsident Lugner könnte man reich werden. Wien – Für die Zocker ist der Ausgang der Bundespräsidentenwahl klar: Norbert Hofer (FPÖ) und Alexander Van der Bellen (Grüne) kommen morgen, Sonntag, in die Stichwahl – und Van der Bellen zieht beim zweiten Wahlgang am 22. Mai in die Hofburg ein. Richtig reich werden könnte man, würde Richard Lugner Bundespräsident: Darauf stehen Quoten von 1:1.000. Nicht viel zu holen ist mit der – doch viel realistischeren – Wette darauf, dass Van der Bellen und Hofer im ersten Wahlgang vorne liegen: Nur 1,20 Euro bekäme man für einen Wetteinsatz von einem Euro bei Bet-at-home.com und 1,55 Euro bei Interwetten. Schon etwas höher ist die Gewinnerwartung, setzt man auf Irmgard Griss: 2,86 pro Einsatz gäbe es bei Bet-at-home für Griss-Hofer und Griss-Van der Bellen, 5,50 bzw. 5,00 bei Interwetten. Geht man die angesichts der Umfragen wagemutige Wette ein, dass diese Wahl so ausgeht wie die bisherigen zwölf, hat man eine weitaus höhere Gewinnerwartung: Kommen – entgegen allen Prognosen – die Kandidaten der Regierungsparteien, Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) in die Stichwahl, gibt es 250 bis 275 für einen eingesetzten Euro. Hundstorfers Chancen für den Einzug in die Stichwahl werden in den Wettquoten etwas besser erachtet als Khols. Theoretisch das meiste Geld machen können Wettspieler, die auf die Stichwahl-Paarung Khol/Richard Lugner setzen: Käme es dazu, bekäme man bei Bet-at-home 10.000 pro Einsatz. Auch auf den Ausgang der Stichwahl am 22. Mai kann man schon bei drei Anbietern setzen, und die Spieler sind sich da ganz einig: Van der Bellen zieht in die Hofburg ein. Die Gewinnerwartung für eine Wette auf den Ex-Grünen-Chef ist mit 1,50 (Bet-at-home und bwin) bzw. 1,85 (Interwetten) bei allen Anbietern die deutlich geringste. 3,0 bis 4,0 beträgt sie für Hofer, 5,50 bis 6,50 für Griss, 12,00 bis 51,00 für Hundstorfer und 30,0 bis 101,0 für Khol. Ganz weit abgeschlagen ist Lugner: 1:750 bis 1:1.001 sind die Quoten für die Wette, dass der Baumeister Österreichs nächstes Staatsoberhaupt wird. | 5Inland
|
Antrag der Verteidigung und der Staatsanwaltschaft auf Verfahrenseinstellung wurde abgelehnt. Palma de Mallorca/Madrid – Der Prozess gegen die spanische Infantin Cristina wegen Beihilfe zum Steuerbetrug in einer Korruptionsaffäre wird fortgesetzt: Das Gericht in Palma de Mallorca wies am Freitag die Anträge von Verteidigung und Staatsanwaltschaft ab, das Verfahren gegen die 50-jährige Schwester von König Felipe VI. einzustellen. Die Verteidigung argumentierte, weder die Staatsanwaltschaft noch die Finanzverwaltung hätten als Geschädigte Anklage gegen ihre Mandantin erhoben. Die Staatsanwaltschaft hatte von der Infantin zwar die Zahlung von Schadenersatz gefordert, wollte aber kein Verfahren gegen sie eröffnen. Der Ermittlungsrichter Jose Castro hatte aber eine von der Anti-Korruptionsgruppe Manos Limpias (Saubere Hände) eingereichte Klage zugelassen. Der bis zur jetzt getroffenen Entscheidung des Gerichts ausgesetzte Prozess, der am 11. Jänner begonnen hatte, wird nun am 9. Februar fortgeführt. Außer der Prinzessin gibt es noch 17 weitere Angeklagte, darunter ihr 48-jähriger Mann Inaki Urdangarin. Die Ermittlungen in der Finanzaffäre dauern seit dem Jahr 2010 an. Der Infantin wird zur Last gelegt, Gelder aus illegalen Geschäften ihres Ehemanns nicht deklariert zu haben. Urdangarin soll zusammen mit einem ehemaligen Geschäftspartner sechs Millionen Euro für eine gemeinnützige Stiftung Noos veruntreut haben, deren Vorsitzender er war. Die Gelder sollen die Angeklagten über Strohfirmen in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Die bekannteste der Firmen, Aizoon, gehörten Cristina und ihrem Mann gemeinsam. Die vierfache Mutter beteuert jedoch, nichts von den mutmaßlichen Machenschaften gewusst und in finanziellen Dingen vollkommen ihrem Ehemann vertraut zu haben. Der einstige Handballnationalspieler muss sich in dem Prozess unter anderem wegen Untreue, Steuerhinterziehung, Betrugs und Geldwäsche verantworten. Cristina droht im Fall ihrer Verurteilung eine Strafe von acht Jahren Haft. Ihr 48-jähriger Ehemann muss möglicherweise mehr als 19 Jahre hinter Gitter. Cristina ist in der Geschichte der spanischen Monarchie die erste nahe Verwandte eines Königs, die in einem Finanzverfahren angeklagt ist. | 2International
|
Ehemalige Offiziere sollen in Spanien vor Gericht gestellt werden – Geistliche waren vor 26 Jahren getötet worden. San Salvador – In El Salvador sind vier ehemalige Armeeoffiziere festgenommen worden, die in Spanien wegen der Ermordung von sechs Jesuiten-Priestern vor 26 Jahren angeklagt sind. Wie die Polizei des zentralamerikanischen Landes am Samstag (Ortszeit) mitteilte, wurden der frühere Oberst Guillermo Alfredo Benavides und drei weitere Ex-Offiziere bereits am Freitag festgenommen. Über ihre Auslieferung an Spanien muss das Oberste Gericht El Salvadors entscheiden. Die vier Männer sind zusammen mit 13 weiteren Ex-Militärs angeklagt, im November 1989 während des Bürgerkriegs in El Salvador sechs Jesuiten-Priester in ihrem Haus auf dem Campus der Zentralamerikanischen Universität in der Hauptstadt San Salvador ermordet zu haben. Sie töteten zudem ihre Haushälterin und deren 16-jährige Tochter. Die Priester hatten sich für eine Ende des Bürgerkriegs eingesetzt, dem zwischen 1980 und 1991 rund 75.000 Menschen zum Opfer fielen. Die Gewalttat hatte damals weltweit für Empörung gesorgt. Fünf der Jesuiten besaßen auch die spanische Staatsangehörigkeit. Im Mai 2011 hatte deshalb ein spanischer Richter Haftbefehl gegen insgesamt 20 ehemalige Armeeangehörige erlassen. Ihnen soll vor einem spanischen Gericht der Prozess gemacht werden. Drei der Angeklagten sind seitdem aber bereits verstorben. Neun der Soldaten waren bereits 1991 in El Salvador verurteilt worden, darunter auch der nun festgenommene Benavides. Der ehemalige Direktor der Militärakademie in San Salvador wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt, kam wegen eines 1993 erlassenen Amnestiegesetzes für die Zeit des Bürgerkriegs aber wieder auf freien Fuß. Am Freitag hatte ein US-Gericht die Auslieferung eines weiteren Angeklagten an Spanien gebilligt. Es gebe im Antrag Spaniens hinreichende Beweise für die Schuld des früheren Vizeverteidigungsministers Inocente Montano Morales, erklärte eine Bundesrichterin im Bundesstaat North Carolina. Der 73-Jährige saß zuletzt in den USA wegen Einwanderungsbetrugs und Meineids in Haft. Seine Auslieferung muss noch von US-Außenminister John Kerry bestätigt werden, dies gilt jedoch als Formalität. | 2International
|
Verdachtsfälle bei Briefwahl – Präsident Heinz Fischer empfängt FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer und hofft auf Wiedereintreten von Normalität. Wien – Das Innenministerium hat Unregelmäßigkeiten in vier Kärntner Bezirken bei der Bundespräsidentenstichwahl angezeigt. In den Bezirken Villach-Stadt, Villach-Land, Hermagor und Wolfsberg gebe es den Verdacht, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat die Bundeswahlbehörde darüber informiert, heißt es in einer Aussendung des Innenministeriums. In allen vier Bezirken hat Norbert Hofer (FPÖ) die Wahl für sich entschieden. Die Wahlkarten seien womöglich zu früh und ohne Zeugen ausgezählt worden, heißt es. Das für Wahlen zuständige Innenministerium hat die Kärntner Gemeinden jedenfalls bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft angezeigt. Der Vorwurf lautet, dass vor dem gesetzlichen Zeitpunkt ausgezählt wurde, sagte der Leiter der Wahlabteilung, Robert Stein, am Mittwoch. Villach weist das zurück. In der Zeit im Bild 2 am Mittwochabend sagte Stein, dass es einen ähnlichen Verdachtsfall auch in einem Bezirk in der Südoststeiermark gäbe, eine Ergänzungsanzeige sei in diesem Fall nachgereicht worden. Auf eine Prognose, ob die Wahl in diesen Bezirken wiederholt werden müsste, ließ sich Stein nicht ein. Er unterstrich, dass der VfGH die Wiederholung nur anordnet, wenn eine Rechtswidrigkeit vorliegt und eine Wiederholung Einfluss auf den Wahlausgang hätte. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft bestätigte den Eingang der Anzeige, über die auch der Kurier am Mittwoch berichtete. Es gehe darin unter anderem darum, dass der Leiter der Wahlkommission ohne Beisein von Wahlzeugen schon am Sonntag die Briefwahlstimmen ausgezählt haben soll. Laut Innenministerium lautet der Vorwurf in Villach (Stadt und Land), dass zu früh ausgezählt wurde. In Hermagor und Wolfsberg sollen die Briefwahlkarten lediglich aufgeschnitten, aber noch nicht ausgezählt worden sein. Laut Gesetz dürfen die Kuverts erst am Montag um 9 Uhr und nur vor einer Kommission, nicht aber von Einzelpersonen geöffnet werden. Was eine Wahlanfechtung angeht, sehen der scheidende FPÖ-Landesparteichef Christian Ragger wie auch Landesgeschäftsführer Ewald Mödritscher nun in erster Linie die Staatsanwaltschaft am Zug. Wir werden uns in ein laufendes Verfahren sicher nicht einbringen. Wenn die Erhebungen aber wirklich etwas ergeben und das gravierende Auswirkungen auf das Ergebnis der Wahl hätte, dann muss man sich das natürlich anschauen, sagt Ragger. Zuerst wolle man aber die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft abwarten. Die Frist für die Anfechtung der Wahl endet allerdings am 8. Juni. In allen vier betroffenen Bezirken siegte Norbert Hofer. Bei den Briefwahlstimmen lag wiederum Alexander Van der Bellen vorn. Allerdings war sein Vorsprung auf Hofer geringer als im Kärntner Landesschnitt und deutlich niedriger als im Bundesschnitt: Bundesweit kam Van der Bellen auf 61,7 Prozent der Briefwahlstimmen, in Kärnten auf 55,6 Prozent. In den vier nun untersuchten Kärntner Bezirken kam er auf lediglich 55,2 Prozent der Briefwahlstimmen. Dass in Villach schon am Sonntag Briefwahlstimmen ausgezählt wurden, wird von der Stadt zurückgewiesen. Sie wurden am Montag ausgezählt mit dem Zeitpunkt, der vorgesehen ist. Um 9 Uhr beginnt die Zählung der Wahlkarten, sagt die stellvertretende Magistratsdirektorin Claudia Pacher. Zuvor habe man lediglich Vorarbeiten gemacht. Die Wahlkarten wurden erfasst, und es wurde die Gültigkeit überprüft. Die Kuverts sind erst ab 9 Uhr geöffnet worden. Der Leiter der Kärntner Landeswahlbehörde, Gerhard Jesernig, sagt, es sei ihm in Villach bestätigt worden, dass die Wahlkarten schon früher ausgezählt wurden. Aber es soll eine Ermächtigung durch die Bezirkswahlbehörde gegeben haben. Ob ein solcher Beschluss des Bürgermeisters ausreichend sei, müsse die Bundeswahlbehörde entscheiden, meint Jesernig. Stadtoberhaupt Günther Albel (SPÖ) war vorerst nicht erreichbar. Bundespräsident Heinz Fischer empfing Mittwochfrüh den bei der Stichwahl unterlegenen Norbert Hofer in der Hofburg. Dabei mahnte Fischer angesichts des hitzig geführten Wahlkampfes die Rückkehr zur Normalität ein. Es müsse nun alles getan werden, um den demokratischen Normalzustand wiederherzustellen, sagte der Präsident. Wenn die Wahl vorbei ist, bemüht man sich, zur demokratischen Normalität zurückzukehren. Unterschiedliche Standpunkte müssten in ruhiger und besonnener Art ausgetauscht werden. Hofer betonte, dazu beitragen zu wollen: Ich bin nicht der Meinung, dass Österreich ein gespaltenes Land ist. Fischers mahnende Worte verhallten allerdings. