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Nationalistische Bewegung protestiert gegen die geplante Bildung einer Serben-Gemeinschaft. Prishtina – Tausende Regierungsgegner haben am Samstag im Kosovo gegen ein von der EU vermitteltes Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zu Serbien protestiert. Einige Demonstranten griffen die Polizei im Zentrum der Hauptstadt Prishtina (Pristina) mit Brandsätzen und Steinen an. Mehrere Fensterscheiben des Regierungssitzes gingen zu Bruch, zudem brach ein Feuer in dem Gebäude aus. Die Sicherheitskräfte feuerten Tränengas auf die Demonstranten ab. Zu den Ausschreitungen war es nach dem Abschluss einer von drei führenden Oppositionsparteien im Stadtzentrum abgehaltenen Protestveranstaltung gekommen. Die Opposition läuft Sturm gegen das Vorhaben, der serbischen Minderheit im Kosovo mehr Rechte zuzugestehen. Auch die Beilegung eines Grenzstreits mit dem benachbarten Montenegro lehnt die Opposition mit der Begründung ab, damit seien Gebietsverluste verbunden. Der Oppositionspolitiker Fatmir Limaj von der Partei Initiative für das Kosovo warf der Regierung vor, sie setze die Souveränität des Kosovos aufs Spiel, und forderte Neuwahlen. Die Opposition blockiert seit Wochen zudem immer wieder Parlamentssitzungen mit Tränengas, Eierwürfen und Pfeifkonzerten. Das Kosovo hatte sich 2008 einseitig für unabhängig von Serbien erklärt. Die serbische Regierung und die Kosovo-Serben erkennen die Unabhängigkeit aber nicht an. Eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Pristina und Belgrad ist aber Voraussetzung für den von Serbien gewünschten Beitritt zur Europäischen Union. Auch die Kosovo-Regierung strebt die Aufnahme in die EU an.
2International
In belagerter syrischer Stadt droht Dutzenden Hungertod. Madaya – In der belagerten Stadt Madaya in Syrien sind seit Eintreffen eines Hilfskonvois nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen weitere 16 Menschen an Hunger gestorben. Dutzende seien nach wie vor vom Hungertod bedroht, warnte die internationale Hilfsorganisation am Samstag. Die in der Provinz Damaskus gelegene Stadt wird seit einem halben Jahr von Regierungstruppen belagert. Etwa 42.000 Einwohner sollen dort festsitzen. Erst nach Berichten über dutzende Hungertote konnten die Vereinten Nationen, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und der syrische Rote Halbmond Mitte Jänner einen Hilfskonvoi schicken. Die Hilfsorganisationen fordern einen kontinuierlichen Zugang zu der nahe der Grenze zum Libanon gelegenen Stadt.
2International
Den Diskurs nicht abklingen lassen: Dafür sorgt eine Reihe an Büchern über Flüchtlinge – und deren Geschichten. Es war ein seltsam weichgewordenes Deutschland, schreibt Schriftsteller Navid Kermani, das ich Ende 2015 verließ. Verlassen hat er dieses Deutschland, das sich damals noch in Willkommenskultur geübt hat, um zusammen mit dem Magnum-Fotografen Moises Saman und im Auftrag des Spiegel die Balkanroute der Flüchtlinge in umgekehrter Richtung zu bereisen – und erweist sich einmal öfter als brillanter Reporter und auch würdiger Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Er beobachtet mit unverstelltem Blick, spricht mit Flüchtlingen, Helfern und Politikern, zieht Schlüsse. Seltsam historisch lesen sich nur ein halbes Jahr später manche seiner Beobachtungen, die er von Budapest bis zur türkischen Westküste gemacht hat, weil einem schmerzlich bewusst wird, wie unfähig die europäische Politik bisher agiert hat, wie sehr Europa drauf und dran ist, seine Grenzen dichtzumachen. Im Jahr 2015 marschieren die Flüchtlinge durch Europa wie das Volk Israel nach der Flucht aus Ägypten, schreibt Kermani. Als er Anfang Dezember 2015 beim Überarbeiten seiner Reportage sitzt, ist ihm klar: So spektakulär Deutschland im September die Willkommenskultur zelebrierte, so kollektiv scheint es sich drei Monate überfordert zu fühlen. Zeitgleich geht in Frankreich schon der Front National als strahlender Sieger aus den Regionalwahlen hervor, und in Polen hat sich die neue Regierung ausdrücklich zum Europa Viktor Orbáns bekannt. Allemal lesenswertes Material hat auch Gerfried Sperl zum Thema Flüchtlinge für einen Reader seiner Vierteljahreszeitschrift Phoenix zusammengetragen. Dieser startet etwa mit einem Beitrag des Schriftstellers Ilija Trojanow, der selbst als Kind einer bulgarischen Familie 1971 nach Deutschland floh und in der aktuellen Flüchtlingskrise stets als Betroffener um seine Meinung gefragt wird. Die hat er auch, und sie ist nicht gefällig. Denn Trojanow wird als Autor nicht müde, uns mit dem Kopf auf die komplexen Zusammenhänge und inneren Widersprüche unseres globalen Systems zu stoßen. Die Konflikte in Syrien haben auch einen ökologischen Hintergrund. Das Land hat eine fünfjährige Dürre durchlebt. Trojanow: Wir sollten darüber reden, was wir gegen den Klimawandel tun müssen, tun im Sinne von handeln, anstatt das dümmliche Mantra zu wiederholen: ,Wir können doch nicht alle bei uns aufnehmen! Das kleine Kompendium ist breit gefächert: Die Schriftstellerin Julya Rabinowich beschreibt für Sperls Band über ihre persönlichen Erfahrungen als Dolmetscherin für traumatisierte Flüchtlinge, vor allem Frauen. Die mittlerweile in Berlin lebende Publizistin Hazel Rosenstrauch schreibt über Rückkehrer aus der Emigration nach 1945. Und die mutmachende Rede von Josef Haslinger, mittlerweile Vorsitzender des PEN-Zentrums Deutschland, die er angesichts einer Flüchtlingsmatinee im Herbst 2015 im Burgtheater gehalten hat, ist hier für alle nachzulesen. Ein Gemeinschaftsprojekt ist auch der Text- und Bildband Lost: The Story of Refugees, der ebenfalls noch vor Jahreswechsel erschienen ist. Lost ist ein Kollektiv aus fünf jungen Reportern, Fotografen und Grafikern, die, wie sie in der Einleitung schreiben, zeitgeschichtliche Geschehnisse, die für dieses Jahrhundert prägend sein werden, erleben. Es sind Geschichten, auf die man nicht gerne zurückblicken wird, aber die man gesehen und gehört haben muss. Nicht am Smartphone-Display ... Dafür waren die jungen Chronisten in halb Europa unterwegs und haben aus der Nähe die Geschichten und Schicksale von Flüchtenden aufgeschrieben, vollkommen unabhängig und mit keinem Druck zur Erfüllung irgendwelcher Auflagen. Entstanden ist ein gleichermaßen zurückhaltend sachliches wie auch erschütterndes Panorama an Migrationsschicksalen, in denen nicht Sensationsgier, sondern Individuen im Mittelpunkt der Texte stehen. Der Bucherlös geht an Caritas und Unterrichtsprojekte.
8Kultur
Chefs der Finanzabteilungen in österreichischen Unternehmen haben den Fachkräftemangel im Kopf, zuallererst wollen sie aber Wachstum fördern. Wien – Das Thema Fachkräftemangel kocht hierzulande wiederkehrend hoch. Angesichts der hohen Arbeitslosenzahl wird ein solcher aber auch immer wieder angezweifelt. Dass er kein Mythos ist, sagte Peter Koren, Vizegeneralsekretär der Industriellenvereinigung, jüngst dem STANDARD. Es werde händeringend nach Mint-Absolventen gesucht, also Mathematikern, Informatikern, Naturwissenschaftern und Technikern. Rund 1.000 Mint-Absolventen könnte die Industrie in Österreich sofort aufnehmen. Laut einer Arbeitsmarktstudie des Münchner Personaldienstleisters Robert Half ist das Thema auch bei den Finanzchefs präsent. Mehr als zwei Drittel der befragten Finanzchefs wollen im ersten Halbjahr neue Mitarbeiter einstellen. Der Wettbewerb um die besten Mitarbeiter bleibe daher herausfordernd, heißt es in einer Aussendung. Fast jeder fünfte österreichische Finanzverantwortliche (19 Prozent) sieht im Fachkräftemangel die größte Sorge für das Jahr 2016. Nur um die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich sorgen sich noch mehr CFOs (38 Prozent). Allerdings: Mitarbeiter zu halten oder einzustellen gehört nicht zum obersten Ziel der Finanzchefs. Förderung des Unternehmenswachstums (59 Prozent), Kostensenkung und Effizienzsteigerung (51 Prozent) sowie der Ausbau des Eigenkapitalanteils (43 Prozent) zählen zu den Prioritäten für das laufende Jahr. Neben den Bedenken wegen fehlender Fachkräfte und der Wirtschaftsentwicklung machen sich 15 Prozent der österreichischen Finanzverantwortlichen auch über die IT- und Datensicherheit Sorgen, zwölf Prozent über die wachsenden Geschäftsausgaben. Jeder Zehnte sieht die Veränderung von regulatorischen und Compliance-Vorgaben als kritischen Punkt.
3Wirtschaft
Der Wiederholungstäter hatte in dem Kuvert mit den Maturafragen Bargeld vermutet. Salzburg – Der Einbruch in das Akademische Gymnasium in Salzburg im Mai 2015 hat in ganz Österreich für Aufregung gesorgt. Bei der Suche nach Bargeld zwängte der Täter den Schultresor auf und öffnete ein Kuvert mit den Fragen für die Latein-Zentralmatura. Am Donnerstag wurde der 32-Jährige wegen gewerbsmäßigen Einbruchdiebstahls von einem Schöffensenat am Salzburger Landesgericht zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt. Was haben sie erwartet, was in dem Kuvert drinnen ist?, fragte die Vorsitzende Richterin Martina Pfarrkirchner den schmächtigen Mann. Bargeld, antwortete der Angeklagte knapp. Das hat österreichweit für Entsetzten gesorgt, meinte die Richterin. Ja, das hab ich dann auch gemerkt, sagte der 32-Jährige. Die Zentralmatura konnte zwar wie geplant am 13. Mai 2015 stattfinden. Die 700 Lateinmaturanten an 115 Schulen österreichweit bekamen aber die für solche Fälle vorbereiteten Ersatzaufgaben. Insgesamt gestand der Mann, der acht Mal einschlägig vorbestraft ist, 17 Einbrüche in Schulen, Studentenheime, Unis, dem Roten Kreuz und in der Arbeiterkammer zwischen Jänner und Mai 2015. Mit den Einbrüchen wollte sich der 32-Jährige seine Drogensucht finanzieren. Die Drogen sind relativ teuer, betonte er. Erst im Oktober 2014 wurde er aus einer Haft entlassen. Danach sei er schnell wieder in dieselben Kreise geraten und in die Drogensucht gerutscht. Er zeigte sich am Donnerstag voll geständig im Sinne der Anklage. Ganz erinnern konnte sich der Angeklagte an die einzelnen Einbrüche und Diebstähle im Detail aber nicht mehr. Bei so vielen Schulen hab ich den Überblick verloren, erklärte er. Die ihm vorgeworfenen Delikte würden schon so stattgefunden haben. Die Polizei hat gesagt, dass es nach meinem Stil ausschaut, sagte der Angeklagte den Schöffen. Was ist ihr Stil?, hakte Richterin Pfarrkirchner nach. Die Türe mit einem Brecheisen aufhebeln. Das Geld musste er nach den Einbrüchen teilweise noch mühsam zusammensuchen: Er brach Kaffee- und Getränkeautomaten auf, knackte Handkassen und Tresore. Manchmal bescherten ihm seine Diebeszüge nur 15 Euro. Bei einem Einbruch bei einem Orthopäden fand er 6.000 Euro in einem Wandtresor, den er aufgebrochen hatte, vor. Auch in der Pädagogischen Hochschule hatte der 32-Jährige Glück und fand eine Bankomatkarte mit dem zugehörigen Code, mit der er anschließend 980 Euro abheben konnte. Auch mit seinem Prozesstermin hatte der 32-Jährige Glück. Durch die Strafrechtsreform gelten seit 1. Jänner 2016 neue Strafrahmen für Vermögensdelikte. Wäre sein Prozess noch im Jahr 2015 verhandelt worden, hätten dem 32-Jährigen bis zu zehn Jahre Haft gedroht. Nun liegt der Strafrahmen für schweren gewerbsmäßigen Einbruchdiebstahl bei bis zu fünf Jahren. Der Schöffensenat einigte sich auf zwei Jahre unbedingt. Mildernd wertete das Gericht sein Geständnis, das auch zur Aufklärung beitrug. Nachgewiesen wurde dem Mann zunächst nur ein Einbruch, er gestand aber die 16 weiteren. Erschwerend war allerdings, dass er rasch strafrückfällig geworden war und an einem Einbruchstag sogar einen Prozess am Bezirksgericht hatte. Der Angeklagte nahm das Urteil am Donnerstag bereits an. Staatsanwalt Leon-Atris Karisch hat noch keine Erklärung abgegeben. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
1Panorama
Forscher untersuchen Jugendsprachen, ihr Innovationspotenzial und ihre Ausprägungen in Stadt und Land. Graz – Als Arne Ziegler vor zehn Jahren an die Universität Graz berufen wurde, sah sich der gebürtige Deutsche in eine ihm fremde sprachliche Umgebung geworfen. Als Sprachwissenschafter ist man dabei höchst sensibilisiert, sagt Ziegler. Man erkennt sofort, was anders ist, Auffälligkeiten, die Einheimische vielleicht gar nicht bemerken. Obwohl er zuvor an der Universität Münster im Bereich der historischen Sprachwissenschaft geforscht hatte, wandte er sich in Graz bald einem neuen Forschungsfeld zu: der deutschen Sprache in Österreich. Aktuell arbeitet Ziegler unter anderem an einem Projekt zu Stadtsprachen in Wien und Graz. Außerdem beschäftigt er sich mit Jugendsprache in Österreich. Mit Kollegen und Mitarbeitern organisiert er den achten internationalen Kongress zu Jugendsprachen, der heuer von 26. bis 28. Mai an der Universität Graz stattfindet. Indem jugendliche Ausprägungen in verschiedenen Sprachen verglichen werden, gehen die Sprachwissenschafter der Frage nach, ob es prinzipielle Prozesse bei Jugendsprachen gibt, die unabhängig von den Einzelsprachen sind. Wenn man sich die Forschungsliteratur ansieht, scheint das so zu sein, sagt Ziegler. Ein Beispiel dafür ist die Rolle der Jugendsprache für sprachlichen Wandel generell. Jugendsprache hat ein enormes Innovationspotenzial, sagt Ziegler. Heutzutage regt sich niemand mehr über die Wörter cool oder geil auf – sie sind längst in der Alltagssprache angekommen. Weiters wird international das Phänomen diskutiert, dass sich Jugendliche zunehmend an der Standardsprache orientieren. Für Ziegler könnte das damit zu tun haben, dass Jugendsprachen meist im städtischen Umfeld studiert werden, selten am Land. In seinem Forschungsprojekt zu Jugendsprache in Österreich hat er in einem ersten Teil den urbanen Raum untersucht, in einem zweiten Teil will er sich der ländlichen Umgebung zuwenden. Bisherige Ergebnisse deuten daraufhin, dass Stadt und Land in der Jugendsprache zwei unterschiedliche Welten sind: Am Land scheint der Dialekt viel stärker ausgeprägt als in der Stadt – man spricht von Dialektabbau. Ein Beispiel dafür ist die Vorsilbe ge-: Während Jugendliche in der Stadt eher die Standardformen gelaufen, geschrieben oder gesagt verwenden, heißt es bei ihren Altersgenossen am Land glaufen, gschrieben und gsagt. Der Dialektabbau macht sich auch bei Verniedlichungsformen bemerkbar, die in Österreich mit der Nachsilbe -erl sehr verbreitet sind. Während bei Jugendlichen am Land fast ausschließlich von Pickerl, Sackerl, Gurkerl die Rede ist, sprechen Jugendliche in österreichischen Städten schon einmal vom Gürkchen. Ziegler schließt aus diesen Differenzen: Die Jugendsprache gibt es nicht, sondern je nach Lebenssituation bilden sich unterschiedliche Formen aus. Doch warum orientieren sich Jugendliche in der Stadt stärker am Standard? Die Stadt ist ein Melting Pot, sagt Ziegler. So gibt es in der Stadt viel stärker die Notwendigkeit sprachlicher Anpassungen, wenn sich Menschen mit unterschiedlicher Herkunft verständigen wollen. Die Sprachwissenschafter sprechen von Ausgleichsprozessen – der Dialektabbau ist ein Aspekt davon.
7Wissenschaft
Trotz des neuen Microsoft-Betriebssystems Windows 10 schwächelt der PC-Absatz – Gewinn ging zurück. Ein starkes Geschäft mit Prozessoren für Rechenzentren hilft dem Chip-Riesen Intel über die Schwäche des PC-Marktes. Der Umsatz des Halbleiter-Marktführers blieb im dritten Quartal mit 14,5 Mrd. Dollar (12,75 Mrd. Euro) praktisch auf Vorjahresniveau. Der Gewinn sank im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 3,1 Mrd. Dollar. Im weltweit schrumpfenden PC-Markt fiel der Umsatz von rund 9,2 auf 8,5 Mrd. Dollar, wie Intel nach US-Börsenschluss am Dienstag mitteilte. Das Geschäft mit Rechenzentren legte dagegen von 3,7 auf 4,1 Mrd. Dollar zu. Die zunehmende Datenflut sorgt für den Ausbau der Anlagen. Allerdings stehen in diesem Bereich die Wachstumsraten ebenfalls unter Druck: Vor allem in China treten Unternehmen bei Server-Käufen auf die Bremse. Intel-Chef Brian Krzanich sagte in einer Telefonkonferenz, er hoffe, dass es mit der Zeit wieder Zuwächse um die 15 Prozent geben werde. Intel hofft auf die im September vorgestellte neue Chip-Generation Skylake, die PCs wieder attraktiver machen soll. Im vergangenen Quartal waren die Verkäufe von Notebooks und Desktop-Rechnern laut den Marktforschern von IDC trotz des Starts des neuen Microsoft-Systems Windows 10 erneut um über zehn Prozent gesunken. Verbraucher und Unternehmen greifen eher zu Smartphones und zum Teil auch Tablets. Intel hat einen Marktanteil von rund 80 Prozent bei PC-Chips und bekommt deshalb den Rückgang deutlich zu spüren. Außerdem sind die Profite bei PC-Chips unter Druck: Das operative Ergebnis des Bereichs fiel im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 2,43 Mrd. Dollar. Obwohl Intel mit Prozessoren für Rechenzentren nur halb so viel Umsatz macht, fiel der operative Gewinn der Sparte mit 2,13 Mrd. Dollar vergleichsweise hoch aus. Das Geschäft mit Chips für vernetzte Geräte im sogenannten Internet der Dinge wuchs um knapp zehn Prozent auf 581 Mio. Dollar und warf ein operatives Ergebnis von 151 Mio. Dollar ab. Die Quartalsergebnisse lagen über den Erwartungen der Analysten, die Aktie legte nachbörslich zunächst leicht zu, landete nach den Prognosen aber bei einem Minus von fast drei Prozent.
0Web
Was die Probleme bei dem 2009 gestarteten Planetenjäger verursacht hat, ist vorerst unklar. Washington –Das Weltraumteleskop Kepler ist nach mehreren Tagen im Notfallmodus wieder voll in Betrieb. Es war ein langes Wochenende für Kepler und das Team, aber das Raumfahrzeug ist wieder in Ordnung! :), twitterten NASA-Wissenschaftler des Ames Research Center in Moffett Field (Kalifornien) am Montag. Dass sich das Teleskop in den Notfallmodus versetzt hatte, war Wissenschaftern im Ames Research Center der US-Raumfahrtbehörde in Moffett Field bei einem routinemäßigen Kontaktversuch aufgefallen. Nähere Informationen über die Ursache des Ausfalls lagen vorerst nicht vor. Den letzten geregelten Kontakt mit Kepler hatten die Wissenschafter am 4. April. Als die Kontrollstation das Teleskop drei Tage später auf das Zentrum der Milchstraße richten wollte, fiel auf, das Kepler in den Notfallmodus umgeschaltet hatte. Der große Abstand zur Erde erschwert die Diagnose des Problems. Selbst mit Lichtgeschwindigkeit dauert es 13 Minuten bis ein Signal zu der Raumsonde und zurück gelangt, erklärt Nasa-Missionsmanager Charlie Sobeck vom Ames Research Center in Mountain View. Es ist nicht das erste Mal, dass Kepler technische Probleme hatte: Im Mai 2013 musste die ursprüngliche Mission des Teleskops abgebrochen worden. Seitdem operiert das Teleskop im begrenzten K2-Modus. Wie das Wissenschaftsmagazin Scientific American ergänzte, habe Kepler nun kurz vor Beginn einer neuen Phase auf den Notfallmodus umgeschaltet. In dieser Phase sollte das Teleskop über ein als gravitational microlensing bekanntes Verfahren Jagd auf größere Planeten in weiterer Entfernung von ihren Sternen machen. Parallel zu Kepler seien mehrere Teleskope unter anderen in Chile und Australien im Einsatz, die die Messungen des Raumfahrzeugs mit Daten von der Erde unterstützen sollen. Der nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler benannte Planetenjäger war 2009 gestartet worden, um nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu suchen. Seitdem hat das Weltraumteleskop fast 5000 Hinweise auf Planeten gefunden, von denen mehr als 1000 bereits bestätigt wurden. Im vergangenen Jahr erspähte Kepler den bisher erdähnlichsten Planeten, er wurde Kepler-452b genannt.
7Wissenschaft
Mann soll laut Polizei einer extremistischen Gruppe im Nahe Osten angehören. Innsbruck – Ein 20-jähriger Iraker ist am Mittwoch in einer Flüchtlingsunterkunft im Tiroler Unterland von Beamten des Einsatzkommandos Cobra festgenommen worden. Seit Anfang Oktober laufende Ermittlungen hätten den Verdacht erhärtet, dass er einer extremistischen Gruppe im Nahen Osten angehörte und an dort begangenen schweren Straftaten beteiligt gewesen sein könnte, teilte die Exekutive am Freitag mit. Die Festnahme des Asylwerbers sei ohne Komplikationen verlaufen, hieß es. Über den Iraker wurde die Untersuchungshaft verhängt. Der 20-Jährige stehe im Verdacht, Mitglied einer als terroristischen Vereinigung zu bezeichnenden schiitischen Miliz im Irak zu sein, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, Hansjörg Mayr. Die nächste Haftprüfung werde am 4. Dezember stattfinden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck am Samstag. Es bestehe kein Zusammenhang mit den jüngsten Terroranschlägen in Paris, betonte der Sprecher. Auch gebe es keinen konkreten Verdacht, dass der Iraker eine terroristische Aktivität in Österreich oder Europa geplant habe. Der 20-Jährige habe jedoch in Sozialen Netzwerken die Attentate in Paris gutgeheißen, sagte Mayr.
2International
Mindestangebot 18 Mio. Euro – Anbotsfrist 11. November. Wien – Der ORF hat das Funkhaus in der Argentinierstraße in Inseraten in mehreren Tageszeitungen (Samstag-Ausgaben) nun offiziell zum Verkauf ausgeschrieben. Der Mindestpreis für das gesamte Objekt wird mit 18 Mio. Euro beziffert, die Anbotsfrist endet am 11. November 2015. Der ORF beabsichtigt, die gesamte Liegenschaft im Rahmen eines strukturierten Bieterverfahrens zu veräußert. In der Anzeige heißt es weiter, der Verkauf werde als Asset Deal abgewickelt. Die Verkäuferin behalte sich das Recht vor, Teilflächen davon im Zuge eines Rückkaufes wieder in ihr Eigentum zu übernehmen bzw. nachträglich anzumieten. Von den Interessenten werden ausführliche Unternehmensdarstellungen, Angaben zur Finanzkraft sowie detaillierte Darstellungen der Erfahrungen in vergleichbaren Transaktionen gefordert. Die Bruttogrundfläche der Liegenschaft beläuft sich laut Inserat auf 28.250 Quadratmeter. Gegen die Verkaufspläne gibt es heftigen Protest aus dem eigenen Haus und von außerhalb. So will etwa der Schauspieler Karl Markovics das Funkhaus vor Spekulanten retten und als Standort der ORF-Radioredaktion erhalten. Eine Gruppe um Markovics will den Wiener ORF-Standort Funkhaus um bis zu 60 Millionen Euro übernehmen und notfalls auch den ORF-Radiosender Ö1 kaufen.(APA, red)
6Etat
Lars Thomsen erklärt, wie neue Technologien und ein Einkommen für alle zusammenhängen. STANDARD: Haben Sie manchmal Angst vor der Zukunft? Thomsen: Ab und zu schon, aber tendenziell wahrscheinlich weniger als andere Menschen. STANDARD: Haben Menschen eigentlich Angst vor der Zukunft oder eher vor Veränderungen? Thomsen: Beides. Wir haben Angst vor Dingen, die wir nicht kennen. Aber die Einstellung von Menschen, die mit der Zukunft arbeiten, ist viel offener als bei anderen. Man kann seine eigene, persönliche Zukunft ganz gut gestalten, aber man kann auch an der Gesellschaft der Zukunft oder an Elementen wie einer Technologie mitarbeiten. STANDARD: Sie haben Technologien erwähnt. Welche werden unsere Zukunft am stärksten verändern? Thomsen: Es gibt eine Reihe von Technologien, die gerade einen Reifegrad erreichen, an dem sie relevant werden. Eines der Themen, die für uns am interessantesten sind, ist die künstliche Intelligenz. Bisher haben wir gedacht, Intelligenz ist immer mit Menschen verbunden, aber jetzt merken wir, Intelligenz kann auch mit Systemen, Maschinen und Algorithmen verknüpft werden. STANDARD: Was macht intelligente Maschinen aus? Thomsen: Zum einen können Maschinen menschliche Sprache schon ganz gut verstehen. Außerdem können Maschinen jetzt lernen. Das ist etwas, das lange Zeit undenkbar schien, wir haben gedacht, Maschinen werden einmal programmiert und machen dann immer das Gleiche. Doch Maschinen sind nun in der Lage, zu lernen und Muster in großen Datenmengen zu erkennen. Das betrifft viele Aufgaben, für die wir früher Menschen gebraucht haben. Viele Tätigkeiten werden in den nächsten zehn Jahren durch Algorithmen, Maschinen und künstliche Intelligenz automatisiert werden. Und das betrifft nicht nur das Fahren mit einem Auto, das in einigen Jahren das Auto selbst besser können wird als jeder Mensch. STANDARD: Einige Firmen wie Google experimentieren schon in diese Richtung. Thomsen: Man glaubt es kaum, aber wir sind schon dicht dran. Wenn man sieht, wie weit diese Technologie im Prototypen-Stadium ist, dann werden in zehn Jahren Versicherer sagen, wenn das Auto selbst fährt, ist der Tarif geringer, als wenn ein Mensch am Steuer sitzt, weil die Unfallhäufigkeit sinkt. STANDARD: Kann man eigentlich die Rechenleistung eines Computers mit der des menschlichen Gehirns vergleichen? Thomsen: Das ist nicht ganz vergleichbar. Aber ich kann ein Beispiel geben: Ein selbstfahrendes Auto muss während des Fahrens Signale von Kameras, Sensoren und Radar verarbeiten. Pro Sekunde müssen mehr als dreißig Bilder analysiert und muss darin ein Muster erkannt werden. Jetzt sind wir an einem Punkt, an dem die Sensoren eines autonomen Fahrzeugs rund 50-mal mehr Information verarbeiten als ein Mensch. STANDARD: Welche Auswirkungen hat das auf unser Arbeitsleben und die Gesellschaft, wenn künftig viele Tätigkeiten von Maschinen übernommen werden? Thomsen: Wir stehen vor einem enormen Umbruch, der in den nächsten zehn bis 20 Jahren auf uns zukommt. Ich vergleiche das mit der Erfindung der Dampfmaschine. Damit bekam die Menschheit eine Maschine, die mehr Kraft erzeugen konnte als der Muskel eines Pferdes oder Menschen. Dadurch sind neue Formen von Arbeit, neue Machtstrukturen und die Industrialisierung entstanden. Jetzt haben wir eine Maschine erfunden, die Denken und Entscheiden kann und zum Teil die Intelligenz des Menschen überflügelt. Wir müssen überlegen, ob wir 2030 noch Vollbeschäftigung anstreben können. STANDARD: Kann ein solch massiver Wandel ohne Krise ablaufen? Thomsen: Jemand, der arbeitet, bezieht Gehalt, einen Teil muss er als Steuern abgeben. Wenn Sie Menschen durch Maschinen ersetzen, beziehen diese kein Gehalt und zahlen auch keine Steuern. Damit verliert der Staat die Möglichkeit, die Sozialsysteme aufrechtzuerhalten. Wir werden also nicht umhinkommen, über eine Maschinensteuer oder digitale Dividende nachzudenken. Das Problem ist, wenn ein Land diese Steuer einführt, verliert es im Wettbewerb gegenüber denen, die das noch nicht getan haben. STANDARD: Wie lange wird es bis zu diesem Punkt dauern? Thomsen: Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten zehn Jahren auf eine Krise der Arbeit zusteuern. Wir werden 20 bis 30 Prozent der heutigen Arbeitsleistung der Menschen durch Computer ersetzen. STANDARD: Wie kann man diese Krise überwinden? Thomsen: Wir müssen überlegen, wie wir künftig Arbeit definieren und sinnvolle Beschäftigungen finden. Ein Heer an Arbeitslosen kann nicht die Lösung sein. STANDARD: Aber konsumieren kann nur der Mensch, und dazu braucht er Geld. Wäre dies über ein bedingungsloses Grundeinkommen zu lösen? Thomsen: Ich bin froh, dass Sie dieses Thema aufgreifen. Ich bin der Meinung, dass wir nicht umhinkommen, über eine andere Verteilung des erwirtschafteten Einkommens nachzudenken. Es macht eine Gesellschaft menschlicher, wenn nicht 30 Prozent Arbeitslose jeden Monat den Beweis antreten müssten, dass sie niemand braucht, damit sie ein paar Sozialleistungen bekommen. STANDARD: Also müssen Arbeit und Einkommen entkoppelt werden? Thomsen: Ja, zumindest in Teilen. Auf diese Weise können auch unsere Sozialsysteme reformiert werden. Menschen werden sich in Zukunft mehr gegenseitig helfen, anstatt alles immer mehr dem Staat zu überlassen, zum Beispiel wenn es um die Pflege von Angehörigen geht. STANDARD: Können das nicht auch Pflegeroboter übernehmen? Thomsen: Ja. Die Robotik wird mit dem Menschen eng zusammenarbeiten. Menschenähnliche Roboter mit künstlicher Intelligenz werden schon in zehn Jahren verfügbar sein. Im Jahr 2026 werden zehn Prozent der österreichischen Haushalte einen Roboter haben. Sie müssen sich diesen Markt vorstellen. Ein Roboter ist nicht gerade billig, er wird etwa die Hälfte eines Kleinwagens kosten. STANDARD: Apropos Markt, man sagt, dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird. Wie veranlagt ein Zukunftsforscher? Thomsen: Ich sage Ihnen keine Einzelheiten. Aber ich investiere in Bereiche, die Dynamik für die Zukunft versprechen wie künstliche Intelligenz. Der Umbau des Energiesystems in Richtung regenerative Energien ist auch ein großes Zukunftsthema, obwohl der Ölpreis niedrig ist. Langfristig werden wir einen enormen Boom sehen. Es ist klar, dass die Dominanz der fossilen Energien bald zu Ende geht. STANDARD: Was halten Sie sonst für aussichtsreich? Thomsen: Im Bereich Robotik gibt es interessante Titel. Neben den Entwicklungen um humanoide Roboter gibt es zahlreiche Firmen, die sich mit der Sensorik für diese Maschinen beschäftigen, die auch in selbstfahrenden Autos und Transportsystemen eingesetzt werden. Hier entsteht derzeit eine besondere Dynamik. STANDARD: Aber man braucht für solche Investments viel Geduld. Thomsen: Das stimmt. Ich bin jemand, der Aktien mit einem längeren Atem kauft. Je innovativer man investiert, desto höher ist die Volatilität. Dazu muss man Nerven haben. Man sollte sich auch nicht auf Analysten verlassen, sondern selbst recherchieren und neugierig sein. (Alexander Hahn, 21.2.2016)
3Wirtschaft
Ob der Dezember schon der richtige Zeitpunkt ist, ließ Fed-Chefin Yellen offen, der Euro rutschte nach ihrer Rede auf 1,0552 Dollar. Washington – US-Notenbankchefin Janet Yellen sieht die nahende Zinserhöhung als positives Zeichen der wirtschaftlichen Stärke der USA. Sie freue sich auf den Tag, an dem die Geldpolitik gestrafft werden könne, sagte die Fed-Chefin am Donnerstag. Sie ließ jedoch offen, ob es bereits Mitte des Monats so weit sein wird. An den Märkten wird darüber spekuliert, dass die Fed am 16. Dezember erstmals seit fast zehn Jahren die Zinsen erhöht. Mehrere Mitglieder der Führungsriege haben die Märkte auf eine behutsame Erhöhung eingestimmt. Der Euro rutschte im Anschluss an Yellens Rede weiter auf 1,0552 Dollar ab. Das ist der niedrigste Stand seit Mitte April. Die Fed hält die Zinsen seit dem Höhepunkt der Finanzkrise Ende 2008 auf dem historisch niedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent. Mit einer Arbeitslosenquote von zuletzt 5,0 Prozent rückt Vollbeschäftigung in Sichtweite. Dieses Ziel sei aber noch nicht erreicht, sagte Yellen. So gebe es beispielsweise noch zu viele Teilzeitarbeiter und zu viele Arbeitslose, die die Jobsuche resigniert aufgegeben hätten. Zudem seien die Lohnzuwächse noch zu schwach. Allerdings sei die Konjunktur stark genug, um für eine weitere Aufhellung am Jobmarkt zu sorgen. Mit Blick auf das Börsenbeben in China Mitte des Jahres betonte Yellen, die vom Ausland auf die USA ausstrahlenden Risiken hätten sich seit dem Sommer vermindert. Die Schockwellen dieser Turbulenzen hatten im September mit dazu beigetragen, dass die Notenbank die Zinswende weiter aufschob.
3Wirtschaft
Der US-Thriller setzt auf die atmosphärische Kraft seiner Vorbilder. Wien – Kleine Geschenke erhalten nicht immer die Freundschaft, vor allem wenn diese auf Einseitigkeit beruht und der Beschenkte sich irgendwann bedroht fühlt. Die mit hübschen Schleifen verzierten Pakete, die Simon (Jason Bateman) und seine Frau Robyn (Rebecca Hall) vor der Haustüre finden, bereiten ihnen jedenfalls keine Freude. Denn Gordo (Joel Edgerton), der im Geschäft plötzlich neben Simon steht und sich als alter Schulfreund zu erkennen gibt, lässt sich nicht abschütteln. Er sucht die Nähe des soeben nach Los Angeles gezogenen Paars, das ein beneidenswertes Domizil bezogen hat. Dass Gordo ausgerechnet immer dann auftaucht, wenn Simon in seinem neuen Büro viel Geld verdient und Robyn mit Einrichtungsfragen beschäftigt ist, scheint beim ersten Besuch noch nicht verdächtig. Beim zweiten ein wenig. Beim dritten einigermaßen. Joel Edgerton, der in The Gift nicht nur die Rolle des unheimlichen Freundes übernimmt, sondern auch für Regie und Drehbuch verantwortlich zeichnet, hat die klassischen Vorbilder gut studiert. Nicht erst seit Filmen wie Kap der Angst kann ein glückliches Paar durch einen Eindringling in den Abgrund schlittern. Zur Angst, dass die Idylle vom trauten Heim – auch Simon und Robyn wollen sich als Eltern beweisen – zerbrechen könnte, kommt oft ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit. Hier kommt dann die Moral ins Spiel: sei es durch einen verschwiegenen Seitensprung wie in Eine verhängnisvolle Affäre oder durch eine böse Erinnerung wie in The Gift. Das Verschwinden eines Haustieres ist hier wie dort kein gutes Omen für die Besitzer. Dass jedes Rätsel gelöst werden muss, erweist sich leider auch hier als unabdingbar, doch The Gift überzeugt mit einer gehörigen Portion Suspense unter präziser Verwendung der üblichen Stilmittel: Von der einsehbaren Fassade bis zum beklemmenden Sound und Edgertons gepresster Stimme reicht die Palette. Die Geschenke, die am Ende wie in Seven in der richtigen Reihenfolge geöffnet werden müssen, verlangen von Simon eine Neuordnung der Dinge. Was auch immer in den Paketen steckt – mit Verlust ist zu rechnen.
