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https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/athen-griechisches-parlament-nimmt-reformpaket-an-1.2567937
mlsum-de-9801
+++ Tsipras-Regierung verpasst jedoch eigene Mehrheit +++ 32 Syriza-Abgeordnete votieren mit "Nein", darunter Varoufakis und die Parlamentschefin +++
Ein Ja für den von ihm ausgehandelten Kompromiss, dann verlässt Griechenlands Premier Alexis Tsipras das Parlament - ohne eigene Mehrheit. Zustimmung in Athen Das griechische Parlament hat mit großer Mehrheit für das am Montag in Brüssel beschlossene Reformpaket gestimmt. 229 von 300 Abgeordneten votierten mit "Ja". Während Premierminister Alexis Tsipras zustimmte, lehnten unter anderem Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis sowie Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou den Deal zwischen Athen und den Geldgebern ab. Von den 149 Abgeordneten des Syriza-Linksbündnisses stimmten 32 mit "Nein", sechs enthielten sich. Zusammen mit den 13 "Ja"-Stimmen des Koalitionspartners Anel verpasste die Tsipras-Regierung eine eigene Mehrheit. Allerdings stimmten die Oppositionsparteien Pasok, Potami und die konservative Nea Dimokratia mit "Ja", so dass die Annahme der vier Reformgesetze nie in Gefahr war. Die Kommunisten und die rechtsextreme "Goldene Morgenröte" hatten den Vorschlag abgelehnt. Die Abstimmung endete um zwei Uhr morgens Ortszeit. Worüber hat das Parlament entschieden? Mit der Billigung des mit Tsipras ausgehandelten Kompromisses haben die Abgeordneten in Athen ein drittes Kreditprogramm ein Stück weit wahrscheinlicher gemacht. Die schnelle Verabschiedung erster Gesetze machen die Geldgeber zur Bedingung für Verhandlungen über neue Kredite. Gefordert waren etwa eine Reform der Mehrwertsteuer, des Rentensystems und der Umbau der statistischen Behörde. Tsipras' Appell Die Debatte im Parlament hatte erst gegen 20.30 Uhr (Ortszeit Athen: 21.30 Uhr) begonnen. Dass Premier Tsipras anfangs nicht im Plenarsaal anwesend war, verwunderte viele Beobachter. Die Chefin der Sozialdemokraten, Fofi Gennimata, kritisierte Tsipras scharf. Es sei ein Fehler, dass er nicht "vor dem Parlament und der Welt" spreche. Kurz vor der Entscheidung redete Tsipras dann doch. Dies sei ein kritischer Moment und er übernehme die Verantwortung für alles, was in den fünf Monaten seiner Amtszeit passiert sei, sagte er. Er habe für die Rechte seiner Bürger gekämpft - und es sei eine Schlacht gegen diverse Widersacher gewesen. Dazu gehöre auch das internationale Finanzsystem. Wobei die "Institutionen" durchaus nicht einer Meinung seien: Der IWF befürworte eine Neustrukturierung der Schulden, ja, sogar einen Schuldenschnitt. Die Deutschen und die Niederländer hingegen wollten davon noch nicht einmal etwas hören. Erst jetzt seien sie bereit, diesen Punkt zu diskutieren. Er habe - gerade im Europaparlament - den Widerstand der Konservativen erlebt. Oft werde über Zusammenhalt und Solidarität geredet, doch für Athen seien neue Kredite das einzige Zeichen der Solidarität gewesen. Dabei habe es in der Geschichte Momente mit größerer Solidarität gegeben: Nämlich als Griechenland und andere Staaten Deutschland 1953 Teile seiner Schulden erlassen hätten. Die Einigung, über die nun abgestimmt werde, sei nicht perfekt, sagte er. Tsipras betonte erneut, dass seine Regierung nicht an die enthaltenen Maßnahmen glaube. Seinen politischen Gegnern entgegnet er: "Syriza wird in der Regierung bleiben und weiterhin für soziale Gerechtigkeit und gegen Austerität kämpfen." Die Konsequenzen dieses "harten Programms" sollen durch Maßnahmen abgefedert werden. Kritik der Parlamentspräsidentin Auch Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou hielt kurz vor der Abstimmung eine flammende Rede - gegen die Reformen. Sie ist die vielleicht härteste Gegnerin von Tsipras am Abend der Abstimmung. Sie geißelte das, was in Griechenland geschieht, als "sozialen Genozid". Jedes Baby komme in Griechenland mit 32 000 Euro Schulden zur Welt. Und weiter: "Sie wollen uns so weit erniedrigen, dass wir uns selbst nicht mehr erkennen werden." Sicher, Tsipras habe getan, was er konnte. Selbstlos demontiere er sich selbst, weil er glaube, dass er die Leute rette, sagte sie. Tsakalotos: Härtester Tag meines Lebens Als Erstes war Finanzminister Euklid Tsakalotos ans Rednerpult getreten. Er betonte, dass es noch zu früh sei, um die Einigung zu beurteilen. Die griechische Linksregierung müsse gegen das alte politische System kämpfen - sonst ändere sich nichts. Und damit Europa und Griechenland wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren könnten, müssten Allianzen gegen die Austeritätspolitik geschmiedet werden. "Wir versuchen nicht, die Situation schöner zu beschreiben als sie ist", sagt Tsakalotos. Der Montag, an dem er dem Deal in Brüssel zugestimmt habe, sei der härteste seines Lebens gewesen. Auch Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis erklärte: "Ich räume offen ein, dass dies eine schlechte Vereinbarung ist", die diesem Land keinerlei Wachstum bringen wird. Detailansicht öffnen SZ-Grafik; Quelle: eigene Recherche Das denken die Griechen Eine knappe Mehrheit der griechischen Bevölkerung hält den Kompromiss mit den Gläubigern für gut (51,5 Prozent). Das ergab eine aktuelle Meinungsumfrage des griechischen Instituts Kapa. 72 Prozent glaubten demnach, dass der Pakt nötig war und etwa ein Viertel ist der Meinung, dass er schädlich ist. Eine große Mehrheit (70 Prozent) war dafür, dass die Parlamentarier für den Deal stimmen - etwas mehr als ein Viertel dagegen. Wie erhält Griechenland eine Brückenfinanzierung? Athen braucht allein bis zum 20. Juli etwa sieben Milliarden Euro, um fällige Kreditverpflichtungen an den IWF und die EZB zu bedienen. Unklar ist, woher das Geld kommen soll. Nun hat Finanzminister Tsakalotos bei der EU einen Antrag auf Überbrückungskredite aus dem EFSM gestellt - dem Rettungsschirm aller 28 EU-Staaten. Er wurde 2013 vom ESM ersetzt. An diesem Stabilitätsmechanismus sind aber nur noch die 19 Euro-Staaten beteiligt. Würde der EFSM nun wiederbelebt, könnte er bereits zugesagte Finanzhilfen ausgeben, also etwa auch Geld aus Großbritannien. Gegen diese Idee wehren sich die Briten. Würde aus diesem Topf Geld für Griechenland freigegeben, müsste der Bundestag nicht zustimmen - anders als beim Rettungsfonds ESM. Die Einigung von Brüssel Die Euro-Länder und Griechenland hatten sich am Montag auf die Grundlagen für ein Drei-Jahres-Programm in einem Umfang von 82 bis 86 Milliarden Euro geeinigt. (Das offizielle Papier der Euro-Gruppe - hier als PDF.) Es ist ein Treuhandfonds geplant, über den griechisches Staatseigentum privatisiert werden soll. Mehr dazu hier. Griechenland muss außerdem Massenentlassungen und einen Souveränitätsverlust akzeptieren. Mehr dazu hier.
https://www.sueddeutsche.de/politik/sigmar-gabriels-moskau-reise-doppelter-dialog-1.3174467
mlsum-de-9802
Im Kreml redet Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel über Sanktionen und Menschenrechte - und steckt im Dilemma: Er möchte die SPD-Anhänger erfreuen und zugleich die Kritiker seiner Russland-Politik beruhigen.
Jetzt über Schritte zur Lockerung der Sanktionen zu reden, das sei doch spekulativ, sagt Sigmar Gabriel am zweiten Tag seiner Reise nach Moskau. Ein gutes Dutzend Unternehmer begleitet den deutschen Wirtschaftsminister. Die deutsch-russische Auslandshandelskammer hat eine Umfrage unter ihren Mitgliedern gemacht, die Mehrheit wäre die Sanktionen gerne los. Aber Gabriel hat keine Verträge im Gepäck, die man vor Kameras unterschreiben könnte. Sein Gepäck sind eher Probleme, schwere und ganz besonders schwere: die Ukraine, Syrien, der bombardierte Hilfskonvoi der Vereinten Nationen. "Irgendwie ist es mein Schicksal, hier herzukommen in schwierigen Zeiten", hat Gabriel am Vorabend bei seinem Treffen mit Wladimir Putin gesagt. 1980 war er zum ersten Mal in Moskau, da war die Sowjetunion gerade in Afghanistan einmarschiert, der Westen boykottierte die Olympischen Spiele. Als er im März 2014 mit Putin in dessen Residenz Nowo Ogarjowo außerhalb von Moskau plauderte, besetzten gerade grüne Männchen ohne Erkennungszeichen die ukrainische Halbinsel Krim. Als er im Oktober vor einem Jahr wieder kam, hatte die russische Luftwaffe ihre Bombardements in Syrien gestartet und gleich einige Krankenhäuser getroffen. Und jetzt der Konvoi. Vor einem Jahr war der Minister in Moskau noch offensiver aufgetreten "Wir gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass die syrische Armee daran beteiligt war", sagt Gabriel. Er habe Putin aufgefordert, bei der Aufklärung zu helfen. Schließlich unterstützt Russland das syrische Regime und kämpft an der Seite seiner Streitkräfte. Die USA machen die russische Luftwaffe für den Angriff auf die Lastwagen mit Hilfslieferungen der Vereinten Nationen verantwortlich, bei dem am Montag nach Angaben des Roten Halbmonds 21 Zivilisten getötet wurden. Gabriel dagegen wählt den Umweg über Assad, um Moskau in die Pflicht zu nehmen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte am Vortag im UN-Sicherheitsrat in New York erklärt: Wir waren es nicht. Und die syrische Luftwaffe sei gar nicht in der Lage, nachts zu fliegen. Gabriel stellt sich hinter die Forderung von Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Flugverbotszonen in Syrien einzurichten. Wenn UN-Hilfskonvois angegriffen würden, sei diese Forderung richtig. Klar sei auch, dass dies nur von zwei Nationen durchgesetzt werden könne. "Und das sind die USA und Russland". Vor einem Jahr war Gabriel in Moskau noch offensiver aufgetreten. Da hatte er gerade per Interview erklärt, dass er zu einer Kanzlerkandidatur bereit sei. Die Reise zu Putin wurde als Demonstration gedeutet, dass Gabriel sich auch die große internationale Politik zutraue. In Moskau schlug er vor, man könne doch über eine schrittweise Lockerung der Sanktionen gegen Russland sprechen. Es wirkte, als würde der Vizekanzler einen eigenen Weg in der Außenpolitik einschlagen - und dies sei der erste Versuchsballon. Wenig später schlossen sich Gerhard Schröder und Frank-Walter Steinmeier der Initiative an. Nun ist der Vizekanzler wieder auf Regierungslinie eingeschwenkt. Solange es keine Fortschritte bei der Umsetzung des Minsker Abkommens gebe, lohne es sich nicht, über mögliche Schritte bei der Aufhebung der Sanktionen zu diskutieren. Immerhin: Die Formulierung "Sanktionen aufheben" klingt in den Ohren der SPD-Anhänger schön nach Entspannungspolitik. Gut, dass jetzt wenigstens das Entflechtungsabkommen unterzeichnet worden sei, das die von Russland unterstützten Donbass-Krieger und die ukrainische Armee auf Abstand bringen soll. Allerdings: So weit war Minsk vor einem Jahr auch schon. Noch kein einziger der 13 Punkte ist vollständig umgesetzt. Dafür müsse aber auch Kiew in die Verantwortung genommen werden, betont Gabriel. Vor der Reise hatte es Kritik gegeben. Sie sei "angesichts der europäischen Sanktionen das völlig falsche Signal", hatte der CDU-Außenpolitiker Karl-Georg Wellmann der Zeitung Bild gesagt. Russland verweigert ihm nach kritischen Äußerungen die Einreise. Auch die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt forderte den SPD-Vorsitzenden auf, keinen "Kuschelkurs" zu fahren. Gabriels Antwort darauf ist die Taktik des doppelten Dialogs: Er habe in Moskau auch die unangenehmen Themen Syrien, die Ukraine und die Menschenrechte angesprochen und sich mit Oppositionspolitikern und Wahlbeobachtern getroffen. "Wir können nicht nur über Wirtschaft reden", betont er - aber es müsse eben doch auch über die Wirtschaft geredet werden. Nachdem der Handel zwischen Deutschland und Russland 2015 um ein Drittel zurückgegangen ist, war es im ersten Halbjahr dieses Jahres noch einmal ein Drittel weniger. Hauptursachen sind der niedrige Ölpreis und der schwache Rubel. Den doppelten Dialog führt Gabriel übrigens auch mit der deutschen Öffentlichkeit. Dialog, Gespräch, Entspannung - das hören SPD-Anhänger gern, die der guten Zeit der Entspannungspolitik nachtrauern. Auch wenn Gabriel letztlich nichts anderes übrig bleibt, als das zu wiederholen, was alle anderen sagen: Das Abkommen von Minsk muss endlich umgesetzt werden. Und in Syrien braucht es ein Flugverbot.
https://www.sueddeutsche.de/panorama/pittsburgh-synagoge-massaker-1.4188832
mlsum-de-9803
Auch in sozialen Netzwerken machte der mutmaßliche Attentäter kein Geheimnis aus seiner Gesinnung. Während das Entsetzen über die Tat in Pittsburgh anhält, werden immer mehr Details bekannt.
Nach dem antisemitischen Angriff auf eine Synagoge im amerikanischen Pittsburgh mit elf Toten werden immer mehr Einzelheiten über die Gedankenwelt des Verdächtigen und seine Tat bekannt. Mit Hassbotschaften gegen Juden soll sich Robert Bowers schon früher auf dem einschlägigen Internetnetzwerk Gab als Antisemit zu erkennen gegeben haben. Doch für die Polizei war er bislang ein Unbekannter. Am Samstag war der 46-Jährige mit einem Sturmgewehr und mindestens drei Pistolen in die am Sabbat gut besuchte Tree-of-Life-Synagoge im Stadtteil Squirrel Hill gestürmt. Während einer Zeremonie zur Namensgebung für ein Baby eröffnete er das Feuer und tötete elf Menschen. Während des Angriffs habe er "seinen Wunsch, Juden zu töten" geäußert, sagte Staatsanwalt Scott Brady. Bowers habe dabei auch von "Genozid" gesprochen. Nach seiner Festnahme soll Bowers Polizisten gegenüber bekräftigt haben, er wolle den Tod aller Juden, denn sie seien es, die einen Völkermord an seinem Volk verübten. So steht es im inzwischen veröffentlichten Haftbefehl. Auf der Twitter-ähnlichen Online-Plattform Gab, die von vielen Rechtsextremen genutzt wird, beschimpfte eine Person mit dem Namen Bowers kurz vor der Tat die Organisation HIAS, die sich für Flüchtlinge einsetzt und sich auf jüdische Werte beruft. "HIAS will Invasoren hereinbringen, die unsere Leute umbringen. Ich kann nicht rumsitzen und zusehen, wie meine Leute geschlachtet werden. Scheiß auf eure Sichtweise, ich gehe rein". Account auf Gab gesperrt Ganz oben auf seiner Profilseite bei Gab postete Bowers den Satz "Juden sind die Kinder Satans", wie Screenshots zeigen, die das auf Beobachtung extremistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen Site verbreitete. Gab sperrte den Account nach dem Angriff. Das Portal habe "null Toleranz" für Gewalt und Terrorismus und sei "traurig und angeekelt" über die Nachrichten aus Pittsburgh, hieß es in einer Stellungnahme. Wie die New York Times berichtete, schrieb Bowers in einem anderen Beitrag, er mache sich nichts aus Trump, weil dieser "ein Globalist ist, kein Nationalist". Die USA könnten nicht wieder großartig gemacht werden, so lange es eine jüdische "Verseuchung" gebe, schrieb er demnach mit Hinweis auf Trumps Slogan "Make America Great Again". Eine Waffenlizenz soll Bowers bereits seit Jahren haben, wie CNN unter Berufung auf Behördenangaben berichtet. Seit 1996 kaufte er sich demnach mindestens sechs Waffen. Der Schütze war mindestens 20 Minuten lang in der Synagoge, bevor er festgenommen werden konnte.Er lieferte sich einen Schusswechsel mit der Polizei, die ihn schließlich im dritten Stock der Synagoge überwältigte, wie aus dem Polizeibericht hervorgeht. Bowers erlitt selbst mehrere Schussverletzungen und wurde zunächst im Krankenhaus behandelt. Ihm droht nun die Todesstrafe wegen mehrfachen Mordes und antisemitisch motivierter Verbrechen. Weltweit herrschte Entsetzen über den religiös motivierten Anschlag. Papst Franziskus sprach von einer "unmenschlichen Gewalttat". Er bete dafür, dass Gott helfen möge, die "Flammen des Hasses, die in unseren Gesellschaften Fuß fassen, zu löschen", sagte der Papst auf dem Petersplatz in Rom. "Wir alle müssen uns dem Antisemitismus entschlossen entgegenstellen" "Wir alle müssen uns dem Antisemitismus entschlossen entgegenstellen - überall", schrieb der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Twitter. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb in einem Kondolenzschreiben: "Dieses abscheuliche Verbrechen mahnt uns alle, zu tun, was in unserer Macht steht, um gegen Hass und Gewalt, gegen Antisemitismus und Ausgrenzung einzutreten und jenen entschieden entgegenzutreten, die sie schüren". Auch US-Präsident Donald Trump verurteilte den "bösen antisemitischen Angriff" in Pittsburgh. Mit Trauer und Entsetzen hat der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, auf das Attentat reagiert. "Pittsburgh zeigt, dass der Kampf gegen Antisemitismus eine Aufgabe ist, die sich leider in vielen Ländern stellt", sagte Klein. "Wir müssen ihn daher auch auf internationaler Ebene angehen. Deutschland hat dabei eine besondere Verpflichtung." Er kündigte an, gemeinsam mit Deutschlands amerikanischen und europäischen Partnern nach Strategien für den Kampf gegen Antisemitismus zu suchen. "Ich fordere heute insbesondere die österreichische EU-Ratspräsidentschaft auf, hier ein sichtbares Zeichen für die Sicherheit jüdischer Einrichtungen zu setzen, über die wir in der EU gerade beraten." Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete das Massaker als "abscheuliche antisemitische Tat". Nach den Worten von UN-Generalsekretär Guterres erinnert das Attentat auf schmerzliche Weise daran, dass der Antisemitismus fortbestehe. Überall auf der Welt würden Juden weiterhin lediglich aufgrund ihrer jüdischen Identität angegriffen, sagte er in New York.
https://www.sueddeutsche.de/politik/wahl-union-ueberlaesst-groehe-den-fraktionsvize-posten-1.3914154
mlsum-de-9804
Der frühere Gesundheitsminister wird stellvertretender Chef der Unionsfraktion, zuständig für "Arbeit und Soziales". Auch Carsten Linnemann steigt zum Vize auf, er verantwortet künftig den Bereich "Wirtschaft und Energie".
Jetzt hat sich für den Pechvogel der CDU also doch noch ein Amt gefunden. Hermann Gröhe ist in seiner Partei eigentlich ziemlich beliebt. Der Mann tritt meistens wohltuend herzlich auf, ist in seiner langen Karriere ungewöhnlich wenig Kollegen auf die Füße getreten und zweifelsohne ein Kind seiner Partei. Er ist bereits als Schüler in die CDU eingetreten, war Vorsitzender der Jungen Union, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, Generalsekretär und zuletzt Gesundheitsminister. Aber seit einigen Jahren fängt er sich nur noch Niederlagen ein. Im November 2014 wollte er den Vorsitz des mächtigen CDU-Bezirks Niederrhein übernehmen - und verlor die Wahl überraschend mit 41 zu 44 Stimmen. Kurz darauf wollte er ins Präsidium der Bundes-CDU einziehen - und unterlag gegen Jens Spahn. Und jetzt musste er sein Amt als Gesundheitsminister abgeben - ausgerechnet an Spahn. Der 57-jährige Gröhe war im letzten Kabinett der jüngste CDU-Minister, ist aber trotzdem der von der Kanzlerin versprochenen Verjüngung zum Opfer gefallen. Gröhe akzeptierte sein Schicksal ohne öffentliche Klagen. Auf dem CDU-Parteitag Ende Februar wurde er von den Delegierten auch deshalb mit langem Applaus verabschiedet. Spätestens da war jedem klar, dass sich die Union darum bemühen wird, Gröhe etwas zur Kompensation anzubieten. Und so ist es jetzt auch gekommen. Gröhe wird damit das parlamentarische Gegenüber von Heil Am Dienstag wählte die Unionsfraktion Gröhe mit 91,4 Prozent zu einem ihrer stellvertretenden Vorsitzenden. Er soll sich um den Bereich "Arbeit und Soziales" kümmern und damit parlamentarisches Gegenüber des neuen Arbeitsministers Hubertus Heil (SPD) werden. Der Posten war frei geworden, weil die bisherige stellvertretende Fraktionschefin Sabine Weiss zur parlamentarischen Staatssekretärin ernannt worden war - übrigens in Gröhes altem Ressort, dem Gesundheitsministerium. Für den neuen Posten von Gröhe hatte sich auch Carsten Linnemann, der Chef der Mittelstandsvereinigung, interessiert. Linnemann bildet zusammen mit Spahn und dem Vorsitzenden der Jungen Union, Paul Ziemiak, das Trio, das es Angela Merkel in den vergangenen Jahren regelmäßig schwer gemacht hat - vor allem mit Kritik an der Flüchtlings- und der Rentenpolitik. Doch diesmal konnte sich Gröhe durchsetzen. Die Fraktionsführung reservierte den Bereich Arbeit und Soziales für ihn. Dabei half ihm die traditionelle fraktionsinterne Architektur, wonach der Stellvertreter für diesen Bereich vom Arbeitnehmerflügel zu kommen hat. Linnemann als Chef des Wirtschaftsflügels auf dem Posten hätte die Architektur gestört. Er wird jetzt aber trotzdem Fraktionsvize, da mit der Berufung von Christian Hirte zum parlamentarischen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium ein zweiter Stellvertreterposten frei geworden ist. Hirte war für "Wirtschaft und Energie" zuständig, künftig wird der Bereich von Linnemann verantwortet. Die Fraktion wählte ihn mit 91,1 Prozent. Linnemann wird es schwerer als Gröhe haben, sich zu profilieren, denn sein Gegenüber in der Regierung ist kein Sozialdemokrat, an dem man sich reiben kann, sondern Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Aber ein Aufstieg ist die Wahl für Linnemann natürlich trotzdem. Er ist erst 40, aber jetzt schon Fraktionsvize und Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung. Es dürfte nicht der letzte Schritt in seiner Karriere gewesen sein.
https://www.sueddeutsche.de/reise/chiang-saen-schwarzes-gold-1.3726172
mlsum-de-9805
Im Nebelwald Nordthailands produziert ein Kanadier den teuersten Kaffee der Welt. Die Bohnen werden vor dem Rösten von Elefanten gefressen und ausgeschieden.
Vor ein paar Minuten noch hat Blake Dinkin belustigt zugeschaut, wie amerikanische Touristinnen auf den Rücken von Elefanten in einen mannstiefen, trüben Teich tauchen und sich hysterisch kreischend von Rüsseln vollspritzen lassen. Jetzt kniet er mit seinen taubengrauen Bermudas und dem blütenweißen Hemd am Ufer im nassen Gras. In der rechten Hand hält er einen Stock, mit dessen Hilfe er einen ordentlichen Batzen Elefantendung aus der Brühe zu sich dirigiert. Die linke Hand ist schon im Wasser, nimmt das triefende Teil auf und bringt es an Land. In Sicherheit sozusagen. Blakes Gesicht überzieht das Strahlen eines Siegers, als habe er soeben ein gut gefülltes Portemonnaie ergattert. Irgendwie ist das auch so, denn der Elefantenkot ist durchsetzt mit braunen Kaffeekirschen. Das ist Blakes Kapital. Rohstoff für den teuersten Kaffee der Welt. 1800 Dollar kostet zurzeit das Kilo "Black Ivory Coffee", "Schwarzer Elfenbeinkaffee". Wenn es ihn überhaupt zu kaufen gibt. Blake ist Kanadier, Abenteurer und Unternehmer, am liebsten beides zugleich. Mit seinem kantigen Gesicht, der spitzen Nase, den schwarzen gekräuselten Haaren, seinen langen Geheimratsecken und den gleichermaßen neugierigen wie warmherzigen Augen hätte der 47-Jährige vermutlich auch eine Schauspielerkarriere einschlagen können. Er sieht gut aus und ist sympathisch, einer, den man im Englischen als "handsome guy" bezeichnet. Statt am Set zu stehen, fischt er Elefantendung aus dunkler Urwaldbrühe. "Vielleicht ist das der Grund, warum ich immer noch Single bin", sagt er. Breites Grinsen. Ein Kanadier mit Humor, mitten im thailändischen Dschungel im Goldenen Dreieck; ein Selfmademan, der täglich zwischen der Welt der Mahouts, der einheimischen Elefantentreiber und ihrer Familien, und einem Fünf-Sterne-Hotel mit stinkreicher Klientel hin- und herwandert. Ein Heimatloser, weit weg von Familie und Freunden. Und das alles für einen sündteuren Kaffee, der lauwarm im Cognac-Glas getrunken wird und vom Geschmack her am ehesten als "Kreuzung zwischen Kaffee und Tee" daherkommt, wie er selbst sagt? 80 Dollar die Tasse, serviert im Cognac-Schwenker. Man nippt sorgsam und bewusst Es ist mehr. Blake hat eine Mission. Er ist viel herumgekommen in seinem Leben. Er hat Betriebswirtschaft studiert und wollte irgendwo in der weiten Welt eine Geschäftsidee entwickeln, die ihm ein sorgenfreies Auskommen ermöglicht, aber gleichzeitig etwas Gutes unterstützt. Der Trick mit der Veredelung von Nahrungsmitteln durch tierische Fermentation hat ihn seit jeher fasziniert. Also experimentierte er zuerst mit Affen in Äthiopien. Blake kannte die Geschichte von dem indonesischen Kaffee "Kopi Luwak", der zuvor die Mägen von asiatischen Zibetkatzen durchläuft. Durch die Fermentation in den Mägen werden die Kaffeekirschen verändert, bevor sie wieder ausgeschieden werden. Weniger Bitterstoffe, mehr Aroma. So viel wusste er bereits vor seinem Abenteuer. Detailansicht öffnen Die Bohnen, die die Elefanten wieder ausscheiden, müssen von Hand aufgesammelt werden. (Foto: Paula Bronstein/Getty) Mit den äthiopischen Affen hatte er allerdings wenig Erfolg. "Die Tiere haben Krankheiten übertragen." Also ließ er die Finger davon. Frustriert und praktisch pleite. Auf die Idee mit den Elefanten brachte ihn der Zufall. In einem Zeitungsbericht las er über äthiopische Kaffeebauern, die vergiftete Melonen in ihren Plantagen auslegten. Elefanten hatten sich über die Kaffeebüsche hergemacht und ganze Felder vertilgt. "Elefanten sind nicht gerade zimperlich, was ihr Fressverhalten betrifft." Aber konnte man das Fressverhalten nicht in geordnete Bahnen lenken? Blake schält Bananen. Viele Bananen. Er sitzt zusammen mit der Frau eines Mahout und deren Tochter auf einer Holzterrasse unter einem Palmdach, das die drei vor der Tropensonne schützt. Die Bananen wirft er in eine große Blechschüssel, in der die beiden Frauen die Früchte mit den Händen zu Brei zerquetschen. Aus einem Korb schüttet Blake zwei Kilo thailändische Kaffeekirschen dazu, Sorte Arabica. Blake kauft den Rohkaffee bei Bauern in Nordthailand ein. Noch ein wenig mischen, eine Prise einer Zutat, die er streng geheim hält, dann ist der Brei fertig. Zweites Frühstück für die Elefanten. Die Blechschüssel trägt der Kanadier zu einem der Elefantenunterstände, und schon macht sich ein Rüssel über den Brei her. "Es gibt Genießer und es gibt Völler", erklärt Blake. Diese Elefantenkuh scheint eher zur ersten Kategorie zu gehören. Genüsslich nimmt sie immer wieder Happen auf und steckt sie sich ins Maul. Der erste Teil wäre geschafft. Alles Weitere ist nun ein Spiel der Zeit, der Zyklen und der Zufälle. 15 bis 17 Stunden braucht es, bis die Kaffeekirschen den Elefantenmagen und den Darmtrakt wieder verlassen. Äußerlich unverändert. Dass innerlich etwas mit den Kirschen passiert, ist unbestritten. Blake beschreibt es so: "Bestimmte Proteine werden aufgespalten, die dem Kaffee das Bittere nehmen." Zudem würde durch die Fermentation im Elefantenmagen Süße und Fruchtigkeit in die Bohne gebracht. Alles in allem hat der Kanadier fast zehn Jahre lang herumexperimentiert, erst mit unterschiedlichen Tieren, dann mit Elefanten. Und sich von Veterinärmedizinern bestätigen lassen, dass die Kaffeekirschen unschädlich für die Elefanten sind. Eigens dafür hat er ein Video auf seine Homepage gestellt. Detailansicht öffnen Im Nebelwald des Goldenen Dreiecks verwirklicht der kanadische Unternehmer Blake Dinkin seine ungewöhnliche Geschäftsidee. "Am Anfang schmeckte der Kaffee nach Dung", berichtet er. "Disgusting" - widerlich. Irgendwann hatte er die Formel aus Kaffeesorte, Futterbeigabe, Wasch- und Trocknungs- sowie Röstprozess heraus. Seit fünf Jahren verkauft Blake seinen "Black Ivory" nun, und zwar fast ausschließlich an Luxushotels in Thailand, Malaysia und auf den Malediven. Das hat seinen Grund im Preis. Er ist astronomisch. Bis zu 80 Dollar zahlen Hotelgäste für eine Tasse frisch gebrühten Kaffee. Den Preis wiederum rechtfertigt Blake mit dem gewaltigen Aufwand, den er betreibt. Denn die insgesamt 20 Elefanten kommen ja nicht extra zum Ausscheiden ins kleine Mahout-Dorf in der Nähe des Anantara-Hotels. Nachts sind sie im Außengehege, tagsüber sind einige Tiere auch für Touristen-Ausflüge auf dem Hotelgelände unterwegs. Zum Baden beispielsweise, was ihre Darmtätigkeit stimuliert - zum Leidwesen von Blake. So versinken viele der Kaffee-Kilos irgendwo im Urwald. Viele Kirschen würden auch beim Kauen zerstört. Diejenigen, die sichtbar im Dung herumliegen, werden per Hand (freilich mit Gummihandschuhen) herausgepickt. Blake zahlt fürs Betreuen der Tiere sowie fürs Picken, Waschen, Sonnentrocknen und Schälen des Kaffees gut, weit mehr, als die Mahout-Familien sonst in Thailand bekommen würden. Er ist ein beliebter Arbeitgeber. Ungefähr 33 Kilo hochwertigen Arabica-Kaffee verfüttern die Mahout-Familien unter Blakes Anleitung an die Elefanten, um am Ende ein Kilo "Black Ivory Coffee" in der Sonne zum Trocknen ausbreiten zu können. 150 Kilo hat er 2017 produziert, in seinem ersten Jahr waren es gerade einmal 70. Die Nachfrage ist schon jetzt größer als das Angebot. In der Regenzeit wird pausiert. Dann reist Blake zu Fünf-Sterne-Hotels und preist seine Ware an. Acht Prozent des Umsatzes spendet er an die "Golden Triangle Asian Elephant Foundation". Diese Stiftung kümmert sich nicht nur um geschundene, verletzte, traumatisierte und kranke Elefanten, verstoßen von ihren früheren Besitzern. Sie bieten für Schulklassen Fahrten in Nationalparks an, um ihnen Wissen über die sensiblen Tiere zu vermitteln. Und sie schult angehende Mahouts im richtigen Umgang mit Elefanten. Inzwischen ist es Nachmittag, Zeit für die Kaffee-Zeremonie. Vom Hotel aus überblickt man das einst verrufene Gebiet des Goldenen Dreiecks am Zusammenfluss der Flüsse Ruok und Mekong. Die Luft ist drückend und schwer, die Hügelkette am Horizont, Staatsgebiet von Myanmar, ist im Dunst nur schemenhaft auszumachen. "Früher schwammen hier regelmäßig Leichen vorbei", erzählt ein Mitarbeiter des Hotels, der aus der Gegend stammt. Früher, das waren vor allem die 1970er- und 1980er-Jahre, als das Dreiländereck das weltweit größte Anbaugebiet für Schlafmohn war - Grundstoff für Opium und Heroin. Bis heute wirkt der Mythos des Verbotenen nach, Busse halten am Mekong für Fotos des Golden Triangle. Detailansicht öffnen Die Kaffeebohnen werden den Elefanten mit Bananen dargereicht. (Foto: Paula Bronstein/Getty) Man kann der Fantasie freien Lauf lassen am Infinity Pool des Luxushotels, während Blake den Kaffee per Hand mahlt. Die Syphon-Kaffeemaschine, dem französischen Original aus dem Jahr 1840 nachgebaut, erhitzt per Flamme im rechten Kupfergefäß Mineralwasser, links füllt der Kanadier den gemahlenen Kaffee in einen Glaskolben. Nach ein paar Minuten strömt durch eine strohhalmdicke Leitung kochendes Wasser über den Kaffee. Kurzes Verwirbeln, dann zapft Blake den fertigen Kaffee in einen Cognac-Schwenker. Er lässt ihn etwas abkühlen, riecht daran wie bei einer Weinprobe und reicht das Glas. Der erste Schluck überrascht: Das Getränk schmeckt nicht wie gerösteter Kaffee, erinnert von der Textur am Gaumen ein wenig an Tee. Der Black Ivory Coffee kommt sanft daher, blumig. Der Kenner schätzt Anklänge von dunkler Schokolade, Kirsche, Malz und Gras. 80 Dollar verteilen sich in kleinen Schlucken im Mund. Es wird wohl ein einmaliger Genuss bleiben, der alsbald vergangen ist. Anreise: zum Beispiel mit Oman Air ab Frankfurt nach Bangkok ab 586 Euro oder mit Lufthansa direkt ab 933 Euro. Weiter mit Bangkok Airways nach Chiang Rai: Hin- und Rückflug ab 70 Euro. Das Elefanten-Projekt liegt circa 60 km entfernt. Unterkunft: Das Fünf-Sterne-Hotel Anantara Golden Triangle Elephant Camp & Resort ab 860 Euro pro Zimmer/Nacht; goldentriangle.anantara.com Günstiger schläft man zum Beispiel in der Greater Mekong Lodge: das DZ inkl. Frühstück ab 28 Euro, [email protected] Beste Reisezeit: während der Dry Season zwischen November und Februar. Weitere Informationen: blackivorycoffee.com
https://www.sueddeutsche.de/sport/tennis-haas-scheitert-im-achtelfinale-von-madrid-1.1668997
mlsum-de-9806
Aus gegen Ferrer: Tommy Haas hat den Einzug ins Viertelfinale von Madrid in einem umkämpften Dreisatz-Match verpasst. Eindhoven verliert das niederländische Pokalfinale gegen AZ Alkmaar. Savio Nsereko ist bei Viktoria Köln nach fünf Monaten schon wieder beurlaubt worden.
Tennis: Tommy Haas ist im Achtelfinale des ATP-World-Series-Turniers in Madrid nach großem Kampf ausgeschieden. Vier Tage nach seinem Turniersieg in München verlor der 35-Jährige bei der mit 4,3 Millionen Euro dotierten Sandplatzveranstaltung mit 5:7, 6:4, 4:6 gegen den Spanier David Ferrer. Damit verließ Haas auch im vierten Aufeinandertreffen gegen seinen Angstgegner als Verlierer den Platz. Nach 2:10 Stunden verwandelte Ferrer seinen zweiten Matchball. Frühzeitig gescheitert ist in der spanischen Hauptstadt auch Roger Federer. Der an Nummer zwei gesetzte Schweizer unterlag im Achtelfinale Kei Nishikori aus Japan mit 4:6, 6:1, 2:6. FSV Mainz 05: Fußball-Bundesligist FSV Mainz 05 trennt sich am Saisonende von Mittelfeldspieler Marco Caligiuri und Rechtsverteidiger Radoslav Zabavnik. "Sie sind wesentliche Bestandteile unsere Mannschaft. Es ist wahrscheinlich, dass beide am Samstag (gegen Borussia Dortmund) beginnen. Trotzdem planen wir die Zukunft ohne sie", sagte Trainer Thomas Tuchel am Donnerstag. Auch Jan Kirchhoff, der zu Bayern München wechselt, Andreas Ivanschitz und Ivan Klasnic werden vor dem letzten Heimspiel der Saison verabschiedet. "Es waren auch menschlich schmerzhafte Entscheidungen, wir haben uns aber entschieden, in dem einen oder anderen Fall Veränderungen vorzunehmen" sagte Manager Christian Heidel. Viktoria Köln, Savio Nsereko: Der ehemalige U19-Europameister und Spieler des TSV 1860 München, Savio Nsereko, ist beim Fußball-Regionalligisten Viktoria Köln nach fünf Monaten schon wieder beurlaubt worden. Das berichten die Bild-Zeitung und der Kölner Express. "Klar ist, dass Savio enorme Probleme hat", sagte Viktoria-Boss Franz-Josef Wernze dem Express: "Seelisch und finanziell. Wir haben ihm deshalb eine Auszeit empfohlen. Er ist zu seiner Mutter gereist, um sich professionelle Hilfe zu holen." Wernze deutete vor allem große Schulden beim 23-Jährigen an, der nach seiner Wahl als bester Spieler der U19-EM 2008 für 11 Millionen Euro von Brescia Calcio zu West Ham United gewechselt war. "Er tut alles, damit keine positive Entwicklung zustande kommt. Dabei kann er als normaler Arbeitnehmer seine Schulden nie abbezahlen. Die Verbindlichkeiten erdrücken ihn", sagte der Mäzen, schloss aber eine Rückkehr zur Viktoria nicht aus. Wenn Nsereko professionelle Hilfe in Anspruch nehme, "ist die Tür für ihn wieder offen. Sein Vertrag läuft dann noch bis 2014." Für die Viktoria kam der einst als Ausnahmetalent gepriesene Nsereko nur zu drei Einsätzen. Zuletzt war er wegen einer Roten Karte gesperrt. Pokalfinale, Niederlande: Der langjährige Bayern-Kapitän Mark van Bommel und der frühere Bundesliga-Trainer Dick Advocaat haben mit der PSV Eindhoven die erfolgreiche Titelverteidigung des niederländischen Fußball-Pokals verpasst. Im Endspiel in Rotterdam verlor Eindhoven überraschend mit 1:2 (1:2) gegen AZ Alkmaar und verpasste den zehnten Cup-Sieg. Alkmaar feierte dagegen den insgesamt vierten Cup-Sieg und den ersten seit 31 Jahren. Adam Maher (12.) und Jozy Altidore (12.) hatten AZ mit einem Doppelschlag früh auf die die Siegerstraße gebracht. Eindhoven machte nach dem Anschlusstreffer durch Jürgen Locadia (31.) Dauerdruck, hatte aber unter anderem bei einem Pfostenschuss von Jeremain Lens zwei Minuten vor dem Ende Pech. Van Bommel, der beim Pokalsieg im Vorjahr noch nicht zum Team gehörte, spielte von 2006 bis 2011 für den deutschen Rekordmeister Bayern München und stand in Rotterdam 90 Minuten auf dem Platz. PSV-Trainer Advocaat hatte in der Saison 2004/05 Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga trainiert und verpasste nun seinen 16. Titel als Coach. Den Pokalsieg im Vorjahr hatte Philip Cocu als Interimstrainer gefeiert. Er hatte im März den Ex-Schalker Fred Rutten abgelöst und leitet heute die Jugend-Akademie in Eindhoven. Eishockey-WM: Mit einem historischen Sieg über Russland hat Frankreich für die erste Sensation bei dieser Eishockey-WM gesorgt. Der krasse Außenseiter gewann gegen den Rekordchampion mit 2:1 und feierte damit den allerersten Sieg gegen die "Sbornaja" überhaupt bei einer WM oder bei Olympia. "Vielleicht wenn ich 60 Jahre alt bin, werde ich meinen Enkeln erzählen, dass ich Kapitän der Mannschaft war, die Russland bei der Weltmeisterschaft geschlagen hat", meinte Vincent Bachet. "Das ist was ganz Besonderes." Die Franzosen beendeten zugleich auch die Siegesserie des Titelverteidigers, der zuvor 13 WM-Partien in Serie gewonnen hatte. Die sehr überheblich spielenden Russen waren zwar durch Alexander Pereschogin in Führung gegangen (27. Minute), doch Damien Fleury (30.) und NHL-Profi Antoine Roussel (37.) drehten die Partie. Über sich hinaus wuchs vor allem Frankreich-Goalie Florian Hardy. In der Tabelle zog Frankreich mit nun sechs Zählern an der deutschen Mannschaft vorbei auf Rang fünf. Die beiden Teams stehen sich am letzten Vorrundenspieltag (Dienstag/15.15 Uhr) gegenüber - möglicherweise im entscheidenden Match um den Einzug ins WM-Viertelfinale. Für noch mehr Spannung in der Helsinki-Gruppe sorgte am Abend Lettland, das die Slowakei dank eines Dreierpacks von Kapitän Lauris Darzins überraschend mit 5:3 bezwang. Co-Gastgeber Schweden hat derweil die zweite Niederlage bei diesem Turnier kassiert. Im Spitzenspiel in Stockholm unterlagen die "Tre Kronor" den Kanadiern mit 0:3 und verpassten auch den vorläufigen Sprung auf Tabellenrang eins, den nach wie die Schweiz innehat. Steven Stamkos, Luke Schenn und Jordan Staal trafen für Team Canada. Davor hatte Tschechien die Dänen 2:1 nach Penaltyschießen geschlagen. Golf, Ponte Vedra: Der Amerikaner Roberto Castro hat bei seiner Premiere bei der hochklassigen Players Championship in Florida den Platzrekord eingestellt. Der Golfprofi spielte am Donnerstag auf dem schwierigen Par-72-Kurs in Ponte Vedra Beach eine exzellente 63er Runde. Auch der Weltranglisten-Zweite Rory McIlroy aus Nordirland spielte eine hervorragende 66 und blieb damit erstmals unter Par bei dem mit 9,5 Millionen Dollar dotierten Turnier. Für Deutschlands Golfstar Martin Kaymer ging es beim fünften Major im Golfclub TPC Sawgrass mäßig los. Mit Bogeys an der zehnten und 18. Bahn und einem Doppel-Bogey an der 13 lag der Nachmittagsstarter schon nach neun Löcher vier Schläge über Par abgeschlagen am Ende des Leaderboards. Im Vorjahr war der 28-Jährige aus Mettmann 15. bei dem Traditionsturnier am Sitz der amerikanischen Tour PGA geworden. Der Weltranglisten-Erste Tiger Woods lag nach der Hälfte des ersten Durchgangs auf dem Stadium Course zwei unter Par. Badminton: Die SG Empor Brandenburger Tor (EBT) hat am Donnerstag zum dritten Mal in Serie die deutsche Badminton-Meisterschaft gewonnen. In der Neuauflage des Vorjahresfinales gegen den 1. BC Bischmisheim schaffte der Titelverteidiger vor 1300 Zuschauern im Berliner Sportforum ein 4:1. Für die Punkte der Gastgeber sorgten die jüngst zu Europas Spielerin 2012 gekürte Juliane Schenk im Damen-Einzel, Schenk/Lotte Jonathans im Damen-Doppel, das überraschend starke Herrendoppel Robert Blair/Jacco Ahrends gegen die Favoriten Fuchs/Schöttler und der Däne Kenneth Jonassen im zweiten Herren-Einzel. Für den Ehrenpunkt der Saarländer sorgte Dieter Domke gegen Kestitus Navickas. Zum abschließenden Mixed traten die Gäste nicht mehr an. Mit dem souveränen Finalerfolg beendete EBT die Saison ungeschlagen, nachdem die Berliner bereits die Hauptrunde mit 12 Siegen und 6 Remis auf Platz eins abgeschlossen hatten. Teammanager Manfred Kehrberg kündigte an, dass die Mannschaft auch in der kommenden Saison in nahezu unveränderter Besetzung zusammenbleiben wird. Bei den Frauen hat die SG EBT Berlin um Deutschlands beste Badmintonspielerin Juliane Schenk zum dritten Mal in Folge die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewonnen. Der Titelverteidiger setzte sich in der Neuauflage des Vorjahresfinales in Berlin mit 4:1 gegen den 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim durch. Während es für die Berliner der dritte Triumph in der Vereinsgeschichte war, verpasste der frühere Serienmeister Bischmisheim (2006 bis 2010) seinen sechsten Finalerfolg. Basketball, Playoffs: Die Telekom Baskets Bonn haben im Viertelfinale gegen die EWE Baskets Oldenburg den Ausgleich geschafft. Die Rheinländer setzten sich am Donnerstag in eigener Halle gegen den Tabellenzweiten der Hauptrunde mit 88:80 (49:34) durch und dürfen damit weiter auf den Einzug ins Playoff-Halbfinale hoffen. Vor 6000 Zuschauern im ausverkauften Telekom Dome lagen die Gastgeber über die gesamte Spieldauer vorne und feierten im zweiten Spiel der "Best-of-Five"-Serie den ersten Sieg. Bester Schütze bei Bonn war Kyle Weems mit 15 Punkten, bei Oldenburg kam Robin Smeulders auf 19 Zähler. Spiel drei findet am Samstag in Oldenburg statt. Den Basketballern von Phoenix Hagen ist zuvor gegen den deutschen Meister Brose Baskets Bamberg eine faustdicke Überraschung gelungen. In Spiel zwei der best-of-five-Serie lieferte sich der Underdog ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Hauptrunden-Ersten und feierte am Ende einen verdienten 95:89 (46:51)-Sieg. Vor dem dritten Spiel in Bamberg am Sonntag (19.30 Uhr) glich Hagen damit zum 1:1 aus. Die Gastgeber starteten von Beginn an mutig gegen den Favoriten, der überragende Adam Hess führte den Hauptrunden-Achten mit drei Drei-Punkte-Würfen zur 23:20-Führung nach zehn Minuten. Bamberg übernahm danach durch Bostjan Nachbar (insgesamt 19 Punkte) und Anton Gavel (21) zwar das Zepter, konnte Hagen jedoch nicht entscheidend abschütteln. Der Hauptrunden-Achte schien aus Spiel eins (74:99) gelernt zu haben, in dem das Team von Trainer Ingo Freyer lange mit Bamberg mitgehalten hatte, im letzten Viertel jedoch total eingebrochen war. Hagen drehte nochmals auf und übernahm ab Ende des dritten Viertels dank Davin White (11) und David Bell (14) erneut die Führung, die Dorris Mark mit einem Dunking drei Sekunden vor Schluss krönte. "Ich bin sehr zufrieden und stolz auf unsere Mannschaft. Die anderen Teams denken immer, wir haben keine Verteidigung, aber das stimmt nicht", sagte Forward Adam Hess, mit insgesamt 28 Punkten Mann des Spiels. "Das nächste Spiel in Bamberg wird trotzdem schwer. Für die Trainer wird das ein bisschen wie Schach", sagte der 32 Jahre alte Amerikaner mit Blick auf die dritte Partie der Serie, die durch das 1:1 mindestens bis zur vierten Partie gehen wird. Primera División: Real Madrid hat in der spanischen Primera Division eine vorzeitige Meisterfeier des Erzrivalen FC Barcelona verhindert. In einer vorgezogenen Begegnung des 36. Spieltages besiegte das Team um die deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Sami Khedira den FC Malaga mit 6:2 (4:2) und verkürzte den Rückstand auf Spitzenreiter Barca auf vorerst acht Punkte. Die Katalanen (88 Punkte) können damit erst mit einem Sieg bei Atletico Mardrid am kommenden Sonntag die 22. Meisterschaft perfekt machen. Überschattet wurde Madrids Erfolg allerdings von einer Verletzung Özils, der in der 82. Minute mit Verdacht auf eine Knöchelverletzung vom Feld getragen wurde. Die Madrilenen, bei denen Khedira nicht im Kader stand, gingen nach dem Treffer von Karim Benzema (45.) mit einer beruhigenden Führung in die Pause. Zuvor hatten Raul Albiol (3.), Superstar Cristiano Ronaldo (26.), der kurz zuvor einen Elfmeter verschoss, sowie Özil (33.) für die Königlichen getroffen. Für Malaga, das nach der Roten Karte für Sergio Sanchez (21.) zunächst nur noch mit zehn Mann auf dem Platz stand, trafen der frühere Münchner Roque Santa Cruz und Abwehrspieler Antunes. Im zweiten Durchgang erhöhte der Kroate Luka Modric (63.), ehe der eingewechselte Angel di Maria zum Endstand traf (90.). Zuvor hatte Malaga durch die Gelb-Rote Karte des frühren Bayern-Profis Martin Demichelis einen weiteren Spieler verloren. Atletico Mardrid, das am 17. Mai im spanischen Pokalfinale auf den Lokalrivalen Real trifft, sicherte sich durch ein 3:1 (0:0) bei Celta Vigo Rang drei, der die direkte Qualifikation zur Champions League garantiert. Tennis, Sabine Lisicki: Sabine Lisicki ist beim WTA-Turnier in Madrid im Achtelfinale ausgeschieden. Die 23 Jahre alte Tennisspielerin aus Berlin musste sich am Donnerstag der Russin Maria Scharapowa mit 2:6, 5:7 geschlagen geben. Lisicki zeigte gegen die Weltranglisten-Zweite zwar vor allem im zweiten Satz eine couragierte Leistung, doch am Ende verlor sie im sechsten Vergleich zum fünften Mal. Der bislang einzige Sieg gegen Scharapowa gelang der deutschen Fed-Cup-Spielerin im vergangenen Jahr im Achtelfinale von Wimbledon. Damit ist Angelique Kerber die letzte verbliebene deutsche Spielerin bei der Sandplatz-Veranstaltung in der spanischen Hauptstadt. Die Weltranglisten-Sechste aus Kiel trifft an diesem Freitag im Viertelfinale auf die Serbin Ana Ivanovic. "Ich muss von Anfang an da sein und versuchen, mein Spiel zu finden", sagte Kerber nach ihrem hart erkämpften Dreisatz-Sieg gegen Swetlana Kusnezowa am Mittwoch. Gegen Ivanovic hatte die deutsche Nummer eins im Fed Cup Ende April noch knapp verloren. VfB Stuttgart, Marco Rojas: Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart hat Angreifer Marco Rojas vom australischen Erstligisten Melbourne Victory als weiteren Neuzugang verpflichtet. Der 21 Jahre alte Neuseeländer mit chilenischen Wurzeln unterschrieb bei den Schwaben einen Vertrag bis 2017. Rojas ist ablösefrei. "Marco wurde gerade erst zum Spieler des Jahres in Australien gewählt. Er ist ein Spieler, der auf den offensiven Außenpositionen gut einsetzbar ist und durch seine Schnelligkeit besticht", sagt Sportvorstand Fredi Bobic über den nur 1,68 m großen Angreifer. Für die neue Saison hat der VfB bereits Torhüter Thorsten Kirschbaum (Energie Cottbus), Sercan Sararer (SpVgg Greuther Fürth) und Konstantin Rausch (Hannover 96) verpflichtet. Serie A: Miroslav Klose ging nach seinem spektakulären Fünferpack gegen den FC Bologna am Mittwoch leer aus, dennoch hält Lazio Rom weiter Kurs in Richtung Europa-League-Qualifikation. Die Römer gewannen bei Ex-Meister Inter Mailand 3:1 (2:1). Zwei Spieltage vor Saisonende hat Lazio auf Rang sieben weiter zwei Zähler Rückstand auf den Fünften Udinese Calcio, der nach jetzigem Stand für die Europa League qualifiziert wäre. Udine gewann 3:2 (1:1) bei US Palermo. Klose kam drei Tage, nachdem er beim 6:0 gegen Bologna fünf Treffer erzielt hatte, in 90 Minuten zwar nicht zum Torerfolg, dennoch hielt sein Team den Verfolger Inter auf Distanz. Ricardo Alvarez (33.) glich zunächst die Lazio-Führung durch Sergio Floccari (22.) aus, Hernanes (45.) und Ogenyi Onazi (76.) sicherten den Gästen den Sieg. Derweil gab sich auch Juventus Turin als neuer und alter Meister keine Blöße. Nach dem Titelgewinn am Sonntag siegte der Rekordchampion auch bei Atalanta Bergamo 1:0 (1:0). Das Tor erzielte Alessandro Matri (18.). Der SSC Neapel sicherte sich durch ein 3:0 (0:0) beim FC Bologna die Vizemeisterschaft und den damit verbundenen direkten Startplatz für die Champions League. Im Rennen um den Qualifikationsrang für die Königsklasse hat der AC Mailand die Nase vorn. Bei Absteiger Delfino Pescara siegten die Rossoneri 4:0 (2:0) und haben weiter vier Punkte Vorsprung auf Verfolger AC Florenz, der 1:0 (1:0) beim AC Siena gewann. Nationalstürmer Mario Balotelli leitete Milans Erfolg per Foulelfmeter früh ein und erhöhte im zweiten Durchgang zum Endstand (9./57.). Die weiteren Treffer erzielten Sulley Ali Muntari (33.) und Mathieu Flamini (51.). Pokal, Frankreich: Der abstiegsgefährdete französische Fußball-Erstligist FC Evian TG ist nach dem Viertelfinalcoup gegen Paris St. Germain auch erstmals ins Pokalfinale eingezogen. Beim 4:0-Halbfinalsieg gegen den Ligakonkurrenten FC Lorient sorgten Milos Ninkovic (10.), Yannick Sagbo (20.) und Kevin Berigaud (33.) bereits vor der Halbzeit für die Vorentscheidung, Najib Baouia (88.) erhöhte kurz vor dem Abpfiff. Zuvor hatte der Abstiegskandidat Evian bereits das PSG-Starensemble um Zlatan Ibrahimovic und David Beckham im Elfmeterschießen ausgeschaltet. Im Finale trifft Evian am 31. Mai in Paris entweder auf Girondins Bordeaux oder ES Troyes AC. Das zweite Halbfinale war wegen einer Überflutungswarnung auf den 14. Mai verschoben worden. Evian kämpft in der Ligue 1 weiter um den Klassenerhalt. Als Tabellen-18. fehlt dem Klub drei Spieltage vor Schluss ein Punkt zum rettenden Ufer. Premier League, FC Chelsea: Der FC Chelsea hat im Kampf um die direkte Teilnahme an der Champions League einen Rückschlag hinnehmen müssen. Im Londoner Stadt-Derby gegen Tottenham Hotspur gelang dem Team des vor dem Abschied stehenden Trainers Rafael Benitez nur ein 2:2 (2:1). Die Führung durch Oscar (11.) glich Emmanuel Adebayor eine Viertelstunde später aus. Ramires sorgte für die erneute Führung Chelseas (39.), ehe der ehemalige Hoffenheimer Bundesliga-Profi Gylfi Sigurdsson den Endstand erzielte (80.). Die Blues liegen mit 69 Punkten nur zwei Zähler vor dem FC Arsenal um die deutschen Nationalspieler Lukas Posolski und Per Mertesacker. Tottenham, bei denen der Ex-Schalker Lewis Holtby in der 70. Minute ausgewechselt wurde, liegt mit 66 Zählern direkt dahinter und schielt ebenfalls noch in Richtung direkte Qualifikation. Die ersten beiden Plätze belegen die Klubs aus Manchester: Meister United (85) und die Citizens (75) stehen bereits als Champions-League-Teilnehmer fest. NBA, Playoffs: Mit einem beeindruckenden 115:78-Sieg gegen die Chicago Bulls hat sich Titelverteidiger Miami Heat für die Auftaktniederlage in der NBA-Viertelfinalserie revanchiert. Damit glich der Meister im zweiten Spiel der Serie best of seven in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga zum 1:1 aus. Ray Allen (21 Punkte), LeBron James (19) und Norris Cole (18) waren in Miami beste Werfer der Gastgeber. Auch im Duell zwischen den Golden State Warriors und den San Antonio Spurs steht es nach den ersten beiden Partien 1:1. Die Warriors setzten sich diesmal angeführt von Klay Thompson (34 Punkte) mit 100:91 durch. Volleyball, Frauen: Die Volleyball-Frauen des Schweriner SC haben sich zum dritten Mal in Serie und zum zehnten Mal insgesamt den deutschen Meistertitel erkämpft. Das Team von Trainer Teun Buijs gewann das vierte Spiel der Playoff-Finalserie beim Dresdner SC mit 3:1 (25:14, 19:25, 33:31, 25:22) und setzte sich in der Serie mit 3:1 durch. Die Mecklenburgerinnen feiern zum zweiten Mal nacheinander den Gewinn des Doubles. Dagegen muss der Dresdner SC zum dritten Mal in Serie mit Meisterschafts-Silber zufrieden sein. Fifa-Weltrangliste: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft liegt in der Fifa-Weltrangliste weiter hinter Welt- und Europameister Spanien auf Platz zwei. Mit 1428 Punkten blieb der Rückstand auf die Iberer (1538) unverändert. Auf den Plätzen folgen Argentinien (1296) und Kroatien (1191), Rekord-Weltmeister Brasilien hat auf Rang 19 weiter die schlechteste Platzierung seit Einführung der Rangliste im Jahr 1993 inne. Die einzige Verbesserung innerhalb der Top 20 schafften die Schweiz und Belgien, die um je eine Position auf die Ränge 14 und 15 kletterten. Für Belgien ist es die beste Platzierung seit Bestehen der Weltrangliste, gleiches gilt für Albanien auf Rang 43. Leichtathletik, Usain Bolt: Sprint-Superstar Usain Bolt hat einen schwachen Saisoneinstand über die 100 Meter gefeiert. Der Weltrekordler (9,58) aus Jamaika lief beim Meeting in George Town auf den Cayman Islands 10,09 Sekunden und setzte sich nur im Foto-Finish gegen seinen zeitgleichen Trainingskollegen Kemar Bailey-Cole durch. Der sechsmalige Olympiasieger Bolt hatte zuletzt an einer Oberschenkel-Zerrung laboriert. "Ich habe die Verletzung noch leicht gespürt, aber daran lag es heute nicht. Es war einfach ein schlechtes Rennen", sagte der 26-Jährige. Im Frauen-Rennen siegte Weltmeister Carmelita Jeter (USA) in starken 10,95 und blieb damit als erste Sprinterin in diesem Jahr unter der Elf-Sekunden-Marke. Bundesliga, Fortuna Düsseldorf: Fortuna Düsseldorf hat vor dem Showdown im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga die Großverdiener Andrej Woronin und Nando Rafael aussortiert. Sportdirektor Wolf Werner bestätigte auf SID-Anfrage am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der Rheinischen Post und erklärte, die Maßnahme habe "keine diziplinarischen Gründe". Trainer Norbert Meier wolle jedoch vor den letzten Saisonspielen gegen den 1. FC Nürnberg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky und Liga total!) und Hannover 96 (18. Mai) "nur noch mit den Spielern arbeiten, die eine echte Alternative für den Kader sind". Beide sollen nun ein Sondertraining erhalten, da sich die Spieler "nicht auf dem Leistungsniveau befinden, das die sportliche Leitung für die beiden noch ausstehenden Spiele für notwendig erachtet", hieß es in einer Pressemitteilung des Klubs.
https://www.sueddeutsche.de/sport/kramers-rueckkehr-nach-leverkusen-ich-werde-dort-ab-sommer-spielen-1.2261652
mlsum-de-9807
Der ehemalige Nationalspieler ist ein ernsthafter Kandidat auf den Trainerposten beim VfL. Katars Botschafter schickt Wolfgang Niersbach einen Beschwerdebrief. Die deutschen Handballfrauen ziehen durch einen Sieg gegen Kroatien in die Hauptrunde der EM ein.
Fußball, VfL Bochum: Der ehemalige Nationalspieler Stefan Effenberg ist möglicherweise ein ernsthafter Kandidat auf den Trainerposten beim Fußball-Zweitligisten VfL Bochum. "Stefan Effenberg hat absolut seine Qualitäten, hat viel Ahnung vom Fußball und ist sicher interessant", sagte VfL-Manager Christian Hochstätter zu Sport1, schränkte aber ein: "Ob er auch für den VfL Bochum interessant wird, kann ich augenblicklich nicht sagen." Dementieren wollte Hochstätter die Gerüchte über den früheren Kapitän von Bayern München und heutigen Sky-Experten jedenfalls nicht. "Natürlich wird Stefans Name jetzt überall genannt, weil jeder weiß, dass wir zusammen Fußball gespielt haben und befreundet sind", erklärte er: "Noch vor ein paar Tagen hatten wir Kontakt, als er auf dem Weg zum Spiel des BVB gegen Hoffenheim war." Effenberg und Hochstätter hatten 1995 mit Borussia Mönchengladbach den DFB-Pokal geholt. Bochum hatte sich am Mittwoch wegen angeblich "vereinsschädigenden Verhaltens" von Trainer Peter Neururer getrennt. Fußball, WM in Katar: Katars Botschafter hat sich in einem Brief bei DFB-Präsident Wolfgang Niersbach über ein angebliches Ultimatum in Bezug auf die Fußball-WM 2022 beschwert. Wie "Bild" am Mittwoch berichtete, habe Abdulrahman M.S. Al-Khulaifi dem deutschen Fußball-Funktionär geschrieben: "Ihr Statement scheint unglücklicherweise den Eindruck zu erwecken, Katar mache kaum Fortschritte bei der Arbeitsschutz-Reform. Das ist nicht wahr." Ein DFB-Sprecher bestätigte am Abend den Eingang des Schreibens und die Antwort des DFB-Chefs. Niersbach hatte dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zum WM-Gastgeber gesagt: "Aus Sicht des DFB wäre es auch im Interesse Katars zielführend, einen Zeitraum zu definieren, an dessen Ende eine unabhängige Institution wie beispielsweise Amnesty International oder der Internationale Gewerkschaftsbund die Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen prüft und abschließend bewertet." Er habe "nie von einem Ultimatum gesprochen", versicherte Niersbach. "Aber ich stehe dazu: Es wäre auch im Interesse von Katar, wenn die Fortschritte überprüft würden, um die Debatte zu beenden." Handball-EM, Frauen: Die deutschen Handball-Frauen stehen in der Hauptrunde der Europameisterschaft in Ungarn und Kroatien. Das Team von Trainer Heine Jensen bezwang am Mittwochabend in Varazdin Co-Gastgeber Kroatien mit 26:24 (13:14) und ist am letzten Spieltag der Vorrundengruppe C vom dritten Platz, der zum Weiterkommen reicht, nicht mehr zu verdrängen. Wie Deutschland sind auch die Niederlande und Schweden, die sich am Mittwochabend im zweiten Spiel der Vorrundengruppe C 30:30 (14:14) trennten und jeweils drei Punkte haben, eine Runde weiter. Zum Vorrundenabschluss trifft Deutschland am Freitag auf Schweden. Fußball, Christoph Kramer: Weltmeister Christoph Kramer hat seine Abwehrhaltung abgelegt und kehrt zum Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen zurück. "Ich werde dort - Stand jetzt - ab Sommer spielen. Und zwar nicht, weil ich muss, sondern weil mich das Konzept total überzeugt hat", sagte der 23-Jährige der Sport Bild. Der an Borussia Mönchengladbach ausgeliehene Kramer hatte nach der WM wiederholt erklärt, trotz seines bis 2017 laufenden Vertrages in Leverkusen selbst entscheiden zu wollen, wo er spielt. "Wenn ich irgendwo nicht spielen möchte, spiele ich da nicht. Da kann ein Vertrag aussehen, wie er will", hatte der Mittelfeldspieler im August erklärt. Im Fußballgeschäft fühle er sich "ganz generell manchmal wie in einem modernen Menschenhandel" und niemand könne ihn zum Wechsel zwingen. Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler hatte immer wieder betont, dass Kramer nach dem Ende seiner Ausleihe zu Bayer zurückkehren werde. "Die Situation ist doch klar. Da gibt es keinen neuen Stand", sagte der frühere DFB-Teamchef erst in der vergangenen Woche. Der Werksklub hatte Kramer von 2011 bis 2013 an den VfL Bochum und danach an Mönchengladbach verliehen. Fußball, Benedikt Höwedes: Weltmeister Benedikt Höwedes plant in seiner Karriere fest einen Wechsel in eine andere Liga. "Das Ausland reizt mich", sagte der Kapitän von Schalke 04 der Sport Bild: "Wann der Punkt dafür gekommen ist, weiß ich nicht. Ich habe mir hier sehr viel aufgebaut, vielleicht ist es irgendwann Zeit für etwas Neues." Deshalb wolle er bei Vereinsführung und Fans keine falschen Hoffnungen schüren. "Ich spiele da lieber von Anfang an mit offenen Karten und will hier nicht erzählen, dass ich für immer bleibe - und dann doch gehe", äußerte der 26-Jährige: "Das heißt aber nicht, dass ich jetzt im Winter oder im Sommer gehe." Basketball, NBA: Mit einem schwachen Dirk Nowitzki haben die Dallas Mavericks die siebte Saisonniederlage kassiert. Beim 105:114 bei den Memphis Grizzlies traf der 36 Jahre alte Würzburger vier von 17 Würfen aus dem Feld, setzte alle sechs Dreierversuche daneben und kam auf nur elf Punkte. Für die Gäste war es die erste Auswärtsniederlage nach vier aufeinanderfolgenden Siegen in fremden Hallen. "Wir haben einfach zu viele Punkte zugelassen", sagte Nowitzki. "In der Offense war es okay, auch wenn ich nichts getroffen habe." Bester Werfer beim Meister von 2011 war Chandler Parsons mit 30 Punkten. Monta Ellis, zuletzt bester Mann bei den Mavericks, plagte sich mit Ellbogenproblemen und kam nur auf zwei Zähler. Beim Gegner war Topscorer Marc Gasol (30) nicht zu stoppen. Mit 16 Siegen und sieben Niederlagen ist Dallas im Westen nur Siebter. Die überraschend starken Grizzlies (17:4) liegen auf Platz zwei. Im Osten gewann Chris Kaman (14) mit den Portland Trail Blazers 98:86 bei den Detroit Pistons. Derweil feierte LeBron James (35 Punkte) mit den Cleveland Cavaliers einen 105:101-Sieg über die Toronto Raptors, Spitzenreiter der Eastern Conference. Für die viertplatzierten Cavs war es bereits der achte Erfolg in Serie. Die New York Knicks mussten dagegen beim 93:104 gegen die New Orleans Pelicans die neunte Pleite nacheinander hinnehmen. Baseball, Wechsel: Die Chicago Cubs aus der nordamerikanischen Baseball-Profiliga MLB greifen für ihren Traum vom ersten World-Series-Gewinn seit mehr als 100 Jahren tief in die Tasche. Pitcher Jon Lester wird beim zweimaligen Champion (1907, 1908) einen mit 155 Millionen Dollar (knapp 125 Millionen Euro) dotierten Sechsjahresvertrag bis 2020 unterschreiben. Dies bestätigte der Berater des 30 Jahre alten Werfers dem TV-Sender ESPN. Lester war während der abgelaufenen Saison nach knapp achteinhalb Jahren und einem Titelgewinn (2007) von den Boston Red Sox zu den Oakland Athletics gewechselt. In seiner Rookie-Saison war bei Lester Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert worden. Der Linkshänder wurde mit einer Chemotherapie behandelt, kehrte schnell aufs Feld zurück und gewann wenige Monate später den Titel. Fußball, FC Bayern: Der deutsche Fußball-Meister FC Bayern bereitet sich wieder in Katar auf die Rückrunde vor. Wie der deutsche Fußball-Rekordmeister am Dienstag mitteilte, wird das Team von Trainer Pep Guardiola am 9. Januar nach Doha aufbrechen und dort bis zum 17. Januar bleiben. Trotz der Menschenrechtsverletzungen in dem Land und der laufenden sportpolitischen Debatten um den umstrittenen Gastgeber der WM 2022. Der Rückflug erfolgt am 17. Januar über Riad in Saudi Arabien nach München. In Riad steht das zweite Testspiel der Münchner auf dieser Etappe der Wintervorbereitung an. Zuvor laufen die Münchner am 13. Januar in Katar gegen eine heimische Mannschaft auf. Zum fünften Mal absolvieren die Bayern damit ihr Wintertrainingslager in Doha. Fußball, Pelé: Brasiliens Fußball-Idol Pelé ist nach zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Er fühle sich so gesund, dass er am olympischen Turnier 2016 in Rio de Janeiro teilnehmen könne, erklärte der 74-Jährige am Dienstag vor Journalisten im Albert Einstein Hospital in São Paulo bestens gelaunt. Bei dem dreifachen Weltmeister war am 24. November eine schwere Harnwegsinfektion festgestellt worden. Er hatte mehrere Tage auf der Intensivstation der Klinik verbringen müssen. Der behandelnde Arzt Fabio Nasri erklärte, es seien keine weiteren Infektionsanzeichen entdeckt worden. Pelé bedürfe jetzt nur wie jeder Patient in seinem Alter einer Ruhepause, um sich vollkommen erholen zu können. Pelé bestätigte Presseberichte, dass er seit 1977 nur mit einer Niere lebe. Bei einem Spiel für den FC Santos habe er einen Stoß erhalten, der zu einer Nierenverletzung führte. Diese sei erst nach seinem Transfer zu Cosmos New York entdeckt worden. Die Niere war ihm in den USA entfernt worden.
https://www.sueddeutsche.de/digital/smartphone-so-speichern-sie-smartphone-fotos-fuer-die-ewigkeit-1.3358079
mlsum-de-9808
Neue Handys sind richtig gute Kameras - doch wer Wert auf seine Bilder legt, sollte sie an anderen Orten sichern.
Smartphones haben herkömmliche Fotoapparate längst überflügelt - zumindest was die Menge der damit geschossenen Fotos angeht. Wer langfristig Freude an den Aufnahmen haben will, sollte diese ab und zu sichern. Schon Friedrich Dürrenmatt hat erkannt: "Jeder kann knipsen, auch ein Automat - aber nicht jeder kann beobachten." Wer sich so umschaut, möchte hier und da an die Worte des Schweizer Schriftstellers erinnern. Es wird geknipst und gefilmt, was die Speicherkarte hält: mit der Digitalkamera, dem Smartphone oder der Action-Cam. Der Münchner Marienplatz und der Kölner Dom gehören zu den beliebtesten Motiven in Deutschland. Die Internet-Plattform Instagram hat das ermittelt - allein dort werden Tag für Tag fast 100 Millionen Bilder hochgeladen. Was aber, wenn die eigenen Fotos plötzlich unrettbar verloren sind - etwa, weil das Smartphone abhanden kommt? Dann zahlt es sich aus, wenn man sich nicht darauf verlassen hat, dass schon alles gutgehen wird und vorgesorgt hat. Wohin mit den Fotos der Liebsten? Die beste Kamera ist bekanntlich die, mit der man grad unterwegs ist. Kein Wunder, dass nicht nur die Deutschen am häufigsten mit dem Smartphone fotografieren. Das muss keine schlechte Wahl sein, wie die Bildqualität des jüngsten iPhones von Apple, Samsungs Galaxy S 7 oder des P 9 von Huawei beweisen. 51 Prozent nutzen das Telefon zum Fotografieren, so das Ergebnis einer Befragung des Marktforschungsinstituts Kantar Emnid. Auf Platz zwei immerhin folgt die kompakte Digitalkamera mit 20 Prozent, weit abgeschlagen auf Platz drei mit sieben Prozent fortgeschrittene Kamerasysteme mit Wechselobjektiv. Drei Milliarden Bilder kommen so im Monat zusammen. Doch wohin mit den Fotos der Liebsten, der Urlaubsreise oder dem Video von den ersten Schritten des Kleinen? Auch hier scheint das Motto zu gelten: Der beste Speicher ist der, auf den man am einfachsten zugreifen kann. Dieses Mal ist das in der Regel aber nicht die beste Wahl. 52 Prozent sichern Bilder auf dem Computer, also auf dessen Festplatte, so heißt es in der Studie im Auftrag des Elektronikversenders Reichelt Elektronik weiter. 40 Prozent lassen die Bilder auf dem Smartphone, ebenso viele auf einem USB-Stick. Man muss nur einen Blick in die Statistiken werfen, um zu merken, dass das alles keine gute Idee ist. Täglich gehen Smartphones im Wert von mehr als sieben Millionen Dollar verloren. Allein auf Flughäfen in den USA werden Woche für Woche 12 000 vergessene Laptops aufgefunden, so eine Statistik des US-Back-up-Dienstleisters Mozy. Und selbst, wer sich für weniger schusselig hält: Die Gefahr, dass Hacker Zugriff auf persönliche Daten erhalten, steigt - egal ob auf dem persönlichen Telefon oder dem eigenen Computer. Wenn alles glatt und sicher läuft, steckt der Teufel dennoch im Detail. Die Lebensdauer einer Festplatte beträgt nur etwas mehr als 10 Jahre Speichermedien halten nämlich nicht ewig. Wer seine Fotos auf optischen Medien wie CD, DVD oder Blu-Ray verewigt, muss sich schon nach fünf bis zehn Jahren Gedanken über deren Sicherheit machen. Bei optimalen Lagerbedingungen - wenig Temperaturschwankungen, kaum Staub, hohe Luftfeuchtigkeit, kein Sonnenlicht - halten die Scheiben auch durchaus länger, doch wer kann zu Hause schon alle diese Bedingungen garantieren? Festplatten bringen es in der Regel auf etwas mehr als zehn Jahre. SSD (Solid State Drive), die in vielen modernen Rechnern als Speichermedium verwendet werden, sterben unter Umständen noch früher - je nachdem, wie intensiv sie genutzt werden. Platten für den Heimgebrauch sind für weniger lange Laufzeiten ausgelegt als solche, die in Netzrechnern in Unternehmen ihren Dienst tun. Wer nach einem Platten-Ausfall einen Dattenretter beauftragt, muss mit Kosten von mehreren Hundert Euro rechnen. ‹ › Das Einfachste ist es, seine Fotos dort zu lassen, wo sie gemacht werden: auf dem Smartphone, der Kamera oder dem Tablet. Von der reinen Speicherkapazität her stellt das meist kein Problem dar: Viele neuere Smartphones und Tablets haben 16 Gigabyte Speicher oder mehr. Davon bleibt einiges für die Bilder, auch wenn reichlich Platz vom Smartphone-System und Apps belegt wird. SD-Speicherkarten für Kameras gibt es schon mit einem Terabyte. Für etwas mehr als einen Zehner sind Karten mit einer Kapazität von 32 Gigabyte zu haben. Auch das reicht dicke. Wer im Bekanntenkreis fragt, wird erstaunt sein, wie viele diesen Weg wählen. Doch spätestens, wenn das Telefon mal seinen Geist aufgegeben hat oder abhandengekommen ist, fängt der Ärger an. Die meisten stört dann weniger der Verlust des Gerätes, sondern mehr der von vielen Erinnerungen, auf die es plötzlich keinen Zugriff mehr gibt. Wer seine Daten schon unbedingt mit sich führen will, sollte sie also zumindest regelmäßig sichern. Bild: dpa-tmn ‹ › Ein einfacher Weg, Fotos zu sichern, sind USB-Sticks. Die kleinen Geräte passen in eine der USB-Buchsen eines Computers und haben ein Fassungsvermögen von inzwischen bis zu einem Terabyte, das sind 1000 Gigabyte. Diese Wechseldatenträger haben andere Medien wie Disketten abgelöst, weil sie so einfach zu handhaben sind. Es gibt winzig kleine Modelle, wasserdichte, besonders robuste, in unterschiedlichsten Formen, auch eingebaut, etwa in einer Armbanduhr. Ihr Problem ist immer dasselbe: Weil die Speichersticks so transportabel sind, können sie schnell auch einmal verlegt werden. Die Lebensdauer eines USB-Sticks hängt von seinem Gebrauch ab: Je häufiger Daten auf das kleine Speichergerät geschrieben werden, desto eher können dadurch einzelne Bereiche des Flash-Speichers im Inneren beschädigt werden. Die Zahl der Schreib- und Löschzyklen ist nämlich begrenzt. Bei achtsamer Handhabung sollten zehn Jahre in der Regel drin sein - wenn man den USB-Stick vorher nicht verliert. Bild: Jens Schierenbeck/dpa-tmn ‹ › Computer haben eine Festplatte eingebaut, entweder in klassischer Form als magnetisches Speichermedium mit rotierenden Scheiben oder als Solid-State-Drive. Solche SSD ähneln in ihrer Technik dem Flash-Speicher eines USB-Sticks. Beide Varianten haben eine Lebensdauer von ungefähr zehn Jahren - meist länger als der Rechner, in dem sie eingebaut sind. Magnetische Festplatten sind noch immer günstiger als SSD-Platten, zudem mit grö-ßeren Kapazitäten zu haben. Festplatten gibt es auch in externen Varianten. Die 2,5-Zoll-Versionen lassen sich einfach an jeden Rechner anschließen, brauchen nicht einmal ein Netzgerät, sondern werden vom PC versorgt. Größere 3,5-Zoll-Platten sind auf externe Energie angewie-sen. Der Vorteil der externen liegt darin, dass sie nicht ständig in Betrieb sein muss wie die Platte im Rechner. Sie wird nur zum Sichern angestöpselt. Das verlängert die Lebensdauer. Zudem ist sie so geschützt vor Hackerangriffen oder dem Verlust etwa eines tragbaren Computers. Bild: Matthias Balk/dpa ‹ › Wenn von der Cloud die Rede ist, dann befindet sich die Computer-Infrastruktur - von der Rechenleistung bis zur Speicherkapazität - in einem Rechenzentrum. Das Smartphone, Tablet oder der Computer greifen darauf über Datenverbindungen zu. Klarer Vorteil: Hier sind Profis am Werk. Sie sichern Daten nach Unternehmensstandards, die weit höher sind als jene von Privatkunden. Nachteil: Auf den Lagerort der Daten hat man in der Regel keinen Einfluss. Es sei denn, man wählt einen Anbieter, der explizit mit Datenschutz nach hiesigen Standards wirbt. Solche Premium-Cloud-Speicherdienste sind dafür um einiges teurer als Amazon, Google, Dropbox & Co. Prime-Kunden etwa können bei Amazon unbegrenzt viele Fotos umsonst speichern. Bei Google ist das in einer reduzierten Auflösung gratis möglich. So oder so verlangt die Sicherung in der Cloud eine schnelle Internetleitung. Fotoliebhaber speichern so an einem Ort außerhalb des eigenen Heims, sicher auch vor Feuer, Einbrechern oder Vandalen. Bild: Armin Weigel/dpa ‹ › Das Speichern in der Cloud ist komforta-bel, setzt aber auch etwas Vertrauen voraus, was den Datenschutz angeht. Mit einem Network Attached Storage (NAS) kann jeder auf vergleichbar einfache Weise seine eigene Cloud aufbauen. Solche NAS-Speicher gibt es etwa von Synology, Western Digital, Zyxel oder QNAP. Die billigsten Geräte kosten knapp unter 100 Euro. Bei einem NAS handelt es sich im Prinzip um einen Mini-Computer mit Festplatte. Ein gutes Gerät bietet Platz für mindestens zwei Platten, wobei eine auf der anderen gespiegelt wird. Das NAS lässt sich auf Wunsch über das Internet ansprechen. Die Datensicherung kann automatisch erfolgen, auch vom Smartphone oder Tablet. Zudem dient das Gerät als Speicher auch für andere Daten, zum Beispiel die eigene Musik- oder Filmsammlung. Moderne NAS lassen sich komfortabel bedienen. Für einen Aufpreis gegenüber externen Platten oder der Cloud bieten sie sicheren Speicher - bei dem auch Datenschutz-Aspekte berücksichtigt werden. Bild: Angelika Warmuth/dpa Wird geladen ... Die sicherste Variante ist eine Kombination verschiedener Möglichkeiten Alle Daten also ab in die Cloud? Unabhängige Anbieter wie Dropbox oder Box oder Services von IT-Konzernen wie iCloud von Apple, Prime-Fotos von Amazon oder Google Fotos hätten das natürlich am liebsten. Die Unternehmen sind Profis in Sachen Datensicherung. Die Informationen lagern in Rechenzentren unter idealen Bedingungen, in der Regel mehrfach gesi-chert, um einem Ausfall vorzubeugen. Aber Privates wird von den Anbietern auf Datenspeichern in den USA, China oder Indien abgelegt - wo es um den Schutz der Daten in der Regel schlechter bestellt ist als in Deutschland. Privates bleibt mit hundertprozentiger Sicherheit nur außerhalb der Cloud privat. Was also tun? Es gibt viele Wege, die eigenen Fotos zu sichern, alle mit ihren Vor- und Nachteilen (siehe Kästen). Am sichersten ist es, mehrere Speichermedien zu kombinieren. Mehrere Festplatten lassen sich beispielsweise kombinieren: Eine dient dann nur dazu, die Daten einer anderen zu sichern, zu spiegeln, wie es im Fachjargon heißt. Wenn die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Platte bei 0,05 Prozent liegt, sinkt die Fehlerrate durch das Spiegeln schon auf 0,000025 Prozent. Erst wenn unwahrscheinlicherweise beide Platten gleichzeitig ihren Geist aufgeben, sind die Daten verloren. Wer dann noch für Fotos, die nicht unbe-dingt intime Details enthalten, auf Cloud-Dienste zurückgreift, sichert die Schnappschüsse auch vor Einbruch oder Brand im eigenen Heim. Klingt paranoid - doch um viele Erinnerungen wäre es zu schade, wenn sie mit dem Smartphone oder bei einem Festplattendefekt verloren gehen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/magath-bietet-sich-beim-hsv-an-ich-bin-ueberzeugt-dass-ich-helfen-kann-1.1849564
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Felix Magath bringt sich für eine Führungsposition beim HSV ins Gespräch. Der FC Augsburg verlängert mit Trainer Markus Weinzierl. Martin Schmitt springt bei der Vierschanzentournee mit, Carina Vogt springt in Hinterzarten aufs Podest.
Bundesliga, HSV: Felix Magath hat sich für eine Führungsposition beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV angeboten. "Ich bin gesund, ich bin guter Dinge. Ich bin überzeugt, dass ich viel Know-how mitbringe, dass ich Vereinen in der Bundesliga helfen kann", sagte der arbeitslose Trainer am Sonntag in der TV-Sendung "Doppelpass" von Sport1 und grenzte ein: "Der HSV ist der Verein, der mir am nächsten steht. Mit ihm bin ich am meisten emotional verbunden." Der 60 Jahre alte gebürtige Franke war bei den Hamburgern sowohl Profi, Trainer als auch Manager. Magath schwebt allerdings nicht der Trainerposten beim HSV vor. "Ich ziehe mich langsam aus der Trainerposition zurück", betonte er. Er möchte künftig einen Verein "mehr aus dem Büro heraus" leiten. "Für mich ist das eine Möglichkeit, mich noch mal zu verändern und in einer anderen Funktion als Trainer tätig zu sein." Magath benannte die Position nicht. Dennoch ist klar: Beim HSV, der gegenwärtig um eine neuen Struktur streitet, käme das Amt des Präsidenten oder des Sportdirektors infrage. Beide Posten sind jedoch über die laufende Saison hinaus vergeben. Präsident Carl Jarchow amtiert bis Saisonende 2015, Oliver Kreuzer leitet die sportlichen Geschäfte bis Saisonende 2016. Bundesliga, FC Augsburg: Fußball-Bundesligist FC Augsburg hat seinen Erfolgscoach Markus Weinzierl langfristig an sich gebunden. Der Vertrag mit dem Coach sei vorzeitig um zwei weitere Jahre bis Mitte 2017 verlängert, teilten die Schwaben am Sonntag mit. "Das Jahr 2013 war das erfolgreichste Jahr in der Vereinsgeschichte des FC Augsburg. Wir haben gemeinsam viele wunderbare Stunden erlebt und freuen uns daher, dass wir durch die Vertragsverlängerung mit unserem Trainer diese erfolgreiche Zusammenarbeit langfristig fortsetzen können", erklärte Vereinspräsident Walther Seinsch. Weinzierl hatte das Amt bei den Schwaben Mitte 2012 übernommen. Skispringen, Martin Schmitt: Martin Schmitt ist von Bundestrainer Werner Schuster für die Vierschanzentournee nominiert worden. Der 35 Jahre alte Schmitt erhält für die deutschen Stationen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen einen Startplatz in der nationalen Gruppe. "Die Fans werden Martin bei der Tournee definitiv springen sehen. Er wird dabei sein", bestätigte Schuster am Rande des Weltcups in Engelberg. Schmitt hatte sich durch ordentliche Leistungen im zweitklassigen Continentalcup für seine 18. Tournee-Teilnahme empfohlen. Skispringen, Hinterzarten: Skispringerin Carina Vogt ist beim Heim-Weltcup in Hinterzarten erstmals im Olympia-Winter auf das Podest geflogen. Die 21-Jährige musste sich nach Flügen auf 95,0 und 96,5 Meter mit 224,7 Punkten nur Seriensiegerin Sara Takanashi aus Japan (239,9) und der Russin Irina Awwakumowa (227,9) geschlagen geben. "Ich freue mich sehr über den dritten Platz. Jetzt werde ich an Weihnachten Kraft für die nächsten Aufgaben tanken", sagte Vogt nach dem zweiten Weltcup-Podest ihrer Karriere. Auch im Gesamtweltcup liegt die Deutsche, am Samstag schon gute Siebte, auf Rang vier glänzend im Rennen. "Sie springt auf konstant hohem Niveau. Das ist ein toller Saisonstart für sie", sagte Bundestrainer Andreas Bauer. Zweitbeste Deutsche am Sonntag war die erst 14 Jahre alte Gianina Ernst (215,2). Die Oberstdorferin, die bei ihrem Debüt in Lillehammer überraschend Zweite geworden war, landete einen Tag nach ihrem 29. Rang auf dem siebten Platz. Im ersten Durchgang gelang Ernst mit 102,5 Metern sogar der weiteste Sprung des Tages, anschließend reicht es jedoch "nur" zu 94 Metern. Die halbe Norm für Olympia schaffte Anna Häfele (Willingen/199,4) auf dem 15. Platz. Ramona Straub (Langenordnach/198,7), Ulrike Gräßler (Klingenthal/185,5) und Katharina Althaus (Oberstdorf/163,8) landeten auf den Plätzen 17, 23 und 30 ebenfalls in den Punkten. Ski Nordisch, Schonach: Kombinierer Johannes Rydzek hat den ersten deutschen Erfolg in Schonach seit 1987 haarscharf verpasst. Der nach dem Springen von Rang elf in den 10-km-Langlauf gestartete Oberstdorfer belegte beim letzten Weltcup des Jahres mit 0,7 Sekunden Rückstand hinter Jason Lamy Chappuis (Frankreich) Rang zwei. Der letzte deutsche Erfolg beim Schwarzwaldpokal war Hubert Schwarz gelungen. Weltmeister Eric Frenzel (Oberwiesenthal/+13,4) kam nur auf Rang acht, bleibt jedoch im Gesamtweltcup an der Spitze vor dem Japaner Akito Watabe, der am Sonntag Dritter wurde (+1,1). Am Vortag hatte Frenzel, der drei Saisonsiege nach sechs Rennen auf dem Konto hat, bereits nur Rang fünf belegt. Björn Kircheisen (Johanngeorgenstadt) machte als Siebter (+13,2) das starke deutsche Mannschaftsergebnis perfekt - zudem löste der 30-Jährige damit das Ticket für die Olympischen Spiele in Sotschi. Langlauf, Asiago: Das Duo Katrin Zeller/Denise Herrmann hat beim Klassik-Team-Sprint der Langläufer im italienischen Asiago Platz drei belegt. Die beiden Athletinnen aus Oberstdorf und Oberwiesenthal mussten sich am Sonntag lediglich Finnland mit Aino Kaisa Saarinen und Anne Kyllönen sowie Norwegen I mit Ingvild Östberg und Maiken Caspersen Falla geschlagen geben. Dabei war es Herrmann, die immer wieder die Lücken schloss und im Zielsprint Platz zwei nur um 0,4 Sekunden verfehlte. Auf Sieger Finnland hatten die Deutschen zehn Sekunden Rückstand. Snowboard, Copper Mountain: Die amerikanischen Snowboarder haben den dritten Halfpipe-Contest in Copper Mountain dominiert. Die sechs Podestplätze bei den Damen und Herren-Wettkämpfen gingen alle an die gastgebende Nation. Bei den Damen löste Kelly Clark mit ihrem achten Weltcupsieg das Ticket für die Olympischen Winterspiele in Russland. Platz zwei und drei in Colorado gingen an Weltmeisterin Arielle Gold und Gretchen Bleiler. Bei den Männern überraschte Taylor Gold mit seinem ersten Weltcupsieg. Seine Teamkollegen Gregory Bretz und Ben Ferguson rundeten das Podium als Zweiter und Dritter ab. Der einzige deutsche Teilnehmer Johannes Höpfl hatte den Einzug in das Finale der besten 16 mit Platz 47 klar verpasst. Die noch fehlende halbe nationale Qualifikationsnorm für Sotschi will der 18-Jährige nun beim letzten Halfpipe-Weltcup Mitte Januar im kanadischen Stoneham erfüllen. Bundesliga, Schiedsrichter: Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel hat nach der Vorrunde in der Fußball-Bundesliga eine selbstkritische Bilanz gezogen. "Eine detaillierte Analyse werden wir erst im Wintertrainingslager der Bundesliga-Schiedsrichter im Januar auf Mallorca vornehmen. Aber man kann sicher vorab sagen, dass wir mit dem Verlauf der Hinrunde insgesamt nicht rundum zufrieden sein können", sagte der Vorsitzende der Schiedsrichter-Kommission beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) der Nachrichtenagentur dpa und räumte ein: "Es stimmt, dass es gerade zum Ende der Hinserie überraschend deutliche Fehler in Abseitsbewertungen gab." Snowboardcross: Konstatin Schad aus Miesbach hat seinen ersten Weltcupsieg im Snowboardcross knapp verpasst. Platz zwei in Lake Louise/Kanada war jedoch nicht nur Schads beste Platzierung seiner Karriere, er erfüllte auch souverän die Olympianorm für Sotschi. Für den 26-Jährigen wären es die zweiten Winterspiele nach Vancouver 2010. Groß war der Jubel im Hause Berg in Konstanz. Paul Berg (22) darf nach Platz fünf für Sotschi planen. Bei den Frauen qualifizierte sich seine jüngere Schwester Luca (20) als Achte ebenfalls für Olympia. "Natürlich überwiegt die Freude, auch wenn der Sieg drin gewesen wäre. Ich habe den ganzen Tag nur einen Fehler gehabt, der mich aber letztlich Platz eins gekostet hat", sagte Schad, der sich nur dem Australier Jarryd Hughes geschlagen geben musste: "Aber der zweite Rang ist auch nicht schlecht. Zumal ich das Olympiaticket gelöst habe." Dies gelang mit der Halbfinal-Teilnahme auch Luca Berg, die beim ersten Weltcup der Saison nur 24. geworden war. Der Sieg ging an die dreimalige Weltmeisterin Lindsey Jacobellis (USA), die bei Olympia 2006 in Turin Silber gewonnen hatte. Basketball, NBA: Dirk Nowitzki hat mit den Dallas Mavericks die zweite Niederlage nacheinander in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA kassiert. Der Ex-Meister verlor am Samstag (Ortszeit) mit 108:123 bei den Phoenix Suns. Nowitzki war mit 21 Punkten bester Werfer der Gäste. Bei den Suns kamen in Eric Bledsoe (25) und Gerald Green (22) aber allein zwei Spieler auf mehr Zähler. Tags zuvor hatte Dallas gegen Toronto mit 108:109 nach Verlängerung verloren. Auch Chris Kaman musste eine Niederlage hinnehmen. Mit den Los Angeles Lakers war für ihn mit einem 83:102 bei den Golden State Warriors nichts zu holen. Fußball, Klub-WM: In der Nachspielzeit hat Stürmer Luan dem Südamerika- Champion Atlético Mineiro bei der Fußball-Club-WM nach dem Halbfinalaus zumindest noch den dritten Platz gesichert. Der 23-Jährige erzielte beim 3:2 (2:2) gegen den chinesischen Club Guangzhou Evergrande am Samstag in Marrakesch den entscheidenden Treffer (90.+1) für den brasilianischen Erstligisten. Diego Tardelli brachte Mineiro früh in Führung (2.), Muriqui (9.) und Dario Conca (15./Foulelfmeter) drehten die Partie zunächst. Der frühere Weltfußballer Ronaldinho (45.) traf mit einem sehenswerten Freistoß zum zwischenzeitlichen 2:2, musste aber nach einer Tätlichkeit mit einer Roten Karte (87.) vom Platz. Basketball, Bundesliga: Pokalsieger Alba Berlin hat seinen Aufwärtstrend in der Basketball-Bundesliga fortgesetzt. Der ehemalige Serienmeister gewann am 14. Spieltag gegen Aufsteiger Rasta Vechta mit 88:73 (52:36) und bleibt in der Tabelle Siebter, Vechta rutscht auf den 17. Rang ab und ist weiter abstiegsgefährdet. Die Telekom Baskets Bonn setzten sich derweil bei den MHP Riesen Ludwigsburg 79:73 (36:36) durch und festigten den dritten Tabellenplatz. Verfolger ratiopharm Ulm musste sich nach zuletzt vier Liga-Siegen gegen die Frankfurt Skyliners 102:108 (33:38) nach Verlängerung geschlagen geben. Die EWE Baskets Oldenburg festigten durch den 70:66 (35:42)-Erfolg gegen die Phantoms Braunschweig Rang fünf hinter Ulm. Im Kellerduell musste sich das neue Schlusslicht Walter Tigers Tübingen nach einem schwachen Anfangsviertel mit nur neun Punkten am Ende mit 65:82 (27:35) den s.Oliver Baskets Würzburg geschlagen geben, die auf Platz 14 klettern. Zudem kam der Mitteldeutsche BC zu einem 89:83 (45:37)-Heimsieg gegen die Eisbären Bremerhaven. Handball, Bundesliga: Der THW Kiel feiert Weihnachten als Tabellenführer der Handball-Bundesliga. Vor allem dank der zwölf Tore von Rückraumspieler Marko Vujin kam der Titelverteidiger am Samstag gegen Schlusslicht TV Emsdetten zu einem mühevollen 35:28 (18:15)-Erfolg. Mit dem 17. Sieg am 19. Spieltag verteidigte der Rekordmeister Platz eins vor der SG Flensburg-Handewitt und dem HSV Hamburg. Für einen Überraschungssieg hat derweil der ThSV Eisenach gesorgt. Der Neuling und bislang Tabellenvorletzte bezwang in eigener Halle die Füchse Berlin mit 23:22 (10:11). Durch die Niederlage verpassten die Berliner die Rückkehr auf den dritten Platz. Der EHF-Cup-Teilnehmer bekam die achtfachen Torschützen Aivis Jurdzs und Faruk Vrazalic nicht in den Griff. Bester Berliner war Konstantin Igropulo mit neun Treffern. MT Melsungen erhielt für seine Europacup-Ambitionen durch das 28:28 (14:15) vor heimischer Kulissen gegen den TuS N-Lübbecke einen Dämpfer. Im Kampf um den Klassenverbleib hat der TSV GWD Minden einen wichtigen Sieg gefeiert. Die Ostwestfalen gewannen gegen Europacup-Starter TSV Hannover-Burgdorf mit 29:25 (14:11). Der VfL Gummersbach erkämpfte sich gegen den lange führenden TBV Lemgo einen 33:32 (17:17)-Erfolg. Den entscheidenden Treffer markierte Barna Putics eine Minute vor Schluss. Schwimmen, deutscher Rekord: Der EM-Zweite Marco Koch hat beim "Duell im Pool" zwischen einer Europa-Auswahl und dem Team der USA einen deutschen Rekord aufgestellt. Über 100 Meter Brust verbesserte der 23 Jahre alte Schwimmer auf der Kurzbahn in Glasgow seine eigene Bestmarke auf 57,05 Sekunden. Damit belegte der Darmstädter hinter Kevin Cordes aus den USA (56,88) Rang zwei. Der vorherige Rekord war Koch erst vor einer Woche bei der Kurzbahn-EM im dänischen Herning gelungen (57,14). Am Freitag hatte er in 2:01,90 Minuten über 200 Meter Brust einen zweiten Platz belegt. Slopestyle, Weltcup: Die 17 Jahre alte Ski-Freestylerin Lisa Zimmermann hat beim Slopestyle-Weltcup in Copper Mountain den fünften Platz belegt. Die Oberaudorferin, die bereits für die Olympischen Winterspiele in Sotschi qualifiziert ist, bekam im zweiten Final-Durchgang von der Jury durschnittlich 78,20 Punkte und landete deutlich hinter Siegerin Dara Howell (USA/85,40). Bei den Männern siegte der Norweger Andreas Haatveit mit starken 92,80 Punkten. Bene Mayr (Unterhaching) und Florian Preuss (Sprockhövel) hatten den Einzug ins 16er-Finale verpasst, Mayr hat sein Ticket für Sotschi bereits sicher.
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Liechtenstein tut viel, um vom Image als Steueroase wegzukommen. Doch die Treuhänder in der Alpenmonarchie helfen Steuerbetrügern weiterhin.
Seine Spur verliert sich im Sommer 2011. Damals lebte Heinrich Kieber, Spitzname "Henry", in Gold Coast, einer Halbmillionenstadt an der australischen Ostküste. Er gab sich als Daniel Wolf aus und behauptete, ein reicher Privatier aus Österreich zu sein. Als die Tarnung aufflog, floh Kieber Hals über Kopf. Seither ist er untergetaucht. Kommenden Montag wird der gebürtige Liechtensteiner 50 Jahre alt. Wo immer er seinen Geburtstag feiern wird - er tut dies als reicher Mann und mit falscher Identität. Als Mitarbeiter in der Treuhandsparte der Liechtensteiner Fürstenbank LGT hatte Kieber die Daten Tausender Kunden aus 13 Ländern geklaut, die Schwarzgeld in der Alpenmonarchie versteckt hatten. Das Material über 4000 Stiftungen und ähnlich undurchsichtige Finanzkonstrukte verkaufte er für mehrere Millionen Euro und mindestens einen neuen Pass an die Heimatländer der Steuerbetrüger. Deutschland soll ihm 4,6 Millionen Euro für jene CD bezahlt haben, auf der die Schwarzgeldverstecke Hunderter Deutscher registriert waren. Prominentester war der damalige Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel. Viele Anleger haben ihre unversteuerten Milliarden abgezogen Es war der Anfang vom Ende der Steueroase Liechtenstein. Sieben Jahre später ist dort nichts mehr wie zuvor. Anleger, vor allem die Besitzer von Schwarzgeld, zogen seither Milliarden ab. Das Geschäft mit neuen Kunden brach ein; vor allem die früher besonders zahlreichen Deutschen bleiben weg. "Es ist generell anspruchsvoller geworden, in den traditionellen Märkten wie Deutschland neue Kunden zu akquirieren", sagt Simon Tribelhorn, Geschäftsführer des Liechtensteinischen Bankenverbands. "Der Großteil der Zuflüsse kommt eher aus den Wachstumsregionen wie Asien sowie dem Nahen Osten." Unter dem Druck vor allem der USA und der EU hat Liechtenstein sein kompromissloses Bankgeheimnis längst aufgeweicht. Ab 1. Januar 2016 könnte es endgültig Geschichte sein. Dann beteiligt sich das Fürstentum am grenzübergreifenden Automatischen Informationsaustausch (AIA), den mehr als 50 Länder nach einem Standard der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, vereinbart haben. Fortan wird auch Liechtenstein die Kontodaten ausländischer Kunden automatisch an die Finanzbehörden ihrer Heimatländer übermitteln. Unklar ist noch, inwieweit die Finanzbehörden auch über zurückliegende Geldanlagen Informationen erhalten. Ob dies nur in begründeten Einzelfällen, oder aber auch über Gruppen- und Sammelanfragen möglich sein wird. Im Vorgriff auf den Informationsaustausch ziehen gerade die 15 Liechtensteiner Banken die Zügel an. Sie verlangen von Kunden aus am AIA beteiligten Staaten inzwischen Nachweise dafür, dass sie ihre Einlagen zu Hause ordnungsgemäß versteuert haben. Wer sein Schwarzgeld im letzten Moment in eine andere, am AIA nicht beteiligte Steueroase überweisen will, hat Pech. Seit 1. Februar verweigern die Liechtensteiner Banken solche Transfers ebenso wie Barauszahlungen von mehr als 100 000 Schweizer Franken. All dies zeige, wie ernst Liechtenstein es mit seiner "Weißgeldstrategie" meine, sagen Offizielle aus Politik und Banken in Vaduz. In der Tat tut das Fürstentum viel, um den Ruf loszuwerden, dass jeder Despot, Gangster und Ganove willkommen sei, wenn er nur viel Geld mitbringe. Andererseits haben die Geschäfte in der Vergangenheit gehörig dazu beigetragen, den nur 36 000 Einwohner kleinen Staat zu einem der wohlhabendsten Länder der Erde zu machen. Die Fürstenfamilie stieg gar zum reichsten Monarchen-Clan Europas auf. Große Nutznießer des alten Systems waren vor allem die etwa 250 Liechtensteiner Treuhandfirmen. Sie verwalteten für erkleckliche Gebühren die anonymen Stiftungen ausländischer Steuerbetrüger und anderer Ganoven. "Treuhänder waren für unser Land das, was in Frankreich die Fremdenlegionäre sind", sagte einmal der Liechtensteiner Schriftsteller Stefan Sprenger. "Sie erledigten ein Geschäft, über das die Mehrheit der Bevölkerung am liebsten nichts wissen wollte." Einige Treuhänder haben sich mit den neuen Zeiten arrangiert und suchen neue, seriöse Geschäftsmodelle. Die meisten jedoch sind Bremser im Reformprozess. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen mit den Reformkräften im Land. Bisweilen sollen bei vertraulichen Gesprächen mit Regierungs- oder Bankenvertretern die Fetzen geflogen sein. "Es gab und gibt zum Teil sehr aufreibende Diskussionen über die generelle Umsetzung der Weißgeldstrategie", sagt ein an den Gesprächen Beteiligter. "Die Kritik seitens der Treuhandbranche bezog sich vor allem auf die Wettbewerbssituation", meint hingegen Ivo Elkuch von der Liechtensteinischen Treuhandkammer und warnt "vor einer diskriminierenden Behandlung liechtensteinischer Gesellschaften". Im Stiftungsrat sitzen formal Menschen, die selbst nichts davon wissen Tatsächlich aber fürchten die Treuhänder um ihr Milliardengeschäft. Sie fühlen sich als die großen Verlierer der Weißgeldstrategie. Immerhin ist die Zahl der treuhänderisch verwalteten Privatstiftungen seit dem Fall Kieber/Zumwinkel von mehr als 50 000 auf weniger als 20 000 gesunken. Allein im vergangenen Jahr wurden etwa 4000 Stiftungen gelöscht und nur 100 neue gegründet. "Damit ist der Tiefpunkt längst noch nicht erreicht", prophezeit ein Finanzexperte in der Hauptstadt Vaduz. Also orientieren sich viele Treuhänder um - und unterlaufen dabei ganz bewusst den offiziell propagierten Reformkurs ihres Landes. Ihr gelobtes Land heißt Panama, jener mittelamerikanische Staat, der längst ein Wallfahrtsort für Steuerbetrüger aus der ganzen Welt ist. Dort sind Stiftungen mindestens so gute Schwarzgeldverstecke wie bis 2008 jene in Liechtenstein. Die Gründung von Briefkastenfirmen, Trusts oder anderen anonymen Finanzkonstrukten war dort ohnehin schon immer sehr simpel und diskret. Das wissen auch die Liechtensteiner, die zu Hunderten an panamaischen Gesellschaften beteiligt oder dort aktiv sind, wie ein Blick in die amtlichen Verzeichnisse belegt. Selbst viele Mitglieder des Liechtensteiner Fürstenhauses wissen die Steueroase Panama zu schätzen. Diese erlebt seit geraumer Zeit einen Boom. Bereits 2010 registrierte die Finanzmarktaufsicht (FMA) in Vaduz, vier von fünf Treuhändern im Fürstentum würden ihren Kunden Dienstleistungen in Panama anbieten. Damals war von mehreren Hundert Millionen Euro die Rede, die über solche Kanäle im Nachgang zu Kieber und Zumwinkel dorthin abgeflossen seien. Inzwischen schätzen Experten wie Herbert Notz, dass "allein in den vergangenen fünf Jahren ein dreistelliger Milliardenbetrag aus Liechtenstein in panamaische Gesellschaften verschoben wurde." Auch das Netzwerk Steuergerechtigkeit hat entsprechende Verschiebungen registriert. Der bevorstehende automatische Informationsaustausch werde so "systematisch und im großen Stil unterlaufen", sagt Notz, der von Zürich aus internationale Vermögensrecherche betreibt. Es ist ein raffiniertes System, mit dem Liechtensteiner Treuhänder und ihre panamaischen Helfershelfer Beihilfe zum Steuerbetrug leisten. Meist wird als Erstes die Stiftung des Kunden aufgelöst, die zwar in Vaduz registriert ist, deren Kapital jedoch in der Regel bei Schweizer Großbanken liegt. Parallel dazu aktiviert der zuständige Liechtensteiner Treuhänder in Panama eine seiner Vorratsgesellschaften. Anschließend wird das Geld der alten Stiftung von der Schweizer Großbank zu deren Tochter nach Singapur transferiert. Damit bleibt es im eigenen Haus, wird aber in Singapur verwaltet, wo das Bankgeheimnis noch strenger ist als vormals in der Schweiz. Als Kontoinhaber fungiert fortan die neue Stiftung oder die Briefkastenfirma in Panama. Nicht selten kommt es vor, dass ein ganzes System ineinander verschachtelter Gesellschaften aufgebaut wird, um den wahren Eigentümer des Vermögens zu verschleiern. Im Stiftungsrat sitzen nicht selten unbeteiligte Dritte, Strohleute, die teilweise selbst davon nichts wissen. Häufig kommt es vor, dass die Namen alle paar Monate ausgetauscht werden. Dreh- und Angelpunkt des Systems ist nach wie vor der jeweils zuständige Treuhänder mit Sitz in Liechtenstein. Er ist die Spinne im Netz, der Einzige, der über alles den Über- und den Durchblick hat. Doch Anfragen dort werden auch in Zeiten des automatischen Informationsaustauschs sinnlos sein. Auch "für Steuerfahnder in anderen Ländern ist dieses System mit normalen Mitteln nicht zu knacken und für Erben oder Gläubiger der Betroffenen ist es ein Albtraum", sagt Experte Notz. Es sei denn, irgendwann kopiert auch in Panama oder Singapur ein Heinrich Kieber heimlich Daten und verkauft sie. Australische Medien übrigens glauben, dass der echte Kieber sich nach wie vor auf dem Kontinent aufhält. Unter falschem Namen, denn Liechtenstein sucht den Mann, der die Steueroase austrocknete, mit internationalem Haftbefehl.
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-rummenigge-trainer-kommen-trainer-gehen-1.2755310
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Bayerns Klubboss sieht die Vertragsgespräche mit Pep Guardiola gelassen. Nowitzki und Schröder ärgern sich in der NBA.
Bundesliga, FC Bayern: Karl-Heinz Rummenigge hat bekräftigt, dass beim FC Bayern München noch vor dem Jahresende eine Entscheidung über die Zukunft von Trainer Pep Guardiola fallen wird. Eine Änderung des Zeitplans sei "nicht vorgesehen", sagte der Vorstandsvorsitzende des deutschen Fußball-Rekordmeisters nach einem Sponsorentermin am Mittwochabend in München. "Pep Guardiola und ich haben immer gesagt, im Jahr 2015 gibt es eine Entscheidung", erklärte Rummenigge. Das klärende Gespräch werde weiterhin nach dem letzten Bundesligaspiel des FC Bayern am 19. Dezember in Hannover stattfinden. Der Dreijahresvertrag des 44 Jahre alten Guardiola beim deutschen Meister läuft am Ende dieser Saison aus. Der Katalane mag sich zu seiner Zukunft seit einiger zeit nicht mehr öffentlich äußern. Angebote sollen ihm unter anderem von einigen englischen Topclubs vorliegen. Sowohl der Trainer als auch der Verein gingen mit der ungeklärten Situation "sehr seriös" um, sagte Rummenigge. Er sei "völlig entspannt", versicherte der 60 Jahre alte Bayern-Chef. So reagierte er auch auf Fragen nach einer möglichen Suche nach einem Nachfolger für Guardiola. "Es geht immer weiter. Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der irgendwann nicht zu ersetzen sein muss. Spieler kommen, Spieler gehen. Dasselbe gilt auch für Trainer. Trainer kommen, Trainer gehen irgendwann auch." Die offene Zukunft von Guardiola habe die Mannschaft in dieser Saison nicht vom Erfolgskurs abgebracht, hob Rummenigge hervor: "Wir haben die Diskussion seit Sommer, und seitdem ist keine Unruhe in den Club gekommen. Ganz im Gegenteil: Ich habe den Eindruck, alle sind noch mehr bemüht, sind noch konzentrierter, um Erfolge zu haben." Basketball, NBA: Dirk Nowitzki und seine Dallas Mavericks haben auch das dritte Spiel auf ihrem Auswärtstrip in der Basketball-Profiliga NBA verloren. Bei den San Antonio Spurs unterlag das Team um den Profi aus Würzburg mit 83:88. Dallas war in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils in der ersten Runde der Play-offs am texanischen Rivalen gescheitert. Auch für Dennis Schröder läuft es derzeit nicht. Mit den Atlanta Hawks kassierte der Braunschweiger bei den Minnesota Timberwolves ein 95:99 und damit die sechste Niederlage aus den vergangenen zehn Spielen. Schröder (22) traf nur einen von acht Würfen aus dem Feld und kam in 14:28 Minuten auf zwei Punkte. Es war die geringste Einsatzzeit für Schröder in dieser Saison. Nowitzki (37) spielte 35:24 Minuten, auch die Trefferquote stimmte. Mit 13 Punkten und starken 14 Rebounds gelang dem ersten deutschen NBA-Champion das dritte Double-Double der aktuellen Spielzeit. Dallas lief lange einem Rückstand hinterher, war 30 Sekunden vor Schluss aber bis auf einen Punkt dran. Auf einen Dreier von Spurs-Forward Kawhi Leonard, mit 26 Punkten bester Werfer des Spiels, hatten die Mavericks aber keine Antwort mehr. Nationalspieler Tibor Pleiß gehörte erneut nicht zum Kader der Utah Jazz, die 102:91 bei den Los Angeles Clippers gewannen. Biathlon, Dopingstrafe: Wegen des Doping-Skandals im vorletzten Winter hat der Biathlon-Weltverband IBU den russischen Verband mit der höchst möglichen Disziplinarstrafe belegt. 100 000 Euro muss die Russische Biathlon-Union (RBU) nach den positiven Dopingproben von Alexander Loginow, Jekaterina Jurjewa und Irina Starych in der Saison 2013/2014 zahlen. "Damit sind nunmehr keine positiven Dopingfälle mehr anhängig in der IBU", teilte Generalsekretärin Nicole Resch auf dpa-Anfrage mit. Die Korrektur der Ergebnislisten sei bereits erfolgt. Die Umverteilung der Preisgelder laufe. Der frühere Junioren-Weltmeister Loginow ist noch bis zum 25. November 2016 gesperrt. Starych, der durch eine Probe vom 23. Dezember 2013 Epo-Doping nachgewiesen wurde, ist im Dezember 2016 wieder startberechtigt. Die ehemalige Weltmeisterin Jurjewa hat als Wiederholungstäterin ihre Karriere beendet. "Für die Zukunft werden wir verstärkt mit den WADA-zertifizierten NADAs zusammenarbeiten, die Anzahl der Tests für Wachstumshormone erhöhen und unsere Intelligenz durch die Zusammenarbeit mit den Blutpass-Experten der WADA noch weiter verbessern", kündigte Resch an. "Ich habe Vertrauen in unsere interne medizinische Intelligenz für die Teststrategie - die Zahlen aus der Vergangenheit sprechen dafür." Basketball, NBA: Die Golden State Warriors haben einen Startrekord in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA aufgestellt. Mit dem 111:77 gegen die Los Angeles Lakers feierte das Team um den überragenden Stephen Curry am Dienstagabend (Ortszeit) im heimischen Oakland seinen 16. Sieg im 16. Saisonspiel. Der NBA-Meister aus Kalifornien verbesserte damit die Bestmarke, die bislang die Washington Capitals (1948/49) und die Houston Rockets (1993/94) hielten. Curry war gegen die Lakers mit 24 Punkten erneut bester Werfer der Warriors. Leichtathletik, Kenia: Kenias Leichtathleten haben ihren knapp zweitägigen Protest in der Zentrale des nationalen Verbandes AK in Nairobi am Dienstagabend beendet. Zuvor hatte das kenianische Sportministerium als Vermittler fungiert und eine Einigung erwirkt. Demnach soll die Satzung des AK geändert werden, um den Athleten mehr Mitspracherecht einzuräumen. Zudem sollen durch Korruptionsvorwürfe belastete Spitzenfunktionäre ihre Posten räumen. "Wir haben die Athletenvereinigung Paak gebeten, ihre Beschwerden über die Verbandsführung detailliert niederzuschreiben und sie uns in der kommenden Woche zu präsentieren", teilte Richard Ekai vom Sportministerium mit. Etwa 60 Athleten waren am Montagmorgen in das Verbandsgebäude eingedrungen und hatten Funktionäre daran gehindert, ihre Büros zu betreten. Mit Gesängen und Plakaten protestierten sie unter anderem gegen David Okeyo, Vize-Präsident des AK und Mitglied des Iaaf-Councils. Okeyo soll mit zwei anderen kenianischen Funktionären, darunter Präsident Isaiah Kiplagat, umgerechnet rund 650.000 Euro veruntreut haben, die von Sponsor Nike an den nationalen Verband AK gezahlt worden waren. Fifa, Michel Platini: Die Untersuchungskammer der Fifa-Ethikkommission fordert offenbar eine lebenslange Sperre gegen den suspendierten Uefa-Präsident Michel Platini. Das sagte Me Thibaud Ales als Anwalt des früheren Ausnahmefußballers der französischen Nachrichtenagentur AFP und sprach von einem "puren Skandal" sowie einer Übertreibung, solch ein Strafmaß zu fordern. Die Untersuchungskammer hatte in der vergangenen Woche ihren Schlussbericht zu Platini und dem ebenfalls suspendierten Fifa-Chef Joseph Blatter fertiggestellt und darin "Anträge für Sanktionen" gestellt. Der Fall liegt nun bei der rechtsprechenden Kammer unter Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert. Hintergrund der Affäre ist eine Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken, die Blatter 2011 an Platini geleistet hatte. Beide behaupten, dass das Geld für Beratertätigkeiten angewiesen wurde, die Platini von 1999 bis 2002 für die Fifa geleistet haben soll. Die Ethikkommission der Fifa hatte daraufhin Blatter und Platini am 7. Oktober für 90 Tage von allen Fußball-Aktivitäten ausgeschlossen. Fußball, 2. Liga: Frank Kramer ist nicht mehr Trainer von Fortuna Düsseldorf. Wie der vom Abstieg bedrohte Fußball-Zweitligist am Montag bekannt gab, wurde die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung beendet. "Die Entscheidung ist uns unheimlich schwer gefallen, aber wir hatten gemeinsam nicht mehr die Hoffnung, mit Frank Kramer die Wende herbeizuführen", sagte der kommissarische Vereinsvorsitzende Paul Jäger. Als Interimscoach wurde der bisherige Co-Trainer Peter Hermann benannt. Kramer hatte die Fortuna im Juli übernommen und rangiert mit den Rheinländern auf dem vorletzten Tabellenplatz. Zuletzt kam Düsseldorf gegen Schlusslicht MSV Duisburg vor heimischer Kulisse nur zu einem 1:1. Die Fortuna hat in 15 Ligaspielen lediglich 13 Punkte geholt und derzeit zwei Zähler Rückstand auf Rang 15, der den Klassenverbleib sichert. Fußball, Hans-Joachim Watzke: Im Kampf gegen Korruption bei künftigen WM-Vergaben plädiert Hans-Joachim Watzke, Klub-Boss von Borussia Dortmund, für einen Losentscheid. Das sei "die einzige Möglichkeit, dass eine Entscheidung über eine WM-Vergabe nicht manipuliert wird", sagte der 56-Jährige im Interview im Kicker. "Ich stelle mir vor, dass Fifa und Uefa einen Ausschuss mit renommierten Experten für Sicherheit und Marketing bilden. Dieser Ausschuss befindet darüber, ob eine Bewerbung zugelassen wird. Unter denen, die final zugelassen werden, wird gelost", erklärte Watzke. Das garantiere eine maximale Sicherheit, dass es keine Korruption gebe. Einhundert Prozent Sauberkeit scheint es auf internationalem Terrain bei der Vergabe von Großereignissen einfach nicht zu geben. Dennoch sei es wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, wie man Korruption unwahrscheinlicher machen könne. Darüber hinaus forderte Watzke, Franz Beckenbauer mehr Respekt entgegenzubringen. "Auf der einen Seite alles zu bejubeln, was er macht, und auf der anderen als Öffentlichkeit sofort den Stab zu brechen, obwohl die Aufklärung der Ereignisse noch gar nicht erfolgt ist, finde ich nicht in Ordnung", so Watzke. Gerade Beckenbauer habe über Jahrzehnte hinweg zum Wohl des deutschen Fußballs gearbeitet - und nicht zu seinem persönlichen. "Das ist jedenfalls meine Meinung", so der BVB-Chef. Die Position der Borussia sieht Watzke sportlich und finanziell weiterhin gestärkt. Entspannt werde man künftigen Vertragsverhandlungen entgegensehen. "Wir werden um jeden unserer Stars mit Zähnen und Klauen kämpfen und können das auch wirtschaftlich darstellen." Basketball, NBA: Die Siegesserie der Dallas Mavericks und Dirk Nowitzki in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga ist gerissen. Das Team aus Texas verlor am Sonntagabend bei den Oklahoma City Thunder mit 114:117 und kassierte seine erste Niederlage nach sechs Erfolgen. Mit neun Siegen bei fünf Niederlagen blieb Dallas auf Rang drei der Western Conference. Nowitzki kam lediglich auf elf Punkte. Bester Werfer seiner Mannschaft war Deron Williams mit 20 Zählern. Vor allem die Freiwurf-Schwäche verhinderte einen weiteren Sieg der Mavericks. Entscheidender Mann für Oklahoma war Russel Westbrook mit 31 Punkten. Das überragende Team der bisherigen NBA-Saison bleiben die ungeschlagenen Golden State Warriors. Mit dem 118:105 bei den Denver Nuggets feierte der Titelverteidiger aus Kalifornien den 15. Sieg nacheinander und stellten damit den NBA-Startrekord ein. Bisher teilten sich die Washington Capitols (1948/49) und die Houston Rockets (1993/94) die Bestmarke. Fußball, Roman Neustädter: Der deutsche Fußball-Nationalspieler Roman Neustädter vom Bundesligisten Schalke 04 kann sich durchaus vorstellen, bei der EM 2016 in Frankreich für Russland zu spielen. Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, dass Russland Neustädter zu einem Nationalitätenwechsel bewegen wolle. "Wenn das wirklich stimmt, dass sie auf mich zukommen wollen, würde mich das freuen. Es wäre eine super Chance", sagte der 27-Jährige dem kicker. Neustädters Mutter ist Russin, und obwohl er zwei Länderspiele für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bestritten hat, wäre eine Spielerlaubnis für Russland möglich. Neustädter machte aber auch klar: "Mich hat keiner kontaktiert, ich habe selbst auch nur davon gehört." Neustädter ist flexibel einsetzbar, kann im defensiven Mittelfeld, aber auch in der Innenverteidigung spielen. Fußball, Bundesliga: Verteidiger Markus Suttner vom FC Ingolstadt hat sich am Sonntag im Bundesliga-Heimspiel gegen Darmstadt 98 (3:1) einen Mittelfußbruch zugezogen und dürfte einige Monate ausfallen. "Das ist unglaublich bitter, weil er ein ganz wichtiger Spieler ist", sagte Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem Spiel. Der Österreicher wurde in der 16. Minute gegen Robert Bauer ausgewechselt, noch während des Spiels wurde im Krankenhaus die schwere Verletzung festgestellt. Fußball, Serie A: Ohne den angeschlagenen Miroslav Klose hat der italienische Erstligist Lazio Rom seine vierte Niederlage in Serie gerade noch vermieden. Zwei Wochen nach dem 0:2 im Derby beim AS Rom rettete Antonio Candreva (70.) den Laziali per Elfmeter einen Punkt beim 1:1 (0:1) gegen US Palermo. Dennoch verliert der Tabellenachte die Europapokalplätze aus den Augen. Der schwach in die Saison gestartete italienische Rekordmeister Juventus Turin findet allmählich seinen Rhythmus. Ohne Sami Khedira, der auch im Champions-League-Spiel gegen Manchester City ausfällt, besiegte Juventus am 13. Spieltag den AC Mailand mit 1:0 (0:0). Dank des Treffers von Paulo Dybala (65.) schob sich Juve nach dem dritten Sieg in Folge mit 21 Punkten an Milan (20) vorbei. Bei Khedira brach laut Juventus nach der Rückkehr von der Nationalelf eine alte Verletzung wieder auf. In einer Woche soll der 28-Jährige laut Trainer Massimiliano Allegri wieder voll belastbar sein. Nach dem 2:2 des AC Florenz gegen den FC Empoli übernahm Inter Mailand (30) die Tabellenführung durch ein 4:0 (1:0) gegen Aufsteiger Frosinone Calcio. Der AS Rom verpasste es dagegen, aus dem Patzer der Fiorentina Kapital zu schlagen. Die Mannschaft von Antonio Rüdiger, der 90 Minuten durchspielte, kam beim FC Bologna über ein 2:2 (0:1) nicht hinaus und ist Vierter (27). Klose (37) hat in seiner fünften Saison für Lazio erst fünf Liga-Spiele bestritten, bis Anfang Oktober war er wegen einer Oberschenkelverletzung ausgefallen. Zuletzt hatten italienische Medien über das Interesse von US-Klubs an Klose berichtet. Der 137-malige Nationalspieler könnte bereits im März in die Major League Soccer wechseln. Fußball, Süper Lig: Mario Gomez hat mit Besiktas Istanbul die Tabellenspitze in der türkischen Süper Lig verteidigt. Der Nationalstürmer traf am Sonntag beim 2:0 im Heimspiel gegen Sivasspor in der 44. Minute per Elfmeter zur Führung, für Gomez war es bereits der neunte Saisontreffer. Den Sieg sicherte Oguzhan Özyakup in der Nachspielzeit. Besiktas liegt nach dem zwölften Spieltag mit zwei Punkten vor Fenerbahce Istanbul. Bereits sieben Zähler zurück ist Meister und Pokalsieger Galatasaray als Tabellendritter. Eisschnellauf, Salt Lake City: US-Eisschnellläuferin Brittany Bowe hat am Sonntag über 1000 Meter für den vierten Weltrekord beim Weltcup in Salt Lake City gesorgt. Sie verbesserte in 1:12,18 Minuten die erst vor einer Woche in Calgary aufgestellte Bestmarke ihrer Teamgefährtin Heather Richardson-Bergsma um 0,33 Sekunden. Richardson hatte im Gegenzug erst am Samstag Bowe als Weltrekordlerin über 1500 Meter entthront. Eine starke Leistung lieferte Gabriele Hirschbichler ab. Die 31 Jahre alte Inzellerin verbesserte ihre persönliche Bestzeit in 1:14,68 Minuten gleich um 0,61 Sekunden und kam als Achte zu ihrer besten Weltcup-Platzierung seit fast fünf Jahren. Auch ihre Vereinsgefährtin Roxanne Dufter stellte in 1:15,45 Minute auf Platz 17 eine neue persönliche Bestleistung auf.
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Portugiesischer Linksverteidiger will in Lissabon bleiben, Wolfsburg erreicht das deutsche Eishockey-Finale, Augsburg verpasst Sprung an Zweitliga-Spitze, Stevens und Beiersdorfer entlassen. Sport kompakt
Die Grizzly Adams Wolfsburg haben das Finale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) erreicht. Der Hauptrundensieger setzte sich in der Halbfinal-Serie gegen die Krefeld Pinguine mit 3:0 durch und spielt damit zum ersten Mal überhaupt um den Meistertitel. Den entscheidenden dritten Sieg errangen die Niedersachsen am Freitag in einem dramatischen Playoff-Fight in heimischer Halle: Die Truppe von Trainer Pavel Gross gewann 2:1 nach Verlängerung. Ken Magowan (7. Minute) und Kai Hospelt (87.) sorgten für den Erfolg der Grizzlys. Roland Verwey hatte den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt (29.). Im Endspiel treffen die Wolfsburger auf Düsseldorf oder Berlin. Der FC Augsburg hat auf dem Weg in die Fußball-Bundesliga den Sprung an die Tabellenspitze verpasst. Im bayerischen Derby am Freitag gegen die SpVgg Greuther Fürth kam die Mannschaft von Trainer Jos Luhukay nicht über ein 0:0 hinaus. Nach neun Spielen ohne Niederlage in der 2. Liga konnten die Schwaben den Abstand auf Spitzenreiter Hertha BSC Berlin auf einen Zähler verkürzen. Die Fürther wahrten mit dem Remis ihre Chance auf den Aufstiegs-Relegationsplatz. Der Rückstand auf den Tabellendritten VfL Bochum beträgt vier Punkte. Vor 30 035 Zuschauern erarbeiteten sich beide Teams nur wenige gute Möglichkeiten. Einfache Ballverluste und Missverständnisse verhinderten immer wieder den Spielaufbau. In einer temporeichen und kampfbetonten Partie scheiterten zunächst die Augsburger Marcel de Jong und Nando Rafael in einer Doppelchance an Fürth-Torhüter Alexander Walke (19.). In der 33. Minute war es dann wieder Stürmer Rafael, der völlig freistehend die Führung vergab. "Wir hätten hier gewinnen müssen", sagte FCA-Torhüter Simon Jentzsch nach dem Schlusspfiff. Auf der Gegenseite konnte Leonhard Haas zwei Kontermöglichkeiten der Fürther (31./55.) nicht nutzen. Für Fürth-Coach Mike Büskens ging das Unentschieden daher in Ordnung, "in der zweiten Halbzeit hatten wir sogar die Chancen, einen Dreier zu landen". Im Tabellenkeller bleibt der VfL Osnabrück nach einer Nullnummer gegen Schlusslicht Arminia Bielefeld weiter auf dem Relegationsplatz. Im bedeutungslosen Mittelfeldduell zwischen dem MSV Duisburg und Alemannia Aachen sammelten die Meidericher mit dem 3:2 (2:2)-Erfolg Selbstvertrauen für das Pokalfinale in sechs Wochen (21. Mai) in Berlin gegen Schalke 04. Der frühere Bundesliga-Coach Huub Stevens und der deutsche Ex-Nationalspieler Dietmar Beiersdorfer sind beim österreichischen Fußball-Meister Red Bull Salzburg entlassen worden. Das teilte der Klub am Freitagnachmittag mit. Salzburg zog mit der Trennung von seinem niederländischen Trainer und seinem Sportdirektor die Konsequenz aus dem enttäuschenden Verlauf der bisherigen Saison. Salzburg liegt neun Spieltage vor dem Saisonende auf dem dritten Platz und hat fünf Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Austria Wien. Damit hat Red Bull nur noch geringe Chancen auf den dritten Titelgewinn nacheinander. "Da gehört auch eine Portion Glück dazu - aber die haben sie ja anscheinend." (Fußball-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger am Freitag in München auf die Frage, ob Schalke 04 nach dem 5:2 bei Inter Mailand auch die Champions League gewinnen könne) Weltmeister Sebastian Vettel hat sich nach seiner Gala-Vorstellung vom Saisonauftakt in Melbourne im freien Training von Kuala Lumpur mit Platz vier begnügt. Platz eins ging an Vettels australischen Teamkollegen Mark Webber, der in 1:36, 876 Minuten 214 Tausendstelsekunden schneller war als der 23-jährige Deutsche. Zwischen die beiden "Bullen" schoben sich die britischen McLaren-Piloten Jenson Button, dem nur fünf Tausendstelsekunden auf Webber fehlten, und Lewis Hamilton. Rekordweltmeister Michael Schumacher zeigte im Mercedes als Fünfter deutlich aufsteigende Tendenz, allerdings war er rund eine Sekunde langsamer als Vettel. Schumachers Teamkollege Nico Rosberg landete auf dem siebten Rang unmittelbar vor Nick Heidfeld, der nach einem Brems- und Aufhängungsschaden am Vormittag fast die komplette erste Trainingssitzung verpasst hatte. Adrian Sutil platzierte sich im Force-India-Mercedes auf Position 17, zwei Ränge vor Force-India-Testfahrer Nico Hülkenberg, der am Vormittag im Einsatz war. Timo Glock belegte im Virgin-Cosworth Position 21. Vor dem 2. WM-Lauf am Sonntag (10.00 Uhr MESZ) führt Vettel nach seinem Sieg in Melbourne in der Gesamtwertung mit 25 Punkten vor Hamilton (18). Fabio Coentrao hat dem Fußball-Rekordmeister Bayern München eine klare Absage erteilt. "Ich will nicht kontaktiert werden, will nicht angerufen werden. Ich gehe eh nicht ans Telefon. Ich bin genervt davon, ständig zu wiederholen, dass ich bleiben möchte", sagte der portugiesische Nationalspieler der Sporttageszeitung A Bola. Statt zu den Bayern zu gehen, möchte der 23 Jahre alte Linksverteidiger lieber beim portugiesischen Rekordchampion Benfica Lissabon bleiben. "Ich konzentriere mich auf Benfica, ich bin Spieler bei Benfica, dort habe ich einen Vertrag bis 2016. Ich liebe Benfica und bin glücklich hier", sagte Coentrao weiter, und ergänzte: "Ich kann nicht gehen, es wäre unfair gegenüber Benfica, wo man mir sehr geholfen hat. Ich muss dankbar sein." Coentrao galt beim FC Bayern als Ideallösung für die vakante Position links in der Viererkette. Möglich scheint allerdings auch, dass die Bayern sich für den niederländischen Nationalspieler Gregory van der Wiel von Ajax Amsterdam entscheiden. Der ist zwar Rechtsverteidiger, der auf dieser Position gesetzte Bayern-Kapitän Philipp Lahm könnte sich jedoch einen Wechsel zurück auf die linke Seite vorstellen, wie er in dieser Woche betonte. DFB-Präsident Theo Zwanziger hat in einem Verfahren gegen den früheren Schiedsrichter-Betreuer Manfred Amerell einen Sieg errungen. Das Oberlandesgericht Augsburg sah Äußerungen von Zwanziger gegenüber Amerell durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt. Der DFB-Präsident hatte die Affäre um Amerell und Schiedsrichter Michael Kempter zuvor in einen Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche gebracht. Gegen die Äußerungen von Zwanziger im Frühjahr 2010 hatte Amerell unter Hinweis auf die Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte geklagt und am 12. April des vergangenen Jahres zunächst eine Einstweilige Verfügung vor der 8. Zivilkammer des Landsgerichts Augsburg erwirkt. Die Richter beurteilten die Bemerkungen des DFB-Präsidenten damals als "unwahre Tatsachenbehauptungen". Juristisches Herzstück der Affäre bleibt allerdings die Auseinandersetzung vor dem Landgericht in Hechingen. Bei diesem Prozess geht es um die zentrale Frage, ob die intimen Kontakte zwischen Amerell und Kempter einvernehmlich waren oder unter Amerells Druck zustande kamen. Der Schwede Staffan Olsson ist als Nachfolger von Handball-Bundestrainer Heiner Brand im Gespräch. Der 47-Jährige könnte nach dem Abschluss der EM-Qualifikation im Juni das Amt von Brand übernehmen. Olsson soll aus dem Kreis der Handball-Bundesliga (HBL) für den Posten vorgeschlagen worden sein. "Es gibt einen Kreis von Kandidaten. Wir geben aber keine Wasserstandsmeldungen ab", sagte HBL-Vizepräsident Bob Hanning dem SID. Hanning gehört der nach dem WM-Debakel gegründeten Arbeitsgruppe Nationalmannschaft ("Task Force") an. Für Brand war sein Rücktritt nach dem elften Platz bei der WM in Schweden eigentlich schon beschlossene Sache. Zuletzt hatte er offen gelassen, ob er seinen bis 2013 laufenden Vertrag beim Deutschen Handball-Bund (DHB) erfüllen oder einen anderen Posten beim Verband übernehmen wird. Olsson hatte gemeinsam mit Ola Lindgren die schwedischen Handballer bei der WM im eigenen Land auf Platz vier geführt. Die Bundesliga hat im Kampf um den zweiten Platz in der Fünf-Jahres-Wertung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) weiter Boden auf Spanien eingebüßt. Daran änderte auch das 5:2 von Schalke 04 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Inter Mailand nichts. Weil auch der FC Barcelona, Real Madrid und der FC Villarreal im Europapokal auftrumpften, baute Spanien (79,757) seinen Vorsprung auf Deutschland (68,936) auf 10,821 Punkte aus. Weil die Spanier im Ranking 2011/12 aus der Saison 2006/07 aber insgesamt 9,500 Punkte mehr als Deutschland verlieren, ist der zweite Platz für die Bundesliga dennoch in greifbarer Nähe. Durch den Triumph der Königsblauen liegt die Bundesliga weiter komfortabel vor Italien (60,552). England (84,642) führt die Wertung unangefochten an. Die deutsche Meisterin Elisabeth Seitz hat sich wenige Stunden vor dem Mehrkampf-Finale der Turn-Europameisterschaften in Berlin den kleinen Finger der linken Hand verletzt. Die 17-jährige Mannheimerin zog sich die Verletzung beim Training am Schwebebalken zu. Der Finger wurde umgehend wieder eingerenkt. Wie Cheftrainerin Ulla Koch mitteilte, sollte Seitz dennoch im Mehrkampf-Finale am Abend an den Start gehen können. In der Qualifikation hatte Seitz als Vierte ihre gute Form unterstrichen. Das Final Four der Handball-Champions-League in Köln ist auch in diesem Jahr ein Zuschauer-Magnet. 50 Tage vor dem Start des Vierer-Turniers in der Kölner Arena wurden bereits 17.500 Tickets verkauft. Die restlichen 2000 Karten können in der Woche nach der Halbfinal-Auslosung am 2. Mai direkt bei den vier besten europäischen Klubs erworben werden, wie die Europäische Handball-Föderation EHF am Freitag mitteilte. Damit ist davon auszugehen, dass die Veranstaltung wie im vergangenen Jahr ausverkauft sein wird. Für den Höhepunkt der "Königsklasse" am 28. und 29. Mai orderten Fans aus mehr als 25 europäischen Staaten Tickets, selbst aus Kanada wollen welche in die Domstadt kommen. Um den Einzug ins Final Four kämpfen mit Titelverteidiger Kiel (gegen den FC Barcelona), Bundesliga-Spitzenreiter HSV Hamburg (Medwedi Tschechow), der SG Flensburg-Handewitt (Ciudad Real) und den Rhein-Neckar Löwen (Montpellier) gleich vier deutsche Klubs. 800-m-Weltmeisterin Caster Semenya greift bei den Olympischen Spielen 2012 zweimal nach Gold. Die Südafrikanerin will in London neben ihrer Paradestrecke auch die 1500 m in Angriff nehmen. Semenya, die wegen ihres hohen Anteils an männlichen Hormonen elf Monate nicht starten durfte, wird schon bei den Weltmeisterschaften im südkoreanischen Daegu (27. August bis 4. September) auf der längeren Distanz starten. "Die Weltmeisterschaften sind mein vorrangiges Ziel in diesem Jahr", sagte Semenya, die 2009 in Berlin WM-Gold über 800 m geholt hatte und ihren Titel in Daegu verteidigen wird. An diesem Wochenende startet die 20-Jährige bei den südafrikanischen Landesmeisterschaften in Durban, bevor sie nach Europa kommt. Semenya war vor zwei Jahren durch ihren Titelgewinn schlagartig in die Weltspitze vorgedrungen, musste anschließend wegen der Zweifel an ihrem Geschlecht aber eine fast einjährige Zwanspause einlegen. Im Juli entschied der Leichtathletik-Weltverband IAAF dann, dass sie weiter als Frau starten darf. Bei Semenya gibt es laut Experten sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale. Oliver Kreuzer hat seinen Vertrag als Sportdirektor des österreichischen Fußball-Bundesligisten Sturm Graz um zwei Jahre verlängert. Der gebürtige Mannheimer, ehemals Profi beim Karlsruher SC und beim FC Bayern München, soll die sportliche Verantwortung beim amtierenden Pokalsieger und derzeitigen Tabellenzweiten nun bis 2013 tragen. Der 45 Jahre alte Kreuzer ist seit 2008 Sportdirektor beim zweimaligen österreichischen Meister. Der ehemalige Nationaltorwart Joseph "Peppi" Heiß bleibt auch in der kommenden Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) Co-Trainer beim EHC München. Der Vertrag des 47-Jährigen wurde um ein Jahr verlängert, teilte der Verein am Freitag mit. "Primär wird er sich weiter um die Arbeit mit unseren Torleuten kümmern", sagte Manager Christian Winkler.
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Ehe im Jahr 2021 die große Elektro-Offensive startet, setzt BMW bei seinen neuen Modellen auf die klassischen Tugenden der Marke: Agilität, Sportlichkeit, Fahrdynamik - mit unterschiedlichem Erfolg.
Für die Wettbewerber ist Sportlichkeit zumeist eine Frage des Entweder-oder. Audi zieht erst bei den S- und RS-Modellen sämtliche fahrdynamischen Register, bei Mercedes steht der AMG-Schriftzug für Ware mit deutlich mehr Leistung unter der Haube. BMW praktiziert eine ähnliche Zweiteilung mit den vergleichsweise mild gewürzten M-Performance-Fahrzeugen und der kompromisslos auf Fahrspaß getrimmten M-Palette. Doch während anderswo die Basismodelle eher komfortbetont abgestimmt sind, spiegelt sich die an Agilität und Spritzigkeit orientierte Markenphilosophie der Münchner im gesamten Programm wider. Diese sorgsam gepflegte Sportlichkeit hat BMW auch dem neuen 3er in die Wiege gelegt. Die äußere Form mag brav und konservativ wirken, aber das Fahrerlebnis überzeugt. Einen Vergleich mit dem Audi A 4 und der C-Klasse von Mercedes kann man sich sparen, denn auch dieser 3er bereitet deutlich mehr Fahrspaß als der Rest der Mittelklasse-Meute. Schon die Limousine, die an Länge und Radstand zugelegt hat, erfüllt die nahezu komplette Bandbreite der Erwartungen. Der Viertürer ist bereits mit dem Standardfahrwerk ohne Dämpferverstellung und M-Paket ausreichend komfortabel und erstaunlich fahraktiv - und das, obwohl die Ingenieure der simplen Federbeinvorderachse die Treue hielten. An die leichtere und steifere Karosserie ist ein Fahrwerk angebunden, das selbst dort noch die Contenance bewahrt, wo andere Autos aufsetzen oder krachend bis zum Anschlag einfedern. Zu den wichtigsten vertrauensbildenden Maßnahmen gehören die akkurate und rückmeldungsfreudige Lenkung, das vorausschauend mitdenkende Automatik-Getriebe und die konditionsstarke Sportbremse. Die Motoren sind allesamt nach Euro6 d-Temp zertifiziert. Die Angst vor der Diesel-Keule ist damit weitgehend unbegründet, an den klaren Vorteilen des Ölbrenners in Bezug auf Drehmoment und Verbrauch kann ohnehin kein Gesetzgeber rütteln. Allerdings zahlt man für den 330d mit 265 PS inzwischen fast 5000 Euro mehr als für den 44 750 Euro teuren 330i, der mit seinem 258 PS starken Vierzylinder kaum schlechter geht und nach WLTP nur 5,8 Liter verbraucht. 2019 wird die Palette um drei spannende Varianten erweitert. Der 330e, ein Plug-in-Hybrid (PHEV) kann 50 Kilometer weit elektrisch fahren, der M 340i xDrive ist mit seinem 374 PS starken Sechszylinder ein rundum souveräner BMW der alten Schule, der nächste M3 soll auf 460 bis 550 PS hochgerüstet werden. Detailansicht öffnen Kaum Innovationen: Für das 8er Coupé wird es schwer, sich in der sportlichen Oberklasse gegen die Konkurrenz zu behaupten. (Foto: Daniel Kraus, BMW) In der sportlichen Oberklasse tut sich die Marke zumindest in Europa nach wie vor schwer, und daran dürfte auch der neue 8er nicht viel ändern. Ein echter Sportwagen auf dem Niveau des Porsche 911 war angekündigt; einen schweren Gran Turismo mit viel Leistung, extrovertiertem Blechkleid mit viel Bling und wenig Platz im Fond konnte man bei der Präsentation erleben. Obwohl schon der 6er hinter den Erwartungen zurückblieb, tritt auch der 8er wieder in einem Segment an, das längst zur Nische geschrumpft ist. Der 840 d kostet fast 20 000 Euro mehr als der alte 640 d, womit er preislich auf dem Niveau des 7er liegt - zwar mit Luftfederung und Allradlenkung, aber zum Start nicht einmal teilelektrifiziert und damit ohne Innovationsbonus. In diesen ohnehin engen Markt drängen 2019 nacheinander das 8er Cabrio, der etwa 650 PS starke M 8 und das Gran Coupé. Wenigstens darf man mittelfristig auf die PHEV-Technik des facegelifteten 745 e hoffen, der endlich den standesgemäßen Sechszylinder-Benziner aktiviert und mit einem Akku mit 20 Kilowattstunden samt 125 kW starker E-Maschine zusammenspannt. Der neue 8er ist kein Freund schmaler Landstraßen Voll ausgestattet wiegt der M 850i xDrive rund zwei Tonnen und kostet mindestens 125 700 Euro. Die Fahrleistungen sind beeindruckend (in 3,7 Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer), aber der schwere Wagen ist kein Freund von schmalen Landstraßen, dem raschen Wechselspiel von Senken und Kuppen, engen Kurven und unebenem Geläuf mit brüchigen Banketten, Spurrinnen und plötzlich einseitig wegsackendem Belag. Auf der Autobahn ist der 530 PS starke BMW dagegen in seinem Element, er beschleunigt selbst jenseits von 160 Kilometer pro Stunde mit Nachdruck, das Fahrwerk läuft auf gut ausgebauten Passagen und in langen Kurven zur Höchstform auf, die Lenkung reagiert ebenso unaufgeregt wie präzise, und auf die Bremse ist in jeder Situation Verlass. Detailansicht öffnen Der neue Z4 kehrt vom Blechdach zurück zur Stoffmütze. Eine geschlossene Variante ist aktuell nicht geplant. (Foto: Bernhard Limberger, BMW) Und der neue Z 4? Obwohl BMW das Auto zusammen mit dem Hybrid-Spezialisten Toyota realisiert hat, fehlt auch dem neuen Roadster das grüne Etwas. Die dritte Auflage des Einstiegs-Sportlers kehrt reumütig zum Stoffverdeck zurück, das mehr Emotionen freisetzt, den Schwerpunkt absenkt und Gewicht sparen sollte, in diesem Fall aber minimal zulegt. Der Grund: der Wagen ist länger und breiter geworden, die erweiterte Komfort- und Sicherheitsausstattung schlägt ins Kontor, auch die größeren Räder und Bremsen hinterlassen auf der Waage ihre Spuren. Trotzdem ist man im Z 4 30 i (2,0 Liter, 258 PS) und vor allem im M 40 i (3,0 Liter, 340 PS) ausgesprochen flott unterwegs. Mit 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h verliert das ab 60 950 Euro verfügbare Topmodell nur zwei Zehntel auf den über 20 000 Euro teureren Porsche Boxster GTS, der sich schwer tut, dem Rivalen davonzuziehen. Der Z 4 mag es, mit unaufgeregten Lenkwinkeln auf Zug gefahren zu werden, ohne den Gang zu wechseln sauber im Fluss zu bleiben, schon ab 1600 Touren der maximalen Schubkraft von 500 Nm freien Lauf zu lassen. Mit Adaptivfahrwerk, Sportbremse und Sperrdifferenzial ist der M 40 i bestens gerüstet für schlechtes Wetter und anspruchsvolle Strecken. Bei Sonne und offenem Dach schlüpft der langnasige Roadster gerne in die Rolle des lässigen Gleiters, doch sobald es Ernst wird und der Fahrer alle Luken dicht macht, vermittelt der Z 4 sogar mehr Sportwagen-Feeling als der kräftigste 8er. Trotz leicht frontlastiger Gewichtsverteilung und noch längst nicht ausgereizter Motorleistung, kombiniert der Wagen kurvengieriges Handling mit erstaunlich viel Grip. Die Straßenlage hält bis ans Limit, was der erste Eindruck verspricht, die flinke Lenkung spielt dem Fahrer die Fahrbahn in die Hände, Schaltpaddel und Bremse entfalten auf kurvigen Straßen im Zusammenspiel eine imposante Fahrdynamik. Die artverwandten Bedienkonzepte der drei Neuankömmlinge erlebt der Kunde als ebenso facettenreiche wie unfertige Wanderbaustelle. Eine positive Überraschung ist die sprachgesteuerte Dialogfähigkeit von 3er und 8er. Eingaben wie "mir ist kalt", "wie weit noch zum Ziel?", "zeig mir den Durchschnittsverbrauch" oder "wo finde ich einen wirklich guten Italiener?" werden ohne Hänger beantwortet. Selbst in regionale Sprachfärbungen kann sich der Computer nach kurzer Anlernzeit hineindenken. Weil die Sprachbedienung so gut funktioniert, bewirkt die Redundanz der Displays, des iDrive Controllers und des Multifunktionslenkrads schon nach wenigen Kilometern einen Overkill-Effekt. Die Gestensteuerung ist ohnehin schon wieder passé, der Dreh-Drück-Steller ist dem mit fettigen Fehlversuchen übersäten Touchscreen überlegen, die Feinjustierung funktioniert mit den zwei Lenkradtasten am besten. Der 3er Gran Turismo wird den Modellwechsel nicht überleben, das nächste 4er Cabrio verabschiedet sich vom versenkbaren Hardtop, vom 4er Gran Coupé soll es künftig auch eine M-Variante geben. Ein 3er mit Dreizylinder ist dagegen nicht mehr geplant, denn die strengeren Abgasnormen bevorteilen größere Hubräume. Ein Z 4 als Coupé wäre eine feine Sache, aber BMW muss sparen, und eine zusätzliche Karosserievariante verdoppelt nicht automatisch das Volumen. Ob der 8er mehr sein wird als eine Eintagsfliege hängt auch vom künftig neu positionierten 7er ab, dessen vollelektrische Ausführung als i 7 eine ganz andere Marschrichtung einschlägt als das Grundmodell. Denkbar ist auch, dass BMW die i-Familie der Oberklasse mit dem angeblich bereits beschlossenen X 8 (Coupé) und einem möglichen X 9 (Luxus-SUV nur für China und Amerika) komplett neu erfindet.
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Die Paralympics-Starter Heinrich Popow und Markus Rehm präsentieren sich vor WM-Start in überragender Form. Nach über 30 Stürzen am Sachsenring erwischt es auch Jonas Folger und Stefan Bradl, am Sonntag starten beide in ihren Klassen von Platz vier. Basketballer Philipp Schwethelm muss wegen Rückenproblemen auf die EM verzichten.