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache teilte noch Mittwochvormittag auf Facebook einen Bericht des FP-nahen Blogs unzensuriert.at, in dem über angebliche Wahlmanipulation zugunsten Van der Bellens spekuliert wird. Seit Tagen befeuert die FPÖ vor allem via Social Media derartige Gerüchte. Am Dienstag musste Strache seine Facebook-Fans zur Besonnenheit und zur Mäßigung aufrufen. In sozialen Netzwerken wurde etwa Van der Bellens Privatadresse veröffentlicht und zu Gewalt aufgerufen. Die Sicherheitsvorkehrungen für den designierten Bundespräsidenten mussten erhöht werden. Van der Bellen sprach am Mittwoch mit dem SPÖ-Vorsitzenden Christian Kern und danach mit ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner. Über den Inhalt der Gespräche verriet er nichts, außer dass es um österreichische und internationale Fragen gegangen sei. Man habe Vertraulichkeit vereinbart. In einem Interview mit den ARD-Tagesthemen bekräftigte Van der Bellen sein Nein zu einem Bundeskanzler Strache. Er werde der FPÖ nicht den Auftrag zur Regierungsbildung geben, denn: Die FPÖ spielt mit dem Feuer. Wir sind ein kleines, offenes Land, das auf Exporte angewiesen ist. Daher ist es nicht im politischen oder wirtschaftlichen Interesse Österreichs, sich von der Union abzunabeln. Daher werde er den Freiheitlichen nicht den Auftrag zur Regierungsbildung erteilen, sollten sie bei der nächsten Nationalratswahl stärkste Kraft im Parlament werden. Für Strache ein Grund zur Empörung: Van der Bellen ignoriere mit dem neuerlichen Nein zu einem FPÖ-Regierungsauftrag den Wählerwillen, sagte er in der ZiB 2 des ORF. Am Mittwoch legte dann FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl nach. Van der Bellen wolle gar kein Präsident aller Österreich sein. Er packe sein neues Lieblingstotschlagargument, die wahrheitswidrige Behauptung von der Europafeindlichkeit der FPÖ, aus, tobte Kickl. Van der Bellen hat die Riesenchance ausgelassen, Gräben zuzuschütten. | 5Inland
|
Champions-League-Sieger Barcelona trifft auf Europa-League-Gewinner FC Sevilla. Für die Katalanen geht es um den insgesamt fünften Titel. Der FC Barcelona startet die Titeljagd in der neuen Saison in Tiflis. Im europäischen Supercup trifft der spanische Double-Gewinner als Sieger der Champions League am Dienstagabend (20.45 Uhr / live ORF eins) auf Europa-League-Triumphator FC Sevilla. Die Trophäe bleibt damit in spanischer Hand, nachdem im Vorjahr Real Madrid gewonnen hat – schon damals stand Sevilla im Endspiel. Barcelona könnte den Supercup zum fünften Mal gewinnen und damit mit Rekordsieger AC Milan gleichziehen. Zuletzt waren die Blaugrana 2011 erfolgreich. Verzichten muss Barca aber neben dem verletzten Linksverteidiger Jordi Alba auch auf den an Mumps erkrankten brasilianischen Star Neymar. Trainer Luis Enrique wird an seiner Stelle in Georgien wohl auf Pedro Rodriguez vertrauen, der vor einem Wechsel zu Manchester United stehen soll. Im letzten Test gewann der Triple-Sieger mit seinem Traumsturm Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar gegen die AS Roma mit 3:0. Zuvor hatte es ohne die noch urlaubenden Superstars in der Vorbereitung gegen Chelsea, Manchester United und Fiorentina drei Niederlagen in Folge gegeben. Nach dem Spiel gegen Sevilla geht es für die Katalanen am Freitag und Montag in Spaniens Supercup gegen Athletic Bilbao weiter, ehe am 23. August der Liga-Auftakt in Bilbao ansteht. Sevilla war in den vergangenen Jahren oft ein Jagdgebiet von Barcelona. Dani Alves, Seydou Keita, Adriano, Ivan Rakitic und zuletzt der erst 2016 für Barca einsatzberechtigte Aleix Vidal wechselten alle von Andalusien nach Katalonien. Rakitic überzeugte in der vergangenen Saison als Nachfolger von Xavi, der im Sommer endgültig nach Katar ging. Wir wollen die Saison bestmöglich beginnen, sagte der kroatische Internationale vor dem Wiedersehen mit seinem Exclub. Sevilla gab in der Sommerpause auch Torjäger Carlos Bacca um 30 Millionen Euro an Milan ab. Ersetzen soll den Kolumbianer der von Dortmund ausgeliehene Italiener Ciro Immobile. Gegen Barcelona gilt der FC jedenfalls als krasser Außenseiter. Trainer Unai Emery hoffte dennoch auf eine Überraschung: Wir müssen Wege finden, die Lücke zwischen den beiden Mannschaften zu schließen. Wenn wir das schaffen, können wir Barca stoppen. | 4Sport
|
Lette siegte klar vor Silber-Duo Tretjakow und Yun – Auers auf Rängen 17 und 18. Igls – Der Lette Martins Dukurs hat bei den Weltmeisterschaften in Innsbruck-Igls im Skeleton den vierten WM-Titel in den vergangenen fünf Jahren geholt. Der 31-Jährige siegte nach den abschließenden beiden Läufen am Freitag 1,13 Sekunden vor dem russischen Sotschi-Olympiasieger Alexander Tretjakow, der sich Silber mit dem zeitgleichen Südkoreaner Yun Sungbin teilte. Der überragende Dukurs markierte mit einer Zeit von 52,09 Sekunden im vierten Durchgang erneut einen neuen Bahnrekord, sein Top-Speed lag bei 122,59 km/h. Gold hatte er bereits in Königssee 2011, Lake Placid 2012 und Winterberg 2015 erobert. In St. Moritz vor drei Jahren holte Dukurs nur Silber. Die österreichischen Nachwuchs-Athleten Florian und Alexander Auer rutschten in der Gesamtwertung noch ein wenig ab. Sie klassierten sich am Ende auf den Rängen 17 bzw. 18. Aushängeschild Matthias Guggenberger hatte im Einzel nach einer Angina-Erkrankung und einem nach Bronze im Teambewerb erlittenen Kollaps passen müssen. (APA; 19.2.2016) | 4Sport
|
Warum der 34-jährige Jan Böhmermann trotzdem edel und wahr ist? "Der Trick bei Ironie ist: Es ist immer das Gegenteil gemeint von dem, was man sagt". Für alle, die statt vor Bildschirmen zu hocken noch raus in die die echte Welt und frische Herbstluft gehen, ist die Pulloverzeit angebrochen. Beim Neo Magazin Royale (NMR) hat das Kleidungsstück aber ganzjährig Saison. Zum einen weil William Cohn, der lasziv-greise Ansagerboy, ganz besonders ausgefallene sein Eigen nennt. Zum anderen weil jedem, der in Jan Böhmermanns Aufmerksamkeitsfeld gerät, empfohlen sei, sich warm anzuziehen. Denn auf jener der Spießbürgermoral abgewandten Seite des Denkens, wo er sich bewegt, ist Political Correctness bloß ein intellektueller Hemmschuh. Warum der 34-Jährige trotzdem edel und wahr ist? Der Trick bei Ironie ist: Es ist immer das Gegenteil gemeint von dem, was man sagt. Politisch links, gar gutmenschig, kann er auf die Weise Position beziehen, ohne rührselig daherzukommen. Und so baut Böhmermann mit Lausbubeneifer Wespennester, in die er dann hineinsticht; stürzt sich in den Mainstream, um ihn von innen zu irritieren. Mimikry heißt das auf dem Niveau, das er bedient. Auch Themen wie den schleißigen Umgang mit privaten Daten packt das NMR derart handlich an. Anliegen und Nonsens, Investigator und Tanzmaus – Vielfalt ist kein Widerspruch. Das liegt nicht jedem. Die grauen ZDF-Gebührenzahler mögen für den Shiny Floor blechen, das Netzpublikum aber ist jenes, an das sich der Info-Unterhaltungs-Hasardeur vornehmlich richtet: jung, gebildet liberal, frei und radikal. So versteht man sich. Oft reichen Stichworte, um die Nachrichtenlage der Woche abzuarbeiten, der # ist auf Facebook und Twitter das gemeinsame Werkzeug. Weil TV-Zuseher für die Quote aber auch kein Schaden sind: Donnerstag, 22.20 Uhr! (Michael Wurmitzer, 7.10.2015) | 6Etat
|