8Kultur
Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in Peking. Peking – In der Großen Halle des Volkes umwarb der chinesische Präsident Xi Jinping die aus Burma (Myanmar) kommende Menschenrechtsaktivistin Aung San Suu Kyi, mit der Peking noch vor wenigen Jahren nichts zu tun haben wollte. Es war ein ungewöhnliches Treffen zwischen dem absolute Macht ausstrahlenden Xi und der zierlichen Oppositionspolitikerin aus dem Nachbarland. Die Botschaft: Xi setzt auf die 69-Jährige und wünscht sich ihre politische Freundschaft. Internet-Blogs, die den Besuch zum Anlass nahmen, um eine Amnestie für den seit sieben Jahren inhaftierten Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo zu fordern, wurden jedoch zensiert. Nachrichten des in Peking empfangbaren BBC-Fernsehens wurden sofort ausgeblendet, als sie meldeten, dass Suu Kyi sich für Bürgerrechtler Liu einsetzen könnte. Der Bildschirm wurde jedes Mal schwarz. Am Ende bestimmte reine Realpolitik, dass Pekings autoritäre Parteiführer und Suu Kyi aufeinander zugehen wollen. Chinas Führer wissen, dass die Oppositionspolitikerin mit ihrer Demokratischen Union bei den Wahlen in Burma im November als aussichtsreiche Kandidatin gilt. Jahrzehntelang hatte Peking kein gutes Wort für sie übrig und unterstützte das Militärregime, während sie 15 Jahre lang im Hausarrest saß. Auch nach ihrer Freilassung 2010 durfte in China nicht über sie gesprochen werden. 2011 verbot die Zensur gar den französischen Spielfilm The Lady von Luc Besson. Der Aung San Suu Kyi preisende Film sei schädlich für Chinas politische Kultur. China hat jedoch gute Gründe, um die Beziehungen zu Burma zu verbessern und dabei um die Hilfe von Suu Kyi zu werben. Peking hatte im Verein mit den früheren Militärmachthabern in zahlreiche Wirtschaftsprojekte investiert. Sie stehen nun auf dem Prüfstand, darunter auch der Bau einer Ölpipeline. Geopolitisch wurde Burma für China zum Landkorridor mit Zugang zum Indischen Ozean. All das geht zurück auf die alte Diktatur. Seit 2012 nähert sich Burma jedoch den USA an - ein Alarmsignal für Peking. Auch Suu Kyi hat ein Motiv, sich zu arrangieren. Wenn sie zu Hause ihre Wahlen gewinnen will, muss sie einen Plan haben, wie sie mit Peking zusammenarbeiten kann - ob sie dessen Führer nun mag oder nicht. Das Verhältnis von Burma und China könne nicht wie das eines Ehepaares sein, erklärte die Politikerin pragmatisch: Eheleute könnten sich jederzeit scheiden lassen, Burma und China blieben jedoch Nachbarländer, was immer sie tun. Also warum nicht das Beste daraus machen? (Johnny Erling aus Peking, 12.6.2015)
2International
Außenminister: Keiner geringere Förderung zur Ölpreis-Stützung. Riad – Saudi-Arabien ist trotz des niedrigen Ölpreises nicht zu einer Verringerung seiner Produktion bereit. Sein Land werde die Förderung nicht zurückfahren, um den Ölpreis zu stützen, sagte der saudiarabische Außenminister Adel al-Dschubeir am Donnerstag in einem Interview mit AFP. Der Ölpreis werde bestimmt durch Angebot und Nachfrage und durch die Kräfte des Marktes. Wenn andere Hersteller begrenzen wollen oder sich auf ein Einfrieren der Produktion einigen, könnte das Auswirkungen auf den Markt haben, aber Saudi-Arabien ist nicht bereit, die Produktion zu senken, sagte al-Dschubeir AFP. Sein Land werde seinen Marktanteil verteidigen, bekräftigte er. Unter dem Druck Saudi-Arabiens hatte die Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) im November 2014 beschlossen, die Fördermenge nicht zu verringern, um weniger starke Förderländer und damit vor allem die US-Fracking-Industrie aus dem Markt zu drängen. Angesichts des stark gefallenen Ölpreises hatten am Dienstag die beiden größten Ölförderländer der Welt – Saudi-Arabien und das nicht zur Opec gehörende Russland – angekündigt, die Produktion auf dem Stand von Januar zu halten und nicht weiter zu erhöhen. Katar und Venezuela schlossen sich der Initiative an, auch der Iran erklärte seine Unterstützung. Voraussetzung ist aber, dass andere Produzenten mitziehen. Der Ölpreis fällt bereits seit Mitte 2014; von damals rund 100 Dollar pro Barrel (159 Liter) rutschte er um fast 70 Prozent auf derzeit rund 30 Dollar. Hintergrund ist ein Überangebot am Markt gepaart mit einer verhaltenen Nachfrage. Hinzu kommen Sorgen um die Konjunktur in China, dem größten Ölverbraucher der Welt.
3Wirtschaft
Xbox-Chef Spencer zeigt sich zuversichtlich und vorbereitet. Xbox-Chef Phil Spencer rechnet zum Weihnachtsgeschäft mit einer Preissenkung für Sonys PlayStation 4. Ich erwarte mir, dass sie den Preis senken werden, sagt Spencer gegenüber der Seite IGN. Wenn ich ihren Spielplan aus vergangenen Jahren betrachte... dann werden wir einen Preisnachlass von ihnen sehen. Einerseits lehnt sich Spencer damit nicht weit aus dem Fenster. So hat Sony erst vergangene Woche eine erhebliche PS4-Preissenkung für den japanischen Markt angekündigt. Andererseits hält Sony bereits seit dem Marktstart im November 2013 am Preis der PS4 fest – was wohl der ungebremst hohen Nachfrage in Europa und den USA zu verdanken ist. Mit einem öffentlichen Kommentar zur Strategie der Konkurrenz könnte Spencer das aktuelle Kaufverhalten der Konsumenten beeinflussen wollen und so den Druck auf den Markt erhöhen. Im Xbox-Team sei man jedenfalls sehr zuversichtlich, was das heurige Weihnachtsgeschäft anbelangt. Ob diese neben großen Veröffentlichungen wie Halo 5 oder Rise of the Tomb Raider auch eine weitere Preissenkung für die Xbox One vorsehen, wollte Spencer allerdings nicht verraten. Seit dem Marktstart vor zwei Jahren reduzierte Microsoft die Anschaffungskosten für die XBO in den USA von 500 Dollar auf heute 350 Dollar. Es ist großartig für Spieler, wenn ein Preiswettbewerb einsetzt. Wir konnten das letztes Jahr beobachten und die Verkaufszahlen waren der Wahnsinn, so der Manager.
0Web
Die Grenzschließung hat die Position der mazedonischen Regierung in der EU gestärkt. Mazedonien verteidigt Europa vor sich selbst, meint der mazedonische Präsident Gjorge Ivanov, wenn es um die Rolle des Balkanstaats in der Flüchtlingskrise geht. Er beklagte sich mehrmals, dass die EU Skopje zu wenig Geld für das Flüchtlingsmanagement gebe. Neben technischer Hilfe an der Grenze sind noch ein paar EU-Beamte vor Ort – unter anderem Österreicher. Das große Geld – wie für die Türkei – gab es nicht. Dennoch: Wenn man Diplomaten aus der EU fragt, ob die Flüchtlingskrise Einfluss auf die mazedonische Regierung und ihr Agieren in der derzeitigen Staatskrise hatte, nicken alle. Und dann schweigen sie meistens. Das Thema ist sehr unangenehm. Die mitteleuropäischen Staaten Österreich, Slowenien und Kroatien haben schließlich einen Deal mit Mazedonien geschlossen. Und dieser Deal hat zur Folge, dass die Grenze zu Griechenland halbwegs dichtgemacht wurde und viel weniger Flüchtlinge nach Mitteleuropa kommen. Der Deal hat aber auch indirekte Auswirkungen. Dadurch, dass Mazedonien das Schlüsselland bei der Schließung der Balkanroute war, wurde die Verhandlungsposition der Regierung gestärkt. Wenn der Deal mit der Türkei in der Flüchtlingskrise zur Achillesferse der deutschen Regierung wurde, so ist es der Deal mit Mazedonien für die Mitteleuropäer. Denn die mazedonische Regierung ist, wenn es um Medienfreiheit und Rechtsstaatlichkeit geht, ähnlich problematisch wie die Türkei. Die Regierungspartei VMRO-DPMNE verwendet die Flüchtlingskrise als ein Argument, um für ihre Politik zu werben. Die nationalkonservative VMRO-DPMNE ist zudem mit der Europäischen Volkspartei (EVP) assoziiert, und von dort kam es in den letzten Monaten zu Interventionen zugunsten der VMRO. Unterstützung bekommt die VMRO auch von der Visegrád-Gruppe (besonders von Ungarn) und von Bulgarien. Beim heutigen Treffen der Visegrád-Gruppe in Prag wird Mazedonien sicherlich auch ein Thema sein. Denn der Deal mit Mazedonien gewinnt nun angesichts der jüngsten Aktionen in Skopje weiter für die EU an Brisanz. Ivanov, der der VMRO nahesteht, hat mit der Begnadigung von verdächtigen Politikern die Bemühungen der EU, mehr Rechtsstaatlichkeit einzuführen, ad absurdum geführt. Die betroffenen Politiker – etwa der Chef der VMRO Nikola Gruevski, Expolizeiministerin Gordana Jankulovska und Geheimdienstchef Saso Mijalkov – stehen im Mittelpunkt von Affären, wo es um Korruption, Amtsmissbrauch und Wahlbetrug geht. Für diese Politiker geht es ums politische Überleben. Während der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier kritisierte, dass Ivanov mit seiner Amnestie rechtsstaatliche Standards und den Rechtsfrieden beschädige, heißt es im Wiener Außenamt nur, man unterstütze die Bemühungen von Kommissar Hahn, den innenpolitischen Konflikt zu lösen. Bezüglich der Balkanroute heißt es in Wien, es sei das Recht eines souveränen Staates, seine Grenzen zu schützen. Einen Tag nachdem Ivanov die Amnestie erlassen hatte, kamen zudem der slowenische Präsident Borut Pahor und seine kroatische Amtskollegin Kolinda Grabar-Kitarovic nach Skopje und hielten Ivanov demonstrativ die Hände. Auch Slowenien und Kroatien war die Schließung der Balkanroute ein großes Anliegen. Der Präsident des Europäischen Rats Donald Tusk warnte nach der Amnestie immerhin, dass Mazedonien seine euroatlantische Zukunft aufs Spiel setze. Im März, als es zur Schließung der Balkanroute kam, sagte er, dass die Einbeziehung in der Migrationskrise notwendig wäre, auch wenn das kontroversiell betrachtet würde. Die Kooperation mit unseren balkanischen Partner wie Mazedonien ist nicht einfach, räumte er ein.
1Panorama
Ohne Mithilfe der Nutzer – Fehler wurde mit iOS 9.3.1 bereinigt. Vor rund zwei Monaten machte ein besonders bösartiger Hoax die Runde. Wer die Uhrzeit seines iPhones auf den 1. Jänner 1970 zurückstellt, könne damit ein Easter Egg freischalten, so das Versprechen. In Wirklichkeit ging es den Scherzbolden aber um etwas ganz anderes: Einen Bug in iOS auszulösen, der bei der Auswahl eines solch frühen Datums zu einer Beschädigung des Geräts führt. Apple reagierte auf dieses Bedrohung recht flott, und bereinigte dieses Problem mit iOS 9.3. Wie sich nun zeigt, war der ursprüngliche Bugfix unvollständig. Die Sicherheitsforscher Patrick Kelley und Matt Harrigan demonstrieren in einem Youtube-Video wie einfach sich das Ganze unter iOS 9.3 ausnützen lässt – und zwar dieses Mal auch ohne Mithilfe der User. Dabei bestätigt man Befürchtungen, die schon beim ersten Auftauchen des Bugs von Sicherheitsexperten geäußert wurden. Reicht es doch die User dazu zu bringen, sich mit einem manipulierten WLAN zu verbinden, etwa einem Hotspot der an einem öffentlichen Ort platziert wurde. Dieser ist in dem Szenario mit einem eigenen NTP-Server versehen, der sich als time.apple.com ausgibt und dem Gerät die falsche Uhrzeit liefert. Die User dazu zu bringen, sich mit dem Hotspot zu verbinden, klingt ebenfalls schwerer als es in der Praxis tatsächlich ist. Immerhin verbinden sich iOS-Geräte automatisch mit WLAN-Netzen, die sie schon einmal zuvor genutzt haben. Der Abgleich findet hier lediglich über die öffentlich einsehbare SSID statt. Es reicht also diese von irgendeinem populären, am besten stadtweiten Netz zu übernehmen, schon verbinden sich reihenweise Geräte. Den weiteren Verlauf hält das Video ebenfalls fest: Die Zeit beginnt rückwärts zu laufen und das Gerät wird infolge immer heißer, bis der Akku leer ist. Auslöser dafür ist offenbar, dass die Sicherheitszertifikate nicht mehr gültig sind, und das iPhone oder iPad so in einer Endlosschleife landen. Im Test erhitzte sich so ein iPad innerhalb weniger Minuten auf 54 Grad Celsius, womit die Gefahr eine dauerhaften Hardwarebeschädigung – etwa des Akkus – besteht. Reagiert man auf die Hitzeentwicklung mit einem Reboot bleibt das Gerät beim Apple-Logo hängen und lässt sich nicht mehr nutzen, die Wärmeentwicklung setzt ebenfalls umgehend wieder ein. Die Schwere dieses Bugs sowie die Einfachheit der Ausführung eines Angriffs haben die Sicherheitsforscher dazu veranlasst, bis jetzt zuzuwarten. Wurde der Fehler nun doch mit iOS 9.3.1 tatsächlich geschlossen, man wollte zudem warten, bis die meisten User auf dieses aktualisiert haben. Allen die bisher noch auf iOS 9.3 verharren sei insofern angeraten, umgehend das aktuelle Update einzuspielen.
0Web
Eizenkot fordert Wahrung der Verhältnismäßigkeit. Jerusalem – Israels höchster Militär hat vor übermäßiger Gewaltanwendung beim Kampf gegen jugendliche palästinensische Attentäter gewarnt. Sollte sich ein 13-jähriges Mädchen mit einer Schere oder einem Messer Soldaten nähern, wünsche er nicht, dass ein Soldat das Feuer auf das Mädchen eröffne und das Magazin leere, sagte Generalstabschef Gadi Eizenkot laut dem Fernsehsender Channel Two am Mittwoch vor Mittelschülern, die demnächst zur Armee eingezogen werden. Vielmehr müsse der Soldat die Gewalt anwenden, die zur Erfüllung des Ziels erforderlich sei, sagte Eizenkot. Seit dem 1. Oktober wurden bei politisch motivierten Gewaltakten nach einer AFP-Zählung 25 Israelis, ein US-Bürger und ein Eritreer getötet. Im gleichen Zeitraum wurden bei solchen Attacken und bei Protestaktionen 172 Palästinenser getötet, in der Mehrheit erwiesene oder mutmaßliche und zum Teil sehr junge Attentäter. Eizenkot spielte mit seinen Äußerungen möglicherweise auf einen Vorfall an, bei dem im November zwei 14 und 16 Jahre alte Palästinenserinnen einen älteren Mann in Jerusalem mit einer Schere leicht verletzten. Ein Polizist soll daraufhin auf die 16-jährige Schülerin geschossen haben, obwohl sie bereits getroffen war und reglos am Boden lag. Die 14-jährige wurde durch Polizeischüsse schwer verletzt. Die schwedische Außenministerin Margot Wallström hatte die israelische Regierung im Dezember gegen sich aufgebracht, als sie forderte, die außergerichtlichen Hinrichtungen als Antwort auf die Angriffe zu stoppen. Im Jänner sagte sie bei einer Parlamentsdebatte in Stockholm, es sei unerlässlich, dass diese Todesfälle gründlich und glaubwürdig untersucht werden, um Klarheit zu schaffen und eventuelle Verantwortlichkeiten zu ermitteln.
2International
"Schmerzen" oder "Unbill" als entscheidende Frage im Entschädigungsverfahren. Wien – Er leide an Panikattacken und Flashbacks, habe Angst, Depression, und es tut mir weh an der Wirbelsäule: So beschrieb Bakary J. am Donnerstag im Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen vor Richterin Julia Kömürcü-Spielbüchler seinen angeschlagenen Gesundheitszustand. Im April 2006 wurde der 42-jährige gebürtige Gambier nach einem gescheiterten Abschiebeversuch von vier Polizisten der Sondereinheit Wega in einer Lagerhalle gefoltert. Er erlitt schwere Verletzungen, der Fall erregte jahrelang Aufsehen. Nun, neun Jahre später, fordert J. wegen fortdauernder Beeinträchtigungen per Amtshaftungsverfahren 384.000 Euro, 1.000 Euro Monatsrente sowie Haftung für künftige Folgen von der Republik; 110.000 Euro hat er schon erhalten. Seit den Misshandlungen mit Todesandrohungen befinde er sich in Psychotherapie, schilderte J. am Donnerstag. Doch ob er diese Behandlung infolge der Folter braucht, ist vor diesem Gericht umstritten. Sechs vorhergehende Gutachterinnen und Gutachter haben bei J. eine als Folterfolge häufige posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Anders der im Amtshaftungsverfahren von Richterin Kömürcü-Spielbüchler bestellte Gutachter Norbert Loimer. In seinem dem STANDARD vorliegenden Gutachten kommt der Waldviertler Psychiater vielmehr zu dem Schluss: Rein neurologisch/psychiatrisch liegt keine Erkrankung vor, die durch die Folterung ausgelöst wurde, die Spätkomplikationen bedingen würde. J. habe Unbill erlitten, weise eine vielschichtige Lebensproblematik sowie Hinweise auf Verbitterung auf. Sollte das Gericht dem Inhalt dieses Gutachtens folgen, ist keine Entschädigung in der geforderten Höhe zu erwarten, sagte J.s Anwältin Susanne Kurtev dem STANDARD vor Verhandlungsbeginn. Vor Gericht wiederholte Loimer seine fachliche Meinung: Mit Schmerzen könne J.s 2006 erlittene Unbill nicht verglichen werden. Seine heutigen Beschwerden wiederum seien als persönliches Erleben zu werten. Dieses sei unter anderem von kulturellen Faktoren abhängig. Vor Loimer hatte der ebenfalls neu bestellte medizinische Gutachter Unfallchirurg Georg Rappold mit der Aussage aufhorchen lassen, J. sei nach der Folter körperlich unzureichend behandelt sowie begutachtet worden. Den Antrag der Verteidigung, einen psychiatrischen Obergutachter zu bestellen, lehnte die Richterin ab. Das Urteil ergeht schriftlich.
1Panorama
Im Achtelfinale winkt Duell mit Djokovic. Miami – Österreichs Tennis-Ass Dominic Thiem bekommt es in seinem ersten Spiel beim mit 7,037 Mio. Dollar dotierten Masters-1000-Turnier von Miami voraussichtlich am Freitag in der zweiten Runde mit dem Australier Sam Groth (77.) zu tun. Thiem und Groth sind sich noch nie gegenübergestanden. Sollte sich der Weltranglisten-14. Thiem durchsetzen, träfe er in der dritten Runde der Papierform nach auf den Spanier Feliciano Lopez (21. der Setzliste). Im Achtelfinale winkt dem Niederösterreicher ein Duell mit der Nummer eins der Welt, Novak Djokovic. Dieses hatte er in der Vorwoche in Indian Wells mit einer Achtelfinalniederlage gegen Jo-Wilfried Tsonga verpasst. 2015 hatte Thiem in Miami das Viertelfinale erreicht, dort war gegen Andy Murray Endstation gewesen. (APA; 21.32016)
4Sport
Will Ende der Beschränkungen durchsetzen – Sieht unzulässige Vereinbarungen im Hintergrund. Die EU-Kommission geht gegen sechs große Hollywood-Filmstudios sowie den britischen Bezahlsender Sky vor, weil sie angeblich gemeinsam Verbraucher in Europa unrechtmäßig von ihrem Angebot fernhalten. Zuschauer außerhalb von Irland und Großbritannien könnten teils weder über Satellit noch über Internet auf zahlungspflichtige Angebote von Sky UK zugreifen, so die Kommission in Brüssel am Donnerstag. Grund seien möglicherweise unzulässige Vereinbarungen zwischen dem Sender und den sechs großen US-amerikanischen Filmstudios Disney, NBCUniversal, Paramount Pictures, Sony, Twentieth Century Fox und Warner Bros. Wir glauben, dass das gegen EU-Wettbewerbsvorschriften verstoßen könnte, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Die Studios und Sky UK haben nun Gelegenheit, zu unseren Vorwürfen Stellung zu nehmen. Sollte sich die Kommission mit ihrer Auffassung durchsetzen, könnte dies weitreichende Auswirkungen auf den europäischen TV-Markt haben. Auch Fernsehsender in Deutschland untersagen zum Teil, dass bestimmte Sendungen oder das komplette Programm außerhalb des Landes frei empfangen oder abonniert werden darf. US-Filmstudios vergeben Lizenzen für die Ausstrahlung etwa von Filmen an Pay-TV-Sender und zwar jeweils für ein Land oder eine Sprachregion. Die EU-Kommission bezweifelt unter anderem die Rechtmäßigkeit bestimmter Klauseln, die Sky UK verpflichten, den Zugang zu Filmen seines Bezahl-Angebots außerhalb von Großbritannien und Irland zu blockieren (Geoblocking). Solche Einschränkungen stellen nach vorläufiger Einschätzung der EU-Kommission einen schweren Verstoß gegen EU-Wettbewerbsvorschriften dar. Sky UK und die Sender können sich nun zu den Vorwürfen äußern. Es gibt keine festen Fristen in dem Verfahren. Die EU-Kommission will mehr legalen Zugriff auf ausländische Inhalte ermöglichen. Dabei betont sie aber, der audiovisuelle Sektor stütze sich für seine Finanzierung auf Gebietsbeschränkungen, dies stelle somit kein ungerechtfertigte Geo-Blockade dar.
0Web
Teamchef Johannesson mit Leistung zufrieden. Winterthur – Österreichs Handball-Nationalteam der Herren hat den Yellow Cup in Winterthur auf Platz drei abgeschlossen. Nach der Niederlage am Samstag gegen Tunesien feierte die ÖHB-Auswahl am Sonntag einen 34:30-(16:14)-Erfolg über Portugal. Die Partie gegen die Iberer, die sich bereits für das WM-Play-Off qualifiziert haben, verlief zu Beginn ausgeglichen, die Österreicher gingen schließlich mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Pause. Auch danach blieb das Match bis zum Schluss auf Messers Schneide. Erst in den letzten Minuten spielten die ÖHB-Männer einen entscheidenden Vorsprung heraus. Teamchef Patrekur Johannesson ortete eine Steigerung im Vergleich zum Tunesien-Spiel. Heute bin ich definitiv zufriedener als gestern. Die Mannschaft ist heute einfach anders aufgetreten, mit anderer Körpersprache. Positiv war auch, dass ich wirklich Gelegenheit hatte, in diesen Spielen alle Spieler einzusetzen. Am Montag reist die Mannschaft nach Triest, am Abend steht bereits das erste Training in Italien auf dem Programm. Am Mittwoch startet Österreich mit dem Auswärtsspiel gegen Italien in den WM-Qualifikations-Showdown. Die zweite Partie gegen die Italiener folgt am 9. Jänner in der Südstadt. Das Duell mit Rumänien in Baie Mare am 14. Jänner dürfte dann zum vorentscheidenden Duell um Platz eins werden. Das abschließende Heimspiel gegen Finnland steigt am 17. Jänner. Yellow Cup in Winterthur, Spiel um Platz drei am Sonntag: Österreich – Portugal 34:30 (16:14). Werfer Österreich: Santos 7/4, Schmid 7, Bilyk 5, Hallmann 4, Kandolf 3, Bozovic 2, Feichtinger 2, Jelinek 2, Neuhold 1, Zivkovic 1
4Sport
Deutsches Kraftfahrt-Bundesamt lehnt freiwillige Reparatur ab, ab Anfang 2016 müssen die Fahrzeuge in die Werkstatt. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Die Bonitätsprüfer von Moody' senken wegen des Ölpreisverfalls als letzte der drei großen Rating-Agenturen den Daumen über das Königreich. Riad – Die Bonitätsprüfer von Moodys haben Saudi-Arabien wegen des Ölpreisverfalls herabgestuft. Die Anleihen des Landes bewertet die Agentur nur noch mit A1 anstatt Aa3. Das Königreich habe seine Abhängigkeit vom Ölpreis noch nicht ausreichend verringert, begründete Moodys am Samstag seine Entscheidung. Deshalb sei das Land auf künftige Krisen nicht so gut vorbereitet. Das Wachstum falle schwächer aus, und die Schulden stiegen. Weder im In- noch im Ausland gebe es genügend Ausgleich. Eine weitere Verschlechterung der Note muss das Ölförderland aber nicht fürchten, der Ausblick ist stabil. Mit Moodys senkte auch die letzte der drei großen Agenturen den Daumen über das Königreich. Bereits im Februar hatte Standard & Poors einen Warnschuss abgegeben und bewertet das Land nur noch mit A-. Fitch folgte im April und stufte Saudi-Arabien auf AA- herab. Die Noten für andere Ölförderländer wie Qatar und die Vereinigten Arabischen Emirate bestätigte Moodys. Allerdings ist der Ausblick negativ, womit immer noch eine Herabstufung droht.
3Wirtschaft
Britische Regierung strebt Referendum über Mitgliedschaft an. London – Die US-Ratingagentur Standard & Poors hat Großbritannien vor dem Verlust seiner Spitzenbonität AAA im Fall eines Austritts aus der Europäischen Union gewarnt. Ein Ausscheiden aus der EU wäre ein Risiko für die britische Wirtschaft, erklärte die Agentur am Freitag. London würde damit seinen Einfluss auf die EU-Politik für Finanzdienstleistungen verlieren und die Rolle des Pfunds als globale Reservewährung gefährden. Zugleich zeigte sich die Ratingagentur überzeugt, dass die Briten einen Austritt ablehnen. Abstimmung bis Ende 2017 angestrebt Der konservative Premierminister David Cameron will die Briten bis Ende 2017 in einem Referendum über die Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU abstimmen lassen. Er wirbt für den Verbleib in der EU, will aber zuvor die Beziehungen zu Brüssel auf eine neue Grundlage stellen und mehr Macht zurück nach London holen. Laut Umfragen spricht sich eine Mehrheit der Briten für den Verbleib in der EU aus, der Vorsprung schrumpft aber. Standard & Poors ist derzeit die einzige der großen Ratingagenturen, die Großbritannien eine Spitzenbonität zuspricht. Den Ausblick für das Land sieht sie aber negativ. Die Agentur Fitch gibt London eine schwächere Bonitätsnote mit stabilem Ausblick. Auch sie warnte aber am Freitag vor einem EU-Austritt und verwies darauf, dass dann auch ein zweites Referendum über ein Ausscheiden Schottlands aus dem Königreich wahrscheinlicher würde.
3Wirtschaft
Admira-Stürmer fällt damit rund sechs bis neun Monate aus. Maria Enzersdorf – Fußball-Bundesligist Admira Wacker muss für lange Zeit auf seinen Stürmer Toni Vastic verzichten. Wie der aktuelle Zweite am Montag bekanntgab, zog sich der 22-Jährige am Sonntag beim 2:1 gegen Altach einen Kreuzbandriss zu und wird zwischen sechs und neun Monate ausfallen. Die Operation des Kreuzbandes soll in den kommenden Tagen nach Abklingen der Schwellung erfolgen. (APA; 24.8.2015)
4Sport
Steirer assistiert beim Goldtor im Finish. Sinsheim – Der Hamburger SV und ÖFB-Legionär Michael Gregoritsch haben am Freitag in der deutschen Fußball-Bundesliga den vierten Saisonsieg eingefahren. Beim 1:0-Erfolg in Hoffenheim leitete der 21-jährige Steirer das Goldtor mit einem Pass in die Tiefe ein, Pierre Michel Lasogga drückte anschließend den Ball nach Schipplock-Stanglpass in der 89. Minute über die Linie. In der 75. Minute ging der U21-Teamspieler, der hinter Solospitze Lasogga zum Einsatz kam, bei einem Laufduell im Strafraum zu Boden. Seine Mannschaft reklamierte aber vergeblich Elfmeter. Der HSV schob sich mit dem ersten Dreier nach drei sieglosen Spielen vor den Samstagpartien auf Rang neun vor, die von Markus Gisdol betreuten Hoffenheimer liegen weiter nur auf dem vorletzten Platz. Wir haben mit viel Selbstvertrauen gespielt, hatten gute Chancen, die wir leider lange nicht genutzt haben. Deswegen ist das Spiel dann so lange so eng. Im Endeffekt ist es aber ein verdienter Sieg, sagte Gregoritsch nach dem Spiel bei Sky. Von Goldtorschütze Lasogga wurde der Steirer nach dem Spiel gelobt: Er ist eine super Verstärkung für uns. Er ist ein ganz junger Bursche, ihm gehört sicher die Zukunft, wie so vielen in der Mannschaft. Wir haben eine super geschlossene Mannschaft, er gehört dazu, sagte Lasogga über seinen Teamkollegen.
4Sport
Zunächst sicherheitshalber noch speziell geschulte Fahrer an Bord – Maximal mit 40 Stundenkilometer. Google hat seine selbstfahrenden Autos auf öffentliche Straßen losgelassen. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, sind sie zunächst nahe dem Firmensitz im kalifornischen Mountain View unterwegs. Mit dem Test wolle der Konzern verstehen, was es tatsächlich bedeutet, selbstfahrende Fahrzeuge in der Welt zu haben. Es solle geprüft werden, wie die Öffentlichkeit die Autos wahrnimmt und mit ihnen interagiert – und was es bedeute, sie zu betreiben und zu unterhalten. Nach Google-Angaben waren die Autos zuvor Tests unterzogen worden, um sicherzustellen, dass Software und Sensoren zuverlässig funktionieren. Außerdem soll zunächst sicherheitshalber immer ein speziell geschulter Fahrer an Bord sein, der über ein Lenkrad, ein Gas- und ein Bremspedal verfügen soll, um nötigenfalls einzugreifen. Die Autos sollen zudem nicht schneller als 40 Stundenkilometer fahren. Nach Unternehmensangaben gab es in dem seit sechs Jahren laufenden Projekt mit inzwischen mehr als 20 selbstfahrenden Autos insgesamt elf leichte Unfälle. Sie wurden demnach stets von anderen Verkehrsteilnehmern verursacht. Den Angaben zufolge handelte es sich vor allem um Auffahrunfälle, bei denen niemand verletzt wurde. Google hatte bei der Erforschung der selbstfahrenden Autos zunächst auf speziell umgerüstete Autos der japanischen Hersteller Toyota und Honda zurückgegriffen und später einen eigenen Prototyp entwickelt. Auf dem Markt sind selbstfahrende Autos bisher nicht verfügbar.
0Web
Hersteller gibt Hardware-Spezifikationen bekannt – Tester geben leichte Entwarnung. Spielhersteller DICE hat die Hardware-Anforderungen für den kommenden Shooter Star Wars Battlefront bekanntgegeben, der am 19. November neben PS4 und Xbox One auch für Windows-PC erscheinen wird. Um das neue Battlefront am PC spielen zu können, wird man laut den Entwicklern mindestens einen Intel i3 6300T-Prozessor, 8GB Arbeitsspeicher sowie eine Grafikkarte mit 2 GB Videospeicher benötigen. Zur optimalen Darstellung empfiehlt DICE allerdings ein deutlich stärkeres System mit Windows 10, 16GB Arbeitsspeicher und aktueller Nvidia- oder AMD-Grafikkarte mit 4GB Videospeicher. Betriebssystem: 64-bit Windows 7 Prozessor: Intel i3 6300T oder vergleichbar Speicher: 8GB RAM Festplatte: Mindestens 40GB Speicher Grafikkarte: GeForce GTX 660 2GB / Radeon HD 7850 2GB DirectX: 11.0 Onlineverbindung: 512 kbps oder schneller Betriebssystem: 64-bit Windows 10 Prozessor: Intel i5 6600 oder besser Speicher: 16GB RAM Festplatte: Mindestens 40GB Speicher Grafikkarte: GeForce GTX 970 4GB / Radeon R9 290 4GB DirectX: 11.1 Onlineverbindung: 512 kbps oder schneller Wer sich vorab ein Bild von dem Spiel und der Technik machen möchte, hat ab dem 8. Oktober im Rahmen einer öffentlichen Beta-Testphase die Möglichkeit dazu. Wie die Seite Eurogamer berichtet, dürften die empfohlenen 16GB RAM allerdings etwas hochgegriffen sein. Im Zuge eines Vorab-Tests erwies sich ein System mit i7 4790-Prozessor, 8GB RAM und AMD R9 290X-Grafikkarte als ausreichend stark, um das Spiel mit über 60 Bildern pro Sekunde und 1080p-Auflösung bei maximalen Details auszugeben. Für Besitzer schwächerer PC gebe es ebenso gute Nachrichten. Das Spiel biete jede Menge Optionen, die Grafikdetails herunterzuschrauben und flüssiges Spielen zu ermöglichen.
0Web
"Absurde Regie ist eine Beleidigung für die Oper", so der Dirigent. Rom – Der italienische Dirigent Riccardo Muti übt erneut scharfe Kritik an Opernregisseuren wegen ihrer oft zu radikalen Inszenierungen. Giorgio Strehler war nicht nur ein großartiger Theatermensch, er kannte auch die Musik gut. Seine Regie war nicht wie die abscheulichen Inszenierungen, die man heute sieht und von einigen auch gelobt werden. Zum Glück bin ich kein Kritiker, kommentierte Muti. Muti kritisierte etwa den russischen Regisseur Dmitri Tcherniakov für seine als Saisonpremiere 2013 inszenierte Traviata. Seine Regie habe ich als Affront gegenüber Verdi und Italien empfunden. Ich bin kein Konservativer. Doch wenn die Regie absurd ist, beleidigt sie die Oper mit Blödsinn, der am nächsten Tag, vor allem in Deutschland, in die Presse kommt, kritisierte Muti. Das Thema Opernregie sorgt derzeit in Italien für Diskussionen. Der britische Regisseur Graham Vick wurde von Scala-Intendant Alexander Pereira für die Produktion von Giacomo Puccinis La fanciulla del West durch den Kanadier Robert Carsen ersetzt. Vick war mit Scala-Musikdirektor Riccardo Chailly in Konflikt geraten ist, weil der Regisseur die Puccini-Oper in einer Schwulenbar inszenieren wollte. Chailly hatte auch mit dem Regieduo Moshe Leiser und Patrice Caurier gestritten, weil er sich gegen sexuell explizite Szenen hartnäckig gewehrt hatte, auf die die Regisseure bei der Saisonpremiere mit Verdis Giovanna d ´Arco gedrängt hatten.