Leichathletik, Weltrekorde: Die deutschen Paralympics-Starter befinden sich eine Woche vor dem Beginn der WM in Lyon in blendender Form. Nach Heinrich Popow über 100 m (12,11) hat auch Markus Rehm in seiner Spezial-Disziplin den Weltrekord deutlich verbessert. Im Weitsprung erzielte der unterschenkelamputierte Leverkusener beim integrativen Leichtathletik-Sportfest seines Heimatvereins 7,54 m - 19 cm mehr als bei seinem Gold- und Weltrekord-Sprung bei den Spielen in London im vergangenen September. "Was für ein Treffer! Weit mehr als erhofft bei der Generalprobe. So kann es bei der WM gerne weiter gehen", sagte der 24 Jahre alte Rehm. Popow hatte bei zulässigem Rückenwind von 1,2 Metern/Sekunde zwei Tage vor seinem 30. Geburtstag die alte Bestmarke von Earle Connor um drei Hunderstelsekunden verbessert. Der Kanadier war insgesamt 17 Jahre im Besitz des jeweiligen Weltrekords gewesen. Motorsport, Stefan Bradl: Stefan Bradl geht beim Heimspiel am Sachsenring aus der zweiten Startreihe ins Rennen. Der Trainingsschnellste vom Freitag wurde im Qualifying zum Großen Motorrad-Preis von Deutschland Vierter und hat damit beste Aussichten, erstmals in der Königsklasse MotoGP auf das Podium zu fahren. Das Rennen wird am Sonntag um 14.00 Uhr (Sport1) gestartet. Der 23-Jährige Bradl (Honda) rutschte Mitte des 15-minütigen Q2 der zwölf besten Fahrer von der Strecke und verlor auf der Jagd nach der schnellsten Runde wertvolle Zeit. Die Pole Position eroberte der spanische Rookie Marc Márquez (Honda), neben dem Moto2-Weltmeister stehen der Brite Cal Crutchlow und Italiens Superstar Valentino Rossi (beide Yamaha). Beim Qualifying nicht dabei waren Weltmeister Jorge Lorenzo (Yamaha) und sein spanischer Landsmann Dani Pedrosa (Honda) nach schweren Stürzen. Lorenzo wurde am Samstag in seiner Heimat erneut am Schlüsselbein operiert und kann nicht starten. WM-Spitzenreiter Pedrosa erlitt ebenfalls einen kleinen Bruch im Schlüsselbein, hofft aber noch auf die Teilnahme am Rennen. Motorsport, Jonas Folger: Motorrad-Pilot Jonas Folger hat sich auf dem Sachsenring in die lange Liste der Sturzopfer eingetragen, darf beim Großen Preis von Deutschland am Sonntag (11.00 Uhr/Sport1) aber dennoch auf einen Podiumsplatz hoffen. Der 19-Jährige aus Schwindegg belegte im Qualifying der Moto3 den vierten Rang und startet damit aus der zweiten Reihe. "Es ist ärgerlich, dass ich gestürzt bin", sagte Folger, "zum Glück konnte ich wieder rausfahren". Für das Rennen ist der Oberbayer optimistisch: "Wir wissen, dass wir schnell sind. Ich hoffe, dass ich bis zum Schluss vorne dabei bin und aufs Podium fahre." Der WM-Vierte stürzte in der Anfangsphase des Qualifikationstrainings mit hohem Tempo in der berüchtigten Kurve 11, konnte aber nach einer fast 15-minütigen Pause weitermachen und holte seine Bestzeit. "Es war nicht so einfach, das auszublenden. Ich war ein bisschen blockiert", sagte Folger mit Blick auf den Sturz. Schneller waren nur die Spanier Alex Rins, Luis Salom und der Portugiese Miguel Oliveira. Deutlich weiter hinten landeten die übrigen deutschen Starter. Philipp Öttl (Ainring/Kalex/17.), Lokalmatador Toni Finsterbusch aus Krostitz (27.), Kevin Hanus (Nürnberg/30.), Luca Amato (Bergisch Gladbach/33.) und Florian Alt (Nümbrecht/34.) haben es beim Heimrennen im Kampf um WM-Punkte schwer. Basketball, EM-Absage: Philipp Schwethelm wird der deutschen Basketball-Nationalmannschaft in diesem Sommer nicht zur Verfügung stehen. Der Ulmer muss wegen Rückenbeschwerden passen und sagte am Freitagabend seine Teilnahme an der Europameisterschaft in Slowenien ab. "Ich hatte schon in den Playoffs Probleme mit dem Rücken", berichtete Schwethelm, der deshalb nach Saisonende einige Wochen komplett pausierte. Allerdings wurden die Schmerzen in dieser Zeit nicht weniger. "Es ist leider nicht absehbar, dass ich in ein, zwei Wochen wieder komplett fit bin", sagte der 24-Jährige enttäuscht. Für den neuen Bundestrainer Frank Menz bedeutet die Absage des Small Forwards einen weiteren Rückschlag. Der Nachfolger von Svetislav Pesic muss in diesem Sommer bereits unter anderem auf Steffen Hamann, Jan-Hendrik Jagla und Tim Ohlbrecht verzichten. Superstar Dirk Nowitzki hatte bereits vor langer Zeit seine Auszeit im Nationalteam angekündigt. Die EM findet vom 4. bis 22. September statt. FC St. Pauli, Testspiel: Dem FC St. Pauli ist eine Woche vor dem Saisonstart in der 2. Fußball-Bundesliga ein Achtungserfolg gelungen. Die Hamburger besiegten am Freitagabend in einem Testspiel den türkischen Spitzenklub Besiktas Istanbul mit 1:0 (1:0). Das Tor des Tages erzielte St. Paulis Kapitän Fabian Boll in der 41. Minute. Das Testspiel stand vor 18 017 Zuschauern im heimischen Millentorstadion nach einer Stunde vor dem Abbruch. Besiktas-Fans hatten in ihrem Zuschauerblock bengalische Feuer und Feuerwerkskörper gezündet. Schiedsrichter Patrick Ittrich aus Hamburg unterbrach die Partie für drei Minuten und schickte die Teams in die Kabinen. Bereits in der ersten Halbzeit hatte es einen Ordner- und Polizeieinsatz im Besiktas-Fanblock gegeben. Nach der Unterbrechung beruhigten sich die erhitzten Gemüter im türkischen Fanblock wieder. Im neunten und letzten Testspiel vor der neuen Saison gelang St. Pauli ein verdienter Erfolg. Es war der achte Sieg bei einem Remis. In der Startelf der Hamburger standen drei Zugänge: Als Rechtsverteidiger kam Marcel Halstenberg zum Einsatz, die Rolle des Spielgestalters übernahm Marc Rzatkowski, Christopher Nöthe bildete im 4-2-3-1-System von Trainer Michael Frontzeck die Spitze. Der FC St. Pauli startet am kommenden Freitag mit einem Heimspiel gegen den TSV 1860 München in die neue Zweitligasaison. Frauenfußball, EM: Titelanwärter Frankreich hat bei der Fußball-Europameisterschaft der Frauen in Schweden als erste Mannschaft einen Sieg gelandet. Das Team von Trainer Bruno Bini gewann am Freitag in Norrköping sein Auftaktspiel in der Gruppe C gegen Russland souverän 3:1 (2:0). Starstürmerin Marie-Laure Delie mit einen Doppelpack in der 21. und 33. Minute und Eugenie Le Sommer (67.) schossen den hochverdienten Erfolg fast mühelos heraus. Jelena Morosowa (83.) gelang in der Schlussphase noch das 1:3. Anschließend setzte sich Spanien in Linköping nach einer spannenden Schlussphase mit drei Toren 3:2 (1:1) gegen England durch. Nach dem 2:1 durch Jennifer Hermoso (85.) sahen die Spanierinnen schon wie die Siegerinnen aus, doch Laura Bassett (89.) glich aus. In der Nachspielzeit sorgte Alexia Putellas unter Mithilfe von Englands Torhüterin Karen Bardsley doch für den spanischen Erfolg. In der Anfangsphase hatten Verónica Boquete (4.) und Eniola Aluko (8.) getroffen. Basketball, NBA: Der frühere NBA-Champion Dallas Mavericks um den deutschen Ausnahme-Basketballer Dirk Nowitzki hat auf dem Spielermarkt zugeschlagen: Die Mavs sicherten sich Monta Ellis von den Milwaukee Bucks für drei Jahre, in denen der Guard bis zu 30 Millionen Dollar (23,3 Millionen Euro) verdienen soll. Der 27 Jahre alte Ellis kam in der abgelaufenen Saison in 82 Spielen auf durchschnittlich 19,2 Punkte für die Bucks, ehe er den noch ein Jahr laufenden Vertrag per Option beendete. Die Verpflichtung von Ellis schließt bei den Mavericks allerdings nicht die Lücke in vorderster Front, die sich nach dem Abgang von Center Chris Kaman zu den Lakers noch vergrößert hat. Während Dallas mittlerweile fünf neue Guards verpflichtet hat, fehlt angesichts der Absage von Dwight Howard (nach Houston) und dem Verzicht auf Andrew Bynum (nach Cleveland) weiterhin der dringend benötigte zweite starke "Big Man" neben Nowitzki. US-Medienberichten zufolge sollen die Mavs nun sogar bei Greg Oden (zuletzt Portland) vorgefühlt haben. Der Nummer-1-Pick der Draft von 2007 hat verletzungsbedingt seit 2009 kein einziges Spiel bestritten. Zudem müssen die Mavs den längerfristigen Ausfall von Guard Shane Larkin verkraften. Der Erstrunden-Pick der Texaner in der abgelaufenen Draft zog sich im Training einen Knöchelbruch zu und wird mindestens drei Monate fehlen. Radsport, Tour de France: Der britische Radprofi Mark Cavendish hat die 13. Etappe der 100. Tour de France gewonnen und die deutsche Siegesserie gebrochen. Der 28-Jährige vom Team Quick Step setzte sich am Freitag nach 173 Kilometern zwischen Tours und Saint-Amand-Montrond vor Peter Sagan (Slowakei/Cannondale) durch. Das Gelbe Trikot trägt weiter der britische Top-Favorit Christopher Froome (Sky), der jedoch überraschend viel Zeit auf die Verfolger Alberto Contador (Spanien/Saxo-Tinkoff) und Bauke Mollema (Niederlande/Belkin) einbüßte.
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mlsum-de-9815
Die Basketballer von Bayern München verteidigen erfolgreich die Tabellenführung - und überzeugen gegen die Frankfurt Skyliners. Angelique Kerber erwischt beim Abschlussturnier der Frauen eine schwierige Gruppe. Timo Glock gewinnt in seinem BMW überraschend das Tourenwagen-Rennen in Hockenheim.
Basketball-Bundesliga: Bayern München bleibt in der Basketball-Bundesliga das Maß der Dinge, Meister Brose Baskets Bamberg setzte seinen Aufwärtstrend fort. Die Bayern gewannen beim 97:65 (49:29) gegen die Frankfurt Skyliners auch ihr fünftes Saisonspiel in überzeugenden Manier und verteidigten damit die Tabellenführung erfolgreich. Bamberg siegte ohne große Mühe mit 86:74 (46:40) bei den Eisbären Bremerhaven und fuhr den dritten Sieg im fünften Spiel ein. Unbesiegt bleiben neben den Bayern die EWE Baskets Oldenburg, die sich 78:65 bei medi Bayreuth durchsetzten. Bei den Bayern, die erneut auf den verletzten Nationalspieler Steffen Hamann verzichten mussten, waren Heiko Schaffartzik und Malcolm Delaney (je 15 Punkte) die besten Werfer. Nach dem 94:73 gegen Stelmet Zielona Gora aus Polen in der Euroleague verpassten die Münchner die 100-Punkte-Marke erneut nur knapp. Bester Werfer der Bamberger, die den Schwung vom 84:70 gegen Straßburg in der Euroleague mitnehmen konnten, war Anton Gavel mit 16 Punkten. Bei den Eisbären verbuchte Darius Adams 20 Zähler. Für die defensivstarken Oldenburger kamen in Bayreuth Ricky Paulding und Robin Smulders jeweils auf 17 Punkte. Tennis, WTA-Finale in Istanbul: Schweres Los für Angelique Kerber: Deutschlands Nummer eins aus Kiel trifft beim WTA-Masters vom 22. bis 27. Oktober in Istanbul in der Gruppenphase auf die Weltranglistenerste und Titelverteidigerin Serena Williams (USA) sowie die Polin Agnieszka Radwanska und die frühere Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova aus Tschechien. Dies ergab die Auslosung am Sonntag in der türkischen Metropole. "Ich habe mich als Letzte qualifiziert. Und vielleicht werden die Letzten die Ersten sein", sagte die 25-Jährige. In der zweiten Gruppe treten Wiktoria Asarenka (Weißrussland), Sara Errani (Ialien), Jelena Jankovic (Serbien) und Li Na (China) an. Kerber ist zum zweiten Mal beim Saisonfinale der acht besten Spielerinnen dabei. Im Vorjahr schied Kerber nach Niederlagen gegen Williams, Asarenka und Li ohne einen Sieg in der Vorrunde aus. 2. Liga, Randale: Nach der Zweitligapartie zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem Karlsruher SC ist es am Sonntag nach Polizeiangaben zu Ausschreitungen gewaltbereiter Fußballfans gekommen. Rund 40 KSC-Anhänger seien im Hauptbahnhof in Kaiserslautern aus einem wartenden Zug gestiegen und auf die Gleise gerannt, um zu rund 80 FCK-Fans zu gelangen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. "Beide Seiten warfen Flaschen und randalierten. Die Situation war bedrohlich." Der Polizei sei es jedoch gelungen, die gegnerischen Lager zu trennen. Zeitweise habe man dafür einige Zugänge zu den Gleisen sperren müssen. Nachdem der Zug mit den Karlsruhe-Fans abgefahren sei, habe sich die Situation beruhigt. "Bisher sind uns keine Verletzungen bekannt", sagte der Sprecher. Die Bundespolizei war im Bahnhof mit rund 400 Kräften im Einsatz. Das Spiel hatte 2:2 geendet. DTM, Timo Glock: Der frühere Formel-1-Pilot Timo Glock hat im letzten Rennen seiner ersten DTM-Saison überraschend den ersten Sieg in der Tourenwagenserie gefeiert. Der 31-Jährige aus Wersau gewann den zehnten Lauf in Hockenheim und verhalf BMW damit zudem zur erfolgreichen Titelverteidigung in der Markenwertung vor Audi. Beim Regenrennen auf der Traditionsstrecke feierte der junge Mercedes-Pilot Roberto Merhi (Spanien) trotz Startplatz 21 und einer Durchfahrtstrafe mit Rang zwei seinen ersten Podestplatz in der DTM. Der entthronte Titelverteidiger Bruno Spengler (Kanada) beendete die Saison auf einem versöhnlichen dritten Platz, der neue Champion Mike Rockenfeller (Neuwied) fuhr im Audi nur auf den 16. Platz und holte erstmals in diesem Jahr keine Punkte. Tennis, WTA-Turnier in Luxemburg: Fed-Cup-Spielerin Annika Beck hat das erste Endspiel ihrer Karriere auf der WTA-Tour verloren. Die 19-Jährige aus Bonn unterlag in Luxemburg der ehemaligen Weltranglistenersten Caroline Wozniacki aus Dänemark nach 74 Minuten mit 2:6, 2:6 und musste sich mit einem Preisgeld von 16.129 Euro trösten. Beck war ins Finale eingezogen, nachdem ihre Gegnerin Stefanie Vögele aus der Schweiz im zweiten Satz verletzungsbedingt aufgegeben hatte. Die topgesetzte Wozniacki hatte mit einem 6:4, 6:4 gegen die als Nummer drei eingestufte Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki aus Berlin ein deutsches Endspiel verhindert. Für die Dänin war es der 21. Titel auf der WTA-Tour. Auch im Doppel gab es keinen deutschen Sieg. Kristina Barrois (Bous) musste sich mit ihrer französischen Partnerin Laura Thorpe der Paarung Stephanie Vogt/Yanina Wickmayer (Liechtenstein/Belgien) mit 6:7 (2:7), 4:6 geschlagen geben Fußball, Werder Bremen: Werder Bremen beklagt nach dem 0:0 gegen den SC Freiburg einen langfristigen Ausfall. Stürmer Nils Petersen hat sich in der Samstag-Partie einen Teilabriss des linken Innenbandes zugezogen. Der Torjäger fällt nach Angaben des Fußball-Bundesligaclubs sechs Wochen aus. Der Stürmer erlitt die Verletzung direkt nach seiner Tor-Chance in der 90. Minute. "Ich habe nach dem Schuss sofort etwas gespürt, als sich mein Knie verdreht hat. Ob es mit oder ohne gegnerische Einwirkung passiert ist, kann ich nicht mehr sagen", kommentierte Petersen die Szene und musste danach leicht schmunzelnd feststellen: "Wenn ich in der Aktion das 1:0 mache, dann sind die Schmerzen nicht ganz so groß. Im Moment ärgere ich mich noch mehr über die vergebene Chance, als über die Verletzung." Für Petersen wird es die erste verletzungsbedingte Bundesliga-Pause sein. "Ich habe hier noch keine Partie durch Verletzung verpasst und hoffe, dass es trotz allem vielleicht schneller geht als prognostiziert", ergänzte der Angreifer. Neben Petersen fehlte am Sonntag beim Auslaufen auch Aaron Hunt. Der Mittelfeldspieler pausierte wegen Magen-Darm-Problemen. Bahnrad, EM: Die deutschen Bahnrad-Sprinter bleiben Erfolgsgaranten. Einen Tag nach ihrem zweiten Platz im Teamsprint sicherte sich Vizeweltmeisterin Kristina Vogel (Erfurt) bei den Europameisterschaften in Apeldoorn/Niederlande am Samstag Gold in der Einzelkonkurrenz. Ihr erfolgreiches Wochenende rundete die Olympiasiegerin am Sonntag mit Silber im Keirin ab. Für einen weiteren deutschen Titel sorgte zum Abschluss der Wettkämpfe Maximilian Levy (Berlin) im Keirin. Robert Förstemann (Greiz), der am Freitag den Teamsprint gewonnen hatte, holte sich im Sprint Silber. Weltmeister Stefan Bötticher (Leinefelde) musste sich dagegen mit dem undankbaren vierten Rang zufrieden geben. Vogel, die am Freitag an der Seite von Miriam Welte Silber im Teamsprint geholt hatte, verwies im Finale die Niederländerin Elis Ligtlee in zwei Läufen auf den zweiten Platz. "So gefällt mir das ja - aber gefeiert wird nicht, morgen gehts noch ans Keirin", postete Vogel nach ihrem ersten großen Einzel-Triumph auf Facebook. Boxen, Amateur-WM: Sieben deutsche Boxer stehen bei den Amateur-Weltmeisterschaften in Almaty in Kasachstan im Achtelfinale. Als letzte schafften am Sonntag Vize-Europameister Arayk Marutyan aus Schwerin und Robert Harutyunyan aus Hamburg den Sprung in die Runde der besten 16. Serge Michel aus Traunreut schied hingegen wie zuvor zwei weitere Deutsche aus. Weltergewichtler Marutyan bezwang in seinem ersten Kampf bei der WM den Türken Onder Sipal einstimmig nach Punkten (30:27, 30:27, 29:28). Im Leichtgewicht bis 60 Kilogramm folgte Robert Harutyunyan mit einem 2:1-Punktsieg (29:28, 29:28, 28:29) über den Algerier Mohamed Ouadahi seinem Bruder Artem ins Achtelfinale. Halbschwergewichtler Michel musste seine WM-Träume nach einer einstimmigen Punktniederlage (26:30, 27:30, 24:30) gegen Titelverteidiger Julio la Cruz aus Kuba hingegen begraben. Amsterdam-Marathon: Der Kenianer Wilson Chebet hat zum dritten Mal in Serie den Amsterdam-Marathon gewonnen. Der 28-Jährige, der in seiner Heimat bereits den Spitznamen "Mister Amsterdam" trägt, siegte am Sonntag in 2:05:36 Stunden. Bei insgesamt guten, aber zeitweise auch etwas windigen Wetterbedingungen verbesserte Chebet damit seinen eigenen Streckenrekord von 2012 um fünf Sekunden. Zweiter wurde Birhanu Ghirma aus Äthiopien in 2:06:06 Stunden vor Bernard Koech aus Kenia, der 2:06:29 Stunden lief. Auch bei den Frauen gab es einen kenianischen Sieg. Valentine Kipketer gewann das Rennen über 42,195 Kilometer souverän in 2:23:02 Stunden und steigerte ihre persönliche Bestzeit um rund eineinhalb Minuten. Baseball, World Series: Die Boston Red Sox sind den St. Louis Cardinals in die World Series gefolgt. Ab Mittwoch spielen die beiden Teams in der Major League Baseball (MLB) zum vierten Mal nach 1946, 1967 und 2004 gegeneinander um den Titel. Die ersten beiden Aufeinandertreffen hatte St. Louis, das dritte dann die Red Sox für sich entschieden. Boston gewann 5:2 gegen die Detroit Tigers und entschied das Finale der American League mit 4:2 für sich. St. Louis hatte die Los Angeles Dodgers zuvor nach einem 9:0 mit dem gleichen Ergebnis in der Best-of-seven-Finalserie der National League ausgeschaltet. Die Entscheidung im Bostoner Fenway Park fiel Ende des siebten Innings, als Shane Victorino ein Grand Slam gelang. Der Outfielder schlug einen Homerun, als alle drei Bases besetzt waren. Dafür bekamen die Red Sox vier Punkte. Boston, Gastgeber der ersten beiden Finalspiele, hat die World Series siebenmal gewonnen. St. Louis triumphierte elfmal, zuletzt 2011. Ski-Weltcup: Ski-Rennläufer Felix Neureuther wird wohl wie erhofft zum Auftakt der Olympia-Saison beim alpinen Weltcup in Sölden/Österreich an den Start gehen können. "Es sieht sehr gut aus, dass Felix dabei sein kann", sagte Ralph Eder, Pressesprecher des Deutschen Skiverbandes (DSV), dem SID. Neureuther (29) habe in der vergangenen Woche sowohl auf dem Mölltaler Gletscher als auch auf dem Rennhang am Rettenbachferner in Sölden "sauber getestet" und sei optimistisch, antreten zu können. Slalom-Vizeweltmeister Neureuther war wegen einer misslungenen Knöchel-OP im Sommer verspätet in die Vorbereitung auf den Winter eingestiegen. In Sölden findet am kommenden Sonntag mit dem Riesenslalom das erste Rennen der Saison statt. Tags zuvor gehen die Frauen ebenfalls im Riesentorlauf auf dieselbe Strecke. Rennsport, Moto2:Der Aufstieg von Motorrad-Pilot Jonas Folger in die Moto2-Klasse ist perfekt. Der 20-Jährige aus Schwindegg hat am Rande des Grand Prix von Australien auf Phillip Island für die kommende Saison beim AGR-Team unterschrieben. Der Moto3-Fahrer hatte bereits vor einer Woche erklärt, dass der Wechsel in trockenen Tüchern sei. Folger fährt seit 2008 in der WM. 2011 holte der Wahl-Spanier auf einer 125er in Silverstone/Großbritannien seinen ersten Grand-Prix-Sieg. In der Nachfolgeklasse Moto3 gewann er 2012 in Brünn/Tschechien. In Australien wurde Folger am Sonntag Sechster, in der WM ist der Oberbayer Fünfter. US-Sport, Indy-Car: Rennfahrer Scott Dixon hat sich zum dritten Mal den Titel in der IndyCar-Serie gesichert. Dem 33 Jahre alten Neuseeländer reichte beim Saisonfinale am Samstag auf dem Auto Club Speedway im kalifornischen Fontana ein fünfter Platz, um Helio Castroneves zu distanzieren. Der Brasilianer hatte die Gesamtwertung in dem nordamerikanischen Pendant zur Formel 1 lange Zeit angeführt, lag aber am Schluss 27 Punkte hinter dem für das Team Target Chip Ganassi fahrenden Dixon. Will Power aus Australien gewann den letzten Saisonlauf.
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mlsum-de-9816
Dressurreiter Matthias Rath und sein Pferd Totilas müssen auf die WM in Caen verzichen. In der EM-Qualifikation kassieren die deutschen Basketballer erneut eine Niederlage. In der Champions League-Qualifikation sind die Gäste-Teams im Vorteil.
Pferdesport, Totilas: Dressurreiter Matthias Rath und sein Pferd Totilas müssen auf einen Start bei der WM in der kommenden Woche im französischen Caen verzichten. Nach Angaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung vom Mittwoch verletzte sich der 14 Jahre alte Hengst kurz vor der Abreise der Equipe in die Normandie. Für Totilas und Rath rückt die Paderbornerin Fabienne Lütkemeier mit D'Agostino in das WM-Team. Die deutschen Dressurreiter bereiten sich im saarländischen Perl-Borg auf die WM vor. Erst im Mai waren Rath und sein Zehn-Millionen-Pferd nach zwei Jahren in den Turniersport zurückgekehrt. Nach den deutschen Meisterschaften 2012 war erst Rath an Pfeiffer'schem Drüsenfieber erkrankt und hatte die Olympischen Spiele in London verpasst. Im März 2013 verletzte sich der einst als Wunderhengst bezeichnete Totilas bei einem Deckeinsatz. Beim diesjährigen CHIO in Aachen hatte sich das Paar mit Siegen im Grand Prix und im Grand Prix Special endgültig wieder in der Weltelite zurückgemeldet. Es galt danach als Mitfavorit für die WM. Basketball, EM-Qualifikation: Die deutschen Basketballer haben in der EM-Qualifikation einen herben Rückschlag hinnehmen müssen. Das Team von Bundestrainer Emir Mutapcic verlor am Mittwochabend in Bonn gegen Polen nach einer ganz schwachen Leistung mit 76:88 (41:43) und kassierte in der Ausscheidung für die Europameisterschaft 2015 damit seine zweite Niederlage. Schon das Hinspiel in Polen hatte die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes verloren. "Natürlich sind wir alle extrem enttäuscht. Wir haben zu Beginn beider Halbzeiten ohne jede Aggressivität und Defensive gespielt", sagte Mutapcic. "Das dritte Viertel war am Ende ausschlaggebend." Deutschland muss nun am Sonntag (14.00 Uhr) in Hagen gegen Österreich unbedingt gewinnen, um sich die Chance auf das EM-Ticket zu bewahren. Die sieben Gruppenersten und die sechs besten -zweiten qualifizieren sich für die Endrunde im kommenden Jahr, für die sich der DBB mit Berlin um eine Vorrundengruppe beworben. Platz eins scheint wegen des verlorenen Direktvergleiches mit den Polen bereits so gut wie verloren. "Jetzt geht es nur um Österreich, mit allem anderen brauchen wir uns nicht zu beschäftigen", sagte Mutapcic. Beste Werfer gegen Polen waren vor 4500 Zuschauern im Bonner Telekom Dome NBA-Profi Dennis Schröder und Daniel Theis mit 20 Punkten. Die Entscheidung gegen die kraft- und ideenlos agierende deutsche Mannschaft, die nicht einmal in Führung lag, fiel im dritten Viertel, das die Gastgeber nach einer Aufholjagd kurz vor der Pause mit 12:23 abgaben. Das deutsche Team agierte von Anfang an ohne jegliches System und erwischte einen katastrophalen Start. Die gesamte Mannschaft wirkte unerklärlich schläfrig und ohne Zugriff auf die Partie, schon nach den ersten zehn Minuten lag Polen mit elf Punkten vorne (26:15). Auch im zweiten Abschnitt wurde das Spiel der Mutpacic-Schützlinge nicht besser. Zwar versuchte Schröder ein bisschen Verantwortung zu übernehmen und das Geschehen zu ordnen. Doch in der Defensive spielte die DBB-Equipe weiter ohne jede Aggressivität. So hatten die Polen leichtes Spiel, auf bis zu zwölf Zähler davonzuziehen (36:24). Dann trafen Maximilian Kleber und Theis endlich einmal wichtige Würfe, so dass Deutschland zur Pause nur mit zwei Punkten hinten lag (41:43) - das einzig Positive nach einer ganz schwachen ersten Halbzeit. Doch auch nach dem Seitenwechsel wurde es nicht besser. Mutapcic hatte schon zuvor in einigen Auszeiten versucht, sein Team mit deutlichen Worten wachzurütteln - vergeblich. Auch die Pausenansprache verfehlte ihre Wirkung. Die DBB-Auswahl agierte weiter unkonzentriert und fahrig und lag schnell wieder zweistellig hinten. Bis zum Schlussviertel war der Rückstand auf 13 Punkte angewachsen, womit die Begegnung praktisch vorzeitig entschieden war. Zwar kam Deutschland noch einmal auf sechs Punkte heran (71:77), für die Wende reichte es aber nicht mehr. Fußball, Champions League-Qualifikation: Schottlands Fußball-Meister Celtic Glasgow, der nur wegen des Ausschlusses von Legia Warschau in die Playoffs der Champions League gekommen ist, hat gute Chancen auf den Einzug in die Gruppenphase. Das Team von Trainer Ronny Deila erreichte am Mittwochabend im Hinspiel bei NK Maribor in Slowenien ein 1:1 (1:1). Bereits in der sechsten Minute brachte Callum McGregor die Gäste in Führung, acht Minuten später glich Damjan Bohar aus. Am kommenden Dienstag im Celtic Park würde den Schotten ein torloses Remis reichen. Celtic darf die Ausscheidungsspiele bestreiten, weil Warschau im Duell mit Glasgow einen gesperrten Spieler eingesetzt hatte. Am Montag hatte der Internationale Sportgerichtshof den Einspruch von Legia gegen die Suspendierung durch die Europäische Fußball-Union (UEFA) zurückgewiesen. Auch in den weiteren Partien verschafften sich jeweils die Gäste-Teams einen Vorteil. Der ehemalige Champions-League-Gewinner FC Porto gewann beim OSC Lille mit 1:0, Zenit St. Petersburg schlug auswärts Standard Lüttich ebenfalls mit 1:0. Der dänische Meister Aalborg BK kam vor eigener Kulisse gegen APOEL Nikosia aus Zypern ebenso wie Slovan Bratislava gegen BATE Borissow nicht über ein 1:1 hinaus. Fußball, Schweiz: Torhüter Diego Benaglio tritt aus der Schweizer Nationalelf zurück. Das teilte der Schweizerische Fußballverband am Mittwoch mit. "Zum einen bin ich nicht mehr der Jüngste und möchte mich noch stärker auf meine Arbeit beim Verein fokussieren, zum anderen spielt auch mit, dass ich als Vater von nunmehr zwei kleinen Kindern einfach etwas weniger unterwegs und mehr bei meiner Familie sein möchte", zitierte der Verband den 30 Jahre alten Kapitän des Bundesligisten VfL Wolfsburg. Der neue Schweizer Nationalcoach Vladimir Petkovic sprach von einer "schlechten Nachricht", für ihn war Benaglio auch nach der WM in Brasilien die klare Nummer eins. "Diego ist erfahren genug, um zu wissen, dass er damit viel Verantwortung übernimmt", sagte Petkovic zum Rücktritt. Nach der Europa-League-Qualifikation der Niedersachsen rechnet Benaglio selbst mit mehr als 50 Spielen in der kommenden Saison in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und dem Europapokal. Wegen eines Infekts kann der Keeper derzeit nicht trainieren und dürfte auch für das Saison-Eröffnungsspiel am Freitag bei Bayern München (20.30 Uhr) ausfallen. Benaglio spielte seit 2006 61 Mal für die Schweiz. Sein letztes Länderspiel war das WM-Achtelfinale gegen Argentinien (0:1 n.V.). Spanien, Barcelona: Der FC Barcelona will das vom Fußball-Weltverband FIFA verhängte Transferverbot vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne anfechten. Man sei mit der Strafe, die für die beiden nächsten Wechselperioden gilt, "überhaupt nicht einverstanden", teilte der spanische Verein am Mittwoch mit. Die FIFA hatte kurz zuvor einen Einspruch des Clubs von Lionel Messi gegen das Urteil abgewiesen. Barça war im April wegen des Transfers von Minderjährigen mit dem Wechselverbot belegt worden. Zur Rechtfertigung des Protests vor dem CAS betonte Barcelona in einem Kommuniqué, das Ausbildungszentrum des Vereins ("La Masía") sei "ein Vorbild an akademischer, menschlicher und sportlicher Ausbildung". Die von der FIFA beschlossene Strafe "verletzt deshalb den Geist von La Masía", heißt es. Da die Berufung des Vereins gegen das Urteil aufschiebende Wirkung hatte, konnten die Katalanen in diesem Sommer unter anderem Torhüter Marc-André ter Stegen von Borussia Mönchengladbach, den früheren Schalker Ivan Rakitic und Uruguays Stürmer Luis Suárez verpflichten. Neben dem Transferverbot muss Barcelona 450 000 Schweizer Franken zahlen. Der spanische Verband RFEF wurde von der FIFA zu einer Geldstrafe von 500 000 Schweizer Franken verurteilt. Radsport, Doping: Der wegen Dopings vorläufig gesperrte tschechische Radprofi Roman Kreuziger (Tinkoff-Saxo) ist mit seinem Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS gescheitert. Die am 2. August ausgesprochene vorläufige Suspendierung durch den Radsport-Weltverband UCI gegen den 28 Jahre alte Rundfahrt-Spezialisten bleibt damit bis auf Weiteres bestehen. Über die exakte Dauer von Kreuzigers Sperre wird laut CAS erst "in einigen Wochen" entschieden. Kreuziger hatte am 5. August Einspruch gegen das UCI-Urteil eingelegt, um an der am Samstag beginnenden Spanien-Rundfahrt teilnehmen zu können. Wegen Unregelmäßigkeiten in seinem Blutpass war der Teamkollege von Alberto Contador in diesem Jahr nicht für die Tour de France nominiert worden. Die UCI hatte eine Untersuchung von Kreuzigers Werten angeordnet, deren Ergebnisse bislang nicht vorliegen. Bundesliga, Borussia Dortmund: Der deutsche Fußball-Vizemeister Borussia Dortmund muss in den kommenden Wochen auf Oliver Kirch und Dong-Won Ji verzichten. Die Mittelfeldakteure zogen sich im Training am Dienstagnachmittag Verletzungen zu. Die Untersuchungen durch Mannschaftsarzt Markus Braun ergaben bei Kirch einen Muskelbündelriss im rechten Oberschenkel. Der 31-Jährige wird voraussichtlich acht Wochen pausieren müssen. Der Südkoreaner Ji zog erlitt einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zu und wird voraussichtlich vier Wochen ausfallen. Im Auftaktspiel der neuen Bundesliga-Saison treffen die Borussen am Samstag (18.30 Uhr/Sky) auf Bayer Leverkusen. Spanien, Supercup: Im Madrider Fußball-Derby um den spanischen Supercup haben Real und Atletico im Hinspiel 1:1 (0:0) gespielt. In der Neuauflage des Champions-League-Finales gab es späte Tore. Kurz vor dem Saisonstart in der Primera Division brachte Reals Zugang James Rodriguez (81.) die Königlichen am späten Dienstagabend zunächst in Führung. Raul Garcia (88.) gelang dann der Ausgleich im Santiago-Bernabéu-Stadion. Das Rückspiel wird am Freitag um 22.30 Uhr angepfiffen. Die beiden ehemaligen Spieler vom deutschen Rekordmeister Bayern München, Toni Kroos und Mario Mandzukic, standen in der jeweiligen Startelf ihrer Klubs. Kroos war sogar an der 1:0-Führung von Real beteiligt. Dagegen saß mit Kroos' Teamkollege Sami Khedira ein weiterer deutscher Weltmeister nur auf der Tribüne, ein möglicher Wechsel des Nationalspielers ist damit weiter nicht unwahrscheinlich. Handball, Deutschland: Der deutsche Rekordmeister THW Kiel hat zum achten Mal den Supercup gewonnen. Die Norddeutschen setzten sich am Dienstag in Stuttgart in dem traditionellen Duell gegen DHB-Pokalsieger Füchse Berlin mit 24:18 (13:8) durch. Beste Spieler beim THW waren vor 6212 Zuschauern in der ausverkauften Porsche-Arena Torhüter Johan Sjöstrand und Filip Jicha (5/1) als Torschütze. Bei den Berlinern verdienten sich Schlussmann Silvio Heinevetter und Paul Drux (4) die Bestnoten. Mit dem Spiel wurde die Saison in der Bundesliga offiziell eröffnet. Der erste Spieltag ist am kommenden Wochenende. Basketball, FC Bayern: Basketball-Profi Steffen Hamann hat keine Zukunft beim FC Bayern München. Nach 156 Pflichtspielen für den deutschen Meister werde der Vertrag des 33 Jahre alten Mannschaftskapitäns nicht erneut verlängert, teilte der Club am Mittwoch mit. Der Point Guard sei "immer ein Motor" für das Team gewesen, erklärte Vizepräsident Rudolf Schels in einer Mitteilung. "Er hat sich selbst und vor allem auch seine Mitspieler immer wieder zu neuen Höchstleistungen motiviert. Aber auch neben dem Platz hat er den FC Bayern Basketball repräsentiert wie kein Zweiter", urteilte Schels. Hamann selbst kommentierte seinen Abschied auf Facebook wehmütig: "Es waren großartige vier Jahre hier mit dem FCBB. Ich möchte Danke sagen an alle, die bei diesem Projekt mitgeholfen haben, es dorthin zu bringen, wo es jetzt ist." Hamann war 2010 von ALBA Berlin zum damaligen Zweitligisten gewechselt und hatte mitgeholfen, die Münchner innerhalb von vier Jahren an die Spitze des Basketballs in Deutschland zu führen. Noch zuletzt hatte er betont, "gerne" bleiben zu wollen. Diese Chance verwehrte ihm der Verein, der jetzt allerdings ein noch nicht terminiertes Abschiedsspiel für Hamann plant. Hamanns Trikotnummer sechs soll "nie wieder" vergeben werden. Radsport: Tour-de-France-Rekordstarter Jens Voigt fährt auf seiner Abschiedsvorstellung bei der USA Pro Challenge weiter vorne mit. Der 42-Jährige aus Grevesmühlen kam auf der zweiten Etappe von Aspen nach Crested Butte nach 169 km als 15. ins Ziel. Den Sieg sicherte sich Robin Carpenter (Hincapie Sportswear Developement) vor Alex Howes (Garmin) und BMC-Fahrer Tejay van Garderen (alle USA). Voigt (Trek), der zum Auftakt 22. geworden war und der seine Karriere nach Ablauf der sieben Etappen umfassenden Rundfahrt beenden wird, liegt im Klassement mit 39 Sekunden Rückstand auf den Führenden Howes auf Rang 14. Bei der Tour in diesem Jahr war Voigt zum 17. Mal angetreten. Das dritte Teilstück führt am Mittwoch über 155 km von Gunnison nach Monarch Mountain. Leichtathletik, Hochsprung: Mit dem Meetingrekord von 5,83 Metern hat der US-Amerikaner Mark Hollis am Dienstag den internationalen Stabhochsprung-Wettbewerb im pfälzischen Landau gewonnen. Der 30-Jährige meisterte auf der Anlage in der Innenstadt die Höhe im zweiten Versuch. Hollis hatte schon als einziger Teilnehmer 5,72 Meter überquert. Die alte Meeting-Bestmarke von 5,81 Metern hatte der Kölner Björn Otto vor drei Jahren aufgestellt. Drei Tage nach den Europameisterschaften teilten sich die beiden deutschen EM-Starter Karsten Dilla und Tobias Scherbarth Rang fünf. Die beiden Leverkusener, die schon in Zürich enttäuscht hatten, kamen über 5,52 Meter nicht hinaus. Platz zwei sicherte sich der Grieche Konstantinos Filippidis mit 5,62 Metern aufgrund der Fehlversuchsregel vor den höhengleichen Steven Lewis aus Großbritannien und Michal Balner aus Tschechien.
https://www.sueddeutsche.de/sport/tennis-in-halle-federer-zeigt-keine-gnade-gegen-zverev-1.1696579
mlsum-de-9817
Roger Federer besiegt Mischa Zverev mit 6:0, 6:0 und zieht ins Halbfinale in Halle ein. Der FC Málaga bestätigt die Verpflichtung von Bernd Schuster. Moritz Leitner verlängert beim BVB - geht aber nach Stuttgart.
Tennis, Halle: Rekord-Champion Roger Federer ist beim Rasenturnier in Halle/Westfalen souverän ins Halbfinale eingezogen. Der fünfmalige Sieger der Gerry Weber Open aus der Schweiz verpasste dem Wildcard-Inhaber Mischa Zverev (Hamburg) nach 39 Minuten mit 6:0, 6:0 die Höchststrafe und könnte nun in der Neuauflage des Vorjahresfinales auf Titelverteidiger Tommy Haas (Los Angeles-USA/Nr. 3) treffen. Deutschlands derzeit bester Tennisprofi trifft am Nachmittag in seinem Viertelfinale auf Gael Monfils (Frankreich). Federer erteilte dem Weltranglisten-156. Zverev eine Lehrstunde. Zverev machte im gesamtem Match jedoch auch nicht den Eindruck, an eine Chance zu glauben und wirkte unkonzentriert. So wollte er einmal bei 30:40 bereits die Seiten wechseln und ging bei Satzball Federer bereits während des Ballwechsels zur Bank. Florian Mayer ist dagegen im Viertelfinale ausgeschieden. Der Weltranglisten-33. aus Bayreuth unterlag dem an Position zwei gesetzten Franzosen Richard Gasquet 3:6, 6:7 (4:7). Gasquet trifft im Halbfinale auf Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 6) oder Michail Juschni (Russland). FC Málaga, Bernd Schuster: Der spanische Fußball-Erstligist FC Málaga hat Bernd Schuster als neuen Trainer verpflichtet. Wie der Verein am Freitag mitteilte, erhält der ehemalige Nationalspieler bei den Andalusiern einen Fünfjahresvertrag. Der 53-Jährige soll beim Aufbau eines neuen Teams ein solides Projekt auf die Beine stellen. Schuster tritt die Nachfolge von Manuel Pellegrini (59) an, der als neuer Coach bei Manchester City im Gespräch ist. Schuster hatte in Spanien bereits Deportivo Xerez, UD Levante, FC Getafe und Real Madrid trainiert. VfB Stuttgart, Moritz Leitner: Fußball-Profi Moritz Leitner hat seinen Vertrag bei Borussia Dortmund bis 2017 verlängert - und spielt nun erst einmal für zwei Jahre beim Bundesliga-Konkurrenten VfB Stuttgart. Die Schwaben liehen das 20 Jahre alte Mittelfeldtalent bis 2015 aus. "Er soll in diesen beiden Jahren Spielpraxis bekommen", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Der VfB, der schon länger an Leitner interessiert war, freute sich indes "sehr" über den Deal, wie Sport-Vorstand Fredi Bobic unterstrich: "Er passt perfekt in unser Anforderungsprofil. Er ist jung, technisch hoch veranlagt und verfügt über ein sehr gutes Spielverständnis. Und nicht zuletzt ist er auf mehreren Positionen einsetzbar. Damit bringt er alle Fähigkeiten mit, um eine tragende Rolle in unserem Spiel einzunehmen." Eintracht Braunschweig, Torsten Oehrl: Der Wechsel von Torsten Oehrl vom Fußball-Bundesligisten FC Augsburg zu Aufsteiger Eintracht Braunschweig ist perfekt. Der eigentlich noch bis 2014 lauende Vertrag mit dem 27-Jährigen sei in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst worden, teilten die Schwaben am Freitag mit. Über die Ablösemodalitäten sei Stillschweigen vereinbart worden. Bei den Niedersachsen erhält Oehrl einen Dreijahresvertrag bis 2016. Bereits in der Saison 2007/2008 war der Offensivmann auf Leihbasis für die Eintracht tätig gewesen. Für die Schwaben hatte er in der abgelaufenen Saison bei 27 Einsätzen ein Tor erzielt. 1. FC Köln, Peter Stöger: Der Österreicher Peter Stöger hat beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln einen Zweijahresvertrag bis zum 30. Juni 2015 unterschrieben. Dies gab der dreimalige deutsche Meister bei der offiziellen Präsentation seines neuen Chefcoaches am Freitag im Geißbockheim bekannt. In den kommenden Tagen wird der 47-Jährige, über dessen Wechsel von Österreichs Meister Austria Wien zum 1. FC Köln am Mittwoch Einigkeit erzielt worden war, auch seine künftigen Assistenten vorstellen. Bis auf Torwarttrainer Alexander Bade wird von dem Funktionsteam seines Vorgängers Holger Stanislawski in der neuen Saison niemand mehr für den FC tätig sein. Stöger versprach, dass er aus Respekt vor der Austria keine Spieler von seinem Ex-Klub an den Rhein holen werde. Am Freitagnachmittag leitete Stöger sein erstes Training bei seinem neuen Klub. Fortuna Düsseldorf, Oliver Reck: Oliver Reck wird neuer Torwarttrainer des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Der 48-Jährige, der mit dem neuen Fortuna-Cheftrainer Mike Büskens aus gemeinsamen Schalker Zeiten bestens vertraut ist, unterschrieb beim Bundesliga-Absteiger einen Zweijahresvertrag. Seinen Vertrag mit dem MSV Duisburg hatte er zuvor kurzfristig aufgelöst. Reck ersetzt in Düsseldorf Manfred Gloger, der vom Verein freigestellt wurde. Reck, langjähriger Bundesliga-Torhüter, hatte 2009 nach der Entlassung des Schalker Trainers Fred Rutten gemeinsam mit Büskens und Youri Mulder bis zum Saisonende die Trainingsleitung übernommen. Zur folgenden Spielzeit übernahm dann Felix Magath. Zuletzt war Oliver Reck Cheftrainer des MSV Duisburg, am 25. August 2012 wurde er nach einem schwachen Saisonstart seines Amtes enthoben. Büskens bat seine Mannschaft am Freitag beim offiziellen Trainingsauftakt zum Laktattest. Von etwa 300 Zuschauern wurden die Spieler um Kapitän Andreas Lambertz mit Applaus empfangen, um 15.00 Uhr stand die erste Trainingseinheit auf dem Programm. Der Klub hat den Wiederaufstieg nicht offiziell als Ziel ausgegeben, will jedoch von Beginn an oben mitspielen. Basketball, EM: Basketball-Bundestrainer Frank Menz muss bei der Europameisterschaft in Slowenien (4. bis 22. September) auf Tim Ohlbrecht vom NBA-Klub Houston Rockets verzichten. Der Center nimmt sich in diesem Jahr eine Auszeit von der Nationalmannschaft. "Das war eine schwere Entscheidung für mich, da ich immer gerne für Deutschland spiele", sagte Ohlbrecht, der Menz bereits Anfang der Woche über seine Entscheidung informiert hatte. Der 24-Jährige will sich in diesem Sommer auf seine Karriere in der NBA konzentrieren: "Ich habe in enger Absprache mit den Houston Rockets als meinem Arbeitgeber entschieden, den gesamten Sommer in den USA zu verbringen, um mich dort intensiv auf die kommende NBA-Saison vorzubereiten." Ohlbrecht hatte im Januar 2013 einen Vertrag über zweieinhalb Jahre bei den Rockets unterschrieben, kam aber in der NBA bisher kaum zum Einsatz. Sein Debüt in der Nationalmannschaft feierte er am 28. Juni 2008 und absolvierte seitdem 84 Länderspiele. Im DBB-Dress nahm er an den Olympischen Spielen in Peking sowie an einer Welt- und zwei Europameisterschaften teil. Leichtahtletik, Diamond League: Sprinter Usain Bolt hat beim Diamond-League-Meeting in Oslo eine Weltjahresbestzeit über 200 Meter aufgestellt. Eine Woche nach seiner Niederlage in Rom siegte der Weltrekordhalter und Olympiasieger aus Jamaika diesmal bei nasskaltem Wetter mit dem Meetingrekord von 19,79 Sekunden vor Jaysuma Saidy Ndure aus Norwegen (20,36). Europameister Churandy Martina aus den Niederlanden wurde nach einem Fehlstart disqualifiziert. Für Bolt war es das erste 200-Meter-Rennen in dieser Saison. In Rom hatte er über 100 Meter gegen Justin Gatlin (USA) verloren. Bei der WM im August in Moskau will der 26-Jährige wie bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille über beide Strecken holen. Der Sieg von Bolt wurde überschattet von zwei Dopingsperren gegen Mitglieder des Leichtathletik-Teams von Jamaika. Dominique Blake, Mitglied der 4x400-m-Staffel bei Olympia 2012 in London, erhielt eine sechsjährige Sperre durch die Anti-Dopingkommission des nationalen Leichtathletik-Verbandes (JADCO). 800-m-Meister Ricardo Cunningham, der den Olympiastart in London nicht geschafft hatte, ist neun Monate lang nicht startberechtigt. Bei Blake (25) war Methylhexanamin während Jamaikas Olympiaausscheidungen im Juni 2012 gefunden worden. Sie war als Sechste der Meisterschaften zwar in London am Start, wurde aber nicht im Team eingesetzt, das Bronze gewann. Im März 2013 startete sie bei der Hallen-WM in Istanbul. Ihre Strafe fiel so hoch aus, weil sie angeblich mit falschen Angaben ihre Schuld verschleiern wollte und am Ende die Kommission beleidigte. Ricardo Cunningham wurde positiv auf Pseudoephedrin getestet und für neun Monate gesperrt. Fußball, Huub Stevens: Huub Stevens wird neuer Trainer des griechischen Fußball-Erstligisten Paok Saloniki. Wie der Verein am Donnerstagabend auf seiner Homepage bekanntgab, soll der ehemalige Coach des FC Schalke 04 in der kommenden Woche offiziell vorgestellt werden. "Wir freuen uns, einen Trainer von der Klasse eines Huub Stevens verpflichtet zu haben, der Paok in eine bessere Zukunft führt", sagte Club-Chef Zissis Vryzas. In der abgelaufenen Saison hatte Paok hinter Meister Olympiakos Piräus Platz zwei belegt. Der Verein aus Nordgriechenland gehört dem russisch-griechischen Milliardär Ivan Savvidis. Der 59-jährige Stevens war im vergangenen Dezember beim FC Schalke 04 beurlaubt worden und seitdem vereinslos. Sein größter Erfolg als Trainer gelang dem Niederländer 1997 mit dem Gewinn des UEFA-Pokals mit den Schalkern. Unter anderem arbeitete er in Deutschland auch für Hertha BSC, den Hamburger SV und den 1. FC Köln.
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Geschäftsführer der Bayern-Basketballer bleibt bis 2017. Die Seattle Seahawks folgen den Denver Broncos in den Super Bowl. Felix Neureuther kann sich künftig Starts im Super-G vorstellen. Miroslav Klose will sich vor der Fußball-WM nicht unter Druck setzen lassen.
Basketball, FC Bayern: Basketball-Bundesligist Bayern München hat seinen Geschäftsführer Marko Pesic langfristig an sich gebunden. Wie der BBL-Tabellenführer am Montag mitteilte, unterschrieb der 37-Jährige einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017. Der frühere Nationalspieler ist seit der Saison 2011/12 Sportdirektor der Bayern, im Januar 2013 übernahm er in Doppelfunktion auch die Geschäftsführung. Pesics bisheriger Kontrakt wäre in diesem Sommer ausgelaufen. "Wir freuen uns sehr, dass wir langfristig mit Marko Pesic zusammenarbeiten können", sagte Bayern-Vizepräsident Rudolf Schels: "Dass wir mit ihm gleich um drei weitere Jahre verlängern, belegt die Wertschätzung seiner Arbeit, aber auch die Nachhaltigkeit unseres Basketball-Projekts." Pesic, der als Spieler bei Alba Berlin sechs deutsche Meisterschaften und fünf Pokalsiege gefeiert hatte, bedankte sich beim "Präsidium mit Uli Hoeneß und Rudolf Schels für dieses große Vertrauen. Ich glaube, dass wir hier in den vergangenen Jahren sehr viel bewegt haben und bin davon überzeugt, dass wir diesen Weg auch in der Zukunft fortsetzen können." DFB, Klose: Torjäger Miroslav Klose will bei der WM in Brasilien in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft "nicht der große Hoffnungsträger sein. Der Erfolg liegt nicht nur an mir. Ich lasse mich von niemandem unter Druck setzen. Ich gehe aber davon aus, dass ich wieder meine Leistung bringen werde", sagte der 35 Jahre alte Legionär von Lazio Rom im Interview mit Sport1.de. Als Vorteil sieht Klose, der im vergangenen Jahr wegen diverser Verletzungen immer wieder längere Zeit ausgefallen war, durchaus sein gutes Verhältnis zu Bundestrainer Joachim Löw. "Es gibt nichts Schöneres, als einen Trainer, der auf einen Spieler setzt. Das gibt mir als Spieler Ruhe, und ich kann die Leistung leichter abrufen. Ich bin aber mein größter Kritiker und setze mir ein hohes Level, weil ich immer noch weiß, dass ich es kann", äußerte Klose. Ein Ziel und ein "schöner Anreiz" bei der Weltmeisterschaft (12. Juni bis 13. Juli) sei "sicherlich", den WM-Torrekord von Ronaldo (15 Treffer) zu knacken. "Es fehlt wirklich nicht viel. Ich weiß, dass ich zu meinen Torchancen komme, wenn wir guten Fußball spielen. Ich kann immer gefährlich sein. Das A und O ist jedoch das Team", sagte Klose, der bisher 14 WM-Treffer erzielt hat. Seinen Wechsel 2011 vom FC Bayern zu Lazio bewertete der 130-malige Nationalspieler (68 Tore) indes als "richtige Entscheidung. Wenn man sieht, dass fußballerisch und auch privat alles so gekommen ist, wie wir uns das erhofft hatten, dann kann ich total zufrieden sein", betonte Klose. Was seine Zukunft anbelangt sei jedoch "noch alles offen. Ich werde mich erst demnächst mit der Familie und meinem Berater zusammensetzen, um alles zu besprechen. USA wäre sicher interessant, aber es wurde auch schon geschrieben, dass ich nach England oder Spanien gehe". Sein Ex-Klub Kaiserslautern sei weiterhin "eine Herzensangelegenheit für mich", führte Klose weiter aus: "Ich habe damals, als ich von Lautern weg bin, gesagt, dass ich es mir vorstellen könnte, irgendwann mal wieder zurückzukommen, in welcher Funktion auch immer. Aktuell ist das aber kein Thema, aber im Fußball sollte man nie etwas ausschließen." Super Bowl: Im 48. Super Bowl kommt es zur Endspiel-Premiere. Am 2. Februar stehen sich in New Jersey erstmals die Seattle Seahawks und die Denver Broncos im prestigeträchtigen Finale der National Football League NFL gegenüber. Angeführt von einem starken Peyton Manning gewann Denver daheim sein Halbfinale gegen die New England Patriots mit 26:16 und spielt zum siebten Mal um die Vince Lombardi Trophy. Anschließend entschied Seattle ein spannendes Spiel gegen Divisions-Rivale San Francisco 49ers mit 23:17 für sich und erreichte nach 2006 wieder das Endspiel. "Das war ein Mannschaftserfolg. Ich habe mich auf meine Mitspieler verlassen und meinen Teil dazu beigetragen", meinte Manning. Im 15. Duell mit Patriots-Playmaker Tom Brady war er der klare und verdiente Sieger. Von Beginn an spielte der 37-Jährige souverän, fand immer wieder seine frei stehenden Teamkollegen und wurde von seiner Offense Line bestens abgeschirmt. Hinzu kam, dass die Gästeabwehr den Ausfall von Cornerback Aqib Talib (Knie) zu Beginn des zweiten Viertels nicht kompensieren konnte. Manning nutzte dies konsequent aus, warf immer wieder erfolgreich den zuvor von Talib bestens bewachten Wide Receiver Demaryius Thomas an. Insgesamt brachte er es auf zwei Touchdowns und Pässe für herausragende 400 Yards Raumgewinn. "Er ist außergewöhnlich gewesen. Was er geleistet hat, ist beispiellos", lobte Broncos-Trainer John Fox seinen Spielmacher. Einziges Manko: Trotz einer überzeugenden Leistung führte Denver zur Pause nur mit 13:3. Doch gleich den ersten Angriff im zweiten Abschnitt schloss Manning mit einem Touchdown-Pass auf Thomas zum 20:3 ab. Spannend bis zum Schluss war es hingegen in Seattle. Im ersten Durchgang waren die Gäste vor allem dank ihres laufstarken Quarterbacks Colin Kaepernick tonangebend, führten zur Halbzeit aber nur mit 10:3. Unter dem ohrenbetäubenden Jubel der 68 454 Fans setzte Seahawks-Runningback Marshawn Lynch in der 35. Minute zu einem unaufhaltbaren Lauf über 40 Yards an und beendete diesen mit einem Touchdown. Ebenso spektakulär war vier Minuten später Kaepernick, der aus dem Sprung den Ball millimetergenau über 26 Yards in die Arme von Wide Receiver Anquan Boldin warf - 17:10. Im Schlussviertel zeigte die Seahawks-Verteidigung, warum sie die Beste der Liga ist. Vorne sorgten Jermaine Kearse mit einem Touchdown sowie Kicker Steven Hauschka mit zwei verwandelten Field Goals für eine 23:17-Führung. Die packende Partie war jedoch erst entschieden, als Seattles Richard Sherman 26 Sekunden vor Spielende einen von Kaepernick auf Michael Crabtree gedachten Pass in der Endzone mit der linken Hand unterband und Teamkollege Malcolm Smith den Ball fing. Ski alpin, Felix Neureuther: Skirennfahrer Felix Neureuther liebäugelt mit neuen Fahrten in einer schnellen Disziplin des alpinen Ski-Weltcups. "Ich brauche mich vor allem im Slalom vor niemandem auf der Welt zu verstecken. Und wenn es so weitergehen sollte, überlege ich mir, ob ich nicht doch in der Saison 2014/15 auch im Super-G starten sollte", sagte Neureuter in einem Interview im "Focus" (Montag). Sechsmal startete der Partenkirchener im Weltcup im Super-G. Zuletzt fuhr er im Februar 2008 in Whistler als 50. ins Ziel. Auch in einer Weltcup-Abfahrt kam er im November 2011 in Lake Louis zum Einsatz und wurde 43. In einer seiner sechs Super-Kombinationen fuhr Neureuther im Februar 2011 in Bansko auf Platz zwei. Kerngeschäft sind für Neureuther aber Slalom und Riesenslalom. In beiden Disziplinen zählt der WM-Zweite im Torlauf zu den Mitfavoriten auf Edelmetall bei den Winterspielen. Großtaten bei Olympia erwartet Neureuther in Sotschi vor allem von Super-G-Olympiasieger Aksel Lund Svindal (Norwegen) und vom dreimaligen Schladming-Weltmeister Ted Ligety (USA), der Nummer 1 im Riesenslalom. "Wenn nichts passiert, wird er zusammen mit Aksel Lund Svindal bei Olympia dominieren", sagte Neureuther. Boxen, Firat Arslan: Herausforderer Firat Arslan sorgt vor dem WM-Kampf gegen Box-Weltmeister Marco Huck am 25. Januar in Stuttgart für Wirbel. Arslan lehnt Punktrichter Mickey Vann (Großbritannien) ab, weil dieser ihn im ersten Aufeinandertreffen gegen Huck benachteiligt haben soll. "Ich kann keinen Punktrichter akzeptieren, der den Kampf nach unserer Meinung falsch gewertet hat", sagte Arslan der Sport.Bild. "Da werde ich mich zusammen mit meinem Anwalt Dr. Joachim Rain darum kümmern, dass das geändert wird. Meines Wissens waren andere Punktrichter angesetzt", sagte der Halbschwergewichtler. Im umstrittenen ersten Duell am 3. November 2012 hatte Vann 115:113 für Huck gepunktet. Huck hatte am Ende nach Punkten umstritten gewonnen. "Es ist für mich inakzeptabel, dass einer aus dem ersten Duell wieder Punktrichter ist. Jeden Punktrichter, der nicht beteiligt war, würde ich nicht ablehnen", sagte Arslan. Die Unparteiischen werden vom Weltverband WBO festgelegt, der die WM im Cruisergewicht (bis 90,7 Kilogramm) austrägt. Dort sieht man kein Problem mit der Ansetzung von Vann. "Er ist ein sehr guter Punktrichter", sagt Istvan Kovacs, der am Samstag Supervisor für die WBO sein wird. "Wir haben sehr oft mit ihm zusammengearbeitet. Ich war Supervisor beim ersten Kampf, der sehr knapp war. Ein paar Schläge gaben bei jeder Runde den Ausschlag. Den konnte man so oder so punkten", sagte Kovacs. Basketball, NHL: Die Los Angeles Lakers haben in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA ohne Chris Kaman den zweiten Sieg nacheinander gefeiert. Beim 112:106-Erfolg am Sonntag (Ortszeit) auswärts gegen die Toronto Raptors kam der deutsche Nationalspieler nicht zum Einsatz. Erfolgreichster Werfer der Gäste vor 17 706 Zuschauern war Nick Young, der nach dem Ablauf einer Ein-Spiel-Sperre 29 Punkte erzielte. In der Tabelle bleiben die Lakers trotz des 16. Saisonsiegs noch weit von den Playoffrängen entfernt. In der Western Conference belegt die Mannschaft von Mike D'Antoni mit insgesamt 25 Niederlagen den zwölften Platz. Rang acht und damit den letzten Playoffplatz haben die Dallas Mavericks mit Dirk Nowitzki inne. Ihre Bilanz: 24 Siege, 18 Niederlagen.
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Der eine starb, der andere wurde weltberühmt - nach langen Jahren der Zurückhaltung präsentierten einstige Bergkameraden ihre Version.
(SZ vom 24.5.2003) Am Dienstag vor zwei Wochen kam der Brief mit der Warnung. Am Mittwoch sagte der Vertreter von National Geographic, dass er sich an der Geschichte nicht die Finger verbrennen wolle. Am Donnerstag zeigten gleich mehrere Journalisten verschiedenster Blätter ihre Scheu, dieses heiße Thema anzupacken. Es scheint ein schöner Tanz zu werden. Dass der Tanz mit dem Bekanntheitsgrad des Mannes zu tun hat, um den es hier geht, ist nicht unbedingt verblüffend. Dass der Tanz aber schon beginnt, bevor das Buch überhaupt auf dem Markt ist, kann schon zum Nachdenken anregen. Die Warnung kam als ganz gewöhnliches Fax. Adressat: der kleine Münchner A1 Verlag, der den Mut und die Chuzpe besitzt, jetzt, Ende Mai, passend zum 50.Jahrestag der Erstbesteigungen von Mount Everest und Nanga Parbat, das Buch "Zwischen Licht und Schatten" zu veröffentlichen. Untertitel: "Die Messner-Tragödie am Nanga Parbat". Das lässt schon was ahnen. Autor ist der heute in Chile lebende Bergsteiger Hans Saler. Als Absender trat die Hamburger Rechtsanwaltskanzlei Prinz, Neidhardt und Engelschall auf, die immer wieder ihren Weg in die Zeitungen findet, weil sie spezialisiert ist auf große Namen und presserechtliche Fragen. "Sehr geehrte Damen und Herren", heißt es in dem kurzen, schmucklosen Brief, "unser Mandant hat gehört, dass es in Ihrem Haus das oben genannte Buchprojekt geben soll. Wir dürfen darauf hinweisen, dass unser Mandant eine unwahre Berichterstattung nicht hinnehmen wird und uns beauftragt hat, nach Vorliegen des Manuskripts ggf. presserechtliche Ansprüche durchzusetzen, sofern in dem Manuskript unwahre Behauptungen aufgestellt werden, die das allgemeine Persönlichkeitsrecht unseres Mandanten verletzen." Unterschrieben mit Prof. Dr. Prinz, LL.M., Rechtsanwalt. Heimtückische Flanken Es wird also, so viel scheint man annehmen zu dürfen, um mehr als nur ein weiteres Bergsteigerbuch eines bislang nicht sonderlich bekannten Autors gehen, um mehr als nur eine Erinnerung an eine legendäre Bergbesteigung, um mehr als eine weitere Runde in dem ewigen Streit, wer denn nun die Schuld trägt an dem Tod von Günther Messner: Günther Messner selber; dessen Bruder Reinhold; die anderen Expeditionsteilnehmer - oder der Berg, der Nanga Parbat, der mit seinen 8126 Metern schon bedrohlich genug ist und dann auch noch über die Rupalwand verfügt, die höchste Steilwand der Erde, 4500 Meter hoch, die bis zum Jahr 1970 als unbezwingbar galt. Vielleicht aber geht es vor allem - und das würde den drohenden Brief aus dem Haus der Prinzengarde erklären - um den Mythos Reinhold Messners, der möglicherweise jetzt doch ein wenig ins Wanken gerät. Der Berg ruft, was soll er auch sonst den lieben langen Tag tun. Besonders der Nanga Parbat hat die Bergsteiger immer gerufen, hat sie gelockt, ihn über seine offenen, heimtückischen Flanken zu besiegen. Viele Menschen, ausschließlich Männer, viele aus Deutschland, haben bei diesem Zweikampf mit dem Berg ihr Leben verloren, so dass noch heute dieser Gigant als Grab der Deutschen bezeichnet wird. Kein gutes Omen also für die Wagemutigen, die sich im Juni 1970 dem Berg stellten. Angefangen hatte alles mit einer Einladung. Der Münchner Arzt Dr. Karl Maria Herrligkoffer, der schon so viele berühmte Expeditionen geleitet hatte, stellte eine Mannschaft der besten deutschsprachigen Extrembergsteiger zusammen, die den Nanga Parbat erklettern sollten, darunter so bedeutende wie Felix Kuen und Peter Scholz, Werner Haim und Gert Mändl, Hans Saler und Günter Kroh, ferner der Filmer Gerhard Baur und der Bergfotograf Jürgen Winkler und, nicht zuletzt, Reinhold und Günther Messner. Sechs Wochen lang waren die insgesamt 13 Bergsteiger schon in der Wand, ehe die entscheidende Phase begann. In diesen sechs Wochen näherten sie sich schrittweise dem Gipfel, bauten mehrere Lager, das Basislager und fünf Lager in der Wand, gewöhnten sich langsam an den extremen Sauerstoffmangel, an die Temperaturunterschiede von 70 Grad zwischen Tag und Nacht, sicherten besonders gefährliche Steilstrecken mit Seilen, wehrten sich gegen Schneestürme und warteten auf gutes Wetter, um das letzte, entscheidende Stück zum Gipfel zu wagen. Richtig los ging es dann am Freitag, dem 27. Juni. Und es begann ein Drama, das bis heute ungeklärt ist, denn es gibt nur einen einzigen Zeugen, der die Wahrheit kennt: Reinhold Messner. Sicher ist nur eines: Am Ende dieses Abenteuers war ein Mann tot: Günther Messner. Er war 24 Jahre alt und das 33. Opfer dieses Bergs. Wie das Abenteuer verlief bis zu dem tödlichen Ausgang, ist weitgehend unstrittig und in zahlreichen Büchern und Tagebüchern, Erzählungen und Gesprächen der Beteiligten festgehalten. Zwischen zwei und drei Uhr morgens am 27. Juni 1970, in der völligen Dunkelheit des Lagers V auf rund 7350 Metern Höhe, weckte ein Geräusch Günther Messner und Gerhard Baur. Reinhold Messner stand auf. Er zog sich vier Hosen, einen zusätzlichen Pullover und einen weiteren Anorak über, insgesamt sechs Schichten, setzte die Stirnlampe auf und machte sich auf den Weg durch die Dunkelheit zum Gipfel. Sie hörten, wie er fortging, jeder Schritt hinterließ einen scharfen, trockenen Riss in der Stille. Die beiden ahnten, dass Reinhold Messner es wagen würde, bis ganz nach oben zu klettern. Bei Tagesanbruch schließlich begannen Gerhard Baur und Günther Messner, die Merkl-Rinne mit Seilen zu sichern, das letzte besonders gefährliche Teilstück der Rupalwand. Es war ein wunderbarer Tag. Stahlblauer Himmel über dem Meer von Gipfeln um sie herum. Im Osten der K 2, mit 8611 Metern der zweithöchste Berg der Welt. Nicht weit davon entfernt der Broad Peak, 8047 Meter hoch. Da passierte es: Das Seil fiel von einer Rolle, die sie mit sich trugen. Günther war wütend. Sein Bruder Reinhold, an dem er so hing, alleine auf dem Weg zum Ruhm. Und hier vor ihm im Schnee dieser Seil salat. Das war offenbar zu viel. Günther folgte seinem Bruder: ohne Seil, ohne Ausrüstung, ohne Proviant. Es ist schon ein Wunder. Ein kleiner, heller, schmuckloser Raum in München, voll gestopft mit Bildern, abenteuerlichen Erlebnissen, Geräuschen, Gefühlen, Überlebenskämpfen und Dramen, einfach nur kraft der Erzählung eines Mannes. Der Raum hat große Fenster, durch die man auf eine enge Straße im alten Teil des Münchner Stadtteils Nymphenburg blicken kann. Bücher, Aktenordner, Manuskripte in den hohen Metallregalen, es ist schließlich der Raum eines Verlags. Auf einem einfachen Büroschreibtisch zwei Tassen Tee. Und dahinter dieser eher kleine, sehnige, durchtrainierte Mann mit den sonnengebräunten Gesichtszügen eines Menschen, der sich meist in der freien Natur aufhält. Ein Mann, der sich gut gehalten hat, der gesund zu leben scheint und der wirkt, als habe sein Leben keine extremen Prüfungen für ihn parat gehabt. Was mitnichten stimmt: Mit 14 Jahren schon durchstieg Hans Saler gefährlichste Wände im Alleingang, erkletterte noch als Halbwüchsiger die Nordwände des Eigers, der Königsspitze, des Matterhorns; mit 21 machte er bei einer großen Bergexpedition nach Peru und Bolivien mit, was Dr. Herrligkoffer auf ihn aufmerksam werden ließ und dem jungen, leidenschaftlichen Bergsteiger aus München das Ticket zum Nanga Parbat einbrachte, da war er 22; mit 23 baute er sich in Australien zusammen mit einem Freund aus wasserlöslichem Sperrholz, das sie mit viel Lack imprägnierten, einen Trimaran, und segelte bis nach Südafrika-für jeden Normalsterblichen eine Selbstmordaktion, aber es gab wohl höheren Ortes ein sattes Schutzkonto für den jungen Mann; mit 26 bestieg er den lang umkämpften, 7850 Meter hohen Dhaulagiri III im Himalaya; mit 27 baute er sich in einer Scheune in München eine seefeste Segeljacht und überquerte damit den Atlantik, heiratete in Bolivien eine Holländerin und segelte danach nochmals viereinhalb Jahre über die Weltmeere; er saß zwei Monate in einem Gefängnis Trinidads wegen Spionageverdachts; er überlebte einen bewaffneten Überfall in Mexiko; er lebte allein mit seiner Frau ein Jahr abgeschieden von der Zivilisation im hohen Norden Kanadas in einer selbst gebauten Blockhütte und überstand Temperaturen von minus 50 Grad... Hans Saler ist offensichtlich nicht gerade das, was man einen Angsthasen nennt- und wenn man bei diesem Lebensentwurf nach einer bestimmenden Triebkraft sucht, dann stößt man schnell auf die Erkenntnis, dass er alles erträgt und erduldet, so lange es nicht langweilig, nicht absehbar und vor allem nicht ungefährlich ist. Keine schlechte Voraussetzung also, einem Mann wie Reinhold Messner die Stirn zu bieten, der nach eigenem Selbstverständnis "der Papst, wenn nicht der Gott des Alpinismus" ist, wie der Spiegel schrieb. Reinhold hätte das alles nicht auslösen dürfen, sagt Hans Saler mit leiser Stimme. Aber er hat es getan. Und sein Bruder ist ihm gefolgt. Und sie schafften an diesem 27. Juni 1970 als Erste das, was bis dahin niemand geschafft hatte: Sie kletterten durch die Merkl-Rinne, bezwangen den Rest der bedrohlichen Wand und standen um 17 Uhr auf dem Gipfel des Nanga Parbat, auf 8126 Metern Höhe. Was dann geschah, ist seit 33 Jahren eines der faszinierendsten Rätsel in der Welt der Bergsteiger. Reinhold Messner hat einige Versionen des Folgenden präsentiert, aber die Hauptversion ist, dass sein erschöpfter Bruder ihn gedrängt habe, über die andere Seite des Bergs abzusteigen, weil ihm der Rückweg über die Aufstiegsroute als zu schwierig erschien. Sie hätten dann in 7800 Metern Höhe in einer Mulde biwakiert, ohne Zelt, ohne Proviant, nur in eine Astronautenfolie gehüllt, bei minus 30 Grad und zunehmend verwirrt durch den Sauerstoffmangel. Am nächsten Morgen gegen 10 Uhr kam dann das Ereignis, das bis heute auf vielfältigste Weise interpretiert wird. Denn in diesen Minuten war Reinhold Messner nicht mehr der einzige Zeuge. Felix Kuen und Peter Scholz waren von unten die Merkl-Rinne hinaufgeklettert, aus der sie gerade über eine Rampe nach rechts hinausgequert waren. Sie sahen Reinhold Messner über sich am Grat auf einem Felsriegel stehen, rund 80 bis 100 Meter entfernt. "Wart ihr am Gipfel?", rief Kuen. "Ja, wir waren oben", rief Reinhold Messner zurück. "Gestern um 17 Uhr. " "Ist bei euch alles in Ordnung?", wollte Kuen wissen. "Ja, alles in Ordnung", antwortete Messner, und seine Worte waren, so Kuen später, deutlich zu hören. Er verschwand. Von seinem Bruder keine Spur. Und doch sagte Reinhold Messner später, dass sie beide dann gemeinsam über die Diamir-Flanke abgestiegen seien, wo Günther von einer Lawine begraben worden sei... Manche Erinnerung liegt ja wie ein Tier unter einem Stein. Jahrelang kann sie da liegen, niemand rührt daran, niemand wagt sie zu wecken. Doch irgendwann kommt sie hervor - und es ist schon verblüffend, wie jeder, der die Erinnerung ans Licht zerrt, sie anders aussehen lässt. Fast 33 Jahre haben die Beteiligten über die Tragödie jener Tage Ende Juni 1970 geschwiegen. Sie haben Reinhold Messners Erklärungen in einer Art Gentlemen's Agreement nicht weiter kommentiert, sie haben sich so verhalten, wie sie es als Bergkameraden gewohnt waren. Doch dann hat Reinhold Messner einen Fehler begangen: Er hat die anderen in den vergangenen Monaten immer wieder der unterlassenen Hilfeleistung bezichtigt und einmal sogar, im Oktober 2001, bei der Vorstellung seiner Herrligkoffer-Biografie gesagt: "Einige, älter als ich, hatten ja nichts dagegen, dass die beiden Messners nicht mehr auftauchen - und das ist die Tragödie." Und plötzlich wird Hans Saler, dieser ruhige, besonnene, heute 55 Jahre alte Mann, zu einem scharf formulierenden Ankläger, dessen Sätze wie Peitschenhiebe knallen. Ist es zum Beispiel glaubhaft, fragt er hart und fixiert einen mit zusammengekniffenen Augen, dass ein erschöpfter, völlig fertiger Mann entscheidet, welcher Weg zum Abstieg gewählt wird, und der stärkere, gesunde, der die Gefahren erkennen müsste, fügt sich ohne Widerspruch? Ist es glaubhaft, dass ein Mann "Alles in Ordnung!" ruft, wenn unweit von ihm sein Bruder in Lebensgefahr schwebt? Ist es glaubhaft, dass ein erschöpfter, kranker Mann nicht den näheren, ungefährlicheren Weg nimmt, sondern stattdessen seinem Bruder über die unbekannte, unerforschte, extrem lawinengefährdete Diamir-Flanke folgt, die 3500 Meter hoch ist, in der sie keinerlei Hilfe erwarten konnten und die zuvor noch niemand durchstiegen hat? Und Hans Saler lässt einen Satz folgen, der zeigt, wie absurd er das alles findet: "Das wäre doch so, als ob jemand 100 Stockwerke hochgeht und nur, weil er total erschöpft ist, beim Abstieg nicht die Treppe benutzt, sondern den Weg über die Außenfassade." Der Zorn sitzt tief Manchmal schreibt man ja ein Buch in der Hoffnung, es könnte eine Menge Geld bringen oder der unscheinbaren Karriere Glanz verleihen. Manchmal will man ganz profan nur die Wahrheit aufdecken oder, etwas weniger profan, eine Lüge verewigen. Ein ganz persönliches Motiv ist auch die Läuterung - oder, ganz einfach, Rache. Was aber will Hans Saler? "Gerechtigkeit", sagt er, jetzt wieder ruhig und zurückhaltend. Seine Antwort kommt ohne Zögern, und er ist überhaupt nicht verlegen, dieses große Wort zu benutzen. Man spürt: Sein Zorn auf Reinhold Messner sitzt tief. Er ist nicht nur gekränkt, er fühlt sich von den Schuldvorwürfen des einstigen Berg gefährten verletzt. Und man fragt sich, ob er ohne diese als ungerecht empfundene Schuldzuweisung jemals dieses Buch geschrieben hätte, ob es nicht gerade die Erniedrigung war, die in ihm das Verlangen geweckt hat, zu beweisen, dass alles ganz anders war, mochte dieser Beweis auch noch so viel Mühe und Unannehmlichkeiten kosten. Denn natürlich lässt sich ein Reinhold Messner nicht widerstandslos den Heiligenschein nehmen, das zeigt schon der schnelle Brief der Hamburger Anwälte. Und dann sagt Hans Saler, der Abenteurer, der Ankläger, was seiner Ansicht nach passiert ist und was in seinem Buch durch Aussagen der anderen Expeditionsteilnehmer auch unterstützt wird. Günther Messner sei auf dem Gipfel total erschöpft gewesen und habe sich entschlossen, den leichteren Weg zurück bis zum Einstieg in die Merkl-Rinne zu klettern. Da das Wetter gut war, konnte er damit rechnen, dass von unten die Bergkameraden kommen und ihm durch die Merkl-Rinne helfen würden. Reinhold, ehrgeizig, wie er war, habe sich noch am Gipfel von seinem Bruder getrennt und sei direkt den steileren Weg zur Merkl-Rinne abgestiegen, um sich seinen Traum zu erfüllen: die Eroberung der Diamir-Flanke auf der Rückseite des Bergs. Zweiter Weltrekord Die Brüder, so Hans Saler weiter, wollten wohl getrennt biwakieren. Geplant sei vermutlich gewesen, am nächsten Morgen an der Stelle, an der Reinhold Messner den Dialog mit Felix Kuen hatte, mit Günther in Sicht- und Rufkontakt zu treten. Doch Günther sei wohl auf seinem Weg zur Merkl-Rinne abgestürzt, vielleicht habe er auch das Notbiwak in der Nacht nicht überlebt. Wie immer es in Wahrheit war: Reinhold Messner stieg danach über die Diamir- Flanke ab. Es war ein Weltrekord. Der zweite nach dem Durchstieg durch die Rupalwand. Sie begründeten seinen Ruf. Sie waren der Grundstein für seine außergewöhnliche Karriere. Es ist still und dunkel geworden in dem kleinen Raum, eine fast körperhafte Stille füllt alles aus. Man hat das Gefühl, dass dieser Mann, der alles ausgelöst hat, der sich selbst ins Zwielicht gebracht hat, dass der anwesend ist. Und man fragt sich nach einigen Sekunden verwundert, warum dieser Mann nicht irgendwann einfach aufsteht, vor all seine Bewunderer tritt und den Mut und die Entschlossenheit zeigt, die ihn an den höchsten Bergen dieser Welt stets ausgezeichnet hat, und nach zahlreichen Büchern, nach Hunderten von Vorträgen, in denen er es anders geschildert hat, warum er nicht die Kraft und die Größe besitzt zu sagen, welche seiner zahlreichen Versionen denn nun stimmt und ob nicht doch Hans Saler und die anderen Recht haben. Es wäre Reinhold Messners erste Besteigung eines Neuntausenders und wahrlich eine großartige Leistung, mit oder ohne Sauerstoff. Und Hans Saler würde drüben in Chile, in seinem abgeschiedenen Tal, am Fuße eines glimmenden Vulkans, wo er mit seiner Frau, drei Hunden und zwei Lamas lebt, davon hören, ganz sicher. Es würde ihn freuen, ja vielleicht sogar erlösen.
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mlsum-de-9820
Platz vier war nicht genug, Coach Harry Redknapp muss die Tottenham Hotspur verlassen. Franzose Giroud vor Wechsel zu Arsenal, DFB fordert nach Fan-Krawallen in Fußballstadien harte Strafen gegen neun Klubs, in der Causa Erfurt kritisiert die Opposition schwere Versäumnisse des Bundesinnenministeriums.
Detailansicht öffnen Harry Redknapp als Tottenham-Coach: Hervorragende Arbeit (Foto: AFP) Fußball, Premier League: Harry Redknapp ist nicht länger Trainer von Tottenham Hotspur. Wie der Premier-League-Verein mitteilte, habe man sich von dem 65 Jahre alten Fußballlehrer getrennt. "Harry kam in einer Zeit, als seine Vorgehensweise und seine Erfahrung dringend benötigt wurden", sagte Vorstand Daniel Levy. "Diese Entscheidung soll in keiner Form von der hervorragenden Arbeit ablenken." In den knapp vier Spielzeiten seit Oktober 2008 war Tottenham nach einem achten Platz dreimal in Folge im europäischen Wettbewerb vertreten. In der abgelaufenen Saison verpassten die Londoner zum Missfallen der Clubführung mit Redknapp die Teilnahme an der Champions League knapp um einen Punkt. Redknapp dagegen soll sich vor der Trennung um einen neuen Vier-Jahres-Vertrag bemüht haben. Zwischenzeitlich war er auch als neuer Nationaltrainer Englands im Gespräch. Radsport, Tour de France: Der luxemburgische Radprofi Andy Schleck hat seine Teilnahme an der Tour de France (30. Juni bis 22. Juli) überraschend abgesagt. Der 27-Jährige vom Team RadioShack-Nissan, der wegen des Dopingfalls von Alberto Contador nachträglich zum Tour-Sieger 2010 erklärt worden war, laboriert nach Medienangaben an einem Knochenbruch im Becken. Die Verletzung ist offenbar eine Folge von Schlecks Sturz beim Criterium du Dauphine in der vergangenen Woche. Schlecks Team hat für Mittwochnachmittag (16 Uhr) eine Pressekonferenz angekündigt. Fußball, FC Chelsea: Der FC Chelsea hat dreieinhalb Wochen nach dem historischen Sieg in der Champions League seinen Trainer Roberto di Matteo mit einem Zweijahresvertrag belohnt. Di Matteo war seit März als Interimstrainer tätig, nachdem der Portugiese Andre Villas-Boas entlassen worden war. Clubbesitzer Roman Abramowitsch zögerte lange mit einem Vertragsangebot. Dann gewann Di Matteo den englischen FA-Cup und die Champions League. Fußball, Premier League: Frankreichs Nationalstürmer Olivier Giroud hat sich nach Angaben der L'Équipe für den FC Arsenal entschieden und steht vor einem Wechsel zum neuen Club von Lukas Podolski. Der Angreifer vom französischen Meister HSC Montpellier könne noch bis zum Ende dieser Woche einen Vertrag bei den Londonern unterschreiben, berichtet die Zeitung. Der 25-Jährige wurde diese Saison mit 21 Treffen Liga-Torschützenkönig und stand beim ersten EM-Spiel gegen England (1:1) nicht auf dem Platz. An Giroud hatte auch der FC Bayern München Interesse gezeigt, aber von einem Transfer wegen einer zu ähnlichen Spielweise im Vergleich zu Mario Gomez Abstand genommen. Die festgeschriebene Ablösesumme soll bei etwa zwölf Millionen Euro liegen, Giroud hat in Montpellier noch einen Kontrakt bis 2014. Bei Arsenal würde er von seinem Landsmann Arsène Wenger trainiert und neben dem früheren Kölner Podolski voraussichtlich auch auf Robin van Persie treffen. Der Niederländer wollte seinen noch ein Jahr laufenden Vertrag bislang allerdings noch nicht verlängern und wurde zuletzt mit Juventus Turin in Verbindung gebracht. Fußball, Breno: Sollte Abwehrspieler Breno seine Probleme mit der deutschen Justiz lösen, winkt ihm ein Fünfjahresvertrag bei Lazio Rom, Verein von Nationalstürmer Miroslav Klose. Nach Angaben der Tageszeitung Corriere della Sera ist der Hauptstadtklub offenbar bereit, dem Spieler 1,5 Millionen Euro pro Saison anzubieten. Seit Tagen wird Breno in Rom bereits als Neuzugang des Klose-Klubs gehandelt. Der 22-Jährige, dessen Vertrag in München am 30. Juni ausläuft und dessen Abgang bereits seit längerer Zeit feststeht, zählt schon seit längerer Zeit zu den Wunschkandidaten von Lazios Sportdirektor Igli Tare. Am Mittwoch begann in München allerdings Brenos Gerichtsprozess wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung. Zehn Verhandlungstage bis Mitte Juli sind angesetzt. Fußball, Fortuna Düsseldorf: Ein "Geisterspiel" und eine Geldstrafe in sechsstelliger Höhe - der Platzsturm-Skandal im Relegationsrückspiel gegen Hertha BSC wird den Bundesliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf wohl teuer zu stehen kommen. Der Kontrollausschuss des DFB fordert für den zweimaligen DFB-Pokal-Sieger ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Beginn der neuen Saison und zudem 100.000 Geldbuße. Tausende Fans der Fortuna hatten beim 2:2 in der heimischen Esprit-Arena am 15. Mai schon vor Beendigung der siebenminütigen Nachspielzeit den Platz gestürmt. Schiedsrichter Wolfgang Stark unterbrach das Spiel für 20 Minuten, ehe er es noch einmal für rund 90 Sekunden fortsetzte. Über den Aufstieg der Fortuna wurde nach einem Einspruch der Berliner gegen die Spielwertung in zweiter Instanz vor dem Bundesgericht des DFB entschieden. Auch der Zweitliga-Absteiger Karlsruher wird wahrscheinlich ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen müssen. Nach dem Relegationsrückspiel gegen Jahn Regensburg, in dem der Abstieg besiegelt wurde, war es zu schweren Ausschreitungen rund um das Wildparkstadion gekommen. Dabei wurden nach Angaben der Polizei insgesamt 76 Personen verletzt. Jeweils Teilausschlüsse der Zuschauer zu Beginn der neuen Saison müssen wegen verschiedener Verfehlungen die Hertha, Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln, Aufsteiger Eintracht Frankfurt und der Zweitligist Dynamo Dresden befürchten. Zudem wurden gegen Double-Gewinner Borussia Dortmund, Bayern München und Jahn Regensburg Geldstrafen beantragt. Alle Vereine haben nun Zeit bis Anfang nächster Woche, den jeweiligen Strafanträgen des DFB-Kontrollausschusses zuzustimmen. Tun sie dies, sind die Urteile rechtskräftig. Tennis, England: Für Mona Barthel ist das WTA-Turnier in Birmingham bereits nach ihrem Auftaktmatch beendet. Die 21-Jährige, die durch ein Freilos direkt in die zweite Runde eingezogen war, unterlag bei ihrem ersten Rasenturnier des Jahres der Tschechin Andrea Hlavackova 6:7 (5:7), 2:6. Am Mittwochabend traf die Berlinerin Sabine Lisicki ebenfalls nach einem Auftakt-Freilos in der zweiten Runde auf Urszula Radwanska aus Polen. Doping, Sportpolitik: Zwei Tage nach dem ersten Freispruch in der Blutdoping-Affäre am Olympiastützpunkt Thüringen hat SPD-Sportsprecher Martin Gerster "schwere Versäumnisse des Bundesinnenministeriums" in der Causa Erfurt angeprangert. "Es ist völlig unbestritten, dass es auch nach dem 1. Januar 2011 Blutbehandlungen mit UV-Strahlen gegeben hat. Und allen ist klar, das dies verboten war. Aber bisher sind keinerlei Konsequenzen daraus gezogen worden. Da fehlen mir die Worte", sagte Gerster am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Der SPD-Bundestagsabgeordnete forderte das Innenministerium auf, über die Zuwendungen nachzudenken. Denn schließlich seien die verbotenen Behandlungen auch aus Steuermitteln finanziert worden. Auch personelle Folgen will der Sportpolitiker nicht ausschließen. "Schließlich ist die Anwendung der UV-Methode mit Duldung des Olympiastützpunktleiters erfolgt", sagte Gerster. Er bedauert, dass sich Welt-Anti-Doping-Agentur Wada und die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada derzeit in einem "Kleinkrieg" verzetteln. Wie Staatssekretär Christoph Bergner bezeichnete es Gerster als "schlechten Stil" von Wada-Generaldirektor David Howman, in Interviews die Nada zu kritisieren, ohne vorher mit Vertretern der Nada gesprochen zu haben. "Da kann ich den Ärger der Nada verstehen", sagte Gerster. Die Nada hat zudem im Zusammenhang mit der Erfurter Blutmanipulationsaffäre erstmals ein Sportschiedsgerichts-Verfahren für den Zeitraum vor 2011 eingeleitet. "Nach sorgfältiger Prüfung der aktuell vorliegenden Hinweise ist nicht mehr auszuschließen, dass es sich bei der Anwendung der UV-Blutbehandlung auch vor 2011 um einen Dopingverstoß handelt", wurde die Nada-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann am Mittwoch in einer Pressemitteilung zitiert. Der Name des Sportlers, gegen den sich das Verfahren richtet, wurde nicht genannt. Mit dem Pilotverfahren will die Nada Rechtsklarheit für die Vorgänge am Olympiastützpunkt Erfurt schaffen, die vor 2011 lagen. Fußball, WM 2014: Bei Stadionbauarbeiten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 ist in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia ein 21 Jahre alter Arbeiter ums Leben gekommen. Der junge Mann fiel am Montag aus 30 Metern Höhe von einem Gerüst des neuen Mane-Garrincha-Stadions und war sofort tot. Laut einer offiziellen Stellungnahme untersuchen die federführenden Baugesellschaften den Todesfall: Nach ersten Erkenntnissen sei davon auszugehen, dass der Arbeiter zum Zeitpunkt des Unglücks die erforderliche Schutzausrüstung trug. In der 70.000 Zuschauer fassenden Arena sollen im kommenden Jahr drei Spiele des Confederation Cups ausgetragen werden, 2014 finden in Brasilia sieben WM-Partien statt. Peter Neururer: Fußball-Trainer Peter Neururer ist nach seinem Herzinfarkt am Samstagnachmittag außer Lebensgefahr. Der 57-Jährige war beim Golfspielen auf der Anlage Haus Leythe in Gelsenkirchen zusammengebrochen und musste noch vor Ort reanimiert werden. Sein Herz arbeitet anscheinend wieder selbstständig, die Medikamentendosis ist bereits reduziert worden. "Sein Herz scheint stabil zu sein, wir können wohl sagen, dass er Glück im Unglück gehabt hat", sagte auch Dr. Karl-Heinz Bauer, ein enger Freund Neururers, am Montag dem Reviersport: "Wichtig war, dass er in den ersten Stunden nach dem Infarkt gut versorgt worden ist. Alles weitere kann man aber erst sagen, wenn er aus dem künstlichen Koma geholt wird." Neururer, der einen doppelten Hinterwandinfarkt erlitten hatte, war umgehend ins Krankenhaus Bergmannsheil und von dort ins Marienhospital zum Herzspezialisten Professor Heinrich Blanke transportiert worden. Wie die Bild-Zeitung berichtet, sei Neururer sogar schon wieder aus dem Koma erwacht: Der 57-Jährige habe am Montag kurz nach 17.00 Uhr die Augen geöffnet und seine Angehörigen erkannt. Diese Informationen sind allerdings noch nicht bestätigt. Christian Obodo, Entführung: Der nigerianische Fußballprofi Christian Obodo vom italienischen Verein US Lecce ist 24 Stunden nach seiner Entführung wieder frei. Wie lokale Medien in Nigeria und die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichteten, wurde der 28-Jährige von Polizisten und Soldaten befreit und in Sicherheit gebracht. "Ich danke Gott, mehr kann ich nicht tun", hatte Obodo nach Angaben seines Bruders Kenneth gesagt, der ebenfalls Fußballprofi in Italien ist. Christian Obodo soll unverletzt sein. Der ehemalige Nationalspieler, der in der vergangenen Saison mit Lecce in der Serie A gespielt hatte, war am Samstag in seinem Heimatort Warri im Südwesten Nigerias von einer Gruppe Bewaffneter entführt worden. Diese forderten ein Lösegeld von umgerechnet 150.000 Euro. Nach Medienangaben wurde aber noch kein Geld gezahlt. Bei der Befreiung sollen drei Kidnapper festgenommen worden sein, sagte Kenneth Obodo. Fußball, Wettskandal: Die Bochumer Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen die beiden deutschen Ex-Fußballprofis Thomas Cichon und René Schnitzler erhoben. Sie sollen sich wegen Beihilfe zum Betrug, Unterstützung einer kriminellen Vereinigung und wegen Steuerhinterziehung verantworten, wie das Bochumer Landgericht am Dienstag mitteilte. Die beiden früheren Spieler vom VfL Osnabrück und von FC St. Pauli sollen in den Wettskandal von 2008 und 2009 verstrickt gewesen sein. Mitangeklagt sind auch vier Amateurspieler. Laut Staatsanwaltschaft geht es um insgesamt 18 mutmaßlich manipulierte Spiele, darunter acht Partien aus der 2. Bundesliga. Wann der Prozess stattfinden wird, steht noch nicht fest. Im aktuellen Wettskandal-Verfahren gegen Milan Sapina und fünf weitere Angeklagte hat es ein weiteres Geständnis gegeben. Ein 35 Jahre alter Angeklagter aus Berlin hat vor dem Bochumer Landgericht erklärt: "Ich dachte mir, dass ich vielleicht ein bisschen Geld machen kann. Ich brauchte unbedingt Geld." Überraschend war am Montag auch Wettpate Ante Sapina im Zuschauerbereich des Bochumer Landgerichts erschienen. Der 36-Jährige ist bereits zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. So lange sein Urteil aber nicht rechtskräftig ist, bleibt er auf freiem Fuß. Tennis, ATP Turnier in Halle: Philipp Kohlschreiber hat bei den Gerry Weber Open in Halle/Westfalen das Achtelfinale erreicht. In einem engen Match gewann der Titelverteidiger das deutsche Duell gegen Dustin Brown. Auch Cedrik-Marcel Stebe überstand die erste Runde des mit 663.750 Euro dotierten einzigen deutschen Rasenturniers. Dagegen schieden Vorjahresfinalist Philipp Petzschner und Tobias Kamke bereits in der ersten Runde aus. Der an Nummer acht gesetzte Kohlschreiber hatte beim 7:6 (7:4), 7:6 (7:4) gegen den Wildcardinhaber Brown mehr Mühe als erwartet. Im seinem ersten Match gegen den 27-Jährigen, der momentan auf Rang 163 der Weltrangliste geführt wird, verwandelte Kohlschreiber nach 1:25 Stunden auf feuchtem Rasen den zweiten Matchball. "Am Anfang hat mir die Lockerheit gefehlt. Dustin hat es in der Phase verdammt gut gemacht und ist mit den Bedingungen besser zurecht gekommen. In den Tie-Breaks war ich aber sehr konzentriert und stark", sagte Kohlschreiber. Wildcard-Inhaber Petzschner unterlag dem an Nummer fünf gesetzten Kanadier Milos Raonic mit 5:7, 6:7 (1:7). Stebe bezwang in seinem Auftaktmatch den Argentinier Carlos Berlocq nach 2:46 Stunden mit 6:3, 3:6, 7:5. Kamke musste sich dagegen dem Qualifikanten Ze Zhang 4:6, 6:7 (2:7) geschlagen geben. 3. Liga, SV Babelsberg 03: Ein verurteilter Straftäter bekommt eine zweite Chance im deutschen Profi-Fußball. Süleyman Koc kehrt zum Drittligisten SV Babelsberg 03 zurück. Der 23-Jährige unterschrieb einen Einjahresvertrag in Potsdam teilte der Verein mit. Nachdem er elf Monate in Untersuchungshaft gesessen hatte, wurde er im Frühjahr wegen der Beteiligung an mehreren Raubüberfällen zu einer Haftstrafe von 45 Monaten verurteilt. Da Koc eine gute Sozialprognose bescheinigt wird, darf er seine Strafe im offenen Vollzug verbüßen. Bereits zwischen 2010 und 2011 absolvierte er in der 3. Liga 26 Punktspiele für Babelsberg. Der Verein hat unterdessen festgelegt, wer Koc begleitet, unterstützt und kontrolliert. Co-Trainer Cem Efe und der langjährige Profi Almedin Civa, der Koc bereits im Gefängnis zur Seite stand, sollen sich persönlich um ihn kümmern. Premiere League, FC Chelsea: Roberto Di Matteo steht vor einem langfristigen Engagement als Cheftrainer des englischen Fußballklubs FC Chelsea. Britische Medien berichteten übereinstimmend, dass der in der Schweiz geborene Italiener noch in dieser Woche beim Champions-League-Sieger einen Vertrag über zwei Jahre erhalten soll. Der 42-Jährige war seit der Entlassung von Vorgänger Andre Villas-Boas Anfang März vom Assistenztrainreposten befördert worden und ursprünglich nur als Zwischenlösung bis Saisonende eingesprungen. Die Blues, die bis zum Frühjahr eine schwache Saison gespielt hatten, steigerten sich unter Di Matteo enorm. Chelsea das Finale des britischen FA Cups gegen Liverpool und die Champions League gegen den FC Bayern.
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mlsum-de-9821
Überraschend kommt Tennisspielerin Serena Williams in Singapur eine Runde weiter. Schwimmer Paul Biedermann verpasst in Peking einen Podestplatz. Tennisspieler Benjamin Becker verpasst das Halbfinale in Basel.
Tennis, WTA-Finals: Schützenhilfe hat Titelverteidigerin Serena Williams doch noch den Sprung in das Halbfinale der WTA-Finals ermöglicht und zum vierten Mal Platz eins in der Tennis-Weltrangliste zum Jahresende gesichert. Obwohl French-Open-Siegerin Maria Scharapowa und die Serbin Ana Ivanovic bei der WTA-WM in Singapur am Freitag Siege feierten, schieden beide am spannenden letzten Vorrunden-Spieltag aus. Damit trifft Serena Williams im Halbfinale an diesem Samstag auf die bislang als Einzige noch ungeschlagene Dänin Caroline Wozniacki. In der anderen Vorschlussrunden-Partie spielt die WM-Debütantin Simona Halep aus Rumänien gegen die Polin Agnieszka Radwanska. Scharapowa gewann zwar nach 3:09 Stunden Spielzeit 7:5, 6:7 (4:7), 6:2 gegen Radwanska. Doch nur bei einem Sieg in zwei Sätzen hätte die Weltranglisten-Zweite noch Chancen auf das Halbfinale beim Jahresabschluss-Turnier der besten acht Spielerinnen der Saison gehabt. Schwimmen, Peking: Paul Biedermann hat in seinem ersten Wettkampf seit den Europameisterschaften im Sommer in Berlin einen Podestplatz verpasst. Der EM-Zweite über 200 Meter musste sich über 400 Meter beim Kurzbahn-Weltcup in Peking mit Rang vier begnügen. Biedermann benötigte am Freitag 3:42,72 Minuten und war damit deutlich langsamer als Gewinner Sun Yang. Der chinesische Olympiasieger und Weltmeister verwies in 3:37,10 auch Myles Brown aus Südafrika (3:39,26 )und Kecheng Wang ebenfalls aus China (3:42,55) auf die Plätze. Dagegen schaffte es der Hamburger Steffen Deibler zweimal unter die ersten Drei. Über 50 Meter Schmetterling musste sich der Weltrekordhalter in 22,69 Sekunden als Zweiter nur dem Südafrikaner Chad Le Clos (22,03) geschlagen geben. Über 100 Meter Freistil belegte der deutsche Meister in 47,51 Sekunden den dritten Platz. Der EM-Zweite Christian Diener aus Potsdam kam am ersten Wettkampftag in der chinesischen Hauptstadt über 100 Meter Rücken (51,95) auf Platz fünf. Insgesamt sind fünf deutsche Starter in Peking dabei, es ist die fünfte Station von insgesamt sieben Kurzbahnweltcup-Wettkämpfen. Tennis, Basel: Benjamin Becker hat beim ATP-Turnier in Basel das Halbfinale verpasst. Der Tennisprofi aus Mettlach verlor am Freitag gegen den kroatischen Aufschlagspezialisten Ivo Karlovic mit 4:6, 4:6. Dem an Nummer acht gesetzten Karlovic gelangen im Viertelfinale des mit 1,92 Millionen Euro dotierten Hartplatzturniers 19 Asse. Becker war neben dem Alexander Zverev, der mit einer Wildcard gestartet war und schon in der ersten Runde gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow verloren hatte, der einzige deutsche Spieler in der Schweiz. David Ferrer erreichte beim Turnier in Valencia einen Meilenstein. Der topgesetzte Spanier bezwang im Viertelfinale Thomaz Bellucci aus Brasilien mit 6:1, 6:2 und feierte als vierter aktiver Spieler seinen 600. Sieg auf Tour. Die Rangliste der aktuellen Profis führt Roger Federer (986 Siege) vor Rafael Nadal (706) und Lleyton Hewitt (611) an. Die meisten Erfolge der Geschichte gelangen dem Amerikaner Jimmy Connors. Fußball, Manipulationsverdacht: Die lettische Polizei hat acht Personen wegen des Verdachts der Manipulation eines Qualifikationsspiels zur Champions League, Geldwäsche und Steuerbetruges festgenommen. Zwei Spieler des lettischen Meisters von 2012, FC Daugava Daugavpils, seien betroffen, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Europäische Fußball-Union Uefa leitete ein Disziplinarverfahren gegen den Klub, seinen Präsidenten und betroffene Spieler ein. Nach Polizeiangaben wurden neben den Profis auch zwei Vereinsoffizielle und vier Personen mit Verbindungen zum Club festgenommen. Eine der acht Personen bleibe in Haft, die weiteren sieben seien vorerst freigelassen, sollen aber unter Polizeikontrolle bleiben. Bei der Partie von Daugavpils gegen IF Elfsborg aus Schweden in der zweiten Qualifikationsrunde am 17. Juli 2013 seien unregelmäßige Wettmuster festgestellt worden, erklärte die Uefa. Daraufhin waren Untersuchungen in Kooperation mit dem lettischen Verband und den Behörden des baltischen Staates angestrengt worden. Die verdächtige Partie hatte Daugavpils auswärts 1:7 verloren, sechs Tage später setzte es eine 0:4-Niederlage vor eigenem Publikum. Laut Polizei werden auch mehrere Ligaspiele untersucht. Formel 1, Caterham: Die Investorengruppe Engavest hat im eskalierten Streit um den Formel-1-Rennstall Caterham das Management an einen Insolvenzverwalter abgegeben. Das teilte das Team am Freitag mit. Man sei damit einer Aufforderung des neuen Verwalters der insolventen "Caterham Sports Limited" und den Anwälten von Vorbesitzer Tony Fernandes nachgekommen. Das Management des Rennstalls obliege nun Insolvenzverwalter Finbarr O'Connell, damit das Team wieder seine Arbeit fortsetzen und sich auf die nächsten Events vorbereiten könne. Ob damit ein Start des Rennstalls beim Großen Preis der USA in einer Woche gewährleistet ist, bleibt jedoch mehr als fraglich. Im Streit um die Besitzverhältnisse hatte der Insolvenzverwalter zunächst die Tore zum Werk verschlossen, zudem war Teamchef Manfredi Ravetto zurückgetreten. Wer sportlich das Sagen hat, ist ungeklärt. Die schweizerisch-arabische Investorengruppe, über die ansonsten praktisch nichts bekannt ist, warf Fernandes vor, seine Anteile trotz entsprechenden Vertrages von Ende Juni nicht übertragen zu haben. Fernandes seinerseits wehrte sich und erklärte dies damit, dass Engavest die vereinbarten Vertragsinhalte bis dato nicht erfüllt habe. Das Team ist Letzter der Konstrukteurswertung. Fußball, Schweinfurt: Bei dem unter Dopingverdacht stehenden Joseph Mensah vom Regionalligisten 1. FC Schweinfurt ist auch die B-Probe positiv ausgefallen. Wie der Bayerische Fußball-Verband (BFV) am Freitag mitteilte, bestätigte der zweite Test den Befund der A-Probe, in der Spuren von Amphetamin festgestellt worden waren. Die Tests waren in dem von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA akkreditierten Kontrolllabor im sächsischen Kreischa analysiert worden. Der 29-jährige Mensah wurde schon nach der A-Probe gesperrt. Gegen ihn läuft ein Verfahren vor dem BFV-Sportgericht. Dem Ghanaer droht eine Sperre von bis zu zwei Jahren. Die positive Dopingprobe war am 12. September in der Partie der Unterfranken beim TSV Buchbach genommen worden. Buchbach legte in der Zwischenzeit Einspruch gegen die Wertung des Spiels, das Schweinfurt 2:1 gewonnen hatte, ein. Der Einspruch wird vom BFV derzeit geprüft. Handball, HSV Hamburg: Unternehmer Karl Gladeck ist einstimmig zum neuen Präsidenten des Handball-Bundesligisten HSV Hamburg e.V. gewählt worden. Dies gab der Klub am Freitag bekannt. Der 47-Jährige ersetzt Frank Spillner, der den Posten nach dem Rücktritt von Andreas Rudolph interimsmäßig besetzt hatte. "Karl Gladeck hat den Verein in den vergangenen Monaten mit seiner großen Leidenschaft unterstützt. Deshalb sind wir davon überzeugt, dass er den HSV in eine gute Zukunft führen kann", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Reimund Slany. Gladeck benannte in seiner ersten Amtshandlung Jugendkoordinator Gunnar Sadewater zum Vize-Präsidenten. Rudolph war im Mai zurückgetreten. Danach kämpfte der Champions-League-Sieger von 2013 gegen die Insolvenz, erhielt aber schließlich die Lizenz für die laufende Spielzeit. Premier League, Arsenal: Per Mertesacker hat eingestanden, dass er mit seinem Premier-League-Club FC Arsenal in einer Krise steckt. Nach dem schmeichelhaften 2:1 in der Champions League beim RSC Anderlecht sagte der Innenverteidiger: "Fußballerisch fehlen uns einige Dinge. Das Passspiel ist nicht so effizient wie vergangene Saison. Wir spielen nicht am Limit. Das müssen wir uns eingestehen und wieder härter arbeiten." In der Liga steht Arsenal nach acht Spieltagen mit elf Zählern nur auf Platz sieben. "Er war ein schwerer Start. Unser Selbstvertrauen ist nicht so groß, wie wir es gerne hätten", sagte Mertesacker und gab zu, dass auch er selbst in einer schweren Situation sei. Der 30 Jahre alte Abwehrspieler erklärte, dass er nach dem WM-Triumph im Sommer zuletzt ebenfalls Motivationsprobleme gehabt habe. "Es war eine sehr lange Saison, von der WM zu kommen, und die Motivation zurück zu bekommen, war schwer. Ich bin fast wieder der Alte, aber man spürt schon, dass noch etwas fehlt", meinte Mertesacker. Trotz der verlängerten Pause sei ihm die Regeneration schwergefallen. "Obwohl man Urlaub hat, hat man den Saisonstart mehr im Kopf als alles andere. Das war wirklich ein Problem. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich jetzt über die kritische Phase hinweg bin." Tennis, Paris: Der spanische Tennisprofi Rafael Nadal hat seine Teilnahme am Masters-Series-Turnier in Paris-Bercy in der kommenden Woche abgesagt. Das teilten die Organisatoren am Freitag mit. Der Weltranglisten-Dritte habe für seine Entscheidung "persönliche Gründe" angeführt. Beim ATP-Turnier in Basel war für Freitagabend das Viertelfinale Nadals gegen den Kroaten Borna Coric angesetzt. Der French-Open-Champion hatte wegen Problemen am Handgelenk nach Wimbledon drei Monate pausiert und kehrte erst Anfang Oktober beim Turnier in Peking auf die ATP-Tour zurück. Beim Masters-Series-Turnier in Shanghai trat er anschließend trotz einer Blinddarmentzündung an, scheiterte aber früh. Ob Nadal bei der Tennis-WM im November antritt, ist noch offen. Auch US-Open-Sieger Marin Cilic aus Kroatien sagte seinen Start in Paris-Bercy ab.
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Wegen einer unsportlichen Aktion muss der junge Aufbau der Atlanta Hawks eine Partie aussetzen. Der arabische Präsident von Paris St. Germain kritisiert Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge. Sepp Blatter spottet über einen Vorschlag von Michel Platini.
Basketball, NBA: Der deutsche Rookie Dennis Schröder ist wegen unsportlichen Verhaltens beim 105:100-Sieg seiner Atlanta Hawks am Mittwoch bei den Sacramento Kings für ein Spiel gesperrt worden. Das gab die nordamerikanische Basketball-Profiliga am Donnerstag bekannt. Der 20 Jahre alte Guard hatte im letzten Viertel der Partie seinem Gegenspieler DeMarcus Cousins in die Leistengegend geschlagen. Schröder, dem gegen Sacramento sechs Punkte und sieben Assists gelangen, wird die Sperre im Auswärtsspiel bei den Denver Nuggets am Donnerstagabend absitzen. Fußball, Karl-Heinz Rummenigge: Der Präsident des französischen Meisters Paris St. Germain hat Bayern Münchens Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge für dessen wiederholte Kritik am Finanzgebaren seines Klubs kritisiert. "Ich kann nur sagen, dass sie sich auf ihren Klub beschränken sollten, denn sie wissen gar nicht, was wir hier machen", sagte Nasser Al-Khelaifi Sky Sport News HD. Rummenigge hatte immer wieder die hohen Transferausgaben der Franzosen kritisiert und die Uefa zu einer konsequenten Durchsetzung des Financial Fairplay aufgefordert. "Wir haben versucht, mit Bayern in Kontakt zu kommen. Ich möchte die Kritik einfach verstehen. Die Diskussion würde zwischen ihm und mir ablaufen und natürlich nicht in den Medien. Nicht um irgendwen zu kritisieren, sondern um einander zu helfen. Das ist nur Fußball", sagte Al-Khelaifi. PSG wird seit Mai 2011 von der Investorengruppe Qatar Sport Investment (QSI) mit Millionenbeträgen unterstützt und hat seitdem eine Vielzahl neuer Stars verpflichtet, darunter Zlatan Ibrahimovic. Deutliche Worte fand Al-Khelaifi auch für DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, der sich zuletzt ähnlich wie Rummenigge geäußert hatte. "Seifert ist DFL-Vorsitzender und hat mit Frankreich nichts zu tun, er sollte sich auf seine Liga konzentrieren. Ehrlich gesagt, bin ich enttäuscht und weiß nicht, worüber sich die Leute Sorgen machen", sagte Al-Khelaifi: "Sind sie neidisch? Haben sie Angst? Ich brauche eine klare Ansage, um zu sehen, was sie genau wollen." Olympia, Bewerbung: Als fünfter Konkurrent einer möglichen Münchner Olympia-Kandidatur bewirbt sich auch Polen mit Krakau um die Winterspiele 2022. Das teilte das Nationale Olympische Komitee von Polen am Donnerstag mit. Die Pläne sehen dabei eine Kooperation mit Nachbar Slowakei vor, wo die alpinen Ski-Veranstaltungen ausgetragen werden sollen. Damit haben eine Woche vor dem Bewerbungsschluss fünf Kandidaten ihr Interesse bekräftigt. Zuvor hatten schon Oslo, Almaty, Peking und Lwiw ihre Bewerbung angekündigt. Bis zum 14. November müssen alle Kandidatenstädte erste Dokumente beim IOC abgegeben haben. Für diesen Sonntag sind in München, Garmisch-Partenkirchen und den Landkreisen Traunstein und Berchtesgaden Bürgerentscheide angesetzt, nach denen eine endgültige Entscheidung über eine erneute Kandidatur der Isar-Metropole fallen wird. Fifa, WM: Joseph S. Blatter hat mit Spott auf den Vorschlag von Michel Platini reagiert, die Fußball-Weltmeisterschaft statt mit 32 künftig mit 40 Teams austragen zu wollen. "Die Anzahl der Teams auf 40 erhöhen? Warum nicht 48, 64 oder 128?", fragte der Präsident des Weltverbandes im Rahmen einer Iran-Reise am Mittwoch mit beißender Ironie in Richtung des Präsidenten der Uefa. Der Franzose Platini hatte Blatters Wunsch, die WM-Teilnehmerzahl zu reduzieren, Ende Oktober postwendend mit einer möglichen Erhöhung gekontert. "Wir spielen die WM mit 32 Mannschaften, denn wenn wir die Qualität des Turniers beibehalten wollen, können wir die Teilnehmerzahl nicht erhöhen", sagte der 77 Jahre alte Schweizer in Teheran. Platini erhofft sich von der Steigerung mehr Startplätze für die Kontinente Afrika, Asien, Ozeanien und Nordamerika. "Mit 40 Mannschaften hätte man acht Gruppen mit fünf Teams. Nach unseren Berechnungen würde das die WM um drei Tage verlängern", sagte Blatter der Nachrichtenagentur AFP. Die beiden Verbandsbosse hatten sich in den vergangenen Wochen wiederholt Scharmützel um den künftigen Kurs bei Fußball-Großveranstaltungen geliefert. Platini gilt als aussichtsreicher Kandidat auf die Nachfolge des Schweizers Blatter, der die Fifa seit 1998 führt. Fußball, Sead Kolasinac: Abwehrspieler Sead Kolasinac vom Fußball-Bundesligisten Schalke 04 hat sich gegen weitere Einsätze für Deutschland entschieden und will sich mit Bosnien-Herzegowina den Traum von einer WM-Teilnahme erfüllen. Nationaltrainer Safet Susic berief den 20-Jährigen, der für die U19 und U20 des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) insgesamt 13 Spiele (2 Tore) absolviert hat, in den Kader für das A-Länderspiel gegen Argentinien am 18. November in St. Louis/US-Bundestaat Missouri. Wie Bosniens nationaler Fußball-Verband NFSBIH mitteilte, hatder Weltverband FIFA grünes Licht für einen Wechsel gegeben. Kolasinac (19 Bundesligaspiele) ist in Karlsruhe geboren, seine Eltern kommen aus Bosnien. Er stand im Kader der deutschen U21-Nationalmannschaft für die EM 2013 in Israel, blieb aber ohne Einsatz. Bosnien-Herzegowina hatte sich am 15. Oktober als Sieger der Qualifikationsgruppe G das Ticket zur WM 2014 (12. Juni bis 13. Juli) in Brasilien gesichert. Für die Bosnier ist es die erste WM-Teilnahme. Basketball, Würzburg: Die Entscheidung über die Zukunft der Baskets Würzburg ist vertagt worden. Der verschuldete Heimatverein von Weltstar Dirk Nowitzki erhielt vom Lizenzligaausschuss der Basketball Bundesliga (BBL) eine Frist bis zum 29. November, um "weitere substanzielle Unterlagen beizubringen, die eine positive Fortführungsprognose ermöglichen". Dies sagte BBL-Präsident Thomas Braumann als neuer Vorsitzender des Ausschusses. Eine Entscheidung darüber, ob die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Klubs auch künftig gegeben ist und ob es Sanktionen wegen des Verstoßes gegen das Lizenzstatut gibt, soll in der ersten Dezember-Woche fallen. Würzburg droht eine Geldstrafe oder ein Punktabzug, die Lizenz ist nach derzeitigem Stand nicht in Gefahr. Der Verlust der Unterfranken betrug nach dem abgelaufenen Geschäftsjahr zum 30. Juni 2013 835.000 Euro. Die BBL hat Würzburg inzwischen Spielereinkäufe untersagt. "Mit dieser Fristverlängerung möchten wir den s.Oliver Baskets ermöglichen, sich mit Hilfe von Sponsoren und Partnern eine positive Fortführungsprognose zu erarbeiten", erklärte Braumann. Fußball, FC St. Pauli: Der bisherige Assistenztrainer Roland Vrabec wird beim FC St. Pauli mindestens bis zur Winterpause die Nachfolge des am Mittwoch beurlaubten Michael Frontzeck antreten. Dies gab der Fußball-Zweitligist am Donnerstag bekannt. Ursprünglich sahen die Planungen der Hamburger vor, in der Länderspielpause nach der Heimpartie am Montag kommender Woche gegen Energie Cottbus über die Besetzung des Cheftrainerpostens zu entscheiden. Der 39-Jährige besitzt alle erforderlichen Lizenzen und könnte die Mannschaft auch auf Dauer betreuen. 24 Stunden nach seiner Entlassung bedauerte Frontzeck die Trennung erneut. "Es macht mich traurig und ist schade, weil vieles auf dem richtigen Weg war", sagte der Coach bei Sky Sports News HD. Die Hanseaten hatten die Entlassung des 49-Jährigen damit begründet, dass Frontzeck ultimativ eine Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages noch vor der Winterpause gefordert habe. Basketball, NBA: Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks haben auch ihr zweites Auswärtsspiel dieser Saison in der nordamerikanischen Basketballliga NBA verloren. Nach zwei Heimsiegen in Serie unterlagen die Texaner am Mittwoch (Ortszeit) bei den Oklahoma City Thunder mit 93:107. Damit haben die Mavs seit elf Partien nicht mehr gegen ihren Rivalen aus der Western Conference gewinnen können. Nowitzki kam auf 16 Punkte, bester Scorer für Dallas war Monta Ellis mit 20 Zählern. Bei Oklahoma City ragte das All-Star-Duo Kevin Durant (23) und Russell Westbrook (22) heraus. Mit einer Bilanz von drei Siegen aus fünf Partien liegt Dallas im Westen auf dem achten und letzten Playoffplatz. 2. Bundesliga, Cottbus: Stephan Schmidt soll den Fußball-Zweitligisten FC Energie Cottbus vor dem Abstieg bewahren. Wie der Verein am Mittwoch mitteilte, wird der 37 Jahre alte Nachfolger des am Dienstag beurlaubten Trainers Rudi Bommer. Der Wunschkandidat der Lausitzer wird bereits am Donnerstag um 10.00 Uhr das Training leiten und um 12.30 Uhr auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Schmidt erhielt nach Vereinsangaben einen Vertrag bis 2016. Schmidt soll wie zuvor Bommer neben dem Trainer-Job auch das Amt des Sportdirektors ausüben. Der gebürtige Berliner war am 5. Mai beim Liga-Konkurrenten SC Paderborn entlassen worden. Er feierte seinen größten Erfolg als Trainer mit dem Gewinn der U19-Meisterschaft beim VfL Wolfsburg, wo er zwischen 2009 und 2012 tätig war. In seiner aktiven Laufbahn hatte er unter anderem beim SV Babelsberg, Preußen Münster und in der zweiten Mannschaft von Hertha BSC gekickt. "Bisher habe ich nur als Kontrahent respektvoll zum FC Energie aufgeschaut. Um die Bedingungen, den namhaften Kader, die wirtschaftliche Stabilität und die Möglichkeiten im Nachwuchsbereich beneiden viele Zweitligisten Cottbus", erklärte Schmidt. "Die sportlichen Geschicke nun mitgestalten zu können, ist eine große Herausforderung", sagte er bei seiner Vertragsunterschrift. Ski alpin, Lindsey Vonn: Neun Monate nach dem schweren Sturz bei der alpinen Ski-WM hat Olympiasiegerin Lindsey Vonn erfolgreich ihr erstes Abfahrtstraining absolviert. Die 29 Jahre alte Amerikanerin unternahm am Mittwoch (Ortszeit) fünf Schussfahrten im US Ski Team Speedcenter in Copper Mountain. "Ich fühle mich frisch und trainiere hart. Alles ist perfekt", sagte die viermalige Gesamtweltcupsiegerin. Vonn hatte Ende Oktober noch auf den Saisonauftakt im Riesenslalom von Sölden verzichtet und peilt ihr Weltcup-Comeback bei den Speed-Rennen in Beaver Creek Ende dieses Monats an. Sie hatte sich bei der WM in Schladming schwer am rechten Knie verletzt. Handball, Bundesliga: Rekordmeister und Titelverteidiger THW Kiel hat seine Vormachtstellung in der Handball-Bundesliga eindrucksvoll untermauert. In einem hochklassigen Spitzenspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen setzte sich der Tabellenführer 31:28 (14:13) durch und baute das Polster an der Spitze mit 22:2 Zählern auf drei Punkte aus. Die Löwen (17:7), die in der Liga seit dem 6. April 2011 und sieben Spielen auf einen Sieg gegen Kiel warten, rutschten dagegen auf den fünften Platz ab. Zuvor hatten der HSV Hamburg (18:4) und die SG Flensburg-Handewitt (19:5) ihre Spiele gewonnen und den Druck in der Spitzengruppe erhöht. Der Champions-League-Sieger aus Hamburg setzte sich 32:24 (13:12) gegen den SC Magdeburg durch, Flensburg kam zu einem 29:25 (15:12)-Sieg bei der HSG Wetzlar.
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Eilat am Roten Meer ist für israelische Urlauber ein Zufluchtsort. Jetzt sollen auch mehr Gäste aus Europa angelockt werden.
Am "Dolphin Reef" können Gäste mit Delfinen tauchen. Berührt werden dürfen die Tiere allerdings nur im Beisein der Trainerin, zu therapeutischen Zwecken. Ganz nahe kommen die Delfine heran - aber nur, wenn sie Lust haben. Das Dolphin Reef ist das größte Meeresgehege der Welt; zum Golf von Akaba hin ist es offen, sodass die Tiere jederzeit ins offene Gewässer schwimmen können. So hat, wer sich mit Schnorchel oder Taucherausrüstung ins Wasser wagt, keine Garantie, dass tatsächlich ein Delfin auftaucht. Einer der vier Meeressäuger aber kommt eigentlich immer, wenn Tal Fisher ihren Bund voller Metallringe ins Wasser hält, um die Delfine anzulocken. Von den Stegen und Plattformen ringsum kann man die Trainerin und die Tiere beobachten, antrainierte Kunststücke gibt es allerdings keine: "Delfine sind keine Zirkustiere", sagte Fisher, während sie den Meeressäugern den Bauch krault. Das 1990 eröffnete Dolphin Reef ist eine der Hauptattraktionen von Eilat. Einen Kilometer weiter Richtung Westen liegt schon die nächste: das Unterwasserobservatorium. Hier gibt es das mit 600 Quadratmetern größte Haifischbecken im Nahen Osten. Zwanzig verschiedene Haiarten leben hier, die zwei Mal täglich von Tauchern gefüttert werden - ein besonderes Spektakel für die Zuschauer. Und die sollen noch mehr werden, hofft man in Eilat. Die Tourismusverantwortlichen werben vor allem um Gäste aus Europa und sehen als Vorteil an, dass der Sinai und die Türkei wegen der politischen Entwicklungen von manchen Urlaubern gemieden werden. So wird in neue Hotels investiert, der Staat lockt Fluglinien mit Subventionen und im Herbst soll der neue Flughafen Ramon eröffnet werden. Detailansicht öffnen Wer aus der Wüste kommt und plötzlich vor den Hochhäusern steht, glaubt an eine Fata Morgana. (Foto: Dafna Tal) Die Vielzahl an Wassersportmöglichkeiten und die leicht zugänglichen Korallenriffe sind bislang für viele Besucher der Hauptgrund, nach Eilat zu kommen. Abkühlung kann man hier fast immer brauchen: Es gibt 360 Sonnentage pro Jahr, kälter als 20 Grad wird es praktisch nie. Für Europäer, denen der Winter auf die Nerven geht, ist Eilat ein ideales Ziel. Im Sommer kann es jedoch in der Stadt schon 40 Grad und mehr im Schatten haben. Eilat ist Israels Pforte zum Roten Meer. Der von Jordanien beanspruchte Landstrich wurde 1949 von israelischen Soldaten in der Operation Ovda für den damals noch nicht einmal ein Jahr alten Staat Israel in Besitz genommen. Gerade mal zwölf Kilometer breit ist der Meereszugang, ein schmaler Streifen, eingezwängt zwischen Jordanien und Ägypten. Wer den Blick über die jordanische Nachbarstadt Akaba hinaus schweifen lässt, kann im Dunst Saudi-Arabien erahnen, das rund 30 Kilometer entfernt liegt. Die Kriegsschiffe, die gelegentlich aufkreuzen, erinnern daran, dass hier einer der Brennpunkte der Weltpolitik liegt und es in den vergangenen Jahrzehnten nicht immer ruhig war. Ab und an donnern Jets über die Köpfe der Touristen hinweg. Wobei das Wort Ruhe zu Eilat auch jetzt nicht passt. Wer sich, von Tel Aviv oder Jerusalem kommend, nach stundenlanger Autofahrt durch die Wüste nähert, glaubt eine Fata Morgana zu sehen. Aus dem Wüstensand erhebt sich eine glitzernde Häuseransammlung. Eilat sieht gar nicht aus wie eine israelische Stadt, es erinnert mit seinen Bettenburgen und weithin sichtbaren Vergnügungsparks an US-Städte. Als "Las Vegas des Negevs" oder "Mallorca am Roten Meer" wurde es schon bezeichnet. Das Licht, die Wärme des Südens, das kann man genießen in Eilat. In den Minuten rund um den Sonnenuntergang, wenn sich das Meer verdunkelt und die umliegenden Berge blassrosa, kaminrot oder auch kräftig violett leuchten, hat das etwas Magisches. Die Stimmung verschwindet, sobald die Unterhaltungseinrichtungen ihre grellen Lichter einschalten. Die Stadt bietet alle Annehmlichkeiten, die Gäste sich wünschen mögen, sogar eine Eislaufhalle. Allerdings gibt es auch Begleiterscheinungen eines touristischen Rummelplatzes wie Karaoke-Veranstaltungen. Besonders die russischen Urlauber, die gern nach Eilat kommen, sind hier zu finden. Abseits der Hotels aber gibt es ruhige Plätze: eine Vogelbeobachtungsstelle nahe des Grenzübergangs zu Jordanien etwa, auf die man über eine rumpelige Schotterpiste kommt. Hier ist ein beliebter Rastplatz für Zugvögel auf dem Weg von und nach Europa. 25 Kilometer außerhalb von Eilat liegt der Timna-Park, der beeindruckende Einblicke in die Wüste bietet, die aus der Nähe viel farbenfroher und lebendiger ist, als sich dies die meisten Touristen vorstellen. Der Sand und die Gesteinsformationen leuchten in der Sonne in allen Farbnuancen von Ocker bis zu sattem Dunkelbraun. Hier findet man Stille, an die man sich erst gewöhnen muss. Detailansicht öffnen Touristen mögen die Strände vor allem im Winter, die Temperatur fällt hier selten unter 20 Grad. (Foto: Menahem Kahana/AFP) Israelis kommen auch deshalb gerne her, weil man hier im Süden so weit weg scheint vom Rest des Landes und den auch im Alltag spürbaren Spannungen. Hier verfällt jeder in einen langsamen Trott beim Flanieren über die Strandpromenade. "Hier vergisst man alle Sorgen", ist einer der Werbeslogans, mit denen Eilat Besucher aus dem eigenen Land anlockt. Der Großteil der rund drei Millionen Gäste pro Jahr kommt aus Israel, Potenzial sehen die Tourismusmanager noch bei ausländischen Urlaubern. Die südlichste Stadt des Landes mit rund 60 000 Einwohnern kann auch mit der höchsten Bettendichte Israels aufwarten: 12 000 Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in den rund 60 Hotels entlang des Strands und an der Lagune. "Die Auslastung liegt bei durchschnittlich 70 Prozent", erklärt Shabtai Shay, der Generaldirektor der Hotelvereinigung. 1250 weitere Betten sollen in den nächsten drei Jahren vor allem durch Hotel-Neubauten im Osten der Stadt, wo sich die Wüste Richtung Jordanien ausbreitet, dazu kommen. Es sollen auch Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen geschaffen werden, die im Billigflieger ankommen und kein All-inclusive-Paket gebucht haben. Die meisten Hotels sind schon zwanzig Jahre und älter. Aber innen sind sie renoviert und entsprechen, was in Israel nicht überall der Fall ist, jenem internationalen Standard, den die Sterne-Kategorisierung erwarten lässt. Detailansicht öffnen Mit seiner Hochhaus-Skyline sieht Eilat eher aus wie eine amerikanische Stadt. (Foto: Dafna Tal) Für viele Israelis und auch für ausländische Touristen sind auch die Einkaufsmöglichkeiten ein Grund, nach Eilat zu reisen. Die ganze Stadt ist eine riesige Duty-Free-Zone, wovon auch die zahlreichen Einkaufszentren zeugen. Die zollfreie Zone wird sich künftig auch auf den 18 Kilometer entfernten Ramon-Flughafen erstrecken. Der neue Flughafen wächst gerade weithin sichtbar aus dem Wüstensand. Noch landen die meisten Flugzeuge auf dem auch vom Militär genutzten Flughafen Ovda, 54 Kilometer von der Stadt entfernt. Für inländische Flüge und kleinere Maschinen werden die Pisten mitten in der Stadt benutzt, die Eilat durchscheiden und eine lästige Lärmquelle darstellen. Ab der Wintersaison 2018/19 soll der Ramon-Airport nach fünf Jahren Bauzeit betriebsbereit sein und die beiden anderen Flughäfen ersetzen. "Hoffentlich klappt es. Aber wir sind zuversichtlich", sagt Projektmanagerin Taal Goldman. Vor drei Jahren haben nur sechs Flugzeuge pro Woche Touristen aus dem Ausland nach Eilat gebracht. Die Aufstände der Palästinenser und die Berichte über Attentate schreckten ab, der letzte Gazakrieg war 2014. "Es hat immer lange gedauert, Reiseveranstalter zu überzeugen, Eilat wieder ins Programm aufzunehmen. Es war ein Schritt vor, einer zurück", schildert Tourismusmanager Shay die Bemühungen. Die nunmehr dritte Saison setzt man auf Subventionen für Airlines, damit sie israelische Destinationen anfliegen. Mit Erfolg: Die Touristenzahl ist 2017 mit 3,6 Millionen auf Rekordniveau gestiegen. In diesem Jahr werden im April und im Mai wegen der Feiern zum 70. Jahrestag der Staatsgründung Israels noch mehr Gäste erwartet. In Eilat starten und landen inzwischen pro Woche 54 Flugzeuge - ein Großteil davon gehört Billiganbietern. Für jeden Passagier, den sie nach Eilat bringen, erhalten sie Subventionen in Höhe von 60 Euro; Landegebühren werden nicht erhoben. Der israelische Staat übernimmt den größten Teil des Betrags, 15 Euro zahlt die Hotelvereinigung dazu. So soll die Zahl der nach Eilat eingeflogenen Touristen 2018 bei 250 000 liegen. Für 2025 ist eine Million angepeilt. Für den Chef der Hotelvereinigung ist die Eröffnung des neuen Flughafens denn auch ein "Meilenstein". Shabtai Shay hofft, "an die besten Tage von Eilat" anknüpfen zu können. Das waren nicht die Anfänge der Stadt, über die man mehr in der interessanten Ausstellung im Stadtmuseum erfährt. Das waren die 1990er Jahre, als Frieden im Nahen Osten zum Greifen nahe schien. Damals träumte man von einer offenen Dreiländerregion, einem Urlaubsparadies, wo jeder vom anderen profitiert: Eilat hat die nötige Infrastruktur, Akaba und Taba haben weite Strände - und alle haben Zugang zum Roten Meer. Aber das bleibt wohl bis auf weiteres ein Traum: Derzeit können nur die Delfine grenzenlose Freiheit genießen. Reiseinformationen Anreise: Ryanair bietet ab Herbst wieder günstige Direktflüge nach Eilat, ab Berlin-Schönefeld, Karlsruhe / Baden-Baden, Bremen, Frankfurt-Hahn und Düsseldorf-Weeze, einfach ab 20 Euro, www.ryanair.com. Vom Flughafen Ovda fährt ein Bus für 8 Euro nach Eilat. Mit dem Mietauto vom Flughafen Ben Gurion (Tel Aviv) dauert die Fahrt rund vier Stunden. Übernachtung: Caesar Premier, ab 115 Euro für ein DZ, www.caesarhotels.co.il Weitere Auskünfte: Allgemeine Informationen unter https://new.goisrael.com und www.eilat.city/en. Zu den Attraktionen im Meer führen www.dolphinreef.co.il und www.coralworld.co.il. Mehr über die Wüste gibt es unter www.parktimna.co.il und über Vögel unter www.eilatbirds.com
https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-regionalliga-drei-toren-in-drei-minuten-1.1974290
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Dem FC Schweinfurt 05 gelingt ein kleines Fußballwunder, nun darf der Klub doch noch in die Relegation. Die Queens Park Rangers steigen in die Premier League auf. Russlands Eishockey-Auswahl trifft im WM-Finale auf Finnland.
Fußball, Regionalliga: Fußball-Regionalligist FC Schweinfurt 05 darf dank eines kleines Wunders weiter auf den Klassenerhalt hoffen. Der ehemalige Zweitligist gewann am letzten Spieltag durch drei Tore in der Schlussphase gegen den SV Heimstetten 4:3 (1:1) und rettete sich in die Relegation. Peter Heyer (87.), Tom Jäckel (88.) und Florian Hetzel (89.) sorgten für den nötigen Sieg. Leidtragender des Endspurts war Bayern Hof, die als sicherer Absteiger feststehen. Schweinfurt trifft nun in der Relegation auf einen Vertreter aus der fünftklassigen Bayernliga. Fußball, Daniel Van Buyten: Der belgische Fußball-Nationalspieler Daniel Van Buyten wird seine Nationalmannschaftskarriere nach der Weltmeisterschaft in Brasilien beenden. "Die WM wird mein letztes Turnier als Roter Teufel sein", sagte der Abwehrspieler des FC Bayern München am Samstag im Trainingslager der Belgier. "Meine internationale Karriere hat mit einer WM begonnen und sie wird mit einer WM enden. Da schließt sich ein Kreis", erklärte der 36 Jahre alte Innenverteidiger. Van Buyten gehörte bereits 2002 bei der bislang letzten WM-Teilnahme Belgiens zum Kader. In Brasilien will der Profi noch einmal seine ganze Erfahrung einbringen, ehe er das Feld für den Nachwuchs räumt. "Ich spreche viel mit den anderen Spielern. Es ist wichtig, dass sie wissen, dass viel von Details abhängen wird", meinte van Buyten. Zu seiner Zukunft in München konnte der Kicker noch nichts Neues sagen. "Ich habe mit dem Verein die Verabredung, dass ich mich zunächst vollkommen auf die WM konzentrieren kann." Sein Vertrag bei den Bayern läuft aus. Fußball in England, Playoffs: Die Queens Park Rangers haben als drittes und letztes Team den Aufstieg in die englische Premier League geschafft. Die "Super Hoops" gewannen im entscheidenden Aufstiegsspiel im Londoner Wembley-Stadion durch einen Treffer in der letzten Minute von Bobby Zamora 1:0 (0:0) gegen Derby County und kehren nach nur einem Jahr in der zweitklassigen Championship in Englands Fußball-Oberhaus zurück. Zuvor hatten Leicester City und der FC Burnley den Aufstieg geschafft. Der Siegtreffer gelang den Rangers von Teammanager Harry Redknapp in Unterzahl, Gary O'Neil hatte in der 58. Minute die Rote Karte gesehen. Pferdesport, Totilas: Beim internationalen Drei-Sterne-Dressurturnier in Kapellen/Belgien hat Matthias Alexander Rath auf Totilas den Grand Prix Special gewonnen. Mit 82,271 Prozentpunkten fiel der Sieg für das Paar am Samstag eindeutig aus. Kapellen war der erste Turnierstart für den Dressurhengst seit zwei Jahren. Zuerst hatte Rath wegen einer Erkrankung pausieren müssen, danach hatte sich der Hengst verletzt. Bereits am Donnerstag hatten Totilas und Rath im Kapellener Grand Prix gesiegt. Platz zwei im Grand Prix Special ging an den Belgier Jeroen Devroe auf Eres, Dritte wurde die Schwedin Jennie Larsson im Sattel von Spring Flower. Wasserball, Spandau Berlin: Wasserball-Seriensieger Spandau Berlin hat sich nach einem Jahr Unterbrechung erneut die deutsche Meisterschaft gesichert. Der Rekord-Champion gewann das fünfte und entscheidende Finalspiel der best-of-five-Serie 7:5 gegen den Titelverteidiger ASC Duisburg und feierte seine 33. Meisterschaft. Vor zwei Wochen hatte das Team von Interimstrainer und Ex-Nationaltorwart Peter Röhle bereits den Pokal gewonnen, insgesamt war es für Deutschlands beste Vereinsmannschaft der 80. Titel. "Toll, was meine Mannschaft in dieser Saison geleistet hat", sagte Röhle. Eishockey, WM: Russland und Finnland bestreiten das Endspiel der Eishockey-Weltmeisterschaft 2014. Die russische Auswahl entthronte am Samstag im WM-Halbfinale im weißrussischen Minsk Titelverteidiger Schweden mit 3:1 (2:1, 1:0, 0:0) und greift damit am Sonntag nach dem 27. WM-Titel. Finnland siegte anschließend im zweiten Vorschlussrundenduell gegen Tschechien mit 3:0 (1:0, 1:0, 1:0). Damit bietet sich den Russen nochmals die Chance zur Revanche für den bitteren Viertelfinal-K.o. vor gut drei Monaten bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi, als Finnland mit einem 3:1 den Goldhoffnungen der Gastgeber ein jähes Ende bereitet hatte. Bereits in der Vorrunde der WM waren beide Teams aufeinandergetroffen. Russland hatte sich da mit 4:2 durchgesetzt. Ohnehin ist die Sbornaja bislang mit neun Siegen in neun Spielen souverän durch das Turnier gegangen. Die Finnen dürfen indes auf ihren dritten WM-Titel hoffen, letztmals hatten sie 2011 triumphiert. Dem neunmaligen Weltmeister Schweden, der vor einem Jahr im Finale gegen die Schweiz triumphiert hatte, nutzte in der Minsk-Arena auch ein Blitzstart nichts. Oscar Moller brachte die Skandinavier nach gerade einmal 19 Sekunden in Führung. Doch schon im ersten Drittel drehte Topfavorit Russland die Partie und ging durch Sergej Plotnikow (14. Minute) und Sergej Schirokow (18.) mit 2:1 in Führung. Im zweiten Abschnitt baute Anton Below (32.) den Vorsprung für die Sbornaja weiter aus. Finnland kam durch Tore von zweimal Jori Lehtera (9. und 60.) sowie Jarkko Immonen (32.) zum Sieg über die Tschechen und zeigte erneut eine starke Leistung. Tennis, Düsseldorf: Tennis-Profi Philipp Kohlschreiber hat das ATP-Turnier in Düsseldorf gewonnen. Der 30 Jahre alte Augsburger setzte sich am Samstag im Finale im Rochusclub klar mit 6:2, 7:6 (7:4) gegen den Kroaten Ivo Karlovic durch und feierte seinen ersten Titel auf der Tour seit mehr als zwei Jahren. 2012 gewann der in Düsseldorf an Nummer eins gesetzte Kohlschreiber das Sandplatzturnier in München. Für seinen Erfolg einen Tag vor dem Beginn der French Open in Paris kassierte Kohlschreiber 77 315 Euro Preisgeld und holte 250 Weltranglistenpunkte. Tennis, Nürnberg: Die Kanadierin Eugenie Bouchard hat das WTA-Tunier in Nürnberg gewonnen. Die 20-Jährige setzte sich am Samstag im Finale gegen Karolina Pliskova aus Tschechien mit 6:2, 4:6, 6:3 durch und feierte damit ihren ersten Titel auf der Elite-Tour im Damen-Tennis. Bouchard, die mit ihrem Halbfinal-Einzug bei den Australian Open im Januar für Furore gesorgt hatte, musste gegen die Bezwingerin der topgesetzten Angelique Kerber lange kämpfen, ehe nach 1:53 Stunden der Sieg feststand. Sie ist die zweite Gewinnerin nach Simona Halep im Vorjahr bei dem mit 250 000 Dollar dotierten Event. Golf, Surrey: Die beiden Profigolfer Martin Kaymer und Marcel Siem haben vor dem Schlusstag der PGA Championship im englischen Surrey alle Chancen auf eine Top-Ten-Platzierung. Der Mettmanner Kaymer holte mit einer starken 69er-Runde auf und spielte sich bei der mit 4,75 Millionen Euro dotierten Top-Veranstaltung der European Tour zunächst auf den geteilten 18. Rang. Dort steht auch der Ratinger Siem, der auf seiner Par-Runde (72 Schläge) aber mit zwei Bogeys auf den letzten vier Löchern eine bessere Ausgangslage verspielte und neun Positionen zurückfiel. Der Rückstand auf Rang sieben beträgt für die beiden Deutschen nur drei Schläge, allerdings waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Teilnehmer wieder im Klubhaus. Der dritte deutsche Starter Maximilian Kieffer war am Cut gescheitert. Radsport, Giro d'Italia: Der italienische Radprofi Enrico Battaglin hat sich den Sieg auf der 14. Etappe des Giro d'Italia gesichert. Der 24-Jährige vom Team Bardiani gewann nach 164 Kilometern die Bergankunft in Oropa, im Zielsprint schob sich Battaglin an seinem Landsmann Dario Cataldo (Sky) und Jarlinson Pantano (Kolumbien/Colombia) vorbei. Auf dem bis zu 13 Prozent steilen Schlussanstieg machte der Kolumbianer Rigoberto Urán als Träger des Rosa Trikots keinen guten Eindruck. Den Attacken seines Landsmanns Nairo Quintana (Movistar) und des italienischen Hoffnungsträgers Domenico Pozzovivo (AG2R) konnte Urán nicht folgen und büßte jeweils rund 20 Sekunden ein. Der ehemalige Tour-Sieger Cadel Evans (Australien/BMC) verkürzte als Gesamtzweiter dank eines Sprints auf der Zielgeraden seinen Rückstand auf insgesamt 32 Sekunden. Turnen, EM: Fabian Hambüchen hat die deutschen Turner am Samstag bei den Europameisterschaften in Sofia auf Platz vier der Team-Konkurrenz geführt. Gegenüber dem völlig verkorksten Vorkampf, in dem sich die Deutschen nur dank Hambüchens starker Leistung auf Platz sieben ins Finale gezittert hatten, steigerte sich das Team und verbuchte mit 260,711 Punkten über sechseinhalb Zähler mehr als vor zwei Tagen. Den Titel holte sich zum fünften Mal in der EM-Historie das Team Russlands (267,959 Punkte) vor Titelverteidiger Großbritannien (265,953) und der Ukraine (262,087). Fußball, Bundesliga: Hertha BSC rechnet nach den Worten seines Managers Michael Preetz für die kommende Saison fest mit Pierre-Michel Lasogga und will den Vertrag mit dem Torjäger verlängern. Der in dieser Spielzeit an den Hamburger SV ausgeliehene Stürmer soll in der Sturmspitze Adrian Ramos ersetzen, der zu Borussia Dortmund wechselt. "Wir planen mit ihm, wollen nach Ramos nicht noch den zweiten Top-Stürmer abgeben und mit ihm verlängern", sagte Preetz über den 22-jährigen Lasogga in einem Interview der "Bild"-Zeitung (Samstag). Der Spieler habe seit Monaten ein Angebot vorliegen, so der Manager. Um Lasogga aus seinem bis 2015 laufenden Vertrag in Berlin zu entlassen, müsste "ein Club ein Angebot machen, das wir unmöglich ablehnen können. Das gibt es aber nicht", stellte Preetz klar. Der Angreifer, der in der abgelaufenen Spielzeit den HSV mit seinem Treffer zum 1:1 in der Relegation bei der SpVgg Greuther Fürth vor dem erstmaligen Sturz in die Zweitklassigkeit bewahrte, hatte vor wenigen Tagen überraschend sein Interesse an einem Wechsel nach England bekundet.
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Die Insel hat Bürgerkrieg und Tsunami überstanden. Nun zieht sie wieder Touristen an. Die schönsten Strände werden auf besondere Weise genutzt.
So fühlt es sich also an, wenn man ein Poster betritt. Eines dieser kitschigen Traumstrandbilder mit weißem Sand, überhängenden Kokospalmen und blauem Meer. Schon in der zweidimensionalen Variante irritiert, dass diese Strände immer menschenleer sind. Hat man alle Sonnenhungrigen, Strandburgenbauer und Wassersportler für das Foto des Strandes verwiesen? Hat der Fotograf eine Sprengstoffwarnung oder eine Skorpioninvasion erfunden? Hier jedenfalls gibt es nichts dergleichen. Der Traum von einem Strand ist einfach leer, grundlos. Nicht die minimalste Infrastruktur für Badende ist vorhanden. Kein Kiosk, kein Eiswagen, keine Strandbar, kein Board-Verleih, kein Schild, das auf gefährliche Strömungen oder Ähnliches verweisen würde. Blickt man tiefer in den Schatten, bewegt sich dort doch etwas. Unter den Palmen liegen die hölzernen Auslegerboote der Einheimischen. Ein junger Mann nutzt eines als Liegestuhl, ein paar Kinder laufen um die Ausleger herum. Aus einem Kleinbus schallt Popmusik. Ansonsten nichts, kilometerweit. Unberührt heißt nicht ungenutzt. Die Meeresufer sind Arbeitsstätten Unberührte Strände im tiefen Süden Sri Lankas. Da hat das Tourismusmarketing nicht übertrieben. Es gibt sie noch. Unberührt jedenfalls von Badetüchern und Sonnenschirmen. Natürlich nicht ungenutzt. Sie dienen den Kindern als Spielplatz, den Jugendlichen als Treffpunkt, den Erwachsenen als Arbeitsplatz. Die Strände sind zugleich Hinterhöfe der Wohnhäuser, die wild in den Palmengürtel gewürfelt werden. Dazwischen Buddhastatuen und Anbetungswürdiges in Glasvitrinen. Kühe, Hunde und Wäsche, die über Zäune gehängt trocknet. Die Zufahrten zum Strand sind eng und holprig, selten markiert ein Schild die passende Abfahrt. ‹ › Woanders würden Massen von Touristen in der Sonne liegen, am Cadulana Beach trocknen Fische. Bild: Anja Martin ‹ › Die Stelzenfischer von Weligama dagegen fischen eigentlich nicht mehr. Bild: Anja Martin ‹ › Sie lassen sich stattdessen gegen Geld fotografieren. Bild: Anja Martin Wird geladen ... Sind wir richtig? Oder doch nicht? Es herrscht Uneinigkeit. Kaum öffnen wir die Autotür, erübrigt sich jegliche Diskussion. Es riecht streng nach Fisch. Wir sind am Cadulana Beach bei Nilwella, wo Jayantha Shirani mit einem Dutzend Mitarbeitern Trockenfisch herstellt. Manche kommen von weit her zum Arbeitsplatz am Strand und beziehen für Wochen Quartier. Shirani selbst hatte sein Haus 200 Meter hinter dem Strand stehen, bis es der Tsunami mitnahm - samt seiner Tochter. Das neue Hotel hat zwölf Stockwerke. Bislang überragte hier nichts die Palmen Sein neues Zuhause hat er mit Sicherheitsabstand errichtet. Der 40-Jährige mit Flecktarn-Shorts und Party-Shirt arbeitet jeden Tag, "außer an Vollmond", betont er, denn diese Tage sind im Buddhismus besondere. Sein Bruder baut 20 Meter weiter ein großes, buntes Fischerboot, der Stolz der Familie. Ist es einmal fertig, können die Fischer dank großer Tanks für Diesel und viel Platz für den Fang sechs Wochen auf dem Meer bleiben. Das ist gut, denn irgendwie muss man andere Boote übertrumpfen, von denen es zu viele gibt, weil nach dem Tsunami vor zehn Jahren Unmengen an Spenden für neue Boote eintrafen. Drei Arbeiter fertigen gerade aus Glasfaser den Ausguck. Beißend überlagert der Kunstharzgeruch den Gestank des in der Sonne dörrenden Fisches. Der liegt auf langen Kokosbahnen aufgeschnitten und ausgeweidet hinterm Sandstrand. Abends schlagen die Mitarbeiter Plastikplanen darüber, bis er dann in Secondhand-Kartons verpackt wird. Auf manchen steht Maggi, auf anderen etwas Chinesisches. Den lokalen Markt schert es nicht, was außen draufsteht. Hauptsache, es taugt fürs Curry. Detailansicht öffnen "Der Strand ist nicht dazu da, sich hinzulegen und Spaß zu haben, sondern um davon zu leben und fischen zu gehen. Bis vor Kurzem war das jedenfalls so", resümiert am Mirissa Beach Angelo, ein 37-jähriger Italiener und Sri-Lanka-Reisender, der im Backpackerhostel des Vaters eines Freundes mit anpackt. Der Mirissa Beach liegt 35 Kilometer weiter im Westen, wo von der Hauptstadt Colombo aus der Tourismus die Küste herabkriecht. Da ist der eigens für Urlauber geschaffene Ort Bentota. Sowie der einstige Hippiestrand Hikkaduwa - längst Ziel von Pauschalurlaubern. Auch Unawatuna, bekannt als schönster Strand Sri Lankas, an dem schon holländische Kolonialherren ihre Villen bauten, ist längst kein Geheimtipp mehr. Noch sehe man in Mirissa nachts die Lichter der Fischerboote wie eine zweite Küstenlinie im Meer schaukeln, erzählt Angelo, während er in der kleinen Küche im Garten Frühstück für zwei Japanerinnen macht. Dann schlägt er für eine Hamburger Familie Kokosnüsse auf, steckt Trinkhalme hinein. Der Besitzer des Hostels kümmere sich vor allem um seinen Shop zur Straße hin, der Gebäudeteil zum Meer hin mit den Gästezimmern und den Tischen unter Palmen sei ihm nicht so wichtig. Dass die Strände das wahre Potenzial der Insel sind, nicht die lauten Straßen, will noch nicht jedem in den Kopf. Momentan liegt die Bucht träge in der Mittagshitze. Zwischen Straße und Strand klemmen Guesthouses, Bars und Restaurants. Die Tische, Stühle und Liegen sind aus grobem Holz gebaut und bunt bemalt. Alles wirkt improvisiert und harmlos. Als hätte man sich spontan überlegt, was Touristen gefallen könnte. Whalewatching, Schnorcheln, Wassersafari, Surfen, morgendliches Yoga und abendliche DJ-Partys werden geboten. Alles im kleinen Rahmen. Der Board-Verleih am Strand besteht aus in den Sand gerammten Surfbrettern, ein Schuljunge hat ein paar Taucherbrillen zum Vermieten an Stöcke gehängt, ein Schlangenbeschwörer hütet sein Flechtkörbchen mit der Kobra. Junge Einheimische schnorcheln halb interessiert über den Korallen. Übung kann nicht schaden. Vielleicht ist bald ein Zweitjob als Guide drin? Ein alter Mann kümmert sich nicht um die neuen Möglichkeiten und angelt traditionell und simpel mit an Stecken gebundenen Schnüren. Die wenigen Touristen liegen lässig im Schatten und lesen. Informationen Anreise: Flüge nach Colombo mit Qatar Airways, z. B. von München hin und zurück ab 650 Euro, www.qatarairways.com. Weiter in den Süden Sri Lankas über die Autobahn Southern Expressway, bis Matara in knapp drei Stunden. Übernachtung: Underneath The Mango Tree, Dikwella, DZ mit HP ab 170 Euro, www.utmthotel.com. Einfache Unterkünfte gibt es überall, auch direkt an den Stränden. Beispielsweise in Mirissa und Weligama. Strände: Viele untouristische Strände gibt es beispielsweise in der Gegend um Dikwella. Überall an Sri Lankas Küsten muss man auf gefährliche Strömungen achten. Die gesamte Insel spürt das erstarkte Vertrauen der Urlauber seit dem Frieden vor nun fünf Jahren. Zwar tobte der 25 Jahre lang dauernde Bürgerkrieg zwischen der Regierung und den Tamil Tigers vor allem im Norden des Landes. Abgeschreckt hatte die Gewalt trotzdem. Nun steigen die Touristenzahlen mit Macht. Von 2012 auf 2013 kamen 26,7 Prozent mehr Menschen nach Sri Lanka, das wie ein Tropfen am Subkontinent Indien hängt. 1,5 Millionen Gäste erwartet das Land in diesem Jahr, 2,5 Millionen wünscht man sich für 2016. Eine Autobahn von Colombo in den Süden reduziert die zuvor unerträglichen Transferzeiten samt Brems- und Ausweichmanövern, die Landstraßen sind übervoll mit Tuk-Tuks, Bussen, Fahrrädern, alten Leuten, Kühen und Hunden. Die Anziehungskraft von feinen, weißen Stränden auf Touristen ist kein Geheimnis. So wächst am Strand von Weligama, nur eine Bucht nach Mirissa, ein Marriott in die Höhe. Bislang zählt man zwölf Etagen, an einem Ort, an dem Häuser nie höher waren als Palmen. Noch liegen hier viele Fischerboote, dazwischen grasen Kühe. An der Straße glänzen auf Verkaufstresen silberne Leiber - der Fang vom Vormittag. Den 27-jährigen Yisitha Vishan, Besitzer des Sealine Beach Restaurants, kann das Hotel nicht schrecken. Im Gegenteil. Er freut sich drauf. Schließlich hat er zwei Jahre in Dubai gearbeitet. Im Vergleich ist der Neubau hier ein Bahnwärterhäuschen. Als er zurückkam in seine Heimat, errichtete er direkt am Strand sein Restaurant ohne Außenwände - die Meeresbrise pustet durch, nichts verstellt den Blick aufs Meer. Er war der erste im Dorf, der Gäste auf die Strandseite der Straße lockte. Fischer? Das wollte er ganz sicher nicht werden. Sein Vater war einer, dazu ohne eigenes Boot. "Der Job ist zu hart und zu gefährlich." Auch die berühmten Stelzenfischer von Weligama, neben Tempeln und Teeplantagen das meistfotografierte Postkartenmotiv der Insel, haben einen anderen Kurs eingeschlagen. Statt stundenlang auf einem Pfahl im Meer zu sitzen, um billige Fischchen aus den Wogen zu ziehen, posieren sie gegen Geld für Fotos oder vermieten ihren pittoresken Angelplatz an Mimen. Morgens und abends kann man teils ernsthafte Fischer sehen. Tagsüber wird nur so getan, als ob. Da man auf einem wasserumspülten Hochsitz keine Touristen abkassieren kann, übernimmt das ein Kollege an Land. Und der lässt nicht locker, bis die Scheinchen in seiner Tasche sind. Mit 50 Sri-Lanka-Rupien, knapp 30 Cent, lässt er uns recht günstig davonkommen. Am Einheimischen-Strand Polhena nahe Matara hätten wir für das Geld aber auch einen Tag lang im aufgepumpten Schlauch eines Autoreifens im Wasser herumtreiben können. Das nämlich machen die singhalesischen Familien. Gut schwimmen können die wenigsten. Frauen waten komplett angezogen ins Wasser oder knipsen sich gegenseitig am Meeressaum, sitzend unter Regenschirmen. Ein Schild weist auf Singhalesisch darauf hin, nicht auf die Korallen zu steigen und nicht betrunken ins Wasser zu gehen. Offensichtlich ist das nicht selbstverständlich. Roshan Nosa steht den ganzen Tag am schattenlosen Strand neben seinen aufgetürmten Reifen. Er hat sie bemalt, um sie von anderen Vermietern zu unterscheiden. Der 27-Jährige kann abends allerdings nicht Feierabend machen. Er geht dann fischen. Welcher der beiden Jobs ihm lieber sei, ist schnell beantwortet: "Womit ich gerade mehr Geld verdienen kann."
https://www.sueddeutsche.de/sport/vierschanzentournee-schmitt-muss-um-nominierung-bangen-1.1557004
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Der Skispringer steht nicht im vorläufigen Tournee-Aufgebot. Diego Maradona soll Nationaltrainer in Irak werden, Kevin Pezzoni unterschreibt in Aue. Die Dallas Mavericks zeigen sich ohne Nowitzki weiter schwach, die Galoppkarriere von Stute Danedream ist beendet, Ribéry fehlt dem FC Bayern im DFB-Pokal.