Die Zahl abgegebener Schüsse war 1995 noch viermal höher als im Vorjahr. 23 Menschen starben seither durch Dienstwaffen, zwölf Beamten wurden seit 2000 im Dienst gewaltsam getötet. Wien – Während die Wiener Exekutive nach dem Fall eines Polizeieinsatzes mit mutmaßlich übertriebener Gewaltanwendung einmal mehr in der Kritik steht, zeigen die offiziellen Protokolle, dass Polizisten österreichweit immer seltener von ihren Schusswaffen Gebrauch machen. Vor zwanzig Jahren, so weit reichen die Daten aus dem Innenministerium zurück, saß die Glock 17 noch weit lockerer im Holster als in jüngster Zeit: 217 Mal drückten Polizeibeamten im Jahr 1995 ab, im Vorjahr verließen 54 Projektile die Dienstwaffen. Dazwischen nahm die Zahl kontinuierlich ab. Insgesamt wurden in den vergangenen zwanzig Jahren 2.564 Schüsse aus Polizeidienstwaffen registriert. Im langjährigen Mittel handelte es sich in rund drei Viertel der Fälle um Warn- oder Schreckschüsse beziehungsweise Schüsse gegen die Reifen von Kraftfahrzeugen. Weniger als jeder zehnte Schuss war gezielt gegen Verdächtige gerichtet. 23 Personen starben auf diese Weise seit 1995, neun davon in den vergangenen zehn Jahren. Einige spektakuläre Fälle befinden sich darunter, etwa jener eines unbewaffneten 14-Jährigen, der im August 2009 während eines versuchten Einbruchs in einem Kremser Supermarkt durch einen Schuss aus kurzer Distanz in den Rücken getötet wurde. Laut der ministeriellen Statistik ging im Laufe der Jahre neben der Zahl der Todesopfer auch jene der Verletzten durch polizeilichen Schusswaffengebrauch konstant zurück. 83 Menschen überlebten zwischen 1995 und 2004 Schüsse aus Polizeiwaffen, im gleich langen Zeitraum seit 2005 wurden nur mehr 38 Tatverdächtige verletzt. Auch darunter sind Fälle, die Schlagzeilen machten – zum Beispiel der drei Jahre zurückliegende Einsatz gegen eine psychisch kranke Wienerin, die, bewaffnet mit einem Küchenmesser, in ihrem Badezimmer von einem Polizisten neunmal am Oberkörper getroffen wurde. Die 37-Jährige überlebte, ihrer Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher wurde unter Setzung einer fünfjährigen Probezeit bedingt nachgesehen. Das Innenministerium sammelt umgekehrt auch die Zahlen der im Dienst durch Fremdgewalt verletzten und getöteten Polizisten. Nicht nur durch Schusswaffen, sondern insgesamt kamen in den vergangenen 15 Jahren zwölf Polizisten durch Gewalteinwirkung ums Leben – fünf zwischen den Jahren 2000 und 2004, drei zwischen 2005 und 2009, vier seit 2010. In diese letzte Periode fallen auch zwei Polizisten, die 2013 Opfer des Mehrfachmordes von Annaberg wurden. Ein dritter Beamter, der ebenfalls durch Schüsse des Wilderers tödlich verletzt wurde, war Mitglied der Sondereinheit Cobra und wird deshalb nicht in der zusammengefassten Statistik der Landespolizeidirektionen berücksichtigt. Das sei aber der einzige derartige Fall, erklärt Karl-Heinz Grundböck, der Sprecher des Innenministeriums. Der Amoklauf im Bezirk Lilienfeld war das Einzelereignis, bei dem die meisten Exekutivbeamten seit der Ermordung von acht Polizisten im Jahr 1945 ums Leben kamen. Einen kontinuierlichen Anstieg gab es bei den verletzten Beamten: 707 Polizisten wurden im Jahr 2000 verwundet, bis zum Vorjahr wuchs diese Zahl auf 975 an. In den meisten Fällen handelte es sich um leichte Verletzungen. Etwa acht Prozent der angegriffenen Beamten mussten schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert werden. | 1Panorama
|
Neuauflage des Shooters ermöglicht Zeitreise in den Klassiker aus 1993. Am 13. Mai erhält die vermutliche bekannteste Shooter-Reihe der Videospielgeschichte einen Reboot. Dann erscheint Doom auf PS4, Xbox One und PC und soll Fans blutrünstiger Schießereien gegen Dämonen aller Art wieder freudiges Gruseln bescheren. Zwei Mitarbeiter des Entwicklungsteams bei id Software, Marty Stratton und Hugo Martin, haben kürzlich einem Redakteur von IGN näheren Einblick in den Titel gegeben und dabei ein Easteregg enthüllt. Das allererste Doom aus 1993 feiert in der Neuauflage ein kleines Comeback. Im Spiel hat man an verschiedenen Stellen Geheimtüren, die erst geöffnet werden müssen – etwa über einen gut versteckten Hebel. Sie dienen als Eingang in Abschnitte aus Doom-Level von anno dazumal – komplett mit ihren Texturen sowie zweidimensionalen Gegenständen. Ganz vollständig sind die nostalgischen Abzweigungen allerdings nicht. Monster und Waffen bleiben auch in den Retro-Arealen die selben. Wer ein vollständiges Oldschool-Erlebnis möchte, muss also weiterhin zum Original greifen. | 0Web
|
Bürger protestieren gegen den Bau einer Rehaklinik im Wiener Hörndlwald: Die Fläche, auf der das Josef-Afritsch-Heim stand, soll lieber renaturiert werden. Wien – Die Frösche quaken, die Vögel zwitschern, Blumen sprießen zwischen den Grashalmen hervor. Seit das Josef-Afritsch-Heim, ein in den 1950er-Jahren erbautes ehemaliges Jugendgästehaus, 2013 abgerissen wurde, hat die Natur dieses Stück des Hörndlwalds in Wien-Hietzing zurückerobert. Das gesamte Erholungsgebiet erstreckt sich zwischen dem Geriatriezentrum Wienerwald, der Friedensstadt-Siedlung und dem Lainzer Tiergarten. Die beschauliche Szenerie auf dem jetzt grünen Fleckerl könnte aber bald wieder einer Baustelle weichen. Denn die gemeinnützige Betreibergesellschaft Pro Mente plant mit Unterstützung der Stadtregierung die Errichtung eines psychiatrischen Rehabilitationszentrums mit 80 Betten. Das Projekt wurde im Gemeinderat bereits weitgehend durchgewinkt. Davon wollen sich die Gegner aber nicht abhalten lassen – 8.000 Personen bekundeten 2014 mit ihrer Unterschrift, den Bau abzulehnen. Es ist nicht der erste Kampf gegen die Stadtregierung, sagt Merten Mauritz, Anrainer und Obmann des Vereins Rettet den Hörndlwald. Vereinsobfrau Tina Schönknecht pflichtet ihm bei. Schon ihre Eltern hätten sich für den Erhalt des Waldes eingesetzt und an Bäume gekettet. Für die beiden geht es um mehr als die Rettung des Grünraums: Der Hörndlwald weckt Kindheitserinnerungen. Schönknecht, die mittlerweile im 23. Bezirk wohnt, habe hier das Radfahren erlernt. Heute sei der Hörndlwald das erweiterte Kinderzimmer ihres Sohnes. Mauritz, der sich als Kind hier auf den Skiern übte, will sich nicht damit zufriedengeben, dass einer der letzten schönen Plätze in Wien bebaut werden soll. Und das Grundstück sei für die geplante Kapazität zu klein, um die Rehaklinik wirtschaftlich zu führen. Deshalb besteht die Befürchtung, dass sukzessive jedes Stück Grün zugebaut wird, weil das Gebäude in den Wald hinein vergrößert werden muss. Um die Ruhe im Grätzel, das nur einmal pro Stunde von einem öffentlichen Bus angefahren wird, sorgt man sich ebenfalls: Personal, Patienten und Besucher werden mit dem Auto kommen. Die Natur werde der benötigten Infrastruktur zum Opfer fallen. Den Beteuerungen der Betreiber, der Erholungsraum werde uneingeschränkt nutzbar bleiben, will man deshalb nicht recht glauben. Und man befürchtet auch, dass der angrenzende Fußballplatz von der Rehaklinik eingenommen werden könnte. Denn die geplante Mitbenutzung könne nicht funktionieren: Burn-out-Patienten, die Ruhe brauchen, und spielende, lärmende Kinder vertragen sich nicht, so Mauritz. Für Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) ist die Klinik ein gutes Projekt am falschen Standort. Es sei immer schon Wunsch des 13. Bezirks gewesen, die Fläche zu renaturieren. Sie appelliert an Pro Mente, das Rehazentrum auf bereits vorhandenen Gesundheitsarealen zu errichten – etwa auf dem Rosenhügel oder den Flächen des Geriatriezentrums Wienerwald. Die Steinhofgründe im 14. Bezirk betrachtet sie ebenfalls als geeignet. Das Jugendstilareal rund um die Otto-Wagner-Kirche ist allerdings noch heftiger umstritten – Bürgerinitiativen protestieren dort seit Jahren gegen jegliche Bebauung. Die Initiative Rettet den Hörndlwald verwehrt sich auch nicht per se gegen ein soziales Projekt – ein Naturkindergarten wäre etwa vorstellbar; vorausgesetzt, der Hörndlwald wird nicht zubetoniert. Lass ma das Fleckerl, wies ist, wünscht sich Mauritz. Um das zu erreichen, organisiert und plant die Initiative Protestaktionen von Fackelzügen bis zu Hörndlwalks – man werde auch vor dem Rathaus demonstrieren, wenn es sein muss. Wir können den Bau noch aufhalten. | 5Inland
|
GfK weist bewusste Benachteiligung der Privatsender zurück – Marktforscher prüft Klage gegen Kronehit-Chef Swoboda wegen dessen Aussagen. Wien – Nach den aufgeflogenen Manipulationen beim Radiotest richten der Marktforscher Gfk und die Radiosender nun ein gemeinsames sogenanntes Revisionskomitee ein, teilte GfK am Freitag nach einem Treffen mit den Auftraggebern mit. Laut GfK wurde kein Sender bewusst benachteiligt. Dem Kronehit-Chef Ernst Swoboda droht das Marktforschungsunternehmen mit Klage. Die bisherigen Untersuchungen seitens GfK haben ergeben, dass weder eine grundsätzliche Bevorzugung noch grundsätzliche Benachteiligung spezifischer Sender bewusst vorgenommen worden ist, erklärte GfK in einer Aussendung. Es ergaben sich außerdem keinerlei Anhaltspunkte für irgendeine Form der Einflussnahme auf die Studienergebnisse durch den ORF oder die privaten Sender. Entsprechende Spekulationen und Anschuldigungen vom neuen Präsidenten des Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP) und Geschäftsführers von KroneHit, Ernst Swoboda, seien für eine sachorientierte Aufklärung nicht hilfreich. GfK weist auch Swobodas unseriöse Schadensabschätzungen zurück. Man prüfe angesichts seiner öffentlichen Stellungnahmen rechtliche Schritte gegen Swoboda. Swoboda hatte in einem Interview mit der APA gesagt: Ich schätze das Volumen wird irgendwo bei 15 bis 20 Millionen sein, um das die Privatsender geschnalzen worden sind, und die der ORF zu viel bekommen hat. Aufgabe des nun eingerichteten Revisionskomitees sei es, die von GfK vorgenommenen Glättungen der Radiotest-Daten detailliert aufzuarbeiten und sich auf ein einvernehmliches, methodisches Vorgehen zu einigen, bei dem methodische Weiterentwicklungen auf wissenschaftlich korrekter Basis sowie in transparenter Abstimmung mit allen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Radiotest vorgenommen werden, heißt es in der Aussendung weiter. Für den Radiotest 2016 wird ein externer Auditor eingebunden. Wir freuen uns, dass wir nach dem intensiven Dialog mit unseren Kunden durch die Einrichtung eines Revisionskomitees nun einen gemeinsamen Weg in die Zukunft einschlagen können, erklärte Thomas Bachl, Geschäftsführer von GfK Austria. Sein Co-Chef Alexander Zeh war kurz nach Bekanntwerden der Radiotest-Manipulationen zurückgetreten. | 6Etat
|