8Kultur
142 Menschen wurden aus dem Wasser gerettet – Suche nach Überlebenden wird fortgesetzt. Manila – Einen Tag nach dem Fährunglück auf den Philippinen ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 45 gestiegen. Nach Angaben der Küstenwache wurden noch 15 Menschen vermisst. Die Kim Nirvana sei mit mehr als 170 Passagieren und 16 Besatzungsmitgliedern an Bord auf dem Weg von der zentralphilippinischen Küstenstadt Ormoc zur Camotes-Insel in rauer See gekentert, teilten Küstenwache und örtlicher Katastrophenschutz mit. 142 Menschen konnten gerettet werden. Die Suche nach möglichen weiteren Überlebenden wurde fortgesetzt. Nach Angaben des Katastrophenschutzvertreters Ciriaco Tolibao wurde die Passagierfähre etwa eine halbe Stunde nach ihrem Auslaufen aus dem Hafen von Ormoc von hohen Wellen erfasst und zum Kentern gebracht. Das Schiff sollte mit Kränen aufgerichtet werden, teilte die Küstenwache mit. Das Unglück passierte so schnell, dass einige Menschen vermutlich nicht mehr rechtzeitig aus der Kabine kamen. Die Küstenwache rechnete nicht damit, noch Überlebende zu finden. Fähren sind eines der wichtigsten Transportmittel der Philippinen mit seinen tausenden Inseln. Sie sind jedoch oftmals in schlechtem Zustand, ihre Sicherheit wird nur selten kontrolliert. Immer wieder kommt es deshalb zu schweren Unglücken. (APA, 3.7.2015)
1Panorama
Das Fossil eines Dinosaurierbabys auf Madagaskar erzählt die Geschichte eines Lebens mit ungewöhnlicher Wachstumsrate und ohne Happy End. St. Paul / Wien – Ausgewachsen wäre er 15 Meter lang geworden – als Baby reichte er einem Menschen nur bis zum Knie. Das Fossil eines jungen Rapetosaurus krausei, das in der Maevarano-Formation auf Madagaskar gefunden wurde, zeigt, auf welch ungewöhnliche Weise die Dinosaurier aus der Gruppe der Sauropoden heranwuchsen. Diese langhalsigen Pflanzenfresser, unter denen Rapetosaurus nur im Mittelfeld lag, stellten mit Maximalmaßen von über 30 Metern Länge und 80 Tonnen Masse die größten Landtiere aller Zeiten. Trotzdem schlüpften sie aus Eiern, die kaum größer waren als die von einem der größten bekannten Vögel: dem nur 400 Kilogramm schweren Elefantenvogel, der ebenfalls auf Madagaskar lebte und dort erst in historischer Zeit vom Menschen ausgerottet wurde. Dass fast 200-mal so schwere Sauropoden keine größeren Eier legten als der Vogel, liegt schlicht an der Physik: Um stabil zu bleiben, müsste ein noch größeres Ei eine so dicke Schale haben, dass der Embryo darin ersticken würde. Der kleine Rapetosaurus dürfte bei der Geburt 2,5 bis 4,3 Kilogramm gewogen haben, entsprach also den Dimensionen eines menschlichen Babys. Das sollte sich aber sehr schnell ändern: Nur zwei Monate später brachte er schon 40 Kilo auf die Waage, rechnen US-Forscher in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science vor. In absoluten Zahlen gemessen, legte kein anderes Landwirbeltier, Wale miteingerechnet, zwischen Geburt und Erwachsenenalter derart an Größe zu wie die Sauropoden. Sie wuchsen aber nicht nur im Eilzugtempo, sondern auch auf eine andere Weise als viele heutige Tierarten, berichtet das Team um Kristina Curry Rodgers vom Macalester College. Die Forscher untersuchten mittels Computertomografie das Wachstumsmuster der Knochenzellen in den Rapetosaurusfossilien. Dabei stellten sie fest, dass der Kleine keinerlei Kindchenschema aufwies. Er entwickelte sich wie eine maßstabsgetreue Miniaturversion eines erwachsenen Rapetosaurus. Kindchenschema im weiteren Sinne bezieht sich nicht nur auf eine als niedlich empfundene Gesichtspartie. Auch die Gliedmaßen und andere Teile der Anatomie haben bei den meisten Vögeln, Säugetieren und selbst nichtsauropoden Dinosauriern andere Proportionen als bei erwachsenen Exemplaren. Nicht so jedoch beim kleinen Rapetosaurus von Madagaskar. Curry Rogers und ihre Kollegen interpretieren dies so, dass er als Nestflüchter von Anfang an auf sich gestellt war. Kindchenschema geht mit elterlicher Fürsorge einher, für die es bei Sauropoden – anders als bei anderen Dinosauriergruppen – noch keine eindeutigen Belege gibt. Die Miniversion einer erwachsenen Anatomie dürfte dem Rapetosaurus in seinem erzwungenermaßen unabhängigen Leben geholfen haben. 2012 wies eine Schweizer Studie im Magazin Biology Letters darauf hin, dass ein solcher Wachstumszyklus zu einem entscheidenden ökologischen Unterschied zwischen der Dinosaurier-Ära und der Gegenwart geführt haben dürfte. Die großen Pflanzenfresser von heute sind Säugetiere. Solange sie sich von der Muttermilch ernähren, haben sie keine direkte Auswirkung auf ihre Umwelt. Und nach dem Abstillen sind sie bereits groß genug, dass sie dieselbe ökologische Nische besetzen wir ihre Eltern. Ganz anders bei den Riesendinos: Sauropodenkinder konnten noch nicht die gleichen Nahrungsquellen erschließen wie die gigantischen Erwachsenen. Sie fraßen sich also im Lauf ihres Lebens von einer Nische in die nächste hoch. Eine Umgebung, die heute mehreren Säugetierarten verschiedener Größe Platz bietet, hätte damals eine einzige Dino-Art mit ihren extrem unterschiedlichen Lebensstadien abgeweidet. Mit der Folge, dass die Artenvielfalt der Dinosaurier vergleichsweise klein blieb: Ein gewichtiger Nachteil im Fall globaler Umwälzungen wie der vor 66 Millionen Jahren – nicht zuletzt deshalb, weil es dadurch just an kleineren Spezies mangelte, die bei Massenaussterbeereignissen in der Regel bessere Überlebenschancen haben als großgewachsene. Für den verhinderten Riesen von Madagaskar spielte dies freilich keine Rolle, er fiel schon einer früheren Katastrophe zum Opfer. Aus dem Fossilienbefund weiß man, dass seine Heimat in der späten Kreidezeit immer wieder von verheerenden Dürren heimgesucht wurde. In einer solchen Zeit der Not ist der Rapetosaurus – das zeigt die gestörte letzte Wachstumsphase seiner Knochenzellen – irgendwann im zarten Alter von 39 bis 77 Tagen verhungert.
7Wissenschaft
Wegen Verleumdung – Vom Vorwurf der Korruption freigesprochen. Rom/Vatikanstadt – Ein Gericht in Rom hat am Montag den Vatikan-Prälaten Nunzio Scarano wegen Verleumdung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Der Prälat wurde zugleich vom Vorwurf der Korruption freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hatte für Scarano eine vierjährige Haftstrafe gefordert. Scarano wurde wegen der Verleumdung eines ehemaligen Geheimdienstagenten verurteilt, dem er Korruption vorgeworfen hatte. Scarano war früher Rechnungsprüfer der vatikanischen Güterverwaltung APSA. Der Prozess lief seit Juli 2014. Dabei ging es um die vorgetäuschte Schenkungen einer Offshore-Gesellschaft, die laut den Ermittlern von Scarano über Konten des vatikanischen Geldinstituts IOR abgewickelt worden sein sollen. Scarano war im Juni 2013 von italienischen Behörden verhaftet worden, da er an einer versuchten illegalen Überführung von 20 Millionen Euro Bargeld in einem Privatjet aus der Schweiz nach Italien beteiligt gewesen sein soll, lautete der Vorwurf. Er erhob seinerseits schwere Vorwürfe gegen seine Vorgesetzten.
2International
Die EU-Kommission zog eine enttäuschende Bilanz zur Migrationpolitik und hofft, dass Hotspots bald funktionieren. Die Nato wird einen Einsatz von Mitgliedstaaten zur Kontrolle der EU-Außengrenze zwischen Griechenland und der Türkei auf rasche Umsetzung prüfen. Als erstes EU- und Natoland hat Deutschland Mittwoch beim Treffen der Verteidigungsminister im Hauptquartier in Brüssel erklärt, dass es sich an einer solchen Aktion zur Seeraumüberwachung beteiligen werde. Die Türkei hatte einen entsprechenden Antrag eingebracht. Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte zu Beginn des zweitägigen Treffens, bei dem es vor allem um Syrien und den Kampf gegen den IS-Terror geht, das Ziel müsse sein, das perfide Geschäft der Schmuggler mit der illegalen Migration zu erschweren. Wie berichtet, ist der Stopp der illegalen Migration von der Türkei über Griechenland nach Zentraleuropa bzw. wenigstens eine starke Verkleinerung der Flüchtlingszahlen zur Priorität der EU-Politik erklärt worden. Die Außen- und Verteidigungsminister der EU hatten sich erst am Wochenende in Amsterdam darauf verständigt, alle Pläne darauf abzustimmen. Der größte Teil der 1,3 Millionen Migranten, die 2015 nach Europa kamen, gelangten mithilfe von Schleppern auf eine der griechischen Inseln vor der türkischen Küste. Das soll sich nun ändern, indem der Aktionsplan EU-Türkei umgesetzt wird. Er sieht vor, dass die Flüchtlinge zunächst mit EU-Hilfen von drei Milliarden Euro auf türkischem Boden aufgehalten werden. Einige Hunderttausend sollen dann legal über ein Neuansiedlungsprogramm als Asylwerber in einem EU-Land aufgenommen werden, insbesondere Syrer. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat in diesem Zusammenhang die Kooperation mit der Türkei intensiviert. Nächste Woche wird der EU-Gipfel ganz im Zeichen der Flüchtlingskrise stehen, abgesehen von den Sondervereinbarungen mit Großbritannien. Um beim Gipfel nicht allzu schlecht dazustehen, präsentierte die EU-Kommission am Mittwoch eine erste Zwischenbilanz zur Flüchtlingshilfe. Der zuständige Innenkommissar Dimitris Avramopoulos räumte ein, dass viel Zeit verloren wurde, der Erfolg sich in Grenzen hält. So seien die im Herbst beschlossenen fünf Aufnahmezentren (Hotspots) in Griechenland (außer in Lesbos) noch immer nicht einsatzfähig. In Italien laufe es etwas besser. Die Hotspots sind von entscheidender Bedeutung für eine geordnete EU-Migrationspolitik. Denn wenn die Registrierung nach der Ankunft der Flüchtlinge nicht ordentlich klappt, scheitern in der Folge auch alle Pläne zur weiteren Ansiedelung in EU-Staaten. Derzeit werden nur 70 Prozent registriert. Laut Avramopoulos konnten bisher erst 497 Migranten umgesiedelt werden – von 160.000, auf die man sich geeinigt hatte. Er zeigte sich aber optimistisch, dass Griechenland in den nächsten zehn Tagen seinen Verpflichtungen nachkomme werde. Zum Natoeinsatz meinte er, das sei kein Thema. Die EU müsse Schengen und auch die Dublin-Regeln erhalten. Avramopoulos wies auch Kritik zurück, dass besonders belastete Länder wie Deutschland oder Österreich zu wenig beachtet würden: Österreich werde wegen seiner Leistungen vom Umsiedelungsmechanismus ausgenommen werden, die Quote für das laufende Jahr wurde bereits von 1935 auf 1350 Flüchtlinge reduziert.
1Panorama
Eine Mahnwache für die am Mittwoch ermordete Frau in Wien-Ottakring wurde von linken Gegnern gesprengt. Wien – Zu gröberen Auseinandersetzungen ist es am Sonntagabend in Wien-Ottakring gekommen. Die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Identitären hatten am Brunnenmarkt eine Mahnwache für die in der Nacht auf Mittwoch dort erschlagene 54-jährige Frau abgehalten. Kurz nach Beginn der Veranstaltung wurde die Gruppe von linken Gegnern angegriffen. Drei bis fünf Rechte waren laut Polizeisprecher Paul Eidenberger an der angemeldeten Veranstaltung beteiligt, als plötzlich rund 100 Gegner aufgetaucht sein sollen. Laut der Angegriffenen sollen manche auch mit Baseballschlägern bewaffnet gewesen sein, das konnten wir bisher aber nicht verifizieren, erklärt Eidenberger. Sicher sei dagegen, dass pyrotechnische Gegenstände gezündet wurden. Die Identitären flüchteten, nach Polizeiangaben wurde niemand verletzt. Die Exekutive reagierte auf die Meldung des Tumults mit einem Großeinsatz, da die Lage unübersichtlich war. Nach relativ kurzer Zeit konnten die meisten Beamten wieder abrücken, da die Angreifer in der Zwischenzeit verschwunden waren.
5Inland
Nach 20 Filmen in zehn Tagen war es soweit: Die Jury musste sich entscheiden. Ziel der STANDARD-Publikumsjury ist es, unter leitender Beobachtung unseres Auftraggebers Dominik Kamalzadeh, aus zwölf Spiel- und acht Dokumentarfilmen einen Sieger zu finden. Dieser wird dann für einen Kinostart empfohlen. Aber wie kommt man eigentlich zu einer Empfehlung? Zwei Flaschen Wein genügen nicht! Es muss eine dritte herbeigeschafft werden. Natürlich ein Blaufränkisch, der Wein, der uns durch unsere Viennale-Zeit begleitet hat. Im Wein liegt ja bekanntlich die Wahrheit, also werden wir Sie auch für unsere Entscheidung finden. In die Endauswahl schafften es sieben Filme. Vier werden vorab wegdiskutiert, um den Sieger – unseren Sieger – zu küren. Die finale Abstimmung beinhaltet zwei Spielfilme und einen Dokumentarfilm. Trommelwirbel – es gibt noch immer keinen eindeutigen Sieger. Die Doku Oncle Bernard ist nicht mehr im Rennen. Finale! Eigentlich ist die Sache klar: vier zu eins. Doch die Eins erweist sich als hartnäckig und versucht ihren Favoriten den anderen noch einmal schmackhaft zu machen. Die beiden Filme werden noch einmal in ihre Einzelheiten zerlegt. A uma hora incerta oder Nefesim kesilene kadar – Portugal oder Türkei? Die vier lassen nicht locker. Keiner wechselt die Seite. Doch nach vier Stunden ist unser Sieger gekürt. Portugal: A uma hora incerta. Sinnlich, reich, erotisch, verflochten – wie die Zöpfe der Hauptdarstellerin. Unsere Gratulation und unser Dank gelten Carlos Saboga für dieses Meisterwerk.
8Kultur
Ein 21-Jähriger soll drei Mädchen zu Sex gezwungen und anschließend mit Videos erpresst haben. Er spricht von Freiwilligkeit. Wien – Wenn es stimmt, was ihm Staatsanwältin Katharina Stauber vorwirft, ist Lütfü D. ein außergewöhnlich skrupelloser Täter. Der 21-jährige Verkäufer soll im Jahr 2014 drei minderjährige Mädchen, die jüngste 13, vergewaltigt und sie dabei teilweise mit dem Handy gefilmt haben, um sie anschließend mit den Videos zu erpressen. Eine Anklage, die er energisch bestreitet – alles sei freiwillig geschehen. Erfahrung mit der Justiz hat der junge Mann bereits. Haben Sie Vorstrafen, fragt ihn Beate Matschnig, Vorsitzende des Schöffensenats, zu Beginn. 6.000, lautet die verwirrende Antwort. Nein, wie oft waren Sie schon hier? – Fünf- oder sechsmal, glaube ich. – Hier steht, Sie haben drei Vorstrafen. Sind Sie nicht jedes Mal verurteilt worden?, fragt die Vorsitzende, während sie im Akt blättert. Nein, nicht jedes Mal. Kurz zusammengefasst soll D. seine ihm flüchtig bekannten Opfer auf Facebook kontaktiert und zu Treffen überredet haben. Dort zwang er sie mit Drohungen oder Gewalt zu Oral- und Geschlechtsverkehr. Zum Teil filmte er sie dabei, das wollen die Opfer aber nicht bemerkt haben. Erst als er damit drohte, die Aufnahmen zu veröffentlichen beziehungsweise den Eltern zu zeigen, und die Teenagerinnen so erpresste. Von einer soll er 8.000 Euro erhalten haben, von einer zweiten goldene Armreifen im Wert von 9.000 Euro und 500 Euro in bar. Ich habe sie nicht gezwungen oder irgendwas, erklärt der Angeklagte dazu. Die sexuellen Handlungen seien alle freiwillig gewesen, ebenso die Filmaufnahmen. Sie hat gesagt, sie will nachher schauen, wie sie bläst, lautet eine Begründung, die Matschnig stutzig macht. Denn gleichzeitig betont er, die Mädchen wollten nicht in der Öffentlichkeit mit ihm gesehen werden aus Angst, dass Bekannte oder Verwandte davon erfahren. Der durchaus selbstbewusst auftretende D. vermutet darin auch den Hintergrund der Anzeigen: Zumindest zwei der mutmaßlichen Opfer sind eng befreundet, aus Angst vor der Familie würden sie nun von Gewalt berichten. Aber wenn sie in dieser Kultur so verfangen sind, warum lassen sie sich dann filmen? Das passt doch nicht zusammen, wirft die Vorsitzende ein. Es sei nie ein Gesicht zu erkennen gewesen, beteuert der Angeklagte. Warum eines der Mädchen auf einem Video dann ihre Freundin anhand eines charakteristischen Kopftuchs erkannt habe? Für D. muss das abgesprochen oder ein Zufall sein. Und überhaupt gebe es von einem der Mädchen einschlägige Aufnahmen auch mit anderen Männern. Wundern muss sich Matschnig auch, warum die Teenagerinnen Wertgegenstände der Eltern gestohlen und ihm gegeben haben sollen. Man sei eben befreundet gewesen, sagt der junge Mann. In einem Fall bat er beispielsweise um 2.500 Euro für ein neues Auto. Sie gab mir dann 5.000, damit ich ein noch geileres kaufen kann. Überhaupt hätten ihn die Mädchen immer wieder angelogen – sowohl über ihr Alter als auch über die Herkunft von Geld und Schmuck. Tatsächlich sagt ein anderer 16-Jähriger als Zeuge aus, auch er habe goldene Armreifen geschenkt bekommen. Auch die waren 1.800 Euro wert. Ich habe gesagt, wenn sie dann Probleme hat, nehme ich sie nicht, schildert dieser Zeuge. Ein echtes Problem bekommt der Angeklagte allerdings, als ihm Matschnig seine bisher jüngste Vorstrafe vorhält. Die stammt aus dem Sommer 2015, als er rechtskräftig zu 18 Monaten bedingt verurteilt wurde. Der Grund: Er hatte eine Teenagerin erpresst und 16 goldene Armreifen im Wert von mehr als 10.000 Euro genommen. Seine Drohung damals: Dann stell ich jeden Tag ein Foto rein. Umso überraschender ist es, dass D. nicht aus der Untersuchungshaft vorgeführt wird. Denn trotz der neuen, nun verhandelten Vorwürfe sah man bei der Staatsanwaltschaft keinen Haftgrund – weder Tatbegehungs- noch Verdunkelungsgefahr. Der Senat braucht schließlich nicht sehr lange, um ein Urteil zu fällen. Der junge Mann erhält nicht rechtskräftig eine Zusatzstrafe von drei Jahren, insgesamt drohen ihm also viereinhalb Jahre im Gefängnis, sollten auch die 18 Monate aus dem Sommer unbedingt werden. Wir haben Ihnen gar nichts geglaubt, begründet Matschnig die Entscheidung, die D. ohne erkennbare Gemütsregung aufnimmt. Nur zwei der Frauen kannten sich, aber alle erzählen die gleiche Geschichte. Sie machen sich ausschließlich an junge Musliminnen heran, führt die Vorsitzende aus. Die schon grundsätzlich bezweifelt, dass die Mädchen freiwillig Oralsex mit dem Angeklagten hatten, aber vor allem: Ganz sicher lassen sie sich nicht dabei filmen! Ein bedingter Teil sei in diesem Fall nicht mehr möglich, da ihn die bisherigen Verurteilungen auch nicht aufgehalten hätten.
1Panorama
Niederösterreicher siegen als klar unterlegenes Team in Vorarlberg 2:1 und sind Tabellen-Zweiter. Altach – Admira Wacker Mödling bleibt in der Fußball-Bundesliga das Team der Stunde. Die Niederösterreicher gewannen am Sonntag zum Abschluss der 6. Runde auswärts bei Schlusslicht Altach 2:1 (1:0) und sind damit wieder erster Verfolger von Spitzenreiter Rapid. Die Admira konnte in Vorarlberg zwar nicht spielerisch überzeugen, war dafür vor dem gegnerischen Tor aber einmal mehr ungemein effizient. Aus zwei Chancen machten die Südstädter durch Kapitän Christoph Schößwendter (39.) und Markus Blutsch (69.) zwei Tore. Am Ende spielte nur mehr der SCR Altach, mehr als der 1:2-Anschlusstreffer von Louis Ngwat-Mahop in der Nachspielzeit schaute aber gegen eine dezimierte Admira nicht mehr heraus. Damir Canadi veränderte sein Team gegenüber dem Spiel gegen Belenenses Lissabon am Donnerstag nur an drei Positionen. In der Innenverteidigung spielte Alexander Pöllhuber statt Jan Zwischenbrugger, im Mittelfeld begann Daniel Luxbacher anstelle von Patrick Salomon. Im Angriff bekam Seeger eine Pause verordnet, Martin Harrer kam zum Zug. Bei der Admira setzte das Trainerduo Baumeister/Lederer im offensiven Mittelfeld auf Rene Schicker anstelle von Maximilian Sax. Die Partie in der Cashpoint-Arena nahm nur langsam Fahrt auf. Nach und nach übernahmen die Hausherren aber die Kontrolle, hatten bei ihren Vorstößen in den Strafraum jedoch kein Glück. Die beste Möglichkeit ließ Hannes Aigner aus, der relativ unbedrängt im Sechzehner nicht ideal an den Ball kam (13.). In der 27. Minute vergab der Routinier nach Flanke von Andreas Lienhart per Kopf. Harrer traf nach einem missglückten Ausflug von Jörg Siebenhandl (38.) nur das Außennetz. Stattdessen ging die Admira in Führung. Nach einer Flanke von Blutsch, der nach einem Corner komplett alleine war, nutzte Abwehrchef Schößwendter die Konfusion in der Altacher Hintermannschaft und brachte den Ball per Direktabnahme im kurzen Eck unter (39.). Die Gäste hatten davor offensiv praktisch nicht stattgefunden. Altach erhöhte nach dem Seitenwechsel den Druck noch einmal. Angriff um Angriff rollte Richtung Admira-Tor, das viel gelobte Überraschungsteam konnte sich allenfalls durch destruktives Bälle-Wegschlagen für Momente befreien. Es haperte jedoch bei den Vorarlbergern nach wie vor an der notwendigen Durchschlagskraft im Strafraum. Trainer Canadi hatte dieses Grundübel schon nach dem Belenenses-Spiel angesprochen. In der 57. Minute scheiterte Harrer mit einem direkten Freistoß. Sonst blieb es bei vielen Flanken, die keinen Abnehmer fanden, oder unplatzierten Weitschüssen. Wie es geht, exerzierte die Admira in Person von Blutsch vor, der den einzigen nennenswerten Konter mit seinem Bundesliga-Premierentor vollendete. Weil in der 73. Minute Markus Wostry die Gelb-Rote Karte sah, geriet die restliche Spielzeit nur mehr zu einer Abwehrschlacht. In der Nachspielzeit besorgte Ngwat-Mahop das 1:2 (93.). Es war zu spät – die Altacher verließen als bessere Mannschaft den Platz als Verlierer. (APA/red – 23.8. 2015) Bundesliga, 6.. Runde:SCR Altach – FC Admira Wacker Mödling 1:2 (0:1). Altach, Cashpoint Arena, 4.217, SR Schüttengruber. Tore: 0:1 (39.) Schößwendter, 0:2 (69.) Blutsch, 1:2 (93.) Ngwat-Mahop Altach: Lukse – Lienhart, A. Pöllhuber, Ortiz, Zech – Prokopic, Netzer (68. Roth), Luxbacher (59. Hofbauer) – Ngwat-Mahop, Aigner, Harrer (74. Seeger) Admira: Siebenhandl – Ebner, Schößwendter, Wostry, Zwierschitz – Lackner, Toth – Starkl (83. Maier), R. Schicker (60. Bajrami), Blutsch – Vastic (30. Grozurek) Gelbe Karten: Ngwat-Mahop, Aigner bzw. Grozurek, Bajrami, Siebenhandl, Toth Gelb-Rote Karte: Wostry (73./Foul)
4Sport
Der Ökonom Stefan Trappl verglich die jüngste Rezession mit jener der 1930er-Jahre. Sind Krisen in der Marktwirtschaft Ausnahmen oder doch die Regel? Seit Beginn der Finanzkrise um 2007 stellen sich Ökonomen diese Frage wieder häufiger. Auch Stefan Trappl hat sich mit dem Thema beschäftigt und Ende vergangenen Jahres darüber eine Dissertation an der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) vorgelegt. Der heutige Leiter des Bereichs Kapitalmärkte an der Fachhochschule Wien der Wiener Wirtschaftskammer verglich die jüngste Rezession mit der Great Depression der 1930er-Jahre. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Krisen ist laut Trappl das produktive Krisenmanagement nach 2007: Die ersten sechs Monate sind in beiden Fällen sehr ähnlich verlaufen: Einbrüche der Industrieproduktion, Rückgang der Bruttoinlandsprodukte, steigende Arbeitslosenzahlen. Durch Investitionen der Politik und Geld von den Nationalbanken konnte man aber das Schlimmste verhindern. Wie sinnvoll Maßnahmen wie die Zinssenkung langfristig sind, müsse man noch abwarten. Aber von Arbeitslosenanteilen von bis zu 40 Prozent der Bevölkerung, die während der Great Depression auch in Österreich verzeichnet wurden, sei man weit entfernt. Das wesentliche Ergebnis von Trappls Untersuchung ist eine Gemeinsamkeit: Die Einkommenskonzentration vor beiden Krisen war besonders ausgeprägt. Vor 1929 fielen 18 Prozent des Gesamteinkommens auf ein Prozent der Bevölkerung. Ein ähnliches Bild sah man 2007. Die Folge: Insbesondere in den angloamerikanischen Ländern bezahlte die weniger verdienende Bevölkerung ihren Konsum mit Krediten, die nie bedient werden konnten. Diese Blase musste platzen. Eine wachsende Schere zwischen Arm und Reich hat sich in meiner Untersuchung als wesentliche Variable für die Prognose einer Krise herausgestellt, sagt Trappl. Dennoch wurde dieser Krisenindikator bisher weitgehend ignoriert, berichtet der gebürtige Zwettler: Die Einkommenskonzentration war lange Zeit ein Stiefkind der Ökonomie. Das hat man eher den Sozialwissenschaften überlassen. Seit der Krise sei das Thema wieder mehr in den wirtschaftswissenschaftlichen Fokus gerückt, jedoch gebe es noch sehr wenige statistische Belege. An das für seine Analyse notwendige Datenmaterial – insbesondere für die 1920er-Jahre – zu gelangen, war für Trappl, der an der WU Wirtschaftswissenschaften sowie Wirtschaft und Recht studiert hat, die größte Herausforderung. Das führte zu einer eher historischen Vorgehensweise: Diese Zahlen musste ich in verschiedenen Bibliotheken aus vielen staubigen Büchern zusammensuchen. Jedoch forschte Trappl nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern vermittelte seine Erkenntnisse auch in der Lehre – an der Fachakademie der Wirtschaftskammer Wien, der FH Burgenland und an der Ecole de Commerce Européenne in Bordeaux. Sein Weg führte ihn auch in das Land, in dem beide Krisen ihren Ausgang genommen haben. In den USA unterrichtete Trappl an der Southern Utah University in Cedar City, wo er anfangs Unverständnis erntete: Die Einkommenskonzentration wird dort immer noch eher als Lohn für gerechte Arbeit denn als Problematik und somit volkswirtschaftlicher Gegenstand empfunden. Da gab es spannende Diskussionen.
7Wissenschaft
Körperausdruck rund um die "Leningrader Symphonie" von Schostakowitsch, rund um Kapitalismuskritik und Momente der Bedrängnis: Elina Pirinen, Barbara Kraus und Alix Eynaudi berücken beim Festival Impulstanz im Odeon, Schauspielhaus und Mumok. Wien – Ausgetrickst habe der sowjetische Komponist Dmitri Schostakowitsch das diktatorische Väterchen Stalin und dessen Musik-Dobermann Andrej Schdanow, heißt es. Welche Motive etwa in der Leningrader Symphonie (der Siebenten) als subversive Untertöne integriert sind, ist bis heute Thema von Diskussionen. Die 1981 geborene finnische Choreografin Elina Pirinen hat 2013 aus dem Werk (uraufgeführt 1942) ein Personal Symphonic Moment generiert: ein Tanztrio, das jetzt auch in der Reihe [8:tension] bei Impulstanz zu erleben ist. Das Stück dauert so lange wie die Symphonie, und Pirinen bringt es fertig, den darin geladenen historischen Politikdiskurs in einen gegenwärtigen zu transferieren. Dafür wurde das Stück bisher in höchsten Tönen gelobt. Zum Verhältnis zwischen dem Komponisten und dem Massenmörder gibt es ein spannendes Buch von Schostakowitschs Mitarbeiter Salomon Wolkow. Schostakowitsch lebte bis zum Beginn der Belagerung durch die NS-Truppen in Leningrad, wurde mit seiner Familie ausgeflogen und konnte so seine Siebente fertigstellen. Die wollte Stalin auch im kriegsverbündeten Westen erklingen lassen, und so gab es noch im Jahr der Fertigstellung Erstaufführungen in London und New York. Elina Pirinen, die lange klassische Musik studiert hat, konzentrierte sich bei ihrer Analyse der Symphonie auf deren affektiven Gehalt, auf die emotional überwältigende Kraft der Komposition. Und sie macht, was zu unserer Selfie-Gegenwart am besten passt, eine persönliche Affäre daraus: Und so fing ich an, sie als Apotheose der Menschlichkeit zu behandeln. Das klingt bieder. Aber so ist das Stück nicht geworden. Zu Beginn wird das Publikum lange im Dunkeln mit dem ersten Satz der Symphonie alleingelassen, bevor sehr langsam Licht aufdämmert und den Blick auf eine träge in halber Bühnenhöhe des Odeontheaters dräuende Wolke freigibt. Aus dem Hintergrund lösen sich drei Grazien, die in strenger Ordnung vorwärtsschreiten, bevor diese Strenge in Verwirrung gerät. Pirinen will hier zusammen mit ihren Tänzerinnen Kati Korosuo und Katja Sallinen zeigen, wie es stabil jugendlichen Thirtysomethings in einem reichen Staat wie Finnland heute so geht. Die Bilanz ist beeindruckend direkt: Drei Frauen als selbstbewusst agierende, aber desorientierte Ego-Nerds torkeln mit wachsender – auch gegen sich selbst gerichteter – Aggressivität durch einen Treibsand aus Identitätsfragen, Pornoelementen und schwer zu bewältigender Ambivalenz. Zwischendurch plaudern sie nonchalant über banale Privatangelegenheiten, führen einen entzückenden Chor aus schwarz gekleideten Kindern vor. Zarte Stimmen singen: Der Mond ist aufgegangen ... Am Ende kehren die drei Tänzerinnen in die anfänglichen Ordnungsmuster zurück, feiern ihren Rückzug, lassen sich von Licht und Musik auflösen. Die Frage, mit welcher Form von Diktatur sie selbst zu tun haben, lassen sie nicht ganz offen. Barbara Kraus wird in ihrem Solo Close my eyes and see deutlicher. Sobald sie allerdings Kapitalismuskritik einfließen lässt, ertönt genervtes Seufzen aus junger Brust im Auditorium. Kraus feiert ihre Begegnung mit ihrem Publikum trotzdem. Und die Wiener Performancekünstlerin riskiert, wie so gut wie immer in ihren Arbeiten, Kopf und Kragen. Das ist ihre Methode: Das Scheitern wird bewusst provoziert, und verlässlich tritt es als unsichtbarer Helfer auf. Die Performerin zerfällt, immer aus dem Moment heraus handelnd, in mehrere Persönlichkeiten, ruft Gespenster, dringt ins Publikum vor, scheut weder Witz noch Peinlichkeit. Auf der Bühne stehend, registriert sie mit geschlossenen Augen, was in den Sitzreihen vor sich geht, spricht das Husten und den Gebrauch der Mobiltelefone an, verbindet diese Unruhe mit der Musikphilosophie von John Cage. Kraus wagt es, der Tanz- und Performance-Leistungsgesellschaft, wie sie auch Pirinen vertritt, ihre Schwächen vorzuführen. Und sie macht es so überzeugend, dass sie am Ende begeisterten Applaus erntet. Riskant ist schließlich auch die White-Cube-Adaption des Stücks Monique der aus Frankreich stammenden Wiener Choreografin Alix Eynaudi in einem Videoinstallationssaal der Mumok-Ausstellung Mein Körper ist das Ereignis. Der Zusammenhang zwischen den Bondagemotiven in den Videos und in dem Duett mit Mark Lorimer ist schlüssig, und im strahlenden Weiß des hell erleuchteten Raums wird das gelungene Bühnenoriginal zu einem richtigen Nahperformance-Erlebnis. Dieses Close-up bringt Eynaudi und Lorimer in echte Bedrängnis – was zur Fesselungskunst bestens passt.
8Kultur
Rechteinhaber CBS lässt Klage fallen – "Star Trek: Beyond"-Regisseur sprach sich für das Projekt aus. Es ist ein ausgesprochen ambitionieres Fanfilm-Projekt, selbst für Star Trek-Dimensionen. Die Macher von Axanar konnten per Crowdfunding über eine Million Dollar sammeln. Grafisch aufwändig und teils mit weltraumerfahrenen Darstellern besetzt und hohem visuellem Aufwand sollte die Geschichte um diese bedeutende Schlacht umgesetzt werden – als kostenlose Veröffentlichung. Ende 2015 geriet das Projekt jedoch heftig ins Schleudern. CBS und Paramount Pictures, die Rechteinhaber für Filme und Serien in Gene Roddenberry Sci-Fi-Universum klagten wegen Urheberrechtsverstößen. Unerwartet, weil man dort bisher auch andere Fanproduktionen wie Star Trek Continues geduldet hatte. Die Axanar-Macher argumentierten, dass sie keine kommerzielle Absicht verfolgten, sondern Star Trek damit einen Liebesdienst erweisen würden. Alec Peters, der in Hauptverantwortung für den Film steht, hoffte auf eine einvernehmliche Lösung. Fans zeigten sich vielfach enttäuscht vom vorgehen der Filmstudios. Sein Wunsch hat sich nun erfüllt. Wie von J. J. Abrams, der den letzten kommerziellen Star Trek-Film redigiert hat, bekannt gegeben wurde, lassen Paramount und CBS ihre Klage fallen. Eine gewichtige Rolle für die Meinungsänderung soll sein Nachfolger Justin Lin gespielt haben, der am Drehsessel für das kommende Star Trek: Beyond sitzt. Er hat sich laut Statement von Peters für Axanar stark gemacht. Um derartige Situationen künftig zu vermeiden, wollen die Rechteinhaber Vorkehrungen treffen. Laut einem Buzzfeed-Redakteur soll künftig über offizielle Richtlinien festgelegt werden, in welchem Rahmen sich Fanfilme bewegen dürfen. Einen Einblick in das Projekt gibt der Kurzfilm Prelude to Axanar, der vor einem Jahr veröffentlicht wurde.
0Web
Kandidat Carson vergleicht Flüchtlinge mit "Hunden" – US-Republikaner schüren weiter Terrorangst. Washington – In die hitzige Debatte um die Aufnahme syrischer Flüchtlinge in den USA – Präsident Barack Obama bezeichnete sie kürzlich als hysterisch – hat Donald Trump, republikanischer Präsidentschaftsanwärter, zusätzlich Öl ins Feuer gegossen: Der umstrittene Multimillionär fordert laut New York Times eine Registrierung aller Muslime in den USA. Er würde als Präsident ein entsprechendes Gesetz absolut implementieren. Fragen von Journalisten, ob dieser Schritt nicht dasselbe wie die Registrierung aller Juden in Nazi-Deutschland wäre, wich er aus. Ins gleiche Horn stößt Trumps Kontrahent um die Präsidentschaftskandidatur Ben Carson: Wenn ein tollwütiger Hund durch deine Nachbarschaft streift, wirst du vermutlich nichts Gutes über diesen Hund denken, sagte er am Donnerstag bei einer Veranstaltung in Alabama. Dies bedeute aber beim besten Willen nicht, dass du alle Hunde hasst. Den empörten Protest darauf tat Carson mit dem Argument ab, er meine mit tollwütigen Hunden nicht die Flüchtlinge, sondern die Terroristen. Die Republikaner stemmen sich seit den Terroranschlägen in Paris verstärkt gegen den Plan der US-Regierung, bis Ende 2016 insgesamt 10.000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Das führte zu einem Gesetzesentwurf, der syrische Flüchtlinge de facto mit potenziellen Terroristen gleichsetzt und einen kompletten Aufnahmestopp vorsieht. Er wurde bereits im Repräsentantenhaus mit republikanischer Mehrheit beschlossen. US-Präsident Barack Obama drohte mit seinem Veto, sollte die Initiative später auch den Senat passieren. Zusätzlich angefeuert wird die Debatte durch die Nachricht, dass in den vergangenen Tagen in Honduras und Costa Rica mehrere syrische Flüchtlinge, die in die USA weiterreisen wollten, mit gefälschten Pässen aufgehalten worden waren. Die US-Geheimdienste konnten bisher aber nichts über allfällige, die USA gefährdende Motive der Flüchtlinge in Erfahrung bringen.
2International
Zahlreiche Daten werden in der Cloud gespeichert, beklagt die Bürgerrechtsorganisation. Die US-amerikanische Datenschutzstiftung EFF hat Google vorgeworfen, Schüler und Studenten auszuspionieren, die mit Geräten des Internet-Konzerns arbeiten. Eine entsprechende Beschwerde sei bei der US-Handelskommission FTC eingereicht worden, teilte die Electronic Frontier Foundation mit. Demnach habe der Internetkonzern über seine Chromebooks in den Schulen und Universitäten persönliche Daten der Schüler und Studenten gespeichert. Erfasst wird EFF zufolge auch, nach welchen Begriffen die Schüler gesucht haben, welche Ergebnisse sie sich angeschaut haben, welche Youtube-Videos aufgerufen und welche Passwörter gespeichert wurden. Eine Erlaubnis von den Eltern oder Schülern zum Speichern der Daten habe Google nicht eingeholt. Google tritt mit seinen Chromebooks auf dem Bildungsmarkt gegen Wettbewerber wie Apple, Microsoft und andere Hersteller an. Die Bildungsangebote von Google sind werbefrei. Allerdings wertet Google Anwenderdaten nach eigenen Angaben für Nicht-Werbezwecke aus. Google hat nach Darstellung der EFF versichert, in Kürze die Standardeinstellungen der Chromebooks so zu ändern, dass Daten wie der Browserverlauf nicht mehr automatisch mit anderen Google-Services synchronisiert werden. Dem EFF gehen die Ankündigungen jedoch nicht weit genug, um die Privatsphäre der Schüler und Studenten zu schützen. Die Standardeinstellungen würden Google immer noch erlauben, den Kindern auch dann zu folgen, selbst wenn sie den Chrome-Browser auf dem iPad ihrer Eltern oder dem Smartphone eines Freundes nutzen. Entgegen der öffentlichen Versicherung, das nicht zu tun, sammelt Google die Browserdaten und andere Informationen der Schüler und nutzt diese für eigene Zwecke des Unternehmens, sagte EFF-Anwalt Nate Cardozo. Solche Hoffnungen zu schüren und sie nicht zu erfüllen, sei ein Verstoß der Handelsregeln der FTC und eine unfaire und trügerische Geschäftspraxis.