Skispringen, Vierschanzentournee: Skispringer Martin Schmitt muss um seine Teilnahme an der Vierschanzentournee bangen. Bundestrainer Werner Schuster berief den 34-Jährigen nicht in sein vorläufiges, neunköpfiges Aufgebot für die Traditionsveranstaltung. Der Kader wird von Mitfavorit Severin Freund (Rastbüchl) und Senkrechtstarter Andreas Wellinger (Oberstdorf) angeführt. Beim Tournee-Auftakt am 30. Dezember in Oberstdorf sicher mit dabei sind auch die Weltcup-Starter Richard Freitag (Aue), Michael Neumayer (Berchtesgaden), Andreas Wank (Oberhof), Karl Geiger (Oberstdorf) und Danny Queck (Lauscha). Zudem nominierte Schuster Tobias Bogner (Berchtesgaden) und Maximilian Mechler (Isny). Die weiteren drei Starter werden nach den beiden Entscheidungen im Continental-Cup in Engelberg (27./28.12) nominiert. "Ich bin mit meiner Leistung beim letzten Lehrgang in Oberstdorf zufrieden und fühle mich gut für den kommenden Wettkampf in Engelberg vorbereitet. Natürlich ist es mein Ziel, mich auch dort mit guten Sprüngen für die Tournee anzubieten. Aufgrund der Absagen im Continental Cup passt es mir gut, weiter Wettkampfpraxis zu sammeln", sagte Schmitt. "Martin nimmt den sportlichen Wettkampf an", sagte Schuster. Die 61. Tournee endet am 6. Januar nach den Stationen Oberstdorf (30.12.), Garmisch-Partenkirchen (1.1.) und Innsbruck (4.1.) in Bischofshofen. Titelverteidiger ist der Österreicher Gregor Schlierenzauer. Diego Maradona, neuer Job: Die argentinische Fußball-Legende Diego Maradona steht laut Medienberichten vor einem Engagement als Nationaltrainer des Irak. Der 52-Jährige soll den 92. der Fifa-Weltrangliste zur WM 2014 in Brasilien führen. Bereits am Freitag soll der irakische Verband erste Einzelheiten zu dem Deal mit dem Weltmeister von 1986 bekannt geben. "Wir haben das Angebot erhalten, Diego kontaktiert und er hat seine Bereitschaft erklärt. Der Verband will sich nun zusammensetzen und die finanziellen Details abschließend prüfen", sagte Hernan Tofoni, Manager der Marketingfirma World Eleven. Maradona würde damit zum Nachfolger des im November zurückgetretenen Brasilianers Zico werden. Im Anschluss an seine aktive Karriere hatte der frühere Weltklassespieler Maradona die argentinische Auswahl während der WM 2010 betreut und zuletzt die Mannschaft Al-Wasl in den Vereinigten Arabischen Emiraten trainiert. Eiskunstlauf, Deutsche Meisterschaft: Dank ihres besten Kurzprogramms in diesem Winter läuft Sarah Hecken bei den deutschen Eiskunstlauf-Meisterschaften in Hamburg ihrem vierten nationalen Titel entgegen. Mit einem schwungvollen Tango-Vortrag setzte sich die 19 Jahre alte Mannheimerin zum Auftakt der Titelkämpfe in der Hansestadt und geht als Führende in die Kür-Entscheidung am Samstag (12.15 Uhr). Trotz ihrer guten Leistung, die mit 53,02 Punkten bewertet wurde, sitzt der Sportsoldatin allerdings die Konkurrenz im Nacken. Rang zwei nimmt Sandy Hoffmann aus Dresden (50,45) ein, gefolgt von der diesjährigen EM-Teilnehmerin Nathalie Weinzierl (Mannheim), die 49,95 Zähler sammelte. "Ich habe in den vergangenen beiden Wochen sehr gut trainiert und konnte das hier glücklicherweise bestätigen. Jetzt ist der erste Druck von mir abgefallen", sagte Hecken, die wegen einer langwierigen Fußverletzung verspätet in die Saison gestartet war. Im Kampf um ein Ticket für die Europameisterschaften Ende Januar in Zagreb muss die Olympia-18. in der Kür allerdings noch rund 20 Punkte auf ihre Vereinskollegin Weinzierl aufholen. Chancenlos im Kampf um eine erfolgreiche Titelverteidigung war Nicole Schott. Die Essenerin fiel nach einer verunglückten Kurzkür mit 37,51 Zählern auf Rang elf zurück. Motorsport, neue Regel: Die Motorrad-Piloten der MotoGP können ab der kommenden Saison für Fehlverhalten auf der Strecke nach einem neuen System von Strafpunkten sanktioniert werden. Damit sollen Fahrer, die häufig wegen der Gefährdung von Konkurrenten oder anderer problematischer Aktionen verwarnt oder bestraft worden sind, zu mehr Vorsicht angehalten werden. Die Punkte werden während der Saison zusammengezählt. Ist ein bestimmter Wert überschritten, kommen automatisch Strafmaßnahmen zur Anwendung. Nach dem neuen System, das zunächst für die Jahre 2013 und 2014 beschlossen wurde, muss der betreffende Fahrer ab vier Punkten im nächsten Rennen vom letzten Startplatz auf die Strecke gehen. Bei sieben Punkten startet der Pilot im nächsten Rennen aus der Boxengasse. Bei zehn Punkten wird die Disqualifikation für die darauffolgende Veranstaltung ausgesprochen. Sobald eine Zehn-Punkte-Strafe verhängt wurde, wird das Konto auf null zurückgesetzt. Die Punkte werden nicht in die nächste Saison übertragen. Zweite Liga, Kevin Pezzoni: Fußball-Zweitligist FC Erzgebirge Aue hat Abwehrspieler Kevin Pezzoni verpflichtet. Wie der Verein am Freitag mitteilte, unterschrieb der Innenverteidiger einen Kontrakt bis Ende Juni 2014. Pezzoni stand bis August unter Vertrag beim 1. FC Köln und bestritt auch das Spiel im Erzgebirge gegen Aue am 27. August (0:2). Nach der Niederlage wurde Pezzoni von Anhängern des Vereins bedroht und daraufhin sein Vertrag im beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. "Das Thema ist abgehakt, ich schaue nur noch nach vorne", sagte Pezzoni dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Wenn das nicht so wäre, hätte ich den Vertrag nicht unterschrieben. Ich bin total froh, jetzt wieder im Profifußball zu sein." Pezzoni kann auf 80 Einsätze in der Bundesliga und zehn in der zweiten Liga verweisen. Da Aues Innenverteidiger Tobias Nickenig für die zwei ersten Spiele nach der Winterpause gesperrt ist und Thomas Paulus oft mit Verletzungen zu kämpfen hat, sah der Verein Handlungsbedarf auf der Position. "Wir freuen uns, dass die Verpflichtung von Kevin Pezzoni gelungen ist. Mit seinen 23 Jahren hat Kevin schon eine ganze Menge Bundesliga-Erfahrung. Dies kann für unsere weitere Entwicklung nur von Vorteil sein", sagte Sportdirektor Steffen Heidrich. FC Schalke, Edu: Der Brasilianer Edu wird nach Ende seines Leihvertrags im neuen Jahr von der SpVgg Greuther Fürth zum Fußball-Bundesligisten Schalke 04 zurückkehren. "Wir erwarten Edu am 2. Januar zum Trainingsauftakt bei uns", sagte Schalkes Manager Horst Heldt dem RevierSport: "Danach werden wir entscheiden, ob er mit ins Trainingslager nach Katar reist oder sich etwas anderes ergeben wird." Der 31 Jahre alte Stürmer besitzt bei den Königsblauen noch einen bis zum 30. Juni 2013 gültigen Vertrag.Der Brasilianer Edu wird nach Ende seines Leihvertrags im neuen Jahr von der SpVgg Greuther Fürth zum Fußball-Bundesligisten Schalke 04 zurückkehren. "Wir erwarten Edu am 2. Januar zum Trainingsauftakt bei uns", sagte Schalkes Manager Horst Heldt dem RevierSport: "Danach werden wir entscheiden, ob er mit ins Trainingslager nach Katar reist oder sich etwas anderes ergeben wird." Der 31 Jahre alte Stürmer besitzt bei den Königsblauen noch einen bis zum 30. Juni 2013 gültigen Vertrag. Basketball, NBA: Die Dallas Mavericks suchen weiter nach ihrer Form. Einen Tag nach der Rückkehr des langzeitverletzten Dirk Nowitzki ins Mannschaftstraining unterlagen die "Mavs" am Donnerstagabend (Ortszeit) Meister Miami Heat mit 95:110. Für die Texaner war es die vierte Niederlage in den vergangenen fünf Spielen. Dallas hatte in Forward Jae Crowder seinen erfolgreichsten Schützen (15 Punkte). Miami konnte sich erneut auf LeBron James verlassen, der als bester Werfer seines Teams 24 Zähler erzielte. In der Western Conference rutschte Dallas mit nur zwölf Siegen aus 26 Spielen auf den elften Rang ab, Miami ist Zweiter im Osten. "Unser Auftritt war sehr enttäuschend. Aber wir müssen das schnell vergessen", sagte Mavericks-Coach Rick Carlisle. Schon am Freitag startete der Meister von 2011 in eine schwierige Auswärtstour. Innerhalb einer Woche kommt es zu Spielen bei den Memphis Grizzlies, den San Antonio Spurs und bei Oklahoma City Thunder. Vizemeister Oklahoma musste das Ende seiner beeindruckenden Serie von zwölf Siegen in Folge hinnehmen. Bei den Minnesota Timberwolves unterlag das Team um Kevin Durant mit 93:99. Eishockey, NHL: Die nordamerikanische Eishockey-Profiliga NHL hat als Folge des monatelangen Tarifstreits alle Spiele bis zum 14. Januar abgesagt. Damit sind bereits über die Hälfte aller ursprünglich geplanten Partien der Saison ausgefallen, teilte die NHL am Donnerstag auf ihrer Webseite mit. Aufgrund des Tarifstreits sind die NHL-Profis seit Mitte September ausgesperrt, einige spielen deshalb in Europa. Hauptstreitpunkt zwischen der NHL und der Spielergewerkschaft ist die Verteilung der Jahreseinnahmen von 3,3 Milliarden Dollar. Afrika, Fußballer des Jahres: Yaya Touré ist wie im Vorjahr zu Afrikas "Fußballer des Jahres" gekürt worden. Der 29 Jahre alte Profi vom englischen Meister Manchester City und Stammspieler der Nationalmannschaft der Elfenbeinküste setzte sich vor seinem Landsmann Didier Drogba durch. Touré gab sein Auswahldebüt im Jahr 2004 und erreichte mit den Ivorern in diesem Jahr das Finale des Afrika-Cups. Die Auszeichnung wurde dem Mittelfeldspieler bei der Jahrestagung des Afrikanischen Fußball-Verbandes in Ghanas Hauptstadt Accra verliehen.
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mlsum-de-9827
Der Fußball-Weltverband hat in der Bestechungsaffäre zwei Funkionäre und vier Offizielle suspendiert - und öffnet derweil die Tür für technische Hilfsmittel.
Mit bitterer Miene gestand Joseph Blatter die tiefe Vertrauenskrise des Fußball-Weltverbands Fifa ein. "Es ist ein trauriger Tag für den Fußball", bekannte der Fifa-Chef, nachdem die Ethik-Kommission am Mittwoch gleich sechs Top-Funktionäre wegen schwerer Korruptionsvorwürfe suspendiert hatte. An der Spitze der Verdächtigen: die Exekutivkomitee-Mitglieder Amos Adamu aus Nigeria und Reynald Temarii aus Tahiti. Beide sollen bereit gewesen sein, ihre Stimmen bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 zu verkaufen und konnten bei einer Anhörung in Zürich die Beschuldigungen offenbar nicht entkräften. Detailansicht öffnen Offene Tür für Technik beim Fußball: Fehlentschiedungen wie bei der WM 2010 soll es dann nicht mehr geben. (Foto: dpa) Mitte November will das Gremium unter Leitung des Schweizer Anwalts Claudio Sulser erneut tagen und über das weitere Vorgehen gegen Adamu und Temarii befinden. Es sei die Pflicht der Fifa, den Fußball "vor jeglicher Manipulation und schlechtem Verhalten zu schützen", sagte Blatter. Am Termin für die mit Spannung erwartete Entscheidung über die Vergabe der beiden Weltmeisterschaften am 2. Dezember will man aber festhalten. "Wir haben nicht darüber gesprochen, ob der Termin verlegt wird. Im Moment gibt es keine Diskussion", betonte Generalsekretär Jerome Valcke. Als reichte die schlechte Botschaft aus dem Exekutivkomitee noch nicht, wurden zusätzlich auch noch die Fußball-Fuktionäre Slim Aloulou (Tunesien), Amadou Diakite (Mali), Ahongalu Fusimalohi (Tonga) und Ismael Bhamjee (Botsuana) vorläufig von allen fußballbezogenen Aktivitäten ausgeschlossen. Dem Quartett wirft die Fifa Verstöße gegen die Statuten sowie den Ethik- und den Disziplinarcode des Verbandes vor - alles im Zusammenhang mit den kommenden Entscheidungen über die WM-Vergabe. Die Tür für die Einführung der Torlinien-Technologie im Fußball ist geöffnet. Das für Regelfragen zuständige International Football Association Board (IFAB) sprach sich am Mittwoch bei einer Tagung in Cardiff für eine Diskussion über mögliche technische Hilfsmittel bei umstrittenen Torentscheidungen aus. Bis Ende November müssen interessierte Anbieter ihre Technologien dem Weltverband Fifa präsentieren. Danach soll es eine Testphase geben. Eine endgültige Entscheidung über die Einführung der Torlinientechnik kann nach Fifa-Statuten erst auf der IFAB- Jahreshauptversammlung vom 4. bis 6. März 2011 getroffen werden. Die Fahrer wohnen in Stundenhotels, das Gelände ist eine einzige Großbaustelle, der Asphalt könnte das Rennen zum Glücksspiel machen: Die Königsklasse des Motorsports erlebt bei der WM-Premiere in Südkorea ein Festival der Peinlichkeiten. Rund 40 Stunden vor dem ersten freien Training bäumen sich über sämtlichen Tribünen riesige Kräne auf, das Militär schraubt und hämmert an den Zuschauerrängen, ein paar Meter weiter steht eine halbe Brücke. Alles wirkt improvisiert, ja unwürdig. Auch das gesamte Umfeld. Allein die Situation bei den Unterkünften ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Manche Teams logieren in Stundenhotels in der 60.000-Einwohner-Stadt Mokpo. Der Kurs selbst ist rechtzeitig fertig geworden, doch an seiner Qualität gibt es große Zweifel. Ist der Asphalt, auf dem vor nicht einmal zwei Wochen noch Dampfwalzen fuhren, ausreichend ausgehärtet? Hat er schon genug Haftung? Die Tatsache, dass bei der Abnahme in der Vorwoche eine geschlossene Asphaltdecke lag, schien Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone zu genügen, um den Ausfall eines Rennens kurz vor dem Saisonende und hohe Schadenersatzklagen von Fernsehanstalten und Sponsoren zu vermeiden. Um die Koreaner im Boot zu halten, haben die Verantwortlichen unzählige Grundsätze über Bord geworfen. Normalerweise muss eine Strecke zwei bis drei Monate vor dem Start abgenommen werden, der Kurs direkt am Meer in Yeongam erhielt erst in der Vorwoche das endgültig Okay. Doch allein die Anreise war für alle Beteiligten ein Abenteuer. Der nächstgelegene Großflughafen in Seoul ist 400 Kilometer entfernt. Zubringerbusse mussten kurz dem Ziel plötzlich stoppen und umkehren, weil Straßen nicht fertiggestellt waren. Das Chaos hat sich abgezeichnet: Promoter Yung Cho Chung hat sich den Ruf erworben, beratungsresistent zu sein. Unterdessen hat Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wieder mal über seine politischen Ansichten geplaudert und ist dabei mit Vollgas aus der Spur geraten. Der Brite, der in der kommenden Woche (28. Oktober) seinen 80. Geburtstag feiert, lobte in einem Interview der englischen Tageszeitung The Guardian Diktatoren und beleidigte obendrein noch die Olympischen Spiele. "Das einzig Gute an Olympia ist die Eröffnungs- und die Schlussfeier. Das ist eine tolle Show. Ansonsten ist es völliger Quatsch", sagte Ecclestone. Bereits im vergangenen Jahr hatte Ecclestone mit skandalösen Aussagen für Wirbel gesorgt. Damals sagte er der Times: "Hitler war jemand, der die Dinge geregelt bekam." Nach einem Schrei der Empörung relativierte er später seine Äußerungen. Doch jetzt legte der Milliardär plötzlich nach. "Ich bekomme wieder Probleme, wenn ich das sage, aber ich glaube nicht, dass Demokratie der richtige Weg ist, ein Land zu führen. Man braucht jemanden, der den Lichtschalter an- und ausknipst", sagte Ecclestone und nannte auch gleich ein Beispiel: "Saddam Hussein war jemand, der den Schalter ausgeknipst hat. Er hat aus dem Irak ein stabileres Land gemacht. Das ist doch bewiesen, oder?" Zehn Jahre nach der Kokain-Affäre hat Christoph Daum mit dem dunklen Kapitel in seiner Vergangenheit immer noch nicht abgeschlossen. Am 20. Oktober 2000 wurde sein regelmäßiger Drogenkonsum bekannt, der Tag und dieser Teil seines Lebens verfolgt den Trainer immer noch. "Ich würde ihn am liebsten löschen. Mein ganzes Leben wurde auf den Kopf gestellt", sagte Daum der Bild-Zeitung. "Ich hatte eine Schwächephase. Und habe dann noch den Fehler gemacht, nicht voll die Verantwortung zu übernehmen", sagte der zurzeit joblose 56-Jährige über sein Verhalten, die Koks-Affäre zunächst vertuschen zu wollen. Nicht noch einmal würde sich Daum einer Haarprobe unterziehen, die ihn als Kokain-Konsumenten enttarnt hatte. "Dazu würde ich mich nie mehr hinreißen lassen. Ich habe alle belogen, wollte meine Schwäche nicht zugeben. Ich dachte, irgendwie kommst Du raus." Obwohl das gerichtliche Verfahren gegen Zahlung von 10.000 Euro eingestellt wurde, sieht sich Daum nicht entlastet. "Das Urteil spielt keine Rolle. In der öffentlichen Meinung war ich schon zur Höchststrafe verurteilt." Es werde immer eine stattliche Anzahl von Widersachern geben: "Für sie ist mein Fehler das lebenslange Faustpfand. Ich muss damit leben, dass man immer mit dem Finger auf mich zeigt." Durch die Affäre ging sein Traum, der Job als Bundestrainer, nicht in Erfüllung. Diesem Posten trauert der Stuttgarter Meistertrainer von 1992 immer noch nach. "Es wäre das Größte gewesen. Wenn ich nur an mein Konzept des DFB-Leistungszentrums denke. Heute spricht es DFB-Manager Oliver Bierhoff wieder an." In Bezug auf einen neuen Trainer-Job hält sich Daum alle Türen offen, nachdem er sich bereits in Stuttgart ins Gespräch gebracht hatte. "Die Premier League wäre eine Riesen-Herausforderung. Reizvoll auch mal Nationalcoach bei einer EM oder WM", sagte er Fußball-Drittligist SpVgg Unterhaching droht die Insolvenz. Im Etat des ehemaligen Bundesligisten klafft eine Zahlungslücke von über zwei Millionen Euro. Bis zum 31. Oktober muss der Verein die Unterdeckung ausgleichen, ansonsten bleibt der SpVgg nur noch der Gang zum Insolvenzverwalter. Unterhaching geriet in den vergangenen Wochen in eine finanzielle Schieflage, da ein Sponsor vertraglich zugesicherte Beträge in Höhe von zwei Millionen Euro nicht ausbezahlt hat. Trotz der Siege in der EM-Qualifikation gegen die Türkei und in Kasachstan ist Deutschland in der Weltrangliste des Fußball-Weltverbandes FIFA wieder hinter Brasilien auf den vierten Rang abgerutscht. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw weist in der Oktober-Wertung 1481 Punkte, und damit neun weniger als im September, auf. Rekordweltmeister Brasilien (1493) legte um 13 Zähler zu. Die Plätze eins und zwei belegen unverändert Weltmeister Spanien (1881) und WM-Finalgegner Niederlande (1683). Für die Williams-Schwestern ist das Tennis-Jahr 2010 vorzeitig beendet. Zwei Wochen nach Venus Williams musste jetzt auch Serena passen. Die Weltranglistenzweite sagte ihre Teilnahme an den WTA-Championships in Doha (26. bis 31. Oktober) und am Fed-Cup-Finale der USA gegen Italien (6./7. November) in San Diego wegen erneuter Probleme mit dem verletzten Fuß ab. "Ich bin sehr frustriert, dass ich für diese Turniere absagen muss. Ich habe zu hart trainiert und muss mich jetzt erneut behandeln lassen", wird Williams auf ihrer Homepage zitiert. Die 29-Jährige, die inzwischen als Nummer eins der Weltrangliste von der Dänin Caroline Wozniacki abgelöst worden ist, war im Juli nach ihrem Wimbledonsieg bei einem Restaurantbesuch in eine Glasscherbe getreten und hat seither kein Tennis mehr gespielt. Vor zwei Wochen hatte bereits ihre Schwester Venus Williams wegen einer hartnäckigen Knieverletzung ihren Rückzug von der Tour für den Rest des Jahres angekündigt. Der deutsche Eishockey-Nationalspieler Dennis Seidenberg befindet sich mit den Boston Bruins in der nordamerikanischen Profiliga NHL weiter in der Erfolgsspur. Beim 3:1 bei den Washington Capitals fuhr der fünfmalige Stanley-Cup-Sieger, bei dem Marco Sturm weiter verletzt fehlte, den dritten Saisonsieg ein. Verteidiger Seidenberg bereitete den entscheidenden Treffer der Gäste durch Matt Hunwick im Schlussdrittel vor. Für Marcel Goc, Thomas Greiss und Christian Ehrhoff setzte es hingegen Niederlagen. Seidenbergs Nationalmannschaftskollege Ehrhoff ging mit den Vancouver Canucks bei den Minnesota Wild 2:6 unter. Titelverteidiger New York Yankees steht in der Play-off-Halbfinalserie der Major League Baseball (MLB) vor dem Aus. Gegen die Texas Rangers verloren die Yankees im Heimspiel 3:10 und liegen in der Serie best of seven 1:3 zurück. Die Rangers, die zuvor bereits 7:2 und 8:0 gewonnen hatten, stehen hingegen vor ihrer ersten Teilnahme an den World Series. Bereits am Mittwoch können die Texaner die Sensation im fünften Aufeinandertreffen erneut in New York perfekt machen. In der zweiten Halbfinalserie haben die San Francisco Giants einen wichtigen Schritt Richtung Finalserie gemacht. Die Giants führen nach einem 3:0 gegen Vizemeister Philadelphia Phillies 2:1. Das vierte Spiel findet am Mittwoch erneut in San Francisco statt.
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Deutsche Tennis-Männer liegen im Davis-Cup 0:2 zurück, Rummenigge ärgert sich über die erneuten Angriffe der Ultras gegen Neuer, Webber Trainingsschnellster in Großbritannien, IOC will Doping-Skandal um Nordkoreas Fußballerinnen untersuchen. Kurzmeldungen
Das wird ganz schwer: Auch der Kampf von Philipp Kohlschreiber und des von Krämpfen geplagten Florian Mayer hat die deutschen Tennis-Herren nicht davor bewahrt, schon nach dem ersten Tag des Davis-Cup-Viertelfinales gegen Frankreich vor dem Aus zu stehen. Nach den Niederlagen gegen den Vorjahresfinalisten in den beiden ersten Einzeln liegt die Auswahl von Team-Kapitän Patrik Kühnen mit 0:2 zurück. Nun muss sie das Doppel am Samstag gewinnen, um auf der Sandplatz-Anlage in Stuttgart die Chance auf das erste Halbfinale seit 2007 zu wahren. Dann könnte die Auswahl das Duell mit Frankreich in den beiden abschließenden Einzel-Duellen noch drehen. Der Bayreuther Mayer führte am Freitag gegen die französische Nummer zwei Richard Gasquet schon mit 2:0-Sätzen, ehe ihn von der Mitte des dritten Satzes an Krämpfe in beiden Beinen plagten und er sein Match nach 3:32 Stunden noch mit 6:4, 6:4, 5:7, 3:6, 3:6 verlor. Danach musste sich auch Kohlschreiber gegen den Weltranglisten-Siebten. Gael Monfils geschlagen geben. Der Augsburger unterlag der französischen Nummer eins mit 6:7 (3:7), 6:7 (5:7), 4:6. Karl-Heinz Rummenigge hat sich mit großer Bewunderung über Manuel Neuer geäußert und will mit dem FC Bayern München gegen protestierende Fans vorgehen. "Ich bewundere Manuel Neuer mittlerweile wie gelassen, wie souverän er mit diesen Dingen umgeht. Da kann ich nur sagen, er scheint eine extrem ausgeprägte, positive Persönlichkeit zu sein", sagte der Vorstandschef am Freitag im Trainingslager des Fußball-Rekordmeisters am Gardasee, wo es am Mittwoch ein neues Anti-Neuer-Plakat gegeben hatte. "Ich habe fast einen Tobsuchtsanfall gekriegt", schilderte Rummenigge seine erste Reaktion auf die Aktion, die man sich "nicht gefallen lassen" werde. Auch Stadionverbote würden in Erwägung gezogen. "Diese Leute sind unerwünscht. Wer immer noch nicht kapiert hat, dass diese Aktionen unangebracht sind, dem ist nicht zu helfen. Dem muss geholfen werden", so der 55-Jährige, der sich entschlossen gab, die Debatte bald zu beenden: "Unsere Geduld ist am Ende. Die Problematik liegt im Detail. Es handelt sich um eine sehr kleine Gruppe, die nicht Mitglied ist", erklärte Rummenigge. Rutschpartie statt Rennprobe: Im Dauerregen von Silverstone fehlten Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel beim Training zum Großen Preis von Großbritannien einige Sekunden. Nahezu tatenlos sah der 24 Jahre alte Hesse zu, wie ihm Red-Bull-Kollege Mark Webber und das sprichwörtliche englische Wetter die Schau stahlen. Schon am Freitagmorgen gab Webber in 1:46,603 Minuten die Tagesbestzeit vor und ließ damit seiner Ankündigung, zu Vettel aufzuschließen. Der deutsche WM-Führende begnügte sich dagegen mit wenigen Runden und wurde gut zwei Sekunden langsamer nur 13. der Tageswertung. "Ich habe ein paar Sachen probiert, aber der Vergleich ist sehr schwer, weil die Bedingungen von Runde zu Runde anders sind", sagte Vettel. Bei teilweise strömendem Regen schürten die deutschen Silberpfeil-Piloten die zarten Hoffnungen der Mercedes-Fans für den neunten Saisonlauf am Sonntag. Rekord-Weltmeister Michael Schumacher bewies einmal mehr seine Regenkünste und sorgte in 1:47,263 Minuten für die zweitbeste Zeit des Tages. Im Ablöse-Poker um Nationalspieler Jérome Boateng sieht es unterdessen zwischen den Münchnern und Manchester City wenig vielversprechend aus. "Die wenden im Moment eine Taktik an, die ich auch noch nie erlebt habe, dass man eigentlich gar nichts von sich hören lässt", berichtete Rummenigge. Eine "Deadline" habe man nicht, aber irgendwann werde sicherlich ein Zeitpunkt kommen, ab dem man einen Alternativplan verfolgen müsse. "Bis zu einer gewissen Höhe respektieren wir die Ablöse, aber wir zahlen sicherlich keine Mondpreise." Der ehemalige deutsche Fußball-Nationalspieler Alexander Zickler kehrt zum österreichischen Spitzenclub RB Salzburg zurück. Der 37-Jährige werde ab sofort in den Bereichen Nachwuchs, Fans und Partnerbetreuung mitarbeiten, teilte der Erstligist am Freitag auf seiner Homepage mit. Zickler wurde bereits als neuer RB-Mitarbeiter vorgestellt. Der frühere Stürmer von Dynamo Dresden und des FC Bayern München hatte von 2005 bis 2010 bei Salzburg gespielt. Nach einer Saison bei LASK Linz beendete der Torjäger seine Karriere. Nach dem Doping-Skandal bei der Fußball-WM der Frauen will das Internationale Olympische Komitee (IOC) untersuchen, wie es in Nordkorea generell mit Tests auf verbotene Substanzen steht. Dies erklärte Prof. Arne Ljungqvist, Chef der medizinischen Kommission, am Freitag während der 123. IOC-Session im südafrikanischen Durban auf Anfrage des Sport-Informations-Dienstes (SID). Ljungqvist, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht von der übereilten Abreise der Nordkoreanerinnen am Vortag informiert war, meinte: "Ich verstehe das Misstrauen der anderen. Aber ich weiß nicht wirklich viel über Dopingkontrollen in diesem Land, das eine so geschlossene Gesellschaft ist wie keine andere auf der Welt." Ljungqvist meinte, er sei Realist und es werde schwierig sein, wirklich klare Erkenntnisse über den Umgang mit verbotenen Substanzen bzw. Kontrollen in Nordkorea zu erhalten. Am Freitag stand die B-Probe der positiv auf ein anaboles Steroid getesteten Song Jong Sun und Jong Pok Sim noch aus. Obwohl die Frist der Öffnung in Anwesenheit der beteiligten Spielerinnen bzw. Funktionäre verstrichen war, hatte der Fußball-Weltverband FIFA angekündigt, er bestehe dennoch auf der Analyse der B-Probe bei den sportlich in der Vorrunde gescheiterten Nordkoreanerinnen. Frankreichs Fußball-Idol Zinedine Zidane hat Meldungen bestätigt, wonach er neuer Sportdirektor bei Real Madrid wird. "Ja, ich denke, dass ich Sportdirektor werde und ich bin sehr glücklich darüber", sagte der 39-Jährige am Donnerstag in einem Interview, das auf der Webseite der spanischen Zeitung Marca veröffentlicht ist. Über seinen genauen Verantwortungsbereich wollte sich der Weltmeister von 1998 noch nicht äußern, aber er sagte: "Das Wichtigste ist, dass ich schon bei Real Madrid bin." Reals Präsident Florentino Perez hatte im Mai den ehemaligen Sportdirektor Jorge Valdano nach einem lang andauernden Streit gefeuert. Mit einem 2:0 (0:0) gegen Bolivien hat die Nationalmannschaft Costa Ricas bei der Copa America ihren ersten Sieg geschafft und damit den Druck auf Gastgeber Argentinien erhöht. Die mit einer verstärkten U22-Auswahl angereisten "Ticos" gehen nun mit drei Punkten auf der Habenseite am Montag in das abschließende Vorrundenduell gegen den Turnier-Gastgeber (2 Punkte). Vor den 21.000 Zuschauern in Jujuy überschlugen sich die Ereignisse im zweiten Durchgang. Josue Martinez (59.) brachte die Mittelamerikaner in Führung. In der 71. Minute sah der Bolivianer Ronaldo Rivero die Rote Karte, den anschließenden Strafstoß vergab Alen Guevara. Nach einem weiteren Platzverweis für Bolivien (Walter Flores/76.) sorgte Joel Campbell (78.) dann für die Entscheidung. Beim Südamerika-Turnier kommen jeweils die beiden Ersten der drei Gruppen sowie die besten zwei Gruppendritten weiter. Die Gruppe A führt Kolumbien mit vier Punkten vor Costa Rica (3), Argentinien (2) und Bolivien (1) an. Die Baskets Bamberg haben in der Euroleague schwere Gegner erwischt. In der Hauptrundengruppe B treffen die Franken auf Titelverteidiger Panathinaikos Athen aus Griechenland, den russischen Meister ZSKA Moskau, Unicaja aus Spanien, den litauischen Meister Zalgiris Kaunas sowie KK Zagreb aus Kroatien. Um in die Runde der letzten 16 Mannschaften einzuziehen, muss Außenseiter Bamberg mindestens Vierter in der Gruppe werden. In der vergangenen Spielzeit verpassten die Franken trotz fünf Siegen in der Hauptrunde die zweite Phase des Wettbewerbs. Alba Berlin hat berechtigte Hoffnung, ebenfalls den Sprung in den höchsten europäischen Basketball-Wettbewerb zu schaffen. Der Club aus der Hauptstadt trifft in der ersten von drei Qualifikationsrunden auf den lettischen Vertreter VEF Riga. Gewinnt Alba das Duell, geht es anschließend gegen den Sieger der Partie Belgacom Spirou Basket aus Belgien gegen BC Donezk aus der Ukraine. Stürmer Didier Ya Konan vom Bundesligisten Hannover 96 hat sich einen Muskelfaserriss zugezogen und kann nicht mit ins neuntägige Trainingslager im österreichischen Bad Radkersburg reisen. Der Torjäger der Niedersachsen wird sich stattdessen einem Reha- und Aufbauprogramm bei Physiotherapeut Klaus Eder in Donaustauf unterziehen. "Für uns und den Spieler ist diese Diagnose natürlich bitter. Wir können für Didier in Donaustauf eine intensive Reha-Betreuung sicherstellen, er ist dort in guten Händen", sagte 96-Trainer Mirko Slomka. Carl-Edgar Jarchow ist als Vorstandsvorsitzender des Hamburger SV bestätigt worden. Dies gab der Klub am Freitag offiziell bekannt. Nach einem Treffen des Aufsichtsrats am Donnerstag erhielt der 56-Jährige, der den Posten im März dieses Jahr übernommen hatte, einen Vertrag bis zum 15. März 2013. "Er hat den HSV in einer schwierigen Situation übernommen und die Aufgaben voller Leidenschaft zusammen in einem sehr gut funktionierenden Team gelöst. Dafür gebührt ihm größte Anerkennung und das Vertrauen, den Weg weiter fortzuführen", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Otto Rieckhoff. Jarchow, der von 2001 bis 2004 Mitglied des HSV-Aufsichtsrates war, freute sich über die vorzeitige Vertragsverlängerung und blickte direkt vorne: "Wir werden unseren begonnenen Weg mit gleicher Intensität und Leidenschaft fortführen."
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Dieselskandal bei VW und anderen Herstellern, in Kommunen wie Stuttgart, München oder Düsseldorf drohen Fahrverbote - viele Autofahrer sind verunsichert. Die SZ klärt die wichtigsten Fragen.
Sieht so die Zukunft aus? Wenn es nach Umweltpolitikern geht, limitiert bald die blaue Plakette die Zufahrt zu Innenstädten. Montage: SZ Frühling, endlich! Das dürfte vor allem die Stuttgarter freuen. Denn damit geht die Zeit der Feinstaubalarme zu Ende. Mehrere Wochen lang sollten die Bürger das Auto stehen lassen und stattdessen öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad nutzen. Doch zu wenige Pendler aus der Stadt und dem Umland ließen das Auto tatsächlich stehen. Die Grenzen der Freiwilligkeit sind eng, deshalb zeigt sich kaum ein positiver Effekt. Weder hinsichtlich Feinstaub noch bei den giftigen Stickoxiden, deren Haupterzeuger in Ballungsgebieten der Straßenverkehr ist. Stuttgart lässt deshalb die nächste Eskalationsstufe folgen: zeitweise Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge. Wahrscheinlich folgen bald andere Städte: München wurde kürzlich juristisch verpflichtet, sauberere Luft sicherzustellen und ein solches Verbot vorzubereiten. Ähnlich ist die Lage in Düsseldorf. Doch in Wahrheit hat ganz Deutschland ein Stickoxid-Problem. "57 Prozent der städtischen verkehrsnahen Luftmessstationen registrierten 2015 Überschreitungen des Jahresgrenzwertes", erklärt das Umweltbundesamt. Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der BUND verklagen deshalb Städte im gesamten Land. Wann werden die ersten Fahrverbote tatsächlich umgesetzt? Von 2018 an gelten in der Stuttgarter Innenstadt, die wegen ihrer Talkessellage besonders anfällig ist für eine hohe Feinstaubkonzentration, Fahrverbote für bestimmte Dieselautos. Allerdings nur an Tagen, an denen Feinstaubalarm herrscht. Rechtliche Grundlage dafür ist ein Gerichtsurteil von 2016, ähnlich wie inzwischen in Düsseldorf und München. Während auf kommunaler Ebene solche Fahrverbote also bereits umgesetzt werden können, fehlt die rechtliche Basis - beispielsweise für eine blaue Plakette, die alte Diesel aus bestimmten Innenstadtbereichen aussperren würde - auf Bundesebene noch. Diese könnte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig im Herbst schaffen. Allerdings ist der Ausgang des Verfahrens ungewiss. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat sich mehrfach gegen eine solche Plakette ausgesprochen. Welche Autos wären betroffen? Die Stuttgarter Regelung betrifft alle Dieselautos, die nicht die aktuell gültige Euro-6b-Abgasnorm erfüllen. Die wurde im September 2015 für alle Neuwagen eingeführt, seitdem muss jedes in der EU verkaufte Auto deren Grenzwerte einhalten. Das heißt aber auch: Theoretisch kann ein im August 2015 produziertes Modell noch einen Euro-5-Diesel haben - in diesem Fall dürfte ein nicht einmal drei Jahre altes Auto 2018 an Feinstaubalarm-Tagen nicht mehr in die Stuttgarter Innenstadt fahren. Kann ich einen modernen Diesel kaufen und damit in die Innenstädte fahren? Nach jetzigem Stand: ja. Mit einem Euro-6b-Diesel dürfte man noch eine Weile auf der sicheren Seite sein. Solange die erwähnten juristischen Probleme nicht geklärt sind, gilt sowieso bis auf Weiteres die aktuelle Plaketten-Regelung: Mit dem grünen Aufkleber kommt man in jede City - nur eben nicht mehr nach Stuttgart. Dennoch ist es fraglich, wie lange Fahrer moderner Diesel Ruhe haben werden. Die klagefreudigen Umweltverbände dürften so lange die Gerichte bemühen, bis jede deutsche Stadt die EU-Grenzwerte einhält. DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch hat schon verlauten lassen, dass er kämpfen werde, bis gar keine Dieselfahrzeuge mehr in die Innenstädte fahren dürfen. Er begründet das damit, dass auch moderne Autos die Abgasgrenzwerte nur auf dem Prüfstand erreichen, nicht aber auf der Straße. Das ist sogar gesetzlich verankert: Wenn von 2019 an die "Real driving emissions" (RDE), also die wirklichen Emissionen während der Fahrt, erhoben werden, dürfen diese das 2,1-fache der Prüfstands-Grenzwerte betragen, um Messtoleranzen zu berücksichtigen. In Bezug auf Stickoxide heißt das: 168 Milligramm pro Kilometer auf der Straße statt 80 im Labor. 2021 darf es immer noch das 1,5-fache sein. Es besteht also die Möglichkeit, dass die Fahrverbote in der geplanten Form nicht viel bringen. Sollte sich das bewahrheiten, dürften sich viele Kommunen die Frage stellen, ob sie sogar alle Diesel aussperren. Wie sieht es mit Gebrauchtwagen aus? Sind die plötzlich nichts mehr wert? Die Gefahr eines überproportional hohen Wertverlustes droht tatsächlich. Und zwar schon für relativ junge Autos, die nur nach Euro 5 eingestuft sind. Auch deshalb, weil eine technische Umrüstung von älteren Autos auf Euro 6b sehr aufwendig ist (siehe Bericht auf der vorherigen Seite). Allerdings darf man eines nicht verkennen: Im Gespräch sind lediglich Fahrverbote für einige Innenstädte in Ballungsräumen. Wer auf dem Land lebt, selten in die Ballungszentren fährt und für den sich aufgrund einer hohen Fahrleistung der Diesel rechnet, muss sich jetzt nicht panisch ein Auto mit einer anderen Motorvariante kaufen. Gibt es eine technische Möglichkeit, Dieselmotoren sauber zu bekommen? Die gibt es, und sie kommt in immer mehr Modellen zum Einsatz: der SCR-Katalysator. Er spritzt ein Mittel namens "Adblue", eine Mischung aus Harnstoff und Wasser, in die Abgase. Dadurch kommt es zu einer chemischen Reaktion, durch die Stickoxide wirkungsvoll eliminiert werden. Doch auch diese Lösung ist problembehaftet. Sie arbeitet zum Beispiel nur dann perfekt, wenn die Temperatur im System bei etwa 200 Grad Celsius liegt. Das gelingt einfacher, wenn die Abgasnachbehandlung nah am Motor erfolgt - was davon erschwert wird, weil die Motorräume moderner Autos auch so schon vollgestopft mit Technik sind. Außerdem reicht es für eine effektive Abgasnachbehandlung nicht, Adblue nur bei der Inspektion nachzufüllen: Als aktueller Richtwert gilt ein Verbrauch von 2,4 bis drei Liter auf 1000 Kilometer. Aber immer mehr Tankstellen bieten die Harnstofflösung an, sodass Autofahrer sie einfach beim Tankstopp auffüllen können. Die Kosten halten sich mit derzeit gut 50 Cent pro Liter Adblue in Grenzen. Also besser einen Benziner kaufen? In der aktuellen Debatte sind Ottomotoren derzeit weitgehend außen vor. Aber sollte die blaue Plakette wirklich kommen, wären laut ADAC neben etwa 13 Millionen Dieselautos auch gut drei Millionen Benziner von Fahrverboten bedroht. Zwar ist noch nicht klar, welche Abgasnormen genau erfüllt werden müssen. Aber erste Forderungen sehen vor, dass nur Benziner ohne Direkteinspritzung ab Euro 3 und jene mit Direkteinspritzung ab Euro 6b für das Abzeichen infrage kommen. Das würde bedeuten, dass ein VW Golf VI, Baujahr 2013, mit dem seinerzeit beliebten 1.4-TSI-Ottomotor keine blaue Plakette erhalten würde. Der ADAC hat kürzlich den Blick auf das Abgasproblem moderner Benzinmotoren gelenkt: Direkteinspritzer stoßen zu viele Feinstaubpartikel aus, im aktuellen ADAC-Ecotest im Schnitt das Fünffache des von September 2017 an gültigen Grenzwertes. Dann greift die Abgasnorm Euro 6c mit deutlich strengeren Feinstaub-Grenzwerten für Ottomotoren. Die sind der Grund, warum immer mehr Hersteller - allen voran Daimler und VW - flächendeckend Partikelfilter für ihre Benziner einführen werden. Dennoch bleibt der höhere Verbrauch eines Benziners verglichen zum Diesel - und damit dessen höherer CO₂-Ausstoß. Auch auf diesem Feld hat Deutschland Probleme, die europäischen Richtlinien zu erfüllen. Welche Alternative gibt es sonst? Naheliegend ist: Wann immer es geht, auf das Auto verzichten, den öffentlichen Nahverkehr und Park-&-Ride-Parkplätze nutzen, Fahrrad fahren. Doch das setzt einen leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehr voraus, für den etwa die Fahrverbots-Stadt Stuttgart nicht gerade bekannt ist. Auch Autos mit Gasantrieb sind eine Alternative. Sie würden die blaue Plakette bereits erhalten, wenn sie mindestens die Euro-3-Norm erfüllen. Aber Flüssig- (LPG) oder Erdgasautos (CNG) sind in der Anschaffung meist teurer als Benziner und rechnen sich erst nach vielen Kilometern. Außerdem ist das Tankstellennetz noch immer recht löchrig. Und die auf den ersten Blick gute CO₂-Bilanz wird oft durch umstrittene Verfahren bei der Gasgewinnung getrübt. Was ist mit Elektro- und Hybridautos? E-Mobile sind für viele Autofahrer noch keine Alternative: zu teuer, zu geringe Reichweiten, eine spärlich ausgebaute Lade-Infrastruktur. Eine kurzfristige Lösung könnten Plug-in-Hybride sein. Deren Gesamtreichweite liegt mindestens auf dem Niveau eines Benziners oder Diesels, der Strom reicht bei den meisten Modellen für 30 bis 40 rein elektrische und lokal emissionsfreie Kilometer. Genug, um in die Stadt und wieder hinauszukommen. Außerdem kann man bei den meisten Modellen bis zum Stadtrand den Verbrenner nutzen und die Batterie schonen, um in der Stadt rein elektrisch zu fahren. Doch Plug-in-Hybride sind im realistischen Betrieb nicht so sparsam und sauber, wie von ihren Herstellern versprochen, was der ADAC erst jetzt wieder bestätigt hat. Hinzu kommt: Das sauberste Elektroauto nützt nichts, wenn man dessen Batterie mit dreckigem Kohlestrom lädt. Auch sonst ist ihre Umweltbilanz, gerade bei der Herstellung und beim Recycling der Akkus, noch nicht sonderlich grün. Und nicht zu vergessen: Feinstaubbelastung entsteht vor allem durch von Reifen aufgewirbelte Partikel. Egal, ob es die Reifen eines Diesel- oder Elektroautos sind.
https://www.sueddeutsche.de/sport/radsport-bert-grabsch-beendet-seine-karriere-1.1805858
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Wenige Tage nach Andreas Klöden gibt auch Bert Grabsch sein Karriereende bekannt. Uefa-Präsident Michel Platini regt an, Weltmeisterschaften mit 40 Teams auszuspielen. Der ehemalige Bundesliga-Profi Marc Kienle ist neuer Trainer des SV Wehen Wiesbaden.
Radsport, Karriereende: Bert Grabsch hat seine Karriere als Radprofi nach 15 Jahren beendet. Der frühere Zeitfahr-Weltmeister aus Wittenberg hatte sich zuletzt vergeblich um einen neuen Vertrag bemüht und zog nun die Konsequenzen. Seit 2012 war der 38-Jährige an der Seite des aktuellen Zeitfahr-Weltmeisters Tony Martin (Cottbus) für das Team Omega Pharma-Quick Step gefahren. "Als klar war, dass es mit einem WorldTour-Team nichts werden würde, war ich schon frustriert und enttäuscht. Mein Urlaub zuletzt mit meiner Familie hat mir aber gut getan, dabei habe ich dann auch diesen Entschluss gefasst", sagte Grabsch radsport-news.com. Grabsch fiel die Entscheidung schwer: "Ein Jahr hätte ich noch drangehängt. Ich bin mir sicher, dass ich sportlich hätte noch mithalten können." Grabsch war 1999 Profi geworden, größter Erfolg war 2008 in Varese/Italien der Gewinn des WM-Titels im Kampf gegen die Uhr. Ein Jahr zuvor hatte er eine Etappe bei der Vuelta gewonnen, ebenfalls im Einzelzeitfahren. Tagessiege gelangen Grabsch auch bei der Dauphiné Libéré (2009) und der Österreich-Rundfahrt (2008, 2011). Fußball, WM:UEFA-Präsident Michel Platini hat die jüngste Drohung von Fifa-Boss Joseph S. Blatter, wonach Europa bei der WM Startplätze verlieren könnte, mit einem revolutionären Gegenvorschlag gekontert. Der 58 Jahre alte Franzose regte an, Weltmeisterschaften künftig mit 40 Teams auszuspielen. Dann, argumentierte Platini in der englischen Times, wäre dort auch mehr Platz für Mannschaften aus Afrika und Asien, wie von Blatter in der vergangenen Woche gefordert. Laut Platini würde die Aufstockung um acht Mannschaften das Turnier um drei Tage verlängern. Die WM 2014 in Brasilien dauert 32 Tage (12. Juni bis 13. Juli). Konkret schlug Platini vor, Afrika, Asien und Nordamerika jeweils zwei zusätzliche Plätze zuzuteilen. Ozeanien und Europa bekämen je einen Platz mehr. Eine derartige Aufstockung wäre "gut für alle", meinte er. "Ich stimme mit Herrn Blatter völlig überein, dass Afrika und Asien mehr Mannschaften haben müssten. Aber anstatt ein paar europäische rauszunehmen, müssten wir auf 40 hochgehen", sagte der frühere Profi weiter: "Der Fußball verändert sich, wir haben 209 Verbände. Warum verringern? Wir sollten mehr Menschen glücklich machen!" Mit Blatter hat er über seine Idee noch nicht gesprochen. Europa hat derzeit 13 Startplätze im 32 Mannschaften umfassenden Feld. Südamerika kommt auf vier feste Vertreter, ein weiteres Team hat überdies die Chance, sich über die Play-offs zu qualifizieren. Afrika dagegen hat nur fünf Plätze, Asien ist mit vier Mannschaften sicher vertreten. Dazu kommt ein "halber Platz" für Asien über ein Play-off-Duell. Nord- und Mittelamerika haben 3,5 Plätze, Ozeanien einen "halben". Ein Platz ist für den Gastgeber reserviert. Blatter warb mit seinem neuerlichen Vorstoß um "Chancengleichheit", wie er im Magazin FIFA Weekly betont hatte. Fußball, Bundesliga: Dem Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach bleibt das Verletzungspech treu. Wie der Club am Montag mitteilte, fällt Innenverteidiger Roel Brouwers mit einem Muskelfaserriss im Adduktorenbereich mehrere Wochen aus. In der Bundesligapartie gegen Eintracht Frankfurt am Sonntag fehlten bereits der gesperrte Martin Stranzl sowie die Verletzten Alvaro Dominguez, Filip Daems und Havard Nordtveit. Wegen des Personalmangels standen gegen Frankfurt am Ende Rechtsverteidiger Tony Jantschke und Mittelfeldspieler Torben Marx im Abwehrzentrum. Dazu kam der junge Außenverteidiger Julian Korb wie Marx zu seinem ersten Saisoneinsatz. Am kommenden Wochenende kehrt immerhin Stranzl in die Innenverteidigung zurück. Fußball, 2. Liga: Fußball-Zweitligist FC St. Pauli hat zum zweiten Mal nacheinander einen Gewinn erwirtschaftet. Das Geschäftsjahr 2012/13 weist nach Steuern einen Überschuss von 950 000 Euro aus. Im Geschäftsjahr davor hatte der Hamburger Traditionsclub einen Gewinn von 270 000 Euro verzeichnet. Die Gesamterträge wurden mit 30,06 Millionen Euro angegeben. "Ich bin sehr stolz darauf, dass wir erneut einen Gewinn vorweisen können. Unsere gute Arbeit setzt sich fort", sagte Vereinspräsident Stefan Orth am Montag. Fußball, 3. Liga: Der ehemalige Bundesliga-Profi Marc Kienle ist neuer Trainer des SV Wehen Wiesbaden. Das gab der Fußball-Drittligist am Montag bekannt. Der 41-jährige Kienle arbeitete zuletzt als U19-Trainer beim FC Bayern München und davor als sportlicher Leiter im Jugendbereich des VfB Stuttgart. "Marc hat viel Erfahrung und große Erfolge als Trainer im Nachwuchsbereich auf höchstem Niveau vorzuweisen. Vor allem sind seine Vorstellungen über modernen Fußball deckungsgleich mit unserer Vereinsphilosophie", sagte der Wehener Sportdirektor Michael Feichtenbeiner. Kienle beerbt beim Tabellensiebten den vor einer Woche beurlaubten Peter Vollmann und wird am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Jahn Regensburg zum ersten Mal auf der Bank des SVWW sitzen. "Die Mannschaft und der Verein haben großes Entwicklungspotenzial, daher hat mich die Aufgabe sehr gereizt", sagte der frühere Profi des VfB Stuttgart, MSV Duisburg und Karlsruher SC. Mit den Stuttgartern wurde Kienle als Spieler und auch als Trainer deutscher Jugendmeister. Tennis, Damen: Nach ihrem vierten Titel bei der Tennis-WM beendet Serena Williams das Jahr zum dritten Mal in ihrer Karriere als Weltranglistenerste. Die Amerikanerin führt das am Montag veröffentlichte WTA-Ranking mit 13 260 Punkten an und hat damit 5214 Zähler Vorsprung auf die zweitplatzierte Weißrussin Victoria Asarenka. Williams hatte bereits die Jahre 2002 und 2009 als Spitzenreiterin abgeschlossen. In der abgelaufenen Saison gewann sie elf Turniere, kam auf eine Gesamtbilanz von 78:4-Siegen und sammelte als erste Frau mehr als zwölf Millionen Dollar Preisgeld. Ihre unterlegene WM-Finalgegnerin Li Na aus China verbesserte sich in der Weltrangliste um zwei Plätze auf Rang drei. Die Kielerin Angelique Kerber, die bei der Endrunde in Istanbul knapp in der Gruppenphase gescheitert war, verteidigte den neunten Platz. Baseball, USA: Die Boston Red Sox haben das vierte Spiel der World Series bei den St. Louis Cardinals dank "Nobody" Jonny Gomes mit 4:2 gewonnen und im Finale um die Meisterschaft in der Major League Baseball (MLB) ausgeglichen. Nach vier Spielen steht es in der Best-of-seven-Serie 2:2. Mann des Tages war Gomes, der im sechsten Inning mit einem Homerun für drei Punkte und eine zwischenzeitliche 4:1-Führung sorgte. Für den 32 Jahre alten Outfielder war es der erste Treffer in der Finalserie. Kein aktiver Profi mit mindestens 40 Schlagversuchen in den Play-offs der MLB hat eine schlechtere Erfolgsquote als Gomes. "Alles was mir dieser Sport geben sollte, war eine Chance. Heute hatte ich sie. Wenn ich im Aufgebot stehe, schwinge ich auch den Schläger", sagte Gomes, der als Ersatzmann für den verletzten Shane Victorino nominiert worden war. Der Amerikaner mit portugiesischen Wurzeln hat ein bewegtes Leben hinter sich. Im Alter von 16 Jahren war er dabei, als bei einem Autounfall sein bester Freund ums Leben kam. Mit 22 erlitt er an Heiligabend nach einem Arterienverschluss einen Herzinfarkt. Ein Jahr später gab er sein MLB-Debüt bei den Tampa Bay Devil Rays. Seit dieser Saison spielt Gomes für den siebenmaligen MLB-Champion Boston. Das fünfte Spiel der World Series fand am Montag erneut in St. Louis statt. Der Sieger hat den ersten Matchball. Golf, Texas: Der deutsche Golfprofi Bernhard Langer hat beim Turnier der US-Champions-Tour im texanischen San Antonio das Stechen gegen seinen großen Rivalen Kenny Perry verloren und damit im Kampf um den Millionen-Jackpot an Boden verloren. Der US-Profi Perry lochte am ersten Extra-Loch des Play-offs aus gut drei Metern zum Birdie ein und feierte seinen dritten Saisonsieg. Beide Spieler hatten nach drei Runden 203 Schläge auf dem Konto. In der Saison-Gesamtwertung baute Perry seinen Vorsprung gegenüber dem Anhausener vor dem Finale am kommenden Wochenende in San Francisco von 494 auf 612 Punkte aus. Der zweimalige US-Masters-Champion Langer, der im vergangenen Jahr ebenfalls im Stechen gegen David Frost unterlegen war, will sich beim Showdown aber nicht kampflos geschlagen geben. Für einen Sieg dort gäbe es 880 Punkte. "Er hat einen großen Vorsprung, ich will diese theoretische Chance aber natürlich nutzen und alles geben", sagte der 56 Jahre alte Anhausener, der die Saisonwertung 2012 zum vierten Mal für sich entschieden hatte. Tennis, China: Anna-Lena Friedsam hat bei ihrem ersten WTA-Turnier auf Anhieb den Sprung ins Achtelfinale geschafft. Die 19-Jährige aus Neuwied, die sich bei zweitklassigen ITF-Konkurrenzen auf Platz 132 der Weltrangliste vorgearbeitet hat, setzte sich in ihrem Auftaktspiel in Nanjing/China gegen die Polin Katarzyna Piter mit 6:7 (4:7), 6:1, 7:6 (7:3) durch. Friedsam, einzige deutsche Spielerin im Hauptfeld der mit 125.000 Dollar dotierten Konkurrenz, trifft in der Runde der letzten 16 auf die an Nummer sieben gesetzte Kroatin Ajla Tomljanovic.
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Jetzt werden Sneakers verbrannt - weil Nike mit einem Sportler wirbt, der sich mit Trump angelegt hat.
Detailansicht öffnen Colin Kaepernick (hinten Mitte) und zwei seiner Mitspieler knien 2016 vor einem Spiel der San Francisco 49ers beim Singen der Nationalhymne. Kurz nach diesem Spiel endete sein Vertrag. Seither hat er keinen neuen Verein gefunden. (Foto: Michael Zagaris/Getty Images) Bis Anfang dieser Woche war nicht bekannt, dass Mahmud Ahmadinedschad sich für American Football interessiert. Aber am Montagabend schien dem iranischen Präsidenten a.D. die Zeit gekommen, sich zu äußern. "Die NFL-Saison startet diese Woche", twitterte er, "leider hat @Kaepernick7 immer noch kein Team. Obwohl er einer der besten Quarterbacks der Liga ist." Gemeint war Colin Kaepernick, der derzeit umstrittenste Sportler der USA. Vor zwei Jahren begann er, aus Protest gegen Rassismus auf ein Knie zu gehen, wenn vor Spielen die Nationalhymne ertönte. Schnell wurde er zur Symbolfigur für die Spaltung Amerikas. Dass Ahmadinedschad wirklich die beliebteste Sportart seines Erzfeindes verfolgt, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Denn das Timing des Tweets war kein Zufall: Er kam am selben Tag, an dem Nike eine neue Kampagne mit Colin Kaepernick präsentierte. Es ist schier unglaublich, in welcher Dimension seit dieser Woche über die Werbekampagne des Sportartikelherstellers diskutiert wird. Die ganze Sache ist höchst politisch: Kaepernick hat mit seinem Kniefall die NFL in eine Krise gestürzt. Er hat Donald Trump dazu gebracht, Dutzende solidarische Footballspieler öffentlich als "Hurensöhne" zu bezeichnen. Und nebenbei hat er seine eigene Karriere gegen die Wand gefahren. Sein Verein San Francisco 49ers trennte sich von ihm, seitdem findet der 30-Jährige keinen Verein mehr. Der Claim der Kampagne lautet deshalb: "Glaube an etwas. Auch wenn es bedeutet, alles zu opfern." Detailansicht öffnen „Glaube an etwas. Auch wenn es bedeutet, alles zu opfern.“ So lautet der Claim der aktuellen Nike-Kampagne. (Foto: Nike) Der Spruch ist nicht sehr originell, aber seine Wirkung hätte nicht größer sein können: Wütende Amerikaner schnitten als Reaktion darauf das Nike-Logo aus ihren Sportsocken, andere zündeten ihre Turnschuhe an. Ihre Begründung: Nike unterstütze einen Verräter, der mit seinem Kniefall die US-Hymne, die Flagge oder gleich alle im Kampf um die Freiheit gefallenen Soldaten verhöhne. Auf Twitter rangierte der Hashtag #Nikeboycott die ganze Woche ganz oben. Die Aktie des Sportartikelherstellers sank, zumindest kurzfristig. Allerdings verkündeten auch nicht wenige Menschen, sie würden sich für den nächsten Marathon auf der Stelle ein Paar Schuhe mit dem weltbekannten "Swoosh" besorgen. Jenseits der bizarren Reaktionen auf diesen Werbe-Scoop stellt sich also die Frage: Ist Nike lebensmüde - wie Donald Trump am Mittwoch twitterte, weil die Marke sich damit selbst in den Ruin treibe? Oder handelt der Konzern nach der Marketing-Maxime, wonach die Aufmerksamkeit in der langfristigen Wirkung mehr wert ist als der aktuelle Börsenkurs? Oder, dritte Option, ist Nike einfach mutig? Mut zeigte zunächst Colin Kaepernick selbst. Er gilt als einer der talentiertesten Quarterbacks seiner Generation und hat seine Karriere tatsächlich geopfert, um ein Zeichen zu setzen gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt. Er hatte zuletzt nicht die beste Saison seiner Karriere, aber es gilt doch als sicher, dass die NFL-Clubs sich haben einschüchtern lassen von Trump. Die NFL hat eine Regel verabschiedet, die das Niederknien während der Hymne verbietet, seitdem bleiben protestierende Sportler in der Kabine, wenn draußen gesungen wird. Das Time-Magazin wählte Kaepernick im vergangenen Jahr zu einer der "Personen des Jahres" - er sei der erste Sportstar seit dem Vietnamkrieg, der wegen seiner Überzeugungen seine Karriere aufgegeben habe. Detailansicht öffnen Auch der NBA-Star Stephen Curry wirbt für eine Sportmarke. (Foto: Kevin C. Cox/AFP) Sport und seine Protagonisten werden in den USA schon immer politisch gesehen, gerade im Kampf gegen Rassismus. Muhammad Ali verweigerte den Kriegsdienst und verlor seine drei vermutlich besten Jahre als Boxer, weil er keine Kämpfe mehr bekam. Jackie Robinson, der erste Afroamerikaner im Baseball, wurde vom Präsidenten persönlich gebeten, gegen den Rassismus in seiner Sportart anzutreten. In den Talkshows der Sportsender wird Kaepernicks Abschied vom aktiven Football deshalb auch eher als Aufstieg in eine neue Sphäre der Bedeutung gefeiert: Aus dem Quarterback werde nun eine internationale Symbolfigur wie Ali oder Robinson. Hätte man sich eine ähnliche Diskussion nicht eigentlich auch in Deutschland gewünscht, als Mesut Özil angefeindet wurde, niemand beim DFB irgendein vernünftiges Statement zusammenbrachte und nicht mal ein lauwarmer Tweet von Teamkollegen kam? Ganz zu schweigen von demonstrativer Unterstützung durch Sponsoren. Stattdessen verschanzte man sich zumindest anfangs hinter der Doktrin, Sport sei Sport und Profisportler hätten sich deshalb politisch neutral zu verhalten. Auch in den USA sind aber nicht alle Sportarten gleich politisiert. Eishockey und Baseball sind mit überwiegend hellhäutigen Spielern traditionell "weiße" Sportarten, Basketball gilt mit deutlich mehr als 70 Prozent schwarzen Athleten als eher multiethnisch. American Football ist einer der wenigen gemeinsamen Nenner, auf den sich alle Sportfans einigen können, Demokraten und Republikaner, an jedem Sonntag von August bis Februar. Sie betrinken sich vor den Stadien, in Bars oder daheim vor dem riesigen Flatscreen, diskutieren die Lage im Land und in der Football-Liga, so wie es in Deutschland eben beim Fußball ist. Der Schritt von Nike, sich demonstrativ hinter den Footballer Colin Kaepernick zu stellen, ist bei aller Aufregung allerdings gar nicht so hoch gepokert. Die Markenmanager wissen sehr wohl, dass ihre Kundschaft größtenteils jung, urban und multiethnisch ist. Und Kaepernick hatte man ohnehin seit 2011 unter Vertrag. Vor allem aber passt der von Trump angeheizte Streit geradezu perfekt zur Markenstrategie des Unternehmens. Seit Jahrzehnten fährt Nike provokante Kampagnen, die mit der Rolle des Außenseiters spielen, in den 90ern beispielsweise mit dem HIV-positiven Marathonläufer Ric Muñoz. Im Zuge des Trump-Streits sollen zuletzt auch die großen Konkurrenten Adidas und Puma versucht haben, Kaepernick abzuwerben. Abgesehen davon spricht auch einiges dafür, dass Nike schlichtweg erkannt hat, dass sich der Wind dreht. Nach Kaepernicks Kniefall haben sich einige der mächtigsten Sportler des Landes klar gegen Trump gestellt: Seit dessen "Hurensöhne"-Einlassung bleiben immer mehr Footballspieler während der Hymne in der Kabine. Der Basketball-Star Kevin Durant lehnte voriges Jahr eine Einladung ins Weiße Haus ab, es entbrannte eine Twitter-Pöbelei, der NBA-Superstar LeBron James nannte den Präsidenten in einer Pressekonferenz einen "Penner". In eineinhalb Minuten freier Rede machte James klar, wie schrecklich er Trumps spalterische Politik findet und wie notwendig ein Präsident wäre, der versucht, Vorbild zu sein. Sport und Politik sind nicht mehr zu trennen. Ob er will oder nicht: Ab einer gewissen Bekanntheit wird der Sportler zum Symbol. Fakt ist auch: Trumps Präsidentschaft hat einen gehörigen Imageschaden für US-Produkte mit sich gebracht. Eine Studie des Pew Research Institutes ergab bereits 2017, dass die weltweite Zustimmung mit der "Marke Amerika" von 64 Prozent unter Obama auf 49 Prozent gesunken ist. Detailansicht öffnen Wütende Amerikaner verbrannten wegen des Nike-Claims ihre Sneakers. (Foto: @BettyBowers/Twitter) Für US-Unternehmen wird es deshalb immer wichtiger, klar Position zu beziehen. Das gilt auch für die Hersteller von Turnschuhen oder Regenjacken. Der Outdoor-Ausstatter Patagonia etwa reichte vergangenen Winter Klage gegen Trump ein, nachdem dieser den Schutzstatus von zwei Nationalparks aufgehoben hatte. Und sogar die traditionell republikanische Sportmarke Under Armour musste sich umorientieren: Der zweite große Nike-Konkurrent neben Adidas hatte Trump lange Zeit unterstützt. Under Armour war ursprünglich ein Militärausstatter, die Marke ist beliebt bei Veteranen und Jägern. Ihr Gründer, Kevin Plank, saß als Berater in Trumps Handelsausschuss. Daraus zog er sich zurück, nachdem einer der berühmtesten Markenbotschafter, der Basketball-Star Stephen Curry, im Zuge der Kaepernick-Affäre öffentlich gegen die Haltung seines Sponsors protestiert hatte. Die Unterstützer von Kaepernick sind aber nicht nur liberale Sportler, sondern auch Menschen, die nach Trumps Lesart eigentlich auf seiner Seite stehen müssten: Der gefeierte pensionierte Vier-Sterne-General Wesley Clark etwa twitterte, das Niederknien sei für ihn keine Verhöhnung der Veteranen. "@Nike und @Kaepernick7 stehen auf der richtigen Seite der Geschichte." In dem Konflikt wird also längst mehr verhandelt als nur die Gegenwart. Vielleicht wird man sich ja irgendwann mal verantworten müssen, was man gesagt und getan hat, als Trump Präsident war.
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Diego Maradona erleidet Hundebiss, DFB stellt Verfahren gegen Kempter ein, Lothar Matthäus hätte an Bayerns Stelle Ribéry schon lange verkauft, Nowitzki überragt. Sport kompakt
Die Gefahren lauern überall, vor allem bei Diego Armando Maradona. Seine Herzattacken, Leberleiden und Qualifikationsniederlagen hat der berühmteste Fußballer der Vergangenheit und argentinische Nationaltrainer der Gegenwart fürs erste zwar überstanden. Am Montagabend spielte er in seinem Haus nahe des Flughafen Ezeiza von Buenos Aires dem Vernehmen nach mit einem seiner Hunde, zur Entspannung vor der WM. In der Nacht hieß es dann, Maradona sei um ein Uhr morgens "wegen eines Hausunfalls" in die Klinik Los Arcos im Stadtteil Palermo eingeliefert worden. Das Tier mit Namen Shar Pei hatte das Herrchen offenbar gebissen, und zwar mitten ins Gesicht. Bei einem mikrochirurgischen Eingriff musste unter anderem die Lippe repariert werden. Die Operation erfolgte im selben Hospital, wo der Patient 2007 nach einer Hepatitis wegen Alkoholexzesses notkuriert worden war. Diesmal scheint es nicht so gefährlich gewesen zu sein, nur schmerzhaft. Maradona gehe es schon wieder gut, informierten Eingeweihte, er werde schnell wieder entlassen. Derweil spotteten Leser der Zeitungen, der Hund habe sich die Zähne ausgebissen oder eine Überdosis zugezogen. _________________________________________________________________ Der Kontrollausschuss des DFB hat das Ermittlungsverfahren gegen Schiedsrichter Michael Kempter eingestellt. Das teilte der DFB am Dienstag mit. Anlass des Verfahrens war eine offensichtlich von Kempter stammende E-Mail an den ehemaligen Schiedsrichterbeobachter Manfred Amerell, in der er sich negativ über Bayern München geäußert hatte. "Es handelt sich hierbei um keinen sportrechtlich relevanten Sachverhalt, da die Äußerungen im rein privaten und vertraulichen Rahmen gemacht wurden und nicht damit gerechnet werden konnte, dass diese in die Öffentlichkeit gelangen würden", sagte der Kontrollausschuss-Vorsitzende Anton Nachreiner. Laut Amerell soll Kempter ihm vor der 0:2-Niederlage der Bayern in der Champions League am 11. April 2007 gegen den AC Mailand eine E-Mail geschrieben haben, in der es heißt: "Hoffentlich fliegen die Bayern gleich raus, dann können wir anstoßen." Kempter hatte bereits in der vergangenen Woche Karl-Heinz Rummenigge und Vorstandsmitglied Karl Hopfner bei einem Gespräch um Entschuldigung gebeten. Die Bayern nahmen die Entschuldigung an. Zudem gab der DFB bekannt, dass Kempter nach seiner rund zweimonatigen Pause in der kommenden Woche einen Leistungstest absolvieren wird. Danach wird entschieden, wann er wieder eingesetzt werden soll. _________________________________________________________________ Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat Franck Ribéry von Bayern München attackiert und dem Rekordmeister indirekt den Verkauf des Franzosen nahegelegt. "Sein Auftritt gegen Stuttgart (beim 1:2 am vergangenen Samstag) hat mir nicht gefallen. Da ist Lustlosigkeit dabei und somit auch eine Provokation gegenüber den Zuschauern", sagte Matthäus verschiedenen Zeitungen: "Ich hoffe, dass er sich auf seine Qualitäten konzentriert, dann ist er einer, der den Unterschied ausmachen kann." Nach Meinung des 49 Jahre alten Ex-Bayern-Profis hätten die Münchner ihren Star trotz dessen unbestrittener Qualität schon im vergangenen Sommer verkaufen müssen. "Wenn ich das Geld, das ich für Ribéry bekommen hätte, in andere Spieler investiert hätte, hätte man das auffangen können", sagte er über einen möglichen Abschied des Mittelfeldspielers: "Es war van der Vaart frei, Sneijder frei, und Robben wurde geholt. Man hätte drei Holländer von Real Madrid kaufen können. Von meinen Gedanken her wäre das in Ordnung gewesen." Matthäus wunderte sich zudem darüber, dass Ribéry bei einigen internationalen Spitzenklubs wie Real Madrid, dem FC Barcelona, dem FC Chelsea und Manchester United so begehrt ist. "Ribéry war sehr lange verletzt und hat nicht die Saison gespielt, die er die Saison zuvor gespielt hat. Dennoch kann er sich, wenn er sich nicht für den FC Bayern entscheidet, einen Topverein in Europa aussuchen", sagte Matthäus. _________________________________________________________________ Der Arzt der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft hat Bayern München in Bezug auf Martin Demichelis verantwortungsloses Verhalten vorgeworfen. Der argentinische Nationalspieler war rund drei Wochen nach seiner schweren Gesichtsverletzung im Ligaspiel am Samstag gegen den VfB Stuttgart (1:2) in der Schlussphase eingewechselt worden. "Ich bin überrascht, dass sie die Gesundheit des Spielers nicht an erster Stelle sehen", sagte Donato Villani der Sportzeitung Ole. Er sei wirklich enttäuscht, dass die Verantwortlichen von Bayern München die Konsequenzen, die diese Entscheidung haben könnte, nicht beachtet hätten, sagte Villani weiter. Demichelis hatte beim Länderspiel zwischen Deutschland und den Argentiniern (0:1) am 3. März in München bei einem Zusammenprall mit Michael Ballack mehrere Brüche im Gesicht erlitten und musste operiert werden. Laut Villani benötigt ein Fußballer nach einer solchen Verletzung eine Wettkampfpause von fünf bis sechs Wochen. _________________________________________________________________ _________________________________________________________________ Fußball-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger rechnet im Fall Kevin Kuranyi nicht mit einem Einlenken von Joachim Löw. "Ich glaube nicht, dass der Bundestrainer sich da ändern wird von seiner Entscheidung, die er getroffen hat", sagte der Profi des FC Bayern München am Montagabend im Bayerischen Fernsehen. Zwar sei er Stürmer von Schalke 04 "im Moment in einer sehr guten erfassung", betonte Schweinsteiger. "Mich persönlich freut es, dass er jetzt so einen Lauf hat, weil er ein guter Kerl ist." Allerdings habe der Bundestrainer seine Entscheidung schon gefällt. Nach den starken Auftritten von Kuranyi hatten sich zuletzt die Stimmen gemehrt, die mit Blick auf die WM ein Nationalmannschafts-Comeback des Schalke-Torjägers fordern. So hatte Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer ein Umdenken Löws und die Rückkehr des derzeit "besten deutschen Stürmers" angemahnt. "Dieses kategorische Nein hat mich von Anfang an gestört", sagte Beckenbauer. Er verurteilte "die lebenslange Sperre". Kuranyi war im Oktober 2008 in der Halbzeit des Länderspiels gegen Russland (2:1) in Dortmund eigenmächtig vom Nationalteam abgereist und hatte damit seine Chancen bei Löw eingebüßt. "Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat", betonte Schweinsteiger. ________________________________________________________ Stefan Emmerling wird neuer Trainer beim Fußball-Drittligisten FC Rot-Weiß Erfurt. Der 44-Jährige unterschrieb am Dienstag einen Vertrag bis zum Saisonende mit der Option auf ein weiteres Jahr. Das teilte der Club mit. Der frühere Bundesliga-Profi, der als Coach zuvor Fortuna Düsseldorf, Alemannia Aachen II, Kickers Emden und Rot-Weiß Ahlen betreut hatte, soll am Dienstagmittag auf einer Pressekonferenz vorgestellt werden. Emmerling tritt die Nachfolge von Rainer Hörgl an. Der 53-Jährige war am vergangenen Donnerstag beurlaubt worden. _________________________________________________________________ Die Dallas Mavericks haben dank eines überragenden Dirk Nowitzki in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA Rang zwei der Western Conference erobert. Dem Würzburger gelang beim 109:93-Erfolg im Spitzenspiel gegen die Denver Nuggets mit 34 Punkten, zehn Rebounds und zehn Assists das zweite "Triple-Double" seiner Karriere. Zuvor hatte Nowitzki in seinen letzten vier Einsätzen jeweils die 20-Punkte-Marke verpasst. Mit nun 49 Siegen und 25 Niederlagen verdrängten die "Mavs" die Nuggets (48:27), die ihrerseits nach vier Niederlagen in den vergangenen fünf Spielen auf Rang fünf im Westen zurückfielen. Den ersten Korberfolg überließ Dallas dem Gast, danach gaben Nowitzki und Co. die Führung aber über die gesamte Spielzeit nicht mehr aus der Hand. Nach Ende des ersten Viertels führten die Texaner 31:23, zur Halbzeit 55:46 und nach dem dritten Abschnitt 79: 69. "Das hat definitiv Spaß gemacht", erklärte Nowitzki nach dem Spiel, in dem Shawn Marion weitere 21 Zähler für Dallas beisteuerte. Auf Seiten der Nuggets ragte J.R. Smith mit 27 Punkten heraus, Topscorer Carmelo Anthony musste sich derweil mit zehn Zählern begnügen. _________________________________________________________________ Fußball-Zweitligist Arminia Bielefeld hat Interimstrainer und Sport-Geschäftsführer Detlev Dammeier mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Das teilte der Klub am Dienstag mit. Das Traineramt übernimmt bis zum Saisonende der bisherige Assistent Frank Eulberg. Dammeier soll "einen neuen Tätigkeitsbereich" im Klub erhalten. "Wir bedanken uns bei Detlev Dammeier für die geleistete Arbeit. Dennoch sind wir mehrheitlich zu dem Entschluss gekommen, uns im Bereich der sportlichen Leitung neu aufzustellen", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Leopoldseder: "Zukünftig sollen Aufgaben und Verantwortungsbereich des Trainers und des Sportgeschäftsführers in einer Stelle gebündelt werden." Eine Arbeitsgruppe um Geschäftsführer Heinz Anders sei beauftragt, den neuen starken Mann zu finden. Der 47-jährige Eulberg war zuvor bereits Cheftrainer bei Carl Zeiss Jena und Göttingen 05, Anfang 2007 wurde er Co-Trainer bei der Arminia. Der Verein musste nach der Entlassung von Chefcoach Thomas Gerstner bis zum Ostermontag einen Trainer mit Fußballlehrerlizenz präsentieren, Dammeier besitzt diese nicht. Dammeier (43) war aufgrund der sportlichen Misere des Bundesliga-Absteigers zunehmend in die Kritik geraten. Zudem lasteten ihm die Fans Versäumnisse im Zuge des Vier-Punkte-Abzugs an. Die DFL hatte die Ostwestfalen wegen Verstoßes gegen die Bestimmungen der Lizenzierungsordnung mit dem Punktabzug und 50.000 Euro Geldstrafe belegt. _________________________________________________________________ Ex-Nationalspieler Torsten Frings von Werder Bremen ist nach seiner umstrittenen Roten Karte für ein Spiel gesperrt worden. Dieses Urteil fällte das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Dienstag mit der Begründung des "unsportlichen Verhaltens". Frings war am Samstag beim 4:2 von Werder gegen den 1. FC Nürnberg in der 82. Minute des Bundesliga-Spiels von Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart) des Feldes verwiesen worden. Bremens Kapitän hatte seinen Gegenspieler Thomas Broich mit dem Arm getroffen - unabsichtlich, wie Frings immer wieder betonte. Werder-Clubchef Klaus Allofs hatte gehofft, dass die Rote Karte "eine andere Folge als eine Sperre haben kann" und Frings am Samstag in Dortmund spielen darf. Werder Bremen kann gegen das Urteil im Einzelrichter-Verfahren nach Anklageerhebung durch den DFB- Kontrollausschuss binnen 24 Stunden Einspruch einlegen und eine mündliche Verhandlung vor dem Sportgericht beantragen. ___________________________________________________________________ Der Grieche Georgios Chalkidis von der HSG Wetzlar hat für seine Beiß-Attacke eine der höchsten Strafen in der Geschichte der Handball-Bundesliga erhalten. Der 32 Jahre alte Kreisläufer muss wegen seines Angriffs gegen den Niederländer Mark Bult von den Füchsen Berlin unmittelbar nach dem Spiel am Sonntag in der Hauptstadt fünf Spiele pausieren und 3000 Euro Strafe zahlen. "Die Schiedsrichter haben den Biss deutlich gesehen und im Spielbericht festgehalten. Beißen ist eine Tätlichkeit, da kommt man mit zwei Spielen Sperre eben nicht mehr aus. Nur Spucken bewerte ich noch höher", sagte HBL-Justiziar und Ex-Nationaltorwart Andreas Thiel dem SID. Die Wetzlarer Verantwortlichen wollten sich im Laufe des Dienstags äußern, ob sie gegen die Strafe Einspruch einlegen. Insgesamt zwei Wochen haben sie für diesen Schritt Zeit. Thiel verwies darauf, dass nicht die mögliche Höchstsperre von zehn Spielen Sperre und 15.000 Euro Geldstrafe verhängt worden ist. Nach dem Spiel in Berlin war es nach angeblichen Provokationen durch Füchse-Torwart Silvio Heinevetter zu tumultartigen Szenen gekommen, in deren Verlauf Chalkidis zubiss.
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Der "Fall Robben" beim FC Bayern droht zu eskalieren, Verschwörungstheorie beim AS Rom, Liverpool verliert gegen Viertligisten, Ex-Freundin entlastet Armstrong. Sport kompakt
Im Streit um eine Millionenzahlung im "Fall Robben" hat Bayern München dem schweigsamen niederländischen Fußball-Verband KNVB ein Ultimatum gestellt. "Wir erwarten in nicht allzu ferner Zukunft eine Antwort der Holländer", sagte Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge der tz: "Wenn wir keine befriedigende Lösung mit den Holländern finden, werden wir auf jeden Fall klagen. Das sage ich ganz deutlich." Diesen Beschluss habe auch der Bayern-Aufsichtsrat am Montag getroffen. Rummenigge erklärte, dass man "irritiert" sei, dass die Niederländer sich nach einem Gipfeltreffen in München bisher nicht gemeldet hätten: "Unser Gespräch mit den Herren ist auch schon zwei Wochen her, aber wir haben noch nichts von ihnen gehört - obwohl das eigentlich vereinbart war." In dem Streit geht es um einen Schaden im "höheren siebenstelligen Bereich" durch die Verletzung von Robben, den die Bayern nicht allein zahlen wollen. Bei Robben war nach der Rückkehr aus dem Urlaub nach der Weltmeisterschaft ein fünf Zentimeter langer Muskelriss im linken Oberschenkel diagnostiziert worden, der den Offensivspieler mehrere Monate außer Gefecht setzt. Robben hätte laut Rummenigge mit der Verletzung nicht zur WM nach Südafrika reisen dürfen. Die Schuld dafür treffe die Niederländer und ihren Arzt, deshalb sollten sie auch zahlen. Rummenigge sprach sich in dem Interview zudem für eine langfristige Zusammenarbeit mit Erfolgstrainer Louis van Gaal aus. "Warum soll 2012 Schluss sein? Man kann einen Vertrag auch viermal um ein Jahr verlängern", sagte der Bayern-Boss: "Ich kann mir gut vorstellen, dass er noch viel länger bleibt. Wenn etwas funktioniert, muss man versuchen, es aufrecht zu halten." Van Gaal soll kurz vor einer Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages bis 2012 stehen. "Er hat nicht unterschrieben. Aber ich bin optimistisch, dass wir die Dinge schon hinbekommen", sagte Rummenigge: "Wir arbeiten wunderbar zusammen und haben großes Vertrauen zueinander." Detailansicht öffnen Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. (Foto: dpa) Der englische Rekordmeister FC Liverpool hat sich nach einer blamablen Leistung gegen den Viertligisten Northampton Town aus dem Ligapokal verabschiedet. Im heimischen Stadion an der Anfield Road verloren die "Reds" am Mittwochabend mit 2:4 im Elfmeterschießen gegen den Fußball-Nobody. Doch nicht nur Liverpool blamierte sich in der dritten Runde des Carling Cups: Auch für Premier-League-Tabellenführer FC Chelsea kam mit dem 3:4 gegen Newcastle United das frühe Aus. Zudem musste das hoch ambitionierte Manchester City, das mit 1:2 bei West Bromwich Albion verlor, die Segel streichen. Großer Verlierer des Abends war aber der FC Liverpool, dessen neuer Trainer Roy Hodgson schon früh in der Saison unter Druck steht. Erst verpatzte das Team um Kapitän Steven Gerrard mit fünf Punkten aus fünf Partien den Ligastart, nun haben die "Reds" völlig unerwartet die erste Titelchance abhaken müssen. "Das ist ein großer Rückschlag für den Club", gab Hodgson unumwunden zu. "Ich habe immer gewusst, dass es ein schwieriger Job wird." Nach der Verlängerung hatte es 2:2 gestanden, so dass das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen musste. So konsterniert Hodgson Liverpools Blamage kommentierte, so gelassen nahm Chelseas Coach Carlo Ancelotti die Heimniederlage gegen Newcastle zur Kenntnis. "Der Ligacup ist nicht unsere Priorität", sagte der Italiener, dessen Team die Liga mit der makellosen Bilanz von 15 Punkten und 21:1 Toren anführt. Die Tore von Patrick van Aanholt (6. Minute) und des französischen WM-Rebellen Nicolas Anelka (70./87.,Elfmeter) reichten Chelsea nicht zum Sieg, da Newcastles Offensivabteilung ebenfalls in Torlaune war. Matchwinner für die Gäste war Angreifer Shola Ameobi, der in der Schlussminute mit seinem zweiten Tor den Siegtreffer markierte. Eine langjährige Freundin von Lance Armstrong hat in den Doping-Ermittlungen der US-Behörden zugunsten des einstigen Seriensiegers der Tour de France ausgesagt. Der Radprofi hätte während seiner Krebs-Behandlung 1996 in einem Krankenzimmer vor Ärzten und weiteren Zeugen Doping nicht zugegeben, sagte Stephanie McIlvain. "Sie hat bezeugt, dass sie nie gehört hat, dass Armstrong die Einnahme von Dopingmitteln zugegeben hat", erklärte ihr Anwalt Thomas Bienert junior am Mittwoch (Ortszeit). McIlvain sei weder von Armstrong noch anderen zu dieser Aussage gedrängt worden, teilte der Jurist weiter mit. Ohne seinen verletzten Superstar Lionel Messi hat der FC Barcelona in der spanischen Primera Division einen Pflichtsieg eingefahren. Der Titelverteidiger gewann sein Heimspiel gegen Sporting Gijon dank des Treffers von EM-Torschützenkönig David Villa mit 1:0 und rückte bis auf einen Punkt an den Erzrivalen Real Madrid heran. (Ergebnisse und Tabelle der Primera Division) Pleitenserie, Trainer-Diskussion, Verschwörungstheorie - Bayern Münchens Champions League-Gegner AS Rom stürzt in der italienischen Fußball-Meisterschaft immer tiefer. Nach der 1:2-Pleite am Mittwochabend in Brescia bleibt der Vorjahreszweite auch nach vier Spieltagen ohne Sieg auf einem Abstiegsplatz. Trainer Claudio Ranieri wackelt, Ex-Nationaltrainer Marcello Lippi wird schon als Nachfolger gehandelt. Ranieri vermutet gar eine Intrige des Weltmeister-Trainers von 2006 gegen ihn. "Ihr habt Lippis Namen genannt", sagte er im Gespräch mit Journalisten und fügte dann geheimnisvoll hinzu: "Irgendetwas spielt sich hier ab." Acht Punkte trennen den Herausforderer (2 Punkte) schon von Titelverteidiger Inter Mailand (10). Der Champions League-Sieger setzte sich mit einem fulminanten 4:0-Heimsieg gegen AS Bari wieder an die Spitze der Serie A und hängte auch den AC Mailand (5) ab, der bei Lazio Rom nicht über ein 1:1 hinauskam. (Ergebnisse und Tabelle der Serie A) Nationalmannschafts-Kapitän Philipp Lahm kann sich eine Verlängerung seines 2012 auslaufenden Vertrages beim Fußball-Rekordmeister Bayern München vorstellen. "Wenn man so wie wir auf dem richtigen Weg ist - und ich sehe, dass es vorangeht - dann gibt es auch keinen Grund für mich, woanders hinzugehen", sagte Lahm im Interview mit Sport1. Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte kürzlich erklärt, dass er sich eine Verlängerung von Lahms Vertrag um fünf Jahre wünsche. Der 26-Jährige hatte vor einiger Zeit mit einem Wechsel nach Spanien geliebäugelt und will auch jetzt nicht für alle Zeit einen Transfer ausschließen: "Aber das hier ist meine Heimatstadt, mein Heimatverein, und ich will international erfolgreich Fußball spielen. Das war im letzten Jahr der Fall und wird hoffentlich auch in Zukunft noch so sein. Alle acht Bundesligisten haben am Mittwoch die dritte Runde des DHB-Pokals erreicht. Handball-Rekordmeister THW Kiel gab sich beim 39:20-Erfolg beim Drittligisten VfL Fredenbeck keine Blöße, der amtierende Pokalsieger HSV Hamburg setzte sich mit 48:18 beim Oranienburger HC aus der dritten Liga durch. Der letztjährige Finalist Rhein-Neckar Löwen hatte bei der TSV Heiningen keine Mühe. Bundesliga-Tabellenführer Füchse Berlin gewann 38:20 beim HSV Hannover. Auch die HSG Ahlen-Hamm beim SV Oebisfelde 1895, der TSV Hannover/Burgdorf bei der SG TMB Berlin, Frisch Auf Göppingen bei der TuS Wermelskirchen sowie der DHC Rheinland beim TV Gelnhausen erreichten Runde drei. (Alle Ergebnisse des DHB-Pokals) Champions-League-Sieger 1. FFC Turbine Potsdam ist mit einem Kantersieg in die neue Saison der Königsklasse gestartet. Gegen den finnischen Meister Aland United siegten die Torbinen 9:0. Fatmire Bajramaj, drei Tore von Anja Mittag, Bianca Schmidt, Yuki Nagasato, Tabea Kemme, Babett Peter und Kristin Demann trafen für das Team von Trainer Bernd Schröder. Das Rückspiel findet am 13. Oktober in Potsdam statt. Philipp Kohlschreiber hat das deutsche Achtelfinal- Duell beim ATP-Turnier in Metz gegen David Berrer für sich entschieden. Der an Nummer sechs gesetzte Tennis-Profi aus Augsburg gewann am späten Mittwochabend gegen den Stuttgarter mit 6:4, 6:2. Kohlschreibers Gegner im Viertelfinale der mit 398 250 Euro dotierten Hartplatz-Veranstaltung wird im Duell zwischen dem Slowaken Lukas Lacko und dem Kroaten Marin Cilic ermittelt. (Alle Ergebnisse aus Metz) Die früheren Zweitligisten SV Wehen Wiesbaden und TuS Koblenz haben in der 3. Fußball-Liga Boden auf die Spitzengruppe verloren. Wehen kam bei Aufsteiger 1. FC Saarbrücken nicht über ein 0:0 hinaus und hat mit 18 Punkten nun vier Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Kickers Offenbach. Weitere fünf Punkte zurück folgt Koblenz, das bei Wacker Burghausen mit 1:3 verlor. Derweil holte der SV Sandhausen beim 1:0 gegen die zweite Mannschaft von Bayern München den ersten Sieg und schoss die Reserve des Rekordmeisters auf den letzten Tabellenplatz. Torlos blieb das Kellerduell zwischen Carl-Zeiss Jena und dem VfR Aalen. (Ergebnisse und Tabelle der 3. Liga)
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Vom Glanz der mondänen Badelatsche und dem Charme der weiten Hose: sieben Eindrücke von der Mailänder Herrenmodewoche, die gerade in der Krise steckt.
1. Die Ausgangslage Das wichtigste Thema dieser Mailänder Männermodewoche zeichnete sich eigentlich schon vor Monaten ab: ihre Krise. Seit Februar haben sich vier hochkarätige Marken von ihren Designern getrennt. Zwei weitere haben sich dazu entschlossen, ihre Herren- und Damenlinien demnächst in einer Kollektion zu zeigen, während der Frauenmodewochen. Einerseits, um den Arbeitsaufwand zu verringern und Kosten zu sparen. Andererseits, weil der Mode-Zeitgeist gerade kaum noch Unterschiede zwischen Männern und Frauen macht. Das hat nun zu riesigen Löchern im Schauenplan geführt - und einer Menge Frust bei Redakteuren und Einkäufern. Am meisten diskutiert wurde über Brioni. Für die stilistischen Geschicke ist dort neuerdings Justin O'Shea verantwortlich. Der Mann war vorher Einkäufer beim Onlineshop Mytheresa, saß deshalb bis vor Kurzem selbst noch als Gast auf jeder Show und war ein beliebtes Motiv der Streetstyle-Fotografen. So richtig scheint er nicht von seinem alten Leben lassen zu können. Zumindest wäre er sonst wohl nicht als Gast zu Gucci gekommen, zur Konkurrenz also. Vielleicht aber weiß er einfach ganz genau, dass man Brioni jetzt im Gespräch halten muss: Seine Debüt-Kollektion zeigt O'Shea im Juli während der Pariser Couture-Woche. Sie wird, ganz im Sinne des neuen Heilsversprechens "See now, buy now", sofort danach im Handel erhältlich sein. 2. Die neue Macht? Je mehr Designer wegbleiben, desto größer wird für andere die Chance auf einen Coup. Auch Dolce & Gabbana ist das klar. Wo in ihrer Front Row sonst immer gewichtige Chefredakteure saßen, dürfen diesmal ein Dutzend Milchbubis mit Föhnfrisuren Selfies machen. Die "Millennials", so nennen die Designer sie selbst, vereinen in den sozialen Medien Millionen Follower. Sie sind Internet-Erscheinungen, die wechselweise als Blogger, Schauspieler oder Sänger von sich reden machen. Der Anführer der allerjüngsten Jeunesse dorée heißt Cameron Dallas. Der 21-Jährige sorgte vor einem halben Jahr als Stargast bei Calvin Klein für einen Aufmarsch von Tausenden Teenies. Seitdem hat er es bis aufs Cover der Teen Vogue geschafft. Calvin Klein aber gehört inzwischen zu den Marken, die in Mailand ohne Designer dastehen. Mancher Gast scherzt deshalb zu Beginn der Dolce-&-Gabbana-Show, dass man noch so viele dieser Jünglinge in die erste Reihe holen könne, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern - am Ende reiche die Kaufkraft ihrer Groupies eh nicht für Luxusmode aus. In diesem Fall sind das Pailletten-Sakkos und Hemden mit Gitarren- und Ananas-Prints, schwarze Anzughosen und immer wieder Leoparden-Muster. Das Kollektionsthema ist Musik, eine Jazz-Band spielt "Bei mir bist du schön!". Es regnet Gold-Glitzer. Die Mode und ihre Inszenierung ist also sowieso nicht für das ganz junge Publikum gedacht. Dass die Teenies draußen trotzdem den Verkehr zusammenbrechen lassen, kann aber nicht schaden. Dolce & Gabbana sind das wichtigste Thema des Tages. 3. Der wichtigste Schuh Geht es nach der großen Mehrheit der Designer, kaufen wir uns alle nächsten Sommer mindestens ein Paar Badelatschen. Nicht aus Gummi, sondern in der eleganteren Version aus Leder. Und weil Pantoletten mittlerweile Mules heißen und Rauke Rucola, sagt man zu Badelatschen jetzt Pool-Slides. Fendi hat zur Untermauerung dieses Trends gleich mal ein ganzes Schwimmbecken in den Laufsteg eingelassen. Die Models tragen zu den Schuhen nicht nur kurze, sondern auch lange Karo-Hosen und sogar Sakkos (siehe auch Brunello Cucinelli oder Salvatore Ferragamo). Klingt nach einer Schnapsidee? Dann lassen wir doch mal den Einzelhandel zu Wort kommen. Damien Paul, Männermode-Chef beim Onlineshop Matchesfashion: "Pool-Slides sind die beste Alternative zur klassischen Sandale, und derzeit sieht es ganz so aus, als würden sie die nächsten Kult-Schuhe werden." Paul muss es wissen, weil er erste Modelle schon ziemlich erfolgreich anbietet. Weglassen sollte der Mann von Welt allerdings die Socken. Das sieht nach wie vor zu sehr nach Touristen-Look aus. Die effekthaschende Styling-Idee für offenes Schuhwerk hat jüngst Raf Simons wieder für seine Show angewendet - und Prada. 4. Die beste Kollektion Hier sind die Strümpfe so dick, dass man denken könnte, Miuccia Prada hätte sich in die Wintersaison verirrt. Wirklich warm ums Herz soll einem beim Anblick der Location aber auch nicht werden: Aus Industriegittern wurden Zuschauerränge und ein ansteigender Laufsteg gebaut. Das ist so unbequem wie futuristisch. Im Hintergrund donnert "Insomnia" von Faithless aus den Musikboxen. Die Mode ist ungewohnt funktional. Wasser- und windabweisende Hosen, hauchdünne Mäntel, Westen und Anzüge aus japanischem Nylon. Die Säume dieser Kleidungsstücke sind mit Bündchen zum Zuziehen versehen. Das passt schon mal ziemlich gut zum Wetter: Der Regen der vergangenen Wochen ist in weiten Teilen Europas zum Dauerbegleiter geworden, und in Mailand ganz besonders. Bis zu viermal schüttet es hier täglich für ein paar Minuten, dann reißt der Himmel plötzlich wieder auf. Nun sind da aber noch die Rückseiten der Models. An riesigen Rucksäcken baumeln Trinkflaschen, Taucherschuhe, Taschenlampen, aber auch Anzugschuhe und Sakkos. Interessantes Bild: Ausgerüstet mit dem Nötigsten haben sie sich auf den Weg gemacht, um anderswo an ihr altes Leben anzuknüpfen. Schon Miuccia Pradas letzte Kollektion griff das auf, damals lauteten ihre Stichworte: "Zuwanderung, Hungersnöte, Anschläge". Nun gibt sie backstage folgenden Satz zu Protokoll: "Ich bin Optimistin, aber ich sehe, was um mich herum passiert, und meine Angst wird größer." Damit ist sie in Mailand wieder mal die einzige Designerin, die das aktuelle politische Zeitgeschehen aufgreift. Obwohl das Unternehmen eigentlich ganz andere Sorgen haben müsste. Die Gewinne und Umsätze sind im abgelaufenen Geschäftsjahr stark gesunken. Es muss also dringend wieder verkauft werden, weshalb man wohl auch vor der Show neue Parfums vorstellt. Die Flakons von La Femme und L'Homme bilden einen Kreis, wenn sie nebeneinander stehen. Dazu passt, dass Prada erneut die Zwischenkollektion für die Frauen mit in die Show einmischt - und am Rucksack des letzten Männerlooks keine Anzugschuhe, sondern Lackpumps hängen. Ein Vorgeschmack? Nicht auszudenken, was in Mailand los wäre, wenn diese Ausnahmedesignerin auch noch ihre Schauen zusammenlegen würde. 5. Herrenmode heute An dieser Stelle empfiehlt sich noch mal ein genauer Blick auf die Marken, die sich seit Februar von ihren Designern getrennt haben. Das waren neben Brioni auch Ermenegildo Zegna und Salvatore Ferragamo. Mit anderen Worten: die besten italienischen Herrenschneider. Fakt ist, dass das Geschäft mit Anzügen und formeller Kleidung schon länger nicht mehr richtig gut läuft. Weil Männer im Alltag nun mal immer seltener Anzug tragen. Wer es sich erlauben konnte, hatte deshalb schon früher auch funktionale und sportliche Kollektionen auf den Laufsteg geschickt. Andere Designer haben eben experimentiert, mit ganz neuen Männer-, aber eben auch Frauenbildern. 6. Das Farbkonzept Bei Gucci ist es jetzt entschiedene Sache: Die Männerkollektion ist zum allerletzten Mal eigenständig, Frauen- und Männermode werden in Zukunft zusammen gezeigt. "Mir kommt das ganz natürlich vor. So sehe ich die Welt", erklärte Designer Alessandro Michele schon vor ein paar Wochen seine Entscheidung. Genauso wie Miuccia Prada nimmt er sein Publikum mit auf eine Reise, allerdings flieht hier keiner vor der Apokalypse. Man sitzt in einem quietschgrünen Raum auf butterweichen Samtbänken und hört Klaviergeklimper. Es gibt rosa Sakkos über karamellfarbenen Rollkragenpullovern oder einen petrolfarbenen Mantel zum himmelblauen Seidenhemd. Im Fachvokabular der Modeleute nennt man dieses Farbenspiel "Colour Blocking". Ein noch größerer Trend werden in der nächsten Saisons aber Farben, die man von Kopf bis Fuß trägt, vor allem Beige-, Sand- und blasse Rosétöne (siehe auch Jil Sander und Moncler). Nachdem Micheles Entwürfe zuletzt an Dekor nur so zu explodieren drohten, darf sich das Auge hier ab und zu entspannen. Seine Kollektion ist die dramaturgisch stärkste, die er bislang abgeliefert hat. Ob nun gemischt oder einzeln: Für den Durchschnittsmann werden die neuen Farben wohl etwas problematisch werden. Sie fallen ganz einfach ein wenig zu leuchtend beziehungsweise zu zart aus. Zum Glück wird aber so schnell keine Marke den klassisch dunkelblauen Anzug aus dem Sortiment streichen. 7. Die Hosenform Zum Schluss noch ein Trend, den wirklich jeder mitmachen kann: weite Hosen. An ihnen wird im nächsten Sommer niemand vorbei kommen. Es gibt sie jetzt nicht mehr nur als edle Dandy-Version mit Bügelfalte, sondern auch aus flatterndem Leinen von Giorgio Armani oder als Jogginghosen von No. 21. Letzteres erinnert natürlich schnell an die Baggypants der Neunzigerjahre. Glaubt man Diesel Black Gold, dann sind wir tatsächlich nicht mehr weit von ihrem Comeback entfernt. Der Designer Andreas Melbostad hat sie aus Nylon und stilechtem Denim gezeigt. Das mit Abstand weiteste und schönste Modell aber stammt von Bottega Veneta und ist eine Art Anglerhose. Zumindest sitzt sie ähnlich hoch, und die Beschichtung sieht aus, als würde man darin sogar bei Hochwasser trocken bleiben. Soll der nächste Regen doch ruhig kommen.
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Die DBB-Auswahl muss bei der EM in der Vorrunde unter anderem gegen Spanien spielen. Holger Badstuber darf wieder trainieren. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone kritisiert Sebastian Vettel für sein Verhalten.
Basketball, EM: Die deutschen Basketballer haben in der Vorrunde bei der EM 2015 eine äußerst schwere Gruppe erwischt. Das Team des neuen Bundestrainers Chris Fleming trifft in Berlin auf den zweimaligen Europameister Spanien, den WM-Zweiten Serbien, Italien und Island. Das ergab die Auslosung am Montag im Disneyland Paris. Zuvor stand bereits die Türkei als Gegner des deutschen Teams fest. Dirk Nowitzki hat seine Teilnahme ebenso in Aussicht gestellt wie sein NBA-Kollege Dennis Schröder. Die EM findet vom 5. bis 20. September 2015 statt, die K.o.-Runde wird in Lille ausgetragen. Fußball, FC Bayern: Fußball-Nationalspieler Holger Badstuber (25) ist knapp drei Monate nach seinem Muskelsehnenriss im Oberschenkel wieder ins Training von Spitzenreiter Bayern München zurückgekehrt. Der Innenverteidiger absolvierte unter der Leitung von Fitnesscoach Holger Broich 30 Minuten Koordinationstraining und Ballgewöhnung, anschließend legte er noch eine 30-minütige Laufeinheit ein. In den kommenden Tagen bis zum Beginn der Winterpause wird Badstuber sein Aufbauprogramm weiter fortsetzen. Wann er wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann, ist derzeit aber noch offen. Badstuber hatte sich Mitte September im Spiel gegen den VfB Stuttgart (2:0) einen Muskelsehnenriss zugezogen. Erst zu Saisonbeginn war er nach mehr als 20 Monaten Pause wegen Kreuzbandrissen in die Mannschaft des deutschen Rekordmeisters zurückgekehrt. Formel 1, Bernie Ecclestone: Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat Sebastian Vettel für sein Verhalten in der abgelaufenen Saison gerügt. "Ich bin ein großer Fan von Sebastian, aber ich bin ein wenig enttäuscht von seiner Einstellung, die sich aus meiner Sicht geändert hat", zitierte das britische Fachmagazin "Autosport" den 84-Jährigen am Montag. Der viermalige Weltmeister Vettel hatte in diesem Jahr immer wieder öffentlich seinen Frust über die technische Unterlegenheit seines Red Bull geäußert und die zahlreichen Pannen beklagt. "Er gibt sich wie ein Geschlagener, aber das ist gar nicht seine Mentalität", befand Ecclestone. Vettel sei stattdessen ein Wettkampftyp, der es auch nicht möge, beim Backgammon zu verlieren. "Pech für ihn, dass er verliert, wenn er gegen mich spielt", scherzte Ecclestone. Vettel war in dieser Saison von Beginn an chancenlos gegen die Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg, auch im internen Duell gegen Daniel Ricciardo unterlag der Hesse. Zur neuen Saison wechselt Vettel zu Ferrari. Dort ersetzt er den Spanier Fernando Alonso. Die Scuderia habe ihn ebenfalls enttäuscht, sagte Ecclestone. "Sie haben sich irgendwo verirrt", urteilte der Brite. "Fernando hat sich ab der Hälfte der Saison ein bisschen so verhalten wie Sebastian, deshalb bin ich von ihm auch ein bisschen enttäuscht", erklärte Ecclestone. Fußball, Werder Bremen: Fußball-Bundesligist Werder Bremen muss sechs bis acht Wochen auf Innenverteidiger Sebastian Prödl verzichten. Der 27 Jahre alte österreichische Nationalspieler hat bei der 2:5-Niederlage bei Eintracht Frankfurt am Sonntag einen Teilriss im Innenband des Knies erlitten. Leichte Entwarnung gibt es dagegen bei Keeper Raphael Wolf. Der 26-Jährige, der in Frankfurt ausgewechselt werden musste, hofft trotz einer Beckenkammprellung auf einen Einsatz im Duell mit Hannover 96 am Samstag. Fußball, Hannover 96: Fußball-Bundesligist Hannover 96 muss mehrere Wochen auf Stürmer Artur Sobiech verzichten. Der 24 Jahre alte Pole hat bei der Niederlage im Niedersachsenduell gegen den VfL Wolfsburg (1:3) am Samstag einen Anriss der Syndesmose im linken Bein erlitten. Dies ergab eine MRT-Untersuchung am Montag. Die Verletzung wird konservativ behandelt. Football, NFL: Der deutsche Football-Profi Markus Kuhn von den New York Giants hat in der US-Profiliga NFL Geschichte geschrieben. Beim 36:7-Sieg der Giants bei den Tennessee Titans erzielte der 28 Jahre alte gebürtige Weinheimer als erster Deutscher in der Eliteliga einen Touchdown. Kuhn erwischte im ersten Viertel nach einem Ballverlust der Titans den Football und trug ihn über 26 Yards zum 16:0 in die Endzone. Nach zuletzt sieben Niederlagen in Folge beendete der viermalige Super-Bowl-Champion aus dem Big Apple damit seine Pleitenserie. Chancen auf die Play-off-Teilnahme hatten die Giants allerdings schon vorher nicht mehr. Auf Play-off-Kurs steuern derweil Björn Werner und die Indianapolis Colts, die sich nach 7:21-Rückstand noch mit 25:24 bei den Cleveland Browns durchsetzten. Der entscheidende Touchdown gelang der Colts-Offensive um Quarterback Andrew Luck 32 Sekunden vor Schluss. Mit neuen Siegen und vier Niederlage führt Indianapolis weiter die AFC South an. Den zehnten Saisonsieg fuhr Offensive Tackle Sebastian Vollmer mit seinen New England Patriots ein. Bei den San Diego Chargers setzte sich das Team um Star-Quarterback Tom Brady mit 23:14 durch und kann ebenfalls für die K.o.-Runde planen. Eine herbe Niederlage musste hingegen Rookie Kasim Edebali mit den New Orleans Saints einstecken. Im Heimspiel gegen die Carolina Panthers ging der Meister von 2009 mit 10:41 unter. Trotz nur fünf Siegen aus 13 Spielen haben die Saints noch alle Chancen auf den Einzug in die Play-offs. Basketball, NBA: Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks haben in der NBA in die Erfolgsspur zurückgefunden. Zwei Tage nach der Heimpleite gegen die Phoenix Suns betrieb der Meister von 2011 beim 125:102 gegen die Milwaukee Bucks Wiedergutmachung vor heimischem Publikum. Dennis Schröder setzte sich mit seinen Atlanta Hawks 96:84 gegen die Denver Nuggets durch und feierte damit den sechsten Sieg in Serie. Für Superstar Nowitzki war es im American Airlines Center auch persönlich ein sehr erfreulicher Abend. Nach seiner bisher schlechtesten Saisonleistung gegen die Suns holte der Würzburger in der Nacht zum Montag 21 Punkte und versenkte acht von zwölf Würfen aus dem Feld. "Man musst die richtige Antwort finden, besonders nach einer Heimniederlage. Wir waren zuletzt einfach nicht gut genug", sagte Nowitzki. Bester Werfer für Dallas war Chandler Parsons (28), Monta Ellis blieb ebenfalls zweistellig und holte 19 Zähler. In Atlanta bot der 21 Jahre alte gebürtige Braunschweiger Schröder gegen die Nuggets eine mäßige Leistung, kam in knapp 18 Minuten Spielzeit auf sieben Punkte und traf nur zwei seiner sieben Würfe aus dem Feld. Atlanta verbesserte sich nach dem 13. Saisonsieg auf den zweiten Platz im Osten, die Mavericks (16:6) bleiben in der Western Conference an siebter Position. Handball-Bundesliga: Handball-Pokalsieger Füchse Berlin ist auf der Suche nach einem Nachfolger für ihren scheidenden Trainer Dagur Sigurdsson fündig geworden. Der Isländer Erlingur Richardsson (42) übernimmt beim Haupstadt-Klub ab kommendem Sommer das Amt seines Landsmannes, der nach der Saison komplett zum Deutschen Handballbund (DHB) wechselt. Richardssons Vertrag beim österreichischen Tabellenführer SG Insignis Handball Westwien läuft zum Saisonende aus. "Wir haben uns Zeit gelassen und sehr sorgfältig geprüft, wer zu uns passt. Mit Erlingur Richardsson verbinden uns die meisten Gemeinsamkeiten", sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning: "Ich glaube, dass wir mit ihm den ein oder anderen Impuls setzen können, um auf der erfolgreichen Arbeit von Dagur Sigurdsson aufzubauen." Sigurdsson arbeitet seit 2009 bei den Füchsen und ist seit September in Doppelfunktion auch Bundestrainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Basketball, Bundesliga: Der deutsche Basketball-Meister Bayern München hat in der Bundesliga seine dritte Saison-Niederlage kassiert. Vier Tage nach dem Aus in der Euroleague unterlag das Team von Trainer Svetislav Pesic am Sonntag überraschend 74:79 bei TBB Trier. Die Bayern weisen nun bereits sechs Zähler Rückstand auf Alba Berlin auf. Der noch ungeschlagene Tabellenführer (22:0) hatte bereits am Samstag einen 97:58-Sieg gegen die Artland Dragons gefeiert. Im zweiten Sonntagsspiel gewannen die Baskets Oldenburg gegen die Eisbären Bremerhaven mit 98:84. Fußball in den USA: Landon Donovan hat seine Fußball-Karriere mit dem Titel in der Major League-Soccer (MLS) beendet. Der Rekordtorschütze der Liga und der US-Nationalmannschaft setzte sich am Sonntag (Ortszeit) im Endspiel mit Los Angeles Galaxy 2:1 nach Verlängerung gegen die von Ex-Bundesligaspieler Jermaine Jones angeführte New England Revolution durch. Vor 27 000 Zuschauern im ausverkauften StubHub Center von Carson hatte Gyasi Zardes die kalifornischen Gastgeber in der 52. Minute mit 1:0 in Führung gebracht. Chris Tierney gelang in der 79. Minute der Ausgleich. Irlands Nationalstürmer Robbie Keane schoss in der 111. Minute das siegbringende Tor für Los Angeles. Galaxy gewann damit zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren den MLS-Titel. New England indes verlor als erstes Team im nordamerikanischen Profisport auch das fünfte Finale und wartet weiterhin auf den Gewinn der ersten Meisterschaft.
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mlsum-de-9836
Skandinavien schafft mehr Chancen im Bildungssystem, Deutschland bleibt zurück - zum Nachteil des ganzen Landes.
Wenn Natalie ihre Hausaufgaben erledigt, ist sie auf sich allein gestellt. Ihr Vater starb früh an den Folgen eines schweren Arbeitsunfalls. Ihre Mutter, die keinen Schulabschluss hat, kann sie nicht unterstützen. Die Mutter ist froh, dass sich Natalie, die in Wahrheit anders heißt, nach einer wilden Phase in der Pubertät überhaupt wieder für die Schule interessiert. Wer die Lehrer des 17-jährigen Mädchens aus Frankfurt fragt, erhält eindeutige Antworten. Sie halten Natalie für so intelligent, dass sie eines Tages studieren sollte. Nur ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand mit ihrer Herkunft auf einer Universität landet, in der Bundesrepublik des Jahres 2016 gering. Deutsche Politiker machen sich seit Jahrzehnten für Chancengerechtigkeit stark. Bildung soll möglichst jedem Deutschen den sozialen Aufstieg ermöglichen. Die Erfolge sind überschaubar: Noch immer studiert nur jedes vierte Arbeiterkind, aber drei Viertel aller Akademikerkinder, wie Zahlen des deutschen Studentenwerks belegen. Wenn Schüler mit gleichen Kompetenzen verglichen werden, enthüllt sich eine noch drastischere Schieflage: Der Akademikernachwuchs besucht mit vier Mal so großer Wahrscheinlichkeit das Gymnasium wie Jugendliche aus dem falschen Viertel. Die mangelnde Bildung benachteiligter Kinder ist längst auch zu einem wirtschaftlichen Problem geworden. Die deutsche Wirtschaft ruft seit Jahren nach mehr Fachpersonal. Aktuell suchen deutsche Unternehmen knapp 200 000 Mitarbeiter mit Kenntnissen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik, listet der Mint-Report des Instituts der deutschen Wirtschaft auf. Es sind vor allem die besonders innovativen Unternehmen, die die meisten Studenten und Auszubildende dieser Fachrichtungen suchen, stellten die Wissenschaftler in dem Report fest. Die Kita ist in Dänemark für einkommensschwächere Familien kostenlos Bereits in fünfzehn Jahren fehlen nach manchen Schätzungen drei bis acht Millionen Arbeitskräfte. Aber das deutsche Bildungssystem versagt darin, Kinder einkommensschwächerer Eltern zu diesem Fachpersonal auszubilden, kritisieren Gerhard Bosch und Torsten Kalina von der Universität Duisburg-Essen: "Unser Bildungssystem hält nicht Schritt mit der steigenden Nachfrage nach Fachkräften und produziert stattdessen am Markt vorbei zu viele Jugendliche ohne Berufsabschluss, die dann nur sporadisch oder in Teilzeit beschäftigt werden." In zehn Jahren könnten 1,3 Millionen Geringqualifizierte auf dem Arbeitsmarkt landen, die die Wirtschaft nicht braucht. Dagegen würden sich bessere Leistungen der heimischen Schüler im internationalen Bildungsvergleich Pisa für die deutsche Volkswirtschaft auszahlen: "Wenn Deutschland zu Pisa-Spitzenreitern wie Japan, Korea, Finnland oder Kanada aufschließen würde, könnte unser langfristiges Wachstum deutlich ansteigen", sagt der Leiter des Zentrums für Bildungsökonomik am Münchner Ifo-Institut, Ludger Wößmann. Nun zeigt eine neue Untersuchung, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, welche Erfolge sich erzielen lassen - jedenfalls wenn ein Land wirklich konsequent in Chancengerechtigkeit investiert. Julia Bredtmann vom Essener Wirtschaftsforschungsinstitut RWI und ihre Kollegin Nina Smith nahmen sich den Fall Dänemark vor, dessen Wohlfahrtsstaat sich traditionell auf das Bildungssystem erstreckt. "In Dänemark gibt es eines der umfangreichsten und qualitativ besten frühkindlichen Betreuungssysteme", erklärt Bredtmann. Detailansicht öffnen Dänische Studenten feiern ihren Highschool-Abschluss. (Foto: mauritius images) Die Kita ist in dem skandinavischen Land für Einkommensschwächere kostenlos. Bereits ab einem Jahr gehen die meisten Kleinkinder dorthin, was in Deutschland meist erst ab drei Jahren der Fall ist. In der langen Zeitspanne bis zum Schulbeginn lassen sich in Dänemark viele Nachteile kompensieren, die benachteiligte Kinder in Deutschland bis in ihr Schulalter mitschleppen. Wer das Abitur geschafft hat, muss sich dann keine Sorgen machen, ob ihn die Eltern während eines Hochschulbesuchs finanziell unterstützen können. Studenten bekommen Zuschüsse, die sie nicht zurückzahlen müssen. Die Erfolge dieser Chancenpolitik sind eindeutig, erläutert Bredtmann: "Dänemark reduziert die Bildungsungleichheit stark." Wie viele Schuljahre ein Däne absolviert, ob er ohne Abschluss von der Schule abgeht oder das Abitur schafft, hängt nur zu 15 bis 33 Prozent von seiner Herkunft ab. Auch in anderen skandinavischen Ländern wie Norwegen und Schweden, die ebenfalls stark in mehr Chancengerechtigkeit investieren, liegt dieser Anteil nur bei 40 Prozent. Ganz anders dagegen in der Bundesrepublik: Hier hängt der Bildungserfolg zu 60 Prozent von der Herkunft ab, wie Studien zeigen. Dieser Wert ist so schlecht wie in den Vereinigten Staaten, die traditionell als besonders ungleich gelten. Das Einkommen der Eltern entscheidet mit über den Erfolg der Kinder in der Schule Forscherin Bredtmann ermittelte auch, worauf es bei der Herkunft genau ankommt. Den größten Einfluss auf den Bildungserfolg der Kinder üben das Einkommen, der Beruf und die Ausbildung der Eltern aus. "Eltern, die viel verdienen, können ihre Kinder besser unterstützen, etwa indem sie ihnen Nachhilfe finanzieren oder eine Privatschule", erklärt Bredtmann, die die RWI-Forschungsgruppe Migration und Integration leitet. "Eltern, die beide über einen Universitätsabschluss verfügen, vermitteln Kindern stärker, wie wichtig Bildung ist - und setzen sich nachmittags daher eher gemeinsam mit den Kindern hin, wenn es in Mathe gerade nicht läuft." Mit der Schülerin Natalie aus Frankfurt setzte sich nachmittags niemand hin, wenn es in bestimmten Fächern gerade nicht lief. So viel lässt sich aus den Aussagen von Sozialbetreuern über ihr Leben ableiten. Als Natalie zehn Jahre alt war, war für sie das Gymnasium unerreichbar - mit ihrer Intelligenz hatte das nichts zu tun. Die Schülerin hatte trotzdem Glück. Sozialbetreuer der Familie kümmerten sich darum, dass sie intensive Nachhilfe erhielt. Mit 15, also mit fünf Jahren Verspätung, schaffte sie den Sprung aufs Gymnasium. Solange eine solche Förderung ein Einzelfall bleibt, statt das Ergebnis einer politischen Strategie zu sein, ist es um die Aussichten vieler benachteiligter Kinder schlecht bestellt. Forscher wie Julia Bredtmann glauben, dass es auch eine ganze Reihe von schwer messbaren Fähigkeiten und Verhaltensweisen der Eltern gibt, die Kinder beeinflussen. Dazu zählt beispielsweise mangelndes Wissen darüber, wie sehr der Bildungsabschluss den Verdienst bestimmt. Dabei verdient ein Bundesbürger mit Hochschuldiplom nach einer Untersuchung des Nürnberger IAB-Instituts im Laufe seines Arbeitslebens eineinviertel Millionen Euro mehr als jemand ohne Berufsabschluss. Detailansicht öffnen Japanische Schüler schneiden in Bildungsvergleichen in der Regel besser ab als deutsche. (Foto: Daisuke Tomita/AP) Zu den schwer messbaren Einflussfaktoren zählt auch, ob Eltern der betroffenen Kinder glauben, dass man sein Leben durch eigene Anstrengungen selbst bestimmen kann - oder ob die Eltern fatalistisch sind und das an ihre Kinder weitergeben, bewusst oder unbewusst. Natalies Mutter arbeitet seit vielen Jahren nicht mehr. Sie ist auf Hartz IV angewiesen. Wer sie besucht, sieht im Wohnzimmer meist den Fernseher laufen. Die Essener RWI-Studie ist ein weiterer Beleg dafür, wie wenig es dem deutschen Bildungssystem gelingt, Chancengerechtigkeit zu erzeugen. Die Herkunft beeinflusst den Schulabschluss in Deutschland stärker im Durchschnitt der OECD-Staaten. Und die Unterschiede sind gewaltig. Die Schülerleistungen in Mathematik klaffen zwischen den stärksten und den schwächsten zehn Prozent der deutschen Schüler um den Wissenstand von ganzen neun Schuljahren auseinander. Neun Jahre? Bei 15-Jährigen lässt sich dieser Bildungs-Grand-Canyon an erworbenen Kenntnissen so umrechnen: Es ist, als ob die Starken schon das Abitur absolviert hätten - und die Schwächeren erst die Grundschule. Unter Deutschen ohne Berufsabschluss liegt die Arbeitslosigkeit bei 20 Prozent Der Schulabschluss ist ganz zentral dafür, was aus jemandem im Leben wird. Bildungsforscher Ludger Wößmann legt einen Schwung Folien auf seinen Besprechungstisch. Dann zieht er eine seiner Lieblingsfolien heraus: Unter Deutschen ohne Berufsabschluss beträgt die Arbeitslosenrate 20 Prozent. Bei jenen mit Lehre oder Fachschule sind es fünf Prozent. Und unter Uniabsolventen? 2,5 Prozent. "Diese Folie sollte bei jedem Elternabend gezeigt werden", fordert Wößmann. "Es wird oft vor Akademikerarbeitslosigkeit gewarnt. Aber die gibt es in Wahrheit kaum." Der Münchner Forscher sorgt sich, dass das Bildungssystem zur wachsenden Ungleichheit in der Bundesrepublik beiträgt. "Bessere Bildung erhöht das Einkommen. Wenn Bildungsleistungen stark vom Elternhaus abhängen, klaffen auch die späteren Einkommen stark auseinander." Weil vielen Deutschen klar sei, dass in Deutschland eben keine Chancengerechtigkeit herrsche, schwinde die Akzeptanz der sozialen Marktwirtschaft. "Die viel diskutierte Schere zwischen Arm und Reich wird aufgrund der steigenden Ungleichheit in den Bildungsleistungen weiter aufklappen." Das Mädchen Natalie hat von dem Zufall profitiert, dass ihre Familie Sozialbetreuer hat und die sich um ihren schulischen Werdegang kümmern. Sie schaffte es ans Gymnasium. Ob sie wirklich an die Universität gelangt, wie es ihren Lehrern vorschwebt, ist noch nicht klar. In einem Leben wie ihrem lauern viele Hindernisse. Ganz entscheidend aber ist: Wenn die Förderung so wie bei Natalie ein Zufall bleibt, werden noch viele benachteiligte Kinder im deutschen Bildungssystem zu Verlierern.
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Clement schlägt Haken, Eichel geht durch die Tiefgarage, Platzeck knurrt, Müntefering beweist Galgenhumor - und Schröder schaut ins Irgendwo. Nur ein Trost bleibt den Sozialdemokraten: "Schlimmer geht's nimmer".
Der Minister kommt aus der Tiefe seines schwarzen Dienstwagens. Er täuscht rechts an, schlägt plötzlich einen Haken und versucht dann, links vorbeizukommen. Man merkt, dass Wolfgang Clement sich auskennt mit Alleingängen. Doch die gegnerischen Reihen sind beweglich, sie verfolgen ihn mitsamt ihren Kameras, Mikrofonen und Notizblöcken. Detailansicht öffnen Die FDP-Prominenz Westerwelle und Koch-Mehrin findet vor Beginn der FDP-Präsidiumssitzung noch die Zeit für eine lustige Lektüre. (Foto: Foto: ddp) Und schließlich zwingen sie den Superminister für Wirtschaft und Arbeit und stellvertretenden SPD-Vorsitzenden, doch noch etwas zu sagen. Es ist nur ein Satz, und Clement schnoddert ihn mehr so dahin. Aber an Klarheit lässt dieser Satz nichts zu wünschen übrig: "Schlimmer geht's nimmer." Lieber den Schleichweg nehmen Es ist Montag morgen, und für die Damen und Herren des SPD-Präsidiums, die sich ihren Weg ins Willy-Brandt-Haus bahnen, ist es der grauenhafteste Morgen danach, den sie seit langem erleben. Einige wie Ulla Schmidt oder Hans Eichel wählen lieber gleich den Schleichweg durch die Tiefgarage. Andere stellen sich und räumen offen ihre Ratlosigkeit ein. Dann taucht ein gewisser Gerhard Schröder auf. Eine Wand von Journalisten steht vor ihm, und doch sieht es aus, als schaute er ins Irgendwo. Wie soll es weitergehen, Herr Bundeskanzler? Wie vom Tonband kommen seine Worte. Zum man weiß nicht wievielten Male sagt Schröder, es gebe keine Alternative zur Agenda 2010. Und fügt hinzu: "Ich kann nur diese Politik weiterführen. Und ich will nur diese Politik weiterführen." Was der SPD am Sonntag widerfahren ist, hat selbst die Erwartungen der größten Skeptiker bei weitem übertroffen. 21,5 Prozent bei der Europawahl, das schlechteste SPD-Ergebnis aller Zeiten bei einer bundesweiten Wahl. Nach dem Wechsel von Gerhard Schröder zu Franz Müntefering im Parteivorsitz hatte man sich für die Europawahl eigentlich eine erste Stabilisierung zum Ziel gesetzt, dem Negativtrend sollte ein Boden eingezogen werden. Mecklenburgischer Trotz Das Ergebnis vom Sonntag hat diesen Boden durchschlagen wie eine Kanonenkugel. Und jetzt also: Augen zu und durch? Der Kanzler scheint nicht der einzige zu sein, der so verfahren will. Es gibt auch andere Sozialdemokraten, die ihre Partei nicht als Opfer der eigenen Politik, sondern eher der herrschenden Verhältnisse wahrnehmen. Immer wieder kommt der Hinweis, auch alle anderen EU-Regierungen, die ihre Länder reformierten, seien am Sonntag bestraft worden. "Die SPD wird wieder zulegen, wenn sich die Erfolge der Reformen zeigen", sagt in beispielhaftem Trotz Harald Ringstorff, Ministerpräsident in Mecklenburg-Vorpommern. Aber wann wird das sein? Und was ist bis dahin? Die großen Angriffe bleiben allerdings aus, jedenfalls öffentlich. Man hätte erwarten können, dass mancher Sozialdemokrat über das Kabinett herfällt, dessen einzig verbindendes Element bisweilen der Egoismus jedes Einzelnen ist; über Schröder, der sich immer wieder frei nimmt von der Mühsal der Innenpolitik; über Clement, der den Wahlkampf durch manchen Sololauf gestört hat. Ja doch, Einzelne knurren ein wenig, so wie Matthias Platzeck. Es gehe nicht an, sagt der Ministerpräsident von Brandenburg, dass manche in der Regierung "am Freitag einen Versuchsballon starten und am Dienstag sagen, es sei doch nur ein Referentenentwurf gewesen". Wenigstens hinter verschlossenen Türen schimpfen Wenn man den Menschen schon Belastungen zumute, dann müsse die Politik wenigstens aus einem Guss sein. Doch ansonsten scheint die SPD gewillt zu sein, die schwierige Situation nicht noch mit Schuldzuweisungen weiter zu verschlimmern, auch wenn manch einer sich erkennbar am Riemen reißen muss, bis er wenigstens hinter verschlossenen Türen schimpfen kann. Die Lage ist also ernst, nur Franz Müntefering ist es nicht. Zumindest nicht die ganze Zeit. Er lächelt schon maliziös, als er aus der Präsidiumssitzung kommt. Wie ein Verlierer sieht der Parteivorsitzende nicht gerade aus. Und auch sein Auftritt trägt phasenweise geradezu humoristische Züge. Ziemlich locker räumt Müntefering ein, dass auch er sich zwar von dieser Wahl positive Zeichen versprochen habe, diese Hoffnung aber getrogen habe. Er sagt das so, als hätte er auf dem Markt Erdbeeren kaufen wollen, aber es waren halt noch keine da. Natürlich kommt prompt die Frage, wo denn der berühmte Münte-Effekt geblieben sei. Daran habe er selbst nie geglaubt, antwortet Münte. Die Leute interessierten sich nicht wirklich dafür, wer SPD-Vorsitzender sei. Da hätten einige "einen Pappkameraden aufgestellt, nur um ihn dann umzupusten", und mit den "einigen" meint er vor allem die Medien. Deshalb habe er auch am Morgen in die Zeitungen geschaut in der festen Annahme, "ich hänge da mit dem Kopf nach unten". Aber ganz so schlimm sei es dann doch nicht gewesen, sagt Müntefering und schmunzelt über seinen Scherz. Wirklich etwas Neues haben sie nicht anzubieten Politisch hat er nicht wirklich etwas Neues anzubieten. Das Allerwichtigste sei, die Akzeptanz der Agenda 2010 zu verbessern, sagt er. Sehr originell ist das nicht, denn immerhin versuchen Partei und Regierung das schon seit Monaten, wobei Erfolglosigkeit noch ein sehr schwaches Wort für den Ertrag dieser Bemühungen ist. Vor allem die klassischen SPD-Wähler hat Müntefering im Blick, "die kleinen und armen Leute", wie er sie nennt. Kein Wunder, offenbart doch der Blick in die Wahlstatistiken, dass diese Gruppe der SPD in großem Umfang den Rücken zugewandt hat. "Es muss deutlich werden, dass sich die Reformen für alle lohnen, dass jeder davon profitiert", sagt Müntefering. "Wir können das nicht für sofort versprechen, aber wir können versprechen, dass es so sein wird." Ob er nicht fürchte, dass der SPD allmählich die Zeit davonlaufe, wird der Parteichef noch gefragt. Da ist es auch schon wieder vorbei mit der Seriosität: "Dieses Jahr ist ein Schaltjahr", sagt Müntefering, "also vielleicht reicht's ja doch noch." Auch zu den Grünen verliert er ein paar Worte. Das ist die Partei, die mit der SPD regiert, aber vom allgemeinen Frust nichts zu spüren bekommt. Im Gegenteil. "Ich freue mich für die Grünen und gratuliere ihnen", sagt Müntefering, was auch schon wieder ein guter Witz ist, wenn man bedenkt, dass die Grünen die SPD mancherorts sogar überholt haben. Er bitte allerdings darum, "dass sie nicht bei uns die Wähler klauen, sondern sie lieber bei den anderen holen". Grüne im Schongang Die Grünen selbst, so ist an diesem Morgen nach ihrem Triumph und dem Fiasko ihrer Partner zu spüren, wollen die Sozialdemokraten schonen. Im fernen Brüssel, beim Außenministertreffen, gibt Joschka Fischer die Sprachregelung vor, auf die man sich festgelegt hat: "Ein schwieriges Ergebnis" sei es für den Partner allemal, er sehe jedoch nicht, "dass das die Bundesregierung schwächt. Wir haben ein Mandat bis 2006." Aber genau das ist der Punkt. Eingraben können sie sich schon, nur was kommt dann? "Was sollen wir jetzt anders machen?", lautet die bange Frage, die am Montagmorgen in den Spitzengremien der Partei, im Vorstand und im Parteirat, gestellt wird. Die Grünen haben keine Alternative, und, das geben sie gerne zu, sie haben auch keine Idee, wie die SPD das verlorene Vertrauen der Wähler zurückgewinnen könnte. Sie, die Grünen, haben es jedenfalls noch. Aber was nützt das? "Wir werden bei dem Kurs bleiben, den wir eingeschlagen haben", sagt denn auch tapfer ihre Fraktionschefin im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt. Für schwierige Reformvorhaben gebe es eben "kurzfristig nicht immer Applaus". Das lässt sich leicht sagen, wenn man allen Beifall eingeheimst hat, die anderen aber die Prügel bezogen haben. Und die nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn, eine Vertreterin der Parteilinken, assistiert brav: "Es hat jetzt wenig Sinn, Forderungen an den Koalitionspartner zu erheben." Bange Fragen im Freudentaumel der Grünen Schon am Sonntagabend war im Freudentaumel auf der Wahlparty der Grünen auch manch banges Schulterzucken zu sehen. Wo bleiben die Sozialdemokraten? In Hamburg, wo die Roten fast ein halbes Jahrhundert unangefochten regierten, sammelten die Grünen 103000 Stimmen ein und damit nur lächerliche 3000 weniger als die SPD. In Berlin wurden sie zweite Kraft, in Freiburg gar die stärkste Partei mit doppelt so vielen Stimmen wie die SPD. In 22 Städten hatten sie Ergebnisse über 20 Prozent. Nur was bringt das? Auf dem Land können die Grünen bei weitem nicht die Verluste der SPD ausgleichen. Und sie wissen, dass sie aus dem Bündnis mit den Sozialdemokraten nicht herauskönnen. Deshalb betont die Parteivorsitzende Angelika Beer in vielen Satzgirlanden immer nur das eine: den "Grundkonsens mit der Sozialdemokratie". Denn die schwarz-grüne Alternative ist im Thüringer Ergebnis zerstoben. Natürlich wird nachgerechnet. Warum hat die Partei dort beim EU-Votum um ein Prozent, das entscheidende Prozent, besser abgeschnitten als bei der Landtagswahl? Da liegt der Schluss nahe, dass die Debatte über Schwarz-Grün den ausschlaggebenden Kick lieferte. Im Berliner Regierungsgeschäft, die Grünen ahnen es, "wird nun alles nur noch schwerer". Die SPD-Leute seien schon in den vergangenen Wochen "hypernervös" gewesen, stöhnt ein wichtiger Grünen-Mann. Wegen Kleinigkeiten in Gesetzestexten habe sich der Partner mit ihnen angelegt: "Die reagieren schon jetzt panisch auf jedes Lobbyinteresse." Auch die Grünen, sagt eine andere Abgeordnete, seien doch mal in der Krise gewesen, aber so dramatisch wie bei der SPD sei es ihr nie erschienen. Dort habe die Basis mancherorts nicht einmal mehr Wahlkampf betrieben: "Mir macht das Angst."
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Der Tatverdächtige soll äußert kaltblütig gehandelt haben: Für seinen persönlichen Profit plante er wohl, Fußballspieler zu ermorden.
Es war früh am Morgen, die meisten Profi-Fußballer von Borussia Dortmund dürften noch in ihren Betten gelegen haben, als die Spezialeinheit GSG 9 zuschlug. Im württembergischen Tübingen, 450 Kilometer von Dortmund entfernt, holten die Zivilbeamten einen Mann aus dem Auto, dem sie gefolgt waren, seit er sich um etwa fünf Uhr in Rottenburg am Neckar auf den Weg zur Arbeit gemacht hatte: Sergej W., 28, beschäftigt als Elektriker in einem Heizkraftwerk in Tübingen. Schon kurz darauf sickerte durch, was es mit der Festnahme auf sich hatte. Sergej W. soll der Mann sein, der zehn Tage zuvor drei Sprengsätze neben dem Mannschaftsbus der Borussia gezündet hatte. Und wenn die Ermittler richtig liegen, ist er kein Extremist, kein Islamist, wie am Tatort abgelegte Bekennerschreiben weismachen wollten, und auch kein Rechtsextremist. Das Motiv war demnach schlicht: Habgier. Denn hinter der offiziellen Beschuldigung durch die Bundesanwaltschaft - in strafrechtlichen Paragrafen ausgedrückt: versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und gefährliche Körperverletzung - steckt laut den Ermittlern eine Tat, wie es sie in Deutschland noch nicht gegeben hat. Sergej W. wollte demnach viel Geld mit einem Spekulationsgeschäft auf einen fallenden Aktienkurs der börsennotierten Borussia machen. Den Kurs wollte er selbst zum Fallen bringen, durch einen potenziell tödlichen Anschlag auf Spieler und Betreuer. Die am Tatort deponierten Bekennerschreiben sollten die Ermittler auf eine falsche Spur Richtung Terrorverdacht führen. Bereits am Tag nach der Tat hatte ein Händler auf seltsame Geschäfte hingewiesen Aber bereits vor Ostern hatte sich in der Ermittlungsgruppe "Pott" eine Wende abgezeichnet: Die Bekennerschreiben die auf einen islamistischen Hintergrund hindeuteten, wurden als unglaubwürdig eingeschätzt. Neben Staatsschützern wurden Ermittler aus dem Bereich der allgemeinen und der organisierten Kriminalität hinzugezogen. Bereits am Tag nach der Tat hatte sich zudem ein Optionsscheinhändler an den Syndikus des BVB gewandt und auf ungewöhnliche Optionsgeschäfte hingewiesen. Der Syndikus gab den Hinweis an die Polizei in Dortmund weiter. Ein weiteres entscheidendes Puzzlestück lieferte die Commerzbank: Ein Sergej W., geboren im russischen Tscheljabinsk, hatte über die Commerzbank-Tochter Comdirect drei verschiedene Put-Optionen auf die Aktie von Borussia Dortmund erworben, das Gros davon erst am Tag der Tat selbst. Detailansicht öffnen (Foto: Maja Hitij/Getty Images) Zusätzliche Ermittlungen förderten dann weitere belastende Indizien zutage: Sergej W. besitzt technischen Sachverstand, er arbeitet als Elektriker im Biomasse-Heizkraftwerk des Tübinger Universitätsklinikums. Er nahm einen Verbraucherkredit in Höhe von etwa 40 000 Euro auf, um die Aktienoptionen zu erwerben. Solche Put-Derivate bringen Geld, wenn Kurse fallen: "Der Gewinn des Beschuldigten wäre umso höher ausgefallen, je weiter die Aktie von Borussia Dortmund gefallen wäre", sagte Frauke Köhler, die Sprecherin von Generalbundesanwalt Peter Frank, am Freitag. Die Finanzermittler des Bundeskriminalamts rechnen noch, wie hoch der Gewinn ausgefallen wäre, aber klar ist: Jeder Verletzte oder Tote im BVB-Bus hätte die Rendite des mörderischen Deals steigen lassen - denn das eigentliche Kapital der Aktiengesellschaft Borussia Dortmund sind seine Spieler. Die Laufzeit dieser Papiere endet am 17. Juni, Sergej W. musste also sicher sein, dass die BVB-Aktie in kurzer Zeit stark fallen würde. Zudem hatte er bereits Mitte März im Mannschaftshotel ein Zimmer für den Zeitraum vom 9. bis 13. April 2017 sowie für den Zeitraum vom 16. bis 20. April 2017 gebucht. Die Termine umfassen beide Begegnungen der Champions League zwischen Borussia Dortmund und AS Monaco. Zum Zeitpunkt der Buchung stand allerdings noch nicht fest, an welchem der beiden Termine das Heimspiel in Dortmund stattfinden wird. Hotelangestellte erinnerten sich daran, dass der Verdächtige ausdrücklich auf ein Zimmer mit Blick auf die Straße bestand. Das war deshalb ungewöhnlich, weil im Hotel L'Arrivée normalerweise die rückwärtigen Zimmer begehrter sind, von denen der Blick in den Niederhofer Wald geht. Bereits zwei Tage vor der Tat bekam Sergej W. jedoch ein Zimmer mit der gewünschten Aussicht auf die Straße, im Dachgeschoss des Hotels. Und hier im Hotelzimmer kaufte er auch online den Großteil seiner Aktienderivate, wie die Ermittler anhand der beim Kauf verwendeten IP-Adresse nachverfolgen konnten. Detailansicht öffnen Die Polizei durchsuchte am Freitag eine Wohnung des Verdächtigen in einer idyllischen Gegend in Rottenburg. (Foto: Oskar Eyb/EPA/REX/Shutterstock) Nachdem die Sprengsätze explodiert waren, erwies er sich als ziemlich kaltblütig, er reiste nicht sofort ab, sondern ließ sich, wie alle anderen Hotelgäste auch, von der Polizei befragen. Die Rechnung weist laut den Ermittlungen aus, dass er noch ein Steak gegessen hatte und sich massieren ließ. Was die Ermittler allerdings erstaunte, war die laut BKA-Einschätzung große Diskrepanz zwischen der "Top-Terrorismus-Qualität" der Zündung und der Sprengstoffanordnung einerseits und der andererseits teils dilettantischen Ausführung des Anschlags. So soll Sergej W. sich beim Anbringen der Sprengsätze an einer Hecke zwei üble Zeckenbisse zugezogen haben, die sich dann am Tag nach dem Anschlag derart entzündeten, dass er damit zum Arzt musste - und so ein weiteres Teil im Ermittlungspuzzle lieferten. Offenbar war es auch einem Fehler des Bombenlegers zu verdanken, dass bei der Explosion nur der Borussia-Verteidiger Marc Batra am Arm verletzt wurde. Die Sprengsätze waren so gebaut, dass sie durchaus tödliche Wirkung hätten entfalten können. Sie waren über eine Länge von 12 Metern in einer Hecke angebracht, die sich entlang der Zufahrt zum Hotel erstreckt. Als der Bus mit den Spielern vorbeifuhr wurden sie, so die Bundesanwaltschaft, "zeitlich optimal gezündet". Der mittlere Sprengsatz war allerdings zu hoch angebracht, die sieben Zentimeter langen Metallstifte, mit denen diese Bombe - so wie die anderen auch - bestückt waren, flogen über den Bus hinweg. Eines dieser potenziell tödlichen Geschosse wurde noch in einer Entfernung von 250 Metern aufgefunden. Das zeigt die Wucht der Explosion. Gezündet wurde nach derzeitigem Erkenntnisstand der BKA-Experten jeder Sprengsatz separat per Funk über eine elektrische Schaltung. Zur Art des verwendeten Sprengstoffs haben die Ermittler noch keine gesicherten Erkenntnisse. Der Sprengstoff sei bei der Explosion komplett "umgewandelt" worden, weshalb die Kriminaltechniker erst anhand von Bodenproben ermitteln müssten, um welche Art es sich gehandelt habe. Es gebe bisher keine Anhaltspunkte für Gehilfen oder Mittäter, sagen Ermittler Ab Freitagmorgen durchsuchten die Ermittler mehrere Wohnungen in Freudenstadt, Rottenburg am Neckar und Haiterbach im Landkreis Calw, in denen sich Sergej W. öfter aufgehalten haben soll. Die Familie war vor 14 Jahren aus Tscheljabinsk im Südural nach Deutschland gekommen. Sergej W. war damals 14 Jahre alt. Gemeldet war er in dem Schwarzwald-Kurort Freudenstadt zwischen Karlsruhe und Freiburg - in einem Wohnblock in der Nähe des Stadtbahnhofs. "Das sind nette ruhige, Leute. Sergej hat freundlich und unauffällig gewirkt, er war immer ordentlich gekleidet", sagt der Hausmeister des Wohnblocks. Zuletzt gewohnt hatte er bei seiner Freundin in Rottenburg am Neckar. Von dort war er auch zur Arbeit nach Tübingen losgefahren - und festgenommen worden. Detailansicht öffnen Credit: SZ-Grafik; Quelle: SZ; Foto: Google Earth BVB-Chef Hans-Joachim Watzke war bereits am Morgen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière über den Zugriff informiert worden. Er äußerte sich erleichtert, kündigte aber auch an, der Klub werde "viel Geld in die Hand nehmen, um die Sicherheitssituation der Mannschaft weiter zu verbessern" Unter anderem will er eine neue, eigene Abteilung Sicherheit bei der Borussia einrichten. Vorstellungsgespräche mit früheren GSG 9- und BKA-Leuten habe er bereits geführt, sagte er. Die Bundesanwaltschaft hält sich mit offiziellen Aussagen weitgehend bedeckt. War Sergej W. ein Einzeltäter? Jedenfalls gebe es bisher keine Anhaltspunkte für Gehilfen oder Mittäter, heißt es. Am Freitagnachmittag erließ der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof jedenfalls Haftbefehl gegen Sergej W., er sei dringend verdächtig. Die Bundesanwaltschaft wird den Fall vermutlich zu Ende ermitteln, auch wenn es sich nicht um ein politisch motiviertes Attentat handelt. Für Mord aus Geldgier ist der Generalbundesanwalt normalerweise nicht zuständig. Hier aber wollte der mutmaßliche Täter offenbar mit einem fingierten islamistischen Bekennerschreiben einen Terrorakt vortäuschen. Das dürfte für die Zuständigkeit der Karlsruher Ermittler genügen. Welche Strafe muss ein Täter erwarten, der aus derart zynischem Kalkül das Leben von Menschen aufs Spiel setzt? Nach bisherigen Erkenntnissen war dies ein Mordversuch aus Habgier - und darauf steht in der Regel lebenslange Haft. Die Strafe könnte zwar theoretisch auch gemildert werden, aber nur, wenn besondere Umstände für den Beschuldigten sprächen. Die kann im Moment beim besten Willen niemand erkennen.
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Der Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke sieht das Image des Fußball-Weltverbandes nachhaltig beschädigt. Real Madrid verzichtet beim FC Basel auf Fußball-Nationalspieler Sami Khedira. Ehemaliger Basketball-Nationalspieler Johannes Lischka nimmt sich nach Tumor-OP eine Auszeit.
Fußball, Fifa: Generalsekretär Jérôme Valcke sieht das Image des Fußball-Weltverbandes Fifa durch den WM-Skandal auf lange Zeit beschädigt. Es werde "Jahre dauern, um den Ruf wieder herzustellen", sagte der Franzose nach der Sitzung des Regelgremiums IFAB am Dienstag in Belfast. Das Ansehen der Fifa habe "ein Level erreicht, das definitiv ein Level ist, das wir nicht mehr unterschreiten werden", sagte Valcke. Einen Zusammenhang zwischen den Ermittlungen zum Korruptionsverdacht gegen die WM-Gastgeber Russland und Katar und dem erwarteten Ausstieg der Fifa-Sponsoren Emirates und Sony zum Jahresende wies Valcke zurück. Fußball, Real Madrid: Real Madrid ist ohne den deutschen Fußball-Nationalspieler Sami Khedira zum Champions-League-Spiel beim FC Basel in die Schweiz gereist. "Er konnte nicht mitreisen, weil er Beckenbeschwerden vom Spiel in Eibar hat", sagte Trainer Carlo Ancelotti. Khedira hatte Reals 4:0-Sieg am vorigen Wochenende beim Aufsteiger SD Eibar allerdings nur von der Ersatzbank aus miterlebt. Es war erwartet worden, dass der Deutsche für den verletzten Kroaten Luka Modric in die Startelf kommen würde. Trainer Carlo Ancelotti entschied sich jedoch für den Sanier Isco. Basketball, Johannes Lischka: Der frühere Nationalspieler Johannes Lischka nimmt sich ein Jahr nach seiner Gehirntumor-Operation eine Auszeit vom professionellen Basketball. Der 27-Jährige werde vorerst nicht mehr an Spielen und am des Zweitligisten Giessen 46ers teilnehmen, teilte der Klub mit. Darauf hätten sich Lischka und der Verein in Absprache mit dem Teamarzt verständigt. Es handele sich nicht um eine Trennung, betonten die Gießener, die Tür für eine Rückkehr stehe offen. "Zunächst einmal tut es mir leid, dass ich der Mannschaft nicht so helfen konnte, wie wir uns alle das vorgestellt haben", sagte Lischka. "Ich bin momentan weit von den 100 Prozent meiner Leistungsfähigkeit entfernt. So macht das für mich keinen Sinn. Ich werde versuchen, im neuen Jahr wieder fit zu werden. Spätestens im nächsten Sommer werde ich dann die Entscheidung fällen, ob ich meine Karriere weiterführen werde." Lischka hatte sich im November 2013 einen etwa zwei Zentimeter großen Tumor im Kopf operieren lassen müssen. Gut einen Monat danach feierte er sein Comeback beim Bundesligisten Walter Tigers Tübingen, fand jedoch nicht wieder zu alter Form zurück. Im Sommer wechselte er zunächst zum Bundesligisten Mitteldeutscher BC, der Vertrag wurde aber knapp einen Monat vor Saisonbeginn in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. Schwimmen, Doping: Chinas Schwimmverband CSA hat sich demonstrativ hinter den als Dopingsünder entlarvten Doppel-Olympiasieger Sun Yang gestellt. Trotz einiger "Umwege und Ausrutscher" sei Sun "ein herausragender Athlet, der über lange Zeit bis aufs Äußerste trainiert hat, selbst wenn er krank war", hieß es in einem Statement auf der Verbandshomepage: "Alles für die Ehre seines Landes, eine große Leistung, die lobenswert und nicht einfach ist." Am Montag erst war bekannt geworden, dass der 22-Jährige im Mai positiv auf das verbotene Stimulans Trimetazidin getestet und daraufhin im Juli rückwirkend für drei Monate gesperrt worden war. Warum die Sperre erst im Juli rückwirkend in Kraft getreten war, erklärte der Verband nicht. Der Olympiasieger von London über 400 und 1500 m Freistil habe überzeugend nachgewiesen, dass die verbotene Substanz in einem Medikament enthalten gewesen war, das Sun gelegentlich gegen Herzrasen eingenommen habe. Die CSA drückte außerdem ihre Hoffnung aus, dass sich "die Freunde bei den Medien und allen Bereichen der Gesellschaft weiterhin um Sun Yang kümmern, ihn unterstützen und dabei helfen werden zu wachsen". Fifa: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, sich in das Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes Fifa wählen zu lassen. "Wenn die Kollegen aus dem DFB-Präsidium, die Profi- und Amateurvertreter, das auf der Sitzung am Freitag in Weimar möchten, dann denke ich, dass ich zustimmen werde", sagte der 63-Jährige am Montagabend bei Sky. Nominierungsfrist für die Kandidaten auf einen Platz in der Fifa-Exekutive ist der 24. Januar. Der europäische Verband Uefa wird dann auf seiner Sitzung im März in Wien seine Kandidaten benennen, die sich dann auf dem Fifa-Kongress Ende Mai in Zürich zur Wahl stellen. Bei einer erfolgreichen Kandidatur würde Niersbach seinen Vorgänger als DFB-Präsident, Theo Zwanziger, in der Exekutive ablösen. Niersbach betonte im Star Talk, dass er sich vor allem der Bedeutung dieses Amtes beugen würde. "Ich reiße mich nicht darum, weil es weitere 30 Tage sind, die man unterwegs ist. Aber es ist immens wichtig, bei aller Kritik, die im Moment über die Fifa verbreitet wird, dass man als deutscher Fußball in diesem Gremium des Weltfußballs vertreten ist", so der DFB-Chef. 2. Bundesliga, 1860 München: Fußball-Zweitligist 1860 München und Stürmer Leonardo gehen künftig getrennte Wege. Die "Löwen" und der Brasilianer haben den Vertrag mit sofortiger Wirkung aufgelöst, teilte der Verein am Dienstag mit. "Leonardo kam mit dem Wunsch auf uns zu und wir haben ihm entsprochen", sagte Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner. "Ich denke, das ist für beide Seiten die richtige Entscheidung", meinte der 31 Jahre alte Offensivspieler. Leonardo war in der laufenden Saison erst fünfmal zum Einsatz gekommen und hatte zwei Tore erzielt. Bundesliga, Werder Bremen: Der sportlich schwer angeschlagene Fußball-Bundesligist Werder Bremen hat zum dritten Mal in Serie ein kräftiges Minus erwirtschaftet. Wie der viermalige deutsche Meister am Montagabend auf seiner Mitgliederversammlung bekannt gab, wurde das am 30. Juni 2014 beendete Geschäftsjahr nach Steuern mit einem Fehlbetrag von 9,8 Millionen Euro abgeschlossen. Der Umsatz stieg von 87,9 auf 91,3 Millionen an. Das Eigenkapital des aktuellen Tabellenvorletzten, welches im Wesentlichen aus Gewinnrücklagen der Vorjahre besteht, schrumpfte bis zum Stichtag auf nur noch 6,7 Millionen Euro zusammen. Klaus Filbry, Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung, sagte zu dem Zahlenwerk: "Wir sind nicht arm und nicht reich. Wir sind gesund und liquide, wir verfügen über eine positive Eigenkapitalquote von 19 Prozent der Bilanzsumme." Filbry betonte, dass der SV Werder seine wirtschaftliche Gesundung vorantreiben werde: "Wir haben uns vor zwei Jahren auf den Weg gemacht, einen Konsolidierungskurs mit wirtschaftlicher Vernunft anzugehen und spüren nun die ersten Effekte." Man habe es geschafft, den SV Werder so aufzustellen, "dass wir uns ohne internationalen Wettbewerb finanzieren können". Es seien lediglich die Abschreibungen für Spielertransfers der Vergangenheit, die eine sichtbare Auswirkung auf die Bilanz verhinderten. "Diese Nachwirkungen werden wir aber bald überwunden haben. Wir können ein verbessertes operatives Betriebsergebnis vorlegen, das auf positive Zahlen in wichtigen Bereichen aufbaut. Wir müssen weiter den Werder-Weg gehen und ihn konsequent umsetzen", erklärte Filbry. Werder Bremen hatte im Geschäftsjahr 2011/12 einen Rekordverlust von 13,9 Millionen Euro erzielt. Im folgenden Jahr belief sich der Fehlbetrag auf 7,9 Millionen Euro. Das Eigenkapital wurde innerhalb dieser drei Spielzeiten damit von 38,3 auf 6,7 Millionen Euro zurückgeführt. Basketball, NBA: Dirk Nowitzki und seine Dallas Mavericks haben erstmals in dieser Saison zwei NBA-Spiele in Folge verloren. Die Texaner unterlagen den Indiana Pacers in eigener Halle 100:111 und liegen mit 10:5 Siegen auf Rang sechs der Western Conference. Nowitzki steuerte 22 Punkte und 11 Rebounds bei und erzielte damit sein zweites Double-Double der laufenden Saison. Bester Werfer der Mavericks war Monta Ellis mit 24 Zählern, für die Pacers war Donald Sloan (29) am erfolgreichsten. Dallas, das vor den Niederlagen gegen Indiana und am Samstag bei den Houston Rockets (92:95) noch sechs Spiele in Folge gewonnen hatte, bekam vor 19.850 Zuschauern im American Airlines Center die Offensive der Gäste nicht in den Griff und verlor jedes Viertel. "Wenn man in jedem Viertel den Kürzeren zieht, ist das eine Demontage", sagte Dallas-Coach Rick Carlisle, dessen Team bislang zu den offensivstärksten der Liga gehört: "Körperlich haben sie uns die Grenzen aufgezeigt." Man könne nicht "immer nur versuchen, mehr als der Gegner zu treffen", sagte zudem Center Tyson Chandler: "Manchmal muss man sich auch auf die Defensive verlassen können." Derweil setzten die Portland Trail Blazers mit Nationalspieler Chris Kaman ihren Siegeszug fort. Die Mannschaft aus dem Bundesstaat Oregon gewann bei den Philadelphia 76ers mit 114:104 und feierte damit den achten Erfolg in Serie. Center Kaman kam auf acht Punkte, Portland ist aktuell das Team mit der längsten Siegesserie der Liga und liegt auf Rang drei im Westen. Superstar LeBron James führte die Cleveland Cavaliers zum ersten Sieg nach zuvor vier Niederlagen in Folge. Beim 106:74 gegen die Orlando Magic erzielte James 29 Punkte und steuerte zudem 11 Assists bei.