Ende nächster Woche soll in Oberösterreich, wo die Raumordnung vereinfacht wurde, kein Flüchtling mehr im Zelt wohnen. Wien – Zumindest in einem Bundesland sollte schon bald kein Flüchtling mehr im Zelt wohnen müssen: Ende nächster Woche werden bei uns alle Asylwerber aus den Zelten in Landesquartiere übersiedelt sein, sagte Oberösterreichs Soziallandesrätin Gabriele Jahn (SPÖ) zum STANDARD. Konkret sollen die mit Stand vom Mittwoch 256 in Linz und Thalham unter Planen lebenden Schutzsuchenden in sommerbedingt leere Schulen und Internate übersiedeln. Insgesamt werde es in solchen Übergangsquartieren 700 Plätze geben. Zu Schulbeginn würden sie wieder geräumt. Jahn: Die Flüchtlinge kommen dann in fixe Quartiere. Derer soll es allein bis Augustbeginn 1.500 neue geben, sodass dann landesweit 7.100 Plätze existieren. Bei der Suche, so Jahn, komme den neuen Bezirkssteuerungsgruppen eine zentrale Rolle zu. Diese können sich auf eine – wie berichtet – seit 6. Juli vereinfachte Landesbau- und Raumordnung berufen: Früher konnten Gebäude, die etwa als Kuranstalten gewidmet waren, für Flüchtlinge nicht genutzt werden. Das ist jetzt anders. Und in Häusern, in denen Asylwerber leben, müssen jetzt keine Lifte mehr eingebaut werden, wenn das Haus mehr als vier Stockwerke hat. Derlei Erleichterungen bei der Asylquartiersuche gibt es nicht nur in Oberösterreich. Auch Salzburg und Vorarlberg haben in den vergangenen zwei Wochen ihre Bau- und Raumordnungen vereinfacht, in Tirol ist eine Änderung in Vorbereitung. Sie soll im Herbst beschlossen werden. Die am 8. Juli vom Salzburger Landtag im Kraft gesetzte Novelle lässt Flüchtlingsunterkünfte in allen Baulandkategorien zu. Auf zwei Jahre befristete Wohncontainer brauchen weder eine Bauplatzerklärung noch eine Baubewilligung und können auch auf Gewerbeflächen aufgestellt werden. Auch die baubehördlichen Vorschriften wurden gelockert – bestehende Gebäude müssen aber weiterhin ein tragbares Maß an Festigkeit, Brandschutz, Hygiene, Nutzungssicherheit und Schallschutz aufweisen. Ähnlich sind die neuen Bestimmungen in Vorarlberg. Um brachliegende Hallen zu Quartieren zu machen, wurde dort am 9. Juli im Landtag eine befristete Änderung des Baugesetzes beschlossen. Damit werden Bürgermeister als Baubehörde umgangen, zahlreiche Auflagen wie Ortsbildpflege, Umweltschutz- und Energieeinsparregeln gelten nicht mehr. In Tirol versichert der zuständige Landesrat Johannes Tratter (ÖVP), dass man trotz Novelle grundlegende Standards erhalten werde. Im Innenministerium begrüßt ein Sprecher die Landesnovellen. Viele zusätzliche Quartierplätze werde es wohl aber erst nach einer Anlaufzeit geben: Nach wie vor würden weit mehr Menschen neu um Asyl ansuchen, als die Länder übernähmen, sodass sich im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen immer mehr Menschen zusammendrängten. Sieben der neun Bundesländer seien bei der Asylquartierquote säumig, sagt der Sprecher. Nur Wien und Niederösterreich lägen bei über 100 Prozent. In Niederösterreich entspreche das nicht der Realität, meint Oberösterreichs Landesrätin Jahn: Ohne Anrechnung der in Traiskirchen Untergebrachten müssten dort bis Ende Juli 1.500 Landesplätze geschaffen werden. | 1Panorama
|
Fünf weitere Institutionen betroffen. Washington – Vor dem Hintergrund des Syrien-Konflikts verschärfen die USA ihren Sanktionskurs gegen Russland. Wegen Unterstützung der syrischen Regierung würden Strafmaßnahmen gegen die russische Financial Alliance Bank verhängt, teilte das US-Finanzministerium am Mittwoch mit. Zudem würden zwei Personen mit Verbindungen zur Bank mit Sanktionen belegt. Andere Strafmaßnahmen treffen fünf weitere Institutionen und zwei Personen, die ebenfalls den syrischen Machthaber Bashar al-Assad unterstützten. Darunter sei ein syrischer Geschäftsmann, der als Mittelsmann bei Ölgeschäften zwischen der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) und der syrischen Führung fungiert habe. | 2International
|
Besuch Ende Dezember abgesagt – Zuvor starke Proteste in Israel. Donald Trump, Bewerber um die republikanische US-Präsidentschaftskandidatur und derzeit wegen antiislamischer Äußerungen stark in der Kritik, hat seinen für 28. Dezember geplanten Besuch in Israel abgesagt. Auf Twitter kündigte er an, er werde den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu später besuchen, wenn ich Präsident der USA bin. In Israel selbst kamen zuvor vor allem aus der Linksopposition Aufrufe an Netanjahu, das Treffen mit Trump abzusagen, das ein Schlag ins Gesicht der muslimischen Bürger Israels wäre. Trump hatte zuletzt im eigenen Land und in der Welt Empörung ausgelöst, als er die komplette und vollständige Beendigung der Einreise von Muslimen in die USA verlangt hatte. Netanjahu weist DonaldTrumps jüngste Bemerkungen über Muslime zurück, hieß es in einer Erklärung der israelischen Premierskanzlei. Doch das Treffen mit Trump sei schon vor zwei Wochen vereinbart worden, und Netanjahu wolle alle Präsidentschaftsbewerber von jeder Partei treffen, die Israel besuchen – diese Politik bedeutet keine Unterstützung irgendeines Kandidaten oder seiner Ansichten. Besuche von US-Präsidentschaftsbewerbern in Israel sind üblich, doch in der Vergangenheit war dem konservativen Premier immer wieder vorgeworfen worden, er würde in Washington zugunsten der Republikaner Stimmung machen. Die Jerusalem Post berichtete, dass Trump sogar einen Rundgang auf dem Tempelberg vorbereite. Auch bevor er seinen Besuch absagte, galt es als ausgeschlossen, dass die israelischen Behörden das genehmigen würden. Wegen der Spannungen in der Region hat Netanjahu auch einheimischen Politikern derartige Besuche untersagt. Ein Auslöser der seit Monaten anhaltenden Terrorwelle war die Befürchtung von Palästinensern gewesen, die Regelungen für das Plateau, auf dem der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee stehen, könnten verändert werden. Eine Petition, die Netanjahu aufforderte, Trump wieder auszuladen, wurde von 37 israelischen Parlamentariern unterschrieben, darunter auch zwei, die der Regierungskoalition angehören. Während alle Führungspersönlichkeiten in den USA und in der Welt die rassistischen und finsteren Aussagen von Herrn Trump verurteilen, will unser Premierminister mit ihm zusammensitzen, sagte die Initiatorin der Petition, die linksgerichtete Abgeordnete Michal Rosin. Oppositionschef Jizchak Herzog von der Arbeiterpartei erklärte hingegen, er würde für sich selbst ein Treffen mit Trump nicht ablehnen. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin, der gerade in Washington zu Besuch ist, schien auch auf Trump zu reagieren, als er dort sagte: Wir sind nicht im Krieg mit dem Islam. | 2International
|
Ob sich Österreich in eine Buhmann-Rolle in Europa manövriert, fragt Ingrid Thurnher den Vizekanzler. Wien – Vom EU-Sondergipfel am Montag werden entscheidende Weichenstellungen für die künftige Flüchtlingspolitik Europas erwartet. Österreichs Kurs mit fixen Obergrenzen und Tageskontingenten zeigt einstweilen Wirkung: Es kommen deutlich weniger Flüchtlinge, dafür staut es sich in Griechenland, weil die Balkan-Staaten nachgezogen und ihre Grenzen dicht gemacht haben. Österreich muss sich dafür heftige Kritik aus Brüssel, Berlin und Athen gefallen lassen. Zu Recht? Darüber diskutieren bei Ingrid Thurnher Im Zentrum am Sonntag um 22 Uhr in ORF 2: Nutzen Sie das Forum, um sich mit anderen über die Sendung auszutauschen. | 6Etat
|
AMS-Chef Kopf begrüßt Debatte über Zuverdienst, hält Deckelung wie in Niederösterreich aber für unsinnig. Wien- AMS-Chef Johannes Kopf zählte zu den ersten Kritikern der rigiden Zuverdienstgrenzen bei der Mindestsicherung. Laut einer Bund-Länder-Vereinbarung aus dem Jahr 2010 ist nur ein Freibetrag zwischen 58 und 140 Euro pro Monat vorgesehen. Jeder darüber hinaus verdiente Euro senkt also die Mindestsicherung. Wie berichtet denkt Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) nun an eine Änderung. Vorbild ist für ihn Niederösterreich, wo ein neues Landesgesetz dafür sorgt, dass der Freibetrag rund doppelt so hoch ist. Allerdings dürfen Mindestsicherung und Zuverdienst in Summe bei Alleinstehenden nicht über 1.159 Euro pro Monat liegen. Zur Orientierung: Die Mindestsicherung allein liegt derzeit bei 827,82 Euro. Inaktivitätsfalle Kopf begrüßt grundsätzlich die Zuverdienstdebatte: Ich freue mich, dass Niederösterreich der Vorreiter ist, diese Inaktivitätsfalle, wonach – insbesondere bei Bedarfsgemeinschaften – Personen kaum Leistungsanreiz zur Arbeit haben, nun geschlossen wird. Das sei ein echter Fortschritt, sagt Kopf auf STANDARD-Anfrage. Allerdings: Wenn ich das niederösterreichische System richtig verstanden habe, gibt es dabei noch eine Art Deckel und damit einen Einkommensbereich, in dem sich Mehrleistung, zum Beispiel durch Überstunden, noch immer nicht lohnt. Das erscheint mir unsinnig. Kopf wäre dafür, die Deckelung von 1.159 Euro nach einer Evaluierung in ein, zwei Jahren abzuschaffen. Zusätzliche Stunden bringen nichts Beispiele des STANDARD haben gezeigt, dass die Deckelung bei einem Zuverdienst von rund 860 Euro erreicht ist (wenn man 14 Gehälter auf einen Monatsschnitt herunterbricht). Es macht also finanziell keinen Unterschied, ob man 860 oder 1.000 Euro dazuverdient – inklusive Mindestsicherung bleiben immer die erwähnten 1.159 Euro. Die Armutskonferenz plädiert dafür, bei den nun laufenden Verhandlungen die neun Landesgesetze zur Mindestsicherung zu vereinheitlichen. Gefordert wird auch ein Rechtsanspruch für Ausgaben, die nicht als Kosten des täglichen Lebens gewertet werden können – etwa für die Geburt eines Kindes oder für Reparaturen. Für nicht gerechtfertigt hält man die Kritik an Wien. Die Tatsache, dass 56 Prozent aller Bezieher in der Bundeshauptstadt wohnen, sorgt immer wieder für Diskussionen. Die Konzentration auf die Städte sei aber in anderen Bundesländern ebenfalls gegeben, so die Armutskonferenz. Sie hat auf Basis von Länderdaten ermittelt: In den Landeshauptstädten liegt der Anteil der Mindestsicherungsbezieher um das 2,1-Fache (Linz) bis 2,5-Fache (St. Pölten) über dem jeweiligen Landesschnitt. Faktor Stadt Je größer die Stadt, desto höher ist folglich der Anteil an Beziehern. In der Stadt Salzburg leben beispielsweise 60,1 Prozent aller Salzburger Mindestsicherungsbezieher, in Graz leben 52,1 Prozent der steirischen, in Linz 29,5 Prozent der oberösterreichischen und in St. Pölten 7,9 Prozent der niederösterreichischen Bezieher. Erklärt wird das von Sozialexperte Martin Schenk mit der geringeren Scham in Städten, Anträge zu stellen, mit dem besseren Informations- und Beratungsangebot, aber auch mit Pfandrechten der Sozialämter. Was damit gemeint ist: Wer ein Eigenheim besitzt, muss den Behörden bei längerem Mindestsicherungsbezug ein Pfandrecht einräumen. Das halte viele Menschen auf dem Land (in den Städten wird häufiger auf Miete gewohnt) davon ab, Anträge zu stellen. | 5Inland