0Web
Altach – Belenenses: Damir Canadi (Altach-Trainer): In der ersten Hälfte hatten wir nicht die Courage, hier selbstbewusst aufzutreten. Da haben wir einige Fehlpässe gesehen und nach vorne war gar nichts. In der zweiten Hälfte haben wir es doch sehr gut gemacht. Der Gegner hat kaum Entlastung gehabt, sie waren nach 70 Minuten kaputtgespielt. Leider haben wir uns nicht belohnt mit einem Tor, das eine bessere Ausgangsposition für das Rückspiel gebracht hätte. Trotzdem fahren wir mit breiter Brust dorthin und werden auch dort versuchen, ein Tor zu erzielen. Wir werden unsere Chancen vorfinden, der Vorteil liegt aber bei Belenenses. Viele meiner Spieler waren noch nie in dieser Situation, so kurz vor einer Gruppenphase zu stehen. Aber wir wollen wachsen an dieser Situation, daraus können wir lernen. Philipp Netzer (Altach-Kapitän): Ich denke, dass es zwei verschiedene Halbzeiten von uns waren. In der ersten Halbzeit waren wir nicht couragiert genug, in der zweiten war es ein total anderes Spiel von uns. Auswärts sollten wir zwei solche Halbzeiten auf das Feld bringen. Wir haben uns etwas anderes vorgenommen. Wir wollten eine bessere Ausgangsposition herausholen. Vorne haben wir uns einfach zu wenig durchgesetzt. Ich denke, dass es im Defensivverbund eine akzeptable Leistung war. Dennoch müssen wir uns steigern für nächste Woche. Andreas Lienhart (Altach-Verteidiger): Man hat gesehen, dass wir die erste Hälfte komplett verschlafen haben. Ich weiß nicht, ob das Nervosität war. In der zweiten Hälfte war es besser. Wir haben aber keine zwingenden Torchancen vorgefunden, das müssen wir im Rückspiel ändern. RBS – Minsk: Peter Zeidler (Salzburg-Trainer): Das ist ein sehr, sehr bitteres Ergebnis, vor allem wenn man den Spielverlauf in der ersten Hälfte sieht, und dass wir in letzter Sekunde das 0:2 bekommen haben. Wir haben wieder feststellen müssen, dass kleinste Konzentrationsschwächen von erfahrenen Mannschaften ausgenutzt werden. Wir sind noch nicht ausgeschieden und müssen die Mannschaft wieder aufrichten. Vuk Rasovic (Minsk-Trainer): Es ist genau wie geplant gelaufen, zwei Tore sind gut. Zum Spiel in Salzburg: Wir wollen in jedem Spiel ein Tor schießen und uns auf jeden Fall für die Gruppenphase qualifizieren.
4Sport
Einjahresvertrag in Linz für den Villacher Toptorschützen in der abgelaufenen Saison. Linz/Villach – Die Black Wings Linz haben den kanadischen Stürmer Rick Schofield vom Villacher SV geholt. Der 29-jährige Toptorschütze der Kärntner in der abgelaufenen Saison der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) erhielt nach Angaben der Linzer einen Einjahresvertrag. Mit der Verpflichtung des Centers sei die Kaderplanung im Angriff nach derzeitigem Planungsstand abgeschlossen, so die Oberösterreicher weiter.
4Sport
Experiment zeigt: Kaum etwas lässt sich so leicht anpeilen und schnappen wie etwas Gestreiftes. Cambridge – Die Hinweise verdichten sich, dass Zebras ihr auffälliges Streifenmuster zum Schutz vor Tsetsefliegen und anderen krankheitsübertragenden Insekten entwickelt haben. Für deren optische Wahrnehmung löst sich der Zebrakörper in Teilflächen auf, die den Insekten nicht als lohnenswerte Anflugziele erscheinen. Für diese These spricht das geografisch unterschiedlich stark ausgeprägte Streifenmuster bei Zebras und nah verwandten Arten, das mit dem Verbreitungsgebiet der fliegenden Schädlinge korreliert. So hatte das vom Menschen ausgerottete Quagga aus Südafrika nur einen gestreiften Hals und Kopf, während beim Wildesel Nordafrikas nur die Beine gestreift sind. Wo die Fliegen zuhause sind, herrscht hingegen ein vollständiges Streifenkleid vor. Früher wurde das Streifenmuster vor allem als Tarnung betrachtet, obwohl es kaum eine auffälligere Erscheinung zu geben scheint als ein Zebra. Hitzeflimmern und ein Hintergrund aus hohem Gras sollen – angeblich – zusammen mit den Streifen einen Tarneffekt ergeben. Sonderlich überzeugend wirkt diese Erklärung jedoch nicht. Eine andere Hypothese besagt, dass sich Zebras dadurch leichter Raubtieren entziehen können. Wenn beispielsweise eine Löwin in eine Zebraherde einfällt und die Tiere auseinanderstieben, finde sich die Jägerin plötzlich in einem sinnverwirrenden Wirbel aus Streifen wieder, der es ihr schwermache, ein einzelnes Zebra herauszugreifen. Motion dazzle nennt sich dieser Effekt im Englischen. In Tierdokumentationen kann man diese Erklärung immer noch häufig hören. Forscher der Universität Cambridge erteilen ihr nun jedoch eine Absage. Sie haben die Wirkung von Streifen auf einen Jäger nämlich im Experiment überprüft. Zwar nicht mit Raubkatzen, sondern mit Menschen – aber die Ergebnisse waren dennoch eindeutig, wie das Team um Anna Hughes im Fachjournal Frontiers in Zoology berichtet. In ihrem Experiment ließen die Forscher 60 Probanden am Touchscreen Jagd auf bewegliche und unterschiedlich gemusterte Objekte machen: horizontal, vertikal und diagonal gestreifte ebenso wie einfärbige. In der ersten Runde machten die Probanden Jagd auf einzelne Objekte – dabei erwiesen sich horizontal gestreifte Objekte stets als die leichteste Beute. Und wenn am Bildschirm mehrere Objekte herumschwirrten? Wo der Motion dazzle zum Tragen kommen sollte, machte die Orientierung der Streifen nun keinen Unterschied mehr. Ob horizontal, vertikal oder diagonal gestreift – alle Objekte wurden gleich schnell erwischt. Aber allesamt gingen sie den Jägern leichter ins Netz als die einfärbigen. (jdo, 16. 8. 2015)
7Wissenschaft
Ein EU-Austritt Großbritannien würde deutliche Risiken und Unsicherheiten in einer Palette von Branchen mit sich ziehen. London – Die Ratingagentur Moodys warnt Großbritannien vor den Risiken eines EU-Austritts. Moodys schreibt in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht, dass ein Brexit zu anhaltender Unsicherheit führen würde. Er wäre negativ für die Kreditwürdigkeit von Autobauern, des verarbeitenden Gewerbes, der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie sowie des Dienstleistungssektors. Viele Unternehmen dürften in diesem Fall ihre Investitionen reduzieren, bis die Auswirkungen auf Handel, Regulierung und Arbeitskosten klar seien. Das Referendum der konservativen britischen Regierung über den Verbleib des Landes in der EU ist für den 23. Juni angesetzt. Allerdings könnte es zwei Jahre oder mehr dauern, bis Großbritannien formell vom EU-Vertrag zurücktreten werde und die Gemeinschaft verlässt. Moodys rechnet damit, dass es während dieser Zeit zu Verhandlungen über alternative Vereinbarungen kommen würde. Dieser Übergangszeitraum könnte es den Unternehmen erlauben, sich an ein verändertes Umfeld nach einem EU-Austritt anzupassen. Auch große Teile der britischen Industrie warnen vor einem möglichen Brexit. Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC im Auftrag des Verbands Industrieverbands CBI ergab, dass sich die Kosten für die Wirtschaft im Vereinigten Königreich in diesem Fall bis zum Jahr 2020 auf 100 Mrd. Pfund (127,7 Mrd. Euro) belaufen könnten. Dies entspräche rund 5 Prozent der jährlichen britischen Wirtschaftskraft. Zudem seien dann 950.000 Arbeitsplätze gefährdet.
3Wirtschaft
Der Umgang mit dem bisher größten Atomunfall am 26. April 1986 ist von Verdrängung geprägt. Es war Nacht und stockfinster, als Natalia Tereschtschenko ihr Fahrziel erreichte. Die Ärztin bekam wenige Tage zuvor den Auftrag für eine Dienstreise. Zweck: unbekannt. Ort: unbekannt. Fragen: unerwünscht. Die Mitreisenden im Bus waren genauso ahnungslos wie sie. Die 35-Jährige hatte Proviant für drei Tage eingepackt, sich von ihrem Mann und den zwei kleinen Kindern in Charkiw im Osten der Ukraine verabschiedet. 18 Stunden dauerte die Fahrt, an deren Ende Tschernobyl lag. Es war Anfang Mai 1986. Wenige Tage zuvor war es in dem Atomkraftwerk zum GAU gekommen. Am 26. April 1986 um 1.23 Uhr früh war in Reaktor 4 eine Explosion erfolgt (siehe Zeitleiste). 600.000 bis 800.000 Männer und Frauen wurden in den folgenden Wochen und Monaten als Liquidatoren aus der gesamten Sowjetunion eingezogen, um Brände zu löschen, Aufräumungs- und Sicherungsarbeiten vorzunehmen und so eine noch gewaltigere Katastrophe zu vermeiden. Tereschtschenko war eine von ihnen. * Tscher-no-byl. Diese drei Silben haben sich tief in das kollektive Gedächtnis Europas eingebrannt, sie stehen für atomare Zerstö- rung wie spätsowjetische Vertuschungspolitik, für die Angst vor dem Unvorstellbaren und die Hilflosigkeit nach einer Katastrophe neuen Ausmaßes. Wenn von Risiken der Atomkraft geredet wird, tauchen die Bilder des havarierten Meilers in der Ukraine und der nahen, verlassenen Satellitenstadt Prypjat auf. Häuser verrotten, Spielplätze und Schwimmbäder liegen unwirklich im atomaren Dämmerschlaf. Eine Sperrzone von 30 Kilometern Durchmesser wurde errichtet, und rund 120.000 Menschen wurden evakuiert. Sie wurden in neue Gemeinden eingebürgert, teilweise wurden neue Siedlungen für sie errichtet. Die Ärztin Tereschtschenko wurde mit 57 anderen Menschen in einem Spital eingesetzt, nur zehn Kilometer vom havarierten Reaktor entfernt. Ihre Aufgabe war es, die Leukozyten im Blut der Liquidatoren zu zählen. Denn im Falle einer Verstrahlung fällt die Anzahl der weißen Blutkörperchen stark ab, bei einer verringerten Leukozytenzahl sind Menschen einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt. Stimmte der Grenzwert, mussten die Liquidatoren weiterarbeiten. Die Tests bezeichnet die Ärztin heute als Farce: Pro Person hatte ich rund eine Minute Zeit, moderne Geräte fehlten, sagt sie im Gespräch mit dem STANDARD. So war die Mentalität. Man musste tun, was der Staat verlangt Ihre Familie dachte, Tereschtschenko befinde sich in Kiew: Wir durften niemanden informieren. Es wurde alles abgehört. Sobald man etwas Verdächtiges sagte: ,zack – Leitung tot. 33 Tage war sie in der geräumten Zone. Die ersten gesundheitlichen Folgen traten bei ihr unmittelbar danach ein. Durch die Arbeit am eisenhaltigen, verstrahlten Mikroskop wurde ihr Rachen verbrannt. Für einige Monate konnte sie nicht sprechen; noch heute hat sie einen metallischen Geschmack im Mund. Drei Operationen hat sie heute hinter sich, ihr Nervensystem ist stark gestört, zudem verliert sie ihr Augenlicht. Nur drei Menschen aus meiner Einheit überlebten, sagt die Mittsechzigerin. Die Informationslage war damals dürftig, die Medien wurden kontrolliert. Dennoch: Die meisten Menschen vor Ort wussten genau, was ihr Einsatz für sie bedeutete. Wieso hatte sich Tereschtschenko nicht geweigert? So war die Mentalität. Man musste tun, was der Staat verlangt. In einer Nacht gelangten wir an einen neuen Ort der Geschichte. Wir sprangen in eine neue Realität, und diese Realität überstieg nicht nur unser Wissen, sondern auch unsere Einbildungskraft, schreibt die Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch in ihrem Buch Tschernobyl – Eine Chronik der Zukunft. Die Vergangenheit war plötzlich hilflos, auf nichts darin konnten wir uns stützen, im allwissenden (wie wir glaubten) Archiv der Menschheit gab es keinen Schlüssel, der diese Tür hätte öffnen können. Doch die unvorstellbare Katastrophe trug auch zum Wandel in der Sowjetunion bei. Die politische Klasse musste erkennen, dass ihre gewohnten Schlüssel nicht ausreichten. Nur wenige Wochen zuvor, am 25. Februar 1986, sprach Michail Gorbatschow, der im Jahr davor Generalsekretär des Zentralkomitees der KP wurde, erstmals von Glasnost. Offenheit und Transparenz sollten neben der Perestroika die sowjetische Gesellschaft modernisieren. Doch nur wenige Wochen später erlebte das Prinzip Glasnost – so die Politologin Astrid Sahm – einen Totalausfall. Im Umgang mit Tschernobyl setzten die sowjetischen Machthaber zunächst auf eine schleppende Evakuierung, Vertuschung und internationale Desinformationspolitik. Dass erst durch Messstationen in Westeuropa die Katastrophe international publik wurde, zeigt, wie sehr Anspruch und Wirklichkeit auseinanderdrifteten. * Der Großteil der radioaktiven Stoffe wurde in Tschernobyl innerhalb der ersten zehn Tage freigesetzt. Am stärksten betroffen waren neben der Ukraine Weißrussland und Russland. Noch heute leben rund fünf Millionen Menschen in den unmittelbar betroffenen Gebieten auf radioaktiv verseuchtem Boden. Diese Schlüsse zieht ein aktueller Statusreport im Auftrag von Greenpeace. Doch die gesamte nördliche Halbkugel war in unterschiedlichem Ausmaß betroffen: Durch den Graphitbrand im Reaktorblock entstand große Hitze, gasförmige oder leichtflüchtige Stoffe wie Jod oder Cäsium gelangten so in 1500 bis 10.000 Meter Höhe. Wechselnde Luftströmungen trieben die Rauchwolken mit dem radioaktiven Fallout zunächst nach Skandinavien, dann über Polen, Tschechien, Österreich, Süddeutschland und Norditalien. Eine dritte Wolke erreichte den Balkan, Griechenland und die Türkei. Der Regen verteilte die Radioaktivität schließlich im Boden. Je nach Wetterlage wurden die Länder unterschiedlich getroffen. Österreich wurde, gemessen an seiner Größe, stark kontaminiert. Die Nachricht erreichte Wien erst zwei Tage nach dem Unglück, am Abend des 28. Aprils veröffentlichte die APA eine erste Meldung. Vor dem Verzehr von Frischgemüse wurde in der Folge gewarnt, Kinder sollten nicht im Freien und mit Sand spielen. Politisch war ab diesem Zeitpunkt eines sonnenklar: Der Bau von Atomkraftwerken war in Österreich endgültig tabu. 18 Tage dauerte es, bis Gorbatschow sich am 14. Mai 1986 in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung wandte und dabei die USA und andere westliche Länder angriff: Sie haben eine zügellose antisowjetische Kampagne entfacht ... Doch Glasnost manifestierte sich schließlich zum Teil auch durch Tschernobyl. Gorbatschow im Jahr 2006 in einem Gastbeitrag im STANDARD: Der Reaktorunfall in Tschernobyl, [...] war vielleicht mehr noch als die von mir begonnene Perestroika die wirkliche Ursache für den Zusammenbruch der Sowjetunion fünf Jahre später. [...] Mehr als alles andere hat die Katastrophe die Durchsetzung der freien Meinungsäußerung ermöglicht. Und immer die Frage: Wie kann der Mensch die Technik kontrollieren? Am Anfang wurde menschliches Versagen als Ursache akzeptiert, sagt die Technikhistorikerin Sonja Schmid. Auch durch den ersten Bericht der Sowjetunion bereits im Sommer 1986 wurde dieser Erklärungsversuch gefestigt. Weil das in der Atmosphäre der Offenheit präsentiert wurde, ist es im Westen sehr unkritisch aufgenommen worden, so Schmid. Erst Jahre später wurden grundsätzliche technische Probleme und organisatorische Mängel als weitere Ursachen der Katastrophe hinzugefügt. Laut Schmid, die ein Buch über das sowjetische Atomsystem verfasst hat, greift jede eindimensionale Erklärung zu kurz. Unfälle wie in Tschernobyl und Fukushima lassen sich nicht auf einen einzigen Grund zurückführen – auch wenn es in der Öffentlichkeit diesen Wunsch der einfachen Erklärung gibt. Kritik gab es an der russischen, vermeintlich unsichereren Bauweise mit Grafit. Doch für Schmid sind hier die historische Perspektive und die Lage der Industrie in der Sowjetunion für das Verständnis wichtig: Der Reaktortyp RMBK – der Tschernobyl-Typ – hat andere Materialien, Erfahrungen und Industriezweige mobilisiert und dadurch die geplante Expansion der Atomindustrie ermöglicht. Wie beurteilt die Historikerin die Informationspolitik? In der Tradition des Kalten Krieges hat man nie über Atomsachen gesprochen – außer im Erfolgsfall. Ein Unfall dieser Größe war nicht vorstellbar. Wie es in Tschernobyl weitergeht, ist offen: Unter der maroden Hülle eines Betonsarkophags lagern etwa 180 Tonnen Masse aus dem Reaktor und radioaktiver Staub. Die Planungen für einen stählernen Sarkophag verzögern sich seit Jahrzehnten. Für eine Bergung des radioaktiven Materials fehlen nicht nur die technischen Konzepte, kritisiert Adam Pawloff von Greenpeace. Unklar sei auch, wer die enormen Kosten für diese Arbeiten übernehmen soll. Ein Pilotprojekt zur Bergung wurde eingestellt. Auch die gesundheitlichen Folgen sind noch lange nicht ausgestanden. Doch ausreichende epidemiologische Untersuchungen in der Ukraine, Weißrussland und Russland fehlen. Die genannten Todeszahlen reichen von 30.000 bis hin zu einer halben Million. Phänomene wie ein Anstieg von Schilddrüsenkrebs nach dem GAU – besonders bei Kindern – wurden nie genau erforscht. Alle Zahlen beruhen auf Schätzungen. * Um einen Einblick von der aktuellen Situation der überlebenden Liquidatoren zu bekommen, lohnt sich eine Fahrt nach Charkiw, 450 Kilometer von Tschernobyl und 20 Kilometer von Russland entfernt. Viele Liquidatoren stammten aus der zweitgrößten Stadt im Osten des Landes, die aktuell rund 1,5 Millionen Einwohner hat. Noch heute leben hier viele, die unmittelbar von der Katastrophe betroffen waren, wie zum Beispiel Anatolii Gubarjew. Seit 2010 steht der 56-Jährige der Vereinigung Sojus Chornobyl vor, die ihren Sitz in Charkiw hat. Rund 9000 Überlebende organisierten sich, um für ihre Rechte zu kämpfen. Zudem geben sie ihr Wissen an Kinder und Jugendliche weiter. Doch auch die aktuelle politische Situation beschäftigt: Wir arbeiten mit den ukrainischen Flüchtlingen. Denn es zeigt sich, dass sie in einer ähnlichen Situation sind wie die Menschen rund um Tschernobyl vor 30 Jahren, sagt Gubarjew. Für diese Menschen sei es genauso wichtig, schnell Hilfe zu bekommen und nicht durch lange Behördenwege nachweisen zu müssen, dass sie aus einem besetzten Gebiet kommen. Ehemalige Liquidatoren müssen den Zusammenhang zwischen dem GAU und ihren Krankheiten nachweisen, sagt Gubarjew. Der Wirtschaftsökonom lebte 1986 in Charkiw und war eine Woche nach dem Unfall in Tschernobyl: Es war egal, welchen Beruf man hatte, man wurde eingezogen. Wir hatten vier Tage Übung, und dann wurden wir schon in die Zone geschickt. Die Hauptaufgabe seiner Einheit war es, den Kabelbrand zwischen drittem und viertem Reaktor unter Kontrolle zu halten. Sicherheitsvorkehrungen waren kaum vorhanden, sagt er: Wir hatten nur Stoffmasken und haben nach jedem Einsatz unsere Kleidung getauscht. Das Leben der Menschen hatte keinen Wert. Dann kam der Hautkrebs. Diese Diagnose durfte ihm in der Ukraine jedoch gar nicht gestellt werden. Es gibt neue Krisen, und es gibt neue Helden. Es war verboten, chronische und akute Erkrankungen der Liquidatoren in einen Zusammenhang mit der Verstrahlung zu bringen. Ein längerer Aufenthalt in einem deutschen Krankenhaus rettete ihm 1990 das Leben. Ein Gesetz zum Schutz der Liquidatoren trat erst 1991 in Kraft. Seither wurde es rund 40-mal abgeändert. Wer Liquidatoren-Status zugesprochen bekommt, erhält zwar eine etwas höhere Pension. Üppig ist diese aber mit umgerechnet höchstens 300 Euro nicht. Diesen Betrag bekommt jedoch nicht einmal ein Prozent der Liquidatoren, schätzt Gubarjew. 80 bis 100 Euro pro Monat entspreche der Realität der meisten Empfänger. Kranke Kinder von Liquidatoren haben nur bis zum 18. Lebensjahr einen Sonderstatus und erhalten staatlich geförderte Behandlungen. Witwen bekommen nicht automatisch eine Pension. Sie müssen penibel vorlegen, dass ihre Ehemänner an den Folgen von Tschernobyl verstorben sind. Laut offiziellen Zahlen gebe es heute nur noch 5000 behinderte Liquidatoren, berichtet Gubarjew, der diese niedrige Zahl anzweifelt. Der Jahrestag der Katastrophe werde den Anliegen der Überlebenden aber kaum Aufwind geben, meint er: Es gibt neue Krisen, und es gibt neue Helden. (Julia Schilly aus der Ukraine, Sebastian Pumberger, 20.4.2016)
1Panorama
Präsident nach Auszählung eines Drittels der Stimmen bei rund 60 Prozent. Kampala – Der ugandische Staatschef Yoweri Museveni liegt bei der Präsidentenwahl ersten Ergebnissen zufolge klar in Führung. Nach Auszählung der Stimmen aus mehr als einem Drittel der Wahllokale lag der seit 30 Jahren regierende Museveni bei rund 60 Prozent, wie die Wahlkommission am Freitag mitteilte. Der stärkste seiner sieben Herausforderer, der 59-jährige Oppositionsführer Kizza Besigye, kommt demnach auf rund 33 Prozent der Stimmen. Damit bleibt dem 71-jährigen Museveni vermutlich eine Stichwahl erspart. Bei der Abstimmung vom Donnerstag waren in dem ostafrikanischen Land rund 15 Millionen Menschen wahlberechtigt.
2International
Grüner Sicherheitssprecher wirft Außenminister Steinmeier und Innenminister de Maizière "politische Verantwortlichkeit" vor. Grünen-Abgeordneter Peter Pilz, der sich derzeit auf NSA-Tour durch Europa befindet, wird zwei Mitglieder der deutschen Regierung klagen. Betroffen sind Frank Walter Steinmeier, derzeit Außenminister, und Innenminister Thomas de Maizière. Pilz wirft ihnen vor, in früheren Funktionen von 2004 bis 2008 politisch und persönlich für die Spionage gegen 21 befreundete EU-Staaten im Rahmen der Operation Eikonal verantwortlich gewesen zu sein. Steinmeier war von 1999 bis 2005 Chef des deutschen Bundeskanzleramts und damit auch des Geheimdiensts BND, de Maizière übernahm seine Agenden von 2005 bis 2009 als Bundesminister für besondere Aufgaben. Im deutschen Kanzleramt sollen die Leiter der Abteilung 6 als Geheimdienstkoordinatioren die Aktionen des BND vorangetrieben haben. Verantwortlich für Spionage gegen Österreich sollen zwei Beamte namens August Hanning und Ernst Uhrlau gewesen sein. Österreicher und auch die Bewohner anderer von Eikonal betroffenen Staaten wie der Schweiz, Italien, Schweden oder Belgien waren nach Ansicht von Pilz nachrichtendienstliches Freiwild. Der BND habe unter anderem Telefonate von Millionen Menschen angezapft und an Computer des US-Geheimdiensts NSA weitergeleitet. Der grüne Sicherheitssprecher wird die österreichische Staatsanwaltschaft einschalten. Er sieht das Verhältnis zwischen Deutschland und Österreich durch die NSA-BND-Affäre beschädigt und betrachtet Steinmeier als mutmaßlich Beteiligten als ungeeignet, um in seiner Funktion als Außenminister das Vertrauen wiederherzustellen.
0Web
Dritter Turniersieg auf der European Tour bringt dem Österreicher ein Rekord-Preisgeld von einer halben Million Euro. Paris – Golfer Bernd Wiesberger hat am Sonntag die Open de France und damit sein insgesamt drittes großes Turnier auf der European Tour gewonnen, sein erstes seit Mai 2013. Der 29-Jährige war als Drittplatzierter in den Schlusstag gestartet, nach einer überzeugenden 65er-Runde wies der Burgenländer nach vier Runden mit 13 unter Par drei Schläge Vorsprung auf den Engländer James Morrison auf. Der Lohn: ein Rekord-Preisgeld von 500.000 Euro. Mit einer 65er Runde gelang Wiesberger der niedrigste Score des Feldes, die Basis zu seinem Erfolg legte er wie bereits an den Tagen davor auf den ersten neuen Löchern. Mit fünf Birdies übertrumpfte der Burgenländer seine bisherigen Vorstellungen noch, die so erlangte Führung gab er bis zum Schluss nicht mehr ab und finalisierte mit 13 Schlägen unter Par. Nach einer rund einstündigen Unterbrechung wegen Gewittergefahrs legte Wiesberger seine Birdie-Serie hin, es gelangen ihm vier Schlaggewinne in Folge. Der Schauplatz Le Golf National von Paris wird 2018 Schauplatz des Ryder Cups sein, Wiesberger gab schon einmal eine Empfehlung für eine mögliche Nominierung ab. Seine bisherigen Erfolge auf der European Tour waren ihm 2012 beim Ballantines Championship in Incheon in Südkorea sowie bei den Lyoness Open in Atzenbrugg gelungen. 2013 folgte auch der Titel beim Indonesian Masters in Jakarta, einem Turnier der Asien-Tour. 26 Monate später nun also die Nummer vier, einige große Namen konnte Wiesberger dabei hinter sich halten. So etwa den zweifachen Major-Sieger Martin Kaymer aus Deutschland, der nach einer 70er-Runde Vierter wurde. Jaco van Zyl (Südafrika), der als Führender in den Schlusstag gegangen war, belegte Rang drei (276). Wiesberger, natürlich Österreichs Nummer eins, erlebt 2015 das beste Jahr seiner Karriere. Es begann mit starken Auftritten in Asien: Plätze sechs in Abu Dhabi, drei in Katar, vier in Dubai und zwei in Kuala Lumpur. Mit seinem Sieg macht er auch einen Sprung in der Weltrangliste von Platz 39 auf 23. Damit erreichte Wiesberger ein für sich und das österreichische Golf historisches Hoch. Seine bisher beste Platzierung hatte der Burgenländer im Februar als 36. erreicht. Wiesberger hatte das Jahr als 72. begonnen. Der Oberwarter steigerte mit seinem vierten großen Titel seinen Score an Durchschnittspunkten von 2,78 auf 3,43. Mit 36 am Ryder-Cup-Schauplatz 2018 gutgeschriebenen Zählern erreichte Wiesberger sein bisher bestes Karriere-Ergebnis, noch wertvoller als sein Titelgewinn beim Ballantines Championship in Incheon/Südkorea 2012 (34). Im April schlug er als erster Österreicher beim US Masters ab und überzeugte in Augusta mit dem 22 Schlussrang. Ende Mai verpasste Wiesberger bei den Irish Open in Newcastle seinen dritten Europa-Titel im Dreier-Stechen als Zweiter nur knapp. Es folgte die Enttäuschung des verpassten Cuts beim Heim-Turnier in Atzenbrugg (79.), auch bei den US Open (85.) und in München (27.) lief es nicht wie gewünscht. Es war ein großartiges halbes Jahr für mich, sagte Wiesberger im ersten Siegerinterview. Ich hatte einiges an Erfolg, für ganz oben hat es aber nie ganz gereicht. Dass ich jetzt mit dem Pokal da stehe, fühlt sich ziemlich gut an. Konstanz sei der Schlüssel zum Erfolg gewesen. Nächste große Aufgabe: das British Open von 16. bis 19. Juli in St. Andrews. (red/APA – 5.7. 2015) Ergebnisse Open de France (3 Mio. Euro/Par 71) – Endstand nach vier Runden: 1. Bernd Wiesberger (AUT) 271 (68+72-66+65)2. James Morrison (ENG) 274 (71+68+68+67) 3. Jaco van Zyl (RSA) 276 (68+71+64+73) 4. Martin Kaymer (GER) 277 (69+69+69+70) 5. Rafa Cabrera-Bello (ESP) 279 (68+70+72+69) 279 6. Mike Lorenzo-Vera (FRA) 280 (75+70+67+68)6. Andy Sullivan (ENG) 280 (71+70+69+70)6. Francesco Molinari (ITA) 280 (70+69+70+71) 6. Brendan Steele (USA) 280 (72+69+67+72)
4Sport
Angebot von argentinischer Regierung brächte für Gläubiger Abstriche von über 25 Prozent – Gläubiger früherer Umschuldungen mussten über 70 Prozent abschreiben. New York/Buenos Aires – Die neue Regierung Argentiniens lässt ihrem Versprechen, den seit Jahren andauernden Anleihestreit zu lösen, Taten folgen. Ein Vermittler sprichtvon einem historischen Durchbruch. Doch es bleiben offene Fragen undeiniges muss noch geregelt werden. Erstmals seit Jahren scheint eine Einigung im Streit zwischen Argentinienund US-Hedgefonds um alte Staatsschulden greifbar nahe. Die neue Regierungbietet den klagenden Investoren 6,5 Milliarden Dollar (5,8 Mrd. Euro), wieder vom zuständigen New Yorker Bezirksgericht bestellte Vermittler DanielA. Pollack in der Nacht zum Samstag mitteilte. Er habe sich in der vergangenen Woche mit hochrangigen Vertretern beider Seiten getroffen und es seien enorme Fortschritte gemacht worden. Allerdings blieb zunächst unklar, wie die wichtigsten Investoren die Offerte bewerten. Wir kommentieren zum jetzigen Zeitpunkt nicht, sagte ein Sprecher des Hedgefonds Aurelius Capital. NML Capital aus dem Imperiumdes US-Milliardärs Paul Singer, ebenfalls eine führende Kraft in demVerfahren gegen Argentinien, war zunächst nicht für eine Stellungnahme zuerreichen. Bei dem Angebot müssten die Gläubiger Abstriche in Höhe von über 25 Prozent an den ursprünglichen Forderungen von insgesamt mehr als neun Milliarden Dollar (8,03 Mrd. Euro) machen. Die strittigen Anleiheschulden stammen aus der Staatspleite von Ende 2001. Die Hedgefonds und einige andere Investoren hatten die folgenden Umschuldungsangebote Argentiniens – anders als 93 Prozent der Gläubiger -ausgeschlagen und auf volle Rückzahlung geklagt. Der US-Bezirksrichter Thomas Griesa urteilte 2014 gegen Argentinien und verfügte, dass das Land die Schulden begleichen muss, bevor es weiter andere Staatsanleihen bedienen kann. Der Fall wird in New York verhandelt, weil die Papiere einst unter US-Recht ausgegeben wurden, um sie an den Finanzmärkten attraktiver zu machen. Die argentinische Regierung unter der damaligen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner hatte sich stets geweigert, ernsthaft mit den von ihr als Aasgeier geschmähten Fonds zu verhandeln. Durch den Zahlungs-Boykottwar die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas aber weitgehend von deninternationalen Kapitalmärkten abgeschnitten. Die seit Dezember amtierende Regierung des neuen Staatschefs Mauricio Macri zeigte sich von Anfang an kompromissbereit. Nun spricht Vermittler Pollack bereits von einemhistorischen Durchbruch. Doch Macris Regierung muss eine mögliche Einigung mit den Gläubigern im Parlament durchbringen, was angesichts der Mehrheitsverhältnisse seiner Koalition kein Selbstläufer ist. Macri berief beide Parlamentskammern zuaußerordentlichen Sitzungen ein. Sie sollen vom 11. Februar an tagen. AuchRichter Griesa müsste zustimmen. Argentinien hat das Angebot unter dieBedingung gestellt, dass er das Verbot des Schuldendienstes bei anderenGläubigern aufhebt. Argentinien war nach Griesas Urteil von Ratingagenturen als technisch zahlungsunfähig eingestuft worden, was die Kreditwürdigkeit des Landes noch weiter ramponiert hatte. Für die als Holdouts bezeichneten Investoren um NML und Aurelius wäre das jetzige Angebot deutlich besser als das, was die restlichen Gläubiger bei den bisherigen Umschuldungen der Jahre 2005 und 2010 erhalten hatten. Sie mussten über 70 Prozent abschreiben. Zwei der insgesamt sechs Fonds – die Investoren Montreux Partners und Dart Management – sollen das neue Angebot bereits akzeptiert haben. Am Dienstag hatte sich Argentinien bereits mit einer Gruppe italienischer Gläubiger auf die Rückzahlung von über einer Milliarde Dollar geeinigt. Die Staatspleite Argentiniens betraf einen Schuldenberg von rund 100 Milliarden Dollar. Sie hatte auch für zahlreiche Sparer in DeutschlandFolgen, die sich hohe Renditen von den Schuldverschreibungen versprochenhatten. Der Fall hatte durch Klagen von Anlegern gegen ihre BankberaterAufsehen erregt, die sich wegen Falschberatung hatten verantworten müssen.Die meisten Anleger gingen jedoch auf die Umschuldungsangebote ein und nahmen massive Verluste in Kauf. Argentiniens alte Regierung beschuldigte NML und Aurelius, Anleihen zu Schleuderpreisen gekauft zu haben, die wegen des hohen Ausfallrisikos bereits rapide an Wert verloren hatten.