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Die Modeläden der fränkischen Familie stecken tief in der Bredouille. Doch der Clan ist tief zerstritten.
Die großen Fenster müssten dringend geputzt werden, die trübe Glasfront verleiht der Eingangshalle einen schmuddeligen Eindruck. Überhaupt irritiert dieses Gebäude im Nürnberger Süden. Über vier Stockwerke erstreckt sich die Zentrale der Wöhrl AG, und die großzügigen, elegant ausgestatteten Räumlichkeiten suggerieren, man befände sich im Hauptquartier einer erfolgreichen, blitzsauberen Modefirma. Das mit der Mode stimmt sogar; Wöhrl verkauft in Süd- und Teilen Ostdeutschlands Kleider und gerade wurde überall ein Prospekt verteilt, das die Herbstkollektion zeigt. "Das Leben ist wunderbar", steht auf dem Titel. Dabei ist bei Wöhrl schon lange nichts mehr wunderbar. Das Unternehmen kämpft um seine Existenz - und eine der erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Unternehmerdynastien um ihren guten Ruf. Modehäuser, Hotels, Fluglinien, Beteiligungen, Immobilien, Touristik und sogar im Deutschen Bundestag - überall mischen die Wöhrls mit. In diesen Wochen aber hängt der Familiensegen schief, nicht zum ersten Mal. Und alle Familienmitglieder werden von der Öffentlichkeit mehr oder weniger in Generalhaftung genommen für das, was gerade mit jener Firma geschieht, die sinnbildlich für den Aufstieg des fränkischen Clans steht, weil mit ihr dieser Aufstieg begann. Im September ist die Wöhrl AG mit 45 Millionen Euro Schulden und defizitärem Geschäft unter den Schutzschirm gekrochen, den das Insolvenzrecht über angeschlagene Unternehmen spannt, die Ruhe vor nervösen Banken, Gläubigern und Anlegern brauchen. Drei Monate Zeit zur Regeneration räumt das Gesetz ein, dann startet ein Planinsolvenzverfahren. Als wäre das nicht Krise genug, ist obendrein Sinn Leffers insolvent. Der vor allem in Nordrhein-Westfalen vertretene Modefilialist hat mit der Firma Wöhrl nichts zu tun, gehört aber demselben Teil der Familie. Insgesamt geht es um etwa 3300 Jobs. So ist alles in allem ein Zustand eingetreten, von dem alte Weggefährten von Familie und Firma sagen, es sei gut, dass Rudolf Wöhrl ihn nicht mehr miterleben müsse. 2010 ist er gestorben, mit 96 Jahren. Mit 19 hat er in Nürnberg Zetka eröffnet, was lautmalerisch für die beiden Buchstaben Z und K stand, eine Abkürzung für "Zuverlässige Kleidung". Sein Talisman, ein Knopf, wurde zum Firmenlogo. Rudolf Wöhrl und seine beiden Ehefrauen Berta und Mizzi waren fleißige Menschen. Leidenschaftliche Einzelhändler, die Stammkunden am liebsten per Handschlag begrüßten. Die, so erzählen es die Wegbegleiter, regelmäßig durch ihre Geschäfte patrouillierten und persönlich kontrollierten, ob Pullover und Hemden gefällig gestapelt, Anzüge und Abendkleider ordentlich aufgehängt sind. Eines aber bekam der Patriarch zeitlebens nicht in den Griff: seine beiden Söhne. Detailansicht öffnen Stieg 2011 aus dem Management des Kaufhauses aus: Hans-Rudolf Wöhrl, hier mit seiner Frau Dagmar. Fotos: Imago, DPA, Montage: SZ 1970 übertrug er Gerhard, heute 71, und Hans-Rudolf Wöhrl, 68, sein Textilunternehmen zu gleichen Teilen. Er selbst behielt zwei Prozent, um notfalls zu entscheiden, sollten die Söhne uneins sein. Zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Gerhard gilt als kunstsinnig, ein Feingeist und Opernfreund, geschäftlich gerne aus der Deckung agierend. Hans-Rudolf ist das krasse Gegenteil. Cleverer Macher und Unternehmer-Haudegen, der geradeheraus sagt, was er denkt, und dem völlig egal ist, ob er damit irgendwo aneckt. Der Unterschied zwischen ihm und seinem Bruder? "Gerhard ist Stratege und Investor", sagt Hans-Rudolf Wöhrl, "ich bin Frontschwein aus Leidenschaft." Als solches trieb der Jüngere zunächst die Expansion der Wöhrl-Gruppe voran. Aktuell gehören zu ihr noch 34 Modehäuser und knapp 2000 Beschäftigte. Das brüderliche Miteinander im Unternehmen endete allerdings am 28. Februar 2011, Hans-Rudolf verkaufte seine letzten Aktien an der Familien-AG an seinen Bruder. Bereits sieben Jahre zuvor hatte sich Gerhard im Zuge einer Kapitalerhöhung die Mehrheit erobert. Mit Methoden, die dazu führten, dass beide Brüder länger nichts mehr miteinander zu tun hatten. Um nun die aktuelle Lage zu ergründen, empfiehlt sich ein Besuch bei Andreas E. Mach. Er empfängt im vierten Stock der Wöhrl-Zentrale, in einem leer stehenden Chefbüro, das nur noch als Besprechungszimmer dient. Mach formuliert ruhig und überlegt, sein weicher Tonfall ist angenehm, fast schon pastoral. "Ich sehe mich als Mittler zwischen Unternehmen und Familie", sagt er, der mit Beginn des Schutzschirmverfahrens vom Aufsichtsrat an die Vorstandsspitze wechselte. Dort verdrängte er Gerhard Wöhrls Sohn Olivier, der sich nun Strategiechef nennen darf. Als läge die Strategie noch ganz in den Händen der Eigentümerfamilie. Tatsächlich werden bei der Wöhrl AG die Lichter ausgehen, wenn sich keine Investoren finden. "Wenn die Familie im Unternehmen verbleiben will, muss sie, wie jeder andere Investor auch, frisches Geld mitbringen", sagt Mach, der selbst nicht glaubt, "dass die Familie wieder eine Mehrheit anstrebt". Mit der Distanz dessen, der von außen kommt, hat er die Fehler analysiert. Von einem "wendigen Modehaus mit guter, attraktiver und auf die Kunden der jeweiligen Region abgestimmter Ware" habe sich Wöhrl "zu einem austauschbaren Marktplatz für alle gängigen Modemarken entwickelt". Detailansicht öffnen Der ältere Bruder Gerhard Wöhrl. (Foto: dpa) Anders formuliert: Wöhrl ist langweilig geworden. "Es fehlt an Inspiration und Überraschung im Sortiment", formuliert Mach diplomatisch. Nun braucht es nicht nur frisches Kapital, sondern auch eine andere Kultur und Struktur. Vier Filialen werden geschlossen. Dabei wird es nicht bleiben; vor allem in der Zentrale müsse es "eine Radikalkur geben", so Mach. Interessant wäre, was Gerhard Wöhrl zu alledem sagt. Warum hat er etwa 2013 Sinn Leffers gekauft, obwohl es dieser Firma auch nicht gut ging? Doch Gerhard Wöhrl lässt ausrichten, er habe für ein Gespräch keine Zeit. Sein Bruder Hans-Rudolf ist da redseliger. Und für ihn scheint klar zu sein: Gerhard hat es verbockt. Von einem Schlösschen im Nürnberger Vorort Reichenschwand aus, zu dem auch ein Tagungszentrum und ein Hotel gehören, dirigiert Hans-Rudolf seine Geschäfte. Bekannt wurde er als Flugunternehmer. Mit 18 Jahren erwarb er den Pilotenschein. Parallel zum Job im Modehaus gründete und leitete er die regionale Fluggesellschaft NFD. 2003 übernahm Wöhrl für einen Euro die marode Deutsche BA, um sie 2006 für 150 Millionen Euro an Air Berlin weiterzuverkaufen. Außer mit der Fliegerei verdient Hans-Rudolf Wöhrl sein Geld mit Hotels, Immobilien- und Beteiligungsgeschäften. Könnte er nun nicht die Firma des Bruders retten, die doch beider Namen trägt? "Mein Vermögen steckt in anderen Firmen und könnte gar nicht für eine Sanierung flüssiggemacht werden", sagt Hans-Rudolf Wöhrl. Gefordert ist er nur als Vermieter von Immobilien mit Wöhrl-Filialen. In diesen Tagen, in denen Mitarbeiter um ihre Jobs und viele Anleihegläubiger um ihr Geld bangen, kriegt auch Hans-Rudolf Wöhrl üble Beschimpfungen ab. Ebenso wie seine Frau Dagmar, CSU-Bundestagsabgeordnete seit mehr als 20 Jahren. Ein anonymer Pöbler raunzte sie im Internet an, gefälligst das Modehaus zu retten. Warum sollte seine Frau "ihr Geld in ein krankes, fremdes Unternehmen stecken", antwortete ihm Hans-Rudolf Wöhrl. "Würden Sie Ihr Geld dem Schwager schenken, mit dem sie noch nicht einmal ein besonders herzliches Verhältnis haben?" Seit er 2011 ausgeschieden sei, habe er von der Wöhrl AG "keine Zahlen mehr gesehen, und ich war auch nicht über die Pläne des Managements informiert", sagt Hans-Rudolf und lässt keinen Zweifel daran, dass einiges anders gelaufen wäre, wäre er noch dabei. "Mehr als tragisch" sei der Kardinalfehler seines Bruders Gerhard gewesen, nicht auf die unternehmerischen Kräfte der Familie zu vertrauen, sondern externen Managern und Beratern. Einmal habe Gerhard ihn nach seiner Meinung über einen Manager gefragt. "Ich sagte ihm wörtlich: Wenn du den Mann einstellst, läutest du das Ende der Firma ein. Er hat ihn eingestellt." Der Manager musste nach zwei Jahren wieder gehen, und Olivier Wöhrl wurde Vorstandschef, Gerhards damals 31-jähriger Sohn. Der gelernte Maschinenbauingenieur "wurde nie auf seine Aufgabe als Vorstand vorbereitet", sagt Onkel Hans-Rudolf. Dem wäre es am liebsten gewesen, sein Sohn Christian Greiner hätte das Modehaus zusammen mit Cousin Olivier geführt. Dazu kam es nicht. Nun ist besagter Christian Greiner als Vorstand der Münchner Textilhausgruppe Ludwig Beck erfolgreich. Zu der gehört seit 2015 die auf Männermode spezialisierte Wormland-Kette. Sie expandiert, und am Mittwoch eröffnen Vater Wöhrl und Sohn Greiner in Nürnberg eine Filiale. Unweit jenes Wöhrl-Stammhauses, dessen Zukunft offen ist.
https://www.sueddeutsche.de/stil/autodesign-die-frau-die-maseratis-maennlich-macht-1.4172856
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Die italienische Marke ist legendär - und legendär maskulin. Doch in bestimmten Bereichen des Unternehmens haben sich Frauen mittlerweile durchgesetzt, so wie Elisa Nuzzo.
Seit Kurzem weiß man , dass Raubkatzen auf "Calvin Klein Obsession for men" abfahren, weil in Indien gerade versucht wird, eine besonders mörderische Tigerdame mit diesem Duft einzufangen. Schon ein bisschen länger ist dagegen bekannt, dass Männer selbiges bei Frauen gern mit protzigen Sportwagen probieren. Vor zehn Jahren bekamen sie sogar pseudowissenschaftliche Unterstützung für diese Methode: In einer Studie hatte man Frauen und Männern per Blindbeschallung verschiedene Motorengeräusche vorgeführt, um anschließend ihren Testosterongehalt im Speichel zu messen. Tatsächlich stieg der Wert nach dem lauten Röhren auch bei den weiblichen Probanden sprunghaft an, allerdings nicht bei allen Marken gleich: Maserati machte die Frauen besonders an, noch mehr als Lamborghini und Ferrari. Elisa Nuzzo hat diesen gewaltigen Sound tausendfach gehört, erst gerade wieder, als der blaue SUV von Maserati zu ihr in die große Vorführhalle gefahren wurde. Immer wieder imponierend, klar. Aber die Italienerin mit dem tiefen Seitenscheitel hätte gern, dass noch ein paar andere Dinge an diesem Auto beeindrucken, und zwar Männer wie Frauen, und Letztere bitte nicht nur auf dem Beifahrersitz. Die 45-Jährige ist Chefdesignerin für den Bereich "Color and Trim" im Designzentrum in Turin. Heißt: Sie hat das Sagen, wenn es um die Außenlacke sowie die Farben und Materialien im Innenraum geht. Nuzzo ist damit eine ziemliche Ausnahmeerscheinung bei der italienischen Autolegende. Über ihrem Schreibtisch, im anderen Gebäudetrakt, hängt ein Foto, das sie mit Kollegen beim Autosalon in Genf zeigt. Die Designer, Techniker, Produktmanager, Projektleiter - alles Männer. Sportwagen gelten heute oft als zu machohaft. Aber Maserati verkauft so viele wie noch nie Allerdings spielten die "Macchinas" bei den Nuzzos zu Hause auch schon immer eine größere Rolle als in anderen italienischen Familien. Ihr Vater arbeitete 30 Jahre in der Logistikabteilung von Fiat, seinetwegen zog die Familie in den Siebzigerjahren von Apulien in die Autostadt Turin. Als Mädchen verbrachte sie unendliche Stunden im Auto, wenn es vollgepackt mit Einweckgläsern und Orecchiette aus den Ferien wieder gen Norden ging. Die beiden Töchter suchten stets die Farben für Papas Neuwagen aus - zuletzt ein dunkles Lila. Der Vater nahm Elisa sogar manchmal mit zur Arbeit, hierher auf das berühmte "Mirafiori"-Gelände, früher eine der größten Fabriken der Welt, weil sich die Tochter für Design und Architektur interessierte. "Und trotzdem wäre ich nie auf die Idee gekommen, hier zu arbeiten", sagt Nuzzo. Autodesigner hießen Battista Pininfarina, Giuseppe Bertone, später Walter de Silva, Luc Donckerwolke. Für die Marken Maserati, Alfa Romeo und Fiat, die alle zum Fiat-Chrysler-Konzern gehören, ist mittlerweile der Deutsche Klaus Busse verantwortlich. Lediglich der BMW Z4 wurde vor ein paar Jahren von einem weiblichen Duo neu gestaltet, ansonsten war der Platz von Frauen in der Sportwagenbranche traditionell eher, nun ja, auf der Motorhaube. Also studierte Nuzzo Architektur, arbeitete in Büros für Interiordesign und kam bei einem Beratungsjob 2008 doch wieder in dieses Gebäude, nur diesmal in eine Abteilung, in der Stoffproben, Farbkarten, Carbonteile und Moodboards herumlagen - ihr heutiger Arbeitsplatz. "Ich wusste nicht, was genau die Leute dort machten, aber es faszinierte mich, also bewarb ich mich sofort", sagt Nuzzo. Wenn sie heute Fremden erzählt, wo sie arbeitet, fällt denen regelmäßig die Kinnlade herunter. Die italienische Marke ist legendär - auch legendär maskulin. Der überdimensionierte Kühlergrill mit dem Dreizack im Logo, inspiriert von einer Neptun-Statue in Bologna, wo die Brüder Maserati einst anfingen, steht für Stärke und Vitalität: ein Wagen zum Aufgabeln. In dem weitläufigen Büro, das sich Nuzzo mit den Designern der anderen Marken teilt, hängt ein Poster von Lightning McQueen an der Wand. Der Held aus den "Cars"-Trickfilmen bekam für den dritten Teil letztes Jahr - feministisch wertvoll - eine Renntrainerin zur Seite gestellt. Das Bild entspricht noch nicht ganz der Realität, aber immerhin bei den "Soft Spots", den Bereichen des Autos, die man anfassen und fühlen kann, haben sich die Frauen mittlerweile durchgesetzt. "Wir sind hier der Girlsclub", sagt Nuzzo scherzhaft, aber manche Geschlechterklischees stimmen einfach. Sie zeigt auf die braune Lederverkleidung im Auto: "Wenn ich hier über verschiedene Farbtöne grübele, mal mit mehr Gelb- oder Grünanteil, schauen mich die männlichen Kollegen verständnislos an und sagen: Sieht doch alles gleich braun aus." Ihr Einfluss wird gern unterschätzt, dabei geht er viel weiter, als den meisten bewusst ist. "I dress the car", sagt Nuzzo. Sie zieht dem Auto etwas Passendes an. Damit es einen mit seinem Äußeren anlockt und, einmal drin, nicht mehr loslässt. Sportwagen gelten in der heutigen Vernunftsgesellschaft als Anachronismus auf vier Rädern. Zu laut, zu teuer, zu verschwenderisch, zu machohaft. Aber Maserati geht es so gut wie noch nie. 2017 wurden mehr als 50 000 Fahrzeuge ausgeliefert, gut zwanzig Prozent mehr als im Vorjahr - was nicht zuletzt daran liegt, dass Maserati bei den Frauen aufholt. Der SUV Levante, der vor zwei Jahren auf den Markt kam, verkauft sich fast so gut wie der Porsche Cayenne. Während Maserati zu fahren in Europa noch Männersache ist, sind in Amerika mittlerweile zwanzig Prozent der Käufer weiblich, in China sogar mehr als dreißig. Die dort am häufigsten bestellte Farbe? Nuzzo grinst. "Ganz klar: Rot." Keine falsche Zurückhaltung. Ihr erstes Projekt war ein pinkfarbener Fiat 500, ein Barbie-Sondermodell Wobei Rot bei Maserati natürlich "Rosso Trionfale" heißt. Englische Namen wären für die Italiener undenkbar, entsprechend heißt das Blau des SUV in der Halle "Blu nobile". Die Chefin gibt dem Techniker ein Zeichen: Scheinwerfer an, einmal drehen bitte. Eigentlich bevorzugt Nuzzo das Tageslicht im Hof, um Lacke vorzuführen. Aber das Wetter in Turin ist oft launisch, vom Firmengelände aus sieht man die schneebedeckten Alpen. Also investierten sie in eine Leuchtdecke mit zwei Dutzend Scheinwerfern, die jede Nuance aus dem Lack herauskitzeln, ständig schimmert das "Blu" ein bisschen anders. "Wir haben drei Schichten statt zwei lackiert", erklärt Nuzzo "die letzte enthält feine Glaspartikel, eine ganz neue Technik." Das funkelnde Blau hatte sie in einer Parfumwerbung für Chanel gesehen und in monatelanger Arbeit versucht, in Lackfarbe umzusetzen. Inspiration findet sie überall. Nuzzos erstes Projekt, als sie 2008 zunächst bei Fiat anfing: ein pinkfarbenes Barbie-Sondermodell des Fiat 500. Dabei fuhr sie privat einen schwarzen Flitzer von Alfa Romeo. Mittlerweile fährt die Designerin selbst einen Fiat 500, allerdings in Weiß. "Ich mochte die Aufmerksamkeit, die ich mit dem Alfa bekam, aber damit einzuparken, war irre anstrengend." Richtig bequem war die Sitzposition leider auch nicht. Frauen sind praktisch veranlagt, die Dinge müssen schön sein, aber auch funktionieren. Im Unternehmen erzählen sie gern, dass sich die Freundinnen des langjährigen Ferrari-Chefs Luca di Montezemolo in den Siebzigern ständig über sein ungemütliches Auto beschwerten. Elisa Nuzzo "Mein Vater suchte bei seinen neuen Autos das Modell aus, aber meine Schwester und ich durften die Farbe bestimmen. Irgendwann fuhr er deshalb mit einem Wagen in Lila zur Arbeit aufs Fiat-Gelände." Maseratis sind die Limousinen unter den Sportwagen. Groß, bequem, mondän. Das noble Image litt aber immer wieder unter massiven Verarbeitungs- und Qualitätsproblemen. Diese Zeiten sollen jetzt endgültig der Vergangenheit angehören. Neuerdings wird sogar Seide von Zegna im Innenraum verwendet. "Das hat uns zwei Jahre Entwicklung gekostet", sagt Nuzzo. Denn reine Seide ist eigentlich viel zu empfindlich für die starke Beanspruchung. Wenn man 100 000 Euro aufwärts für sein Auto hinblättert, soll nicht irgendwann abgeriebener Stoff unter dem Hintern zum Vorschein kommen. Außerdem haben sie für die Türen Carbon mit geflochtenen Aluminiumdrähten eingeführt, das wie das Fischgrätmuster in Anzügen aussieht. Im Moment experimentieren sie mit neuen Fußmatten, in einem großen Showroom liegen dafür Proben von hochflorigem Samt. Gern würde Nuzzo auch einmal die Mittelkonsole oder ein Stück in der Tür unverkleidet lassen und das raue Aluminium mit Schwarz kombinieren. Obendrein haben die Kunden immer häufiger Sonderwünsche. Der eine will Krokoleder, der andere von seinem Lieblingskünstler gestaltete Konsolen. Serienreif ist das natürlich nicht, aber theoretisch ist jeder Sonderwunsch hier möglich. Die bekannte Produktdesignerin Patricia Urquiola mutmaßte in einem Interview bereits, durch selbstfahrende Autos werde der Innenraum bald noch mehr zum verlängerten Wohnzimmer. Man könne dort dann lümmeln wie auf dem Sofa, die Füße hochlegen, während das Auto einen durch die Gegend kutschiert. Nuzzo glaubt nur teilweise an diese Vision. Bei manchen Autos sei das sicherlich denkbar, meint sie. "Aber bestimmte Motoren, mit bestimmtem Sound - die wollen die Leute immer noch selbst fahren."
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Die GDL beendet den Bahnstreik, bis zur Rückkehr zum Normalfahrplan wird es aber noch dauern. Wo finde ich Informationen zu meinem Zug? Was gilt bei der Stornierung von Mietwagen oder Fernbus?
Alle wichtigen Fragen und Antworten zu Fahrgastrechten, Informationsmöglichkeiten und Entschädigungen im Überblick: Wo erhalte ich Informationen zu meinem Zug? Für den Fernverkehr sind die vor der Einigung erstellten Ersatzfahrpläne in den Auskunftssystemen abrufbar. Wie bei den früheren Streiks der Lokführergewerkschaft GDL sollten etwa ein Drittel der Fernzüge fahren. Bei den Regionalzügen erwartete die Bahn, dass je nach Region 15 bis 60 Prozent der üblichen Zahl unterwegs sind. Die Bahn informiert über Verspätungen in ihren Verkehrsmeldungen aus den Regionen. Auf dem Smartphone finden Fahrgäste diese Auskunft mit der App DB Navigator oder unter m.bahn.de. In der Liveauskunft stehen nur Züge, die auf jeden Fall bis zum Ziel fahren. Mit Hilfe der Reiseauskunft können Fahrgäste prüfen, ob ihre Verbindung fährt oder welche Alternativen angeboten werden. Wie immer, wenn viele Passagiere von einem Streik betroffen sind, hat die Bahn eine kostenlose Hotline-Nummer freigeschaltet, diese lautet: 08000 - 99 66 33. Aus dem Ausland kann die Nummer 0049-1805-33 44 44 (Gebühren je nach Herkunftsland und Provider) gewählt werden. Auch der Twitter-Account der Deutschen Bahn @DB_Info informiert über aktuelle Entwicklungen. Was tun, wenn der Zug nicht fährt? Fällt ein Zug aus oder verpasst der Reisende seinen Anschluss, kann er ohne Aufpreis auf einen beliebigen anderen Zug ausweichen - auch auf einen teureren. Bei Angeboten wie einem Sparpreis-Ticket wird die Zugbindung aufgehoben. Ausgenommen von dieser Regelung sind reservierungspflichtige Züge sowie "regionale Angebote mit erheblich ermäßigtem Fahrpreis", wie zum Beispiel Länder-Ticket, Quer-durchs-Land- oder Schönes-Wochenende-Ticket. Kann ich auch beim Ersatzfahrplan Sitzplätze reservieren? Gerade zur Ferienzeit empfiehlt es sich, möglichst zeitig online ein Ticket und auch eine Sitzreservierung zu buchen. Wer schon eine Fahrkarte hat, kann auch nur einen Sitzplatz reservieren. "Es kann aber vorkommen, dass kurzfristig noch mehr Züge bereitgestellt werden können, als der Ersatzfahrplan eigentlich vorsieht", sagt eine Sprecherin der Bahn. In diesen sei es dann ob der Kürze der Zeit nicht möglich, einen Sitzplatz vorzubestellen. Was tun, wenn ich meinen Alternativreiseplan stornieren will? Der Bahnstreik war diesmal mit offenem Ende angesetzt. Pfingsturlauber hatten sich deshalb in den vergangenen Tagen Ersatzpläne gebastelt, waren auf Mietwagen ausgewichen oder Fernbusse. Wer nun doch wieder mit der Bahn fahren möchte, etwa weil deren Verbindung zum Ziel deutlich schneller ist, hat je nach Unternehmen sehr unterschiedliche Möglichkeiten zur Stornierung der Alternativreise. Diese sind auf den Webseiten der Anbieter aufgeführt, meist im Bereich "Buchung" oder "FAQ". Bei MeinFernbus und Flixbus etwa ist eine Stornierung bis zu 15 Minuten vor Abfahrt möglich, entweder kostenfrei durch Erstellung eines Gutscheins oder per Auszahlung abzüglich einer Stornogebühr (15 Euro je Buchung und Fahrgast). Bei Postbus werden Stornierungen bis zu zwölf Stunden vor der Abfahrt zu den Geschäftszeiten telefonisch angenommen, auch hier fallen Gebühren an (zehn Euro je Ticket). Wie hoch die Stornogebühren der Mietwagenfirmen sind, hängt vor allem von der gewählten Zahlungsart ab. Bei Sixt und Avis lässt sich ein Mietwagen bis zur Anmietzeit jederzeit kostenlos stornieren, wenn dieser erst bei der Abholung (Sixt) oder Rückgabe (Avis) bezahlt werden sollte. Bei Europcar ist dies bis zwei Stunden vor der geplanten Abholung möglich. Hat man dort im Voraus bezahlt, kann man die Buchung bis 24 Stunden vor Mietbeginn kostenfrei widerrufen. Danach fällt eine Gebühr von 50 Euro an. Hertz verlangt in jedem Fall eine Stornopauschale von 45 Euro. Bei Avis kann bei bereits geleisteter Vorauszahlung und zu kurzfristiger Stornierung sogar der gesamte Mietbetrag verloren sein. Gleiches gilt auch bei Sixt, wenn der Mietwagen im Voraus bezahlt wurde. Der Verleiher behält in diesem Fall einen Mietpreis von maximal drei Tagen als Stornogebühr ein. Auch die Vergleichsplattformen im Internet gehen unterschiedlich mit dem Thema um. Die Webseite Billiger-mietwagen.de storniert kostenlos, wenn man bis 24 Stunden vor Anmietung vom Vertrag zurücktritt. Allerdings sollte man dies innerhalb der Geschäftszeiten tun. Will man innerhalb von 24 Stunden vor Anmietung stornieren, gelten die Geschäftsbedingungen des jeweiligen Anbieters. Mietwagen24.de übernimmt dagegen komplett die Stornobedingungen der Autovermieter. Wie vertreibe ich mir die Zeit? Zum Beispiel mit unserer Playlist - das Warten hat bereits Künstler wie Tocotronic, The Doors oder Bruce Springsteen beflügelt. Oder Sie laden sich eines der Smartphone-Spiele aus dieser Empfehlungsliste herunter - abgestimmt auf die Lautsprecherdurchsage: Und wenn ich gar nicht mehr reisen will? Wer vom Streik betroffen ist, kann sich sein Zugticket samt Sitzplatz-Reservierung in einem DB-Reisezentrum oder einer DB-Agentur kostenlos erstatten lassen. Wer ein Online-Ticket zum Normalpreis gebucht hat, kann dieses über die Auftragssuche auf der Bahn-Webseite gebührenfrei umbuchen oder stornieren. Zahlt die Bahn Entschädigung für Verspätungen? Bei Verspätungen besteht sogar ein rechtlicher Anspruch auf eine Entschädigung. Kommt ein Fahrgast mindestens eine Stunde zu spät am Ziel an, muss die Bahn ihm 25 Prozent des Fahrpreises erstatten. Bei zwei Stunden Verspätung sind es 50 Prozent. Der Aufpreis für den ICE-Sprinter wird schon ab 30 Minuten Verspätung zurückgezahlt. Reisende haben laut EU-Gesetz ein Recht auf diese Erstattung. Wie entschädigt die Bahn Pendler mit Zeitkarten? Ab einer Verspätung von 60 Minuten bekommen Fahrgäste mit Zeitkarte eine pauschale Entschädigung pro Fahrt. Für Zeitkarten der zweiten Klasse gibt es fünf Euro, in der ersten Klasse 7,50 Euro. BahnCard-100-Besitzer bekommen in der zweiten Klasse zehn und in der ersten Klasse 15 Euro. Häufig sind bei Streiks auch die von der Deutschen Bahn betriebenen S-Bahnen betroffen. Doch im Nahverkehr können Bahnfahrer nicht mit nennenswerten Entschädigungen rechnen. Ab 60 Minuten Verspätung gibt es in der zweiten Klasse pauschal 1,50 Euro, in der ersten 2,25 Euro. Allerdings werden erst Beträge ab vier Euro ausgezahlt. Nahverkehrskunden sehen also erst ab der zweiten, beziehungsweise dritten Verspätung innerhalb der Gültigkeitsdauer des Zeit-Tickets Geld. Wie mache ich meine Entschädigung geltend? Mit dem Fahrgastrechte-Formular. Dieses Beschwerdeformular wird im Verspätungsfall häufig bereits vom Zugpersonal ausgeteilt. Es ist aber auch in den Servicezentren der Deutschen Bahn oder online erhältlich. In das Formular werden der geplante Reiseverlauf und der tatsächliche Reiseverlauf eingetragen. Originalfahrkarten, Kopien von Zeitkarten und andere Originalbelege müssen beigelegt werden. Wer sich durch die Formalien gekämpft hat, kann direkt am Bahnhof im Reisezentrum oder in der DB-Agentur seine Entschädigung bekommen. Andernfalls ist eine Entschädigung nur möglich, wenn Formular, Fahrkarte oder Kopie der Fahrkarte an das Servicecenter Fahrgastrechte in 60647 Frankfurt am Main geschickt werden. Entschädigungen muss die Bahn auf Wunsch bar auszahlen, ansonsten erfolgen diese als Gutschein oder per Überweisung. Ich habe nur ein Handy-Ticket - was muss ich tun? In diesem Fall muss der Reisende die Buchungsbestätigung, die er per E-Mail erhalten hat, ausdrucken und mit dem Fahrgastrechte-Formular nach Frankfurt schicken. Zahlt die Bahn ein Taxi oder ein Hotelzimmer? Zunächst einmal müssen Reisende schauen, ob die Bahn eine alternative Verbindung, zum Beispiel einen Schienenersatzverkehr, anbietet. Ist dies der Fall, hat das Angebot der Bahn immer Vorrang. Gibt es keine von der Bahn organisierte Alternative, liegt die planmäßige Ankunftszeit zwischen 0 und 5 Uhr und hat der Zug mindestens eine Stunde Verspätung, dann erstattet die Bahn Kosten für ein anderes Verkehrsmittel bis maximal 80 Euro. Dies gilt auch, wenn die letzte planmäßig Verbindung des Tages ausfällt und bis Mitternacht der Zielbahnhof anders nicht mehr erreicht werden kann. Wird im schlimmsten Fall eine Übernachtung nötig, muss die Bahn die Kosten für ein Hotelzimmer tragen. Diese Sonderkosten kann man sich nur beim Servicecenter Fahrgastrechte (siehe "Wie mache ich meine Entschädigung geltend?") erstatten lassen. Hierfür müssen neben Fahrkarte oder Kopie der Fahrkarte die Originalbelege für die entstandenen Kosten eingesendet werden. Doch auch wer außerhalb der genannten Zeit ein Taxi nutzt, kann versuchen, sich die Kosten erstatten zu lassen. In Einzelfällen zeigt sich das Servicecenter hier durchaus kulant. Gelten die Fahrgastrechte auch für Reisende mit internationalen Fahrkarten? Ja, die Kulanzregelungen und der Anspruch auf Entschädigung bestehen auch, wenn die Fahrkarten im Ausland verkauft wurden oder die Reise im Ausland begonnen hat. Allerdings muss die Entschädigung dann bei dem Bahn-Unternehmen geltend gemacht werden, bei dem das Ticket gebucht wurde. Zahlt die Bahn für verpasste Flieger? Wer seinen Flug wegen verspäteter Züge nicht mehr erreicht, kann nicht mit Entschädigung rechnen, wie Verbraucherschützer betonen. Reisende sollten einen ausreichenden Zeitpuffer einplanen oder mit anderen Verkehrsmitteln zum Flughafen fahren. Und was ist mit Rail&Fly-Tickets? Flugreisende mit diesem Spezialangebot der Bahn müssen sich an die jeweilige Fluggesellschaft wenden. Die Deutsche Bahn ist bei Rail&Fly Vertragspartner der Airline und nicht der direkte Ansprechpartner für den Reisenden. Verspätung: Was sage ich meinem Chef? Berufstätige können die Verantwortung für ein Zuspätkommen nicht auf den Zugverkehr schieben. Sie müssen zumutbare Vorkehrungen treffen, um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Das bedeutet zum Beispiel im Streikfall, auf andere Verkehrsmittel auszuweichen. Wer sich doch verspätet, sollte in der Arbeit auf jeden Fall rechtzeitig Bescheid geben. Habe ich ein Anrecht auf Home-Office? Falls nichts anderes im Vertrag steht, kann kein Angestellter darauf pochen, lieber von zu Hause aus zu arbeiten und so dem Streikchaos zu entgehen. Aber mit ein wenig Verhandlungsgeschick und einem wohlwollenden Vorgesetzten lassen sich vielleicht doch ein paar Home-Office-Tage arrangieren (alles zum Thema Home-Office finden Sie hier).
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Der Münchner Formel-1-Fahrer und der von ihm verletzte Geschäftsmann Eric Lux einigen sich außergerichtlich, deutsche Tischtennis-Frauen erreichen WM-Viertelfinale. Der 1. FC Nürnberg könnte einen Japaner verpflichten, Verwirrung herrscht um Pizarros Abgang von Werder. Sport kompakt.
Formel 1, Adrian Sutil: Der Prozess gegen den Münchner Rennfahrer wegen gefährlicher Körperverletzung kann offenbar endgültig zu den Akten gelegt werden. Wie der derzeit vertragslose Pilot und sein Manager Manfred Zimmermann mitteilten, wurde die Berufung gegen die 18-monatige Bewährungsstrafe sowie 200.000 Euro Geldbuße sowohl von Sutil als auch von der Staatsanwaltschaft München zurückgenommen. "Damit ist alles erledigt", sagte Zimmermann dem SID. Man habe sich nach einer positiven Aussprache zwischen Sutil und dem von ihm verletzten luxemburgischen Geschäftsmann Eric Lux zu diesem Schritt entschieden, hieß es in einem Statement: "Beide Seiten wollten sich einen erneuten Gerichtstermin ersparen und das Thema beenden. Eric Lux und Adrian haben sich die Hand gereicht und damit ist der unglückliche Vorfall für beide Seiten erledigt und Vergangenheit. Auch von Seiten der FIA wird es keine Restriktionen geben, die ein Comeback von Adrian verhindern." Sutil zeigte sich "erleichtert, dass das Thema damit für mich erledigt ist, ich mich mit Eric Lux aussprechen konnte und nicht noch einmal vor ein Gericht muss. Damit schließe ich das Thema ab und schaue nach vorne." Ziel des 29-Jährigen, der bisher 90 Formel-1-Rennen absolvierte, sei eine baldige Rückkehr in die Königsklasse. "Jetzt möchte ich so schnell wie möglich wieder das machen, was ich am besten kann. Rennen in der Formel 1 fahren", sagte Sutil. "Ab sofort wollen wir uns auf das Sportliche konzentrieren und alles unternehmen, dass Adrian so schnell wie möglich wieder seinen Platz in der F1 bekommt", ergänzte Zimmermann. Sutil war verurteilt worden, weil er im April 2011 in einer Diskothek in Shanghai den luxemburgischen Geschäftsmann Eric Lux, Teilhaber des damaligen Renault- und heutigen Lotus-Teams, mit einem Glas am Hals verletzt hatte. Tischtennis, WM: Deutschlands Teams haben ihre doppelte Medaillenchance bei der Heim-WM in Dortmund aufrecht erhalten. Einen Tag nach Timo Boll und Co. qualifizierten sich auch die Damen für das Viertelfinale. Die Auswahl von Bundestrainerin Jie Schöpp bezwang am Donnerstag Nordkorea mit 3:1 und fordert nun am Freitag (19.00 Uhr) im Kampf um eine Medaille Weltmeister Singapur heraus. 2010 in Moskau hatte Deutschland im WM-Halbfinale mit 0:3 gegen Singapur verloren und die Bronzemedaille erhalten. 3000 Zuschauer in der Westfalenhalle feierten das Trio Irene Ivancan (Berlin), Jiaduo Wu und Kristin Silbereisen (beide Kroppach). Europa-Top-12-Siegerin Wu (2) und die EM-Zweite Ivancan (1) holten die Punkte, Silbereisen verlor ihr Einzel. Die DTTB-Herren hatten spielfrei und kämpfen ebenfalls an diesem Freitag (16 Uhr) gegen Portugal oder Schweden um den Einzug ins Halbfinale. Das Europameister-Team gilt als Favorit. Bei einem Erfolg hätten Trainer Jörg Roßkopf und seine Spieler Bronze und damit die neunte WM-Medaille für eine deutsche Herren-Mannschaft sicher. Langlauf, Bundestrainer: Jochen Behle hat nach zehn Jahren überraschend seinen Rücktritt als Skilanglauf-Bundestrainer erklärt. Das bestätigte der 51-Jährige nach "intensiven Geprächen" mit dem Deutschen Skiverband (DSV). "Ich habe gemerkt, dass ich bei den Athleten nicht mehr so ankam. Das Vertrauen war nicht mehr da. Es gibt Dinge, die sich abnutzen", sagte Behle dem SID: "Ich hatte in den vergangenen Jahren immer den Eindruck, etwas bewegen zu können. Dieses Gefühl habe ich nicht mehr." Behle hatte zuletzt auch Meinungsverschiedenheiten mit dem DSV, der Langläuferinnen für das deutlich populärere Biathlon gewinnen will. Derzeit gibt es ein Probetraining, bei dem das Schieß-Talent mehrerer Langläuferinnen getestet wird. Dieser Disput sei allerdings nicht der Auslöser für den Rückritt gewesen. "Das hat mit meiner Entscheidung nichts zu tun", sagte Behle. Eine Entscheidung über einen Nachfolge ist noch nicht getroffen. Unter Behle hatte der deutsche Skilanglauf seine erfolgreichste Zeit überhaupt. So gewannen seine Schützlinge Rene Sommerfeldt 2004, Axel Teichmann 2005 sowie Tobias Angerer 2006 und 2007 jeweils den Gesamtweltcup. Bundesliga, 1. FC Nürnberg: Der Club steht vor der Verpflichtung des japanischen Profis Hiroshi Kiyotake von Cerezo Osaka. Der 22 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler soll nach Informationen verschiedener Medien zur kommenden Saison nach Franken wechseln. Die Ablösesumme für den U23-Nationalspieler, der in der vergangenen Saison in 25 Erstligaspielen sieben Tore für den früheren Klub des Dortmunders Shinji Kagawa erzielt hat, dürfte etwas unter einer Million Euro liegen. "Es ist noch nichts unterschrieben, aber wir fahren nicht umsonst zwei Mal da rüber", sagte Manager Martin Bader am Donnerstag. Die Gesamtkonstellation bei Kiyotake sei "interessant", der Spieler jung und bezahlbar. Außerdem ist der Club weiter an einem Transfer von Takashi Inui vom VfL Bochum interessiert. Bisher schreckt Bader allerdings die mit drei Millionen Euro sehr hohe Ablöseforderung des Zweitligisten ab. Takashi Usami (Bayern München) ist eine weitere Option. Als Nachfolger für Philipp Wollscheid, der zu Bayer Leverkusen wechselt, ist Alexander Madlung vom VfL Wolfsburg im Gespräch. Der Innenverteidiger, der bei den Wölfen noch einen Vertrag bis 2013 besitzt, müsste in Nürnberg aber auf viel Geld verzichten. Fußball, Fifa: Der Fußball-Weltverband FIFA darf vertragsbrüchigen Spielern nicht mit einem unbegrenzten Berufsverbot drohen. Das Schweizerische Bundesgericht in Lausanne gab nach Angaben vom Donnerstag einer Beschwerde des Brasilianers Matuzalem statt, derzeit Teamkollege von Miroslav Klose bei Lazio Rom. Der Mittelfeldspieler hatte 2007 seinen Fünfjahresvertrag beim ukrainischen Club Shakhtar Donetsk vorzeitig gekündigt und war zu Real Saragossa nach Spanien gewechselt. Die FIFA sprach Donetsk für die vertragswidrige Kündigung Schadensersatz in Höhe von 6,8 Millionen Euro zu, der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne erhöhte den Betrag 2009 auf 11.858.934 Euro. Nachdem sich sowohl Saragossa als auch Matuzalem außerstande sahen, den Betrag aufzubringen, drohte die Disziplinarkommission der FIFA dem Spieler mit einem Berufsverbot. Sollte er nicht innerhalb von 90 Tagen zahlen, würde ihm nach Aufforderung Donetsk jegliche Tätigkeit im Zusammenhang mit Fußball untersagt. Das Schweizerische Bundesgericht hob die "fundamental rechtswidrige" Disziplinarmaßnahme der FIFA auf. Fußball Bundesliga, HSV: Trainer Thorsten Fink vom abstiegsgefährdeten Fußball-Bundesligisten Hamburger SV hat den handgreiflichen Rauswurf von Nachwuchsspieler Muhamed Besic am vergangenen Samstag aus der Kabine verteidigt. "Ich kann nicht immer nur lieb sein, wenn man sich alles gefallen lässt, kommt man nicht weiter", sagte der 42-Jährige auf der Pressekonferenz am Donnerstag, "wir haben viel Arbeit vor uns, da kann ich keine Undiszipliniertheiten dulden." Vor dem Kellerduell beim Tabellenletzten 1. FC Kaiserslautern am Samstag (15.30 Uhr) lobte Fink die Trainingsarbeit in der vergangenen Woche: "Jeder Spieler hat voll verstanden, wie die Lage ist, jeder hat voll mitgezogen und konzentriert gearbeitet." Der Coach fordert von seinem Team "volle Konzentration im Spiel von der ersten bis zur letzten Minute." Er erwartet am Betzenberg ein "heißes Spiel. Kaiserslautern steht total unter Druck, aber wir wollen dagegenhalten. Für uns ist die Lage genau so brenzlig." Fußball Bundesliga, Claudio Pizarro: Verwirrung um Claudio Pizarro: Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs hat eine Meldung dementiert, wonach der peruanische Angreifer den Fußball-Bundesligisten im Sommer verlassen wird. "Da weiß die Sport Bild mehr als wir", sagte Allofs am Donnerstagmorgen: "Bei uns ist das so nicht kommuniziert. Ich glaube das aber ehrlich gesagt auch nicht." Die Sport Bild hatte berichtet, dass Pizarro seinen Vertrag in Bremen zum 30. Juni dieses Jahres gekündigt habe. Weil der Angreifer seine Kündigungsklausel noch vor Ablauf der vertraglich festgelegten Frist (31. März) gezogen habe, sei er nach der laufenden Saison ablösefrei. Außerdem berichtete das Blatt, Rekordmeister Bayern München habe Pizarro bereits einen Zweijahresvertrag angeboten. "Da müssen sie Bayern München fragen. Das wäre eine Sache zwischen ihnen und Claudio", sagte Allofs dazu. Tennis, WTA und ATP: Nach 26 Siegen in Folge hat die Weltranglisten-Erste Victoria Asarenka im Viertelfinale des WTA-Hartplatz-Tennisturniers von Miami ihre erste Niederlage in diesem Jahr kassiert. Marion Bartoli aus Frankreich beendete am Mittwoch (Ortszeit) beim 6:3, 6:3 die Erfolgsserie der 22-Jährigen aus Weißrussland und trifft jetzt im Halbfinale auf Agnieszka Radwanska. Die Polin setzte sich mit 6:4, 6:1 gegen Venus Williams (USA) durch. Das zweite Vorschlussrunden-Duell bestreiten die russische Weltranglisten-Zweite Maria Scharapowa und Caroline Wozniacki aus Dänemark. Beim gleichzeitig stattfindenden ATP-Masters der Herren stehen unterdessen Rafael Nadal (Spanien) und Andy Murray (Schottland) als erste Halbfinalisten fest. Nadal kämpfte in 2:50 Stunden den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga mit 6:2, 5:7, 6:4 nieder, Murray musste beim 4:6, 6:3, 6:4 gegen Janko Tipsarevic aus Serbien zwei Stunden und 38 Minuten lang ebenfalls Schwerstarbeit verrichten. Von bisher 18 Duellen gegen Murray hat Nadal 13 gewonnen. Basketball, NBA: Die Chicago Bulls sind in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Zwei Tage nach der 91:108-Heimniederlage gegen die Denver Nuggets setzte sich der sechsmalige Meister souverän 98:77 bei den Atlanta Hawks durch und hat mit nun 41 Siegen in 52 Spielen weiter die beste Bilanz in der Liga. Bei den Bulls, die bislang als einziges Team für die Play-offs qualifiziert sind, war Luol Deng mit 22 Punkten bester Werfer. Chicagos Superstar Derrick Rose verpasste die achte Begegnung in Folge wegen einer Leistenzerrung. Auch ohne Amar'e Stoudemire (Rückenprobleme) und Jeremy Lin (Knieprobleme) blieben unterdessen die New York Knicks das Team der Stunde. Beim 108:86 bei Orlando Magic gelang den Knicks der achte Sieg in den vergangenen neun Spielen. Beste Werfer beim Team aus dem "Big Apple", das weiter auf Play-off-Kurs steuert, waren Carmelo Anthony und Iman Shumpert mit jeweils 25 Punkten. Die New Orleans Hornets gewannen ohne den deutschen Nationalspieler Chris Kaman 102:87 bei den Golden State Warriors. Kaman musste wegen einer Grippe aussetzen. Für die beste Leistung des Abends sorgte derweil Allstar Kevin Love von den Minnesota Timbervolves, der beim 88:83-Sieg über die Charlotte Bobcats 40 Punkte und 19 Rebounds verbuchte. Eishockey, NHL: In der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL stehen die 30 Klubs kurz vor den Play-offs. Fünf Spieltage vor Schluss mussten die San Jose Sharks am Mittwoch (Ortszeit) bei den Anaheim Ducks in eine 1:3 (0:0, 1:1, 0:2)-Niederlage einwilligen und konnten damit keinen Boden auf die Konkurrenten im Kampf um die Playoff-Plätze gutmachen. Bei San Jose wurde der deutsche Torwart Thomas Greiss nicht eingesetzt. Die Sharks rangieren in der Western Conference der NHL mit 88 Punkten auf dem hart umkämpften achten Platz, der gerade noch zur Teilnahme an der K.o.-Runde berechtigt. Vor San Jose liegen zurzeit die Los Angeles Kings (88 Zähler). Unmittelbar hinter den Sharks machen sich die Phoenix Coyotes (87), die Colorado Avalanche (86) sowie die Calgary Flames (85) ebenfalls noch Playoff-Hoffnungen.
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Im Kampf um die Eishockey-Meisterschaft gleichen die Adler Mannheim gegen Berlin aus. Mitglieder des Formel-1-Teams Force India entgehen in Bahrain nur knapp einem Anschlag. Kanutin Birgit Fischer muss wegen Herzproblemen ihren Olympia-Traum aufgeben. Lars Stindl und Clemens Fritz verlängern ihre Verträge. Sport kompakt
Eishockey, DEL-Finale: Die Adler Mannheim haben in der Endspielserie der Deutschen Eishockey Liga den 1:1-Ausgleich erzielt. Am Mittwoch siegten die Kurpfälzer vor 13.600 Zuschauern in der SAP-Arena gegen Titelverteidiger Eisbären Berlin mit 4:1 (1:1, 1:0, 2:0). Bereits am Freitag treffen beide Mannschaften im dritten Finale in Berlin erneut aufeinander. Meister wird das Team, das drei Spiele gewinnt kann. Nach einem ausgeglichenen Beginn gingen die Adler durch Christoph Ullmann (12.) in Führung, als er mit einem Nachschuss traf. In der Folge gerieten die Eisbären mächtig unter Druck und hatten reichlich Glück, nicht noch weitere Gegentore kassiert zu haben. Einem Fehlpass von James Sifers verdankten die Eisbären den überraschenden Ausgleich durch Barry Tallackson (14.). Die erneute Führung im zweiten Drittel gelang Kenneth Magowan (32.) ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als der Meister aus Berlin das Spiel eigentlich in seine Kontrolle gebracht hatte, jedoch zuwenig Druck auf das Mannheimer Tor ausübte. Von diesem Rückstand erholten sich die Eisbären nicht mehr. Ein Doppelschlag von Adam Mitchell (46., 47.) brachte Mannheim endgültig auf den Weg zum Sieg. Formel 1, Force India: Der Chef der Formel-1-Strecke von Bahrain hat den Vorfall rund um das Force-India-Team, dessen Mechaniker nur knapp einem Anschlag gingen, als unglücklichen Umstand bezeichnet. "Das war unglückliches Timing", sagte Zayed Al Zayani, Vorsitzender des Bahrain International Circuit: "Auf sie wurde nicht bewusst gezielt, sondern sie waren zufällig dort. Man kann überall auf der Welt in Ausschreitungen oder einen Zwischenfall geraten." Die vier Mechaniker hatten am Mittwochabend auf dem Heimweg von der Strecke zum Hotel unmittelbar nach der Detonation einer Benzinbombe den Unglücksort erreicht. Von den Teammitgliedern, die erst nach einiger Zeit weitefahren konnten, wurde niemand verletzt. Ein anderer Force-India-Angestellter zog daraus für sich aber die Konsequenz, nach Hause zu fliegen. Formel 1, Mercedes: Für Promoter Bernie Ecclestone ist eine Zukunft der Formel 1 ohne Mercedes nicht mehr völlig ausgeschlossen. Denn die Silberpfeile sind sich mit dem Briten offenbar immer noch nicht über das neue Concorde Agreement einig geworden. "Ich kann sie zu nichts zwingen", sagte Ecclestone. Das neue Concorde-Abkommen, das die wirtschaftlichen Interessen in der Formel-1-WM regelt, soll die derzeit zwölf Teams langfristig an die Motorsport-Königsklasse binden. Und offenbar ist sich der Brite mit den meisten Rennställen einig, lediglich ein paar kleinere Teams haben angeblich ein Problem damit, eine Zusage abzugeben. Laut Ecclestone soll das Abkommen bis Ende des Jahres unter Dach und Fach sein. Für Historie und Erfolg eines jeden Teams gäbe es einen Bonus, erklärte Ecclestone. Ausgerechnet bei den Silberpfeilen scheint er keine Geschichte zu sehen. "Wenn man die Wurzeln des Teams zurückverfolgt, dann haben sie mit Tyrrell angefangen. Seitdem gab es vier Eigentümer und vier verschiedene Namen", sagte Ecclestone, "doch wenn wir es genau nehmen, dann ist Mercedes erst seit zwei Jahren in der Formel 1. Und sie haben die Weltmeisterschaft seitdem nicht gewonnen. Und nun auch erst ein Rennen. Kanu-Sport, Birgit Fischer: Der Traum von der siebten Olympia-Teilnahme ist für Birgit Fischer geplatzt. Das bestätigte die achtmalige Olympiasiegerin in einem Interview mit der Zeitung Die Welt. "Ich habe eine leichte Herzmuskelentzündung und der Facharzt sagte mir klipp und klar, dass ich keine Starterlaubnis bekomme und Training nur in den alleruntersten Herzfrequenzbereichen machen darf, sozusagen nur noch Wohlfühlpaddeln", sagte die 50-Jährige, die inzwischen "klug genug" sei, auf die Ärzte zu hören: "Gesundheit ist wichtiger als jedes um die Wette paddeln und jede Medaille." Fischer, die wegen Herzrhythmusstörungen bereits Anfang April die nationale Olympiaqualifikation in Duisburg absagen musste und nur noch eine theoretische Chance auf ein London-Ticket hatte, kennt seit Dienstag dieser Woche die Ursache für ihre Herzprobleme. "Ein von mir nicht richtig ernst genommener Reizhusten" im Trainingslager in Australien sei verantwortlich für "mein Herzstolpern", wie es die Ausnahmeathletin nennt. "Nach den gründlichen Untersuchungen kann ich einerseits nun aufatmen, andererseits bin ich ziemlich traurig", sagte Fischer. Bundesliga, Hannover 96: Lars Stindl bleibt für längere Zeit in Hannover. Der Mittelfeldspieler wird seinen bis Sommer 2013 laufenden Vertrag beim Fußball-Bundesligaclub um drei Jahre verlängern. "Er wird diese Woche noch einen Vertrag bis 2016 unterschreiben", kündigte 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke am Mittwoch an. Er habe die Zusage von dem Fußball-Profi bekommen. Zuvor hatten bereits die Stammspieler Jan Schlaudraff, Manuel Schmiedebach, Emanuel Pogatetz und Christian Pander ihre Verträge beim Europa-League-Teilnehmer und aktuellen Tabellensiebten verlängert. Um den derzeit verletzten Stindl hatten sich auch andere Vereine bemüht. Unter anderem soll Borussia Mönchengladbach ein Interesse an dem ehemaligen Karlsruher gehabt haben. Bundesliga, Werder Bremen: Kapitän Clemens Fritz hat seinen Vertrag bei Werder Bremen um zwei Jahre bis 2014 verlängert. Zudem beinhaltet der neue Kontrakt eine Option für ein weiteres Jahr. Das gab der Tabellenachte am Donnerstag bekannt. "Clemens spielt seit Jahren auf hohem Niveau. Er kann einen wichtigen Beitrag leisten, diese Konstanz auch auf die Mannschaft zu übertragen", sagte Trainer Thorsten Schaaf, "mit seinen Erfahrungen und seiner Persönlichkeit ist er in unserem Gefüge ein ganz wichtiger Spieler." Fritz, der seit 2006 168 Bundesliga-Spiele für Werder machte, fiel die Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages nach eigenen Angaben nicht schwer. "Ich bin von der Perspektive dieser jungen Mannschaft überzeugt, fühle mich in Bremen sehr wohl, und ich hatte sehr gute Gespräche mit unserer sportlichen Leitung", sagte der Verteidiger. Zuletzt hatte Werder bereits seine Kaufoption für den griechischen Innenverteidiger Sokratis gezogen. Bundesliga, TSG Hoffenheim: Matthieu Delpierre verstärkt ab der kommenden Saison die Abwehr des Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim. Der 30 Jahre alte Franzose wechselt im Sommer ablösefrei vom VfB Stuttgart ins Kraichgau, wo er einen Vertrag bis zum 30. Juni 2014 erhält. "Matthieu ist ein überragender Abwehrspieler, der uns zu noch mehr Stabilität verhelfen wird. Er ist ein gestandener Profi mit Führungsqualitäten und wird unserer jungen Mannschaft damit gut tun", sagte TSG-Trainer Markus Babbel am Mittwoch in einer Klubmitteilung über den Neuzugang. Delpierre absolvierte seit der Saison 2004/05 insgesamt 161 Bundesligaspiele für den VfB und gewann 2007 gemeinsam mit seinem künftigen Coach die deutsche Meisterschaft. In dieser Saison kam er bisher jedoch überhaupt nicht zum Einsatz. Handball, Bundesliga: Der THW Kiel hat trotz des 28. Saisonsieges in Folge den vorzeitigen Gewinn der deutschen Handball-Meisterschaft verpasst. Bei Frisch Auf Göppingen behielt der Rekordmeister mit 33:23 (15:13) souverän die Oberhand, die nötigen Patzer der direkten Konkurrenten blieben aber aus. Kiel kann nun am 1. Mai mit einem Heimsieg gegen den SC Magdeburg den 17. Titelgewinn der Vereinsgeschichte perfekt machen. Hinter dem souveränen Tabellenführer (56:0 Punkte) kämpfen drei Teams um die direkte Champions-League-Qualifikation. Die zweitplatzierte SG Flensburg-Handewitt (47:11) gewann auch ohne den verletzten deutschen Nationalspieler Holger Glandorf 32:30 (15:14) beim VfL Gummersbach und bleibt vor den Füchsen Berlin (46:12). Eishockey, Düsseldorfer EG: Dem achtmaligen deutschen Meister Düsseldorfer EG fehlen zum geplanten Etat für die kommende Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) weiter noch rund 240.000 Euro. Wie die DEG in einer Presseerklärung mitteilte, habe man seit dem Aufruf am 26. März keine weiteren Zusagen im Sponsoring bekommen. Düsseldorf will auf einen abgespeckten Etat von etwa 3,4 Millionen Euro kommen, den man für den Erhalt der Lizenz bis zum 15. Mai abgesichert bei der DEL präsentieren muss. "Zu diesem Zeitpunkt des Jahres sind in vielen Unternehmen die Sponsoring-Etats aber bereits vergeben, sodass wir keine weiteren Gelder akquirieren konnten. Wir erhalten positive Signale für das Jahr 2013, benötigen aber jetzt weitere Hilfe. Wir appellieren an die Freunde der DEG, alle Möglichkeiten auszuschöpfen", sagte DEG-Geschäftsführer Elmar Schmellenkamp. Über sogenannte Bekenner- und Retterpakete (10.000 und 20.000 Euro), die für den Mittelstand und Einzelpersonen angedacht waren, hatte die DEG Gelder generieren wollen, zusätzlich zu den großen Beteiligungen durch die Stadt Düsseldorf und einen Privatmann. Die Kultband "Die Toten Hosen" engagiert sich ebenfalls für den Traditionsklub. Der bisherige Hauptsponsor Metro beendet sein Engagement nach Saisonende.
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Welche Rolle die Bank Monte dei Paschi für Italien spielt, lässt sich mithilfe ihrer Heimat Siena erklären - eine Stadt, die den Glauben ans Land zurückgeben kann.
Vergangenen Spätsommer beschenkte Matteo Renzi, damals noch Ministerpräsident, die italienische Jugend: Wer zwischen September 2016 und Dezember 2017 18 Jahre alt werde, solle einen Gutschein über 500 Euro bekommen, einzulösen bei Museen, Theatern, Konzerthallen oder Nationalparks. Weil in Italien gut eine halbe Million Menschen in diesem Alter ist, musste der Staat für dieses Geschenk 290 Millionen Euro bereitstellen. Das ist viel Geld für eine Nation, in der mehr als 40 Prozent der Jugendlichen ohne Arbeit sind und geringe Aussichten haben, je eine Stelle zu erhalten. Entsprechend wurde vermutet, die Gutscheine seien ein Versuch, die Jugend vor dem Referendum vom 4. Dezember auf die Seite Matteo Renzis zu ziehen - als ob die jungen Leute nichts lieber täten, als ins Museum zu gehen. Man muss die Botschaft umkehren, um sie zu verstehen: Das Geld, erklärte die italienische Regierung, sei dazu da, die Jugend aufs Neue "mit dem kulturellen Erbe unseres Landes" zu verbinden. Denn was bleibt, wenn die Auflösung der italienischen Industrie mit hoher Geschwindigkeit voranschreitet, wenn von den 125 000 Arbeitern, die Fiat noch in den frühen Neunzigern in Italiens Fabriken beschäftigte, noch 25 000 geblieben sind, wenn Jobs allenfalls noch in "sweat shops" entstehen, die unter chinesischer Regie in leer stehenden Hallen eingerichtet werden? Was bleibt, sind die alten Städte, die Kunstschätze, die Schönheit einer Landschaft, die seit Tausenden von Jahren bewirtschaftet wird. Die Gutscheine sind also keine Wahlgeschenke, sondern ein Versuch, die Jugend auf Italiens ästhetische und moralische Größe zu verpflichten, auch und gerade wenn es keine anderen Gründe für einen solchen Glauben gibt. Die muschelförmige Piazza ist Symbol für Gemeinsinn, Lebensfreude und Geselligkeit Eine solche alte Stadt ist Siena, ein kleines Gemeinwesen von 60 000 Einwohnern, das spätestens seit dem Mittelalter auf der Kuppe eines Hügels in der Mitte der Toskana liegt. Von Ferne schon ist der Dom mit seiner schwarz-weiß gestreiften marmornen Fassade zu erkennen, das höchste Gebäude der Stadt, und nicht weit davon ragt der Torre del Mangia zwischen den Ziegeldächern hervor. Darunter, das weiß man, liegen der Palazzo Publico mit seinen Fresken, in denen die "gute Regierung" verherrlicht wird, sowie die muschelförmige Piazza, die wie kein anderer Platz in Italien ein Symbol von Gemeinsinn, Lebensfreude und Geselligkeit zu sein scheint. Und ein paar Schritte von dieser Piazza entfernt residiert, im Palazzo Salimbeni, einem trutzigen Gebäude aus dem 13. Jahrhundert, die Hauptverwaltung der Bank Monte dei Paschi di Siena. Seit seiner Gründung im Jahr 1472 ist das Unternehmen, gegenwärtig noch das drittgrößte Finanzhaus Italiens, in diesen Räumen zu Hause. Die Bank befindet sich zurzeit in so großen Schwierigkeiten, dass der italienische Staat nun etwas tut, was er nach den jüngsten Regeln der Europäischen Union eigentlich nicht mehr tun darf. In seinen Büchern standen schon im vergangenen Sommer Kredite in Höhe von mehr als 45 Milliarden Euro, bei denen der Schuldendienst zu einer fragwürdigen Sache geworden war. Und weil die Bank es zuletzt nicht mehr schaffte, aus eigener Kraft das Geld für eine weitere Kapitalerhöhung zu beschaffen, sieht es nun so aus, als werde der italienische Staat für die Sicherheiten sorgen. Das tut er weniger, damit Privatanleger ihr Geld nicht verlieren. Sondern er tut es vor allem, um die Kontrolle über die nationale Finanzwirtschaft zu behalten. Die Bank aus Siena mag in größeren Schwierigkeiten stecken als andere wichtige italienische Banken. Ein Problem mit gefährdeten oder gar wertlos gewordenen Krediten haben jedoch alle. Die Monte dei Paschi hatte im 15. Jahrhundert als Pfandleihe ("Monte di Pietà") begonnen, als wohltätige Einrichtung der Kommune, die den Armen kleine Kredite gewährte. Solche Institute wendeten sich gegen die "Wucherer", meist jüdische oder lombardische Geldverleiher. Eine Bank, die ihre Geschäfte in der ganzen Toskana betrieb, wurde das Institut jedoch schon wenige Jahrzehnte später, nachdem Siena die Konkurrenz gegen Florenz längst verloren hatte. Großherzog Ferdinand II., der vorletzte Medici, sorgte 1624 für die Sicherheiten, in Gestalt der Weiden ("Paschi") der Maremma, auf denen das Vieh der Stadt Siena gehalten wurde. Im 19. Jahrhundert wurde die Bank, obzwar noch immer in Siena zu Hause, zu einer nationalen Bank, unter anderem mit der Vergabe von Krediten für die Einigung der Nation. Und es dauerte auch danach noch lange, bis die Bank die Bindung an die Stadt preisgab, nämlich bis ins frühe 21. Jahrhundert, und es geschah nur aus Not und unter Zwang. Ganz verschwunden ist die Bindung immer noch nicht, wenngleich längst von mehr Bitterkeit als Stolz getragen. 2012 hat der Staat die Bank zum ersten Mal gerettet. Jetzt macht er es wieder Italiens Bankwesen ist, an internationalen Maßstäben gemessen, nach wie vor eher klein. Gründe dafür gibt es viele: dass ein großer Teil der italienischen Wirtschaft aus kleineren Betrieben im Familienbesitz besteht zum Beispiel, oder dass in der Folge nur eine Minderheit der Firmen an der Börse notiert sind (etwa 300, verglichen mit mehr als 800 Unternehmen in Deutschland) oder dass Investmentbanking für sie eine minder prominente Rolle spielt. Als das italienische Bankwesen in den frühen Neunzigern auf eine neue Grundlage gestellt wurde, vor allem der Anpassung an die Finanzwirtschaft der Europäischen Union wegen, hatte es sich seit den Dreißigern kaum verändert: Es wurde beherrscht von regional operierenden Unternehmen, die oft in kommunaler Regie betrieben wurden, und das bedeutet auch: mit engen Beziehungen zwischen Bank, Wirtschaft und Politik. Dann aber wurde, in schnellen Schritten, das Bankwesen dereguliert, zunächst mit Erfolg: Die großen italienischen Banken gewannen mit der Kreditwürdigkeit, die der Euro verlieh, eine Macht, die sie zu europäischen Akteuren werden ließ. Es war dieses plötzliche Wachstum, das die Monte dei Paschi in die Lage versetzte, nach dem Jahr 2000 mehrere italienische Regionalbanken zu kaufen, zu teils außerordentlichen Preisen - woraufhin das Finanzhaus im Jahr 2012 zum ersten Mal vom Staat gerettet werden musste. Dabei hatten die italienischen Banken die Finanzkrise zunächst relativ gut überstanden, nicht zuletzt, weil sie noch immer im Kern als Kreditinstitute für die heimische Wirtschaft ausgelegt waren. Wenn das heute anders aussieht, so liegt das weniger daran, dass man im Palazzo Salimbeni und in den anderen Zentralen des italienischen Bankwesens falsch spekuliert hätte. Sondern es liegt an den Folgen einer nunmehr seit acht Jahren währenden Krise, in deren Verlauf die italienische Wirtschaft kontinuierlich um etwa fünf Prozent pro Jahr schrumpft. Die kleinen und mittleren Unternehmen, von denen Italien lebt, erweisen sich als nicht mehr konkurrenzfähig, als sich in der Krise und durch die Krise der direkte Vergleich zwischen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der einzelnen europäischen Staaten verschärft. Und als die Monte dei Paschi Ende 2016 dort ankommt, wo die Hypo Real Estate oder die Commerzbank im Jahr 2008 waren, nämlich kurz vor dem Bankrott, finden sich, seit einem knappen Jahr, die Regeln für die Rettung von Banken geändert. Selbstverständlich sieht man sich deswegen in Italien betrogen, von "Wucherern", die wiederum von außen kommen. Es gebe einen politischen Grund für die Fixierung auf die gefährdeten Kredite, erklärt zum Beispiel Roberto Napoletano, der Herausgeber der Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore: Bald würden die französischen Banken die nunmehr so billig gewordenen italienischen Kreditinstitute kaufen, die großen italienischen Marken erwerben und vielleicht sogar Generali, dem größten italienischen Versicherer, an die Gurgel gehen. Tatsächlich gehe es den italienischen Banken gar nicht so schlecht. Denn zum einen gebe es zumindest für einen großen Teil der gefährdeten Kredite noch Sicherheiten. Zum anderen frage er sich, warum eigentlich keiner mehr von den " level 3 assets" rede, den absolut wertlosen Vermögenspapieren, die sich etwa in den Büchern spanischer Banken (und auch bei der Deutschen Bank) versteckten. Italien, ruft Roberto Napoletano, müsse die Füße wieder fest auf den heimischen Boden setzen. In den besten Zeiten der Bank, in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends, trug sie, die damals noch größtenteils einer kommunalen Stiftung gehörte, mit bis zu 200 Millionen Euro jährlich zum Budget der Stadt bei. Sie förderte das Krankenhaus, die Verkehrsbetriebe, das Museum und den Palio, das Pferderennen auf der Piazza del Campo. Das Geld gibt es nicht mehr, zum Kummer der Bürger Siena und zur Schadenfreude aller Nachbarn. Die Stadt aber steht noch, so wie sie es seit vielen hundert Jahren tut, und so, wie sie es wahrscheinlich noch lange tun wird.
https://www.sueddeutsche.de/geld/berlin-gefragt-und-immer-teurer-1.3939381
mlsum-de-9846
Die steigenden Mieten und Kaufpreise machen den Menschen sehr zu schaffen. Das liegt auch am starken Interesse der ausländischen Anleger - jetzt ist sogar Warren Buffett da.
Warren Buffett hat ein Faible dafür, seine Gedanken und Erkenntnisse in prägnanten Sprüchen zusammenzufassen. "Seien Sie ängstlich, wenn die Welt gierig ist, und seien sie gierig, wenn die Welt ängstlich ist", sagt der Investor. Und er scheint fast immer recht zu behalten, schließlich ist der inzwischen 87-jährige Amerikaner nicht nur eine Investmentlegende, er gehört auch seit langer Zeit zu den reichsten Männern der Welt. Diesmal aber scheint er gegen seine eigenen Gesetze zu verstoßen. Anfang des Jahres wurde bekannt, dass der US-Multimilliardär sein Glück jetzt auch in der deutschen Hauptstadt versuchen will. Die zu Warren Buffets Imperium gehörende Berkshire Hathaway Homeservices soll mit der Rubina Real Estate GmbH, einem Berliner Immobilienvermittler, eine Allianz eingegangen sein, heißt es. Deren Chef Carsten Heinrich jedenfalls gab seinen Stolz darauf umgehend bekannt. "Wir freuen uns darauf, die Marke Berkshire Hathaway Homeservice auf dem Berliner Markt zu etablieren", sagte Heinrich. Und er hat auch allen Grund dazu. Das Buffett-Unternehmen gilt seit seiner Gründung im September 2013 mit jetzt mehr als 45 000 Maklern und über 1400 Büros als das am schnellsten wachsende Immobiliendienstleistungsnetzwerk in den USA. Und das hat nun - Gier hin oder her - den Berliner Markt für sich entdeckt. Der aber gilt in der Branche mittlerweile als einer der heißesten in Europa. Für reiche Chinesen bieten deutsche Städte wahre Schnäppchen Keine Frage, Buffett ist für lohnende Deals weltweit bekannt. Und Berlin bietet sie. Kaum sonst wo in Deutschland sind die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren so stark gestiegen. Denn in Berlin tobt ein Kampf. In- und ausländische Investoren rangeln um das Attraktivste, was die deutsche Hauptstadt gegenwärtig zu bieten hat: Grundstücke, Wohnungen und andere Immobilien. Allein die Kaufpreise für ein Dach über dem Kopf haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Wer seine Wohnung 2008 für etwa 1900 Euro pro Quadratmeter angeboten hat, würde für dieselbe Immobilie 2018 mindestens das 2,25-Fache erzielen können. Über alle Lagen und Wohnungstypen hinweg beträgt der durchschnittliche Angebotspreis für einen Quadratmeter Wohnfläche inzwischen 4100 Euro. Berlin sei "die Stadt mit den am schnellsten wachsenden Immobilienpreisen der Welt", staunte der britische Guardian dieser Tage. Detailansicht öffnen Viele Mieter können sich ihre Wohnung, wie hier in Berlin, ohne Hilfe vom Staat nicht leisten. (Foto: Sean Gallup/Getty) Trotzdem taucht Berlin nicht unter den Top Ten der teuersten Städte der Welt auf. Die Preise sind zwar stark gestiegen, aber auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Nach Berechnungen der Londoner Immobilienberatungsgesellschaft Knight Frank LLP kann man in Berlin für eine Million US-Dollar noch ein hochwertiges 77 Quadratmeter großes Innenstadt-Apartment erwerben. In Hongkong oder New York, so der Knight-Bericht, reiche das gerade mal noch für ein 22 beziehungsweise 25 Quadratmeter großes Mikroapartment. Und das sei nur gut so, zeige das doch, wie viel Luft Berlin noch nach oben habe. Der Berliner Wohnungsmarkt ist ein Markt der Extreme und der unterschiedlichen Interessen. Was Makler ob dieser Preisaussichten freut, produziert bei Mietern wie Wohnungssuchenden eher Angstschweiß. Sie sorgen sich um die Aufwertung der Kieze und hoffen auf ein Ende des Preiswachstums. Aber wie realistisch ist das überhaupt, wo immer mehr internationale Investoren Berlin für sich entdecken und gleichzeitig die Bevölkerung allein in den vergangenen zwei Jahren um mehr als 100 000 Bewohner gewachsen ist? Und bei beiden Größen in den nächsten Jahren ein weiterer Anstieg vorausgesagt wird. Es sind nicht nur die Renditeerwartungen, die den Wohnungsmarkt der Hauptstadt zusätzlich befeuern. Es sind auch Rechtssicherheit, politische Stabilität und wirtschaftliche Dynamik, die Berlin zu einem "sicheren Hafen" für Investoren machen, die längst nicht nur aus Westeuropa, den USA oder Russland, sondern mehr und mehr auch aus China kommen. Reich gewordene Chinesen, gerade auch aus der immer größer werdenden Mittelschicht, suchten nach neuen Anlagezielen, sagt Sven Carstensen vom Immobilienspezialisten Bulwiengesa. Daheim in Peking oder Shanghai würden in der Spitze zwischen 15 000 und 18 000 Euro pro Quadratmeter fällig. Da böten deutsche Städte wie eben Berlin noch wahre "Schnäppchen". Niedrige Zinsen verstärken diesen Trend noch. Bei bundesweiten Immobiliengeschäften mit einem Volumen von mehr als zehn Millionen Euro stammte laut Studie des Verbands deutscher Pfandbriefbanken im vergangenen Jahr mehr als jeder zweite Euro von ausländischen Kapitalgebern. Damit flossen mehr als 59 Milliarden Euro in Gebäude in ganz Deutschland, fast dreimal so viel wie 2010. Preisexplosion in den Metropolen Deutschlands Metropolen kennen bei den Haus- und Wohnungspreisen nur den Weg nach oben. Seit 2009 sind die Mieten und Preise in den sogenannten A-Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart laut Deutschland-Monitor der Deutschen Bank Research kräftig gestiegen. In einigen der Städte haben sich die Wohnungspreise bis 2017 sogar mehr als verdoppelt. Insgesamt erhöhten sich die Preise in den Metropolen (A-Städte) um 80 Prozent. Die hohe Nachfrage und die Angebotsknappheit werden vielerorts von einem hohen Einwohner- und Beschäftigungswachstum sowie fallenden Arbeitslosenraten angetrieben. München etwa habe inzwischen eine Leerstandquote von faktisch null. In Berlin sei das Beschäftigungswachstum im vergangenen Jahr auf vier Prozent gestiegen, in Frankfurt fehlten mindestens 40 000 Wohnungen. Allein 2017 seien darum die Wohnungspreise gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent gestiegen. In Stuttgart wiederum verhindere die Kessellage den so dringenden Neubau. Darum hätten sich auch dort die Wohnungspreise seit 2009 verdoppelt. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in ganz Deutschland dürfte nach vorläufigen Zahlen 2017 erstmals über 300 000 Einheiten gelegen haben, heißt es. Für 2018 werde mit 335 000 neuen Wohnungen gerechnet. Der jährlich Bedarf aber liege immer noch bei 350 000 Einheiten. Der Preisdruck bleibe damit zumindest in den Metropolen bestehen. Die Überbewertungen und das Risiko einer ausgewachsenen Preisblase im deutschen Häusermarkt steigen, warnen die Deutsch-Banker. Steffen Uhlmann "Es werden noch immer vor allem kaufkraftstarke Mandanten bedient." Die Wachstumsdynamik bei Zuzug, Wirtschaft und Immobilienpreisen beschert der Politik und vor allem den Berlinern selbst immer größere Probleme. Für Stadtsoziologen wie den ehemaligen Staatssekretär Andrej Holm von den mitregierenden Linken steckt Berlin in der größten Stadtentwicklungskrise seit dem Fall der Mauer. Noch nie waren in den vergangenen 25 Jahren die Wohnungen so knapp und die Mieten so hoch. Und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, die Lage verschärft sich noch, weil zu wenig gebaut oder noch immer am Bedarf vorbei gebaut wird. Christoph Gröner, Chef der CG-Gruppe, die mehrere Hundert Wohnungen pro Jahr errichtet, hat für seine Branche ein ausgesprochenes Missverhältnis ausgemacht. "Es werden noch immer vor allem kaufkraftstarke Mandanten bedient", sagt er. Nur könnten sich weder Krankenschwester noch Polizeibeamte Mietpreise oberhalb von zwölf Euro pro Quadratmeter leisten. Der Anstieg ist drastisch - auch im Bestand. "Wer zu völlig überhöhten Preisen in der Innenstadt oder außerhalb des Innenstadtrings ein Mietshaus gekauft hat, der erwartet dennoch Gewinn", sagt Holm. Solche Preise seien aber mit Mieterhöhungen in bestehenden Verträgen nicht zu finanzieren. Käufer setzten darum auf Verdrängung der alten Mieter, um bei Neuvermietung die Mieten deutlich erhöhen zu können. Oder die Wohnung wird gleich wieder veräußert. Mieter oder Zuzügler, die eine Wohnung beziehen wollen, müssen laut einer Studie von Berlin Hyp und der Maklerfirma CBRE mit mindestens zehn Euro pro Quadratmeter (kalt) rechnen. Oder noch mehr, schließlich wird nach deren Analyse die mittlere Angebotsmiete in diesem Jahr die Zehn-Euro-Schwelle überschreiten. Damit liegt Berlin zwar weiterhin hinter München, Frankfurt, Stuttgart, Hamburg und Köln - gemessen an der Kaufkraft aber ist die Belastung für Mieter mit neuen Verträgen jedoch nur in München und Frankfurt höher. Über ganz Berlin betrachtet beträgt die "Wohnkostenquote" 29 Prozent, also deutlich mehr als ein Viertel des Einkommens der Berliner. Dabei verdient schon jetzt jeder Zweite von ihnen so wenig, dass er Anspruch auf eine geförderte Sozialwohnung hätte, von denen es in Berlin aber immer weniger gibt. Derzeit sind es gerade noch etwa 100 000. Derweil wird in Berlin gestritten. Beteiligt daran sind die Mieter- und Immobilienverbände, Branchenkenner und -kritiker, nicht zuletzt die Politik. Je nach Interesse und Angehörigkeit fallen die Lösungsvorschläge für die Wohnungskrise unterschiedlich aus. Die einen fordern schärfere Gesetze, mehr Milieuschutz und Vorkaufsrechte sowie eine tatsächlich wirkende Mietpreisbremse. Die Branchenvertreter wiederum lehnen schärfere Gesetze und staatliche Eingriffe ab. Angebot und Nachfrage regelten noch immer den Preis, sagt Dirk Wohltorf, Vorstandschef des Immobilienverbandes IVD Berlin-Brandenburg. Darum müsse gebaut, gebaut und nochmals gebaut werden. Erst dann entspanne sich der Markt, ist Wohltorf überzeugt.
https://www.sueddeutsche.de/sport/wta-finale-in-istanbul-kerber-trifft-beim-masters-auf-serena-williams-1.1799296
mlsum-de-9847
Angelique Kerber erwischt beim Abschlussturnier der Frauen eine schwierige Gruppe. Timo Glock gewinnt in seinem BMW überraschend das Tourenwagen-Rennen in Hockenheim. Die deutschen Bahnradfahrer glänzen bei der EM, Tennisspielerin Annika Beck verliert ihr erstes WTA-Finale.
Tennis, WTA-Finale in Istanbul: Schweres Los für Angelique Kerber: Deutschlands Nummer eins aus Kiel trifft beim WTA-Masters vom 22. bis 27. Oktober in Istanbul in der Gruppenphase auf die Weltranglistenerste und Titelverteidigerin Serena Williams (USA) sowie die Polin Agnieszka Radwanska und die frühere Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova aus Tschechien. Dies ergab die Auslosung am Sonntag in der türkischen Metropole. "Ich habe mich als Letzte qualifiziert. Und vielleicht werden die Letzten die Ersten sein", sagte die 25-Jährige. In der zweiten Gruppe treten Wiktoria Asarenka (Weißrussland), Sara Errani (Ialien), Jelena Jankovic (Serbien) und Li Na (China) an. Kerber ist zum zweiten Mal beim Saisonfinale der acht besten Spielerinnen dabei. Im Vorjahr schied Kerber nach Niederlagen gegen Williams, Asarenka und Li ohne einen Sieg in der Vorrunde aus. 2. Liga, Randale: Nach der Zweitligapartie zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem Karlsruher SC ist es am Sonntag nach Polizeiangaben zu Ausschreitungen gewaltbereiter Fußballfans gekommen. Rund 40 KSC-Anhänger seien im Hauptbahnhof in Kaiserslautern aus einem wartenden Zug gestiegen und auf die Gleise gerannt, um zu rund 80 FCK-Fans zu gelangen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. "Beide Seiten warfen Flaschen und randalierten. Die Situation war bedrohlich." Der Polizei sei es jedoch gelungen, die gegnerischen Lager zu trennen. Zeitweise habe man dafür einige Zugänge zu den Gleisen sperren müssen. Nachdem der Zug mit den Karlsruhe-Fans abgefahren sei, habe sich die Situation beruhigt. "Bisher sind uns keine Verletzungen bekannt", sagte der Sprecher. Die Bundespolizei war im Bahnhof mit rund 400 Kräften im Einsatz. Das Spiel hatte 2:2 geendet. DTM, Timo Glock: Der frühere Formel-1-Pilot Timo Glock hat im letzten Rennen seiner ersten DTM-Saison überraschend den ersten Sieg in der Tourenwagenserie gefeiert. Der 31-Jährige aus Wersau gewann den zehnten Lauf in Hockenheim und verhalf BMW damit zudem zur erfolgreichen Titelverteidigung in der Markenwertung vor Audi. Beim Regenrennen auf der Traditionsstrecke feierte der junge Mercedes-Pilot Roberto Merhi (Spanien) trotz Startplatz 21 und einer Durchfahrtstrafe mit Rang zwei seinen ersten Podestplatz in der DTM. Der entthronte Titelverteidiger Bruno Spengler (Kanada) beendete die Saison auf einem versöhnlichen dritten Platz, der neue Champion Mike Rockenfeller (Neuwied) fuhr im Audi nur auf den 16. Platz und holte erstmals in diesem Jahr keine Punkte. Tennis, WTA-Turnier in Luxemburg: Fed-Cup-Spielerin Annika Beck hat das erste Endspiel ihrer Karriere auf der WTA-Tour verloren. Die 19-Jährige aus Bonn unterlag in Luxemburg der ehemaligen Weltranglistenersten Caroline Wozniacki aus Dänemark nach 74 Minuten mit 2:6, 2:6 und musste sich mit einem Preisgeld von 16.129 Euro trösten. Beck war ins Finale eingezogen, nachdem ihre Gegnerin Stefanie Vögele aus der Schweiz im zweiten Satz verletzungsbedingt aufgegeben hatte. Die topgesetzte Wozniacki hatte mit einem 6:4, 6:4 gegen die als Nummer drei eingestufte Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki aus Berlin ein deutsches Endspiel verhindert. Für die Dänin war es der 21. Titel auf der WTA-Tour. Auch im Doppel gab es keinen deutschen Sieg. Kristina Barrois (Bous) musste sich mit ihrer französischen Partnerin Laura Thorpe der Paarung Stephanie Vogt/Yanina Wickmayer (Liechtenstein/Belgien) mit 6:7 (2:7), 4:6 geschlagen geben Fußball, Werder Bremen: Werder Bremen beklagt nach dem 0:0 gegen den SC Freiburg einen langfristigen Ausfall. Stürmer Nils Petersen hat sich in der Samstag-Partie einen Teilabriss des linken Innenbandes zugezogen. Der Torjäger fällt nach Angaben des Fußball-Bundesligaclubs sechs Wochen aus. Der Stürmer erlitt die Verletzung direkt nach seiner Tor-Chance in der 90. Minute. "Ich habe nach dem Schuss sofort etwas gespürt, als sich mein Knie verdreht hat. Ob es mit oder ohne gegnerische Einwirkung passiert ist, kann ich nicht mehr sagen", kommentierte Petersen die Szene und musste danach leicht schmunzelnd feststellen: "Wenn ich in der Aktion das 1:0 mache, dann sind die Schmerzen nicht ganz so groß. Im Moment ärgere ich mich noch mehr über die vergebene Chance, als über die Verletzung." Für Petersen wird es die erste verletzungsbedingte Bundesliga-Pause sein. "Ich habe hier noch keine Partie durch Verletzung verpasst und hoffe, dass es trotz allem vielleicht schneller geht als prognostiziert", ergänzte der Angreifer. Neben Petersen fehlte am Sonntag beim Auslaufen auch Aaron Hunt. Der Mittelfeldspieler pausierte wegen Magen-Darm-Problemen. Bahnrad, EM: Die deutschen Bahnrad-Sprinter bleiben Erfolgsgaranten. Einen Tag nach ihrem zweiten Platz im Teamsprint sicherte sich Vizeweltmeisterin Kristina Vogel (Erfurt) bei den Europameisterschaften in Apeldoorn/Niederlande am Samstag Gold in der Einzelkonkurrenz. Ihr erfolgreiches Wochenende rundete die Olympiasiegerin am Sonntag mit Silber im Keirin ab. Für einen weiteren deutschen Titel sorgte zum Abschluss der Wettkämpfe Maximilian Levy (Berlin) im Keirin. Robert Förstemann (Greiz), der am Freitag den Teamsprint gewonnen hatte, holte sich im Sprint Silber. Weltmeister Stefan Bötticher (Leinefelde) musste sich dagegen mit dem undankbaren vierten Rang zufrieden geben. Vogel, die am Freitag an der Seite von Miriam Welte Silber im Teamsprint geholt hatte, verwies im Finale die Niederländerin Elis Ligtlee in zwei Läufen auf den zweiten Platz. "So gefällt mir das ja - aber gefeiert wird nicht, morgen gehts noch ans Keirin", postete Vogel nach ihrem ersten großen Einzel-Triumph auf Facebook. Boxen, Amateur-WM: Sieben deutsche Boxer stehen bei den Amateur-Weltmeisterschaften in Almaty in Kasachstan im Achtelfinale. Als letzte schafften am Sonntag Vize-Europameister Arayk Marutyan aus Schwerin und Robert Harutyunyan aus Hamburg den Sprung in die Runde der besten 16. Serge Michel aus Traunreut schied hingegen wie zuvor zwei weitere Deutsche aus. Weltergewichtler Marutyan bezwang in seinem ersten Kampf bei der WM den Türken Onder Sipal einstimmig nach Punkten (30:27, 30:27, 29:28). Im Leichtgewicht bis 60 Kilogramm folgte Robert Harutyunyan mit einem 2:1-Punktsieg (29:28, 29:28, 28:29) über den Algerier Mohamed Ouadahi seinem Bruder Artem ins Achtelfinale. Halbschwergewichtler Michel musste seine WM-Träume nach einer einstimmigen Punktniederlage (26:30, 27:30, 24:30) gegen Titelverteidiger Julio la Cruz aus Kuba hingegen begraben. Amsterdam-Marathon: Der Kenianer Wilson Chebet hat zum dritten Mal in Serie den Amsterdam-Marathon gewonnen. Der 28-Jährige, der in seiner Heimat bereits den Spitznamen "Mister Amsterdam" trägt, siegte am Sonntag in 2:05:36 Stunden. Bei insgesamt guten, aber zeitweise auch etwas windigen Wetterbedingungen verbesserte Chebet damit seinen eigenen Streckenrekord von 2012 um fünf Sekunden. Zweiter wurde Birhanu Ghirma aus Äthiopien in 2:06:06 Stunden vor Bernard Koech aus Kenia, der 2:06:29 Stunden lief. Auch bei den Frauen gab es einen kenianischen Sieg. Valentine Kipketer gewann das Rennen über 42,195 Kilometer souverän in 2:23:02 Stunden und steigerte ihre persönliche Bestzeit um rund eineinhalb Minuten. Baseball, World Series: Die Boston Red Sox sind den St. Louis Cardinals in die World Series gefolgt. Ab Mittwoch spielen die beiden Teams in der Major League Baseball (MLB) zum vierten Mal nach 1946, 1967 und 2004 gegeneinander um den Titel. Die ersten beiden Aufeinandertreffen hatte St. Louis, das dritte dann die Red Sox für sich entschieden. Boston gewann 5:2 gegen die Detroit Tigers und entschied das Finale der American League mit 4:2 für sich. St. Louis hatte die Los Angeles Dodgers zuvor nach einem 9:0 mit dem gleichen Ergebnis in der Best-of-seven-Finalserie der National League ausgeschaltet. Die Entscheidung im Bostoner Fenway Park fiel Ende des siebten Innings, als Shane Victorino ein Grand Slam gelang. Der Outfielder schlug einen Homerun, als alle drei Bases besetzt waren. Dafür bekamen die Red Sox vier Punkte. Boston, Gastgeber der ersten beiden Finalspiele, hat die World Series siebenmal gewonnen. St. Louis triumphierte elfmal, zuletzt 2011. Ski-Weltcup: Ski-Rennläufer Felix Neureuther wird wohl wie erhofft zum Auftakt der Olympia-Saison beim alpinen Weltcup in Sölden/Österreich an den Start gehen können. "Es sieht sehr gut aus, dass Felix dabei sein kann", sagte Ralph Eder, Pressesprecher des Deutschen Skiverbandes (DSV), dem SID. Neureuther (29) habe in der vergangenen Woche sowohl auf dem Mölltaler Gletscher als auch auf dem Rennhang am Rettenbachferner in Sölden "sauber getestet" und sei optimistisch, antreten zu können. Slalom-Vizeweltmeister Neureuther war wegen einer misslungenen Knöchel-OP im Sommer verspätet in die Vorbereitung auf den Winter eingestiegen. In Sölden findet am kommenden Sonntag mit dem Riesenslalom das erste Rennen der Saison statt. Tags zuvor gehen die Frauen ebenfalls im Riesentorlauf auf dieselbe Strecke. Rennsport, Moto2:Der Aufstieg von Motorrad-Pilot Jonas Folger in die Moto2-Klasse ist perfekt. Der 20-Jährige aus Schwindegg hat am Rande des Grand Prix von Australien auf Phillip Island für die kommende Saison beim AGR-Team unterschrieben. Der Moto3-Fahrer hatte bereits vor einer Woche erklärt, dass der Wechsel in trockenen Tüchern sei. Folger fährt seit 2008 in der WM. 2011 holte der Wahl-Spanier auf einer 125er in Silverstone/Großbritannien seinen ersten Grand-Prix-Sieg. In der Nachfolgeklasse Moto3 gewann er 2012 in Brünn/Tschechien. In Australien wurde Folger am Sonntag Sechster, in der WM ist der Oberbayer Fünfter. US-Sport, Indy-Car: Rennfahrer Scott Dixon hat sich zum dritten Mal den Titel in der IndyCar-Serie gesichert. Dem 33 Jahre alten Neuseeländer reichte beim Saisonfinale am Samstag auf dem Auto Club Speedway im kalifornischen Fontana ein fünfter Platz, um Helio Castroneves zu distanzieren. Der Brasilianer hatte die Gesamtwertung in dem nordamerikanischen Pendant zur Formel 1 lange Zeit angeführt, lag aber am Schluss 27 Punkte hinter dem für das Team Target Chip Ganassi fahrenden Dixon. Will Power aus Australien gewann den letzten Saisonlauf.
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mlsum-de-9848
Taschen "made in Germany" waren einst weltberühmt. Mit Stiebich & Rieth, Tsatsas und PB 0110 wollen nun drei neue deutsche Labels die Erfolgsgeschichte fortführen.
Es ist nur noch ein Fragment, aber das Fabrikportal auf dem Vorplatz des Offenbacher Ledermuseums lässt erahnen, dass hinter dieser Schwelle einmal etwas Großes gewesen sein muss. Auf dem Medaillon des Torbogens steht er noch: J. Mayer & Sohn, ein Name, den kaum noch jemand kennt, der aber einst als weltgrößter Produzent von hochwertigem Chevreauleder den Glanz der deutschen Lederindustrie verkörperte. 1776 begann hier mit der Gründung einer Etuifabrik ein Gewerbe, das mehr als zweihundert Jahre florierte und eine ganze Reihe ikonischer Taschen hervorbrachte. Zum Beispiel die Aktenkoffer von Seeger und Mädler, die als die besten der Welt galten und von Leonard Bernstein, Frank Sinatra und Margaret Thatcher getragen wurden. Oder die Damentaschen von Goldpfeil: Die Marke betrieb sogar Läden auf der Fifth Avenue und dem Rodeo Drive. Zeitweise wurden sie in einem Atemzug mit Louis Vuitton und Chanel genannt. Deutsche Luxusmarken wie Aigner, Escada, MCM, Jil Sander und Montblanc haben hier auch produziert, ebenso wie Christian Dior in den Fünfzigerjahren. In den Siebzigerjahren kam jedoch der Einbruch. Firmen wanderten ab, weil sie plötzlich in anderen Ländern mit größerer Arbeitskraft zu einem geringeren Preis produzieren konnten. Zudem griffen die Konsumenten immer häufiger nach niedrig- und mittelpreisigen Produkten. Traditionsmarken wie Seeger, Mädler und Goldpfeil meldeten Konkurs an. Picard blieb, um das Premiumsegment und Gütesiegel "Made in Germany" zu verteidigen, galt aber schnell als verstaubt. Detailansicht öffnen Schultertaschen vom Designer-Duo Stiebich & Rieth. (Foto: Stephan Abry) "Die klassische deutsche Lederindustrie in Offenbach war bis vor Kurzem fast am Boden. Aber in den letzten Jahren haben sich ganz neue Ansätze mit einer reduzierten Sprache entwickelt," sagt Julia Rieth. Sie hat mit ihrem Partner Detlef Stiebich 2012 in Hamburg das Taschen-Label Stiebich & Rieth gegründet. Im selben Jahr haben Esther Schulze-Tsatsas und Dimitrios Tsatsas mit ihren schlichten TsatsasTaschen wieder Aufbruchstimmung nach Offenbach gebracht. In Hannover hat sich Philipp Bree vom Familienbetrieb Bree losgesagt und mit PB 0110 eine minimalistische Linie entwickelt, die deutsches Design und Handwerk neu interpretiert. Stiebich & Rieht, Tsatsas und PB 0110 gehören zu einer Klasse neuer deutscher Taschenmacher, die mit ihrem Namen alte Handwerkstugenden in die Jetztzeit tragen und damit so erfolgreich sind, dass man sie fast schon als kleines Phänomen bezeichnen könnte. Die Taschen von Julia Rieth und Detlef Stiebich werden von Anfang bis Ende in der Umgebung von Hamburg hergestellt. Statt am Computerbildschirm und auf Papier technische Skizzen zu wälzen, entstehen die Prototypen hier gleich dreidimensional in Handarbeit. Jedes Modell wird probegetragen, bis es in Produktion geht, und die ist aufwendig und zeitintensiv. Allein das Gerben des Leders mit pflanzlichen Mitteln kann bis zu 40 Tage dauern. Dann werden die Einzelteile, je nach Modell sind es 30 bis 45 Lederbausteine plus Messingbeschläge, händisch zugeschnitten. Die Nähte werden vorgestanzt und mit dem zweinadeligen Sattlerstich zusammengenäht, weil das Leder so fest ist, dass es maschinell nicht zu machen wäre. Diese Herstellungsart, die übrigens der von Hermès durchaus ähnelt, hat ihren Preis: 800 bis 2500 Euro kosten die Taschen. "Darüber hat sich aber bisher niemand gewundert. Weil die meisten verstehen, wie viel Arbeit dahintersteckt," sagt Julia Rieth. Detailansicht öffnen Der Shopper "Fluke" von Tsatsas. (Foto: Tsatsas) Die Verbindung zwischen Design und Verarbeitung ist auch bei Tsatsas das Kerngeschäft. "Für uns ist eine Tasche kein modisches Accessoire, so denken wir nicht, und so produzieren wir nicht. Unsere Tasche muss Jahre überdauern können, und das muss die Gestaltung, in der Ästhetik und Funktionalität gleichwertig sind, mittragen", erklärt Esther Schulze-Tsatsas. Das Ganze wird in der heimischen Produktionsstätte von Dimitrios Tsatsas Vater realisiert, der als Offenbacher Feintäschner schon über Jahrzehnte für Escada und MCM produzierte. Nach der Schließung vieler heimischer Marken ging es auch für ihn bergab. Jetzt ist Tsatsas wieder auf Wachstumskurs. ",Made in Germany' wird wieder wichtiger, es wird vor allem in Asien nachgefragt und geschätzt. Und wir wollen den Familienbetrieb aufrechterhalten. Es gibt noch Kapazitäten, die man ausbauen kann", so Tsatsas. Der Nachwuchs steht für puristisches Design, Qualität und Funktionalität Auch bei Philipp Bree liegt das Handwerk in der Familie. Seine Eltern Wolf Peter und Renate Bree haben in den Siebzigerjahren Taschen aus Naturleder hergestellt, die zu Ikonen einer ganzen Generation wurden. Ausgangspunkt für Philipp Brees eigenes Business war ein Weekender, den sein Vater ihm vor 28 Jahren geschenkt hat und der ihn seitdem treu begleitet. Die Beständigkeit dieses Produkts will er bei PB 0110 fortführen. Insgesamt fünf Designer feilen an den Kollektionen; Bree und seine Frau überprüfen vom Design über die Produktion in einem polnischen und einem tschechischen Familienbetrieb alles ganz genau. Dass bisher nicht in Deutschland produziert wird, hat - wenig verwunderlich - auch mit den Kapazitäten zu tun. "Für unsere Art von gegerbtem Leder sind die Betriebe in Tschechien und Polen europaweit die Experten", sagt Bree. Er kenne sie seit Jahren persönlich, wisse, was sie können und was nicht. "Das hat weniger etwas mit den Produktionskosten, sondern viel mehr mit der Qualität zu tun. Momentan sind wir aber auch mit deutschen Betrieben für künftige Produktionen im Gespräch." Detailansicht öffnen Eine Umhängetasche von PB 0110. (Foto: PB0110) Im Gegensatz zu den rustikalen Bree-Taschen denkt man aber bei PB 0110 sofort an Bauhaus-Funktionalität und zeitgenössischen Minimalismus. "Das Zurückgenommene ist zu einem Zeichen unserer Zeit geworden, und da passen wir und auch die deutsche Ästhetik ganz gut rein", glaubt Philipp Bree. "Wenn wir im Ausland sind, wird uns häufig gesagt: ,It's very German' - aber im guten Sinne." Genau diese Verbindung zwischen zeitlos puristischem Design, der Funktionalität und dem Qualitätshandwerk eint PB 0110, Tsatsas und Stiebich & Rieth. Die jungen deutschen Taschenmacher machen kein vorübergehendes Mode-, sondern ein langlebiges Designprodukt und treffen damit ein Lebensgefühl, das mit dem Überkonsum der letzten Dekaden nichts zu tun hat und Reduktion und Beständigkeit umso mehr schätzt. Zudem hat sich in den letzten Jahren die Wahrnehmung von dem, was deutsch ist, verändert. "Die Leute interessieren sich dafür, wie Dinge hergestellt werden. Gleichzeitig steht Deutschland durch die politische Diskussion international in einem anderen Licht da und genießt eine positive Aufmerksamkeit, von der auch die Kultur- und Kreativindustrien profitieren", sagt Bree. "Made in Germany", so hat die Schweizer Universität St. Gallen erst in diesem Sommer in einer Umfrage ermittelt, ist im internationalen Vergleich zum beliebtesten Länderprädikat für Waren und Dienstleistungen geworden. Das spiegelt sich auch in der Entwicklung der deutschen Taschenmacher: Man sieht sie nicht nur hierzulande in Hochglanzmagazinen wie Vogue, sondern auch in internationalen Editorials und Design-Heften wie Wallpaper. Stiebich & Rieth und PB 0110 sind seit ihrer Gründung jedes Jahr um 50 Prozent gewachsen, Tsatsas hat sich bisher sogar jedes Jahr verdoppeln können. Stiebich & Rieth ist vor allem in Deutschland, der Schweiz und Frankreich vertreten. Für Tsatsas hat es erst im Ausland mit Bestellungen aus Zypern und London angefangen, danach entwickelte sich das Geschäft in Asien immer besser. Erst vor ein paar Wochen trug Hillary Clinton ein Modell des Duos auf einer Wahlkampfreise. Deutschland ist, obwohl sie bei bekannten Einkaufsadressen wie dem Store von Andreas Murkudis in Berlin oder Bungalow in Stuttgart vertreten sind, weniger relevant. PB 0110 ist mittlerweile in mehr als hundert Shops vertreten, sowohl in Deutschland als auch international, bei Matches in London, The Broken Arm in Paris oder Isetan in Tokyo. Vielleicht ist es mit dem deutschen Taschenhandwerk wie mit guten Songs: Manchmal werden sie vergessen. Wenn sie aber als Coverversion wiederkommen, sind sie beliebter als je zuvor.
https://www.sueddeutsche.de/politik/raqqa-operation-staubsauger-1.3706342
mlsum-de-9849
Wie Geheimdienste und Militär der Anti-IS-Koalition in Syrien und im Irak verhindern wollen, dass geschlagene IS-Milizionäre untertauchen und den Kampf anderswo fortsetzen.
Das Kalifat zerfällt, der sogenannte Islamische Staat ist auf dem Rückzug, geschlagen, besiegt. Und in jeder Stadt, aus der er weichen muss, wiederholt sich die gleiche Szene: Sobald keine Schüsse mehr zu hören sind, durchsuchen Soldaten Haus für Haus, Zimmer für Zimmer. Auch die getöteten Kämpfer des IS werden sorgsam abgetastet, gesucht wird nach Papieren, Notizbüchern, Speicherkarten, Computern und Handys. Fingerabdrücke der Leichen werden genommen, ihre Gesichter fotografiert. Wo der IS weichen muss, beginnt der zweite Teil einer Operation, der die Terroristen nicht weniger hart treffen soll als ihre militärische Niederlage. Eine internationale Koalition aus Militär und Geheimdiensten hat sich zusammengefunden, um die Hinterlassenschaften des IS zu sichern. Die Iraker und die Kurden sind dabei, die Amerikaner natürlich. Aber auch mit den Russen, die in Syrien vom Westen her angreifen, soll es eine Zusammenarbeit geben. Gesucht wird nach allem, was Aufschluss darüber geben könnte, was die Organisation plant, wenn ihr Herrschaftsgebiet im Irak und in Syrien - einst immerhin von der Größe Großbritanniens - endgültig verloren gegangen ist. Vor allem aber sollen die Namen aller Kämpfer ermittelt werden, die sich der Terrormiliz angeschlossen haben. Ziel der Operation ist zu verhindern, dass sie unerkannt untertauchen und sich absetzen können. Denn etliche von ihnen, das gilt als sicher, sind noch immer überzeugte Islamisten, bereit, den Kampf andernorts fortzusetzen. Die Befürchtung, dass manche von ihnen versuchen könnten, sich als Flüchtlinge getarnt nach Europa abzusetzen, ist groß. Ebenso wollen etwa deutsche Sicherheitsbehörden wissen, welche deutsche Islamisten beim Kampf um das Kalifat ums Leben gekommen sind. Deshalb hat auch der Bundesnachrichtendienst erhebliche Ressourcen für das Projekt freigemacht. Das Ende des Kalifats gilt als wichtiger Sieg. Aber eben nicht als das Ende des IS. Selbst eine Liste der IS-Leute gibt es, die für die Pflege der Blumenrabatten zuständig waren Der Umfang der Operation sei inzwischen gewaltig, sagen mit dem Vorgang vertraute Personen. Überall auf dem einstigen Schlachtfeld finden sich riesige Mengen Dokumente. Der IS liebte es, Staat zu spielen. In den Behörden und Gerichten galt sogar eine sogenannte Kernarbeitszeit. Es gibt Akten über die Kämpfer, medizinische Unterlagen, Dokumente der Scharia-Gerichte, Kaufverträge, Tabellen mit den Namen der Mieter von Häusern und Wohnungen, Führerscheine und Zulassungen für Autos. Und eine Liste der für die morgendliche Pflege der Blumenrabatten in der Kalifats-Hauptstadt Raqqa eingeteilten Islamisten. Detailansicht öffnen Ein Mitglied der „Demokratischen Kräfte Syriens" auf dem Weg durch die Ruinen der Stadt Raqqa. (Foto: Bulent Kilic/AFP) Auf all diesen Papieren stehen Namen; oder besser noch, ein Foto ist beigefügt. Dazu kommen die sichergestellten Handys, die Dschihadisten hatten stets einen Hang dazu, sich in allerlei Kampfposen abzulichten. Allein 30 Tera-Byte-Daten - das entspricht etwa einem zwei Jahre langen Non-Stop-Video-Stream - wurden an das sogenannte National Media Exploitation Center in einem Vorort der US-Hauptstadt Washington übermittelt. Eine zentrale Rolle spielt auch ein eigens in Jordanien installiertes Hauptquartier, in dem inzwischen Verbindungsbeamte aus 19 Ländern mit den Amerikanern zusammenarbeiten. Daneben existieren zahlreiche weitere Kooperationen: Der BND arbeitet auch eng mit Irakern und Kurden zusammen, die täglich neue Daten sicherstellen. "Wir sind hier wie ein Staubsauger", sagt ein Offizier des kurdischen Geheimdienstes Asayish. "Wir nehmen alles mit." In riesigen Vernehmungszentren werden Verdächtige verhört. Hinter den oft nur mit Tüchern abgetrennten Bereichen hört man amerikanische Stimmen. Interpol hat eine Liste von 173 potenziellen Selbstmordattentätern Die Idee für die Operation entstand bereits im Frühjahr 2016. Die großen Offensiven gegen den IS waren bereits geplant, aber hatten noch nicht begonnen - da machte ein besonderer Fund Furore: Süddeutsche Zeitung, NDR, WDR und der britische Sender Sky berichteten über Personalbögen des IS. Die Terroristen hatten jeden neu ankommenden Rekruten sorgsam erfasst: mit Namen, Anschrift, vorheriger Kampferfahrung, Ausbildung und bisweilen sogar der Blutgruppe. Die Geschichte machte Schlagzeilen, und schnell stellten unterschiedliche Geheimdienste und Polizeibehörden fest, dass auch sie seit einiger Zeit über Teile dieses Mitgliederverzeichnisses der Terroristen-Truppe verfügten. Aber nicht einmal die deutschen Behörden hatten das Material miteinander geteilt. So etwas, das ist nun zumindest das erklärte Ziel, soll sich nicht wiederholen. Auch deshalb, weil die Sorge groß ist, dass der IS längst für die Zeit nach seiner Niederlage geplant hat - aber man so gar nicht weiß, was dies sein könnte. Die Einschätzungen der Geheimdienste erwiesen sich in der Vergangenheit bisweilen als unzutreffend: Weder gab es die prognostizierte große Rückreise-Welle europäischer Kämpfer in ihre Heimat, noch konzentrierte sich der IS, wie von manchen vorausgesagt, auf den Kampf in der Region. Er gab auch Anschläge in Europa in Auftrag. Ebenso erwiesen sich Meldungen über getötete hochrangige Islamisten wiederholt als falsch: Der selbsternannte Kalif Abu Bakr al-Baghdadi wurde mindestens fünf Mal für tot oder mindestens schwer verletzt erklärt; mal wollten ihn die Amerikaner, mal die Russen erwischt haben. Aber im September meldete er sich per Audio-Botschaft bei seinen Anhängern. Damit gilt als sicher, dass er es aus Mossul, der Stadt, in der er einst das Kalifat ausrief, herausgeschafft hat. Der wohl bekannteste deutsche IS-Kämpfer, der frühere Berliner-Rapper Dennis Cuspert, alias Deso Dogg, wurde mindestens vier Mal für tot erklärt. Aber jüngsten Meldungen zufolge ist er am Leben. Auch erste Einschätzungen, dass sich deutsche Kämpfer nach Libyen absetzen, haben sich nicht bewahrheitet. Die Unsicherheit hat die Bereitschaft zur Zusammenarbeit erhöht. Die Amerikaner haben inzwischen eine Übersetzung der Personalbögen an Interpol geschickt. Auch ein weiterer brisanter Fund, über den zuerst die Welt berichtete, ging an Interpol: eine Liste mit Namen und Fotos von 173 potenziellen Selbstmordattentätern. Sechs von ihnen stammen aus Europa, einer aus Deutschland. Nach als glaubhaft eingestuften Informationen soll er aber inzwischen im Kampf umgekommen sein. Aber wie viele solcher Leute, wie viele solcher Listen gibt es noch? Detailansicht öffnen „Wir nehmen alles mit“: Sobald die IS-Kämpfer vertrieben sind, wird überprüft, was die Terrormiliz hinterlassen hat – im Bild Soldaten der „Demokratischen Kräfte Syriens“ in Raqqa. (Foto: Erik de Castro/ REUTERS) Weil man Namen leicht ändern kann, bemühen sich Polizeibehörden wie das BKA parallel um Zugang zu biometrischen Daten aus solchen Ländern, aus denen besonders viele der IS-Freiwilligen stammen - Fingerabdrücke und Fotos aus Tunesien etwa, um die Terrorverdächtigen einwandfrei identifizieren zu können. Schwierig ist inzwischen, die vielen unterschiedlichen Daten sauber auseinanderzuhalten. Vor allem die Amerikaner sind dabei ein schwieriger Partner. Für sie zählen auch gezielte Drohnen-Angriffe außerhalb des eigentlichen Kriegsgebiets in Syrien und Irak zu den denkbaren Maßnahmen. Der BND übermittelt deshalb alle seine Informationen stets mit dem Zusatz, dass sie dafür nicht verwendet werden dürfen. Vielleicht hilft es ja. Von besonderer Bedeutung bei der Suche ist ein Aktenbestand, der bis heute nicht aufgefunden wurde: Es handelt sich um die Papiere der sogenannten Abteilung für "Externe Operationen", das ist so etwas wie die zentrale Anschlags-Planung des IS. "Externe Operationen" soll die Attentate in Paris und Brüssel in Auftrag gegeben haben. Vermutlich gehören ihr auch jene bis heute nicht identifizierten Instrukteure an, die die IS-Mörder in Ansbach, Würzburg und den Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri über Messenger-Dienste zur Tat gedrängt und angeleitet haben. Herauszufinden, wer der Abteilung angehört und was sie plant, gilt als vorrangiges Ziel der Geheimdienste. Wo deren Kader und ihre Akten sich befinden, weiß niemand. Manche vermuten sie bei den Überlebenden der IS-Führung tief im Euphrat-Tal, dorthin sollen sie sich zurückgezogen haben. Andere hoffen darauf, dass sich viele der Unterlagen noch im umkämpften Raqqa befinden. Schließlich hätten schon die vorherigen riesigen Datenfunde in Mossul und anderswo gezeigt, dass die unter Druck geratene Terroristen-Truppe nicht mehr dazu in der Lage ist, alles rechtzeitig beiseitezuschaffen oder zu vernichten. Was sich in Raqqa wird finden lassen, wird man bald wissen: Der IS hat sich in den letzten Gebäuden verschanzt.
https://www.sueddeutsche.de/politik/boehmermann-aerger-von-allen-seiten-1.2951590
mlsum-de-9850
Es war ein Thema, bei dem für Merkel nichts zu gewinnen war. Bis zuletzt hat die Koalition im Fall Böhmermann um eine Entscheidung gerungen. Jetzt distanziert sich die SPD.
Es sind rund 30 Schritte vom Fahrstuhl zum Rednerpult. Die Kanzlerin geht zügig, aber nicht schnell. Kein Grund also, aus der Puste zu geraten. Dann ist es wohl doch die Aufregung, die Angela Merkel am Freitag kurz nach 13 Uhr ein wenig kurzatmig erscheinen lässt, als sie im Bundeskanzleramt ihr Statement verliest. Sie ahnt, dass ihr die Entscheidung im Fall des ZDF-Moderators Jan Böhmermann und seines sogenannten Schmähgedichtes über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan bald eine Menge Ärger bereiten wird. Und vor allem weiß sie, wie viel Ärger in dieser Sache schon hinter ihr liegt. Es war ein zähes Ringen, das zu dieser Entscheidung geführt hat, auch bei Merkel selbst, die politisch nur die Wahl zwischen Pest und Cholera hatte - und das nicht zuletzt aus eigenem Verschulden. Noch dazu entwickelte sich die fast einwöchige Diskussion um eine angemessene Antwort auf das türkische Ersuchen nach einer Strafverfolgung Böhmermanns zu einem veritablen Koalitionskonflikt. Er währte, wie ein Mitglied der Bundesregierung kurz nach Merkels Statement berichten wird, "bis vor wenigen Minuten". Nur Minuten nach dem Statement bricht der Sturm los Während ihres Auftritts spricht Merkel die Sache lieber gleich von sich aus an: "Es gab unterschiedliche Auffassungen zwischen den Koalitionspartnern Union und SPD." Im nächsten Satz freilich sagt sie, dass im Ergebnis "die Bundesregierung" die Strafverfolgungsbehörden ermächtige, gegen Böhmermann wegen Beleidigung von Organen oder Vertretern ausländischer Staaten nach Paragraf 103 Strafgesetzbuch zu ermitteln. Die Bundesregierung - gehört der nicht auch die SPD an? Handelt es sich um eine Kollektiventscheidung? Oder um einen Alleingang Merkels? Nur Minuten nach dem Statement der Kanzlerin bricht der Sturm los. Eher erwartbar die Reaktionen der Opposition: Als "Blamage" und "Kriechen vor Erdoğan" wegen der Flüchtlingspolitik bezeichnet die grüne Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt auf dem Nachrichtendienst Twitter die Entscheidung. Ihre Kollegin von der Linken, Sahra Wagenknecht, sieht in der Ermächtigung einen "unerträglichen Kotau". Die Kanzlerin kusche vor dem "Despoten Erdoğan und opfert die Pressefreiheit in Deutschland". Auffallend ist allerdings: Auch aus der SPD hagelt es sofort Kritik. Und das nicht von Hinterbänklern. Fraktionschef Thomas Oppermann höchstselbst erklärt: "Ich halte die Entscheidung für falsch." Fraktionsvize Sören Bartol schimpft: "Falsche Entscheidung" und macht die Kanzlerin allein verantwortlich: "Sie hat es jetzt so durchgedrückt." Sein Kollege Karl Lauterbach findet: "Das ist ein klarer Fehler. Erdoğan führt uns vor." Uns? Also auch Vizekanzler Sigmar Gabriel, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Justizminister Heiko Maas, die alle der SPD und der Bundesregierung angehören und an den Gesprächen beteiligt waren? Rückblick: Am vergangenen Samstag geht die Verbalnote der türkischen Botschaft im Auswärtigen Amt ein, die juristische Prüfung der Zulässigkeit eines Verfahrens ist schon am Montag auf Ebene der Staatssekretäre und Rechtsexperten weitgehend erledigt, der Rest ist eine politische Entscheidung. Am Dienstag hat die Kanzlerin die Tendenz, für die Ermächtigung zu stimmen, im Innenministerium von Thomas de Maizière (CDU) kommt man zu einem ähnlichen Urteil. Zugleich schwillt in der SPD der Widerstand an, auch wenn sich die Spitze öffentlich noch zurückhält. Die Erklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Auszügen: "Die Türkei ist ein Land, mit dem Deutschland eng und freundschaftlich verbunden ist - über die vielen Menschen mit türkischen Wurzeln hier im Land, über enge wirtschaftliche Verflechtungen und über unsere gemeinsame Verantwortung als Alliierte in der Nordatlantischen Allianz. Die Türkei führt Verhandlungen für einen Beitritt zur Europäischen Union. In dieser engen Partnerschaft sind die gegenseitige, auch völkerrechtlich geschuldete Achtung ebenso wie der offene Austausch zu den Entwicklungen des Rechtsstaats, der Unabhängigkeit der Gerichte und des Meinungspluralismus von besonderer Bedeutung. Umso mehr erfüllen uns die Lage der Medien in der Türkei und das Schicksal einzelner Journalisten wie auch Einschränkungen des Demonstrationsrechts mit großer Sorge. (...) Wir setzen uns gegenüber anderen Staaten dafür ein, Grundrechte wie die Meinungsfreiheit, die Kunstfreiheit und die Pressefreiheit zu achten. Wir fordern ihre Achtung und ihren Schutz auch von der Türkei ein. (...) Im Rechtsstaat ist es nicht Sache der Regierung, sondern von Staatsanwaltschaften und Gerichten, das Persönlichkeitsrecht und andere Belange gegen die Presse- und Kunstfreiheit abzuwägen. In ihm bedeutet die Erteilung einer Ermächtigung zur Strafverfolgung des speziellen Delikts der Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten weder eine Vorverurteilung des Betroffenen noch eine vorgreifende Entscheidung über Grenzen der Kunst-, Presse- und Meinungsfreiheit, sondern lediglich, dass die rechtliche Prüfung der unabhängigen Justiz überantwortet wird und nicht die Regierung, sondern Staatsanwaltschaften und Gerichte das letzte Wort haben werden. (...)" SZ Die Sozialdemokraten in der Regierung sind verärgert wegen der nach einem Telefonat der Kanzlerin mit dem türkischen Ministerpräsidenten verbreiteten Erklärung des Regierungssprechers vom 4. April. Darin hieß es, Merkel und Ahmet Davutoğlu hätten darin übereingestimmt, dass es sich bei Böhmermanns Schmähgedicht "um einen bewusst verletzenden Text handele". Diese Erklärung war politisch ein schwerer Fehler, wie mittlerweile auch Merkel weiß. Sie wollte mit dem Wort "bewusst" eigentlich auf den Charakter der Satire verweisen. Doch in der Öffentlichkeit entstand weithin der Eindruck, die Bundesregierung mache sich die Empörung der türkischen Regierung zu eigen und verteidige aus Rücksicht auf ihre Flüchtlingspolitik die Grundrechte auf Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit nicht entschieden genug. Dafür will die SPD nicht in Mithaftung genommen werden. Am Mittwoch, am Rande des Kabinetts, spricht Merkel erstmals mit SPD-Chef Sigmar Gabriel über den Fall, am Abend während des Koalitionsausschusses zudem mit CSU-Chef Horst Seehofer. Die Gefechtslage ist klar, die Union ist für Ermächtigung, die SPD dagegen. Die Sozialdemokraten bieten noch den Ausweg an, die Abschaffung des Paragrafen 103 in die Wege zu leiten und sich daraus gleich die Begründung zu holen, das letzte Verfahren gar nicht mehr führen zu müssen. Erdoğan selbst hat ihnen dafür am Dienstag ein Argument geliefert, als er eine persönlichen Beleidigungsklage ankündigte, deretwegen der Fall sowieso vor Gericht landen würde. Doch diesen Weg lehnt Merkel ab. Formal betrachtet hat die Kanzlerin die SPD nicht überstimmt Kanzleramt und Innenministerium sind für die Ermächtigung, Außen- und Justizministerium dagegen. Die Entscheidung fällt schließlich nach der Geschäftsordnung der Bundesregierung. In Paragraf 24, Absatz 2, heißt es: "Die Bundesregierung fasst ihre Beschlüsse mit Stimmenmehrheit. Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden." Der Paragraf gilt eigentlich für das Kabinett als Ganzes, ist aber bei Entscheidungen, in denen einzelne, in der Sache zuständige Ressorts für die Regierung insgesamt abstimmen, analog anzuwenden. Die Vorsitzende der Regierung, Angela Merkel, stimmt schließlich für ihre Position. Politisch hat das für Merkel sogar einen angenehmen Aspekt: Formal kann man ihr nicht vorhalten, sie habe ihren Koalitionspartner einfach übergangen, zumal es sich auch nicht um eine Entscheidung aufgrund ihrer Richtlinienkompetenz gehandelt hat. Dann ist da noch die Sache selbst. Der Vorhalt, sie unterwerfe sich Erdoğans juristischen Vorstellungen, ist für Merkel absehbar. In ihrem Statement bemüht sich die Kanzlerin deshalb darum, den Spieß umzudrehen und das nun absehbare Strafverfahren zu einer Art Werbeveranstaltung für europäische Werte zu interpretieren: Ihre Entscheidung soll die Stärke des Rechtsstaates hervorheben, gerade gegenüber einem Land wie der Türkei, von dessen Regierung man Demokratie, Gewaltenteilung und Pluralismus einfordere. Im Rechtsstaat sei die Justiz unabhängig, sagt Merkel. Deshalb, und das ist ihr entscheidender Punkt, sei es gerade nicht Sache der Regierung, das Persönlichkeitsrecht gegen die Presse- und Kunstfreiheit abzuwägen. Das letzte Wort hätten vielmehr die Gerichte, so Merkel. Undiplomatisch gesagt: Die Kanzlerin setzt darauf, dass Erdoğan eine Lektion in Rechtsstaatlichkeit erteilt werden möge. Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Justizminister Heiko Maas von der SPD sehen das anders, wie sie zwei Stunden nach dem Statement der Kanzlerin mitteilen: "Wir sind der Auffassung, dass die Ermächtigung zur Strafverfolgung gemäß § 104a StGB nicht hätte erteilt werden sollen", heißt es in ihrer Erklärung. Die Begründung freilich liest sich so, als hätten die beiden dafür gestimmt, viele Argumente könnten auch von Merkel stammen. So heißt es: "Im Spannungsfeld zwischen öffentlich in Medien geäußerter Satire und dem Schutz der Ehre einzelner Personen ist in besonderem Maße die Zurückhaltung der Bundesregierung geboten." Und: "Wir sind uns darüber einig, dass darüber, wo die Grenze zwischen Kunst und strafbarer Beleidigung verläuft, nicht die Regierung zu entscheiden hat, sondern die unabhängige Justiz." Als Erklärung dafür, dass die beiden SPD-Minister trotzdem gegen eine Ermächtigung gestimmt haben, taugt allenfalls das Argument, dass wegen Erdoğans persönlichem Strafantrag eine gerichtliche Prüfung "ohnehin erfolgen" werde. So bleibt der Eindruck, dass die Differenzen der SPD zur Kanzlerin in Wahrheit nicht so groß waren wie das Bedürfnis, sich endlich einmal von ihr abzusetzen.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/vaude-nachhaltigkeit-als-strategie-1.3191135
mlsum-de-9851
Firmenchefin Antje von Dewitz führt den Outdoorausrüster Vaude auf besondere Weise. Und hätte dabei gern Nachahmer.
Nicht nur in Tettnang am Bodensee, aber dort vor allem, schüttet es wie aus Kübeln an diesem Augustmorgen. Dennoch wartet am Empfangstresen des Outdoor-Ausrüsters Vaude eine völlig entspannte Firmenchefin auf ihre Besucherin, die in wenigen Minuten eintreffen wird. Mehr noch: Antje von Dewitz freut sich geradezu über den an diesem Tag nicht enden wollenden Regen: "Der ist gut für unser Geschäft." Wie das? Ein Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür schicken möchte, soll gut sein für einen Hersteller von Wanderbekleidung, Rucksäcken, Zelten und Schuhen für sportive Freizeitgestaltung in der Natur? "Na sicher", lacht Antje von Dewitz, "bei einem so regenreichen Sommer müssen sich die Menschen bei ihren Touren durch die Natur doch für jede Wetter-Eventualität ausrüsten." Ach so, klar: Mit mehr Regenjacken, mehr sonstiger wasserfester Ausrüstung. Und die natürlich gerne von Vaude. Nicole Hoffmeister-Kraut indessen reicht an diesem Morgen ein Regenschirm, um einigermaßen trockenen Fußes vom Dienstwagen ins Firmenfoyer zu gelangen. Die erst seit Mai amtierende baden-württembergische CDU-Wirtschaftsministerin der grün-schwarzen Landesregierung besuchte im August Mittelständler in den sieben Regierungsbezirken, insbesondere solche, die Innovationskraft nicht nur unter technischen Aspekten, sondern auch unter dem Vorzeichen der Nachhaltigkeit repräsentieren. Dafür hat sie sich auch Vaude ausgesucht. Hat das Familienunternehmen vom Bodensee neben vielen weiteren bisherigen Auszeichnungen im vergangenen Dezember doch auch den "Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2015" eingeheimst. Eine begehrte Auszeichnung, die von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung und unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel vergeben wird. "In allen Wertschöpfungsstufen wird das Thema Nachhaltigkeit in den Vordergrund gestellt. So setzt Vaude Maßstäbe für nachhaltige Produkte mit dem Green-Shape-Label oder für faire Arbeitsbedingungen mit dem Leader Status der Fair Wear Foundation. Die Marke Vaude ist gleichzeitig bei allen Stakeholdern trotz der geringen Unternehmensgröße eine starke, erfolgreiche und vertrauenswürdige Marke", so die Begründung der Jury. "Vor lauter Freude über diese tolle Auszeichnung habe ich die ganze Nacht nach der Preisverleihung in Düsseldorf durchgetanzt", berichtet Antje von Dewitz verschmitzt. Wenn man so will, war Vaude schon von Anbeginn an eine Art Nischenbesetzer. 1974 von Antjes Vater Albrecht von Dewitz gegründet, stellt Vaude - abgeleitet von den Initialen "v" und "D" - heute Funktionsbekleidung, Zelte, Schlafsäcke, Rucksäcke, Schuhe und Taschen vor allem für Berg- und Radsportliebhaber her. Albrecht von Dewitz war mit seiner Frau 1970 von Nordniedersachsen nach Tettnang gezogen, weil ihnen die Gegend am Bodensee so gut gefiel. Zumal Vater Albrecht seinen damaligen Arbeitgeber, einen Bergsteigerausrüster, nicht von seiner Idee überzeugen konnte, dass die beginnende Outdoor-Bewegung künftig einen interessanten Massenmarkt eröffnen könnte. Also begann von Dewitz damals, 1974, Bekleidung und Ausrüstung für sportlich-naturbegeisterte Freizeitgestalter selbst zu entwerfen. "Unser System", sagt sie, "schaut doch nur auf Finanzkennzahlen." Dieses anfängliche Nischengeschäft entwickelte sich bestens; heute macht die Branche nach Angaben der "European Outdoor Group" (EOG) einen Umsatz von mehr als zehn Milliarden Euro. 2009 übergab Albrecht von Dewitz dann die Firmenleitung an Tochter Antje, studierte Kulturwirtin und promovierte Ökonomin. Seither ist Vaude der Branche weit vorangeeilt: Wächst erstere nur noch mit ein bis zwei Prozent jährlich, legte Vaude im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent beim Umsatz zu. Und das hat wohl nicht zuletzt mit jener Nische zu tun, die Antje von Dewitz frühzeitig besetzte: Nachhaltigkeit. Bis 2015, hatte sich die Jungunternehmerin vorgenommen, solle Vaude das nachhaltigste Unternehmen der Branche werden. "Ich habe mir gesagt: Machen wir's ganz oder gar nicht? So haben wir beschlossen, wir setzen komplett auf Nachhaltigkeit." Das heißt, der gesamte Produktionsprozess wird kontrolliert und möglichst zertifiziert von unabhängigen Institutionen wie etwa Fair Wear. Das gilt auch für die ausländischen Produktionsstätten in Vietnam und China, wo die Produzenten und ihre Zulieferer in Chemikalien- und Ressourcenmanagement geschult werden. "Wir lassen uns stets extern kontrollieren, akzeptieren die schärfsten Standards im Umwelt- wie im Sozialbereich und sind in allen Unternehmensprozessen vollkommen transparent", fügt Antje von Dewitz hinzu. Das scheint sich für Vaude in vielerlei Hinsicht auszuzahlen, seit das Thema Nachhaltigkeit seine Nischenexistenz verlassen hat und zum relevanten Entscheidungskriterium für Kunden und potenzielle Mitarbeiter geworden ist. Gerade Kunden, die gerne in der Natur wandern, radeln, klettern oder Kanu fahren seien wohl am Schutz dieser Natur besonders interessiert. Befindet auch die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Beide Frauen finden auf Anhieb einen guten Draht zueinander; sind doch beide 43 Jahre alt, beide haben Kinder im Alter von acht, zehn und 14 Jahren, wobei Antje Dewitz noch eine weitere, bald 16-jährige Tochter hat. Hoffmeister-Kraut ist sichtlich beeindruckt vom Rundgang durch das für sieben Millionen Euro nach allen Regeln der ökologischen Baukunst frischrenovierte Firmengebäude im Ortsteil Obereisesheim bei Tettnang, von den Hiesigen auch gerne "Vaude-City" genannt. "Vaude stellt nicht nur Kleidung für das Erlebnis in der Natur her, sondern setzt sich zugleich konsequent dafür ein, die Natur für den Menschen zu erhalten." Für Antje von Dewitz und Vaude ist dies ein enormer Aufwand. Doch der Einsatz lohnt sich. "Deutschland muss Vorreiter auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit sein", meint die Ministerin. Spricht's und lässt sich auch gleich den Vaude-Nachhaltigkeitsbericht mailen, an dem sie vor allem die "10 Eckpunkte der Gemeinwohl-Ökonomie" interessieren. Der hat sich die studierte Ökonomin Antje von Dewitz ebenfalls verschrieben. "Unser System", sagt sie, "schaut doch nur auf Finanzkennzahlen. Wir aber denken und handeln nach den Maßstäben der Gemeinwohl-Ökonomie. Das meint den Aufbruch zu einer ethischen Marktwirtschaft, deren Ziel nicht die Vermehrung von Geldkapital ist, sondern das gute Leben für alle. Die Kraft unserer Marke und die Wertigkeit unserer Produkte sind unser höchstes Gut. Deshalb orientieren wir uns bei Vaude bereichsübergreifend an unseren definierten Werten - und nicht an kurzfristigen Gewinnmaximierungen." Über Umsatz- und Gewinnzahlen spricht Antje von Dewitz bei aller Liebe zur Transparenz nicht. Allerdings verrät sie, dass es sich mit einer Eigenkapitalquote von 40 Prozent gut wirtschaften lasse, zumal der Aufwand für die Nachhaltigkeits-Strategie auch mit höheren Kosten verbunden ist. Aber auch in dieser Hinsicht sei der "Return on Investment" groß: In der von Metropolen fernen Bodenseeregion muss sich Vaude nicht mit Nachwuchssorgen herumschlagen, obwohl dort auch Platzhirsche wie der Autozulieferer ZF Friedrichshafen oder der Großmotorenhersteller Tognum um Mitarbeiter buhlen. Vaude habe damit kein Problem: "Unsere Nachhaltigkeitsstrategie zahlt sich auch bei der Rekrutierung aus. Sie ist eine Trumpfkarte für die sogenannte Generation Y, die auf Sinnhaftigkeit ihres Tuns, auf Work-Live-Balance großen Wert legt." 50 neue Mitarbeiter stellt Vaude dieses Jahr ein, zusätzlich zu den 500, die in "Vaude-City" Obereisenbach beschäftigt sind. Die gewinne man über die Angebote auf der Website, für die sich Aspiranten schon wegen der guten Reputation Vaudes interessierten. "Wir haben uns in den letzten zehn Jahren den Ruf erarbeitet, dass wir ein guter, mitarbeiterorientierter und familienfreundlicher Arbeitgeber sind und dass wir nachhaltig wirtschaften", so Antje von Dewitz. Zur Mitarbeiterorientierung gehört auch das Kinderhaus gleich neben der Firmenzentrale. 24 Knirpse werden hier zur Zeit ganztägig betreut, die Eltern können in Ruhe nebenan - und das in unterschiedlichsten Teilzeitmodellen - ihrer Arbeit nachgehen. Zu einer nachhaltigen Gemeinwohlökonomie gehöre auch das Vertrauen in die Mitarbeiter und die bestmögliche Förderung der Mitarbeiter, meint Antje von Dewitz. Schon in diesem kleinen Obereisenbacher Kosmos lässt sich indes ermessen, dass sich diese Philosophie auch demografisch vorteilhaft auswirken kann. "Im Durchschnitt kommen auf 1000 Einwohner in Deutschland acht Babys; bei uns zählen wir auf 500 'Mitarbeiter-Einwohner' 24 Babys. Das entspricht also der sechsfachen Quote." Es schüttet immer noch. Eine sichtlich beeindruckte Wirtschaftsministerin eilt jetzt zum nächsten Besuchstermin, Antje von Dewitz aber eilt heute, an ihrem letzten Arbeitstag vor den Ferien, nirgendwo mehr hin. Sie packt nur noch ein paar Ausrüstungsutensilien aus eigener Produktion zusammen. Am nächsten Morgen wird die sechsköpfige Dewitz-Familie mit dem VW-Bus gen Travemünde zur Fähre nach Trelleborg starten: Kanufahren in Schweden steht auf dem dreiwöchigen Freizeitprogramm. Outdoor also, was sonst?
https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-rummenigge-champions-league-reform-hilft-bayern-auf-dem-markt-1.3166661
mlsum-de-9852
Der Bayern-Boss glaubt, dass Spieler wie Lewandowski noch lange in München bleiben. Lahm, Müller und Alaba fallen gegen Ingolstadt aus. Uli Hoeneß lobt den BVB.
FC Bayern: Karl-Heinz Rummenigge sieht für Bayern in der umstrittenen Reform der Champions League mit deutlich höheren Einnahmen die Möglichkeit, im Kampf um internationale Topstars auch in Zukunft mithalten zu können. "So können wir nicht nur unseren deutschen, sondern auch den ausländischen Spielern ein Gesamtpaket anbieten, das sie zufriedenstellt", sagte der Vorstandsvorsitzende des deutschen Fußball-Rekordmeisters im Spiegel. Rummenigge äußerte sich in dem Interview "optimistisch", dass unter den veränderten Voraussetzungen auch Topstürmer Robert Lewandowski "noch lange beim FC Bayern seine Tore schießen" werde. Der 28 Jahre alte Pole steht noch bis 30. Juni 2019 in München unter Vertrag. Der Torjäger aus Polen wird immer wieder mit Real Madrid in Verbindung gebracht. Nach der 2018 greifenden Champions-League-Reform sollen sich die Einnahmen im wichtigsten Vereinswettbewerb für alle Teilnehmer stark erhöhen. Der FC Bayern könnte künftig über 100 Millionen Euro pro Saison in der Königsklasse einnehmen. Als Vorsitzender der Europäischen Club-Vereinigung (ECA) verteidigt Rummenigge die Reform.Eine Superliga der Topvereine sei so verhindert worden. Dazu konnte die wirtschaftliche Übermacht der englischen Vereine durch eine Reform des sogenannten Marktpools eingegrenzt werden. "Die Champions League wäre, salopp formuliert, in die Luft geflogen", behauptete Rummenigge. Die englische Premier League erdrücke alle anderen Ligen und Vereine mit ihren 3,3 Milliarden Euro an TV-Einnahmen pro Saison. Bundesliga: Uli Hoeneß hofft vor dem Hintergrund drohender Langeweile in der Liga vor allem auf Borussia Dortmund. "Sie werden sich bis zum Ende der Saison sehr stark entwickeln. Eine junge Mannschaft, die aber unheimlich entwicklungsfähig ist", sagte der designierte Präsident des FC Bayern im Interview mit der Bild-Zeitung. Man könne von Dortmund einiges erwarten: "Ich freue mich darauf auch sehr, denn wir alle wollen auch eine spannende Bundesliga haben."Über die Spiele der eigenen Mannschaft macht sich der 64-Jährige keine Sorgen und lobt den neuen Trainer Carlo Ancelotti, der den Bayern nach drei Halbfinalpleiten in Folge endlich den ersehnten Champions-League-Triumph bescheren soll. "Carlo ist ein grandioser Trainer, Carlo ist ein grandioser Mensch", so Hoeneß. Bundesliga, FC Bayern: Bayern München muss im bayerischen Derby gegen den FC Ingolstadt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) auf Kapitän Philipp Lahm, Thomas Müller und David Alaba verzichten. Das Trio leidet an einem Magen-Darm-Virus. "Sie können nicht spielen", sagte Trainer Carlo Ancelotti am Freitag. Dagegen steht Abwehrchef Jérôme Boateng wieder zur Verfügung. Auch Nationalspieler Mats Hummels steht nach seiner leichten Gehirnerschütterung und zwei Tagen Trainingspause bereit. Ancelotti verriet außerdem, dass Joshua Kimmich ebenso in der Startelf stehen wird wie der genesene Kingsley Coman. "Kingsley hat gut trainiert, er ist bereit zu spielen, er beginnt", sagte der Italiener. FC Bayern, Arjen Robben: Arjen Robben kann wieder lächeln. Zunächst noch auf dem Trainingsplatz - und bald auch wieder auf der große Fußballbühne im Stadion. "Es schaut ganz gut aus", berichtete der 32 Jahre alte Niederländer, dessen letztes Pflichtspiel für den FC Bayern München inzwischen die Ewigkeit von mehr als einem halben Jahr zurückliegt. Überstürzen will der verletzungsanfällige Robben bei seinem x-ten Comeback jedenfalls nichts. An diesem Samstag gegen den FC Ingolstadt wird es noch nicht so weit sein. Aber Trainer Carlo Ancelotti hatte die Rückkehr für die Zeit danach in Aussicht gestellt. "Wir planen von Tag zu Tag", berichtete Robben im vereinseigenen FCB.tv. Am 5. März bestritt er beim 0:0 in Dortmund sein letztes Ligaspiel. Eine Adduktorenverletzung bedeutete das Saison-Aus. Robben schuftete im Sommerurlaub für sein Comeback. Aber gleich im ersten Testspiel in Lippstadt folgte der Rückschlag - erneute Adduktorenverletzung. "Das war noch mal ein harter Schlag", gestand Robben jetzt. Er gab einen Einblick in sein Seelenleben: "Da verliert man auch ein bisschen die Motivation, Kraft und Energie." Jetzt ist alles wieder da. Und ein früher Weihnachtswunsch: Sein "einziges Ziel" sei es nun, bis zur Winterpause verletzungsfrei mit einem Lachen dazustehen. Europa League, Manchester United: Manchester United ist mit einer Pleite bei Feyenoord Rotterdam in die Europa League gestartet. Der englische Topfavorit unterlag am Donnerstag mit 0:1 (0:0) durch einen Treffer von Tonny Vilhena (79.). Manchesters Zlatan Ibrahimovic kam erst in der 63. Minute ins Spiel. Der ehemalige Dortmunder Henrich Mchitarjan und Wayne Rooney waren gar nicht im Kader des Teams von Trainer José Mourinho, Weltmeister Bastian Schweinsteiger wurde von Mourinho für diesen Wettbewerb gar nicht gemeldet. Trainer José Mourinho war nach der Niederlage bedient. "Als das Tor fiel, haben wir gedrückt, und sie haben profitiert, weil das der Moment war, als wir verloren haben", sagte der portugiesische Starcoach nach Manchesters Auftaktspiel in der Europa League am Donnerstag. "Es war doppelt unglücklich, weil es klares Abseits war", sagte er mit Bezug auf Torvorbereiter Nicolai Jörgensen. Beachvolleyball, Tour-Finale: Die Beachvolleyball-Olympiasiegerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst (Hamburg) bestreiten nach zwei Vorrunden-Niederlagen beim Tour-Finale im kanadischen Toronto ein "Endspiel" um den Viertelfinal-Einzug. Ihren Platz in der Runde der letzten Acht sicher haben nach zwei Siegen dagegen Chantal Laboureur und Julia Sude (Stuttgart/Friedrichshafen).Nach den 1:2-Niederlagen gegen die Argentinierinnen Ana Gallay/Georgina Klug und die Schweizerinnen Joana Heidrich/Nadine Zumkehr müssen die Weltranglistenersten Ludwig/Walkenhorst am Freitag (18.30 Uhr/Sky) gegen Heather Bansley und Brandy Wilkerson aus Kanada unbedingt gewinnen. Die Siegerinnen dieses Spiels treffen in der Runde der letzten Acht in der kanadischen Metropole auf die Bronzemedaillengewinnerinnen von Rio, Kerri Walsh-Jennings und April Ross aus den USA, die als Gruppensiegerinnen direkt ins Viertelfinale eingezogen waren.Dies gelang auch Laboureur/Sude. Das Duo, das in der Vorwoche das Finale der deutschen Meisterschaft gegen Ludwig/Walkenhorst 0:2 verloren hatte, bezwang die Italienerinnen Marta Menegatti/Laura Giombini 2:0 und Bansley/Wilkerson 2:1.Die Sieger des Saisonfinales erhalten 100.000 Dollar Prämie. An dem Turnier nehmen die acht besten Teams der Weltliga 2016 teil, zudem wurden vier Wildcards vergeben. Deutsche Männer sind nicht am Start. USA, Hymnenprotest: Protestaktionen von Profisportlern während des Abspielens der Nationalhymne sorgen in den USA weiter für Aufsehen. Am Donnerstag kniete Fußballerin Megan Rapinoe, 109-malige Nationalspielerin und Weltmeisterin von 2015, vor dem Länderspiel in Columbus/Ohio gegen Thailand (9:0) nieder und protestierte damit nach dem Vorbild von Footballer Colin Kaepernick gegen Rassendiskriminierung und Polizeigewalt."Ich habe vor, dies weiter zu tun. Ich suche nach einem anderen Weg, aber im Moment ist dies mein Weg, um meiner Stimme Gehör zu verschaffen", sagte Rapinoe, die die Geste am 4. September bereits vor einem Ligaspiel gezeigt hatte. Der nationale Fußball-Verband US Soccer kritisierte die Aktion. "Unser Land zu repräsentieren, ist eine Ehre und ein Privileg, entsprechend hat die Hymne eine besondere Bedeutung. Wir erwarten, dass sich alle, die unser Land repräsentieren, erheben und unserer Flagge während der Hymne Hochachtung erweisen." Quarterback Kaepernick von den San Francisco 49ers hatte als erster US-Sportler mit dem Kniefall während der Hymne für Diskussionen gesorgt. Auch beim Saisonauftakt der Profiliga NFL blieb er seiner Linie treu und kniete vor dem Spiel gegen die Los Angeles Rams aus Protest gegen Rassendiskriminierung und Polizeigewalt nieder. Champions League, Legia Warschau: Borussia Dortmunds Champions-League-Gruppengegner Legia Warschau hat sich nach der 0:6 (0:3)-Niederlage gegen den BVB am Mittwoch für das Fehlverhalten einiger polnischer Problemfans entschuldigt. Die Medienberichte, wonach Anhänger der Warschauer auf den Zuschauerrängen "Jude, Jude, BVB" skandiert hätten, entsprächen laut Vereinsangaben jedoch nicht der Wahrheit.Stattdessen hätten die Fans "Nutte, Nutte, BVB" gerufen, verlautete vonseiten Legias. "Trotzdem möchten wir uns von ganzem Herzen bei sowohl den Deutschen als auch den polnischen Fans von Borussia Dortmund entschuldigen, die sich dadurch angegriffen fühlen", schrieb Warschau auf seiner Webseite.Einige Legia-Hooligans hatten zudem während des Spiels versucht, den BVB-Fanblock zu stürmen. Daraufhin war es kurz zu Panik unter den rund 1800 Dortmunder Anhängern gekommen.Nach einigen Minuten hatten die Einsatzkräfte die Situation unter Kontrolle. "Alle Zuschauer, die an dem Verstoß gegen die öffentliche Ordnung auf der Westtribüne und im Gästeblock beteiligt waren, werden die gesetzlichen Konsequenzen tragen", hieß es im Statement des Vereins weiter.
https://www.sueddeutsche.de/sport/weltsportler-teil-vi-valentino-rossi-tavullias-sohn-und-sieger-1.725120
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Valentino Rossi, Macho und Motorrad-Genie, führt das waghalsige Leben, von dem Italiens Provinz immer träumte - inzwischen kennt er den Preis dafür.