|
SPÖ-Mandatar setzt Schritt wegen Präsidentenkurs: "Gezielte Vernichtung von Teilen des Volks". Wien – Aus Protest gegen den von Kurs des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan hat SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim seine Mitgliedschaft in der türkisch-österreichischen Parlamentarier-Freundschaftsgruppe ruhend gestellt. Als überzeugter Demokrat und Freund des türkischen Volkes müsse er diesen Schritt setzen, teilte er dem Botschafter in Österreich in einem Schreiben mit. Das Verhalten Erdogans und seines Umfeldes sei mit der Wertewelt demokratischer Staaten nicht vereinbar. Denn einerseits würden die Kurden – die hervorragenden Anteil am Kampf gegen den IS hätten – aufs Blutigste bekämpft, und andererseits immer wieder Schritte gesetzt, die den Kampf gegen den IS behindern. Ich bin der Meinung, dass sich das freiheitsliebende türkische Volk einen Präsidenten, zu dem sich Präsident Erdogan nun entwickelt, nicht verdient hat, schreibt Jarolim. Er äußert große Sorge und Unverständnis über die brutalen, autoritären und durch nichts gerechtfertigten Aktivitäten des Präsidenten – von der undemokratischen, vom Zaun gebrochenen Neuwahl über die Beschränkung der Meinungsäußerungs- und Versammlungsfreiheit, intransparente Gerichtsverfahren bis zur jüngsten und gezielten Vernichtung von Teilen des eigenen Volks. Jarolim hat, wie er der APA berichtete, sein Schreiben an Botschafter Mehmet Hasan Gögüs, Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) und Brigitte Jank (ÖVP) gesandt. Jank ist die Vorsitzende der – von österreichischer Seite bisher 15 Nationalrats- und Bundesratsabgeordnete umfassenden – Freundschaftsgruppe. | 5Inland
|
Kanadische Forscher stoßen auf einen bemerkenswerten Fall von konvergenter Evolution. Vancouver – Dass zwei im evolutionären Stammbaum so weit voneinander entfernte Zweige des Lebens wie Wirbeltiere und Kopffüßer Linsenaugen entwickelt haben, die einander erstaunlich stark ähneln, gilt als Paradebeispiel für konvergente Evolution. Von einem noch verblüffenderen Fall berichten nun Forscher der kanadischen University of British Columbia in Nature: Sie haben bei einem Warnowiiden aus dem Nordpazifik eine lichtempfindliche Struktur entdeckt, deren Einzelbestandteile den Merkmalen von Linse, Hornhaut, Iris und Netzhaut zu entsprechen scheinen. Das Erstaunliche daran: Warnowiiden sind nicht einmal Tiere, sondern Dinoflagellaten. Und es sind Einzeller, weshalb hier auch nicht von einem lichtempfindlichen Organ gesprochen werden darf. Umso mehr erstaunt die Forscher um Greg Gavelis, wie komplex dieses aus verschiedenen Organellen zusammensetzte Ocelloid ist. Bei der Entdeckung hatte man deswegen zunächst angenommen, ein Warnowiide hätte das Auge eines kleinen vielzelligen Tiers gefressen. Wie und wofür genau diese winzigen Organismen, die zum Plankton zählen, ihr Quasi-Auge einsetzen, ist noch nicht ganz geklärt. Warnowiiden machen mit harpunenartigen Strukturen Jagd auf andere Einzeller. Möglicherweise hilft ihnen das Ocelloid dabei, Lichtveränderungen wahrzunehmen, wenn einfallendes Sonnenlicht den transparenten Körper eines Beutewesens passiert. (red, 5. 7. 2015) | 7Wissenschaft
|
Herausragender Kicker des Meisters fällt mehrere Wochen aus und wird auch Liga-Start im Februar verpassen. Salzburg – Red Bull Salzburg muss mehrere Wochen ohne Naby Keita auskommen. Beim 20-Jährigen aus Guinea wurde eine Malariaerkrankung diagnostiziert. Der Spielgestalter des Tabellenführers, im Herbst mit acht Ligatoren und sechs Assists überragend, reist daher am Sonntag auch nicht mit ins Trainingslager nach Belek. Das gaben die Salzburger am Freitag bekannt. Keita hatte nach seiner Rückkehr aus der Winterpause zuletzt immer wieder mit Fieber zu kämpfen. Umfangreiche Untersuchungen ergaben nun den Malaria-Befund. Die Erkrankung ist ein schwerer Schlag, wird der Spielmacher damit doch auch den Ligastart Anfang Februar verpassen. Die Salzburger gastieren in der ersten Frühjahrsrunde am 7. Februar bei der Admira. Keita hat im Herbst mit zwei Ausnahmen alle Ligaspiele bestritten, er war im Sommer 2014 nach Salzburg gewechselt. Dort hat er sich im vergangenen Jahr zu einem der stärksten Spieler der Liga entwickelt. An seiner Stelle reist nun der Brasilianer Joao Pedro (19) vom Zweitteam FC Liefering mit ins Trainingscamp. | 4Sport
|
Im Ranking der Länder, aus denen die meisten Migranten netto nach Wien zuwandern, ist die Türkei nicht mehr unter den Top 20. Wien – Unter den Zuwanderern nach Wien nehmen die Türken keinen großen Stellenwert mehr ein. In den vergangenen zehn Jahren sind vor allem Deutsche zugewandert, dahinter kommen Polen und Rumänen. Auf Platz vier stehen Serbien und Montenegro, dahinter folgt Ungarn. Betrachtet man nur das Jahr 2014, sind die Rumänen auf Platz eins, gefolgt von Syrern, Serben und Polen. Das ehemalige Top-Zuwanderungsland Türkei liegt laut MA 23 im Saldo nicht mehr unter den Top-20-Staaten. Der Saldo bezeichnet die Differenz aus Zu- und Abwanderung aus einem/in ein Land. Ein Viertel der Wiener darf nicht an der Wien-Wahl teilnehmen: Sie haben den falschen Pass. Mitstimmen dürfen nur Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft und EU-Bürger, die in die Wählerevidenz eingetragen sind – wobei Letztere nur auf Bezirksebene wahlberechtigt sind. Von den 460.163 Wienern ohne österreichische Staatsbürgerschaft sind 57 Prozent Drittstaatsbürger, 43 Prozent sind EU-Bürger. Wobei sich die Mischung ändert, weil die Zuwanderung laufend EU-europäischer wird. Den größten Ausländeranteil hat der 15. Bezirk: In Rudolfsheim-Fünfhaus dürfen 38,5 Prozent der Bewohner nicht wählen. In der Brigittenau sind es 33,6 Prozent, in Margareten 33,2 Prozent. Am unteren Ende der Statistik finden sich die transdanubischen Flächenbezirke Floridsdorf (18,5 Prozent) und Donaustadt sowie Hietzing (beide 15,8 Prozent) und als Schlusslicht Liesing (14,6 Prozent). Laut Rathausstatistik können auf Gemeinderatsebene rund 214.000 Personen, die im Ausland geboren wurden, an der Wahl am 11. Oktober teilnehmen. Das sind in etwa 18,7 Prozent der gut 1.144.000 Wahlberechtigten – und somit fast jeder fünfte Wiener. Grundsätzlich dürfen den Gemeinderat beziehungsweise Landtag in Wien all jene wählen, die die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, hier hauptgemeldet sind und spätestens am Tag der Wahl 16 Jahre alt werden. Die 214.888 Personen, die diese Kriterien erfüllen, aber außerhalb Österreichs zur Welt gekommen sind, seien aber nicht alle per se Migranten, erklärte das Büro der für Wahlen zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Denn darunter fallen etwa auch Kinder, die während eines Familienurlaubs im Ausland geboren wurden. | 5Inland
|
Zumindest in einem Monat wurden in den USA online mehr Microsoft-Tablets verkauft. Microsoft ist ein kleiner Triumph über Rivalen Apple am Tablet-Markt gelungen. Im Oktober betrug der Marktanteil des Surface Pro 4 in den USA bei im Internet gekauften Tablets 45 Prozent. Apples iPads kamen auf 17 Prozent, wie Fortune unter Berufung auf die Analysefirma 1010data berichtet. Davor lagen die Verkaufszahlen immer hinter jenen Apples. 1010data stützt sich auf die freiwillige Übermittlung der Einkaufs-History von Online-Käufern. Die Käufe direkt in Geschäften wurden nicht einbezogen. Abzuwarten ist wie sich Apples iPad Pro auf den Markt auswirkt. Das neue Riesentablet kam erst im November auf den Markt. Der WebStandard konnte das neue Apple-Tablet und Microsofts Surface Pro bereits miteinander vergleichen. | 0Web
|
"Nobody" Bourgue forderte Schotten – Ivo Karlovic mit 37 nach 4:31 Stunden in Runde drei – Gewinnen Zverev und Thiem am Donnerstag gibt es Nizza-Final-Neuauflage. Paris – Andy Murray hat auch in der zweiten Runde der French Open in Paris schwere Zeiten überstehen müssen. Der als Nummer zwei gesetzte Schotte lag am Mittwoch gegen den unbekannten Franzosen Mathias Bourgue (ATP-164.) bereits 1:2 in Sätzen zurück, ehe er nach 3:34 Stunden mit 6:2,2:6,4:6,6:2,6:3 weiterkam. Er trifft nun auf einen anderen Marathonmann: Den 2,11-m-Hünen Ivo Karlovic. Der Kroate hatte sich zuvor auf Court 3 mit dem ebenfalls unbekannten Wildcard-Spieler Jordan Thompson aus Australien eine Tennis-Schlacht geliefert. Erst nach 4:31 Stunden setzte sich der haushohe Favorit, wörtlich wie bildlich, gegen den Weltranglisten-94. durch. Der 37-jährige Kroate ist 15 Jahre älter als Thompson und war mit nicht weniger als acht Erstrunden-Niederlagen nach Paris gekommen. Er ist der älteste Spieler seit der damals 38-jährigen US-Legende Jimmy Connors 1991, der die dritte French-Open-Runde erreichte. Alt ausgesehen hat auch der Weltranglisten-Zweite Andy Murray einige Mal auf dem Court Philippe Chatrier. Wie ein Rohrspatz schimpfend und mit sich hadernd, kämpfte sich der Olympiasieger aber doch in die Runde der letzten 32. Murray erweist sich allerdings als Fünf-Satz-Spezialist: Seine Karrierebilanz über die volle Distanz lautet 22:7-Siege und er hat von den vergangenen 16 Marathons gleich 14 gewonnen. Kurios ist zudem, dass Murray nach dem Fünf-Satz-Thriller gegen Radek Stepanek zum Auftakt nun in Karlovic erneut gegen einen 37-Jährigen spielt. Der 15 Jahre jüngere Bourgue hat jedenfalls eine große Talentprobe abgegeben. Er hat exzellent gespielt. Er hat viele Punkte diktiert, hat mich bis zum Ende viel laufen lassen, sogar als ich im fünften Satz schon ziemlich vorangelegen bin. Er hat sicher eine fantastische Zukunft, sagte Murray. Noch nie zuvor hatte Bourgue überhaupt ein Match auf der ATP-Tour bestritten. Seine Ernährung während eines Spiels sollte er vielleicht aber noch überdenken. Bei einem Seitenwechsel