3Wirtschaft
Ein Einkommen für jeden, unabhängig davon, ob er arbeitet oder nicht: Die Schweiz hält noch heuer eine Volksabstimmung über diesen Vorschlag ab. Nach monatelanger Vorbereitungszeit rückt der Tag der Entscheidung für Heleen de Boer langsam näher. Die Gemeinderätin in Utrecht, der viergrößten Stadt in den Niederlanden, ist die Mitinitiatorin eines gewagten Sozialexperiments. Wie in Europa üblich gibt es auch in den Niederlanden Sozialhilfe nur bei der Erfüllung zahlreicher Auflagen. Geld bekommt etwa nur, wer arbeitswillig ist und keinen Job findet sowie über kein nennenswertes Vermögen verfügt. Aber was, wenn man diese Vorgaben allesamt streicht? 450 Testpersonen will die Stadt Utrecht deshalb auswählen. Jeder von ihnen soll 950 Euro pro Monat erhalten, für einen Zweipersonenhaushalt gibt es 1350 Euro. Die Stadt will die Menschen in fünf Testgruppen einteilen. In jeder wird es andere Auflagen geben, die erfüllt werden müssen, um das Geld von der Stadt zu bekommen. In einer Gruppe gibt es die Unterstützung aber ohne Wenn und Aber, das heißt egal, ob man reich oder arm ist, etwas arbeitet oder daran gar nicht interessiert ist. Getestet wird, was geschieht, wenn Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen erhalten. Suchen die Leute trotzdem nach Arbeit, sinken oder steigen die Kosten für die Stadt, ändert sich das soziale Verhalten der Menschen? All das wollen wir endlich testen, erzählt Heleen de Boer. Doch noch fehlt das grüne Licht für das Experiment, das die Stadt gemeinsam mit dem Ökonomen Loek Groot von der lokalen Universität durchführen will. Die niederländische Regierung in Den Haag muss aus juristischen Gründen grünes Licht geben, wodurch das Thema zum Politikum geworden ist. Nachdem Utrecht im Sommer 2015 angekündigt hat, mit dem Versuch zu starten, haben auch Maastricht, Enschede und Nijmegen angekündigt, ähnliche Tests starten zu wollen. Aber ist es fair, Menschen 950 Euro zu bezahlen, die das Geld nicht brauchen, weil sie ohnehin gut verdienen? Das ist im Rahmen des Experiments durchaus möglich. Und könnten Arbeitslose jedes Interesse an einem Job verlieren, weil sie sowieso abgesichert sind – darüber müssen Regierung und Stadtverwaltung nun beraten. Diesbezüglich verfügt die Wissenschaft bereits über empirische Erkenntnisse, wie der Soziologe Georg Vobruba von der Universität Leipzig unter Verweis auf Experimente in einigen US-Städten wie Seattle oder Denver in den 1970er-Jahren berichtet. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die Effekte auf das Angebot auf den Arbeitsmarkt moderat ausgefallen sind, sagt der emeritierte Professor im Gespräch mit dem STANDARD. Dass dann keiner mehr arbeiten geht, ist eine absurde Vorstellung. Sicher ist, dass Utrecht mit dem Sozialexperiment den Nerv der Zeit trifft. Die Idee einer universellen Grundsicherung wird seit Jahrzehnten diskutiert – umgesetzt ist das Konzept bisher nirgends. Doch die Befürworter der Idee verspüren weltweit Auftrieb. So wird heuer in der Schweiz über eine Volksinitiative zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens abgestimmt (siehe Interview mit Daniel Häni). Die Initiative, hinter der eine Gruppe von Künstlern, Publizisten und Intellektuellen steht, wird zwar von einer deutlichen Mehrheit im Schweizer Parlament abgelehnt. Aber 130.000 Eidgenossen haben den Antrag zur Durchführung der Volksbefragung unterschrieben. Kommende Woche soll der Termin für die Abstimmung festgelegt werden. Auch in Finnland werden Versuche ausgearbeitet, mit denen die Sozialämter die Grundsicherung erproben wollen. Das Spannende ist, dass die klassischen politischen Zuordnungsversuche bei dem Thema nicht so leicht fallen: Es gibt unter Linken wie Rechten Unterstützer und erbitterte Gegner des Grundeinkommens. Den meisten fällt es gar nicht so leicht, sich festzulegen. In Österreich etwa wird die Einführung der Absicherung für alle nur von der KPÖ mehrheitlich propagiert. Auch in der SPÖ gibt es Sympathisanten, aber viele, die das Konzept ablehnen. Die deutsche Linke hingegen ist in der Frage gespalten, das globalisierungskritische Netzwerk Attac beurteilt die Frage differenziert. Andererseits gibt es auch unter Konservativen und Wirtschaftsliberalen Denker und Politiker, die ein Grundeinkommen fordern. Der österreichische Ökonom und Nobelpreisträger Friedrich August Hayek war einer von ihnen. Aus linker Sicht erhoffen viele, die Armut mildern zu können. Soziale Absicherung, ohne Pflicht zur Leistung, lautet das Schlagwort. Den Menschen bliebe im Idealfall mehr Zeit für Freizeit, Familie und Selbsterfüllung. Bei einem Grundeinkommen in seiner radikalen Form hätte jeder Wohnsitzbürger und jedes Kind einen Anspruch auf die Leistung. Das mit der Sozialhilfe oft verbundene Stigma der Almosen wäre damit beseitigt. Die Versorgung mit ausreichendem Grundeinkommen würde laut dem Soziologen Vobruba zu mehr Kreativität und Risikobereitschaft führen, was sich fördernd auf das Unternehmertum in einer Gesellschaft auswirken sollte. Die größten positiven Effekte erwartet er im unteren Einkommensbereich, wo am Ende des Geldes oft noch viel Monat übrig ist. Dort erwartet Vobruba auch eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse, da Arbeitgeber Angestellten auf Augenhöhe begegnen müssten. Im Niedriglohnsektor, in dem zumeist unbeliebte Tätigkeiten ausgeübt werden, würden die Einkommen steigen, um die benötigten Anreize zu schaffen. Vom ökonomischen Zwang befreit, würden im Gegenzug viele Menschen nur noch in interessanten und begehrten Jobs arbeiten wollen. Das zusätzliche Arbeitskräfteangebot würde hier zu einem Sinken der Löhne führen. Das würde den Arbeitsmarkt stärker zu einem richtigen Markt machen, sagt Vobruba. In diesem Punkt liegt auch der reizvolle Aspekt für Wirtschaftsliberale. In ihren Augen ist der Markt am besten dafür geeignet, Menschen ein freies Leben zu garantieren. Ist der Wettbewerb perfekt, kann kein Unternehmer Angestellte ausbeuten, weil man die Möglichkeit zum Jobwechsel hätte. Aber in der Realität funktioniert der Markt nie optimal, meint der liberale Philosoph Matt Zwolinksi von der University San Diego in einem Aufsatz zu dem Thema. Das Grundeinkommen wäre ein Ausweg aus dem Dilemma: Solange es eine garantierte Absicherung gibt, können Frustrierte jederzeit kündigen. Mit dem Grundeinkommen wäre die Abschaffung etlicher anderer staatlicher Leistungen verbunden. Keine Kinderbeihilfe, keine Familienförderung, keine Pensionen, das alles würde zu gewaltigen Einsparungen im Verwaltungsapparat führen, weshalb selbst Franz Schellhorn, der Leiter des wirtschaftsliberalen Thinktanks Agenda Austria, meint, er habe Sympathien für die Idee. Freilich komme es auf die Höhe an. Doch linke Kritiker warnen an dieser Stelle, dass das Konzept bloß als Vorwand dazu genützt werden könnte, den Sozialstaat zurechtzustutzen. Überhaupt gibt es in beiden politischen Lagern viel Gegenwind für das Basiseinkommen. Wenn andere Leistungen nicht zurückgefahren werden, stellt sich das Problem der Finanzierung. Als Diskussionsgrundlage für die Höhe einer Grundsicherung schlagen die Befürworter der Schweizer Initiative 2500 Franken (2280 Euro) pro Monat vor. In der teuren Schweiz liegt das deutlich unter dem Medianeinkommen. Das sei nicht zu finanzieren, heißt es in einer Stellungnahme der Schweizer Regierung. Das Model würde pro Jahr Kosten in Höhe von 26 Prozent der Wirtschaftsleistung verschlingen und neue Steuern in Höhe von umgerechnet mehr als 100 Milliarden Euro erfordern. Auch die Heinrich-Böll-Stiftung in Deutschland, die den Grünen nahesteht, lehnt das Konzept ab: Um ein Grundeinkommen zu finanzieren, müssten die Steuern derart in die Höhe geschraubt werden, dass sich Arbeit für viele Menschen nicht mehr auszahlen würde. Die Produktivität der Gesellschaft würde absinken. Ein großer Teil der Gesellschaft könnte sich zudem vom Arbeitsmarkt völlig abwenden und sich beginnen abzuschotten, heißt es in einer Analyse des Instituts. Ein Grundeinkommen könnte tatsächlich zu einer zunehmenden sozialen Segregation führen, warnt der Ökonom Marcus Scheiblecker vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo. Hinzu kommen Zweifel an der Fairness des Systems: Ist es gerecht, wenn jemand nach 30 Jahren seinen Job verliert und gleich viel bekommt, wie jemand der nie arbeiten will? Das Modell würde andererseits das Problem der verschwindenden Arbeitsplätze lösen. Vergangene Woche kam eine Studie des World Economic Forum zu dem Ergebnis, dass weltweit wegen der zunehmenden Technologisierung bis 2020 mehr als fünf Millionen Arbeitsplätze vernichtet werden. In anderen Studien heißt es, künftig könnten 20 Prozent der Menschen ausreichen, um alle benötigten Güter herzustellen. Um eine Revolution der übrigen 80 Prozent zu verhindern, müssten diese mit einer Basisversorgung, dem Grundeinkommen und Tittytainment (gebildet aus den englischen Worten für Unterhaltung und Brüste) bei Laune gehalten werden, schlug der polnisch-amerikanische Politikwissenschafter Zbigniew Kazimierz Brzezinski vor Jahren vor. Zurück in Utrecht, sagt auch die Gemeindepolitikerin Heleen de Boer, dass es die krisenbedingt höhere Arbeitslosigkeit in den Niederlanden sei, die ein Grundeinkommen so reizvoll mache. Die Menschen schreiben andauernd Bewerbungen und erhalten doch nur Ablehnungen. Welcher kreative Geist könnte freigesetzt werden, wenn man ihnen diese Dauerfrustration erspart, so die Politikerin. Sie selbst ist optimistisch, dass Utrecht bald schon grünes Licht bekommen wird, um den Versuch zu starten. Der Soziologe Vobruba glaubt, dass ein Grundeinkommen mehr Vorteile als Nachteile für eine Gesellschaft bietet. Dass es dennoch in keiner Demokratie bisher flächendeckend eingeführt wurde, erklärt er mit der Verbindung von Einkommen mit Leistung, die in den Köpfen der Menschen stark verankert sei. Zudem führt er die oft widersprüchlichen Zielsetzungen von Interessenvertretungen wie Gewerkschaften an. Als Arbeitnehmervertretung müssten diese eigentlich Grundeinkommen in ausreichender Höhe befürworten – würden dadurch allerdings auch Selbstabschaffung betreiben, da ihre Tätigkeit bei einer Umsetzung hinfällig wäre.
3Wirtschaft
Smartphone-Hersteller hatte zuvor Schnittstellen für Adblocker im eigenen Browser geschaffen. Geht es um Adblocker hat Google bisher keine klare Linie erkennen lassen. Immer wieder hat das Unternehmen entsprechende Produkte aus dem Play Store entfernen lassen, gleichzeitig toleriert man andere solche Apps bisher. Vor wenigen Tagen kündigte dann aber Samsung ein offizielles Adblocker-API für den eigenen Browser an, und damit scheint für den Android-Hersteller das Maß endgültig voll zu sein. Google hat Adblock Fast aus dem Play Store geworfen, berichtet The Next Web. Dabei handelt es sich um jene App, die als Erstes das neue API genutzt hat, und mit deren Hersteller Samsung schon vorab direkt zusammengearbeitet hat. In der Begründung verweist Google auf Sektion 4.4 des Developer Distribution Agreements, dem alle Entwickler vor der Veröffentlichung ihrer App im Play Store zustimmen müssen. Darin wird unter anderem die Veränderung von Inhalten in den Produkten und Services anderer Hersteller untersagt. Mit dieser Passage lässt sich eine Sperre also durchaus argumentieren, gleichzeitig wirft dies aber die Frage auf, warum andere Adblocker oder Browser mit Adblocking-Funktion bisher akzeptiert werden. Neben der Frage, wie Google künftig mit Adblockern umgeht, wirft der Vorfall aber auch einige Fragen zum Verhältnis zwischen Google und Samsung auf. Dass die beiden Unternehmen schon länger kein sonderlich inniges Verhältnis mehr pflegen, dürfte bekannt sein. Immerhin tut Samsung einiges, um die Google-Präsenz auf den eigenen Smartphones – soweit es die Android-Regeln erlauben – zurückzudrängen. Die Aufnahme eines Adblocker-APIs könnte Google nun aber als direkte Provokation auffassen, immerhin greift dies in das eigene Kerngeschäft mit Werbung ein.
0Web
Ametsreiter: Vodafone Deutschland wird schon in wenigen Monaten auf dem Weg zu 5G die Schallmauer von einem Gigabit pro Sekunde knacken. Die von der EU angestrebte Freigabe des 700-Megahertz-Band für Mobiltelefone und Datenübertragung ebnet nach Einschätzung von Vodafone den Weg zur Einführung der fünften Generation des Mobilfunks (5G). Die Frequenzen aus dem sogenannten UHF-Band seien aufgrund hoher Reichweite und guter Gebäude-Versorgung optimal für einen nahezu flächendeckenden Ausbau eines mobilen Breitbandinternets geeignet, erklärte Professor Gerhard Fettweis, Inhaber des Vodafone Lehrstuhls für mobile Nachrichtensysteme an der TU Dresden und Koordinator des 5G Lab Germany. Für die Weiterentwicklung von 5G sind damit wichtige Weichen gestellt. Die für Telekommunikation zuständigen Minister der EU hatten am Donnerstag in einem Vorentscheid die zukünftige Nutzung der Frequenzen im Bereich von 470 bis 790 MHz beschlossen und einen großen Frequenzbereich hieraus für die ausschließliche Mobilfunknutzung vorgesehen. Rundfunkdienste sollen im Frequenzbereich unter 694 MHz mindestens bis 2030 Priorität haben. Die Frequenzen im Bereich von 694 MHz bis 790 MHz sollen ab 2020 ausschließlich für Mobilfunk genutzt werden. Bevor die neuen Regelungen wirksam werden, müssen sich die EU-Staaten aber noch mit dem Europaparlament einigen. Am Ende müssen beide zustimmen. Der Frequenzbereich zwischen 470 und 790 Megahertz wird derzeit in erster Linie für digitales Fernsehen und drahtlose Mikrofone genutzt, etwa bei Theateraufführungen, Konzerten und Sportveranstaltungen. Die Betreiber und Hersteller dieser Anlagen protestieren seit geraumer Zeit dagegen, dass ihr Frequenzspektrum durch den Mobilfunk und das digitale terrestrische Fernsehen (DVB-T2) immer weiter zusammengestrichen wird. Der Chef von Vodafone Deutschland, Ex-Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter, betonte dagegen, schon in wenigen Monaten werde sein Unternehmen auf dem Weg zu 5G die Schallmauer von einem Gigabit pro Sekunde knacken. An ausgewählten Orten werden dann erstmals Gigabit-Geschwindigkeiten im Mobilfunk außerhalb von Laborbedingungen möglich.
0Web
Modell sieht für "Asyl auf Zeit" eine Mischung aus Geld- und Sachleistungen vor, zahlen soll die EU. Graz – Die steirische SPÖ will die Mindestsicherung für Asylberechtigte teilweise streichen und stattdessen eine Integrationshilfe einführen. Das Modell soll für die Dauer des Asyls auf Zeit als eine Kombination aus Geld- und Sachleistungen gelten. Die Kosten könne aber nicht das Land Steiermark bezahlen, sie soll der Bund aus einer Art europäischem Sozialfonds übernehmen. Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer und Soziallandesrätin Doris Kampus schlagen neben rascheren Kürzungen bei Arbeitsverweigerung vor, diese Integrationshilfe anstatt der Mindestsicherung auszuzahlen: Erst wenn das Asyl auf Zeit in eine dauerhafte Asylberechtigung übergegangen ist, sollten anerkannte Flüchtlinge vollen Zugang zur Mindestsicherung erhalten. Besonders pikant ist der Nachsatz, dass diese neue Unterstützungsform außerhalb der Sozialbudgets des Bundesländer erfolgen soll. Aus Kampus Büro hieß es am Donnerstag auf APA-Nachfrage, dass man überzeugt sei, dass die Finanzierung nicht über die Sozialbudgets der Länder zu schaffen ist. Das Modell würde aber die Mindestsicherung für die Steirer absichern. Als Finanzierungsvorschlag verlangen die beiden die Einführung eines europäischen Sozialfonds, aus dem die Mehrkosten jener EU-Länder ausgeglichen werden sollen, die im Verhältnis zu anderen Staaten eine höhere Bereitschaft bei der Aufnahme von Flüchtlingen an den Tag legen: Wenn wir schon innerhalb der EU keine gleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge zustande bringen, so sollte wenigstens bei der Kostentragung eine solidarische Lösung erzielt werden, so Schickhofer und Kampus. Der steirische ÖVP-Landesrat Christopher Drexler, der offenbar schon im Vorfeld mit der SPÖ Gespräche geführt hatte, hält den Vorschlag der Integrationshilfe für diskussionswürdig: Vor allem der Gedanke, damit die klassischen sozialen Sicherungssysteme zu entlasten, ist gut. Das Sozialsystem muss für die Österreicher verlässlich bleiben. Gerne können wir in Verhandlungen eintreten. Der Grünen-Abgeordnete Lambert Schönleitner dagegen hielt die Idee von LHStv. Michael Schickhofer und Soziallandesrätin Doris Kampus (beide SPÖ) für unausgegoren. Asyl auf Zeit und Integrationshilfe seien ein Widerspruch. Das Problem sei, dass es zu wenige Deutschkurse und Ausbildungsabgebote gebe. FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek sprach von Scheinaktionismus und einer Placebopolitik auf Kosten der österreichischen Steuerzahler. Kampus vergesse, dass Geld kein Mascherl hat und die heimischen Bürger als EU-Nettozahler die geplante Integrationshilfe zum größten Teil selbst zu finanzieren haben. Aus freiheitlicher Sicht sei es nicht hinzunehmen, dass vermeintliche Flüchtlinge die gleichen Unterstützungsleistungen wie Österreicher bekommen, die teilweise jahrzehntelang gearbeitet und damit das Sozialsystem gestützt haben. Wir lehnen die Mindestsicherung und damit auch die umbenannte Integrationshilfe in dieser Form ab, da oftmals die Differenz zwischen einem wirklich erarbeiteten Gehalt und der für das Nichtstun zugeschobenen finanziellen Mittel viel zu gering ist, so Kunasek. Kritik gab es auch aus den eigenen Reihen. Die Sozialistische Jugend Steiermark warnte: Die SPÖ darf nicht zur Steigbügelhalterin schwarzblauer Asylfantasien werden, hieß es in einer Aussendung. Landesvorsitzender Peter Drechsler kündigte Widerstand an: Einmal mehr weht sich die SPÖ wochenlang gegen eine ÖVP-Forderung, nur um dann – ohne Beschluss oder Diskussion in den Gremien – umzufallen. Wir werden jedes organisatorische und statutarische Mittel nutzen, um diesen Vorschlag zu verhindern. Auch bei der Jungen Generation der SPÖ Steiermark stieß der Vorschlag der Integrationshilfe statt Mindestsicherung auf Unverständnis. Das sei ein leicht durchschaubarer Etikettenschwindel, um die Gemüter von sogenannten besorgten Bürgern zu befriedigen, meinte Mustafa Durmus, Landesvorsitzender der Jungen Generation (JG) in der SPÖ Steiermark. Die SPÖ hat alle Parteimitglieder zur Flüchtlingskrise befragt, von denen sie E-Mail-Adressen hatte. 11.000 Personen – das entspricht 5,6 Prozent der Parteimitglieder – meldeten sich zurück. 65,3 Prozent von ihnen waren für den von der ÖVP Obergrenze genannten Richtwert. Dieser legt fest, dass Österreich heuer nicht mehr als 37.500 Asylanträge annehmen will. Dass dieser Richtwert alleine nicht genug sein wird, fanden 59 Prozent. Begrüßt werden Maßnahmen wie raschere Verfahren (zu 96 Prozent), Einschränkung von EU-Förderungen für Staaten, die keine Flüchtlinge aufnehmen (zu 92 Prozent), einheitliche Asylstandards in Europa (96 Prozent), mehr Rückführungsabkommen (89 Prozent) oder auch, dass Anträge nur noch in Hot-Spots an EU-Außengrenzen abgegeben werden dürfen (79 Prozent). SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid betonte im Gespräch mit der APA, dass es sich um keine repräsentative Umfrage gehandelt habe.
5Inland
Der schwarze Präsidentschaftskandidat bemüht sich beim Medientermin in der Wiener Innenstadt um Volksnähe, erreicht aber hauptsächlich Mitarbeiter, Journalisten und Touristen. Wien – Es sind hauptsächlich Kampagnenmitarbeiter, Journalisten und Kameraleute, die sich am Mittwoch um den Würstelstand am Wiener Albertinaplatz scharen. Der schwarze Präsidentschaftskandidat Andreas Khol lässt sich vom Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel die eigens mit dem Wahlkampflogo bedruckte Schürze umbinden und geht mit dem Würstelstandpersonal sicherheitshalber durch, welche die scharfen und welche die süßen Pfefferoni sind. Es dauert einige Minuten, bis die Wünsche der Fotografen erfüllt sind, dann kämpft sich eine englische Touristin bis zur Ausschank durch. What sausage do you like?, fragt der Kandidat im Würstelstand. Whats that one? That looks good. Khol identifiziert die famous cheesekrainer und versorgt die Britin noch mit Mannerschnitten und Almdudler. Zwei amerikanische Studentinnen wünschen sich Bratwurst-Hotdogs. Im no Bernie Sanders, sagt Khol, während er die Würstel ins Brot steckt – der US-Präsidentschaftsbewerber dürfte ihm zu links sein. Die Studentinnen würden aber ohnehin am ehesten für Hillary Clinton stimmen. Als Journalisten und Mitarbeiter die letzten Senf- und Ketchupreste von den Papiertellern geputzt und auch Blümel und Khol sich ihre Würstel gegönnt haben, macht sich der Tross auf zum nächsten Händeschütteltermin bei der Polizeiinspektion am Karlsplatz. Auf dem Weg dorthin werden etwa 30 junge Italiener auf den Mann aufmerksam, dem so viele Kameras folgen – und johlen und rufen ihm zu. Khols Buongiorno! wird von der Menge begeistert erwidert. Beim Spaziergang durch die Karlsplatz-Passage versuchen die meisten Passanten Ausweichmanöver. Ein Mann läuft Blümel und Khol vor die Füße, murmelt ihnen wütend etwas zu und ruft ihnen dann Abcashen! Abcashen! hinterher. Eine ältere Frau kommt dagegen breit lächelnd auf den ÖVP-Kandidaten zu und schüttelt ihm die Hand. Wer sind denn hier die Drogendealer?, fragt Khol den Oberst in der Polizeiwache beim Karlsplatz. Quer durch alle Schichten, sagt der Oberst zum erstaunten Politiker. Und fragt später selbst, ob es denn heute noch recht stressig weitergehe für den Kandidaten. Nein, kein Stress, antwortet der, das sei lustig – was glauben Sie, was ich sonst täte? (Text: Sebastian Fellner, Video: Christian Fischer, 9.3.2016)
5Inland
Am 5. Oktober im Hauptabend – Corinna Milborn und Paul Tesarek moderieren – ORF überlegt noch Duell zwischen Häupl und Strache. Wien – Der ORF und der Privatsender Puls 4 haben sich auf eine gemeinsame Elefantenrunde zur Wiener Landtagswahl geeinigt. Hintergrund: Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) zeigt sich im Vorfeld der Wien-Wahl am 11. Oktober nur zu einer Fernsehkonfrontation bereit. Der Landeshauptmann wünschte deshalb eine Kooperation der heimischen TV-Anstalten. Zu Mittag bestätigten der ORF und Puls 4 die APA-Informationen über die Finalisierung der Zusammenarbeit. Gesendet wird die 90 minütige Konfrontation auf ORF 2 und Puls 4 aus den Wiener Sofiensälen am Montag, 5. Oktober. Die Moderation vor Live-Publikum übernehmen Puls 4-Infochefin Corinna Milborn und ORF Wien-Chefredakteur Paul Tesarek. ATV zog sich – wie berichtet – im Juni von dem Projekt zurück, weil man sich in den journalistischen Planungen nicht auf Augenhöhe gleichberechtigt sah, und plant ein eigenes Wahlkampf-Format. Nun ziehen der ORF und Puls 4 die Wahlkonfrontation mit den Spitzenkandidaten gemeinsam durch. Umstritten war lange, wie der ORF und der Privatsender die Werbung unter einen Hut bringen. Dem ORF ist Unterbrecherwerbung untersagt. Puls 4 wird jetzt auch durchsenden, heißt es auf STANDARD-Anfrage. Der ORF überlegt darüber hinaus auch noch ein TV-Spitzenduell zwischen Bürgermeister Häupl und seinem Herausforderer Heinz-Christian Strache von der FPÖ. Sowohl Häupl als auch Strache sind zu einer direkten Konfrontation im ORF bereit, heißt es. Offizielle Stellungnahmen gab es dazu vorerst nicht. Eine ganze Reihe direkter Konfrontationen gibt es im Vorfeld der oberösterreichischen Landtagswahl am 27. September. Zwischen 1. und 17. September bringt der ORF Oberösterreich via Bundesland heute (19.00 Uhr) sechs knapp 20-minütige Duelle der Spitzenkandidaten der im Landtag vertretenen Parteien ÖVP, FPÖ, SPÖ und Grüne: Den Anfang machen ÖVP-Landeshauptmann Josef Pühringer und FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner. Die Elefantenrunde findet am 20. September, eine Woche vor der Wahl, am Pressestunde-Sendeplatz um 11.05 Uhr statt. Neben den Spitzenkandidaten der Landtagsparteien sind dazu auch die im Nationalrat vertretenen NEOS eingeladen. ORF 2 zeigt die oberösterreichische Spitzenrunde österreichweit. ORF III überträgt ebenfalls und lässt im Anschluss eine Journalistenrunde über die Wahlkonfrontation diskutieren.
6Etat
Bürgerinitiative sammelte 25.000 Unterschriften in drei Wochen. Wien – Eine Initiative zur Gleichstellung homosexueller Paare bei der Ehe nimmt die ÖVP in die Pflicht. 25.000 Österreicher hätten in nur drei Wochen eine entsprechende Bürgerinitiative online unterzeichnet. Initiator Helmut Graupner, Präsident des Rechtskomitees Lambda, appellierte am Donnerstag gemeinsam mit Unterstützern bei einer Pressekonferenz, menschenrechtliche Standards in Österreich umzusetzen. Es ist Zeit, weiterzugehen, richtete sich Graupner an die politischen Verantwortlichen – insbesondere an jene in der ÖVP. Die Gleichstellung homosexueller Paare werde von SPÖ, Grünen und Neos ausreichend unterstützt. Lediglich an der Volkspartei scheitere – trotz eines mittlerweile laufenden Diskussionsprozesses – eine solche Gesetzesänderung. Wobei sich etliche Mandatare im Einzelgespräch offen bis befürwortend zur Homo-Ehe gezeigt hätten. Es darf in einem demokratischen Rechtsstaat nicht sein, dass es zwei Gruppen von Recht für zwei Gruppen von Menschen gibt, kritisierte der Jurist. Auch Barbara Helige, Präsidentin der Österreichischen Liga für Menschenrechte, unterstützt die Initiative. Für sie ist die Vorgangsweise der Entscheidungsträger hinsichtlich der Ehegleichstellung eine sagenhafte Schande. Es herrsche zäher und völlig sinnloser Widerstand, der dumpfe und menschenverachtende Ressentiments fördere. In einem Land, wo die Menschenrechtskonvention verfassungsmäßiger Bestandteil ist, ist das in Wirklichkeit unerträglich, so Helige. Nun sei es Zeit, dass die Zivilgesellschaft der Politik Beine mache. Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International Österreich, äußerte sich nicht weniger zimperlich: Ich würde mir wünschen, dass Österreich sich einmal nicht von Höchstgerichten in den Arsch treten lassen muss, um menschenrechtliche Standards einzuhalten, sprach er jüngste Entscheidungen zur familienrechtlichen Gleichstellung homosexueller Paare an. Für Patzelt ist es vor allem die Situation absurd, dass offensichtlich eine Minderheit in einer Minderheitspartei (der ÖVP, Anm.) einen endgültigen Wandel verhindere. Ein Problem für die Kinder homosexueller Paare sieht vor allem die Obfrau von Familien Andersrum, Barbara Schlachter-Delgado. Grund ist die Gesetzeslage, dass diese trotz familienrechtlicher Gleichstellung Homosexueller nicht als ehelich gelten würden. Kindern wird vermittelt, dass ihre Familien minderwertig sind, lautet für Schlachter-Delgado der logische Schluss daraus. Trotz vieler positiver Entscheidungen in den vergangenen Jahren wäre eine dahin gehende Gesetzesänderung dies ein entscheidender Schritt. Für Johannes Wahala, Leiter der Beratungsstelle Courage, würde eine rechtliche Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Paare bei der Ehe darüber hinaus gehende Auswirkungen auf die Gesellschaft haben. So gebe es derzeit bei Homosexuellen sieben Mal mehr Suizidversuche als bei Heterosexuellen. Gesetze schaffen Wirklichkeiten, ist sich Wahala sicher. Laura Schoch, Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, betonte, dass es gerade jungen Menschen wichtig sei, in einer offenen und gleichberechtigten Gesellschaft zu leben: Kinder und Jugendliche machen keinen Unterschied, in wen man sich verliebt. Eine Gleichstellung der Ehe wäre also ein längst überfälliges Bekenntnis seitens des Staates.
5Inland
Tor zum Tunnel in Gloggnitz. Wien/Gloggnitz – Nach dem Startschuss auf steirischer Seite im Juli haben auch in Niederösterreich die Arbeiten zum Bau des Semmering-Basistunnels (SBT) begonnen. Der feierliche Tunnelanschlag für die 27,3 Kilometer langen Röhren erfolgte am Montag, 2026 soll das umfehdete Werk fertig sein. Die Errichtung erfolgt in drei großen Tunnelabschnitten. Von Gloggnitz aus arbeiten Mineure im Bagger- und Sprengverfahren mehr als sieben Kilometer Richtung Steiermark. Der mittlere Abschnitt im steirischen Fröschnitzgraben ist bereits seit 2014 in Bau, mit dem letzten Abschnitt Grautschenhof wird voraussichtlich im Frühjahr 2016 begonnen. Gegraben wird gleichzeitig von Gloggnitz, Göstritz (Schottwien) (Richtung Gloggnitz) und Mürzzuschlag aus. Dort entsteht ein komplexes System aus Zugangstunnel und Schächten, von dem aus der Tunnel gebaut wird. Ein Konsortium aus Implenia, Hochtief Infrastructure und Thyssen Schachtbau baut seit Sommer das Baulos Tunnel Gloggnitz. Für ÖBB-Holding-Chef Christian Kern ist der SBT ein entscheidendes Projekt für die Bahn und den Wirtschaftsstandort Österreich. Man schaffe damit die Voraussetzungen für mehr umweltfreundliche Mobilität. Auch der Güterverkehr werde leistungsfähiger, die Adriahäfen rücken ein Stück näher an Österreich. Mit dem Tunnelanschlag setzen wir den Ausbau unserer Bahn konsequent fort, erklärte Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ). Dort, wo die Schiene schon auf den neuesten Stand gebracht worden sei, sei die Bahn durch die kurzen Fahrzeiten bereits zur echten Alternative geworden: Das werden wir auch auf der Südstrecke erreichen. Eine neue Zeitrechnung für ein leistungsfähiges Verkehrsnetz durch Europa sieht gar der Vertreter der EU-Kommission in Österreich, Jozef Vasak, beginnen. Ein Nadelöhr auf der baltisch-adriatischen Achse werde durch den SBT beseitigt. Der EU ist dieser Lückenschluss freilich nicht viel wert. Aus dem Förderprogramm Connecting Europe Facility (CEF) hatte Österreich 351 Mio. Euro (oder 30 Prozent der als förderwürdig beantragten Kosten von 1,17 Milliarden Euro) Zuschuss beantragt, aber nichts bekommen. Als Tunnelpatin fungierte übrigens Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), die den Tunnel als überzeugte Kämpferin, durchgeboxt hat.
3Wirtschaft
Antipathie gegenüber Migranten "erheblich gestiegen" – "Eindeutig rassistische Inhalte" in Medien – Kritik an Islamgesetz und Asylpolitik – Lob für Integrations-Aktionsplan. Wien – Die Kommission gegen Rassismus und Intoleranz des Europarates (ECRI) ist besorgt über die Ausbreitung des Ausländerhasses in Österreich. Mehrere politische Parteien und andere Organisationen kultivieren und verbreiten rassistisches, fremdenfeindliches und neonationalsozialistisches Gedankengut, heißt es in einem am Dienstag in Straßburg veröffentlichten Länderbericht. Die Antipathie gegenüber Migranten sei in jüngster Zeit erheblich gestiegen, beklagen die Experten. Hassreden insbesondere von Politikern wird nicht systematisch entgegengetreten. So sei auch eine neue Generation rechtsextremer Organisationen entstanden, die eine Radikalisierung durchlaufe. Auch einige Medien würden eindeutig rassistische Inhalte veröffentlichen und Entscheidungen des Presserats nicht respektieren. Internetforen würden nicht systematisch darauf kontrolliert, dass sie keine Hassrede enthalten. Kritisiert wird auch das heuer beschlossene Islamgesetz, das mehrere kontroverse Einschränkungen der Religionsfreiheit enthalte. Im Asylbereich werde der Grundsatz Integration von Anfang an nicht angewendet, aus Staaten außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes stammende Personen seien häufiger arbeitslos und von Armut betroffen. Die Experten bemängeln weiters, dass mehrere Strafrechtsnormen lediglich nationalsozialistisch, nicht aber alle rassistisch motivierten Taten unter Strafe stellten. Gleichwohl stellt die Europarats-Kommission auch eine Reihe von Fortschritten seit dem im Dezember 2009 verabschiedeten Bericht fest. Genannt werden etwa zusätzliche Ressourcen für Ermittlungen im Bereich der Hassrede, bei deren Bekämpfung auch einige Medien eine wichtige Rolle gespielt hätten. Positiv hervorgehoben wird auch der im Jahr 2010 beschlossene erste Nationale Aktionsplan für Integration sowie das kostenlose verpflichtende Vorschuljahr sowie die Sprachförderung im Kindergarten. Verbessert hätten sich auch die Lebensbedingungen für LGBT-Personen, etwa durch die Einführung der eingetragenen Partnerschaft im Jahr 2010 und die Aufhebung mehrerer diskriminierender Bestimmungen durch Gerichte.
5Inland
Seit 2004 sind die Einnahmen der Kammern um 45 Prozent auf 403 Millionen Euro gestiegen. 403 Millionen Euro – so viel haben die neun Arbeiterkammern Österreichs im Jahr 2014 aus der Kammerumlage eingenommen. In den vergangenen zehn Jahren sind die Einkünfte um 45 Prozent gestiegen. Das geht aus Zahlen des Sozialministeriums hervor, die eine parlamentarische Anfrage der Neos zutage gefördert hat. Zum Vergleich die Inflation: Die Preise sind im gleichen Zeitraum um 23 Prozent gestiegen. Woher kommt dieser Zuwachs? Die Einkünfte der Arbeiterkammer sind an die Zahl der Beschäftigten gekoppelt. Jeder Arbeitnehmer liefert automatisch ein halbes Prozent seines Bruttoeinkommens ab. Steigt die Zahl der Beschäftigten, steigen die Einkünfte der AK. Mit 101 Millionen Euro hat die Arbeiterkammer Wien im Vergleich zu allen anderen Landesarbeiterkammern am meisten aus Mitgliedsbeiträgen eingenommen. Ihr kommt eine Sonderrolle zu, weil sie auch die Geschäfte der Bundesarbeitskammer übernimmt. Dafür liefern die Landesarbeiterkammern drei Prozent ihrer Jahreseinkünfte ab. Sie hat so auch die höchsten Personalkosten zu stemmen: 49 Millionen Euro gibt die Arbeiterkammer Wien für ihre 587 Vollzeitangestellten aus. Insgesamt stehen in Österreich 2.612 Personen auf der Gehaltsliste der Arbeiterkammern. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Personalstand nicht drastisch verändert. Er ist seit 2004 um neun Prozent oder 217 Vollzeitstellen gestiegen. Die Unterschiede von Bundesland zu Bundesland sind dabei deutlich: Während die Arbeiterkammer Salzburg jede zehnte Vollzeitstelle abgebaut hat, ist der Personalstand der Arbeiterkammer Tirol um 50 Prozent gestiegen. Trotz der moderaten Personalzunahme sind die Ausgaben dafür insgesamt um 45 Prozent auf 190,4 Millionen gestiegen. Das ist mit jährlichen Erhöhungen des Kollektivvertrages und automatischen Gehaltsvorrückungen erklärbar. Aus den Zahlen geht auch hervor, dass die AK noch länger für ihre Altpensionisten zahlen wird. Der jährliche Pensionsaufwand lag bei 22,7 Millionen Euro, gleichzeitig wurden auch personalabhängige Rückstellungen im Ausmaß von 135 Millionen gebildet. Für Neos-Abgeordneten Gerald Loacker steht fest, dass die Arbeiterkammerumlage gesenkt werden muss. Seine Anfrage, ob die Regierung im Rahmen der Steuerreform darüber geredet habe, blieb unbeantwortet. Neben der Abschaffung der verpflichtenden Mitgliedschaft und der Einführung eines freiwilligen Modells will der Abgeordnete mehr Transparenz auf dem Lohn- und Gehaltszettel und die AK-Umlage ausweisen.