Lungotevere, ein kleiner Mond, die Luft ist lau und die Straße bietet sich an. Links fließt träge der Tiber, dahinter glitzert die Engelsburg, rechterhand laufen die Nachtschwärmer zur Piazza Navona. Was soll denn das Ding noch im Vergaser, hat der Mechaniker gesagt, und es einfach rausgenommen. Keine Widerrede abgewartet, man will ja auch nicht das einzige unfrisierte Mofa in ganz Rom haben. Wrrumm, was schafft es denn jetzt, das Free, 40, 50, 60, 70, siebzig! Nicht zu fassen! Die Engelsburg fliegt vorbei, der Friedensaltar des Augustus, der Justizpalast, wrrumm! Piazza del Popolo und ab in den Tunnel, einmal richtig durchkrachen. Detailansicht öffnen Valentino Rossi freut sich über einen Grand-Prix-Sieg. (Foto: Foto: AP) Schon okay, ist nur ein mickriges Free, macht aber gar nichts. In solchen Nächten sind wir alle ein bisschen Valentino Rossi. Als Rossi einmal in der 125er Klasse in Mugello gewann, widmete er den Sieg den Carabinieri seines Heimatortes Tavullia. "Ich habe vier Crossräder", sagte Rossi, "die sind ein bisschen frisiert. Eines hat mir deswegen der Gabba von den Carabinieri beschlagnahmt. Dann hat er mich mit dem nächsten angehalten, hat sich den Motor angeschaut und gesagt: in Ordnung. Dabei hatte ich das genauso behandelt. Du bist eben doch ein richtig blöder Carabiniere, hab' ich dem gesagt." In Tavullia konnten sie darüber nicht lachen. "Wenn wir den noch einmal erwischen", schnaufte der Maresciallo, "gibt es kein Pardon!" So steht es in der Biografie Rossifumi. Seither hat Rossi Weltmeistertitel in allen Klassen geholt: 125 ccm, 250 ccm, 500 ccm und MotoGP, startet am Sonntag in Mugello als Titelverteidiger und Führer der Gesamtwertung - und lebt in London, Saint James Street, weit weg von Tavullia und seiner strengen Polizei, von den Fans und dem italienischen Fiskus. Was nicht bedeutet, dass er seinem Dorf in den Marken am Ende einer kurvenreichen Straße in den Hügeln hoch über dem Meer wirklich entwachsen ist. Start mit Stützrädern Rossi ist der Junge aus der Provinz, der es in die große, weite Welt geschafft hat, aber auf die erstaunte Frage an sein eigenes Riesen-Ego: "Warum bin ich eigentlich Weltmeister geworden?" ganz ernsthaft antwortet: "Weil der Uccio mich sonst verprügelt hätte." Der Uccio heißt eigentlich Alessio Salucci, er ist Rossis Freund seit Sandkastentagen. Man schwänzte gemeinsam die Schule, lieferte sich Rennen haarscharf am Rand des Abwasserkanals und versuchte mit nicht sehr großem Erfolg, in der Disko die Mädchen aufzureißen. Inzwischen ist Rossi die Kultfigur seiner Generation. Für das Rennen in Mugello hat es wegen des Andrangs erstmals nicht geklappt, Busse wenigstens für die Fans aus den Marken zu organisieren - jeder muss für sich allein anreisen und sich irgendwie eine Eintrittskarte verschaffen, zum Preis zwischen 70 und 150 Euro. Max Biaggi, der Zweitplatzierte und ärgste Konkurrent Rossis, hat den Mitgliedern seines Fanklubs einen Rabatt von 30 Prozent versprochen. Biaggi ist ja auch nicht davor zurückgeschreckt, in Auditore einen Klub einzuweihen, eine Vereinigung eingefleischter Rossi-Hasser nur 20 Kilometer von Tavullia. Und Rossi hat dazu gesagt: "Ich bin Weltmeister, weil ich nicht aus Auditore komme." Biaggi und er können sich nicht leiden, dazu kommen wir später. Valentino Rossi hat früh angefangen. Beim ersten WM-Titelgewinn war er 17, seither ist er um drei Zentimeter gewachsen. Er ist die Symbolfigur der Baby-Bikers, welche die Sehnsüchte ihrer eigenen, nie richtig erwachsen gewordenen Eltern realisieren sollten. Das sind Familienväter, die mit dem Volksbarden Lucio Battisti aufgewachsen sind und mit seiner Ballade Motocicletta, in der als ultimativer Liebesbeweis dem Mädchen ein Motorrad angeboten wird, um sie doch noch rumzukriegen. Hinter Valentino steht Graziano, Jahrgang 1954, ausgebildeter Grundschullehrer, leidenschaftlicher Cross-Fahrer und leidlicher Rennfahrer mit drei GP-Siegen in der 250er Klasse. Von Graziano geht die Mär, er sei mal mit einem Huhn an der langen Leine durch Pesaro flaniert, und was diesen Hang zum fröhlichen Anarchismus angeht, mit dem sich so viele Italiener identifizieren möchten - den hat er an seinen Sohn ziemlich dominant weitervererbt. Graziano jedenfalls schenkte dem zweijährigen Valentino ein elektrisches Mofa mit Stützrädern, und damit ging es los. Mit zehn fuhr der Kleine Kartrennen, ein Jahr später war er schon Meister der Region Marken, mit 13 stieg er dann endgültig aufs Zweirad. 1996 unterzeichneten die Eltern Rossi für ihren Sohn den ersten Vertrag mit der italienischen Traditionsmarke Aprilia. Die Tifosi sind hingerissen Italien hat andere starke Motorradfahrer hervorgebracht, Carlo Ubbiali etwa, mit neun Weltmeistertiteln und allen voran den 15-maligen Weltmeister Giacomo Agostini. Durch Max Biaggi, der in der 250er Klasse vier Titel gewann, erfuhren die Rennen in den neunziger Jahren neuen Auftrieb, aber erst Rossi hat sie zum Massenerlebnis gemacht, zum populärsten Sport Italiens nach Fußball und Formel 1. Mugello wird am Sonntag ein TV-Großereignis werden - auf einem Fernsehkanal von Ministerpräsident Berlusconi. Valentino Rossi ist das erste Medienphänomen einer Branche, in der bisher die wortkargen, harten Asphaltpiraten vom Schlage Biaggis dominierten. Dem Jungen aus Tavullia gelingen atemberaubende Aufholjagden, nur der Start bleibt sein Schwachpunkt, schließlich ist er passionierter Langschläfer. Bei den Siegesfeiern aber dreht Rossi als Valentinik, Rossifumi, Dottor Rossi richtig auf. In England ist er schon im Robin-Hood-Kostüm auf die Bühne gekommen, legendär wurden sein Auftritte als Supermann und die Triumphfahrt mit einer aufblasbaren Puppe. Einmal setzte sich ein als Huhn verkleideter Kumpel auf den Sozius, und Valentino Rossi trug unter seinem Rennanzug ein T-Shirt mit dem Aufdruck Pollo Osvald. Der mysteriöse Sponsor war ein Hähnchenbräter aus Tavullia, der Valentino Rossi in dessen kurzer Amateurzeit mit seinen Produkten versorgt hatte. Die Tifosi waren hingerissen von diesen Einlagen. Endlich fuhr da einer von ihnen mit augenscheinlicher Leichtigkeit von Sieg zu Sieg, von einem Titel zum nächsten, kratzte sich aber vor dem Start abergläubisch an den Hoden und erklärte in schöner Offenheit, dass er beim Fußballspielen übrigens "eine Totalniete" sei und es mit den Mädchen irgendwie auch nicht hinbekäme. "Frauen sind wie Journalisten: Wenn du gewinnst, kommen sie von allein", hat Rossi, ganz Dorfmacho, auch schon mal getönt, dann aber zugegeben, dass er leider noch keine Freundin habe. "Jedenfalls, wenn ich eine Frau wäre, würde ich den ganzen Tag meinen eigenen Busen anfassen." Wrrumm! Intensiv pflegt Valentino seine Intimfeindschaft zu Max Biaggi, dem düsteren Kosaren aus Rom. Inzwischen fahren beide für Honda und mussten deshalb etwas runterschalten, aber hinter der coolen Fassade brodelt es weiter, so hingebungsvoll verabscheuen sie sich. In dieser Woche gab es für Italiens Motorsportler einen Empfang beim Staatspräsidenten. Rossi hatte Besseres vor. Biaggi ließ sich im Vorraum des Quirinalspalastes noch schnell eine Krawatte umbinden und kommentierte genüsslich: "Schlecht für Rossi, dass er nicht gekommen ist. Bei solchen Terminen darf man nicht fehlen." Biaggi hat es dem Rivalen nie verziehen, dass Rossi ihm beim ersten Überholmanöver in der 250er Klasse den Stinkefinger zeigte und bis heute verbreitet, er könne sich vorstellen, noch alles zu werden, "nur nicht wie Max Biaggi". Verbal haben sich die beiden auf allen Ebenen beharkt und in Spanien kam es vor zwei Sommern auch mal zu einer handfesten Rauferei. "Ein Schmerz, der nicht nachlassen will" Valentinos Lieblingssänger heißt auch Rossi, Vasco Rossi, er ist der Barde der Baby-Bikers, und singt ihre Hymne Voglio una vita spericolata, ich will ein waghalsiges Leben. Inzwischen kennt der Weltmeister den Preis. Seine Manager haben um ihn schier undurchdringliche Mauern gezogen. "Man kann mit ihm nicht mehr reden", klagen selbst die Funktionäre des Motorsportverbandes. Vor einem halben Jahr hatte Rossi eine Bombendrohung erhalten und stand zeitweise unter Polizeischutz. Da war die Leichtigkeit dahin, für alle sichtbar. Beim letzten Grand-Prix-Sieg war er so nervös, dass er eine Italien-Fahne, die die Fans ihm reichten, unwirsch zu Boden warf. "Hab' nicht richtig hingeschaut, hätte auch von der Schwulenbewegung kommen können", wollte Rossi sich später rechtfertigen. Übler Ausrutscher. Entschuldigt hat er sich nicht. Der Champion sei müde geworden, heißt es neuerdings. Er langweile sich auf der Piste, die Konkurrenten ödeten ihn an. Ein waghalsiges Leben wollte er, wie so viele Jungen auf dem Land, die den Tod in jeder Kurve herausfordern, weil das der einzige Kitzel in ihrem sonst so eintönigen Alltag ist. Und wie so viele hat Valentino Rossi, der Alleskönner, das millionenschwere Pistengenie, Freunde bei einer solchen Raserei verloren, gleich drei in einer Nacht. Es geschah auf der Straße von Pesaro nach Tavullia, und es ist, sagt Rossi, "ein Schmerz, der nicht nachlassen will. Jedesmal, wenn ich nach Hause fahre, muss ich am Unfallort vorbei. Jedesmal hoffe ich, dass da keine Blumen stehen, dass das alles nicht passiert ist". Aber es ist passiert. Am 6. April ereignete sich der letzte tödliche Unfall beim Moto-GP in Suzuka - der Japaner Daijro Kato raste mit über 200km/h in die Absperrmauer. Valentino Rossi denkt angeblich schon an seinen Rückzug. Er ist 24 Jahre alt.
https://www.sueddeutsche.de/sport/konkurrent-von-hamburg-paris-stimmt-fuer-olympia-2024-1.2432643
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Der Pariser Stadtrat beschließt eine Kandidatur für die Olympischen Sommerspiele 2024. Nach vier verpatzten Endspielen siegt Angelique Kerber beim Turnier in Charleston. Der junge Golfer Jordan Spieth dominiert das Masters in Augusta.
Olympia 2024, Bewerbung: Paris will sich um die Olympischen Spiele 2024 bewerben und wird damit Konkurrent von Hamburg. Der Stadtrat stimmte am Montag mit breiter Mehrheit für eine Kandidatur. Bis zum Sommer sollen gemeinsam mit dem Präsidenten des französischen Sportverbandes CFSI, Bernard Lapasset, Details ausgearbeitet werden. "Damit sind wir im olympischen Abenteuer", sagte die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Die Kosten der Spiele in Paris werden auf 6,2 Milliarden Euro geschätzt. Außer Paris und Hamburg haben Boston und Rom ihre Kandidatur angekündigt. Interesse sollen auch Doha, Budapest, Istanbul, Baku und eine Stadt in Australien haben. Tennis, Charleston: Angelique Kerber hat mit dem ersten Turniersieg seit anderthalb Jahren ihre wochenlange Formkrise und ihren Final-Fluch beendet. Die an Position fünf gesetzte Kielerin bezwang im Endspiel des Sandplatzturniers in Charleston/South Carolina Lokalmatadorin Madison Keys (Nr. 7) mit 6:2, 4:6, 7:5 und kassierte für ihren vierten Coup auf der WTA-Tour ein Preisgeld in Höhe von 124.000 Dollar. Nach 2:16 Stunden verwandelte Kerber ihren ersten Matchball und triumphierte nach Wochen voller Selbstzweifel ausgerechnet auf ihrem schwächsten Belag. Dabei holte sie im entscheidenden Satz einen 1:4-Rückstand auf und gewann nach vier Finalpleiten 2014 wieder ein Endspiel. Zuvor hatte die einstige Wimbledon-Halbfinalistin Kerber die Titel in Linz (2013), Paris und Kopenhagen (beide 2012) gewonnen. Durch den Erfolg tankte die 27 Jahre alte Linkshänderin, die am Tag zuvor im deutschen Halbfinalduell Titelverteidigerin Andrea Petkovic (6:4, 6:4) ausgeschaltet hatte, auch Selbstvertrauen für das anstehende Semifinale im Fed Cup am kommenden Wochenende gegen Russland in Sotschi. Golf, Masters: Jordan Spieth hat seinen Start-Ziel-Sieg beim Golf-Masters in Augusta perfekt gemacht und am Sonntag (Ortszeit) als zweitjüngster Spieler das erste Major des Jahres gewonnen. Der 21 Jahre alte Amerikaner, der seit dem Auftakt am Donnerstag geführt hatte, spielte am letzten Wettkampftag auf dem Par 72-Kurs eine 70er Runde. Mit einem Gesamtergebnis von 270 Schlägen blieb er 18 unter Platzstandard und stellte somit im Augusta National Golf Club den bisherigen Masters-Rekord seines Landsmannes Tiger Woods aus dem Jahr 1997 ein. Woods war bei seinem ersten Triumph in Augusta fünf Monate und zwei Tage jünger als Spieth. Der Texaner gewann mit vier Schlägen Vorsprung vor dem Engländer Justin Rose und dem Amerikaner Phil Mickelson (jeweils 274). Der nordirische Weltranglisten-Erste Rory McIlroy wurde Vierter (276). Woods beendete das Turnier als 17., Titelverteidiger Bubba Watson (USA) kam auf Rang 38. Radsport: Radprofi John Degenkolb hat als erster Deutscher seit 119 Jahren den Frühjahrs-Klassiker Paris-Roubaix gewonnen. Der 26-Jährige aus dem Team Giant-Alpecin triumphierte bei der 113. Ausgabe der sogenannten "Hölle des Nordens" nach 253,5 Kilometern, davon 52,7 über das berüchtigte Kopfsteinpflaster, im Velodrom von Roubaix vor Zdenek Stybar (Tschchien/Etixx-QuickStep) und Greg van Avermaet (Belgien/BMC). Den bislang einzigen deutschen Sieg hatte Josef Fischer 1896 bei der Premiere errungen. "Davon habe ich immer geträumt. Ich musste so hart arbeiten, ich kann es kaum glauben", sagte Degenkolb mit Freudentränen in den Augen und dreckverschmiertem Gesicht. Es war bereits Degenkolbs zweiter Coup in dieser Saison. Vor drei Wochen hatte der gebürtige Thüringer bereits bei Mailand-Sanremo gesiegt. "Es ist lange her, dass diese Kombination jemand geschafft hat", sagte Degenkolb. Er ist erste der dritte Fahrer, der diese beiden Radsport-Monumente innerhalb eines Jahres für sich entschieden hat. Dies war zuvor nur dem Belgier Cyrille Van Hauwaert (1908) und dem Iren Sean Kelly (1986) gelungen. Basketball, NBA: Dirk Nowitzki hat mit seinen Dallas Mavericks auch das vierte und letzte Saisonduell mit den Los Angeles Lakers in der nordamerikanischen Profiliga NBA gewonnen. In L.A. setzten sich die Texaner mit 120:106 durch. Bester Werfer für die Mavericks, die als Siebte im Westen in die Play-offs gehen, war Tyson Chandler mit 20 Punkten, Nowitzki kam auf 16 Zähler. Dallas bestreitet vor dem Beginn der Play-offs noch zwei Spiele. In der Nacht zum Dienstag tritt der Meister von 2011 bei den Utah Jazz an, bevor es zwei Tage später zum Abschluss zu Hause gegen die Portland Trail Blazers geht. Mit welchem Team es die Mavericks in der ersten Runde der K.o.-Phase zu tun bekommen, ist weiter offen. Auf dem zweiten Platz im Westen liegen derzeit die San Antonio Spurs, die sich 107:91 gegen die Phoenix Suns durchsetzten. Eine Niederlage kassierten die Atlanta Hawks mit Nationalspieler Dennis Schröder. Die bereits als Eastern-Conference-Gewinner feststehenden Hawks unterlagen bei den Washington Wizards mit 99:108. Schröder, der zur Starting Five gehörte, kam auf 14 Punkte und sechs Rebounds. Die Hawks bekommen es vor Beginn der Entscheidungsrunde noch zuhause mit den New York Knicks zu tun und reisen dann zu den Chicago Bulls. Auch der Auftaktgegner der Hawks in der Postseason steht noch nicht fest. Derweil sicherten sich ebenfalls im Osten die sechstplatzierten Milwaukee Bucks mit einem 96:73-Heimsieg gegen die Brooklyn Nets das Ticket für die Play-offs. Basketball, Pokal: Völlig unerwartet haben die EWE Baskets Oldenburg ihren Heimvorteil genutzt und zum ersten Mal den Pokal der Basketball Bundesliga (BBL) gewonnen. Im packenden Finale des Top Four feierte der frühere deutsche Meister einen überraschenden 72:70 (34:34)-Sieg über den klaren Favoriten Brose Baskets Bamberg. Oldenburg holte seinen zweiten Titel nach dem Gewinn der Meisterschaft 2009. Oldenburg hat mit dem Erfolg für das Highlight einer bislang enttäuschenden Saison gesorgt. Erst Ende März hatte beim Tabellensiebten Mladen Drijencic den wegen der sportlichen Misere entlassenen Trainer Sebastian Machowski ersetzt. "Das ist unbeschreiblich", sagte Oldenburgs Forward Philip Zwiener: "Das ist unglaublich schön für uns, für die Fans, für Oldenburg." Teamkollege Philipp Neumann meinte: "Wir haben gekämpft, wir haben alles gegeben. Wir sind zurück." Angetrieben von den eigenen Fans gelang den Oldenburgern im Finale ein Traumstart. Im ersten Viertel trafen die Gastgeber fünf von sieben Dreierwürfen und zogen leicht davon. Die Brose Baskets steigerten sich, Mitte des zweiten Spielabschnitts gelang die erstmalige Führung (28:26/17. Minute). Mitte des Schlussviertels erspielte sich Bamberg, das vor allem von Brad Wanamaker (19 Punkte) und Janis Strelnieks (16) geführt wurde, einen Vorsprung (64:56/34.). Er hielt nicht, Oldenburg glich wieder aus (64:64/38.). Die Entscheidung fiel Sekunden vor Schluss, als der Bamberger Dawan Robinson einen Dreierversuch daneben setzte und die Chance auf den Sieg vergab. Bester Werfer der EWE Baskets war Casper Ware (13). Eishockey, DEL: Die beeindruckende Siegesserie der Adler Mannheim ist gerissen, Titelverteidiger ERC Ingolstadt hat sich im Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zurückgemeldet. 42 Stunden nach der unglücklichen 1:2-Niederlage nach Verlängerung gewannen die Oberbayern das zweite Play-off-Endspiel mit 5:2 (0:0, 1:0, 4:2) gegen den Vorrundenersten, der zuvor achtmal in Folge in der Meisterrunde triumphiert hatte. Vor dem dritten Finale am Dienstag (19.30 Uhr/ServusTV) in Mannheim ist der Kampf um die 95. deutschen Eishockey-Meisterschaft wieder völlig offen. Nach den Toren von Brandon Buck (21./46.), Jared Ross (49.), Derek Hahn (51.) und Petr Taticek (60.) für Ingolstadt sowie Ronny Arendt (47.) und Robert Raymond (55.) für die Adler steht es in der Best-of-seven-Serie 1:1, vier Siege sind zum Titelgewinn notwendig. Schwimmen, DM: Weltrekordler Paul Biedermann hat zum Abschluss der DM in Berlin in beeindruckender Manier die Zweifel an seiner Form beseitigt. Einen Tag nach seinem wenig überzeugenden Erfolg über 100 m Freistil (49,24) gewann der 28-Jährige über die doppelte Distanz in Weltjahresbestzeit von 1:45,60 Minuten deutlich. Sein vermeintlicher Widersacher Florian Vogel (München), Sieger über 400 und 800 m, wurde Fünfter. "Das Rennen war voll gut, hat viel Spaß gemacht", sagte Biedermann und gab zu: "Ich war ein bisschen geknickt nach dem Rennen über 100." Mit seiner Siegerzeit blieb der Staffel-Europameister auch anders als bei seinem 100-m-Erfolg deutlich unter der Norm für die WM im Sommer in Kasan. Als Mitglied des Eliteteams ist Biedermann aber genau wie Vizeweltmeister Marco Koch und der erkrankte Olympia-Vierte Steffen Deibler für den Saisonhöhepunkt gesetzt. Schon vor der eher schwachen Vorlaufzeit mit Platz vier hatte Biedermann gelassen gesagt: "Wir haben fast noch vier Monate Zeit bis zur Weltmeisterschaft, ich mache mich noch nicht verrückt."
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Holger Bingmann ist Pressegroßhändler, Hochschulgründer und Herbergsvater für Berliner Blogger und Kreative. Auf diese Weise will er sein klassisches Ursprungsgewerbe ins digitale Zeitalter überführen.
Wenn man beschreiben will, was Holger Bingmann beruflich macht, trifft es "Reisender zwischen den Welten" vermutlich ganz gut. Zwischen digitaler und analoger Wirtschaft ist er unterwegs, zwischen Old Economy und Zukunftsmusik, München und Berlin. Zumindest klamottentechnisch hat das Weltenwandeln an diesem Tag mustergültig hingehauen: Unten Jeans mit Turnschuhen, oben Jackett mit Einstecktuch, so steht der 56-Jährige in einem Büroloft in Berlin-Kreuzberg und ist erkennbar guter Dinge. Bingmann ist geschäftsführender Gesellschafter der Melo Group, eines internationalen Dienstleistungs- und Medienkonzerns, der aus dem 1945 in München gegründeten Pressevertrieb Hermann Trunk hervorgegangen ist. Die Gründerfamilie Trunk ist noch heute an der Gruppe beteiligt. Bingmann selbst war 39 Jahre alt, als er den Presse-Grossisten kaufte; zuvor hatte er für Daimler-Benz in Brüssel gearbeitet und für einen Pressegroßhändler in Baden-Württemberg. Heute macht Bingmanns Firmengruppe knapp 300 Millionen Euro Umsatz im Jahr und beschäftigt rund 2000 Leute in sechs Ländern. Zum Pressegroßhandel sind Paket- und Flughafendienstleistungen hinzugekommen, wie das Catering an Bord oder die Reinigung der Teppiche am Schalter. Zudem beliefert Bingmanns Firmengruppe nicht mehr nur 20 000 Kioske zwischen Budapest und Ulm, sondern bestückt auch den Online-Kiosk der Lufthansa. Der Pressegroßhandel steht zwar weiter für die Hälfte von Umsatz und Ertrag, den Rest aber erwirtschaften die neuen Geschäftsfelder. Gerade weil er aus einer klassischen Branche kommt, will Bingmann nicht zu jenen gehören, die zwar ihre Abläufe digitalisieren, aber letztlich kein digitales Geschäftsmodell haben. Was auch Kreuzberg und die Turnschuhe erklärt. "Blogfabrik" steht unten am Eingang, der in einem Berliner Backstein-Hinterhof liegt. Start-up-Terrain. Oben sitzen Frauen und Männer mit Laptops an langen Tischen und zwischen pinken und türkisen Trennwänden. Im turnhallengroßen Veranstaltungsraum sind externe Anzugträger zu einem Stuhlkreis zusammengekommen. In der Küche essen Männer mit Bart und Wollmütze Mittag; Bürohund Lola dagegen interessiert sich für den Kuchen auf Bingmanns Teller. Bingmann, promovierter Betriebswirt und Hobby-Rennradler, trägt eine runde Brille und gescheiteltes helles Haar. Er sieht vergnügt aus, spricht eher leise als laut und wirkt generell wie jemand, der unangestrengt freundlich sein kann, weil er in sich ruht. Detailansicht öffnen Holger Bingmann wirkt wie jemand, der in sich ruht. Um das zu erreichen, hat er allerdings auch dazulernen müssen, seinen Arbeits- und Führungsstil geändert. Es hat sich gelohnt. (Foto: Christoph Neumann/www.christoph-neumann.com) 600 Quadratmeter "kreativen Raum" stellten sie hier zur Verfügung, sagt er und zieht sein Jackett aus. 80 Blogger, Youtuber, Grafiker und Influencer arbeiten in der vor drei Jahren gegründeten Blogfabrik. "Alles kleine, selbständige Unternehmer, die hier ihrer Arbeit nachgehen und uns einen Teil ihrer Kreativität abgeben." Im Prinzip funktioniert die Blogfabrik wie eine Mini-Agentur. Die Fabrikanten bekommen einen Arbeitsplatz, für den sie nur eine symbolische Miete zahlen müssen; sie kommen und gehen, wann sie wollen, arbeiten an ihren Projekten, nutzen das Fotostudio und können sich kostenlos von einem Medienanwalt beraten lassen. "Entspannte Nutzung bis zur Party", sagt Bingmann. Die Gegenleistung ist, dass die fünf bis sechs fest angestellten Blogfabrik-Manager die Freiberufler regelmäßig anfragen dürfen, ob sie einen von außen hereingekommen Auftrag übernehmen wollen. Gegen Bezahlung und freiwillig, sagt Bingmann und zwinkert. Das anfangs getestete Konzept eines "modernen Sklaventums" habe nichts gebracht. "Wir machen zum Beispiel eine SocialMedia-Kampagne für eine große deutsche Bank", nennt Bingmann ein Beispiel für solche Auftragsprojekte. Mittelfristig erhofft er sich aber mehr. So habe eine große Fluggesellschaft gefragt, ob er neben digitalen Zeitungen nicht noch weitere Inhalte liefern könnte. "Zum Beispiel Restauranttipps von Foodbloggern aus New York, statt der üblichen Touristenfallen." Noch, sagt Bingmann, sei er da nicht angekommen, "und ich weiß auch gar nicht, ob es überhaupt klappt". Zu beunruhigen scheint ihn das aber kaum. Für dieses Jahr rechnet er noch mit einem "kleinen Minus" für die Blogfabrik. "Ich mache aber jede Wette, dass sie 2019 Geld verdient." "Wir haben Arbeitsplatz und Arbeitszeit freigegeben. Und es funktioniert." Bingmann hat inzwischen ein Faible für den Wandel. Das war nicht immer so. 20 Jahre lang war er ein klassischer Patriarch. Irgendwann aber merkte er, dass Struktur und Kultur seiner Melo-Gruppe immer größere Reibungsverluste produzierten angesichts der Firmenzukäufe und des Wachstums von 100 auf 2000 Mitarbeiter. Er engagierte einen Coach, erst für sich, dann für die Führungskräfte. Er lernte einen neuen Führungsstil und stellte einiges auf den Kopf. Die Zentrale in München, wo 100 Leute arbeiten, ließ er bis auf die Außenmauern abreißen und neu errichten. "Da sieht es jetzt aus wie hier", sagt er und macht eine raumgreifende Armbewegung über die Blogfabrik hinweg. "Ich mag solche Strukturen." Feste Büros gibt es keine mehr, auch er hat keins. Wenn er einen Schreibtisch braucht, aktiviert er "M" im Kalender, dann wird ein Platz für ihn reserviert, mit Glück in seiner Lieblingsecke. "Wir haben Arbeitsplatz und Arbeitszeit freigegeben. Und es funktioniert. Ich bin von der höheren Kreativität überzeugt." Vielleicht, sagt er, sitze dann mal einer früher im Biergarten. Dafür aber schaue der abends noch mal in seine Mails. "Wir haben heute einen viel entspannteren Umgang miteinander." Auch Bingmann selbst nahm sich sein Stück Freiheit. "Als Vorbild", sagt er. Er brachte seine Töchter zum Schulbus, freitags blieb er immer mal wieder zu Hause, ging Rennradfahren, arbeitete im Home-Office, holte die Mädchen pünktlich wieder ab. Denn wie schwer die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sein kann, weiß er. Seine erwachsenen Söhne aus erster Ehe wuchsen nach der Trennung bei ihm auf. Alleinerziehender Vater und Unternehmer, das allerdings waren wenig kompatible Welten. Bei den Töchtern aus seiner zweiten Ehe wollte er weniger abwesend sein - und das auch seinen Leuten ermöglichen. Bloggen, filmen, beraten Man kennt sie, die Wut-Aushänge der Nachbarn im Flur, die skurrilen Gesuche an der Pinnwand im Supermarkt, die "Gib mein Rad zurück, du Mistkerl"-Zettel an der Laterne. In Berlin werden diese Alltagsdokumente gesammelt und veröffentlicht, von den Machern von "Notes of Berlin"; inzwischen ist der Blog auch überregional bekannt. Ebenfalls reichweitenstark ist der Berlin-Blog "I heart Berlin". Gemein ist beiden, dass sie in der Blogfabrik von Holger Bingmann untergekommen sind. Dort arbeiten neben zahlreichen Bloggern auch Fotografen, Autoren, Grafiker, Illustratoren, Übersetzer, Werbetexter oder PR-Berater. Solche Co-Working-Spaces sind weit verbreitet in Berlin: Über die ganze Stadt verteilt kann man in Bürogebäuden Schreibtische oder kleine Büros mieten; Küche und Aufenthaltsräume werden von allen genutzt, sonst bleibt jeder selbständig. Gerade die Szene der Blogger, Youtuber und Influencer in der Hauptstadt ist bunt und groß. Manche können von ihrem Blog leben, von Werbung, Produktbesprechungen und gesponsorten Beiträgen, die neben werbefreien Texten stehen. Viele setzen auf zusätzliche Geschäftsfelder, beraten Unternehmen in Sachen Social Media, übernehmen PR-Jobs, arbeiten als Journalisten, bieten Workshops an. In der Blogfabrik können sie auch für die dortige Agentur arbeiten und Aufträge übernehmen. Das Themenspektrum der "Content Creatoren", die "Inhalte" anbieten, egal ob Text oder Video, reicht von Ausgehtipps über Musik, Restaurants und Kochen bis Mode, Kinder, Kunst, Design oder Reisen. HENRIKE ROSSBACH Im Moment allerdings klappe das nicht mehr so recht mit den freien Freitagen, sagt Bingmann fast entschuldigend. Der Grund ist, dass sich der gebürtige Stuttgarter im Herbst vergangenen Jahres zum Präsidenten des Groß- und Außenhandelsverbands BGA hat wählen lassen, obwohl er eher ein Außenseiter war in der Verbändewelt. Er sei neugierig gewesen auf das Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik, sagt er. "Eine Lebensergänzung." Dass er wenig Verbandssozialisation hinter sich hat, merkt man. Bingmann spricht freier, als das andere auf vergleichbaren Posten tun. Sein Pressesprecher zuckt dann schon mal zusammen im Interview. "Ich trage hier in Berlin zu einer gewissen Lockerheit bei", nennt Bingmann das. Das Tagesgeschäft überlässt er nun anderen - und hat damit Freiraum für neue Projekte Aus dem operativen Tagesgeschäft seiner Firma hatte er sich ohnehin schon etwas zurückgezogen, weil er Freiraum für neue Projekte wollte. Bingmann bezeichnet es gerne als seine größte unternehmerische Leistung, gute Leute gefunden zu haben, die jetzt an seiner statt Verantwortung tragen. Er gründete derweil in Berlin eine Universität, die "Digital Business University". Seit Februar läuft der Akkreditierungsprozess, was mindestens 14 Monate dauern wird. 1200 Seiten dick seien die Unterlagen gewesen, sagt Bingmann und schüttelt immer mal wieder leicht den Kopf, während er unter anderem von der Präsenzbibliothek spricht, zu der er verpflichtet wurde. Obwohl es in der neuen Uni nur eine Woche Präsenzpflicht im Monat geben und der Rest online laufen soll. "45 000 Euro müssen wir für Bücher ausgeben und 6,5 Professoren einstellen." Am Ende soll man an der neuen Hochschule "einen ordentlichen Bachelor" machen können, später auch einen Master, für 490 Euro Studiengebühren im Monat. Schon im Herbst soll es zudem die ersten Lehrgänge zur berufsbegleitenden Weiterbildung in und an großen Unternehmen gebe. "Für kreative Menschen, die Dinge anders machen wollen." Bingmann glaubt daran, dass man mit Bildung Geld verdienen kann. Er klickt sich auf seinem Tablet durch eine Präsentation. "Digital Business Management" soll ein Studiengang heißen, "Data Science / Business Analytics" ein anderer. "Wir brauchen neue Ausbildungsangebote", sagt er und spricht über entstehende und verschwindende Berufe. In seiner Firma etwa habe er nur einen, der sich mit Big Data auskenne. "Wir brauchen diese Leute aber. Auch wenn es manchmal schwierig ist, unser verrücktes Konzept zu erklären."
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Während die Wimbledon-Finalistin beim WTA-Turnier in Peking Li Na unterliegt, erreicht Andrea Petkovic die nächste Runde. Sebastian Rode wird seinen Vertrag bei Eintracht Frankfurt offenbar nicht verlängern. Thomas Allofs legt Vorstandsamt bei Fortuna Düsseldorf nieder.
Tennis, Peking: Fedcupspielerin Andrea Petkovic (Darmstadt) hat beim WTA-Turnier in Peking das Achtelfinale erreicht. Zwei Tage nach ihrem Überraschungserfolg gegen die Weltranglistenzweite Wiktoria Asarenka (Weißrussland) setzte sich die 26-Jährige nach anfänglichen Schwierigkeiten in 2:05 Stunden mit 4:6, 6:4, 6:1 gegen die Russin Swetlana Kusnezowa durch. Für Petkovic, die in der nächsten Runde auf Lucie Safarova (Tschechien) trifft, war es der dritte Erfolg im fünften Vergleich mit Kusnezowa. Das Viertelfinale bei dem mit 5.185.625 Dollar dotierten Hartplatzturnier in der chinesischen Hauptstadt verpasste dagegen Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki (Berlin/Nr. 13). Sie verlor am Mittwoch gegen die frühere French-Open-Siegerin Li Na (China/Nr. 4) mit 5:7, 4:6. Die an Nummer sieben gesetzte Angelique Kerber (Kiel), in der Vorwoche in Tokio erst im Finale an Petra Kvitova (Tschechien) gescheitert, trifft am Donnerstag auf Roberta Vinci aus Italien. Für Kerber geht es in Peking um einen Platz beim Masters der acht weltbesten Spielerinnen in Istanbul (22. bis 27. Oktober). 2. Liga, Fortuna Düsseldorf: Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf muss sich eher als geplant nach einem neuen Vereinschef umsehen. Wie der Vorstandsvorsitzende Peter Frymuth am Mittwoch mitteilte, wird er sein Amt bereits in diesem Winter und nicht - wie ursprünglich angedacht - im kommenden Sommer zur Verfügung stellen. "Der Zeitpunkt im Sommer wäre eher ungünstig. Mein Nachfolger soll die Gelegenheit haben, den Verein in Ruhe auf die neue Saison vorzubereiten. Deshalb werde ich den Weg bereits im Winter freimachen", kommentierte Frymuth seinen Sinneswandel. Der 56 Jahre alte Beamte, der die Fortuna seit neun Jahren führt, liebäugelt dem Vernehmen nach mit dem DFB-Posten als der für den Amateurfußball zuständige Vizepräsident. Als seine Nachfolger in Düsseldorf sind der bisherige Finanzvorstand Paul Jäger und der Aufsichtsratsvorsitzende Dirk Kall im Gespräch.Unabhängig von der Frymuth-Personalie legte Thomas Allofs sein Vorstands-Mandat nach mehr als zehn Jahren unerwartet nieder. Wie der Tabellen-15. am Mittwoch mitteilte, habe der Vorstand den Rückzug des ehemaligen Fortuna-Stürmers "mit Bedauern" zur Kenntnis genommen. "Wir respektieren, wenn auch mit großem Bedauern, die Entscheidung von Herrn Allofs", erklärte Kall. "Er hat einen wichtigen Anteil an der Wiedergesundung des Vereins, weil er in der schwierigsten Phase der Vereinsgeschichte der Fortuna mit Rat und Tat zur Seite stand." Allofs stieg im Januar 2003 als Teammanager ein, als der deutsche Meister von 1933 und zweimalige DFB-Pokalsieger in der Viertklassigkeit versunken war. Wenige Monate später rückte er in den Vorstand auf und war dort stets ehrenamtlich tätig. Zuletzt war Allofs für das Nachwuchsleistungszentrum verantwortlich. Über die Hintergründe des Rückzugs machte der Verein keine Angaben. Allofs wurde als möglicher Nachfolger von Manager Wolf Werner gehandelt, der am Saisonende aufhört. Bundesliga, Sebastian Rode: Eintracht Frankfurt kann sich auf den Abgang seines Leistungsträgers Sebastian Rode einstellen. "Sebastian erfüllt seinen Vertrag, wird aber nicht verlängern", sagte Rodes Berater Branko Panic der Sport Bild. Der Kontrakt des 22 Jahre alten Mittelfeldspielers besitzt noch bis zum 30. Juni 2014 Gültigkeit, danach darf er den Europa-League-Starter ablösefrei verlassen. Triple-Gewinner Bayern München und Bayer Leverkusen haben bereits Interesse bekundet. Zuvor hatten sich die Hessen noch einmal redlich bemüht, Rode von einer Vertragsverlängerung zu überzeugen. "Wir sind im ständigen Austausch mit Sebastian. Wir haben großes Interesse, ihn bei uns zu behalten. Wir haben den großen Wunsch, dass er bleibt", sagte Vorstandsboss Heribert Bruchhagen. Eine langfristige Zusammenarbeit planen die Frankfurter unterdessen mit Alex Meier. Der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler, der die Eintracht in der vergangenen Saison mit 16 Ligatreffern praktisch im Alleingang auf den sechsten Platz geschossen hat und derzeit wegen einer Oberschenkelblessur außer Gefecht gesetzt ist, soll um drei Jahre verlängern. Sein Vertrag endet derzeit ebenfalls am 30. Juni 2014. Bundesliga, Eintracht Frankfurt: Vor dem Fußball-Bundesliga-Derby am Samstag beim VfL Wolfsburg hat Eintracht Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht auch von Präsident Sebastian Ebel Rückendeckung erhalten. "Der gesamte Verein mit seinen Entscheidungsträgern steht voll hinter Torsten Lieberknecht", bekräftigte Ebel trotz des schlechten Saisonstarts in der "Braunschweiger Zeitung" (Mittwoch). Aufsteiger Braunschweig ist nach sieben Spieltagen mit nur einem Punkt und 3:18 Toren Tabellenletzter. So schlecht ist bislang noch nie ein Bundesligaclub in die Saison gestartet. "Wir müssen versuchen, das, was uns aktuell vielleicht fehlt, durch Motivation, durch Leidenschaft und Zusammengehörigkeit aufzufangen. Ich bin und bleibe zuversichtlich. Irgendwann wird der Knoten platzen", sagte Eintracht-Präsident Ebel. Lieberknecht hatte nach dem 0:4 am Sonntag gegen den VfB Stuttgart Spekulationen über einen möglichen Rücktritt ausgelöst, als er sagte: "Ich bin keiner, der weglaufen möchte, aber trotzdem komme ich ins Grübeln." Es sei "normal, dass vielleicht auch Verantwortliche und Fans ins Grübeln kommen". Der Aufstiegscoach hatte zudem einen für ihn ungewöhnlich bedrückten Eindruck gemacht. "Das war doch eine Äußerung aus der Enttäuschung heraus, die Torsten Lieberknecht da gemacht hat. Ich komme nicht ins Grübeln", sagte Ebel dazu. Sotschi, Bode Miller: Knapp vier Monate vor dem Start der Olympischen Winterspiele in Sotschi (7. bis 23. Februar 2014) hat US-Skistar Bode Miller das umstrittene Homosexuellen-Gesetz Russlands scharf kritisiert. "Es ist absolut beschämend, dass es Länder und Völker gibt, die so intolerant und ignorant sind. Das ist peinlich", sagte der 35 Jahre alte Vancouver-Olympiasieger in der Super-Kombination. Zugleich griff der mit insgesamt fünf Olympiamedaillen dekorierte Amerikaner das nationale olympische Komitee seines Landes USOC sowie das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit dem Vorwurf an, sich nicht stark genug für die in ihren Grundsätzen verankerten Ideale stark zu machen. "Die Athleten werden irgendwo hingeschickt und sollen diese Philosophien vertreten, und dann dürfen sie ihre Einstellungen und Meinungen nicht zum Ausdruck bringen. Das ist ziemlich scheinheilig", sagte Miller. Zuletzt hatte sich unter anderem auch Eishockey-Olympiasieger Sidney Crosby auf die Seite homosexueller und lesbischer Athleten gestellt und sich gegen das umstrittene Gesetz ausgesprochen. Diese Entscheidungen und Gesetze seien etwas, mit dem er persönlich nicht übereinstimme, sagte der kanadische Superstar. Das Gesetz stellt seit Juni in Russland die Verbreitung von Informationen über Homosexualität an Minderjährige unter Strafe. Das von Putin unterzeichnete Gesetz hatte international Zweifel an der Offenheit und den Gastgeberfähigkeiten Russlands aufkommen lassen und Proteste von Athleten wie jüngst bei der Leichtathletik-WM in Moskau nach sich gezogen. Auch das IOC hatte sich kritisch zu dem Gesetz geäußert und nach einer entsprechenden Aufforderung umfangreiche Garantien der russischen Regierung für "offene" Spiele erhalten. TSV 1860 München, Strafe: Der TSV 1860 München muss für das Fehlverhalten seiner Anhänger insgesamt 18 000 Euro bezahlen. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verhängte die Geldstrafen für "unsportliches Verhalten" bei einem DFB-Pokalspiel sowie einer Liga-Partie. Im Derby gegen den FC Ingolstadt war es am 18. August in der Münchner Arena kurz vor Ende der Begegnung zu rassistischen Rufen gegen Gästespieler Danny da Costa gekommen. Der Ingolstädter Profi informierte Schiedsrichter Florian Meyer über den Vorfall. Meyer veranlasste eine Stadiondurchsage, der Ordnungsdienst griff ein. Der Rufer konnte ermittelt werden. Gegen ihn wurde ein bundesweites Stadionverbot ausgesprochen. Dies sei "im Urteil strafmildernd für den Verein berücksichtigt" worden, teilte der DFB am Mittwoch mit. Beim Pokalspiel der "Löwen" beim 1. FC Heidenheim waren Anfang August drei leere Bierbecher aus dem Münchner Zuschauerblock auf das Spielfeld geworfen worden. Im Anschluss war zudem Pyrotechnik gezündet worden. Auch diese Vorfälle wurden vom DFB geahndet. Champions League, Protest: Wegen der Protestaktion von Greenpeace-Aktivisten im Champions-League-Spiel gegen Schalke 04 am Dienstagabend droht dem FC Basel eine saftige Strafe durch die Europäische Fußball-Union (Uefa). Schiedsrichter Alberto Undiano Mallenco (Spanien) hat wegen der fünfminütigen Spielunterbrechung, die die Aktion verursacht hatte, einen Sonderbericht angefertigt. Diesen werde man in aller Ruhe analysieren, teilte ein Uefa-Sprecher im St.-Jakob-Park mit. Schalkes Manager Horst Heldt wollte nach dem 1:0-Sieg seiner Mannschaft die Aktion nicht verurteilen, obwohl sie sich gegen den S04-Hauptsponsor Gazprom richtete. "Es ist wichtig, dass es solche Organisationen gibt, die sich für viele Aktionen einsetzen, die enorm wichtig für uns alle sind", sagte Heldt, der allerdings behauptete, nicht genau erkannt zu haben, worum es bei dem Protest konkret ging: "Ich habe erst gedacht, das ist irgendeine Aktion der Uefa gegen Rassismus oder so etwas. Das hab ich auch noch nicht erlebt. Naja, das hat zehn Minuten gedauert, und dann waren sie auch schon wieder weg." Die vier Greenpeace-Aktivisten hatten vom Stadiondach des St. Jakob Park ein riesiges gelbes Transparent ausgerollt, mit dem gegen Öl-Bohrungen in der Arktis des Schalke- und Uefa-Sponsors protestiert wurde.
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Michael Ballack wird mit Chelsea nach einem 8:0 gegen Wigan englischer Meister, Wolfsburger Keeper bei Schlägerei schwer verletzt, Kuranyi wechselt nach Russland, Inter und Rom im Gleichschritt.
Michael Ballack ist mit dem FC Chelsea englischer Meister. Die Londoner siegten in der Premier League am Sonntag mit 8:0 (2:0) gegen Wigan Athletic und stürmten zur vierten Fußball-Meisterschaft nach 1955, 2005 und 2006. An der heimischen Stamford Bridge brachte Chelsea-Stürmer Nicolas Anelka sein Team mit einem Tor in der 6. Minute auf die Siegerstraße. Nach einem Foul an "Blues"-Kapitän Frank Lampard, sah Gäste-Verteidiger Gary Caldwell die Rote Karte. Lampard selbst verwandelte den Strafstoß sicher (32.). In der zweiten Halbzeit zauberte Chelsea: Salomon Kalou, Anelka, Didier Drogba (3x) und Ashley Cole sorgten für den Endstand. Detailansicht öffnen Mit einer famosen Torgala zum Titel: Der FC Chelsea gewann 8:0 gegen Wigan und ist damit englischer Meister. (Foto: Foto: getty) Torwart André Lenz vom Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg ist bei einem Streit in einer Diskothek in der Nacht zum Sonntag schwer verletzt worden. Der 36-Jährige musste notoperiert werden, sagte ein Polizeisprecher. Lenz hatte bei der Auseinandersetzung mehrere Stich- und Schnittwunden erlitten und viel Blut verloren. Lebensgefahr besteht nach Polizeiangaben nicht. Neben Lenz wurden noch drei weitere Discobesucher schwer verletzt. Der Torwart hatte mit mehreren VfL-Spielern in der Disco den Saisonausklang gefeiert. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Die Polizei ermittelt wegen versuchter Tötung. Kevin Kuranyi Torjäger Kevin Kuranyi wechselt vom deutschen Vizemeister Schalke 04 zum russischen Fußball-Erstligisten Dynamo Moskau. Der 28-Jährige unterschreibt in Moskau einen Vertrag bis 2013 und soll jährlich sechs Millionen Euro kassieren. In einem offenen Brief an die Fans erklärte Kuranyi seine Beweggründe für den Wechsel. "Ich bin mir durchaus bewusst, dass einige von euch jetzt bestimmt ungläubig den Kopf schütteln und denken: Was um aller Welt will er in Moskau? Ich habe immer gesagt, dass am Ende das Gesamtpaket stimmen muss. Das Gefühl habe ich bei Dynamo. Ein Aspekt ist sicher das Finanzielle. Alles andere zu behaupten wäre heuchlerisch." Neben Moskau hatten auch Fenerbahce und Besiktas Istanbul sowie Manchester City Interesse an einer Verpflichtung gezeigt. Auf Schalke verdiente der Torjäger bislang rund 3,8 Millionen brutto. "Ich habe ihm kein Angebot gemacht", hatte Schalkes Trainer Felix Magath schon am Samstag das Werben um Kuranyi aufgegeben. In diesen finanziellen Regionen hätte Schalke trotz der Qualifikation für die Champions League ohnehin nicht mithalten können. Das italienische Fußball-Meisterschaftsduell zwischen Titelverteidiger Inter Mailand und dem AS Rom bleibt spannend bis zur letzten Sekunde. Dank zweier Tore von Francesco Totti blieben die Römer (77 Punkte) mit einem 2:1-Sieg gegen Cagliari am vorletzten Spieltag der Serie A an Spitzenreiter Inter (79) dran. Die Mailänder besiegten zu Hause Chievo Verona mit 4:3. Als die Mailänder Fans im Giuseppe Meazza-Stadion bereits Meisterschaftsgesänge anstimmten, drehte Roms überragender Kapitän das schon verloren geglaubte Spiel gegen Cagliari im Alleingang noch um: Andrea Lazari hatte die Sarden in der 73. Minute in Führung gebracht. Danach besorgte Totti in der 79. Minute erst den Ausgleichs- und dann in der 83. per Elfmeter den Siegtreffer. Für Inter trafen Mantovani per Eigentor, Cambiasso, Milito und Ballotelli. Tim Wiese hat den Kampf um die Nummer 1 im deutschen WM-Tor mit markigen Worten angeheizt. Der 28 Jahre alte Bremer fühlt sich in dem gestarteten Nationalmannschafts-Dreikampf mit Manuel Neuer vom FC Schalke und Bayern-Routinier Hans-Jörg Butt offenbar benachteiligt. "Ich gebe jede Woche eine Visitenkarte ab, aber ich habe keine Lobby in diesem Land. Trotzdem werde ich weiter kämpfen, bis mir das Blut aus den Ohren tropft", sagte Wiese. Wie Neuer und Butt brachte sich Wiese am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga mit einer Top-Leistung bei Bundestrainer Joachim Löw in Stellung. Löw hat noch keine Rangfolge bei den Torhütern festgelegt. Die Eishockey-WM in Deutschland hat bereits am zweiten Tag ihre zweite Sensation. Einen Tag nach dem deutschen Traumstart durch das 2:1 gegen die USA kassierte Deutschlands nächster Gegner Finnland am Samstagabend in Köln eine unerwartete 1:4-Niederlage (1:2, 0:2, 0:1) gegen Außenseiter Dänemark in Gruppe D. Olympiasieger Kanada gelang dagegen in der Gruppe B zum Einstand in Mannheim ein standesgemäßes 5:1 (2:1, 2:0, 1:0) gegen Abstiegskandidat Italien. Die Schweiz zitterte sich nach zwei frühen Toren zu einem 3:1 gegen Lettland. Dänemark, das alle bisherigen fünf WM-Spiele gegen Finnland verloren hatte, erwischte einen Start nach Maß und ging durch die NHL-Profis Frans Nielsen (3.) und Peter Regin (6.) verdient in Führung. Petri Kontiola (7.) sorgte zwar postwendend für den Anschluss für den Olympia-Dritten von Vancouver. Der Weltmeister von 1995 vergab danach jedoch zahlreiche Überzahlchancen, was durch das 3:1 von Julian Jakobsen (22.) bestraft wurde. Im Schlussdrittel scheiterten die Finnen immer wieder am starken dänischen Keeper Frederik Andersen und kassierten erneut durch Nielsen gar das vierte Tor. Am Montag gegen Deutschland (20.15 Uhr) steht WM-Mitfavorit Finnland damit bereits mit dem Rücken zur Wand. Unterdessen ist Aufsteiger Kasachstan mit einer bitteren Niederlage in die Eishockey-WM gestartet. Das Team von Trainer Andrej Schajanow verspielte am Sonntag in Köln beim 2:5 (0:0, 2:2, 0:3) gegen Weißrussland einen 2:0-Vorsprung. Dmitri Dudarjew (21. Minute) und Wladimir Antipin (31.) ließen die Kasachen mit ihren Treffern zunächst hoffen. Doch Dmitri Meleschko (33.), Michail Stefanowitsch (34.), Alexej Kaljuschny (45.), Ruslan Salei (51.) und Sergej Demagin (59.) drehten die Partie vor 6.125 Zuschauern noch. Weitere Gegner der beiden Teams in Gruppe A sind Titelverteidiger Russland und die Slowakei. Der achtmalige deutsche Meister ALBA Berlin ist mit einer Niederlage in die Playoffs der Basketball Bundesliga gestartet. Die Berliner verloren am Sonntagabend in der heimischen O2-World überraschend gegen die Deutsche Bank Skyliners Frankfurt mit 71:76 (28:30) und liegen in der Viertelfinal-Serie "best-of-five" damit 0:1 zurück. Auch je 16 Punkte von Julius Jenkins und Rashad Wright konnten die ALBA-Pleite nicht verhindern. Bei den Frankfurtern überragte Seth Doliboa mit 17 Zählern. Die Berliner stehen damit im zweiten Spiel am Donnerstag (18.00 Uhr) in der Frankfurter Ballsporthalle stark unter Druck. Der FC Barcelona steht vor dem Gewinn der 20. Meisterschaft seiner Vereinsgeschichte. Die Katalanen verteidigten die Tabellenführung in Spaniens Primera Division am 37. und vorletzten Spieltag der Saison mit einem 3:2 (2:0)-Sieg beim FC Sevilla. Weiterhin einen Punkt zurück wahrte Real Madrid seine Chance auf den Titel mit einem 5:1 (1:1)-Heimsieg gegen Athletic Bilbao. Der argentinische Torjäger Lionel Messi (5.) und Bojan Krkic (28.) brachten Barca schon bis zur Halbzeit vorentscheidend in Führung. Pedro (62.) erhöhte auf 3:0. Frederic Kanoute (69.) und Luis Fabiano (71.) sorgten noch einmal für Spannung in der Schlussphase. In Madrid wurde vor der Begegnung der frühere deutsche Nationalspieler Christoph Metzelder von Real-Präsident Florentino Perez offiziell verabschiedet. Zur Erinnerung an seine drei Jahre bei den Königlichen bekam Metzelder, der in den kommenden Saison beim deutschen Vizemeister Schalke 04 spielen wird, vom Klub-Boss eine Bronze-Statue überreicht. In der anschließenden Partie brachte Cristiano Ronalado (22., Handelfmeter) die Gastgeber mit 1:0 in Führung, bevor Yeste (41.) für Bilbao der Ausgleich gelang. Zu diesem Zeitpunkt spielten die Gäste nach dem Platzverweis für Amorebieta (19.) wegen absichtlichen Handspiels, der zum Strafstoß durch Ronaldo führte, bereits in Unterzahl. Gonzalo Higuain (73.), Sergio Ramos (80.), Karim Benzema (81.) und Marcelo (88.) machten schließlich für Real alles klar. Manager Jan Schindelmeiser verlässt den Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim. Mäzen Dietmar Hopp bestätigte am Samstagabend eine entsprechende Meldung der Bild am Sonntag. "Ich bedauere das sehr, er hat vier Jahre lang hervorragende Arbeit geleistet", sagte Hopp. Schindelmeiser startete im Juli 2006 gemeinsam mit Trainer Ralf Rangnick eine erfolgreiche Zeit in Hoffenheim. Das Duo führte den Dorfclub bis in die Bundesliga. Die Volleyball-Frauen von Rote Raben Vilsbiburg sind zum zweiten Mal deutscher Meister. Am letzten Bundesliga-Spieltag sicherte sich die Mannschaft von Trainer Guillermo Gallardo mit dem 3:1 (25:19, 25:20, 22:25, 25:11)-Sieg in der heimischen Vilstalhalle gegen VT Aurubis Hamburg nach 2008 erneut den Titel. Im Dreikampf um die Meisterschaft setzte sich die Auswahl aus Niederbayern gegen Titelverteidiger Schweriner SC und den 1. VC Wiesbaden durch. Titelverteidiger EWE Baskets Oldenburg ist erfolgreich in die Playoffs der Basketball Bundesliga gestartet, Telekom Baskets Bonn hat dagegen einen Fehlstart in die K.o.-Runde hingelegt. Zum Auftakt der heißen Phase der Saison besiegte Oldenburg die New Yorker Phantoms Braunschweig mit 83:67 (39:35) und ging in der "best-of-five"-Serie des Viertelfinals ebenso 1:0 in Führung wie die BG Göttingen. Der Eurochallenge-Sieger bezwang die Eisbären Bremerhaven im "Ausweichquartier" Kassel mit 91:73 (46:34). Bonn kassierte gegen Pokalsieger Brose Baskets Bamberg dagegen eine 78:80 (44:43)-Heimniederlage. Der HSV Hamburg hält weiter Kurs auf seine erste deutsche Handball-Meisterschaft, muss sich aber harter Gegenwehr von Verfolger THW Kiel erwehren. Sechs Tage nach dem Viertelfinal-Aus in der Champions League verteidigte der DHB-Pokalsieger am Samstag durch einen 33:24 (16:9)-Sieg bei der HSG Düsseldorf die Tabellenführung in der Bundesliga. Überragender Hamburger Akteur war Rechtsaußen Hans Lindberg (17/7). Für die Gastgeber traf vor 3187 Zuschauern Bostjan Hribar (8/2) am besten. Titelverteidiger Kiel wurde am Abend seiner Favoritenrolle gerecht. Der Champions League-Halbfinalist siegte bei der HSG Wetzlar mit 38:26 (22:13). Filip Jicha (11/7) warf die meisten Tore für den deutschen Meister, der weiterhin einen Punkt Rückstand auf den HSV Hamburg hat. Dagegen hat EHF-Pokalfinalist TBV Lemgo vor 4089 Zuschauern in der heimischen Lipperlandhalle mit Mühe eine Blamage verhindert. Nur dank eines Siebenmeter-Treffers von Mark Schmetz 22 Sekunden vor Spielschluss gewannen die Ostwestfalen gegen den Abstiegskandidaten TSV Dormagen mit 27:26 (14:15). Orlando Magic bleibt das Team der Stunde in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA. Das Team aus Florida ist nur noch einen Schritt vom Halbfinale entfernt. In der Viertelfinal-Serie gegen die Atlanta Hawks gab es den dritten Sieg im dritten Spiel. Am Ende hieß es 105:75 für das Team um Center Dwight Howard. Beim Gastspiel in Atlanta waren Howard und sein Teamkollege Rashard Lewis mit jeweils 20 Punkten die besten Werfer ihres Teams. Orlando ist seit nunmehr 13 Spielen ungeschlagen. Auch die Los Angeles Lakers stehen kurz vor dem Einzug in die Vorschlussrunde. Das Team von der Westküste fuhr dank Kobe Bryant den dritten Sieg im dritten Vergleich mit den Utah Jazz ein. Bryant kam auf 35 Punkte und hatte so maßgeblichen Anteil am knappen 111:110-Auswärtserfolg in Salt Lake City. Ein weiterer Erfolgsgarant der Lakers war Pau Gasol. Der spanische Center fischte 17 Rebounds vom Brett. In einer dramatischen Schlussphase verpassten die Jazz mehrere gute Möglichkeiten, um das Spiel noch einmal zu drehen. So steht das Team aus dem Mormonenstaat in der Serie "best of seven" nun mit dem Rücken zur Wand.
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Der Tabellenletzte Borussia Mönchengladbach kann nicht an die Leistung gegen Köln anknüpfen, 1860 München verliert 1:2 in Frankfurt, Roger Federer scheidet in Monte Carlo schon im Viertelfinale aus, Vettel mit Tagesbestzeit im Training. Sport kompakt.
Eine Woche nach dem 5:1 gegen den Erzrivalen 1. FC Köln ist bei Borussia Mönchengladbach Ernüchterung eingekehrt. Der fünfmalige deutsche Meister verlor beim FSV Mainz 05 in Unterzahl 0:1 (0:0) und erlitt im Abstiegskampf der Bundesliga einen brutalen Rückschlag. Der Tabellenletzte hat 26 Punkte auf dem Konto, die komplette Konkurrenz kann am Wochenende davonziehen. Ex-Nationalspieler Mike Hanke sah in der 53. Minute zu allem Überfluss auch noch die Gelb-Rote Karte. Mainz feierte dank eines späten Tores von Nationalspieler Andre Schürrle (87.) den ersten Heimsieg seit dem 26. November. Während der FSV auf die Europacup-Teilnahme hoffen kann, gingen die Gäste trotz großer Moral leer aus und warten seit über zehn Jahren auf einen Erfolg in Mainz. Seit dem 20. November steht Gladbach ununterbrochen auf dem letzten Platz. Dank Joker Momar N'Diaye hat der FSV Frankfurt seine Talfahrt in der 2. Fußball-Bundesliga gestoppt. Der Stürmer aus dem Senegal erzielte am Freitagabend beim 2:1 (0:1)-Sieg gegen 1860 München beide Treffer für die Hessen. N'Diaye traf vor 4878 Zuschauern in der 59. und 68. Minute. Kevin Volland hatte die Münchner in Führung gebracht (34.). 1860-Profi Christopher Schindler sah zudem wegen einer Notbremse die Rote Karte in der Nachspielzeit. Die Frankfurter waren von Beginn an spielbestimmend. 1860 wurde erst nach einer halben Stunde gefährlich und ging mit der ersten nennenswerten Chance in Führung. Volland traf nach schöner Flanke von Stefan Aigner per Kopf. Aber auch nach dem Seitenwechsel waren die Gastgeber die bessere Mannschaft: N'Diaye belohnte dies mit dem zweiten Sieg im Jahr 2011. Zunächst traf der Angreifer eine Minute nach seiner Einwechslung per Kopf, dann war er per Seitfallzieher erfolgreich. Der frühere Weltranglisten-Erste Roger Federer ist beim ATP-Turnier in Monte Carlo überraschend im Viertelfinale ausgeschieden. Am Freitag musste sich der Schweizer nach 104 Minuten dem an Nummer sieben gesetzten Österreicher Jürgen Melzer 4:6, 4:6 geschlagen geben. Der 29 Jahre alte Melzer, der im vierten Duell seinen ersten Sieg gegen den 16-maligen Grand-Slam-Champion feierte, trifft im Halbfinale auf David Ferrer (Spanien/Nr. 4). "Ich glaube nicht, dass ich schlecht gespielt habe. Es war meine erste Turnierwoche auf Asche, da habe ich nicht gleich mein bestes Tennis erwartet", sagte Federer. Die Nummer zwei der Setzliste im Fürstentum Monaco hatte in der zweiten Runden Davis-Cup-Spieler Philipp Kohlschreiber aus dem Turnier geworfen. Florian Mayer war bei dem mit 2,75 Millionen Euro dotierten Sandplatzturnier ebenfalls frühzeitig gescheitert. Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 hat zum wiederholten Mal betont, dass Nationaltorhüter Manuel Neuer unter allen Umständen in Gelsenkirchen bleiben soll. "Wir werden alles dafür tun, um ihn über seinen Vertragszeitraum hinaus an Schalke zu binden", sagte Schalke-Manager Horst Heldt am Freitag. Klares Ziel: Neuer soll bis mindestens 2014 bei den "Königsblauen" gehalten werden. Heldt dementierte ein von der Bild-Zeitung ins Gespräch gebrachte Angebot der Schalker, das dem Keeper bei einer vorzeitigen Verlängerung seines bis 2012 laufenden Kontrakts jährlich sieben Millionen Euro Gehalt einbringen soll. "Inhalt und Details stimmen nicht", meinte Heldt hierzu. Durch die Einnahmen von rund 50 Millionen Euro aus der laufenden Champions-League-Saison sind die Chancen der Schalker im Vertragspoker mit Neuer allerdings deutlich gestiegen. Nach den jüngsten Skandalen will der italienische Radsport-Verband härter gegen Dopingsünder durchgreifen. Auf einer Versammlung in Mailand einigten sich Vertreter des Verbandes und der Teams auf die Verdoppelung der Disziplinarmaßnahmen gegen Dopingsünder. Statt einer zweijährigen Sperre droht überführten Fahrern künftig ein vierjähriger Bann, heißt es in einem Memorandum, das in Mailand vorgestellt wurde. Wiederholungstäter sollen endgültig vom Radsport ausgeschlossen werden. Fahrer sollen nur dann in die Nationalmannschaft einberufen werden können, wenn die Werte in ihrem biologischen Pass glaubwürdig sind, heißt es im Dokument. Der Radsportverband reagierte damit auf einen Appell des Präsidenten des italienischen Olympia-Komitees CONI, Gianni Petrucci. Dieser hatte sich angesichts der neuen Anti-Doping-Ermittlungen erschüttert gezeigt und vom italienischen Radsport gefordert, "konkrete Initiativen" zu ergreifen und "endlich Schluss mit Dopingpraktiken" zu machen. Sebastian Vettel hat die Tagesbestzeit beim Formel-1-Training zum Großen Preis von China erzielt. Der Weltmeister verwies am Freitag im Red Bull den McLaren-Mercedes-Piloten und WM-Dritten Lewis Hamilton in 1:37,688 Minuten um 0,166 Sekunden auf den zweiten Platz. Dass der 23-jährige Vettel beim Rennen am Sonntag in Shanghai vor allem die Fahrer des britischen Teams fürchten muss, bestätigte der WM-Zweite Jenson Button als Dritter. Hoffnung konnte Mercedes schöpfen: Nico Rosberg schaffte es auf den vierten Rang vor seinem Stallrivalen Michael Schumacher. Auf Platz sieben folgte bei der zweiten Trainingseinheit am Nachmittag Force-India-Fahrer Adrian Sutil vor dem Malaysia-Dritten Nick Heidfeld. Der Lotus-Renault-Pilot kam allerdings in beiden anderthalbstündigen Sessionen jeweils von der Strecke ab und demolierte den Frontflügel seines Rennwagens. Timo Glock schaffte es als einziger der sechs deutschen Fahrer nicht unter die Top Ten. Im unterlegenen Marussia Virgin wurde der Wersauer 23. und damit Vorletzter. Vettel-Teamkollege Mark Webber kam auf die zehntbeste Zeit, Ferrari-Star Fernando Alonso wurde 14. Mike Büskens bleibt ein weiteres Jahr Trainer des Fußball-Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth. Die Franken gaben am Freitag die Vertragsverlängerung mit dem 43-Jährigen um ein Jahr bis zum 30. Juni 2012 bekannt. Büskens war auch beim Bundesligisten FC St. Pauli als möglicher Nachfolger des am Saisonende scheidenden Cheftrainers Holger Stanislawski im Gespräch gewesen. Die Entscheidung von Büskens pro Fürth komme "zum richtigen Zeitpunkt", erklärte Vereinspräsident Helmut Hack. Die Fürther haben als Tabellenvierter noch Chancen auf den Aufstieg in die Bundesliga. Büskens ist seit Ende 2009 in Fürth tätig. Trainer Robin Dutt vom Bundesligisten SC Freiburg hat das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wegen des zurückgenommenen "Geisterspiel"-Urteils scharf kritisiert. Der 46-Jährige findet es zwar "sehr, sehr gut", dass der FC St. Pauli nach dem Spielabbruch gegen den FC Schalke 04 in Folge eines Bierbecherwurfs kein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestreiten muss. "Im Nachhinein ist es aber auch eine Ohrfeige für meinen Ex-Verein Stuttgarter Kickers, wo praktisch das Gleiche passiert ist", erklärte Dutt am Freitag. "Das zeigt, welche Willkür wir in der Sportgerichtsbarkeit haben." Fußball-Bundestrainer Joachim Löw traut Schalke 04 den Einzug in das Finale der Champions League zu. "Alles ist möglich. Schalke beeindruckt mich. Und die Außenseiterrolle hat schon manchem gut getan. ManU kennt natürlich die Drucksituation. Aber Schalke spielt sehr geschlossen und organisiert, man spürt die Spielfreude, die Körpersprache ist gut", sagte der 51-Jährige, der gleich am Donnerstag ein Ticket für das Halbfinale der Schalker gegen Manchester United am kommenden Dienstag geordert hatte, der Bild-Zeitung. Auch Ottmar Hitzfeld, der die Champions League bereits mit Borussia Dortmund und dem FC Bayern München gewann, räumt den Gelsenkirchenern gute Chancen ein. "Natürlich kann Schalke die Champions League gewinnen. In so einer Phase kann man als Mannschaft über sich hinauswachsen. Leverkusen hat 2002 auch ManU im Halbfinale ausgeschaltet. Das kann Schalke auch schaffen", sagte Hitzfeld. Lösbare Aufgaben erwarten Die deutschen Wasserballer bei den von 16. bis 31. Juli in Shanghai stattfindenden Schwimm-Weltmeisterschaften. In der Vorrundengruppe D spielt die Mannschaft von Bundestrainer Hagen Stamm gegen Vize-Europameister Italien, den WM-Vierten USA und das international eher drittklassige Südafrika. Das ergab die Auslosung des Weltschwimmverbandes FINA am Freitag. Die jeweils drei Gruppenersten qualifizieren sich für die Zwischenrunde, in der es die deutsche Mannschaft mit Europameister Kroatien, sowie den Vertretungen aus Kanada, Brasilien oder Japan zu tun bekäme. "Es hätte schlimmer kommen können. In der Vorrundengruppe können wir Erster bis Dritter werden", sagte Stamm der Nachrichtenagentur dpa über sein fast schon traditionelles Losglück. Bei der WM vor zwei Jahren in Rom hatte Deutschland Platz sechs belegt. Bei der Fußball-WM 2014 droht das Chaos auf Brasiliens Flughäfen. Laut einer vom Institut für Angewandte Ökonomie in der Hauptstadt Brasilia veröffentlichten Studie werden 10 der 13 wichtigsten Airports des Landes während der Weltmeisterschaft über ihrer Kapazität operieren. Lediglich die WM-Orte Rio de Janeiro und Manaus sowie Campinas, das als Drehkreuz fungiert, seien für den Fan-Ansturm gerüstet. Selbst die geplanten Erweiterungsarbeiten seien nicht ausreichend, um dem erhöhten Fluggästeaufkommen Herr zu werden. Das dem Präsidenten-Sekretariat für Strategische Angelegenheiten angeschlossene Institut warnt zudem, dass die Bauarbeiten an den Terminals in neun der zwölf WM-Städte bei normalen Ablauf nicht rechtzeitig zum Event fertig werden. Die Studie wirft dem zivilen Luftfahrtamt Infraero vor, zwischen 2003 und 2010 nur 44 Prozent der zur Verfügung stehenden Gelder in die Modernisierung der Flughäfen investiert zu haben. Zudem sei bei den jetzt in Angriff genommenen Projekten mit Zahlen für künftiges Fluggästeaufkommen kalkuliert worden, welche die meisten Airports bereits jetzt erreicht hätten. Eishockey-Nationalspieler Dennis Seidenberg hat mit den Boston Bruins zum Playoff-Start der nordamerikanischen Profiliga NHL gegen Erzrivale Montreal Canadiens eine böse Überraschung erlebt. Die Bruins unterlagen am Donnerstagabend (Ortszeit) dem Rekordmeister daheim durch zwei Treffer von Stürmer Brian Gionta mit 0:2. Trotz klarer Chancenvorteile und 31:20-Torschüssen konnten die Gastgeber Canadiens-Schlussmann Carey Price nicht überwinden. Einen Auswärtssieg feierten auch die Buffalo Sabres. Ohne den wegen einer Gehirnerschütterung fehlenden Mannheimer Jochen Hecht gewannen die Sabres etwas überraschend bei Vizemeister Phildalphia Flyers dank eines Tores von Patrick Kaleta mit 1:0. Einen Albtraum hat US-Golfprofi Kevin Na zum Auftakt der Texas Open in San Antonio erlebt und gleichzeitig für einen Negativrekord auf der US-Tour gesorgt. Der gebürtige Südkoreaner benötigte auf der ersten Runde an Loch 9 insgesamt 16 Schläge - soviele wie seit Aufzeichnung aller Runden im Jahr 1983 noch kein anderer Spieler an einem Par-4-Loch. Sein Landsmann John Daly (USA) hatte 1998 in Bay Hill sogar 18 Schläge benötigt - allerdings an einem Par-5-Loch. Der 27 Jahre alte Kevin Na, Nummer 64 der Weltrangliste, schlug gleich den Abschlag in den Wald und wiederholte ihn. Doch auch der zweite Versuch landete zwischen den Bäumen. Ein weiterer Schlag prallte von den Ästen an sein Bein ab. Das kostete Na zwei weitere Strafschläge. Erst nach sechs Schlägen befreite sich der Amerikaner aus dem Wald und lochte schließlich nach 20 Minuten ein. "Mit einem einzigen schlechten Loch kann man sich das gesamte Turnier vermasseln. Genau das habe ich getan", sagte Na, der die Runde mit acht über Par auf dem geteilten 140. Platz beendete.
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Schaurige Tropen: "Als laufe man ständig an einer grünen Mauer entlang" - im dunkelsten Peru manifestiert sich die Angst des Europäers im Dschungel
(SZ vom 22.5.2001) - Lippen schürzen, das kann Kim Basinger. Traurig gucken auch. Dann sagt sie, so gut das mit geschürzten Lippen eben geht, dass man bitte keine Papageien mehr aus dem Urwald am Rio Tambopata klauen soll. Und Alec Baldwin macht dazu ein paar Faxen, was vermutlich sagen soll, dass die Nordamerikaner selbst genügend komische Vögel haben und deshalb die bunten Vögel aus Peru als Freudenspender gar nicht brauchen. Dann ist der Film zu Ende und das Abendprogramm in der Posada Amazonas auch. Man könnte zwar noch gemeinsam mit dem indianischen Personal ein Video anschauen, worauf die peruanische Nationalmannschaft gerade von den Argentiniern zusammengekickt wird. Aber das ist eigentlich auch nur eine etwas subtilere Form der Zivilisationskritik. Und außerdem sollte man gegen sechs Uhr schon im Versteck sitzen, wenn man die Papageien bei ihrem Frühstück beobachten will. Detailansicht öffnen Papgeien-Beobachtung zählt zu den Höhepunkten einer Dschungelreise in Peru (Foto: sonstige) Dann lecken sie nämlich das Salz aus dem Lehm an einer abgebrochenen Uferböschung, um damit die Toxide von unreifen Früchten zu neutralisieren, die sie sonst so essen. Wegen soetwas ist man schließlich hier. Eintauchen in die Natur, sagt man wohl. Auch wenn das nicht immer das reine Vergnügen ist. Einmal hat Mayez aus Lima lauthals losgeschrien, weil da eine handtellergroße Kakerlake in einen Hemdkragen gerutscht war. Gar nicht mal in ihren eigenen Hemdkragen, aber weil der eigentlich Betroffene selbst viel zu panisch war in dem Augenblick, hat sie eben stellvertretend geschrien. Soviel Solidarität ist man sich im Urwald schuldig, wenn man da schon die ganze Zeit herumsteht wie ein Großstadttrottel. Der bedrohte Mensch Rudolf von May hingegen kommt, was man bei seinem Namen vielleicht nicht unbedingt vermutet, ebenfalls aus Lima, hat aber den Asphalt-Dschungel weniger gern als den echten. Der Mann ist Ende Zwanzig, Biologe, und fummelt sofort mit großem Interesse an der Kakerlake herum. Außerdem kann er in flüssigem Deutsch kommentieren, wenn etwa Blattschneiderameisen einen stattlichen Baum killen, indem sie sämtliche Blätter runterholen, dann verfaulen lassen und sich von den entstandenen Pilzen ernähren. Einmal pro Jahr kriegen sie dann Flügel, versuchen einen Ortswechsel und werden dabei von Vögeln gefressen. Die gute alte böse Nahrungskette. Und an deren Ende teilen sich dann Adler, Jaguar und Riesenotter die Luft-, Land- und Wasserhoheit. Der Mensch spaziert irgendwo dazwischen herum. Er könnte zwar totschießen und ausrotten, aber andererseits muss er sich von der Anophelesmücke bis zur Giftschlange auch in allen Größenordnungen bedroht fühlen. Ein wenig klamm wird einem schon bei diesen Spaziergängen mit Rudolf. Einer aus der Gruppe jammert, das sei, als laufe er ständig an einer grünen Mauer entlang. Ein Teilnehmer aus Berlin, in diesem Punkt also ziemlich sensibel. Aber es stimmt. Der Wald ist undurchdringlich dunkel. Er schallt pausenlos zurück, obwohl man gar nichts hineingerufen hat. Und auf jedem einzelnen Quadratzentimeter hocken zig Lebewesen aufeinander, manchmal in Symbiose, meist in Feindschaft. Des nachts unter dem Moskitonetz wie in einem Dornröschensarg fragt man sich nämlich so einiges: Erstens, ob vier Dollar für ein Cuzqueña-Bier nicht doch ein bisschen viel sind auf Dauer. Zweitens, ob trotzdem ein paar Flaschen mehr einen ruhigeren Schlaf beschert hätten. Denn, drittens, warum sind die Zimmer dieser Lodge bloß nach allen Seiten offen? Viertens, ob das Geschrei und Gequieke von den Tieren kommt, die sich da draußen zum Nachtmahl rüsten, oder, fünftens, von irgendeinem Zimmernachbarn, der gerade zum Nachtmahl gemacht wird. Es ist die längst literarisch gewordene Angst des Europäers im Dschungel, die man da am eigenen Leibe spürt, eine Panik vor den unkontrollierbaren Bedrohungen der wuchernden Tropen. Und weil das die Veranstalter natürlich auch wissen, haben sie wie zum Trost einen 35 Meter hohen Turm in den Wald gepflockt, der mal bei Dreharbeiten für einen Dokumentarfilm übrig geblieben war. Da kann man sich dann sozusagen selbst an den geometrischen Errungenschaften des Stahlhochbaus aus diesem archaischen Sumpf nach oben ziehen. Höher als die von den Lianen fast erwürgten Bäume reichen. Und dann hat man den schätzungsweise großartigsten Blick, den man irgendwo haben kann. Blick über den Regenwald Von oben sieht der Urwald aus, als habe jemand einen Rasen über das mörderische Treiben da unten wachsen lassen: gedämpft, satt, und unglaublich friedlich. Man sieht den Rio Tambopata braun und träge durch die Gegend mäandern und, abgesehen von den Mücken, ist der Urwald endlich so, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt. Im Fernsehen kann man übrigens auch die Tiere des Waldes viel besser erkennen. Warum also ist man überhaupt hier? Vielleicht weil die schönen Drehbilder nur eine Seite des Urwaldes zeigen können, nicht aber den Geruch vermitteln, die dunkle Nässe, den Lärm und die Angst. Das muss man schon selber erleben, um zu begreifen, dass wilde Natur etwas Anderes ist als ein Stadtpark. Und wenn statt bildschirmgroßer Papageien zur Hauptsendezeit nur ganz entfernt welche zu sehen sind, und wenn man darauf in unsäglicher Frühe stundenlang stumm warten muss, dann bekommt man irgendwann zwischen zwei Moskitostichen auch ein etwas anderes Verhältnis zum Wert und zur Verfügbarkeit dieser Flora und Fauna. Davon allerdings gibt es in Südamerika nirgends so viele Arten auf so kleinem Raum wie hier, am Fuße der Anden im Südosten Perus. Dies ist eines der kompaktesten Ökosysteme der Welt. Es gibt Leute, die pfeifen deshalb auf ihren Urlaub in Miami, klemmen sich ein Ornithologenbuch unter den Arm und kreuzen bei sengender Hitze ganze Vormittage lang auf dem Lago Tres Chimbadas. Dort benehmen sie sich wie Grenzsoldaten auf dem Patrouillenboot, reißen ihr Fernrohr auf dem Stativ herum wie ein Maschinengewehr und zielen erregt in die Ferne. Dazu brüllen sie dann allerdings nicht "Halt, stehen bleiben!"; sie hauchen nur "Lovely!" Kim Basinger bräuchte hier also keinen Schmollmund zu ziehen. Und Rodolfo, der Junge aus dem Dorf, lächelt in sich hinein, wenn er dann das Paddel wieder ins Wasser taucht. Er sieht die Vögel auch ohne Fernrohr. Er könnte allerdings auch aus einem Hektar Wald mehrere Apotheken bestücken, durchaus auch mit Viagra-Substituten, wenn's sein müsste. Auf dem Rückweg zieht Rodolfo plötzlich Pfeil und Bogen aus einem Versteck und erschießt noch schnell einen Fisch. Ein bißchen Show für die Touristen. Wenn er keine Gringos durch den Wald führt, arbeitet Rodolfo auf dem Feld. Das Wissen um den Urwald hat er von seinem Vater. Die Ese'eja, so heißt sein Volk, versuchen, ihre Traditionen aus Nomadentagen wachzuhalten, obwohl sie jetzt schon seit den vierziger Jahren in der Comunidad Nativa de Infierno sesshaft sind. Seit den sechziger Jahren haben sie sogar Besitzpapiere für dieses Stück des Waldes. Als sie dann mitbekamen, wie entlang des Flusses Lodge für Lodge der Urwaldtourismus ins Rollen kam, wollten sie ein Stück von diesem Kuchen abhaben. Sie wussten nur nicht, wie. Vor drei Jahren haben sie sich deshalb mit Profis von "Rainforest-Expeditions" zusammengetan. Ein Experiment, nicht ohne gegenseitiges Misstrauen. Kooperation mit den Einheimischen Patricia Herrera, die Managerin der Posada Amazonas, erzählt die Geschichte von der anderen Seite aus. Da gab es also die Angst vor den Weißen, die die Einheimischen über den Tisch ziehen und dann deren Wald ausbeuten könnten; und die Weißen hatten Angst, dass sie ihr Geld auf Nimmerwiedersehen ins Dickicht des Nationalparks kippen. Die übliche Mischung aus Vorurteilen und bösen Erfahrungen. Jetzt sind beide exakt zu gleichen Teilen an dem Projekt beteiligt. In vergleichbaren Anlagen halten die Kapitalgeber zur Sicherheit 51Prozent der Anteile. Aber hier sollen die Ese'eja in zwanzig Jahren den Laden alleine schmeißen. Bis dahin bekommen sie 60 Prozent der Erlöse, und zwanzig jüngere von ihnen haben im Rotationsprinzip einen Ausbildungs- und Arbeitsplatz in der Lodge. Denn die bietet ihren Besuchern von der Verpflegung über den Zimmerservice bis zum Tourprogramm eine ziemlich komplette Versorgung. Rainforest Expeditions wiederum finanziert damit auch die Forschungsstation weiter flussaufwärts, die am Anfang der ganzen Sache stand. Mit den Geldern einer Wildlife Society aus New York hatten sie dort 1989 mit ihren Vogelstudien begonnen. Als Schluss war mit der Förderung haben sie dann die ersten Touristen in der Station wohnen lassen und das Ganze später mit der Posada Amazonas professionalisiert. Gegen Ende der Neunziger hatte diese Art Fremdenverkehr schon beträchtlich zugenommen. Zehn größere Posadas gibt es mittlerweile in der Region und damit einen entsprechenden Konkurrenzkampf. Die entscheidenden Schlachten werden dabei meist in den Reisebüros auf der Plaza de Armas von Cuzco geschlagen, weil sich die meisten Machu-Picchu-Besucher bereits dort und nicht erst an Ort und Stelle für zwei, drei Tage im Urwald entscheiden. Wenn die Neuankömmliche nach Lodges sortiert sind, werden die Leute in lange schmale Barken gesetzt und den Fluss hinaufgetuckert. Diese zwei Stunden sind die letzten, in denen man die Gedanken noch einmal schweifen lassen kann. Denn wenn Schluss ist mit der Weite auf dem Wasser, dann rücken die Dinge des Lebens plötzlich ganz nah heran, dann hält einen das Urwaldabenteuer auch in der luxuriösen Form der Posada streng im gedanklichen Präsens: Was ist denn das da? Hoffentlich beißt es nicht! Auf jeden Fall ist es in der Überzahl. Mehr als fünfzig Besucher passen nicht rein in die Posada, und die Führer nehmen immer nur maximal zehn Personen mit auf eine Tour. Zehn Leute machen zwar immer noch mehr Schaden als gar keine Leute, aber immerhin. Auch wegen dieser Selbstbeschränkung hat das Projekt vor zwei Jahren einen "Ecotourism Excellence Award" bekommen; und weil es die Einheimischen nicht einfach als Fotomotiv benutzt, sondern daran beteiligt. Das Dorf ist tabu Es gibt da diesen Paradigmenwechsel, auf den letztlich auch die International Union for Conservation of Wildlife eingeschwenkt ist: effizienter als ein ebenso absoluter wie unkontrollierbarer Schutz des Waldes vor den Menschen wäre es vielleicht, die unmittelbaren Anwohner hätten irgendeinen Profit vom Umweltschutz. Rudolf von May druckst etwas herum, sagt es dann aber trotzdem: Die Ese'eja könnten ihren Wald sonst vielleicht noch zehn Jahre lang landwirtschaftlich ausbeuten, das wär's dann aber auch. Deshalb also dieses Arrangement von Forschern, Einheimischen und Touristen. Weil sich deren Interessen in der Lodge treffen, geraten sie außerhalb nicht über Kreuz. Und der Rest des Waldes hat auch seine Ruhe. Es gehe den 600 Einwohnern der Gemeinde ganz gut jetzt, erzählt Oscar, als er sich nach seiner Schicht in der Küche in die benachbarte Hängematte schlenzt. Die Leute seien motivierter als früher. Sie leben von der Lodge aber trotzdem immer noch ihr althergebrachtes Leben. Dabei darf man dann allerdings nicht zuschauen. Das Dorf ist tabu. Und genügend unwegsamer Wald dämpft die kulturellen Unterschiede zu den Gästen aus den Industrieländern. Bauer Manuel mag es, wenn dreimal am Tag Leute aus der Lodge über seine Plantage laufen und neugierig auf Kokablättern herumkauen. Noch ein paar davon, und es reicht für die neue Hütte. Bis dahin sitzt er in der Sonne und streichelt seine Hunde. Die heißen zwar Rambo und Comandante, sind aber nicht im Ansatz so gruselig wie die tellergroßen Vogelspinnen und nicht halb so gefährlich wie die unheimlich giftigen Pfeilgiftfrösche. Entsetzlich, aber irgendwie auch wundervoll. Und Hunde gibt es ja zu Hause genug.
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Als Baby sollte sie sterben, die Regierung versteckte sie beim Staatsbesuch: Die wundersame Geschichte von Chun Li, der Frau, deren Knochen wie aus Glas sind.
Die Leute von Yucun leben in einer Landschaft, die einem Traum entsprungen sein könnte, vielleicht sind sie deshalb ein so nüchterner Schlag. Ihre Vorfahren waren Fischer, und als ihr Dorf nach einem Namen verlangte, da tauften sie es "Fischerdorf", "Yucun" eben. Detailansicht öffnen "Wenn ich nur lernen kann, habe ich vor gar nichts Angst" - Chun Li im Garten des Hotels "Mountain Retreat" in ihrer Heimastadt Yucun. (Foto: Foto: Kai Strittmatter) Der US-Präsident spazierte ins Wohnzimmer Chun Li kommt aus dem Fischerdorf, und sie war kaum geboren, da sagten die Verwandten schon, sie sei "anders". Chun Li sagt, sie habe immer Glück und treffe immer gute Menschen. Einmal spazierte der Präsident der USA in ihr Wohnzimmer. 1998 war das. Er war vom Schiff gestiegen mit seiner Frau und seiner Tochter, einem Schwarm von aufgeregten und wichtigen Beamten, und einem jungen Mann, den damals kaum einer bemerkte, der aber später wiederkommen sollte: wegen Chun Li. Foto ohne Chun Li Warum der Präsident der USA ausgerechnet das Fischerdorf besuchte? Weil nur ein ebenso großer wie verrückter Maler sich die bizarren Kegelberge ausgedacht haben kann, die das Dorf überragen, und es ein übermütiger Gott gewesen sein muss, der das Bild vollkommen machte, als er den träge mäandernden Fluss dazu gab. Der Präsident marschierte durch die Orangen- und Pomelo-Plantagen - längst waren aus den Fischern Bauern geworden - und durch die engen Gassen des alten Dorfes. Unerwartet machte er Halt vor einem kleinen Kiosk: Das war das Wohnzimmer von Chun Lis Familie. Es gibt ein Foto von dem Tag: Chun Lis Mutter, ihr Vater und ihr Bruder, stolz und verlegen neben dem mächtigen Mann, der ihnen vorgestellt wurde als "Herr Ke-lin-dun". Chun Li fehlt auf dem Bild. Ein Glückstag mit Folgen Chun Li findet, jener Tag sei ihr Glückstag gewesen. Und natürlich hat sie Recht. An jenem Tag begann ihr neues Leben, ihr Leben als Angel. Jene Frau, die eines Tages über den Ozean fliegen und einmal ein halbes Dutzend Angestellte herumkommandieren würde. Andererseits wusste Chun Li das alles damals noch gar nicht und fühlte sich so glücklich nicht in jenem Moment, als Bill Clinton in ihrem Wohnzimmer stand. Sie war nämlich zu Hause - aber sie saß alleine in ihrem Zimmer, oben im zweiten Stock, und hat den Präsidenten nie getroffen. Warum? Ein paar Tage zuvor waren die Kader der lokalen Regierung im Dorf gewesen, liefen die Route ab, die sie für den Staatsgast ausgeheckt hatten, und kamen so an ihrem Haus vorbei. Chun Li saß im Türrahmen und strickte Wollpantoffeln für die Touristen, wie sie das immer tat: das Paar zu 20 Yuan (2 Euro), eine Woche Arbeit verlangte das ihren Händen ab. Verstecken vor dem Präsidenten Die Kader riefen die Mutter herbei und hielten ihr eine Predigt: "Du musst sie verstecken, wenn der Präsident kommt", verkündeten sie und deuteten auf Chun Li, die demonstrativ weiter strickte. "Was soll der sonst denken? Dass wir ein rückständiges Land sind, mit Menschen wie ihr?" Denk dran, mahnten sie gewichtig: "Das könnte unseren internationalen Beziehungen schaden!" Da war die Mutter ganz schön erschrocken. Gut, sagte Chun Li, geh ich halt in mein Zimmer. Der Himmel wird sich schon drum kümmern Menschen wie sie. Haben unbändige Lust aufs Leben. Seit dem Tag, an dem ihre Mutter sie zur Welt brachte. Winzig war sie. Brüllte unablässig. War seltsam geformt an manchen Stellen. "Anders." Der Onkel sagte das, als sie zehn Tage alt war: An dem Tag feiert man im Fischerdorf traditionell eine Geburt. Unglück sah er kommen, der Onkel, und er war nicht der einzige, und so empfahlen die Verwandten den Eltern, das kleine Bündel lieber sich selbst zu überlassen, der Himmel werde sich schon drum kümmern. Und so legten die Eltern Chun Li in eine Kammer und taten ein paar Tage lang so, als habe es sie nie gegeben. Nur die Mutter, die schaute heimlich einige Male nach ihrer Tochter. Und Tage später bewegte die sich noch immer, obwohl sie nichts zu essen bekommen hatte, weinte. Was für eine Kraft. Hätte doch schon tot sein sollen. Wollte das offenbar nicht. Wollte in die Familie. Ins Dorf. Und darüber hinaus. Die Mutter hielt es nicht mehr aus, hob sie zu sich, und Chun Li lebte. Älter, nur nicht größer Die Jahre vergingen, Chun Li wurde älter, nur größer, das wurde sie kaum. Berührungen taten ihr weh, und sie lernte, dass jeder ungeschickte Fall die Knochen in ihrem zerbrechlichen Körper zerspringen lassen konnte. Chun Lis Vater pflanzt Pomelo, eine Art Riesen-Grapefruit mit fasrigem Fleisch und einer aromatischen Schale, mit der man in der Gegend auch kocht; die Mutter ist die Dorfärztin: Sie gehörte zu jenem Heer der Barfußärzte, denen die Partei einst das Wohlergehen der armen Bauern anvertraute, bewaffnet mit nicht viel mehr als den Worten des Großen Vorsitzenden Mao, etwas Seife und im Glücksfall einer Handvoll Antibiotika. Ätherisches Öl gegen Knochenbruch Wenn Chun Li sich einen Knochen brach, dann rieb die Mutter oft nur ätherisches Öl auf die Stelle, sie wusste es nicht besser. Mit dem Wort "Osteogenesis Imperfecta" hätte sie nichts anfangen können. "Glasknochen-Krankheit" nennt es der Volksmund bei uns. Das ist eine Gruppe von vererblichen Gebrechen, denen gemeinsam ist, dass der Körper bei der Produktion von Kollagen versagt. Kollagen wirkt wie ein Leim, der unsere Knochen stärkt. Ohne Kollagen werden die Knochen brüchig und verformen sich. Heilen kann man die Krankheit nicht, wohl aber ihr zum Trotz ein erfülltes Leben führen: Jazz-Liebhaber erinnern sich vielleicht an den mittlerweile verstorbenen Pianisten Michel Petrucciani, der einst regelmäßig bei TV-Talkmaster Roger Willemsen auftrat. Die verbotene Schule Nun ist es noch einmal eine andere Sache, in ein armes chinesisches Bauerndorf hineingeboren zu werden, behindert und als Mädchen. "Was sollte ich machen?" Der Vater zuckt die Schultern. "Ich wusste, dass sie klug ist. Aber wir haben gerade mal ein Mu Land" - das sind nicht einmal 700 Quadratmeter - "mit etwas Glück verdienen wir 2000 Yuan (200 Euro) im Jahr. Und davon müssen wir vier und die Oma satt werden." Chun Lis Blick verdunkelt sich. Sie kann noch immer richtig wütend auf den Vater werden. Er ließ sie nicht auf die Schule gehen: Die Bücher hätten Geld gekostet, meist verlangte der Lehrer auch einen Obulus, 100 Yuan (10 Euro) fürs Halbjahr. Des Vaters Rechnung war einfach: Warum das dringend benötigte Geld investieren in Chun Li, wenn klar war, dass sie eh nie arbeiten konnte. Zudem: ein Mädchen! Frauen verlassen in China traditionell bei der Heirat die eigene Familie, müssen sich dann um die Schwiegereltern kümmern. "Egal wie schlau eine ist", pflegte der Vater zu sagen, "am Schluss gehört sie doch jemand anderem." Doppelt hinausgeschmissenes Geld also. Wissensdurst Chun Li war 14, als sie zum ersten Mal in die fünf Minuten entfernte Schule ging, oder vielmehr: ritt, auf dem Rücken der Mutter, denn ihre Beine sind verkümmert. Die Mutter hatte alte Bücher besorgt und die Lehrer beschwatzt, aufs Schulgeld zu verzichten. Das Mädchen - doppelt so alt wie die meisten ihrer Klassenkameraden, aber nur halb so groß - saugte alles auf: Mathematik, Biologie und Chinesisch. "Die anderen Kinder waren lieb", erzählt sie. "Manchmal haben die Größeren mich nach Hause getragen." Wenn sie an Prüfungen teilnahm, war Chun Li stets Klassenbeste oder Nummer Zwei. Oft war das jedoch nicht: Die Lehrer wechselten ständig, der neue verlangte wieder Geld, dann verbrachte Chun Li ihre Tage wieder auf der Schwelle ihres Heims und strickte Wollpantoffeln. Da saß sie, als die Kader kamen, die ihr befahlen, sich vor dem Präsidenten der USA zu verstecken, und da saß sie noch immer, als ein junger Geschäftsmann aus der Entourage dieses Präsidenten Wochen später wiederkehrte, weil er seinen Eltern das malerische Fischerdorf zeigen wollte. Chris Barclay heißt der Mann. Wie aus "Chun Li" "Angel" wurde "Hallo!", sagte er zu Chun Li. "Wieso hab ich dich denn beim letzten Mal hier nicht gesehen?" Chun Li erzählte es ihm. Da wurde Chris Barclay erst einmal furchtbar wütend. Dann keimte in ihm ein Gedanke. "Sie war so ein helles Köpfchen", erinnert er sich. "Hatte von den Touristen ein wenig Englisch aufgeschnappt, plapperte wie ein Wasserfall. Ich sah sie und dachte: "Was für eine Verschwendung!" Es traf sich, dass Barclay gerade plante, im nahe gelegenen Yangshuo ein kleines Hotel zu bauen. Als erstes verschaffte er Chun Li eine Englisch-Lehrerin. Dann fuhr er zurück nach Kanton, sammelte Spenden - und Monate später saßen Chun Li und ihre Mutter im Flugzeug nach Los Angeles. Dort untersuchten sie die besten Ärzte, richteten ihr die Zähne und operierten ihr rechtes, fast blindes Auge, und als sie auf dem Rückweg nach China war, da hatte sie nicht nur Disneyworld und das erste Footballspiel ihres Lebens gesehen, sondern auch einen englischen Namen bekommen: Angel. Und zu Hause in China wartete ein Job auf sie. "Nervig, das doofe Rechnen" Wer heute die Lobby des "Mountain Retreat" betritt, hört Chun Li meist, bevor er sie sieht. "Hallo!", kräht es da fröhlich durch den Raum: "I'm Angel!" Dann, wenn die Augen sich an das schummrige Licht gewöhnt haben, sieht man ihren Kopf hervorlugen: Sie thront auf der Schreibfläche der Rezeption, neben sich Telefon und Taschenrechner, dort füllt sie die Anmeldungen aus, von dort dirigiert sie das Personal. Längst ist Angel nicht mehr nur Rezeptionistin: Sie organisiert die Grill-Abende und Floßfahrten der Tourgruppen, ihr untersteht die ganze Finanzbuchhaltung. "Nervig, das doofe Rechnen", seufzt sie. Mittlerweile unterhält sie sich auch am Telefon fließend auf Englisch, surft im Internet. Einmal schnappte sie sich einen Fahrer, um in die zwei Stunden entfernte Kreisstadt zu fahren und einem bei ihr mit 5000 Yuan in der Kreide stehenden Reisebüro den Marsch zu blasen. "Hey Ihr!", brüllte sie uns am Abend aus dem offenen Fenster des heimkehrenden Wagens aufgeregt zu: "Mission erledigt!" "Allen eine Lektion erteilt" Später sagt sie: "Ich habe gar nicht gewusst, was ich alles kann." Selbst die chinesische Geschäftspartnerin von Chris Barclay, die sie hier nur "Lehrerin Chen" nennen, zollt ihr mittlerweile Respekt: "Am Anfang habe ich zu Chris gesagt: Du bist verrückt! Chun Li aber hat uns allen eine Lektion erteilt." - China sei eben noch ein armes und rückständiges Land erklärt Chen, und die Einstellung der meisten Chinesen zu Behinderten sei geprägt von dem Gedanken: "Ich kann ja noch nicht einmal für mich selbst sorgen - warum sollte ich mich dann um dich kümmern?" Zum ersten Mal nahm eine chinesische Universität im Januar diesen Jahres eine blinde Studentin auf - die Zeitungen berichteten groß, denn körperlich Behinderte, egal wie intelligent, waren bislang vom Studium ausgeschlossen. Manche Gäste erschrecken, wenn sie Chun Li sehen. Andere laden sie zu Ausflügen ein, lassen sich von ihr das Fischerdorf zeigen. Das Ende der Schmerzen Ganz ohne Hilfe kommt sie natürlich nicht aus. Die Mutter hat als Putzfrau angeheuert im Hotel, schultert ihre Tochter auf Zuruf, trägt sie von Raum zu Raum, und, wenn es an freien Tagen nach Hause geht, durch die Straßen, zum Bus, aufs Boot. Chun Li verliert gerne Zimmerschlüssel. Manchmal, sagt Chris Barcly, sei sie noch wie ein Kind. Und trotzdem. Die zweite Rezeptionistin hat eine Hotelfachschule besucht. "Chun Li ist besser", findet der Chef: "Sie ist schnell. Sie traut sich was." Kürzlich hat sie Lehrerin Chen entgegnet: Ihr Chefs, Ihr reißt ja nur den Mund auf, arbeiten tun andere. "Gott, hat die sich grün und blau geärgert!", gluckst sie. Chun Li nimmt Tabletten, seither haben Knochen und Muskeln zugelegt: 30Kilogramm wiegt sie, ein Viertel mehr als zuvor. "Und mir tut jetzt nichts mehr weh", sagt sie: "Nicht mal, wenn sich das Wetter ändert." Den Karton mit den Pillen im Wert von 50000 Yuan hat sie in den USA geschenkt bekommen. Stell dir vor, sagt der Vater: Davon könnte unsere Familie 20 Jahre lang essen. Stell dir vor, sagt Chris Barclay: Sie kann nun eine große Tasse voller Tee selbst heben. Stell dir vor, sagt die Mutter: Sie bezahlt nun ihrem kleinen Bruder das Gymnasium. Wie ist das neue Leben, Angel? "Ooch..." Chun Li macht ein Gesicht als wüsste sie da schon noch etwas. "Arbeiten ist gut", platzt sie schließlich heraus - "aber Lernen ist besser!" Es scheint, als werde sich auch dieser Traum erfüllen, nun, da sie 21 Jahre alt ist. Chris Barclay sieht sich nach Sponsoren und nach einer Schule für sie um, in den USA. In China hätte sie kaum Chancen: Auch in Behindertenschulen müssen die Schüler hier selbst Treppensteigen können. Und sie kann doch nicht immer die Mutter mitnehmen. Ganz alleine nach Amerika? "Wenn ich nur lernen kann", sagt sie bestimmt, "habe ich vor gar nichts Angst!"
https://www.sueddeutsche.de/politik/prantls-blick-fdp-christian-lindner-1.4255900
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Einst war die FDP Königsmacher und Moderator im politischen Wandel der alten Bundesrepublik. Heute fehlt den Liberalen der große Schwung.
Dem Vorsitzenden Christian Lindner gelang es, die FDP zu regenerieren und zu vitalisieren. Aber dann machte er bei den Verhandlungen zu einer Jamaika-Koalition mit der Union und den Grünen einen historischen Fehler. Jeden Sonntag beschäftigt sich Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion und Ressortleiter Innenpolitik der SZ, mit politischen Themen, die in der kommenden Woche - und manchmal auch darüber hinaus - relevant sind. Hier können Sie "Prantls Blick" als wöchentlichen Newsletter bestellen - mit seinen persönlichen Leseempfehlungen. Von den 133 Arten und Unterarten des Chamäleons leben die meisten in Afrika, einige im südlichen Spanien, in Indien, Ceylon und Madagaskar. So steht es im Lexikon. Aber hier ist es nicht ganz auf dem aktuellen Stand. Die wichtigste und erfolgreichste Chamäleon-Art ist nämlich nicht aufgeführt: Sie ist seit nun genau 70 Jahren in Deutschland zu Hause und heißt Chamaeleon politicon, also FDP. Mit dieser Ergänzung stimmt das Lexikon wieder, denn es fährt ganz richtig fort: Das Vermögen, die Farbe zu wechseln, "beruht auf Erregungszuständen infolge Wohlbefindens, Licht, Wärme und Kälte oder auch Hunger, Angst und Krankheit". Solche Erregungszustände hat die FDP in ihrer 70-jährigen Geschichte immer wieder erlebt - innere Wallungen, Verstörung, Verwirrung, Verzweiflung, aber auch Euphorie. Den Scherz mit dem Chamäleon FDP habe ich vor 20 Jahren in einem Leitartikel zum Dreikönigsparteitag gemacht - er stimmt immer noch, und ich widme ihn der FDP zum 70. Geburtstag, weil sie sich heute, wenn es ihr kalt wird, noch immer, wie schon vor zwanzig Jahren, an den Grünen reibt. Warum das Wort "liberal" nicht im Parteinamen steht Vor genau 70 Jahren wurde Theodor Heuss, der spätere Bundespräsident, zum Vorsitzenden der damals neugegründeten FDP gewählt. Die neue "Gesamtpartei" der Liberalen "für ganz Deutschland mit Ausnahme der russischen Zone" gab sich den Namen "Freie Demokratische Partei". Das Wort "liberal" wurde im neuen Parteinamen absichtsvoll vermieden, weil man sich von der liberalen Partei "in der Ostzone" abgrenzen und distanzieren wollte; die hatte sich den Namen "Liberaldemokratische Partei" gegeben. In seiner ersten Kundgebung als Vorsitzender beschrieb Heuss die FDP so: Sie sei ein "Gesinnungsverband" von Männern und Frauen, die "altmodisch und jung genug" seien, den Glauben an die Freiheit als ihren inneren Besitz festzuhalten. Zu den historisch bedeutenden innerparteilichen Kraftakten gehört es, dass die Unterwanderung der Partei von rechts außen verhindert wurde: In den frühen fünfziger Jahren wollten alte Nationalsozialisten die Partei an sich reißen - zuvor schon hatte die FDP im Bundestag gegen die Entnazifizierungsgesetze gestimmt. Und bis hinein in die neunziger Jahre gab es Versuche von Nationalliberalen, den Kurs der Partei scharf nach rechts zu korrigieren. Der letzte Anlauf, jener von Alexander von Stahl, scheiterte 1998. Die Geschichte einer staatstragenden Partei Vor 70 Jahren: Es begann in Heppenheim an der Bergstraße. Mit dem Gründungstag dort, es war an einem zweiten Adventswochenende im Dezember, begann eine ziemlich glorreiche Geschichte. Die FDP wurde zu einer Partei, ohne die nichts ging in der alten Hauptstadt Bonn. Wer immer regieren wollte, der brauchte die Liberalen; erst war es die Union, dann die SPD. Diese Geschichte einer wahrhaft staatstragenden Partei endete 37 Jahre später, wieder im Dezember - am 12. Dezember 1985 um 16 Uhr und zwei Minuten: Damals wurde Joschka Fischer vom hessischen SPD-Ministerpräsidenten Holger Börner als erster grüner Minister in Deutschland vereidigt; mit diesem Turnschuh-Event endet die Rolle der FDP als Königsmacher-Partei. Die alte bundesrepublikanische Gleichung ("Eine große Volkspartei plus FDP = Regierung") stimmt seitdem nicht mehr. Ein Alleinstellungsmerkmal der FDP ist damit verschwunden. Und ihr gelang es auch nicht mehr, den Verlust ihrer Rolle als exklusive Mehrheitsbeschafferin programmatisch zu kompensieren - im Gegenteil: Das Progamm der FDP wurde nicht breiter, sondern enger. Spaltung durch eine Wanze Dafür steht wiederum ein Dezembertag, es war im Jahr 1995: Damals wurde die Partei von einer Wanze gespalten. Eine Mehrheit der Parteimitglieder entschied sich für den großen Lauschangriff, also für die Einschränkung des Grundrechts, der Unverletzlichkeit der Wohnung - und damit gegen die großen rechtsstaatlichen Traditionen der Partei, für die Namen wie der von Thomas Dehler stehen. Er war der erste Justizminister der Bundesrepublik. Seine liberale Nachfahrin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Justizministerin im Kabinett Kohl, trat zurück; die Rechtsstaatsliberalen der FDP gingen in den Austrag. Sie feiern ihre Erfolge seitdem nicht mehr in ihrer Partei, sondern beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, wo die liberalen Altvorderen Gerhart Baum und Burkhard Hirsch mit Verfassungsbeschwerden gegen die Bundessicherheitsgesetze vorgehen. Wenn man die Geschichte der Freien Demokraten in den ersten 40 Jahren der Bundesrepublik als Chamäleon-Geschichte beschreibt, ist das nicht die ganze Wahrheit. Zur Wahrheit gehört auch: Die FDP war der Moderator im politischen Wandel der alten Bundesrepublik. In den konservativen Regierungen hat sie den Konservativismus, und in den sozialdemokratischen Regierungen den Sozialismus, gebremst. Jähe politische Umbrüche hat es in der alten Bundesrepublik nicht gegeben, weil es die FDP gab. Die Liberalen waren in der alten Bundesrepublik, zuletzt immer schwächer, eine Art Opposition in der Regierung. Sie haben den Versuch der jeweiligen Dogmatiker der großen Parteien verhindert, die reine Lehre in Politik zu übersetzen. Die Wandlungen der FDP Die Geschichte der FDP ist also eine Geschichte des politischen Wechsels. Der erste Wechsel datiert vom Jahr 1969, als sich die FDP in eine linksliberale Partei zu verwandeln begann, die sich dann unter Anleitung von Generalsekretär Karl-Hermann Flach ein gesellschaftspolitisches Programm gab, wie es heute bei der SPD revolutionär wäre: Die FDP bekannte sich 1971 im Freiburger Programm zur Umverteilung des Produktivvermögens, zur Eindämmung der Spekulation und zu einer "Art Parität" von Kapital und Arbeit. Stratege Flach verfolgte "nur ein Ziel, die Machtübernahme von Barzel-Strauß zu verhindern". Stattdessen machte dann der FDP-Außenminister Scheel zusammen mit Willy Brandt die neue Ostpolitik. 1982 gelang der FDP, ganz Chamäleon, die komplette Rückverwandlung - sie bildete eine Regierung mit der Union von Helmut Kohl. Sodann aber passierte etwas Sonderbares: Es gab keinen Versuch des Farbenwechsels mehr. Stattdessen tilgte die FDP die verbliebenen alten Farbtupfer. Ein krankes Chamäleon? Auf dem Karlsruher Parteitag von 1996 inszenierte der damalige Generalsekretär und spätere Parteichef Westerwelle den marktradikalen "Entwurf für die liberale Bürgergesellschaft" als Manifest eines neuen Zeitalters. Die FDP predigte von da an Entstaatlichung, Privatisierung und Deregulierung mit solcher Verve, dass sich die großen Parteien davon anstecken ließen: Von 2003 an druckten Union und SPD die neoliberalen Programme, die bis dahin exklusiv von der der FDP herausgegeben worden waren. Das tat ihnen nicht gut - und der FDP auch nicht. Christian Lindners historischer Fehler Die FDP flog aus dem Bundestag: Zum ersten Mal in der Geschichte der Republik war sie nach einer sehr holprigen Koalition (von 2009 bis 2013) mit der Merkel-CDU nicht mehr im Bundestag vertreten, vier harte Jahre lang, von 2013 bis 2017. Dem Vorsitzenden Christian Lindner gelang es dann, zumal im Wahlkampf von 2017, die FDP wunderbar zu regenerieren und zu vitalisieren. Aber dann machte er bei den Verhandlungen zu einer Jamaika-Koalition mit der Union und den Grünen einen historischen Fehler, welcher der FDP bis heute nachhängt: Er ließ die Verhandlungen platzen. Seitdem fehlt der FDP der große Schwung, und Lindner wirkt ein wenig angebröckelt. Die FDP hatte den Mut nicht. Hat ihn nun die SPD? Über Sein und Werden, Sinn und Aufgabe der FDP hat Angela Merkel im Dezember 2012, es war auf dem CDU-Parteitag in Dresden, ihre eigene Theorie verkündet. Sie meinte, der liebe Gott habe die FDP "vielleicht nur erschaffen, um uns zu prüfen". Derzeit, am Ende des Jahres 2018 also, ist es aber eher so, dass die SPD glaubt, der liebe Gott habe die CDU/CSU erschaffen, um die SPD zu prüfen. Was daraus wird, ob und wann die geprüfte SPD das Herz und den Mut hat, die Koalition mit der Union zu verlassen - das wird das große politische Thema des Jahres 2019 werden.
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Jérôme Boateng nennt Mario Balotelli einen "guten Menschen" und "fußballerisch überragend". Der niederländische Bondscoach hört nach einer EM ohne Punktgewinn auf. Der Mann, der beim Elfmeterschießen Italien gegen England seine Hose runterließ, ist offenbar gefunden und angeblich Nachbar von John Terry.
Detailansicht öffnen Rücktritt: Bert van Marwijk. (Foto: dapd) Jérôme Boateng, Mario Balotelli: DFB-Spieler Jérôme Boateng hat Italiens umstrittenen Stürmer Mario Balotelli in Schutz genommen. "Er ist ein witziger, verrückter Kerl, mal positiv, mal negativ - aber auf jeden Fall ein guter Mensch", sagte Boateng der Neuen Osnabrücker Zeitung vor dem EM-Halbfinale am Donnerstag (20.45 Uhr) in Warschau. Außerdem bezeichnete Deutschlands Rechtsverteidiger den für seine Eskapaden bekannten Italiener als "fußballerisch überragend". Boateng hatte in der Saison 2010/2011 zusammen mit Balotelli beim diesjährigen englischen Meister Manchester City gespielt. Aus seinem nächtlichen Ausflug kurz vor dem Abflug zur EM hat Boateng seine Schlüsse gezogen: "Erstens habe ich gesehen, wer meine wahren Freunde sind, und wer nur da ist, wenn es gut läuft. Zweitens habe ich wieder etwas gelernt über die Medien." Ungerecht behandelt gefühlt von Bundestrainer Joachim Löw habe sich der 23-Jährige jedoch nicht. Löw hatte nach dem Vorfall von einer "Bringschuld" Boatengs gesprochen. Niederlande, Trainer: Bert van Marwijk hat die Konsequenzen aus dem EM-Debakel der Niederlande gezogen und seinen Rücktritt als Bondscoach erklärt. "Ich habe lange gezweifelt, aber am Ende mich doch entschieden, diesen Schritt zu gehen", sagte van Marwijk in einer am Mittwochabend verbreiteten Pressemitteilung des niederländischen Fußball-Verbandes (KNVB). Der frühere Bundesliga-Trainer von Borussia Dortmund hatte seinen Vertrag Ende des vergangenen Jahres bis 2016 verlängert, war nach dem blamablen Vorrundenaus der punktlosen Oranjes aber stark in die Kritik geraten. Van Marwijk hatte das Amt nach der EM 2008 als Nachfolger von Marco van Basten angetreten. England, Blitzer: "Willy-Gate" ist offenbar aufgeklärt - der Mann ohne Hose ist angeblich Millionär und stammt aus dem Umfeld von John Terry. Nach Angaben des Boulevardblatts Sun soll es sich bei dem englischen Fußball-Fan, der im Elfmeterschießen des EM-Viertelfinals gegen Italien seinen Penis entblößte, um den 35-Jährigen Tim O'Leary handeln. Dieser soll in einem Londoner Vorort als Nachbar von Englands Abwehrchef Terry in einem etwa sieben Millionen Euro teuren Landhaus wohnen. "Es war ein Witz", sagte der Blitzer laut Sun nun und erklärte, er habe einfach sein(en) "Teil zum Sieg" beitragen wollen: "Ich war einfach total heiß in dem Moment und wollte alles dafür tun, dass England gewinnt. Leider hat es nicht geklappt." Obwohl O'Leary, wie Tuttosport ironisch schrieb, seine Kronjuwelen ausgerechnet beim entscheidenden Schuss von Alessandro Diamanti entblößte, verwandelte dieser - und Italien gewann 4:2. O'Leary erklärte, seine Frau Klara, die im achten Monat schwanger sei und Zwillinge erwarte, habe die Aktion "sehr, sehr witzig" gefunden. Die "Willy-Affäre" hatte auf der Insel für große Aufregung gesorgt, woraufhin die Sun zur Suche nach dem Entblößer aufgerufen hatte. Nasri, Strafe: Frankreichs Fußball-Nationalspieler Samir Nasri droht wegen seiner Beleidigung eines Journalisten bei der EM nach einem Bericht der "L'Équipe" möglicherweise eine lange Sperre. Der nationale Verband FFF ziehe eine Bestrafung des Mittelfeldspielers in Betracht, denkbar sei eine Suspendierung von bis zu zwei Jahren und damit das Aus für die WM 2014 in Brasilien, schreibt die Sporttageszeitung (Dienstag). Am kommenden Dienstag könne das FFF-Exekutivkomitee bei einem Treffen ein Verfahren einleiten. Im Visier seien wegen unterschiedlicher Verfehlungen beim Turnier in Polen und der Ukraine auch Hatem Ben Arfa, Yann M'Vila und Jérémy Ménez. Nach dem Viertelfinalaus gegen Spanien hatte Verbandspräsident Noël Le Graët eine mögliche Sanktion für Nasri, der einen Reporter wüst beschimpft hatte, offen gelassen. Die in Frankreich bislang höchste Sperre von 18 Länderspielen (15 Monate) hatte Nicolas Anelka nach der WM 2010 für seine Beleidigung des damaligen Nationaltrainers Raymond Domenech erhalten. Nationalelf, Prämie: Der Jackpot rückt näher: Für die Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft geht es am Donnerstag (20.45 Uhr/ARD) im EM-Halbfinale gegen Italien auch um jede Menge Geld. Bei einem Einzug ins Endspiel am Sonntag in Kiew könnten sich die 23 Spieler des EM-Kaders und das Trainerteam um Joachim Löw auf jeweils 150.000 Euro Prämie freuen. Für den Europameister-Titel hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sogar die Rekordsumme von 300.000 Euro pro Mann ausgelobt. Bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz und bei der WM 2010 in Südafrika hätten die Profis für den Titelgewinn 250.000 Euro erhalten. Die Erhöhung der Prämie hatte der DFB mit höheren Einnahmen begründet. Halbfinal-Gegner Italien würde "nur" 200.000 Euro für einen EM-Triumph erhalten. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) schüttet insgesamt 23,5 Millionen Euro an den kommenden Europameister aus. Torschützen, Vereine: Dank Sami Khedira und Xabi Alonso hat der spanische Fußball-Gigant Real Madrid in der Liste der EM-Tore nach Klubs den Bundesligisten VfL Wolfsburg überholt. Der deutsche Nationalspieler und Spaniens Weltmeister (2) erzielten in ihren Viertelfinal-Spielen die Treffer fünf bis sieben eines Real-Spielers in den 27 Begegnungen (inklusive Samstag) der Endrunde in Polen und der Ukraine - und die Königlichen haben noch einige Spieler im Turnier. Der VfL Wolfsburg dagegen ist "ausgeschieden" - es wird bei fünf Toren bleiben, verteilt auf Mario Mandzukic (Kroatien/3) und Petr Jiracek (Tschechien/2). Die Niedersachsen haben aber noch zwei Tore "in Aussicht": Der Tscheche Vaclav Pilar, derzeit noch bei Viktoria Pilsen, wird in der kommenden Saison ebenfalls für Wolfsburg spielen. Manchester City und Bayern München weisen jeweils vier Tore auf. Auffällig ist, dass sich einige Klubs ohne große Namen in der erweiterten Spitzengruppe tummeln, beispielsweise ZSKA Moskau, das alle drei Tore dem russischen Stürmer Alan Dsagojew verdankt, oder der FC Sunderland. Manchester United bringt es bislang nur auf zwei Tore. Die Liste der EM-Torschützen nach Vereinen (69 Tore nach 28 Spielen, Schnitt 2,46, verteilt auf 37 Vereine): Italien, Startelf gegen Deutschland: Innenverteidiger Giorgio Chiellini hofft bis zum Halbfinale am Donnerstag (20.45 Uhr) gegen Deutschland auf seine Genesung. "Ich werde alles versuchen, um dabei zu sein. Und im Moment sieht es sehr positiv aus", sagte Chiellini dem SID. Der 27-Jährige, der im Viertelfinale gegen England wegen einer Oberschenkelverletzung gefehlt hatte, stieg am Montag wieder in das Mannschaftstraining ein. Dass sein Team zwei Tage weniger Regenerationszeit hat als das deutsche empfindet der Abwehrspieler von Juventus Turin nicht als grundsätzlich unfair. "Da wir nun auch noch 120 Minuten gespielt haben, ist es aber natürlich unglücklich", sagte er: "Aber entscheidend wird nicht die Energie im Körper, sondern die Energie im Kopf. Deutschland ist der Favorit gegen uns, doch wir sind selbstbewusst und wollen dieses Turnier gewinnen." Sorgen bereiten Trainer Prandelli noch die angeschlagenen Stammspieler Daniele De Rossi und Ignazio Abate. Beide mussten beim Sieg gegen die "Three Lions" mit muskulären Problemen ausgewechselt werden. "Wir werden erst morgen sehen, wie es bei ihnen aussieht. Wir müssen jetzt sehen, dass unsere angeschlagenen Spieler schnell wieder zurückkommen und wir uns gut vorbereiten können", sagte Trainer Cesare Prandelli nach dem Spiel. Mittelfeldspieler De Rossi ist einer von nur vier italienischen Spielern, die schon 2006 beim Sieg im WM-Halbfinale gegen Deutschland dabei waren. DFB, Bastian Schweinsteiger: Mit allen 23 Spielern ist die deutsche Nationalmannschaft in die Vorbereitung auf das EM-Halbfinale gegen Italien gestartet. Auch Bastian Schweinsteiger, der wegen seiner Knöchelblessur zuletzt einige Übungseinheiten verpasst hatte, war am Montag in Danzig beim Teamtraining dabei. Die Sportliche Leitung um Bundestrainer Joachim Löw geht davon aus, dass der Münchner Mittelfeld-Organisator am Donnerstag in Warschau gegen den viermaligen Weltmeister Italien auflaufen kann. Beim Training nahe des Teamhotels Dwór Oliwski, das sich auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach anschaute, konnte neben Schweinsteiger auch Ilkay Gündogan mitwirken. Der Dortmunder hatte zuvor an einer Kapselzerrung im Sprunggelenk gelitten. Damit hat Löw für das Italien-Spiel die Qual der Wahl. Alle deutschen EM-Spieler stehen für den Halbfinal-Klassiker bereit. Russland, Verbandschef: Nach dem enttäuschenden Abschneiden der eigenen Nationalmannschaft bei der EM ist der Chef des nationalen Fußballverbands RFS zurückgetreten. Sergej Fursenko hat sich bei einem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin am Montag für die Leistung der Sbornaja beim Endrundenturnier in Polen und der Ukraine entschuldigt und seinen sofortigen Rückzug als Chef des RFS erklärt. Das frühe Aus bereits nach der Gruppenphase sei "sehr schmerzhaft gewesen, da das Team eigentlich einen sehr starken Eindruck hinterlassen hat", sagte er. Dennoch sei das Resultat nicht zufriedenstellend und die Enttäuschung der Fans daher verständlich. Nationaltrainer Dick Advocaat, der bereits vor der EM seinen Abschied aus Russland bekannt gegeben hatte, stellte Fursenko ein gutes Zeugnis auf: "Er hat einen guten Job gemacht." Das favorisierte Russland war in der Vorrundengruppe A mit Co-Gastgeber Polen, Tschechien und Griechenland überraschend nur Dritter hinter Gruppensieger Tschechien und Griechenland geworden. Zum Auftakt hatte es ein überzeugendes 4:1 gegen Tschechien gegeben, danach aber lediglich ein 1:1 gegen die Polen und ein 0:1 gegen Griechenland.
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General Manager Hannes Kronthaler über sein transnationales Projekt Alpenvolleys Tirol-Haching, die Rolle von Mihai Paduretu, das Ziel Champions League und ein Wiesel als Maskottchen.
Die Österreicher kommen, und zwar in bayerischem Gewand: An diesem Sonntag haben die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching ihre Premiere in der Volleyball-Bundesliga. Ein einzigartiges EU-Projekt zwischen Innsbruck und Unterhaching, das per Wildcard in die Profiliga strebt. Magister Hannes Kronthaler, Vater, General Manager und Sponsor dieses außergewöhnlichen Neulings, freut sich auf künftigen Grenzverkehr. SZ: Herr Kronthaler, von Innsbruck nach Friedrichshafen sind es ein paar Kilometer. Fahren Sie zum Saisonauftakt der Alpenvolleys mit an den Bodensee? Hannes Kronthaler: Natürlich, wir fahren am Sonntag um 9 Uhr los. Drei Stunden, nicht länger, Mittagessen, spielen. Gewinnen? Das glaub' ich nicht. Wir haben noch nicht das Niveau von Friedrichshafen, und das ist auch nicht unser Ziel im ersten Jahr. Jeder hat doch gerade im Supercup (den Pokalsieger Friedrichshafen mit 3:1 gegen den deutschen Meister Berlin gewann, Anm. d. Red.) gesehen, dass die super drauf sind. Jede Position ist bei denen besser besetzt als bei uns, sie haben das zweieinhalbfache Budget. Und sie haben eine lange Tradition, im Gegensatz zu uns. Die Alpenvolleys gibt es ja erst seit Mai. Wir können da locker hineingehen und uns an die Liga und das Umfeld gewöhnen. Sie gelten als Erfinder der Alpenvolleys, dieser deutsch-österreichischen Kooperation von Unterhaching und Innsbruck, die am Sonntag gegen Friedrichshafen per Wildcard in die Bundesliga einsteigt. So ein Projekt gab es noch nie im deutschen Volleyballsport. Können Sie dem Laien zunächst einmal kurz erklären, wer Sie sind? Ich bin seit 14 Jahren Manager des Hypo Tirol Volleyball-Teams aus Innsbruck, gleichzeitig Österreichs Rekord-Nationalspieler mit knapp 150 Länderspielen, davon fünf Jahre als Kapitän. Mit 35 habe ich aufgehört als Spieler und seither Innsbruck gemanagt. Beachvolleyball in Österreich hab ich auch aufgebaut und dort die nationale Serie gegründet. Nach dem zehnten Meistertitel und acht Champions-League-Teilnahmen mit Innsbruck hat sich der Gedanke verfestigt, dass ich in Österreich nicht noch zehn Jahre das Gleiche machen will. Warum? Erstens habe ich in den letzten vier Jahren kein einziges Spiel in der Liga verloren. Zweitens waren die Spiele nach 45 Minuten vorbei. Drittens sind nicht nur sportliche Gesichtspunkte dafür ausschlaggebend: Die Zuschauer haben alles gekannt, ich auch, das Ganze war etwas abgestumpft. Schauen Sie, ich habe den Verein vor 20 Jahren mit genau null Euro übernommen, zuletzt lag der Etat bei 1,1 Millionen Euro. Der Tiroler Markt ist erschöpft. Zugleich will ich immer eine Steigerung haben. Da bringt es mir nichts, noch fünfmal österreichischer Meister zu werden. Detailansicht öffnen Brasilianischer Block: Danilo Gelinski (li.) und Pedro Frances sind zwei Schlüsselfiguren im Kader der Alpenvolleys. (Foto: Christian Forcher/fotoforcher.at) Der Bundesliga-Einstieg war also schon länger ihr Plan? Seit Jahren lote ich schon Möglichkeiten aus, in einer besseren Liga zu spielen. Ich habe geprüft, mit Innsbruck in der italienischen Liga zu spielen, das hat mir der Österreichische Volleyball-Verband damals aber verboten. Eigentlich hatte ich dann den Spitzensport ad acta gelegt. Und dann kamen Sie wie die Jungfrau zum Kind zu der Wildcard, die die Volleyball-Bundesliga Ende des vergangenen Jahres ausgeschrieben hat? Ich hatte den Einstieg in die Bundesliga schon 2014 im Kopf, als Haching sich gerade ohne Hauptsponsor zurückzog aus dem Profivolleyball. Wäre ich damals eingestiegen bei Hachings GmbH, hätte ich nicht einmal die Wildcard zahlen müssen, immerhin gut 50 000 Euro. Es wäre einfacher gewesen, doch das hab ich irgendwie verschlafen. Und jetzt gab es diese Topchance. Stimmt es, dass ausgerechnet Unterhachings Lokalrivale Herrsching, der sein Viertelfinal-Heimspiel im vergangenen Februar mangels eigener adäquater Halle bei Ihnen in Innsbruck ausgetragen hat, Sie erst auf die Idee gebracht hat, per Wildcard umzusiedeln? Von Herrsching habe ich tatsächlich von der Möglichkeit erfahren, in Deutschland per Wildcard zu spielen. Und dann diese Chance beim Schopf gepackt, die Kooperation mit Unterhaching einzugehen. Welche Intention steckt dahinter? Innsbruck bleibt als Volleyball-Standort (in der zweiten österreichischen Liga) erhalten, was für den Nachwuchs des Hypo Tirol Volleyballteams gut ist. Zudem sollen künftig österreichische Nationalspieler bei den Alpenvolleys in der Bundesliga lernen. Und außerdem kommt der Volleyball-Hotspot Unterhaching wieder zurück in den Spitzensport - was dann auch wieder für seinen Nachwuchs gut ist. Das ist überhaupt der Hauptgrund der Mannschaft. Die Junioren der beiden Klubs sollen wieder eine Perspektive haben. Und wir können dabei aus dem Doppelten schöpfen. In der Kooperation ist Unterhaching als deutscher Klub mit seiner GmbH Wildcard-Nehmer, da laut der Statuten kein ausländischer Klub in der Liga spielen darf. Sie aber haben als Geschäftsführer das Sagen und steuern den Etat von immerhin 1,1 Millionen Euro bei - auch ihre Baufirma ist unter den Sponsoren. Das war in Österreich auch so. Ich kann ja nicht andere Firmen vom Volleyball-Sponsoring überzeugen, wenn ich selbst nichts tue. Die Alpenvolleys haben 26 Sponsoren, ich bin sicher unter den Top 5. Bevor ich in Volleyball eingestiegen bin, habe ich 50 Klubs mit Kleinsummen gesponsert, das hat genau gar nichts gebracht. Jetzt sponsere ich einen gescheit, und jeder weiß es. Ich musste ja für die Alpenvolleys allein 250 000 Euro für Infrastruktur ausgeben, inklusive LED-Banden, Boden und Wildcard. Detailansicht öffnen Gewerbehallen aus Beton lässt Hannes Kronthaler, 52, mit seiner Firma bei Innsbruck fertigen. Österreichs Volleyball-Rekord-Nationalspieler strebt auch sportlich nach oben – vorerst in die Sphären von Berlin und Friedrichshafen. (Foto: imago) Welche Rolle spielt Mihai Paduretu, Geschäftsführer des TSV Unterhaching, Erbauer und Trainer des viermaligen Pokalsiegers Haching, bei dem Projekt? Er ist als TSV-Geschäftsführer unser Ansprechpartner in Unterhaching, wo wir ja einige unserer Heimspiele austragen. Und er entwickelt mit Trainer Stefan Chrtiansky den Spielerkader für heuer und fürs kommende Jahr. Er kennt die Spieler in Deutschland, sie kennen ihn. Er ist unser Sportdirektor, unser Mann für das operative Geschäft in Unterhaching und voll involviert. Der Kader ist sehr bunt: sieben Nationen, allein vier Brasilianer, der Trainer-Sohn Stefan Chrtiansky junior und ihr eigener Sohn Niklas als Außenangreifer. In Georgi Topalov und Jonas Sagstetter hat Paduretu nur zwei Hachinger untergebracht. Und neben den beiden Hachingern gibt es auch nur einen Österreicher und einen Deutschen im Team. Es ist eine bunte Mischung, was die Nationen angeht. Sechsmal alt - aus dem letztjährigen Innsbrucker Team - und sechsmal neu. Topalov ist zweiter Zuspieler, Sagstetter Perspektivmann, er pendelt zwischen zweiter und erster Mannschaft. Ich gehe davon aus, dass er sich reinkämpft ins Team. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Mihais Sohn Eric nächstes Jahr den Sprung schafft. Dass es mir heuer nicht gelungen ist, mehr Deutsche und Österreicher zu bekommen, hat den einfachen Grund, dass alle interessanten Spieler schon Verträge hatten, als die Liga grünes Licht für die Wildcard gegeben hat. Nächstes Jahr wird das anders sein. Die Spieler wohnen und trainieren in Innsbruck, Trainer, Management, Geschäftsstelle, Ärzte und Physiotherapeuten sind dort. Wirkt Unterhaching da nicht wie der Juniorpartner Innsbrucks? Es muss dort erst wieder etwas wachsen. Und Sie werden bei den Heimspieltagen sehen, dass wir zusammengehören. Ob in Innsbruck oder Unterhaching: Alles schaut total gleich aus. Vom Aufbau über die Musik bis zum Spielablauf. Es gibt ein Sprecher-Duo, ein Vereinslied, das Maskottchen ist der Willi Wiesel, den wir schon immer hatten, der aber jetzt das Alpenvolleys-Dress trägt. Die Fans in Innsbruck und Haching haben sich schon kennengelernt und werden die Spieltage gemeinsam planen. Und was die Fahrzeit von 1:20 Stunden angeht: Wenn ein Fußballfan aus Unterhaching zu den Bayern in die Allianz-Arena will, fährt er mitunter länger. Sieben Ligaspiele sind in Innsbruck geplant, wo die Alpenvolleys am 21. Oktober gegen Bühl Heimpremiere haben, drei Ligaspiele und der Pokal in Unterhaching, wo Ihnen Herrsching zugelost wurde. Auf das Pokal-Achtelfinale gegen Herrsching am 8. November und das Liga-Derby drei Tage später in Herrsching freue ich mich besonders. Zweimal binnen drei Tagen ein bayerisches Derby, das ist super. Das Pokalspiel haben wir ja auch deshalb nach Unterhaching und nicht nach Innsbruck gelegt, wo wir übrigens ab Jänner 2018 alle Spiele in der Olympiahalle austragen. Herrsching ist, wie Bühl, ein Team, das wir schlagen müssen, wenn wir erreichen wollen, was wir erreichen wollen. Was wollen Sie erreichen? Platz fünf, dass wir uns für den Europacup qualifizieren. Dann schauen wir, dass wir nächste Saison ins Semi-Finale kommen. Und dann wachsen die Bäume höher. Wohin? Zum DM-Titel oder in die Champions League? Natürlich will ich das alles. Wenn ich das Budget mit den Alpenvolleys noch einmal um 1,1 Millionen Euro steigere, bin ich bald in der Sphäre von Berlin und Friedrichshafen. Dann kann ich angreifen. Aber das braucht drei, vier Jahre. Jetzt können wir erst einmal anfangen, die Voraussetzungen sind geschaffen. Und ich kann mich um die strategischen Dinge kümmern und dazu natürlich auch mit Mihai und den Unterhachingern reden: Wo sind Sponsoren in München? Wie können wir unser Budget steigern? Und wie unseren Bekanntheitsgrad in Bayern? In Tirol brauch' ich das nicht mehr, da bin ich schon bekannt.
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Volleyball-Rekordmeister Friedrichshafen feiert Auftaktsieg im Halbfinale der Bundesliga-Playoffs. Belgischer Nationalspieler De Bruyne verlässt Bremen womöglich im Sommer. Julia Görges steht beim WTA-Turnier in Charleston im Achtelfinale.
Volleyball, Playoff-Halbfinale: Der zwölfmalige deutsche Volleyball-Meister VfB Friedrichshafen ist mit einem Sieg ins Halbfinale der Bundesliga-Play-offs gestartet. Der Rekordchampion setzte sich bei Pokalsieger Generali Haching vor 1512 Zuschauern mit 3:1 (25:17, 17:25, 25:17, 25:21) durch und ging damit zum Auftakt der Best-of-five-Serie in Führung. Im zweiten Spiel am Samstag (19.30 Uhr) hat Friedrichshafen Heimrecht. Werder Bremen, Kevin de Bruyne: Kevin de Bruyne wird den Fußball-Bundesligisten Werder Bremen voraussichtlich im Sommer verlassen. "Chelsea hat meinem Berater gesagt, dass ich zu einem größeren Klub wechseln soll, wenn ich im Sommer nicht in Chelsea bleibe, und dass ich auf einem höheren Level spielen soll", sagte der 21-Jährige am Mittwoch: "Ich hatte ein gutes Jahr hier, hatte Spaß und habe auf einem guten Level gespielt." Konkretere Pläne nannte der umworbene Mittelfeldspieler nicht. In Bremens Chefetage nahm man die Nachricht gelassen zur Kenntnis. Werder-Sportdirektor Thomas Eichin glaubt weiter an einen Verbleib des belgischen Nationalspielers an der Weser. "Ich habe gerade mit Kevins Berater Patrick de Koster gesprochen. Er hat mir die Situation anders dargestellt", sagte Eichin der Kreiszeitung Syke. Der FC Chelsea habe noch keine Entscheidung über die Zukunft von de Bruyne getroffen, es sei sogar denkbar, dass der Mittelfeldspieler noch ein weiteres Jahr in Bremen bleibe, um dort seine gute Entwicklung fortzusetzen. De Bruyne ist derzeit vom FC Chelsea an Bremen ausgeliehen, hat beim Champions-League-Sieger aber noch einen Vertrag bis 2017. Aus der Bundesliga hatten zuletzt auch der VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen Interesse an de Bruyne gezeigt. Basketball, BBL: Die EWE Baskets Oldenburg halten in der Basketball-Bundesliga weiter Anschluss zu Spitzenreiter Brose Baskets Bamberg. Der Tabellenzweite gewann das Nachholspiel vom 20. Spieltag bei den abstiegsbedrohten Phantoms Braunschweig knapp 78:74 (37:33). Die Baskets taten sich gegen den Tabellen-15. anfangs schwer. Erst im zweiten Viertel taute die Mannschaft von Trainer Sebastian Machowski auf und legte den Grundstein für den 20. Saisonsieg, der im letzten Viertel noch einmal kurz in Gefahr geriet. Bei den Braunschweigern traf Courtney Pigram am besten (18), bei Oldenburg überragte Topscorer Chris Kramer mit 24 Punkten. Im Nachholspiel des 18. Spieltags gewann der Tabellendritte ratiopharm Ulm gegen das bereits als Absteiger feststehende Schlusslicht LTi Giessen 46ers 100:46 (36:32). Die Gäste lieferten dabei in der zweiten Hälfte eine desolate Vorstellung ab und erzielten in den beiden letzten Vierteln nur je drei und elf Punkte. Ulm festigte mit dem Sieg den dritten Tabellenplatz und hat die Play-offs fest im Visier. Die größte Spannung bot das Nachholspiel des 27. Spieltags zwischen den Telekom Baskets Bonn und Phoenix Hagen. Die Gastgeber konnten nach einer Leistungssteigerung nach der Halbzeit und einem umkämpften letzten Viertel einen 100:95 (39:59)-Heimsieg feiern. Tennis, WTA: Fed-Cup-Spielerin Julia Görges hat beim WTA-Turnier in Charleston/South Carolina das Achtelfinale erreicht. Die an Nummer zehn gesetzte Görges (Bad Oldesloe) kämpfte sich mit einem 6:2, 0:6, 6:3 gegen die Weißrussin Olga Goworzowa in die Runde der letzten 16. Dort trifft die 24-Jährige auf die Schweizerin Stefanie Vögele. Zuvor war Mona Barthel überraschend in der zweiten Runde gescheitert. Die 22-Jährige aus Bad Segeberg unterlag Lokalmatadorin Jessica Pegula 6:7 (4:7), 1:6. Am späteren Mittwoch waren bei der mit rund 796.000 Dollar (umgerechnet etwa 620.000 Euro) dotierten Sandplatz-Veranstaltung noch die Berlinerin Sabine Lisicki (gegen Mallory Burdette) sowie die Darmstädterin Andrea Petkovic (gegen Vania King/beide USA) im Einsatz. Fußball, Serie A: Inter Mailand hat in der italienischen Serie A einen wichtigen Schritt zur Europacup-Qualifikation gemacht. Der Ex-Meister kam in einem Nachholspiel des 29. Spieltages bei Sampdoria Genua zu einem 2:0 (1:0)-Erfolg und verbesserte sich mit 50 Punkten auf Platz fünf, der zum Einzug in die Europa League berechtigt. Genua liegt mit 36 Zählern auf Platz 13. Matchwinner der Mailänder war Rodrigo Palacio mit einem Doppelpack (43. und 90.+3). Paolo Di Canio: Der umstrittene Trainer Paolo di Canio hat sich nach der Aufregung um seinen Amtsantritt beim englischen Fußball-Erstligisten FC Sunderland erstmals vom Faschismus distanziert. "Ich bin nicht der Mann, als der ich dargestellt werde. Ich bin kein Rassist und unterstütze keine faschistischen Ideologien. Ich respektiere jeden", wird der 44-jährige Italiener auf der Internetseite des Klubs zitiert: "Ich sollte mich nicht rechtfertigen müssen, aber dies musste ich nun klarstellen. Von nun an werde ich nur noch über Fußball sprechen." Di Canio hatte der italienischen Nachrichtenagentur ANSA 2005 gesagt, er sei "Faschist, aber kein Rassist". Als Spieler von Lazio Rom war er mehrfach negativ aufgefallen, unter anderem, als er einen Sieg gegen den Lokalrivalen AS Rom mit dem römischen Gruß feierte, einer Geste ähnlich dem Hitlergruß. Bei seiner Vorstellung am Dienstag war di Canio den Fragen nach seiner politischen Einstellung ausgewichen. "Ich bin hier nicht im britischen Parlament", sagte der Italiener. Die Diskussionen über seine vor Jahren getroffenen Aussagen seien "lächerlich und armselig". Di Canio hatte am Sonntag in Sunderland den früheren Nationalspieler Martin O'Neill abgelöst. Bis Februar hatte er den englischen Drittligisten Swindon Town trainiert. Baskenland-Rundfahrt: Der kolumbianische Radprofi Sergio Henao (Sky) hat die dritte Etappe der 53. Baskenland-Rundfahrt gewonnen. Der 25-Jährige siegte nach 167,7 km von Vitoria-Gasteiz nach Trapagaran knapp vor seinem Landsmann Carlos Betancur (AG2R). Dritter wurde der Italiener Giampaolo Caruso (Katjuscha). Der durch einen Sturz am Montag an der Hand verletzte Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin (Cottbus/Quick Step) kam nur als 94. mit 10:09 Minuten Rückstand ins Ziel und fiel in der Gesamtwertung weiter zurück. Bester Deutscher nach der Bergankunft war der zweimalige Gesamtsieger Andreas Klöden (Mittweida/RadioShack) auf Rang 37. In der Gesamtwertung übernahm Henao die Führung vor seinem Landsmann Nairo Quintana (+8 Sekunden/Movistar) und dem Australier Richie Porte (+10/Sky). Klöden liegt als bester Deutscher mit 1:21 Minuten Rückstand auf Rang 33. Das vierte Teilstück führt am Donnerstag über 151,6 km von Trapagaran nach Eibar-Arrate. Die Rundfahrt endet am Sonntag mit einem Einzelzeitfahren in Beasain. Basketball, NBA: Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks haben im Kampf um die Playoff-Teilnahme einen ganz wichtigen Erfolg verpasst. Die Texaner unterlagen beim direkten Konkurrenten LA Lakers deutlich mit 81:101 und bleiben damit Zehnter der Western Conference. Nowitzki, der in den vergangenen Wochen zu seiner Topform zurückgefunden hatte, blieb beim Showdown mit nur elf Punkten blass. Bei noch acht ausstehenden Begegnungen hat der Meister von 2011 nun drei Siege Rückstand auf die Utah Jazz und die Lakers, die mit einer Bilanz von 39 Erfolgen und 36 Niederlagen das letzte Play-off-Ticket wohl unter sich ausmachen werden. Dallas könnte damit nach zuletzt zwölf Teilnahmen in Serie die Meisterschaftsrunde wieder verpassen. Ein überragender Kobe Bryant führte dabei die Lakers mit einem Triple-Double (23 Punkte, 11 Rebounds, 11 Assists) zum wichtigen Sieg. Bei den Kaliforniern, die vor der Saison als heiße Kandidaten auf den Titelgewinn gehandelt worden waren, glänzte zudem Dwight Howard mit einem Double-Double (24 Punkte, 12 Rebounds). Aufseiten der Mavericks war Chris Kaman mit 14 Zählern bester Scorer, Nowitzki verwandelte nur vier seiner 13 Versuche aus dem Feld. Unterdessen gewannen die New York Knicks das Top-Duell der Eastern Conference. Angeführt von einem bestens aufgelegten Carmelo Anthony (50 Punkte) feierte der Tabellenzweite beim unangefochtenen Spitzenreiter Miami Heat einen 102:90-Erfolg. Allerdings fehlten bei Miami verletzungsbedingt die Superstars LeBron James und Dwyane Wade. Im dritten Spiel der Nacht bezwangen die Washington Wizards die Chicago Bulls mit 90:86. Lionel Messi, Verletzung: Weltfußballer Lionel Messi wird dem FC Barcelona wegen einer Oberschenkelverletzung wohl rund drei Wochen fehlen. Damit müssten die Katalanen auch im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Paris Saint-Germain am kommenden Mittwoch auf den Argentinier verzichten. Messi werde sich am Mittwoch einer weiteren medizinischen Untersuchung unterziehen, teilte der Verein mit. Der 25-Jährige hatte sich die Blessur beim 2:2 im Hinspiel gegen Paris am Dienstagabend zugezogen und war in der Halbzeitpause ausgewechselt worden. Zuvor hatte er sein Team 1:0 in Führung gebracht. Zudem muss Barcelona vorläufig auch auf Javier Mascherano verzichten. Der Defensivspezialist verletzte sich bei einem Zusammenprall mit Teamkollege Jordi Alba am rechten Knie und fällt bis zu sechs Wochen aus. Damit gerät Barça in der Defensiv allmählich in Personalnot, nachdem bereits Carles Puyol und Adriano pausieren müssen. Jürgen Kohler, neuer Job: Ein Fußball-Weltmeister von 1990 übernimmt beim Regionalligisten Waldhof Mannheim den Posten als Sportlicher Leiter. Jürgen Kohler löst Günter Sebert ab, der wenige Wochen vor seinem Vertragsende entlassen worden war, und muss sofort einen neuen Trainer suchen. Reiner Hollich, der 2011 mit Mannheim in die Regionalliga aufgestiegen war, trat zurück. Kohler spielte bereits in der Jugend für Waldhof Mannheim und gab am 7. April 1984 sein Bundesligadebüt gegen den 1. FC Kaiserslautern. Nach 95 Spielen verließ der Innenverteidiger Mannheim und setzte seine Karriere in Köln fort. Außerdem spielte der heute 47-Jährige für Bayern München, Juventus Turin und Borussia Dortmund und absolvierte 105 Länderspiele. Kohlers Laufbahn nach seiner aktiven Karriere war bislang weniger glanzvoll. Als Trainer betreute er die deutsche U21-Nationalmannschaft, den MSV Duisburg und den VfR Aalen. Zuletzt war er Coach der U19 des Bonner SC. Waldhof Mannheim liegt nach 24 Spielen (35 Punkte) auf Platz neun der Regionalliga Südwest. Tennis, Frauen: Deutschlands beste Tennisspielerin Angelique Kerber ist beim WTA-Turnier in Monterrey/Mexiko problemlos in die zweite Runde eingezogen. Die topgesetzte Weltranglistensechste aus Kiel bezwang zum Auftakt der mit 235.000 Dollar (umgerechnet etwa 183.000 Euro) dotierten Hartplatz-Veranstaltung die amerikanische Qualifikantin Samantha Crawford in 77 Minuten 6:3, 6:3. Kerber (25), die in Mexiko die einzige deutsche Starterin ist, trifft bereits am Mittwoch (17.00 Uhr) auf die Russin Alla Kudryjawzewa. Bayer Leverkusen, Sascha Lewandowski: Trainer Sascha Lewandowski hat laut "Die Welt" seinen Rückzug von Bayer Leverkusen dementiert. Die Fachzeitschrift "kicker" hatte über einen Abschied des Trainers berichtet. "Ich kann leider nichts dafür, was der 'Kicker' schreibt", sagte Lewandowski. Momentan sei noch nichts entschieden. "Wir werden uns nach dem Saisonende zügig zusammensetzen und dann gemeinsam eine Entscheidung treffen", sagte Lewandowski.
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Dem Frauen-Zweitligisten SV Lohhof fehlen TV-Zeiten, Mäzene und das nötige Kleingeld, um fertige Spielerinnen zu verpflichten. Ein Paradebeispiel aus dem Münchner Spitzenrandsport.
Sieben Spiele, zwei Siege, sechs Punkte, Drittletzter der Tabelle: Es gab Zeiten, da hätten sich Lohhofs Verantwortliche geschämt für eine solche Zwischenbilanz ihrer Zweitliga-Volleyballerinnen. Und an diesem Samstag geht es zum bayerischen Derby in Straubing, auch dort hängen die Trauben hoch. Noch so eine Statistik, die etwas aussagt über den SV Lohhof: 2, 4, 8. Das sind die Platzierungen der Frauenmannschaft im Endklassement der vergangenen drei Spielzeiten, Achter waren sie in der vergangenen Saison. Die Zahlen sind auch Ausdruck einer Talfahrt, einer einkalkulierten, wohlgemerkt. Und Matthias Kock, der unermüdliche Abteilungsleiter, hat eine Erklärung dafür: "Es ist auch eine Frage des Geldes." Das Geld ist nicht das einzige Problem des SVL, doch es wird knapper, gerade für Volleyball-Zweitligisten, die im semiprofessionellen Bereich spielen. Und mit Etats um die 100 000 Euro leben. Tendenz rückläufig, bei Lohhof jedenfalls um zehn Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr. Die Anforderungen der Volleyball-Bundesliga (VBL) werden immer höher, die Klubs sollen sich professionalisieren, hauptamtliche Stellen schaffen, ihre Hallen modernisieren. "Der Sprung zur zweiten Liga wird dadurch immer größer", sagt Kock. Eine Folge: Lohhof misst sich in der Südstaffel aktuell nur noch mit neun Konkurrenten, so wenige waren es zuletzt vor 17 Jahren. Niemand wollte aufsteigen aus der dritten Liga, wie auch niemand in die erste Liga aufsteigen wollte. Allein das ist schon ein Alarmsignal. Lohhof hat dadurch nur noch neun Heimspiele, "das ist dann nicht mehr so leicht zu vermarkten", sagt Kock. "Die U 12 explodiert gerade." Lohhofs Talentförderung ist in Deutschland führend Lohhofs Kader ist jung, knapp 22 Jahre im Schnitt, und nicht konstant, was man ihm kaum vorwerfen kann. Das Küken ist Carina Malescha, 17, die Schwester von Daniel, der bei Friedrichshafen zum Nationalspieler reift, und Florian, der zuletzt in Herrsching erste Liga spielte. Dazu Lisa Keferloher, Stefanie John, Theresa Schieder, Maja Hammerschmidt, Laura Gentner, viele Eigengewächse, um die herum ein paar Erfahrenere drapiert wurden. "Wenn wir am Ende auf Platz fünf oder sechs stehen, wäre das ein großes Erfolgserlebnis", sagt ihr Trainer Jürgen Pfletschinger. Es ist Pfletschingers vierte Saison beim SVL - und wohl die schwierigste neben der vergangenen Spielzeit. Es ist aber eben auch Lohhofs Philosophie, den Nachwuchs zu fördern, der Sportverein gilt nach wie vor als eine der renommiertesten Talentschmieden der Republik. "Die U 12 explodiert gerade", sagt Kock und meint damit den enormen Zulauf; es gibt eine U12 I, II, III und IV. Im vergangenen Mai wurde die U18 deutscher Meister, seit elf Jahren hat die SVL-Jugend bei nationalen Titelkämpfen immer eine Medaille gewonnen. Mindestens. Detailansicht öffnen Ein skeptischer Trainer: Jürgen Pfletschinger ist in der vierten Saison Coach des SV Lohhof. (Foto: Johannes Simon) Das Lohhofer Grundproblem besteht zugleich fort: Spielerinnen, die höher hinauswollen, gehen ins Internat, wie beispielsweise Elisabeth Kettenbach nach Dresden. Andere, wie Kocks Tochter Christina, hängen ihre Karriere trotz ihres großen Talents an den Nagel - Kock aus beruflichen Gründen. Mit 22. Nun hat Lohhof ein Problem auf ihrer Position, dem Mittelblock. Wieder andere sind zu Ligakonkurrent Sonthofen gegangen, wo der halbe Kader aus ehemaligen Lohhoferinnen besteht, aus den Kettenbach-Schwestern Alexandra und Veronika, dazu die frühere Kapitänin Marion Mirtl, Sabrina Karnbaum und Natascha Niemczyk, um nur einige zu nennen. Sie können weiter in München wohnen, studieren oder ihre Ausbildung machen und trainieren - Sonthofen ist eine verkappte Münchner Mannschaft. Nur zu wenigen Übungseinheiten und den Heimspielen pendeln sie nach Sonthofen. Lohhofs Verantwortliche mutmaßen, dass sie dort auch mehr Geld bekommen. So paradox es klingt: "Wir konkurrieren in München mit Sonthofen", sagt Kock. Und außerdem in Oberbayern noch mit den Ligarivalen Straubing und Vilsbiburg. Im Vergleich mit diesen Klubs hat Lohhof zudem noch einen Standortnachteil: Die Großstadt München erschwert aufgrund der übermächtigen Sportkonkurrenz - Stichwort Fußball, Basketball, Eishockey - nicht nur die Suche nach einem Hauptsponsor, die Lohhof noch immer nicht aufgegeben hat. Sie lässt nebenbei die Mieten explodieren, auch für potenzielle Zugänge, die eine Wohnung brauchen - und ohnehin ein Gehalt fordern, zumindest, wenn sie aus dem Ausland kommen. "Es kommen kaum ausgebildete Spielerinnen hierher, ohne dass man viel Geld in die Hand nimmt", sagt Kock, der beklagt: "In einem Ballungszentrum wie München fehlen uns auch die großen Mäzene." Und so arbeiten sie eben nach dem Sisyphos-Prinzip, mit Ehrenamtlichen und Helfern, die viel Herzblut geben und kaum Geld bekommen. Auch deshalb ist Lohhof ein Paradebeispiel für Spitzenrandsport in der Metropolregion. Geschäftsstellen-Leiterin und Teammanagerin Martina Banse arbeitet auf 450-Euro-Basis, Trainer Jürgen Pfletschinger nebenberuflich, es sind die einzigen "Hauptamtlichen" in der Abteilung. Leben können sie davon bei weitem nicht. Gesucht wird gerade händeringend nach einem Studenten, der aushilft. Vor ein paar Jahren gab es immerhin noch zwei Vollzeitstellen. Die Spielerinnen bekommen Fahrtkosten, eine kleine Aufwandsentschädigung, sie teilen sich Wohngemeinschaften und Autos. Detailansicht öffnen Für die jungen Spielerinnen wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, in der Liga mitzuhalten. (Foto: Claus Schunk) Auch wegen all dieser Faktoren lassen sie in diesem Jahr lieber die Finger von Nachverpflichtungen wie Jana Jautzema, die sie im Herbst 2016 holten, was sie alleine rund 4500 Euro an Verbandsgebühren kostete. Nach der Saison kehrte Jautzema schnell nach Lettland zurück. Oder Ambria Dasch, ein anders gelagerter Fall: Die US-Amerikanerin hatte einst in Lohhof gespielt und war 2015 zum SVL zurückgekehrt, im Winter 2016 verließ sie die Mannschaft wieder, weil sie schwanger war. Kock bedauert die Verpflichtung Daschs keineswegs, allerdings wurden bei ihr, weil sie US-Bürgerin ist, jede Saison aufs Neue 5000 Euro Verbandsgebühren fällig. Die aktuelle Mannschaft sei "homogen, sie verstehen sich sehr gut", sagt Banse. Und es kommt kein Neid auf, beispielsweise wegen ausländischer Zugänge, die ja irgendwie von dem Sport leben müssen. Andererseits ist es auch mit der eigenen Jugend nicht so einfach. 2015 hat Lohhof ein Internatshaus für eigene Talente eröffnet, zurzeit sind es drei, eines davon die Zweitliga-Außenangreiferin Laura Gentner. Sie zahlen vergleichsweise günstige Mieten in ihrer WG in einem hübschen Häuschen in Unterschleißheim, doch Kock sagt auch: "Das Internat funktioniert gerade nicht so, wie wir uns das vorstellen." Auch, weil die Herbergseltern, die sich zuvor rührend gekümmert hatten, im vergangenen Jahr nach Landshut gezogen sind. Lohhof hat seither ein Betreuungsproblem und kann keine Minderjährigen aufnehmen - die aktuellen Talente im Haus sind alle schon volljährig. Weit mehr als 100 Jugendliche hat Lohhofs Volleyballabteilung, sie ist seit jeher Vorzeigemodell. Doch wann immer Abteilungsleiter und Sparkassen-Filialleiter Kock potenzielle Großsponsoren anfragt (bei 300 bis 500 hat er eigenen Schätzungen zufolge Klinken geputzt in den vergangenen Jahren), kommen die Gegenfragen: "Wie viel TV-Präsenz habt ihr, wie viel Reichweite bei Print- und Onlinemedien, wie viele Zuschauer?" Die zweite Volleyball-Bundesliga hat fast keine TV-Präsenz, höchstens punktuell im Internet-Fernsehen oder bei regionalen Sendern. Die Reichweite bei Print- und Onlinemedien hält sich auch in Grenzen, und die Zuschauerzahlen schwanken beträchtlich. An sehr gut besuchten Heimspiel-Tagen kommen schon mal 500 Fans in die Halle, es ist dann das größte Event in Unterschleißheim, samt Kinderbetreuung im Nebenraum. An schlechten Tagen sind es 150. Eine große Vision, gar zurück in die goldenen Achtziger? Ist eher nicht in Sicht. Abteilungsleiter Matthias Kock: "In einem Ballungszentrum wie München fehlen uns die großen Mäzene. Wir konkurrieren hier mit Sonthofen." Die erste Liga ist für Lohhof inzwischen mehr Utopie als Traum, wie übrigens auch für Männerklubs wie Grafing oder Dachau. "Sie führt weg vom Verein, allein deshalb, weil man die Mannschaft in eine Spielbetrieb-GmbH auslagern muss. Und die Gefahr ist dann, dass sich die Spielerinnen nicht mehr mit dem Verein identifizieren", sagt Kock. Lohhof ist ja gebrandmarkt, der SVL war mal die große Nummer im deutschen Frauen-Volleyball: CEV-Pokalsieger 1981, und von 1982 bis 1984 und 1986 jeweils immer deutscher Meister und Pokalsieger. Ausgelagert als Bayern Lohhof gewannen sie auch 1987 und 1988 den DM-Titel. Es war ein höchst erfolgreiches Nationalteam-Projekt, vom Verband alimentiert, mit harter Hand geführt, auch mit eigenem Nachwuchs, wie Banse betont, die damals als Mädchen Ballrollerin war und später wegen der Bandscheibe nicht erste Liga spielte. Doch es war auch ein "Höher, Schneller, Weiter", sagt Banse. Irgendwann sank Lohhofs Stern, die Fallhöhe war gewaltig. Die Insolvenzen bereiteten aber auch den Boden, auf dem die Erfolge der Jugend gediehen. Und ermöglichten dem Klub erst seine neue Philosophie. Kock, den der achte Platz schmerzt wie wenige sonst im Klub, war vor einer knappen Woche nach der jüngsten schlimmen 0:3-Klatsche Lohhofs in Neuwied mit dem Vorstand beim Team. Er schäumte nicht vor Wut, sondern startete einen Appell: "Ich habe ihnen gesagt, dass sie verlieren können, kein Problem. Aber ich möchte sie kämpfen sehen." So sehr, wie ein Team eben kämpfen kann, dessen Trikots wortwörtlich in Flammen stehen.