fragte der Franzose den Stuhlschiedsrichter, ob ihm jemand ein Mars und ein Coca-Cola bringen könne. Während Murray neuerlich viel Kraft auf dem Platz ließ, hatte der Titelverteidiger nach seinem Fünf-Satz-Drama zum Auftakt diesmal leichteres Spiel: Der als Nummer 3 gesetzte Schweizer Stan Wawrinka setzte sich gegen den Japaner Taro Daniel 7:6(7),6:4,6:4 durch und misst sich nun mit dem Franzosen Jeremy Chardy. Ich habe in den ersten beiden Matches sicher nicht mein bestes Tennis gespielt, aber ich weiß, dass ich es in mir habe, sagte der 31-jährige Stan the man, der immerhin auch schon sein 45. Major in Folge spielt. Mit Dreisatz-Siegen kamen auch der aufstrebende Australier Nick Kyrgios (Nr. 17) und Richard Gasquet (FRA-9) weiter. Die beiden spielen nun in der dritten Runde um den Achtelfinaleinzug. Alexander Zverev, möglicher Drittrunden-Gegner und zuletzt in Nizza Finalgegner von Dominic Thiem, setzte sich am Mittwoch in der Fortsetzung des am Vortag abgebrochenen Erstrundenspiels durch. Der 19-jährige Deutsche, eines der vielversprechendsten Talente auf der ATP-Tour, rang den Franzosen Pierre-Hugues Herbert nach 3:08 Stunden mit 5:7,6:2,7:6(6),7:5 nieder. Nach dem Ende auf dem völlig überfüllten Court 17 herrschte ein Riesengedränge um den neuen Shooting-Star aus Deutschland, der viele Autogramm- und Selfie-Wünsche erfüllte. Ehe am Vorabend nach dem Tiebreak wegen Dunkelheit abgebrochen worden war, hatte Zverev bei 3:6 im Tiebreak drei Satzbälle abgewehrt. Natürlich war es zum Schlafengehen schon wichtig, dass du weißt, dass du nur noch einen Satz gewinnen musst und das Match ist vorbei. Zverev ist nach dem Ausscheiden von Kitzbühel-Sieger Philipp Kohlschreiber und Dustin Brown schon der letzte Deutsche im Herren-Einzel. Am Donnerstag spielt Zverev mit Stephane Robert erneut gegen einen Franzosen. Setzen sich Zverev und Dominic Thiem (gegen Guillermo Garcia-Lopez) durch, kommt es in Runde drei zu einer Wiederholung des Nizza-Finales. Ja, hoffentlich können wir beide morgen gewinnen und dann sehen wir uns in ein paar Tagen, sagte Zverev, der gut mit Österreichs Jungstar auskommt. Wir verstehen uns immer sehr gut, auf den Turnieren sind wir relativ oft zusammen. Hier wohnt er aber etwas weit von mir entfernt, erklärte der 1,98-m-Mann. Bei den Damen gab es vorerst keine Überraschungen am fünften Spieltag, der erstmals teilweise unter strahlendem Sonnenschein in Szene ging. Die als Nummer 6 gesetzte Mitfavoritin Simona Halep (ROM) hatte mit der Kasachin Sarina Dijas beim 7:6(5),6:2 im ersten Satz etwas Mühe, dafür gab die Nummer vier, Garbine Muguruza aus Spanien, überhaupt nur zwei Games ab. Die französische Wildcard-Spielerin Myrtille Georges war auf verlorenem Posten. | 4Sport
|
Jede Henne legt in ihrem Leben etwa 320 Eier bis sie zum Schlachthof kommt. Wie sieht ihr Lebensweg bis dahin aus?. Vom Küken zum Suppenhennen-Schlachthof in 20 Monaten – das ist das Los von 6,2 Millionen Hennen in Österreich. Davor durchlaufen die Legehennen vier Stationen: Selbst noch Ei kommen die künftigen Legehennen für etwa 20 Tage in einen Brutkasten. Nach dem Schlüpfen wird aussortiert: Junghennen kommen weiter in die Aufzucht, Junghähne werden mit Kohlendioxid (CO2) getötet. Sie legen keine Eier und wären in der Aufzucht um ein Vielfaches teurer, weil sie Futter schlechter in Fleisch umwandeln. Die Eintagsküken werden stattdessen als Futter für Greifvögel oder in Zoos verwendet. Bis dato ist nur bei Eiern mit Bio-Label davon auszugehen, dass auch männliche Küken großgezogen werden. Das betrifft jedes zehnte Ei in Österreich. Forscher an der Universität Leipzig arbeiten an einer Lösung, um das Geschlecht frühzeitig zu erkennen. Ein Laserstrahl schneidet dabei ein kleines Loch in die Schale. Unter dem Mikroskop wird dann automatisiert anhand der Blutzellen das Geschlecht bestimmt. Danach wird das Ei verschlossen und bebrütet bis das Küken schlüpft oder aussortiert und als Eiprodukt in der Lebemittelerzeugung. Es wird noch drei bis fünf Jahre dauern bis das Verfahren praxistauglich ist, schätzt Michael Wurzer, Geschäftsführer der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft. Dann sollen männliche Eier nicht mehr ausgebrütet werden. 2. Die Junghennen-Aufzucht 137 Betriebe ziehen innerhalb von vier bis fünf Monaten die Junghennen auf. Danach sind sie in einem Alter, in dem sie beginnen Eier zu legen. 3. Die Eierproduktion Die längste Phase im Leben einer Henne. Innerhalb von 15 Monaten legt jede Henne etwa 320 Eier. Die Osterzeit selbst ist aber nicht jener Zeitraum, in dem in Österreich die meisten Eier verbraucht werden. Die Saison beginnt im Herbst und erreicht dann in der Vorweihnachtszeit ihren Höhepunkt, weil in vielen Haushalten gebacken wird. Bis zum Osterfest bleibt der Konsum hoch, fällt danach aber deutlich ab. Wie viele Eier eine Henne legt unterscheidet sich nicht nach Art der Haltung. Ob in Bodenhaltung, Freilandhaltung oder biologischer Haltung – es bleibt bei 320 Eiern. Differenzen gibt es in den Inhaltsstoffen, beispielsweise beim Gehalt an Omega-3-Fettsäuren. Je älter eine Henne ist, desto größer das Ei. Nach den 15 Monaten wird die Schale dünner und brüchiger, deutlich weniger Eier können verkauft werden. Dann erreicht die Legehenne die letzte Station ihres Lebensweges. 4. Der Schlachthof Nach etwa 20 Monaten werden die Legehennen zu Suppenhühnern verarbeitet. (Gerald Gartner, 26.03.2016) Grafik: Magdalena Rawicka. | 1Panorama
|
USA werfen Vereinten Nationen mangelnden Einsatz vor. New York – Nach der Gewalt der vergangenen Tage hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon vor einem Bürgerkrieg im ostafrikanischen Burundi gewarnt. Der Konflikt im Land drohe die gesamte Region zu erfassen, sagte Ban am Mittwoch. Zugleich kündigte er an, noch in dieser Woche seinen Gesandten Jamal Benomar in die Region zu schicken, um mit Vertretern in der Hauptstadt Bujumbura sowie der Afrikanischen Union zu verhandeln. Staatschef Pierre Nkurunziza Mitte Mai angekündigt, für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. Die Regierung geht seither mit Gewalt gegen Proteste der Opposition vor. Mehr als 300 Menschen wurden getötet, dutzende allein in den vergangenen Tagen. Die USA warfen den Vereinten Nationen am Mittwoch mangelnden Einsatz zur Beilegung der Krise vor. Die US-Botschafterin bei der Uno, Samantha Power, beklagte eine unzureichende Notfallplanung für das Land. Das müsse sich rasch ändern. | 2International
|
Gespart werde am Patienten. Wien – Nachdem der Hauptverband der Sozialversicherungsträger am Montag seine Budgetprognose deutlich revidiert hat, kam am Dienstag Kritik von den Neos. Gesundheitssprecher Gerald Loacker warf dem Hauptverband unter Ulrike Rabmer-Koller vor, bei den Finanzen zu tricksen. Ulrike Rabmer-Koller setzt dieses billige Spiel ihrer Vorgänger zum Leidwesen der Versicherten fort. Anstatt die Gesundheitsreform, ELGA oder die Strukturreform der Kassen voranzutreiben, wird mit den Rabatt-Millionen der Pharmaindustrie das ineffiziente Kassensystem weiter durchgefüttert, so Loacker. Gespart werde stattdessen am Patienten. Wichtige Innovationen im Arzneimittelbereich würden den Patienten vorenthalten. | 5Inland
|
Regierungschef zeigt Bereitschaft zu Bündnis mit Sozialdemokraten, wenn sich diese von der Rechten distanzieren. Athen – Angesichts knapper Umfragen schließt Griechenlands Ex-Regierungschef und Syriza-Vorsitzender Alexis Tsipras gut zwei Wochen vor der Parlamentsneuwahl eine Koalition mit den Sozialdemokraten nicht mehr kategorisch aus. Bedingung für ein Bündnis mit der Pasok sei, dass sich deren neue Vorsitzende Fofi Gennimata von der Rechten distanziert, sagte Tsipras am Donnerstagabend dem Fernsehsender Kontra. Tsipras war in der vergangenen Woche als Ministerpräsident zurückgetreten. Eigentlich hoffte der nach wie vor populäre Syriza-Chef, der nach einem dramatischen Kurswechsel die Bedingungen der Geldgeber für ein drittes Rettungspaket akzeptiert hatte, bei der Wahl am 20. September eine absolute Mehrheit für seine Linkspartei zu erreichen. Nach mehreren Umfragen liegen Syriza und die konservative Nea Dimokratia (ND) derzeit aber fast gleichauf bei rund 25 Prozent. Bisher hatte Tsipras eine Zusammenarbeit mit den Parteien des alten Regimes – zu denen er die langjährige Regierungspartei Pasok zählt – ausgeschlossen. In dem Fernsehinterview sagte er nun, Pasok-Chefin Gennimata habe eine rechte Position und nicht die Position der europäischen Sozialdemokraten eingenommen. Wenn sich das nicht ändert – und ich wäre froh, wenn es sich ändert –, gibt es keine Perspektive für eine Kooperation. Tsipras bisheriger Koalitionspartner, die rechtsgerichteten Unabhängigen Griechen (Anel), könnten am 20. September an der Dreiprozenthürde scheitern. Pasok liegt zwar selbst nur bei rund fünf Prozent, allerdings hatte Gennimata Anfang der Woche beschlossen, ein Bündnis mit der gemäßigten kleinen Linkspartei Dimar zu bilden. | 2International
|
Die Terrorgruppe rüstet sich für die Fußball-EM und kündigt Anschläge in Europa und den USA an. Bagdad – Die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat ihre Anhänger laut einer neuen Audiobotschaft zu Anschlägen in Europa und den USA aufgerufen. In einem der Gruppe zugeschriebenen Clip, der am Samstag auf Twitter verbreitet wurde, werden die Gefolgsleute von einem Sprecher angehalten, im Fastenmonat Ramadan Angriffe auf militärische und zivile Ziele im Westen zu verüben. Für die Echtheit der Aufnahme gab es zunächst keine Bestätigung. Der Ramadan beginnt heuer Anfang Juni. Die radikalen Sunniten haben große Teile des Irak und Syriens unter ihre Kontrolle gebracht und sind auch in Libyen und Afghanistan präsent. Nach jüngsten Angaben des französischen Geheimdienstes rüstet sich der IS für eine Welle von Bombenanschlägen auf Menschenmengen während der Fußball-Europameisterschaft. Vor sechs Monaten waren bei koordinierten Anschlägen auf Cafes, Bars, ein Fußballstadion und eine Konzerthalle in Paris 130 Menschen ums Leben gekommen. Die EM startet am 10. Juni und dauert bis zum 10. Juli. Zu den 51 Spielen in zehn Stadien werden mehr als 2,5 Millionen Besucher erwartet. | 2International