5Inland
Einreichen können sowohl große Verlage als auch Einzelpersonen – Maximale Fördersumme liegt bei einer Million Euro. Wien/München – Die Digital News Initiative (DNI) von Google und europäischen Verlagshäusern hat den mit 150 Millionen Euro ausgestattete Innovationsfonds für Bewerbungen geöffnet. Um Fördermittel können sich nicht nur Verlage bewerben. Er stehe jedem in Europa offen, der im Nachrichtengeschäft tätig ist und ein innovatives, digitales Projekt verfolgt, so Google-Manager und Projektleiter Ludovic Blecher. Die erste Bewerbungsrunde endet am 4. Dezember 2015. Erste Fördergelder soll es Anfang 2016 geben. In Österreich haben bereits mehr als 40 Medien und Institutionen Interesse an einer Mitarbeit an der DNI angekündigt. Dazu gehören laut Google etwa die Kronen Zeitung, Heute, oe24.at, der Kurier oder die Vorarlberger Russmedia. Der ORF und der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) hatten in der Vergangenheit harsche Kritik an dem Projekt geäußert. Der VÖZ plädiert dafür, dass Google auf Basis eines Leistungsschutzrechts für Verlage Lizenzgebühren für Verlagsinhalte zahlt. Google lehnt eine solche entgeltpflichtige Nutzung der Presseinhalte auf seinen Seiten jedoch ab. Beim Google-Innovationsfonds werden drei unterschiedliche Projektklassen gefördert. Für Prototyp-Projekte von Organisationen und Einzelpersonen stehen bis zu 50.000 Euro zur Verfügung. Bei mittelgroßen Projekten mit einem Finanzierungsbedarf von bis zu 300.000 Euro will Google Anträge von bis zu 70 Prozent der Gesamtkosten des Projekts annehmen. Und auch bei Großprojekten von über 300.000 Euro beträgt die Förderquote maximal 70 Prozent. Die Obergrenze der Finanzierung liegt in der Regel bei einer Million Euro. Allerdings können gemeinschaftliche Projekte, an denen beispielsweise mehrere Organisationen beteiligt sind, mehr als eine Millionen Euro erhalten. Die Ausnahme gilt auch für Großprojekte, die dem allgemeinen Nachrichten-Ökosystem einen wirklich signifikanten Mehrwert bringen. Über die Auswahl der Projekte wacht ein Expertenrat, dem unter anderem der Österreicher Veit Dengler, CEO bzw. Vorstandschef der Mediengruppe Neue Zürcher Zeitung, sowie die scheidende Spiegel-Online-Geschäftsführerin Katharina Borchert angehören, die zu Mozilla nach San Francisco wechselt. Die DNI ist eine Initiative von Google mit europäischen Medienhäusern, um ein nachhaltigeres Ökosystem für Nachrichten und Innovationen im digitalen Journalismus zu fördern. Große Google-Partner sind dabei Les Echos (Frankreich), die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Deutschland), The Financial Times (Großbritannien), The Guardian (Großbritannien), NRC (Niederlande), La Stampa (Italien), Die Zeit (Deutschland), El Pais (Spanien), Global Editors Network (GEN), the International News Media Association (INMA) und European Journalism Centre (EJC).
6Etat
Versagen der Klimapolitik wäre laut einer Studie des Weltwirtschaftsforums besonders gravierend. Davos – Das Versagen der Klimapolitik hätte momentan die schwerwiegendsten Folgen für die Welt. Zu diesem Schluss kommen die Experten des Weltwirtschaftsforums (WEF). Dennoch rechnen sie nicht unbedingt mit Umweltkatastrophen, viel eher gehen sie von Bedrohungen im Zuge der Flüchtlingskrise aus. Generell scheint das Leben in den Augen der Experten gefährlicher geworden zu sein. Noch nie in den elf Jahren, in denen die Studie zu den globalen Gefahren erstellt wird, sei die Risikolandschaft so breit gefächert gewesen, heißt es in der Mitteilung zum Global Risk Report 2016 vom Donnerstag. Die Studie wird traditionell vor Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos publiziert. Bei allen Gefahren – ob umweltbezogen, gesellschaftlich, wirtschaftlich, geopolitisch oder technologisch – ist die Eintrittwahrscheinlichkeit demnach gestiegen. Sie sind auch stärker miteinander verknüpft als früher. Eine besondere Bedeutung spielen 2016 die Umweltgefahren. Der Klimawandel verschärft mehr Risiken als jemals zuvor, wird Cecilia Reyes, Risikomanagerin beim Versicherungskonzern Zurich, zitiert. Als Beispiele nennt sie Wasser- und Nahrungsmittelknappheit, eingeschränktes Wirtschaftswachstum, schwächeren gesellschaftlichen Zusammenhalt und zunehmende Bedrohungen der Sicherheit. Politische Konflikte erschwerten es, die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen. Für die Studie werden 750 Fachleute befragt. Sie schätzen das Versagen der Klimapolitik zwar als folgenschwerstes Risiko ein, gefolgt vom Schadenspotenzial durch Massenvernichtungswaffen, Wasserkrisen, unfreiwillige Migrationsströme und Energiepreisschocks. Doch bei der Eintrittswahrscheinlichkeit belegt die gescheiterte Umweltpolitik nur Rang drei. Am ehesten rechnen die Experten mit Gefahren, die von unfreiwilligen Migrationsströmen, also der Flüchtlingskrise, ausgehen. Die politische Instabilität sei so hoch wie seit dem kalten Krieg nicht mehr. Ein sogenannter Black Swan (schwarzer Schwan), also ein unerwartetes Ereignis mit weitreichenden Konsequenzen, könnte bei technologischen Risiken auftreten. Unter Führungskräften in der Schweiz und sieben weiteren Ländern gelten Cyberangriffe sogar als gravierendstes Risiko für die Geschäftstätigkeit.
3Wirtschaft
Mit seinen klaren, schnörkellosen Filmen um komplizierte Lebensläufe hat sich Christian Petzold als eine der wichtigsten Stimmen seiner Generation etabliert. Das Österreichische Filmmuseum zeigt sein Werk, ergänzt um Filme, die es mitbeeinflusst haben. Wien – Der zentrale Verdächtige baut die Welt im Kleinen nach. Eine Modelleisenbahn, eine Routine Pleasure, wie das ein anderer Regisseur einmal nannte. In Kreise, dem Polizeiruf, den Christian Petzold 2015 drehte, ist das Hobby allerdings mit Melancholie behaftet. Das Modell wirkt wie ein Double der Wirklichkeit, aus beiden sind die Gefühle ausgezogen. Eine kalte Welt, da wie dort, in der Menschen wie Figuren so in der Landschaft stehen, als hätte sie dort jemand aufgestellt. Kreise ist der jüngste Film des deutschen Regisseurs, eine Genrearbeit fürs Fernsehen und dennoch ein vollwertiger Petzold-Film, an dem auch seine langjährigen Mitarbeiter, der Kameramann Hans Fromm, der Ausstatter K. D. Gruber und die Cutterin Bettina Böhler, beteiligt waren. Das merkt man auch gleich. Der erzählerische Rhythmus ist anders, untypisch fürs Fernsehen, die Bilder erhalten mehr Zeit, um sich zu entfalten. Der Wald, in der die Tote gefunden wird, ist nicht nur Schauplatz, ein Tatort; er enthält noch etwas anderes, Unbestimmbares, Zeichenhaftes. Das ist eine Eigenschaft, die man für alle Arbeiten des deutschen Filmemachers gelten lassen möchte. Schon sein erster Kinofilm, Die innere Sicherheit (2000), ist gleichzeitig in der Welt und von ihr entrückt. Das liegt nicht nur am Sujet, an den Figuren, die in keiner Umgebung fest verankert sind. Die Familie mit linksradikaler Vergangenheit kehrt aus dem Exil nach Deutschland zurück, was sich auch subtil in der Optik des Films niederschlägt. Land und Objekte sind real und künstlich zugleich; das Teenagerdrama um die Tochter und der immer nur angedeutete Agentenfilm der Eltern laufen wie zwei Linien nebeneinander her. Kino als Nährboden Rückbezüge auf Genrefilme sind in Petzolds Filmen beständig da, deswegen aber nicht leichter lesbar. Sie drängen sich nicht auf wie im Zitatekino. Filme sind der gedankliche Nährboden, auf dem die eigenen Filme gedeihen. Mit Harun Farocki, seinem vormaligen Lehrer an der Filmhochschule, hat Petzold bis zu dessen Tod 2014 an seinen raffinierten Erzählweisen gearbeitet. In Yella (2007) wird die oft formulierte gespenstische Qualität der Filme besonders ausdrücklich. Entlang der Ausgangssituation von Herk Harveys B-Horrorfilm Carnival of Souls (1962), der Geschichte einer Toten, entwirft auch Yella das Drama einer Verunglückten (Nina Hoss). Allerdings als Bühne für gegenwärtige Arbeitsbedingungen: immateriell, austauschbar, mit virtuellem Kapital hantierend. Die Retrospektive im Filmmuseum öffnet sich gegenüber diesen cinephilen Vorlieben Petzolds und ergänzt sein Werk um 21 weitere Filme, die er sich aussuchen durfte. Wenig verwunderlich spielen viele davon im kriminellen Milieu oder tragen das Attribut noir in andere Zusammenhänge hinein. Don Siegels Charley Varrick (1973) etwa, ein Gangsterdrama, in dem ein fulminanter Walter Matthau die falsche Bank ausraubt und dann die Mafia an den Fersen hat. Der rotzige, komisch zugespitzte Thriller wirkt erstaunlich welthaltig, weil er einer ganzen Reihe verlotterter, übriggebliebener Gestalten Auftritte gewährt. Etliche der ausgewählten Filme spiegeln auch Petzolds Vorliebe für physische, sinnlich erfahrbare Räume wider – sei es Kathryn Bigelows Neo-Noir-Bikerdüsternis in Near Dark (1987) oder Peter Bogdanovichs Singapur-Rotlichtdokumentarismus in Saint Jack (1979). Einen Verweis auf seinen bisher letzten Kinofilm, das großartige Kriegsheimkehrerdrama Phoenix, bietet überraschenderweise István Szabós Bizalom (1980), der ein vergleichbares Szenario von verkörperten Gefühlen zur Aufführung bringt. Liebe als Spiel unter falschen Voraussetzungen, in dem das Wahre allmählich von selbst an die Oberfläche steigt – aus solchen ergreifenden Widersprüchen ist Petzolds Kino gemacht.
8Kultur
Menschen halten sich stumm an Taferln fest Ein unvergessliches Bild der Enttäuschung. Irgendwie kann man es sich nicht vorstellen, dass es vorbei ist. Reporter Wolfgang Geier, im Innenministerium ausharrend, kann es um 15.45 Uhr nicht fassen, dass das Ende der Unklarheit naht. Doch das Rednerpult gibt Geier Gewissheit. Es ist aufgestellt, es wartet auf Innenminister Wolfgang Sobotka. Weit weg scheint der Sonntagabend, weit weg die jubelnden FPÖ-Granden, die den Namen der Republik herausgebrüllt hatten, als der ORF sie auf Sendung brachte. Norbert Hofer hatte womöglich etwas geahnt; die seinen, mit ihren Österreich-Taferln, hat er später auf die Möglichkeit einer Niederlage eingestimmt. Sobotka aber kommt noch nicht – dafür schon wieder der 1993 verstorbene Serienstar Gustl Bayrhammer in diversen Rollen. Geduld bitte. Gleich kommt die Sondersendung wieder, tatsächlich ist es Geier, der berichtet, es würde noch gezählt, Geduld. Norbert Hofer hat keine, weiß es besser, wie auch Tarek Leitner. Er berichtet, Hofer habe auf Facebook seine Traurigkeit bekundet. Schnell geht es in die FPÖ-Zentrale, wo sich melancholische Menschen nun stumm an Taferln festhalten. Unvergessliches Bild der Enttäuschung. Vergessen längst, dass Im Zentrum ein entfesselter Apologet der FPÖ zu entdecken war, ihr einst abgewählter Chef Norbert Steger. Er schien den Herbert Kickl in sich entdeckt zu haben, aber das war plötzlich vergessen. Sobotka kam, gratulierte dem neuen Präsidenten Alexander Van der Bellen, und FPÖler Kickl hielt sich die Möglichkeit eines Wahleinspruchs offen. Es war etwa 17 Uhr, als schließlich der scheidende Präsident Heinz Fischer als Hauptaufgabe seines Nachfolgers das Zuschütten großer Unstimmigkeiten hervorhob.
6Etat
Das dreiteilige Festival Montforter Zwischentöne geht ins Finale. Von 12. bis 29. November widmet man sich Glaube und Zweifel. Feldkirch – Wer nicht zweifelt, ist gefährlich, soll ein Rabbiner einmal gesagt haben. Dieser Weisheit fühlt man sich auch bei den Montforter Zwischentönen in Feldkirch verbunden. Im dritten und letzten Teil der Festivalreihe will man nämlich nicht nur dem Glauben, sondern auch dem Zweifel künstlerisch und intellektuell auf den Grund gehen. Nach den Teilen anfangen und streiten im vergangenen Winter und Sommer kommen die Zwischentöne, die 2015 erstmals stattfinden und zu einem jährlich wiederkehrenden Zyklus werden sollen, unter dem Titel glauben zu ihrem Abschluss. An drei verlängerten Wochenenden bietet das Festival in dem und rund um das im Jänner fertiggestellte Kultur- und Kongresszentrum Montforthaus (Vorarlbergs architektonisches Vorzeigeprojekt) Konzerte, Vorträge und Installationen. Eröffnet wird am 12. 11. mit einem Brückenprojekt der Designerin Rose Epple und des Architekten Alex Valder. Der Feldkircher Ganahl-Steg über die Ill wird, in Nebel getaucht, zum Innenraum für Glaubensfragen. Mit einer Licht- und Soundinstallation im Montforthaus entwirft auch der Künstler Erwin Redl einen solchen Meditationsraum. Musikalisch wird es am ersten Adventwochenende. Der Alphornist Balthasar Streiff gestaltet mit dem Philosophen Andreas Urs Sommer einen Streifzug durch die Geistesgeschichte des Zweifels von der Antike bis zur Gegenwart. Die Barockgeigerin Midori Seiler und der Pianist Christian Rieger bringen die mystischen Rosenkranzsonaten von Ignaz Franz Biber zur Aufführung. Begleitend dazu beschäftigt man sich mit Mystikern wie Karl Rahner oder Hildegard von Bingen. Eine lebendigere Alternative bietet das Projekt Salon Paula. Dort leiht man sich seinen persönlichen Hausphilosophen aus.
8Kultur
Rupert Murdochs Konzern hält künftig 73 Prozent an den neu gegründeten "National Geographic Partners". Die seit 1888 gemeinnützigen Publikationen werden damit gewinnorientiert. Das Medienunternehmen von Rupert Murdoch, 21st Century Fox, übernimmt das Magazin National Geographic. Wie Fox und die National Geograpic Society am Mittwoch mitteilten, werde die bisher bestehende Partnerschaft mit dem 725-Millionen-Dollar-Deal (651 Mio. Euro) ausgeweitet. Fox werde einen Anteil von 73 Prozent an der neuen Mediengesellschaft National Geographic Partners halten. Diese beinhaltet das Magazin National Geographic, mehrere Kabelfernsehsender, soziale Medien, digitale Plattformen sowie andere Medien, teilte die Society, eine gemeinnützige Organisation und das Mutterhaus des Magazins, mit. Das Magazin mit dem gelben Cover hat eine 127-jährige Geschichte. Seit seiner Gründung 1888 operierte National Geographic auf gemeinnütziger Basis. Mit der Übernahme durch Fox wird der Medienbereich von National Geographic von der Gesellschaft für Geografie abgekoppelt. Die Publikationen werden in Zukunft gewinnorientiert ausgerichtet, hieß es. Zu 21st Century Fox gehören unter anderem das Filmstudio 20th Century Fox und der konservative US-Nachrichtensender Fox News und der deutsche Bezahlsender Sky. Das Unternehmen wurde 2013 von News Corp. abgespalten.
6Etat
Seit Wochen wirbt Fiat-Chrysler-Chef Marchionne um Fusionen. Bei GM und Ford blitzte er ab, nun tippen Börsianer auf Peugeot. Kein Hehl macht Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne aus seinen Absichten. Seit Wochen bewirbt er eine brancheninterne Fusion seines Unternehmens, um die hohen Kosten für die weitere Entwicklung von Elektroautos und selbststeuernden Fahrzeugen stemmen zu können. Vom Management des Traumpartners General Motors (GM) erhielt Marchionne bereits einen Korb, auch von Ford kamen ablehnende Signale. Allerdings ließ sich der Fiat-Chrysler-Chef die Möglichkeit eines feindlichen Übernahmeangebots offen, um doch noch bei GM zum Zug zu kommen. Manche Aktionäre zeigten sich interessiert: Theoretisch macht eine Konsolidierung in der Autoindustrie Sinn, sagt David Herro von Harris Associates, dem zweitgrößten GM-Aktionär. Wenn es einen Deal gibt, der mittel- und langfristig Werte schafft, bin ich dafür offen. Harris ist auch beim Investmentvehikel Exor engagiert, das fast ein Drittel an Fiat Chrysler besitzt. An der Börse wird nun vor allem PSA Peugeot Citroën als heißer Tipp für ein Zusammengehen gehandelt, was der Aktie Kursgewinne von knapp zehn Prozent binnen vier Tagen bescherte. Im Gegensatz zu GM, das über keinen dominierenden Aktionär verfügt, könnte dieser Deal nur mit dem Einverständnis des Managements und der Eigentümer über die Bühne gehen. Peugeot steht zu gut einem Viertel in Familienbeseitz, über weitere 13 Prozent verfügt der französische Staat. Laut Marchionne investiert die Autoindustrie zwei Milliarden Euro pro Woche in die Entwicklung neuer Autos. Diese Summe hält er für eine Verschwendung, da Zusammenschlüsse diese Summe drücken könnten: Je schneller das passiert, desto besser ist es. Fiat Chrysler, infolge der kompletten Übernahme von Chrysler durch Fiat im Jänner 2014 gegründet, kämpft mit vergleichsweise schwachen operativen Margen und hohen Schulden. Bis 2018 will Marchionne den Autoabsatz um mehr als die Hälfte auf sieben Millionen Stück erhöhen. Zur Finanzierung dieses Ziels will er zehn Prozent an der Sportwagentochter Ferrari an der Börse verkaufen. Die Platzierung wird jedoch nicht mehr wie geplant vor dem Sommer über die Bühne gehen, sondern erst im Oktober.
3Wirtschaft
Kunstrückgabebeirat vertagt Beratung zur Causa Fritz Grünbaum. Wien – Anfang Juni kündigte Herbert Gruber namens der Grünbaum-Erben eine Klage gegen die Republik Österreich vor einem US-Gericht an. Insofern war die Empfehlung des Kunstrückgabebeirats zu zwei im Bestand der Albertina befindlichen Schiele-Arbeiten dieser Provenienz mit Spannung erwartet worden. Allein, die Beratung in dieser als kompliziert geltenden Causa wurde in der gestrigen Sitzung in den Herbst vertagt. Es geht um Kunstwerke, die einst dem Kabarettisten Fritz Grünbaum gehörten, der 1938 nach Dachau deportiert und dort 1941 ermordet worden war. Seine Schwägerin Mathilde Lukacs soll – obwohl nicht erbberechtigt – von 1952 an Teile der Sammlung verkauft haben, darunter 72 Schieles. Die zeitliche Lücke zwischen 1938 und 1956 wurde in den vergangenen Jahren erforscht. Das vorläufige Ergebnis: eine Beschlagnahme oder Verwertung war nicht nachweisbar, die Kollektion dürfte im Verfügungsbereich der Familie geblieben sein. Kunstwerke aus dem Besitz Grünbaums befinden sich etwa auch im Art Institute in Chicago, dem Museum of Modern Art und der Neuen Galerie (beide New York). Auch das Leopold-Museum (LM) besitzt mehrerer Werke, die dieser Provenienz zuordenbar sind: drei davon nachweislich (u. a. das Gemälde Tote Stadt III), fünf mutmaßlich. Zu diesem Bestand kam das Gremium unter Nikolaus Michalek 2010 zu dem Schluss, dass ein Tatbestand im Sinne des Kunstrückgabegesetzes nicht feststellbar sei. Ob sich die Empfehlung des Beirats daran orientieren wird, ist ungewiss. Das in der Albertina erarbeitete Dossier wurde der Kommission vor einigen Wochen übergeben. Das läge doch seit Jahren in der Schublade, mokiert sich Genealoge Gruber auf Nachfrage und bestätigt Vorbereitungen zur Klage in den USA. Im Mittelpunkt stünde der LM-Bestand, und derzeit sei er etwa damit beschäftigt, jene Dokumente zusammenzutragen, die belegen, dass es hier um Eigentum der Republik geht, das dem Kunstrückgabegesetz unterliege. Für ihn weiters ein eindeutiger Fall von Raubkunst. Dem widersprach das Leopold-Museum mit Verweis auf die Michalek-Entscheidung. Sollten neue Dokumente auftauchen, werde man sich damit befassen.
8Kultur
Bereits nach wenigen tausend Klicks wurden die Rechte zu dem Video erworben. Wer nicht weiß, was Pizza Rat ist, hatte die letzten Tage wohl keinen Internetempfang: Das erklärte Late Night-Talker Stephen Colbert am Dienstag, bevor er vor einem Millionenpublikum über die nun wohl berühmteste Ratte der Welt philosophierte. Auch sein Gast, der republikanische Präsidentschaftskandidat und Milliardär Donald Trump, wusste natürlich, was Pizza Rat ist. Der kleine Nager, der ein Pizzastück in Größe seines eigenen Körpers über U-Bahn-Stiegen schleppt, hat zahlreiche Artikel inspiriert und Millionen Nutzer bewegt. Doch wer den Clip auf Facebook oder Twitter hochlädt, könnte schnell mit einer Verwarnung belegt werden: Denn das virale Video befindet sich im Besitz von Start-Up Jukin Media. Die Firma hat sich darauf spezialisiert, trendige Clips zu identifizieren und früh deren Rechte zu erwerben. Daraufhin agiert Jukin als Vertreter, der die Inhalte an Medien verkauft und so Werbegelder lukriert. Wie Wired analysiert, steht Jukin damit natürlich der Grundphilosophie des Internets – der freien Verteilung von interessanten Inhalten – konträr gegenüber. Jukin selbst sieht das allerdings nicht so. Man könne das Video ja immer noch teilen – allerdings von den rechtmäßigen Quellen, so ein Jukin-Manager gegenüber Wired. Faszinierend ist jedenfalls, wie schnell Jukin und andere Firmen sind: Angeblich dauert es oft nur wenige Minuten, bis der Inhaber eines hochgeladenen Videos kontaktiert wird.
0Web
Android-Smartphones Galaxy A7, A5 und A3 in drei Größen. Samsung stellt kurz vor Jahresende nochmal neue Smartphones vor. Das Unternehmen erneuert seine Mittelklasse-Serie Galaxy A mit drei neuen Modellen: Das Galaxy A7 mit einem 5,5 Zoll großem Full-HD-Display, das A5 mit 5,2-Zöller und das 4,7 Zoll große A3 mit HD-Screen. Bei den Geräten wurden die Kameras überarbeitet, die beiden größeren unterstützen nun Zahlungsdienst Samsung Pay. Alle drei Smartphones sind mit einem Metallrahmen und einer Rückseite aus Glas ausgestattet. Das Gehäuse misst 7,3 Millimeter. Das A7 und das A5 kommen mit einem Fingerabdrucksensor, der auch mit Samsung Pay funktioniert, beim Einstiegsmodell A3 wurde darauf verzichtet. Als Betriebssystem kommt Android 5.1 zum Einsatz. Die Hauptkamera der A-Serie schießt Fotos mit 13 Megapixeln, die Frontkamera bietet 5 Megapixel. Beim A7 und dem A5 kommt nun ein optischer Bildstabilisator zum Einsatz. Alle drei Geräte unterstützen LTE und sind mit einem 1,6 GHz schnellen Octa-Core-Prozessor, WLAN 802.11 b/g/n, NFC, Bluetooth 4.1 und 16 GB interner Speicher ausgestattet. Der Speicher lässt sich mit MicroSD-Karten erweitern. Beim Arbeitsspeicher verbaut Samsung beim A7 3 GB, beim A5 2 GB und beim A3 1,5 GB. Zudem werden die Geräte optional Dual-SIM-Modelle angeboten. Zu den Preisen hat sich Samsung noch nicht geäußert. Das Anfang des Jahres auf den Markt gebrachte erste A7-Modell hat 509 Euro gekostet. Die Smartphones starten Mitte Dezember zunächst in China und werden erst zu einem späteren Zeitpunkt in weiteren Ländern lanciert. Update: In Österreich kommen die Geräte Ende Jänner auf den Markt.
0Web
Er habe Verständnis für die Obergrenzen in Österreich, sagt der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach und fordert auch von Angela Merkel den Kurswechsel. STANDARD: Österreich hat Obergrenzen beschlossen. Fänden Sie eine solche Vorgehensweise auch für Deutschland richtig? Bosbach: Für die österreichische Entscheidung habe ich großes Verständnis. Die Regierung hat diese Maßnahme ja nicht ergriffen, weil man in Not geratenen Menschen nicht mehr helfen will, sondern weil Österreich an den Grenzen seiner Möglichkeiten angekommen ist. Auch wir stehen an der Grenze von der Herausforderung zur Überforderung. STANDARD: Angela Merkel bittet um Zeit und möchte nach wie vor eine europäische Lösung. Bosbach: Schon Mitte Oktober hat man uns mitgeteilt, dass man auf europäischer Ebene mehr Zeit brauche, unter anderem um die beschlossene Verteilung von 160.000 Flüchtlingen in der EU vorzunehmen. Stand heute sind noch nicht mal 300 umverteilt worden. Uns läuft die Zeit davon. Wenn die Zugangszahlen weiter hoch bleiben oder gar ab dem Frühjahr noch mehr steigen, dann fürchte ich, dass auch wir einfach nicht mehr schaffen können, was wir schaffen müssten. STANDARD: Wird es jetzt einsam um Deutschland? Bosbach: Es ist ja nicht gerade so, dass immer mehr Länder dem Kurs Deutschlands folgen, im Gegenteil. Gerade traditionell liberale, offene Länder wie Schweden, Dänemark und zuletzt Österreich drosseln den Zustrom von Flüchtlingen deutlich. STANDARD: Sie sind Initiator jenes Brandbriefes, den 44 CDU-Abgeordnete der Bundeskanzlerin geschrieben haben. Was wollen Sie damit erreichen? Bosbach: Wir wünschen die Rückkehr zur Anwendung des geltenden Rechts, auch und gerade an der deutsch-österreichischen Grenze. Seit Anfang September 2015 wendet die Bundespolizei eine Ausnahmevorschrift an, die das Recht im Übrigen auf unabsehbare Zeit suspendiert. Die Ausnahmevorschrift kann man vielleicht in einer bestimmten Situation anwenden, zur Vermeidung einer humanitären Härte oder für einen begrenzten Zeitraum, aber doch nicht auf unabsehbare Zeit mit erheblichen gesellschaftlichen Folgen. Über die wesentlichen politischen Fragen sollte das Parlament entscheiden. Über die Anwendung der Ausnahmevorschrift hat es jedoch noch nie eine Abstimmung gegeben, weder in der Fraktion noch im Parlament. STANDARD: Welche Änderungen fordern Sie? Bosbach: Im Moment machen wir die Ausnahme zur Regel, an der Grenze gibt es nur in Einzelfällen Zurückweisungen. Insbesondere geht es den Initiatoren darum, dass wir wieder wissen müssen, wer in unser Land kommt. Personen mit völlig ungeklärter Identität oder Nationalität, die nicht nur keinen Pass mit sich führen, sondern auch keine sonstigen Dokumente, die über die Identität Auskunft geben könnten, sollten zurückgewiesen werden, auch ausnahmslos alle, die am Landweg über einen sicheren, verfolgungsfreien Staat einreisen möchten. STANDARD: Sie sind mittlerweile beliebter als Merkel. Freut Sie das? Bosbach: Mein erster Gedanke war: Hoffentlich gibt das nicht schon wieder Ärger! Wenn aber ein Politiker mit diesem Umfrageergebnis sagt, das würde ihm nicht schmeicheln, dann sollten Sie ihm nicht glauben. Mir geht es aber um die Zukunft meines Landes. Und fairerweise muss ich aber zugeben: Ich habe es auch etwas einfacher als die Kanzlerin.
1Panorama
Viele Österreicher meinen, dass sie selbst überwacht werden – und dennoch sehen sie Abhöraktionen überwiegend gelassen.. Wien – Jeder zweite österreichische Wahlberechtigte würde dem Schutz Österreichs vor Terror auf der Agenda der Bundesregierung die Kategorie sehr dringend geben. Weiter gefragt: Ich möchte mich mit Ihnen nun über die Sicherheit in Österreich beziehungsweise die Gefahr von Anschlägen und internationalem Terrorismus unterhalten. Was ist so Ihr Eindruck: Unternimmt Österreich zu viel, gerade ausreichend oder zu wenig, um Österreich vor Personen, die die Sicherheit gefährden, zu beschützen? Diese Frage stellte das Linzer Market-Institut in der ersten Juni-Woche 400 repräsentativ ausgewählten Österreichern. Nur drei Prozent von ihnen antworteten, dass Österreich zu viel mache. Wir haben hier in der Fragestellung bewusst noch nicht das Wort Überwachung eingebaut, erläutert Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: So kommt man zu einer unbefangenen Einschätzung. Und da sagen uns eben 62 Prozent, dass gerade ausreichend Maßnahmen gesetzt werden. Immerhin 27 Prozent sagen in dieser Fragestellung, dass Österreich zu wenig gegen die Gefahr von Anschlägen machen würde. Überwachungsmaßnahmen Anschließend wurden den Befragten im Auftrag des STANDARD verschiedene Überwachungsmaßnahmen genannt – doch davon später. Auffallend ist: Am Schluss der Telefoninterviews, also nachdem sich die Interviewpartner intensiv mit Überwachungsmethoden und Überwachungszielen auseinandergesetzt haben, hielten weiterhin 26 Prozent an der – nun explizit angesprochenen – Überwachung fest. Die Frage lautete nun: So alles in allem: Haben Sie den Eindruck, dass in Österreich zu viel, gerade ausreichend oder zu wenig überwacht wird? Grundhaltung bleibt Pfarrhofer: Da haben nun zwar acht statt vorher drei Prozent der Befragten gesagt, dass in Österreich zu viel überwacht werde – aber an der Grundhaltung ändert sich nichts. Wir können also mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass etwa ein Viertel der Österreicher in Richtung Überwachungsstaat tendiert, während nur jeder Zehnte oder jeder Zwölfte je nach Fragestellung Sorgen hat, dass insgesamt zu viel überwacht würde. Dann lädt er dazu ein, die politische Ausrichtung der Anhänger und jene der Skeptiker des Überwachungsstaats zu erraten – aber die liegt so nahe, dass man nur kurz zur Bestätigung in die Tabellen schauen muss: Mehr Überwachung wünschen sich vor allem Freiheitliche und ÖVP-Wähler – weniger Überwachung ist ein Anliegen der erklärten Anhänger von Grünen und Neos. Für 59 Prozent ausreichende Überwachung Die meisten Österreicher – 59 Prozent – aber meinen, dass in Österreich gerade ausreichend überwacht werde, wobei die Überwachung natürlich sehr unterschiedliche Aspekte haben kann – nicht zuletzt persönliche. Der STANDARD ließ daher auch fragen: Was glauben Sie: Sind Sie selbst schon einmal überwacht worden oder nicht? Ich denke dabei an alle mögliche Formen der Überwachung – also z. B. Ihre Telefonate, Ihre E-Mails oder dass Sie jemand beobachtet hat. 38 Prozent der Männer und 27 Prozent der Frauen geben an, dass sie glaubten oder wüssten, dass sie schon einmal überwacht worden wären. 48 Prozent glauben das eindeutig nicht. Das Gefühl des Überwachtwordenseins ist besonder bei jungen Befragten, bei solchen mit höherer Bildung und bei Freiheitlichen weitverbreitet. Und denken jene, die das Gefühl haben, dass sie selbst schon einmal Ziel einer Überwachungsaktion waren, anders über die Notwendigkeit von Überwachung? Das ist nicht der Fall: Auch in diesem Personenkreis sagt jeder Vierte, dass es in Österreich zu wenig Überwachung gebe – die Ablehnung von Überwachung ist auch unter jenen, die glauben, Überwachungsopfer geworden zu sein, nicht besonders hoch, stellt Pfarrhofer fest. Unterschiedliche Dimensionen Wobei Überwachung auch im Verständnis der Befragten unterschiedliche Dimensionen haben kann. So werden – wie die Grafik zeigt – Telefon-, Brief- und E-Mail-Überwachung von jeweils rund 60 Prozent abgelehnt (aber auch von jeweils rund 30 Prozent für grundsätzlich okay befunden). Das Aufstellen von Kameras auf öffentlichen Plätzen befürworten zwei Drittel der Befragten – wobei nur private Kameras in Wohngebieten mehrheitliche Ablehnung finden. Auch das ist in der folgenden Grafik dokumentiert. Bei dieser Frage wird wiederum deutlich, dass Grün- und Neos-Wähler besonders kritisch sind, während die FPÖ-Wähler auch private Kameras in Wohngebieten mehrheitlich in Ordnung finden. Weil im Zusammenhang mit NSA-Skandal und Wikileaks die Geheimdienste in Verruf geraten sind, ließ der Standard auch danach fragen. Dabei zeigt sich: 82 Prozent befürworten eine Zusammenarbeit mit Geheimdiensten anderer Länder, 57 Prozent würden zudem die heimischen Dienste ausbauen. Die Frage Braucht Österreich einen Geheimdienst, der für Überwachung in Österreich eingesetzt wird, dabei aber auch Überwachung durch fremde Geheimdienste unterbindet, oder ist dies nicht nötig? beantworten allerdings nur 43 Prozent positiv. 30 Prozent halten das für unnötig, der Rest hat keine klare Meinung.
5Inland
Kommissionspräsident Juncker für Begünstigung Schwedens bei Umverteilung. Brüssel – Einen nicht gerade rosigen Ausblick gaben die Spitzen der EU nach dem Gipfel der 28 Staats- und Regierungschefs am Donnerstag und am Freitag in Brüssel. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will jedenfalls dem Wunsch Schwedens nach einer Ausnahmeregelung für ein Jahr aus der Flüchtlingsverteilung nachkommen. Schweden sei am stärksten durch Flüchtlinge belastet. Gleich zu Beginn 2016 soll die Entscheidung fallen. Ich würde gerne dem Wunsch der schwedischen Regierung entsprechen. Der luxemburgische EU-Ratsvorsitzende Premier Xavier Bettel sprach von einem krisenreichen Jahr, und Juncker fügte hinzu, viele Staats- und Regierungschefs sind heute erleichtert abgereist. Aber ich glaube nicht, dass in zwei Wochen Anfang 2016 die Situation besser wird. Bettel erklärte bei seinem letzten Auftreten vor Übergabe des Vorsitzes an die Niederlande, die Lage sei schwierig. Es sei höchste Zeit, Solidarität unter Beweis zu stellen. Bettel sah trotzdem gewisse Fortschritte. Das gegenseitige Vertrauen ist da, so hätten die Staats- und Regierungschefs zuletzt bei der Grenzschutzfrage Solidarität gezeigt. Jetzt muss ein Schritt nach vorne erfolgen. Bettel: Wir sind noch nicht aus der Krise herausgekommen und befinden uns in einer schwierigen Situation. Alle 28 EU-Staaten werden sich nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel an dem Drei-Milliarden-Euro-Paket für die Türkei in der Flüchtlingskrise beteiligen. Die Details sollten die EU-Botschafter klären, sagte Merkel am Freitag nach Abschluss des EU-Gipfels. Nach meinem Kenntnisstand werden sich alle EU-Staaten beteiligen. Die EU-Kommission werde eine Milliarde Euro aus dem EU-Etat nehmen. Die anderen zwei Milliarden Euro würden nach den jeweiligen Anteilen auf die EU-Staaten verteilt. Auf die Frage, ob sich auch Zypern beteiligt, sagte die Kanzlerin: Ich kenne kein Land, das nicht dabei ist. Die Zyprer sollen Informationen aus Verhandlungskreisen zufolge deutlich gemacht haben, dass sie möchten, dass ihr Beitrag für die Hilfe syrischer Flüchtlinge in Jordanien und Libanon, aber nicht in der Türkei genutzt werde. Die Republik Zypern, die seit 2004 EU-Mitglied ist, übt über den 1974 von der Türkei besetzten Nordtteil der Insel keine Kontrolle aus. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sagte nach dem Gipfel, 2016 werde noch härter als heuer. Viele verwechseln eine Verbesserung der Flüchtlingssituation mit dem Winter, konstatierte Faymann. Einmal mehr pochte er auf die Umsetzung bereits vereinbarter Beschlüsse. Denn noch gebe es in der Flüchtlingsfrage keine Lösung. Wir müssen mit viel Mühe dafür sorgen, dass das nicht nur am Papier bleibt, meinte der Bundeskanzler. Die EU habe das Richtige vor, sagte Faymann. Doch noch sehe er nicht, dass wir die Sache an der Wurzel gepackt haben, weder in Syrien, noch in den Camps vor Ort. Trotz des angestrebten Deals mit der Türkei werde man sich dem Land gegenüber nicht weniger kritisch geben, sagte Faymann.