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Der neue US-Präsident zeigt sich plötzlich gemäßigt: Versöhnlich gegenüber China und kritisch gegenüber Israels umstrittenen Siedlungsbau. Doch ist diese Haltung von Dauer?
In seinen letzten Wochen im Weißen Haus wies Barack Obama mehrmals auf die Größe des Präsidentenamtes hin. "Es formt dich", sagte er. Wer immer hinter dem Schreibtisch des Oval Office sitze, der spüre diese "unglaubliche Verantwortung und die Last der Geschichte", sagte Obama. Das Amt habe ihn demütig gemacht. Davon ist sein Nachfolger Donald Trump weit entfernt. Er hat erst angefangen und Demut ist kein Wort, das man normalerweise mit ihm assoziiert. Und doch ist es möglich, dass sich Trump am Ende seiner dritten Amtswoche zum ersten Mal unfreiwillig bewusst wurde, dass er sich im Weißen Haus befindet und nicht im Trump-Tower. Durch den Entscheid des Bundesberufungsgerichts in San Francisco, das Einreiseverbot weiterhin auszusetzen, hat Trump eine Niederlage erlitten, die ihn dran erinnert, dass er sein Land nicht führen kann wie sein Unternehmen. Nicht, dass sich die "unglaubliche Verantwortung" und die "Größe des Amtes", wie Obama sich ausdrückte, bereits nachhaltig auf Trumps Führungsstil auswirken würden. Er besticht vor allem durch seine Unberechenbarkeit, die ihn bereits im Wahlkampf auszeichnete und die er als Geschäftsmann kultivierte - nachzulesen zum Beispiel in seinem Buch "The Art of the Deal". Die Niederlage vor dem Berufungsgericht in San Francisco aber wird sicher nicht spurlos an ihm vorübergehen, zumal die drei Richter einstimmig entschieden, obwohl sie unterschiedlichen politischen Lagern entstammen: es gebe keinen Beweis für die Notwendigkeit des Dekrets. Staatsangehörige der von der Visasperre betroffenen Länder hätten bislang in den USA noch gar keine Attentate verübt. Detailansicht öffnen "Sie bringt mich immer dazu, die richtigen Dinge zu tun", sagt Donald Trump über seine Tochter Ivanka (links), die ihn immer wieder im Wahlkampf um die Präsidentschaft unterstützte. (Foto: UPI/laif) Zur Erinnerung: Trump verhängte am 27. Januar ein Einreiseverbot gegen Staatsangehörige aus sieben, mehrheitlich muslimischen Ländern - und knüpfte damit an eine Forderung an, die er schon im Wahlkampf erhoben hatte. Damals verlangte er ein komplettes Einreiseverbot für alle Muslime. Sein Dekret war zwar nur wenige Stunden in Kraft, die aber reichten aus, um ein Chaos zu entfachen. Hunderte Reisende wurden auf Flughäfen festgehalten, einige bei der Ankunft sogar in Handschellen abgeführt. Die Bundesstaaten Washington und Minnesota zogen gegen Donald Trumps Dekret vor Gericht und bezeichneten es als verfassungswidrig. Ein Einreiseverbot sei nicht nur diskriminierend, es würde auch Familien auseinanderreißen, junge Leute am Studieren hindern und es sei zudem für Unternehmen in ihren Staaten schädlich. Das einstimmige Urteil aus San Francisco weist Trumps Macht in die Schranken, eine Erfahrung, die ihm so verhasst sein dürfte wie die lästigen Fragen von Journalisten. "Er mag zwar der Oberbefehlshaber sein, deswegen steht er aber noch lange nicht über dem Gesetz", kommentierte die Washington Post. Die amerikanischen Gründerväter hatten sich "eine Herrschaft der Gesetze und nicht der Menschen" gewünscht. Diese Lektion musste Trump nun zum ersten Mal erfahren. Zudem gaben die Richter klar zu verstehen, dass sich das Gericht auch gegen Präsidentenerlasse stellen kann, wenn es um Fragen der nationalen Sicherheit geht. Das Gericht sei "verpflichtet, den Schutz zu bewahren, den die Verfassung Individuen gewährt". Der demokratische Senator Chuck Schumer, der das Einreiseverbot als zutiefst unamerikanisch bezeichnet hatte und bei einer Kundgebung vor Tagen noch in Tränen ausbrach, sagte, Trump solle auf das Dekret verzichten, die Ärmel hochkrempeln und "endlich einen Plan präsentieren, der unser Land wirklich sicherer macht." Trump aber denkt nicht daran einzulenken. Anders scheint es nun in der Außenpolitik zu sein, vor allem in den diplomatischen Beziehungen zu China. In seinem ersten Telefonat mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping vollzog Trump überraschend eine veritable Kehrtwende, was seinen Hang zur Unberechenbarkeit unterstreicht. Noch vor Wochen legte er auf Twitter und in Fernsehinterviews nahe, er wolle die sogenannte Ein-China-Politik als Verhandlungsjoker einsetzen. Das irritierte in Peking sehr. Taiwan ist seit dem Ende des chinesischen Bürgerkriegs de facto ein unabhängiger Staat, Peking besteht aber darauf, dass die Insel ein Teil eines in Zukunft wiederzuvereinigenden Chinas sei - ein Standpunkt, dem sich alle Staaten anschließen müssen, die mit China diplomatische Beziehungen haben. In dem Gespräch aber hielt sich Trump nun plötzlich an das jahrzehntealte US-Protokoll und versicherte, dass sich seine Regierung voll hinter die Ein-China-Politik seiner Vorgänger stellen werde. Das Misstrauen Trump gegenüber dürfte in Peking allerdings auch nach dem Telefonat nur wenig kleiner geworden sein. Noch ist völlig unklar, ob der US-Präsident etwa die Strafzölle gegen chinesische Produkte einführen möchte, die er mehrmals angekündigt hat. Für diesen Fall prophezeien Beobachter einen Handelskrieg. Pekings Führer bereiten gerade einen Parteitag im Herbst vor, ihnen kämen jegliche Erschütterungen im Moment äußerst ungelegen, gerade auch beim Thema Wirtschaft. 22 Jahre So lange hatte eine Mexikanerin in den USA gelebt, ehe sie nun abgeschoben wurde. US-Medienberichten zufolge musste die Mutter ihre zwei Kinder im Alter von 14 und 16 Jahren in Arizona zurücklassen. Diese haben die amerikanische Staatsbürgerschaft. Die Abschiebung der 36-jährigen ist demnach der erste Fall, bei dem die Einwanderungspolizei ein neues Dekret von US-Präsident Donald Trump angewandt hat. Und dennoch zeigten in China das Außenministerium und die von der KP kontrollierten Medien am Freitag vorerst ausdrücklich Genugtuung und Erleichterung über den Anruf. Lange genug mussten sie warten in Peking: Donald Trump telefonierte erst mit fast zwei Dutzend anderen Staatschefs, bevor er sich bequemte, Chinas Partei- und Staatschef anzuwählen. "Durch gemeinsame Anstrengungen können wir die bilateralen Beziehungen in neue historische Höhen heben", hieß es in einer Erklärung von Xi Jinping, die im chinesischen Staatssender verlesen wurde und in der er die USA und China als "kooperative Partner" bezeichnete. China wolle bei Handel, Investitionen, Technologie und Energie mit den USA zusammenarbeiten, aber auch "in internationalen Angelegenheiten den Frieden und die Stabilität in der Welt gemeinsam voranbringen". Klingende Worte nach zwei Monaten der Funkstille. Am Freitag dann die nächste Überraschung: Fünf Tage vor dem Besuch des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Washington kritisiert Trump den Ausbau israelischer Siedlungen in den Palästinensergebieten. Er glaube nicht, "dass das Vorantreiben der Siedlungen gut für den Frieden ist", sagt Trump der Tageszeitung Israel Hajom. Auch die Entscheidung für die im Wahlkampf angekündigte Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem sei "nicht leicht". Das klang schon viel vorsichtiger als in den vergangenen Wochen, viel näher am Kurs von Barack Obama, als bisher zu vermuten war. Ähnlich unerhört seine Sätze in der Tageszeitung Israel Today. "Ich will, dass Israel vernünftig ist und Respekt vor dem Frieden hat", sagt Trump da. "Ich will sehen, dass es Frieden gibt." Er wünsche sich ein Maß an Vernunft auf beiden Seiten und sehe dafür gute Chancen. Das klingt ganz anders als seine bisherige offensive Unterstützung für Israels Siedlungsbau. Es klingt eher wie ein Stopp-Signal. An seinem Einreise-Stopp gegen Muslime aber hält Trump eisern fest. Nicht einmal eine halbe Stunde nach dem Urteil der Richter schrieb er auf Twitter in Großbuchstaben: "WIR SEHEN UNS VOR GERICHT". Die Sicherheit des Landes sei in Gefahr. Der Fall wir nun wahrscheinlich bald das Oberste Gericht der USA beschäftigen. Erwartet wird, dass es dort zu einem Unentschieden kommt, da vier Richter dem liberalen, vier dem konservativen Lager zugeordnet werden. Dann wäre das Dekret gescheitert, Trumps Einreiseverbot Makulatur. Gefragt nach seinen größten Niederlagen, sprach Barack Obama einmal davon, dass es ihm aufgrund des republikanisch dominierten Kongresses nicht gelungen sei, mehr Waffenkontrollen durchzusetzen und etwas gegen die Schulmassaker zu unternehmen. Er zeigte sich resignativ und gebrauchte die Worte: "So ist nun mal unser System." Für Trump wäre eine Niederlage vor dem Supreme Court seine erste Lektion über eben dieses politische System und seine Begrenzung der Macht.
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Frankreichs Hauptstadt hat akute Platznot. Deshalb soll sie mit ihren Vororten zusammenwachsen. Das Jahrhundertprojekt könnte viele Probleme lindern - aber auch neue schaffen.
Überall um die Stadt klaffen die Krater. In Aubervilliers wird schon länger gegraben. Bei Sèvres gibt es seit Anfang 2018 eine Großbaustelle für die künftige Métrolinie 15. In Clamart ist die Tunneldecke bereits geschlossen. Aubervilliers, Sèvres, Clamart - Städtenamen, die außerhalb Frankreichs kaum jemand kennt. Sie stehen auch nur für drei von insgesamt 300 Baustellen, auf denen in den nächsten Jahren rund um Paris daran gearbeitet wird, die Schöne von der Seine in einem Jahrhundertprojekt als "Grand Paris" neu zu erfinden. Da es bei dem Vorhaben mit den 300 Baustellen um nicht weniger geht als um Europas größtes Infrastrukturprojekt, bei dem viel neuer Raum zum Wohnen und zum Arbeiten entstehen soll, hat es ebenso folgerichtig wie unbescheiden einen hochtrabenden Namen. Grandeur und Prestige machen sich immer gut. Paris indes mag eine großartige Stadt sein - von der Fläche her ist sie klein. Zu klein: Mit 21 000 Einwohnern je Quadratkilometer platzt die Stadt aus allen Nähten. Dank Grand Paris soll sie sich nun wandeln und weiten. Sie soll ausgreifen in die Vorstädte, von denen sie bisher durch eine Ringautobahn abgekapselt ist. Die Grundidee von Grand Paris ist, die Stadt mit ihrer Region zusammenwachsen zu lassen. Und die fast zehn Millionen Bewohner der Peripherie untereinander besser zu verbinden, damit die Verkehrsnetze und der Immobilienmarkt des Zentrums entlastet werden. "Grand Paris wurde entworfen, um zu befreien, Trennlinien zu verwischen und um ein verstädtertes Gebiet fortzuentwickeln, das in seiner heutigen Infrastruktur regelrecht eingezwängt ist" - so sagt es Frankreichs Premierminister Édouard Philippe, der dem Projekt zu Anfang des Jahres neuen Schwung gegeben hat, indem er nötige Milliarden aus der Staatskasse zusagte. Da auch einige Neubauten auf Pariser Stadtgebiet entstehen, wird sich die französische Hauptstadt zwar weiter verdichten. Der wichtigste Effekt, den sich die Grand-Paris-Macher erhoffen, besteht aber in der besseren Verteilung der Verkehrsströme: Millionen Pendler sollen nicht mehr jeden Tag nach Paris hinein- oder durch die Stadt durchmüssen wie durch ein Nadelöhr. Paris soll auch nicht mehr die ganze wirtschaftliche Aktivität auf sich ziehen wie ein Magnet, denn das treibt - kombiniert mit dem knappen Angebot - Büro- und Wohnungspreise immer weiter hoch. Der verschriene Standort Banlieue wird aufgewertet. Die Vorstädte sollen zu Neben-Wirtschaftszentren werden. Triste Schlafstädte, die zu Ghettos werden - so etwas soll es nie mehr geben Schon die nackten Zahlen zum Ausbau des Nahverkehrs machen die Dimension des Projekts deutlich: Bis 2030 entstehen 200 neue Streckenkilometer U-Bahn, das entspricht einer Verdopplung des bisherigen Netzes. Die neuen Métrolinien bilden dann zusammen eine Ringbahn um Paris. Nicht nur die Fahrzeiten zwischen den Vororten werden so verkürzt, sondern auch die vom Umland zu den Pariser Fernbahnhöfen und zu den Flughäfen. Daneben entstehen 68 neue Métro-Bahnhöfe - um die herum, so die Hoffnung der Regionalpolitiker, viele Wohn-, Büro- und Gewerbeimmobilien gebaut werden. Groß sind beim Projekt Grand Paris entsprechend auch die Kosten: Allein für die neuen U-Bahn-Strecken müssen Frankreichs Steuerzahler mindestens 35 Milliarden Euro aufbringen, so der nationale Rechnungshof. Rechnet man weitere Investitionen hinzu, besonders die privater Immobilienentwickler, könnte Grand Paris ein Gesamtvolumen von 70 bis 80 Milliarden Euro erreichen. Die ersten Planungen liefen schon vor mehr als zehn Jahren unter dem damaligen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy an. Dessen Nachfolger François Hollande zögerte vor allem wegen der Kosten, die Sache voranzutreiben. Der heutige Staatschef Präsident Emmanuel Macron und sein Premier Philippe griffen das Vorhaben dann wieder auf - nicht zuletzt, weil zwei Faktoren neuen Schub geben: Zum einen gewinnt Paris als Wirtschaftsstandort an Anziehungskraft; einer Studie der Wirtschaftsprüfungsfirma EY zufolge ist die Stadt für internationale Führungskräfte heute attraktiver als London, das unter dem EU-Austritt Großbritanniens leidet. Wegen des Brexit dürften Schätzungen zufolge 50 000 Gutverdiener-Familien von der Themse an die Seine umsiedeln. Die wollen angemessen untergebracht werden. Zum anderen befördert die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2024 an Paris das Riesenprojekt: In sechs Jahren soll im Norden der Stadt - wo viele Wettkämpfe ausgetragen und die Athleten untergebracht werden - alles fertig sein. "Uns bleiben zwölf Jahre, alle Bauarbeiten zu schaffen", sagt Thierry Dallard, der Chef der Projektgesellschaft Société du Grand Paris. "Das ist knapp, aber es ist machbar." Auch ohne Brexit-Effekt ist die Bevölkerungsentwicklung im Großraum Paris dynamisch. Im Rahmen von Grand Paris sind auf einer Fläche von 140 Quadratkilometern neue Quartiere vorgesehen; zwischen 250 000 und 400 000 neue Wohnungen entstehen in den nächsten Jahren. Und die Planer beteuern, sie wiederholten nicht die Baufehler der 60er-Jahre. Triste Schlafstädte, die sich zu Ghettos abnutzen - so etwas soll nicht mehr passieren. Die Vorgaben der Politik lauten, gemischte Viertel zu bauen, in denen es sowohl Sozialwohnungen als auch Objekte zu Marktpreisen gibt. Diversity ist die Devise. Auch die bisher präsentierten Vorhaben für Büroimmobilien folgen den gängigen Trends der Gegenwart. So planen die Architekten von Pflanzen umrankte Fassaden, Gebäude mit Platz für urbane Landwirtschaft oder Büros, die sich leicht zu Wohnungen umnutzen lassen. An einer Stelle soll ein Holz-Glas-Kubus über die Stadtautobahn gebaut werden, gleichsam als Symbol für die Überbrückung des Grabens zwischen Paris und den ungeliebten Vorstädten. Neue Hochhäuser sind umstritten, besonders wenn sie nah am historischen Kern entstehen sollen Schon jetzt ist eine Ausweichbewegung von Unternehmen Richtung Vorstädte zu beobachten: Anders als früher nehmen es immer mehr Firmen hin, sich jenseits der Hauptstadtgrenzen einzumieten. Wobei die Bewegung in die besseren Vorstädte geht. In den begehrten Lagen im Pariser Westen - zwischen dem zweiten Arrondissement und dem Hochhausviertel La Défense - ist der Mangel an guten Arbeitsräumen zu groß. Und: Auszuweichen kann Vorteile haben. "Von 50 Millionen Quadratmetern Büros im Raum Paris sind 20 Millionen vor mehr als 25 Jahren gebaut worden", sagt Daniel While vom Immobilienfonds-Anbieter Primonial. Entsprechend schlecht falle die Energiebilanz der alten Gebäude aus. Viele Immobilienprojekte im Zusammenhang mit Grand Paris sind noch im frühen Planungsstadium. Das hat nicht nur damit zu tun, dass neue Hochhäuser in der Bevölkerung umstritten sind, besonders wenn sie nah am historischen Paris entstehen sollen. Der Bau der pyramidenförmigen "Tour Triangle", die die Architekten Herzog und de Meuron an den Südrand der Stadt setzen wollen, verzögert sich deshalb schon um Jahre. Private Immobilieninvestoren zeigen sich auch grundsätzlich vorsichtig: Sie konzentrieren ihr Geld auf die neu entstehenden Knotenpunkte um die Stadt. "Der Baukalender für die Métro entscheidet über den Wert der Objekte", sagt While, dessen Unternehmen etwa am künftigen Verkehrsknoten Saint-Denis bauen lässt. Eine Banlieue, die als nördliche Problemzone von Paris bekannt ist und in die auch die britische Versicherung Aviva investiert. Insgesamt warten nicht französische Akteure bei Grand Paris noch ab - selbst wenn etwa die Deutsche Hypothekenbank in einer Studie "ein hohes Potenzial an Investitionsmöglichkeiten" erkennt. Kritik bleibt bei einem Megaprojekt wie Grand Paris natürlich nicht aus. Fahrgast-vertreter monieren, wegen des Métro-Neubaus werde die Modernisierung der schon existierenden und ziemlich pannenanfälligen U-Bahnen vernachlässigt. Vor allem jedoch droht durch Grand Paris - allen Diversity-Wünschen zum Trotz - nach der Gentrifizierung der Stadt auch die der Vororte. Für Mittelschichtfamilien wird Wohnen in der Nähe von Paris unerschwinglich. In Clamart etwa, wo die Tunneldecke für die Métro schon geschlossen ist, macht sich die Spekulation auf Bestandsimmobilien bemerkbar; die Preise für Wohnungen erreichen dort mit bis zu 8000 Euro je Quadratmeter fast Pariser Niveau. Zugleich könnte Grand Paris nicht genügen, um wirklich Druck vom Innenstadtmarkt zu nehmen. "Wir gehen nach wie vor von einer sehr hohen Nachfrage im Stadtkern mit unverändertem Preisniveau aus", prognostiziert die Deutsche Hypo. Bei der Realisierungsgesellschaft Société du Grand Paris bestreitet man die Risiken zumindest nicht, die mit dem Jahrhundertplan zur Ausweitung der Seine-Metropole verbunden sind. Grand Paris sei eine "gesellschaftliche Herausforderung", sagt Projektchef Thierry Dallard. "Um nachhaltig zu sein, muss die Stadt fair sein, in all ihren Dimensionen." Problem erkannt. Aber längst nicht gebannt.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/amazon-alexa-warum-bist-du-so-billig-1.3687146
mlsum-de-9868
Die smarten Lautsprecher von Amazon sind ein Erfolg. Ihr Geheimnis: Sie funktionieren einfach und sind günstiger als die der Konkurrenz.
Es ist nicht leicht, mit dem Chef der Geräteabteilung von Amazon verheiratet zu sein. Oder sein Sohn zu sein. "Mein Sohn ist ein Teenager und kommt manchmal morgens nicht aus dem Bett", erzählt David Limp, der für alle Hardware verantwortlich ist, die der amerikanische Internethändler herstellt. Limp schaltet an den schläfrigen Morgen immer den schlauen Lautsprecher neben dem Bett seines Sohnes ein und weckt ihn damit auf. Wenn er dann immer noch nicht aufsteht, schaltet er die Musik ein. Alles, ohne das Kinderzimmer je zu betreten. "Funktioniert hervorragend, kann ich garantieren", sagt Limp. Amazon hat in das Hauptquartier in Seattle geladen, um neue Produkte vorzustellen. Der Konzern ist inzwischen längst nicht mehr nur ein Online-Händler, der auf Amazon.com oder Amazon.de Waren anderer Unternehmen verkauft, alles von Büchern und Klamotten bis Fernseher und Klopapier. Amazon stellt auch seine eigene Hardware her. Es begann vor gut zehn Jahren mit dem E-Book-Lesegerät Kindle. Inzwischen gibt es Dutzende Geräte von Amazon, zum Beispiel schlaue Lautsprecher der Echo-Serie, die sich mit dem Internet verbinden. Oder einen kleinen, schwarzen Kasten, den man in den Fernseher einstecken und mit dem man Serien aus dem Internet anschauen kann, er heißt Fire TV. In Seattle erzählt Limp von der neuen Amazon-Welt im eigenen Zuhause: Amazon ist überall. Im Kinderzimmer, in der Küche und im Schlafzimmer. "Warten Sie kurz, ich rufe meine Frau an." Limp hält eines der brandneuen Geräte in die Luft, es ist rund und sieht ein bisschen aus wie ein alter Wecker, hat aber ein Display. "Supercool!", ruft er, seine Stimme überschlägt sich vor Aufregung. Echo Spot heißt das neue Teil. Man kann mit ihm sprechen wie mit einem Menschen, denn das Gerät ist über das Internet verbunden mit der künstlichen Intelligenz des Konzerns, sie heißt Alexa. Wenn Limp morgens sagt: "Good morning Alexa", stellt das schlaue Gerät automatisch das Licht an und schaltet die Radionachrichten an. Echo Spot kann den Wettbericht oder die Verkehrsnachrichten anzeigen. Es kann eine Einkaufsliste führen und den Wecker stellen. Es kann live anzeigen, was eine Kamera über der Wiege gerade aufzeichnet und ob das Baby noch schläft. Es kann sagen, ob die Haustür abgeschlossen ist, wenn man ein vernetzbares Hightech-Türschloss gekauft hat. Amazon verdient mit all den Geräten, für die Limp zuständig ist, kein Geld. Sie kosten in etwa genauso viel, wie der Konzern für die Herstellung ausgibt. Aber wie kann das funktionieren? Natürlich ist Amazon ein Unternehmen, das Gewinne schreiben will - aber es denke eben langfristig, sagt Limp. "Andere Hardware-Firmen verdienen ihr Geld, wenn die Kunden ihr Produkt kaufen. Was danach kommt, ist ihnen egal. Wir verdienen unser Geld danach - mit all den Services, die die Leute dazukaufen." Die Entwicklung von Hardware kostet Geld. Noch teurer ist die künstliche Intelligenz Alexa, hier liefert sich der Konzern ein Wettrennen um die schlauesten Sprachassistenten mit Siri von Apple und Cortana von Microsoft. 5000 Menschen arbeiten bei Amazon allein an Alexa. Vor etwas mehr als einem Jahr waren es nur 1000. Amazon wächst in einem rasenden Tempo. Und Konzerne wie Apple können mit Amazons Hardware-Preisen kaum mithalten. Bei Limps Produktpräsentation ging es vor allem um eins: Preissenkungen. "Alle Geräte können mehr und kosten weniger als ihre Vorgängerversionen", sagt Limp. Für die Wettbewerber ist ein Rivale unheimlich, der gar nicht vorhat, mit seinen Produkten Geld zu verdienen. Google war zwar lange Partner von Amazon, hat aber am Dienstag die Youtube-Unterstützung überraschend gestrichen, nun kann man über den Echo Show, einen Verwandten des Echo Spot mit größerem Bildschirm, keine Youtube-Videos mehr schauen. Google hatte Amazon nicht vorgewarnt. Laut dem Marktforscher E-Marketer hat sich Amazons Echo-Serie besser verkauft als der ebenfalls sprachgesteuerte Lautsprecher Google Home. Der Wettkampf um die schlauen Heimgeräte wird schärfer. Mit dem Echo Spot kann man sogar telefonieren. "Warten Sie kurz, ich rufe meine Frau an", sagt Amazon-Mann Limp vor den Dutzenden Journalisten, die zur Produktpräsentation nach Seattle gekommen sind. Er drückt auf das runde Display. Das Gesicht seiner Frau Danielle erscheint darauf. "Hallo allerseits", sagt sie. "Das Gerät, das auf meinem Nachttisch steht, heißt übrigens Echo Spot, das ist jetzt kein Geheimnis mehr", sagt ihr Mann. "Okay, nett", sagt seine Frau und lächelt verhalten. Der Gesprächspartner muss nicht einmal ein Amazon-Gerät besitzen, der Videoanruf funktioniert auch mit der Alexa-App auf dem Smartphone. In den USA, Mexiko und Kanada lässt sich der Echo-Lautsprecher sogar für kostenlose Anrufe auf beliebige Festnetznummern benutzen. So wird Amazon auch zum Konkurrenten für die Telekomfirmen, für Handynetzbetreiber oder für Videotelefonie-Dienste wie Skype. Limp hat sein Echo-Gerät mit dem Display in der Küche so eingestellt, dass seine Schwiegereltern sich ständig per Video zuschalten können. Sein Team tüftelt seit Jahren an den Echo-Geräten herum, er bringt immer die Testprodukte mit nach Hause. "Meine Frau war über sehr lange Zeit sehr sauer auf mich", erzählt er. "Manchmal ist ein Echo mitten in der Nacht aufgewacht und hat sie aus dem Schlaf gerissen." Die Geräte sind für Amazon nur Mittel zum Zweck: Der Konzern will sich im Alltag der Kunden unersetzlich machen. Erst sollen sich die Menschen daran gewöhnen, dass Alexa den Wecker stellt und die Echo-Geräte in jedem Zimmer der Wohnung stehen und auf Sprachbefehle warten. Danach werden sie andere Produkte von Amazon kaufen, mit denen der Konzern sein Geld verdient. Man muss seine Hände nicht benutzen und kann mit dem Echo nur per Stimme bei Amazon bestellen. Wer beim Backen mit den Händen im Mehl feststellt, dass er gerade das letzte Paket angebrochen hat, kann einfach sagen, "Hey Alexa, bestell Mehl", und kauft das Mehl dann nicht erst später im Supermarkt. Die Echo-Lautsprecher können Musik von Amazons Musikstreaming-Dienst oder Hörbücher von Amazons Hörbuch-Tochter Audible abspielen. Das Gerät mit dem Display zeigt Serien von Amazon Prime Video, dem hauseigenen Video-Streamingdienst. Sogar im Auto wird Alexa künftig leben. BMW integriert Amazons Sprachassistent ab nächstem Jahr in das Cockpit der Autos. Dann kann man sogar im Auto bei Amazon bestellen oder Alexa sagen, das Licht im Wohnzimmer auszuschalten. "Alexa in allen Lebenslagen", sagt Limp. Aus seinen Daten weiß der Konzern, was die Kunden an den Geräten stört Amazon sieht sich als Marktführer für das so genannte Smart Home, sagt Limp. Damit meint er nicht, dass Amazon selbst Kühlschränke herstellt, die im Internet Milch nachbestellen, wenn der Milchkarton leer ist. Sondern er meint, dass Alexa so viele schlaue Haushaltsgeräte kontrolliert wie sonst keiner. Der Konzern hat aus den Fehlern von anderen Herstellern gelernt, sagt Limp. Über Jahre hinweg hat sein Team alle Kundenrezensionen gelesen, in denen sich Käufer von schlauen Glühbirnen oder Türschlössern von anderen Unternehmen beschwert haben, wie schwer die Geräte zu bedienen sind. Schließlich kaufen sehr viele Menschen ihre Smart-Home-Produkte von Herstellern wie Philips über Amazon - und liefern über ihre Beschwerden und Sterne-Bewertungen kostenlosen Einblick in die Hürden für Smart Homes. Amazon stellt die Geräte nun zum Teil selbst her oder versucht, die Probleme der Kunden indirekt zu lösen. Zum Beispiel beschwerten sich viele Käufer, dass es so kompliziert ist, die intelligenten Geräte erst einmal einzurichten. Amazon hat nun dem Lautsprecher Echo Plus beigebracht, die Installation zu übernehmen. Das Gerät hat eine Suchfunktion und findet eine schlaue Glühbirne, sobald man sie in die Fassung dreht. Die Menschen müssen nun nicht mehr jede Birne einzeln konfigurieren in mehreren verschiedenen Apps, Amazons Echo fügt sie stattdessen automatisch in das bestehende Smart-Home-System ein. Der Echo ist also mehr als ein Lautsprecher, er ist die Schaltzentrale für das Smart Home. Je einfacher es ist, solche Technik zu bedienen, desto mehr Menschen werden sie kaufen, sagt Limp. Genauer gesagt: bei Amazon bestellen. Andere Konzerne versuchen, die beste Technik und das schönste Design zu entwickeln. Amazon geht es nur darum, dass die Geräte billig und einfach bedienbar sind. "Für uns ist es ein Fehlschlag, wenn die Menschen einen Echo kaufen und dann in die Schublade legen", sagt der 51-Jährige. Amazon habe dann zwar den Kaufpreis bekommen - aber das große Geld wäre ja erst danach geflossen. Neulich hat er im Flugzeug einen Mann gesehen, der auf einem zehn Jahre alten Kindle las. "Dem haben wir zwar zehn Jahre lang keine neue Hardware verkauft, dafür aber wahrscheinlich Hunderte E-Books. Das ist für uns Erfolg."
https://www.sueddeutsche.de/politik/fire-and-fury-ein-trump-buch-das-einschlaegt-wie-eine-salve-granaten-1.3814110
mlsum-de-9869
Es beschreibt, dass der US-Präsident die Wahl gar nicht gewinnen wollte. An diesem Freitag wird das Buch veröffentlicht - früher als geplant.
Donald Trump ist vermutlich nicht der erste amerikanische Präsident, der besser nicht Präsident geworden wäre. Allerdings dürfte Donald Trump der erste amerikanische Präsident sein, der eigentlich gar nicht Präsident werden wollte. Es ist ja auch ein anstrengender Job, dieses Regieren, voller Mühe und ohne Dank, nicht so lukrativ, wie Golfplätze und Hotels zu bauen oder im Fernsehen herumzudaddeln. Deswegen wollte Trump die Präsidentenwahl 2016 eigentlich verlieren. Genauer: Er wollte nur fast gewinnen, um danach als berühmtester Mensch der Welt herumzulaufen und noch mehr Geld mit Golfplätzen, Hotels und Fernsehdaddelei zu verdienen. Starker Plan. Der aber nicht geklappt hat. Irgendwas ging grässlich schief. Trump wurde der 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Und das Elend begann. Das ist in etwa der Kern des Buches, das der Journalist Michael Wolff über Trump geschrieben hat und das nun diesen Freitag erscheinen soll - so Trump es nicht noch verhindert. Trump als Präsident, der nichts weiß und nichts wissen will "Fire and Fury" heißt es, und die ersten Auszüge haben in Washington eingeschlagen wie eine Salve Granaten. Gut 320 Seiten Häme, Spott und Geläster über den dummen, faulen Donald, der nur durch Zufall und Glück - oder Pech, wie man's sieht - Präsident geworden ist; über Trump, der nichts weiß und nichts wissen will, weil er nichts liest, nicht zuhört und sich für nichts interessiert; über den mächtigsten Mann der Welt, der abends mit einem Cheeseburger im Bett liegt - pikantes Detail: nicht im gleichen Schlafzimmer wie seine Frau Melania, die das Leben als First Lady hasst - und Hinz und Kunz mit Anrufen traktiert, in denen er sich lobt und jammert, wie gemein alle sind. Auch Trumps Familie kommt nicht gut weg. Tochter und Kronprinzessin Ivanka? "Dumm wie ein Ziegelstein" und angeblich vom Wunsch getrieben, Papa einmal zu beerben und Amerikas erste Präsidentin zu werden. Schwiegersohn Jared Kushner? Ein arrogantes, ahnungsloses Milchgesicht, vermutlich in Geldwäsche verwickelt. Sohn Donald Jr.? Ebenfalls ein Geldwäscher und dazu so unfähig, dass er ein "verräterisches" Treffen mit einer russischen Anwältin, die belastendes Material über Trumps Wahlkampfgegnerin Hillary Clinton versprochen hatte, im 25. Stock des Trump Tower organisierte, anstatt sofort das FBI anzurufen. Man muss sich also nicht wundern, dass Trump den Buchtitel wörtlich nimmt, Feuer und Zorn auf den Autor regnen lässt. Wolff hat zwar nur aufgeschrieben, was jeder in Washington ahnte. Aber er hat es eben aufgeschrieben. Er hat mit vielen Leuten geredet, die Trump kennen und erzählt haben, wie es zugeht im Weißen Haus. Zwar ist Wolff kein unumstrittener Autor, er wurde früher immer mal wieder beschuldigt, zu übertreiben. Aber im Großen und Ganzen liest sich seine Schilderung der Zustände recht plausibel. Allerdings - wer Washington kennt, weiß, dass solche Bücher, in denen Journalisten aus dem innersten Machtkreis heraus die "wahre" Geschichte über dies oder jenes erzählen, als seien sie dabei gewesen, immer auch politische Vehikel sind. Die Leute, die tatsächlich dabei waren und mit dem Autor reden, verfolgen oft eigene Ziele. Manche wollen sich wichtiger machen, als sie sind; manche wollen Schuld abwälzen; andere sich rächen. Mit der Wahrheit ist das dann so eine Sache. So ist es wohl auch bei Wolffs Buch. Seine Hauptquelle ist allem Anschein nach Stephen Bannon, der wütende, rechtspopulistische Publizist, Leiter der krawalligen Internetseite Breitbart , der Trump von August 2016 bis August 2017 als Wahlkampfmanager und Chefstratege im Weißen Haus diente. Bannon ist sicher nicht die schlechteste Quelle, die man für so ein Buch haben kann. Er weiß viel. Aber er hat eben auch viele offene Rechnungen mit Trump und dessen Familie. Größenwahn, Schuld zuschieben, Rache - das sind Motive, die wohl auch Bannon bei seinen Gesprächen mit Wolff angetrieben haben. Bannon und Trump haben ein kompliziertes Verhältnis. Beide sind der Ansicht, dass sie für den politischen Aufstieg des jeweils anderen verantwortlich sind. Trump glaubt: Ohne ihn wäre Bannon immer noch ein unbekannter Laberkopf, der in den düstersten, rechtesten Ecken des Internets herumgeistert. Bannon glaubt: Ohne ihn wäre Trump immer noch ein neureicher Fernsehheini, der ab und an wie ein Hofnarr auftreten darf, den aber niemand ernst nimmt. Der Streit zwischen Trump und Bannon, der jetzt über Wolffs Buch ausgebrochen ist, ist daher auch ein Kampf darum, wessen Interpretation der Beziehung die richtige ist: Wer hängt von wem ab? Wer hat wen erschaffen? Trumps Ego duldet niemanden neben ihm Es ist kein Zufall, dass Bannons Zitate vor Verachtung für Trump nur so triefen. Bannon ist ein Ideologe, ein sozialnationalistischer Revolutionär. Er sieht zwar oft etwas derangiert aus, unrasiert und ungekämmt, aber er ist so etwas wie ein Intellektueller. Er liest viel, er weiß viel über Geschichte, auch wenn er zuweilen die falschen Schlüsse daraus zieht. Wenn Bannon Reden hält, zitiert er Plutarch. Von Trump ist in Wolffs Buch hingegen überliefert, dass ihm ein Mitarbeiter einmal die amerikanische Verfassung erklären musste. Nach dem vierten von 27 Zusatzartikeln sei dem Präsidenten zu langweilig geworden, um weiterzumachen. Ebenso wenig ist es freilich Zufall, dass Trump über Bannons abfällige Äußerungen derart in Rage geraten ist. Trumps Ego duldet niemanden neben ihm, deswegen betonte er in einer Erklärung am Mittwoch gleich mehrmals, dass sein glorreicher Wahlsieg - an den er natürlich immer fest geglaubt hat - und seine überaus erfolgreiche Präsidentschaft allein sein Werk seien. Der Stallknecht Bannon habe dazu nichts beigetragen. Wer anderes behaupte, sei schlicht verrückt. "Als Bannon gefeuert wurde, hat er nicht nur seinen Job verloren, sondern auch seinen Verstand", stellte Trump in seiner Erklärung fest. Das klang ein wenig wie die Diagnose eines jener sowjetischen Psychiater, die Dissidenten früher für geisteskrank erklärten. Oder, wie ein republikanischer Parteistratege sagte: "Bannon wurde auf dem Rasen des Weißen Hauses hingerichtet." Der Ideologe hatte einen praktisch unverwundbaren Kandidaten Nüchtern betrachtet haben wohl beide recht. Bannons Breitbart war 2016 eine Art Sturmgeschütz, das Trump den Weg zur Kandidatur der Republikaner freischoss und dessen Trommelfeuer gegen die Demokratin Clinton bestimmt etliche Wähler beeinflusst hat. Stephen Bannon hat zu Trumps Sieg also sicher beigetragen. Zugleich war Trump ein einzigartiger, praktisch unverwundbarer Kandidat, der genau die Wähler ansprach, auf die es ankam. Der Sieg wäre ohne Trump unmöglich gewesen. Deswegen sind auch alle Fantasien, Bannon, könnte nun selbst in die Politik gehen, nur das - Fantasien. Als nach dem gemeinsamen Wahlsieg im Januar 2017 das Regieren begann, zerbrach das Bündnis der beiden Egomanen. Bannon, der selbsterklärte Leninist, wollte Revolution machen und Amerikas politische Ordnung umgraben. Am liebsten hätte er das ganze republikanische Parteiestablishment, für ihn Volksverräter und Weicheier allesamt, aufs Schafott geschickt. Trump dagegen wollte - ja, was eigentlich? Jedenfalls nicht ernsthaft regieren. Er hatte ja angeblich nicht mit dem Sieg gerechnet, er interessierte sich nicht besonders für Politik, er hatte weder ein Programm noch kompetentes Personal. Trump heuerte Ivanka und Kushner als Berater an, zwei unerfahrene New Yorker Liberale, die im Herzen Demokraten sind und vor allem die Marke Trump schützen wollten, von der sie leben. Mit Bannons jakobinischem Revoluzzertum konnten sie nichts anfangen, und das ließen sie ihn merken. Immer wenn etwas schiefging, rannte Jared zum Schwiegerpapa ins Oval Office und petzte, dass es Bannons Idee und Schuld gewesen sei. Und weil der Naivling Donald Jr. einst die dubiose Russin getroffen hatte, schnüffelt zu allem Überfluss auch noch ein Sonderermittler hinter Trump her. So, wie Bannon es sah, haben ihm die verwöhnten Trump-Gören den hart erarbeiteten Sieg verdorben. Und dafür hat sich Bannon gerächt, auf Washingtoner Art: Erst erzählte er einem Journalisten allerlei saftige, schädliche Anekdoten. Dann bekundete er seine Loyalität zu Trump. Der sei ein "großer Mann".
https://www.sueddeutsche.de/sport/basketball-eurocup-bayern-deklassiert-bamberg-1.2304971
mlsum-de-9870
Revanche für die Bundesliga-Niederlage: Überraschend klar besiegen die Bayern-Basketballer die Brose Baskets Bamberg. Inter-Spieler Xherdan Shaqiri beschreibt, wie unzufrieden er beim FC Bayern war. Das deutsche Radteam Bora-Argon fährt bei der Tour de France mit.
Basketball, Eurocup: Die Basketballer von Bayern München haben das deutsche Duell in der Eurocup-Zwischenrunde bei den Brose Baskets Bamberg überraschend klar für sich entschieden und dem Südrivalen eine Lehrstunde erteilt. Der deutsche Meister gewann am Mittwochabend mit 90:52 (46:20) und feierte im zweitwichtigsten Europapokal-Wettbewerb damit den zweiten Sieg im zweiten Spiel. Zudem gelang den Bayern eindrucksvoll die Revanche für die klare Niederlage in der Bundesliga vor zehn Tagen. Beste Werfer bei den Münchnern waren Vladimir Stimac und Nihad Djedovic mit je 16 Punkten. Bei den desolaten Bambergern, für die es die erste Niederlage in der Zwischenrunde war, kam Bradley Wanamaker ebenfalls auf 16 Zähler. Den Brose Baskets fehlte vor 6800 Zuschauern in der Brose Arena von Beginn an jegliche Einstellung. Im ersten Viertel lagen die Franken schnell mit 0:13 zurück. Erst nach knapp viereinhalb Minuten gelangen Wanamaker die ersten Punkte für die Hausherren, die nach den ersten zehn Minuten schon mit 6:22 hinten lagen. Die Bayern, die auf die verletzten Vasilije Micic, Robin Benzing und Bo McCalebb verzichten mussten, zeigten dagegen über die kompletten 40 Minuten eine starke Leistung. Nach dem Seitenwechsel führten sie die Gastgeber phasenweise sogar vor. Ski Alpin, Wengen: Die legendäre Lauberhorn-Abfahrt im schweizerischen Wengen ist durch den Ski-Weltverband Fis vom kommenden Samstag auf den Sonntag verschoben worden. Grund sind erwartete starke Schneefälle am Freitagabend. Anstelle des mit 4,4 Kilometer längsten Abfahrtsrennens im Weltcup soll am Samstag der eigentlich für den Sonntag geplante Slalom stattfinden. Die Super-Kombination soll wie geplant am Freitag ausgetragen werden. Basketball, NBA: Ohne Kapitän Dirk Nowitzki haben die Dallas Mavericks eine bittere Niederlage in der nordamerikanischen Basketballliga kassiert. Das Team verlor am Mittwochabend (Ortszeit) bei den Denver Nuggets 107:114. Es war die dritte Pleite in den vergangenen vier Spielen. Richard Jefferson war mit 16 Punkten noch bester Werfer der ersatzgeschwächten Texaner, die erst im Schlussviertel mit den Nuggets mithalten konnten. Dallas ist trotz der 13. Saisonniederlage bei 27 Siegen Fünfter in der Western Conference und weiter auf Playoff-Kurs. Nach dem Sieg in der Verlängerung einen Tag zuvor bei den Sacramento Kings gönnte Trainer Rick Carlisle außer Nowitzki auch den angeschlagenen Tyson Chandler und Rajon Rondo eine Pause. Die Atlanta Hawks eilen indes weiter von Sieg zu Sieg. Das Team mit dem Braunschweiger Dennis Schröder kam bei den Boston Celtics zu einem 105:91 und feierte den zehnten Erfolg nacheinander. Schröder kam auf vier Punkte und 16:25 Minuten Spielzeit. DeMarre Carroll und Jeff Teague steuerten als beste Werfer ihres Teams je 22 Zähler zum Sieg bei. Mit 31 Erfolgen bei acht Niederlagen führen die Hawks weiter überlegen die Eastern Conference an. Fußball, Inter Mailand: Der Schweizer Fußball-Nationalspieler Xherdan Shaqiri konnte zuletzt sein Bankdrückerdasein bei Bayern München nicht mehr ertragen und ist deshalb zu Inter Mailand in die italienische Serie A gewechselt. "In München war ich nicht glücklich. Ich will spielen und Freude am Fußball empfinden. Ich hungere nach Erfolgen", sagte der 23-Jährige am Mittwoch bei seiner Vorstellung bei den Lombarden. Bei den Bayern habe er jedoch auch Positives erlebt, da er mit großartigen Fußballern zusammenspielen konnte. "Sie sind alle großartige Spieler, jeder hat seine Eigenschaften. Ich habe viel von ihnen gelernt. Bei Inter will ich jedoch meinen Beitrag leisten. Ich hoffe, dass wir viel gewinnen werden", betonte der Eidgenosse, der bei den Blauschwarzen einen Vierjahresvertrag bis 2019 unterschrieben hat und Teamkollege von Weltmeister Lukas Podolski ist. Das Ziel sei Inters Rückkehr in die Champions League. Shaqiri: "Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen werden." Der Mittelfeldspieler wird bis zum Ende der laufenden Saison vom deutschen Rekordmeister FC Bayern an Inter ausgeliehen. Die Ablösesumme für den endgültigen Wechsel liegt angeblich bei insgesamt 18 Millionen Euro. "Ich habe auch andere Angebote aus Deutschland, Italien und England erhalten, doch ich habe mit Inter-Trainer Roberto Mancini gesprochen und dessen Worte haben mich beeindruckt. So habe ich mich für den Wechsel zu Inter entschlossen", äußerte Shaqiri. Inter sei für ihn die richtige Entscheidung: "Ich will dem Klub zu neuen Höhenflügen verhelfen." Er hoffe, schon beim nächsten Meisterschaftsspiel gegen Empoli Calcio am kommenden Sonntag zum Einsatz zu kommen. Radsport, Tour de France: Das zweitklassige deutsche Profi-Radteam Bora-Argon wird auch in diesem Jahr bei der Tour de France an den Start gehen. Wie die Tour-Veranstalter am Mittwoch mitteilten, erhielt das Pro-Continental-Team erneut eine der fünf begehrten Wildcards für die Frankreich-Rundfahrt. "Ein Traum geht in Erfüllung. Die Rückkehr zur Tour de France war unser Ziel Nummer eins für diese Saison. Das war ambitioniert, aber wir haben es erreicht", wird Team-Manager Ralph Denk in einer Mitteilung des Rennstalls zitiert. Damit starten erstmals seit 2008 wieder zwei deutsche Teams beim wichtigsten Radrennen der Welt. Die neu gegründete Giant-Alpecin-Mannschaft ist als eines von 17 World-Tour-Teams automatisch startberechtigt. Vor sieben Jahren gehörten die Mannschaften von Gerolsteiner und Milram zum Teilnehmerfeld. Tennis, Sydney: Deutschlands beste Tennisspielerin Angelique Kerber hat beim WTA-Turnier in Sydney erneut ein Match über drei Sätze noch gedreht und das Halbfinale erreicht. Einen Tag nach ihrem nächtlichen Kraftakt gegen die Russin Daria Gawrilowa setzte sich die Weltranglisten-Neunte aus Kiel am Mittwoch gegen die Spanierin Garbine Muguruza mit 0:6, 6:1, 6:4 durch. Nach knapp 90 Minuten verwandelte die 26 Jahre alte Vorjahresfinalistin ihren dritten Matchball. Im Kampf um den Einzug ins Endspiel trifft Kerber bei ihrer Australian-Open-Generalprobe auf Karolina Pliskova aus Tschechien. Tags zuvor ging ihr Match um 3.10 Uhr Ortszeit zu Ende. Fußball, FC Barcelona: Trainer Luis Enrique kann sich eine Zukunft der Katalanen ohne den momentan offenbar unzufriedenen Lionel Messi nicht vorstellen. "Wir alle glauben, dass Messi in den nächsten Jahren in Barcelona spielt", sagte Enrique am Mittwoch: "Wir denken nicht an eine Mannschaft ohne Messi." Der argentinische Stürmer hatte zuletzt im Rahmen der Verleihung des Goldenen Balles erneut Wechsel-Gerüchte befeuert. "Ich weiß noch nicht, wo ich nächstes Jahr bin", sagte der 27-Jährige in Zürich, wo er Cristiano Ronaldo erneut zur Wahl als Weltfußballer gratulieren musste. Messi wird unter anderem mit dem FC Chelsea und Manchester City in Verbindung gebracht. Der viermalige Weltfußballer steht noch bis 2018 bei Barça unter Vertrag. Und Enrique glaubt, dass der Ausnahmestürmer auch bis dahin in seinem Klub bleiben könnte. "In unserer Kabine herrscht Geschlossenheit. Wir vermeiden Streitigkeiten und sind bemüht um die bestmögliche Atmosphäre", sagte der 44-Jährige, dem zuletzt ein Konflikt mit Messi nachgesagt wurde: "Ich sehe eine Übereinstimmung in allen Punkten." Fußball, England: Der frühere Nationalspieler Robert Huth muss sich wegen seiner sexistischen Aktivitäten im sozialen Netzwerk Twitter vor der Sportgerichtsbarkeit des englischen Fußball-Verbandes (FA) verantworten. Die FA gab am Mittwoch bekannt, dass sie gegen Huth Anklage erhoben hat. Dem 30-Jährigen drohen eine Sperre und eine Geldstrafe. Huth hat bis zum 21. Januar Zeit, auf die Klage zu antworten. Dem Verteidiger des Premier-League-Klubs Stoke City wird nach Abschluss der Untersuchungen "Fehlverhalten in einem schweren Fall" vorgeworfen. Huth habe gegen mehrere FA-Regeln verstoßen. Sein Verhalten sei "ungebührlich" und bringe den Fußball "in Verruf". Dass sich Huth über "Geschlechter und/oder Geschlechtsumwandlungen" ausgelassen habe, mache sein Fehlverhalten noch schlimmer. Huth hatte mit seinem Account auf einer Seite, die Menschen in abgeschnittenem Bildformat in mitunter expliziten Posen darstellt, zwölf Tipps zu deren Geschlecht abgegeben. Als sich im Netz Kritik regte, löschte Huth seine Tweets. Anschließend entschuldigte sich der 19-malige Nationalspieler in dem Netzwerk: "Es war ausdrücklich kein Angriff auf irgendjemanden. Aber es tut mir leid, sollte ich jemanden gekränkt haben." Erst im Herbst war der frühere englische Nationalspieler Rio Ferdinand (Queens Park Rangers) wegen eines sexistischen Tweets mit drei Spielen Sperre und einer Geldstrafe in Höhe von rund 32.000 Euro belegt worden.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/wolfgang-porsche-dann-redet-er-doch-1.3408482
mlsum-de-9871
Beim Konzernabend präsentiert Volkswagen die Zukunft: ein Roboter-Kleinbus. Dann ist da noch das Gespräch mit dem VW-Miteigentümer. Er hat viel zu sagen: über die Manager und seinen Cousin.
Eigentlich geht es bei diesem VW-Abend in einer Halle am Genfer Flughafen um zwei Veranstaltungen. Die offizielle Konzern-Party beim Autosalon. Und die Runde um den nachdenklichen VW-Großaktionär Wolfgang Porsche. Die einen feiern ihre Autos, der andere steht mitten im Saal und erzählt, was ihn bedrückt. Sein Verhältnis zum Cousin Ferdinand Piëch, die Streitereien mit dem Betriebsrat, die Kultur am Konzernsitz in Wolfsburg. Wenn man so will, sind es nicht nur zwei Parallelveranstaltungen an einem Ort - sie sind auch ziemlich unterschiedlich. Zunächst der offizielle Teil. Er beginnt mit VW-Chef Matthias Müller. Der spricht an diesem Vorabend der Genfer Automesse am liebsten über die Zukunft. Die Zukunft heißt "Sedric". Sedric steht für "Self-driving-car", selbstfahrendes Auto, ein irgendwie verspieltes Auto ohne Lenkrad mit hohem Kindchenschema-Faktor, und Müller sagt, dass so der VW von morgen aussieht. Nicht zurückschauen auf Dieselskandal und interne Machtkämpfe, die Zukunft zählt. Man hätte also, so gesehen, einen sehr automäßigen VW-Abend in Genf verbringen können. Wäre da eben nicht noch einer gewesen, der am Rande der Veranstaltung steht und außerhalb des offiziellen VW-Protokolls ein paar Dinge loswerden will: Wolfgang Porsche, genannt WoPo, 73 Jahre alt, VW-Aufsichtsrat, milliardenschwerer Miteigentümer des Konzerns, Enkel des Firmengründers und hier und heute oberster Hausherr. Ihm geht es nicht um Sedric, auch wenn er den ganz visionär findet, sondern um: Bernd und Ferdinand, also den VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh und WoPos Cousin Ferdinand Piëch. VW mag der größte Industriekonzern Europas sein - im Innern aber menschelt es sehr. Detailansicht öffnen VW stellt in Genf das Zukunftsmodell Sedric vor. Darin gibt es weder Lenkrad noch Gaspedal, aber dafür jede Menge Technologie, made by Volkswagen. (Foto: Chris Ratcliffe/Bloomberg) "Zum Herrn Piëch will ich nichts sagen", meint er. Noch nicht, aber es ist ja noch früh. So spricht er erst mal über VW-Markenchef Herbert Diess und Betriebsratsboss Bernd Osterloh - eigentlich will sich Porsche auch hier nicht einmischen in den monatelangen Kleinkrieg der beiden um Einsparungen und Jobstreichungen. Dann aber doch. Selten wurde in der deutschen Wirtschaft ein Topmanager von der Arbeitnehmerbank so angegriffen wie Diess. Ihr Vorwurf: Diess reiße Vereinbarungen mit dem Hintern wieder ein. Einige fanden, das sei Mobbing gewesen. Also, Herr Porsche, wie stehen Sie zu Herrn Diess? "Der macht einen exzellenten Job." Aber was ist denn nun mit den Vorwürfen? Zu ruppig soll Diess sein, und noch dazu soll er diese besondere Wolfsburger Konzernkultur nicht verstehen und, sowieso, keine Rücksicht auf die Arbeitnehmervertreter nehmen. Der mächtige Osterloh gegen Diess, kann das für den Ex-BMW-Vorstand und Neu-Wolfsburger Diess gut ausgehen? Es muss, sagt Porsche. Allein schon wegen der Außenwirkung. Diess ist kein VW-Gewächs, und das ist sein Problem. Denn ausgerechnet er soll die schwächelnde Marke VW nun sanieren. "Was würde denn die Öffentlichkeit sagen, wenn der Diess als einziger, der von außen kam, jetzt ginge?", fragt Porsche. Es ist eine Warnung an all die, die schon heimlich damit rechnen, dass Diess das Handtuch wirft. Detailansicht öffnen Wolfgang Porsche der weißhaarige, freundliche Mann, ist Diplomat. (Foto: Uli Deck/dpa) Porsche, der weißhaarige, freundliche Mann, ist Diplomat. "Ich bin mir sicher, dass Herr Diess noch ein bisschen mehr Gespür bekommt." Das sei nun mal nötig, wenn man in eine andere Kultur komme. Porsche schätzt den Betriebsrat Osterloh, aber da ist diese Sache mit der Gewaltenteilung im Unternehmen - Ordnung muss sein. "Es muss der Vorstand führen, es kann doch nicht der Betriebsrat führen!" Man müsse den Vorstand stärken, "das ist unsere Aufgabe als Familie", sagt er. Manchmal schmunzelt Porsche, dann wägt er seine Worte ab. Es ist klar: Da nutzt einer diesen Abend, um mal einige Dinge gerade zu rücken. Die vergangenen zwei Jahre waren turbulent. Im Frühjahr 2015 ging es los, da meinte der alte VW-Patriarch und Porsche-Cousin Ferdinand Piëch, er sei "auf Distanz" zum damaligen Konzernchef Martin Winterkorn. Ein Satz, der die Fassade der bis dahin so scheinbar heilen VW-Welt zum Einsturz brachte. Dann kam die Dieselaffäre um manipulierte Abgaswerte. Milliardenstrafen folgten, und die Suche nach den Schuldigen. Das alles hat viel zerbrochen in Wolfsburg, auch das Verhältnis der beiden alten Herren. Porsche ist noch heute ratlos. Was war nur in seinen Cousin gefahren vor zwei Jahren, als er den langjährigen VW-Chef Martin Winterkorn abservieren wollte? Und warum hat Piëch ihm, dem Verwandten und Gefährten aus Kindertagen, unterstellt, schon länger von dem Dieselskandal gewusst zu haben? Welche Rechnungen sind da offen? "Ich weiß es nicht", sagt Porsche. "Ich kenne doch keinen loyaleren Menschen als den Herrn Winterkorn." Aber so ist das Leben. Verwandte, sagt WoPo, könne man sich eben nicht aussuchen. Auch nicht den Ferdinand. Schon tragisch, was da passiert sei, dieser ganze Streit. Es freue ihn nicht, sagt Porsche. Der Mann mit den Manschettenknöpfen und der Krawattennadel spricht sehr oft von "wir" und meint damit die ganze Familie. Fahndung im Verborgenen Es ist eine Bemerkung, die bei Volkswagen-Managern für Unbehagen sorgen dürfte. Es seien bisher nicht alle VW-Leute freigestellt, die in den Diesel-Skandal verwickelt gewesen seien, sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch auf dem Genfer Autosalon. Die US-Behörden hätten den Konzern gebeten, bei einigen mutmaßlichen Mitwissern und Mittätern von arbeitsrechtlichen Konsequenzen abzusehen, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Ermitteln also US-Dieselfahnder im Verborgenen und mit Wissen des Arbeitgebers gegen VW-Mitarbeiter - ohne dass die Betroffenen bisher davon erfahren haben? "Das kann ich nicht ausschließen", sagt Pötsch. Es sei damit zu rechnen, dass es noch eine ganze Reihe von personellen Konsequenzen geben werde, ergänzte Pötsch. Bisher wurden mehr als zwei Dutzend Mitarbeiter des Konzerns zwangsbeurlaubt. Am 10. März dürfte zumindest ein Teil der Ermittlungen abgeschlossen sein: Dann dürfte die US-Justiz die Vereinbarungen zum milliardenschweren Schadenersatz final absegnen - und auch einen Aufpasser ("Monitor") ernennen, der die kommenden drei Jahre den Wolfsburger Konzern überwacht. Unterdessen verschärft sich der Konflikt zwischen dem Konzern und der EU-Kommission in der Frage, wie Besitzer von manipulierten VW-Dieselautos entschädigt werden. Die zuständige EU-Kommissarin Vera Jourova verlangt vom Konzern Ersatzleistungen, ähnlich denen in den USA: "VW muss sich in dieser Sache bewegen und sicherstellen, dass Verbraucher überall in Europa fair behandelt werden." Pötsch aber beharrt darauf, dass die Lage in den USA und die in Europa nicht vergleichbar sei. In den USA seien die Nachbesserungen bei manipulierten Dieselautos aufgrund schärferer Gesetze viel aufwendiger und könnten dazu führen, dass sich die Eigenschaften des Autos veränderten und sich der Wiederverkaufswert reduziere. Das sei bei den Wagen in Europa nicht der Fall; hier geschehe die Reparatur per 20-minütigem Software-Update. Es gebe deshalb "keine Grundlagen" für Entschädigungen. Max Hägler Halb elf am Abend ist es bald, Porsche nimmt einen Schluck aus dem Glas, das mit stillem Wasser gefüllt ist. Durchatmen jetzt, gehen oder bleiben? Er bleibt noch ein paar Minuten, die Sache mit dem Cousin beschäftigt ihn sehr. Hat er denn jemals mit Piëch über die Vorwürfe geredet? "Ich bin ja froh, dass er mir überhaupt die Hand gibt." Aber das liege nicht an ihm. Sein Cousin habe sich zunehmend isoliert. Porsche und Piëch, die beiden waren schon immer das ungleiche Clan-Paar. Ferdinand, der Elite-Internatsschüler, Wolfgang von der Waldorfschule. Knallharter Automanager der eine, ruhiger und besonnener Mann im Hintergrund der andere. Wird man noch einmal zusammenkommen? "Ich warte", sagt Porsche. Im Saal stehen VWler, schauen sich den autonomen Sedric an und trinken Bier und Wein. Nur einer spricht hier nicht über Autos, sondern die Familie. "Ich will deeskalieren", sagt Porsche. Dabei legt er die Hand schräg an den Mundwinkel.
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mlsum-de-9872
13.30 Uhr: Seehofer verschwindet in der Parteizentrale. 15 Uhr: Die Sitzung des Vorstands beginnt. 15.42 Uhr: Seehofer stellt sich gegen Merkel - Chronologie eines Nachmittags.
Detailansicht öffnen Zum Wohlsein! Angela Merkel und Horst Seehofer am Samstagabend auf dem Balkon des Kanzleramts. (Foto: Paul Zinken/AFP) Eineinhalb Stunden vor der historischen Sitzung, die womöglich über den Fortbestand der Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU entscheidet, kommt CSU-Chef Horst Seehofer in der Münchner Parteizentrale an. Als er aus seiner Limousine steigt, meint man, den Ansatz eines Lächelns zu erkennen. Gleich wird er gewiss - wie immer - mit den Reportern schäkern, hier ein spöttischer Spruch, dort ein süffisanter Blick. Aber Seehofer macht: nichts. Er verschwindet grußlos im Gebäude. Wer wirklich dachte, die Staatskrise sei schon abgewendet, der weiß es am Sonntag um 13.30 Uhr besser. Die Republik war ja fast erleichtert gewesen am Freitag, als die Prüfung der Brüsseler Verhandlungsergebnisse ergab: Angela Merkel hat weit mehr erreicht, als ihr viele zugetraut hatten. Die Bundeskanzlerin selbst hatte ja sogar eine kleine Handreichung zur Interpretation mitgeliefert: "Mehr als wirkungsgleich" seien die vereinbarten Maßnahmen, wenn man sie den von Innenminister Seehofer geplanten Zurückweisungen an der Grenze gegenüberstellt. Die Frage des Wochenendes war nun also, ob die CSU das genauso sehen würde. Um 15 Uhr soll die Vorstandssitzung am Sonntagnachmittag beginnen, es ist 15.42 Uhr, als die erste Nachricht nach außen dringt. Merkels Gipfelergebnisse, sagt Seehofer laut Sitzungsteilnehmern, seien nicht wirkungsgleich mit Grenzkontrollen und Zurückweisungen. Die Erleichterung vom Freitag - war sie verfrüht? "Führungsverantwortung", dieses Wort hat man in den vergangenen Tagen öfter aus Seehofers Umfeld gehört. Aber was bedeutet es: Verantwortung für die CSU? Oder Verantwortung für die Regierung? Vertraute sagen, Seehofer habe einmal in einem Duell mit Merkel zurückgezogen, im Jahr 2004, als er im Streit um die Kopfpauschale bei der gesetzlichen Krankenversicherung als Unions-Fraktionsvize abtrat. Und auch im Bundestagswahlkampf 2017 habe er sich in der Flüchtlingspolitik auf einen Kompromiss mit ihr eingelassen. Ihn habe das eine Menge gekostet, heißt es in der CSU: seine Glaubwürdigkeit und am Ende sein Amt als Ministerpräsident, das er an den ewigen Rivalen Markus Söder abgeben musste. Und Merkel? Regiere einfach weiter, obwohl sie ihm die Suppe eingebrockt habe. Der Fraktionschef in München nordet die Abgeordneten ein. Sofern das überhaupt nötig ist Die Vorstandssitzung bekommt eine neue Dramaturgie, als Seehofer eine Ankündigung macht: Zum Ende der Sitzung, sagt er, werde er eine "persönliche Erklärung" abgeben. Danach soll darüber abgestimmt werden. Eine persönliche Erklärung des Parteichefs - es wäre untertrieben, das als unüblich zu bezeichnen. Seehofer bittet alle Anwesenden, wegen der Abstimmung bis zum Ende zu bleiben. Im Saal meldet sich bei vielen das Bauchgefühl, dass Seehofer aufs Ganze gehen will. Dass er nicht ohne Grund sein Lächeln verloren hat. Der Unionsstreit hat auf Seiten der CSU mehrere Hauptdarsteller, auch den Wahlkämpfer Söder und den Berliner Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Aber im Grunde ist es Seehofer allein, der die eine Entscheidung treffen muss, die Merkels und seine Laufbahn mit einem großen Knall beenden könnte: Weist er die Maßnahmen an der Grenze an oder nicht? In der ersten Stunde der Vorstandssitzung gibt er darauf keine Antwort. Für die CSU, sagt er, gelte das Prinzip "Handlung und Haltung". Was heißt das jetzt? Seehofer wurde früher immer wieder mal gern als "Sphinx" beschrieben - am Sonntag erweist sich, wie zutreffend das war. In der Sitzung entspinnt sich die Debatte der Vorstandsmitglieder und der CSU-Bundestagsabgeordneten; Letztere waren wegen der eminenten Bedeutung des einzigen Tagesordnungspunkts extra dazugeladen worden waren. Immer mehr Eindrücke dringen aus dem Saal, "alles ist noch offen", sagt ein Teilnehmer, vielleicht ist es eine Feststellung, vielleicht auch nur eine Hoffnung. Es verdichtet sich ein Bild: Sollte Seehofer sich vorher festgelegt haben, ob er mit einer Anweisung seine Entlassung durch die Kanzlerin riskiert - er lässt es sich nicht anmerken. Er hört erst mal, was seine Parteifreunde zu sagen haben. Genau das haben die politischen Beobachter schon das ganze Wochenende getan und dabei zunächst zarte Signale der Entspannung empfangen. Die Europapolitiker der CSU gaben den Ton vor: Merkel habe geliefert, viel erreicht, sagen am Freitag Manfred Weber und Angelika Niebler. Beide machen freilich einen Zusatz: Jetzt komme es auf die Umsetzung an. Und es brauche wenigstens zeitweise flankierende nationale Maßnahmen, sagt Niebler. Dieser Punkt bekommt in der CSU umso mehr Bedeutung, je weiter man sich von Freitag und von Brüssel entfernt. In München staunt man, wie ungewöhnlich selbstbewusst und gelöst sich Merkel am Wochenende gibt. Dass sie mit ihrer Deutung der Gipfelergebnisse vorprescht, nehmen ihr viele in der CSU übel. So raube sie Seehofer den Spielraum für eine gesichtswahrende Lösung - gesichtswahrend für beide. Bei "Maischberger" in der ARD am Mittwoch hatte Seehofer ja davon gesprochen, dass seine Glaubwürdigkeit total zerstört wäre, würde er nachgeben. Und es gibt nicht wenige in der CSU, die sagen, dass das für die Partei als Ganzes auch gelte. CSU-Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer, ein Hardliner in der Flüchtlingsfrage, nordet seine Abgeordneten schon am Freitag ein, sofern das überhaupt nötig sein sollte. Er spricht in Bezug auf Merkels Gipfelergebnisse von einem "großen Bluff". Die Menschen in Deutschland ließen sich "nicht an der Nase herumführen". Mit Merkels Vereinbarungen stehe man kurzfristig sogar schlechter da als vor der Nacht von Brüssel, erklärt Kreuzer. Schließlich würden zunächst mehr Zuwanderer in die Bundesrepublik kommen, als sie verlassen. Ein anderer CSU-Mann sekundiert: "Wenn es blöd läuft, haben wir in den nächsten Wochen mehr Zuwanderung als vorher." Und dafür solle Deutschland auch noch mehr bezahlen? Kreuzer schlussfolgert: Das werde man der Bevölkerung in Bayern "nie und nimmer als Erfolg und die Erfüllung unserer Forderungen verkaufen können". Söder hatte Termine in Erlangen, Ansbach und München. Alles eigentlich harmlose Termine Markus Söder gibt sich am Samstagvormittag beim Bezirksparteitag der Oberfranken-CSU etwas diplomatischer. Merkel habe in Europa mehr erreicht als gedacht, aber die Vereinbarungen seien doch alle sehr vage. Auch Söder spricht da noch von nationalen Lösungen, die das Abkommen hergebe. Er weiß nicht, dass Merkel diese Lesart wenig später einkassieren wird. Söder spielt am Samstag noch auf Zeit, erst am Sonntag werde entschieden. Der Unionsstreit hat Söder in den vergangenen Tagen verfolgt, und wohl nicht immer so, wie er sich das vorstellte. Bei der Eröffnung des Münchner Filmfests wurde er vom Kulturreferenten der Landeshauptstadt mit Mackie Messer verglichen, beim Schlossgartenfest in Erlangen erhoben sich bei Söders Rede Buh-Rufe. Und auch am Sonntagmorgen, beim Gottesdienst zum "Tag der Franken" in Ansbach, steht plötzlich eine Botschaft im weiten Kirchenschiff, die an Söder adressiert sein könnte. "Gedanken des Friedens" und "Mut zur Entscheidung" wünscht der Pfarrer den Stützen der Gesellschaft, Söder sitzt in der ersten Reihe, seine CSU kann gerade sicher beides gebrauchen. Der Pfarrer sagt: "Lasst uns alle unsere Verantwortung erkennen für Menschen, denen ihre Heimat genommen wurde und die bei uns eine neue Heimat finden." Aus Söders Umfeld hört man, dass er das Grummeln in der Bevölkerung sehr wohl wahrnimmt, dass er das Thema nun einfach rasch abräumen will. Kurz könnte man glauben, die CSU sehe ein, dass sie überzogen hat. Was für einen Unterschied ein Tag macht. Die Debatte im Vorstand geht weiter und weiter, die CSU nimmt sich immerhin Zeit für eine möglicherweise historische Entscheidung. In einem waren sich die Christsozialen am Wochenende einig gewesen: Angela Merkel wird Horst Seehofer nicht aus dem Kabinett werfen, nicht den Parteichef der CSU. Sie werde nicht das Ende ihrer Kanzlerschaft und das Ende der Union riskieren. Am späten Sonntagnachmittag sind sich da viele nicht mehr ganz so sicher.
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mlsum-de-9873
Martin Schulz stellt sich live den Fragen vier bekannter Youtuber. Die Aussagen des SPD-Kanzlerkandidaten im Überblick.
Wie viele Interviews Martin Schulz in diesem Bundestagswahlkampf schon absolviert hat, das weiß er vermutlich selbst nicht genau. Es dürften Dutzende, wenn nicht Hunderte sein. Was heute passiert, ist aber dennoch eine Premiere für den SPD-Kanzlerkandidaten: Schulz stellt sich den Fragen vier bekannter Youtuber - und das live, im Studio der Videoplattform in Berlin-Tempelhof (hier gehts zum Live-Video). Kanzlerin Angela Merkel hatte bereits Mitte August ihr erstes Live-Interview auf Youtube gegeben (hier ihr Auftritt im SZ-Check). Schulz, der in den Umfragen hinten liegt, kann sich Hoffnungen machen, mit seinem Interview viele junge Menschen zu erreichen. Seine vier Gesprächspartner sind auf Youtube einflussreich. Zusammen haben etwa 2,75 Millionen Menschen ihre Kanäle abonniert. MarcelScorpion, 23, erzählt seinem Publikum gern von Videospielen und macht Straßenumfragen. Nihan, 26, gibt Schönheitstipps. Lisa Sophie alias ItsColeSlaw ist Journalistin beim WDR und spricht auf ihrem Videoblog zum Beispiel über Menstruation und peinliche Sexgeschichten. Und der 31-jährige Mirko Drotschmann versucht als MrWissen2Go Teenagern, politische Themen zu erklären. Ebenso wie ItsColeSlaw war er schon beim Merkel-Interview dabei, Nihan und MarcelScorpion hingegen sind Neulinge. Mehr Informationen über die Youtuber gibt es hier. Thema: Integration Die ersten Fragen stellt Nihan und macht gleich klar, dass sie von Integrationsthemen stark betroffen ist. Ihr Großvater kam in den 60er Jahren als türkischer Gastarbeiter nach Deutschland, erzählt sie - und ihre Oma, inzwischen 84, kann noch immer nicht richtig deutsch. "Was wollen Sie tun, damit keine Parallelgesellschaften entstehen?" Schulz antwortet zunächst, er wolle als Bundeskanzler den Sprachunterricht ausbauen. Für Kinder mit Migrationshintergrund solle er schon in der Kita beginnen. Mit Blick auf die 1960er und 1970er Jahre sagt er: "Da sind sicher Fehler gemacht worden in der Vergangenheit." Was er hingegen nicht sagt, ist, dass auch die SPD diese Fehler zu verantworten hat. Ab 1966 regierte die SPD im Bund mit, und 1969 übernahm der Sozialdemokrat Willy Brandt das Kanzleramt. Sowohl das Arbeits- als auch das Familienministerium wurden in dieser Zeit von Sozialdemokraten geführt. Thema: Ausländerfeindlichkeit Interviewerin Nihan schildert, dass sie seit zwei Jahren das Gefühl habe, wegen ihrer türkischen Herkunft und ihres Aussehens diskriminiert zu werden. Sie will wissen, was Schulz gegen Ausländerfeindlichkeit machen werde. Der SPD-Kandidat bestätigt den Eindruck der Youtuberin: "Die Fremdenfeindlichkeit wächst, nicht nur Sie machen die Erfahrung". Er meint den Grund zu kennen. Die AfD schüre dieses Gefühl, sagt der SPD-Kandidat und will dies nicht hinnehmen: "Ich kämpfe gegen die AfD." Das stimmt: In seinen Reden kritisiert Schulz seit Langem immer wieder scharf die AfD. Er wirft der Partei vor, die Gesellschaft spalten zu wollen. Der 61-Jährige fordert im Gespräch mit Nihan, dass der Respekt für alle im Mittelpunkt stehen müsse. Thema: Türkei Im Interview spricht Schulz auch über das derzeit schwierige Verhältnis zur Türkei. Er fordert angesichts der Verhaftungen deutscher Staatsbürger, man müsse mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan stärker Klartext sprechen. Das lässt sich auch als Kritik an seiner eigenen Partei verstehen. Schließlich ist sein Parteifreund Sigmar Gabriel derzeit Außenminister - und hatte erst Ende Juli ein härteres Vorgehen gegenüber Ankara angekündigt. Nihan spricht den SPD-Kandidaten auch auf eine seiner Äußerungen aus dem TV-Duell an: Als Bundeskanzler, sagte Schulz dort, werde er die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei abbrechen. Anders als am vergangenen Sonntag korrigiert Schulz dieses Mal diese Äußerung nicht. Der Bundeskanzler kann den Abbruch der Verhandlungen gar nicht allein herbeiführen. Es braucht dafür eine gemeinsame Entscheidung der EU-Mitgliedsstaaten. Thema: Soziale Gerechtigkeit Als nächstes ist MrWissen2Go dran. Der SPD-Kandidat attackiert im Gespräch mit ihm den Koalitionspartner Union, der die Ideen seiner Partei in diesem Themenfeld blockiere. So sollte etwa die Rückkehr von Frauen nach einer Schwangerschaft in den Beruf schneller gehen. In diesem Punkt mag Schulz recht haben, bei anderen Punkten aber hält sein Blockadevorwurf nicht stand. Beispiel Mindestlohn: Den haben CDU/CSU und SPD gemeinsam eingeführt. Ans junge Publikum gerichtet kündigt Schulz an, eine "Mindestausbildungsvergütung" als Bundeskanzler durchsetzen zu wollen. Klingt gut, aber Details nennt Schulz nicht. Weitere Ideen: Die Bundesagentur für Arbeit solle mehr bei der Qualifizierung helfen, fordert Schulz. Deutlich mehr Druck auf die Langzeitarbeitslosen will der SPD-Mann nicht ausüben: Diese seien schwer vermittelbar und bräuchten Hilfen, etwa in einem "sozialen Arbeitsmarkt". Thema: Donald Trump Seit Wochen kritisiert der SPD-Kandidat den US-Präsidenten. Was er im Umgang mit Donald Trump anders machen würde, will MrWissen2Go wissen. Schulz sagt, er hätte Trump als Kanzler nach den Ausschreitungen in Charlottesville gesagt: "Dass Sie sich nicht von einem radikalen Mob distanzieren, der Hakenkreuzfahnen trägt, das kann eine deutsche Regierung nicht akzeptieren." Das ist ein klares Statement, aber auch Kanzlerin Merkel hatte Mitte August deutliche Worte gefunden und die "rassistische, rechtsextreme Gewalt" verurteilt. Sie sagte: "Das ist schrecklich, das ist böse." Trump-Bashing ist populär in Deutschland, das weiß auch Martin Schulz, aber er erinnert daran, dass das nicht alles sein kann. So zeigt sich Schulz zwar verärgert über die Praxis der USA, Deutsche (inklusive Bundeskanzlerin Merkel) durch US-Geheimdienste wie die NSA abhören zu lassen. Aber er sagt eben auch: "Das war allerdings schon unter Barack Obama. Das zeigt, wie kompliziert alles ist." Thema: Cannabis MrWissen2Go stellt noch eine Frage: Ob es nicht ein Widerspruch sei, dass Cannabis in der Bundesrepublik verboten sei, obwohl die Droge weniger Schaden anrichte als Alkohol. Das bestätigt auch der jüngste Drogenbericht der Bundesregierung. Die Bundesdrogenbeauftragte sagte bei der Vorstellung des Berichts, dass legale Drogen wie Alkohol und Tabak noch immer den größten Schaden anrichteten. MrWissen2Go fragt: Wäre es da nicht nur konsequent, die Droge zu legalisieren? Schulz äußert Verständnis für diese Ansicht. Aus persönlichen Gründen aber sehe er die Sache anders. Angesichts seiner Lebensgeschichte könne er nicht befürworten, eine weitere Droge in Deutschland zuzulassen. Er spielt damit auf den weithin bekannten Umstand an, dass er als junger Mann alkoholkrank war. Er verspricht, als Kanzler würde er eine Bundestags-Abstimmung über die Legalisierung von Cannabis zur Gewissensentscheidung machen. Die Fraktionsdisziplin der Abgeordneten wäre damit aufgehoben. Das war zuletzt bei der Abstimmung über die gleichgeschlechtliche Ehe der Fall. Thema: Digitalisierung Der dritte Interviewer ist MarcelScorpion. Er kritisiert, dass Deutschland beim Breitbandausbau starken Nachholbedarf habe - und dass dies vor allem zu Lasten der jungen Menschen in Deutschland gehe. "Mein Leben und das vieler anderer spielt sich im Internet ab." Schulz verspricht, er werde als Kanzler dafür sorgen, dass die Infrastruktur ausgebaut werde. Über den aktuellen Zustand gibt er sich empört. Beim Breitbandausbau liege Deutschland derzeit sogar "hinter Mexiko und Chile". Ein eigenes "Digitalministerium" kann sich Schulz zudem gut vorstellen. Dieses sollte aus seiner Sicht neben dem Ausbau der Infrastruktur für Internet und Mobilfunk zwei weitere Aufgaben erfüllen. Erstens: Die Gesellschaft müsse erkennen, dass das Thema keine Nische sei. "Alles ist digital". Zweitens solle es dazu beitragen, dass die Debatte über digitale Zukunft in Deutschland nicht mehr vor allem als Gefahrendebatte geführt werde. Das klingt ein bisschen nach der Forderung, die auf manchen FDP-Plakaten zu lesen ist: "Digital first. Bedenken second." Thema: Bildung Zum Schluss ist die Youtuberin ItsColeslaw dran. Sie hat schon Merkel zu Bildung in Deutschland befragt und darüber spricht sie auch mit Schulz. Bildung soll unter ihm als Kanzler eine "Gemeinschaftsaufgabe" von Bund und Ländern sein, das Kooperationsverbot sollte aufgehoben werden. Schulz spricht sich für ein neunjähriges Gymnasium aus - und outet sich als Fan von Gesamtschulen. Bereits in der Grundschule sollten die Kinder eine gute digitale Bildung erhalten. Darüber hatte auch die Kanzlerin Mitte August gesprochen. Im Youtube-Gespräch hatte sie auf den "Digitalpakt#D" von Bildungsministerin Johanna Wanka verwiesen. Für Deutschlands Schulen sollten demnach fünf Milliarden Euro für Hardware und Internetanschlüsse zur Verfügung gestellt werden, doch in Sachen Finanzierung tauchten zuletzt Unstimmigkeiten auf. Zurück zu Schulz: Der gibt sich in einer Sache recht flexibel. Er halte es für denkbar, dass der Unterricht gerade an weiterführenden Schulen auch später als um acht Uhr anfangen könnte, auch wenn der frühe Beginn für berufstätige Eltern praktisch sei. Dieses Verständnis dürfte bei manch einem Teenager gut ankommen.
https://www.sueddeutsche.de/stil/portraet-was-nach-dem-blitzlicht-kommt-1.3360311
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Alle wollen berühmt sein. Renée Simonsen war es. Die Dänin war eines der erfolgreichsten Models der Achtzigerjahre. Doch dann tauschte sie Ruhm gegen Ruhe ein.
Wer heute nicht berühmt ist, tut wenigstens so, als wäre er es. Versammelt online Leute um sich, damit diese applaudieren, veröffentlicht ständig neue Fotos von sich selbst, als würde irgendeine Casting-Agentur ungeduldig danach verlangen, und viele äußern sich so oft und zu allem möglichen öffentlich, als seien sie der festen Überzeugung, jemand hätte ihnen eine wichtige Frage gestellt und ein Megafon in die Hand gedrückt. Das Erreichen einer gewissen Bekanntheit wird heute so ernsthaft angegangen wie früher ein Ausbildungsberuf. Vermutlich ernsthafter. "Ich war in einem Kibbuz in Israel und wusste plötzlich: Ich gehe nicht mehr zurück." Dies ist die Geschichte einer Frau, die den umgekehrten Weg gegangen ist. Sie wurde dadurch berühmt, dass sie zum Gesicht eines gesamten Jahrzehnts gewählt wurde: 1983 kürte man sie zum "Face of the Eighties". Sie war ein Supermodel sozusagen Sekunden bevor dieser Begriff von ein paar ihr nachfolgenden Kolleginnen geprägt wurde. Auf mehr als vierhundert Titelbildern war sie zu sehen, die deutsche Vogue etwa brachte 1983 gleich drei Ausgaben mit ihr vorne drauf. Sie war mit einem der begehrtesten Männer der damaligen Zeit zusammen, John Taylor, dem Bassisten der englischen Band Duran Duran, der damals die absolute Obergrenze dessen markierte, was man an männlichem Sex-Appeal überhaupt für vorstellbar hielt, und der, aus heutiger Sicht, für die Verbreitung des Stufenschnittes weitaus mehr getan hat als der Stufenschnitt für ihn. Mit ihren Katzenaugen, ihrem Leuchtreklame-Lachen und ihrer sportlichen Figur warb Renée Simonsen für etliche Produkte sowie, ganz generell, für die unübersehbaren Vorzüge eines guten Aussehens. Kurz: Wenn man nicht blind war, kam man in den Achtzigerjahren an Renée Simonsen nicht vorbei. Und dann war sie auf einmal weg. Die Frau, die sich heute mit ihrem vollen Namen Renée Toft Simonsen nennt, sitzt in ihrer schönen, hellen Wohnung in Aarhus, Dänemark, und sieht immer noch blendend aus, wobei das "immer noch" natürlich eine Frechheit ist, aber bei einer Frau, die ihrer Schönheit wegen berühmt war, drängt sich dieser Gedanke halt auf. Allerdings ist sie, obwohl die frühen Achtziger unendlich lange her zu sein scheinen, auch immer noch erst 51 Jahre alt. Seit 30 Jahren lebt sie wieder in Aarhus, wo sie auch aufgewachsen ist, einer gemütlichen, fahrradfreundlichen Stadt am Meer, drei Zugstunden nordwestlich von Kopenhagen. Dieses Jahr ist Aarhus europäische Kulturhauptstadt, was Renée Toft Simonsen so stolz erzählt, als wäre sie die Bürgermeisterin. Den Zeitpunkt ihres Verschwindens kann sie ziemlich genau datieren: "Es war im Herbst 1989, ich war 24 Jahre alt. Ich war in einem Kibbuz in Israel und wusste plötzlich: Das war's, fuck it, ich gehe nicht mehr zurück." Mit 16 Jahren wurde Renée Simonsen als Model entdeckt. Der Klassiker: Sie hatte eigentlich nur eine Freundin zum "Face of the Eighties"-Wettbewerb begleiten wollen, den die New Yorker Agentur Ford Models ausgerechnet in Aarhus abhielt. Man drängte sie, auch teilzunehmen. Dass sie gewann, überlebte die Freundschaft nicht. Gegen den Willen ihrer Eltern brach sie die Schule ab und zog nach New York. Zum Abschied hängte ihr Vater zu Hause zwei Bilder an die Wand: eines von ihr, das andere von Marylin Monroe. Sie solle immer daran denken, wie es der Monroe ergangen sei, diese düstere Warnung gab er seiner Tochter mit auf den Weg Richtung Ruhm. "Meine Eltern waren damals sehr links", sagt Renée Toft Simonsen, "meine Mutter war Kommunistin, mein Vater Anarchist. Sie fanden, dass ich meine Seele an den Kapitalismus verkaufe." Ihre eigene Sicht auf ihre Karriere als Model ist erfrischend materialistisch: "Für mich war das ein Geschäft, und mein Ziel war es, möglichst viel Geld für mich rauszuholen, damit ich anschließend machen konnte, was immer ich wollte. Offenbar war mein Aussehen dafür geeignet, Produkte zu verkaufen, sonst hätte mir ja niemand Geld gezahlt." Detailansicht öffnen Beine bis fast unter die Achseln: Nur Models wie Renée Simonsen sahen in der Bademode der Achtzigerjahre nicht völlig würdelos aus. (Foto: action press) Wünschte sie sich manchmal, sie hätte in einem anderen Jahrzehnt gemodelt? Die Siebziger wären lässiger gewesen, die Neunziger cooler. Aber so: Oft ist sie in asymmetrischen Badeanzügen zu sehen, mit ausladender Frisur, pinken Rougebalken und diesem Blick, der in den Achtzigern so modern war: Joan Collins schaute im "Denver Clan" so, Christopher Lambert in "Greystoke - Die Legende von Tarzan": die Augen leicht zusammengekniffen, lag er genau in der Mitte zwischen herausfordernd lasziv und stark kurzsichtig. "Oh nein, ich liebe die Achtziger", sagt sie. "In den Neunzigerjahren sahen alle wie Heroinabhängige aus, wir dagegen durften gesund sein. Wir hatten breite Schultern, waren sportlich, wir lachten sogar. Der einzige Grund, warum ich es bereue, nicht in den Neunzigern gemodelt zu haben, ist, dass da die Gagen plötzlich extrem hochschnellten. Da dachte ich, verdammt, ich hätte noch durchhalten müssen." Renée Simonsen hat ein lautes Lachen, das immer ein bisschen dreckig klingt. Ihr Englisch ist amerikanisch gefärbt. Seit vielen Jahren lebt sie mit einem Dänen namens Thomas Helmig zusammen, die beiden haben einen gemeinsamen Sohn, aus anderen Beziehungen hat Simonsen noch zwei weitere Kinder. Eine ihrer Töchter, Ulrikke, sieht genauso aus wie sie früher und modelt neuerdings auch. Wer Thomas Helmig ist, müsste man in Dänemark niemandem erklären, er ist Rockmusiker und sehr bekannt, viel bekannter, als sie es jemals war, kein anderer dänischer Musiker hat so viele Danish Music Awards gewonnen wie er. Thomas Helmig ist in Dänemark ein Superstar, was ja auch etwas über Ruhm erzählt - und seine absurden geografischen Grenzen. Während ihrer Zeit als Model, sagt Renée Simonsen, habe sie sich quer durch die Weltliteratur gelesen. Beim Schminken, beim Warten, beim Haare machen, immer habe sie ein Buch vor der Nase gehabt. Sie beschreibt sich als diszipliniert fast bis zur Groteske. Da war zum Beispiel die Sache mit den Drogen. Sie hatte gehört, dass in den Kreisen, in denen sie sich bewegte, viel Kokain genommen wurde, immer wieder wurde getuschelt, dass irgendein Mädchen zu viel nehme und deshalb schlecht arbeite. In Aarhus war sie nie mit Drogen in Berührung gekommen, die Sache machte ihr Angst. Was also tat die junge Büchernärrin aus Dänemark? Sie kaufte sich ein Sachbuch mit dem Titel "Kokain", und weil sie darin las, dass Pupillen unter Kokain-Einfluss nicht auf Licht reagieren, besorgte sie sich eine Taschenlampe, die sie von nun an immer bei sich trug, wenn sie, was selten genug vorkam, abends ausging. Sie leuchtete jedem, mit dem sie Kontakt hatte, in die Augen, um gegebenenfalls sagen zu können: "Sie haben Drogen genommen, mit Ihnen spreche ich nicht." Sie muss in der New Yorker Clubszene der Achtzigerjahre über alle Maßen beliebt gewesen sein. Und dann verliebte sie sich ausgerechnet in John Taylor, den schon erwähnten Bassisten von Duran Duran, der damals kokainabhängig war. Er hatte sie auf einer Party von Billy Idol nicht weiter beachtet und dies sogleich bitterlich bereut, nachdem ihm jemand gesagt hatte, was für ein unfassbar erfolgreiches Model er da gerade übersehen hatte. Umgehend besorgte er sich ihre Telefonnummer über ihre Agentur. Das sei damals üblich gewesen, sagt Simonsen, dass männliche Stars Modelagenturen wie Dating-Plattformen nutzten, beziehungsweise wie einen Bestellkatalog. Für sie war es die ganz große Liebe. "Ich dachte, der ist es, für immer und ewig. Wir werden zusammen alt werden, das habe ich wirklich geglaubt." Die schönsten Fotos von ihr sind vielleicht die Paparazzifotos, die es von den beiden gibt: zwei so schöne Menschen, die sogar aussahen wie Geschwister mit ihren kantigen klaren Gesichtern und nahezu identischen Fransenfrisuren. Dass die sich gefunden hatten auf dieser großen Welt, es hatte ein bisschen was von einem Märchen, vielleicht aber auch von einem irren Traum: Sie lebten in New York, Paris und London, tanzten auf Mick Jaggers Geburtstagsparty, trafen Freddie Mercury zum Lunch, flogen mal eben mit dem EMI-Chef im Privatjet nach Spanien, um sich Immobilien anzusehen. Als surrealster Moment ist ihr in Erinnerung, dass der Schauspieler Rob Lowe, damals ein Weltstar, in einer Talkshow sagte, er sei Hals über Kopf in das Mädchen verliebt, das auf allen New Yorker Bussen hinten drauf sei. Das war sie. Irgendeine Reklame für Jeans. Detailansicht öffnen Renée Toft Simonsen heute, Schriftstellerin, Drehbuchautorin und etwas wärmer angezogen. Die dänischen Winter sind kalt. (Foto: Christian Klindt Sølbeck/Polfoto) Wo auch immer sie auf der Welt zwischenlandete, im Flughafen-Kiosk gab es Magazine mit ihr vorne drauf. Eine große Kosmetikfirma gab ihr einen Exklusivvertrag. Sie verdiente enorm viel Geld. Sie war erst 24 Jahre alt. Warum hat sie nicht einfach so weitergemacht? "Seltsame Dinge passierten mit mir. Damals wusste ich nicht, was es war, ich dachte, ich würde verrückt. Heute weiß ich, dass es Panikattacken waren. Sehr spezielle Dinge machten mir auf einmal Angst, vor anderen zu essen, zum Beispiel. Ich mochte es nicht mehr, dass mir ständig jemand im Gesicht oder in den Haaren rummachte, ich stand auch nicht mehr gerne vor einer Kamera. Ich hatte so etwas wie eine Aufmerksamkeits-Allergie entwickelt, ich wurde übersensibel." Außerdem lief die Beziehung schlecht, gegen Drogen habe man keine Chance. Und sie merkte, dass sie sich zu verändern begann. "Auf einmal nahm ich das Business ernst. Plötzlich machte es mir etwas aus, dass ich nie auf dem Cover von Sports Illustrated war. John war so etwas wichtig. Popstar zu sein hatte für ihn nichts Ironisches. Auf einmal wurden seine Werte meine. Ich hatte meinen inneren Kompass verloren." Als ihre Schwester ihr am Telefon erzählte, sie würde in ein Kibbuz nach Israel gehen, wusste sie sofort: Sie wollte mit. Drei Monate lang war sie dort. Pflückte Orangen, trug täglich dieselbe blaue Uniform und rote Converse, färbte sich die Haare mit Henna, hörte auf, sich Beine und Achseln zu rasieren. Und war glücklich. "Niemand entschied, wie ich aussehen sollte, niemand schrieb mir irgendetwas vor. Da waren nur ich und die Orangenbäume, es hat so unglaublich geduftet. Wir haben auf dem Feld gesungen, Kinderlieder, dänische Lieder, wenn ich daran denke, fühle ich heute noch dieses überwältigende Gefühl von absoluter Freiheit." "Seltsame Dinge passierten mit mir. Heute weiß ich, dass es Panikattacken waren." Der Neuanfang war radikal. Sie trennte sich von John Taylor, beendete ihre Karriere, zog zurück nach Aarhus. An dieser Stelle beginnt der Teil, der in Märchen dann nicht mehr erzählt wird, weil er von zu vielen Dienstagnachmittagen handelt. Sie machte das Abitur nach, studierte Psychologie, bekam Kinder, zog sie groß, begann zu schreiben. Heute ist sie in Dänemark eine erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautorin, einige ihrer Bücher wurden verfilmt, neuerdings schreibt sie auch Drehbücher. Hin und wieder modelt sie, wirbt für Cremes für erwachsene Frauen. Leicht verdientes Geld, so nennt sie es. Mit Panikattacken hat sie immer noch zu tun, aber sie habe gelernt, damit umzugehen. Wenn sie sich auf alten Fotos sieht, was denkt sie dann? "Ich sehe mich, so jung und so schön, und ich würde mir gerne sagen: Bleib nicht so lange in einer ungesunden Beziehung. Sei liebevoller mit dir selbst. Und vor allem: Höre immer auf dich, vertraue darauf, dass das, was du fühlst, richtig ist, egal, was die Gesellschaft, das Außen, dir einzureden versucht." Eine Frau, die berühmt dafür war, anderen zu gefallen, weiß, wovon sie spricht.
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Deutschlands beste Tennisspielerin darf nach einem Sieg gegen Agnieszka Radwanska weiter hoffen, Bamberger Basketballer sind in Madrid chancenlos, Bayern-Stürmer Claudio Pizarro fällt nach einem Muskelbündelriss sechs Wochen aus. Witali Klitschko bestätigt, 2015 für das Amt des ukrainischen Präsidenten zu kandidieren.
Tennis, Frauen: Deutschlands Nummer eins Angelique Kerber hat beim WTA-Finale in Istanbul im zweiten Spiel den ersten Sieg gefeiert und ihre Chance auf den Halbfinal-Einzug gewahrt. 48 Stunden nach ihrer klaren Niederlage gegen Titelverteidigerin Serena Williams bezwang die 25 Jahre alte Kielerin die Weltranglistenvierte Agnieszka Radwanska aus Polen nach einer eindrucksvollen Leistung in nur 58 Minuten mit 6:2, 6:2. Für Kerber war es nach drei Niederlagen im Vorjahr der erste Erfolg bei einem WTA-Finale überhaupt. Ein Sieg im abschließenden Gruppenspiel am Freitag gegen die frühere Wimbledonssiegerin Petra Kvitova aus Tschechien dürfte Kerber damit wohl zum Sprung unter die letzten Vier reichen. Radwanska ist mit der Niederlage gegen Kerber sieglos ausgeschieden. Li Na steht derweil dicht vor dem Einzug ins Halbfinale. Die French-Open-Siegerin von 2011 gewann auch ihr zweites Gruppenspiel gegen die frühere Weltranglistenerste Jelena Jankovic mit 6:3, 2:6, 6:3 und übernahm damit die Führung in der Weißen Gruppe. Li reicht am Freitag im abschließenden Gruppenspiel gegen die Weltranglistenzweite Wiktoria Asarenka (Weißrussland) wohl schon ein Satzgewinn zum Einzug in die Vorschlussrunde. Jankovic, die am Mittwoch Asarenka bezwungen hatte, kann mit einem Erfolg über die noch sieglose Italienerin Sara Errani ihr halbfinal-Ticket buchen. Titelverteidigerin Serena Williams ist dagegen als erste Spielerin ins Halbfinale eingezogen. Die Weltranglistenerste aus den USA gewann gegen die Tschechin Petra Kvitova auch ihr drittes Gruppenspiel souverän mit 6:2, 6:3 und unterstrich damit ihre Favoritenrolle. Basketball, Euroleague: Der deutsche Meister Brose Baskets Bamberg hat in der Basketball-Euroleague eine herbe Niederlage einstecken müssen. Die Oberfranken waren am Donnerstagabend bei Real Madrid chancenlos und unterlagen deutlich mit 58:98 (21:42). Vor 6899 Zuschauern punkteten Jamar Smith (11 Zähler) und Casey Jacobsen (10) noch am häufigsten für die Gäste. Ihr erstes Vorrundenspiel hatte die Mannschaft von Trainer Chris Fleming vergangene Woche noch mit 84:70 gegen Straßburg IG gewonnen. Die ersten vier von sechs Teams ziehen in die Zwischenrunde (Top 16) ein, die das erklärte Ziel der Bamberger ist. Fußball, FC Bayern: Der FC Bayern München beklagt einen weiteren verletzten Fußball-Profi. Claudio Pizarro hat am Donnerstag einen Muskelbündelriss im rechten vorderen Oberschenkel erlitten. Der 35 Jahre alte Angreifer werde vier bis sechs Wochen ausfallen, berichtete der Champions-League-Sieger auf seiner Internetseite. Der Peruaner zog sich die Muskelverletzung bei einer Pass- und Torschussübung zu. Am Mittwochabend war er noch beim 5:0-Sieg gegen Viktoria Pilsen als Einwechselspieler zu einem Kurzeinsatz gekommen. Vor Pizarro hatte sich bereits Xherdan Shaqiri bei einem Länderspieleinsatz für die Schweiz einen Muskelbündelriss im Oberschenkel zugezogen. Erste Laufversuche nach seinem Syndesmosebandriss Ende August unternahm am Donnerstag der Spanier Thiago. Der Mittelfeldspieler wird aber in den kommenden Spielen des deutschen Rekordmeisters ebenfalls weiter fehlen. Boxen, Ukraine:Box-Weltmeister Witali Klitschko hat erneut bestätigt, 2015 für das Amt des ukrainischen Präsidenten zu kandidieren und gegen Amtsinhaber Wiktor Janukowitsch anzutreten. "Um verschiedene Gerüchte und Gegenströmungen zu beenden, würde ich gerne Folgendes ankündigen: Ich kandidiere für das Präsidentenamt", sagte der 42-Jährige vor dem Parlament. Witali Klitschko und sein Bruder Wladimir engagieren sich seit Jahren in der Politik, bereits bei den letzten Parlamentswahlen im Oktober 2012 war Witali für die Ukrainische Demokratische Allianz für Reformen (UDAR) angetreten und hatte mit seiner Partei 13,9 Prozent der Wählerstimmen erhalten. Damit stellt die UDAR die drittstärkste Fraktion im ukrainischen Parlament. Seit vergangenen Dezember ist Klitschko auch Fraktionsvorsitzender. Tennis, Valencia: Philipp Kohlschreiber ist keine 24 Stunden nach seinem Sieg über Tommy Haas beim ATP-Turnier in Valencia ausgeschieden. Der Tennisprofi aus Augsburg verlor am Donnerstag im Achtelfinale 4:6, 3:6 gegen den russischen Routinier Michail Juschni. Tags zuvor hatte sich Kohlschreiber noch in drei Sätzen im deutschen Duell gegen Haas behauptet und damit dessen geringe Chancen auf die Teilnahme an der WM in London weiter verringert. Damit ist bei der mit 2,17 Millionen Euro dotierten Veranstaltung in Valencia kein deutscher Starter mehr dabei. Tennis, Basel: Tennisprofi Tobias Kamke hat beim ATP-Turnier in Basel den Viertelfinaleinzug verpasst. Der Lübecker unterlag im Achtelfinale am Donnerstag Edouard Roger-Vasselin nach einem engen ersten Satz mit 5:7, 3:6. Der Franzose hatte in der ersten Runde für eine Überraschung gesorgt und den an vier gesetzten Schweizer Stanislas Wawrinka besiegt. Die Hartplatz-Veranstaltung ist mit 1,99 Millionen Euro dotiert. Formel 1, Ferrari: Nach seinem Abschied bei Ferrari steht Formel-1-Pilot Felipe Massa (32) angeblich vor einem Wechsel zu Williams. Allerdings dementierte der Brasilianer vor dem Grand Prix von Indien (Sonntag, 10.30 Uhr/RTL und Sky), dass er sich bereits mit dem englischen Traditionsrennstall über einen Vertrag ab der kommenden Saison geeinigt habe. "Ich spreche mit ein paar Teams - auch Williams. Mehr gibt es im Moment nicht zu sagen", sagte Massa, der aber "zuversichtlich" sei, seine Karriere in der Königsklasse fortzusetzen. Brasilianische Medien hatten zuvor berichtet, dass der Wechsel bereits perfekt sei und Massa bei Williams Pastor Maldonado (Venezuela) ersetzt. Massa soll dem in finanzielle Not geratenen Team einen neuen Sponsor aus der Öl-Branche versprochen haben. "Ich werde wegen meiner Erfahrung zu einem Team wechseln, wegen all dem, was ich während meiner Karriere gezeigt habe", sagte Massa, "ich hoffe, dass ich ein Team finde, das mich deswegen will - und nicht wegen des Geldes. Zuerst will ich den Vertrag. Wenn dann ein Sponsor kommt, helfe ich dem Team und mir selbst." Bei Ferrari wird Massa nach der Saison durch den Finnen Kimi Räikkönen (Lotus) ersetzt. Bei Williams wird Massa aller Voraussicht nach Teamkollege von Valtteri Bottas (Finnland). Bundesliga, Phantomtor: Bayer 04 Leverkusen wird ohne rechtlichen Beistand in die Verhandlung um das Phantomtor von Stefan Kießling vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes gehen. "Wir werden auch keinen Anwalt mitnehmen, weil wir das nicht wollen, nicht brauchen", sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler nach dem 4:0-Sieg in der Champions League am Mittwochabend gegen Schachtjor Donezk. Kießling werde als Zeuge erscheinen. Völler sagte, dass man der Klärung der Angelegenheit gelassen entgegenblicke. Er setzte sich abermals dafür ein, dass die Restspielzeit nach dem skurrilen Treffer, der keiner war, absolviert werden sollte. Dies sei die fairere Variante. Gleichwohl werde Bayer das Urteil des Sportgerichts "anstandslos akzeptieren", sagte Völler beim TV-Sender Sky. Kießling hatte am Samstag in der 70. Minute beim Ligaspiel in Hoffenheim Richtung Tor geköpft. Der Ball war seitlich durch ein Loch im Netz ins Tor gegangen, der Münchner Schiedsrichter Felix Brych erkannte jedoch auf 2:0 für Bayer. Leverkusen hatte die Partie letztlich 2:1 gewonnen. Hoffenheim hatte fristgerecht Einspruch gegen die Wertung eingelegt. Radsport, Karriereende: Der 38 Jahre alte Radprofi Andreas Klöden hat seine Karriere beendet. Das meldete am Donnerstag der Weser-Kurier. Der zweifache Zweite der Tour de France (2004/2006) nannte gescheiterte Vertragsverhandlungen als einen Grund für die Beendigung seiner Laufbahn nach 16 Jahren. Klöden fuhr in den vergangenen Jahre für das Team RadioShack-Trek. Er hatte sich zuvor an der Seite seines Freundes Jan Ullrich im Team Telekom einen Namen gemacht. In der gemeinsamen Zeit holte er hinter Ullrich und Alexander Winokurow bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney die Bronzemedaille. Eine sogenannte Expertenkommission zur Aufklärung der Dopingvorwürfe gegenüber Ärzten der Abteilung Sportmedizin der Uni-Klinik Freiburg hatte 2009 in ihrem Abschlussbericht auch Dopingvorwürfe gegen Klöden erhoben. Der Wahlschweizer bestritt stets vehement jedwede Doping-Verstrickung. Die Staatsanwaltschaft Bonn hatte zuvor auf die Eröffnung eines Verfahrens verzichtet, nachdem Klöden ähnlich wie Ullrich eine Geldsumme für wohltätige Zwecke gespendet hatte. Handball, Bundesliga: Nationalspieler Uwe Gensheimer bleibt den Rhein-Neckar Löwen trotz hochkarätiger Angebote europäischer Spitzenklubs treu. Der 26-jährige Kapitän der Mannheimer verlängerte seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag beim Handball-Bundesligisten um zwei Jahre bis 2016. Neben dem amtierenden EHF-Pokalsieger hatten der deutsche Rekordmeister THW Kiel und der spanische Serienmeister FC Barcelona um die Dienste des Weltklasse-Linksaußen geworben und ihm ein Angebot unterbreitet. "Das Gesamtpaket war wichtig", sagte Gensheimer, der seit 2003 bei den Badenern spielt. Sowohl der private als auch der sportliche Aspekt habe bei seiner Entscheidung eine Rolle gespielt. "Wir haben charakterstarke Leute mit dem Biss und dem Willen, etwas Großes zu erreichen und um Titel mitzuspielen. Wir haben uns etwas aufgebaut, das wir in den nächsten Jahren zum Ziel führen wollen", sagte Deutschlands Handballer der Jahre 2011 und 2012. "Ich habe sehr viele Gespräche mit Uwe geführt. Er hat sich für seinen Verein entschieden. Für einen gemeinsamen Weg mit vielen Freunden und einer Mannschaft, die sich durchgekämpft und mit der er viel erlebt hat", sagte Löwen-Manager Thorsten Storm. Vor Gensheimer hatten bereits Rechtsaußen Patrick Groetzki, Spielmacher Andy Schmid sowie die beiden Kreisläufer Bjarte Myrhol und Gedeon Guardiola ihre Verträge bei Löwen verlängert. Bundesliga, Hertha BSC: Michael Preetz bleibt bis 2017 Manager beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC. Der 46-Jährige verlängerte seinen bis 2014 gültigen Vertrag wie erwartet vorzeitig um drei Jahre. Das teilte der Klub via Twitter mit. Im Mai wurde bereits der Vertrag von Trainer Jos Luhukay bis 2016 verlängert. Luhukay hatte sich für eine weitere Zusammenarbeit mit Preetz ausgesprochen. Preetz ist seit 2009 Manager des Klubs und war zuvor von 1996 bis 2003 Torjäger der Hauptstädter. Mit 93 Toren ist der siebenmalige Nationspieler und gebürtige Düsseldorfer noch heute Rekordtorschütze bei Hertha BSC. Schwimmen, Politik:Der Weltschwimmverband Fina hat Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate wegen der Diskriminierung israelischer Athleten verwarnt. Anlass waren verschiedene Vorfälle bei den Kurzbahn-Weltcups vergangene Woche in Dubai und Doha. Dabei soll nach Augenzeugenberichten eine Siegerehrung ausgefallen sein, um Israel nicht beim Namen zu nennen. Aus dem gleichen Grund war der Ländername des Staates bei der TV-Übertragung nicht eingeblendet worden, bei Vorläufen unterblieb die sonst übliche Vorstellung der Schwimmer mit ihrer Herkunft. Katar und Doha gehören zu den Ländern, die keine diplomatischen Beziehungen zu Israel unterhalten. Die FINA betonte in ihrer Mitteilung, sie habe nach den ersten Vorfällen dieser Art bei den Veranstaltern interveniert. Danach habe es keine diskriminierenden Aktionen bezüglich israelischer Schwimmer gegeben.
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Die Tennisspielerin gewinnt ihr Auftaktmatch beim WTA-Turnier in Miami. Der VfL Wolfsburg ist an Frankfurts Verteidiger Sebastian Jung interessiert. Steven Cherundolo hört mit sofortiger Wirkung auf und wechselt in den Trainerstab.
Tennis, Miami: Andrea Petkovic aus Darmstadt steht beim WTA-Hartplatzturnier in Miami in der zweiten Runde. Die 26 Jahre alte Fed-Cup-Spielerin kam am Mittwoch (Ortszeit) in ihrem Auftaktmatch zu einem 6:3, 6:4-Erfolg gegen Maria-Teresa Torro-Flor aus Spanien. Für ihren sechsten Sieg des Jahres benötigte Petkovic 90 Minuten. Sie trifft beim mit 5,43 Millionen Dollar dotierten Tennis-Turnier nun auf Alize Cornet. Die 24-jährige Französin konnte sie in vier Duellen erst einmal besiegen. Daniel Brands hat beim Tennis-Turnier der ATP-Serie in Miami den Einzug in die zweite Runde klar verpasst. Der Deggendorfer hatte am Mittwoch gegen Radek Stepanek keine Chance und unterlag dem Tschechen in nur 57 Minuten mit 3:6, 0:6. Fußball, Bundesliga: Der VfL Wolfsburg zeigt Interesse an Sebastian Jung vom Ligakonkurrenten Eintracht Frankfurt. VfL-Manager Klaus Allofs sieht den Rechtsverteidiger als mögliche Alternative zu Christian Träsch und Patrick Ochs, deren Verträge 2015 auslaufen. "Ich habe Sebastian bei Werder schon einmal ins Auge gefasst", sagte der frühere Bremer Manager Allofs dem Kicker: "Es hat sich nichts geändert, ich finde ihn noch immer gut." Der 23 Jahre alte Jung hatte bereits vor Jahresfrist mit Wolfsburg verhandelt, sich damals aber zur Verlängerung in Frankfurt bis 2015 entschieden. Eine Alternative für die rechte Abwehrseite soll zudem der Belgier Thomas Meunier vom FC Brügge sein. Fußball, Karriereende: Beim Hannover 96 geht eine Ära zu Ende. Der Fußball-Bundesligist teilte am Mittwoch mit, dass Kapitän Steven Cherundolo wegen anhaltender Knieprobleme mit sofortiger Wirkung sein Karriere beendet und als Co-Trainer der U23 zur Verfügung steht. "Es ist nicht einfach, wenn man dann als Profi seinen letzten Tag hat. Ich freue mich aber, dass ich im Verein an anderer Stelle weiter mitarbeiten darf", sagte der 35-Jährige, der seit 1999 bei Hannover unter Vertrag steht. "Respekt vor dieser Entscheidung", sagte 96-Präsident Martin Kind, der Cherundolo als "außergewöhnlichen Spieler und tollen Menschen" bezeichnete, dem Hannover eine Menge zu verdanken habe. Der US-Amerikaner klagt seit Monaten über Knieprobleme, musste sich bereits drei Operationen unterziehen und konnte in der aktuellen Saison nur zwei Einsätze bestreiten. Cherundolo ist Bundesliga-Rekordspieler der Niedersachsen (302 Einsätze/sechs Tore). Seit 1999 hat er zudem 87 Länderspiele für das aktuell von Jürgen Klinsmann betreute US-Team bestritten. Basketball, NBA: Nach einer durchwachsenen Vorstellung ihres deutschen Superstars Dirk Nowitzki mussten die Dallas Mavericks einen Rückschlag in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA hinnehmen. Die Texaner verloren vor eigenem Publikum am Mittwoch (Ortszeit) gegen die Minnesota Timberwolves 122:123 nach Verlängerung. Nowitzki war zwar mit 27 Punkten bester Werfer seines Teams, allerdings leistete sich der Würzburger viele Fehlwürfe im Spiel. Trotz der Niederlage liegen die Mavs im Kampf um die Playoff-Plätze aber gut im Rennen. Mit 41 Siegen und 28 Niederlagen rangieren sie auf dem achten Platz der Western Conference. Unterdessen sind die New York Knicks mit einem Sieg in die Ära Phil Jackson gestartet. Einen Tag nach der Vorstellung des früheren Erfolgstrainers als neuer Team-Präsident siegten die Knicks gegen die Indiana Pacers 92:86. Jackson ist mit elf Meistertiteln (sechs mit den Chicago Bulls und fünf mit den Los Angeles Lakers) der erfolgreichste Trainer der NBA-Historie. Skispringen, Simon Ammann: Der viermalige Skisprung-Olympiasieger Simon Ammann setzt seine Karriere trotz des enttäuschenden Abschneidens bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi fort. "Skispringen ist meine große Leidenschaft. Ich spüre, dass der Zeitpunkt für einen Rücktritt noch nicht gekommen ist. Ich bin überzeugt, dass ich mit einem guten Aufbau weiterhin in der Weltspitze springen kann", teilte der 32 Jahre alte Schweizer am Mittwoch mit. Bei den Winterspielen in Sotschi hatte Ammann, der 2002 und 2010 jeweils das Gold-Double schaffte, eine erhoffte Medaille klar verpasst. Nach intensiven Gesprächen mit seinem privaten und sportlichen Umfeld entschied er sich für eine weitere Saison. "Die Erfolge im ersten Teil der vergangenen Saison und auch die Erkenntnisse im Materialbereich sind vielversprechend. Deshalb verspüre ich große Motivation, weiterzumachen", erklärte Ammann. Ski alpin, Maria Höfl-Riesch: Das Rätselraten um Maria Höfl-Rieschs Zukunft endet am Flughafen in München. Dort bekommt die beste Abfahrerin des Winters am Donnerstag ihre Kristallkugel überreicht. Es ist die womöglich letzte ihrer Karriere. "Maria wird morgen ihre Entscheidung bekanntgeben, wie es weitergeht", teilte das Management der dreimaligen Olympiasiegerin auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit. Fährt sie noch die Weltmeisterschaften in den USA im Februar 2015 oder war der Sturz beim Weltcupfinale auf der Lenzerheide der Abschied von der Weltcupbühne - diese Frage soll im Beisein von DOSB-Präsident Alfons Hörmann beantwortet werden. Schon vor ihrer Abreise aus der Schweiz kündigte die Skirennfahrerin an, eine Entscheidung bald treffen zu wollen. "In den Urlaub möchte ich das nicht mitnehmen, den Urlaub möchte ich auf jeden Fall genießen. Ich glaube, das kann ich nur, wenn da klare Verhältnisse herrschen", sagte die 29-Jährige nach dem bitteren Ende ihrer Gesamtweltcupträume. Ein Muskelfaserbündelriss an der Adduktorengruppe des linken Oberschenkels, eine schwere Prellung am linken Schultergelenk, eine schwere Knochenprellung am Oberarmkopf sowie ein Kapseleinriss am Ellenbogen mit Muskelrissen lautete die Diagnose nach ihrem schweren Sturz. Tennis, Andy Murray: Wimbledonsieger Andy Murray und sein Trainer Ivan Lendl haben mit sofortiger Wirkung ihre Zusammenarbeit beendet. Der 26 Jahre alte Schotte gab die Trennung "in beiderseitigem Einvernehmen" auf seiner Homepage bekannt. Murray hatte den früheren Weltranglistenersten am 31. Dezember 2011 als Trainer verpflichtet und danach seine größten Erfolge gefeiert. Unter Lendl gewann der Brite Wimbledon (2013) sowie die US Open und Olympia-Gold (beides 2012). Einen Nachfolger benannte Murray noch nicht. "Ich werde Ivan ewig dankbar sein für seine harte Arbeit in den letzten beiden Jahren, die die erfolgreichsten in meiner Kariere waren", sagte Murray: "Ich werde mir jetzt etwas Zeit nehmen und die nächsten Schritte überdenken".Lendl fügt hinzu: "Es war eine fantastische Erfahrung für mich, in den beiden vergangenen Jahren mit Andy zu arbeiten. Er ist ein erstklassiger Kerl." Der gebürtige Tscheche will künftig wieder verstärkt auf der Senioren-Tour antreten. Curling, WM: Die deutschen Curlerinnen haben bei der Weltmeisterschaft im kanadischen Saint John im achten Spiel die siebte Niederlage kassiert. Gegen Olympiasieger Kanada verlor das Team um den neuen Skip Imogen Oona Lehmann knapp 5:7. Nach einer starken Leistung der im Schnitt erst 21 Jahre jungen Mannschaft stand es nach dem neunten End noch 5:5. Doch im letzten Durchgang hielten die deutschen Curlerinnen gegen den WM-Favoriten nicht mehr mit. Gegen die Chinesinnen mussten sich die deutschen Curlerinnen zuvor bereits 4:6 geschlagen geben. Bei noch drei ausstehenden Spielen hat Deutschland keine Chance mehr, das Halbfinale zu erreichen. Am Mittwochabend (23.30 Uhr) geht es im neunten Spiel der Vorrunde gegen Südkorea. DFB, Nachwuchs: Der deutsche U19-Nationalspieler Julian Green von Triple-Gewinner Bayern München hat sich für eine Zukunft im US-Trikot entschieden. Das teilte der Fußball-Verband der USA am Dienstag mit. Der 18-Jährige habe beim Weltverband FIFA einen entsprechenden Antrag gestellt. "Es war natürlich eine schwierige Entscheidung, die ich lange mit meiner Familie diskutiert habe", sagte Green. Der in Florida geborene Sohn einer Deutschen und eines Amerikaners war zuletzt von US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann erstmals in das Aufgebot des deutschen WM-Gruppengegners berufen worden. Beim Freundschaftsspiel gegen die Ukraine am 5. März war Green allerdings noch nicht spielberechtigt und trainierte nur mit. Basketball, NBA: Dennis Schröder bleibt mit den Atlanta Hawks in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA auf Erfolgskurs. Der 20-Jährige setzte sich mit den Hawks 118:113 nach Verlängerung gegen die Toronto Raptors durch und steuerte zum fünften Sieg in Serie fünf Punkte bei. Atlanta bleibt als Achter der Eastern Conference auf einem Play-off-Platz. Dank eines überragenden LeBron James siegte Meister Miami Heat bei den Cleveland Cavaliers 100:96. James erzielte beim Sieg über seinen Ex-Klub 43 Punkte, 25 davon im ersten Viertel. Mit 46 Siegen und 19 Niederlagen ist Miami weiter die Nummer zwei im Osten hinter den Indiana Pacers (50:17). Fußball in England: Der deutsche U 17-Nationalspieler Gedion Zelalem hat beim englischen Premier-League-Klub FC Arsenal seinen ersten Profivertrag unterschrieben. Das gab der Verein auf seiner Internetseite bekannt. Englische Medien berichteten, dass der Kontrakt bis Sommer 2017 laufen soll. "Gedion ist noch sehr jung, aber er hat schon sein phantastisches Talent gezeigt und wir sind alle sehr auf seine Entwicklung bei uns gespannt", sagte Arsenal-Trainer Arsène Wenger über den 17 Jahre alten gebürtigen Berliner. Arsenal verlängerte auch die Verträge der Mittelfeldspieler Aaron Ramsey und Santi Cazorla. Der 23-jährige Ramsey bleibt bis 2018 in Nord-London. Der 29 Jahre alte Spanier Cazorla verlängerte bis 2017.
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Die Polizei besucht den französischen Radrennstall. Mark Webber verlängert seinen Vertrag bei Red Bull und fährt damit weiter an der Seite von Sebastian Vettel. Karl-Heinz Rummenigge kritisiert den TV-Job von Bayern-Regionalliga-Trainer Mehmet Scholl, Gericht weist Beschwerde von Radprofi Lance Armstrong zurück, Jack Wilshere wird von der Uefa verwarnt.
Detailansicht öffnen Remy di Gregorio bei Präsentation: Heimreise nach Marseille (Foto: AFP) Tour de France, Razzia: Der französische Radprofi Remy Di Gregorio ist wegen der möglichen Verwicklung in eine Dopingaffäre am ersten Ruhetag der Tour de France in Polizeigewahrsam genommen worden. Für eine Befragung sei der 26-jährige Fahrer vom Team Cofidis in seine Heimatstadt Marseille gebracht worden, hieß es am Dienstag unter Berufung auf die Polizei. Zwei weitere Personen sollen ebenfalls verhört worden sein. Etwa zehn Beamte sollen das Mannschaftshotel von Cofidis in Bourg-en-Bresse durchsucht haben. Gegen Di Gregorio waren bereits im vergangenen Jahr Ermittlungen wegen des Verdachts auf Doping eingeleitet worden. Damals fuhr er noch für die Astana-Mannschaft. Das Team verweist bisher nur auf Medienberichte, hat aber für 16 Uhr eine Pressekonferenz in Mâcon angekündigt. Dort soll der Name des unter Verdacht geratenen Profis offiziell bekanntgeben werden. In Mâcon startet am Mittwoch die zehnte Etappe. Das Cofidis-Team ist schon seit vielen Jahren bei der Tour dabei, ist aber diesmal bislang nicht mit vorderen Platzierungen aufgefallen. Unter 22 Mannschaften belegt der französische Rennstall bei der 99. Frankreich-Rundfahrt derzeit den elften Platz im Teamklassement. Formel 1, Red Bull: Mark Webber wird auch im kommenden Jahr an der Seite von Formel-1-Doppelweltmeister Sebastian Vettel für Red Bull starten. Der 35-jährige Australier verlängerte seinen Vertrag mit dem österreichischen Rennstall um ein weiteres Jahr bis Ende 2013. Das gab Red Bull zwei Tage nach dem Sieg von Webber beim Großen Preis von Großbritannien am Dienstag in einer Pressemitteilung bekannt. Webber fährt seit 2007 für Red Bull und meinte: "Wir sind über die Jahre zusammengewachsen. Es fühlt sich absolut richtig an, eine weitere Saison bei Red Bull zu bleiben." Bundesliga, FC Bayern: Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat Kritik am TV-Job von Mehmet Scholl geübt. "Er ist Angestellter des FC Bayern. Ich sehe da eine gewisse Problematik", sagte der Vorstandsvorsitzende des deutschen Fußball-Rekordmeisters der Sport Bild: "Ich habe Mehmet in einem Gespräch kürzlich gesagt, dass ich das nicht glücklich finde." Allerdings habe Präsident Uli Hoeneß Scholl das TV-Engagement zugestanden. Scholl, der bei den Münchnern das Regionalliga-Team trainiert, ist bei der ARD als TV-Experte im Einsatz. Bei der EM hatte er für Aufsehen gesorgt, als er Bayern-Stürmer und Siegtorschütze Mario Gomez nach dem mühsamen Auftaktsieg gegen Portugal (1:0) mangelnde Einsatzbereitschaft vorgeworfen hatte. "Ich hatte zwischendrin Angst, dass er sich wund gelegen hat, dass man ihn wenden muss", lautete die viel diskutierte Kritik Scholls. Diese hatte auch beim FC Bayern für Verärgerung gesorgt. Fußball, polnische Nationalmannschaft: Waldemar Fornalik tritt die Nachfolge von Franciszek Smuda als polnischer Nationaltrainer an. Das teilte Verbandspräsident Grzegorz Lato nach einer Sitzung am Dienstag mit. "Es war eine lange Diskussion und keine einstimmige Entscheidung. Es gab aber eine deutliche Mehrheit", sagte der WM-Torschützenkönig von 1974. Fornalik hatte in der vergangenen Saison Ruch Chorzow überraschend zur polnischen Vize-Meisterschaft geführt. Smudas Vertrag war nach dem enttäuschenden EM-Vorrunden-Aus im eigenen Land nicht verlängert worden. Als Nachfolger für Smuda hatte Lato auch den ehemaligen Bundestrainer Berti Vogts ins Gespräch gebracht. Fornalik setzte sich bei der Abstimmung gegen zwei weitere Kandidaten durch und wird das Team erstmals am 15. August beim Länderspiel in Estland betreuen. Radsport, Lance Armstrong: Die von Lance Armstrong eingereichte Klage gegen die US-Anti-Doping-Agentur USADA ist nach nur wenigen Stunden abgewiesen worden. Richter Sam Sparks bezeichnete die Klageschrift als "überlang und polemisch", gibt dem siebenmaligen Tour-de-France-Sieger aber die Chance zu einer Überarbeitung. Innerhalb von 20 Tagen kann der 40-jährige Amerikaner beim Gericht in Austin/Texas eine neue Version einreichen, in der "kurz und klar detaillierte Fakten" dargelegt werden sollen. Das aktuelle Schreiben komme einer PR-Maßnahme gleich. "Wir werden ein Format vorlegen, dass den Anforderungen von Richter Sparks entspricht", sagte Armstrongs Rechtsanwalt Tim Herman unmittelbar nach der Entscheidung gegenüber der Washington Post. Spätestens am Mittwoch soll die verkürzte Neufassung vorliegen. Die erste Klageschrift umfasste 80 Seiten. Armstrong hatte sich dafür entschieden, gerichtlich gegen die Ermittlungen der USADA gegen seine Person vorzugehen. Die Klage bezichtigt die USADA, das verfassungsmäßige Recht eines Athleten auf eine faire Verhandlung zu verletzten. Außerdem sprechen Armstrongs Anwälte der Agentur die Zuständigkeit in dieser Angelegenheit ab, diese liege einzig beim Radsport-Weltverband UCI. Fußball, Real Madrid: Trainer Jose Mourinho vom spanischen Fußball-Rekordmeister Real Madrid kommt nach seiner Augenstecher-Attacke gegen Tito Vilanova vom FC Barcelona in der vergangenen Saison ohne Strafe davon. Wie der spanische Fußball-Verband RFEF am Dienstag mitteilte, ist die Sperre über zwei Spiele im Supercup genauso aufgehoben wie die Sanktion gegen Vilanova, der für ein Spiel gesperrt worden war. Mourinho hatte den damaligen Assistenz-Trainer Vilanova, der inzwischen den Chef-Trainerposten von Josep Guardiola übernommen hat, in der Nachspielzeit bei der 2:3-Niederlage im Supercup-Rückspiel am 17. August 2011 in Barcelona am Spielfeldrand attackiert und ihm seinen Finger ins Auge gebohrt. Vilanova hatte sich mit einem Schlag an Mourinhos Hinterkopf revanchiert. Barcelonas Präsident Sandro Rosell hatte allerdings bereits vor der Bekanntgabe angekündigt, bei einem Freispruch Mourinhos auf Konfrontationskurs mit dem RFEF zu gehen: "Wir werden nicht akzeptieren, dass eine Aggression gegen unseren Trainer ungeahndet bleibt." Fußball, Wettverbot: Die Uefa hat Profi Jack Wilshere vom FC Arsenal wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Wettverbot verwarnt. Der europäische Fußballverband erklärte, er habe die Verwarnung gegen Wilshere aufgrund von Twitter-Beiträgen während eines Champions-League-Spiels aus dem vergangenen Dezember ausgesprochen. Damals hatte der während der gesamten Saison verletzte Profi auf dem Online-Dienst geschrieben, er würde einiges darauf setzen, dass sein Teamkollege Emanuel Frimpong das erste Tor gegen den griechischen Klub Olympiakos Piräus schieße. Als Frimpong einen Treffer knapp verfehlte, schrieb Wilshere: "Frimmy hat mir gerade fast einiges Geld eingebracht!" Später schrieb Wilshere, er sei sich bewusst, dass die Uefa-Regeln Wetten auf das eigene Team verbieten würden, daher habe er in Wirklichkeit gar kein Geld gesetzt. Laut Uefa wurde die Verwarnung auf Beschluss des Disziplinarausschusses bereits im Mai ausgesprochen. Geisterspiel für den Karlsruher SC: Die in die 3. Liga abgestiegenen Badener müssen ihr erstes Heimspiel der neuen Saison am 28. Juli gegen den Halleschen FC unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen. Das entschied das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Montag nach einer mündlichen Verhandlung. Damit folgte das Gremium dem Antrag des Kontrollausschusses, der wegen unsportlichen Verhaltens der KSC-Anhänger in fünf Fällen ermittelt hatte. "Das Urteil hat generalpräventive Bedeutung. Zuschauerausschreitungen haben an Zahl und Umfang erheblich zugenommen. Eine Geldstrafe oder ein Teilausschluss für ein Spiel in der 3. Liga hätten als Strafmaß nicht ausgereicht", sagte Hans E. Lorenz, der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts. Gegen das Urteil kann der Karlsruher SC binnen einer Woche Berufung vor dem DFB-Bundesgericht einlegen. Geahndet wurden vom Sportgericht insbesondere die Vorkommnisse beim Relegations-Rückspiel des KSC gegen Jahn Regensburg am 14. Mai 2012, als etwa 200 Karlsruher Zuschauer nach Spielende teilweise gewaltsam das Spielfeld stürmten, Pyrotechnik abbrannten und Ordner angriffen. Basketball, NBA: Basketballstar Dwyane Wade steht NBA-Champion Miami Heat rechtzeitig zum Start der Vorbereitung auf die neue Saison zur Verfügung. Wade, der dem US-Team wegen einer Knieverletzung bei den Olympischen Spielen in London (27. Juli bis 12. August) fehlt, wurde am Montag erfolgreich operiert und muss bis zu acht Wochen pausieren. Der Eingriff am linken Knie dauerte nur 20 Minuten. "Mir geht's prima. Ich bin in guten Händen", twitterte Wade nach der OP. Der 30-Jährige hatte in der abgelaufenen Saison der nordamerikanischen Profiliga mit Miami zum zweiten Mal den Titel geholt, unmittelbar nach dem Triumph wegen anhaltender Knieprobleme aber sein Aus für die Sommerspiele erklärt. Beim Olympiasieg 2008 in Peking war der achtmalige Allstar Topscorer des Team USA. FC Bayern, Andrea Pirlo: Der FC Bayern München hat Spekulationen über ein angebliches Interesse des Fußball-Rekordmeisters am italienischen Mittelfeldspieler Andrea Pirlo dementiert. "Der FC Bayern hat weder Juventus Turin ein Angebot unterbreitet, noch hat der FC Bayern Kontakt mit dem Spieler oder dessen Berater gehabt", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Montag auf der Internetseite des Klubs. In verschiedenen italienischen Medien war behauptet worden, der Rekordmeister habe für den Regisseur von Juventus Turin ein Angebot abgegeben. Ein möglicher Wechsel Pirlos wurde unter anderem am Rande kurz von der Gazzetta dello Sport erwähnt. Dort wurde das vermeintliche Bayern-Interesse im Zusammenhang mit einem Angebot von Paris Saint-Germain aufgeführt. Die Franzosen sollen angeblich schon eine Offerte in Höhe von zehn Millionen Euro gemacht haben. Laut dem Bericht hat Juve den Wechsel aber kategorisch ausgeschlossen.
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Bayerns Mittelfeldspieler kann sich einen Verbleib in München über 2015 hinaus vorstellen. Der BVB verlängert indes mit Torwart Roman Weidenfeller. Die Flensburger Handballer müssen die Saison ohne Lars Kaufmann beenden.
Bundesliga, FC Bayern: Franck Ribéry hat sich einmal mehr zu Bayern München bekannt und eine Vertragsverlängerung über 2015 hinaus in Aussicht gestellt. "Gerne" sei er zu einer längeren Zusammenarbeit bereit, sagte der 29-Jährige dem kicker: "Ich bin sehr glücklich hier. Falls es möglich ist, einen neuen Kontrakt zu unterschrieben - warum nicht?" Der französische Nationalspieler steht seit 2007 beim deutschen Fußball-Rekordmeister unter Vertrag und hatte zuletzt bereits mehrmals geäußert, sich auch ein Karriereende in München vorstellen zu können. Sportvorstand Matthias Sammer sagte zudem im kicker, dass der FC Bayern Rechtsverteidiger Rafinha "auf keinen Fall abgeben möchte". Der Brasilianer, der am Samstag beim 1:1 in Dortmund Gelb-Rot gesehen hatte, steht noch bis 2014 unter Vertrag. Rafinha ist aber mit seiner Rolle als Ersatz für Kapitän Philipp Lahm nicht zufrieden. NBA, Playoffs: Titelverteidiger Miami Heat hat den Auftakt der Viertelfinalserie der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA verpatzt. Das Star-Ensemble aus Florida musste sich in eigener Halle den Chicago Bulls mit 86:93 geschlagen geben. Nate Robinson war im ersten Spiel der Serie best of seven mit 27 Zählern bester Werfer der Gäste. Zudem punkteten Jimmy Butler (21), Joakim Noah (13), Taj Gibson (12) und Marco Belinelli (10) zweistellig. Bei den Heat war LeBron James mit 24 Punkten am erfolgreichsten. Der Forward war vor Spielbeginn für seine Wahl zum wertvollsten Spieler (MVP) ausgezeichnet worden. Im Duell zwischen den Golden State Warriors und den San Antonio Spurs feierten die Spurs nach zweimaliger Verlängerung einen 129:127-Sieg und gingen in ihrem Conference-Halbfinale im Westen mit 1:0 in Führung. 44 Punkte des überragenden Stephen Curry reichten den Warriors am Ende nicht. Tony Parker war mit 28 Punkten bester Werfer der Spurs, die sich dank eines furiosen Endspurts und einer geschlossenen Teamleistung mit weiteren zweistelligen Wurfquoten von Danny Green (22), Tim Duncan (19), Kawhi Leonard (18), Manu Ginobili (16) und Gary Neal (10) durchsetzten. NHL: Dennis Seidenberg und die Boston Bruins sind in Runde eins der NHL-Playoffs mit 2:1 in Führung gegangen. Der Stanley-Cup-Sieger von 2011 gewann Spiel drei bei den Toronto Maple Leafs 5:2, damit fehlen den Bruins in der best-of-seven-Serie der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga noch zwei Siege zum Einzug ins Conference Halbfinale. Verteidiger Seidenberg spielte 26:02 Minuten, nur der Slowake Zdeno Chara (27:31) bekam mehr Eiszeit. Die New York Rangers schafften mit einem hart erkämpften 4:3 gegen die Washington Capitals den 1:2-Anschluss. Im Madison Square Garden erzielte Derek Stepan nach 53 Minuten den Siegtreffer. 2:2 steht es im Duell zwischen den Detroit Red Wings und den Anaheim Ducks. Detroit glich durch das 3:2 nach Verlängerung aus, Damian Brunner traf zum Sieg. Die Los Angeles Kings schafften ebenfalls den Ausgleich zum 2:2 in der Play-off-Serie. Der Titelverteidiger gewann gegen die St. Louis Blues 4:3. Bundesliga, Borussia Dortmund: Torwart Roman Weidenfeller hat seinen Vertrag vorzeitig bis 2016 verlängert. Das teilten die Westfalen am Montag mit. Der ursprüngliche Kontrakt des 32-Jährigen beim Champions-League-Finalisten lief bis zum Ende der kommenden Saison. Weidenfeller steht seit 2002 in Dortmund zwischen den Pfosten. "Wir sind sehr froh, dass Roman uns seine Zusage gegeben hat. Er ist ein außergewöhnlich starker Torhüter, der konstant Top-Leistungen zeigt und großen Anteil an den Deutschen Meisterschaften 2011 und 2012 sowie am Einzug ins Finale der Königsklasse in der laufenden Saison hatte", erklärte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc zur Einigung mit dem Schlussmann. Weidenfeller bekundete, "nie an einen Wechsel zu einem anderen Klub gedacht" zu haben. Champions-League-Finale: Knapp 500 000 Fans von Borussia Dortmund haben sich um eine Karte für das Champions-League-Finale gegen Bayern München am 25. Mai in London beworben. Das teilte der Fußball-Bundesligist am Montag nach dem Ende der Bestellfrist mit. Insgesamt stehen dem Revierclub jedoch nur 24 042 Tickets zur Verfügung. Mitglieder, Fanclubs und Dauerkarten-Inhaber werden bei der nun anstehenden Auslosung bevorzugt behandelt. Nur fünf 5 Prozent der Tickets gehen an freie Bewerber ohne Mitgliedsausweis oder Dauerkarte. Bundesliga, Düsseldorf: Fortuna Düsseldorf hat Heinrich Schmidtgal verpflichtet. Wie der Tabellen-15. der Fußball-Bundesliga am Montag mitteilte, soll der 27 Jahre alte Linksfuß von der kommenden Saison an den Kader verstärken. Der Deutsch-Kasache vom Ligakonkurrenten Greuther Fürth erhielt einen Vertrag bis zum 30. Juni 2015. "Ich hatte sehr gute Gespräche mit den Verantwortlichen, die mich ligaunabhängig von ihrem Konzept überzeugt haben. Man hat sich sehr um mich bemüht, obwohl ich keine einfache Rückrunde mit einigen Verletzungsproblemen hinter mir habe", sagte Schmidtgal. Premier League: In der englischen Premier League trennten sich am Montagabend der AFC Sunderland und Stoke City unentschieden, das Spiel endete mit einem 1:1. Handball, SG Flensburg-Handewitt: Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt muss im Rennen um die Champions-League-Plätze auf Nationalspieler Lars Kaufmann verzichten. Das Rückraum-Ass fällt aufgrund einer Knieverletzung für die letzten fünf Spiele aus und beendet die Saison auf Anraten der Mannschaftsärzte vorzeitig. "Ich konnte wegen anhaltender Schmerzen in den vergangenen Wochen kaum trainieren und nur selten mein volles Leistungsvermögen abrufen", sagte Kaufmann, der sich seit Monaten mit Problemen im linken Knie herumplagt, dem NDR. Eine Arthroskopie soll Aufschluss über die Ursache geben. Erst nach der Untersuchung wird entschieden, ob eine Operation nötig ist. Vizemeister Flensburg rangiert in der Bundesliga zurzeit auf dem dritten Platz. Der Vorsprung auf den Vierten, Füchse Berlin, beträgt einen Punkt. Der HSV Hamburg liegt als Fünfter vier Punkte hinter der SG. Die ersten drei Mannschaften qualifizieren sich direkt für die Champions League, der vierte Platz berechtigt wohl zur Teilnahme an einem Qualifikationsturnier. Tennis, Frauen und Männer: Angelique Kerber hat beim Tennisturnier in Madrid das Achtelfinale erreicht. Die Weltranglisten-Sechste aus Kiel besiegte am Montag die Französin Alizé Cornet 6:4, 6:2. Kerbers nächste Gegnerin bei der mit 4,033 Millionen Euro dotierten WTA-Veranstaltung ist die Siegerin des russischen Duells zwischen Nadia Petrowa und Swetlana Kusnezowa. Ebenfalls noch im Turnier vertreten sind aus deutscher Sicht Sabine Lisicki und Julia Görges. Beim gleichzeitig stattfindenden ATP-Turnier erreichte Florian Mayer die zweite Runde. Der Bayreuther bezwang den Australier Marinko Matosevic mit 6:2, 6:7 (3:7), 6:4. Matosevic war erst nachträglich als sogenannter Lucky Loser noch ins Hauptfeld gerutscht. Im zweiten und dritten Satz gab Mayer jeweils ein Break wieder aus der Hand, nutzte aber nach 2:22 Stunden schließlich den ersten Matchball. Der Davis-Cup-Spieler steht nun vor einer schweren Aufgabe. Nächster Gegner ist Olympiasieger und US-Open-Champion Andy Murray. Der an Nummer drei gesetzte Schotte hatte zunächst ein Freilos bei der mit 4,3 Millionen Euro dotierten Herren-Veranstaltung. Tobias Kamke schied dagegen in der ersten Runde aus. Der Lübecker gab gegen den Spanier Nicolas Almagro auf, nachdem er den ersten Satz 4:6 verloren hatte. Fußball, Frankreich: Der englische Skandal-Fußballer Joey Barton von Olympique Marseille ist nach Beleidigung des brasilianischen Nationalspielers Thiago Silva glimpflich davongekommen. Wie Olympique mitteilte, belegte die Ethikkommission des französischen Verbandes FFF den 30-Jährigen wegen unangemessener Kommentare mit einer Sperre von zwei Spielen auf Bewährung. Barton, der derzeit von den Queens Park Rangers aus der englischen Premier League nach Marseille ausgeliehen ist, hatte Innenverteidiger Silva von Tabellenführer Paris St. Germain via Twitter als "Pussy" und "übergewichtigen Ladyboy" bezeichnet. Radsport, Giro d'Italia: Der italienische Radprofi Luca Paolini hat die dritte Etappe des 96. Giro d'Italia gewonnen. Der 36 Jahre alte Routinier vom Team Katjuscha setzte sich nach 222 km zwischen Sorrent und Marina di Ascea vor dem früheren Tour-Sieger Cadel Evans (Australien/BMC) und Titelverteidiger Ryder Hesjedal (Kanada/Garmin) durch. Paolini, der seinen ersten Giro überhaupt bestreitet, übernahm auch das Rosa Trikot des Gesamtführenden. Am letzten Anstieg der Etappe, die mit dem San Mauro Cilento (2. Kategorie) und der Sella di Catona (3. Kategorie) die ersten beiden nennenswerten Berge der Rundfahrt zu bieten hatte, griff Hesjedal an, nach wenigen Kilometern wurde er allerdings von einer Gruppe unter der Führung des italienischen Hoffnungsträgers Vincenzo Nibali (Astana) gestellt. In der hektischen Schlussphase mit einigen Stürzen attackierte Paolini sieben Kilometer vor dem Ziel und konnte sich entscheidend absetzen. Am Dienstag führt das vierte Teilstück über 246 km von Policastro Bussentino nach Serra San Bruno. Kurz vor dem Ziel steht ein Anstieg der 2. Kategorie an, ein Massensprint ist daher unwahrscheinlich. BBL, Artland Dragons: Basketball-Trainer Stefan Koch verlässt nach vier Jahren die Artland Dragons. Der 49-Jährige hatte den Bundesligaclub aus Quakenbrück 2010 übernommen und danach immer Einjahresverträge unterzeichnet. Ein neuerliches Angebot lehnte Koch aus privaten Gründen ab. "Fakt ist, dass mein Sohn eingeschult wird und dass das ,Trainer sein' mit Einjahresverträgen nicht mit meiner familiären Situation kompatibel ist", begründete der Coach am Montag in einer Mitteilung des Vereins seine Entscheidung. Koch wird das Dragons-Team bis zum Ende der aktuellen Spielzeit weiterhin betreuen. Die Niedersachsen haben die Bundesliga-Hauptrunde auf Platz sechs beendet und liegen im Playoff-Viertelfinale gegen Vizemeister ratiopharm Ulm mit 0:1 zurück. "Natürlich ist die Saison jetzt für uns noch nicht vorbei. Und wir werden alles daransetzen, dass sie auch nach dem Playoff-Viertelfinale noch nicht vorbei ist", sagte der Bruder des Bonner Trainers Michael Koch.
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Im Derby gegen Atletico Madrid gewinnt Real 4:1, Manchester United verliert. Uefa-Präsident Michel Platini regt sich über die Hotelpreise in der Ukraine auf, der polnische Verband bestätigt das EM-Aus von Slawomir Peszko. Der erkrankte Ex-Fifa-Boss Joao Havelange verlässt die Intensivstation. Sport kompakt
Radsport, Verletzung: Tony Martin ist beim Training in seiner Schweizer Wahlheimat mit einem Auto kollidiert und hat sich beim Unfall ernste Kopfverletzungen zugezogen. Der Zeitfahr-Weltmeister flog bei dem Zusammenstoß am Mittwoch durch die Scheibe des Wagens, Martin verlor dabei das Bewusstsein. Der 26-Jährige erlitt bei der folgenschweren Kollision nahe seines Wohnortes Kreuzlingen/Bodensee einen Jochbein- und Kieferbruch. Eventuell ist auch die Augenhöhle betroffen. Der Radprofi vom Team QuickStep wurde ins Kantonsspital von Münsterlingen gebracht und zunächst auf der Intensivstation betreut. Donnerstag wurde Martin in die Universitätsklinik Zürich verlegt, seine Familie ist bei ihm. Der Manager des gebürtigen Cottbusers gab inzwischen Entwarnung. "Es ist nicht so tragisch wie zuerst angenommen", sagte Jörg Werner dem sid. "Er ist kämpferisch und will in zehn Tagen wieder auf dem Rad sitzen." Detailansicht öffnen Feiernde Madrilenen: Real besiegte im Stadtderby Atletico mit 4:1. (Foto: AFP) Martin muss sich einer Gesichtsoperation unterziehen, dazu müssen allerdings erst die Schwellungen zurückgehen. Der Eingriff wird voraussichtlich Anfang der kommenden Woche in Zürich von Spezialisten vorgenommen. Warum es zum Zusammenstoß kam, ist noch unklar. "Tony kann sich an den Unfall nicht erinnern", sagte Werner. Er sei aber optimistisch und könne normal sprechen. Martins Teilnahme an den Olympischen Spielen ist trotz der schweren Verletzungen nicht gefährdet. Dagegen wird Martin nach derzeitigem Stand nicht wie geplant bei der Tour de Romandie (24. bis 29. April) und dem Rennen "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" (1. Mai) starten. Fußball, Spanien: Cristiano Ronaldo hat Spaniens Rekordmeister Real Madrid nach drei Patzern binnen vier Wochen wieder zurück in die Erfolgsspur gebracht. Mit drei Toren des Weltklassespielers (25./68./87.) und einem Treffer vom eingewechselten Jose Callejon (87.) kamen die Königlichen zu einem 4:1 (1:0)-Sieg im Stadt-Derby gegen Atletico Madrid. Real hat damit im Kampf um den Gewinn des 32. Meistertitels nachgelegt und nun vier Punkte Vorsprung auf Verfolger FC Barcelona. Die beiden deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Sami Khedira waren mit von der Partie, wobei Özil erst nach der Pause für Kaka kam. Die Los Rojiblancos, bei denen Radamel Falcao (55.) per Kopf zum zwischenzeitlichen Ausgleich traf, rangieren weiterhin auf dem siebten Platz und liegen sechs Punkte hinter einem Qualifikationsplatz für die Champions League. Formel 1, Bahrain: Der Automobil-Weltverband Fia sieht aktuell keinen Grund für eine Absage des Formel-1-Rennens in Bahrain. "Es hat sich für uns absolut nichts geändert", sagte ein Fia-Sprecher dem sid: "Wir stehen in ständigem Kontakt mit Vertretern vor Ort und allen Botschaften. Derzeit gibt es für uns noch keinen Grund, von unserer vor der Saison getroffenen Entscheidung abzurücken, Bahrain in den Kalender aufzunehmen." Das Rennen im Golfstaat ist für den 22. April geplant. Zuletzt hatten sich nach neuerlichen Unruhen die Stimmen gemehrt, das Rennen wie im letzten Jahr abzusagen. Sogar Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hatte erstmals Verständnis für Sicherheitsbedenken auch aus Reihen der Teams geäußert. Am Montagabend waren bei einem Bombenanschlag in Bahrain sieben Polizisten verletzt worden. Basketball, Bundesliga: Die Brose Baskets aus Bamberg sind an der Spitze der Basketball-Bundesliga nicht zu stoppen. Am Mittwochabend gewann der deutsche Meister sein Heimspiel gegen die Baskets Würzburg souverän 83:67 (41:23) und weist nun 56:6 Punkte auf. Der FC Bayern München gewann sein Auswärtsspiel bei den New Yorker Phantoms Braunschweig 91:88 (44:41). Zwischen den Bayern und den New Yorker Phantoms entwickelte sich eine enge Partie, in der die Führung mehrfach wechselte. Am Ende hatte das Team von Dirk Bauermann das bessere Ende für sich. Als erfolgreichster Korbjäger der Münchner zeichnete sich Jonathan Wallace mit 22 Punkten aus, für die Niedersachsen erzielte Branko Jorovic 21 Punkte. Fußball, England: Spitzenreiter Manchester United hat die erste Niederlage nach acht Siegen in der englischen Premier League kassiert. Die Mannschaft von Fußball-Trainer Sir Alex Ferguson unterlag am Mittwochabend überraschend beim abstiegsbedrohten Club Wigan Athletic mit 0:1. Das Tor erzielte Shaun Maloney in der 50. Minute. Dagegen feierte Stadtrivale und Verfolger Manchester City einen 4:0-Erfolg vor heimischer Kulisse gegen West Bromwich Albion. City verkürzte nach 33 Spieltagen den Rückstand auf fünf Punkte. Am 30. April treffen die beiden Teams direkt aufeinander. Einen lockeren Sieg fuhr auch der FC Arsenal ohne den verletzten deutschen Nationalspieler Per Mertesacker ein. Die Gunners lagen beim 3:0 (2:0)-Erfolg bei den Wolverhampton Wanderers schon früh durch die Treffer von Robin van Persie per Elfmeter (9.) und Theo Walcott (11.) in Führung. Yossi Benayoun (69.) sorgte für den Endstand. Arsenal ist mit 64 Punkten Dritter. Fußball, Italien: Juventus Turin hat sich in der italienischen Fußball-Meisterschaft dank Altstar Alessandro Del Piero wieder an die Tabellenspitze geschoben. Am 32. Spieltag feierte der Rekordchampion im Spitzenspiel gegen Lazio Rom, das weiter auf den am Oberschenkel verletzten Nationalstürmer Miroslav Klose verzichten musste, einen 2:1 (1:0)-Heimsieg. Mit 68 Punkten setzte sich Juventus wieder vor den AC Mailand (67), der bereits am Dienstag mit 1:0 bei Chievo Verona gewonnen hatte. Simone Pepe (29.) und der 37-jährige Del Piero (82.), der sein 207. Ligator erzielte, trafen für Juventus, Stefano Mauri (45.) hatte den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt. Fußball, EM: Uefa-Präsident Michel Platini hat die Hotelbesitzer im EM-Co-Gastgeberland Ukraine wegen der weiterhin explodierenden Preise als "Betrüger und Ganoven" bezeichnet. "Ich bin äußerst verärgert. Und es nervt mich, dass wir große Investitionen getätigt haben und nun den Leuten sagen müssen, dass sie nicht in die Ukraine kommen können, weil Betrüger und Ganoven eine Menge Geld während der Euro machen wollen", sagte Platini. In der vergangenen Woche hatte der stellvertretende Ministerpräsident der Ukraine, Boris Kolesnikow, "akzeptable" Preise gefordert. "Armut erzeugt Gier. Wir haben unseren Hotels vor zehn Jahren die Schulden erlassen, um ihre Entwicklung zu fördern. Wir haben auf ihre Loyalität gezählt, aber sie erhöhten die Preise", sagte Kolesnikow. So sollen in Einzelfällen für Zimmer, für die normalerweise 28 Euro verlangt werden, inzwischen 210 Euro veranschlagt worden sein. Fußball, EM: Der polnische Fußballverband PZPN hat das EM-Aus für den Kölner Bundesliga-Profi Slawomir Peszko bestätigt. Der polnische Nationalspieler musste am vergangenen Samstag nach einem Streit mit einem Taxifahrer die Nacht in einer Ausnüchterungszelle ausklingen lassen. Polens Nationaltrainer Franciszek Smuda erklärte daraufhin, dieses Verhalten sei nicht mit der Würde des Teams vereinbar. Er werde Peszko nicht für die EM im eigenen Land in die Mannschaft berufen. Peszkos Teamkollegen in der Nationalmannschaft wollen sich trotz der Entscheidung von Trainer und Verband doch noch für eine EM-Teilnahme Peszkos einsetzen. "Ich werde sicherlich mit dem Trainer reden und wenn es irgendwie möglich ist, Slawek verteidigen", sagte Mannschaftskapitän Jakub Blaszczykowski der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Fußball, Hoffenheim: Stürmer Srdjan Lakic hat keine Zukunft bei 1899 Hoffenheim. Der Kroate kehrt nach Angaben Vereins zur neuen Saison zum VfL Wolfsburg zurück. Lakic war in der Winterpause ausgeliehen worden und seitdem nur sechsmal zum Einsatz gekommen. Dabei gelang ihm kein Tor. Zudem war er wegen einer Kreuzbandzerrung einige Zeit ausgefallen. Fußball, Fifa: Der frühere Fifa-Präsident Joao Havelange hat die Intensivstation im Samaritano Hospital in Sao Paulo (Brasilien) verlassen. Das gaben die Ärzte des Hospitals per Pressemitteilung am Mittwoch bekannt. Seit nunmehr drei Wochen befindet sich der 95-Jährige wegen einer schweren Infektion am rechten Knöchel im Krankenhaus. Noch am vergangenen Montag hatte sich der Zustand des Brasilianers verschlechtert, Havelange litt nach Angaben der Ärzte an Herz- und Atemproblemen. Nun habe sich der Zustand des ehemaligen Funktionärs den zweiten Tag in Folge stabilisiert, wurden die behandelnden Ärzte in der Mitteilung zitiert. Havelange war von 1974 bis 1998 Fifa-Präsident. Er trat im vergangenen Jahr von seinem Posten im Internationalen Olympischen Komitee IOC zurück. Offiziell führten gesundheitliche Gründe zu diesem Schritt. Havelange wurde jedoch auch mit Geldzahlungen des früheren Fifa-Marketingpartners ISL an seine Person in Verbindung gebracht. Fußball, Olympia: Felix Brych und Bibiana Steinhaus pfeifen beim olympischen Fußball-Turnier in London. "Beide stehen für eine moderne Spielleitung, sind sehr kommunikativ, sehr geradlinig", sagte Herbert Fandel, der 2000 in Sydney bei Olympia selbst pfiff. 2004 in Athen war kein deutsche Schiedsrichter dabei, 2008 vertrat Wolfgang Stark den DFB: Der 42-Jährige war auch bei der WM 2010 in Südafrika dabei und ist für die bevorstehende EM in der Ukraine und Polen nominiert.