|
Hans Joachim Schellnhuber: Kohlenstoff-Anreicherung in der Atmosphäre reicht aus, um nächste Kälteperiode zu verhindern. München – Rückblickend befinden wir uns derzeit in einer nacheiszeitlichen Warmzeit innerhalb eines globalen Eiszeitalters. Diese Warmzeit nahm vor rund 11.000 Jahren ihren Anfang und sollte nach dem bisherigen Forschungsstand in rund 60.000 Jahren einer erneuten Kaltzeit Platz machen. Dazu dürfte es allerdings nach Ansicht des renommierten Klimaforschers Hans Joachim Schellnhuber nicht kommen: Die nächste Eiszeit fällt also gleichsam aus – verantwortlich dafür sei laut Schellnhuber der menschengemachte Klimawandel. Der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sprach bei der Eröffnung des 9. Münchner Klimaherbstes. Durch die Verfeuerung fossiler Energieträger seit Beginn der industriellen Revolution seien bereits 500 Gigatonnen Kohlenstoff zusätzlich in die Atmosphäre eingebracht worden. Diese Menge reiche aus, um die nächste Kälteperiode zu verhindern. Der Mensch ist bereits eine so starke geologische Kraft geworden, dass er sogar Eiszeiten unterdrücken kann, sagte Schellnhuber. Etwa zwei Monate vor dem UNO-Klimagipfel in Paris warnte Schellnhuber vor einer Erwärmung der Erde über zwei Grad Celsius hinaus. Falls dieses Ziel nicht erreicht werde, gerate das Klimasystem völlig außer Kontrolle. Bereits eine Erwärmung bis zu zwei Grad bedeute, dass der Meeresspiegel um schätzungsweise sechs Meter ansteige und viele Ökosysteme wie die Korallenriffe zerstört würden. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Oberhalb dieser Grenze sei kein Halten mehr. Bei business as usual werde sich die Erde im 21. Jahrhundert um vier bis fünf Grad erwärmen, mit katastrophalen Folgen. Falls die Menschheit den bisherigen Wachstumspfad weiter verfolge und alle fossilen Reserven an Kohle, Erdöl und Gas verfeuere, sei sogar mit einer Erwärmung um mindestens 8 Grad zu rechnen, sagte Schellnhuber. Dann würden selbst die gigantischen Eismassen der Ostantarktis abtauen. Laut einer vor wenigen Wochen präsentierten Studie könnte dieses Szenario in den kommenden 10.000 Jahren Realität werden. Die Folge wäre ein globaler durchschnittliche Anstieg der Ozeane um fast 60 Meter. | 7Wissenschaft
|
Nintendos erste Heimkonsolen-Fortsetzung seit elf Jahren kann nicht überzeugen. Als virtueller Tennisspieler hatte man es die vergangenen Jahre nicht leicht. Seit dem 2011 erschienenen Teil der wohl besten Simualtionsserie Top Spin, warten Fans ungeduldig auf einen Nachfolger für die aktuelle Konsolengeneration. Im Angesicht der unausgesprochenen Befürchtung, das Genre sei heute nicht mehr rentabel genug für große Produktionen, fühlt man sich fast genötigt, sich in arcadigen Gefilden umzusehen. Ein Hoffnungsschimmer in dieser desperaten Situation war heuer Mario Tennis Ultra Smash. Die Fortsetzung einer Serie, die zwar nie für Realismus, aber für viel schrägen Rückschlagspaß stand. Doch um jeden Anflug unangebrachter Euphorie zu ersticken: Für mehr als ein wenig Unterhaltung auf öden Partys reicht diese Neuauflage nicht. Der Verzicht auf so etwas wie eine Kampagne legt nahe, dass auch Hersteller Nintendo nicht mehr als einen Lückenfüller im Sinn hatte. Abseits dessen bewegt sich das neue Mario Tennis auf einem schmalen Grat zwischen unausgegorener Verspieltheit und Anspruchslosigkeit. Die Hauptattraktion liegt darin, sich während des Spiels mit einem Pilz dopen zu können und dadurch zum schlagkräftigen Riesen zu werden. Ein beim ersten Mal witzig anzusehender Effekt, der mit der immer gleichen Animation jedoch den Ballwechsel unterbricht und dem kleineren Gegenüber praktisch keine Chance mehr lässt. Ebenso unausgewogen wirken Glücksschläge, die eine bestimmte Tasteneingabe erfordern und dem Schwung Power verleihen. Anstatt jedoch die Vorzüge des Sports zu beflügeln, wird dadurch der Rhythmus unterbrochen und das taktische Element und das spielerische Können in den Hintergrund gerückt. Es ist wichtiger, rasch die richtigen Knöpfe zu drücken, als sich clevere Spielzüge einfallen zu lassen. Verzichtet man auf all diese Spektakel im Classic-Modus, bleibt ein stink normales Tennisspiel für ein bis vier Teilnehmer übrig, das allerdings wie auf Schienen abläuft. Out- und Netzbälle haben Seltenheitswert und die Frage nach dem richtigen Timing stellt sich selbst bei extremen Winkeln kaum. Das reicht gewiss für ein fröhliches Gesmashe, doch elf Jahre nach dem letzten Mario Tennis für Heimkonsolen darf man sich nicht nur als ausgehungerter Fan mehr erwarten. (Zsolt Wilhelm, 5.12.2015) Mario Tennis Ultra Smash ist für Wii U erschienen. UVP: 44,99 Euro. | 0Web
|
Präsidentin der Ärzte ohne Grenzen sieht "Angriff auf Genfer Konvention" – Obama bedauert Bombardement. Genf – Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat die Bombardierung ihrer Klinik im afghanischen Kunduz als Angriff auf die Genfer Konvention bezeichnet. MSF-Präsidentin Joanne Liu forderte am Mittwoch eine Untersuchung des Vorfalls mit 22 Toten durch die Internationale Humanitäre Ermittlungskommission (IHFFC). Sie habe kein Vertrauen in eine interne militärische Untersuchung. Das war nicht nur ein Angriff auf unser Krankenhaus, es war ein Angriff auf die Genfer Konvention. Das kann nicht hingenommen werden, sagte die MSF-Chefin zu Journalisten in Genf. Gemäß dem Genfer Abkommen dürfen zivile Krankenhäuser unter keinen Umständen angegriffen werden. Untersuchung gefordert MSF-Belgien-Generaldirektor Christopher Stokes hatte bereits am Montag eine vollständige und transparente Untersuchung durch eine unabhängige internationale Organisation gefordert. Nach US-Angaben hätten afghanische Streitkräfte, die unter Beschuss von Taliban-Kämpfern standen, den Angriff am Samstag angefordert. Bei den Toten handelt es sich den Angaben zufolge um zwölf MSF-Mitarbeiter und zehn Patienten, darunter drei Kinder. Nach Angaben der Hilfsorganisation waren die afghanischen und die US-Streitkräfte über die GPS-Koordinaten des Krankenhauses informiert, das seit vier Jahren in Betrieb war. Es war das einzige im Nordosten Afghanistans, das schwere Kriegsverletzungen behandeln konnte. US-Präsident Barack Obama hat am Mittwoch persönlich bei Liu und beim afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani angerufen. Obama habe dabei sein tiefes Bedauern ausgedrückt, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest. Zu der Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung wollte sich der Sprecher nicht äußern. | 2International
|
Neue Analyse: Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft stützen vor allem die Pensionen. Es ist eine gängige Wahrheit an Stammtischen und in Internetforen: 30 Prozent der österreichischen Bevölkerung glauben laut European Social Survey (ESS), dass Ausländer mehr Geld aus Sozialleistungen erhalten, als sie in die staatlichen Töpfe einzahlen. Etwa zwei Drittel gehen davon aus, dass Ausländer pari aussteigen, nur sieben Prozent halten sie für Nettozahler. Was stimmt? Experten aus dem Sozialministerium und dem Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung haben für das Vorjahr nachgerechnet – und geben der kleinen Minderheit im Volk recht. Laut der dem STANDARD vorliegenden Analyse haben Ausländer 2015 etwa 5,3 Milliarden Euro, das sind 9,5 Prozent aller Sozialbeiträge, eingezahlt, aber nur 3,7 Milliarden bzw. 6,1 Prozent der Leistungen herausbekommen. Bei den österreichischen Staatsbürgern dreht sich das Verhältnis um: Sie haben 50,5 Milliarden eingezahlt, aber 57,6 Milliarden erhalten. Pro Kopf gerechnet bekamen Österreicher um 970 Euro mehr, als sie beisteuerten, Ausländer um 1490 Euro weniger. Unter den Einzahlungen sind alle Sozialbeiträge erfasst, nicht aber Steuern, zumal Konsumsteuern nicht nach Staatsbürgerschaft ausgewiesen sind. Gegengerechnet wurden ausschließlich Geldleistungen, wie sie hierzulande 70 Prozent der Sozialausgaben ausmachen. Die Grundversorgung von Asylwerbern etwa ist nicht inkludiert. Es sei das niedrigere Alter, das Ausländer zu Nettozahlern mache, so die Analyse: Überproportional viele sind unter 50 Jahre alt – der Lebensabschnitt, in dem das Gros der Sozialabgaben anfällt. Umgekehrt sind Ausländer bei Leistungen, die im Erwerbsleben fließen, Nettoempfänger: In die Arbeitslosenversicherung zahlten sie 600 Millionen ein und bekamen 800 Millionen heraus, bei den Familienleistungen beträgt der Saldo 600 Millionen zu einer Milliarde. Für die Mindestsicherung, so die Analyse, sei mangels Daten keine genaue Aussage möglich: Einerseits dürfte der Anteil der Ausländer wegen hoher Armutsgefährdung überproportional sein, anderseits sind manche Gruppen nicht voll berechtigt. All das wiegen jedoch die Pensionen auf: Ausländer zahlten 2015 für die Altersversorgung 2,8 Milliarden ein, bekamen aber nur 1,1 Milliarden heraus. In Wahrheit finanzieren Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft die Pensionen, sagt Marc Pointecker, Koautor aus dem Sozialministerium: Die Idee der FPÖ, eine gesonderte Sozialversicherung für Ausländer einzuführen, würde ins Pensionssystem ein riesiges Loch reißen. | 5Inland
|
Im Streit mit dem FBI – Unterstützende Kundgebung vor Apple Stores in mehreren Städgen. Im Streit zwischen den US-Behörden und Apple um die geforderte Hilfe bei der Entsperrung von iPhones haben Demonstranten in mehreren US-Städten den Konzern unterstützt. Sie plädierten zudem dafür, dass ihre Daten geheim bleiben. Knackt nicht unsere Telefone hieß es auf einem Transparent, das Demonstranten am Dienstag (Ortszeit) vor dem Apple Store in San Francisco hochhielten. In Washington trug eine Demonstrantin eine riesige Sonnenbrille mit der Aufschrift Hört auf zu spähen (Stop spying). Vor der FBI-Zentrale in der US-Hauptstadt forderten Protestler Hände weg von meinem iPhone. Amerikanische Ermittler verlangen von Apple schon mindestens seit Oktober, iPhones zu entsperren. Der Konzern sträubt sich dagegen. Bisher stand vor allem der Fall im Mittelpunkt, bei dem das FBI von Apple verlangt, das iPhone des Attentäters von San Bernardino zu entsperren. Die Behörden wollen vor allem, dass Apple per Software-Eingriff eine Funktion aushebelt, die den Inhalt eines Telefons löscht, wenn zehn Mal ein falsches Passwort eingegeben wird. Erst wenn das geschieht, können Ermittler unendlich viele Passwörter ausprobieren, bis sie das richtige erwischen. | 0Web