1Panorama
Madrilenen gewinnen in Donezk mit 4:3, Franzosen lassen Malmö keine Chance, Fohlen setzen sich gegen FC Sevilla durch. Turin/Malmö – Juventus Turin und Paris-Saint Germain überwintern in der Champions League. Der italienische Vorjahresfinalist rang zu Hause Manchester City mit 1:0 nieder, weniger Probleme hatte PSG beim ungefährdeten 5:0-Erfolg in Malmö. Real Madrid vergab beim 4:3 bei Schachtar Donezk beinahe noch eine 4:0-Führung. Stadtrivale Atletico ist in Gruppe C ebenso vorzeitig weiter wie Benfica. Manchester City, das bereits zuvor den Aufstieg in der Tasche hatte, startete druckvoll, doch die Juve nutzte gleich die erste Chance zur Führung. Mario Mandzukic verwertete eine Flanke, nachdem Gegenspieler Nicolas Otamendi zu Fall gekommen war, zum Goldtor (18.). Nachdem City-Keeper Joe Hart gegen den Torschützen mit einer Glanztat gerettet hatte, hatte nach der Pause Juves Jungstar Paulo Dyballa mit einem Stangenschuss Pech. Europäisch überwintern könnte auch Gruppengegner Borussia Mönchengladbach nach einem 4:2-Heimerfolg über Sevilla. Dann könnte bei den derzeit zwei Punkte vor den Spaniern auf Platz drei liegenden Deutschen auch wieder Abwehrchef Martin Stranzl mitwirken. Ich werde nächste Woche wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen, sagte der nach einem Augenhöhlenbruch genesene Burgenländer vor der Partie. Lars Stindl (29., 83.), Fabian Johnson (68.) und Raffael (78.) sorgten für den ersten Champions-League-Sieg der Vereinsgeschichte. PSG in Malmö unantastbar In Gruppe A buchte Paris Saint-Germain mit einem klaren 5:0 das zweite Aufstiegsticket neben Real Madrid. Bei der Rückkehr von Zlatan Ibrahimovic in seinen Heimatort Malmö stand es bereits nach einer Viertelstunde und Toren von Adrien Rabiot (3.) und Angel di Maria (14.) 0:2. In der zweiten Hälfte traf auch Ibrahimovic (50.) für die Franzosen, die nach den Anschlägen von Paris mit der Trikotaufschrift Je suis Paris statt des üblichen Schriftzugs einer Fluglinie der Vereinigten Arabischen Emirate aufgelaufen waren. Nachdem Malmös Markus Rosenberg nach einem schmeichelhaften Elfmeterpfiff vom Punkt (61.) gescheitert war, sorgten abermals Di Maria (68.) und Lucas (82.) für das Schützenfest. Vier Tage nach dem blamablen 0:4 im Clasico gegen Barcelona betrieb Real Madrid vorschriftsmäßige Frustbewältigung. Ronaldo mit einem Doppelpack (18., 70.) und Luka Modric (50.) sowie Carvajal (52.) – jeweils nach Ronaldo-Vorarbeit – sorgten für einen zwischenzeitlichen 4:0-Vorsprung. Doch in der Schlussphase handelte sich die Elf, die zuvor kein einziges Gegentor kassiert hatte, noch drei Treffer ein. Alex Teixeira (77./Elfmeter, 88.) und Dentinho (83.) trafen. Harmloses Manchester United In Gruppe B ist weiter alles offen. Viel Ballbesitz, wenig Gefahr und kein Ertrag hieß es für Manchester United beim torlosen Heimremis gegen Eindhoven. Am zehnten Todestag von Klublegende George Best, dem die Fans mit weißen Kerzen huldigten, ließen Anthony Martial und Ashley Young beste Chancen ungenutzt. Die nun zweitplatzierten Engländer mussten ihre Tabellenführung an den VfL Wolfsburg abgeben. Die Deutschen hatten beim 2:0 bei ZSKA Moskau in der zweiten Hälfte erst Glück, als Zoran Tosic nur die Stange traf. Dann wehrte ZSKA-Keeper Igor Akinfejew einen Schuss des eingewechselten Andre Schürrle ins eigene Tor ab (67.). Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit machte Schürrle alles klar, Wolfsburg würde im abschließenden Gruppenspiel ein Remis zum Aufstieg reichen. Antoine Griezmann schoss Atletico Madrid mit einem Doppelpack zum 2:0-Erfolg über Galatasary Istanbul, zur Tabellenführung und ins Achtelfinale. Nach 13 Minuten köpfelte der Franzose den überlegenen CL-Finalisten von 2014 in Front und setzte in der 65. Minute aus abseitsverdächtiger Position den Schlusspunkt. Zuvor war Benfica Lissabon beim FC Astana zwar nicht über ein 2:2 hinausgekommen, durfte sich nach dem Sieg von Atletico aber ebenfalls bereits nach dem fünften Spieltag über den Aufstieg freuen. Der Mexikaner Raul Jimenez sicherte den bereits 0:2 zurückliegenden Portugiesen mit einem Doppelpack (40., 72.) den zehnten Punktegewinn dieser Saison. (APA, 25.11.2015) Schachtar Donezk – Real Madrid 3:4 (0:1) Tore: 0:1 Ronaldo (18.), 0:2 Modric (50.), 0:3 Carvajal (52.), 0:4 Ronaldo (70.), 1:4 Teixeira (78., Foulelfmeter), 2:4 Dentinho (83.), 3:4 Teixeira (88.) Zuschauer: 33.990 Gelbe Karten: Stepanenko – Carvajal, Danilo Malmö FF – Paris St. Germain 0:5 (0:2) Tore: 0:1 Rabiot (4.), 0:2 Di Maria (14.), 0:3 Ibrahimovic (50.), 0:4 Di Maria (68.), 0:5 Lucas (82.) Zuschauer: 20.500 Gelbe Karten: Rosenberg (3), Bengtsson (3) Besonderes Vorkommnis: Rosenberg (Malmö) schießt einen Foulelfmeter an den Pfosten Manchester United – PSV Eindhoven 0:0 Zuschauer: 75.321 Gelbe Karten: de Jong, Arias ZSKA Moskau – VfL Wolfsburg 0:2 (0:0) Tore: 0:1 Akinfejew (67., Eigentor), 0:2 Schürrle (88.) Zuschauer: 16.450 Gelbe Karten: Musa, Fernandes, Wernbloom (2), Natcho Atletico Madrid – Galatasaray Istanbul 2:0 (1:0) Tore: 1:0 Griezmann (13.), 2:0 Griezmann (65.) Zuschauer: 35.753 Gelbe Karte: Olcan Adin FK Astana – Benfica Lissabon 2:2 (2:1) Tore: 1:0 Twumasi (19.), 2:0 Anicic (31.), 2:1 Jimenez (40.), 2:2 Jimenez (73.) Zuschauer: 15.089 Gelbe Karten: Canas, Shchetkin – Jimenez, Lopez, Jonas Borussia Mönchengladbach – FC Sevilla 4:2 (1:0) Tore: 1:0 Stindl (29.), 2:0 Johnson (68.), 3:0 Raffael (78.), 3:1 Vitolo (82.), 4:1 Stindl (83.), 4:2 Banega (90.+1, Foulelfmeter) Zuschauer: 45.177 Gelbe Karten: Dahoud, Drmic – Banega Juventus Turin – Manchester City 1:0 (1:0) Tor: 1:0 Mandzukic (18.) Zuschauer: 38.193 Gelbe Karten: Fernandinho, Navas, Sagna
4Sport
England ist im Feld der Halbfinalisten bei der Fußball-WM der Frauen die einzige Überraschung – und doch verändern sich die Kräfteverhältnisse. Montréal/Wien – Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Kanada tritt von der entscheidende in die ganz entscheidende Phase über. Am Dienstag und Mittwoch (Ortszeit) stehen die Halbfinal-Spiele auf dem Programm. Mit Titelverteidiger Japan, Deutschland und den USA (die Nummern eins und zwei der Weltrangliste) sind die großen Favoriten allesamt noch im Rennen, allein der vierte Halbfinalist, England, ist dazu geeignet, so manche Augenbraue nach oben wandern zu lassen. Und doch. Das bisherige Geschehen auf den nordamerikanischen Kunstrasenfeldern lässt Veränderungen der globalen Kräfteverhältnisse deutlich werden. Das Feld ist enger zusammengerückt, die Leistungsdichte hat trotz der Aufstockung von 16 auf 24 Teilnehmern zugenommen. Neulinge wie Costa Rica, Kamerun oder die Niederlande machten durchaus gute Figur. Südkorea und Kolumbien schafften ihren ersten Sieg bei einer Endrunde.Von wenigen Ausnahmen abgesehen fielen die Ergebnisse knapp aus. Nur Japan und Brasilien kamen ohne Punkteverlust durch die Gruppenphase. Gleich darauf gelang den Australierinnen der Coup gegen die südamerikanische Equipe um die fünffache Weltfußballerin Marta. Auch innerhalb Europas wurden Verschiebungen der Tektonik offensichtlich. Die Pionierinnen aus Skandinavien verlieren weiter an Boden. In allen bisherigen Turnieren stand am Ende immer ein Vertreter aus dem Norden unter den besten Vier – das geht sich diesmal nicht mehr aus. Schweden, traditionell hoch gehandelt und bereits zweimal mit Bronze dekoriert, scheiterte im Viertelfinale sang- und klanglos an einer keineswegs überragenden deutschen Elf. In der Vorrunde hatte die Auswahl von Trainer-Routinier Pia Sundhage keinen Sieg zustande gebracht. Ex-Weltmeister Norwegen zog, allerdings als klar besseres Team, ebenda gegen die Engländerinnen den Kürzeren. Dänemark hatte sich erst gar nicht qualifizieren können. Historische Spätstarter wie die Niederlande, Spanien oder die Schweiz konnten dagegen aufholen. Ganz besonders gilt das für Frankreich. Les Bleus zeigten in Kanada den mit Abstand attraktivsten Kick, fallweise grenzten die gerne direkt unternommenen Kurzpasskombinationen ans Spektakuläre. Camille Abily und Louisa Necib, die Regieführerinnen, ragten ebenso heraus wie die Sturm-Kolleginnen Marie Laure Delie oder Eldodie Thomis. Thomis, flinker Flügel von Olympique Lyon, war im so unglücklich verlorenen Viertelfinal-Kräftemessen mit Deutschland beste Frau auf dem Feld. Warum sie dieses beim Stand von 1:0 bereits in der 69. Minute hatte verlassen müssen, bleibt das Geheimnis von Teamchef Philippe Bergeroo. Das neue Standing des französischen Frauen-Fußballs spiegelt sich auch im zunehmenden Prestige der Liga wider. Nach den USA und Deutschland stellte Frankreichs nationales Getriebe das drittgrößte Kontingent in Kanada. 35 Endrunden-Teilnehmerinnen üben ihren Sport derzeit in Frankreich aus. Olympique Lyon und Paris SG sind in der Champions League mittlerweile Stammgäste in den Endspielen. In fünf der letzten sechs Saisonen erreichte immer ein französischer Klub das Finale. Das Spiel gegen Deutschland ließ in Gallien Rekorde purzeln: 4,1 Millionen FernseherInnen bei der Übertragung des Senders W9 bedeuteten nach FIFA-Angaben einen Höchstwert für ein Frauen-Länderspiel. In Deutschland saßen im Schnitt gar 7,5 Millionen vor der Röhre. Der Marktanteil lag bei hervorragenden 36,6 Prozent. In den Stadien selbst ist der Zuschauerzuspruch stark schwankend. Während die Ränge bei Auftritten der Kanadierinnen voll sind, blieben bei so manch anderer Partie viele Plätze in den allerdings auch sehr großen Stadien frei. 24.594 Besucher im Schnitt zählte die FIFA für die Gruppenphase – auch wenn die Zahl der tatsächlich anwesenden Personen deutlich niedriger liegen dürfte, einen WM-Rekord sollten die Veranstalter am Ende wohl trotzdem vorweisen können. Seit der ersten Frauen-WM im Jahr 1991 standen immer entweder die USA oder Deutschland im Endspiel, spielten dort aber noch nie gegeneinander. Diese Serie wird auch über 2015 hinaus Bestand haben, treffen die beiden zweifachen Champions doch im Halbfinale am Mittwoch (1.00 MESZ/ARD, Eurosport, ORF Sport +) in Montréal aufeinander. Die Elf der abtretenden Langzeit-Bundestrainerin Silvia Neid hat zwar ein Fiasko wie bei der Heim-WM 2011 hintanhalten können, als man bereits im Viertelfinale am späteren Sieger Japan sich die Zähne ausgebissen hatte. Doch das DFB-Team blieb bisher blass, gegen Frankreich war zumindest in den ersten 45 Minuten gar Überforderung zu konstatieren. Neben einer spielerischen Linie fehlt in dieser Gruppe im Unterschied zu früheren deutschen Auswahlen auch die hervorstechende Einzelkönnerin. Das könnte knapp werden im Klassiker gegen die USA, auch wenn auch die bisher noch nicht wirklich begeistern konnten. Wille, Wucht und eine starke Defensive sind die Markenzeichen der routinierten Auswahl (Altersschnitt 29). Seit 423 Minuten ist Torfrau Hope Solo schon ohne Gegentor. Die Deutschen stellen zwar nominell die erfolgreichste Offensive, von bisher 20 Treffern fielen allerdings 50 Prozent in nur einem Spiel, dem 10:0-Kanter gegen die Elfenbeinküste. Die Bilanz zwischen den Großmächten spricht eine deutliche Sprache: Von insgesamt 32 Duellen gewann die Deutschen sechs, 20-mal siegten die USA. Im zweiten Semifinale in Edmonton (Donnerstag, 1.00 beim 2:1-Erfolg gegen die GastgeberinnenMESZ) wird aller Voraussicht nach ein Ringen zweier völlig konträrer Spielauffassungen zu besichtigen sein. Japan, die möglicherweise intelligenteste Truppe im Feld, setzt auf ein ausgeklügeltes, auf einem engmaschigen Flachpassgewebe basierendes System. Mit cleverer Raumaufteilung, technischer Beschlagenheit und immenser Laufbereitschaft gelingt es den Titelverteidigerinnen (Nummer vier der Welt) auch diesmal wieder, physische Nachteile mehr als wett zu machen. Das 1:0 im Viertelfinale gegen eigenartig mutlose Australierinnen, fiel zwar spät, schien aber doch irgendwie unvermeidlich. Englands walisischer Teamchef Mark Sampson hingegen verordnet ein deutlich simplistischeres Vorgehen. Schnell und direkt wird der Weg nach vorne gesucht, der weite Ball auf die durchschlagskräftige Jodie Taylor keineswegs gescheut. Seine Gruppe besticht zusätzlich durch außergewöhnlichen Zusammenhalt und Kampfeswillen. Das Anrennen der von 54.000 Zuschauern angetriebenen Kanadierinnen, konnte beim 2:1 gegen die Gastgeberinnen durch eben diese Attribute schadlos überstanden werden. Auf der Insel meint man mancherorts gar, gerade Zeuge eines historischen Vorgangs zu sein, welcher das Frauenspiel auf ein neues Level an Popularität katapultieren könnte. Auch hier hatten beachtliche 1,6 Millionen Menschen nächtens vor den TV-Geräten ausgeharrt, um sich schließlich am erst dritten Halbfinal-Einzug eines englischen Fußballteams bei einer WM erfreuen zu dürfen. Zuletzt gelang das den Mannen Bobby Robsons bei Italia 90. Damals galt, wir erinnern uns, ein gewisser Paul Gascoigne noch als vielversprechender Jungmann. (Michael Robausch – 30.6. 2015)
4Sport
Verkauf der Leasinggesellschaft 2014 war laut Korruptionsstaatsanwalt keine Untreue. Wien – Der Verkauf der Hypo Leasing Ukraine (HLUA) 2014 ist zu den Akten gelegt worden – jedenfalls von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Die WKStA hat Ende 2015 ihr Verfahren eingestellt; sie hatte auf Basis einer Anzeige den Verdacht geprüft, die Gesellschaft sei zu billig verkauft worden (Untreue). Die Hypo hatte die Gesellschaft 2014 an ihren früheren Chef Thomas B. um knapp fünf Millionen Euro verkauft. Der Anzeiger ging davon aus, dass die Assets (331 Lkw-Züge) um fast neun Mio. Euro mehr wert gewesen seien. Zudem stand im Raum, dass sich auch der ukrainische Oligarch Oleg B., Eierproduzent und HLUA-Schuldner, einen Vorteil verschafft haben könnte. Die WKStA, die ihre Entscheidung veröffentlicht hat, kam zu einer anderen Ansicht. Die Hypo müsse abgewickelt werden, in solchen Fällen sei es notorisch, dass auch rasche und mitunter schmerzhafte Verkäufe durchgeführt werden müssen. Dass die Verwertung von Lkws des Baujahrs 2007 (sofern sie überhaupt noch existierten) in einem Krisenstaat wie der Ukraine mehr Erlös gebracht hätte als der Verkauf der HLUA, sei unrealistisch. Viel eher sei anzunehmen, so die WKStA, dass die Kosten eines solchen Verwertungsversuchs auch noch verloren gewesen wären. Dies gelte umso mehr, als es gemäß Zahlen und Berichten der Bank schon in politisch ,stabileren Zeiten nicht möglich gewesen sei, das Engagement in der Ukraine einbringlich zu machen. (Sie war immer defizitär.) Es gebe keinen Hinweis, dass die Verkäufer anders auch nur ein Quäntchen mehr ,echtes Geld lukrieren hätten können. Und: Dass Erwerber und eventuell ein ukrainischer Oligarch die Lage der Verkäufer vielleicht dazu verwendeten, um aus ihrer Sicht ,ein gutes Geschäft zu machen, ändert daran überhaupt nichts.
3Wirtschaft
Opfer verstrickte sich in Widersprüche. Wien – Mit einem glatten Freispruch ist am Montag der Prozess um angebliche Prügel auf einer Wiener Polizeiinspektion zu Ende gegangen. Der 33-jährige Beamte, der auf einen 19-Jährigen eingedroschen haben soll, wurde von der gegen ihn erhobenen Körperverletzung freigesprochen. Der Opfer verstrickte sich in Widersprüche. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Der Vorfall soll sich am 26. März in einer Inspektion in der Wiener City zugetragen haben. Der 19-Jährige wurde gemeinsam mit seinem Freunden beim Schottenring kontrolliert und dann auf das Wachzimmer mitgenommen, weil sie zwei Gewürzfläschchen mit Majoran bei sich hatten, deren Inhalt angeblich zum Drogenstrecken gebraucht werden sollte. Der Beamte und seine Kollegen nahmen die Burschen mit auf die Polizeiinspektion, um eine genauere Kontrolle durchzuführen. Sie sind freiwillig mitgegangen und waren nicht ungut, sagte der 33-Jährige beim Prozessauftakt im Juli. In einer Arrestzelle wurden die Burschen – einer nach dem anderen – durchsucht. Für den Beamten verlief alles normal. Drogen wurden bei den Jugendlichen nicht gefunden, nur das spätere angebliche Prügelopfer hatte ein Messer eingesteckt. Für mich war die ganze Amtshandlung 08/15. Die Vorwürfe der Burschen seien ihm völlig unerklärlich. Im Anschluss der Amtshandlung berichtete der 19-Jährige plötzlich von den Prügeln durch den Polizeibeamten. Laut Anklage soll der Beamte dem 19-Jährigen eine Ohrfeige sowie zwei Faustschläge verpasst haben, sodass dieser Hämatome auf der rechten Schläfe und dem rechten Jochbein erlitt. Das Opfer, das bei der ersten Verhandlung im Juli nicht als Zeuge vor Gericht erschienen war, verstrickte sich am Montag in Widersprüche. So konnte sich der 19-Jährige etwa nicht mehr erinnern, auf welche Seite er geschlagen wurde. Zunächst erzählte er Einzelrichterin Elisabeth Reich felsenfest, dass es die linke Gesichtshälfte war, die betroffen war, danach wusste er nicht mehr, ob links oder rechts. Fotos von der Verletzungen, die allerdings undatiert waren, zeigten jedoch Verletzungen auf der rechten Seite. Danach gab er an, bei seiner Einvernahme der Polizei falsche Angaben gemacht zu haben. Tatsächlich habe es sich um eine Ohrfeige und um einen, nicht um zwei Faustschläge gehandelt. Richterin Reich versuchte auch das Motiv des Polizisten herauszufinden: Warum schlägt er Sie aus heiterem Himmel?, fragte sie den Zeugen. Weil ich auf Bewährung war und mir sowieso niemand was glaubt, sagte der 19-Jährige. Angesprochen auf seine Facebook-Seite, auf der keine allzu freundliche Meinung von der Polizei an den Tag legte, gab sich der 19-Jährige kleinlaut. Unter anderem wurde die Abkürzung ACAB (All Cops are Bastards) verwendet. Ich hab die Polizei noch nie leiden können.
1Panorama
Attacke beendet – Abgeordnete sind geflohen – 19 Verletzte. Kabul – Ein Selbstmordattentäter der radikalislamischen Taliban hat das afghanische Parlament im Zentrum der Hauptstadt Kabul angegriffen und die Abgeordneten zur Flucht gezwungen. Anschließend verschanzten sich sechs Kämpfer der Extremisten in einem nahegelegenen Gebäude und lieferten sich ein fast zweistündiges Gefecht mit den Sicherheitskräften. Wie die Polizei am Montag mitteilte, wurden schließlich alle sechs getötet. Bei dem Anschlag wurden den Behörden zufolge zudem mindestens 19 Menschen verletzt. Ein Polizeisprecher sagte, der Attentäter habe trotz der Kontrollstellen sein mit Sprengstoff beladenes Auto bis zum Tor des Gebäudes gefahren. Unter Parlamentariern kam deswegen Kritik auf. Die für den Geheimdienst und die Sicherheit zuständigen Regierungsstellen hätten versagt, sagte der Politiker Farhad Sediki. Der Polizei zufolge konnten alle Abgeordneten in Sicherheit gebracht werden. Sie hatten gerade über die Ernennung eines neuen Verteidigungsministers beraten. Nach dem Abzug der meisten ausländischen Kampfeinheiten im vergangenen Jahr gibt es Zweifel, ob die afghanische Armee gegen die Extremisten bestehen kann. So eroberten die Taliban in der nordafghanischen Provinz Kundus am Montag einen weiteren Bezirk. Gouverneur Nasruddin Saidi sagte der Nachrichtenagentur Reuters, das Gebiet sei seit Tagen von den Taliban eingekesselt gewesen. Man habe Verstärkung angefordert, aber keine erhalten. Die Kämpfe ereigneten sich nach seinen Worten nur drei Kilometer von seinem Amtssitz entfernt. In Kundus hatte die Bundeswehr bis 2013 einen wichtigen Stützpunkt. Heute sind deutsche Soldaten nur noch zur Ausbildung und Beratung der afghanischen Armee am Hindukusch. Ihre Zahl ist auf 850 begrenzt.
2International
Warnung: Diese Fragen sind sicher nichts für Anfänger. Showtime! Am Mittwoch findet das 314. Große Wiener Derby zwischen Austria und Rapid statt. Es ist nach dem Old Firm zwischen Celtic Glasgow und den Glasgow Rangers das am zweitmeisten ausgetragene Lokalderby Europas. Zeit, um Ihr Wissen über diese wichtige Fußballpaarung zu prüfen!
4Sport
Die Wiener Künstlerin gibt im Wien-Museum in einer kleinen, sehr poetischen Ausstellung Einblicke in ihr ganz persönliches Lebensumfeld. Ihre Fotografien, Schnappschüsse und Sammelstücke hat sie zu einer Rauminstallation arrangiert. Wien – Berührendes, Banales, Absurdes, Lustiges, Wichtiges, Wehmütiges, Bellezza, Tristezza: Ingeborg Strobls Fotografien sind Fundstücke kleiner Welten. Ihre Aufmerksamkeit gehört dem vorgeblich Nebensächlichen, mit liebevollem Ernst und heiterer Gelassenheit dokumentiert sie die stille Zeitlosigkeit alles Vergänglichen, versieht die Fotodokumente mit erläuternden Texten: so sparsam wie möglich, nur keine Übertreibungen, kein Pathos, keine Schönfärbereien. Ingeborg Strobl gibt dem Alltäglichen, dem Unscheinbaren, dem Lapidaren Würde und, im wahrsten Sinn des Wortes, Ansehen. Das ist große Kunst. Ihre Kunst. Die 1949 in Schladming geborene Konzeptkünstlerin, die seit 1967 in Wien lebt, verweigert sich in ihrer Kunst wie im Leben konsequent Produktzwang und Konsumdiktat. Ausstellungen sind rar, dem Kunstmarkt misstraut sie, liefert ihm keine vermarktbare Handelsware. Wie exakt sie für ihre Arbeiten recherchiert, zeigt sich auch bei der Gestaltung der U2-Station Ausgang Novaragasse: Die auf Emailplatten dargestellten (und in Wien vorkommenden) Pflanzen erinnern daran, dass die Novaragasse zunächst Garten-, später Gärtnerstraße hieß. Liebes Wien, Deine Ingeborg Strobl nennt sie nun im Wien-Museum ihren kleinen feinen Streifzug durch ihr persönliches Wien. Gewährt Einblicke in ihr Leben und ihre Vorlieben. Stellt ihre Freuden und Freunde vor, die Leute der Remaprint etwa, oder das Lokal Freihaus, Treffpunkt der Kunstszene und immer ein Ort mit Stil und dessen legen-däre Gründer Ed Schulz und Michael Lohn. Die Speise- karte verblüfft selbst Zeitzeugen durch eine nachgerade unglaubliche Preisgestaltung: Almdudler – 22 Schilling. Café au lait – 30 Schilling. Ohne Konsumation: Kein rauchen (sic!) oder Zur Vermeidung von Unfällen bei Beckenwassersaugöffnungen, (sic!) empfehlen wir das tragen (sic!) von Badehauben für langhaarige Badegäste!!!, hieß es etwa, grammatikalisch extravagant, auf zwei der vielen kuriosen Schilder, die sie im alten Stadthallenbad fotografiert hat. Zweimal die Woche zog sie dort ihre Runden, ehe das Bad 2010 zwecks Generalsanierung geschlossen wurde. Luxus und Genuss, noch nicht Sport, noch nicht Zwang – immer eine Freude, schrieb sie und nahm die schäbigen Schönheiten des alten Bades auf, die grafische Eleganz der bunten Schlüsselbändchen; Stillleben aus Pantoffeln und zerknüllten Handtüchern; Putzeimer; Kinder am Beckenrand; Schimmelflecken; das Muster alter Kacheln; einen anrührend trostlosen Osterstrauß. Sie fotografierte, was ihr ins Auge fiel – und gefiel. Etwa den Garten eines Gemeindebaus in Meidling, den sie entdeckte, als sie nach der Sperre des Stadthallenbads ins Theresienbad auswich. Sie dokumentierte das mittlerweile geschlossene Brunnen Beisl in Ottakring, Und sie setzte der aus Bulgarien stammenden Frau Vili in einem türkischen Lokal ein Denkmal. Ingeborg Strobl sammelt und sortiert und ordnet: Zündholzschachteln, Ansichtskarten. Eindrücke. Und, vor allem, zu Herzen gehende Erinnerungen.
8Kultur
Behörde wacht künftig über das offene Internet. Am Dienstag hat das Europäische Parlament über die EU-Verordnung betreffend offenes Internet und Roaming abgestimmt. Die Verordnung räumt nationalen Regulierungsbehörden eine weitreichende Kontrollfunktion über die Einhaltung der Bestimmungen zu offenem Internet ein. In Österreich ist künftig die RTR (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH) für das für Netzneutralitäts-Monitoring zuständig – bisher trat die RTR als starker Befürworter der Netzneutralität in Erscheinung. Die neue Verordnung in ihrer derzeitigen Form bleibt inhaltlich hinter unseren Erwartungen zurück und ist aus unserer Sicht nicht optimal, bewertet RTR-Chef Johannes Gungl die vorgesehenen Bestimmungen zur Netzneutralität. Sie gibt uns aber ein Instrument in die Hand, mit dem wir arbeiten können.
0Web
Auch wenn gewisse Funktionen deaktiviert sind, übertragt das System Daten. Konsumentenschützer nennen Windows 10 eine private Abhöranlage. Das neue Betriebssystem sammelt zahlreiche Daten und schickt diese an Microsoft. Zwar können die Privatsphäre-Einstellungen angepasst werden, um die Datensammelei einzuschränken. Offenbar telefoniert das System an einigen Stellen aber dennoch weiterhin nach Hause, wie Ars Technica bei einer eingehenden Analyse herausgefunden hat. Teilweise sei der Sinn dahinter komplett unklar. Dem Bericht zufolge lässt es sich nicht komplett unterbinden, dass Windows 10 bestimmte Daten an Microsoft überträgt. Viele dieser Informationen seien harmlos, teilweise würden jedoch Daten übermittelt, die zur Identifizierung der Computer herangezogen werden könnten. Deaktiviert man beispielsweise die Sprachassistentin Cortana und die Websuche für das Startmenü, würden bei Eingaben dennoch eine Anfrage an Bing.com übermittelt und gewisse Daten in Zusammenhang mit Cortana abgerufen. Dabei werde eine zufällige ID übertragen, die auch nach Neustarts bestehen bleibe. Die meisten Nutzer gehen wohl davon aus, dass bei einer Eingabe im Startmenü mit deaktivierter Cortana- und Suchfunktion überhaupt keine Verbindung mit dem Internet zustande kommt. Auch wenn Nutzer keine Live-Kacheln auf dem Startbildschirm angeordnet haben, lade Windows 10 laut Bericht ab und zu Live-Kachel-Daten aus dem MSN-Netzwerk nach – noch dazu über eine unverschlüsselte HTTP-Verbindung. Dabei würden allerdings keine Daten anfallen, über die Nutzer identifiziert werden könnten. Die Tester wenden jedoch ein, dass es unklar sei, wieso diese Daten überhaupt abgerufen werden, wenn gar keine entsprechende Live-Kachel zur Anzeige der Inhalte aktiv ist. Das System sende zudem in regelmäßigen Abständen Daten an den Microsoft-Server ssw.live.com, der in Zusammenhang mit dem Cloud-Dienst OneDrive stehen dürfte. Windows 10 überträgt hier offenbar selbst dann Daten, wenn OneDrive deaktiviert ist und beim Login auf den Computer ein lokaler Account verwendet wird, der nicht mit einem Microsoft-Konto verknüpft ist. Dabei scheinen gewisse Telemetrie-Einstellungen gesendet zu werden. Anhand solcher Daten kann Microsoft ablesen wie oft eine App gestartet und wie lange sie ausgeführt wurde bzw. ob es zu Problemen wie Abstürzen gekommen ist. Diese Datenübertragung kann eigentlich ausgeschaltet werden. Auf einem Testrechner seien gewisse damit verbundene Informationen dennoch weiterhin übermittelt worden. Laut dem Bericht wurde der Test auf einer virtuellen Maschine ausgeführt und dabei einen HTTP- und HTTPS-Proxy für eine einfachere Überwachung des Traffics verwendet. Dabei fand man heraus, dass sich Microsoft mit einem Content-Liefernetzwerk verbunden hat und dafür den Proxy umgangen ist. Wir haben keine Ahnung, was hier vor sich geht, so die Tester. Von Ars Technica danach gefragt, ob man auch diese Datenübertragungen irgendwie deaktivieren kann, antwortete Microsoft, dass Updates für neue Funktionen der Bing-Suche geliefert werden könnten. Allerdings würden keine Eingaben oder Suchaktionen der Nutzer an Microsoft gesendet, wenn dies so in den Einstellungen festgelegt ist. Das bestätigen auch die Tester. Wieso trotz Deaktivierung bestimmter Funktionen weiterhin Daten übertragen werden, bleibt unklar.
0Web
Dem US-Fiskus entgehen Milliarden, weil Apple, Microsoft, Google oder Pfizer Einnahmen nicht ins Heimatland bringen. US-Firmen horten mehr Geldreserven als je zuvor. Die Summe ist höher als das vom Forbes-Magazin geschätzte Vermögen der 70 reichsten Menschen der Welt zusammen. Warum sitzen Tech-Giganten wie Apple, Microsoft und Google, aber auch Autohersteller wie General Motors oder Pharma-Riesen wie Pfizer trotz historisch niedriger Zinsen auf ihren Geldbergen? 1,73 Billionen Dollar (1,6 Bio. Euro) hielten US-Unternehmen, die nicht zum Finanzsektor gehören, Anfang 2015 laut Berechnungen der Ratingagentur Moodys an flüssigen Mitteln. Das waren vier Prozent mehr als im Vorjahr. Die Summe stellt einen Rekordwert dar. Der Tech-Sektor hält das meiste Cash, gefolgt von der Gesundheits-, Pharma- und Energiebranche, erklärt Moodys-Analyst Richard Lane. Einer Studie der US-Notenbank Federal Reserve zufolge haben börsennotierte US-Konzerne ihre Vorräte schon seit der Erholung von der Finanzkrise 2008 massiv erhöht. Dabei spielen Steuern eine wichtige Rolle. 1,1 Billionen Dollar - 64 Prozent der Cash-Reserven - befanden sich zum Jahreswechsel laut Moodys im Ausland. Wenn Firmen die Gewinne, die sie im Rest der Welt machen, in die USA zurückbringen, werden sie relativ stark besteuert, heißt es in der Fed-Analyse. Bis zu 35 Prozent der internationalen Erträge wandern auf der Heimreise in die USA an den Fiskus. Deshalb ist der Anreiz für US-Konzerne hoch, die Mittel auf Konten im Ausland zu lassen. Die Unternehmen mit den höchsten Barreserven sind global aufgestellt - sie machen einen großen Teil ihres Umsatzes außerhalb der US-Grenzen, wo sie folglich auch die meisten Cash-Vorräte behalten. Diese Strategie zur Steuervermeidung - aber auch die vergleichsweise hohe Besteuerung der Auslandseinnahmen an sich - ist umstritten und in den USA ein Politikum. Immer mehr Konzerne verlegen ihren Sitz ins Ausland, um dem Fiskus zu entkommen. Bei vielen Übernahmeplänen war dieses Kalkül in den vergangenen Jahren ein Faktor. Mit niedrigen Abgaben buhlen kleine Steueroasen wie Bermuda oder die Caymans, aber auch EU-Staaten wie Irland oder Luxemburg, um internationale Konzerne. Vor allem für Technologie- und Pharmafirmen ist es einfach, ihr Einkommen dort zu verbuchen, wo die Steuern niedrig sind. Ihre Gewinne stammen häufig aus geistigem Eigentum, dessen Quelle und damit der Ort, an dem die Steuern anfallen, durch die Verlagerung beispielsweise von Patentrechten verlegt werden kann. Die fünf US-Konzerne mit den größten Barreserven sind laut Moodys Apple, Microsoft, Google, Pfizer und Cisco. Der Cash-King ist Apple. Mit 193,5 Mrd. Dollar hielt man zuletzt mehr Reserven als jeder industrielle US-Wirtschaftssektor insgesamt - abgesehen von der Tech- und Pharmabranche. Eine prall gefüllte Kriegskasse macht zwar durchaus Sinn für Firmen, um bei Übernahmemöglichkeiten rasch reagieren zu können und mit einem flüssigen Forschungs- und Entwicklungsbudget flexibel zu bleiben. Das inzwischen erreichte Ausmaß scheint Experten dennoch übertrieben. So wundert es wenig, dass nicht nur Apples Cash-Konto schon länger Begehrlichkeiten weckt. Der berüchtigte New Yorker Finanzinvestor Carl Icahn machte über Monate beharrlich Druck, um Apple zu höheren Ausschüttungen an die Aktionäre zu drängen. So etwas ist keine Ausnahme, oft sind solche Angriffe auf die Firmenkassen erfolgreich. Laut Moodys sind auch die Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe der US-Konzerne 2014 auf neue Höchststände geklettert.