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Wie eine Ohrfeige: Emrah Serbes' Krimis spielen in einem aufgekratzten Ankara. In dessen Abgründe passt immer eine Leiche.
Was soll man schon erwarten von einer Stadt, in der selbst das Wetter charakterlos ist? Hin- und hergerissen zwischen Schnee und Regen, der Himmel kaffeebraun. Behzat Ç., Hauptkommissar bei der Mordkommission Ankara, flucht ausgiebig, auch auf das Wetter, trinkt zu viel, raucht Kette und tut auch sonst noch ein paar Dinge, die ein Türke nicht tun sollte, jedenfalls dann nicht, wenn er Staatsbeamter ist. Deshalb darf der berühmteste TV-Kommissar der Türkei auch nur auftreten, wenn jede Bierflasche in seinen Händen auf dem Bildschirm gepixelt ist und jeder Fluch aus seinem Mund in einem Piepton untergeht. Das hört sich dann oft minutenlang so an: piep, pieppiep, piieep. Was wiederum sehr komisch sein kann. Die vielen türkischen Fans von Behzat Ç. nehmen das alles klaglos hin. Für ihre Liebe zu dem ungeschliffenen Helden tragen sie es sogar mit Fassung, dass diese Kriminalgeschichten nicht in Istanbul spielen, wo das Leben stets unberechenbar, voller Wucht und überwältigend aufregend ist, sondern in Ankara, das der echte Istanbuler für ein kreuzlangweiliges und völlig verschnarchtes anatolisches Kaff hält. Doch fährt man erst mal eine Weile mit Behzat Ç. in einem schlecht gefederten Polizeiwagen durch die türkische Hauptstadt, dann wirkt diese bald gar nicht mehr so mausgrau und aufgeräumt. Abgründe tun sich da vielmehr auf in einer Fünf-Millionen-Metropole, so groß, dass immer wieder eine Leiche hineinpasst. Während der Proteste wurden die Schwäne im Park vor dem Tränengas geschützt Beispielsweise im idyllischen Schwanenpark, mitten in der Stadt, wo "Verschütt gegangen" spielt, der zweite ins Deutsche übersetzte Roman von Emrah Serbes. "In Ankara hat jeder einen Bekannten, der ein politisches Amt bekleidet, oder ist selbst in der Politik", sagt der türkisches Schriftsteller Serbes. "Deshalb ist die Stadt so gut geeignet für politische Krimis." ‹ › Ankara hat das Umbaufieber erfasst. Das bietet Gelegenheit für undurchsichtige Geschäfte... Bild: imago ‹ › ...und dem Autor Emrah Serbes Stoff für düstere Geschichten. Bild: Vedat Arik/Binooki Wird geladen ... Serbes ist der Erfinder des subversiven Polizisten mit dem großen Herzen und dem kurzen Nachnamen, von dem man immer nur den Anfangsbuchstaben erfährt. Dieser Behzat hat den erst 34-jährigen Autor berühmt gemacht. Es gab 96 Folgen von je 90 Minuten im Fernsehen, bei Youtube sind sie immer noch Hits, auch wenn die letzte schon im Mai 2013 ausgestrahlt wurde. "Dann explodierte Gezi", sagt Serbes. Der heiße Protestsommer, dem in der Türkei die politische Kälte folgte. Serbes schilderte während des Aufruhrs live in einem Internet-TV-Kanal, was er auf der Straße vor sich sah: prügelnde Polizisten zum Beispiel. "Es war alles frisch, ich war wütend", erinnert sich der Türke, der fast schüchtern, ja verlegen wirkt, wenn er von sich selbst erzählt. "Ich sah da auf dem Bildschirm wichtiger aus, als ich bin." Für Recep Tayyip Erdoğan, inzwischen Präsident und damals Premier, war Serbes jedenfalls wichtig genug, um gegen ihn Strafanzeige wegen Beleidigung zu erstatten. "Sie verlangten zwölf Jahre Haft, aber ich wurde freigesprochen. Danach wurde der Richter versetzt. Wir leben in einer kafkaesken Zeit", sagt Serbes. Heute könnte er eine Serie wie Behzat Ç. wahrscheinlich gar nicht mehr drehen, glaubt Serbes. Inzwischen lebt Serbes in Istanbul, nach Ankara, wo er studiert hat, kommt er nur noch selten. Aber er hat die Stadt im Kopf, seit er dort die Universität für Sprache, Geschichte und Geografie besucht hat. Und seine Krimi-Schauplätze gefunden hat. Einen gleich gegenüber von seiner Hochschule: "Da steht der Justizpalast. Das ist ein riesiges Labyrinth, ein Ort zum Ersticken." Von Istanbul nach Ankara gibt es seit ein paar Monaten den Yüksek Hizli Tren, einen Hochgeschwindigkeitszug. Der jagt mit bis zu 250 Stundenkilometern durch die zersiedelte Landschaft, während auf den Deckenmonitoren im Fahrgastraum Bilder von Fantasiestädten zu sehen sind, durch die ebenfalls Züge rasen - abwechselnd mit Fotos von Erdoğan. Wenn der echte Zug nach etwa vier Stunden in den Bahnhof von Ankara einrollt, ist die schöne neue türkische Welt nicht mitgekommen. Der alte Ankara Garı im Art-déco-Stil wirkt wie ein Eisenbahnmuseum. Ein neuer Bahnhof wird schon gebaut, ein Stück entfernt vom alten. Das Stadtumbaufieber hat nach Istanbul auch Ankara erfasst. Das große Monopoly bietet reichlich Gelegenheiten für undurchsichtige Geschäfte und viel Stoff für düstere Geschichten. Detailansicht öffnen (Foto: SZ Grafik) So ist jüngst schon ein Teil des Atatürk-Waldes, eines beliebten Refugiums am Stadtrand, für Erdoğans Riesenpalast geopfert worden. Eher erfreulich ist dagegen das Verschwinden eines anderen Wahrzeichens, das Serbes in "Verschütt gegangen" noch als "Miniaturausgabe" Ankaras porträtiert. "Man stelle sich einen Ort vor, an dem eine Moschee, ein Parkhaus, eine öffentliche Toilette, Kaldaunen-, Gewürz- und Gemüsehändler, Bars mit Rockmusik und solche mit türkischer Volksmusik, Vergnügungslokale, Einwohnermeldeamt und Buchhalter verschiedener Ministerien miteinander koexistieren." Dieses SSK-Gebäude (SSK steht für die türkische Sozialversicherung) war ein Schreckensbeispiel misslungener Behördenarchitektur. Nun ist das SSK weg, das heißt, das Haus ist noch da, aber es ist so aufgehübscht , dass man es lange suchen muss. Drinnen, im Foyer, glänzt jetzt schwarzer Marmor, eine freundliche Türkin greift alle paar Minuten zu einem bimmelnden Telefon. Cözüm Merkezi, Problemlösungszentrum, steht auf einem Schild auf ihrem Tisch. Die Telefon-Dame erzählt, die Anrufer beschwerten sich bei ihr über schmutzige Straßen, wilde Hunde, solche Sachen. "Wir helfen, wo wir können, auch über Facebook und Twitter", sagt die Problembehandlerin mit einem Lächeln, das auch Behzat Ç. schwach gemacht hätte. Sie arbeitet für die Verwaltung des zentralen Stadtbezirks Çankaya, in dem die linke Oppositionspartei CHP das Sagen hat. Die versucht, sich mit Diensteifer von der regierenden islamisch-konservativen AKP Erdoğans abzusetzen, weshalb auch in dem schon erwähnten Schwanenpark Bäume und Mäuerchen mit Plakaten und Graffiti dekoriert sein dürfen. Besonders beliebt als Wanddekoration ist der Pinguin mit Gasmaske, seit Gezi ein Symbol für den Protest gegen Erdoğan. Fast überall sonst in der Stadt wurden die Pinguine überpinselt, nicht aber in dem Park mit den japanischen Brückchen und beschatteten Ruhebänken. Während der Protest-Wochen wurden die Schwäne aus dem Teich geholt und in Sicherheit gebracht, damit sie durch das Tränengas keinen Schaden nehmen. Sie sind wieder zurück. Info Anreise: Direktflug von München nach Ankara mit Lufthansa, hin und zurück ab etwa 300 Euro; Turkish Airlines und Airberlin fliegen mit Zwischenstopp ab ca. 200 Euro nach Ankara und zurück. Unterkunft: Check Inn Ankara, DZ ca. 80 Euro, King Güvenlik Hotel, Cankaya, DZ ab 70 Euro. Weitere Auskünfte: In deutscher Übersetzung sind die zwei Behzat-Ç.-Krimis "Jede Berührung hinterlässt eine Spur" und "Verschütt gegangen" von Emrah Serbes im Berliner Binooki-Verlag erschienen. Serbes hat sich diesen fast schon unheimlich friedlichen Ort, der wie eine vergessene Insel im Ankaraner Verkehrschaos liegt, als Schauplatz für eine schaurig tiefgründige Geschichte ausgesucht, in der es - wie oft bei diesem Autor - auch um politische Traumata und Abrechnungen mit der türkischen Vergangenheit geht. Behzat Ç. rutscht auf der Jagd nach dem Bösen gern mal die Hand aus. Dafür wird er dann von seinen Kollegen ermahnt, er solle aufpassen, "wegen der EU und so". Dies kann man als Kommentar zur alltäglichen Gewalt lesen. Zu prügelnden Polizisten und prügelnden Ehemännern. Auch sonst erzählt Serbes nebenbei viel aus dem gewöhnlichen Leben. Etwa, wenn Behzat und seine Männer sich schnell mal eine DVD bei einem der allgegenwärtigen Raubkopienverkäufer bestellen. Der Händler mit der Piratenware gibt den Polizisten das Gewünschte, traut sich aber nicht, dafür Geld zu verlangen. Man kennt sich. Die Beamten müssen zwar oft die kleinen Gangster jagen, würden sich aber viel lieber den großen widmen, denen mit den "Strandhäusern" und "Prunkvillen". Sie klagen gern übers miese Polizistengehalt und versorgen sich mit billigem Hähnchen-Döner unter der Sıhhiye-Brücke, Ankaras ungemütlichster Verkehrsunterführung, einem Ort, der so lauschig ist wie der Mittelstreifen einer Autobahn. Wo es aber alles gibt, was man braucht, vom Kebab bis zur Kosmetik, vom öffentlichen WC bis zum Laptopçu, dem Computer-Service. Der Ausgang aus dem Labyrinth der Rechtsprechung ist schwierig zu finden Von der Sıhhiye-Brücke ist es nicht weit zum Justizpalast, dem Adalet Saray, den zu betreten jeder Ankaraner immer wieder gezwungen wird, weil es diverse Dokumente nur dort gibt. "Du musst dort beispielsweise einen Schein holen, um zu beweisen, dass du kein Krimineller bist", sagt Serbes. Die Wände des in den Achtzigerjahren errichteten Riesenriegels sind mit farbigen Mosaiksteinen geschmückt, die mal der letzte Schrei waren und heute gestrig und gammelig wirken. Aber die Böden sind peinlich sauber. Früher lagen überall Kippen herum. Heute herrscht in öffentlichen Gebäuden Rauchverbot. Vor den Gerichtssälen sitzen Gruppen von Wartenden, auch mal einer in Handschellen. Wer sein Geschäft erledigt hat, strebt rasch nach draußen, wobei er den Ausgang aus dem Labyrinth der Rechtsprechung erst einmal finden muss. Vor dem Mammutbau sitzen ältere Männer. Sie sind Schreiber, tippen die Anträge fürs Gericht. Das war einst ein lohnender Beruf, als viele Türken noch Analphabeten waren. Serbes sagt, in Ankara fänden die Menschen nicht so viel Ablenkung wie in Istanbul, deshalb seien die sozialen Beziehungen enger, "wärmer". Auch aus zu viel Nähe kann Reibung entstehen, Eifersucht und Rachsucht, Mord und Totschlag. Das Verbrechen braucht keinen Bosporus-Blick und auch kein gutes Wetter.
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Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich vollzieht eine Kehrtwende und spricht sich für ein Anti-Doping-Gesetz aus. Stefan Bradl erreicht Platz sechs beim Großen Preis von Brünn. Joachim Löw macht Sidney Sam und Max Kruse Hoffnungen für die WM.
Doping, Innenminister Friedrich: Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat eine Kehrtwende vollzogen und sich erstmals für ein Anti-Doping-Gesetz ausgesprochen. Für den Berufssport könne man über zusätzliche Regelungen in einem Anti-Doping-Gesetz reden. "Wo finanzielle Vorteile durch Manipulation erzielt werden, wo ein Sportler sein geldwertes Image durch Betrug fördert, ist so etwas überlegenswert", sagte Friedrich dem Spiegel. Hobbysportler, die dopen, seien davon auszunehmen. "Den Freizeitsport sollten wir nicht kriminalisieren", sagte Friedrich. "Wer sich selbst schädigt, muss nicht auch noch strafrechtlich belangt werden." Ein zentrales Problem sei die Abgrenzung zwischen Berufs- und Freizeitsport: "Wir werden mit Experten beraten, ob sich diese und andere Fragen in einem Anti-Doping-Gesetz lösen lassen." Zuletzt hatte sich eine Mehrheit der Justizminister der Länder für ein Anti-Doping-Gesetz ausgesprochen. Kommende Woche wird Friedrich im Sportausschuss des Bundestags über das Thema sprechen. Bisherige Gesetzesinitiativen waren am Veto der schwarz-gelben Koalition gescheitert. Der Druck auf die Politik war gewachsen, nachdem sich Prominente nach den hitzigen Diskussionen über die Studie "Doping in Deutschland von 1950 bis heute" für ein Anti-Doping-Gesetz stark gemacht hatten. So forderten unter anderen DFL-Präsident Reinhard Rauball sowie die Verbandsbosse Clemens Prokop (Leichtathletik) und Rudolf Scharping (Radsport) ein solches Gesetz. Während es Ex-DSB-Präsident Manfred von Richthofen befürwortet, hat DOSB-Chef Thomas Bach bisher stets argumentiert, das Arzneimittelgesetz sei ausreichend. MotoGP, Stefan Bradl:Stefan Bradl ist beim Motorrad-Grand-Prix von Brünn in der Königsklasse MotoGP erneut in die Top Ten gerast. Fünf Wochen nach seinem zweiten Platz in Laguna Seca und eine Woche nach Rang sieben in Indianapolis wurde der Zahlinger am Sonntag Sechster. Der Moto2-Weltmeister von 2011 hatte mit dem Ausgang an der Spitze allerdings nichts zu tun und lag im Ziel fast 20 Sekunden hinter Sieger Marc Marquez. Der 20 Jahre alte Spanier feierte seinen vierten Sieg in Folge und baute damit seine WM-Führung aus. Auf den weiteren Podestplätzen folgten in Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo zwei weitere Spanier. Radsport, Lance Armstrong: Doping-Sünder Lance Armstrong hat sich im Streit um Entschädigungszahlungen mit der britischen Zeitung "The Sunday Times" geeinigt. Die Inhalte des Übereinkommens seien vertraulich, gab die Zeitung am Sonntag bekannt. Der einstige Rad-Star hatte das Blatt vor neun Jahren verklagt, weil dieses über mögliche Dopingverstöße des US-Amerikaners berichtet hatte. 2006 musste das Blatt 300 000 britische Pfund (heute rund 350 000 Euro) zahlen. Nach der Doping-Beichte Armstrongs forderte die Zeitung das Geld zurück - zuzüglich 720 000 Pfund an Erstattungen für Auslagen. Die Zeitung sei "völlig zufrieden" mit dem erreichten Übereinkommen, hieß es. Basketball, EM: Bundestrainer Frank Menz hat Johannes Lischka als vorletzten Spieler aus seinem Aufgebot für die Basketball-EM in Slowenien (4. bis 22. September) gestrichen. Damit steht zehn Tage vor dem Auftaktspiel in Ljubljana gegen Vize-Europameister Frankreich eine Entscheidung aus. Aus dem jetzt 13-köpfigen Kader erwischt es noch einen Nationalspieler. Forward Lischka (26) vom Bundesligisten Walter Tigers Tübingen war am Wochenende noch beim Supercup in Ulm dabei und hatte auch am Samstag gegen Mazedonien (67:81) gespielt. Das deutsche Aufgebot: Maik Zirbes, Karsten Tadda (beide Brose Baskets Bamberg), Robin Benzing, Heiko Schaffartzik, Lucca Staiger (alle Bayern München), Bastian Doreth (Artland Dragons), Niels Giffey (University of Connecticut/USA), Per Günther (ratiopharm Ulm), Alex King (Alba Berlin), Tibor Pleiß (Laboral Kuxta Vitoria/Spanien), Andreas Seiferth (TBB Trier), Nicolai Simon (medi Bayreuth), Philip Zwiener (Eisbären Bremerhaven) Rudern, WM: Marcel Hacker hat zum Auftakt der Ruder-Weltmeisterschaften im südkoreanischen Chungju seine Medaillenambitionen eindrucksvoll unterstrichen. Der Vize-Europameister gewann seinen Vorlauf in 7:04,93 Minuten vor dem Slowenen Luka Spik (7:11,34) und zog souverän ins Viertelfinale ein. Die Doppelvierer der Männer und Frauen bescherten dem Deutschen Ruderverband (DRV) am ersten WM-Tag zudem zwei weitere Vorlaufsiege. Der Männer-Doppelvierer gewann als Olympiasieger sein Rennen in 5:49,99 Minuten vor der Ukraine (5:52,20) und steht im Halbfinale. Der Frauen-Doppelvierer erreichte als großer Gold-Favorit nach seinem Erfolg in 6:26,74 Minuten vor den Niederlanden (6:29,71) bereits den Endlauf. Segeln, America's Cup: Das Team New Zealand benötigt noch einen Sieg zum Duell mit Titelverteidiger Oracle (USA) um den 34. America's Cup. Die Neuseeländer gewannen am Samstag das siebte Rennen des Herausforderer-Finals vor San Francisco gegen die Luna Rossa (Italien) mit 1:58 Minuten Vorsprung und gingen damit in der Serie "Best of 13" mit 6:1 in Führung. Das anschließend geplante achte Duell wurde am Samstag wegen stark aufgekommener Winde auf Sonntag verschoben. Die Finalregatten werden vom 7. bis zum 21. September ausgesegelt. Joachim Löw, Nationalmannschaft: Joachim Löw hat den Angreifern Sidney Sam und Max Kruse Hoffnungen auf eine Nominierung für die bevorstehenden Qualifikationsspiele zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien gemacht. "Der eine oder andere, der heute auf dem Platz war, wird sich beim nächsten Doppelspieltag in unserem Aufgebot befinden", sagte der Bundestrainer am Samstag im ZDF. Löw war Beobachter des 4:2-Sieges von Bayer Leverkusen mit dem zweifachen Torschützen Sam gegen das Kruse-Team von Borussia Mönchengladbach. Die beiden 25 Jahre alten Offensivspieler Sam und Kruse hatten im Sommer auf der USA-Reise im Nationalteam debütiert. Beim ersten Länderspiel der WM-Saison gegen Paraguay (3:3) hatten sie nicht zum DFB-Aufgebot gehört. Löw nominiert seinen Kader für die beiden Länderspiele gegen Österreich am 6. September in München und vier Tage später auswärts gegen die Färöer am kommenden Donnerstag. Der Bundestrainer hatte bereits angekündigt, dass die gegen Paraguay noch fehlenden Bayern-Profis Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos bei den womöglich vorentscheidenden WM-Qualifikationsspielen ebenfalls wieder dabei sein werden. Moto3, Brunn: Motorrad-Pilot Sandro Cortese hat beim Großen Preis von Tschechien die Chance auf seine beste Platzierung in der Moto2 liegen gelassen. Der nach dem Moto3-Titelgewinn in die mittlere Klasse aufgestiegene Berkheimer stürzte zwei Runden vor Schluss auf Platz elf liegend und ging leer aus. Marcel Schrötter (Vilgertshofen/beide Kalex) war in Brünn kurz zuvor ebenfalls ausgeschieden. Mika Kallio (Finnland) feierte beim zehnten Saisonlauf den ersten Sieg in seiner Moto2-Karriere, das Podium komplettierten Takaaki Nakagami (Japan) und Tom Lüthi (Schweiz). WM-Spitzenreiter Scott Redding (Großbritannien) wurde Achter. Cortese (23), der vor zwei Jahren in Brünn auf einer 125er-Maschine den ersten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere gefeiert hatte, verlor nach dem besten Qualifying des Jahres (5.) schon beim Start drei Plätze, wurde wenig später in kürzester Zeit von fünf weiteren Kontrahenten überholt und rutschte dann ins Kiesbett. Schrötter konnte nach dem Sturz eines anderen Fahrers nicht mehr ausweichen und prallte gegen die am Boden liegende Maschine. Golf, Jersey City: Golfprofi Martin Kaymer hat am dritten Tag des Auftaktturniers zum FedExCup einen Rückschlag hinnehmen müssen. Der 28-Jährige spielte in Jersey City nur eine 75er Runde und rutschte mit einem Gesamtergebnis von 213 Schlägen (68+70+75) auf den geteilten 48. Platz. Damit hätte er die Teilnahme in der kommenden Woche in Boston aber geschafft, wo nur die 100 Besten der Playoff-Serie dabei sind. Die Führung bei dem mit acht Millionen Dollar dotierten Turnier in der Nähe von New York teilten sich vor dem Finaldurchgang die Amerikaner Matt Kuchar (66+65+70) und Gary Woodland (USA) (69+64+68) mit je 201 Schlägen. Tiger Woods (USA) lag trotz Rückenschmerzen als Vierter mit 205 (67+69+69) Schlägen in Lauerstellung. Hockey-EM: Die deutschen Hockey-Damen haben sich zum zweiten Mal nach 2007 den Europameistertitel gesichert. Im Endspiel des Turniers im belgischen Boom setzte sich die verjüngte Auswahl von Bundestrainer Jamilon Mülders am Samstag mit 2:0 im Penaltyschießen gegen England durch. Nach der regulären Spielzeit hatte es 4:4 (4:3) gestanden. Zuvor hatten die Niederlande das Spiel um Platz drei gewonnen. Das als Top-Favorit und Titelverteidiger ins EURO-Turnier gestartete Oranje-Team behielt im "kleinen Finale" mit 3:1 (2:0) gegen Gastgeber Belgien die Oberhand. Hockey-Rekordnationalspielerin Natascha Keller ist nun auch offiziell in die europäische "Hall of Fame" des Hockeysports aufgenommen worden. Bei der Zeremonie der Europäischen Hockey-Föderation am Rande der Europameisterschaft in Boom war die 36 Jahre alte Berlinerin am Samstag dabei. Bereits Ende Mai hatte die EHF die Gründung der europäischen "Hall of Fame of Hockey" verkündet. "Es ist eine große Ehre für mich, zumal noch als bisher einzige Frau berufen worden zu sein", sagte Natascha Keller am Samstagabend in Boom. Neben der deutschen Fahnenträgerin bei den Olympischen Spielen in London 2012 und Olympiasiegerin von Athen 2004 wurden noch zwei männliche Ex-Nationalspieler berufen: der Niederländer Teun de Nooijer und der Spanier Santi Freixa. "Es ist auch eine Ehre, mit zwei so bedeutenden Persönlichkeiten in einer Reihe zu stehen", sagte Natascha Keller, die vor kurzem ihre Hockey-Karriere beendet hatte.
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Die Zeiten sind so aufgewühlt, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Urlaub unterbricht und sich erklärt. Erstens: Ihre Politik wird nicht geändert. Zweitens: Über ihre Gefühle spricht sie nicht.
Angela Merkel ist eine gigantische Emotionsreduktionsmaschine. Gefühlsfragen sind ihr so zuwider wie anderen Leuten Wurzelbehandlungen oder Toilettenputzen. Das zeigt sich auch an diesem Tag. Die Journalisten versuchen es ein ums andere Mal. Ob sie persönliche Schuldgefühle wegen der Folgen ihrer Flüchtlingspolitik habe, wird die Kanzlerin gefragt. Gerhard Schröder oder Sigmar Gabriel würden jetzt lustvoll einen Gegenangriff starten, andere Politiker vielleicht ein paar Zugeständnisse machen. Merkel sagt nur: "Ich habe das Gefühl, verantwortlich und richtig zu handeln - und keine anderen Gefühle." Merkels Auftritt vor der Bundespressekonferenz dauert eineinhalb Stunden, aber das Wichtigste ist bereits nach 15 Minuten klar. Die Kanzlerin will und wird ihren Kurs nicht ändern. Sie macht gegenüber ihren Kritikern noch nicht einmal kleine Konzessionen. Merkel kann mit Anfeindungen leben. Sie glaubt, dass es zum Politikerleben dazugehört, auch einmal beschimpft zu werden. "Das ficht mich nicht weiter an", sagt sie dann gern, "wenn ich mit mir im Reinen bin." Und das zeigt sie an diesem Tag. Dabei steht die Kanzlerin unter gewaltigem Druck. Die Verbrechen von Würzburg, München, Reutlingen und Ansbach unterscheiden sich voneinander, es gibt keine Verbindung zwischen den Taten und kein einheitliches Motiv. Aber alle Täter waren junge Männer mit Migrationshintergrund, drei von ihnen Flüchtlinge. Das schürt Ressentiments und schafft - auch wegen der Anschläge von Nizza und Rouen - erhebliche Verunsicherung in der Bevölkerung, und auch in den Reihen der Union. Es ist die Situation, in die Merkel nie kommen wollte. Um zu ermessen, in welche Lage die Kanzlerin in diesem Sommer des Schreckens geraten ist, reicht der Blick auf ein paar Äußerungen. Armin Schuster, eigentlich ein besonnener CDU-Innenpolitiker, verlangt unter Anspielung auf Merkels Willkommenskultur, es müsse jetzt endlich auch eine "Abschiedskultur" geben. Das CSU-Organ Bayernkurier schreibt, nun werde deutlich, "welchen Sicherheitsrisiken uns die Kanzlerin mit ihren offenen Grenzen und Armen ausgeliefert hat". Frank Henkel, Berliner CDU-Spitzenkandidat, klagt, Deutschland habe "offenbar einige völlig verrohte Personen importiert, die zu barbarischen Verbrechen fähig sind, die in unserem Land bislang kein Alltag waren". Und Horst Seehofer droht, er werde die "Relativierung der Probleme" nicht mehr akzeptieren - der CSU-Chef zielt damit direkt auf Merkels Vize-Regierungssprecherin und auf Innenminister Thomas de Maizière. Beide hatten erklärt, dass von Flüchtlingen keine höhere Gefahr ausgehe als von anderen Gruppen. Merkel bekräftigt: "Wir schaffen das." In diesem Moment sähe man gerne Seehofers Gesicht Merkel blieb deshalb gar nichts anderes übrig, als ihren Sommerurlaub zu unterbrechen, um sich zu rechtfertigen. Sie hat sich dafür entschieden, ihren jährlichen Auftritt vor der Bundespressekonferenz vorzuziehen. Das ist auch deshalb pikant, weil sie bei ihrem letzten Erscheinen vor diesem Kreis den Satz geprägt hat, der seitdem wie kein anderer über ihrer Kanzlerschaft steht. Er war nicht einfach dahingesagt, sondern wohlgesetzt. Er fiel nicht spontan in der Diskussion mit den Journalisten, sondern war Teil von Merkels sorgsam vorbereitetem Eingangsstatement. Die Kanzlerin sagte, das Motiv, mit dem Deutschland an die Flüchtlingspolitik herangehe, müsse sein: "Wir haben so vieles geschafft - wir schaffen das! Wir schaffen das, und dort, wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden." Es sind nur drei Wörter, aber dieses "Wir schaffen das" wurde so etwas wie das Manifest der Willkommenskultur. Und so stellt sich an diesem Donnerstag die Frage, ob der Satz noch gilt. Merkel beantwortet sie gleich in ihrem Eingangsvortrag. "Wie nach der Silvesternacht in Köln fragen wir uns: Können wir es wirklich schaffen, diese große Bewährungsprobe erfolgreich zu bestehen?", sagt die Kanzlerin. Für sie sei klar, dass sie bei ihren Grundsätzen bleibe. Sie habe nie behauptet, dass ihre Flüchtlingspolitik "eine einfache Sache" sei, sonst hätte sie den Satz ja gar nicht sagen müssen. Und dann verweist sie auf den zweiten Teil ihres Satzes vom vergangenen Jahr: "Wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden." Genau das müsse jetzt passieren. Die Regierung werde auch die Herausforderung durch den islamistischen Terror bewältigen und "deutlich machen, dass wir unseren Bürgerinnen und Bürgern Sicherheit geben wollen und die Integrationsaufgabe meistern wollen". Sie sei sich sicher, dass Deutschland dieser "historischen Aufgabe" gerecht werde. Es ist der Moment, in dem man gerne das Gesicht Horst Seehofers sehen würde. Der CSU-Chef hatte nicht erwartet, dass die Kanzlerin Fehler eingesteht. Dazu kennt er die Psyche von Spitzenpolitikern selbst zu gut. Aber dass Merkel ihr "Wir schaffen das" derart bekräftigt, ärgert die Christsozialen in München. Das bayerische Kabinett hatte drei Stunden vor Merkels Erklärung gezeigt, was seiner Ansicht nach zu tun ist. Bei einer Klausur am Tegernsee beschloss es ein Programm "Sicherheit durch Stärke". Mit 2000 zusätzlichen Polizisten, neuartigen Helmen und Schutzwesten, mehr gepanzerten Fahrzeugen, einem Ausbau der Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen und manchem mehr will die Staatsregierung den Schutz der Bürger verbessern. Vor allem aber fordert sie Verschärfungen in der Flüchtlingspolitik - etwa die Möglichkeit, abgelehnte Asylbewerber auch in sichere Landesteile von Staaten abschieben zu können, in denen Krieg herrscht. Auch Merkel hat an diesem Donnerstag etwas im Gepäck. Sie weiß natürlich, dass die Meinungsforscher gerade eine erhebliche Verunsicherung bei vielen Menschen feststellen. So etwas kann für eine Regierung in einem Fiasko enden. Schließlich ist der Schutz der Bürger die Kernaufgabe des Staates. Die Demoskopen sagen aber auch, dass die Unterstützung für eine Regierung nach Anschlägen steigen könne. Voraussetzung seien jedoch gut funktionierende Sicherheitsorgane und ein entschlossenes, besonnenes und glaubwürdiges Auftreten der Regierenden. Und genau darauf setzt Merkel jetzt. Sie wirkt ruhig und sicher. Die größte Krise ihrer Kanzlerschaft? Na, das sei ja nicht die erste "Wir tun alles Menschenmögliche, um die Sicherheit in unserem freiheitlichen, demokratischen Rechtsstaat zu gewährleisten", verspricht Merkel. Die jüngsten Anschläge seien "erschütternd, bedrückend und auch deprimierend". Damit würden "zivilisatorische Tabus gebrochen". Es werde alles getan, "um diese barbarischen Taten aufzuklären und die Hintermänner aufzuspüren". Dass Flüchtlinge für die Taten von Würzburg und Ansbach verantwortlich seien, verhöhne das Land, das sie aufgenommen habe. Dies verhöhne auch die Helfer und Ehrenamtlichen sowie die vielen anderen Flüchtlinge, die friedlich hier lebten. Für Merkels Verhältnisse sind das drastische Worte. Dann präsentiert die Kanzlerin einen Neun-Punkte-Katalog für mehr Sicherheit. Doch der stellt sich schnell als Neun-Pünktchen-Katalog heraus. Er besteht vor allem aus Ankündigungen und Altbekanntem. Merkel will ein Frühwarnsystem, mit dem man die Radikalisierung von Flüchtlingen besser erkennen kann, mehr Personal und Technik für die Sicherheitsbehörden, mehr Prävention und Datenaustausch sowie stärkere Anstrengungen bei der Rückführung abgelehnter Asylbewerber. Über Details will Merkel noch nicht sprechen. Zum Streit über den Bundeswehreinsatz im Innern sagt die Kanzlerin lediglich, es sei "jetzt an der Zeit", dass es Übungen für terroristische Großlagen gebe, bei denen unter Führung der Polizei auch die Bundeswehr eingebunden werden könne. Die CSU wird Merkel mit diesem weichen Angebot nicht befrieden können. Die Partei sieht sich durch die Anschläge in all ihren Befürchtungen bestätigt. "Wir haben mit allen Prophezeiungen recht behalten", sagt Seehofer. Er hat bereits angekündigt, im Streit über den Umgang mit der islamistischen Gefahr keinen Koalitionskrach zu scheuen. Der bei der Klausur in Potsdam mühsam errungene Frieden zwischen den Schwesterparteien scheint schon wieder ziemlich brüchig zu sein. Die Zeiten haben sich gewaltig geändert. In der Sommerpressekonferenz 2015 hatte Merkel auf die Frage, wie groß in der Flüchtlingspolitik die Unterschiede zur CSU seien, noch antworten können: "Nee, die sind überhaupt nicht groß - um nicht zu sagen, es gibt keine." Das war am 31. August und sollte sich bereits mit der Entscheidung vom 4. September, die Flüchtlinge vom Budapester Bahnhof aufzunehmen, dramatisch ändern. Merkel hat an diesem 31. August übrigens auch den Satz gesagt: "Wir müssen das, was uns hindert, das Richtige zu tun, zeitweise außer Kraft setzen." Die Kanzlerin dachte damals zwar eher an die strengen rechtlichen Standards, die den Bau von Flüchtlingsheimen erschweren, oder an die Aussetzung der Dublin-Verordnung für Syrer. Für Seehofer wurde der Satz aber zum Nukleus für das, was er später als "Herrschaft des Unrechts" bezeichnete. Um zu ermessen, wie stark sich die Lage für Merkel seit dieser Sommerpressekonferenz verschlechtert hat, reicht ein Blick in die Umfragen. Die Union lag damals bei 42 Prozent - und Merkel hatte Beliebtheitswerte, von denen sogar Dirk Nowitzki, Günther Jauch oder Panda-Bären nur träumen können. Die Kanzlerin wurde sogar für den Friedensnobelpreis gehandelt. In der Bundespressekonferenz wurde sie damals tatsächlich gefragt, warum sie weiter Kanzlerin sein wolle, wo sie doch den "Höhepunkt ihres Schaffens" erreicht habe. Merkel hatte zu diesem Zeitpunkt in ihrer Partei den Nimbus der politischen Unfehlbarkeit. Wie wenig davon übergeblieben ist, zeigen die kritischen Fragen heute. Eine Journalistin erkundigt sich, ob Merkel sich Falscheinschätzungen oder Versäumnisse im vergangenen Jahr vorwerfe. "Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich nach bestem Wissen und Gewissen in einer sehr anspruchsvollen Zeit gearbeitet habe", antwortet sie. Auf die Frage, ob sie gerade in der schwierigsten Situation in ihrer Kanzlerschaft sei, sagt Merkel nur: "Es ist eine schwierige - aber wir haben auch andere." Und selbst als ein Korrespondent wissen will, warum sie kein ernst zu nehmendes Anti-Terror-Paket vorgelegt habe und einem nötigen Neustart in der Politik im Weg stehe, reagiert Merkel nur mit Sätzen wie: Man sei halt gerade "in einem Prozess" und werde "in der Analyse da ansetzen, wo jetzt noch mehr passieren muss". Ob das reicht? Merkel ist jedenfalls sichtlich zufrieden mit sich, als sie sich nach 90 Minuten verabschiedet.
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Kürbishaufen, Kartoffelnetze und Konfitürenkisten: Der Herbst ist die Zeit der Straßenstände. Höchste Zeit für eine Würdigung dieser charmant einfachen Versorger.
Wo Deutschland ausfranst, gibt es noch mal eine Halbinsel. Das ist die Höri, sie liegt im Bodensee, gehört schon fast zur Schweiz und ist superlieblich. In diesen goldenen Wochen bietet sie die besten Voraussetzungen für ein unterhaltsames Straßenstand-Hopping: Sie ist dünn besiedelt, fruchtbar und von recht selbstbewussten Menschen bevölkert. Menschen, die ein bisschen stolz sind, dass Hermann Hesse hier einst sein Wohnhaus baute, und sehr stolz, dass es hier bis heute eine autochthone Zwiebelsorte gibt, so mild, dass man sie essen kann wie einen Apfel. In einem derart gesegneten Landstrich fährt man also herum, von Aussicht zu Aussicht und kauft nebenbei ein, ohne dabei durch eine Ladentür zu gehen. Bemannte und unbemannte Stände mit Äpfeln und Birnen sind allgegenwärtig, dann kommt ein alter Tisch in einer Parkbucht, auf dem irgendwer Walnüsse in weißen Plastikeimern bereitstellt. Weiter oben, wo man weit auf den See und hinüber zur Insel Reichenau sieht, gibt es einen Stand mit Marmeladen, alle sauber beschriftet: Quitten, Zwetschgen, Kürbis-Chutney. Wieder hinunter, kurzer Halt im Ort Öhningen beim Unterbühlhof-Hof der Familie Fischer, wo ein Schuppen einen ganzen kleinen Bauernhof-Supermarkt bietet - wenn niemand kommt, Geld bitte abgezählt in die Kasse! Weiter, zu den Kürbishaufen an der Hauptstraße - oder doch die berühmte Zwiebel suchen? Einkaufen kann spannend sein, denn wenn die Drive-by-Kultur so ausgeprägt ist wie hier, gerät eine Landpartie unversehens zur Schatzsuche. Was gibt's denn noch? Es macht Spaß, eine Gegend auf diese Weise kennenzulernen, sich die Landschaft quasi Stück für Stück in den Kofferraum oder den Rucksack zu legen und ihr dann später zu Hause nachzuschmecken. Der unbemannte Straßenstand ist der wilde Bruder des Hofladens, der stumme Außenposten des Bauernmarktes, er ist Pflichtstopp für Ökokisten-Abonnenten und für die Generation der verhinderten Selbstversorger in den Städten ein lohnendes Ausflugsziel. So authentisch, saisonal und regional kauft man in der Stadt schließlich nie ein. Detailansicht öffnen Die Verkaufsstände am Straßenrand sind wie kleine Schaufenster der Landschaft. (Foto: Mauritius Images) Keiner der Stände sieht aus wie der andere, für die kleinste Form des Einzelhandels existiert keine Norm Außerdem sind diese kleinen Warentische auch Botschafter ihrer Landschaft, gehört das, was dort angeboten wird, ganz unmittelbar zur DNA einer Region, es bildet ab, was das Land gerade hergibt. Die Stände transportieren also genau das Erlebnis, nach dem man bei einem Ausflug oder einer Reise trachtet. Man steigt aus, atmet, hebt einen staubiges Netz Kartoffeln aus dem Holzverschlag, sieht im Idealfall den dazugehörigen Acker, lässt Münzen in eine Dose klimpern und packt bei diesem kurzen Stopp doch mehr ein als nur Kartoffeln. Im Supermarkt wäre man an dem, was die Erde hier hervorbringt, vielleicht achtlos vorbeigegangen oder wüsste es gar nicht. Aber die essbaren Souvenirs an der Straße mit ihrer simplen Botschaft wirken auf den Anfälligen besser als eine Notbremse. Ein Umstand, der weltweit genutzt wird. In Neuseeland warten am Straßenrand zur richtigen Zeit saftige Feijoa-Früchte, auf der schwedischen Insel Gotland täuscht ein engagierter und engmaschiger Bio-Straßenstrich mit Kaffee in Thermoskannen, Eiern, frischem Dill, Fruchtsäften und sogar diversem Kunsthandwerk über die eher dünne Infrastruktur hinweg. Und in Dänemark suchen Angler morgens nach kleinen Thermoboxen mit dem krakeligen Schild "Orm". Meistens sind es Kinder, die damit einen schwunghaften Wattwurm-Handel betreiben. Schön: Keiner dieser Verkaufsstände sieht aus wie der andere, keine Norm, keine Fertiglösung gibt es für diese kleinste Form des Einzelhandels, mal es ist ein Pritschenwagen, mal ein liebevoll gezimmertes Häuschen, oft auch nur ein alter Schrank, in dem die Ernte liegt und vielleicht ein paar kleine Blumensträuße. Allen Lösungen gemein ist aber die Kasse, die den Verkäufer ersetzt und die je nach lokalem Sicherheitsempfinden geschützt ist. In Schweden ist es oft nur ein ausrangierter Briefkasten, in Deutschland gerne ein eingeschweißter, betonierter und verplombter Eigenbau, und in Italien taucht nicht selten dann doch noch ein leibhaftiger Großvater hinter dem Anhänger voller cipolle rosse auf und kassiert für die roten Zwiebeln. Detailansicht öffnen Die Straßenstände machen einen Ausflug nahrhaft und schärfen das Bewusstsein dafür, was wann eigentlich wo wächst und hergestellt wird. (Foto: Bernd Hartung/Agentur Focus) Das eigenverantwortliche Bezahlen ist das Wichtigste, was die Stände neben ihrem kleinen Warenangebot noch transportieren. Es ist mit schuld an diesem grundguten Gefühl, das der Besuch beim Straßenstand beim Käufer hinterlässt. Der amerikanische Sozialpsychologe Michael Cunningham hat das in einer Arbeit ausgelotet: Ein stummer Kassierer, auf englisch passend honor box genannt, erzeugt ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Produzent und Käufer, eines, das inniger ist als beim herkömmlichen Waren-Geld-Tausch. Der Käufer bekommt nicht nur gute Ware, sondern auch gutes Gefühl, nämlich dass ihm hier an dieser unbewachten Kasse jemand vertraut. Der Bauer geht in Vertrauensvorleistung, er versieht auf eigenes Risiko die Straße mit seinem Produkt der Stunde, und im Gegenzug für dieses Zutrauen in die Mündigkeit der Vorbeifahrenden wickeln die den Handel korrekt ab und haben Glücksgefühle. Win-win! Zumindest wenn man zu den 50 Prozent der Menschheit gehört, die bei einer "Honor-Box"- Studie des US-Wirtschaftswissenschaftlers Paul Zak als immer oder meistens ehrlich klassifiziert wurden. Der Kürbis eignet sich perfekt für dieses Geschäft, er lässt sich klaglos und wetterfest aufschichten Aber wer sich unfair an einem Korb Äpfel oder einem Kürbis bereichert, der kann sie vermutlich ohnehin nicht genießen. Denn nur beim ehrlichen Käufer bleibt ein Gefühl, das Richtige zur rechten Zeit gekauft und einen unsichtbaren Handschlag mit dem Produzenten ausgetauscht zu haben. Noch dazu, wenn er davon ausgehen kann, dass der Landwirt sich durch diese Lösung Zeit spart und seiner eigentlichen, sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen kann. Seit der Kürbis in Deutschland etwas geworden ist, das man im Herbst unbedingt erlebt haben muss, hat Straßenrand-Shopping hier auch wieder eine größere Lobby. Der Kürbis eignet sich nun mal perfekt für dieses Geschäft, er lässt sich einen Monat lang klaglos und wetterfest auf einen Haufen schichten, wirbt dabei mit Signalfarbe für sich selbst und ist von der Natur mit einem praktischen Henkel ausgestattet worden, mit dem er sich nutzerfreundlich in den Kofferraum heben lässt. Natürlich wäre es noch ein bisschen toller, eine eigene Kürbispflanze wachsen zu sehen und den gemütlichen Boller nur vom Beet ins Haus zu tragen, aber ganz ehrlich, diese Haufen an der Landstraße sind ein veritabler Ersatz. Denn sie verlangen ja doch noch etwas mehr Engagement als die Gemüseabteilung im Supermarkt. Eigentlich ist es mit den Kürbishaufen wie beim Christbaumkauf: Die Suche nach dem einen Exemplar, das auf einen gewartet hat, macht den halben Reiz aus. Man wühlt engagiert in diesem Bällebad der Natur und entdeckt schließlich seinen eigenen Bilderbuch-Kürbis, gefunden unter Dutzenden, hurra. Selbstbefriedigung für alle Landlüsterne. Detailansicht öffnen Es ist die kleinste Form des Einzelhandels - und es existiert keine Norm dafür: Jeder Verkaufsstand sieht anders aus. (Foto: Mauritius Images) Wieso nicht Leih-Schaufeln an den Acker stellen, damit man selbst die Kartoffeln ausgraben kann? Und dass die Haufen da auch sonntags und zu unorthodoxen Tageszeiten den Einkauf ermöglichen, macht den kleinen Kitzel perfekt. Derartige Lässigkeit ist man in Deutschland schließlich nicht gewohnt, es geht dabei ja auch irgendwie um Lebensmittel. Tatsächlich aber hält die Gewerbeordnung so eine Art schützende Hand über die Straßenstände oder zumindest das, was im Amtsblatt der "Landwirtschaftlichen Urproduktion" zuzuordnen ist. Damit sind eigene Erzeugnisse gemeint, die nicht mehr als eine Bearbeitungsstufe erfahren (gepresster Apfelsaft, zum Beispiel, ginge auch). Sie dürfen ab Hof oder eben vom Acker weg verkauft werden, ohne dass der Amtsschimmel übermäßig die Nüstern bläht. Für Marmeladen greift die sogenannte Konfitürenverordnung, die ebenfalls noch übersichtlich ist. Alles, was komplexer ist, ist für den Straßenrand nicht mehr qualifiziert. Aber das reicht ja auch. Wenn man sich etwas wünschen dürfte: ein bisschen mehr Direktvermarktung jenseits des Kürbis, ein paar krumme Gurken vielleicht oder Salatköpfe. Oder gleich noch einen Schritt weitergehen und nur noch ein paar alte Leih-Schaufeln an den Kartoffelacker stellen. Sollen die Landfreunde doch selbst ihre Kartoffeln und Karotten ausgraben, rote Backen gibt's dann gratis dazu, und bei den Blumenfeldern funktioniert das doch auch. Die berühmte Bülle-Zwiebel auf der Höri lag dann übrigens an keinem Straßenstand. Dafür ist sie doch ein bisschen zu begehrt, erfährt man bei der Gärtnerei Duventäster-Maier in Moos. Und hört deutlich raus, dass bei mäßiger Ernte die Zwiebel überhaupt nicht gern an Durchreisende verkauft wird. Manchmal will eine Region ihre Schätze eben auch für sich behalten.
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Profil schärfen, Selbstbewusstsein stärken - wie ehrenamtliche Trainer selbst Arbeitslosen jenseits der 50 wieder zu Lohn und Brot verhelfen.
(SZ vom 7.3.2002) München, 6. März - Zuerst wusste sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Wieso alt? 56 ist nicht alt, aber die junge Frau auf der anderen Seite des Bürotisches musterte sie schweigend und ein wenig ratlos, und plötzlich fühlte sie sich unendlich alt. Wie hundert. Oder zweihundert. Detailansicht öffnen Wartemarke im Arbeitsamt "Ich kann wenig für Sie tun, Sie sind leider zu alt", hatte dieses Mädchen vom Arbeitsamt freundlich zu ihr gesagt. Seit ihrer Jugend hatte sie nie etwas anderes getan als gearbeitet. Keine Familie, wenig Freunde. Arbeit war der Mittelpunkt, die Basis für ihr Selbstbewusstsein, war ihr Anker. Und plötzlich überkam sie eine große Wut. "Soll ich mich etwa umbringen?" schrie sie. Ihr Gegenüber blieb gelassen: "Wir hatten schon einige solcher Fälle im vergangenen Jahr." Der andere Weg In diesem Moment hätte Simone Borgstedt, die wie die anderen Arbeitssuchenden in diesem Artikel einen erfundenen Namen trägt, weil sie gern unerkannt bleiben möchte, nach Hause gehen können. Sie hätte womöglich einen Cognac getrunken und sich dann aufgegeben. 32 Monate lang hätte sie noch ihr Arbeitslosengeld, danach die Arbeitslosenhilfe bezogen, danach ein paar Jahre von der Sozialhilfe gelebt, schließlich eine karge Rente in Empfang genommen. Simone Borgstedt nahm den anderen Weg. Sie beschloss, sich nicht umzubringen. Sondern an sich selbst zu arbeiten. Und zwei Dinge zu lernen: Das Selbstwertgefühl darf nicht von der Arbeit abhängen, und schon gar nicht davon, ob man Arbeit hat. Und: 56 ist nicht alt! Auch wenn Unternehmen in ihren Stellenanzeigen nach "young professionals" fahnden, nach Mitarbeitern für ein "junges Team". Auch wenn die durchaus bemühten Vermittler beim Arbeitsamt den Anwärter über 45 sofort in die Schublade "schwer vermittelbar" stecken, was ungefähr so klingt wie "schwer erziehbar" oder "schwer erträglich." Auch wenn die hundertste schriftliche Bewerbung unbeantwortet bleibt. Selbst wenn das einzige Vorstellungsgespräch mit dem Bescheid endet, man habe sich für einen jüngeren Bewerber entschieden. Die Hälfte aller Unternehmen in Deutschland beschäftigt schon heute keinen Arbeitnehmer mehr, der älter ist als 50. Christoph Columbus rät Simone Borgstedt findet diesen Jugendwahn infam und hat ungewöhnliche Hilfe angenommen: Sie lässt sich coachen. "NeNA" heißt ihr Anker jetzt, was eine Abkürzung ist für "Netzwerk Neue Arbeit" und ein ungewöhnliches Projekt der Münchner Caritas. Professionelle Coaches, Personal- und Unternehmensberater, freiberufliche Trainer, aber auch Manager großer Firmen betreuen ehrenamtlich Rat suchende, orientierungslose, manchmal verzweifelte Arbeitssuchende. NeNA ist keine Arbeitsvermittlung und Wunder werden hier nicht vollbracht. Das Projekt leistet vielmehr das, was bei der Reform der Arbeitsvermittlung auf den Zukunftsprogramm steht: Arbeitslose formulieren, mit Unterstützung von Profis, ein scharfkantiges Profil ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse, um sich dann zielgerichtet - und selbstbewusst - bewerben zu können. Manchmal helfen auch schon ein paar Veränderungen in der Bewerbungsmappe. Simone Borgstedt ist daher eine typische Klientin von NeNA: Sie gibt nicht auf. Früher zitterte sie manchmal schon, wenn sie eine Briefmarke aufkleben sollte. "Ich habe mir einfachsten Dinge nicht mehr zugetraut." Dabei hatte sie 20 Jahre lang erfolgreich als Bankkauffrau, dann als Versicherungskauffrau gearbeitet, hatte nicht schlecht verdient, hatte schließlich selbständig für eine Versicherung gearbeitet. Aber das Geschäft ging nicht gut, das Fixum war zu niedrig. Also suchte sie sich einen neuen Job, eine Festanstellung war ihr Traum. Ein Sekretariat organisieren vielleicht, oder noch mal in einer Bank arbeiten? Zu alt, überall zu alt. Ein Zeitarbeitsunternehmen fand schließlich etwas für sie in einer Telefonfirma, von der sie zum Schluss sogar übernommen wurde. Vor vier Wochen wurde ihr nun ein Aufhebungsvertrag angeboten, den sie unterschrieb. "Ich bin 56, ich wurde gemobbt, ich habe das nicht mehr ertragen. Die haben mit mir geredet, als wäre ich schon tot." Inzwischen spricht sie sogar mit Toten: mit Christoph Columbus zum Beispiel, oder mit Leonardo da Vinci. Deren Namen stehen auf Zetteln, die sie um sich herum auf den Fußboden legt, wenn Simone Borgstedt sich mit ihrem Coach trifft. "Columbus, welchen Rat gibst du ihr?" fragt Christine Wachter dann zum Beispiel, die für eine Unternehmensberatung arbeitete und sich jetzt als Trainerin selbständig gemacht hat. Und die kleine, rundliche Frau Borgstedt ist sich sicher, dass Columbus antworten würde: "Keine Angst haben! Neues entdecken!" Da Vinci wiederum rät ihr, noch mal ganz etwas anderes auszuprobieren. Das kann man albern finden, aber für Simone Borgstedt ist das Training immens wichtig. "Ich bin mir inzwischen sicher, dass ich etwas Neues finde." 1000 Initiativbewerbungen Auch ihr Coach ist davon überzeugt. "Ihre Bewerbungsmappe ist super. Sie kann sehr viel. Nun muss sie lernen, ihre Chance zu suchen." Christine Wachter arbeitet in ihrer Freizeit für die Caritas, wie alle 24 anderen Betreuer bei NeNA auch. Als "Ethikprojekt" bezeichnet sie ihr Engagement, und eben das ist das Prinzip der Münchner Einrichtung: Jene, die sonst auf der anderen Seite stehen, auf jener Seite, die "freistellt" und Belegschaften strategisch verjüngt, helfen hier denen, die sich als Leidtragende, als Opfer empfinden. Also erkundet Simone Borgstedt mit Hilfe ihres Coaches: Was kann ich wirklich? Wie verkaufe ich mich gut? Dorothee Golombowski, Erfinderin und Leiterin von NeNA, kennt das Grundproblem: "Viele Arbeitslose schätzen sich falsch ein. Das Selbstbild und das Fremdbild stimmen nicht überein. Viele ältere, gut qualifizierte Männer, die zu uns kommen, haben unrealistische Ansprüche an einen neuen Job. Frauen sind viel flexibler." Eben deshalb sind sich alle so sicher, dass Simone Borgstedt unterkommt: Sie will es wissen. Hat sich auch an zwei private Vermittlungsagenturen gewandt. Hat rund 1000 Initiativbewerbungen rausgeschickt. Bewirbt sich jetzt auch als Haushälterin. Ist bereit, auf einen Teil ihres gewohnten Gehalts zu verzichten: "Ich habe schon so viel erlebt, das bisschen mehr Risiko kann ich auch noch aushalten." "Sie sind gut!" Das Projekt der katholischen Kirche ist klein, aber erfolgreich. 60 Ratsuchende werden zum Teil monatelang von ihren Trainern betreut, die sie aufbauen und anfeuern, mit ihnen Arbeitsmappen zusammenstellen und Bewerbungsgespräche trainieren. Knapp die Hälfte hat wieder einen Job gefunden. Wahrscheinlich hätte es Rufus Huber, 53, auch ohne NeNA geschafft. Er ist der Typ, der nicht so schnell aufgibt. Hat das Abitur nachgeholt, parallel zum Job als Vertriebsleiter in einer Autofirma Betriebswirtschaftslehre studiert. Mager ist er, gefasst, selbstsicher. Andererseits: Keiner bleibt auf Dauer selbstsicher, wenn die Firma, bei der er jahrelang gearbeitet hat, vor allem die Älteren entlässt. Der Vermittler beim Arbeitsamt sagte, was Huber schon wusste: "Die Firmen suchen händeringend. Aber ab 45 wird niemand mehr genommen." Die vier Stellenangebote, die ihm der Sachbearbeiter in die Hand drückte, waren eher ein Scherz. Eine Firma stand nicht mal im Telefonbuch, die angegebene Nummer war falsch. Bei einer Firma hatte sich Huber schon zuvor erfolglos beworben. Der dritte potentielle Arbeitgeber hatte nicht darüber informiert, was er genau suchte, das Arbeitsamt wusste nichts außer der Adresse. Und der vierte antwortete nicht einmal. 40 Bewerbungen schickte Huber los. Und immer stand darin: "Ich glaube, dass meine Fähigkeiten Ihren Anforderungen entsprechen." Dann hatte er die Nase voll. Zehn Firmen hatten überhaupt nicht auf seine Briefe reagiert, kaum eine schickte die Unterlagen zurück. Also ging er zu NeNA, und seine ehrenamtliche Betreuerin Beate Ernst, Leiterin eines Personaldienstleisters, sagte: "Sie sind gut! Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel." Die nächsten Bewerbungen verschickte er mit einem leicht abgewandelten Text: "Ihre Anforderungen entsprechen meinen Erfahrungen." Am 1. März hat er seine neue Stelle als Vertriebsleiter angetreten, der neue Chef ist 70, und fortgeschrittenes Alter ist für beide kein Thema. Ressourcen ausgraben Natürlich ergattert keiner nur deshalb eine neue Stelle, weil er sich gut findet. Zumal, wenn er zur Gruppe der "älteren Arbeitnehmer" gehört, zu der mancher Personalchef schon die geburtenstarken Jahrgänge der späten 50er Jahre zählt. Aber es kann viel helfen, das Gefühlschaos zu ordnen, das hereinbricht, wenn plötzlich alles zu Ende sein soll. Und mal ganz anders zu denken, als das Arbeitsamt und der Ehepartner und die Gewohnheit vorgeben: sich selbständig machen etwa wie die 53-jährige NeNA-Klientin, die jahrelang als Sprechstundenhilfe auf Stundenbasis ihre Kinder durchbrachte. Eines Tages beschloss sie: "Ich bin eigentlich erst jetzt auf dem Höhepunkt meines Lebens. Ich bin nicht erstarrt und ich bin nicht alt. Ich suche mir meine eigene Nische." Sie machte eine Ausbildung als Krankengymnastin und lässt sich jetzt nieder. Oder wie die 56-jährige Sekretärin, die 30 Jahre lang Briefe tippte und Briefe tippte und Briefe tippte, bis man sie vor die Tür setzte. Jetzt belegt sie Kurse für musikalische Früherziehung und wird in ihrem Münchner Stadtteil mit Kindern Musik machen. Für Dorothee Golombowski von NeNA ist das vielleicht die wichtigste Erfahrung ihrer Arbeit: "Natürlich ist es leichter, den jüngeren Klienten zu helfen. Die älteren müssen stärker an sich arbeiten, ihre Ressourcen ausgraben." Die jungen Alten Wissenschaftler warnen deutsche Arbeitgeber schon lange davor, ihre älteren Arbeitnehmer massenhaft nach Hause zu schicken. Wenn in einigen Jahren die jungen Leute rar werden, müssten die Firmen eigentlich für jeden grauhaarigen Arbeitnehmer dankbar sein. Die Bundesregierung legt gut gemeinte Programme auf, mit denen ältere Langzeitarbeitslose gefördert werden sollen und mahnt die Personalchefs, das "eigene Humankapital zu pflegen". Das Motto der Aktion der Bundesanstalt für Arbeit klingt besonders flott: "50 plus? Die können es. Kompetent, leistungsstark und präsent." Nur: Die Realität wird noch so lange anders aussehen, bis der Markt die Firmen dazu zwingt, Kompetenz und Erfahrung der Älteren zu nutzen. Die älteren Frauen heute zum Beispiel sind weit attraktiver und gesünder als die Generation ihrer Mütter. Was heißt da alt? Mareike Nagler hat Modedesign studiert und dann drei Kinder bekommen. Heute ist sie 50, schlank, kaum Falten, schöne Hände, grünglänzender Satin-Anorak. Auf dem Arbeitsmarkt wird sie schwer Vermittelbaren zugerechnet. Als sie nach der Scheidung von ihrem Mann mit der freiberuflichen Arbeit für Modefirmen wie Mondi und Escada nicht mehr genug Geld verdiente, machte sie eine Umschulung beim Arbeitsamt. Webdesign klang gut, aber eine Frau im fortgeschrittenen Alter bekommt nicht leicht eine Stelle in der IT-Branche, die sich gern besonders jung gibt. Lange kam selbst sie, die mit ihrem Auftritt jedes Klischee besiegt, nicht gegen das Stigma an, das die Altersangabe in ihrer Bewerbung bedeutete. Dann kam NeNA hinzu, denn Mareike Nagler wusste: "Man braucht jemanden, der sagt, Du schaffst das". Eckard Schwarze, Pastorensohn und Manager bei Siemens, peppte ihre Mappe auf, gab Tipps, erinnerte an ihre verschütteten Talente. Hatte sie nicht mal als junge Frau eine Ausbildung zur Krankenpflegerin gemacht? Mareike Nagler bewarb sich bei einer pharmazeutischen Firma, bei der sie alles gebrauchen konnte, was sie hatte: Computerkenntnisse, Medizinkenntnisse, Lebenserfahrung. Dann stand sie zum x-ten Mal vor der Tür des Vermittlers im Arbeitsamt und überlegte, welch überflüssige Beratung sie diesmal über sich würde ergehen lassen müssen. Sie erinnerte sich an das erste Gespräch mit der Sekretärin in der Firma, bei der sie so gerne eine Stelle hätte: "Ich bin nicht mehr ganz jung", hatte sie warnend gesagt, eingeladen wurde sie trotzdem. Als sie gerade im Begriff war, die Türklinke im Arbeitsamt herunterzudrücken, klingelte das Handy. "Sie haben den Job", rief die Sekretärin ihres neuen Arbeitgebers ins Telefon. Und Mareike Naglers Wartemarke vom Arbeitsamt landete im Papierkorb.
https://www.sueddeutsche.de/sport/brasilianer-von-hannover-96-franca-an-tuberkulose-erkrankt-1.1607582
mlsum-de-9885
Brasilianer Franca leidet an Tuberkulose und wird Hannover 96 lange fehlen. Hertha BSC zeigt Interesse an Dortmunds Moritz Leitner. Maximilian Levy holt Silber bei der Bahnrad-WM. Bei der Matchplay-WM in Arizona scheitern Tiger Woods und Rory Mcllroy früh, Martin Kaymer ist erfolgreich.
Hannover 96, Franca: Der brasilianische Fußball-Profi Franca von Hannover 96 ist an Tuberkulose erkrankt. Wegen der bakteriellen Infektionskrankheit wird der 21 Jahre alte Winterzugang derzeit auf einer Spezialstation in einem Klinikum in Hannover behandelt. Franca, der noch kein Pflichtspiel für den Bundesliga-Club bestritten hat, wird nach Angaben des Vereins vom Freitag mehrere Monate ausfallen. Die Mannschaft wurde über die Erkrankung ihres Mitspielers informiert. Um eine Verbreitung der ansteckenden Krankheit zu verhindern, ermittelt das Gesundheitsamt nun die engen Kontaktpersonen des 96-Profis. France war am 11. Januar mit dem Flugzeug aus Brasilien nach Deutschland gekommen. Wahrscheinlich hat er sich in seiner Heimat infiziert. Tuberkulose bricht frühestens vier Monate nach der Infektion aus. Hertha BSC, Moritz Leitner: Fußball-Zweitligist Hertha BSC zeigt Interesse an einer Verpflichtung von Borussia Dortmunds Mittelfeldspieler Moritz Leitner. "Er ist ein hochinteressanter Spieler. Ob er für uns machbar ist, weiß ich nicht", sagte Herthas Manager Michael Preetz vor dem Zweitliga-Spitzenspiel am Montag gegen den 1. FC Kaiserslautern (20.15 Uhr). Der U21-Nationalspieler kommt beim Double-Gewinner nicht über die Jokerrolle hinaus. Die Ablösesumme für den 20-Jährigen, der es in der laufenden Saison auf 16 Einsätze gebracht hat, soll bei fünf Millionen Euro liegen. Hertha denkt anscheinend über ein Leihgeschäft nach. Trainer Jos Luhukay kennt den technisch versierten Spieler gut. Der Niederländer hatte Leitner bereits 2011 für ein halbes Jahr zu seinem damaligen Klub FC Augsburg geholt. Bahnrad-WM: Maximilian Levy bleibt im Keirin auf zweite Plätze abonniert. Nach Silber bei der WM 2012 und den Olympischen Spielen in London fuhr der 25-Jährige in Minsk zum dritten Mal in Serie auf den zweiten Rang. Schneller als Levy, der zum Auftakt der WM schon Gold im Teamsprint gewonnen hatte, war wieder nur ein Brite. Musste sich Levy im vergangenen Jahr zweimal dem Briten Chris Hoy beugen, war diesmal Jason Kenny schneller als der Weltmeister des Jahres 2009. Platz drei belegte Matthijs Buchli aus den Niederlanden. "Ich bin stolz, nach einem halben Jahr Pause wieder eine Medaille geholt zu haben. Natürlich schmerzt es, zum dritten Mal in Folge von einem Briten abgefangen zu werden", sagte Levy. "Aber mit Gold und Silber nach zwei Tagen kann ich sehr zufrieden sein." Diesen Samstag startet Levy noch im Sprint-Wettbewerb und gilt auch hier zu den Medaillenanwärtern. "Das Ergebnis ist ein bisschen tragisch", sagte Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel. Levy machte in den Vorläufen einen souveränen Eindruck und bestimmte auch das Finale von der Spitze. Erst auf der Zielgeraden zog Sprint-Olympiasieger Kenny an Levy vorbei. "Max ist sehr lang von der Spitze gefahren mit Kenny im Windschatten. Schade", meinte Uibel. Dennoch: Mit bisher zweimal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) fällt die Zwischenbilanz sehr positiv aus. Kristina Vogel aus Erfurt steht im Halbfinale des Sprint-Wettbewerbs und kämpft diesen Samstag um eine Medaille. Golf, Matchplay-WM: Deutschlands bester Golfprofi Martin Kaymer (Mettmann) hat bei der Matchplay-WM in Marana/Arizona die zweite Runde erreicht. Der 28-Jährige setzte sich zum Auftakt gegen den Südafrikaner George Coetzee mit 2 und 1 durch. Gegner in der Runde der letzten 32 ist Rafael Cabrera Bello aus Spanien, der überraschend die frühere Nummer eins Lee Westwood (England) ausschaltete. "Ich war ein bisschen nervös heute, die erste Runde ist für mich immer die schwerste. Man weiß noch nicht, wie man drauf ist. Aber wenn man gewinnt, ist man drin im Turnier", sagte Kaymer. Überraschend sind die Favoriten Rory McIlroy (Nordirland) und Tiger Woods (USA) dagegen zum Auftakt ausgeschieden. Der Ire Shane Lowry setzte sich gegen den Weltranglistenersten McIlroy mit 1 auf durch. "Ich habe einfach nicht genügend Birdies geschlagen", sagte McIlroy: "Es hat nicht gereicht." Charles Howell schlug den 14-maligen Major-Gewinner Woods mit 2 und 1. "Das sind die Regeln dieses Formats", sagte Woods: "Man muss seinen Gegner schlagen, das habe ich heute nicht geschafft." Für Marcel Siem ist die mit 8,75 Millionen Dollar (ca. 6,56 Millionen Euro) dotierte Veranstaltung ebenfalls nach der ersten Runde beendet. Der 32-Jährige lieferte sich mit Luke Donald ein enges Duell bis zum 18. Loch, welches der Engländer aber mit 1 auf für sich entschied. Nach erneutem Schneefall am Donnerstag war die Fortsetzung des Turniers um drei Stunden verschoben worden. Schon am Mittwoch hatten Schneeschauer und starke Winde für den Abbruch der ersten Runde gesorgt. Das Turnier in der Nähe von Kaymers Wahlheimat Scottsdale/Arizona wird im Golf Club in Dove Mountain ausgetragen, es gehen die 64 weltbesten Profis an den Start. Eishockey, Bundesliga: Auch drei Tage nach der direkten Qualiikation für die Play-offs sind die Kölner Haie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nicht zu stoppen. Der achtmalige deutsche Meister ging nach dem 2:1-Erfolg gegen die Hannover Scorpions auch im rheinischen Derby beim Tabellen-Dritten Krefeld Pinguine mit 4:2 als Sieger vom Eis. Das Team von Trainer Uwe Krupp, das erneut ohne Ex-NHL-Profi Marco Sturm antrat, führt die Tabelle mit 92 Punkten weiterhin vor Vizemeister Adler Mannheim an. Der Tabellenzweite war nach drei Niederlagen in Folge und einem 1:6 bei Tabellenschlusslicht Düsseldorfer EG auf Wiedergutmachung aus und stoppte mit einem 2:1 beim Tabellenzehnten Straubing Tigers seine Pleitenserie. Titelverteidiger Eisbären Berlin nutzte fünf Spieltage vor Ende der Hauptrunde die Niederlage der Pinguine, um sich mit einem 3:0-Sieg beim Tabellenvorletzten Iserlohn Roosters mit 78 Punkten auf Tabellenplatz drei vorzuschieben. Die Hamburg Freezers kassierten auf Platz fünf im Nord-Duell mit den Hannover Scorpions ein 0:1. Im bayrischen Derby besiegte der EHC München den ERC Ingolstadt 2:1, der mit 73 Zählern als Tabellensechster weiter die Direktqualifikation für die Play-offs im Visier hat. Auch der EHC Wolfsburg setzte sich nach einem starken letzten Drittel gegen die Augsburger Panther mit 3:1 durch und behauptete damit Rang sieben. Nach dem überraschenden 6:1-Sieg gegen Mannheim musste sich Düsseldorf den Nürnberg Ice Tigers dagegen deutlich mit 1:7 geschlagen geben und ist weiterhin Schlusslicht. Handball, Bundesliga: TUSEM Essen hat am 22. Spieltag seinen ersten Saisonsieg gefeiert. Der Aufsteiger setzte sich gegen GWD Minden mit 28:22 (11:12) durch, liegt mit 4:40 Punkten aber weiter auf dem letzten Tabellenplatz. Minden steht nach der Niederlage mit 11:31 Zählern nur dank der besseren Tordifferenz vor der TV Neuhausen/Ems. Die Neuhausener belegen als 16. den ersten Abstiegsrang. Dazwischen nimmt der zweimalige Europapokalsieger der Landesmeister TV Großwallstadt (7:35 Punkte) den vorletzten Rang ein. Der Traditionsverein unterlag gegen den TBV Lemgo mit 21:26 (8:14). Der leichte Aufwärtstrend der Großwallstädter ist damit bereits wieder beendet. Vor zwei Wochen hatte der TV durch ein 28:26 gegen die HSG Wetzlar den ersten Sieg nach zuvor sieben Niederlagen gefeiert. Ex-Meister Lemgo (22:22) ist nach dem sechsten Sieg in Serie Zehnter. Basketball, Euroleague: Der deutsche Doublesieger Brose Baskets aus Bamberg bleibt weiter ohne Sieg in der Zwischenrunde. Die Oberfranken verloren am Donnerstagabend daheim gegen die Spanier von Unicaja Malaga mit 65:68 (20:38) und kassierten damit im achten Spiel schon ihre achte Pleite. Der Viertelfinal-Einzug ist selbst bei einer deutlichen Leistungssteigerung in den restlichen sechs Partien kaum noch möglich - dafür müsste das Schlusslicht aus Bamberg in der Achtergruppe E noch unter die besten vier Mannschaften kommen. Erfolgreichster Bamberger Punktesammler war Bostjan Nachbar mit 17 Zählern. Ski Alpin: Kurz vor dem Heim-Weltcup am Wochenende in Garmisch-Partenkirchen müssen die deutschen Skirennläufer zwei Langzeitausfälle verkraften. Slalomspezialist Stefan Luitz (Bolsterlang) und Abfahrer Andreas Sander (Ennepetal) fallen nach Kreuzbandrissen jeweils vorraussichtlich sechs Monate aus, beide Athleten wurden bereits erfolgreich operiert. Das teilte der Deutsche Skiverband (DSV) am Donnerstag mit. "Zwei Ausfälle aus beiden Teams - das ist natürlich bitter", sagte Herren-Bundestrainer Charly Waibel: "Gerade vor dem Hintergrund, dass wir immer wieder mit verletzungsbedingten Ausfällen zu kämpfen haben. Ich bin aber überzeugt, dass Stefan und Andreas nach der Rehabilitation wieder gesund und fit in die Vorbereitungen zur Olympia-Saison einsteigen können." Der 20-jährige Luitz hatte sich am Mittwoch beim Training am Gudiberg in Garmisch-Partenkirchen einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zugezogen. Sander war vor vier Wochen beim Einfahren zum Weltcup in Kitzbühel gestürzt und hatte sich den Zeigefinger der rechten Hand gebrochen. Nachdem der 23-Jährige das Skitraining wieder aufgenommen hatte, spürte er Schmerzen im linken Knie. Bei der folgenden Untersuchung wurden ein Riss des vorderen Kreuzbandes sowie ein Knorpelschaden diagnostiziert. Basketball, deutsche NBA-Hoffnung: Große Ehre für den Braunschweiger Dennis Schröder. Der 19 Jahre alte Point Guard des Bundesligisten New Yorker Phantoms Braunschweig wurde für die prestigeträchtige Nike Hoop Summit am 20. April in Portland nominiert. Bei der traditionsreichen Veranstaltung treffen jedes Jahr die besten amerikanischen Talente auf die stärksten Nachwuchsspieler aus aller Welt. 1998 trumpfte Dirk Nowitzki in der Begegnung mit 33 Punkten und 14 Rebounds ganz groß auf und wechselte wenig später in die NBA. "Wir freuen uns sehr für Dennis. Er spielt eine herausragende Saison und hat sich diese Einladung absolut verdient", sagte Braunschweigs Sportdirektor Oliver Braun. Allerdings ist noch nicht ganz sicher, ob Schröder tatsächlich nach Portland reisen darf. Nur wenn die Phantoms zu diesem Zeitpunkt den Klassenverbleib bereits sicher haben, würden sie das Ausnahmetalent freigeben. Zuletzt war aus der Bundesliga 2008 Tim Ohlbrecht dabei. Schröder ist der insgesamt siebte Basketballer aus Deutschland, der eine Einladung erhalten hat. Tennis, Frauen: Fed-Cup-Spielerin Sabine Lisicki greift nach ihrem vierten Titel auf der WTA-Tour. Die an Position drei gesetzte Berlinerin bezwang in Memphis/ Tennessee im Halbfinale die vier Positionen schlechter eingestufte Slowakin Magdalena Rybarikova nach 1:49 Stunden mit 7:5, 7:5. Im Endspiel des mit 235.000 Dollar dotierten Hartplatzturniers trifft die 23-Jährige auf Marina Erakovic aus Neuseeland, die sich gegen Stefanie Voegele (Schweiz) durchsetzte. Lisicki erreichte in diesem Jahr zum zweiten Mal ein Endspiel. Anfang Februar hatte sie in Pattaya im Finale nur knapp in drei Sätzen gegen die Russian Maria Kirilenko verloren. Ihren letzten Titel hatte Lisicki im August 2011 in Dallas gewonnen. Tennis, Männer: Der Siegeszug von Qualifikant Julian Reister (26) beim ATP-Turnier in Buenos Aires ist beendet. Der Weltranglisten-246. aus Hamburg scheiterte im Viertelfinale des mit 493.670 Dollar dotierten Sandplatzturniers am früheren Top-10-Spieler Tommy Robredo (Spanien) nach 1:32 Stunden mit 3:6, 2:6. Durch die Niederlage gegen den Weltranglisten-95. verpasste Reister den erstmaligen Einzug in die Vorschlussrunde eines ATP-Turniers. Allerdings stand Reister, der sich mit einem Preisgeld von rund 10.400 Euro trösten darf, auch noch nie zuvor auf der ATP-Tour im Viertelfinale.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ukraine-bananen-sind-vom-speisezettel-gestrichen-1.2512755
mlsum-de-9886
Bananen vom Speisezettel gestrichen: Das Krisenland zwischen Russland und der EU leidet unter der schrumpfenden Wirtschaft und hohen Preisen. Doch das ist erst der Anfang.
Zumindest bei Lebensmitteln können die Ukrainer die Inflation teilweise umgehen - indem sie heimische Waren kaufen. Bei Benzin und Gas geht das nicht. Wenn der Gemüsehändler Wladimir Korujew mal länger schlafen will, stellt er seinen Wecker statt auf vier Uhr auf 4 Uhr 30. Dann allerdings muss er sich sputen, um sein Blitzfrühstück hinter sich zu bringen, bei den Bauern der Umgebung einzukaufen, dann die 30 Kilometer nach Kiew zu fahren und noch rechtzeitig um sieben Uhr seinen Stand auf dem Lukianowskij-Markt zu öffnen. Korujew, 38, mit leuchtend grünen Augen und schwarzem T-Shirt, verkauft Gurken und Möhren, Tomaten und Kartoffeln. Das Kilo Tomaten kostet bei ihm 27 Hrywnja (1,13 Euro), das Kilo Kartoffeln bis zu 17 Hrywnja und damit "genauso viel wie im letzten Jahr", betont Korujew. "Das geht, weil alles, was ich verkaufe, aus der Ukraine kommt." Dass dies in der Ukraine heute mehr die Ausnahme als die Regel ist, sieht Korujew schon, wenn er zu Händlerkollegen hinüberschaut, die importierte Waren verkaufen. Nicht nur der Besitzer des Kiosks, der Kaffee und Nudeln, Käse und Schinken aus Italien anbietet, hat seine Preise verdoppeln müssen. An den Obstständen kostet das Kilo Apfelsinen statt rund 15 Hrywnja wie vor einem Jahr nun mindestens das Doppelte. Der Preis von Bananen ist gar von zwölf Hrywnja für ein Kilo auf 40 Hrywnja gestiegen. Die Folge: Die Korujews, deren Familie neben Wladimir aus seiner Frau Natalja und den kleinen Töchtern Katherina wie Anastasija besteht, haben "Bananen vom Speisezettel gestrichen". Es wird alles nur schlimmer Bananen sind nicht das Einzige, worauf die Familie wie Millionen andere Ukrainer nun verzichten müssen. Seit der Revolution auf dem Maidan und dem Beginn des Konflikts mit Russland Anfang 2014 ist die Wirtschaft der Ukraine angeschlagen, hat die ukrainische Währung gegenüber Euro oder Dollar rasant an Wert verloren. Ein Euro kostet die Ukrainer nicht mehr rund zehn Hrywnja wie vor Krise und Krieg, sondern 23 Hrywnja. In manchen Krisenwochen stieg der Kurs gar bis auf 30 Hrywnja. Importierte Lebensmittel und Haushaltswaren, Kleidung und Elektronik, fast alles kostet deutlich mehr. Dem staatlichen Statistikdienst zufolge waren die Preise im April um 61 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Während die Ukrainer der Inflation bei Lebensmitteln durch den Umstieg auf heimische Waren wenigstens teilweise ausweichen können, haben sie in vielen Bereichen des täglichen Lebens keine Wahl. Der Liter Benzin ist mit 20 Hrywnja doppelt so teuer wie vor gut einem Jahr, und damit stiegen auch die Ausgaben für Wladimir Korujew und alle anderen Ukrainer, die auf ihr Auto angewiesen sind. Auch die Preise für Busfahrscheine haben sich verdoppelt. ‹ › Die Krise in der Ukraine ist allgegenwärtig und sie bringt Menschen wie Wirtschaft in Not: Beschädigte Bushaltestelle in dem Dorf Peski bei Donezk. Bild: Oleksandr Ratushniak/AFP ‹ › Und eine alte Frau vor ihrem zerstörten Haus in dem Dorf Shyrokyn. Bild: Evgeniy Maloletka/AP ‹ › Seit dem Beginn des Konfliktes mit den Separatisten ist die Wirtschaft der Ukraine angeschlagen. Ein geschlossenes Kohlebergwerk in Lugansk. Bild: Dimitar Dilkoff/AFP ‹ › Menschen, die in Mariinka von Bewaffneten beobachtet werden, sind Zeugen des Dramas. Bild: Oleksander Ratushniak/AFP ‹ › Die ukrainische Währung hat gegenüber Euro oder Dollar rasant an Wert verloren. Ein Euro kostet die Ukrainer statt zehn Hrywnja heute 23. Bild: Vincent Mundy/Bloomberg ‹ › Zumindest bei Lebensmitteln können die Ukrainer die Inflation teilweise umgehen - indem sie heimische Waren kaufen. Bei Benzin und Gas geht das nicht. Bild: David Ramos/Getty Images ‹ › Kein Cash: Ein kaputter Geldautomat in Donezk. Wegen der hohen Preise sind viele Ukrainer am Ende ihrer Ersparnisse angelangt. Bild: Dimitar Dilkoff/AFP Wird geladen ... Die prorussischen Separatisten und das sie unterstützende russische Militär kontrollieren zwar nur vier Prozent des ukrainischen Territoriums, aber mit Dutzenden Kohlegruben, Stahlwerken und Fabriken beherrschen sie rund "ein Fünftel der Wirtschaft", überschlug der ukrainische Regierungschef Arsenij Jazenjuk kürzlich. Es fehlen nicht nur die Steuern aus der Ostukraine. Weit mehr als eine Million Flüchtlinge aus der Ostukraine bürden der Ukraine ebenso zusätzliche Kosten auf wie die gestiegenen und weiter steigenden Militärausgaben. So spart der Staat an anderer Stelle. Früher war der Kindergarten für Korujews fünf Jahre alte Tochter Anastasija kostenfrei. Jetzt muss die Familie dafür monatlich 500 Hrywnja bezahlen. Preiserhöhungen für die Heizrechnungen Anfang 2015 klaffte in Kiews Finanzen allein bis 2018 ein Loch von 40 Milliarden Dollar - fast ein Drittel einer jährlichen Wirtschaftsleistung. Im Februar sagten der Internationale Währungsfonds (IWF) und mehrere Regierungen Kiew für die nächsten vier Jahre Kredite von knapp 25 Milliarden Dollar zu. Die Ukraine musste sich als Gegenleistung verpflichten, endlich Reformen anzugehen, die das Land seit Ende des Kommunismus immer wieder verschleppt hat - allen voran eine Reform des enorme Verluste schreibenden Energiesektors. Ukrainische Firmen und Haushalte zahlten bisher nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten, die die Ukraine für Erdgas aus Russland bezahlen muss. Der IWF kalkulierte im März, dass die Ukraine die Energie mit Ausgaben in Höhe von acht Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung subventioniert. Der Löwenanteil dieses Geldes wurde bisher ausgegeben, um die Rechnungen für Heizen und Kochen der ukrainischen Bürger niedrig zu halten. Detailansicht öffnen Das ist vorbei. Vor ein paar Wochen hat Wladimir Korujew einen Brief vom Gaswerk bekommen: Ein Kubikmeter Gas wird die Familie statt wie bisher 1,80 Hrywnja nun 7,20 Hrywnja kosten. Aber selbst nach dieser saftigen Preiserhöhung zahlen die Ukrainer immer noch weniger als Rumänen oder Litauer. Der IWF hat für April 2016 und April 2017 zwei weitere Preiserhöhungen für die Heizrechnungen verordnet, erst dann könne die Ukraine wenigstens die Kosten für das Gas decken. Theoretisch soll ein Viertel aller Haushalte künftig eine Beihilfe für die Heizrechnung bekommen. Details aber stehen aus, die Skepsis vieler Ukrainer angesichts der notorisch korrupten und ineffizienten Verwaltung ist groß. "Ich weiß bisher nur eins", sagt Gemüsehändler Korujew. "Wir haben jetzt neue, europäische Preise - aber nur alte, ukrainische Gehälter." Vier Tage in der Woche arbeitet Korujew auf dem Markt, drei Tage als Sportlehrer an einer Schule. "Schließlich brauche ich eine Rentenversicherung und Krankenversicherung für meine Familie. Die bekomme ich als Markthändler nicht." Der monatliche Lohn für drei Tage Sportunterricht pro Woche bringt ihm 1250 Hrywnja, umgerechnet 52 Euro. Die Krise in der Ukraine steht erst an ihrem Anfang Der pensionierte Offizier Leonid Zebulskij ist mit seiner Frau Jelena auf den Markt gekommen. Jelena Zebulskij hat ihren Job verloren. Ein neuer ist nicht leicht zu finden, angesichts einer Arbeitslosenrate von zehn Prozent mit steigender Tendenz. So lebt das Paar von Leonids Rente. Das sind 2400 Hrywnja im Monat. "Die waren mal über 250 Euro wert - jetzt sind es nur noch gut 100 Euro", sagt Zebulskij. Schon bisher haben sich die Zebulskijs ihren geliebten Kaffee nur in 100-Gramm-Portionen gekauft. "Jetzt, da er für uns doppelt so teuer geworden ist, müssen wir ihn vielleicht ganz streichen." Klar ist jetzt schon: Die Krise in der Ukraine steht erst an ihrem Anfang. Schon 2014 brach die nationale Wirtschaft dem IWF zufolge um sieben Prozent ein. In besseren Jahren verdiente die Ukraine vor allem mit dem Export von Stahl, Eisenerz und anderen Metallprodukten sein Geld. Doch seit Beginn des Krieges ist deren Produktion um knapp ein Viertel gefallen. In diesem Jahr beschleunigte sich der wirtschaftliche Absturz: Von Januar bis April 2015 sank die Wirtschaftsleistung der Ukraine um 17,6 Prozent. Für das ganze Jahr erwartet der IWF ein Minus von neun Prozent. Andere Ökonomen sind noch pessimistischer. Viele Ukrainer sind jetzt schon am Ende ihrer Ersparnisse angelangt. Schon Ende 2014 wurde dem IWF zufolge ein Fünftel aller von ukrainischen Haushalten aufgenommenen Kredite nicht mehr fristgerecht bedient. Diese Tendenz hat sich in diesem Jahr noch verstärkt und dürfte die Banken erheblich unter Druck setzen. Wenn im Oktober wieder die Heizsaison beginnt, werden die Ukrainer erst richtig spüren, wie viel sie die vervielfachten Gaspreise tatsächlich kosten. Wladimir Korujew hat das Familienbudget schon jetzt rigoros zusammengestrichen. Der Urlaub für Frau und Töchter - im letzten Sommer waren es noch zehn Tage am Schwarzen Meer für umgerechnet 250 Euro - fällt dieses Mal aus. "In diesem Jahr gibt es bei uns nur Schwimmen und Angeln im Fluss hinter dem Dorf", sagt Korujew und stapelt neue Tomaten auf.
https://www.sueddeutsche.de/sport/ueberfuehrter-us-sprinter-gay-dopte-mit-anabolen-steroiden-1.1753592
mlsum-de-9887
Im Streit um die verbannten Spieler beim Bundesligisten Hoffenheim hat Eren Derdiyok rechtliche Schritte eingeleitet. Die Hockey-Herren stehen im EM-Finale. Die Uefa ermittelt gegen Schalke 04. Weltmeister Sebastian Vettel fährt in Spa Bestzeit. Skirennfahrer Felix Neureuther fliegt nicht mit ins Trainingslager nach Neuseeland.
TSG 1899 Hoffenheim, Derdiyok: In der brisanten Affäre um die sogenannte "Trainingsgruppe 2" hat sich der erste Profi des Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim aus der Deckung gewagt und juristische Schritte eingeleitet. Eren Derdiyok, einer von zahlreichen ausgemusterten Spielern bei den Kraichgauern, hat beim Arbeitsgericht Mannheim einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gestellt und will ab sofort wieder mit dem Bundesliga-Kader trainieren. Das berichtet der Mannheimer Morgen (Samstags-Ausgabe). In einem Eilverfahren könnte demnach bereits am kommenden Mittwoch über den Antrag entschieden werden. Der Schweizer Derdiyok, der zur vergangenen Saison nach Hoffenheim gewechselt war und wie unter anderem Ex-Nationaltohüter Tim Wiese von Trainer Markus Gisdol verbannt worden war, beruft sich bei seinem Vorgehen auf den Arbeitsvertrag. Den den darin garantierten "ordnungsgemäßen Trainingsbetrieb" sieht der 25-Jährige nicht gewährleistet. In den Einheiten der Traininigsgruppe könne man nicht unter Wettkampfbedinungen spielen, zudem sei das Niveau mangels ausreichender Bundesliga-Profis zu gering. Außerdem fühlt sich Derdiyok im medizinischen und physiotherapeutischen Bereich nicht entsprechend von seinem Arbeitgeber unterstützt. Gisdols Vorgehen war in letzter Zeit vermehrt kritisiert worden. "Das ist eine Frage von Recht und Moral. Wenn zwei Seiten einen Vertrag unterschreiben, muss man sich auch daran halten", sagte beispielsweise Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder. Nach Meinung von Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Spielergewerkschaft VdV, stehe die Ausbootung der Stars "rechtlich auf absolut tönernen Füßen." Hockey-EM, Männer: Dank einer Gala-Vorstellung des überragenden Mats Grambusch sind die deutschen Hockey-Männer bei der Europameisterschaft im belgischen Boom nur noch einen Sieg von der erfolgreichen Titelverteidigung entfernt. Der Olympiasieger setzte sich im Halbfinale gegen den Erzrivalen Niederlande nach einer kämpferisch starken Leistung und eines Doppelpacks von Grambusch mit 5:3 (1:2) durch. Einen Tag, nachdem die Frauen das Endspiel erreicht hatten, brachte Grambusch die Mannschaft von Bundestrainer Markus Weise in der 52. Minute erstmals in Führung und sorgte acht Minuten später per Strafecke für das 4:2. In den letzten Sekunden traf Oskar Deecke (70.) zum 5:3-Endstand. Zuvor hatten Tobias Hauke (29./Strafecke) und Thilo Stralkowski (44.) für das Team des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) getroffen. Für "Oranje" waren Mink van der Weerden (19./33., beides Strafecken) und Billy Bakker (65.) erfolgreich. Doping, Tyson Gay: Der bei Dopingkontrollen positiv getestete US-Sprinter Tyson Gay soll nach einem Bericht von "BBC online" (Freitag) ein verbotenes Steroid eingenommen haben. Dem britischen Fernsehsender liegen Auszüge eines Briefs der amerikanischen Anti-Doping-Agentur (USADA) vor, aus denen das hervorgeht. Bisher war nur bekanntgeworden, dass der zweimalige Weltmeister bei Trainingskontrollen im Mai erwischt worden war. Welches Mittel der 30-Jährige nahm, blieb ungenannt. In dem USADA-Schreiben an Gay vom 23. Juli heißt es, dass durch das Doping-Nachweisverfahren IRMS in seiner Probe ein nicht körpereigenes Testosteron nachgewiesen werden konnte. Die Einnahme eines solchen anabolen Steroids wird nach dem Welt-Anti-Doping-Code mit einer zweijährigen Sperre geahndet. Nach wie vor gibt die USADA keine Auskunft über die Bezeichnung des verbotenen Mittels. Gay, der mit 9,75 Sekunden über 100 Meter in der Weltjahresbestenliste noch immer als schnellster Sprinter geführt wird, hatte seine positiven Tests selbst öffentlich gemacht und auf einen Start bei der Leichtathletik-WM in Moskau verzichtet. Die USADA untersucht seinen Fall derzeit und wird in den kommenden Wochen ein Disziplinarverfahren gegen ihn einleiten. Sabotage hatte Gay bei seinem Dopingfall ausgeschlossen. "Ich habe jemandem mein Vertrauen geschenkt, und ich wurde enttäuscht", berichtete er damals. Gay hatte erklärt, genau zu wissen, was in seinem Fall vorgegangen sei, er aber darüber noch nichts sagen könne. Womöglich hat sich Gay zur Kooperation mit der USADA bereiterklärt, um sein Strafmaß mit Informationen über etwaige Hintermänner reduzieren zu können. Champions League, Schalke 04: Zwei Tagen nach den Vorkommnissen beim Playoff-Spiel gegen PAOK Saloniki (1:1) hat die Europäische Fußball-Union (Uefa) ein Disziplinarverfahren gegen den FC Schalke 04 eingeleitet. Dem Klub werden "das Zeigen politischer Banner, Zuschauerausschreitungen und die verspätete Abgabe der Spielaufstellungen" vorgeworfen. Das teilte der Bundesligist am Freitag mit. Schalke will sich allerdings eingehend juristisch beraten lassen und auf Freispruch plädieren. Hintergrund der Uefa-Ermittlungen sind vor allem die Tumulte im Schalker Fanblock und ein massiver Einsatz der Polizei während der Qualifikationspartie zur Champions League am Mittwoch. Laut Polizeiberichten vom Donnerstag war das Zeigen eines mazedonischen Banners, das von den griechischen Fans in der Arena als Provokation aufgefasst wurde, Auslöser für das Einschreiten der Sicherheitskräfte. Es gab zahlreiche verletzte Zuschauer, die behandelt werden mussten. Fußball, Europa-League-Qualifikation: Mario Gomez hat unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw ein starkes Pflichtspiel-Debüt für seinen neuen Klub AC Florenz gefeiert. Im Play-off-Hinspiel der Europa-League-Qualifikation setzte sich die Fiorentina auch dank eines auffällig agierenden Nationalstürmers 2:1 (1:0) bei Grasshopper Zürich um den deutschen Trainer Michael Skibbe durch. Gomez, der bereits in der ersten Halbzeit zweimal einen Treffer auf dem Fuß hatte, war maßgeblich am Tor zum 2:0 (46.) beteiligt. Nachdem er Zürichs Torwart Roman Bürki ausgespielt hatte, grätschte Stéphane Grichting den Ball ins eigene Netz. Juan Cuadrado (13.) hatte die Italiener zuvor in Führung gebracht, Anat Ngamukol (64.) verkürzte für die Schweizer. Ex-Nationalspieler Marko Marin führte den FC Sevilla zu einem 4:1 (1:1)-Heimsieg gegen Slask Breslau. Die Polen waren durch einen Treffer von Marco Paixao (13.) in Führung gegangen, der frühere Schalker Ivan Rakitic (36.) glich aus. In Überzahl nach einer Roten Karte für Breslaus Carlos Tome Dudu (55.) drehten Marin (67. und 89.) mit seinen ersten beiden Pflichtspieltreffern für seinen neuen Klub und Alberto Moreno (85.) das Spiel endgültig. Auch ohne den weiter angeschlagenen Fußball-Nationalspieler Lewis Holtby feierte der englische Erstligist Tottenham Hotspur einen klaren Sieg. Der zweimalige UEFA-Cup-Sieger gewann bei Dinamo Tiflis 5:0 (2:0) und kann bereits vor dem Rückspiel am 29. August gegen die Georgier für die Gruppenphase planen. Ebenso für die nächste Runde planen darf der FC Salzburg mit dem deutschen Trainer Roger Schmidt und Sportdirektor Ralf Rangnick. Im Heimspiel gegen Zalgiris Vilnius aus Litauen kamen die Salzburger zu einem 5:0 (3:0), der spanische Stürmer Jonathan Soriano traf dreimal. Eine gute Ausgangsposition erarbeitete sich auch Betis Sevilla mit dem deutschen Profi Markus Steinhöfer. Die Spanier setzten sich beim tschechischen Vertreter FK Jablonec mit 2:1 (1:1) durch. Mit dem deutschen Torhüter Gerhard Tremmel auf der Ersatzbank kam Swansea City zu einem lockeren 5:1 (3:0) gegen Petrolul Ploiesti. Für die größten Überraschungen sorgten Slovan Liberec aus Tschechien, das bei Udinese Calcio 3:1 (1:1) gewann, und Tromsö IL aus Norwegen, das Besiktas Istanbul 2:1 (0:1) besiegte. Formel 1, Spa: Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat sich zum Start aus der Sommerpause in starker Form präsentiert und im freien Training zum Großen Preis von Belgien die Bestzeit hingelegt. Trotz eines Reifenschadens kurz vor Schluss, der an die Vorfälle beim Rennen in Silverstone erinnerte, reichte Vettels Bestzeit von 1:49,331 Minuten für den Spitzenplatz am Freitag. Der WM-Gesamtführende lag damit 59 Tausendstel vor seinem australischen Teamkollegen Mark Webber (1:49,390). Dritter wurde Lotus-Pilot Romain Grosjean (Frankreich/1:50,194) mit bereits deutlichem Rückstand. Der finnische WM-Zweite Kimi Räikkönen (Lotus/1:50,318) wurde Sechster vor dem Gesamtdritten Fernando Alonso (Spanien/1:50,510) im Ferrari. Keine Spitzenzeiten lieferte am Freitag Mercedes. Nico Rosberg (Wiesbaden/1:50,601) wurde lediglich Neunter, sein Teamkollege Lewis Hamilton, (England/1:50,751), der als WM-Vierter noch Titelchancen hat, musste sich gar mit dem zwölften Platz zufrieden geben. Der Gräfelfinger Adrian Sutil (1:50,629) wurde im Force India Elfter, Sauber-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich/1:50,972) belegte den 13. Platz. FC Bayern, Javier Martínez: Der FC Bayern München muss im 187. bayerisch-fränkischen Derby gegen den 1. FC Nürnberg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) auf Javi Martínez verzichten. Der spanische Nationalspieler sei wegen Trainingsrückstandes und der Reise mit der Selección nach Ecuador noch immer nicht fit und werde deshalb nicht im Kader stehen, sagte Trainer Pep Guardiola am Freitag. Dagegen hat Flügelspieler Franck Ribéry seinen kleineren Probleme am rechten Sprunggelenk überwunden und steht zur Verfügung. Das gilt auch für die Neuzugänge Mario Götze und Thiago. Ob beide allerdings auch zum Einsatz kommen werden, wollte Guardiola noch nicht verraten. Zu Götze sagte er: "In seinen Beinen ist er fit, sein Kopf jetzt auch, das ist gut für uns. Ich weiß aber noch nicht, ob er von Anfang an oder wenige Minuten spielt." Fußball, HSV: Der Hamburger SV und Abwehrspieler Paul Scharner trennen sich mit sofortiger Wirkung. Wie die Hamburger mitteilten, wurde der noch bis zum Saisonende laufende Vertrag am Freitag vorzeitig aufgelöst. Der Österreicher kam bei den Hanseaten lediglich zu vier Einsätzen. Nach Differenzen mit Trainer Thorsten Fink sollte der 33-Jährige nur noch im Regionalliga-Kader der Norddeutschen trainieren. Dass der HSV Scharner eine sechsstellige Abfindungssumme zahlen wird, gilt als sicher, die genaue Höhe ist unbekannt. Ski alpin, Felix Neureuther: In der Vorbereitung auf die Olympia-Saison muss Skirennfahrer Felix Neureuther auf das Trainingslager in Neuseeland verzichten. "Ich gehe nicht davon aus, dass er nach Neuseeland geht, weil die Zeit einfach zu knapp wird", sagte ein Sprecher des Deutschen Skiverbands am Freitag. Neureuther, der Anfang Juni am Sprunggelenk operiert worden war und seither Probleme mit der Wundheilung hat, sei noch bis Dienstag oder Mittwoch zur Regeneration "unter südlicher Sonne". Anschließend wolle er auf Schnee testen. Das DSV-Team landet am 4. September wieder in Deutschland. Mit vielen Wolken und wenig Schnee seien die Bedingungen zudem nicht optimal. Olympische Winterspiele, Menschenrechte: Russland hat dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bezüglich des umstrittenen Homosexuellen-Gesetzes garantiert, dass die Sportler und Zuschauer im kommenden Februar davon nicht betroffen sein werden. "Wir haben von der russischen Regierung eine unmissverständliche schriftliche Zusicherung erhalten, dass bei den Spielen in Sotschi jeder ungeachtet seiner sexuellen Orientierung willkommen sein wird", teilte IOC-Präsident Jacques Rogge in einer Erklärung mit. Der Brief stamme vom stellvertretenden russischen Premierminister Dmitri Kosak, ließ der im September aus seinem Amt scheidende Rogge wissen. "Russland hat sich verpflichtet, sich strikt an die Olympische Charta zu halten, wonach jedwede Form von Diskriminierung eines Landes oder eines Sportlers aus rassistischen, religiösen, politischen Gründen oder wegen seines Geschlechts und anderer Dinge nicht kompartibel zur Olympischen Bewegung ist", sagte Rogge. Der IOC-Chef hatte die russische Regierung in der Vorwoche im Hinblick auf das umstrittene Anti-Homosexuellen-Gesetz noch einmal in die Pflicht genommen. Die Spiele selbst müssten für alle offen sein, das gelte für Zuschauer, Offizielle, Journalisten und natürlich die Athleten. Man würde sich mit aller Kraft jeglicher Bewegung entgegenstellen, die dieses Prinzip gefährde. Das Internationale Olympische Komitee werde weiter daran arbeiten, dass die Spiele ohne Diskriminierung stattfinden. "Russland wird sich an seine gegebenen Garantien halten", schrieb Dmitri Kosak. Hockey, EM: Nach einem Nervenkrimi haben Deutschlands Hockey-Frauen bei den Europameisterschaften im belgischen Boom das Endspiel erreicht. Das Team von Bundestrainer Jamilon Mülders schlug den starken Gastgeber Belgien erst nach Penaltyschießen mit 4:2 (2:2/1:1). Die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) trifft nun Finale am Samstag (16.00 Uhr) auf Olympiasieger Niederlande oder den EM-Dritten England. Die Führung für das DHB-Team fiel durch ein Eigentor von Anne-Sophie de Scheemaekere (17.), Jill Boon (29). glich für die Belgierinnen aus, bevor Charlotte de Vos (40.) die Partie zugunsten der "Roten Panther" drehte. Zwei Minuten vor Schluss brachte Marie Mävers die deutsche Auswahl mit ihrem Ausgleich per Strafecke zurück ins Spiel. Die Entscheidung fiel im Penaltyschießen. Sowohl Maike Stöckel als auch Julia Müller waren erfolgreich, die Belgierinnen scheiterten gleich viermal an Torhüterin Kim Platten.. Fußball, Europa League: Auch ohne den weiter angeschlagenen Fußball-Nationalspieler Lewis Holtby hat der englische Erstligist Tottenham Hotspur im Play-off-Hinspiel der Europa-League-Qualifikation einen klaren Sieg gefeiert. Der zweimalige Uefa-Cup-Sieger gewann bei Dinamo Tiflis 5:0 (2:0) und kann bereits vor dem Rückspiel am 29. August gegen die Georgier für die Gruppenphase planen. Eine gute Ausgangsposition erarbeitete sich auch Betis Sevilla mit dem deutschen Profi Markus Steinhöfer. Die Spanier setzten sich beim tschechischen Vertreter FK Jablonec mit 2:1 (1:1) durch.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/geldanlage-im-blaetterwald-1.3458955
mlsum-de-9888
Bäume, die verrotten. Geld, das versickert. Wie 3500 Kleinanleger bis zu 70 Millionen Euro verloren, weil sie von Finanzberatern in bulgarische Forstplantagen gelockt wurden.
Die edle Robinie sollte den Anlegern traumhafte Renditen von über 13 Prozent bringen. Tatsächlich meldete die Investmentfirma Lignum nobilis Insolvenz an. Ob die geprellten Kunden Geld zurück bekommen ist fraglich. Alles klang so seriös. So integer. So richtig. "Angesichts der fundamentalen Krise des gegenwärtigen Finanzsystems gelangen immer Menschen zu der Überzeugung, ihr Vermögen besser nicht in der Welt des schnellen Profits anzulegen." So lautete der erste Satz in der Verkaufsbroschüre der Berliner Investmentfirma Lignum. Und weiter: "Mit ihrer Anlage in Lignum nobilis entscheiden Sie sich für ein zeitgemäßes Engagement, welches Sicherheit, Transparenz und ethische Glaubwürdigkeit in sich vereint." Wie hätte Gisela Müller ahnen sollen, dass es sich bei der Lignum-Gruppe, der sie einen beträchtlichen Teil ihrer Altersvorsorge anvertraute, in Wirklichkeit um einen zwielichtigen Anbieter am grauen Kapitalmarkt handelte? 2006 war die Mutter gestorben. Gisela Müller, heute 53 Jahre alt, wohnhaft in Rhein-Pfalz, erbte ein hohes fünfstelliges Vermögen. Dann kam der große Knall, die Finanzkrise. Wie so viele Menschen fragte sich auch Frau Müller: Ist mein Geld jetzt noch sicher? Von einem Nachbarn hörte sie: "Ich kenne da einen Finanzberater, der macht nur ökologische Geldanlage." Sie fuhr nach Wiesbaden, wo der Berater sein Büro hatte. Er empfahl ihr Lignum nobilis, Gisela Müller investierte rund 22 000 Euro. "Heute weiß ich, dass das ein Fehler war", sagt sie. Ihren echten Namen will sie nicht in der Zeitung lesen. Sie ist bei weitem nicht die einzige, die auf die Masche von Lignum hereingefallen ist: rund 3500 Anleger sind betroffen. Mithilfe der Lignum-Gruppe haben sie über die vergangenen Jahre knapp 70 Millionen Euro in überwiegend bulgarische Forstplantagen investiert - im Schnitt also fast 20 000 Euro pro Anleger. Laut Verkaufsprospekt funktionierte das Modell ganz einfach. Schritt eins: "Sie kaufen heute das Edelholz bei uns und zahlen den Kaufpreis". Schritt zwei: "Wir liquidieren (vermarkten) Ihr Edelholz in den Erntejahren für Sie, und Sie haben daraus ihren Geldrückfluss." Die Verzinsung? Bis zu 13,6 Prozent per annum. So lautete das Versprechen. Ökologisch, ethisch, langfristig: von den großen Versprechen blieb wenig übrig Doch die traumhaften Renditen flossen nicht. Stattdessen stellte Lignum vor einem Jahr Insolvenzantrag. Seitdem arbeitet sich der Berliner Konkursverwalter Rolf Rattunde durch die Hinterlassenschaften der verwinkelten Firmengruppe. Für ein finales Urteil ist es noch zu früh, Rattunde gibt sich wortkarg. Aus zwei seiner Gutachten, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, lässt sich allerdings erahnen, dass die Anleger einen Großteil ihres Geldes wohl nicht wiedersehen werden. Ein Indiz dafür: Auf einem der Geschäftskonten, es liegt bei der Commerzbank und hat die IBAN DE98 1004 0000 0642 8155 00, befanden sich nach der Insolvenzanmeldung noch 36,61 Euro. Ein Witz, wäre die Sache nicht so bitter. Die Causa Lignum ist ein Lehrstück über den grauen, sprich: unregulierten Kapitalmarkt in Deutschland. Über die Skrupellosigkeit mancher Anbieter. Über die Hilflosigkeit vieler Anleger. Und über die eigentümliche Melange aus Gier und Naivität, die - in unterschiedlichen Mischverhältnissen - oft auf beiden Seiten anzutreffen ist. Diese Melange ist es, die letztlich dazu führt, dass Millionen, wenn nicht Milliarden von Euro Jahr für Jahr in dunklen Kanälen verschwinden, statt das zu tun, was Geld eigentlich tun sollte: nämlich sich zu einem kalkulierbarem Risiko bescheiden zu vermehren. Immerhin aber ist Lignum auch der erste bedeutende Fall seiner Art, bei dem das neue Kleinanlegerschutzgesetz Wirkung gezeigt hat. Das weckt die Hoffnung, dass ähnliche Fälle künftig zumindest eingedämmt werden können. Wer verstehen will, was bei Lignum falsch gelaufen ist, muss nach Bulgarien blicken. Denn dort ist die Gruppe seit 2004 tätig, nachdem sie sich vom Teakholz aus Brasilien abgewendet hat. Angeblich soll die Robinie höhere Renditen abwerfen. In Bulgarien unterhält Lignum einen riesigen Personalapparat. So wird es Andreas Nobis, der Chef der Lignum-Gruppe, später dem Insolvenzverwalter erzählen. Selbst unmittelbar vor der Insolvenz sollen noch rund 400 Mitarbeiter mit der Aufzucht der Bäume beschäftigt gewesen sein. Zum Vergleich: Der größte Forstbetrieb Europas, die Bayerischen Staatsforsten, kommen je 2000 Hektar mit sieben Mitarbeitern aus. "Ich bin zwar kein Forstwirt", sagt der Kapitalmarktrechtler Marwin Kewe von der Kanzlei Tilp, die gut 1200 Lignum-Anleger vertritt - "aber das klingt so, als hätte man die Bäume täglich gestreichelt." Rekonstruiert man das Lignum-Debakel, dann zeigen sich Parallelen zur bekanntesten Graumarktpleite der vergangenen Jahre, dem Itzehoer Windkraftunternehmen Prokon. Dort waren die Dimensionen zwar ungleich größer - gut 70 000 Sparer hatten insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro investiert. Davon abgesehen ähnelten sich die Modelle aber auf verblüffende Weise. So umgarnten beide Firmen die Kleinanleger mit einem kruden Gemisch aus hohen Renditeversprechen, populistischer Angstmache und antikapitalistischen Ressentiments. Prokon bewarb seine Anteilsscheine als "grünes Sparbuch". Lignum behauptete, seine Plantagen hülfen der Umwelt. Dabei trugen beide Fälle in Wirklichkeit starke Züge eines Schneeballsystems - also eines Geschäftsmodells, das mangels echter Erlöse nur so lange funktioniert, wie die Zinsen der Altanleger mit dem frischen Geld neuer Investoren bedient werden können. Dass dieses System im Falle Lignums selbst schwache Jahre überstand, lag offenbar daran, dass die Ansprüche der Investoren weit in die Zukunft verlagert wurden. Begründung: Die Bäume müssen ja erst einmal wachsen. In dem alten Anlageprospekt ist von einer "Lieferung in etwa 20 Jahren" die Rede - viel Zeit, um den Schneeball immer weiter rollen zu lassen. Auch Gisela Müller erzählt, dass ihr Ausschüttungsplan erst nach sechs Jahren die erste Zahlung vorsah. Bis zur zweiten hätten sie weitere drei Jahre, bis zu den weiteren Ausschüttungen nochmals sechs Jahre warten sollen. Es ist ein Fall voller Ungereimtheiten, wie der Berliner Anlegeranwalt Walter Späth feststellt. Zumal sich in dem großen Skandal allem Anschein noch ein kleiner verbirgt. Denn bei allen Parallelen zu Prokon - einen Unterschied gibt es: Prokon gewann seine Anleger per Direktvertrieb, etwa mittels regelmäßiger Verkaufsabende in wechselnden deutschen Städten. Die bulgarischen Forstplantagen hingegen wurden in erster Linie über freie Finanzvermittler vertrieben. Also über Anlageexperten, denen man als Sparer eigentlich vertrauen können sollte. Einer dieser Vertriebe war das Finanzzentrum Filderstadt, ein mittelständischer Vermittler, der seiner Klientel laut Eigenwerbung "auf ihre Bedürfnisse und ihre Risikobereitschaft individuell zugeschnittene Anlagemöglichkeiten" bietet. In einem Newsletter aus 2011 widmete das Finanzzentrum der Investmentgesellschaft Lignum nobilis eine ganze Seite. Überschrift: "Schnelles Geld? Nein! - Hohe Erlöse? Ja!" Heute sagt Geschäftsführer Oliver Friesch: "Wir haben uns intensiv mit dem Produkt auseinandergesetzt, waren sogar zweimal in Bulgarien, um die Baumschulen persönlich unter die Lupe zu nehmen. Zudem waren die Zahlen, die uns vom Unternehmen gezeigt wurden, bis zuletzt immer hervorragend. Insofern fühlen wir uns in diesem Fall selbst als Betrogene." Doppelter Skandal: vermeintliche Anlegerschützer kassierten Kunden noch mal ab Mag sein, dass manche Vermittler nach bestem Wissen und Gewissen handelten. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Vertriebe verdienten offenbar exzellent am Vertrieb von Lignum nobilis. So lagen die Abschlussprovisionen ausweislich des alten Lignum-Prospekts bei "bis zu 8 Prozent des angelegten Betrages". Außerdem erhielt der Vermittler "unter bestimmten Voraussetzungen jährliche Bestandsprovision in Höhe von bis zu 0,5 Prozent" der investierten Summe. Geht man davon aus, dass Lignum nobilis tatsächlich überwiegend über freie Vertriebe verkauft wurde, dann haben die Vermittler über die Jahre Provisionen in mittlerer einstelliger Millionenhöhe kassiert. Wie soll die Politik mit dem Graumarkt umgehen? Gehört es nicht zum Wesen einer jeden Kapitalanlage, dass sie auch schiefgehen kann? No risk, no fun? Ohne Risiko keine Rendite? "Die Existenz eines legalen grauen Kapitalmarkts ist an sich kein regulatorischer Missstand, sondern Ausdruck der Grundsätze von Gewerbefreiheit und Privatautonomie." So stand es vor ein paar Jahren mal in einer offiziellen Publikation der deutschen Finanzaufsicht Bafin. Seit dem Prokon-Desaster allerdings hat sich der Perspektive verschoben. Das Argument, man dürfe die Kleinanleger eben doch nicht schutzlos den Kräften des freien Marktes aussetzen, gewinnt immer mehr Befürworter. So erließ der Bundestag 2015 ein Gesetz, das gern als "Lex Prokon" bezeichnet wird, korrekterweise aber "Kleinanlegerschutzgesetz" heißt. Die neuen Regeln sind zwar oft kritisiert worden. Im Fall Lignum allerdings trugen sie dazu bei, dass die Bafin dem Treiben irgendwann ein Ende setzen konnte. Tatsächlich hat es Lignum nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Jahr 2012 geschafft, den Vertrieb wieder in Gang zu bringen. 2013 spülen neue Anleger 8,9 Millionen Euro in die klammen Kasse, ein Jahr später sogar 11,7 Millionen Euro, für 2016 rechnet Lignum-Chef Nobis nach eigenen Angaben mit einem Rekordumsatz. Dann aber verlangt die Bafin auf Basis der neuen Gesetzeslage von Lignum plötzlich ein ordnungsgemäßes Verkaufsprospekt. Das neue Anlegerschutzgesetz zeigt Wirkung: die Aufsicht stoppte den Vertrieb Weil das aber monatelang auf sich warten lässt, dekretiert die Bafin am 17. März 2016 einen vorübergehenden Vertriebsstopp. Kurz danach ist Lignum mangels frischer Anlegergelder pleite. Am 8. April stellt die Geschäftsführung beim Amtsgericht Charlottenburg den Insolvenzantrag. Zu den Eigenheiten des grauen Kapitalmarkts gehört, dass das Drama mit der Pleite eines Anbieters nicht endet, sondern nahtlos weitergeht. Denn dann treten die - mitunter selbsternannten - Anlegerschützer auf den Plan. Bei Lignum taucht bereits kurz nach der Pleite eine "Anleger Interessenvertretung Lignum" (AIL) auf. Dahinter verbirgt sich ausgerechnet ein Zusammenschluss jener Finanzvermittler, die die Kleinanleger überhaupt erst in das bulgarische Waldinvestment gelotst hatten. Dass sie sich für den Schaden verantwortlich fühlen - verständlich. Doch die AIL versteht ihr Engagement offenbar nicht nur als Wiedergutmachung, sondern lässt es sich zünftig vergüten. 100 Euro soll jeder Anleger zahlen, damit die AIL ihre Interessenvertretung übernimmt. Rund 2500 Anleger, darunter auch Gisela Müller, unterschreiben die entsprechende Vollmacht. Das trägt den Vermittlern weitere 250 000 Euro ein. "Wir haben das Geld verwendet, um mithilfe renommierter Spezialisten ein Sanierungskonzept zu schnüren", sagt der "AIL"-Vorsitzende Christian Hick. "Leider mussten wir später feststellen, dass ein wirtschaftliches Sanierungskonzept unter den gegebenen Umständen unmöglich war. Dazu hätte man uns viel früher einschalten müssen." Wie es weitergeht? Die Bäume soll es tatsächlich geben, irgendwo in Bulgarien, verteilt auf gut 2000 Hektar, was in etwa der Fläche des Frankfurter Flughafenareals entsprich. Das Problem: Die Besitzverhältnisse der Plantagen sind unklar, die Verträge auf Bulgarisch abgefasst, für einen Übersetzer fehlt dem Insolvenzverwalter das Geld. "Ohnehin sind die meisten Bäume noch sehr klein", sagt einer, der sich auskennt in dem Fall. Daher sei fraglich, wie sich die Robinien ohne die nötige Pflege entwickeln. Andreas Nobis, der langjährige Chef der Lignum-Gruppe, war für die Süddeutsche Zeitung trotz diverser Versuche nicht zu erreichen. Glaubt man allerdings, was die Lignum-Manager vor ein paar Monaten in einem Brief an die Anleger schrieben - dann haben nicht sie selbst das Desaster zu verantworten, sondern die Finanzaufsicht Bafin wegen des von ihr verhängten Vertriebsstopps. In dem Schreiben wird sogar angedeutet, dass Andreas Nobis Schadensersatz fordern könnte.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/wirtschaftskriminalitaet-spur-nach-taschkent-1.4154236
mlsum-de-9889
Eine dubiose Schweizer Firma mit Verbindung zur Tochter des usbekischen Präsidenten ist pleite. Sie hinterlässt Schulden in Milliardenhöhe.
Ein Ring mit rotem Diamant und Brillanten von Maison Boucheron, 19,5 Millionen Franken Verkaufspreis. Eine Halskette mit roten Rubinen. Die Ermittler der Schweizer Bundeskriminalpolizei staunten nicht schlecht, als sie den Tresor einer noblen Genfer Privatbank öffneten. Noch erstaunlicher: die Rechnungen, die sie danach fanden. Wohl war die Besitzerin des Tresors für ihren Hang zum Luxus bekannt. Aber dass Gulnara Karimowa, Tochter des damaligen usbekischen Staatspräsidenten Islam Karimow, zwischen 2006 und 2009 in der Schweiz Schmuck und Uhren für 34 Millionen Dollar und 4 Millionen Euro gekauft hatte - das war dann doch bemerkenswert. Bezahlt hat die heute 46-jährige Präsidententocher die Schmuckstücke nicht selbst. Die Rechnungen wurden von einer in Zug ansässigen Firma namens Zeromax beglichen. Das stellt ein Bericht vom September 2016 fest, den die Bundeskriminalpolizei für die Bundesanwaltschaft verfasste. Er wurde der Süddeutschen Zeitung nun zugespielt. Die 2005 gegründete Firma stand in usbekischem Besitz, wickelte zeitweise bis zu 80 Prozent des Erdölhandels des zentralasiatischen Staates ab und war Auftraggeber von Prunkbauten wie dem "Weißen Haus", einem 800 Millionen Franken teuren Palast im Herzen der Hauptstadt Taschkents. 2010 ging die Zuger Firma in Konkurs und hinterließ einen gigantischen Schuldenberg, etwa fünf Milliarden Franken. Die Frage, wer die Firma tatsächlich kontrollierte, ist bis heute umstritten. Hinter Zeromax soll die Präsidententochter Karimowa stehen Einen Teil der Schulden hat Zeromax bei Jürgen Schneider. Schneider, der in Wirklichkeit anders heißt, ist Geschäftsführer eines schwäbischen Unternehmens, seine Firma baute damals prunkvolle Treppengeländer in den Palast. Ein ungewöhnlicher Auftrag - die Materialien vom Feinsten, der Termindruck kaum zu bewältigen, dazu eine Höflichkeit, wie sie hohen Staatsgästen zuteil wird. Schneider und viele andere deutsche Mittelständler achteten darauf, möglichst nur nach Vorauszahlung zu arbeiten. Trotzdem blieben sie am Schluss auf Forderungen in Millionenhöhe sitzen. Wer die Ausfälle ersetzen soll? Schneider sieht den usbekischen Staat in der Pflicht. Doch auch von der Schweiz ist er enttäuscht. Denn die schweizerische Bundesanwaltschaft hat im Umgang mit den umkämpften, beschlagnahmten Geldern schon einige Volten beschrieben. "Hinsichtlich der beschlagnahmten Gelder und Sachgegenstände von Frau Karimowa haben wir mehr aus den Medien erfahren als von den Verfahrensbeteiligten in der Schweiz", sagt Schneider. Detailansicht öffnen Gulnara Karimova (links), Tochter des usbekischen Präsidenten, gab das Geld mit vollen Händen aus. Bezahlen müssen andere. (Foto: Sergei Ilnitsky/dpa) Im Zuger Handelsregister waren als Gesellschafter und Geschäftsführer der Zeromax zwei Usbeken eingetragen. In Usbekistan habe es jedoch immer schon Gerüchte gegeben, dass die wahre Eigentümerin von Zeromax die Präsidententochter Karimowa sei, sagt der im schweizerischen Winterthur lebende usbekische Regimekritiker Alischer Taksanow. Die Funde der Bundeskriminalpolizei stützen diese Vermutung. In dem 12-seitigen Bericht werden Rechnungen präsentiert, die schweizerische und deutsche Unternehmen für die Renovierung von Karimowas Villa "Magnolia" in der Genfer Gemeinde Cologny stellten, außerdem Rechnungen für den Kauf von Immobilien in Frankreich und Hongkong sowie den Transfer europäischer Fußballprofis nach Usbekistan. Insgesamt listet das Schweizer Bundesamt für Polizei, die Fedpol, Zahlungen von 66,1 Millionen Dollar und 47,1 Millionen Euro auf, die Zeromax im Interesse und wahrscheinlich im Auftrag von Karimowa tätigen musste. Gefunden wurden auch Geldabflüsse von Zeromax-Konten zu Offshore-Firmen, die Karimowa zugeordnet werden: Von 2006 bis 2009 waren das 354,7 Millionen Dollar und 10,7 Millionen Euro. Kurz danach wurde die geplünderte Zeromax zu einem der größten Konkursfälle der Schweizer Wirtschaftsgeschichte. Karimowa leitete bis Ende 2013 die usbekische UN-Mission in Genf. Im September dieses Jahres ließ die Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der Geldwäsche 800 Millionen Franken ihres Vermögens einfrieren und eröffnete ein Strafverfahren gegen Karimowa und drei weitere Usbeken. Auch bei der eigenen Familie fiel die Präsidententochter in Ungnade. Bis heute steht sie in Taschkent unter Hausarrest. Wem aber stehen ihre Millionen aus der Schweiz zu? Zeromax hat viele Geschädigte hinterlassen: Versicherungen in der Schweiz, mittelständische Handwerksbetriebe in Deutschland, Rohstoffhändler in Russland. Viele von ihnen sind der Meinung, dass Zeromax eindeutig Karimowa gehört habe und die ausstehenden Schulden deshalb aus dem eingefrorenen Geld in der Schweiz gezahlt werden müsste. Tatsächlich ließ die Bundesanwaltschaft die Konkursverwaltung von Zeromax 2014 als Beteiligten im Strafverfahren gegen Karimowa zu, schloss sie aber 2017 wieder aus. Eine Berufung gegen den Ausschluss wurde im Februar 2018 vom Bundesstrafgericht abgelehnt. Aufschlussreiche Flugdaten Wie bei den Vereinten Nationen in Genf Politik gemacht wird, ist nicht leicht nachzuvollziehen. Viele Diplomaten ziehen es vor, ihre Verhandlungen so zu führen, dass die Öffentlichkeit nichts davon mitbekommt. Eine Grundregel aber gilt auch für Diplomaten - wer etwas erreichen will, sollte persönlich anwesend sein, Hände schütteln, in die Augen schauen, wichtigen Menschen auf dem Flur begegnen. Anders gesagt: Wer in Genf Einfluss nehmen will, muss nach Genf fliegen. Genau an diesem Punkt setzt "GVA Dictator Alert" an, eine Homepage, betrieben von zwei investigativen Journalisten, gegründet auf einer einfache Idee. Sie wertet die Flugdaten vom Flughafen Genf (GVA) aus. Wann immer sich ein Regierungsflugzeug aus einem autoritären Regime in Genf einfindet, sendet Dictator Alert einen Tweet aus. So lässt sich nachvollziehen, dass in der letzten Septemberwoche Flugzeuge aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der Elfenbeinküste und Bahrain landeten - auch aus Katar, Saudi-Arabien oder Kasachstan reisen immer wieder Diplomaten an. Mehr als 17 000 Menschen folgen dem spendenfinanzierten Projekt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, das "Diktatorenparadies", wie der UN-Sitz in Genf genannt wird, etwas weniger gemütlich zu machen. Charlotte Theile Im Urteil des Bundesstrafgerichts werden die Ermittlungen der Bundeskriminalpolizei vom Tisch gewischt: Zahlreiche Zahlungen von Zeromax zugunsten Karimowas ließen nicht den Schluss zu, "dass Gulnara Karimowa Kontrolle über diese Gesellschaft ausübte". Für bedeutender hält das Gericht Aussagen ehemaliger Manager von Zeromax, dass Karimowa mit der Firma nichts zu tun gehabt habe. Diese Manager sitzen in Usbekistan in Haft. Die Anwälte der Zeromax-Gläubiger vermuten, dass sie unter Zwang aussagen mussten. Die Bundesanwaltschaft beantwortet Fragen dazu nicht. Die Regierung in Bern ist offenbar bemüht, den Fall loszuwerden Die Menschenrechtssituation in Usbekistan habe sich zwar seit dem Tod von Präsident Islam Karimow 2016 deutlich verbessert, schreibt die Organisation Human Rights Watch in ihrem Jahresbericht, aber Folter, politisch motivierte Haftstrafen und Zwangsarbeit seien auch unter dem neuen Präsidenten Shavkat Mirziyoyev weit verbreitet. Der Machtapparat sei immer noch der alte, bestätigt Alischer Taksanow: Ob Minister, Bürgermeister, Staatsanwälte, Richter, Geheimpolizisten - "sie alle dienten Karimow und sie sind weiterhin im Amt". Taksanow lebt seit zwölf Jahren in der Schweiz. Der Journalist verfasste kritische Berichte über die usbekische Regierung. Nach massiven Drohungen verließ er das Land. Die Schweizer Regierung ist offenbar bemüht, den Fall Karimowa loszuwerden. Am 9. Mai traf der Bundesrat einen vorläufigen Entscheid: Karimowas 800 Millionen Franken sollen vollständig an Usbekistan zurückgegeben werden, da die Gelder "mutmaßlich aus Korruptionshandlungen zum Nachteil des usbekischen Staates stammen", erklärt das Bundesamt für Justiz. Die Bundesanwaltschaft ebnete dafür den Weg, indem sie gegen die Beschuldigten in der Usbekistan-Affäre Strafbefehle erließ und 700 Millionen Franken einzog. Gegen Karimowa selbst wird weiterhin ermittelt. Für die usbekische Regierung ist der Schweizer Entscheid Grund zum Jubeln: Nun sei die Rückgabe der Millionen "in positiver Art" gelöst worden, schrieb im Juni die Zentralasiatische Nachrichtenagentur. Und zitiert einen Schweizer Beamten, wonach die Gläubiger von Zeromax "wenig bis gar keine Chance haben, zumindest einen Teil des Geldes zu bekommen". Die Hoffnungen der deutschen Mittelständler ruhen nun ganz auf den deutschen Wirtschaftsverbänden und der deutschen Politik. Im Januar hat sich der usbekische Präsident Shavkat Mirziyoyev zum Staatsbesuch in Berlin angekündigt. Jürgen Schneider hofft, dass die Bundeskanzlerin mit ihm auch über die ausstehenden Zahlungen für die Palastbauer von Taschkent sprechen wird.
https://www.sueddeutsche.de/sport/boxen-tanz-mit-den-besten-1.3217103
mlsum-de-9890
Die Boxer des TSV 1860 trainieren mit Kubas Jugendnationalteam. Und lernen, dass der Kapitalismus dort den Wettbewerb antreibt.
Touristen kommen nur selten nach Alamar. Hier, zehn Kilometer östlich des quirligen Stadtzentrums von Havanna, scheint das Leben zwischen Plattenbauten, den rostenden Anzeigentürmen des Stadions "Panamericano" und einem Felsstrand, fast eingeschlafen. Ab und zu hecheln Läufer in Trainingsklamotten durch kniehohes Gras. Ansonsten zwingt die erdrückende Schwüle die Menschen in den Schatten. Aus ein paar länglichen Betonbaracken dringen gebrüllte Kommandos. Es ist das nationale Trainingszentrum für den kubanischen Box-Nachwuchs - und für acht Tage Pilgerziel einer ungewöhnlichen Gruppe. Die jungen Faustkämpfer des TSV 1860 München sind nicht wegen Zigarren, Rum und tropischen Genüssen nach Kuba gereist. Sie wollen sich schlagen und geschlagen werden. "Die Kubaner haben mir die ersten Tage richtig auf die Fresse gegeben." Magomed Schachidov, der bayerische Amateur-Meister im Weltergewicht, strahlt dennoch: "Hier sparre ich gegen ebenbürtige Gegner. Das hat mir daheim gefehlt. Jetzt muss ich noch mal ganz neu an meinem Distanzgefühl arbeiten." Schachidov tropft der Schweiß von Kinn, Armen und Beinen. Sein Trainer Levan Janjgava hält ihm die Wasserflasche an den Mund. Acht Runden Sparring - bei 30 Grad im Schatten und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. "Ich hatte schon in der zweiten Runde das Gefühl, dass mir die Beine wegsacken." Schwergewichtler Rashad Pekpassi hängt schwer atmend an der Reling der Boxhalle. "Wenn man sieht, wie die trainieren, dann wird man selbst motivierter", pflichtet ihm sein Münchner Kollege Emil Breuer bei. Er meint die unermüdliche Beinarbeit der Kubaner. Beweglichkeit und Eleganz begründeten die weltweit erfolgreichste Amateur-Boxschule. Auch die sieben Münchner sind deswegen gekommen: um mitzutanzen. Detailansicht öffnen Völkerverständigung bei 30 Grad und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit: bayerische und kubanische Boxer nach dem Training. (Foto: Jonathan Fischer) Kubanische Boxer kannten die jungen Münchner bisher nur aus Youtube-Videos Ein Boxcamp in Kuba - das leistet sich sonst kein Verein im deutschen Amateursport. Dahinter steckt neben dem sportlichen auch ein pädagogisches Anliegen. Ali Cukur, Cheftrainer der Box-Abteilung, sagt, er habe die Anzahl der Nationalitäten unter den 600 Mitgliedern gezählt - und sei auf über dreißig gekommen. Alle redeten über Integration. Bei den Boxern des TSV 1860 werde sie praktiziert. "Unsere Boxer sind zum Großteil Migranten und Flüchtlinge, fast alle kommen aus einfachen bis sozial schwierigen Verhältnissen. Deswegen versuchen wir, ihren Horizont durch Reisen zu erweitern, ihr Bewusstsein für ihre Chancen zu schärfen." Ein Trainingscamp in Ghana machte im Dezember 2015 den Anfang. Das Programm zielte nicht nur auf sportlichen Austausch mit den Boxern aus Jamestown, einem Ghetto der ghanaischen Hauptstadt Accra, das viele afrikanische Champions hervorgebracht hat. Die Münchner lernten auch die Geschichte des westafrikanischen Landes kennen, bekamen Einblick in die Lebensumstände ihrer Sparringpartner. Eine Freundschaft, die bis heute hält. So stellte sich Cukur auch den Trip nach Havanna vor. Doch die Kubaner spielten nicht so leicht mit. Der kubanische Boxverband beschied den Münchnern am ersten Tag, sie sollten statt in Havanna in einem Boxzentrum im 100 Kilometer entfernten Pinar Del Rio trainieren. Auch ein Besuch bei "Kid Chocolate" enttäuschte. Nicht nur, dass der traditionsreiche Boxklub in Alt-Havanna sich als enges und übel riechendes Kellerloch entpuppte. Man wollte die Deutschen nur als zahlende Gäste. 25 Euro - ein kubanisches Monatsgehalt - pro Boxer und Trainingseinheit. "Hier dreht sich alles ums Geld", hatte der Halb-Kubaner Uwel seine Kollegen gewarnt. "Ob Boxerkollege oder nicht: Sie sehen euch in erster Linie als Devisenquelle." Am Ende retteten Fernandez' familiäre Kontakte das Unterfangen: Gegen eine Spende und ein paar Boxhandschuhe aus Deutschland durften die deutschen Boxer mit der kubanischen Jugend-Elite in Alamar schwitzen. Kubanische Boxer kannten die jungen Münchner bisher nur aus Youtube-Videos. Teófilo Stevenson, Félix Savón, wer begeisterte sich nicht für die Technik dieser alten kubanischen Helden? Und natürlich hatten sie verfolgt, wie die Faustkämpfer der 18 Millionen Einwohner zählenden Karibikinsel auch bei der Olympiade in Rio wieder die meisten Medaillen kassierten. "Diese Jungs hier trainieren unter Profi-Bedingungen. Sie beschäftigen sich den ganzen Tag nur mit Boxen", sagt Daniel Jaß nicht ohne einen gewissen Neid. In München ein Ding der Unmöglichkeit. Die Miete muss gezahlt werden, der Tag ist gefüllt mit Arbeit, Besorgungen, Behördenterminen. Amateur-Boxen, das bedeutet in Deutschland: jeden zweiten Abend nach der Arbeit zu trainieren - egal wie geschafft man ist. Jaß, amtierender bayerischer Meister im Halbweltergewicht, montiert tagsüber als Heizungsinstallateur schwere Eisenrohre. Sein Kollege Kenan Husovic verdient sich sein Geld als Maurer, Uwel Fernandez arbeitet als Systemtechniker, während Magomed Schachidov und Rashad Pekpassi Sportlehramt studieren. In Alamar aber tauchen sie in eine Welt ein, in der nur die Kämpfe interessieren. Detailansicht öffnen Auf der Suche nach der kubanischen Leichtfüßigkeit: Daniel Jaß, bayerischer Meister im Halbweltergewicht, beim Training in Alamar. (Foto: Jonathan Fischer) Die türkisgrünen Wände der Boxhalle in Alamar tragen Inschriften: eine Auflistung von drei Jahrzehnten Jugendweltmeisterschaften - und den kubanischen Medaillenträgern. Auch Savón hat hier trainiert. Ein kahler Raum im Erdgeschoss eines Plattenbaus. Der Boden ist nicht wie in deutschen Sporthallen üblich aus Parkett, sondern Beton. Statt Fenster gibt es große Luftschlitze, durch die zum Glück ab und zu eine Brise weht. Die Kubaner sind den Mangel gewohnt. Wie auch eiserne Disziplin: Ohne zu murren, lassen sich die 16- bis 18-jährigen Boxer zur Materialausgabe kommandieren. Wer seine Bandagen am Boden schleifen lässt, den Helm allzu nachlässig in die Ecke wirft, wird vom Trainer rausgeschmissen. Dann stellen sich alle in einer Reihe auf. Brüllen unisono. "Wir begrüßen unsere Gäste. Hoch lebe der Sozialismus! Hoch lebe Kuba!" Am ersten Tag ist der Unterschied zwischen den Boxschulen sichtbar: Die deutschen Boxer stehend, eher statisch, ihre kubanischen Gegner dagegen ständig in Bewegung. Ausfallschritt links, Ausfallschritt rechts. Den Körper mit wuchtigen Haken rein gedreht. Denn hier liegt das Geheimnis des Boxens: Masse mal Geschwindigkeit. Das funktioniert nur über gute Beintechnik. Auf einen Schritt zurück folgt ein eleganter Sprung in die Schlagdistanz, Schläge schnell wie Nähmaschinennadeln. Brutaler Salsa. Die Münchner brauchen ein paar Runden um sich daran zu gewöhnen. "Die Boxer hier schlagen aus jeder Position heraus", sagt Magomed. Doch schon beim nächsten Training schlagen Sechzigs Boxer gut mit. Rashad etwa, der gegen Osvary Gutierrez sparrt, einen der besten Schwergewichtler der heimischen Junioren, hat sich dem Rhythmus angepasst. Und findet die Lücken. Eine Finte mit der Linken, und ein harter Cross landet am Lederhelm seines Gegners. Auch Emil, Kenan und Daniel springen, kontern und stoppen die aggressiven Kubaner. "Die kochen mit demselben Wasser wie wir", sagt Daniel. "Der Unterschied ist ihr Trainingspensum." Im Camp herrscht gnadenlose Konkurrenz: Wer nicht besteht, dem bleibt nur Taxifahren Im Rausgehen klatschen die kubanischen Jungs ihre deutschen Sparringpartner ab. Eine Geste des Respekts. "Cómo estás?" Einer deutet auf Rashads Trinkflasche. Die Wasserhähne in der Sportschule würden morgens abgedreht, erklärt er. Für das Training erhielten sie jeder nur zwei Eiswürfel. Eine von vielen Schikanen des kubanischen Boxer-Alltags. Die aus dem ganzen Land zusammengezogenen, rund fünfzig jugendlichen Talente gehen jeden Nachmittag in die Schule. Davor und danach trainieren sie. Fünfmal die Woche, zweimal am Tag. "Wir beschweren uns nicht", sagt der 17-jährige Raidel auf die Frage, wie das auszuhalten ist. "Hier haben wir die Chance, mit Boxen Geld zu verdienen und unsere Familien zu unterstützen." In Kuba verdienen selbst Ärzte und Lehrer nicht mehr als 40 Euro im Monat. Da sind die staatlichen Gratifikationen einer der größten Anreize für die Amateur-Boxer. Im Camp herrscht gnadenlose Konkurrenz: "Wenn ich heute meine Leistung nicht bringe", erklärt der 16-jährige Elio "gibt es drei bis vier Jungs aus meiner Gewichtsklasse, die meinen Platz einnehmen möchten. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als Taxi zu fahren." Die deutschen Boxer kommen darüber immer wieder ins Grübeln: Galt Kuba nicht als letzte Bastion kommunistischer Ideen? Sollte die Revolution den Sport nicht von selbstsüchtigen Motiven befreien? Und wie reimten sich die allgegenwärtigen Brüderlichkeitsparolen auf die Praxis des Boxsports? "Die benehmen sich hier", sagt Ali Cukur, "kapitalistischer als wir selbst." Die kubanische Härte aber machte durchaus Eindruck auf die Gäste. "Ich spüre ihren unbedingten Willen durchzuhalten." Für Trainer Levan Janjgava hat sich die Reise schon deswegen gelohnt. Seine Schützlinge boxten nur zwei Tage nach der Heimkehr um die bayerischen Meisterschaften - und gewannen drei Titel und die Auszeichnung als bestes Team. Drei von ihnen, Magomed, Rashad und Kenan werden im November auch bei den deutschen Meisterschaften mitboxen. Was haben sie sich von den Kubanern abgeschaut? "Die Beinarbeit war fantastisch", sagt Rashad. "Andererseits haben wir gesehen, dass sie vor allem Ergebnis von viel Übung und Wille ist. Wir trainieren aus Leidenschaft, sie oft nur aus Zwang". Er habe, wirft Magomed ein, die Kubaner als Mythos empfunden. Ihnen unterstellt, dass sie über Geheimwissen verfügen. "Das war alles nur Einbildung." Dennoch habe ihn das Training bei den kubanischen Coaches ganz neu motiviert. "Ich weiß jetzt, dass unsere Trainer genauso gut sind wie sie. Den Rest haben wir selbst in der Hand."
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Innenminister Jäger wertet Projekt zur Reduzierung der Polizei bei Bundesliga-Spielen als Erfolg, Österreicher Thomas Morgenstern beendet Skisprung-Karriere, Emir von Katar verspricht 2022 "eine der besten Weltmeisterschaften".
Polizei in der Bundesliga: Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger hat die erste Phase des Pilotprojektes zur Optimierung der Polizeieinsätze im Fußball als Erfolg gewertet. "Bei den im Pilotprojekt erfassten Ligaspielen ist es uns gelungen, den Polizeieinsatz um rund 21 Prozent zu reduzieren", sagte der SPD-Politiker am Freitag in Düsseldorf. Je nach Analyse der Lage verzichtete die Polizei auf eine enge Begleitung der Fans auf dem Weg ins Stadion und verringerte die sichtbare Präsenz. Das Polizeiaufgebot von Risikospielen blieb unangetastet. Dies gilt auch für das Derby am Samstag zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund. Weil in dieser Saison sechs NRW-Vereine in der Bundesliga spielen, hat sich die Zahl der Spiele um zehn Prozent erhöht. "Das darf nicht bedeuten, dass wir noch einmal zehn Prozent mehr Polizeibeamte einsetzen müssen", erklärte Jäger. Bereits jetzt benötige die NRW-Polizei rund 30 Prozent aller Einsatzzeiten für die Sicherheit bei Fußball-Spielen. Skispringen, Thomas Morgenstern: Acht Monate nach seinem schweren Sturz am Kulm hat der dreimalige Skisprung-Olympiasieger Thomas Morgenstern seinen Rücktritt erklärt. "Ich habe mich entschieden, einen Schlussstrich zu ziehen. Das Vertrauen ist nach den schweren Stürzen nicht wieder zurückgekommen", sagte der österreichische Olympiasieger von 2006 am Freitag in Salzburg. Morgenstern war in der vergangenen Saison gleich zweimal schwer gestürzt. Nach seinem letzten Crash am 10. Januar beim Skifliegen in Bad Mitterndorf lag er mit einer Schädelverletzung und einer Lungenquetschung vier Tage auf der Intensivstation, schaffte es aber dennoch zu den Olympischen Spielen in Sotschi. Dort holte er mit der Mannschaft Silber hinter Deutschland. Fußball-WM 2022: Der Emir von Katar hat allen Kritikern zum Trotz für 2022 "eine der besten Fußball-Weltmeisterschaften der Geschichte" angekündigt. "Die Menschen sollen verstehen, dass wir die beste Bewerbung hatten und ein großartiges Turnier ausrichten werden", sagte Scheich Tamim bin Hamad Al Thani dem US-Sender CNN: "Dessen bin ich mir absolut sicher." Katar steht seit der WM-Vergabe wegen kaum vorhandener Infrastruktur und schlechter Arbeitsbedingungen auf den Baustellen in der Kritik. Immer wieder gab es zudem Bestechungsvorwürfen im Zusammenhang mit der Bewerbung und Bedenken wegen des heißen Sommers. "Die Menschen wollen nicht akzeptieren, wollen nicht verstehen, dass ein kleines Land, ein arabisches, ein muslimisches, so ein großes Event ausrichten kann", sagte das Staatsoberhaupt des Emirats. Ob die WM im Sommer oder Winter ausgetragen werde, liege ganz in der Hand der FIFA. Erst im Juni hatte der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) gewarnt, dass bis 2022 auf den Baustellen bis zu 4000 Gastarbeiter sterben könnten. "Ja, wir hatten Probleme. Wir lösen diese Probleme", sagte der Emir: "Wir haben die Gesetze geändert, das war nicht akzeptabel." Leichtathletik, Stabhochsprung: Die zweifache Stabhochsprung-Olympiasiegerin Jelena Isinbajewa wird im kommenden Jahr wie erwartet pausieren und damit auch ihren Titel bei der Leichtathletik-WM in Peking nicht verteidigen. Die 32 Jahre alte Russin will sich ganz auf ihre im Juni geborene Tochter konzentrieren. "Ich werde erst im nächsten Juni wieder voll trainieren", erklärte sie auf ihrer Instagram-Seite. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio will Isinbajewa auf jeden Fall dabei sein. Tennis, Astana: Rafael Nadal hat sich nach einer fast dreimonatigen Verletzungspause mit einem Sieg auf dem Centre Court zurückgemeldet. Der Weltranglistenzweite aus Spanien gewann am Donnerstag in Astana/Kasachstan einen hochdotierten Schaukampf gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga mit 6:7 (2:7), 6:3, 6:4. "Bei jedem Comeback spüre ich eine ganz besondere Motivation", sagte der achtmalige French-Open-Sieger, der in der kommenden Woche in Peking auf die ATP Tour zurückkehren wird. Er werde in den nächsten Wochen sehr hart arbeiten, um sich seinem alten Niveau anzunähern: "Ich bin zunächst mal sehr glücklich, dass ich überhaupt wieder gutes Tennis spielen kann." Nadal bestritt sein bis dato letztes offizielles Match in diesem Jahr am 1. Juli bei seiner Achtelfinal-Niederlage gegen den Australier Nick Kyrgios in Wimbledon. Seither war er wegen einer Verletzung am rechten Handgelenk, das bei der Rückhand enorm beansprucht wird, außer Gefecht. Nach dem Turnier in Peking wird Nadal unter anderem die Masters-Turniere in Shanghai (5. bis 12. Oktober) und Paris-Bercy (27. Oktober bis 2. November) sowie das Saisonfinale in London (9. bis 16. November) spielen. Seine Teilnahme an einer lukrativen Showturnier-Serie im Dezember in Indien hat er abgesagt, um sich konzentriert auf die neue Saison vorzubereiten. Tischtennis, EM: Der Deutsche Tischtennis-Bund steht bei der Team-EM in Lissabon mit beiden Vertretungen im Viertelfinale. Die Herren qualifizierten sich am Donnerstag trotz Verletzungspechs mit Siegen gegen Portugal (3:1) und Ungarn (3:0) als Gruppenerster für die K.o.-Runde. Nächster Gegner ist am Freitag (19.00 Uhr) das Team aus Frankreich. Die DTTB-Damen, die zum Abschluss der Vorrunde mit 3:1 gegen die Türkei siegten, kämpfen zuvor um 15.00 Uhr gegen Ex-Europameister Niederlande um den Einzug in das Halbfinale. Fußball, Spanien: Der deutsche Fußball-Weltmeister Shkodran Mustafi hat beim FC Valencia sein Debüt gefeiert und mit seinem neuen Arbeitgeber gleich die Tabellenführung in der Primera Division übernommen. Nach einer Muskelverletzung und einigen Spielen auf der Bank durfte der 22-Jährige am Donnerstagabend beim 3:0 (2:0) gegen Aufsteiger Cordoba erstmals in der Innenverteidigung ran. Durch den besten Saisonstart seit 2003 löste Valencia mit 13 Punkten nach fünf Spieltagen den punktgleichen FC Barcelona dank der mehr erzielten Tore an der Spitze ab. Mustafi wurde bei seiner Liga-Premiere kaum auf die Probe gestellt. Zu harmlos war der Neuling. Paco Alcacer mit einem herrlichen Kopfball (22.) und Jose Gaya (26.) sorgten früh für klare Verhältnisse. Sofiane Feghouli (74.) setzte den Schlusspunkt. Fußball, Italien: Miroslav Klose und sein Klub Lazio Rom suchen in der italienischen Fußballliga weiter ihre Form. Zum Abschluss des vierten Spieltags unterlagen die Hauptstädter Udinese Calcio im heimischen Olympiastadion mit 0:1 (0:1). Bei der dritten Saisonniederlage der Laziali spielte Klose durch, konnte sich aber kaum in Szene setzen. Mit drei Punkten liegt Lazio lediglich auf dem 15. Tabellenplatz, während Cyril Thereau Udine durch sein Tor aus der 26. Minute auf Rang drei beförderte (neun Punkte). Verlustpunktfrei an der Spitze stehen Meister Juventus und der um ein Tor schlechtere Vizemeister AS Rom. Volleyball, WM: Die deutschen Volleyballerinnen haben sich für die zweite Runde bei der Weltmeisterschaft in Italien qualifiziert. Gegen Außenseiter Tunesien fuhr das Team von Bundestrainer Giovanni Guidetti mit dem 3:0 (25:7, 25:12, 25:7) den zweiten Sieg im dritten Vorrundenspiel ein und hat nun sieben Punkte auf dem Konto. "Das war heute natürlich das leichteste Spiel", sagte Guidetti dem SID. "Meine Mannschaft war sehr fokussiert, wir haben das sehr gut gemacht. Wir sind von Spiel zu Spiel besser geworden, daher bin ich optimistisch." Am Abend kassierte Argentinien gegen Gastgeber und Mitfavorit Italien die erwartete Niederlage (0:3), damit hat Deutschland zumindest Platz vier sicher. Die besten vier Teams der vier Sechserpools ziehen in die nächste Gruppenphase ein. Nach einem Ruhetag wartet am Samstag Gastgeber Italien im Topspiel (20 Uhr/Sport1). Zum Abschluss der ersten Gruppenphase bekommen es die Deutschen am Montag mit den Kroatinnen zu tun. In diesen beiden Spielen entscheidet sich, wie viele Zähler die "Schmetterlinge" mit in die nächste Turnierphase nehmen, da neben dem Sieg gegen Tunesien aller Voraussicht nach auch der Erfolg gegen Argentinien aus der Wertung fällt. Die zweite Runde wird in zwei Gruppen zu je acht Mannschaften ausgetragen. Die ersten Drei dieser Pools ziehen in die dritte Runde ein. Aus dieser erreichen schließlich die jeweils ersten beiden Teams das Halbfinale. Alle Finalspiele finden in Mailand statt. Baseball, MBL: Baseballstar Derek Jeter hat bei seinem letzten Heimspiel für die New York Yankees einen emotionalen Abschied erlebt. Der 40-Jährige lief in der nordamerikanischen Profiliga MLB beim 6:5 gegen die Baltimore Orioles im letzten Inning zum entscheidenden Punkt. Während auf den Rängen des Yankee Stadiums das Publikum tobte, wurde der 14-malige Allstar von seinen Mitspielern unter einer Jubeltraube begraben. "Bloß nicht weinen", sagte Jeter, als er nach dem Spiel über seine Gefühle während der Begegnung gefragt wurde: "Ich habe keine Ahnung, was da gerade passiert ist." Der Shortstop hatte mit den Yankees am Donnerstag die Play-offs verpasst und wird am Sonntag bei den Boston Red Sox seine erfolgreiche Karriere beenden. Jeter führt gleiche mehrere Klubstatistiken an. "Mr. November" hat die meisten Spiele im Yankees-Trikot absolviert, stand am häufigsten am Schlagmal und führt mit weit über 3000 Treffern auch bei den Hits. Jeter hat in der MLB seit seinem Debüt im Jahr 1995 ausschließlich für die Yankees gespielt. Fußball, 2. Liga: Der VfL Bochum hat es verpasst, die Tabellenführung der 2. Fußball-Bundesliga zu übernehmen. Zum Abschluss des siebten Spieltages musste sich das Team von Trainer Peter Neururer gegen Fortuna Düsseldorf mit einem 1:1 (1:0) zufriedengeben. Der Österreicher Michael Gregoritsch erzielte per Kopf vor 24 500 Zuschauern die Führung für den VfL, Joel Pohjanpalo (67.) schaffte für die Gäste den verdienten Ausgleich. Die Bochumer warten weiter auf den ersten Heimsieg und rangieren in der Tabelle hinter Darmstadt 98, RB Leipzig und dem 1. FC Kaiserlautern (je 14) an vierter Stelle mit 13 Punkten. Die Fortuna (12) ist Sechster. Fußball, FC Augsburg: Fußball-Bundesligist FC Augsburg muss in den nächsten Wochen auf seinen Angreifer Sascha Mölders verzichten. Der 29-Jährige erlitt am Mittwoch im Ligaspiel bei Bayer Leverkusen (0:1) eine Bänderverletzung im linken Sprunggelenk. Das gab der Bundesliga-Elfte am Donnerstag bekannt. Mölders hatte sich die Verletzung bei einer unglücklichen Landung nach einem Luftkampf zugezogen und musste bereits nach 29 Minuten ausgewechselt werden. Der FCA-Profi muss nach Vereinsangaben nicht operiert werden. Dennoch rechnen die Schwaben mit einer mehrwöchigen Ausfallzeit.
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Für Trump dürften spätestens jetzt alle Grenzen überschritten sein. Die große Frage lautet: Feuert er Sonderermittler Mueller?