|
Joel Goodman hielt in Manchester die Szene einer Silvesternacht fest. BBC-Redakteur Roland Hughes machte das Foto auf Twitter bekannt, ohne den Urheber zu nennen. Wien/Manchester/London – Nicht nur für Tausende auf Twitter, sondern auch für viele andere ist das Foto des Jahres 2016 bereits gefunden. Gemacht hat es der freie Fotograf Joel Goodman, als er eine Szene in der Silvesternacht in Manchester festhielt. Zu sehen ist eine Art kollektives Delirium, das der Fantasie einer Malerin oder eines Malers entsprungen sein könnte. Taumelnde, Gefallene und Passanten, die nicht nur reichlich Alkoholkonsum vereint, sondern dass sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt am gleichen Ort befanden. So much going on this pic of New Year in Manchester by the Evening News. Like a beautiful painting. pic.twitter.com/szKKRM4U4i Entdeckt hat das Foto der BBC-Journalist Roland Hughes als 20. Bild einer Ansichtssache mit insgesamt 31 Fotos der Zeitung Manchester News online. Der Titel: Manchester parties hard into 2016. Hughes teilte das Foto am 1. Jänner auf Twitter. Die Folgen waren über 27.000 Retweets, unzählige Montagen und zahlreiche Artikel über das Foto. In einem Blogeintrag auf bbc.com erklärt Hughes, dass er überhaupt nicht damit gerechnet habe, dass das Foto für so viel Furore sorgen werde und entschuldigte sich gleichzeitig beim Fotografen, dass er ihn in seinem ersten Tweet nicht genannt hatte. | 6Etat
|
Tausende Anwender der Hacks für den Multiplayer-Shooter wurden verbannt. Ein Spieler namens AndroidL hat mehr als 3.000 Cheater (Betrüger) des Egoshooters Counter-Strike: Global Offensive dazu gebracht, einen vermeintlichen Cheatcode anzuwenden, der zur Verbannung der unehrlichen Spieler aus dem Multiplayer-Modus führt. Counter-Strike ist eines der populärsten kompetitiven Online-Games auf dem Markt und in der Vergangenheit auch im professionellen E-Sport-Bereich wiederholt vom Einsatz unfairer Mittel wie Wallhacks und Aimbots, die durch Wände blicken lassen und beim Zielen helfen, geplagt worden. AndroidL stellte den Cheatern mit drei eigens kreierten Hacks eine Falle, die er mit unterschiedlichen Diensten bewarb, erklärt er in einem Blogeintrag. Beispielsweise füllten die angewandten Hacks die Lebensenergie oder die Munition der Spieler automatisch wieder auf oder ermöglichten es ihnen, sich unnatürlich weit nach links oder rechts zu lehnen, um besser um die Ecke blicken zu können. Was die betroffenen Spieler allerdings nicht wussten: Die vielfach wirkungslosen Hacks waren so programmiert, dass sie das Anti-Cheat-System des Herstellers Valve (VAC) darauf aufmerksam machten, was den Bann der Spieler nach sich zog. Dinge wie Lebensenergie und Munition werden alle vom Server gehandhabt, sie auf Client-Seite zu editieren bringt also nichts, aber es lässt das VAC wissen, dass du versuchst, sie zu manipulieren, und dieses verbannt dich deshalb, schreibt AndroidL. Der Cheater-Jäger veröffentlichte seine Fallen über drei Wochen hinweg. Die ersten beiden hatten einen Timer eingebaut, der das VAC erst nach einiger Zeit anspringen ließ. Beim dritten Hack wurde man ertappt, sobald man online ging. Insgesamt wurden die Fake-Hacks mehr als 5.500-mal heruntergeladen. | 0Web
|
Das Mordopfer fährt Audi, der Auftragskiller BMW. Hauptkommissar Lannert fährt eigentlich immer nur mit. Am Ende sind wir gescheiter und sehr müde. Der Mercedes-Stern prangt turmhoch im Zentrum der Stadt. Dennoch wird im heutigen Tatort aus Stuttgart in der Folge Der Inder (Buch und Regie: Niki Stein) sehr wenig auf motorisierten Lokalpatriotismus gesetzt. Das Mordopfer, ein Politiker, der in den (realen) Bauskandal namens Stuttgart 21 verwickelt ist, in dem es grundsätzlich um die Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofs, gefährdetes Grundwasser und jede Menge Immobilienprojekte geht, fährt Audi. Der Auftragskiller fährt BMW. Nur Ermittler Sebastian Bootz (mindestens zurückhaltend und drei Tage lang nicht rasiert dargestellt von Felix Klare) setzt auf eine schwäbische Marke, allerdings nicht auf Mercedes. Wie sang einst Georg Danzer über Männer mit Angeberautos: „Dei neicha Freind foahrt an Porsche, sag eam er soi in Oarsch geh.“ Hauptkommisaar Thorsten Lannert (Richy Müller) fährt eigentlich immer nur mit – was sich in einer gewissen Leblosigkeit im Gesicht wie auch im gesamten restlichen Bewegungsapparat ausdrückt. Müller, der in den 1980er-Jahren im deutschen Film so etwas wie der Martin Semmelrogge ohne Haftbefehle war, ist im Privatleben übrigens ein begeisterter Rennfahrer mit C-Lizenz. Er schwört auf Porsche. Da soll sich einer auskennen. Die heutige Folge hin- und herlt mit gewohnt didaktischem Bildungsauftrag ein wenig zwischen Politik, Wirtschaft und Sittenbild. Es zieht sich oft auch wie ein Strudelteig. Dieser wird wie üblich in solchen Fällen mit einer Miles-Davis-Gedächtnistrompete unterlegt. Er nimmt dem Tatort noch mehr Tempo als üblich raus. Am Ende sind wir gescheiter und sehr müde. Gut unterhalten haben wir uns nicht. | 6Etat
|
Fahndung nach 40 bis 50 Jahre altem Mann. Wien – In Wien-Döbling ist am Freitag gegen 13 Uhr eine Bank überfallen worden. Der 40 bis 50 Jahre alte Mann habe eine Schusswaffe bei sich gehabt, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger. Der Mann flüchtete aus der Filiale am Saarplatz mit Bargeld, nach ihm wurde am Nachmittag noch gefahndet. Der Flüchtige trug eine helle Baseballkappe und hatte laut ersten Informationen einen Rucksack bei sich. Verletzt wurde bei dem Überfall niemand. | 1Panorama
|
Behörde forderte Internetprovider auf, einzelnen Artikel zu sperren – Update: Sperre aufgehoben. Die russische Kommunikationsaufsichtsbehörde Roskomnadsor hat die Sperre einer Wikipedia-Seite angeordnet. Grund dafür war ein Artikel über eine Haschisch-Art. Alle Internetprovider wurden aufgefordert, den Zugang zur russischen Version des Artikels für ihre Kunden zu blockieren, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Laut Wikipedia ist es aufgrund der Umsetzung mit einer sicheren HTTPS-Verbindung nicht möglich, nur einzelne Seiten zu blockieren. Deshalb wurde das gesamte Portal für Nutzer in Russland gesperrt. Wikimedia Russland, die Organisation hinter der lokalen Version des Portals, hatte sich zuvor geweigert, einen Artikel über die Haschisch-Variante Charas zu entfernen, in dem auch die Herstellung der Droge erklärt worden sein soll. Im Juni hatte ein Gericht entschieden, dass der Eintrag verbotene Informationen über Drogen enthalte. Eine Bearbeitung und ein Verschieben des Artikels auf eine andere Adresse seien zunächst nicht ausreichend gewesen. In Russland sind seit 2012 Seiten mit Inhalten wie Kinderpornografie, Drogenmissbrauch oder Suizid-Informationen verboten. Die Regierung argumentiert damit, dass man Kinder vor schädlichen Inhalten im Internet schützen wolle. Kritiker halten dagegen, dass durch diese Zensur auch legitime Inhalte unzugänglich werden. Nach Angaben von Wikimedia ist die Seite in der Nacht auf Dienstag bei ersten Providern blockiert worden. Nachdem der Beitrag über Charas, das aus Cannabis-Harz gefertigt wird, nochmals überarbeitet wurde, ließ sich Wikipedia in Russland nun wieder aufrufen. Die Drogenbehörde habe die Änderungen überprüft und grünes Licht gegeben, teilte die Medienaufsicht Roskomnadsor mit. Die Nachricht, dass die Seite über Charas wieder von der schwarzen Liste genommen und der Zugang zu Wikipedia damit wieder frei wurde, sei überraschend eingegangen, schrieb Wikipedias Russland-Chef Stas Kozlovsky auf Twitter. | 0Web
|
Schützenhöfer: Pröll wäre ein "Staatsmann" – McDonald: Mitterlehner hat "klaren Plan". Wien – Die Unterstützungsbekundungen in der ÖVP für Erwin Pröll gehen munter weiter. Am Dienstagabend sprach sich der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer für eine Kandidatur seines niederösterreichischen Kollegen für die Bundespräsidentenwahl im April aus. Österreich braucht einen Staatsmann, der in dieser Zeit der Irritation ein Fels in der Brandung ist, sagte Schützenhöfer im ORF Steiermark. Erwin Pröll wäre ein solcher Staatsmann. Lobeshymnen für Pröll gab es auch von Andreas Khol: Die Partei liegt Erwin Pröll zu Füßen, erklärte der Seniorenbund-Chef im Kurier. Sitzung am Sonntag Wie berichtet will die ÖVP am Sonntag im Rahmen einer Vorstandssitzung einen Kandidaten beschließen. Alles rechnet mit einem Ja von Erwin Pröll, offiziell ist die Entscheidung aber nicht. Auch ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald wollte sich am Mittwoch nicht in die Karten blicken lassen. Nur so viel: In unsicheren Zeiten braucht es eine starke Persönlichkeit, davon hat die ÖVP mehrere. Und die Frage nach einem etwaigen Plan B für den Fall, dass Pröll doch nicht kandidieren sollte, beantwortete McDonald damit, dass Mitterlehner einen klaren Plan habe, der gut durchdacht sei. Ebenso wenig wie auf Namen wollte der ÖVP-Generalsekretär auch auf eine mögliche Regierungsumbildung im Zuge der Kandidatenfindung eingehen. FPÖ berät am 15. Jänner Die FPÖ hält am 15. Jänner den nächsten Parteivorstand ab, bei dem über die Frage der Bundespräsidentenwahl beraten werden soll. Ob dann bereits eine Entscheidung fallen soll, ist noch offen. Wie berichtet gilt Rechnungshof-Präsident Josef Moser als möglicher Kandidat. Auch Ursula Stenzel wurde wiederholt genannt. | 5Inland
|