0Web
In Süditalien zerstört das Bakterium Xylella uralte Olivenplantagen, hunderttausende Bäume sollen verbrannt werden. Einheimische wittern eine Verschwörung. Lecce – Nach und nach vertrocknen Blätter, Äste und irgendwann der ganze Baum. Rund eine Million Olivenbäume der Halbinsel Salento, der Stiefelabsatz Italiens, sind befallen. Darunter etliche knorrige Exemplare, die Wind und Wetter jahrhundertelang trotzten. Nun erliegen sie den sogenannten Feuerbakterien Xylella fastidiosa: Der Erreger nistet sich in den Wasserleitbahnen der Bäume ein und dreht ihnen regelrecht den Saft ab. Ein Heilmittel gegen Complesso del Disseccamento Rapido dellOlivo (CoDiRO) existiert bislang nicht. Das Ausmaß des Befalls ist schockierend, sagt Brion Duffy, Pflanzenpathologe an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der die betroffene Region schon mehrmals besucht hat. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Bakterien ausbreiten, nicht minder: 2013 wurde Xylella als Auslöser des Olivenbaumsterbens nachgewiesen. Damals waren etwa 8.000 Hektar in der Provinz Lecce, dem Epizentrum des Ausbruchs, betroffen. Im Oktober 2014 waren es bereits 23.000 Hektar. Ein weiterer Ausbruch in Oria, 30 Kilometer von Lecce entfernt, hat große Besorgnis hervorgerufen, sagt Donato Boscia, Leiter des Instituts für nachhaltigen Pflanzenschutz in Bari, der maßgeblich an der Erforschung der Xylella-Epidemie beteiligt ist. Italiens Regierung hat den Notstand ausgerufen. Die Region produziert mehr als 40 Prozent des italienischen Olivenöls. Der Xylella-Ausbruch wird allein dieses Jahr zu Verlusten in Millionenhöhe führen. Auch die EU ist alarmiert. Die Experten der europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beurteilen das Risiko, dass sich der Erreger weiter ausbreitet, als sehr hoch. Tatsächlich weisen Xylella-Bakterien ein ungemein breites Wirts- und Vektorenspektrum auf. Sie befallen Mandel- und Zitronenbäume, Weinreben, Oleander – und nun auch Olivenbäume. Als Überträger kommt jedes Pflanzensaft saugende Insekt infrage: Diese Insekten fliegen von Baum zu Baum, stechen deren Leitbahnen an und verbreiten so die Bakterien. Das macht die Ausrottung des Erregers in einem betroffenen Gebiet praktisch unmöglich, sagt Duffy. Was passiert, wenn der Erreger auch in Griechenland und Spanien heimisch wird, möchte sich niemand ausmalen. Spätestens dann würde es auch der Verbraucher anhand von deutlich gestiegenen Olivenölpreisen zu spüren bekommen. Die EU hat deswegen Notmaßnahmen veranlasst, die am 18. Mai in Kraft getreten sind. Dazu gehört eine 40 Kilometer lange Sicherheitszone, die die Halbinsel vom italienischen Festland abriegelt: Während die 30 Kilometer lange Überwachungszone als xylella-frei gilt, kommen in der zehn Kilometer breiten Pufferzone seit einigen Wochen radikale Methoden zum Einsatz: Mitarbeiter des Forstamts fällen kranke Bäume und verbrennen sie. Außerdem schneiden sie das Gras, pflügen den Boden um und versprühen Insektengift. Auch gesunde Bäume müssen daran glauben. In einem Umkreis von 100 Metern um einen kranken Baum müssen alle Wirtspflanzen vernichtet werden – eine Maßnahme, die die Olivenbauern auf die Barrikaden treibt. Bewaffnete Polizisten und Carabinieri beaufsichtigen aus diesem Grund das Beseitigen der Bäume. Olivenbäume sind in Salento das Symbol einer eigenen Lebensart, sie prägen nicht nur die Landschaft, sondern auch die Menschen. Seit Generationen produzieren diese Olivenöl – Xylella bedroht ihre Existenz und die Kultur. Die Leute müssen Bäume fällen lassen, die schon Großeltern und Eltern pflegten, sagt Bascio. Angeheizt wird der Protest durch verschiedene Theorien, die im Internet kursieren: Die italienische NGO Peacelink behauptete im März in einem Schreiben an die EU, es sei nicht bewiesen, dass Xylella die Ursache des Olivenbaumsterbens sei. Vielmehr werde es durch einen Pilz verursacht, den man behandeln könne. Im April veröffentlichte die EFSA eine Kurzmeldung, nach der es keine wissenschaftlichen Hinweise zur Stützung dieser Annahme gibt. Auch Boscia und seine Kollegen stehen in der Kritik: Sie haben 2010 an einem Workshop teilgenommen, bei dem mit Xylella-Bakterien gearbeitet wurde. Nun machen Gerüchte die Runde, denen zufolge die Wissenschafter die Bakterien freigesetzt hätten. Von Agromafia ist die Rede und von Interessen der Solarindustrie an frei werdenden Flächen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Wie die Fachzeitschrift Nature im Juni berichtete, handelt es sich allerdings bei dem Bakterium, das im Workshop untersucht wurde, und dem, das nun sein Unwesen treibt, um verschiedene Unterarten. Der Vorwurf an die Wissenschafter sei demnach unhaltbar. Amerika kämpft schon lange gegen die Feuerbakterien. Seit ihrer Entdeckung im Jahr 1892 haben sie sich unaufhaltsam ausgebreitet. In Südamerika richten sie immer wieder verheerende Schäden bei Zitrusfrüchten an, in Nordamerika vernichten sie Weinreben. Europa blieb bislang verschont. Wie die illegalen Einwanderer nach Italien gelangt sind, ist unklar. Wissenschafter vermuten, dass sie über infizierte Zierpflanzen aus Costa Rica eingeschleppt wurden: Die in Italien grassierende CoDiRO-Unterart stimmt genetisch mit den costa-ricanischen Bakterien überein. Das wäre gut möglich, denn im Anfangsstadium der Krankheit zeigen viele Pflanzen keine Symptome – sie sehen gesund aus, tragen die Bakterien aber bereits in sich. Das erschwert den Kampf gegen Xylella erheblich und erklärt die 40 Kilometer breite Sicherheitszone. Ob die ergriffenen Vorkehrungen allerdings ausreichen, um die Bakterien in Schach zu halten, ist ungewiss: Schaumzikaden, die Hauptüberträger in Italien, könnten von Menschen oder Fahrzeugen aus der Quarantänezone exportiert werden und den Erreger so weiterverbreiten. Theoretisch müsste auch der Handel mit allen Wirtspflanzen untersagt werden, was alleine daran scheitert, dass nicht alle Wirtspflanzen bekannt sind. Wir wissen viel zu wenig über den Erreger und seine Überträger, sagt Duffy. Wir wissen nicht einmal, wie weit die Schaumzikaden fliegen können. Die italienische Regierung und auch die EU haben Geld für die weitere Forschung rund um Xylella zugesagt. Boscia setzt dabei auch auf eine Art Open-Air-Labor: In einem großen Teil der Provinz Lecce können wir auf das Vernichten der Olivenbäume verzichten, da die EU anerkannt hat, dass Xylella hier nicht mehr ausgerottet werden kann. Das gibt uns die Möglichkeit herauszufinden, wie man mit Xylella leben kann.
7Wissenschaft
Auch Verständigung bei betrieblicher Altersversorgung. Frankfurt – Die Lufthansa und die Gewerkschaft Verdi haben sich auf einen Tarifabschluss für die rund 33.000 Beschäftigten am Boden geeinigt. Damit hat der Konzern eine seiner zahlreichen Tarifkonflikte beigelegt. Wie Verdi und das Unternehmen am Samstag mitteilten, gab es zudem eine Verständigung beim schwierigen Thema der betrieblichen Altersversorgung. Das ist ein Knackpunkt auch beim fliegenden Personal, also bei den Piloten und dem Kabinenpersonal. Hier ist eine Einigung aber bisher noch nicht in Sicht. Am 2. Dezember wollen Lufthansa und die Gewerkschaften auf einem sogenannten Job-Gipfel über die verfahrene Tarifsituation im Konzern sprechen. Welche Auswirkungen die Einigung für das Bodenpersonal für das Treffen hat, war zunächst offen. Die Flugbegleiter hatten erst vergangene Woche einen weiteren Streik des Kabinenpersonals abgesagt. Der Tarifkonflikt beim fliegenden Personal dürfte sich aber kaum so geräuschlos lösen lassen, wie das nun beim Bodenpersonal gelang. Für die Beschäftigten dort gibt es nun eine Regelung und mehr Geld. Alle Beschäftigten der sogenannten Bodendienste bei Lufthansa und den Töchtern Lufthansa-Systems, der Lufthansa-Service GmbH (LSG), der Lufthansa Technik und Lufthansa Cargo bekommen für die Monate April bis Dezember 2015 eine Einmalzahlung in Höhe von 2.250 Euro. Daneben wird nach Angaben von Verdi die Bezahlung zum 1. JJänner2016 und zum 1. Jänner 2017 um je 2,2 Prozent angehoben. Kein Beschäftigter bei Lufthansa muss daher irgendwelche Abstriche bei der Rente machen, sagte Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle der Mitteilung zufolge. Auch Personalvorständin Bettina Volkens zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis. Gleichzeitig können wir durch den neuen Tarifvertrag langfristig unsere Risiken und Kosten für die Altersversorgung senken, sagte sie laut Mitteilung. Bei den Betriebsrenten sei das bisherige Niveau für alle derzeit Beschäftigten gesichert worden, teilte Verdi mit. Das gelte auch für die ab 1. Jänner 2014 neu eingestellten Beschäftigten, die bisher ohne betriebliche Altersversorgung gewesen seien. Nach Angaben der Lufthansa gibt es für Mitarbeiter, die ab Jahresbeginn 2016 eingestellt werden, eine neue Regelung. Dabei leiste das Unternehmen einen Beitrag in Höhe von 5,2 Prozent des Gehalts. Zusätzlich bringen die Mitarbeiter einen Eigenbeitrag von einem Prozent ein. Damit ist das Ziel, eine sichere Rente auf dem bisherigen Leistungsniveau abzuschließen, erreicht, sagte Verdi-Bundesvorständin Behle. Die deutsche Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo will sich die Tarifeinigung zwischen der Lufthansa und der Gewerkschaft Verdi für das Bodenpersonal der Fluglinie genau anschauen. Vor einer endgültigen Bewertung müssen wir das erstmal im Detail prüfen, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies am Sonntag. Den geplanten Job-Gipfel bei der Lufthansa am 2. Dezember stelle die Einigung nicht infrage.
3Wirtschaft
"Niemand ist bisher so nahe an uns herangekommen.". Facebook wird nach Ansicht des FAZ-Onlinechefs Mathias Müller von Blumencron (54) zusehends zu einer Gefahr für die Medien. Möglicherweise beginne gerade die radikalste Attacke auf die Medienwelt, wie wir sie kennen, sagte der Chefredakteur der digitalen Produkte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und frühere Spiegel-Chefredakteur am Donnerstag beim Medienforum NRW in Köln. Wir könnten Zeugen sein, wie riesige hochprofitable Konzerne mit ihren unendlichen Profiten aufbrechen, um das zu tun, was bisher eigentlich der medialen Welt, wie wir sie kennen, vorbehalten war, und faktisch und genuin selbst zu Medien zu werden. Man habe Facebook als Interaktionskanal kennengelernt. Nun plötzlich werden wir aufgefordert, für Facebook direkt zu produzieren, zu einer verlängerten Werkbank von Facebook zu werden. Das Netzwerk sei für die Medien sowohl Partner wie auch sehr, sehr gefährlicher Gegner, sagte der Online-Journalist. Was wir sehen können, ist, dass 1,4 Milliarden Menschen eine Plattform zu einem mehr oder weniger zentralen Teil ihres Lebens gemacht haben, die von einem Menschen an der Spitze gesteuert wird, nämlich Mark Zuckerberg. Niemand ist bisher so nahe an uns herangekommen. Blumencron betonte: Soziale Plattformen kennen keine Redakteure, sie kennen nur Programmierer, sie kennen nur Algorithmen.
0Web
In Ballungszentren sollen Filialen zusammengelegt werden und Automatisierung Einzug halten. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Guzman kann gegen Entscheidung noch Rechtsmittel einlegen. Mexiko-Stadt – Mexiko hat die Auslieferung des Drogenbosses Joaquin El Chapo Guzman an die USA genehmigt. Dem Chef des Sinaloa-Kartells könne in den Vereinigten Staaten der Prozess gemacht werden, teilte das mexikanische Außenministerium am Freitag mit. Zuvor hatten zwei Richter der Auslieferung zugestimmt. Guzman kann gegen die Entscheidung noch Rechtsmittel einlegen. El Chapo wird im US-Bundesstaat Texas unter anderem wegen Mordes, Drogenhandels, organisierter Kriminalität und Geldwäsche belangt. In Kalifornien wird ihm Drogenschmuggel vorgeworfen. Zwischen den USA und Mexiko besteht ein Auslieferungsantrag. Die US-Behörden hätten garantiert, dass Guzman in den USA nicht die Todesstrafe drohe, teilte das mexikanische Außenministerium mit. Das war eine Bedingung der Mexikaner. Nach einer spektakulären Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis im vergangenen Jahr war El Chapo im Jänner erneut gefasst worden. Vor Kurzem war der Drogenboss in ein Gefängnis in Ciudad Juarez an der Grenze zu den USA verlegt worden. Guzmans Taktik war zuletzt unklar. Weil er sich in der mexikanischen Haft schlecht behandelt fühlte, kündigte er an, mit den US-Behörden verhandeln und seine Auslieferung aktiv vorantreiben zu wollen. Später erklärten seine Anwälte jedoch, sie wollten die Überstellung ihres Mandanten um jeden Preis verhindern. In Mexiko dürfte nicht jeder über die bevorstehende Auslieferung des Drogenbosses glücklich sein. Guzman könnte den US-Ermittlern im Gegenzug für Hafterleichterungen wertvolle Informationen zu Verbindungen von Politikern und Beamten mit dem organisierten Verbrechen anbieten. Das könnte korrupte Beamte und Politiker in Mexiko in Erklärungsnot bringen.
1Panorama
Hans Reichenfeld war eines von 10.000 jüdischen Kindern, die im Jahr 1938 mit dem Zug aus Österreich, Deutschland, Polen und der Tschechoslowakei nach England geschickt wurden. Mit 91 besucht er seine Heimat Wien. Ein riesengroßer Koffer, vollgepackt mit feinsäuberlich zusammengefalteten Hemden, Socken und ein Tagebuch. Jedes Kleidungsstück ist mit einem kleinen Namensetikett versehen: Hans Reichenfeld. Das Gepäckstück, eine Schachtel Schokolade und ein selbstgebackener Strudel sind die einzigen Dinge, mit denen der Schüler im Jahr 1938 am Wiener Westbahnhof in den Zug nach England einsteigt. Der damals 15-Jährige war eines von 10.000 jüdischen Kindern aus Österreich, Deutschland, Polen und der Tschechoslowakei die bis 1939 von ihren Eltern getrennt und aus dem Heimatland gebracht wurden. Vergangene Woche kam Reichenfeld, der mittlerweile in Kanada lebt, im Alter von 91 Jahren ein letztes Mal in seine Geburtsstadt. Als Siebenjähriger beginnt Reichenfeld, ein Tagebuch zu führen. Zu Beginn schreibt er Gedanken über Freunde oder Lehrer nieder. In seiner Jugend befasst er sich zunehmend mit gesellschaftspolitischen Fragen. Unter den Juden ist immer viel politisiert worden, erinnert er sich im Hof des Wiener Kindertransportmuseums Für das Kind. Die meisten seien links eingestellt gewesen: Wenn man in einer Partei war, dann bei den Sozialdemokraten, oder man hat mit den Sozialisten sympathisiert. Es war die Zeit des Roten Wien. Reichenfeld besucht das Akademische Gymnasium in der Beethovengasse. Ich hatte eine sehr energische Mutter, sagt er lächelnd. Andere Schulen sind für sie nicht gut genug. Seine Freizeit verbringt er im gegenüberliegenden Eislaufverein; im Sommer gehen die Kinder in der Lobau schwimmen und spielen im Prater. Es gibt gemeinsame Geburtstagsjausen, und es wird Fasching gefeiert, erinnert er sich. Wir waren in einem guten Grätzel. Vom brodelnden Antisemitismus spürt Reichenfeld in den Dreißigerjahren selbst noch wenig. Zwar weiß seine Familie, dass der Antisemitismus stärker wird, akzeptieren will sie es aber nicht. Erst als Hitler nach Wien gekommen ist, war klar, dass das nicht einfach vorübergehen würde, sagt Reichenfeld. Unter seinen Lehrern gibt es einige, die von den jüdischen Schülern nicht begeistert sind. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten seien sie damit rausgekommen. Von nun an zeigen sie ihre Antipathie offen. Wenn man sich für Politik interessierte, wurde einem aber bewusst, wie das gekommen ist, sagt Reichenfeld: Das hat nicht erst mit den Nazis begonnen. Schon davor trug der Antisemitismus unter der Vaterländischen Front mit Bundeskanzler Kurt Schuschnigg Blüte. Reichenfeld erinnert sich an Schuschniggs Rücktrittsrede: Er hat gesagt: Gott schütze Österreich. Gott hatte aber wohl etwas anderes zu tun oder hat sich für Österreich nicht interessiert, sagt Reichenfeld im STANDARD-Gespräch. Am 29. August 1938 verlässt Reichenfeld Wien. Seine Familie bringt ihn zum Bahnhof. Wegen tragischer Abschiedsszenen werden bei späteren Kindertransporten Eltern nicht mehr auf dem Bahnsteig zugelassen sein. Über Verwandte in der Schweiz soll Reichenfeld nach Yorkshire in ein Internat. Im Gepäck hat er die von der Friends School Great Ayton vorgeschriebene Kleidung. Es war ein Abenteuer, sagt er über seine Flucht. Wir konnten nicht glauben, dass die Nazis uns Juden umbringen wollten. Am 9. November desselben Jahres wird Reichenfelds Vater im Zuge der Novemberpogrome verhaftet. Die Mutter will nicht, dass sich ihr Sohn Sorgen macht, also schreibt sie – im Namen des Vaters – Briefe auf der Schreibmaschine und schickt sie nach England. Nach der Kristallnacht wurden nicht alle nach Dachau geschickt. Mein Vater blieb in einem ganz normalen Gefängnis. Die Politik der Nazis sei ihnen damals noch nicht klar gewesen. Wir wussten, sie wollten die Juden loswerden, aus ihren Geschäften raushaben, sagt Reichenfeld. Das Zweite, was klar gewesen sei, sei, dass sie die Juden bestehlen wollten. Die Shoah kam erst einige Jahre später. Wir haben es nicht glauben können, dass die Nazis Juden nicht nur bestehlen und raushauen wollten, sondern dass sie uns umbringen wollten – nie hätten wir das Grauen erahnen können. Als der Vater aus der Haft entlassen wird, plant die Familie, in das chinesische Schanghai auszuwandern, wo sie aber nie ankommt. Reichenfelds Eltern flüchten über England, wo die Familie wiedervereint wird, und treten den Rest ihrer Reise nicht mehr an. Nach zwei Jahren in Großbritannien im Jahr 1940, als Winston Churchill zum Premier aufsteigt und von der Appeasement-Politik seines Vorgängers Neville Chamberlain abgeht, stehen die zentraleuropäischen Flüchtlinge unter dem Generalverdacht der Spionage. Um zu verhindern, dass Informationen an Deutschland weitergegeben werden, werden die Flüchtlinge eingesperrt. Nach einer Woche wird Reichenfeld auf die Isle of Man geschifft; von dort geht seine Reise weiter nach Kanada. 1941 kehrt er nach England zurück und engagiert sich bei der Organisation Young Austria. Dort lernt er den Lyriker Erich Fried und Herbert Steiner, der später das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands gründet, kennen. Zu diesem Zeitpunkt dürfen Österreicher noch nicht ins britische Militär eintreten. Wenn ich nicht den Dienst an der Waffe leisten konnte, dann wollte ich wenigstens gute Propaganda machen, erinnert er sich. Gemeinsam mit Fried machte er Radiobeiträge und schickte Propagandaschriften an die BBC. Zwei Jahre später war die Angst vor Spionage vergessen, und Österreicher konnten sich freiwillig zu den Streitkräften melden. Reichenfeld will zur Royal Air Force, wird allerdings nicht als Pilot eingesetzt. Er wird Funkmechaniker im Radiodienst. Mit 22 lernt er eine Frau namens Ragga kennen. Eine Woche später heiraten sie. Ich hatte eine schöne Kindheit in Wien. Bis dann plötzlich alles aus war. Nach Kriegsende möchte Reichenfeld nach Österreich zurückkehren, scheitert aber an der österreichischen Politik. Reichenfeld studiert bis 1957 Medizin, wird wie sein Vater Arzt und zieht nach Kanada, wo er heute noch lebt. Er arbeitet bis 2009 als Psychiater und Universitätslehrer in Ottawa. In Kanada lernt Reichenfeld den österreichischen Schriftsteller Ludwig Laher kennen, es entsteht eine innige Freundschaft. Laher übersetzt Reichenfelds Biografie Bewegtes Exil: Erinnerungen an eine ungewisse Zukunft, die sich an den Tagebüchern seiner Jugend orientiert, ins Deutsche. Reichenfeld sei immer ein bewusster Österreicher geblieben, sagt Laher über ihn. 1961 besucht er zum ersten Mal, seit er den Zug nach England bestiegen hat, Österreich. Ich hatte eine schöne Kindheit in Wien. Bis dann plötzlich alles aus war, sagt er heute. In Wien ist er gerne. Hier hat er auch die Möglichkeit, seine Muttersprache zu sprechen. Österreich könne er aber nicht mehr sein Zuhause nennen. Es ist zu lange her. Ich war zu lange weg, sagt er im Wiener Dialekt.
1Panorama
Abkommen soll in Kürze "zum Abschluss gebracht" werden. Ankara/London – Die Türkei und Israel stehen nach türkischen Angaben kurz vor der Normalisierung ihrer jahrelang stark angespannten Beziehungen. Bei Beratungen in London seien Fortschritte erzielt worden, erklärte das Außenministerium in Ankara am Freitag. Ein entsprechendes Abkommen werde beim nächsten Treffen, das sehr bald einberufen werde, zum Abschluss gebracht, hieß es in der Erklärung. Das israelische Außenministerium wollte auf Nachfrage keine Stellungnahme abgeben. An den Gesprächen in London waren laut Ankara von türkischer Seite der Staatssekretär im Außenamt, Feridun Sinirlioglu, auf israelischer Seite der Sondergesandte Joseph Cietschanover, sowie der Interimspräsident des Nationale Sicherheitsrates, General Jacob Nagel, beteiligt. Die Beziehungen beider Länder sind seit 2010 angespannt. In mehreren Gesprächsrunden hatten beide Seiten zuletzt eine schrittweise Wiederannäherung erreicht. So wurde bei einem Treffen in Genf im Dezember nach israelischen Angaben vereinbart, dass Israel Entschädigungen für die türkischen Opfer zahlt, die 2010 bei der Erstürmung der Gaza-Hilfsflottille durch die israelische Armee getötet worden waren. Im Gegenzug sollte Ankara alle Klagen gegen Israel einstellen. Bei der Erstürmung der Mavi Marmara, des türkischen Führungsschiffs der Gaza-Hilfsflottille, hatte ein israelisches Kommando Ende Mai 2010 neun Türken getötet. Ein weiterer Türke starb nach fast vier Jahren im Koma. Der Konvoi aus insgesamt sechs Schiffen mit Aktivisten aus mehreren Ländern sollte Hilfsgüter für Palästinenser in den von der Hamas regierten Gazastreifen bringen. Seit dem Vorfall befanden sich die einst engen türkisch-israelischen Beziehungen auf einem Tiefpunkt. Ankara verwies den israelischen Botschafter des Landes, setzte die militärische Zusammenarbeit mit Israel aus und verlangte eine förmliche Entschuldigung sowie ein Ende der Blockade des Gazastreifens. Israel verteidigt diese mit dem Argument, dass auf dem Seeweg Waffen an die Hamas gelangen könnten. Unter dem Druck der USA entschuldigte sich der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu Ende März 2013 bei seinem damaligen türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan für den tödlichen Angriff. 2014 ordnete ein Gericht in Istanbul die Festnahme ehemaliger israelischer Generäle wegen des Angriffs auf die Mavi Marmara an. Im Oktober vergangenen Jahres strengte die Familie eines der zehn Todesopfer, das die US-Staatsbürgerschaft hatte, eine Klage gegen Ehud Barak an, der bei dem Angriff Israels Ministerpräsident und Verteidigungsminister war.
2International
Den EU-Staaten soll 2016 gelingen, woran sie seit Jahren gescheitert sind: faire Lösungen in der Flüchtlingspolitik und der Schutz der Außengrenze. Was werden im nächsten Arbeitsjahr die wichtigsten Themen der Union sein? Ein Vertreter der niederländischen Regierung zögert im Gespräch mit dem STANDARD nicht eine Sekunde: Flüchtlinge, Migration ganz generell, und die Sicherheit; die Gefahr des Terrorismus vor allem und die Sicherung der EU-Außengrenze. Sein Land übernimmt am 1. Jänner von Luxemburg turnusmäßig den EU-Vorsitz auf Ebene des Rates. Dem Ministerteam rund um den liberalen Premier Mark Rutte wird es obliegen, in den nächsten sechs Monaten die politische Agenda zu bestimmen, alle gemeinschaftlichen Treffen zu organisieren, die Zielsetzungen von Rat, Kommission und Parlament in Beschlüsse zu gießen. Ausnahme: Für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (ESVP) ist die Hohe Vertreterin zuständig, derzeit Federica Mogherini, die die EU-Position für die Syrien-Verhandlungen ebenso verantwortet wie den Friedensprozess für die Ukraine oder die Beziehungen zur Türkei. Daneben gibt es noch jene (heiklen) Themen, die einflussreiche Staaten wie Deutschland, Frankreich oder Großbritannien an sich gezogen haben, auf zwischenstaatlicher Ebene: Die Aufteilung der Flüchtlinge in einer Koalition der Willigen (unter Führung von Kanzler Werner Faymann) gehört ebenso dazu wie die Vertiefung der Währungsunion (WWU) und – neuerdings – eine Spezialbehandlung der Briten im Rahmen einer künftigen Vertragsreform. Daneben bleibt die Kommission als Hüterin der Verträge und der Gemeinschaftlichkeit: Das Team von Jean-Claude Juncker muss die Vorschläge und Konzepte liefern, zur Vollendung der Bankenunion ebenso wie jüngst zur Schaffung eines eigenen EU-Grenzschutzes und einer Küstenwache. Bis Ende des Jahres soll Handelskommissarin Cecilia Malmström die Verhandlungen mit den USA über ein Freihandels- und Investitionsabkommen (TTIP) zum Abschluss bringen, so wie es die Staats- und Regierungschefs forderten. Man sieht also auf einen Blick: Die EU wird in ihrer Lösungs- und Entscheidungskompetenz auch im Jahr 2016 äußerst komplex bleiben. Kein Wunder, wenn die Regierung in Den Haag für sich als erste Aufgabe sieht: Wir sind dazu da, gute Verbindungen zwischen den Staaten herzustellen. Als eines der drei Beneluxländer neben Luxemburg und Belgien und als Gründungsmitglied der EU zählen die Niederlande zu jenen Kräften, die auf maximale Integration abzielen. Seit Rechtspopulisten wie Geert Wilders von der Freiheitspartei so erfolgreich sind, ist diese proeuropäische Tradition zwar gebremst. Aber Rutte will sich ungeachtet dessen als Kerneuropäer präsentieren, wie er beim letzten EU-Vorgipfel zum Thema Flüchtlinge erkennen ließ. Bereits Ende Jänner soll das Erste von sechs Treffen der Innen- und Justizminister im Semester stattfinden (eine hohe Zahl). Mitte Februar wird es erneut einen Migrationsgipfel der Willigen auf höchster Ebene geben. Und bis Ende Juni soll der neue EU-Grenzschutz stehen: fix und fertig ausverhandelt auch mit dem EU-Parlament. Das wäre beinahe Rekord für ein großes EU-Vorhaben. Aber bei diesem Thema gibt es – angefeuert durch die Attentate von Paris und jüngste Warnungen der österreichischen Polizei vor Anschlägen in mehreren europäischen Hauptstädten durch IS-Kommandos – kaum Limits. Sogar der als knausrig verschriene deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble kündigte an, dass sein Land viel mehr in die Versorgung von Flüchtlingen investieren müsse. Er schlug vor, dass die unwilligen Osteuropäer vergleichsweise weniger Flüchtlinge aufnehmen sollten, dafür Geld erhalten würden – ein ungewöhnlicher asymmetrischer Kompromiss. Aber anders, so heißt es in der Regierung in Wien, werde man wohl nicht zu Annäherungen, gar Lösungen kommen. Ähnliches gilt wohl auch für die Gespräche mit London: Es lebe 2016 der Kompromiss, die kleine bescheidene Lösung.
2International
Vorherrschaft so stark wie noch nie – Samsung weit abgeschlagen an zweiter Stelle. Betrachtet man die Marktanteile mobiler Betriebssysteme, ist Apple schon lange nicht mehr die Nummer 1. Global gesehen steht hier ganz klar Googles Android an der Spitze. Warum sich der iPhone-Hersteller über solche Zahlen keine Sorgen machen muss, zeigt nun eine aktuelle Statistik. Satte 94 Prozent des mit Smartphones erzielten Gewinns wandern derzeit in die Taschen von Apple. Dies zeigen die aktuellen Zahlen der Finanzexperten von Cannacord Genuity, wie Businessinsider berichtet. Damit stellt Apple einen neuen Rekord auf, vor einem Jahr waren es noch nur 85 Prozent. Das einzige Unternehmen, das in diesem Umfeld sonst noch signifikante Gewinne verbuchen kann, bleibt Samsung. Trotz der Absatzprobleme der letzten Jahre streicht Samsung immerhin 11 Prozent aller Smartphone-Gewinne ein. Dass die Werte von Apple und Samsung kombiniert mehr als 100 Prozent ergeben, ist übrigens einfach erklärt: Es geht hier um den Anteil am Gesamtgewinn der Branche, und es gibt eben andere Hersteller, die Verluste hinnehmen müssen. Einschränkend betont Cannacord allerdings, dass es eine gewisse Unsicherheit in den Zahlen gibt, da es schwer sei die aufstrebenden chinesischen Anbieter korrekt einzuschätzen. Aktuell würden diese zum Teil absichtlich unprofitabel arbeiten, um ihren Marktanteil zu vergrößern und erst später dann satte Gewinne einzufahren. Trotzdem braucht sich Apple laut den Experten keine Sorgen zu machen. Canacord prognostiziert, dass Apple den High-End-Smarpthonemarkt in den kommenden Jahren sogar noch stärker dominieren wird, da das aktuelle Zahlenmaterial zahlreiche Android-Umsteiger zeigen würde.
0Web
GL7 bzw. GW7 ist für längliche Form und höhere Qualität verantwortlich – bei gleich bleibenden Erträgen. Peking/Wien – Er ist in Südostasien das mit Abstand wichtigste Lebensmittel: Bis zu 76 Prozent aller konsumierten Kalorien werden in Form von Reis zugeführt. Wer es sich leisten kann, achtet auf gute Qualität: Guter Reis ist transparent, opake Flecken weisen auf einen kalkigen Geschmack hin. Für chinesische Konsumenten sollen Reiskörner zudem möglichst lang und schlank sein. Bisher gab es allerdings das Problem, dass die Zucht solcher Reisvariationen auf Kosten der Ernte ging: Wird Basmati-Reis in der idealen Qualität angebaut, verringert sich dadurch der Ernteertrag um 14 Prozent. Chinesische Bauern produzieren deshalb lieber meist nicht so gute Qualität, um hohe Erträge zu haben. Zwei Genetikerteams aus China haben nun unabhängig voneinander im Fachblatt Nature Genetics jenes Gen identifiziert, das sowohl für die längliche Form wie auch für den reduzierten Kalkgehalt verantwortlich ist: Es ist unter den Namen GL7 und GW7 bekannt und kommt dank natürlicher Züchtung bereits in mehreren Reisvarianten zum Einsatz. Die Entdeckung ermögliche es, weitere Reissorten zu verändern, ohne dass die Erträge darunter leiden, sagt Xiong Guosheng, einer der beteiligten Forscher. Davon würden vor allem die ärmsten Menschen profitieren. (tasch, 7.7.2015)
7Wissenschaft
Plakate am teuersten mit 3.000 Euro. Wien – Die Asyl-Abschreckungskampagne des Innenministeriums in Afghanistan kostet knapp 14.000 Euro. Das geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des NEOS-Mandatar Nikolaus Scherak durch das Innenministerium hervor. Die größten Kosten verursacht die Plakate-Kampagne mit gut 3.000 Euro. Über 2.000 Euro wendet das Innenministerium dann noch für Anti-Werbung auf Bussen sowie für Fernsehspots und Zeitungsinserate auf. Der Rest verteilt sich auf eine lokale Agentur und Online- bzw. Social Media-Aktivitäten. Ziel der Kampagne ist es, den Zustrom afghanischer Asylwerber nach Österreich zu stoppen. Die Bürger dieses Landes stellten im Vorjahr die größte Flüchtlingsgruppe. Auf Plakaten wird etwa gewarnt, dass es bei wirtschaftlichen Gründen kein Asyl in Österreich gibt oder (mit Rufzeichen), dass Österreichs Asylrecht nun noch strenger sei. Bedenken, dass die schriftliche Anti-Werbung nicht verstanden wird, lässt das Innenressort nicht so stehen. So sei die Alphabetisierung in Afghanistan seit 2011 von 32 auf 38 Prozent gestiegen.
1Panorama
Neues Feature im Stile von Snapchat – Probelauf in Frankreich gestartet. Der Facebook Messenger könnte in absehbarer Zukunft um eine neue Funktion erweitert werden. Das Social Network erprobt einen Selbstzerstörungsmechanismus für Nachrichten, der aktuell einigen Usern in Frankreich zugänglich gemacht wurde. Über ein Sanduhr-Icon können diese festlegen, dass ihre nächste Botschaft nach einer Stunde automatisch entfernt wird. Das Konzept ist offensichtlich von Snapchat inspiriert, das sich dank eines solchen Elements zu einer sehr populären Plattform entwickelt hat. Der Testlauf wurde gegenüber Buzzfeed auch schon offiziell bestätigt. Verschwindende Nachrichten gibt den Menschen eine weitere unterhaltsame Option bei ihrer Kommunikation mit dem Messenger. Wir freuen uns auf die Rückmeldungen, heißt es. Das Experiment könnte bald auch auf andere Länder ausgeweitet werden. Facebook hat in der Vergangenheit bereits versucht, Snapchat zu übernehmen, war mit einem Angebot von drei Milliarden Dollar allerdings gescheitert. Der Versuch, mit einer eigenständigen App namens Poke dagegen zu halten, verlief im Sand.
0Web
Android-Handy überzeugt mit solider Hardware und sehr guter Verarbeitung – Teilnahmeschluss 31.1.2016. Erst vor wenigen Wochen hat der WebStandard das OnePlus X getestet. Der Befund: Das Android-Smartphone liegt zwar etwas rutschig in der Hand, überzeugt aber sonst in fast allen Belangen. Insbesondere in puncto Verarbeitung vermag das Gerät zu glänzen. Teilnahme Nun gibt es ein OnePlus X (Glass-Edition) zu gewinnen. Um ein Los in den Topf zu werfen, haben Sie zwei Möglichkeiten, mit denen Sie maximal zwei Lose (eines pro Plattform) in den Gewinnspieltopf werfen können: 1) Sie liken oder kommentieren unseren Gewinnspielbeitrag auf Facebook oder 2) Sie folgen uns auf Twitter und teilen unseren Gewinnspielbeitrag dort. Bereitgestellt wird der Preis von OnePlus. Das OnePlus X wird Anfang Februar unter allen Teilnehmern verlost. Der/die Gewinner/in wird je nach Teilnahmeweg via Twitter oder Facebook verständigt. Teilnahmeschluss ist der 31. Jänner 2016. Keine Bargeldablöse. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
0Web
Exil-Iraner berichten von 22 Toten. Bagdad – Bei einem Raketenangriff auf das Lager der exil-iranischen Volksmujaheddin nahe Bagdad Donnerstagabend sind nach Angaben des Nationalen Widerstandsrates Iran (NWRI) 22 Menschen ums Leben gekommen. Hunderte seien verletzt worden. Camp Liberty befindet sich in der Nähe des internationalen Flughafens von Bagdad. Der Angriff habe um 19:40 Uhr Ortszeit begonnen und sei der bisher schwerste auf das Lager gewesen, hieß es in einer Aussendung des NWRI. Mindestens 80 Raketen hätten das Camp getroffen. Der Schaden und das Feuer seien dramatisch. Sehr viele Wohncontainer seien in Brand geraten. Die Bewohner versuchten mit dem, was ihnen zur Verfügung stehe, die Brandherde einzudämmen. Die exiliranische Oppositionsführerin Maryam Rajavi machte das iranische Regime für das blutige Massaker verantwortlich. Sie rief UNO und den Irak zum Schutz der wehrlosen Bewohner auf. Rajavi wies in diesem Zusammenhang auf ein mit den iranischen Flüchtlingen in Camp Liberty unterzeichnetes Memorandum of Understanding für deren Schutz hin. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete unter Berufung auf einen irakischen Armeesprecher, dass 15 Raketen bei dem Camp der exil-iranischen Opposition eingeschlagen seien. Es sei nicht sofort klar gewesen, ob der Angriff den Volksmujaheddin gegolten habe, die seit dem iranisch-irakischen Krieg in den 1980er Jahren im Irak stationiert sind. Die Raketen seien aus dem sechs Kilometer entfernten Viertel Bakriya abgefeuert worden, sagte der Sprecher. Der Nationale Widerstandsrat Iran ist der politische Arm der Gruppe Volksmujaheddin, die jahrelang mit Gewalt für ein Ende der Mullah-Herrschaft im Iran kämpfte. Nach dem Einmarsch der US-Armee im Irak 2003 wurden die Volksmujaheddin entwaffnet. Die EU strich die Gruppe 2009 von ihrer Terrorliste, die USA fällten diese Entscheidung 2012. Seit damals ist sie in der früheren US-Militärbasis Camp Liberty untergebracht.
2International