Der republikanische Senator Chuck Grassley aus Iowa hat einen Tipp für US-Präsident Donald Trump: einfach mal schweigen. New Yorker FBI-Ermittler hatten am Montag das Büro des Trump-Anwalts Michael Cohen im Rockefeller Center durchsucht, ebenso wie Cohens Zuhause und ein Hotelzimmer. Grassley sagt nun dem Nachrichtensender CNN, je weniger der Präsident sich über die ganze Sache auslasse, desto besser wäre das für ihn. Trump sollte Grassleys Empfehlung zufolge besser auch zur Rolle von Robert Mueller schweigen, dem Sonderermittler des Justizministeriums in der Russland-Affäre. Und zu Rod Rosenstein, dem von ihm selbst nominierten stellvertretenden Justizminister, der die Untersuchungen beaufsichtigt und Mueller viel Freiraum gibt. Trump allerdings schätzt die Lage offenbar anders ein als der Senator. Er erklärte die Vorkommnisse zu einer "Hexenjagd", die ihm, dem Amt und dem ganzen Land schade. Und seine Wut, die er über Twitter und in kurzen Fernseh-Statements zum Ausdruck bringt, füttert nun Spekulationen, er könne Mueller demnächst doch noch feuern. Und dann wahrscheinlich Rosenstein und Justizminister Jeff Sessions gleich mit, den er öffentlich zu einer Fehlbesetzung erklärt hat. Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders jedenfalls erklärte am Dienstag, "selbstverständlich glaube" Trump, die Macht zu haben, Mueller zu feuern. Was so nach gängiger Lesart nicht stimmt. Das müsste schon Rosenstein für ihn erledigen. Was unwahrscheinlich ist. Weshalb Trump den Mann gleich mit feuern müsste. Trump selbst hatte am Montag gesagt, es hätten ihn viele aufgefordert, Mueller zu feuern. "Lasst uns sehen, was passiert", sagte er danach. Eine Phrase, die schon oft zu Entlassungen oder Rücktritten geführt hat. Mueller, Rosenstein, Sessions, alle drei sind übrigens eingefleischte Republikaner. Die Demokraten im Kongress liegen auf der Lauer, ihnen kann - politisch gesehen - kaum etwas Besseres passieren, als dass Trump Mueller rauswirft oder rauswerfen lässt. Der Chef der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, warnt zwar pflichtschuldig, Trump solle nicht wagen, auch nur daran zu denken, Mueller seinen Job wegzunehmen. Und wirbt mit wenig Aussicht auf Erfolg für ein Gesetz, das Trump so eine Entlassung verbieten würde. Schumer dürfte aber ahnen, dass eine Entlassung des Sonderermittlers so manchen Republikaner ernsthaft darüber nachdenken ließe, ein Amtsenthebungsverfahren mitzutragen. "Lass Mueller seinen Job machen" Leute wie Senator Chuck Grassley sind da inzwischen sehr deutlich. Grassley ist der Vorsitzende des Justizausschusses im Senat. "Es würde einem Selbstmord gleichkommen, wenn der Präsident ihn feuert", sagte er zu CNN. Der Texaner John Cornyn, einer der führenden Republikaner im Senat, erklärte, "es wäre ein Fehler" von Trump, wenn er Mueller feuere. "Ich glaube, er weiß, was für ein Gegenwind ihn erwartet, wenn er das täte. Darum ist mein Rat an ihn: Lass Mueller seinen Job machen." Nach Trumps Lesart aber übertreten die Ermittler gerade sämtliche roten Linien, die er gezogen hat. Im vergangenen Sommer hatte er gedroht, Mueller solle nicht mal versuchen, die privaten Finanzen der Familie Trump unter die Lupe zu nehmen. Schon am Tag nach der Drohung kam heraus, dass Mueller sich in der Tat die Geschäfte von Trump etwa in Russland und mit Russen anschaut. Trump hat dagegen nichts unternommen. Und Ende Februar wurde öffentlich, dass Mueller offenbar gezielt nach möglichen geschäftlichen Gründen dafür forscht, dass er überhaupt für das Amt des US-Präsidenten angetreten ist. Und was das mit Russland zu haben könnte. Das war alles noch Business. Aber spätestens seit diesem Montag ist die Sache persönlich. Es geht um Trumps Ehe, seine Affären, seine Familie. Nach Medieninformationen vom Dienstag haben die Ermittler in den Räumen von Trumps persönlichem Anwalt unter anderem nach Dokumenten gesucht, die Fragen im Zusammenhang mit Überweisungen an zwei Frauen klären können. Zum einen sind Ende Oktober 2016 - kurz vor der US-Wahl - 130 000 Dollar an die Pornodarstellerin und -regisseurin Stormy Daniels geflossen, mit bürgerlichem Namen heißt sie Stephanie Clifford. Die sagt, sie habe 2006 eine Affäre mit Trump gehabt. Kurz nach der Geburt seines Sohnes Barron. Trump bestreitet das. Mit dem Geld sollte Clifford nach Medienberichten zum Schweigen gebracht werden. Trumps Anwalt Cohen hat inzwischen eingeräumt, das Geld gezahlt zu haben. Allerdings angeblich aus eigener Tasche. Trump will und soll nichts davon gewusst haben. Zur Frage, warum er Daniels so viel Geld gegeben hat, schweigt Cohen bis heute. FBI sucht nach Beweisen zu zwei angeblichen Affären von Trump Cohen hat für die Zahlung an Daniels extra eine Firma gegründet, die Essential Consultants LLC. An diese überwies er Ende Oktober 2016 die 130 000 Dollar. Die Firma wiederum reichte das Geld an den Anwalt von Daniels weiter. Cohens Bank, die First Republic, hat nach einem Bericht des Wall Street Journal, die Transaktion den Finanzbehörden als "verdächtig" gemeldet. Zum anderen sollen 150 000 Dollar an das Ex-Playboy-Modell Karen McDougal geflossen sein. Die sagt, sie hätte ebenfalls 2006 über zehn Monate eine Affäre mit Trump gehabt. Sie hat ihre Story im August 2016 - mitten im Wahlkampf - an eine Zeitung namens National Enquirer verkauft, die die Geschichte aber nie gedruckt hat. David Pecker, der Chef von America Media, der Muttergesellschaft des National Enquirer, ist ein enger Freund von Donald Trump. Cohen soll in dem Deal seine Finger im Spiel gehabt haben. Die Frage, die sich den Ermittlern stellt, ist: Ist das Geld jeweils gezahlt worden, um die Privatperson Trump zu schützen, etwa vor einem Streit mit seiner Frau Melania? Das wäre strafrechtlich unerheblich. Oder um Schaden von Trumps Wahlkampagne abzuwenden? Und wenn ja, war das eine zwischen Trump, Cohen und womöglich auch noch Pecker abgesprochene Aktion? Das wäre strafrechtlich relevant. Es ginge dann etwa um illegale Wahlkampffinanzierung und Bankbetrug. Cohen twitterte am Dienstag, er werde "immer unseren @POTUS @realDonaldTrump" schützen. POTUS steht für Präsident der Vereinigten Staaten (President of the United States). Cohen steht seit mehr als zehn Jahren in Trumps Diensten - erst als Anwalt der Trump Organization, seit Trumps Amtsübernahme als dessen persönlicher Anwalt. Er gilt als Ausputzer, als einer, der Dinge regelt. Und das auch mal gerne mit Methoden an der Grenze zur Illegalität. Und dazu gehört offenbar auch, alte Affären aus der Welt zu schaffen. Was ihm in diesem Fall nicht gelungen zu sein scheint. Trump wiederum hat immer wieder erklärt oder erklären lassen, nichts von alledem gewusst zu haben. Die Affären seien reine Lügengebilde. Wenn die Unterlagen, die den Ermittlern jetzt vorliegen, jedoch zeigen, dass sich Cohen mit Trump über Daniels, McDougal und über das Geld ausgetauscht hat, dann wäre der Schaden für Trump kaum zu bemessen. Was Trump besonders ärgern wird, sind die Umstände, welche die FBI-Ermittler überhaupt erst ins Wohnzimmer seines Anwaltes führten. Auch in den USA steht die Kommunikation zwischen Anwalt und Mandant unter besonderem Schutz. Für Ermittler gibt es aber eine Hintertür: Wenn sie begründen können, dass Mandant und Anwalt womöglich gemeinsam eine Straftat begehen wollen, dann kann es für so einen ungewöhnlichen Eingriff in anwaltliche Rechte eine Ausnahmegenehmigung geben. Die muss aber von höchsten Stellen erteilt werden. Entweder vom zuständigen Bundesstaatsanwalt in Manhattan, Geoffrey Berman. Den hat im Januar erst Trumps Justizminister Jeff Sessions dort installiert. Oder vom Justizministerium in Washington. Ob der Brisanz des Falls ist nicht auszuschließen, dass Sessions' Stellvertreter Rosenstein selbst am Ende das Papier abgesegnet hat, mit dem sich die Ermittler Zugang zu den Räumen von Cohen verschafft haben. Eine Stellungnahme dazu lehnte das Justizministerium ab. Zumindest aber war er wohl daran beteiligt, dass Sonderermittler Mueller Informationen, die er über Cohen hatte, an die New Yorker Abteilung der Bundespolizei FBI weitergeben konnte. So eine Weitergabe muss von der Person genehmigt werden, die die Aufsicht über Mueller hat. Das wäre Rosenstein. Wenn es eine Hexenjagd gibt, wie von Trump behauptet, dann wird diese von seinen eigenen Leuten betrieben. Anders als Trump hat Cohen anscheinend nicht vor, die Behörden weiter zu reizen. Der Präsident hatte am Montag noch erklärt, die FBI-Ermittler seien in die Räume von Cohen "eingebrochen". Was unterstellt, dass sie kein Recht dazu gehabt hätten. Cohen sagte dagegen am Dienstag dem Sender CNN, die FBI-Ermittler seien "extrem professionell, manierlich und respektvoll" gewesen. Ob ihn die Ermittlungen beunruhigen? "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass sie es nicht tun." Er glaube aber, dass seine Unschuld bewiesen werde. Dennoch: Wenn einer wie Cohen sich Sorgen macht, dann hat Trump allen Anlass, sich ebenfalls unwohl zu fühlen.
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Bayern und Baden-Württemberg sind Niemandsland für die SPD. Wie gehen die Mitglieder damit um? Ein Besuch in der Diaspora der Sozialdemokratie - in Biberach und Straubing.
Johannes Gerster hat ein Problem. Wenn ihm jemand eine E-Mail schickt, landet die manchmal nicht bei ihm, sondern bei seinem Namensvetter. Dieser andere Johannes Gerster lebt in Mainz, war Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, ist noch immer bei der CDU und nicht scharf darauf, die elektronische Post von Provinz-Sozis zu bekommen. Seitdem bläut Johannes Gerster, 71, Sozialdemokrat im oberschwäbischen Biberach, den Genossen ein, seine Mailadresse ja richtig zu schreiben, damit nicht noch mehr Parteigeheimnisse beim Feind landen. Man hat es auch so schwer genug. Einmal im Monat trifft sich die AG 60 Plus des SPD-Ortsvereines Biberach im Gasthaus "Drei König". Draußen führt der Jakobsweg vorbei, drinnen ist der Rhabarber-Schmand-Kuchen noch selbst gemacht, und der Vorsitzende spricht über alte Zeiten. 19 Jahre alt war Johannes Gerster und noch kein Sozialdemokrat, als er Willy Brandt das erste Mal traf. Berlins Regierender Bürgermeister besuchte damals das Bayerische Hüttenwerk in Sonthofen und habe ihn umarmt wie einen Freund, erzählt Gerster - "Wange an Wange". Als Johannes Gerster Willy Brandt das zweite Mal sah, stand der als Kanzler auf dem Biberacher Marktplatz vor Tausenden jubelnden Menschen. Ein Kennedy-Moment. "Das war ein Mann, der noch zur Sache gestanden ist", sagt Gerster. Und was er meint ist, dass es heute an solchen Genossen fehlt. Eigentlich an Genossen überhaupt. Eine regionale sozialdemokratische Identität, den Mythos vom rußverschmierten Malocher, gibt es - wenn - dann doch nur noch in Nordrhein-Westfalen. Der Süden ist Niemandsland für die SPD. In Bayern und Baden-Württemberg kam die Partei bei der Bundestagswahl auf kaum mehr als 20 Prozent der Zweitstimmen. In beiden Ländern scheinen die Sozialdemokraten den Anschluss an das Lebensgefühl der Menschen verloren zu haben. Unglücklicherweise leben hier knapp 30 Prozent der Stimmberechtigten. Solange es für die SPD im Süden nicht klappt, könnte man sagen, wird es auch im Bund schwer. Was gedenken sie in der Diaspora dagegen zu tun? Detailansicht öffnen Sozialdemokratie und Schmandkuchen. Besuch bei der AG 60 Plus der SPD Biberach. (Foto: Natalie Neomi Isser) Johannes Gerster ist seit mehr als 50 Jahren in der Gewerkschaft, seit 30 in der SPD. Vier Mal stand sein Name auf einer Kommunalwahlliste. Seine Enkel nimmt er schon mal mit zu Streiks nach Stuttgart: "Damit die wissen, wo sie später hingehören." Noch am 1. Mai stand der Senior mit einem Pappschild vor dem Bauch auf dem Biberacher Marktplatz. "Adios Lohn-Dumping!" war darauf zu lesen. Zugejubelt hat ihm niemand. Der schlechte Zustand der Friedhofstoiletten beschäftigt die Genossen in Biberach Im Landkreis herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Zuletzt erschütterte ein Ausbruch von Rinderherpes die Region. Derzeit bewegt die Genossen der schlechte Zustand der Friedhofstoiletten. Was fehlt, ist die fruchtbare Feindschaft von Proletariat und Großindustriellen, der Humus also, in dem der Mythos Sozialdemokratie wurzelt. In den mittleren Städten haben sie andere Probleme: Verkehrschaos durchs Ein- und Auspendeln, Stromtrassen - alles Umweltthemen. Als 2011, nach 58 Jahren, im Ländle endlich der Wechsel kommt, ist das einem wertkonservativen Grünen und einer Kernschmelze in Japan zu verdanken, nicht dem SPD-Kandidaten. Was also bleibt den Genossen anderes übrig, als neue Themen aufzutun? Der SPD-Bundestagsabgeordnete aus Biberach beispielsweise sucht schon seit einer Weile den Schulterschluss zu anderen bedrohten Arten und setzt sich für die Honigbiene ein. Johannes Gerster wirbt für einen Umwelttag des DGB in Rot an der Rot. In dieser Gemeinde, die sich zumindest dem Namen nach als sozialdemokratische Hochburg eignete, gibt es ein Fußballfeld, genannt "Hexenkessel", keinen einzigen Sozialdemokraten im Gemeinderat und ein Ölfeld. 1995 hat man die Förderung eingestellt. Weil der Ölpreis lockt, prüft das Unternehmen Wintershall derzeit die Wiederaufnahme. Obwohl die Firma dementiert, geistert das Wort "Fracking" durch die Region. Eine Technik zur Öl- und Gasförderung, über die in der großen Koalition viel debattiert wurde: Könnte man diese ganze heiße Luft in den Boden pressen, man bräuchte keine Chemikaliensuppe mehr. Seit der Verabschiedung des Frackinggesetzes nun, seit Freihandelsabkommen und Vorratsdatenspeicherung hat Johannes Gerster insbesondere für Sigmar Gabriel nicht mehr viel übrig: "Der isch wagglig wien Waggelpudding", sagt Gerster, und die fiese Zweideutigkeit dieses Satzes kommt so richtig erst im Schwäbischen zur Geltung. Für die SPD, das sagt Gerster auch, müssen es jetzt die Jungen richten. Detailansicht öffnen Johannes Gerster findet, in der Sozialdemokratie müssen es jetzt die Jungen richten. (Foto: Natalie Neomi Isser) Als das Mädchen Johanna Uekermann die Schule im niederbayerischen Straubing besuchte, standen die Chancen, Außenseiterin zu sein, nicht schlecht. Sie ist das Kind zweier Lehrer; beide sind Sozialdemokraten im Königreich der CSU. Der Landkreis Straubing-Bogen gilt als einer der schwärzesten in Bayern. Das Mädchen Johanna Uekermann erlebte mehr Parteiveranstaltungen als Kindergeburtstage, bis es mit 14 selbst in die SPD eintrat, später in den Kreistag einzog, mit mehr Stimmen als der Vater. In der Schule hatten ihr Mitschüler prophezeit, die erste Kanzlerin zu werden und lernten alsbald eine wichtige politische Lektion: Ziele sind dafür da, um korrigiert zu werden. Nach Berlin hat sie es trotzdem geschafft. Seit 2013 ist Johanna Uekermann, 27, Vorsitzende des Bundesverbandes der Jusos, der Jugendorganisation der SPD. Eine Frau, die für Rot-Rot-Grün wirbt, Bodo Ramelow sympathischer findet als Angela Merkel und gestandene Parteikollegen vom Rednerpult herab schon mal als "alte Säcke" bezeichnet. Bis heute bestehen einige dieser alten Säcke auf dem "Sie". Unter duzenden Genossen so etwas wie die höchste Form der Missbilligung. Ihr Zimmer im Elternhaus liegt unter dem Dach, vor dem Fenster rankt Efeu. Es sieht noch so aus wie sie es verlassen hat, als sie mit 18 auszog - fast. Statt Postern der Backstreet Boys soll hier mal ein Porträt von Willy Brandt gehangen haben. Das habe sie mitgenommen nach Berlin, sagt sie. Man müsse Verständnis haben für diese Form der Nostalgie: "Damals hatten die Leute das Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen." Der Garten hinter dem Holzhaus der Uekermanns ist abschüssig. An dessen Fuße war einmal ein Teich. Und weil sich um den niemand so recht kümmern mochte, kippte das Gewässer, nun ist dort Sumpf. Mit der Stimmung im Land ist es, aus Sicht der SPD, ganz ähnlich. Die Stimmung kippte mit Gerhard Schröder, der Rente mit 67 und Hartz IV. "Die ganze Schröder-Zeit war schrecklich", sagt Uekermann in einem Ton, mit dem andere auf eine schwere, noch nicht vollständig überwundene Krankheit zurückblicken. Wenn sie über ihre Arbeit spricht, dann immer von ArbeiterInnen, WählerInnen, PolitikerInnen. Der Glottisschlag, die kurze Pause vor dem Binnen-I, trennt nicht nur Silben, sondern auch die Feministin Uekermann von all den Bierbank-Patriarchen da draußen, auch denen in der eigenen Partei. Detailansicht öffnen Sie soll es richten: Johanna Uekermann ist Bundesvorsitzende der Jusos. (Foto: Natalie Neomi Isser) Und irgendwo in Erfurt streichelt Bodo Ramelow leise lächelnd seinen Terrier Kaum kommt man auf die jüngsten Errungenschaften der SPD zu sprechen, hagelt es Widerworte. Mindestlohn? Nicht für Minderjährige und Langzeitarbeitslose. Frauenquote? Die Hälfte der Menschheit sei weiblich, nicht nur 30 Prozent. "Fernzielpathos" hat der Göttinger Parteienforscher Franz Walter das mal genannt: den Umstand, dass die SPD sich lieber an gesellschaftlichen Utopien statt am politischen Alltag abarbeite. Tatsächlich hat auch Uekermann schon die Überwindung der kapitalistischen Produktionsweise gefordert. Und irgendwo in Erfurt streichelte Bodo Ramelow leise lächelnd seinen Terrier. Kann so eine die SPD retten? In Bayern? Es gibt ein Wort, was die Sozialdemokraten im Süden gleichermaßen interessiert wie deprimiert. Das Wort heißt Wählervolatilität. In der Statistik ist sie Maß dafür, wie sehr die Parteipräferenzen der Wähler über die Jahre schwanken. Nur dass in Bayern gar nichts schwankt. Es gibt Landstriche, da ist die CSU so etwas wie eine Staatspartei. Wer einen neuen Bolzplatz braucht, der geht zur CSU. Wer das Okay für eine Straßenbegradigung braucht, der spricht mit der CSU. Wer was zu sagen haben will, der geht zur CSU. Manchmal sogar Sozis. Michael Adam, seit 2011 Landrat in Regen, gab bei der Bundestagswahl seine Zweitstimme der CSU. "Um die Partei wachzurütteln", wie er sagte. Die führenden Köpfe der SPD-Landesliste hielt Adam für "unwählbar". Uekermann hatte auf dieser Liste Platz 38, Adam als Fürsprecher und keine Aussicht auf Erfolg. Wäre Binnenpluralismus doch so leicht zu formen wie das Binnen-I. Nun steht sie hier, in der Mitte ihres Mädchenzimmers, und sie sagt, dass sie nie aufhören will zu kämpfen. Man könne den Süden ja nicht einfach abschreiben. Dabei wäre es ein Leichtes zu flüchten, nach Berlin oder in die Vergangenheit. Wer nun wissen will, wie er aussieht, der Kampf, der muss mitfahren nach Landau an der Isar. Wieder ein Wirtshaus, nebenan auf dem Weinfest tun sie so, als wäre das hier Landau in der Pfalz. Dort immerhin ist die SPD im Stadtrat auf Augenhöhe mit der CDU. Vor dem Kreisverband Dingolfing-Landau soll Johanna Uekermann heute über den Generationenvertrag sprechen. Der Saal ist gut gefüllt. Die Bedienung sieht mit ihrem blonden, auftoupierten Bob ein bisschen aus wie Evelyn Hamann, die Schauspielerin, die ja irgendwann viel mehr war als nur der Sidekick von Vicco von Bülow. "Gottlose Vaterlandsverräter" schlug sie einst in einem Loriot-Sketch als Synonym für die SPD vor, "schwarze Pest" für die CSU. Alles austauschbar? So leicht zu verwechseln wie zwei Mailadressen? Uekermann spricht an gegen das Klappern von Gabeln auf Porzellan, gegen das Geräusch, das ein Bierglas macht, wenn es mit Schwung auf den Tisch gestellt wird. Ihren Dialekt kann sie an- und ausschalten, dieses Niederbayerisch, das ja eigentlich fast nur aus "r" und "oi" besteht. "Den Menschen muss man heute nicht erzählen, wo wir waren, sondern vor allem, wo wir hinwollen", ruft sie. Ja, da steht eine hinter dem Rednerpult, die so gern mehr wäre als der Sidekick der Union. Und die Genossen klopfen auf Holz.
https://www.sueddeutsche.de/sport/moeglicher-transfer-klopp-kuendigt-schnelles-ende-der-geruechte-an-1.1683025
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Der Franzose soll bei Real Madrid zunächst einen neuen Trainer finden. Sokratis erhält bei Borussia Dortmund einen Fünf-Jahres-Vertrag. Auch Sergej Bubka will IOC-Präsident werden.
Fußball, Real Madrid: Zinédine Zidane soll Manager von Real Madrid werden. Der frühere französische Fußballstar werde nach der Trennung von Trainer José Mourinho den Aufbau einer neuen Mannschaft organisieren, kündigte Vereinspräsident Florentino Pérez am Dienstag in einem Interview des Radiosenders Cadena SER an. "Zidane wird unser Sportdirektor sein", sagte der Clubchef. "Ich glaube, es würde ihm nicht gefallen, selbst das Amt des Trainers zu übernehmen." Eine der ersten Aufgaben des früheren Real-Profis werde es sein, über die Mourinho-Nachfolge zu entscheiden. "Wir wissen noch nicht, wer unser neuer Trainer sein wird", betonte Pérez. "Man wird es mir kaum glauben, aber wir haben noch mit niemandem gesprochen." Als Favorit gilt der Italiener Carlo Ancelotti, der bei Paris Saint-Germain unter Vertrag steht. In der spanischen Presse wird zuweilen auch der FC-Bayern-Trainer Jupp Heynckes als ein möglicher Kandidat genannt. Zidane soll bei Real das Amt eines Sportdirektors erhalten, das früher der Argentinier Jorge Valdano innehatte. Auf Drängen von Mourinho hatte Pérez den Manager-Posten abgeschafft und dem Portugiesen weitreichende Vollmachten gegeben. Real wolle um seinen Torjäger Cristiano Ronaldo ein neues Erfolgsteam aufbauen. "Für mich ist Ronaldo der beste Spieler der Welt", betonte Pérez. Er sei bereit, den Portugiesen auch zum weltweit bestbezahlten Fußballer zu machen. Ronaldos Vertrag bei Real läuft 2015 aus. Der Stürmer machte bislang keine Anstalten, über eine Verlängerung zu verhandeln. Der Clubchef räumte ein, dass Real gerne den Brasilianer Neymar verpflichtet hätte, den der Erzrivale FC Barcelona unter Vertrag genommen hat. "Uns hätte ein Transfer mehr als 150 Millionen Euro gekostet", sagte Pérez. "Uns war eine Verpflichtung Neymars nicht möglich, weil die Transferrechte des Brasilianers auf verschiedene Inhaber verteilt sind." IOC, Sergej Bubka: Rekordzahl an Bewerbern um die Nachfolge von Jacques Rogge: Sergej Bubka, als Stabhochspringer erster "6-m-Mann" und sechsmaliger Weltmeister, hat am Dienstag in St. Petersburg im Kampf um das Präsidentenamt im IOC als sechster Kandidat seinen Hut in den Ring geworfen. So viele Bewerber gab es bei der Wahl der acht vorausgegangenen Präsidenten seit 1894 noch nie. Weitere Kandidaten werden vor der Abgabefrist am 6. Juni nicht mehr erwartet. Nach wie vor gilt Thomas Bach bei der Wahl des Rogge-Nachfolgers am 10. September während der 125. IOC-Session in Buenos Aires als Favorit. Bundesliga, Transfers: Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hat ein Ende im Wechseltheater um Stürmerstar Robert Lewandowski angekündigt. "Stand heute gibt es kein offizielles Angebot von Bayern München. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass Robert nächste Saison für uns spielt. Wir werden in den nächsten Tagen dafür sorgen, dass unter die Spekulationen ein Schlussstrich gezogen wird", sagte Klopp der "Bild"-Zeitung. Seit Monaten wird über einen Wechsel des Polen, der beim BVB noch einen Vertrag bis 2014 ohne Ausstiegsklausel besitzt, zum Champions-League-Sieger FC Bayern München spekuliert. Erst am Samstag nach dem Finale im Wembley-Stadion hatte Bayern-Trainer Jupp Heynckes von einem bevorstehenden Wechsel gesprochen. "Das eigentlich Komische ist, dass alle so tun, als wäre das schon erledigt. Jupp Heynckes sagt das, die Berater sagen das - und wir haben kein Angebot. Was soll denn das eigentlich? Wie das jetzt abläuft, ist nicht wunderschön", ergänzte Klopp. Unterdessen macht sich beim BVB-Coach trotz aller Enttäuschung über die Final-Niederlage gegen die Bayern allmählich Stolz breit. London sei die Olympiastadt gewesen und dort habe man Silber geholt. "Ich habe schon von schlimmeren Dingen gehört." Bundesliga, Transfers: Champions-League-Finalist Borussia Dortmund hat Abwehrspieler Sokratis von Werder Bremen verpflichtet. Dies gab der Fußball-Bundesligist am Dienstag bekannt, nachdem der griechische Nationalspieler schon seit Tagen als Verstärkung für den BVB gehandelt wurde. Der Defensivspezialist erhält beim Meisterschaftszweiten einen Vertrag bis zum 30. Juni 2018. Über die Transfermodalitäten vereinbarten die beiden Clubs Stillschweigen vereinbart. Die Ablösesumme soll bei geschätzten neun Millionen Euro liegen. Damit schließt der BVB die Lücke, die der scheidende Verteidiger Felipe Santana hinterlässt. "Wir freuen uns, dass sich Sokratis für Borussia Dortmund entschieden hat. Er ist ein im Abwehrbereich auf verschiedenen Positionen flexibel einsetzbarer Spieler, in dem wir großes Potenzial sehen", sagte Sportdirektor Michael Zorc. Sokratis war 2011 vom italienischen Club FC Genua nach Bremen gewechselt. In seinen beiden Spielzeiten an der Weser absolvierte der Abwehrspieler 59 Partien in der Bundesliga und erzielte dabei zwei Tore. "Ich hatte zwei Jahre bei Werder, von denen ich persönlich sehr profitiert habe. Nun war es Zeit für mich, den nächsten Schritt zu machen", sagte Sokratis. Bundesliga, Transfers: Der Wechsel des brasilianischen Innenverteidigers Felipe Santana vom deutschen Fußball-Vizemeister Borussia Dortmund zum Erzrivalen Schalke 04 ist perfekt. Der 27 Jahre alte Brasilianer erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2016 bei den Königsblauen. Santana möchte Stammspieler in der Bundesliga werden, um sich für die brasilianische Nationalmannschaft und die WM 2014 in seinem Heimatland zu empfehlen. "Die Entscheidung, den Klub zu verlassen, ist mir sehr schwer gefallen. Das sieht man schon daran, dass ich meinen Vertrag im vergangenen Sommer noch einmal verlängert habe, obwohl ich kein Stammspieler war. Der muss ich aber werden, wenn ich meinen Traum, in der brasilianischen Nationalmannschaft spielen zu dürfen, noch verwirklichen will. Das ist mein sportliches Ziel", sagte Santana in einer BVB-Pressemitteilung. In Dortmund stand Santana stets im Schatten der Stammspieler Mats Hummels und Neven Subotic. "Wir freuen uns sehr, dass sich Felipe Santana für den FC Schalke 04 entschieden hat. Ihn zeichnen aggressives Zweikampfverhalten, Zuverlässigkeit und Torgefahr aus", kommentierte Schalkes Manager Horst Heldt den Transfer. Santana war im Sommer 2008 vom brasilianischen Klub Figueirense SC zum BVB gewechselt und absolvierte für den BVB insgesamt 95 Bundesliga-Partien (6 Tore), zehn Champions League-Spiele (1 Tor) und sechs DFB-Pokal-Duelle. In die Schlagzeilen geriet Santana, als er die Borussen im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Malaga mit seinem Siegtreffer zum 3:2 in der Nachspielzeit in die Runde der letzten Vier schoss. "Felipe ist mit dem Wunsch an uns herangetreten, den BVB verlassen zu wollen. Wir bedanken uns bei ihm herzlich für fünf tolle, erfolgreiche Jahre und wünschen ihm für seine persönliche Zukunft alles Gute", äußerte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc. NBA, Playoffs: Dank eines überragenden Tony Parker haben die San Antonio Spurs erstmals seit dem Titelgewinn 2007 wieder das Finale der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA erreicht. Der Franzose erzielte mit 37 Punkten eine persönliche Saisonbestmarke und hatte maßgeblichen Anteil am 93:86 bei den Memphis Grizzlies. Mit vier Siegen in vier Spielen schafften die Spurs den "Sweep" in der best-of-seven-Serie, Gegner im Finale wird Titelverteidiger Miami Heat oder die Indiana Pacers. Parker ließ sich bei seinem Gala-Auftritt auch von einem Schlag ins Gesicht nicht ablenken, der ihn zu einer kurzen Auszeit zwang. "Ich bin froh, dass wir mit ihnen fertig sind. Sie spielen sehr körperbetont", sagte der Point Guard, der zudem sechs Assists und vier Rebounds verbuchte: "Jetzt haben wie eine Woche Pause. Das wird schön." NHL, Playoffs: Traditionsclub Chicago Blackhawks hat mit einer starken Schlussoffensive das Viertelfinal-Aus in den Playoffs der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL gerade noch abgewendet. Drei Tore innerhalb von neun Minuten im Schlussdrittel bescherten Chicago am Montag (Ortszeit) einen 4:3-Sieg bei den Detroit Red Wings, womit es am Mittwoch zum siebten und entscheidenden Spiel in Chicago kommt. Auf wen der Sieger des Duells dann trifft, ist auch noch unklar. Zwischen Meister Los Angeles Kings und den San Jose Sharks mit dem deutschen Reservetorwart Thomas Greiss steht es ebenfalls 3:3 nach Siegen. Im Osten herrschen dagegen klare Verhältnisse. Dort spielen der deutsche Nationalspieler Dennis Seidenberg mit den Boston Bruins und die Pittsburgh Penguins mit den Superstars Sidney Crosby und Jewgeni Malkin um den Einzug ins Stanley-Cup-Finale. SSC Neapel, neuer Trainer: Der italienische Fußball-Vizemeister SSC Neapel hat erwartungsgemäß Rafa Benitez als neuen Trainer verpflichtet, der Verein bestätigte den Transfer nun auch offiziell. "Er ist ein Mann von großer internationaler Erfahrung, ein echter Leader", schrieb Präsident Aurelio De Laurentiis bei Twitter unter ein Foto von ihm und Benitez. Zuvor war spekuliert worden, dass der Spanier mit einem Zweijahresvertrag inklusive Option für ein weiteres Jahr ausgestattet wird. Der Deal soll Benitez, der vor seinem Abschied vom FC Chelsea mit den Londonern die Europa League gewonnen hatte, jährlich rund 3,5 Millionen Euro einbringen. England, Premier League: Der Traditionsklub Crystal Palace kehrt nach acht Jahren in die Premier League zurück. Der Verein aus London setzte sich im Relegations-Duell gegen den FC Watford mit 1:0 nach Verlängerung durch. Der bereits 39 Jahre alte Kevin Philips erzielte den entscheidenden Treffer per Foulelfmeter in der 105. Spielminute. Zuvor hatten bereits Cardiff City und Hull City den Aufstieg in die höchste Spielklasse geschafft. Für den FC Watford um den italienischen Coach Gianfranco Zola wäre es die Rückkehr in die Premier League nach 13 Jahren gewesen. Die Begegnung fand im Londoner Wembleystadion statt, keine 48 Stunden nach dem Finale der Champions League zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund an gleicher Stelle. Unter den Zuschauer war der designierte Chelsea-Trainer José Mourinho. Los Angeles Galaxy, Robbie Rogers: Robbie Rogers hat Sportgeschichte geschrieben und als erster bekennender Homosexueller ein Spiel in einer der großen US-Profiligen bestritten. Der Fußballer, der sich im Februar als schwul geoutet und am Wochenende einen Vertrag bei Los Angeles Galaxy erhalten hatte, stand schon am Sonntag gegen die Seattle Sounders auf dem Platz. Beim 4:0-Heimerfolg wurde der 26-Jährige in der 77. Minute unter großem Beifall eingewechselt. Der irische Routinier Robbie Keane hatte mit einem Hattrick schon vor der Pause den Sieg der Kalifornier sichergestellt. 2. Bundesliga, Trainerentlassung: Zweitligist FC Ingolstadt trennt sich von Trainer Tomas Oral. Wie der Verein am Montag bekannt gab, erfolgt die Trennung in beiderseitigem Einvernehmen zum 30. Juni 2013. Der Vertrag des 40-Jährigen hatte noch eine Laufzeit bis 2014, Oral war jedoch nach einer miserablen Rückrunde mit nur vier Siegen in die Kritik geraten. "Nach langen und intensiven Gesprächen sind wir gemeinsam zur Überzeugung gekommen, in Zukunft getrennte Wege zu gehen. Grund dafür sind unterschiedliche Auffassungen zur sportlichen Ausrichtung der Profimannschaft", sagte Sportdirektor Thomas Linke. Ein Nachfolger für Oral steht laut Linke noch nicht fest: "Bezüglich einer Nachfolgeregelung werden wir in naher Zukunft in Gespräche gehen. Wir werden uns bei der Suche nach neuen Trainer die nötige Zeit lassen." Oral hatte bei den "Schanzern" im November 2011 den entlassenen Benno Möhlmann beerbt, der Klub stand damals auf dem letzten Platz der 2. Bundesliga. Unter Oral schaffte Ingolstadt als Tabellenzwölfter den Klassenerhalt, in der Hinrunde der Saison 2012/13 war der FCI nach dem 15. Spieltag noch Fünfter, danach folgte der Absturz. "Ich wünsche dem Verein für die Zukunft alles Gute und hoffe, dass er den gemeinsam eingeschlagenen Weg weiter erfolgreich bestreiten wird", sagte Tomas Oral. AS Monaco, Transfer: Die Einkaufstour des französischens Erstliga-Aufsteigers AS Monaco geht anscheinend weiter. Wie die spanische Sporttageszeitung AS berichtet, steht der vom russischen Milliardär Dmitri Rybolowlew unterstützte Fußballklub vor der Verpflichtung des portugiesischen Nationalspielers Fabio Coentrao von Real Madrid. Für den 25 Jahre alten Defensivakteur, der bei Real noch einen Vertrag bis 2017 hat, sollen rund 18 Millionen Euro Ablöse fließen. In der vergangenen Woche hatte Monaco bereits für insgesamt 70 Millionen Euro Joao Moutinho und James Rodriguez von Portugals Titelträger FC Porto verpflichtet. Ganz oben auf der Wunschliste der Monegassen steht der kolumbianische Starstürmer Radamel Falcao von Atlético Madrid, der rund 60 Millionen Euro kosten soll. Real Madrid, Transfer: Der Abschied von Top-Talent Isco vom FC Málaga scheint beschlossene Sache. "Ich habe mich im Guten vom Rosaleda (Stadion des FC Málaga, die Red.) verabschiedet und es war sehr emotional", sagte der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler am Rande eines Lehrgangs mit der spanischen U21-Nationalmannschaft und bestätigte Verhandlungen mit Real Madrid: "Es ist wahr, dass sie sich getroffen haben und Interesse besteht." Aber auch eine gemeinsame Zukunft mit Trainer Manuel Pellegrini, der vor wenigen Tagen seinen Abschied aus Málaga angekündigt hatte, sei eine Option. "Er war mein Fußball-Vater. Ich weiß, dass er mich liebt, und natürlich würde ich gerne weiter unter ihm spielen, weil er mir alles Selbstvertrauen der Welt gibt." Pellegrini wird vom entthronten englischen Meister Manchester City umworben. Tennis, French Open: Davis-Cup-Spieler Tobias Kamke hat sich als erster deutscher Tennisprofi in die zweite Runde der French Open in Paris gekämpft. Der Weltranglisten-72. aus Lübeck setzte sich gegen den Italiener Paolo Lorenzi nach 3:33 Stunden mit 6:3, 6:3, 3:6, 0:6, 6:3 durch und trifft nun auf Julien Benneteau (Frankreich/Nr. 30). Kamke lag im entscheidenden Durchgang bereits mit Break in Rückstand. Zuvor waren Benjamin Becker (Orscholz) und Grand-Slam-Neuling Jan-Lennard Schruff (Warstein) in der ersten Runde gescheitert. Philipp Petzschner (Bayreuth) unterlag dem an Position zehn gesetzten Kroaten Marin Cilic 1:6, 2:6, 3:6. Struff musste sich dem Russen Jewgeni Donskoi mit 6:7 (8:10), 6:2, 6:7 (2:7), 2:6 geschlagen geben.
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mlsum-de-9895
Andrea Petkovic besiegt Julia Görges und zieht ins Viertelfinale ein, dank einer Wildcard darf sie in Wimbledon starten. Mischa Zverev schafft in Halle den Einzug ins Viertelfinale. Hannover 96 bestätigt die Verpflichtung von Edgar Prib. Ausgerechnet Jan Ullrich attackiert seinen Rivalen Lance Armstrong massiv.
Tennis, Nürnberg: Andrea Petkovic hat beim Nürnberger WTA-Tennisturnier im deutschen Achtelfinalduell Julia Görges ausgeschaltet. Die 25 Jahre alte Hessin schlug ihre Freundin und Kontrahentin am Mittwoch nach einseitigen 83 Minuten verdient mit 6:1, 7:5. In der Runde der letzten Acht trifft Petkovic nun am Donnerstag auf die Siegerin der Partie zwischen Annika Beck und Karin Knapp (Italien). Petkovic, nach zahlreichen Verletzungen nur noch die Nummer 103 der Tennis-Welt, darf dank einer Wildcard bei dem mit 235 000 Dollar dotierten Sandplatzturnier starten. Tennis, Halle: Mischa Zverev hat beim Tennis-Turnier im westfälischen Halle als erster Deutscher das Viertelfinale erreicht. Der 25-Jährige besiegte am Mittwoch bei den Gerry Weber Open den Bosnier Mirza Basic mit 7:6 (7:5), 6:3. In der nächsten Runde trifft der Hamburger am Freitag auf den Sieger des Duells zwischen Topfavorit Roger Federer und Cedrik-Marcel Stebe aus Vaihingen/Enz. Die Partie stand für den Abend auf dem Centre Court auf dem Programm. Zverev verwandelte bei der mit 779 665 Euro dotierten ATP-Veranstaltung nach 1:19 Stunden seinen vierten Matchball. Auch Michail Juschni und Gael Monfils stehen in Halle im Viertelfinale. Der Weltranglisten-29. Juschni (Russland) bezwang Kei Nishikori (Japan/Nr. 4) 6:1, 6:7 (4:7), 6:3 und trifft nun auf Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 6) oder Tobias Kamke (Lübeck). Das deutsche Achtelfinalduell findet am Donnerstag statt. Monfils (Frankreich) gewann gegen den Qualifikanten Jan Hernych (Tschechien) 6:2, 6:3 und spielt am Freitag gegen Tommy Haas (Los Angeles-USA/Nr. 3) oder Ernests Gulbis (Lettland). Juschni spielt bereits zum zehnten Mal bei den Gerry Weber Open. Sein bestes Resultat hatte der 30-Jährige im vergangenen Jahr erzielt, als er das Halbfinale erreichte. Bei den French Open in Paris hatte Juschni zuletzt in der dritten Runde gegen Tommy Haas deutlich verloren und mit einem Wutausbruch auf sich aufmerksam gemacht. Fußball, Hannover 96: Fußball-Bundesligist Hannover 96 hat Edgar Prib verpflichtet. Der 23 Jahre alte Mittelfeldspieler wechselt von Bundesliga-Absteiger SpVgg Greuther Fürth zu den Niedersachsen. Prib erhält nach 96-Angaben vom Mittwochabend einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017. Über die Ablösemodalitäten wurde Stillschweigen vereinbart. Hannover 96 bestätigte damit eine Meldung der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". "Wir haben uns sehr um den Spieler bemüht und freuen uns damit umso mehr, dass er sich letztendlich für 96 entschieden hat", sagte Sportdirektor Dirk Dufner. An Prib, der zentral und auf der linken Seite eingesetzt werden kann, war auch Ligakonkurrent Eintracht Frankfurt interessiert. Die Ablösesumme wird auf rund 2,5 Millionen Euro geschätzt. Prib ist nach der Verpflichtung von Salif Sané (AS Nancy-Lorraine) der zweite Zugang für das Team von 96-Trainer Mirko Slomka. Als so gut wie sicher gilt zudem der Wechsel von Leonardo Bittencourt von Borussia Dortmund nach Hannover. Jan Ullrich, Radsport: Ausgerechnet Jan Ullrich hat seinen Dauerrivalen Lance Armstrong massiv attackiert. Der tiefe Fall des texanischen Dopingsünders habe dem Radsport einen "Riesenschaden" zugefügt, aber überrascht habe ihn die Causa nicht, sagte der 39-Jährige der Sport Bild. "Ich gönne niemandem etwas Schlechtes, auch Lance nicht. Aber ich habe immer gesagt. Lance wird nicht davonkommen. Der liebe Gott richtet alles", sagte Ullrich, selbst umstrittener Tour-Sieger von 1997. "Lance hat sich zu viele Feinde gemacht. Er wollte immer der Boss sein und hat seine Untergebenen teilweise gnadenlos geführt. Das war schon extrem." Armstrong hatte gestanden, bei seinen sieben Tour-de-France-Siegen gedopt zu haben. Die Titel wurden ihm nachträglich aberkannt. Eine umfassende eigene Doping-Beichte lehnte Ullrich erneut ab: "Der Radsport hat sich selbst aufgeklärt. Ich war auch Teil des Systems. Je mehr herauskam, umso besser haben die Leute meine Aussagen von damals verstanden." Er hatte stets betont, niemanden betrogen zu haben. Weil alle das Gleiche gemacht haben, fragte die Sport Bild?. "Genau", antwortete Ullrich. Im Vorjahr wurde er vom Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen seiner Verwicklung in den Skandal um Dopingarzt Eufemiano Fuentes zu einer zweijährigen Sperre verurteilt, die rückwirkend vom 22. August 2011 an ausgesprochen wurde. Außerdem wurden ihm alle Resultate vom 1. Mai 2005 an gestrichen. Fußball, Argentinien: Nach dem Tod eines Fans in Argentinien haben der nationale Fußballverband AFA und die Regierungsbehörden reagiert. An den letzten beiden Spieltagen der 1. und 2. Liga werden die Anhänger der Auswärtsmannschaften aus den Stadien verbannt. Am Montag war ein 38 Jahre alter Mann vor der Partie zwischen Estudiantes und Lanús in La Plata getötet worden. Drei Polizeibeamte wurden festgenommen. Sie stehen im Verdacht, für den Tod des Fans verantwortlich zu sein. Der Lanús-Anhänger wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft durch ein Gummigeschoss getötet, das offenbar von einem der Polizisten aus kurzer Entfernung abgefeuert worden war, wie die Zeitung "Clarín" am Mittwoch berichtete. Der Sicherheitsminister der Provinz Buenos Aires, Ricardo Casal, erklärte, die Polizei werde bei Einsätzen bei Fußballspielen keine Gummigeschosse mehr einsetzen. In den letzten eineinhalb Jahren sind in Argentinien 13 Menschen bei Gewalttätigkeiten rundum Fußballspielen umgekommen. Roque Santa Cruz, Hamburger SV: Torjäger Heung-Min Son könnte beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV durch einen namhaften Kollegen ersetzt werden. Wie die Bild-Zeitung am Mittwoch berichtete, sind die Norddeutschen an Roque Santa Cruz interessiert. "Santa Cruz passt voll in unser Anforderungsprofil. Er kann allein in der Spitze spielen, vorne die Bälle festmachen und bringt eine gewisse Erfahrung mit. Dazu ist er ablösefrei", sagte HSV-Sportdirektor Oliver Kreuzer der Zeitung. Der 31 Jahre alte Stürmer von Manchester City war zuletzt an den FC Malaga ausgeliehen. Der Angreifer aus Paraguay spielte beim FC Bayern München vier Jahre lang mit HSV-Trainer Thorsten Fink in einer Mannschaft. Nach dem Abschied von Son, der zu Leverkusen wechseln soll, will der HSV einen adäquaten Ersatz holen. Zudem sollen ein bis zwei Innenverteidiger kommen. Timmy Simons, 1. FC Nürnberg: Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg verliert kurz vor dem Saisonstart völlig überraschend seine wichtigste Führungsfigur im Team: Der 36 Jahre alte Timmy Simons wechselt trotz eines Vertrags bis 2014 in seine belgische Heimat zum FC Brügge. Der defensive Mittelfeldspieler war drei Jahre lang das Herzstück der jungen Club-Mannschaft. In Brügge erhält der Routinier, in der abgelaufenen Saison ältester Feldspieler der Bundesliga, einen Zweijahresvertrag mit Anschlussoption für einen Wechsel in den Trainerstab. Über die Ablösesumme wurde Stillschweigen vereinbart, sie dürfte aber bei rund einer Million Euro liegen. "Timmy Simons ist ein Spieler mit Persönlichkeit und Erfahrung, der einen hohen Stellenwert innerhalb der Mannschaft genossen hat. Seine vorzeitige Rückkehr nach Belgien bedauern wir sehr", sagte FCN-Sport-Vorstand Martin Bader. Simons sei vergangene Woche "überraschend mit dem Wunsch auf uns zugekommen, zu dem Verein zurückgehen zu können, in dem er groß geworden ist. Wir haben alles versucht, ihn zu halten. Aber der Lockruf aus der Heimat war zu reizvoll", führte Bader weiter aus. Diese Chance habe man "einem verdienten Spieler" nicht verbauen wollen. Simons sprach von "drei tollen und erfolgreichen Jahren" in Nürnberg: "Das habe ich nie bereut. Ich habe dem 1. FC Nürnberg viel zu verdanken, auch, dass er mir jetzt die Möglichkeit gibt zu gehen." Der Belgier war 2010 von der PSV Eindhoven zum fränkischen Traditionsklub gewechselt, für den er 102 Bundesligaspiele (11 Tore) bestritt. In Brügge hatte er von 2000 bis 2005 unter Vertrag gestanden und in dieser Zeit zweimal die belgische Meisterschaft und einmal den Pokalsieg gefeiert. Robert Almer, Energie Cottbus: Nach monatelanger Torwart-Suche ist Fußball-Zweitligist FC Energie Cottbus fündig geworden. Der österreichische Nationaltorwart Robert Almer wechselt ablösefrei von Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf in die Lausitz, teilten die Cottbuser am Mittwoch mit. Der 29-Jährige habe einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Die Cottbuser mussten einen neuen Stammkeeper verpflichten, nachdem die bisherige Nummer eins, Thorsten Kirschbaum, zum Erstligisten VfB Stuttgart gwechselt war. "Robert stand von Anfang an auf unserer Liste, und wir sind sehr froh, dass der Transfer nun geklappt hat", wird Trainer Rudi Bommer in einer Mitteilung des Vereins zitiert. "Er ist im besten Alter für einen Torwart, bringt sehr gute körperliche Voraussetzungen mit und kann sogar auf internationale Einsätze verweisen. Das Warten hat sich gelohnt." Zuletzt hatten mehrere Kandidaten Energie abgesagt oder aber Cottbus von einer Verpflichtung Abstand genommen. Argentinien, Fußball: Ein Profi-Fußballer ist in Argentinien wegen Tierquälerei vom Platz gestellt worden. Jose Jimenez sah bei einem Ligaspiel zwischen San Juan and Bella Vista in der nordargentinischen Provinz Tucumán die Rote Karte, nachdem er einen streunenden Hund unsanft vom Platz befördern wollte. Der Spieler hatte das Tier im Nacken gegriffen und es gegen eine Bande am Spielfeldrand geworfen. Während der Hund offenbar unverletzt floh, musste sich Jimenez vor aufgebrachten Gegenspielern und Zuschauern in Sicherheit bringen. HSV Hamburg, Frank Rost: Der ehemalige Fußball-Torhüter Frank Rost soll noch in dieser Woche als Geschäftsführer beim Handball-Champions-League-Sieger HSV Hamburg vorgestellt werden. Wie Hamburger Zeitungen übereinstimmend berichten, wird Rost sich in Zukunft um die Akquise von Sponsoren kümmern, Trainer Martin Schwalb wird seinen Geschäftsführerposten aufgeben und sich auf das Sportliche konzentrieren. Der 39 Jahre alte Rost hat Betriebswirtschaft und Management studiert und war zuletzt bei den Fußball-Frauen des HSV als Trainer tätig. Der langjährige HSV-Schlussmann und viermalige Nationalspieler hat Berührungspunkte zum Handball. Seine Eltern Christina und Peter Rost waren Handball-Nationalspieler der DDR. Der Vater ist Olympiasieger (1980), die Mutter holte mit ihrem Team Olympia-Silber (1976) und -Bronze (1980). Tennis, Halle: Der Russe Michail Juschni hat beim Tennis-Turnier im westfälischen Halle als erster Spieler das Viertelfinale erreicht. Der 30-Jährige setzte sich am Mittwoch bei den Gerry Weber Open gegen den an Nummer vier gesetzten Japaner Kei Nishikori mit 6:1, 6:7 (4:7), 6:3 durch. Juschni trifft nun auf den Sieger des deutschen Duells zwischen Philipp Kohlschreiber und Tobias Kamke, das bei der mit 779 665 Euro dotierten Rasen-Veranstaltung an diesem Donnerstag stattfindet. Juschni startete auf dem Centre Court furios und sicherte sich nach gerade einmal 29 Minuten den ersten Satz. Danach fand sich Nishikori bei seinem ersten Einsatz auf Rasen in diesem Jahr aber besser zurecht und schaffte nach 1:27 Stunden den Satzausgleich. Im dritten Abschnitt gelang dem Russen dann zum 5:3 das entscheidende Break. Nach 2:04 Stunden verwandelte die Nummer 29 der Welt ihren ersten Matchball. TSV 1860 München: Otto Steiner, Aufsichtsratschef von Fußball-Zweitligist 1860 München, hat mögliche Gespräche im Dauerstreit mit Investor Hasan Ismaik an klare Bedingungen geknüpft. "Wenn Hasan Ismaik über Sach-Themen zurück in den Dialog geht, dann können wir den jederzeit fortsetzen. Wir haben ihm aber klar mitgeteilt, dass wir nicht bereit sind, den Dialog über personelle Konsequenzen fortzuführen. Außerdem erwarten wir in irgendeiner Form eine Entschuldigung von Hasan Ismaik", sagte Steiner im Interview mit dem Münchner Merkur. Der jordanische Unternehmer habe die Verantwortlichen der Löwen als "Bande" und "Schmarotzer" bezeichnet, "das war schon weit unter der Gürtellinie. das ist ein Niveau, das wir nicht akzeptieren", führte Steiner weiter aus. Ismaik hatte nach ständigen Querelen seine Zahlungen eingestellt und rund zehn Millionen Euro vom Verein zurückgefordert. Zuvor hatte er den Rücktritt des ehemaligen Präsidenten Dieter Schneider, dann den von Geschäftsführer Robert Schäfer gefordert. Die finanziell angeschlagenen Münchner erhielten aber auch ohne die Hilfe von Ismaik die Lizenz für die kommende Saison. Dank eines zwei Millionen Euro schweren Deals mit der Sportmarketing-Firma Infront konnte 1860 die Lizenzauflagen der Deutschen Fußball Liga (DFL) erfüllen. Zur Ruhe kommt der deutsche Meister von 1966 aber deshalb noch lange nicht. WM-Qualifikation: Zlatan Ibrahimovic hat Schweden in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien wieder auf Kurs gebracht. Vier Tage nach der 1:2-Niederlage in Wien gegen Österreich erzielte Ibrahimovic in Solna beide Treffer (35./82. Minute) zum 2:0 (1:0)-Sieg des Drei-Kronen-Teams gegen den Fußball-Zwerg Färöer. Durch den erwarteten Sieg schloss Schweden in der deutschen Gruppe C mit elf Punkten zu den DFB-Verfolgern Österreich und Irland auf. Wegen der schlechteren Tordifferenz liegen die Skandinavier auf Platz drei hinter dem Austria-Team. Die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw führt die Gruppe vor dem nächsten Spieltag am 6. September mit 16 Zählern souverän an. Dagegen hat sich Dänemark praktisch aus dem Rennen um die WM-Tickets verabschiedet. Der Europameister von 1992 blamierte sich in Kopenhagen beim 0:4 (0:2) gegen Armenien und liegt in der Gruppe B mit sechs Punkten weiter acht Zähler hinter Spitzenreiter Italien zurück. Armenien verdrängte die Dänen sogar von Platz vier. Argentinien hat gegen Ecuador nur 1:1 (1:1) gespielt, seine Führung in der südamerikanischen Qualifikation allerdings damit behauptet. Ein frühes Elfmeter-Tor von Sergio Kun Aguero (4.) brachte die Argentinier am Dienstag nach einem Torwart-Foul in der Höhenluft Quitos kurz nach dem Anstoß in Führung. Segundo Castillo glich in der 17. Minute per Kopf für Ecuador aus. Damit führen die Argentinier nach dem 14. Spieltag der südamerikanischen WM-Qualifikation mit 26 Punkten. Für Ecuador spielten Jefferson Montero und Luis Valencia auf den Flügeln nach dem Ausgleich noch zahlreiche Torgelegenheiten heraus. Deren Umsetzung scheiterte aber an der argentinischen Abwehr. Argentiniens Superstar Lionel Messi konnte mit seinem Einsatz in der letzten halben Stunde dem Spiel keine entscheidende Wende mehr geben. Dem Weltfußballer, der sich noch von einer Oberschenkelverletzung erholt, machte offenbar auch die Luft in dem auf 2800 Meter Höhe gelegenen Atahualpa-Stadion zu schaffen. Zweiter in der südamerikanischen Qualifikation bleibt mit 23 Punkten die Elf aus Kolumbien, die sich am Dienstag in Barranquilla dank eines Foulelfmeters von Radamel Falcao (12.) und eines Treffers von Teófilo Gutiérrez (45.) mit 2:0 (2:0) gegen Peru durchsetzte. Ecuador behält mit 21 Punkten das dritte WM-Ticket im Auge, während Chile mit 18 Punkten an vierter Stelle liegt, die ebenfalls noch eine direkte Qualifikation sichert. In der Nord- und Mittelamerika-Gruppe hat der amerikanische Fußball-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann einen wichtigen Sieg eingefahren und die Tabellenführung übernommen. In Seattle im US-Bundesstaat Washington setzte sich Klinsmanns Team ohne den verletzten Schalker Jermaine Jones gegen Panama mit 2:0 (1:0) durch und feierte damit den dritten Erfolg im fünften Spiel. Jozy Altidore (36.) mit seinem dritten Tor im dritten Spiel nacheinander und Eddie Johnson (53.) erzielten die Treffer für den Gastgeber. Dieser liegt mit zehn Punkten in der Tabelle vor Costa Rica (8) und Mexiko (8), die sich im direkten Duell 0:0 trennten. Die ersten drei Mannschaften der Gruppe lösen das Ticket für die WM-Endrunde in Brasilien. Das nächste Spiel steht für das US-Team in der kommenden Woche an. Am 19. Juni geht es dann gegen Honduras. In der Asien-Ausscheidung haben Südkorea, Australien und Iran besten Chancen, Japan zur WM-Endrunde zu begleiten. In der Gruppe A feierten die Südkoreaner in Seoul einen 1:0 (1:0)-Erfolg gegen Usbekistan und behaupteten mit 14 Punkten ihre Spitzenposition vor dem Team des Iran (13), das Libanon mit 4:0 (2:0) das Nachsehen gab. In der Gruppe B eroberte Australien dank des 4:0 (1:0)-Erfolges gegen Jordanien mit zehn Zählern Rang zwei hinter den bereits für die WM qualifizierten Japanern (17). Der Asienmeister schloss die WM-Entscheidung durch ein Tor des Stuttgarter Bundesliga-Profis Shinji Okazaki (89. Minute) mit einem 1:0-Sieg im Irak ab. NBA, Playoff-Finale: Das Starensemble der Miami Heat ist nach einer deutlichen Pleite in der Finalserie der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA erneut in Rückstand geraten. Beim viermaligen Champion San Antonio Spurs kassierte der Titelverteidiger eine 77:113-Niederlage und liegt in der best-of-seven-Serie mit 1:2 zurück. Vor dem nächsten Duell in der Nacht zum Freitag steht die Mannschaft um Superstar und "MVP" LeBron James damit erneut unter Druck. Vor 18.581 Zuschauern entschieden die Gastgeber die Partie durch zwei beeindruckende Phasen in der zweiten Halbzeit. Im dritten Viertel zogen die Spurs zunächst durch einen 23:8-Lauf vorentscheidend davon, spätestens der 13:0-Lauf zu Beginn des letzten Viertels beseitigte die letzten Zweifel am verdienten Sieg. Beste Werfer aufseiten von San Antonio waren überraschend Danny Green mit 27 Punkten und Gary Neal (24). "Die Jungs haben sensationell getroffen. Sie haben uns die nötigen Verschnaufpausen verschafft, wenn wir sie benötigt haben", sagte Altstar Tim Duncan. Der 37-Jährige blieb zwar mit zwölf Punkten blass, besaß mit einem Double-Double und weiteren 14 Rebounds maßgeblichen Anteil am Erfolg. Ähnlich durchwachsen gestaltete sich die Partie für Superstar James. Auch ihm gelang ein Double-Double, neben den elf Rebounds blieb er mit nur 15 Zählern aber erneut unter seinen Möglichkeiten. Dwyane Wade (16) war Miamis erfolgreichster Werfer. Fabian Götze, SpVgg Unterhaching: Fußball-Nationalspieler Mario Götze kann bei seinem anstehenden Start beim FC Bayern München auf familiäre Unterstützung bauen. Bruder Fabian wechselt zum Nachbarn SpVgg Unterhaching, wie der Drittligist mitteilte. Der Defensivmann kommt vom VfL Bochum II und erhält bei den Münchner Vorstädtern einen Einjahresvertrag mit Option auf eine weitere Saison. "Für Fabi hat es sicher eine Rolle gespielt, dass Mario auch hier ist", zitierte die Abendzeitung Unterhachings Präsident Manfred Schwabl. Italien, Freundschaftsspiel: Der viermalige Fußball-Weltmeister Italien hat seine Generalprobe für den Confed Cup in Brasilien (15. bis 30. Juni) gehörig verpatzt. Die Azzurri kamen mit einer "B-Elf" nur zu einem 2:2 (1:0) gegen Haiti in Rio de Janeiro, wo sie am Sonntag in ihrem ersten Gruppenspiel auf Mexiko treffen. Emanuele Giaccherini (1.) und Claudio Marchisio (73.) trafen für Italien, Pascal Millien per Foulelfmeter (85.) und Jean Philippe Peguero (90.+2) glichen sensationell für den krassen Außenseiter aus. Gegen den 63. der FIFA-Weltrangliste trat Italien ohne Leistungsträger wie Gianluigi Buffon, Andrea Pirlo oder Giorgio Chiellini an. Mario Balotelli, der im Qualifikationsspiel am Freitag in Tschechien Gelb-Rot gesehen hatte, saß bis zur 54. Minute auf der Bank. Gespielt wurde nicht wie im Confed Cup im "Problem-Stadion" Maracanã, sondern im Estádio Club de Regatas Vasco da Gama. Jesús Navas, Manchester City: Der Transfer des spanischen Fußball-Nationalspielers Jesús Navas vom FC Sevilla zum englischen Vize-Meister Manchester City ist perfekt. Wie die Citizens am Dienstag mitteilten, bestand der 27 Jahre alte Flügelspieler den obligatorischen Medizincheck. Für Navas, der einen Fünf-Jahres-Vertrag unterzeichnete, soll Manchester wohl rund 17,5 Millionen Euro an Ablöse zahlen. In der Vorwoche hatte sich City bereits die Dienste des brasilianischen Mittelfeldspielers Fernandinho (28) vom ukrainischen Fußball-Serienmeister Schachtjor Donezk für rund 35 Millionen Euro gesichert.
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Museum im Meer: Vor Lanzarote liegt ein Flüchtlingsboot aus Beton, spazieren Menschen blind durchs Leben. Ein Tauchgang mit Tiefgang.
Jason deCaires Taylor hat sich einen besonderen Ort für sein Studio ausgesucht. Unten peitscht der Atlantik, biegen sich schlanke Palmen im Wind. Hier oben, auf der Veranda, dröhnt der Betonmischer. Die Fenster des Ateliers sind schon ganz blind von Staub und Salz. Jason deCaires Taylor hebt und schleppt selbst Zementsäcke, Wassereimer, Gussformen, die er für seine Skulpturen braucht. Der Künstler ist ein kräftiger Mann. Sein dunkles T-Shirt ist mit Meerwasserspritzern, Regentropfen und Betonflecken überzogen. Er trägt Kopfhörer und Mundschutz; beides muss er erst abnehmen, bevor er im Studio an einem improvisierten Schreibtisch erklärt, worum es ihm hier geht. Grob gesagt: um die Verbindung von Kunst und Natur an einem "heiligen Ort", wie der 42-jährige Brite das Meer nennt. "Wir sind aus dem Meer entstanden. Nun gebe ich ihm symbolisch etwas zurück." Seit Monaten entsteht hier, an Lanzarotes Südküste, das Museo Atlántico, Europas neues, großes Unterwassermuseum. 300 lebensgroße Skulpturen soll das Museum einmal umfassen, bis jetzt sind 60 davon versenkt, nicht weit vom Atelier entfernt, in der Nachbarbucht Las Coloradas. Dort hat die spanische Küstenbehörde eine Fläche von 50 mal 50 Metern zur Verfügung gestellt. Die Figuren stehen am Meeresboden, etwa einen Kilometer vom Strand entfernt; man kann sie tauchend oder schnorchelnd besuchen. Sechs Figurengruppen sind schon mit Metallketten am Meeresboden verankert. Eine besonders beeindruckende heißt "La Balsa de Lampedusa", "Das Schlauchboot von Lampedusa", dessen Dramatik an das berühmte Gemälde "La Balsa de la Medusa", das heillos überfüllte "Floß der Medusa" erinnert. Auf dem Boot sitzen und liegen afrikanische Flüchtlinge. Die Skulptur ist ein Denkmal für all jene, die die Flucht über das Meer geschafft haben. Auch die Kanaren waren für sie ja lange Zeit ein Tor nach Europa. Aber natürlich ist es auch ein Mahnmal für die, "deren Träume und Hoffnungen am Boden des Meeres endeten", wie der Künstler meint. ‹ › Für die Skulpturen standen Bewohner Lanzarotes Modell, wie etwa für die Figurengruppe "El Rubicón", die in sich versunken eine Grenze überschreitet. Bild: CACT Lanzarote/ Jason deCaires ‹ › Selfie vor dem Flüchtlingsboot. Bild: CACT Lanzarote/ Jason deCaires ‹ › 300 lebensgroße Skulpturen soll das Museum einmal umfassen, bis jetzt sind 60 davon versenkt. Bild: CACT Lanzarote/ Jason deCaires ‹ › Gleichgültigkeit, Werteverlust, Korruption und Umweltzerstörung - das sind die Themen des neuen Unterwassermuseums Museo Atlántico. Bild: CACT Lanzarote/ Jason deCaires Wird geladen ... Die Insel, ihre Natur und ihre Bewohner stehen im Fokus der Installation. Da ist etwa die Figurengruppe "El Rubicón", benannt nach dem Yachthafen beim Museum. Sie zeigt 35 Menschen, die in dieselbe Richtung gehen, den Rubikon überschreiten und dabei gleichgültig wirken. Es sind Abgüsse von realen Menschen, die in der Marina Rubicón arbeiten. Die Figuren haben geschlossene Augen, als ob sie von all dem, was um sie herum passiert, nichts wissen wollten: Korruption, Umweltzerstörung, Werteverlust. Die elegante Hafenanlage wurde ohne Genehmigung gebaut und erst 2003 kurz vor Bauende legalisiert. Oder "Las Esculturas Híbridas", die "Hybrid-Skulpturen": Menschenfiguren, deren Unterkörper Kakteen sind oder aus deren Körpern fleischige Kakteenblätter wachsen. Die Skulpturen sind eine Hommage an die Insel und ihre Vegetation. Der Klimawandel treibt deCaires um. Er hinterfragt aber ebenso die Nutzung digitaler Medien und den damit einhergehenden Voyeurismus. Die Skulptur "Contenido", "Inhalt", zeigt ein gesichtsloses Paar, das ein Selfie macht. Es steht neben dem Flüchtlingsboot und ist, so der Künstler, ein Sinnbild für "die Selbstbezogenheit unserer Gesellschaft". Die Figuren dort unten, sie sind ein Abbild der Bewohner Lanzarotes. Auf der Insel leben Menschen, die aus mehr als 30 Ländern stammen. Die Gesellschaft, die Jason deCaires Taylor zeigt - das ist die, in der die Museumsbesucher leben. Da kann schon erschauern, wer hinabtaucht. Manches am Meeresboden wirkt gespenstisch. Manches aber auch nur schön. Eine der ersten Besucherinnen, die 16-jährige Touristin Sira Sanz aus Madrid, berichtet nach ihrem Tauchgang von einem Betonbaum, zwischen dessen kahlen Ästen ein Schwarm Fische schwamm: "Das sah aus, als habe der Baum Blätter." Detailansicht öffnen (Foto: SZ Grafik) Mit solchen Effekten spielt deCaires Taylor: Das Meer macht sich alles zu eigen, gibt dem Menschenwerk eine neue Bedeutung. Erst seit 1. März sind die Skulpturen in zwölf Metern Tiefe am sandigen Grund verankert, und schon überziehen grüne, flaumige Algen und die weißen Röhren kleiner Kalkröhrenwürmer die Figuren. Bald, hofft deCaires, werden Korallenlarven auf den Figuren Halt finden, Riffs könnten im Verlauf von Jahrzehnten entstehen. Der verwendete Beton ist ph-neutral, er schadet der Umwelt nicht und soll Jahrhunderte halten. Seit zehn Jahren baut deCaires Taylor seine Unterwasserskulpturen - bislang sind sie an der Westküste der Antilleninsel Grenada und vor Cancún in Mexiko zu sehen. Nun entstehen sie auch im Zentralatlantik der Kanaren, auch hier sollen sie die Vergänglichkeit des Menschen darstellen und den Schutz der Meere einfordern. Aufgewachsen ist der Sohn eines Briten und einer Guyanerin in Südengland und Asien, wo er als Kind zwischen Korallenriffs tauchte. Studiert hat er in London an der Universität der Künste. Schon an der Uni habe er von Unterwasserkunst geträumt, sagt er, "aber damals hatte ich weder Geld noch Auftraggeber". Detailansicht öffnen Der Schutz der Meere ist sein Lebensthema: Der Brite Jason deCaires Taylor versenkt insgesamt 300 Skulpturen vor der Kanareninsel. (Foto: CACT Lanzarote/ Jason deCaires) Sein neues Projekt läuft seit Anfang 2013. Bis Februar 2017 sollen alle Figuren versenkt sein. Das Museum ist dann komplett - eigentlich eine Rekordzeit für Spaniens langsame Bürokratie. Doch die Verwaltung von Lanzarote wollte das Projekt unbedingt und finanziert es mit 700 000 Euro. Für sie ist das Museum weniger Kulturförderung als vor allem die Investition in eine touristische Attraktion. Lanzarote ist seit 1993 Biosphärenreservat, die Gäste kommen nicht nur zum Baden und Feiern hierher. Sie genießen die eigenwillige Vulkan-Natur der Insel - und wie Künstler sie gestalten. Prägend für Lanzarote ist César Manrique, ein einheimischer Künstler, Architekt und Umweltaktivist, der in den 1980er-Jahren gegen die Verbauung der Küsten und gegen Korruption ankämpfte. Von den 1960er-Jahren an hat er sich für nachhaltigen Tourismus eingesetzt und so dazu beigetragen, dass sich die Insel, auf die heute pro Jahr mehr als zweieinhalb Millionen Gäste kommen, authentisch vermarktet. Manrique hat Aussichtspunkte an der Steilküste gestaltet, hat Lagunen, Lavaröhren und Lavahöhlen zugänglich gemacht, hat Kakteengärten angelegt und dafür gesorgt, dass es in der köchelnden Timanfaya-Region an der Westküste ein in die Landschaft eingepasstes Panoramarestaurant gibt - und ein paar Kochstellen unter freiem Himmel. César Manrique ist seit 24 Jahren tot, und nicht nur die Stammgäste von Lanzarote kennen die Highlights der Insel in- und auswendig. Deshalb suchte die Regierung nach einer neuen Attraktion. Jahrelang, wie José Juan Lorenzo erzählt. Er leitet die Kunst- und Kulturzentren Lanzarotes und ist froh, dass Jason deCaires Taylor das Angebot der Inselverwaltung angenommen hat, sein Skulpturenmuseum hier zu verwirklichen. Bislang gibt es auf Lanzarote acht Orte, die Centros de Arte, Cultura y Turismo heißen, Zentren für Kunst, Kultur und Tourismus. Das Unterwasser-Museum ist nun das neunte. Es zeigt eine neue Facette der Insel: Lanzarotes Unterwasserwelt. Die ist zwar schon jetzt bei Tauchtouristen beliebt - rund 100 000 kommen pro Jahr. Nun wird die Zahl aber wohl noch steigen. Mehr als 20 Tauchschulen haben bereits die Zulassung, ihren Kunden das Museo Atlántico zu zeigen. Schnorchler können sich ebenfalls die Figuren ansehen, am besten an ruhigen, sonnigen Tagen, dann ist das Wasser klar. Wer beim Besuch des Museums trocken bleiben möchte, muss sich allerdings gedulden. Glasbodenboote werden vorerst nicht, wie zunächst geplant, zum Einsatz kommen. Die Inselregierung will abwarten, wie sich die Besucherzahl entwickelt. Reiseinformation Anreise: verschiedene Fluggesellschaften fliegen Lanzarote an, ab München hin und zurück ca. 300 Euro. Unterkunft: Los Jameos Playa, Puerto del Carmen, DZ mit HP ab 168 Euro, www.los-jameos-playa.de. Museo Atlántico: Das Museum ist in Playa Blanca zu finden, vor dem Strand Las Coloradas. Der Besuch ist nur vom Boot aus und nur in Koordination mit einem Tauchzentrum gestattet, zum Beispiel mit Lanzarote Ocean's Divers, www.lanzaroteoceansdivers.com. Der Eintritt kostet für Schnorchler fünf, für Taucher sieben Euro (zuzüglich der Kosten für den Tauchgang), www.centrosturisticos.com, [email protected]. Weitere Auskünfte: www.turismolanzarote.com, www.tourspain.es. Das Museo Atlántico hat weltweit enormes Interesse hervorgerufen. An den Inselbewohnern indes geht der Wirbel vorbei. Die meisten kennen das Unterwassermuseum nur vom Hörensagen. Anders ist es bei denen, die selbst ein Teil der Installation wurden. Da ist etwa Silvana Ciocci, eine 36-jährige Argentinierin, die vor zwölf Jahren auf die Insel kam - sie stand für Jason deCaires Taylor Modell. "Ich habe mich angeboten", sagt sie, "denn anfangs wollte keiner mitmachen." Das typische Misstrauen von Insulanern und der gesellschaftskritische Ansatz des Museums erschwerten es dem Künstler, Modelle zu finden. Ciocci war von Anfang an begeistert; sie findet die Vorstellung aufregend, "auf einer Insel verewigt zu sein, auf der ich sterben will". Ihr Abbild findet sich in der Menschengruppe "El Rubicón". Was die Komposition zu bedeuten hat? So ganz scheint ihr das selbst nicht klar zu sein. "Wir sind auf dem Weg, eine Grenze zu überschreiten", sagt Ciocci. "Das hat uns zumindest Jason so erklärt." Auch Gunilla Westerlund hat sich dem Künstler angeboten. Die 68-jährige Finnin verbringt mehrere Monate im Jahr in Costa Teguise, einem gesichtslosen Touristenort an der Ostküste. Das Abbild Westerlunds hat ein Handy zwischen Wange und Schulter geklemmt. "Alle Sorgen der Welt auf meiner Schulter", so nennt sie ihre Statue, die für Westerlund eine besondere Bedeutung bekommen hat. An dem Tag, an dem die Figur versenkt wurde, war sie auf Dienstreise, konnte nicht zusehen. Ihr 20 Jahre älterer Mann aber ließ sich extra von einem Freund zum Hafen fahren. "Er saß im Rollstuhl, er war sehr gebrechlich." Am Tag nach der Aktion ist er gestorben, "in seinem Sessel eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht", sagt sie leise. Verewigt am Grund des Meeres ist auch Abdelkader Brir. Er kam als Zwölfjähriger auf die Insel - mit dem Schlauchboot, aus der Westsahara. Westerlund hat den heute 19-jährigen Mann in Jason deCaires Taylors Studio mitgenommen. Sie kennt ihn aus dem Supermarkt, in dem Brir am Obststand arbeitet. Nach anfänglichem Zögern ließ Brir sich eingipsen. Sprechen will er nicht, weder über die Boatpeople-Skulptur, der sein Abbild angehört, noch über seine Flucht. "Das ist alles vorbei", sagt er knapp. Ignacio Garin, Tauchlehrer in Puerto del Carmen, kann das verstehen. Er war schon oft unten, im Museum. Das Flüchtlingsboot am Meeresgrund beeindruckt ihn immer wieder, besonders bei schlechter Sicht. "Man weiß nie genau, ob die Figuren lebendig sind oder tot."
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Philippe Oddo kaufte mehrere deutsche Geldhäuser auf - jüngst die traditionsreiche BHF. So will der Pariser Financier die erste Privatbank der Eurozone erschaffen. Ein großer und riskanter Plan.
Es sind sperrige deutsche Wörter: "Prüfungsverband." Oder "Inhaberkontrollverfahren". Philippe Oddo spricht sie trotzdem hingebungsvoll aus. Und ohne französischen Akzent. Eher hört man eine niederrheinische Färbung, die ihm aus der Zeit als Austauschschüler an einem katholischen Internat in der Nähe von Kleve geblieben ist. Für Oddo klingen diese Wörter, deren ganze Bedeutung er in den vergangenen Monaten erfahren hat, wie Musik. So deutsch eben. Und Deutschland, das liebt er: "J'aime l'Allemagne", sagt er und setzt sein charmantestes Lächeln auf. Philippe Oddo, 56 Jahre, ein gut aussehender Mann mit gebräuntem Teint und samtweicher Stimme, wäre in einem Autorenfilm über das Pariser Großbürgertum der galante Patriarch. Die fahle Januarsonne, die durchs Fenster fällt, lässt sein volles Haar silbern leuchten. Oddo sitzt in einem holzgetäfelten Raum eines Art-Nouveau-Gebäudes im Herzen der französischen Hauptstadt. Dies ist die Zentrale seiner Privatbank Oddo & Cie.. Das ist schon nicht schlecht. Aber es reicht ihm nicht. Er will nach Deutschland. Das Land der Prüfungsverbände und Kontrollverfahren ist eine Verheißung: Die Chance, aus seinem kleinen, feinen Geldhaus für betuchte Kunden "die erste private Finanzgruppe der Eurozone" zu machen. Das ist das große Ziel. Oddo ist dabei, das dritte deutsche Institut innerhalb von gut einem Jahr zu übernehmen. Nach dem Wertpapierhändler Seydler und der Fondsgesellschaft Meriten ist die traditionsreiche Frankfurter BHF-Bank an der Reihe. Ein ehrenwertes, aber zuletzt malträtiertes Haus, das größer ist als Oddos eigenes. In drei Übernahmen war Gelegenheit für ihn, all die neuen Wörter kennenzulernen und die Institutionen, die sich dahinter verbergen. Und den ehrgeizigen Plan von der ersten deutsch-französischen Privatbank voranzutreiben. "Die Politik hat sich nicht eingeschaltet. Es war nicht nötig." Nur ein paar Jahre ist es her, da hätten marode Großbanken beinahe den Euro ruiniert. Jetzt kommt Philippe Oddo und will ausgerechnet mit Geld an Europa weiterbauen. Manchem mag das wie eine längst gescheiterte Idee erscheinen. Für Oddo ist sie "vollkommen logisch": Nach der Euro-Krise gibt es eine gemeinsame Bankenaufsicht und - für den Fall der Fälle - Abwicklungspläne. Jetzt sei der Rahmen da für die Vertiefung der Eurozone, sagt er. "Die Zusammenführung von Oddo und BHF ist unser bescheidener Beitrag." Deutschlands und Frankreichs Staatenlenker mögen regelmäßig gemeinsame Wirtschaftsprojekte ankündigen. Meist wird nichts daraus. Bankier Oddo macht einfach - ohne, dass die Regierungen Notiz davon nehmen. "Die Politik hat sich nicht eingeschaltet", sagt er über den BHF-Kauf. "Es war nicht nötig." Er scheint fast erleichtert darüber. Oddo baut seine europäische Bank ja auch nicht aus politischem Eifer auf. Sondern aus Geschäftsinteresse. Er schlägt eine Broschüre auf. Darin sind Grafiken, die seine Argumente auf einen Blick zusammenfassen: Deutschland und Frankreich machen allein fast die Hälfte der Wirtschaftsleistung der Eurozone aus, steht da, und 60 Prozent der Börsenkapitalisierung. Für einen Familienbanker wie Oddo ist Deutschland mit seinen vielen Mittelständlern erst recht attraktiv. "Wir wissen, was die Firmen des Mittelstands brauchen, wir sind selbst eine", sagt er. Wie Oddo & Cie. in Frankreich soll die BHF in Deutschland - wieder - zu den ersten Adressen gehören, wenn Familienunternehmen Anleihen begeben oder Firmen kaufen. Oder wenn die reichen Clans hinter den Unternehmen einen Vermögensverwalter suchen. In Frankreich kümmert sich Oddo Pariser Medien zufolge um das Geld der Peugeots, der Michelins und auch um das der Allerreichsten, der Bettencourts, den Haupteignern des Kosmetikkonzerns L'Oréal. Gut 60 Milliarden Euro verwaltet Oddo. Der Aufstieg zum Bankier der Reichen ist sein Werk. Seine aus Marseille stammende Familie war seit dem 19. Jahrhundert im Börsenhandel tätig. Als Philippe Oddo 1984 nach dem Studium an der Pariser Wirtschaftsuni HEC ins Geschäft einsteigt, forciert er den Ausbau zur Komplettbank. Mit einem Dutzend Zukäufen erweitert er das Angebot und steigert die Zahl der Mitarbeiter von 100 auf 1300. Sie erwirtschafteten 2015 bei einem Nettobankergebnis von gut 420 Millionen Euro mehr als 80 Millionen Euro Gewinn, deutlich mehr als 2014. Aus seiner Studienzeit kennt er viele, die in Frankreich Rang und Namen haben Oddos Netzwerk trägt zum Erfolg bei. Die HEC-Alumnis versammeln viele, die in Frankreich Rang und Namen haben, ebenso der exklusive Club Le Siècle, dem Oddo angehört. Mehrere seiner Ex-Mitarbeiter stehen an der Spitze großer Konzerne, etwa des Energiemultis EDF. Auf die Unterstützung seiner Kunden kann er auch zählen. Besonders auf die der Bettencourts. In den Nullerjahren will Oddo ins Ausland expandieren. Er denkt an Dubai oder Hongkong. An Deutschland denkt er nicht. Seine Begeisterung war nicht immer so groß wie heute. Doch als er 2010 die kleine Banque d'Orsay von der niedergehenden WestLB übernimmt, da macht es "Klick", sagt er. Da entsinnt er sich seiner Jugenderlebnisse in Deutschland: Der Zeit am Niederrhein. Des lehrreichen Sommerjobs, den er am Band einer Shampoo-Fabrik von L'Oréal in Karlsruhe verrichtet hatte. Oder des Praktikums bei der Deutschen Bank in Köln. Jedenfalls, so Oddo, fängt er nach dem WestLB-Deal an, "in Deutschland nach günstigen Gelegenheiten zu schauen". Schnell fällt ihm die BHF auf. Zweimal müht er sich vergebens, das Institut zu kaufen. 2015 ergibt sich eine neue Chance: Oddo ist schon Minderheitsaktionär, als der chinesische Milliardär Guo Guangchang eine Übernahmeofferte für die Mutterholding BHF Kleinwort Benson vorlegt. Oddo muss reagieren. Sein Glück ist, dass andere Aktionäre, darunter BMW-Erbe Stefan Quandt, nicht zum gebotenen Preis veräußern. Heimlich kauft Oddo Aktien zu und besucht Quandt in Bad Homburg. Der lässt sich nach anfänglicher Zurückhaltung auf einen Deal ein. Immerhin verspricht Oddo einen besseren Preis als der Chinese. Ende November kann Oddo den Sieg im Bieterkampf verkünden: Die BHF-Mehrheit ist ihm sicher. Um auch die Bankenaufsicht zu überzeugen, reicht Oddo alle nicht-deutschen Firmenteile der Gruppe weiter. Außerdem muss er sein Eigenkapital um 100 Millionen Euro aufstocken. An der Kapitalerhöhung nehmen auch die Bettencourts teil. Früher füllte Oddo Shampoo für sie ab, jetzt ermöglichen sie ihm den großen Deal. Die BHF wechselte in 16 Jahren bereits fünf Mal den Besitzer Doch die Bank, die er übernimmt, ist in keinem guten Zustand. Fünf Mal in 16 Jahren hat die BHF den Eigentümer gewechselt. Sie hat gelitten dabei. Für 2016 rechnen Insider mit einem Verlust. In den vergangenen Jahren mussten Mitarbeiter gehen, es sind jetzt noch 1000. Nicht zuletzt wurde in der IT gespart. Sie gilt als Schwachpunkt der BHF - ist für Oddo aber das Herzstück einer Bank. Hinzu kommen Fluchtbewegungen: Kürzlich setzten sich die Mitarbeiter der BHF-Filiale Münster geschlossen zur Konkurrenz von Berenberg ab. Und ob der deutsche Mittelstand auf Oddo gewartet hat, ist fraglich. In Deutschland kämpfen alle Institute erbittert um diese Kunden. Doch die zieren sich. Sie meiden Kredite und scheuen die Börse. Philippe Oddo kennt die Einwände. Er lächelt wieder sein Charmeur-Lächeln. Hätte er immer nur die Argumente beachtet, die gegen ein Wagnis sprechen, er hätte nie Erfolg gehabt. Sicher, gesteht er ein, seine Bewertung von 760 Millionen Euro für BHF Kleinwort Benson sei ein stolzer Preis. Ob er auch zu teuer ist? "Die Zukunft wird es zeigen." Oddo verspricht das, was der Bank fehlte: "Eine stabile Eigentümerschaft und die Bereitschaft, zu investieren." Die BHF brauche neue Dynamik. "Wir werden sie gemeinsam wiederfinden". Damit das gelingt, müssen kulturelle Differenzen überbrückt werden. Oddo & Cie. ist sehr französisch. Den früheren Tresorraum ließ er in eine Küche umwandeln, in der nun exquisite Menüs zur Bewirtung der Geschäftspartner zubereitet werden. Dafür wirken seine Büroräume viel bescheidener als die der BHF in Frankfurt, wo alles aufgeräumt und kühl ist. Oddos Büro würde jeder deutsche Sparkassendirektor als nicht standesgemäß ablehnen: Es ist eher klein, ein abschirmendes Vorzimmer fehlt. Oddo ist für seine Sparsamkeit bekannt. Innerhalb Europas reist er zweiter Klasse. Statusfragen sind ihm nicht so wichtig. Es herrscht ja kein Zweifel, dass er der Chef ist. Der Patron. Kein angestellter Manager mit Angstkomplex und heraufziehendem Burn-out. Der Patron hat schnell klar gemacht, dass er die BHF selbst leiten wird. "Oddo ist ein patriarchalisch geführtes Haus. Bei der BHF aber hat sich wegen der Eignerwechsel eine starke zweite Führungsebene herausgebildet", sagt ein Frankfurter Banker. "Das passt schwer zusammen." Auch Ratingagenturen monierten vor einiger Zeit, Oddo & Cie. sei zu sehr auf den Chef zugeschnitten. "Ich will vor Ort sein, wir müssen lernen", entgegnet Oddo. "Ja, wir alle sind aufgefordert, uns ein wenig aus unserer Komfortzone herauszubewegen." Am meisten zu verlieren hat er selbst bei der Übernahme. "Dies ist nicht einfach nur eine Diversifikation", sagt er. "Der Schwerpunkt der Gruppe verlagert sich nach Deutschland." Auf seinem Schreibtisch liegt ein aufgeschlagenes deutsches Wörterbuch, das "Prüfungsverband" wohl nicht kennt, aber anzeigt, dass sich hier einer auf Deutschland vorbereitet. Oddo knüpft sein Schicksal an dieses Land. Drei Tage pro Woche verbringt er dort. Seine vier Kinder im Alter von 14 bis 23 Jahren treibt er an, Deutsch zu lernen. Eines von ihnen soll das deutsch-französische Geldhaus später steuern können. "Wir werden französische Kreativität und technologische Innovationskraft mit deutschem Sinn für Organisation und Prozesse verbinden", schwärmt Oddo. "Wenn Deutsche und Franzosen gut zusammenarbeiten, sind sie unschlagbar." Seine Leute haben sich schon etwas fürs deutsch-französische Teambuilding einfallen lassen: Bei Oddo und den übernommenen Geldhäusern Seydler und Meriten haben die Mitarbeiter Lieder einstudiert und dann in Paris, Frankfurt und Düsseldorf gemeinsam aufgeführt. Ein Medley von Edith Piaf. Oder Beethovens "Ode an die Freude". Die Franzosen improvisierten eher. Die Deutschen waren perfekt vorbereitet. Sie sind die Stützen im Chor. Bald, hofft Oddo, sollen sie auch die Stützen seiner Bank sein.
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Jahrzehntelange Leistungsmanipulationen, gefördert von Pharma- und Sportartikelindustrie: Unterlagen belegen, welch geheimes Reich der Arzt Armin Klümper aufbaute.
Sonne, steifer Wind, weiter Blick über eine glitzernde Meeresbucht auf den wolkenumhüllten Tafelberg: Das ist heute die Welt von Armin Klümper, ein Haus am Berghang nicht weit von Kapstadt, Süd- afrika. Eine Gegend, in der viele deutsche Pensionäre leben, man kennt sich in der Community. Doch den Professor aus Freiburg will niemand kennen: "Nie gehört", heißt es, als man dessen Namen beim deutschen Metzger fallen lässt, ebenso beim Herausgeber von Echo - "dem deutschsprachigen Monatsmagazin aus dem süd- lichen Afrika". Es ist offenbar wirklich so, wie stets behauptet wird: Klümper lebt in Südafrika, "sehr zurückgezogen". Auf das Klingeln an seiner Tür reagiert niemand, auf einen Brief, in den hölzernen Briefkasten geworfen, auch nicht - erst beim zweiten Besuch erklärt sich der Gärtner bereit, im Haus das Anliegen des Besuchers vorzutragen. Schließlich meldet sich Klümpers Frau durch die Gegensprechanlage: "Sie wünschen?" Freundlich, aber bestimmt weist sie den Reporter ab: "Wir geben keine Auskünfte, akzeptieren Sie das bitte! Zwölf Jahre kümmert sich keiner drum, ist doch wurscht, oder?" Dann verweist sie an Klümpers Freiburger Anwalt Wolfgang Schwarz, Spezialist für Medizinrecht. Doch auch er blockt ab. Sein Mandant sei bald 80 Jahre alt, nicht bei bester Gesundheit und wolle einfach seine Ruhe haben, sagt Schwarz am Telefon. Armin Klümper schweigt. Dabei hätte er viel zu erzählen. Tausende Sportler pilgerten über Jahrzehnte zu ihm nach Freiburg, in seine Sporttraumatologische Spezialambulanz an der Albert-Ludwigs-Universität. Ließen sich von ihm behandeln, fit spritzen für die Wettkämpfe. Und, so der Verdacht, auch mit Doping zum Sieg verhelfen. Der Freiburger Professor galt unter Fußballern und Leichtathleten, Turnern und Radfahrern als Guru, dessen Cocktails wirksamer waren als die Mittel anderer Ärzte. Doch kaum jemand wollte wissen, was Klümper verabreichte und injizierte. Auch Joachim Löw nicht, Fußball-Nationaltrainer, der früher für den SC Freiburg, den VfB Stuttgart und andere Fußball-Vereine spielte. Er hätte sich als junger Kicker "nicht getraut nachzufragen", mit welchen Mitteln ihn der Professor behandelte, räumte Löw kürzlich im ZDF ein. Zu dieser Zeit habe es kein Bewusstsein für Doping im Fußball gegeben. Und auch "keine Verbote" und " keine Kontrollen". Heute ist Doping ein Thema. Es gibt Kommissionen, die aufklären sollen. Und es gibt Akten über Klümpers Wirken, die lange verschollen waren und nun wieder aufgetaucht sind. Akten aus Strafverfahren der Achtziger- und Neunzigerjahre. Akten, die Aufschluss geben über Klümper, über seine "Systembetreuung von Leistungssportlern", wie das Landgericht Freiburg notierte. Die Süddeutsche Zeitung hat diese Akten nahezu vollständig eingesehen. Über Klümpers verhängnisvolles Wirken sind etliche Details bekannt, etwa durch Diskuswerfer Alwin Wagner, der schon früh darüber berichtete. Aber jetzt wird das System Klümper sichtbar. Die Akten dokumentieren, wie der Guru dieses System aufbaute und betrieb; mit Hilfe der Pharmaindustrie, des Sportkonzerns Puma und anderer; gefördert und gestützt von der Politik und Sportverbänden; mit einer geheimen Kasse auf einem Privatkonto bei der Sparkasse Freiburg. Schon damals fanden sich deutliche Dopingspuren bis hin zum VfB Stuttgart, deutscher Fußballmeister von 1984. Dopingspuren, denen Staatsanwälte und Richter jedoch nicht nachgingen, sodass vieles im Dunkeln blieb. Bis heute, da die Akten im Staatsarchiv Freiburg endlich einsehbar sind. Am kommenden Donnerstag sind Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes, des VfB Stuttgart und des SC Freiburg sowie Präsident Rudolf Scharping vom Bund Deutscher Radfahrer nach Freiburg eingeladen, um mit einer von der dortigen Universität eingesetzten Untersuchungskommission über Erkenntnisse aus diesen Akten zu beraten. Wegschauen, wie es lange üblich war, auch beim Fußball, das geht jetzt nicht mehr. Detailansicht öffnen Auch die Stuttgarter Meister-Mannschaft von 1984 suchte die Nähe zu Armin Klümper. Der Mediziner war bei vielen westdeutschen Athleten sehr beliebt. (Foto: Herbert Rudel/dpa) Spendable Pharmaindustrie Armin Klümper, geboren am 19. Mai 1935 in Münster, studiert nach dem Abitur Medizin und wird schon bald einer der gefragtesten Sportärzte in Deutschland. Von Freiburg aus kümmert sich der Doktor darum, dass die Athleten vor allem vor und bei Großereignissen wie Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften umfassend versorgt werden - mit Hilfe der Pharma- industrie. Davon zeugen zahlreiche Bettelbriefe, die Klümper in den Sechziger- und Siebzigerjahren an viele Unternehmen aus dieser Branche schickt. An mehr als 80 kleine Firmen und große Firmen aus ganz Deutschland. Er betreue eine Reihe von Nationalmannschaften und Leistungssportlern, betont der Mediziner. Das sei nur möglich, "wenn uns die pharmazeutische Industrie hilfreich zur Seite steht". Klümper setzt die Medikamente unter anderem im Radsport ein. Bei deutschen Meisterschaften von Junioren und Senioren, bei einem Europatreffen der Jugend, bei Weltmeisterschaften. Das führt dazu, dass die Vorräte schnell nahezu "erschöpft" sind, wie der Freiburger Arzt in seinen Bettelbriefen beklagt und neue Mittel anfordert. Vor den Sommerspielen 1972 in München bedarf es noch mehr Medikamente als sonst. Wegen Olympia im eigenen Land "scheinen durch den persönlichen Ehrgeiz vieler, besonders jüngerer Leistungssportler die Verletzungen in letzter Zeit ganz erheblich zuzunehmen", schreibt Klümper am 3. März 1970 einer Pharmafirma. "Um unsere restlos geleerten Medikamenten- Depots wieder aufzufüllen, bitte ich Sie freundlichst, mir folgende Medikamente zu schicken: ". . ." Das sind oft harmlose, aber teilweise auch zweifelhafte Mittel. Kurz darauf, am 28. März 1970, wird der Sportarzt noch deutlicher. "Jetzt in der Hauptphase der Vorbereitung für die Olympischen Spiele benötigen wir (...) erneut dringend Ihre Hilfe, da ein großer Teil der Spitzenathleten sich bei uns in Freiburg in ständiger Behandlung und Betreuung befindet." Viele Firmen schicken ihre Pharmapakete in die Stadt am Fuße des Schwarzwalds, die sich zu einer Zentrale des deutschen Leistungssports entwickelt. Darunter befindet sich das eigentlich für Asthma-Patienten gedachte Arzneimittel Alupent, Wirkstoff Orciprenalin. Alupent wird in den Neunzigerjahren auch Teil eines "Zaubertranks" für die Radfahrer vom Team Telekom, wie Team-Mitglied Erik Zabel 2013 in einem SZ-Interview erzählt, in dem er offen über Doping redet. Koffein, Persantin und Alupent, "in Cola aufgelöst", sei ihm verabreicht worden. Was da drin war, habe er aber erst später erfahren. Das Team Telekom wird an der Uni Freiburg von Kollegen Klümpers systematisch gedopt. Orciprenalin steht seit 1992 auf der Dopingliste des Internationalen Olympischen Komitees. Klümper setzt dieses Mittel schon früher ein, gespendet von der Pharmaindustrie. Alupent ist nicht das einzige umstrittene Mittel, das sich der Sport-Guru schicken lässt. Auch Delta-Myotonal ist darunter, das den Wirkstoff Prednison beinhaltet und verboten ist. Und nichts bleibt ungenutzt. "Selbstverständlich haben wir alle Muster, die Sie uns im Laufe der zwei Jahrzehnte zur Verfügung gestellt haben, in unserer Ambulanz bzw. im Rahmen der Sportmedizin eingesetzt", teilt der Freiburger Professor 1985 mehreren Firmen mit. Schwarze Kasse Ende der Siebziger-, Anfang der Achtzigerjahre schafft Klümper ein neues System, um Medikamente für den Sport zu besorgen. Ein System, das außer ihm niemand durchschaut, das jeglicher Kontrolle entzogen ist. Der Uni-Arzt schreibt Rezepte wie am Fließband, bis spät in die Nacht. Insgesamt mehr als 25 000 Rezepte im Wert von mehr als 3,2 Millionen Mark, von 1978 bis 1983. Oftmals fingierte Rezepte, mit denen er sich zulasten der Krankenkassen bei zwei Freiburger Apotheken Arzneien beschafft. Die nutzt er für seine Sport-Patienten, oder er verkauft sie mit hohem Rabatt an Vereine und Verbände. Der Bund Deutscher Radfahrer wird versorgt, der Deutsche Leichtathletik-Verband, der Turnerbund, der VfB Stuttgart und andere. Bis hin zur Fußballnationalelf von Malaysia. Einflussreiche Freunde "Engagierter Einsatz", "neue Heilmethoden": Gerhard Mayer-Vorfelder war angetan. Der VfB erhält von 1978 bis 1983 viele Rechnungen mit einem merkwürdigen Passus. Klümper schreibt die Rechnungen auf dem Briefbogen der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität, bittet den VfB aber darum, das Geld "nicht auf die Universitätskasse" zu überweisen. Sondern auf ein Konto bei der Sparkasse Freiburg. Das Konto gehört ihm. Sonst gebe es "erhebliche Schwierigkeiten hinsichtlich der Ab- und Umbuchung", so der Professor. Das hätte die VfB-Funktionäre stutzig machen müssen. Doch niemand fragt nach, der VfB zahlt anstandslos. Wie alle anderen. Klümper kassiert auf Kosten der Krankenkassen mindestens knapp 150 000 Mark. Sein Sparkassen-Konto ist eine Art schwarze Kasse für den Sport. Als das auffliegt, notieren Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) Baden-Württemberg, es spreche vieles für eine "wohl überlegte und durchdachte Handlungsweise des Beschuldigten Klümper". Er habe zur Schere gegriffen und andere Hilfsmittel genutzt, um seine Lieferscheine und Rechnungen, so zu gestalten, dass die Manipulationen verborgen blieben. Der Mediziner habe seine Unterlagen wohl "bereinigt" und belastendes Beweismaterial beiseitegeschafft. Mit welchen Arzneien aus seinen Beständen Klümper die Athleten, Vereine und Verbände versorgt, auch bei Wettkämpfen, bleibt offenbar außerhalb jeder Kontrolle. "Eine Aufstellung über die entnommenen Medikamente konnte bisher nicht aufgefunden werden", heißt es in einem Bericht einer Sonderkommission des LKA. Geld von Puma Für seine Sporttraumatologische Spezialambulanz treibt Klümper in jenen Jahren noch anderweitig Geld auf, das er auf einem privaten Spendenkonto bei der Sparkasse Freiburg verwaltet. Der Deutsche Sportbund, der Sportkonzern Puma und Pharmafirmen unterstützen den Professor mit insgesamt fast einer halben Million Mark. Klümper kann zusätzlich zu seinem Uni-Etat weitere Mitarbeiter bezahlen und ansonsten offenbar nach Gutdünken über das Geld verfügen. So zahlt Puma, neben Adidas eines der beiden großen Sport- artikelunternehmen in Deutschland, 1982 und 1983 jeweils 46 597,99 Mark für eine Labor-Fachkraft. Als die Fachkraft von der Uni Freiburg übernommen und fortan aus der Staatskasse bezahlt wird, nimmt Klümper trotzdem weiter Geld von Puma für diese Personalkosten. Bei Puma im fränkischen Herzogenaurach wird das später durch die Ermittlungen bekannt, doch dort stört das niemanden. Vor allem nicht Armin Dassler, den Konzernchef, Sohn des Puma-Gründers Rudolf Dassler und Neffe des Adidas-Gründers Adolf Dassler. Er habe Klümper nie gefragt, was der mit dem Geld macht, sagt Armin Dassler später den Ermittlern aus Baden-Württemberg. Ihm sei gleichgültig gewesen, wofür Klümper das Geld verwendet habe. Er, Dassler, habe nur das Interesse gehabt, dass der Mediziner aus Freiburg in einem Forschungsbeirat von Puma mitarbeite. Der Professor sei bei den Athleten sehr beliebt, und wenn er bei Puma mitmache, bekomme die Firma "beste Schuhe und einen guten Namen", erzählt Dassler. Der Puma-Chef demonstriert seiner Belegschaft gerne, wie eng sein Verhältnis zum berühmten Professor aus Freiburg ist. Altgediente Puma-Mitarbeiter erzählen bis heute Geschichten wie die, dass sich Dassler damals schon mal vor Angestellten auf den Tisch legt und sich seine Wehwehchen von Klümper erläutern lässt. Der vom Konzernchef initiierte Forschungsbeirat soll darüber nachdenken, "wie man Sport für alle Schichten der Bevölkerung ausbauen kann im Sinne der Volksgesundheit". Dasslers Motto: "Jede Mark, die ein Sportartikelfabrikant verdient", sollte "eine gesunde Mark sein". Dass der Professor damals schon unter Dopingverdacht steht, stört den Puma-Boss nicht. Die Nadel sei Klümpers liebste Waffe, schreibt der Spiegel im November 1984. Mit ihrer Hilfe spritze der Sporttraumatologe "alle möglichen Arzneistoffe an alle möglichen Stellen". Doch Dassler steht treu zu Klümper, als der wegen der Ermittlungen in finanzielle Not gerät. Anfang 1985 gewährt der Puma-Chef großzügig ein Darlehen seines Konzerns über 295 000 Mark und stellt einen Anwalt für den Sportarzt. Mit der Rückzahlung des Kredits kann sich Klümper Zeit lassen. Anfang der Neunzigerjahre sind noch 100 000 Mark offen. Der Professor bittet Puma um eine längere Zahlungsfrist und bedankt sich nochmals für die "gewährte Unterstützung". Die Details des Darlehens, teilt Puma dazu mit, ließen sich "heute aufgrund fehlender Unterlagen leider nicht mehr rekonstruieren". Detailansicht öffnen Tag und Nacht erreichbar: Klümper mit Zehnkämpfer Jürgen Hingsen (li.) und Turner Eberhard Gienger (re.). (Foto: SZ PHOTO, Imago) Dopingmittel Megagrisevit Als der VfB Stuttgart im Sommer 1978 zur Vorbereitung auf die Saison in die USA reist, gibt Klümper den Kickern viele Medikamente mit. Die Liste umfasst 26 Mittel. Mit dabei: zehn Mal 60 Dragees des Anabolikums Megagrisevit. Keine kleine Menge. Anabolika stehen seit 1977 auf der Dopingliste. Megagrisevit könne, sagte der Dopingforscher Perikles Simon kürzlich der ARD, "die Schnellkraft erhöhen, die Regenerationsfähigkeit verbessern und bei einer regelmäßig wiederkehrenden Belastung die Leistung steigern". Die Risiken seien aber vielfältig und gravierend, so der Experte der Universität Mainz: "Es können Leberschäden auftreten, auch andere Organe können in schwere Mitleidenschaft gezogen werden. Hormonsensible Tumorarten können in Entstehung und Wachstum gefördert werden. Um es klar zu sagen: Das Tumor-Risiko wird erhöht." Bei zwei weiteren Lieferungen an den VfB Stuttgart in den Jahren 1979 und 1980 ist Megagrisevit ebenfalls in den Listen genannt (der VfB hat mittlerweile selbst die Akten eingesehen und prüft nun die damaligen Vorgänge). Einmal erhält auch der SC Freiburg Megagrisevit. Auch der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bekommt dieses Mittel, zudem stehen drei weitere Anabolika auf der Liste für die Radler. Ein Paket ist gar für die "Betreuung der Jugendlichen und Junioren" gedacht, wie Klümper in einem Schreiben von Ende 1977 notiert. Der damalige Rad-Trainer Karl Link weist das heute zurück; er habe zwar Medizinkoffer aus Freiburg erhalten, aber nie Anabolika. Ein anderer Rad-Helfer, der für die WM-Betreuung der Junioren verantwortliche Mediziner Dirk Clasing, bestätigt hingegen dem WDR, Megagrisevit erhalten zu haben. Es sei aber nicht eingesetzt worden. Die Freiburger Akten enthalten noch mehr Hinweise auf Doping. Ein Mitglied der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, er ist Apotheker, verschafft sich seinerzeit über Apotheken-Rechenzentren Einblick in zahlreiche Verordnungen von Klümpers Sporttraumatologischer Spezialambulanz und stößt auf "zahlreiche (...) Anabolika", wie das LKA notiert. Bemerkenswert ist auch: Von 1977 bis 1983 stellt der Professor für sich und seine Familie Rezepte im Wert von 43 788,41 Mark aus. Die Familie ist angeblich oft krank. Und braucht auch das Anabolikum Megagrisevit, das bei zwei Lieferungen als "Privatbedarf" vermerkt ist. Willige Sportverbände Klümper verfügt über viele Medikamente, die er augenscheinlich nach Gutdünken einsetzen kann. Auch deshalb, weil ihn die Sportverbände gewähren lassen. Der Deutsche Turnerbund (DTB) etwa. Ein Referent des Turnerbundes erzählt den Ermittlern, der wohl größte Teil der Nationalmannschaft sei zum Professor nach Freiburg "zur Behandlung gegangen". Hinterher hätten die Spitzenturner "zum Teil ganze Tüten voll von Medikamenten" mitgebracht. Was da verabreicht wurde, bleibt dem DTB offenbar verborgen. Klümper stellt dem Turnerbund nichts in Rechnung. Der Professor kümmert sich privat um Spitzen- turner wie Eberhard Gienger, Weltmeister am Reck, später Sportfunktionär und heute CDU-Bundestagsabgeordneter. Anderswo läuft das ähnlich. Beim Deutschen Leichtathletik-Verband, wo Klümper jahrelang Verbandsarzt ist, bringe jeder Mediziner sein "eigenes Material" mit, notieren die Ermittler bei einer Vernehmung. Aufschlussreich sind auch die Recherchen des LKA beim Nationalen Olympischen Komitee (NOK), dessen Präsident Willi Daume wie so viele andere Prominente Patient bei Klümper ist. Das LKA erfährt, dass der Freiburger Professor für die Olympischen Sommerspiele 1976 in Montréal zwar keine volle Akkreditierung erhalten habe. Er sei aber tagtäglich von den verschiedensten Sportlern aufgesucht worden, die er behandelt habe. Die Medikamente für die Olympischen Spiele, sagt ein Arztkollege von Klümper aus, habe der Professor "selbst besorgen müssen", weil das NOK "in dieser Richtung nichts organisiert habe". Der Deutsche Olympische Sportbund, die Nachfolge-Organisation des NOK, wartet auf die Ergebnisse der Untersuchungen in Freiburg und will den Bericht dann "intensiv studieren". Also auch hier ein System ohne Kontrolle. Klümpers System. Unterstützung von MV Einer von Klümpers größten Förderern ist Gerhard Mayer-Vorfelder, genannt MV; Minister für Kultus und Sport in Baden-Württemberg; ab 1975 Präsident des VfB Stuttgart und später Chef des Deutschen Fußball-Bundes. In seinen Rechnungen an den VfB beruft sich Klümper stets auf MV und schreibt ihn dabei konsequent falsch: Maier-Vorfelder. Aber das stört niemanden. Als ein LKA-Ermittler im September 1984 wegen des Klümper-Verfahrens beim Minister vorspricht, schwärmt MV von dem Arzt aus Freiburg. Der genieße bei den Leistungssportlern einen guten Ruf. Einige Spieler des VfB und der Klub-Trainer hätten "beinahe unbegrenztes Vertrauen" in Klümper, protokolliert der LKA-Mann die Aussagen des Ministers. Späte Einsicht Der Professor könnte wohl doch "zwei Seiten" gehabt haben, lässt Eberhard Gienger wissen. MV berichtet, er habe sich über die ärztliche Qualifikation Klümpers, dessen "engagierten Einsatz" und seine "neuen Heil- methoden bei Sportverletzungen" informiert. Seine Erfolge hätten honoriert werden sollen. Deshalb habe er, Mayer-Vorfelder, sich in der Regierung für Klümpers Ernennung zum Professor und Chef einer eigenen Abteilung, einer Sportmedizinischen Spezialambulanz, starkgemacht. Dort habe der Mediziner dann seine "Behandlungsmethodik (...) verfeinern" können. MV erzählt, er habe sich auch deshalb für Klümper eingesetzt, weil dieser von der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg "keinerlei Unterstützung zu erwarten hatte". Die Fakultät habe immer wieder Bedenken gegen Klümpers Facharztqualifikation erhoben; dieser sei Radiologe und weder Orthopäde noch Internist. MV, einer der starken Männer in der Landesregierung, wischt diese Bedenken beiseite. Der Jurist MV lässt nichts auf Klümpers Ärztekunst kommen. Und fügt hinzu, er habe sich vom Physiotherapeuten des VfB versichern lassen, dass es sich bei den von Klümper bezogenen Präparaten "um keine Dopingmittel" handele. Der LKA-Vermerk über die Aussagen von MV endet mit dem Satz, "ich bin in keiner Weise gegenüber Prof. Dr. Klümper verpflichtet". Von dem Sportmediziner sehr angetan ist auch noch ein anderes Regierungsmitglied in Baden-Württemberg: Justizminister Heinz Eyrich lässt sich seit 1979, mit Unterbrechungen, von Klümper behandeln. Gienger attackiert Ermittler Als Staatsanwälte und Kriminalbeamte am 3. Mai 1984 um 18.30 Uhr mit einem Durchsuchungsbeschluss Einlass in Klümpers kleines Reich begehren, müssen sie sich gedulden. Der Warteraum ist voll. Die Ermittler erkennen einen Fußballer des 1. FC Köln und einen ZDF-Sportreporter. Nach zwei Stunden führt Klümper die Einsatzkräfte schließlich durch seine Praxis. So steht es im Durchsuchungsbericht. Und so geht es weiter. Ermittelt wird nur wegen Abrechnungsbetrug zulasten der Krankenkassen. Die vielen Doping- spuren werden nicht weiter verfolgt. Die Justiz hält sich hier zurück. Weil das zu viel Wirbel auslösen würde? Der von Klümper versorgte VfB, dem Minister MV vorsteht, wird drei Wochen nach der Durchsuchung deutscher Meister und spielt in der nächsten Saison im Europapokal. Ein Dopingskandal würde da nur stören. Turn-Weltmeister Gienger, einer der populärsten Sportler im Ländle, schickt am 5. Juni 1984 zusammen mit seiner Frau einen handgeschriebenen Brief an die Freiburger Staatsanwaltschaft. Es sei ein "Trauerspiel", wie Klümper durch unnötige Pressemitteilungen "in den Schmutz gezogen" werde. Die Giengers sind Patienten des Professors. Sie beklagen sich, dass Kriminalbeamte Karteikarten mit "Krankheitsbild, Diagnose und Therapie" der behandelten Personen kopiert hätten. Von Datenschutz könne "ja wohl (...) keine Rede mehr sein". Später ruft Gienger mit weiteren Sportlern zu Solidaritätsbekundungen für Klümper auf und registriert eine "überwältigende" Resonanz. Die angeschriebenen "Sportkameraden" sollen helfen, diesen "Freundeskreis zu vergrößern". "Erinnerst Du Dich noch an die Zeit, als Du verletzt warst und Professor Klümper Deine letzte Rettung war", heißt es in einem Aufruf. "Du hast doch sofort einen Termin bekommen. Nun ist Professor Klümper ,verletzt'. Nun braucht er Dich." Gienger und Kameraden schreiben, sie wollten nicht den "leisesten Verdacht einer Einflussnahme auf ein schwebendes Verfahren erwecken" und deshalb auf öffentliche Aktionen verzichten. Doch die Solidaritätsadressen gehen breit durch die Presse. Ein Spendenkonto für Klümper füllt sich Ende 1984, Anfang 1985 schnell mit hohen Beträgen. Klümper muss einen Millionenbetrag an die Uni Freiburg, das Land Baden-Württemberg und den Fiskus zahlen. FC-Bayern-Manager Uli Hoeneß, seine Ex-Mitspieler Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge und andere helfen. Beim FC Bayern ist man besonders aktiv. Einer der Aufrufe ist von Egon Coordes unterzeichnet, damals Co-Trainer des Klubs. Gienger teilt heute auf Anfrage mit, er habe Klümper als "vertrauenswürdigen und integren Arzt" erlebt, der für seine Patienten "rund um die Uhr" da gewesen sei. Im Nachhinein sei nun nicht auszuschließen, dass der Freiburger Professor als Mediziner letztlich wohl "zwei Seiten" gehabt haben könnte, schreibt Gienger. "An meiner strikten Ablehnung gegenüber Doping - damals, wie heute - hat sich nie etwas geändert." Hat der Turner gewusst, was ihm Klümper verabreichte? "Das kann letztlich wohl kein Patient bei einer Behandlung beantworten, die über 30 Jahre zurückliegt", so Gienger. Er habe nie Anlass gehabt, an Klümpers Integrität zu zweifeln. Und er könne sich kaum vorstellen, "dass ein (bewusst) dopender Arzt ohne Rücksprache mit dem Sportler zu (kostspieligen) verbotenen Substanzen oder Methoden greift". Einäugige Justiz Die Staatsanwaltschaft Freiburg klagt Klümper schließlich an, wegen Abrechnungsbetrug von Krankenkassen. Doping spielt keine Rolle. Das Landgericht Freiburg will 1987 das Verfahren gegen eine Zahlung von 120 000 Mark einstellen, ohne öffentliche Verhandlung. Die Staatsanwaltschaft ist einverstanden. Nur weil der Generalstaatsanwalt in Karlsruhe sich widersetzt, kommt es Ende 1988, Anfang 1989 zum Prozess in Freiburg. Das Landgericht verurteilt Klümper zu 160 000 Mark Geldstrafe, würdigt aber dessen Leistungen. Das Urteil liest sich teilweise wie eine Lobeshymne auf den Professor. Er habe sich nicht persönlich bereichert, sondern das Geld genutzt, um eine "Systembetreuung von Leistungssportler aufzubauen, die seinen Vorstellungen entsprach". Welche "Vorstellungen" das waren, interessiert die Justiz nicht. Von Doping ist im Urteil keine Rede, an keiner Stelle, auch beim VfB Stuttgart nicht. Dafür schreibt das Landgericht, der Professor habe "glaubhaft dargelegt", dass er nicht nur die illegal vereinnahmten Mittel, sondern darüber hinaus den überwiegenden Teil seines Privathonorars zum Aufbau seines Instituts eingesetzt habe. Das Institut genieße "auch international einen hervorragenden Ruf". Dabei ist der Dopingverdacht damals längst bekannt. Detailansicht öffnen Ruhige Lage: Armin Klümper ist hierhin nach Südafrika ausgewandert - wo er beharrlich schweigt. (Foto: Tobias Zick) Der Tod von Birgit Dressel Im März 1991, gut zwei Jahre nach seiner Verurteilung, rechnet Klümper in der Stuttgarter Zeitung mit "unwissenden Fanatikern, pharisäerhaften Funktionären und bürokratischen Regulatoren" ab. Im Ostblock sei systematisch gedopt worden. Er aber, Klümper, werde des Dopings verdächtigt. Heuchelei sei das. Er habe, außer bei einem Radfahrer, bei dem das aus "rein medizinischen Gründen" geschehen sei (gemeint ist der Fall Strittmatter 1984), nie Anabolika gegeben. Im Gegenteil. Er habe einst sogar das "erste praktizierte Anti- Doping-Reglement" geschaffen. Ein halbes Jahr später, im Oktober 1991, klingt das ganz anders. In einem Streit bei Gericht um den Tod der Leichtathletikin Birgit Dressel gibt Klümper in einer eidesstattlichen Versicherung zu, er und seine Mitarbeiter hätten Anabolika "rezeptiert oder verabreicht". Das sei aber ausschließlich aus medizinischen Gründen geschehen. Sei es aufgrund einer Diagnose, die den Einsatz eines solchen Präparats erfordert habe. Sei es, "um, in äußerst seltenen Ausnahmefällen, unbelehrbare Athleten vor unkontrolliertem Konsum und gesundheitlichen Schäden zu bewahren". Der Anteil dieser Sportler liege aber "mit absoluter Sicherheit unter einem Prozent". Die Siebenkämpferin Dressel war am 10. April 1987 im Alter von 26 Jahren nach qualvollen Schmerzen an den Folgen einer toxisch-allergischen Reaktion gestorben, nachdem sie in den beiden Jahren zuvor mehr als 100 Medikamente eingenommen hatte, darunter Anabolika wie Megagrisevit und Stromba. Dressel war bei Klümper jahrelang in Behandlung gewesen. Ein Verfahren gegen unbekannt wegen fahrlässiger Tötung wird eingestellt. Staatsanwaltschaft schließt Akte Damit ist die Sache nicht ausgestanden. Die Dopinggegnerin Brigitte Berendonk geht auf Klümper los, der daraufhin bestimmte Vorwürfe verbieten lassen will. Der Professor versichert an Eides statt, weder er noch einer seiner Mitarbeiter hätten Dressel jemals "Dopingmittel rezeptiert oder verabreicht". Als ein Anwalt Klümper daraufhin wegen Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung anzeigt, ermittelt die Staatsanwaltschaft Heidelberg. Der Anwalt verweist auf den Diskuswerfer Alwin Wagner, der als einer von ganz wenigen Athleten offen über Doping redet. Er habe von Klümper oder dessen Assistenzärzten häufig Anabolika-Rezepte erhalten. Doch die Heidelberger Strafverfolger stellen das Verfahren gegen den Freiburger Professor am 22. September 1995 ein. Es sei nicht auszuschließen, dass Wagner einer der von Klümper beschriebenen unbelehrbaren Athleten gewesen sei. Außerdem habe der Mediziner "plausibel" dargelegt, dass ihm bereits unterschriebene Blanko-Rezepte gestohlen worden sein könnten. Die Sportler könnten also, suggeriert der Professor, sich auf diese Weise hinter seinem Rücken Dopingmittel besorgt haben. Die Ermittler glauben das. Klümper gibt bei der Justiz den unschuldigen, zerstreuten Professor. "Ich selbst könnte mir von meinem eigenen Konto kein Geld holen", sagt Klümper in einem anderem Verfahren. Nicht mal familiäre Dinge habe er "im Kopf". Es könne ihm passieren, dass er in einer Telefonzelle stehe und seine Frau anrufen wolle, ihm aber deren Nummer nicht einfalle. "Da rufe ich in der Klinik meine Sekretärin an und lasse mir von ihr die Nummer meiner Frau geben."
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/leichtathletik-im-gleichschritt-aus-dem-rueckraum-1.3037738
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Seit Kindertagen kennen sich Johannes Trefz und Tobias Giehl, am Wochenende wollen beide deutsche Meister werden: Trefz über 400 Meter, Giehl über 400 Meter Hürden. Für ihren Kampf um Hundertstelsekunden nehmen die beiden Münchner Leichtathleten einiges auf sich
Der winzige Kolibri schlägt seine Flügel so schnell, dass es summt; etwa 90 Mal in der Sekunde. Mit seinem langen Schnabel gelingt es ihm vermutlich auch mühelos, sich in den Hintern zu beißen. Wenn Johannes Trefz rennt, summt da gar nichts. Er ist zwei Meter groß, entsprechend lang sind seine Beine. Trotzdem ist er schnell. Kürzlich in Regensburg hat er eine neue persönliche Bestzeit aufgestellt, 46,02 Sekunden über 400 Meter. Alle hätten ihm dazu gratuliert, erzählt er, nur er selbst habe sich geärgert. Zwei Hundertstelsekunden schneller, nur zwei dieser winzigen Kolibri-Flügelschläge, und seine Welt sähe völlig anders aus. Er habe sich sogar gewaltig in den Hintern gebissen, erzählt Trefz - ganz ohne langen Schnabel. An diesem Wochenende finden in Kassel die deutschen Leichtathletik-Meisterschaften statt, und Trefz, 24, hat zwei klare Ziele: Erstens will er den Titel holen, zweitens "45 Komma irgendwas" laufen. Denn damit hätte er die Qualifikationsnorm für die Europameisterschaften in Amsterdam (6. bis 10. Juli) erreicht. Alexander Gladitz, 22, aus Hannover hat das als bislang einziger Deutscher schon geschafft. Doch Trefz traut sich zu, dieses Mal der Schnellere zu sein. Und die EM wäre natürlich nur ein erster Schritt für ihn, denn dort, in einem Klassefeld, würde Trefz dann auch versuchen, die Olympia-Norm zu packen. 45,40 Sekunden, dazu fehlen noch ein paar Kolibri-Flügelschläge mehr. "Wenn alles zusammenpasst, ist es möglich", glaubt Trefz. Er beschäftige sich aber noch gar nicht mit Rio, sagt er. Erst die 45 schaffen, dann die EM, Schritt für Schritt: "Seit vier Jahren arbeiten wir auf Olympia hin, es würde einen erdrücken, wenn wir dauernd nur daran denken würden." Während Trefz nun etwas hektisch auf einem Stück Semmel herumkaut - er habe einen dichten Zeitplan, entschuldigt er sich -, ergänzt neben ihm Tobias Giehl, sein Trainingspartner bei der LG Stadtwerke München: "Diese 45 Sekunden könnten für ihn wie ein Schalter sein, den man umlegt. Es ist vieles Kopfsache." Giehl ist 400-Meter-Hürdenläufer, zurzeit der schnellste in Deutschland. Auch er strebt am Wochenende nach dem Titel. Die EM-Norm von unter 50 Sekunden hat er schon Ende Mai in Jena geschafft (49,93). Sein nächstes Ziel ist also Rio, auch ihm fehlen dafür noch knapp sechs Zehntel. Giehl wirkt entspannter als der neben ihm sitzende Trefz, doch das hat noch andere Gründe als die geschaffte EM-Norm. Trefz war am Abend zuvor noch in Luzern, um mit der deutschen 4×400-Meter-Staffel eine gute Zeit hinzubekommen, auch das mit dem Ziel Rio de Janeiro. Die Zeit wurde mäßig, nicht alle waren fit. Einen von acht freien Plätzen für Olympia will sich das deutsche Quartett schnappen, die zwei EM-Läufe in Amsterdam werden dazu vermutlich die einzig verbleibenden Gelegenheiten bieten. "Mit der Staffel ist es einfacher, zu Olympia zu kommen", glaubt Trefz. Jedenfalls sei er gegen ein Uhr nachts erst ins Bett gekommen, am nächsten Morgen zum Flugplatz, heim, gleich zur Physiotherapie und nun zu diesem Gespräch hier im Olympiapark. Und gleich im Anschluss beginnt das Training, daher schlingt er nun die mitgebrachten Semmeln herunter. "Klappt aber alles prima", sagt er grinsend. Detailansicht öffnen Johannes Trefz will deutscher Meister werden. (Foto: imago/Chai v.d. Laage) Giehl hatte diesen Stress nicht. Er wirkt aber auch deshalb so entspannt, weil er sein Sportlerleben gerade sehr bewusst genießt. Er ist fast wieder so schnell wie 2012, seinem bislang besten Jahr, und vor allem: Erstmals seit Jahren läuft er schmerzfrei. Drei Mal war der ehemalige U-20-Europameister Zweiter bei deutschen Meisterschaften, vor einem Jahr hatte er seine Teilnahme absagen müssen. Jahrelang plagten ihn Ödeme am Fuß, ein verschleppter Faserriss im Oberschenkel kam dazu, 2015 musste er die Saison vorzeitig beenden. Er habe sich danach noch einmal komplett untersuchen lassen, erzählt er, habe ausgesetzt, viel Reha gemacht, Weisheitszähne entfernen lassen, die in seinem Körper offenbar über den Kiefer und die Wirbelsäule eine Kettenreaktion ausgelöst hatten. Nun ist er endlich wieder da, wo er sein will. "Ich genieße jedes Rennen", sagt er, "es ist ein völlig anderes Laufgefühl." Es ist schon ulkig, dass die beiden hier zusammensitzen, Trefz als Biologiestudent, Giehl studiert Umweltingenieurswesen. Seit Kindertagen kennen sie sich. Trefz, der fast ein Jahr Jüngere, hat beim TSV Weilheim mit der Leichtathletik begonnen. "Ich war dann irgendwann der einzige, der das wirklich leistungsmäßig gemacht hat", erzählt er. Deshalb sei er zur LG Würm Athletik gewechselt, kam in die gleiche Trainingsgruppe wie Tobias Giehl, dessen Eltern dort noch immer aktiv sind. Die LG Würm streckte sich, sie sammelte Sponsoren, sie tat alles, was nur möglich war für ihre drei Zugpferde: Giehl, Trefz und Sebastian Barth, deutscher U-23-Meister über 110 Meter Hürden. "Die LG Würm hat viel investiert, aber es war klar, dass das irgendwann an finanzielle Grenzen stoßen würde", sagt Tobias Giehl. Ende 2013 wechselten alle drei im Paket zur LG Stadtwerke, auch ihre Trainer Peter Rabenseifner und Korbinian Mayr nahmen sie mit. "Dadurch hat sich für uns gar nicht viel geändert", sagt Giehl. Eigentlich hat er Johannes Trefz noch früher kennengelernt, als er für Gilching Handball spielte und Trefz für Weilheim. "Ein paar Mal haben wir gegeneinander gespielt, beide im Rückraum", erinnert sich Giehl, der 1,93 Meter groß ist. "Ich weiß nur noch, dass da so ein großer Blonder war, der bei denen alle Dinger reingemacht hat." Trefz grinst: "Genauso ging es mir auch." Detailansicht öffnen Tobias Giehl kennt seinen Konkurrenten aus gemeinsamen Zeiten als Handballer. (Foto: Claus Schunk) Beide haben sich dann der Leichtathletik zugewandt und sich dort gemeinsam an die nationale Spitze gekämpft, genau wie Hürdensprinter Sebastian Barth, der allerdings eine noch viel längere Verletzungsgeschichte hat als Tobias Giehl. Ständige Probleme mit den Muskeln, zuletzt kamen auch noch die Adduktoren dazu. Er hat seine Saison vorzeitig beendet, in Kassel ist er nicht dabei. "Bitter", finden seine Freunde. Im Hintergrund wird gerade ein EM-Fußballspiel übertragen, zwei Haufen Jungmillionäre stehen dort auf dem Platz. Trefz erzählt, wie er sich 2014 bei einem einzigen Rennen verzockt habe, wie er deshalb aus der Sportförderung geflogen sei. "Das war schon happig, wegen eines einzigen Fehlers!" Inzwischen sei er wieder dabei, Giehl nach seiner langen Verletzungsphase allerdings nicht. Zwei Trainingslager in Südafrika, je eines in Portugal und in Italien hat Giehl zuletzt mitgemacht, die er bislang alle "aus eigener Tasche gezahlt" hat. Vom Deutschen Leichtathletik-Verband sei noch nichts gekommen, nur von der LG Stadtwerke. "Das ist schon wichtig, hier hat man wenigstens die Sicherheit, dass man etwas Geld bekommt", sagt er. Auch seine Eltern unterstützten ihn. "Das ist ziemlich traurig", findet Johannes Trefz, "dass sich nicht mal der beste Deutsche, der international startet, sicher sein kann, dass er gefördert wird." Warum sie sich das dann antun, diesen harten Kampf um Hundertstel? Beide blicken einander an. "Es ist ein gutes Gefühl, sich auszureizen, zu sehen, was man schaffen kann", erklärt Trefz, "auch mit dem Team, den Trainern, die sich ja auch alle extrem reinhängen." Giehl sieht es ähnlich. Noch 2015 sei das alles weit weg gewesen, erinnert er sich, fast nicht vorstellbar, doch nun habe er wieder Chancen auf Olympia. Wie 2012: Damals habe er sich nicht getraut, schon zu Beginn eines Rennens alles zu riskieren, diesen Fehler wolle er sich kein zweites Mal vorwerfen müssen, das hat er sich fest vorgenommen. Seit die Schmerzen weg sind, spüre er wieder, was ihm dieser Sport gibt: "Zu sehen, wie gut ich sein kann, welche Bewegungen möglich sind. Zu wissen, dass ich die Norm schaffen kann." Denn natürlich ist da dieser Traum von Olympia. "Sonst bräuchte man das nicht machen", findet Trefz. Giehl sagt: "Das ist einfach ein Kindheitstraum."
https://www.sueddeutsche.de/sport/vor-der-abstimmung-zur-stadionsicherheit-bundesinnenminister-greift-vereine-an-1.1546808
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Jochen Hecht kommt für die Zeit des Tarifstreits zu den Adlern Mannheim. Die Brose Baskets bleiben in der Bundesliga souverän, Marcel Schmelzer wird nicht gesperrt, die Los Angeles Lakers enttäuschen erneut. Sebastian Vollmer und die New England Patriots gewinnen.
Eishockey, DEL: Jochen Hecht wird als vierter NHL-Profi für die Zeit des Tarifstreits zu den Mannheimer Adlern in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) wechseln. "Sobald alle formellen Dinge geklärt sind, trage ich wieder das Mannheimer Trikot", sagte der 35-Jährige dem "Mannheimer Morgen" (Dienstag). Hecht sollte bereits am Dienstag in seiner Heimatstadt Mannheim eintreffen. In der nordamerikanischen Profiliga wurden wegen eines Streits um die Verteilung der Einnahmen alle Spiele bis Silvester abgesagt. Eine Reihe von NHL-Stars hält sich deshalb im Moment in anderen Ligen fit. In Mannheim spielen bereits Marcel Goc, Dennis Seidenberg und Jason Pominville. Hecht hat nach einer Gehirnerschütterung seit Januar kein Pflichtspiel mehr bestritten. "Ich will endlich wieder Eishockey spielen", sagte der frühere Nationalspieler. Seine Familie werde in Buffalo bleiben, da die Kinder dort zur Schule gehen. Deshalb will Hecht über Weihnachten auch zurück in die USA reisen und fehlt den Adlern daher beim Spengler Cup in Davos. Die Mannheimer sind aktuell Tabellenzweiter der DEL. Fußball, Hillsborough-Katastrophe: Die Hillsborough-Katastrophe und der Tod von 96 britischen Fußball-Fans im Jahr 1989 sollen erneut vor Gericht untersucht werden. Generalstaatsanwalt Dominic Grieve reichte beim Obersten Zivilgericht Großbritanniens am Montag einen Antrag ein, das Urteil von damals zu revidieren. Darin war die Katastrophe hauptsächlich als Unfall dargestellt worden. Im September war ein unabhängiges Gremium mehr als 20 Jahre nach der Katastrophe zu dem Ergebnis gekommen, dass mindestens 41 der 96 Opfer hätten gerettet werden können. Polizei- und Rettungskräften seien schwere Fehler unterlaufen, zudem habe die Polizei später für sie negative Passagen aus Berichten entfernt. "Diese neuen Beweise sind der Grund für meinen Antrag, die neuen Informationen sind ein wichtiger Faktor, um tatsächlich zu beurteilen, wie es damals um die Sicherheit im Stadion stand", ließ Grieve über sein Büro mitteilen. Das Gericht werde nun einen ersten Termin zur Anhörung festsetzen. 1989 waren beim Halbfinalspiel des FA Cups zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forrest 96 Menschen in einem überfüllten Liverpool-Block in Sheffield erdrückt worden. Ein offizieller Untersuchungsbericht war 1990 zu dem Ergebnis gekommen, dass die Hauptursache für die Tragödie ein Versagen der Sicherheitskräfte gewesen sei. Serie A, Miroslav Klose: Mit Kurzarbeiter Miroslav Klose ist mit Lazio Rom in der italienischen Fußball-Meisterschaft nicht über ein 0:0 beim Abstiegskandidaten FC Bologna hinausgekommen. Der deutsche Nationalstürmer kam nach seiner Oberschenkelverletzung nur für die Schlussviertelstunde zum Einsatz, konnte aber an der Torflaute nichts mehr ändern. Lazio ist nun seit fünf Liga-Spielen ungeschlagen. Der Rückstand des Tabellenvierten auf Spitzenreiter Juventus Turin beträgt allerdings schon acht Punkte. Bei den Römern sah Libor Kozak in der 86. Minute Gelb-Rot. Klose hatte sich überraschend früh wieder fit gemeldet. Trainer Vladimir Petkovic machte sich jedoch Sorgen wegen Kloses Trainingsrückstands und schonte den 34-Jährigen daher zunächst. Der Torjäger war vor einer Woche bei Lazios 2:1-Sieg gegen den AC Parma nach seinem Tor zum 2:0 kurz vor der Pause vom Platz gegangen. Zunächst hatten die Ärzte eine Oberschenkelzerrung befürchtet. In der Torjägerliste der Serie A rangiert der frühere Stürmer des FC Bayern München mit neun Treffern auf Platz drei. Es führt AC Mailands junger Stürmerstar Stephan El Shaarawy (13) vor Edinson Cavani vom SSC Neapel (11). American Football, Sebastian Vollmer: Die New England Patriots mit dem deutschen Football-Legionär Sebastian Vollmer haben in der US-amerikanischen Profiliga NFL ihre Titelambitionen eindrucksvoll unterstrichen. Im "Monday Night Game" setzten sich die bereits für die Play-offs qualifizierten Patriots gegen die Houston Texans mit 42:14 durch und verkürzten drei Spieltage vor Ende der regulären Saison mit der Bilanz von 10:3 Siegen den Rückstand auf die führenden Texaner (11:2 Siege) in der American Football Conference. Dem überragenden Star-Quarterback Tom Brady gelangen fünf Tage nach der Geburt seines dritten Sohnes beim siebten Patriots-Sieg in Serie vier Touchdown-Pässe, insgesamt erzielte er mit seinen Pässen 296 Yards Raumgewinn. "Es war ein gutes Spiel, wir haben alles gegeben. Wir haben die Ballverluste des Gegners fast immer gut ausgenutzt. Darauf lässt sich aufbauen", sagte Brady nach dem Spiel. Basketball, Brose Baskets: Der deutsche Basketball-Meister aus Bamberg hat seine Tabellenführung in der Bundesliga gefestigt. Die Franken gewannen zum Abschluss des zwölften Spieltags zuhause problemlos mit 107:80 (56:42) gegen Phoenix Hagen und liegen nach dem achten Sieg in Serie mit nun 20:2 Punkten deutlich vor Verfolger ratiopharm Ulm (18:8). Hagen rutscht mit 10:14 Punkten auf Platz 15 ab. Vor 6800 Zuschauern in der ausverkauften Stechert-Arena hatten die Bamberger im früheren NBA-Profi Bostjan Nachbar (19 Punkte) ihren besten Werfer. Insgesamt punkteten sieben Spieler des Meister zweistellig. Bei Hagen kam David Bell auf 18 Zähler. Basketball, NBA: Auszeichnung für Dirk Nowitzki, dritter Sieg in Serie für die Dallas Mavericks: In der Halbzeitpause des 119:96-Erfolgs gegen die Sacramento Kings ist der weiterhin verletzte deutsche Basketball-Superstar in der Profiliga NBA mit dem "Naismith Legacy Award" geehrt worden. Die Auszeichnung erhielt der Würzburger als erster Nicht-Amerikaner für seinen Beitrag für den Basketball-Sport weltweit. Mit der erstmals seit dem 21. November wieder positiven Bilanz von 11:10 Siegen liegen die Mavs als Siebter im Westen auf Play-off-Kurs. Als Zuschauer beim klaren Erfolg seiner Team-Kollegen sah Nowitzki eine hervorragende Mannschaftsleistung, in der O.J. Mayo (19 Punkte) und der deutsche Nationalcenter Chris Kaman (18) die erfolgreichsten Punktesammler waren. Bundesliga, Debatte um Gewalt: Der Innenminister persönlich greift die Vereine an, die Verbände zittern der richtungweisenden Entscheidung entgegen: 48 Stunden vor der brisanten Abstimmung über das Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) hat Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich den Druck nochmals deutlich erhöht und einigen Klubs sogar Gleichgültigkeit gegenüber Gewalt in den Stadien vorgeworfen. "Das Problem ist, dass einige Vereine das Thema nicht ernst nehmen. Sie haben eine Verantwortung, für die Sicherheit der Zuschauer im Stadion zu sorgen. Es kann nicht sein, dass einige Vereine sagen: Gewalt im Fußball? Nie gehört!", sagte Friedrich Sport Bild Plus. Im SID-Interview erläuterte der CSU-Politiker, mit der Verabschiedung des Sicherheitskonzeptes am Mittwoch bei der DFL-Vollversammlung in Frankfurt am Main könnten die Klubs "zeigen, dass sie das Heft des Handelns in ihren Händen behalten" wollen. "Ich erwarte, dass die Vereine und Verbände nach der kontrovers geführten Diskussion ihre Geschlossenheit demonstrieren", sagte der 55-Jährige. Zuvor hatten seine Länderkollegen mit weitreichenden Konsequenzen gedroht, falls die Liga nicht zu einem Konsens komme. Liga-Chef Reinhard Rauball hatte zuletzt sogar die Autonomie des Fußballs bedroht gesehen. Am Mittwoch steht bei der DFL-Mitgliederversammlung der 36 Profivereine der 1. und 2. Liga in Frankfurt/Main das Konzept "Sicheres Stadionerlebnis" zur Abstimmung. Marcel Schmelzer, Rote Karte: Dortmunds Profi Marcel Schmelzer wird trotz seiner Roten Karte im Spiel gegen den VfL Wolfsburg nicht gesperrt. Wie erwartet, beantragte der Kontrollausschuss des DFB am Montag die Einstellung des Verfahrens gegen den Nationalspieler. Schmelzer ist deshalb bereits im kommenden Bundesligaspiel am Sonntag bei 1899 Hoffenheim spielberechtigt. "Im Normalfall zieht ein Feldverweis eines Spielers generell eine automatische Sperre von mindestens einem Spiel nach sich. Einzige Ausnahme: wenn der Feldverweis eindeutig und zweifelsfrei auf einem offensichtlichen Irrtum des Schiedsrichters beruht", hieß es in einer DFB-Mitteilung am Montag. Damit reagierte der Verband auf eine Fehlentscheidung von Wolfgang Stark in der 35. Minute der Partie. Der Schiedsrichter hatte eine Rettungsaktion von Schmelzer auf der Torlinie irrtümlicherweise als Handspiel gewertet und mit einem Elfmeter für Wolfsburg sowie einem Platzverweis für den Außenverteidiger geahndet. Basketball, NBA: Die Los Angeles Lakers enttäuschen weiter in der besten Basketballliga der Welt. Der 16-malige Meister musste mit der 110:117-Heimniederlage gegen die Utah Jazz die zweite Pleite in Serie hinnehmen und bleibt mit der negativen Bilanz von 9:12 Siegen als Nummer elf im Westen unterhalb der Play-off-Plätze. Utah (12:10) dagegen verbuchte den dritten Erfolg nacheinander und bleibt Sechster der Western Conference. 34 Punkte von Kobe Bryant konnten den erneuten Rückschlag der Lakers, die weiterhin auf den verletzten Routinier Steve Nash als Point Guard verzichten müssen, nicht verhindern. Headcoach Mike D'Antoni war von seinen Spielern enttäuscht: "Wir haben zu viele Jungs, die sich mal bei Ballbesitz ausruhen." Bei den Jazz waren Paul Millsap (24 Punkte) und Mo Williams (22) die herausragenden Leistungsträger. Im Osten hat Spitzenreiter New York Knicks (15:5) derweil seine perfekte Heimbilanz ausgebaut. Mit dem 112:106 gegen die Denver Nuggets feierten die Knicks den achten Sieg im achten Spiel im heimischen Madison Square Garden. Flügelspieler Carmelo Anthony gab dabei nach einer Fingerverletzung mit 34 Punkten ein eindrucksvolles Comeback. Schwimmen, Bundestrainer: Der Deutsche Schwimm-Verband ist bei der Suche nach einem neuen Bundestrainer fündig geworden. Nach dpa-Informationen soll der Essener Henning Lambertz das Amt übernehmen. Offiziell bestätigen wollen das weder der Stützpunktrainer noch der DSV, der auf eine Pressekonferenz am Freitag während der Kurzbahn-WM in Istanbul verwies. "Wir haben jemanden ausgewählt, das Präsidium hat zugestimmt", sagte DSV-Präsidentin Christa Thiel der dpa, ohne weitere Details zu nennen. Auch Lambertz wollte sich nicht näher äußern: "Ich würde mich sehr drüber freuen, wenn ich es würde." Vor einem Jahr hatten sich der DSV und Dirk Lange getrennt. Handball, Bundesliga: Der THW Kiel muss nach 585 Tagen feststellen, dass er doch nicht unbesiegbar ist. Der deutsche Meister und Seriensieger unterlag am Sonntag überraschend der MT Melsungen mit 25:29 (16:14) und kassierte damit erstmals seit dem 4. Mai 2011 und dem 24:30 beim SC Magdeburg wieder eine Niederlage in der Liga. In der gesamten Saison 2011/12 hatte der THW keinen einzigen Punkt abgegeben. Die letzte Pleite in der heimischen Sparkassen-Arena hatten die Kieler am 6. April vergangenen Jahres beim 31:33 gegen die Rhein Neckar Löwen hinnehmen müssen. Durch die Pleite bleiben die Löwen, die bereits am Freitag bei Aufsteiger und Tabellenschlusslicht Tusem Essen mit 30:20 gewonnen hatten, mit 28:2 Punkten Tabellenführer. Kiel hat 29:3 Zähler auf dem Konto. 10.285 Zuschauer in der ausverkauften Halle trauten ihren Augen kaum. Schon in der ersten Halbzeit tat sich der Champions-League-Sieger schwer, doch erst nach der Pause nahm die Niederlage Formen an. Zwischen der 35. und der 44. Minute warfen die Gäste aus Hessen fünf Tore in Folge und gingen mit 21:18 in Führung. Mit vereinten Kräften brachte das Team von Trainer Michael Roth den Vorsprung erstaunlich souverän über die Zeit. Beste Werfer der Melsunger waren Michael Allendorf (7) und Felix Danner (6). Für die Kieler reichten diesmal sechs Treffer von Filip Jicha nicht aus. Handball-EM, Frauen: Die deutschen Handballerinnen haben zum Hauptrunden-Auftakt der Europameisterschaft in Serbien einen Sieg gegen Rekord-Weltmeister Russland verschenkt. Die Mannschaft von Bundestrainer Heine Jensen führte am Sonntagabend in Novi Sad lange Zeit gegen den Favoriten, musste sich dann aber mit einem 26:26 (16:13) zufriedengeben. Beste Werferin für die Auswahl des Deutschen Handballbundes war Laura Steinbach (Bayer Leverkusen) mit neun Toren. Daneben überzeugte erneut Torfrau Katja Schülke vom HC Leipzig. Gegen die Russinnen zeigte die DHB-Auswahl, die zuvor nur knapp das dritte Vorrunden-Aus bei einem Großereignis in Serie verhindert hatte, zunächst eine konzentrierte Leistung. Zwischenzeitlich führte das Jensen-Team sogar mit sechs Toren, konnte den Vorsprung aber nicht ins Ziel retten. Weil gut neun Minuten kein Tor gelang, glich Russland in der 57. Minute beim 25:25 aus. Damit bleibt Deutschland in der Tabelle Letzter. Am Dienstag (18.15 Uhr/Sport 1) folgt das Duell gegen den Olympia-Zweiten Montenegro, zum Abschluss geht es am Donnerstag (18.15 Uhr) gegen Rumänien. Die beiden Gruppen-Ersten ziehen ins Halbfinale ein. Der Gruppen-Dritte spielt um Platz fünf. NFL, Unfall: Nach dem Unfalltod von Football-Profi Jerry Brown Jr. von den Dallas Cowboys ist sein Teamkollege Josh Brent wegen Totschlags angeklagt worden. Brent soll betrunken am Steuer des Wagens gesessen haben, in dem Brown am Samstagmorgen ums Leben gekommen war. Nur eine Woche nach dem Suizid des für die Kansas City Chiefs spielenden Jovan Belcher muss die National Football League (NFL) damit eine weitere Tragödie verkraften. Brent hatte offenbar bei überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Das Auto rammte einen Bordstein und überschlug sich. Brent versuchte noch, seinen Teamgefährten aus dem brennenden Wagen zu ziehen. Doch Browns Leben konnte nicht mehr gerettet werden. Der 25-Jährige gehörte zum Trainingskader der Dallas Cowboys. Er hatte zuvor ein NFL-Spiel für die Indianapolis Colts bestritten, ehe er in dieser Saison zu den Cowboys gewechselt war. Zum Einsatz war er für Dallas nicht gekommen. Brent erlitt bei dem Unfall nur leichte Schürfwunden. Er musste bis zur Festsetzung einer Kaution im Gefängnis bleiben. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Handball, Transfer: Handball-Profi Petar Djordjic wechselt anscheinend zur neuen Saison von der SG Flensburg-Handewitt zum Bundesliga-Konkurrenten HSV Hamburg. Der 22-Jährige, der derzeit einen Kreuzbandriss auskuriert, meldete den Transfer auf seiner Website perfekt. Mit Flensburg gewann Djordjic 2012 den Europapokal der Pokalsieger. Djordjic, eines der größten Rückraum-Talente weltweit, könnte beim HSV den Druck auf Pascal Hens und Blazenko Lackovic erhöhen. Zuletzt hatte er angedeutet, neben seiner serbischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen und für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) auflaufen zu wollen. Curling, EM: Den deutschen Curling-Teams droht bei den Europameisterschaften in Karlstadt/Schweden ein Debakel. Die Herren um Skip Andreas Lang (Füssen) verloren nach zuvor zwei Niederlagen auch die Begegnungen am Sonntag gegen Tschechien (5:6) und Russland (1:8) und liegen damit am Tabellenende. Auch die Frauen um die erfahrene Skip Andrea Schöpp (Partenkirchen) sind denkbar schlecht in den Wettbewerb gestartet. Nach einer 7:8-Niederlage im zweiten Spiel des Wettbewerbs gegen Dänemark unterlag das deutsche Team Gastgeber Schweden mit 4:6. In der Tabelle liegt die Frauen-Auswahl des Deutschen Curling-Verbandes (DCV) ebenfalls auf dem letzten Platz. Eishockey, DEL: Die Krise der Adler Mannheim setzt sich fort. Der sechsmalige Meister unterlag dem EHC München trotz Führung im ersten Drittel noch mit 2:5 (2:1, 0:2, 0:2) und hat damit fünf der letzten sechs Begegnungen verloren. Die Adler, für die Nationalspieler Dennis Seidenberg den ersten Treffer durch Adam Mitchell vorbereitet hatte, drohten zudem die Tabellenführung zu verlieren. Die Kölner Haie konnten die Mannheimer im Spiel gegen die Augsburg Panther am Abend noch von Rang eins verdrängen. Zuvor hatten die Hamburg Freezers in der Spitzengruppe überraschend Federn gelassen. Zwei Tage nach dem 7:1-Kantersieg gegen die Haie unterlag der bisherige Tabellenzweite bei den Hannover Scorpions mit 2:3 (0:1, 2:1, 1:0). Matthew Pettinger hatte die Freezers vor 3083 Zuschauern zwei Mal in Führung geschossen, ehe die Scorpions das Spiel im Schlussdrittel durch Tore von Christopher Herperger und Marvin Krüger noch drehten. Für Hannover war es der fünfte Heimsieg in Folge. Die Düsseldorfer EG kassierten im Derby gegen die Krefeld Pinguine eine schmerzhafte 1:4 (1:1, 0:1, 0:2)-Niederlage und rutschte zudem auf den letzten Tabellenplatz ab. Zeitgleich hatte das bisherige Schlusslicht EHC Wolfsburg die Iserlohn Roosters mit 4:1 (0:0, 0:0, 4:1) geschlagen. Dem ERC Ingolstadt gelang im Rennen um die Play-off-Plätze ein wichtiger 3:1 (0:0, 2:1, 1:0)-Sieg im bayerischen Derby gegen die Straubing Tigers. Skispringen, Sotschi: Richard Freitag und Andreas Wellinger sind beim Skisprung-Weltcup in Sotschi auf das Podest gesprungen. Mit Rang zwei und drei krönte das Duo am Sonntag den überragenden Auftritt der DSV-Springer. Beim Sieg des Österreichers Andreas Kofler kam Severin Freund auf Platz fünf und verteidigte damit das Gelbe Trikot des Gesamtführenden. Karl Geiger feierte mit Rang sechs das beste Ergebnis seiner Karriere, Andreas Wank wurde Zehnter. Freitag lag nach Sprüngen auf 100 und 102,5 Meter um 0,1 Zähler vor Wellinger, der mit 100,5 und 103 Metern erstmals auf das Podium kam. Freund sprang 100 und 103 Meter, Geiger landete bei 101 und 101,5 Metern. Biathlon, Staffel: Die deutschen Biathleten haben zum Abschluss des Weltcups im österreichischen Hochfilzen mit der Staffel einen Podestplatz klar verpasst. Simon Schempp, Erik Lesser, Florian Graf und Arnd Peiffer mussten sich am Sonntag mit Platz sechs zufriedengeben. Das Quartett leistete sich eine Strafrunde und neun Nachlader und hatte nach 4 x 7,5 Kilometern 2:02,7 Minuten Rückstand auf die siegreichen Norweger. Den zweiten Platz sicherte sich Frankreich vor Russland. Ohne den geschonten Sprintsieger Andreas Birnbacher hatten die Deutschen keine Chance. Startläufer Schempp lieferte als Einziger eine tadellose Leistung ab und übergab als Zweiter an Lesser. "Ich bin ganz gut durchgekommen und zufrieden", sagte Schempp. Lesser haderte vor allem mit seiner Materialwahl: "Da habe ich die falsche Entscheidung getroffen." Er konnte auf seiner Runde dem Norweger Ole Einar Björndalen nicht folgen. Graf benötigte vier Nachlader und schickte Schlussläufer Peiffer als Vierten mit einem Rückstand von 1:18,5 Minuten in die Loipe. Doch der Sprint-Weltmeister von 2011 musste gar in die Strafrunde und fiel weiter zurück. Auch die deutschen Biathletinnen verpassten beim ersten Staffelrennen der Saison den Sprung aufs Siegerpodest. Zum Abschluss des Weltcups in Hochfilzen wurden Tina Bachmann, Miriam Gössner, Nadine Horchler und Andrea Henkel am Sonntag Vierte. Das Quartett leistete sich eine Strafrunde und sieben Nachlader und hatte nach 4 x 6 Kilometern 54,1 Sekunden Rückstand auf die siegreichen Norwegerinnen. Rang zwei holte sich die Ukraine vor Russland. Bachmann offenbarte wie schon in allen Saisonrennen zuvor am Schießstand einige Probleme. Sie blieb wenigstens ohne Strafrunde, im Gegensatz zu Gössner: "Ich bin zu langsam zum Stehendschießen gekommen. Der Puls war zu weit unten, und ich hatte es nicht mehr unter Kontrolle", sagte Gössner. Die erstmals in einer Staffel eingesetzte Horchler zeigte eine starke Leistung und brachte ihr Team vom achten auf den dritten Rang nach vorne. Schlussläuferin Henkel musste stehend einmal nachladen und ging mit elf Sekunden Rückstand auf Rang drei in die Schlussrunde. Am Ende fehlten knapp zehn Sekunden zum Podest. "Wir konnten zeigen, dass wir vorne angreifen können. Das war wichtig für uns", sagte Henkel. Short Track, Robert Seifert: Shorttracker Robert Seifert hat eine Woche nach seinem Sensationssieg einen weiteren Erfolg im Weltcup verpasst. In Shanghai/China schied der 24 Jahre alte Dresdner, der im japanischen Nagoya für den ersten deutschen Weltcup-Erfolg auf einer Einzel-Strecke gesorgt hatte, über 500 m im Viertelfinale aus. Am Ende reichte es für Seifert zu Rang zehn. Auch Seiferts Vereinskollgein Bianca Walter qualifizierte sich nicht für das Halbfinale und landete auf dem zwölften Platz.